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In knapp drei Wochen findet auch in Berlin der Soziale Tag 2024 statt, an dem bundesweit zehntausende Schüler*innen für einen Tag ihr Klassenzimmer gegen einen Arbeitsplatz tauschen und den erarbeiteten Lohn für Gleichaltrige in schwierigen Lebenslagen spenden. Das Aktionsformat wird jährlich von Schüler*innen Helfen Leben veranstaltet und unterstützt auch in diesem Jahr unter anderem junge Menschen, die vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine betroffen sind. Schirmherr des Aktionstages ist Kai Wegner.

Neumünster, 20.06.2024. Der Soziale Tag wird jährlich von Deutschlands größter jugendlich geführten Hilfsorganisation, Schüler*innen Helfen Leben, organisiert. Bundesweit engagieren sich an diesem Tag Jugendliche für Jugendliche. Sie tauschen ihr Klassenzimmer gegen einen Arbeitsplatz und spenden ihren Lohn. Junge Menschen ermöglichen so nachhaltige Jugend- und Bildungsprojekte in Südosteuropa, im Kontext des Syrienkonflikts und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sie übernehmen Verantwortung für sich selbst und andere in der Gesellschaft und setzen sich solidarisch für Frieden, Chancengerechtigkeit und Demokratie ein.

Psychosoziale Unterstützung für junge Menschen in der Ukraine

Auch in diesem Jahr werden Projekte in der Ukraine unterstützt. Unter anderem das Projekt „Shelter Ukraine“: Kinder, Jugendliche und Familien, die aufgrund des Krieges in andere Teile des Landes fliehen mussten, erhalten an ihren neuen Wohnorten psychosoziale Unterstützung, Freizeit- und Bildungsangebote. Durch Sport-, Kunst- und Kultur-Aktivitäten kommen sie mit Gleichaltrigen zusammen und gewinnen so etwas Abstand zu Kriegsalltag und traumatischen Erlebnissen. Das ist besonders wichtig, da grade junge Menschen enorm unter den Auswirkungen des Krieges leiden.

Empowerment und Partizipation für junge Menschen in Bosnien und Herzegowina

In Südosteuropa arbeiten wir seit drei Jahrzehnten eng mit Projektpartnern zusammen und unterstützen ihre Arbeit nachhaltig, denn Konflikte verändern das Leben und den Alltag der dort lebenden Menschen auf Jahre und Jahrzehnte; auch nach Kriegsende. Im Projekt „Junge Medienmacher*innen in Bosnien und Herzegowina“ setzen sich junge Menschen für kritischen Journalismus und gegen Verschwörungserzählungen ein. Sie kämpfen so gegen nationalistische Tendenzen, die Jugendlichen ihre Perspektiven auf ein Leben in einem freien und demokratischen Europa nehmen.

Auch Olaf Scholz ist Schirmherr des Sozialen Tages

Auch Olaf Scholz unterstützt das junge Engagement und hofft, gemeinsam mit dem jugendlichen Organisationsteam von Schüler*innen Helfen Leben auf eine hohe Aktionsbereitschaft: „Was das eigene Engagement bewirken kann und was der Einsatz von vielen zusammen erreichen kann – das zeigt der Soziale Tag. Ich danke allen Schülerinnen und Schülern, die beim Sozialen Tag mitmachen. Mit Eurer Arbeit und den Spenden sorgt Ihr dafür, dass es anderen Kindern und Jugendlichen auf der Welt besser geht. Danke für Euer großartiges Engagement.“

Über den Sozialen Tag

Das Aktionsformat des Sozialen Tages existiert seit 1998 in Schleswig-Holstein und seit 2006 in ganz Deutschland. Seitdem haben fast zwei Millionen Schüler*innen am Sozialen Tag teilgenommen. Damit ist es die größte Schüler*innenaktion dieser Art in Deutschland. Ob bei den Nachbar*innen Rasen mähen oder einen Tag lang Radiomoderator*in spielen. Es sind keine Grenzen gesetzt. Durch die Einnahmen und Löhne wurden mittlerweile über 35 Millionen Euro in mehr als 150 Jugend- und Bildungsprojekten eingesetzt. Der Soziale Tag 2024 steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz und einer Vielzahl an Ministerpräsident*innen.

Über Schüler*innen Helfen Leben

Schüler*innen Helfen Leben (SHL) ist die größte jugendliche Hilfsorganisation in Deutschland mit jahrzehntelanger Arbeitserfahrung in (Post-)Konfliktregionen. Sie fördert und betreibt Jugendprojekte mit den Themenschwerpunkten Bildung, Begegnung, Demokratie und Engagement. Einmal im Jahr richtet Schüler*innen Helfen Leben deutschlandweit den Sozialen Tag aus, an dem ca. 60.000 Schülerinnen und Schüler einen Tag lang ihr Klassenzimmer gegen einen Arbeitsplatz tauschen und ihren Lohn spenden. Junge Menschen ermöglichen so nachhaltige Projekte in Südosteuropa, im Kontext des Syrien-Konflikts und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Dabei kommen jährlich ca. 1 Million Euro zusammen.

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Hannover. Was als lehrreicher Schulausflug geplant war, endete mit dem Einschalten von Polizei und Staatsschutz. Mitte Mai sollen fünf Jugendliche der Albert-Einstein-Schule in Laatzen bei einem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz den Hitlergruß gezeigt haben. Ursprünglich stand eine Fahrt von 13 Teilnehmer:innen und deren Lehrkräfte ins polnische Krakau an, um die jüdische Geschichte zu erforschen. Ein Besuch des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz war als Teil der Beschäftigung mit dem Holocaust ebenfalls vorgesehen. Am Vorabend der Fahrt war eigentlich geplant, früh ins Bett zu gehen, weil die Gruppe am nächsten Tag früh aufbrechen wollte, berichtet Geschichtslehrer Wilhelm Paetzmann. Im Zimmer von fünf Jugendlichen sahen sich die betroffenen Schüler Internetvideos, unter anderem eine Rede von Adolf Hitler, an. Anschließend filmte einer der Jugendlichen die anderen vier angetrunkenen Mitschüler, während diese den Hitlergruß imitierten. Das aufgenommene achtsekündige Video landete auf dem sozialen Netzwerk Snapchat und wurde auch im außerschulischen Personenkreis gesehen. Bekannt wurde diese Tat allerdings erst nach der Rückkehr der Gruppe.

Der Schulleiter Christian Augustin bestätigte diesen Vorfall und erklärte: “Wir sind natürlich erschüttert und entsetzt”. Auf dem Video ist noch zu hören, dass einer der Schüler versucht habe, eine Veröffentlichung zu verhindern. Allerdings war es bereits zu spät. “Es ist kein bewusst nach außen getragenes politisches Zeichen, aber verhängnisvoll und unreif”, sagte Augustin. Die Schüler hätten den Kurs nicht nur freiwillig gewählt, sondern auch entschieden, dass die Fahrt nach Auschwitz gehen sollte.

Die Schule ordnete Ordnungsmaßnahmen gegen die fünf Jugendlichen an und nach Bekanntwerden des Videos wurden sie zunächst vom Unterricht suspendiert. Anschließend wurde die Polizei benachrichtigt. Die Schüler hätten sich außerdem zehn Tage später vor den unterrichtenden Lehrer:innen sowie Eltern- und Schülervertretern verantworten müssen. Trotz Reue und Entschuldigungen der 17-Jährigen ist eine weitere Konsequenz der intensiven Auseinandersetzung mit der NS-Zeit innerhalb eines Projektes geplant. Dem Bericht zufolge bemüht sich die Schule seit Jahren darum, Schüler:innen über die Verbrechen der NS-Zeit zu sensibilisieren und aufzuklären. Unter anderem wird das Thema jährlich im Januar zum Holocaustgedenktag behandelt, bei dem die Auschwitz-Überlebenden Henry Korman und Salomon Finkelstein  über ihr erlittenes Leid sprechen. Zwei Gebäude der Albert-Einstein-Schule sind nach den beiden Personen benannt. Des Weiteren wurde der Staatsschutz dazu gerufen, welcher nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Weitere Details konnten aus ermittlungstaktischen Gründen bisher nicht genannt werden. 

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Frühjahr 2020: Aufgrund der Corona-Pandemie bleiben die Schulen zeitweise geschlossen. Der digitale Unterricht wird als Notlösung eingeführt und es zeigt sich erstmals deutlich der große Nachholbedarf bezüglich der Digitalisierung an deutschen Schulen. Es offenbaren sich große Lücken in Bezug auf Medienkompetenz, die digitale Kluft wird zum ersten Mal deutlich spürbar und fehlende Standards bezüglich digitaler Tools und das Fehlen digital gestützter Lehrpläne zeigen sich. Zusätzlich sind insbesondere die Schüler:innen von einer Reihe an sozial-emotionalen Auswirkungen betroffen.

Seit dieser Zeit wird sich im Bildungssystem stets bemüht, herauszufinden, welche Bildungsindikatoren wie beispielsweise die Abbrecherquoten sich während der Corona-Pandemie verändert haben. Daraus sollen Rückschlüsse gezogen werden, welche expliziten Lernrückstände entstanden sind. Bildungsforscher:innen des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) haben deshalb die letzten PISA-Ergebnisse genauer untersucht.

Hintergrund ist das schlechte Abschneiden von Deutschland bei der letzten PISA-Studie im Jahr 2022. So hat sich gezeigt, dass sich die Leistungen der Schüler:innen in Deutschland insbesondere im Bereich Mathematik und Lesen stark verschlechtert haben. Die Lerndefizite fallen dabei bei Kindern mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Haushalten größer aus, als bei Kindern ohne Migrationshintergrund oder aus bildungsnahen Haushalten.

Faktoren, die den Distanzunterricht erschwert haben, waren unter anderem der fehlende Zugang zu digitalen Geräten, der Mangel an Lehrkräften und Defizite in der Erfahrung mit digitalem Unterricht. Besonders schwerwiegend: Inwieweit sich diese Faktoren auf die Schüler:innen auswirken, hängt von der jeweiligen sozio-ökonomischen Lage ab. Dabei brauchen gerade Kinder und Jugendliche, welche Zuhause nicht die erforderlichen Ressourcen wie zum Beispiel eine entsprechende technische Ausstattung haben oder auf eine direkte Betreuung zurückgreifen können, einen möglichst guten und umfangreichen Distanzunterricht. 

Einfluss auf die Lernergebnisse haben den empirischen Untersuchungen zufolge der berufliche Status der Eltern und das Sprechen der deutschen Sprache im Haushalt. Kinder mit Migrationshintergrund, die zuhause nicht Deutsch sprechen, weisen demnach in fast allen Bereichen größere Leistungsdefizite auf. Somit wurde durch die Corona-Pandemie dem deutschen Bildungswesen der Spiegel vorgehalten, wodurch sich eine deutliche Chancenungleichheit im Bildungssystem zeigte. 

Lösungsansätze für die entstandenen Schäden scheinen noch nicht flächendeckend umgesetzt zu werden. Obwohl Bildungsexpert:innen schon länger darauf hinweisen, dass die aufkeimenden Lücken nicht von alleine verschwinden werden. Der Schulpädagoge Klaus Zierer empfiehlt die Einführung umfangreicher digitaler Konzepte. Mit Blick auf die Corona-Pandemie macht er deutlich: "Was vielfach geschehen ist - Lernenden Tablets in die Hände zu drücken und zu hoffen, dass diese positiv wirken -, ist als gescheitert anzusehen".

Dass es in Deutschland eine Bildungskluft gibt, wird von einer Studie des ifo Instituts untermauert. So haben Kinder aus benachteiligten Verhältnissen in Brandenburg eine Wahrscheinlichkeit von 34,7 Prozent, später ein Gymnasium zu besuchen. Kinder aus günstigen Verhältnissen hingegen haben eine Chance von 65,7 Prozent. Es herrscht große Einigkeit darüber, diese Lücke zu schließen. Über die Art und Weise wird jedoch diskutiert. 

Was tun? IW-Forscher liefern Handlungsempfehlungen

Um die Defizite, die während Corona-Pandemie entstanden sind und von denen insbesondere Schüler:innen mit Migrationshintergrund betroffen sind, auszugleichen, empfehlen die Bildungsforscher:innen des IW eine Reihe von Maßnahmen

So brauche es gezielte Förderprogramme, welche die Lernlücken verringern und eine nachhaltige Chancengleichheit anstreben. Hierfür müssen Konzepte umgesetzt werden, welche die entstandenen Defizite kompensieren. Außerdem müssen die Ganztagsangebote erweitert und die Qualität erhöht werden. Dadurch ist es möglich, dass insbesondere für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Haushalten ein Ort geschaffen wird, an dem sie individuell betreut werden. Der Fokus muss dabei insbesondere auf die Sprachförderung gelegt werden.

Darüber hinaus müssten  multiprofessionelle Teams an Schulen geschaffen werden, welche aus Lehrkräften, Erzieher:innen und weiteren pädagogischen Mitarbeitenden bestehen, so die Empfehlungen des IW. Dadurch kann der Fokus auf die individuelle Förderung gelegt werden und die Bedürfnisse der Schüler:innen in den Blick genommen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt sind Elternpartnerschaften und Familienzentren. Da Eltern ohne Abschluss oder mit fehlenden Deutschkenntnissen oftmals weniger Kontakt zu den Lehrkräften haben, müssen fehlende Sprachkenntnisse als Barriere ausgemerzt werden. Dadurch kann eine gute Kooperation zwischen den Eltern und der Schule geschaffen werden. “Familienzentren können dazu beitragen, herkunftsbedingte Ungleichheiten abzubauen, da Familien in prekären Lebenslagen einfacher und direkter erreicht werden als über herkömmliche Unterstützungsangebote”, heißt es in dem Gutachten. 

Zudem kann die Ausweitung von Mentoring-Programmen zum Beispiel in Form von Online-Nachhilfeunterricht von Studierenden dabei helfen, dass Schüler:innen ihre Noten, Sozialkompetenz und Arbeitsmarktorientierung verbessern. Eine bedeutende Rolle spielt dabei die Finanzierung. So müssen ausreichend finanzielle Mittel für die Integrationsförderung zur Verfügung gestellt werden. Als Grundlage hierfür soll der Sozialindex dienen, der die familiären Hintergründe der Schüler:innen statistisch berücksichtigt. 

Ein weiterer großer Sektor ist die Verbesserung der Digitalisierung an Schulen. Hierzu muss die Ausstattung in Form von Informations- und Kommunikationstechnologien erfolgen. “In allen Schulen, bei Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern sind WLAN und digitale Endgeräte verfügbar zu machen sowie Lernmanagement-Systeme und internetbasierte Anwendungen für gemeinschaftliches Arbeiten einzusetzen”, heißt es weiter in dem Gutachten. Außerdem muss die digitale Ausbildung von Lehrkräften ausgebaut werden. Hierfür müssen entsprechende Konzepte für die Umsetzung der Digitalisierung geschaffen und die Unterstützung bei der IT-Administration verbessert werden. Außerdem soll das Schulfach Informatik weiter ausgeweitet werden. Einige Bundesländer haben bereits Informatik als Pflichtfach eingeführt. In Rheinland-Pfalz werden aktuell die notwendigen Rahmenbedingungen für die Einführung von Informatik als verpflichtendes Fach vom Bildungsministerium geprüft (Lehrer News berichtete). 

Diese Vorschläge stellen nur einen Bruchteil der Maßnahmen dar, welche die entstandenen Bildungsdefizite minimieren könnten und allen voran die Bedürfnisse der Schüler:innen mit Migrationshintergrund in den Blick nehmen. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Gerhard Brand, kritisiert beispielsweise die mangelnde Einheitlichkeit der Bundesländer. Die Aufholprogramme würden die Rückstände in der Bildung nur in manchen Regionen verringern.  "Wir sind noch lange nicht wieder an einem Zustand angekommen, der mit der Zeit vor Corona vergleichbar ist", erklärt Brand. Aus diesem Grund verlangt er bundeseinheitliche Standards. “Eine erneute Pandemie träfe die Schulen wieder mit voller Härte", so Brand. 

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Hannover. Die Sommerferien stehen vor der Tür, doch anstatt sich zu entspannen, sehen einige Eltern mit Sorge in die Zukunft. Grund dafür ist die Situation an den meisten niedersächsischen Schulen im kommenden Schuljahr: Unterrichtsausfall an allen Schulformen, weil Lehrkräfte fehlen. Miriam Kaschel, die neue Vorsitzende des Landeselternrates Niedersachsen, erklärt, dass am stärksten die Ober- und Grundschulen betroffen seien. Doch schaut man genauer hin, wird klar, dass alle Schulformen  betroffen sind. “Weil Lehrkräfte fehlten, könnten auch Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf mancherorts nicht mehr unterstützt werden”, so Kaschel. Da der Fachkräftemangel jedoch nicht so schnell gelöst werden kann, wird eine Option gesucht, die den Mangel an manchen Orten erträglicher gestalten kann.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hatte Anfang diesen Jahres darauf hingewiesen, dass etwa 2000 zusätzliche Lehrkräfte für eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung notwendig seien. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) befürchtet, dass die Forderung schlichtweg nicht umzusetzen sei. Zahlreiche ausgeschriebene Stellen können für das neue Schuljahr nicht besetzt werden. Fächer wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Fremdsprachen werden durch den Mangel nicht unterrichtet. Besonders der ländliche Raum Niedersachsens sei davon betroffen, hier wird nur die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen besetzt, so der Verband. Das Kultusministerium in Hannover besänftigt die Sorgen der Eltern: “Aktuell sind 1144 von 1457 ausgeschriebenen Stellen besetzt. Wir bewegen uns also im üblichen Rahmen”, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Quote sei damit erfüllt und entspreche den Werten der vergangenen Jahre zum selben Zeitpunkt vor den Ferien. Dennoch bleiben weiterhin Sorgen bestehen.

Ähnlich sieht es in  Nordrhein-Westfalen aus. Trotz neuer Stellen und mehr Personal sind immer noch knapp 6.000 Lehrstellen nicht besetzt. Hinzu kommt, dass ungefähr 33.000 geflohene Kinder und Jugendliche im Schulalltag und Klassen integriert werden müssen. Im Ruhrgebiet sind besonders viele Lehrstellen frei, vor allem an Grundschulen. Abordnungen für zwei Jahre sollen diesen Freiraum kurzfristig schließen. Allerdings werden die Lehrkräfte von Grundschulen nicht an andere Grundschulen versetzt, sondern sollen ihren Unterricht an einer anderen Schulform bewältigen. Dadurch entstehen mehrere Lücken gerade an kleineren Grundschulen. Wie diese gefüllt werden, scheint allerdings noch offen zu sein. “Der gesamte Prozess der Abordnungen ist noch nicht abgeschlossen”, so die Bezirksregierung Münster. Franziska Müller-Rech, die schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, kritisiert das Vorgehen ebenfalls. “Bis zu drei Kollegien müssen verändert werden, um eine Lehrstelle zu besetzen. Stattdessen sollten junge Lehrkräfte direkt an Schulen mit Mangel eingestellt werden. Hierfür müssen Anreize geschaffen werden”, so Müller-Rech. Anreize könnten laut Doris Feldmann vom VBE folgendermaßen aussehen:  Neben den Abordnungen von Lehrkräften von Schule zu Schule kann es Abordnungen ins Ministerium oder an Bezirksregierungen geben. Sonderaufgaben, wie die Qualitätsanalyse des Unterrichts, könnten außerdem hinzukommen. Schulministerin Dorothee Feller (SPD) erklärt, dass die Abordnungen von Lehrkräften an anderen Schulen keine Dauermaßnahme sein soll. Studienplätze für das Lehramt wurden ausreichend geschaffen und der Seiteneinstieg in den Beruf sei dadurch weiter geöffnet worden. Allerdings zeigt sich die Umsetzung erst in ein paar Jahren. Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, kritisiert Fellers Aussage stark: “Feller wurde als Verwaltungsfachkraft geholt, um Ruhe in das System zu bringen. Das ist ihr bisher nicht gelungen.”

Ein weiterer Faktor ist die Integration von Schüler:innen aus dem Ausland, deren zunehmende Zahl den Lehrkräftemangel verstärkt. “Wir machen das mit Herzblut”, so Martin Sina, Schulleiter des Abtei-Gymnasiums in Brauweiler. Die Kapazitäten sind jedoch ebenfalls ausgeschöpft. Nicht nur fehlendes Personal, sondern auch fehlende Räumlichkeiten erschweren den Schulalltag. In den vergangenen Jahren kam neben Integration auch die Inklusion von Schüler:innen mit Förderbedarf hinzu. Auch Themen wie Berufsorientierung und Digitalisierung sollten innerhalb des Lehrplans behandelt werden. “Man muss ein gutes Konzept haben, in dem Kinder gut integriert werden und mit anderen Schülern in einem regelmäßigen Austausch stehen", so Feller. Doch diese Aufgabe sollte nicht zu unterschätzen sein, appelliert Engin an Feller. Lieber sollen Förderprogramme entwickelt werden, die Entlastung und Erleichterung bringen. Wie der Fachkräftemangel in Niedersachen und Nordrhein-Westfalen verringert wird, bleibt also abzuwarten.

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Indien ist eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt – und hat damit auch eines der größten Bildungssysteme. Bekannt für die kulturelle Vergangenheit von Kunst, Literatur, Wissenschaft und Technologie bietet Indien eine Vielzahl an unterschiedlich interessanten Bereichen. Doch unter dieser Vielfalt verbirgt sich ein komplexes Bildungssystem, welches auch die sozioökonomischen Probleme des Landes widerspiegelt. Doch wie kann man sich das Bildungssystem in Indien vorstellen und welche Auswirkungen hat die Bildung auf den jeweiligen Status?

Die indische Bildung unter der Hand der ehemaligen britischen Kolonialmacht 

Bereits im 18. Jahrhundert wollte der indische Historiker und Denker Gandhis, Dharampal, die vorkoloniale Bildung verändern. Seine Dokumentationen zu Kolonialregierungen konzentrierten sich auf die Bereiche Bildung, Landwirtschaft, Technologie und Kunst. Diese historischen Forschungen lieferten Belege über einheimische Bildungseinrichtungen in den Präsidentschaften Bombay, Bengal, Madras und Punjab. Hier besuchen rund 30 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren täglich eine Bildungseinrichtung. Im Jahr 1818 kam es zum Fall des Marathreiches und somit gleichzeitig zu einer britischen Besatzung und Herrschaft. Im Jahr 1835 wurde der “English Education Act" in Indien verabschiedet. Englisch wurde zur offiziellen Unterrichtssprache an allen Schulen und Hochschulen. Einige Schulen unterrichteten den Lehrplan in den Landessprachen mit Englisch als Zweitsprache. Das britische Bildungssystem etablierte sich in den 1820er Jahren. Allerdings wurden einheimische und ländliche Bildungseinrichtungen durch die Gesetzesänderung vernachlässigt, was zur Folge hatte, dass nur ein kleiner Teil der indischen Oberschicht ausgebildet wurde. Die britische Bildungspolitik förderte dadurch die steigende soziale Ungleichheit und sorgte dafür, dass in indischen Dörfern die Bildung nicht weiter ausgebaut wurde. Der Zutritt zur Bildung wurde auch in der Mittelschicht weitgehend blockiert. Christliche Missionsschulen wurden gegründet, die ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung des englischen Bildungssystems hatten.

Entwicklungen und Fortschritte seit 1947

Im Jahr 1947 kam es durch Gandhi zur Unabhängigkeit Indiens. Die indische Regierung hatte demnach Programme gefördert, um die Ungleichheit auch im Bildungsbereich zu verringern. Die niedrige Alphabetisierungsrate sollte in ländlichen, aber auch städtischen Gebieten bekämpft werden. Ein einheitliches Bildungssystem sollte durch den ersten Bildungsminister, Maulana Abul Kalam Azad, durchgesetzt werden. Im Jahr 1961 wurde von der Unionsregierung eine autonome Organisation “National Council of Educational Research and Training“ (NCERT) gegründet, die die Entwicklung hochwertiger wissenschaftlicher Bildungseinrichtungen fördern sollte.

Im Jahr 2019 hat die indische Regierung einen Reformentwurf für eine neue Bildungspolitik veröffentlicht. Dabei wurde die Reduzierung und Änderung des Lehrplaninhaltes diskutiert, der von nun an grundlegendes Lernen, kritisches Denken und ganzheitliches Wissen fördern sollte. Eine Überarbeitung des Lehrplans und deren pädagogische Struktur wurde außerdem detaillierter betrachtet. Fokus dabei war der Ausbau der kognitiven Entwicklungen der Kinder in Indien. Die Politik zielt mit dem Entwurf darauf ab, Vorschulbildung universell zu machen und einen besonderen Wert darauf zu legen, bis 2025 grundlegende Lese- und Rechenfähigkeiten in der Grundschule und den darauf folgenden Bildungseinrichtungen zu erreichen. Doch wie genau sieht die Struktur des indischen Bildungssystems aus?

Die Struktur des Bildungssystems

Das Bildungssystem ist nach dem Vorbild der ehemaligen britischen Kolonialmacht aufgebaut. Das  Vier-Stufen-Modell der jeweiligen Bildungseinrichtung setzt sich bis in die heutige Zeit durch. Angefangen wird, ähnlich wie in westlichen Ländern, mit der Grundschule. Kinder von 6 bis 10 Jahren besuchen die Grundschule 8 Jahre lang, die teilweise bis zur 5. oder 6. Klasse angeboten wird. Ziel dabei ist es, grundlegende Lese- und Rechenfähigkeiten sowie Basiskenntnisse unterschiedlicher Fächer zu vermitteln. Die nächste Stufe ist die Sekundarschulbildung bzw. Mittelschule. Diese geht von der 6. Klasse bis zur 10. oder 12. Klasse. Dabei wird der jeweilige Schwerpunkt der einzelnen Fächer erweitert und ein breiterer Lehrplan, welcher Sprachen, Naturwissenschaften, Sozialkunde, Mathematik und Kunst umfasst, wird angeboten. Die meisten Schulen in Indien können allerdings aufgrund von Budgetbeschränkungen keine Flexibilität innerhalb des Lehrplans durchsetzen. Nach Abschluss der mittleren Sekundarschulbildung kann auch eine höhere Sekundarschulbildung  besucht werden. Dabei können Schüler:innen sich häufig auf ein bestimmtes Fach spezialisieren. Die Fachbereiche sind neben Naturwissenschaften auch Handel und Geisteswissenschaften. Die nächste und letzte Stufe ist die Hochschulbildung. Diese bietet Bachelor-, Master- und Doktorabschlüsse für Studierende an. Indien verfügt über ein umfangreiches Netzwerk an Institutionen und Hochschulen weltweit, sodass die akademischen Abschlüsse auch in anderen Ländern anerkannt werden können.

Indien verfügt über das zweitgrößte Bildungssystem der Welt, mit mehr als einer Milliarde Einwohnern. Die Verwaltung von 35 Bundesstaaten und Territorien liegt dabei in den Händen der jeweiligen Schul- und Wissenschaftsbehörden, die dem Bildungsministerium Indiens unterstellt sind. Im Jahr 2005 wurde erstmals ein zentrales Gesetz zum Recht auf Bildung umformuliert. 2009 wurde das Recht auf kostenlose und verpflichtende Schulbildung gesetzlich erweitert. Ab 2010 wurde das Gesetz für ganz Indien beschlossen, welches allerdings immer noch ausbaufähig ist.

Herausforderungen im indischen Schulalltag

Staatliche Schulen können aufgrund der hohen Schüler:innen-Anzahl oft nicht die gewünschte Qualität bieten. Privatschulen, die vom Schulgeld finanziert werden, bieten zwar eine Alternative, tragen jedoch zur Vertiefung der sozialen Ungleichheit  bei. Sie bieten oft eine bessere Bildung, jedoch sind die Schulbeiträge teuer und für viele Menschen unerschwinglich. Benachteiligte Gruppen haben dadurch weniger Chancen auf eine gute Bildung. Es besteht immer noch ein Mangel an fundierten und modernen Lehrkräfteausbildungen sowie eine finanzielle und materielle Ausstattung der Schulen. Aufgrund der schnell wachsenden Bevölkerungsrate in Indien sitzen mehr als die Hälfte der Klassen mit knapp 50 bis 80 Schüler:innen unterschiedlicher Jahrgangsstufen zusammen. In ärmeren Unionsstaaten erscheinen fast 40 Prozent der Lehrer:innen nicht regelmäßig zum Dienst, da die Förderung des Sekundarschulbereiches und der darauffolgenden qualifizierenden Berufsausbildung nicht genug ausgebaut ist. Angesichts der schnell wachsenden Wirtschaft ist eine qualifizierte Berufsausbildung jedoch von entscheidender Bedeutung. Eine Folge der mangelnden Berufsausbildung sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung.

Mindestens 7 Millionen Kinder erhalten in Indien wenig bis keine Schulbildung, meist wird nicht einmal die Grundschule beendet. Ein Grund dafür könnte der fehlende Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung sein. Gerade in ländlichen Gebieten sind Schulen oft unterbesetzt und schlecht ausgestattet. Aber auch Faktoren wie Armut und Kinderarbeit spielen eine entscheidende Rolle. Trotz des Verbots der Kinderarbeit ist es aufgrund wirtschaftlicher Ungleichheiten und sozialer Bedingungen schwer durchzusetzen. Auch die enorme Ungleichheit zwischen Stadt und Land verdeutlicht die großen Unterschiede. Der Zugang zu angemessenen Bildung ist gerade für Randgruppen eher schwierig zu erreichen. Die Folge davon spiegelt sich in Lese- und Schreibfähigkeiten wider. Gerade mal 76 Prozent der Gesamtbevölkerung Indiens können lesen und schreiben. Die Alphabetisierungsrate tritt mehrheitlich in ökonomisch schwachen Gruppen sowie bei Mädchen und Frauen auf.

Das unausgewogene Geschlechterverhältnis wird im ländlichen Raum noch deutlicher. Die Anzahl der Kinder, die nie zur Schule gegangen sind, liegt bei knapp 100 Millionen. Mädchen und Frauen haben in Indien im patriarchalen System immer noch einen niedrigeren Status und weniger Privilegien als Jungen und Männer. Meist liegt der Fokus von Mädchen und Frauen nicht auf der Bildung, sondern auf Haushalt, Kinderbetreuung und Familienfürsorge. Der Anteil der gebildeten Frauen lag unter der britischen Herrschaft bis zur Unabhängigkeit Indiens 1947 gerade einmal zwischen 2 und 6 Prozent. Im Jahr 1981 konnte der Anteil auf knapp 29 Prozent angestiegen werden. Vor kurzem wurde von der Regierung die sogenannte “Saaksahr Bharat Mission for female Alphabetization“ ins Leben gerufen. Ziel dieser Mission ist es, die Analphabetenrate bei Frauen auf die Hälfte der derzeitigen Niveaus zu senken. Die Bildung der Frauen beeinflusst die Lebensstandards im Land. Erhalten Frauen schlechtere Bildungen, so hat dies negative Auswirkungen wie ein geringeres Einkommen, eine schlechtere Ernährung und folglich schlechtere Lebensbedingungen von Kindern.

Auch die Infrastruktur der einzelnen Bildungseinrichtungen weisen Mängel auf. In vielen indischen Schulen sind kaum geeignete Klassenzimmer vorhanden. Schränke zur Aufbewahrung von Büchern und Unterrichtsmaterialien, sowie Waschräume und Trinkwasser sind nicht ausreichend oder fehlen ganz. Der veraltete Lehrplan kommt hinter den schnell ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes und technologischen Fortschritten kaum hinterher. Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist es in indischen Schulen kaum möglich, eine entsprechende Ausstattung zur Verfügung zu stellen. Das Bildungssystem in Indien wird oft dafür kritisiert, dass der Fokus eher auf das Auswendiglernen gelegt wird, anstatt eine gezielte Problemlösung anzustreben. Fast alle Vorschulen haben kaum einen Lehrplan, in dem Kreativität in den Einrichtungen gefördert wird, da dies eher als Form der Unterhaltung betrachtet wird. Auch während der britischen Kolonialzeit wurde sich eher auf wissenschaftliche, universelle und moralische Ziele konzentriert, anstatt soziale und kulturelle Bildungsfaktoren auszubauen.

Welche Veränderungen sind für das Bildungssystem geplant?

Um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, wurde ein Ansatz einer gänzlichen Umgestaltung des Bildungswesens vorgestellt. Die indische Regierung hat 2020 die Nationale Bildungspolitik (NEP) verabschiedet. Dies ersetzt die vorherige nationale Bildungspolitik von 1986 und würde einen enormen Fortschritt für Indien Bildungssystems bedeuten. Die NEP ist eine umfassende Umgestaltung des indischen Bildungssystems, welches die Bildung zugänglicher, gerechter und integrativer machen soll. Eine neue Bildungsstruktur soll entstehen. Dabei wird die “10 + 2“-Struktur durch das ”5+3+3+4“-Modell ersetzt. Das bedeutet, dass Kinder nun 5 Jahre die Grundschule besuchen, 3 Jahre eine Mittelschule, 3 Jahre eine Oberschule und anschließend 4 Jahre in einer weiterführenden Schule verbringen. Schüler:innen soll beigebracht werden, selbstständig zu denken und Probleme und Aufgaben kreativ zu lösen. Gerade für den späteren akademischen und beruflichen Bereich kann diese Förderung von Vorteil sein. Bereits in jungen Jahren sollen die Kernkompetenzen des Lesens, Schreibens und Rechnens vermittelt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der frühkindlichen Bildung. Schüler:innen sollen stärker in das Bildungssystem integriert und nicht in getrennten Silos unterrichtet werden. In Zeiten der Digitalisierung legt die NEP auch Wert auf eine ausreichende digitale Bildung. Schüler:innen sollen lernen, wie sie Technologie zum Lernen und zur jeweiligen Problemlösung von Aufgaben verwenden können. Des Weiteren spielt die Vorbereitung auf das berufliche Lernen eine zentrale Rolle. Schüler:innen sollen auch dabei die Möglichkeit bekommen, Fähigkeiten für das spätere Berufsleben zu erwerben.

Insgesamt weist die nähere Betrachtung des Bildungssystems in Indien auf, dass viele Unterschiede zu finden sind. Trotz des Schulsystems der ehemaligen britischen Kolonialmacht, kommt es immer wieder zu sozialen Ungleichheiten. Aufgrund der hohen Anzahl an Schüler:innen und der fehlenden Lehrkräfte kann die gewünschte Qualität von staatlichen Schulen meist nicht ausgebaut werden. Rund 7 Millionen Kinder und Jugendliche erhalten keine Schulbildung, meist wird nicht einmal die Grundschule beendet. Mädchen und Frauen bekommen keinen ausreichenden Zugang zur Bildung, da sie im indischen patriarchalen System einen immer noch niedrigen Status haben als Jungen und Männer. Demnach ist die Alphabetisierung, besonders im ländlichen Raum Indiens, ein großes Thema. Lesen, Schreiben und Rechnen zählen eigentlich zu den Kernkompetenzen, laut Lehrplan spielt das Auswendiglernen eher eine zentrale Rolle. Um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, wurde von der Nationalen Bildungspolitik (NEP) Veränderungen gefordert, um das Bildungssystem zugänglicher, gerechter und integrativer zu gestalten. 

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Das Portal “FragDenStaat” hat auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) Mitte Mai die Herausgabe interner Kommunikationsabläufe des Bundesbildungsministeriums (BMBF) eingefordert. Hintergrund ist ein damals veröffentlichter kritischer offener Brief von Hochschullehrenden über die Räumung des Campus nach friedlichen propalästinensischen Protesten von Studierenden der freien Universität Berlin (Lehrer News berichtete). Die Unterlagen könnten weitere Hinweise zur darauffolgenden Fördermittel-Affäre bieten und Aufschluss darüber geben, inwieweit Stark-Watzinger hierbei involviert war. Nun hat das Ministerium reagiert, allerdings anders als zunächst erwartet.

Der Journalist Arne Semsrott forderte bereits am 17. Mai auf der Plattform “FragDenStaat” unter Berufung auf das IFG alle Unterlagen an, welche zur Prüfung in Bezug auf den offenen Brief von Bedeutung sein könnten. “Die Informationen sollen sämtliche Kommunikation enthalten (u.a. die Weisung von Staatssekretärin Döring und weitere Kommunikation), das Ergebnis der (juristischen) Prüfung (u.a. in Bezug auf straf- und dienstrechtliche sowie förderrechtliche Konsequenzen für die Lehrenden) und etwaige (Leitungs-)Vorlagen sowie Vermerke und Kommunikation mit Dritten”, so Semsrott. 

Das IFG berechtigt jede natürliche oder juristische Person aus dem In- und Ausland dazu, Zugang zu Informationen von Behörden des Bundes zu erhalten. Der Antrag kann dabei formlos gestellt werden und es muss kein besonderes Interesse der Auskünfte bewiesen werden. Die Informationen müssen unverzüglich und spätestens binnen eines Monats zugänglich gemacht werden.  

Am Tag der Ablauffrist, dem 17. Juni, teilte das BMBF gegenüber Semsrott mit: “Die interne Prüfung der Unterlagen zu Ihrer Anfrage konnte aufgrund der Komplexität des Antragsgegenstands noch nicht abgeschlossen werden, daher dauert die Bearbeitung Ihrer Anfrage derzeit noch an." Am 22. Juni dann die Antwort des BMBF: Das Zustellen der Unterlagen wäre aufgrund der Dateigröße” nicht möglich gewesen. “Wir werden die Anlagen Anfang der Woche aufteilen und es erneut versuchen”, schreibt das BMBF. 

Nach mehreren Verzögerungen ist nun einzusehen, dass das BMBF die Unterlagen am späten Sonntagabend auf der Plattform zur Verfügung gestellt hat. Es bleibt abzuwarten, welche neuen Erkenntnisse sich hieraus ergeben und welche Fragen in Bezug auf die Fördermittel-Affäre und der Rolle von Stark-Watzinger beantwortet werden können. 

Mittlerweile fordern über 3000 Vertreter:innen der wissenschaftlichen Community in einem offenen Brief den Rücktritt der umstrittenen FDP-Ministerin. Diese lehnt den Schritt weiter ab, nachdem sie zuvor eine Staatssekretärin entlassen hatte, was von vielen Beobachtern als “Bauernopfer” interpretiert wurde.

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Willkommen bei den Schirmers! Hier leben drei Generationen unter einem Dach. Da kann es schon mal turbulent und laut werden, oft heiter, manchmal kompliziert. 

Lernen wir die Schirmers, die Protagonisten im ABENTEUERLAND, ein wenig besser kennen, begegnen wir einer Familie mitten im Leben. Da findet sich Liebe, Vertrauen und Verständnis – wie in jeder anderen Familie auch. Und trotzdem drohen ihre Sehnsüchte, Träume und Wünsche im Alltag unterzugehen. 

Lena Schirmer (75) ist die Mutter von Robert (48). Der steckt mitten in der Midlifecrisis und kämpft um Fassung und Haltung. Seine verwitwete Mama fühlt sich nach dem Tod von Roberts Vater einsam. Das soll sich ändern: Oma Lena geht online auf Partnersuche. Dort lernt sie Rentner Karl (72) kennen und fiebert einem ersten Treffen entgegen. 

Robert und seine Frau Petra (45) haben sich vor zwanzig Jahren das Ja-Wort gegeben. Inzwischen arbeitet er viel zu viel und verbringt seine wenige Freizeit auch noch am liebsten auf dem Rad. Kein Wunder, dass sich seine Frau oft ungesehen fühlt. Ihre Batterien sind durch den immerwährenden Kreislauf aus „Mann, Kinder, Haushalt“ einfach oft nur leer. Dann geht sie tanzen – mit ihrer lebensfrohen Freundin Beate (45), die sie schon seit Kindertagen kennt. Auf Beate ist Verlass, sie hat immer ein Ohr für Petras Sorgen. 

Und da sind die beiden Kinder von Robert und Petra: Der draufgängerische Abiturient Alex (18), der für seinen Traum, mit seinem besten Freund Tom (18) zu erfolgreichen Popstars zu werden, schnell mal alles und jeden um sich herum vergisst. Darunter leidet auch seine Schwester Anna (16), die sich wenig attraktiv findet und mit sich selbst hadert. Sie wird in der Schule gemobbt und fühlt sich gänzlich ungeliebt. Anders als die bildhübsche, aus einer überaus strengen Familie stammende Amira (18), in die sich Mädchenschwarm Alex Hals über Kopf verliebt. Oder Vanessa (18), die ihrerseits ein Auge auf Alex geworfen hat… überall Missverständnisse und unklare Kommunikation… 

Plötzlich stellt ein dramatisches Ereignis alles auf den Prüfstand. Ist es sinnvoll, bis zum Umfallen zu arbeiten – und dabei das Auseinanderbrechen der eigenen Familie gar nicht mitzubekommen? Vielleicht sollte man besser hinhören, vor allem, wenn das Gegenüber etwas Wichtiges zu sagen hat. Und vielleicht ist es gar nicht so falsch, bereits mit 18 bedeutende Weichen für sein ganzes Leben zu stellen, oder mit Mitte 40 etwas zu wagen, wovon man schon als Teenager geträumt hat. Und erst recht nicht, mit 75 noch mal einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen… 

Die Schirmers erfahren das Glück echter Freundschaft. Lernen, wie man wirklich zuhört und seine Gefühle in Worte fasst. Zu sich selbst – und für die anderen einzustehen. Und auch das Wichtigste von allem: zu verzeihen!

„Lehrreicher Mehrwert“

Der Besuch des Musicals ABENTEUERLAND bietet eine reichhaltige Lernumgebung. Die vielfältigen Themen der Handlung bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für Diskussionen, Reflexionen und kreative Projekte im schulischen Kontext.

  1. Familienstrukturen und Generationenkonflikte
  • Verständnis für verschiedene Lebensphasen: Die Schüler erleben, wie drei Generationen unter einem Dach leben und welche Herausforderungen und Konflikte daraus entstehen. Sie lernen, die Perspektiven von Großeltern, Eltern und Jugendlichen besser zu verstehen.
  • Generationenübergreifendes Lernen: Das Musical zeigt, wie Menschen unterschiedlichen Alters voneinander lernen können und wie wichtig gegenseitiger Respekt und Verständnis sind.
  1. Beziehungspflege und Kommunikation
  • Kommunikationsfähigkeit: Die Geschichte betont die Bedeutung klarer und offener Kommunikation. Schüler können daraus lernen, wie wichtig es ist, auf andere zu hören und Missverständnisse zu vermeiden.
  • Konfliktlösung: Die Handlung zeigt, wie man Konflikte in der Familie und im Freundeskreis lösen kann. Schüler lernen verschiedene Strategien zur Konfliktbewältigung kennen.
  1. Emotionale Intelligenz
  • Empathie und Mitgefühl: Indem sie die emotionalen Höhen und Tiefen der Charaktere miterleben, können Schüler ihre Empathiefähigkeit stärken und lernen, sich in andere hineinzuversetzen.
  • Selbstreflexion: Die Charaktere im Musical reflektieren über ihre eigenen Gefühle und Handlungen. Schüler können dazu angeregt werden, über ihre eigenen Emotionen und Verhaltensweisen nachzudenken.
  1. Lebensziele und Träume
  • Inspiration und Motivation: Die Figuren verfolgen ihre Träume und Wünsche trotz Schwierigkeiten. Schüler werden ermutigt, ihre eigenen Ziele zu verfolgen und nicht aufzugeben, auch wenn der Weg steinig ist.
  1. Soziale Themen und Diversität
  • Mobbing und Selbstwertgefühl: Die Geschichte von Anna, die in der Schule gemobbt wird und mit ihrem Selbstwertgefühl kämpft, kann Schülern helfen, die Auswirkungen von Mobbing zu verstehen und Empathie für Betroffene zu entwickeln.
  • Interkulturelles Verständnis: Die Figur Amira bringt Aspekte von kultureller Diversität und den Herausforderungen, die damit verbunden sind, in die Geschichte ein. Dies fördert das interkulturelle Verständnis und die Toleranz unter den Schülern.
  1. Freundschaft und Zusammenhalt
  • Wert echter Freundschaft: Die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt wird durch die Beziehungen zwischen den Charakteren hervorgehoben. Schüler lernen, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein.

Um Ihnen die Produktion und den lehrreichen Mehrwert der Musicals näherzubringen, lädt das Capitol Theater Düsseldorf Ihre Schüler*innen herzlich zum Musical ABENTEUERLAND ein.

Es gibt ein exklusives 25€ Schülerticket für alle Shows vom 13. Juli – 20. August 2024.

Promotion Code: „Schüler Sommerferienangebot“

Ermäßigungsnachweis (Schülerausweis) ist am Eingang vorzuzeigen.

Der Besuch des Musicals ABENTEUERLAND bietet eine reichhaltige Lernumgebung. Die vielfältigen Themen der Handlung bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für Diskussionen, Reflexionen und kreative Projekte im schulischen Kontext. Vor allem:

  1. Familienstrukturen und Generationenkonflikte
  2. Beziehungspflege und Kommunikation
  3. Emotionale Intelligenz
  4. Lebensziele und Träume
  5. Soziale Themen und Diversität
  6. Freundschaft und Zusammenhalt

Für Rückfragen und die Buchung der Tickets bitte folgende Nummer kontaktieren:

Service Center: 01806 10 10 11*

Link zur Musical-Website: https://www.abenteuerland-musical.com/

Ein Bild, das Text, Kunst, Poster, Grafiken enthält.Automatisch generierte Beschreibung

*Buchung nach Verfügbarkeit. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 01806 10 10 11: 0,20 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz.

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Kultusministerkonferenz beschließt aktualisierte Empfehlung zur Förderung der MINT-Bildung +++ “MINT-freundliche Schule” und weitere MINT-Zertifikate besonders wichtig +++ Zertifikat “Digitale Schule” wird ebenfalls von KMK empfohlen

17. Juni 2024, Berlin, Völklingen. In der am 14.06.2024 beschlossenen Neufassung der MINT-Empfehlung der Kultusministerkonferenz KMK wird die Bedeutung von „MINT-freundlichen Schulen“ an mehreren Stellen hervorgehoben. MINT-freundliche Schulen spielen eine Schlüsselrolle bei der Förderung von MINT-Kompetenzen und werden als Modellbeispiele genannt. Die Zertifizierung als „MINT-freundliche Schule“ der Initiative “MINT Zukunft schaffen!” soll Schulen ermutigen, sich verstärkt im Bereich der MINT-Bildung zu engagieren und entsprechende Programme zu entwickeln und umzusetzen. Besonders betont wird in der KMK-Empfehlung auch die Bedeutung der Informatik sowie die Verknüpfung von MINT-Bildung mit Themen der Digitalisierung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Prof. Dr. Christoph Meinel, Vorsitzender von „MINT Zukunft schaffen!“, kommentiert: „Die aktuellen Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur Stärkung der MINT-Bildung sind ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Besonders erfreulich ist die Anerkennung und Empfehlung von ‚MINT-freundlichen Schulen‘. Diese Schulen geben ein gutes Beispiel, wie MINT-Kompetenzen ideenreich und nachhaltig gefördert werden können. Ihre Zertifizierung bestätigt ihnen den erreichten hohen Standard im MINT-Bereich und ermutigt andere Schulen, ähnliche Programme zu entwickeln und umzusetzen. Die Einbindung in regionale und überregionale Netzwerke sowie die gezielte Förderung der beruflichen Orientierung im MINT-Bereich zeigen, dass ‚MINT-freundliche Schulen‘ weit mehr als nur Unterricht bieten – sie bereiten unsere Schülerinnen und Schüler umfassend auf die Anforderungen der digitalen und technologischen Zukunft vor.“

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 und saarländische Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot: „Die Stärkung der MINT-Bildung ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unseres Bildungssystems und unserer Gesellschaft. Schülerinnen und Schüler sollen hier vor allem lernen, naturwissenschaftliche Zusammenhänge vernetzt zu betrachten und ihr Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu reflektieren. In einer Welt, die zunehmend digitaler und vernetzter wird, müssen Kinder und Jugendliche sich souverän und selbstverständlich bewegen können. Die Förderung von MINT hat auch eine andere wichtige Komponente: Sie stärkt auch die persönliche Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler. Alle jungen Menschen haben ein Recht darauf, ihre individuellen Fähigkeiten – sei es im musischen wie auch im naturwissenschaftlichen Bereich – weiterzuentwickeln und dabei unterstützt zu werden. Mit der heutigen Entscheidung setzen wir ein starkes Zeichen für die Bedeutung naturwissenschaftlicher, technischer und persönlicher Zukunftskompetenzen.“

Die KMK empfiehlt, die MINT-Bildung an Schulen folgendermaßen zu stärken:

1. Förderung und Profilbildung: Es wird empfohlen, die Profilbildung von Schulen im MINT-Bereich durch Zertifizierungen wie „MINT-freundliche Schule“, “MINT EC” oder vergleichbaren Signets zu unterstützen. Diese Schulen sollen durch ihre Ausrichtung und ihre Angebote als Vorbilder dienen und andere Schulen motivieren, ähnliche Programme zu etablieren.

2. Qualitätssicherung und -entwicklung: Die Qualität des MINT-Unterrichts wird als zentraler Faktor für den Bildungserfolg gesehen. „MINT-freundliche Schulen“ und “Digitale Schulen” sind dabei wichtige Akteure, da sie durch ihre Zertifizierung bereits hohe Standards im MINT-Bereich etabliert haben und kontinuierlich daran arbeiten, diese zu verbessern.

3. Netzwerkarbeit und Bildungspartnerschaften: “MINT-freundliche Schulen” sind in der Regel in regionale und überregionale Netzwerke (MINT Regionen, MINT Cluster) eingebunden, die den Austausch und die Zusammenarbeit im MINT-Bereich fördern. Sie dient dabei als Knotenpunkt für verschiedene Bildungs- und Wirtschaftspartner.

4. Berufliche Orientierung: Ein besonderes Augenmerk liegt auf der beruflichen Orientierung im MINT-Bereich. „MINT-freundliche Schulen“ bieten ihren Schülern durch Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen sowie durch Praktika und Wettbewerbe vielfältige Möglichkeiten, MINT-Berufe kennenzulernen.

„MINT-freundliche Schulen“ und “Digitale Schulen” werden von der KMK als wichtiger Bestandteil der Strategie zur Stärkung der MINT-Bildung angesehen, da sie innovative MINT-Bildungsangebote umsetzen und dadurch die MINT-Kompetenzen von Schülern nachhaltig fördern. Die Kriterien für MINT-freundliche Schulen sind hier zu finden. Die Kriterien für Digitale Schulen haben wir hier zusammengestellt.

Vollständiges Empfehlungspapier der KMK zur MINT Bildung: https://www.kmk.org/fileadmin/pdf/PresseUndAktuelles/2024/2024_06_13-MINT-Empfehlung.pdf

Pressemitteilung der KMK: https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/kultusministerkonferenz-beschliesst-aktualisierte-empfehlung-zur-foerderung-der-mint-bildung.html

Über die Nationale Initiative  „MINT Zukunft schaffen!“

„MINT Zukunft schaffen!“ ist eine Community von Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und Initiativen und setzt sich für die Stärkung der MINT-Bildung ein. Ziel ist es, mehr junge Menschen für MINT zu begeistern und die Kompetenzen in der Gesellschaft zu fördern. Die Initiative vergibt die Siegel „MINT-freundliche Schule“ und „Digitale Schule“. Im Jahr 2024 tragen rund 2.500 Schulen in Deutschland ein Siegel. Die „MINT-freundlichen Schulen“ werden von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschirmt, während die „Digitalen Schulen“ unter der Schirmherrschaft von Bundesdigitalminister Dr. Volker Wissing stehen. „MINT Zukunft schaffen!“ ist Co-Gründer und Mitglied des Nationalen MINT-Forums. Weiter veröffentlicht die Initiative monatliche Daten zur MINT-Lücke, ein halbjährliches MINT-Reporting (MINT-Meter), vergibt Stipendien, MINT-Awards für Studierende und den Studentenpreis „MINT Minded-Company“ für Unternehmen. Die gesamte Initiative „MINT Zukunft schaffen!“ steht unter Schirmherrschaft des Bundeskanzlers.

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Die Leseförderung wird mit zeitgemäßen Projekten in Hessen weiter ausgebaut. Jetzt starten 120  weiterführende Schulen mit dem Podcast-Koffer von BÜCHERALARM in ein multimediales Leseabenteuer. "Vielfältige Podcast-Formate lassen Geschichten lebendig werden, regen die Fantasie an und verbessern das Hörverständnis", sagt Armin Schwarz, Hessischer Minister für Kultus, Bildung und Chancen.  

Ziel ist es, die traditionelle Lesekultur in das digitale Zeitalter zu überführen und Schülerinnen und Schüler auf innovative Weise einen weiteren Zugang zur Literatur zu ermöglichen. „Wenn Jugendliche im Bücher Podcast selbst zu Akteuren werden, sind Motivation und Lernkurve besonders groß“, unterstreicht Lena Stenz, Gründerin der Initiative BÜCHERALARM, die schon rund 6.000 Kinder und Jugendliche bei multimedialen Lese-Erlebnissen begleitet hat. 

Auszeichnung mit Deutschem Lesepreis 

"Das Projekt stärkt zugleich wichtige Medienkompetenzen der Schülerinnen und Schüler, die in der heutigen Informationsgesellschaft von großer Bedeutung sind", betont Bildungsminister Schwarz, der als Schirmherr fungiert. Alle weiterführenden Schulen, die am Programm "Lesescouts in Hessen" teilnehmen, hat das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen in Kooperation mit der Stiftung Lesen mit dem Podcast-Koffer von BÜCHERALARM ausgestattet. Damit übernimmt Hessen eine Vorreiterrolle. Zwar gibt es das Podcast-Projekt und die Lesescouts auch andernorts, doch nach dem aktuellen "Hessischen Modell" könnten nun auch andere Bundesländer aktiv werden.  

"Leseförderung ist wichtig, muss aber zeitgemäß sein, um Kinder und Jugendliche für das Lesen zu motivieren und ihre Lesekompetenz so zu verbessern. Wir haben BÜCHERALARM bereits mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet und schätzen dieses tolle Projekt", erklärt Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. "Den Lesescouts wünschen wir ganz viel Spaß beim Ausprobieren und Aufnehmen ihrer eigenen Podcasts."

Im Rahmen des Projekts BÜCHERALARM werden die teilnehmenden Jugendlichen und Lehrkräfte unterstützt, ein leichter Einstieg in das Medium Podcast ermöglicht. Zum Podcast-Koffer gehören das passende technische Equipment ebenso wie ein Buchtitel und der Kontakt zu Autor oder Autorin. So können die Jugendlichen im Interview ihre Fragen zum Gelesenen stellen und das Buch intensiv entdecken. Neben umfangreichen Begleitmaterialien können die Lehrkräfte auch an einer Fortbildung teilnehmen und sich gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern von zahlreichen Hörbeispielen inspirieren lassen. Schon jetzt gibt es rund 100 fertige BÜCHERALARM-Episoden, die über digitale Streamingdienste in aller Welt gehört werden – aktuell in 63 Ländern. 

Lesebotschafter dank moderner Medien 

"Indem die Jugendlichen selbst Regie führen, moderieren, vorlesen und interpretieren, werden sie zu Lesebotschaftern und lernen ganz nebenbei, wie man mit modernen Medien arbeitet", sagt die Gründerin Lena Stenz, an deren Initiative bundesweit Schulen und Büchereien teilnehmen können. Erste hessische Lesescout-Schulen beginnen bereits vor den Sommerferien mit den Aufnahmen und zeigen, wie unkompliziert das neue Konzept in die Schulpraxis integriert werden kann.  

Motivierend wirkt zusätzlich, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit der fertigen Podcast-Episode für den BÜCHERALARM-Award bewerben können. Der Wettbewerb würdigt herausragende Produktionen aus der Schule im Rahmen der Leipziger Buchmesse. Bildungsminister Armin Schwarz: "Diese Erweiterung unserer Strategien zur Leseförderung eröffnet spannende Perspektiven für eine zeitgemäße und individuelle Bildung."

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Dortmund. Der soziale Status eines Kindes spielt in Deutschland weiterhin eine gewichtige Rolle bei der Gymnasialempfehlung. Dies geht aus neuen Daten einer Sonderauswertung der IGLU-Studie durch das Dortmunder Institut für Schulentwicklung hervor. Demnach erhalten Kinder aus sozial besser gestellten Familien mit 62,5 Prozent fast doppelt so häufig eine Empfehlung für den Besuch des Gymnasiums wie Kinder mit unterdurchschnittlichem sozialen Status (27 Prozent). Wird die Leistungsdifferenz beider Gruppen herausgerechnet, gibt es noch immer einen statistisch signifikanten Unterschied von 13,2 Prozent.

Darüber hinaus bestimmt auch der sozioökonomische Status des gesamten Klassenverbands die Wahrscheinlichkeit einer Gymnasialempfehlung: Die Wahrscheinlichkeit einer Gymnasialempfehlung steigt für Kinder beider Gruppen, wenn sie eine Klasse mit im Mittel höherem sozioökonomischen Status besuchen.

“Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien werden also unabhängig von der erbrachten Leistung benachteiligt”, sagt IGLU-Mitarbeiter Dr. Ruben Kleinkorres über die Ergebnisse der Untersuchung. “Unsere Analysen zeigen, dass auch bei vergleichbarer Leistung mit Blick auf Lesekompetenz, kognitive Fähigkeiten, Schulnoten sowie das Arbeits- und Sozialverhalten, Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien weit seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten als Kinder aus sozioökonomisch privilegierten Familien.”

Eine zentrale Erkenntnis der letzten IGLU-Studie waren die mangelnden Lese- und Rechtschreibkompetenzen von Schülern (Lehrer-News berichtete). Im Vergleich zu anderen EU-Teilnehmerländern schneiden die Lese- und Schreibkompetenzen unterdurchschnittlich ab. „Wir stellen fest, dass in keinem anderen Land in der EU Kinder so schlecht vorbereitet in die Schule starten wie in Deutschland“, sagt Dr. Rahim Schaufelberger, Mitarbeiter der IGLU-Studie.

Die Forscher empfehlen, Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien frühzeitig durch den Zugang zu wirksamen Bildungsangeboten zu fördern, damit sich diese Leistungsunterschiede nicht manifestieren. “Weiterhin erscheint es sinnvoll, Lehrkräfte dafür zu sensibilisieren, dass systematische Unterschiede hinsichtlich der Übergangsempfehlung für ein Gymnasium vorliegen, die auch bei gleichen Leistungen noch persistent sind”, heißt es im Fazit der Studie.

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Schwerin. Mecklenburg-Vorpommern will als eines der letzten Bundesländer Berufsakademien als neue Bildungsmöglichkeit in den Bildungsplan mit aufnehmen.  Bildungsakademien werden als Bildungseinrichtungen verstanden, die ausschließlich duale Studiengänge anbieten und Studium und Ausbildung gleich viel Zeit und Raum in Anspruch nehmen. Der theoretische Teil und die Praxisphase sollen sich alle drei Monate abwechseln. Hochschulministerin Bettina Martin (SPD) betont, dass in einem dualen Studium mit hohem Praxisbezug ein Bachelor-Abschluss erworben werden kann. Dafür werden Ausbildungsvereinbarungen mit entsprechenden Betrieben geschlossen, in denen der praktische Teil stattfindet. Zugangsvoraussetzung für die Berufsakademie ist eine Hochschulzugangsberechtigung, allerdings könne auch eine Aufnahmeprüfung abgelegt werden. Am Ende der jeweiligen Ausbildung steht dann ein Bachelor-Abschluss in den Bereichen Sozialwesen, Technik und Wirtschaft. 

Ein erster Entwurf für ein Berufsakademiegesetz wurde bereits am Dienstag von der Landesregierung beschlossen. Die Idee stammt aus dem Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten. “Es eröffnet für die Bildungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern neue Möglichkeiten, akademische und praktische Ausbildung zu verbinden. Die Erfolge des Modells und die steigenden Studierendenzahlen in anderen Bundesländern zeigen uns, dass eine Nachfrage nach dieser Art von Ausbildungsangeboten besteht", so Martin. Neben Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur vier weitere Bundesländer, die die Idee von Berufsakademien noch nicht umgesetzt haben. Dazu zählen Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Bremen und Rheinland-Pfalz.

Martin betont das Ziel der Umsetzung: “Ich hoffe, dass dieses neue Gesetz dazu beiträgt, neue und zusätzliche Bildungsangebote in Mecklenburg-Vorpommern entstehen zu lassen. Und dass so weniger Jugendliche in Nachbarländer abwandern, wo es bereits solche Akademien gibt.” Martin spricht dabei den Fachkräftemangel an, der alle Bereiche der Wirtschaft betrifft. Zusätzliche Bildungsmöglichkeiten sollen so ein Weg sein, dem Mangel entgegenzuwirken.

Was nicht geplant ist, ist eine direkte finanzielle Beteiligung des Landes Mecklenburg-Vorpommern an nichtstaatlichen Berufsakademien. Die staatlichen Hochschulen haben weiterhin die höchste Priorität, dennoch soll ein rechtlicher Handlungsrahmen für den “tertiären Sektor” gegeben sein. Der Fokus liegt dabei auf der Verlässlichkeit, die für Träger und Studierende geschaffen werden soll. Zusätzlich zählt eine Mindestquote von 40 Prozent der hauptamtlichen Lehrkräfte, die auch für Hochschulprofessoren gelten. Weitere Voraussetzung ist ein vorliegendes Konzept der Qualitätssicherung, was die personelle, räumliche und sachliche Ausstattung betrifft, sowie die Nachweise der ausreichenden finanziellen Mittel.

Aktuell sind in Mecklenburg-Vorpommern keine Bildungseinrichtungen vorhanden, die unter das neue Gesetz fallen werden, weil bislang keine einheitliche Rechtsgrundlage bestand. Das neue Berufsakademiegesetz soll allerdings einen klaren Plan darstellen, welche genauen Voraussetzungen für eine Zulassung als Berufsakademie erfüllt sein müssen.

Der Gesetzentwurf soll nach Verabschiedung im ersten Quartal 2025 in Kraft treten.

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Berlin, 18. Juni 2024. Am heutigen Dienstag hat die German Toilet Organization (GTO) gemeinsam mit Domestos und weiteren Partnern die Gewinnerschulen des diesjährigen Wettbewerbs "Toiletten machen Schule®" gekürt. Die Grundschule Stielerstraße aus München, die Hellweg-Realschule aus Unna-Massen und das Gymnasium Winsen aus Winsen an der Luhe können sich über eine Auszeichnung bei dem von Domestos unterstützten Wettbewerb freuen. Im Rahmen des Wettbewerbs haben seit Anfang des Jahres 135 Schulen eigene nachhaltige und wirkungsvolle Gesamtkonzepte rund um das Thema Toilettenhygiene an Schulen entwickelt, von denen die drei Konzepte der Siegerschulen die Jury am meisten überzeugten. Der Wettbewerb hat Schulen dazu angeregt, langfristige Lösungen für ihre individuellen Sanitär- und Hygieneprobleme zu entwickeln. Sie waren eingeladen, Konzepte einzureichen, die von einer unabhängigen Jury bewertet wurden.

In mehreren Schritten – von der Teambildung über die Problemanalyse bis hin zur Lösungsfindung und Umsetzung – setzten sich die Schulteams mit der Frage auseinander, wie sie die aktuelle Situation ihrer Schultoiletten verbessern können. "Wir sind wirklich begeistert, wie umfassend sich einige Schulen mit dem Thema auseinandergesetzt haben und mit welchem Eifer die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung der Erwachsenen sinnvolle und nachhaltige Konzepte für bessere Schultoiletten entwickelt haben", sagt Thilo Panzerbieter, Geschäftsführer der GTO und Mitglied der Jury. Neben Panzerbieter saßen Svenja Ksoll und Vivienne Krüsemer für die GTO, Hasan Aljomaa für die Bundesschülerkonferenz und Dirk Heyartz als Vorsitzender des Bundeselternrates in der Jury.

Die Toilettenhygienemarke Domestos aus dem Hause Unilever hat den Wettbewerb – wie schon bei seiner vergangenen Ausgabe im Jahr 2018 – finanziell unterstützt. Verena Schüßler, die für die Marke Domestos verantwortlich ist, sagt: "Wir wissen, welche Bedeutung saubere Schultoiletten für das Wohlbefinden aller Schülerinnen und Schüler haben. Wir freuen uns, dass so viele Schulen deutschlandweit teilgenommen und mit Begeisterung an einer Verbesserung der hygienischen Bedingungen mitgearbeitet haben. Das Thema Toilettenhygiene wird enttabuisiert. Denn: Nur in einer gesunden Schulumgebung können sich Schülerinnen und Schüler entwickeln und lernen."

Die Grundschule Stielerstraße wusste mit einem Ampelsystem und Checklisten, die über die aktuelle Hygienesituation informieren, zu überzeugen. Claudia Schöll, Rektorin der Schule sagt: "Wir haben uns als gesamte Schulfamilie enorm gefreut, denn die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kinder stehen im Vordergrund und liegen uns somit besonders am Herzen". Auch Steffi Wille, Mitglieder Schulleitung am Gymnasium Winsen, weiß: „Über Schultoiletten wird öffentlich nicht gesprochen und wenn, dann nur negativ. Dabei sind sie für Schülerinnen und Schülern elementar wichtig. Denn sie sind grundlegender Bestandteil von Schule als Lern- und Wohlfühlort“. Das Gymnasium hat ein besonderes Augenmerk auf den Wohlfühlfaktor gelegt und dafür sogar den Toffi-Club, eine AG rundum die Toilettenhygiene, gegründet. Die Hellweg-Realschule in Unna-Massen überzeugte mit ihrem Konzept, das vor allem regelmäßige Sensibilisierung aller Anspruchsgruppen und kleine Alltagshelfer rund um die Waschräume hervorhob.

Die Gewinnerschulen erhalten jeweils ein Preisgeld von 4.000 Euro und Warengutscheine im Wert von 10.000 Euro als zweckgebundene Spende für die Verbesserung ihrer Schultoiletten. Darüber hinaus erhalten sieben Schulen verschiedene Sonderpreise in der Form von Hygieneschulungen, Coachings, Werkzeugen für die Hausmeister oder weiteren Leistungsspenden von Partnern.

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Mainz. Der Ausbau der naturwissenschaftlichen und technischen Bildung findet auch in Rheinland-Pfalz statt. Momentan prüft das Bildungsministerium die notwendigen Rahmenbedingungen, unter denen das verpflichtende Fach Informatik an den Schulen eingeführt werden könnte. Bereits 2016 wurde von der Landesregierung die sogenannte MINT-Strategie entwickelt, welche auch den Ausbau von regionalen Netzwerken und Projekten beinhaltet. Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Wie Lehrer-News bereits berichtet hat, reicht die Debatte und Praxis zur Einführung von Informatik als Schulfach bereits einige Jahre zurück. Verschiedene Akteure, so auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), fordern bereits seit geraumer Zeit die Einführung von Informatik als Schulfach. Denn digitale Kompetenzen gehören heutzutage zu den Schlüsselqualifikationen und sind in vielen Bereichen des Lebens unerlässlich. Auch für die Arbeitswelt gewinnen die Bereiche IT und Digitalisierung immer mehr an Relevanz. Unterschiedliche Berufsfelder setzen ein grundlegendes Verständnis von Technologie voraus, unter anderem ist der sichere Umgang mit digitalen Programmen und Medien von Vorteil. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärt: “Das Fach Informatik könne ein Baustein sein, um den Schülerinnen und Schülern die entsprechenden Fähigkeiten für diese Transformation zu vermitteln”. Im vergangenen Schuljahr besuchten rund ein Viertel der Schüler:innen der Sekundarstufe I Informatik als Pflichtfach. Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Volker Meyer-Guckel, äußert: “Die Schülerinnen und Schüler laufen Gefahr, die Schule ohne grundlegende, digitale und informatische Kompetenzen zu verlassen. Erfolgschancen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere bei Frauen, sollten nicht davon abhängen, in welchem Bundesland man aufwächst”. Durch eine stärkere Verankerung in den Lehrplänen könnte ein wirksamer Beitrag zur Chancengleichheit der Schüler:innen geleistet werden.

Der zuletzt veröffentlichte Bericht des Informatik-Monitors zeigt auf, dass die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen bereits verbindlichen Informatikunterricht anbieten. Niedersachsen und das Saarland gehören mittlerweile auch zu den Ländern, die die Vorbereitung der Schüler:innen auf die digitale Welt als notwendig empfinden. Je nach Bundesland findet der Informatikunterricht entweder an einzelnen oder allen Schularten statt. Unterschiedlich ist ebenso der Einstieg der Klassenstufe. Im Saarland findet der Informatikunterricht beispielsweise in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 statt. In Mecklenburg-Vorpommern wird bereits ab Jahrgangsstufe 5 verbindlicher Informatikunterricht angeboten. In acht weiteren Bundesländern gibt es hingegen keinen verbindlichen Informatikunterricht, meist wird Informatik nur in einzelnen Schulformen und Jahrgangsstufen oder als Wahlpflicht- bzw. Wahlfach abgehalten. Darunter fallen auch die Millionenstädte Hamburg und Berlin, die momentan noch von einer allgemeinen Informatikpflicht absehen. Bremen hingegen ist das einzige Bundesland, welches keinen Informatikunterricht in Schulen anbietet. 

Der immer weiter steigende Personalmangel an den Bildungseinrichtungen, wie der letztlich veröffentlichte Bildungsbericht unterstreicht, lässt allerdings die Umsetzung von Informatik als Pflichtfach als schwierig gestalten. Um den Informatikunterricht im Umfang von sechs Wochenstunden anbieten zu können, werden bundesweit 32.400 Fachkräfte benötigt. Der momentane Stand zeigt allerdings, dass weniger als 9.700 Fachkräfte mit der benötigten Lehrbefähigung beschäftigt werden. Die digitale Fachzeitschrift Golem berichtete, dass neue Informatik-Kurse vorerst von fachfremden Lehrkräften begleitet werden, was Bedenken hinsichtlich der Qualität des Unterrichts aufkommen lässt. Demnach ist auch die Bereitstellung von Weiterbildungsmaßnahmen ein wichtiger Schritt, um die fachliche Kompetenz der Lehrkräfte auszubauen. Hinzu kommt, dass die technische Ausstattung von Schüler:innen und Schulen aufgrund fehlender Finanzierung nur schwer umgesetzt werden kann. Nicht nur technische Geräte, sondern auch eine leistungsstarke und dauerhafte Internetverbindung bilden den Grundstein für einen Informatik-Unterricht. Rheinland-Pfalz will dieses Problem jedoch lösen und investiert mit einer Gesamtsumme von mehr als einer halben Million Euro in regionale MINT-Projekte innerhalb des Landes.

Auch die Integration von Informatik in den Kontext anderer Fächer ist von Bedeutung, um die Verbindung zwischen den verschiedenen Disziplinen zu stärken. Informatik als Pflichtfach einzuführen, könnte somit ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft und Wirtschaft sein.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

fast 100.000 Menschen haben innerhalb von zweieinhalb Monaten bei WeAct die Online-Petition von Bildungswende JETZT! unterschrieben. Sie fordern Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Ministerpräsident*innen der Bundesländer auf, endlich in die Verantwortung zu gehen und dringend notwendige Maßnahmen für eine bundesweite Bildungswende in die Wege zu leiten. Neben einer notwendigen Ausbildungsoffensive für Erzieher*innen und Lehrkräfte umfasst dies im ersten Schritt auch einen nationalen Bildungsgipfel, der noch in diesem Jahr stattfinden, zivilgesellschaftliche Akteure mit einschließen und den Auftakt zu einem längeren, partizipativen Bildungsdialog markieren soll.

Am 20. Juni treffen sich die Ministerpräsident*innen in der Hessischen Landesvertretung. Zwischen 13-14:30 Uhr ruft Bildungswende JETZT! zur Kundgebung vor der Landesvertretung auf, um deutlich zu machen, dass die Lösung der Bildungskrise oberste politische Priorität haben sollte und auch Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) sein muss.

Gegen 13:30 Uhr werden Aktivist*innen, Eltern, Beschäftigte und Schüler*innen von Bildungswende JETZT! vor der Landesvertretung die Unterschriften mittels eines großen Banners an den MPK-Vorsitzenden Boris Rhein (CDU) und den Co-Vorsitzenden Stephan Weil (SPD) übergeben. Es werden Aktivist*innen aus verschiedenen Bundesländern anwesend sein. Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Hochschulexperte, Andreas Keller, vertritt die Bildungsgewerkschaft während der Übergabe der Unterschriften.

Wir freuen uns, wenn Sie vorbeischauen und stehen Ihnen vorab oder vor Ort für Interviews zur Verfügung. Gerne können Sie sich bei Rückfragen telefonisch unter 0151-47970251
an uns wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Janne Schmidmann, Markus Sänger, Philipp Dehne
Sprecher*innen von Bildungswende JETZT!

Den Bildungsappell, eine Auflistung aller Unterzeichner*innen sowie alle Termine finden Sie auf: https://www.bildungswende-jetzt.de/

Initiatoren des von mehr als 200 Organisationen unterzeichneten Bildungsappells sind die Bildungskampagne „Schule muss anders”, „Teachers for Future” und die Elternvertretung „ARGE-SEB”. Zu den Unterzeichner*innen zählen die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), ver.di, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Bundeselternrat, das Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt), die Bundeselternvertretung für Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege (BEVKi), der Bundesverband der Kita- und Schulfördervereine, die Föderation der Türkischen Elternvereine, der Bildungsrat von unten, die Omas for Future, mehrere Landesschüler*innenvertretungen, Greenpeace, Fridays for Future u.v.a.

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Der gestern veröffentlichte Nationale Bildungsbericht (NB) 2024 zeigt Haupttrends des Bildungssystems auf, die der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, kommentiert.

NB: Die Ausgaben für Bildung steigen zwar, sind aber nicht bedarfsdeckend.

Brand: „Bildung kostet. Es ist jedoch hinlänglich bekannt, dass es noch viel mehr kostet, wenn es nicht gelingt, junge Menschen auf Ausbildung oder Studium vorzubereiten und sie mit dem notwendigen Rüstzeug und einer realistischen Vorstellung eines Berufs aus der Schule zu entlassen. Jede Investition in Schule ist eine Investition in ein funktionierendes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Wir wissen, dass sich die Vorstellung, was Schule zu leisten hat, geändert hat – dann müssen wir dafür aber auch ausgestattet werden und personelle Unterstützung sowie Entlastung erfahren.“

NB: Der Fachkräftemangel bleibt ein anhaltend großes Problem.

Brand: „Wo in personeller Unterdeckung gearbeitet werden muss, kann nicht das Lernklima entstehen, das es für besten Bildungserfolg braucht. Wir wissen, dass die Lehrkräfte in Deutschland ihren Beruf lieben und sich deshalb über ein gesundes Maß hinaus engagieren. Sie können aber auf Dauer weder fehlende Stellen ausgleichen noch die immer weiter steigenden Anforderungen erfüllen. Politik muss deshalb als einen Kernfaktor für schulischen Erfolg nicht nur die Kompetenzen und Abschlüsse der Schülerinnen und Schüler im Blick haben, sondern auch die Gesundheit aller an Schule Beteiligten.“

NB: Der Um- und Ausbau des Bildungssystems erfolgt eher reaktiv als proaktiv.

Brand: „Schule ist an vielen Stellen geprägt von Provisorien. Doch es ist längst Zeit, der Realität ins Auge zu blicken. Wir werden weiterhin Menschen aus anderen Ländern in Deutschland aufnehmen. Wir müssen daran festhalten, dass Kindern im schulpflichtigen Alter ein Bildungsversprechen eingelöst werden kann. So zu tun, als wären bestimmte Situationen in wenigen Monaten anders und führten deshalb nur kurzfristig zu mehr Kindern in der Klasse, ist realitätsvergessen. Wir brauchen langfristige Strategien, wie wir mit gesellschaftlichen Veränderungen an Schule umgehen wollen.“

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14.06.2024. Die Kultusministerkonferenz (KMK) fordert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nachdrücklich auf, die Verhandlungen zum DigitalPakt Schule 2.0 schnellstmöglich abzuschließen, um die digitale Transformation im Bildungswesen weiter mutig und gemeinsam zu gestalten. Dies wurde bei der 386. KMK in Völklingen im Saarland gefordert.

Während der Konferenz im Präsidentschaftsland betonte die Kultusministerkonferenz die Wichtigkeit und Notwendigkeit eines DigitalPakts 2.0 für die Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität in Deutschland. Die Kultusministerinnen und -minister bzw. Senatorinnen und Senatoren der Länder haben ihre Besorgnis über die Verzögerungen im Verhandlungsprozess ausgedrückt, insbesondere aufgrund der zusätzlich aufgestellten Forderungen des BMBF zur Finanzierung und zu den bestehenden Rechtsverhältnissen, die bisher nicht Teil der Verhandlungen waren.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 und saarländische Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot, sagte: „Es ist entscheidend, dass wir die Verhandlungen zum DigitalPakt 2.0 schnellstmöglich abschließen. Die Verhandlungsgruppe steckt nun schon sehr lange unglaublich viel Energie in die Verhandlungen und die Länder zeigen sich in höchstem Maße konstruktiv. Unsere Kinder und Jugendlichen, Schulen und Schulträger können nicht auf die dringend benötigten digitalen Investitionen warten. Wir erwarten, dass der Bund sich konstruktiv und zielorientiert in die Verhandlungen einbringt, damit wir gemeinsam die Weichen für eine zukunftsfähige Bildung stellen können. Mit dem Digitalpakt 2019-2024 wurde und wird weiterhin erheblich in moderne und zukunftszugewandte Schulen investiert. Die Länder wollen und werden die Chancen des Digitalpakts zum Ausbau der digitalen Schulinfrastruktur weiter bestmöglich nutzen. Der digitale Wandel ist eine kontinuierliche Aufgabe. Deshalb braucht es eine verlässliche und dauerhafte Unterstützung der Länder durch den Bund in Form eines DigitalPakts 2.0.“

Dr. Stefanie Hubig, A-Länderkoordinatorin und Ministerin für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz: „Unsere Schulen und die Schulträger brauchen Planungssicherheit, deshalb muss der DigitalPakt 2.0 kommen - und zwar mindestens im selben finanziellen Volumen wie der erste. Das deutsche Bildungswesen muss auf Dauer zukunfts- und wettbewerbsfähig sein, deshalb können wir uns ein Zögern und Zaudern in dieser Frage nicht leisten. Wir erkennen an, dass die Finanzierung für den Bund eine Herausforderung darstellt. Deshalb haben die Länder einem neuen Zeitplan für die Verhandlungen zugestimmt. Jetzt müssen wir diesen einhalten und die Gespräche schnell, konstruktiv und zielgerichtet zum Abschluss bringen. Denn es geht um gute digitale Bildung für die jetzige und künftige Schülergenerationen.“

Karin Prien, B-Länderkoordinatorin und Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein: „Der Digitalpakt 2.0 darf nicht nur Infrastrukturlücken schließen, er hat eine zentrale Gestaltungsaufgabe. Wir müssen junge Menschen auf eine Welt vorbereiten, die von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz geprägt sein wird. Bund, Länder und Kommunen tragen dafür gemeinsam die Verantwortung.“

Die Länder erinnern daran, dass die Verhandlungen ursprünglich darauf abzielten, den DigitalPakt 2.0 zum 1. Januar 2025 starten zu lassen. Sie fordert das BMBF auf, die notwendige Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung auf der Basis des vorliegenden Entwurfs zeitnah auszuverhandeln und gleichzeitig die rahmengebende Gesamtvereinbarung über weitere Anstrengungen im Bereich der digitalen Bildung zügig abzuschließen.
Die Bundesregierung wird aufgefordert, für den DigitalPakt 2.0 ab dem Jahr 2025 Haushaltsmittel von jährlich mindestens 1,3 Milliarden Euro bereitzustellen, um eine kontinuierliche Finanzierung und Weiterentwicklung der digitalen Bildungsinfrastruktur zu gewährleisten.

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Berlin. Am Montag wurde der zehnte “Nationale Bildungsbericht” veröffentlicht. Dieser beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens und legt den Fokus in diesem Jahr auf die berufliche Bildung. Der von der Kultusministerkonferenz und dem Bildungsministerium geförderte Bericht wird vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erstellt. Ein Faktor wurde dieses Jahr deutlich: Das Bildungssystem in Deutschland steht vor den Problemen fehlender Fachkräfte und unzureichender Finanzierung. Hinzu kommen starke Veränderungen durch Zuwanderung und Digitalisierung sowie eine anhaltende soziale Ungleichheit. 

Große soziale Differenzen im Bildungssystem 

Soziale Bildungsungleichheiten entstehen schon in der frühkindlichen Bildung und ziehen sich durch alle Lebenssituationen junger Menschen. Gründe dafür sind die soziale Herkunft und das soziale Umfeld. Immer mehr Kinder und Jugendliche aus ärmeren und bildungsfernen Schichten erhalten keine Gymnasialempfehlung. Während rund 78 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus privilegierten Familien mit einer Gymnasialempfehlung rechnen konnten, lag der Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien bei knapp 32 Prozent. Studien zeigen, dass die Schulleistungen schon in Grundschulen stagnieren und an weiterführenden Schulen weiter zurückgehen. Viele junge Menschen verlassen daher die Schule ohne einen Abschluss. Zum Vergleich: Der Anteil der Gleichaltrigen ohne Schulabschluss lag im Jahr 2020 noch bei 5,9 Prozent. Vier Jahre  später stieg dieser auf 6,9 Prozent an. Auch der berufliche Weg unterscheidet sich stark von den Kindern und Jugendlichen: Knapp 78 von 100 Kindern, die aus Akademikerfamilien kommen, nehmen ein Studium auf. Währenddessen sind es bei Kindern und Jugendlichen von Eltern ohne akademischen Abschluss nur knapp 25 von 100

Auch Aspekte wie Zuwanderung stehen im Zusammenhang mit der Entwicklung des Bildungserfolgs. Migrationsforscher Thomas Bauer bestärkt die Aussage mit folgender Beobachtung: Je älter die Menschen sind, wenn sie nach Deutschland kommen, desto schlechter sind ihre Chancen auf einen Bildungserfolg. Ungefähr die Hälfte der zugewanderten Kinder und Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren haben weder einen Berufsschulabschluss noch die Hochschulreife. Personen, die bereits im Kleinkindalter zugezogen sind, werden nur ein Viertel als “gering qualifiziert” eingestuft. 

Demnach wird der Ausbau einer frühkindlichen Förderung und Bildung von Bildungsforscher:innen verlangt. Die Bildungsunterschiede zwischen jungen Menschen entstehen nicht erst in der Schule, sondern deutlich früher. Kinder mit Migrationshintergrund besuchen seltener die Kindertagesbetreuung. Grund dafür könnten Kitaplätze sein, die nicht annähernd ausreichen, um den Anstieg zugewanderter Kinder gerecht zu werden. Doch gerade Menschen, die geflüchtet oder aus anderen Gründen eingewandert sind, benötigen dringend einen Kitaplatz. Besonders wichtig ist dabei das frühe Erlernen der deutschen Sprache. Fehlen die Deutschkenntnisse, können wichtige berufliche Aufgaben nicht erfüllt werden und die Gefahr, in die Arbeitslosigkeit zu rutschen, ist groß. 

Fachkräfte reichen bei Weitem nicht für die Umsetzung aus 

Ohne ausreichendes Fachpersonal können weder die Bildung noch die Digitalisierung oder anderweitige Förderungen stattfinden. Laut der Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), bleibt bis etwa 2035 der Personalmangel an Schulen jedoch stets präsent. Auch bundesweite Unterschiede werden aus dem aktuellen Bericht deutlich: In Brandenburg und Sachsen-Anhalt wurden um die 50 Prozent Seiteneinsteiger:innen eingestellt, um dem Fachkräftemangel irgendwie entgegenzuwirken. In Bayern hingegen waren es nur 1 Prozent der Lehrkräfte. Auch in Kindertagesbetreuungen fehlen bundesweit Erzieher:innen. Laut Bericht könnte sich der Personalmangel weiter verschärfen, da ab dem Jahr 2026 Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz haben. Wird auf Seiteneinsteiger:innen vermehrt zurückgegriffen, so muss eine angemessene Aus- und Weiterbildung angeboten werden, um keine weiteren Nachteile der kindlichen Bildung hervorzurufen. Zieht man zugewanderte Lehrkräfte in Betracht, müssen ihre Anträge soweit anerkannt werden, dass ein steigender Personalmangel verringert wird. Im Jahr 2022 wurden nur 14 Prozent  Anträge von zugewanderten Lehrer:innen als gleichwertig anerkannt. 

Digitalisierung und Weiterbildung auf einen Nenner bringen

Die zunehmende Digitalisierung stellt eine weitere Herausforderung dar. Neben dem Angebot, digitale Medien für eine individualisierte Förderung innerhalb des Unterrichts zu nutzen, brauchen Lehrkräfte auch die entsprechende Fort- und Weiterbildung. Vorteil digitale Medien zu nutzen, wäre zum einen die Entlastung der einzelnen Lehrkräfte, zum anderen die gezielte Förderung und Vorbereitung der Kinder auf eine digitalisierte Welt. Doch auch die digitale Unterstützung von beruflichen Bildungseinrichtungen könnte wichtig werden. So wäre die Vernetzung mit Menschen auf dem Land oder an anderen Orten möglich und die Flexibilität des Bildungsangebotes wäre möglich. 

Welche Konsequenzen folgen?

Um das Bildungssystem voranzubringen, werden weitere finanzielle Mittel benötigt. Der Ausbau des Startchancen-Programms, wie Stark-Watzinger betont, soll sich gezielt mit Kindern aus benachteiligten Schichten auseinandersetzen. Der Übergang zur Ausbildung reicht demnach nicht als Förderung aus, sondern muss innerhalb der frühkindlichen Bildung bereits stattfinden. Mehr Integrationskurse und Weiterbildungen von Lehrkräften sind nötig, um den Veränderungen des Bildungssystems gerecht zu werden. Aber der Austausch über gemeinsame Ziele und Maßnahmen innerhalb der betreffenden Akteure kann auch zu einer Unterstützung und Stabilität führen. 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte einen “eindringlichen Weckruf an alle Politikerinnen und Politiker”. Das Bildungssystem sei seit vielen Jahren unterfinanziert und arme Familien und Kinder sowie Bildungseinrichtungen in herausfordernden Lagen müssen intensiver unterstützt werden. “Das Startchancen-Programm ist ein guter Anfang, aber auch nicht ausreichend”; so Christian Beckmann, Vorsitzender der Landeselternkonferenz NRW. Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbandes Bartsch fordert “bessere Rahmenbedingungen, um mehr individuelle Förderung leisten zu können”. Man müsse sich gesellschaftlich darüber einig werden, was eigentlich die Aufgabe der Schule sei. Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger (FDP) erklärt, dass es eine “bildungspolitische Trendwende” benötige. Und weiter: “Wir brauchen einen Perspektivwechsel und Bildungsinstitutionen, die Vielfalt als Chance begreifen”.

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Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat gestern einen Rücktritt im Zusammenhang mit der Fördergeldaffäre abgelehnt. “Dazu sehe ich keine Veranlassung”, sagte die FDP-Politikerin am Montag auf Nachfrage von Journalisten in Berlin. “Ich habe den betreffenden Auftrag, förderrechtliche Konsequenzen prüfen zu lassen, nicht erteilt und auch nicht gewollt”, so die Ministerin.

Am Sonntag hatte Stark-Watzinger Staatssekretärin Sabine Döring entlassen (Lehrer-News berichtete), die die entsprechende Prüfung veranlasst haben soll.

Hintergrund war der Umgang des BMBF mit einem offenen Brief von Hochschuldozenten zum Nahostkonflikt. Die Dozenten hatten die Räumung eines Camps propalästinensischer Demonstranten an der Freien Universität Berlin kritisiert. Dabei ging es den Unterzeichnern explizit nicht um eine inhaltliche Positionierung, sondern um das Vorgehen rund um die Räumung. “Unabhängig davon, ob wir mit den konkreten Forderungen des Protestcamps einverstanden sind, stellen wir uns vor unsere Studierenden und verteidigen ihr Recht auf friedlichen Protest, das auch die Besetzung von Uni-Gelände einschließt”, heißt es in dem Statement, das mittlerweile von über 1000 Hochschullehrenden unterzeichnet worden ist.

Stark-Watzinger erklärte daraufhin öffentlich, sie sei “fassungslos” über den offenen Brief. “Statt sich klar gegen Israel- und Judenhass zu stellen, werden Uni-Besetzer zu Opfern gemacht und Gewalt verharmlost”, sagte sie der Bild-Zeitung. Recherchen des ARD-Magazins Panorama legten später offen, dass das Ministerium anschließend juristische Schritte gegen die Unterzeichner des Briefes sowie die Kürzung von Fördergeldern prüfen ließ. Stark-Watzingers Mitarbeiter zeigten sich über die Bitte irritiert, wie aus dem von Panorama veröffentlichten Mailwechsel hervorgeht.

Der geleakte Mailverkehr löste eine Welle der Entrüstung in Politik und Wissenschaft aus. “Wer Gesinnungsprüfungen gegen frei denkende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anregt und erwägt, Fördergelder zu kürzen, ist in einem Bundesministerium nicht tragbar”, sagte SPD-Bildungspolitikerin Carolin Wagner gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Die Ministerin müsse “dankbar sein, dass die Kontrollmechanismen in ihrem Haus funktionieren und besonnene Mitarbeitende die Pläne gestoppt haben.” Der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Thomas Jarzombek, forderte die Ministerin zum Rücktritt auf.

Am Sonntag sprach Stark-Watzinger selbst von der Notwendigkeit eines “personellen Neuanfangs” in ihrem Ministerium – der sie selbst offensichtlich nicht einschließen soll. Die Entlassung von Staatssekretärin Döring wurde entsprechend vielfach als “Bauernopfer” kritisiert. “Bettina Stark-Watzinger hat ihre Staatssekretärin entlassen. Doch das Bauernopfer wird die Ministerin nicht retten, dafür ist es zu offensichtlich ein Ablenkungsmanöver”, schreiben etwa Miriam Olbrisch und Armin Himmelrath in einem Kommentar des Spiegel. Auch Karin Prien, stellvertretende Vorsitzende der CDU und Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, spricht von “einem Bauernopfer”. “Vielen Beobachtern fällt schwer zu glauben, dass eine Staatssekretärin wirklich unabgestimmt mit der Ministerin einen derart sensiblen Prüfauftrag formuliert”, erklärte der Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda in seinem Blog.

Die Koalitionspartner SPD und Grüne haben bisher weitgehend auf offene Kritik an der Ministerin verzichtet. “Es ist gut, dass Bundesministerin Stark-Watzinger jetzt aufklärt und schwerwiegende Konsequenzen zieht”, sagte etwa der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Oliver Kaczmarek.

Mittlerweile fordern in einem weiteren offenen Brief über 3000 Vertreter der wissenschaftlichen Community Stark-Watzinger zum Rücktritt auf.

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Völklingen. Die Kultusministerkonferenz steht unter Druck. Angesichts des drohenden Rechtsrucks durch eine mögliche AfD-Regierungsbeteiligung nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg diesen Herbst, bereitet sich das oberste Koordinationsgremium der deutschen Bildungspolitik auf Strukturveränderungen vor. “Wir müssen uns um die Resilienz dieser Institution kümmern”, forderte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) auf der jüngsten KMK-Tagung, die vergangenen Sonntag im saarländischen Völklingen zu Ende gegangen ist.

Soviel vorweg: Der große Wurf ist auf jener 386. Sitzung des Gremiums nicht gelungen. Die angekündigten Strukturreformen, allen voran das Ende des Einstimmigkeitsprinzips, wurden erstmal vertagt. Doch scheint sich die KMK zumindest einen Fahrplan für weitere Reformen gegeben zu haben, die kommenden Herbst in den Beschluss kommen könnten.

Das bisher geltende Einstimmigkeitsprinzip heißt übersetzt: Nur wenn alle Länder in zentralen Fragen, also jenen, die finanzielle und andere Auswirkungen auf die Einheitlichkeit und Mobilität im Bildungswesen haben, derselben Auffassung sind, kommt es zum Beschluss. Dies führt in der Praxis zu immer wieder langwierigen Verhandlungen, die dann oft in einem Minimalkonsens enden. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) plädierte in den Tagen vor der Sitzung für ein Ende dieses Prinzips und bekam dafür Unterstützung von Prien, die dem Schritt ebenfalls zugeneigt wäre.

Aufgrund von Widerstand aus Bayern und einigen ostdeutschen Bundesländern wurde die Reform jedoch vertagt. Was blieb, war lediglich die Bitte an die Strukturkommission, die Möglichkeit “zur Ausgestaltung etwaiger Mehrheitsentscheidungen oder anderer Verfahrenswege zu prüfen”, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung zur Völklinger Tagung. 

In einem anderen Punkt kam die Strukturreform jedoch voran: Es wurde beschlossen, künftig eigenständige Ministerkonferenzen für Bildung, Wissenschaft und Kultur zu gründen. Darin werden die jeweiligen Fachministerinnen und -minister getrennt tagen und eigene Beschlüsse fassen. “Es geht uns darum, agiler und politischer zu werden”, sagte KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Freitag. Statt einer einzigen KMK-Präsidentschaft wird es künftig drei gleichberechtigte Vorsitzende geben, die für die politisch-strategische Koordination verantwortlich sind, wobei das KMK-Sekretariat als übergeordnete Organisation fungiert.

Ein Grund für die Aufteilung der Gremien ist, dass mit Ausnahme von Schleswig-Holstein, in allen Bundesländern die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Schule politisch getrennt sind. Dies war nach der Gründung der KMK noch anders. Viele bemängeln, dass die getrennte Steuerung von Schulen und Hochschulen die Koordination der Lehrerausbildung erschwert. Direkt nach dem Beschluss kritisierte der Deutsche Philologenverband am Freitag, dass die Kultusministerien durch die KMK-Reform noch mehr Einfluss auf die universitäre Lehrerbildung verlieren würden.

Ein weiteres Thema in puncto Resilienz der KMK war die Frage nach ihrer Auflösung. Sollte eine mögliche AfD-Landesregierung aus dem Gremium austreten, könnte die KMK nach bisheriger Rechtslage aufgelöst werden, da der Austritt nur eines Landes die Auflösung des Sekretariats zur Folge hätte. Die Kultusminister möchten dies nun ändern, sodass die verbleibenden Länder auch nach einem Austritt über die Aufgaben und die Finanzierung des Sekretariats entscheiden können. Die Umsetzung muss jedoch noch von der Ministerpräsidentenkonferenz am 2. Oktober – die voraussichtlich während der Regierungsbildung in Sachsen, Thüringen und Brandenburg tagt – genehmigt werden.

Vor der KMK-Sitzung wurde eine 13:3-Regelung besprochen: Für einen KMK-Beschluss wären 13 Ja-Stimmen ausreichend, während die verbleibenden drei Länder nicht zwingend zustimmen müssten. So könnte die Mehrheit der Länder beispielsweise einheitlichere Abiturregeln beschließen, während bis zu drei Länder abweichende Regelungen beibehalten könnten – also eine KMK mit zwei Geschwindigkeiten. KMK-Beschlüsse haben jedoch keine Rechtskraft wie ein Verfassungsorgan. Die im Grundgesetz verankerte Länderhoheit in Bildungsfragen bleibt unberührt, die KMK dient lediglich der Selbstkoordinierung der Länder. Eine Änderung könnte daher nur durch eine Grundgesetzreform oder einen Staatsvertrag zwischen den Ländern erfolgen, was beides politisch als unwahrscheinlich angesehen wird.

Derzeit scheint offen, welche Vorschläge die Strukturkommission bis August konkret erarbeiten wird und wie damit weiter umgegangen wird. Die Zeit zu den Landtagswahlen drängt jedoch: Eine Abkehr vom Einstimmigkeitsprinzip kann nur einstimmig beschlossen werden. 

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Die Tagesschau ist eine Institution in der deutschen Medienlandschaft: Sie liefert täglich Nachrichten aus Deutschland und der Welt. Aber was ist, wenn die komplexen Themen und die formale Sprache für einige Zuschauer:innen schwer zu verstehen sind? Hier kommt die Tagesschau in einfacher Sprache ins Spiel – die auch für den schulischen Kontext interessant sein könnte.

Wozu Nachrichten in einfacher Sprache?

Die Tagesschau in einfacher Sprache wurde erst vergangene Woche gestartet. Das  neue Format zielt darauf ab, Nachrichten für alle zugänglich zu machen. Hierzu werden einfache Wörter und kurze Sätze verwendet, um sicherzustellen, dass die Nachrichten für jede Person verständlich sind. Bundesweit ist es das erste tagesaktuelle Fernsehnachrichten-Angebot dieser Art. Die Tagesschau einfacher Sprache wird von Montag bis Freitag um 19 Uhr auf tagesschau24 ausgestrahlt. Ab 18 Uhr kann das Format bereits in der Tagesschau-App angesehen werden. Außerdem finden sich die Berichte in der ARD Mediathek und auf dem YouTube-Kanal der Tagesschau wieder.

Rund 17 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren haben Probleme damit, komplexere Texte zu verstehen. Die Gründe dafür können unterschiedlicher nicht sein: Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven Beeinträchtigungen oder ungleichen Bildungschancen sind zentrale Beweggründe für ein inklusives Informationsangebot. Doch auch Menschen, die Deutsch nicht auf muttersprachlichem Niveau beherrschen, können anhand der einfachen Sprache mit Berichten erreicht werden. Die einfache Sprache ist eine sprachlich vereinfachte Version der Standardsprache oder Fachsprache. Um die Nachrichten für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglicher zu machen, wurde sich neben dem Zugang der barrierefreien Nachrichtenangebote, zusätzlich für das Konzept der einfachen Sprache entschieden. Die leichte Sprache hingegen bietet neben Sprachregeln auch Rechtschreibregeln an, sowie Empfehlungen zur Typografie und umfasst dadurch das leichteste Verständnis von Texten. Im Vergleich dazu bietet die einfache Sprache einen größeren Wortschatz an. Dadurch wird ein allgemeines Verständnis von aktuellen Ereignissen unterstützt, aber auch die Förderung der Medienkompetenz. Gerade in einer Welt, die von schnelllebigen und vielen Informationen lebt, ist es entscheidend, dass alle Menschen Zugang zu verständlichen Nachrichten erhalten. Durch die einfache Sprache besteht die Möglichkeit, dass mehr Menschen an gesellschaftlichen und politischen Ereignissen teilnehmen können und zu aktiven demokratischen Prozessen dazugehören. 

Auch in Bildungseinrichtungen kann das neue Format der Tagesschau eine wertvolle Ressource sein. Deutschkurse für Migrant:innen oder Menschen mit Lernschwierigkeiten können ihre Sprachbarriere stärken. Kenntnisse in der Sprache sind unerlässlich und bilden somit einen zentralen Aspekt für die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie ausländischen Studierenden. Lehrer:innen können die Nachrichten als Unterrichtsmaterial anwenden, um zum einen das Sprachverständnis der Schüler:innen zu verbessern, zum anderen kann ein Einblick in das aktuelle Geschehen geleistet werden. Außerdem können die aktuellen Ereignisse in unterschiedlichen Fächern wie beispielsweise Politik, Ethik oder auch Geographie gemeinsam besprochen werden. Gerade wenn es um alltägliche Phänomene wie Klimawandel oder politische Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Gruppierungen geht, kann innerhalb der Schulform auf die Tagesschau in einfacher Sprache aufgebaut werden.

Die Sendungsinhalte stammen aus der regulären Tagesschau, allerdings werden diese anders aufbereitet. So gibt es neben dem Wetter nur vier Themen pro Sendung. Chefredakteur Marcus Bornheim erklärt: “Die Meldungen und Beiträge werden völlig neu formuliert. Die Texte setzen wenig Wissen voraus und werden langsamer gesprochen”. Außerdem soll der Hintergrund der jeweiligen Nachricht zusätzlich erklärt werden, bevor die eigentliche Neuigkeit eingesprochen wird. Schwierige Wörter werden erläutert, um das Verständnis der jeweiligen Nachricht zu bekräftigen. Durch den Zugang zu unterschiedlichen Informationen wird die Selbstbestimmtheit und Chancengleichheit innerhalb der Gesellschaft unterstützt und ausgebaut. Ein zentrales Kriterium für die Themenauswahl ist dabei die Relevanz für die breite Öffentlichkeit. Meist werden dabei die Themen bevorzugt, die einen direkten Einfluss auf das alltägliche Leben der Gesellschaft haben, beispielsweise politische Entscheidungen, gesellschaftliche Entwicklungen oder auch wirtschaftliche Veränderungen. Lehrer:innen und Bildungseinrichtungen spielen auch hier eine besondere Rolle. Um als Lehrperson alle Schüler:innen auch sprachlich zu erreichen, hat die Internetseite lehrer-online wichtige Regeln für die Leichte Sprache erstellt. Unter anderem wird darauf verwiesen, dass Synonyme nicht verwendet werden sollen, um den Lernprozess von verschiedenen Begrifflichkeiten nicht zu unterbrechen. Sprachschwache Lernende werden durch verschiedene Begriffe für dieselbe Sache verunsichert und können daraufhin erneute Schwierigkeiten beim Text- und Sprachverständnis haben. Gesellschaftliche Ereignisse können innerhalb des Unterrichts analysiert werden und als Grundlage für unterschiedliche Projekte dienen. Gerade im Bereich der Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt kann das Fach für Politik oder Geschichte anhand der einfachen Sprache ausgebaut werden. Beispielsweise kann ein Tagesschau-Thema innerhalb einer Unterrichtsstunde detaillierter betrachtet werden, indem über Begriffe gesprochen wird und wo man diese vielleicht im eigenen Alltag wiederfindet. Gleichzeitig könnte man den Bezug zwischen den Erfahrungen von Schüler:innen und den Ereignissen in der Welt herstellen und das Verständnis von gesellschaftspolitischen Themen fördern. Aber auch Grammatikregeln und Sprechspiele durch einfache Lesetexte können anhand einfacher Sprache die Sprachkompetenz gefördert und unterstützt werden.

Sozialverband begrüßt das neue Tagesschau-Format

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßt das neue Programmformat. Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier sagt, dass “dies eine nachahmenswerte Entwicklung für Inklusion und Barrierefreiheit” sei. Im Netz hingegen ist die Meinung eher gespalten. Einige User:innen der Plattform X haben nur Spott und Hohn für den Vorschlag der Tagesschau übrig. So schreibt ein User: “Es hat etwas von Kinderfernsehen” oder “Man wird schon ein wenig dümmer beim Zuhören”. Andere Nutzer:innen hingegen zeigen sich begeistert und stufen das Format als “wichtig und richtig” ein. Sie befürchteten, dass wichtige Informationen verloren gehen könnten. Die einfache Sprache versucht, allen Menschen gerecht zu werden und schafft dadurch ein Problem: Einzelne Erklärungen werden von einigen Personengruppen für überflüssig gehalten, für andere Gruppierungen sind diese Erklärungen für ein transparentes Verständnis notwendig. Wie sich die Nutzung der Tagesschau in einfacher Sprache entwickelt und ob weitere Nachrichtensender dieses Angebot auch nutzen, lässt sich erst in der Zukunft feststellen. 

Für Lehrer:innen ist die einfache Sprache eine weitere Möglichkeit, auf Schüler:innen innerhalb des Unterrichts zuzugehen. Anhand unterschiedlicher Unterrichtsmaterialien, die in einfacher und klar strukturierter Sprache verfasst sind, können Grammatikregeln spielerisch den Schüler:innen vermittelt werden. Die Internetseite Lehrerbüro hat neben dem Unterrichtsmaterial für sonderpädagogische Förderung auch zahlreiche Arbeitsblätter und Geschichten in einfacher Sprache verfasst für Kinder und Jugendliche mit sprachlich-schwachen und nicht-muttersprachlichem Sprachverständnis. Interessant könnte dies für Lehrer:innen an Schulen mit einem hohen Migrationsanteil der Schüler:innen sein. Gerade Kinder und Jugendliche, die dabei sind, Deutsch zu lernen und zu verstehen, können das spielerische Lernen von Grammatik und Begriffsverständnis von Vorteil sein. Wichtig für das Verständnis der Sprache kann auch als Grundstein für die spätere berufliche Laufbahn verstanden werden. Isabel Rink von der Universität Hildesheim unterstützt dieses Vorgehen: “Nur wenn ich verstehe, kann ich auch mitreden und mitmachen - teilhaben an Diskursen”.  

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Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt vor der Tagung der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag, die Digitalisierung an Schulen ernst zu nehmen und sich mit dem Bundesbildungsministerium (BMBF) zügig zu einigen. In einem verstetigten Digitalpakt 2.0 sollten Qualität und Profession ins Zentrum rücken.

„Die KMK und das BMBF müssen sich jetzt zügig auf einen Digitalpakt 2.0 einigen. Schulen und Schulträger brauchen Klarheit, ob und wie es weitergeht“, betonte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, heute in Frankfurt a.M. „Wir müssen den Digitalpakt Schule verstetigen. Schuldigitalisierung ist kein Schnickschnack, sondern eine Zukunftsaufgabe.“ Mit Blick auf die jüngst diskutierte Kürzung des Finanzierungsanteils des Bundes, den die KMK kritisiert hatte, warnte Becker davor, dass es „gravierende Folgen“ habe, den Digitalpakt unter das Diktat von Haushaltskürzungen und Schuldenbremse zu stellen: „Dringend notwendige Investitionen an Schulen sind keine frei wählbare Zusatzoption. Schulen und Schulträger benötigen Planungssicherheit, etwa wenn sie Personal für die IT-Administration gewinnen wollen.“

Mit Blick auf die Mittelverteilung in einem Digitalpakt 2.0 kritisierte die Bildungsgewerkschaft, dass die KMK am „Königsteiner Schlüssel“ festhalten wolle. Auch die Mittelverteilung nach der Zahl der Schülerinnen und Schüler, die das BMBF vorgeschlagen hat, gehe der Bildungsgewerkschaft nicht weit genug. „Um Chancengleichheit zu verwirklichen, muss Ungleiches ungleich behandelt werden“, betonte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule. „Um eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakt 2.0 zu erreichen, müssen die Gelder nach Sozialindex verteilt werden. Zudem braucht es ein transparentes Monitoring, das auch soziale Indikatoren berücksichtigt, digitale Schulentwicklungsprozesse sind durch mehr zeitliche, finanzielle und fachliche Ressourcen zu stärken und finanzschwache Kommunen gezielt zu fördern.“

Die GEW mache sich für einen Digitalpakt 2.0 stark, der gute Arbeits- und Lernbedingungen ins Zentrum rückt, so Bensinger-Stolze: „Digitalisierung an Schulen darf nicht von Effizienzkriterien und Profitinteressen getrieben sein. Unser Ziel ist, jedem Kind und jeder Lehrkraft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, mit digitalen Geräten in einer guten Infrastruktur gut zu lernen und gut zu arbeiten. Bildungsfragen und pädagogische Konzepte müssen auch im Digitalpakt 2.0 handlungsleitend bleiben.“

Info: Die GEW hatte im Herbst 2023 ein Positionspapier zum Digitalpakt 2.0 vorgelegt. In diesem schlägt die Bildungsgewerkschaft eine Digitalisierung an Schulen vor, die die Qualität und Profession sowie eine sozial gerechte Verteilung der Gelder ins Zentrum rückt, z.B. nach dem Multiplen Benachteiligungsindex (MBI).
Die GEW hatte im Mai 2022 eine Studie zur Umsetzung des Digitalpakts Schule vorgelegt. Die Forscher Michael Wrase und Daniel Rohde hatten in dieser auch Vorschläge gemacht, wie der Digitalpakt Schule fortgesetzt werden könne.

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Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gab am Sonntag bekannt, ihre Staatssekretärin Sabine Döring entlassen zu haben. “Der entstandene Eindruck ist geeignet, das Vertrauen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in das BMBF nachhaltig zu beschädigen”, ließ die Ministerin erklären. Hintergrund ist ein Prüfauftrag zu möglichen Konsequenzen für Hochschullehrer:innen, die einen offenen Brief zum Umgang mit propalästinensischem Protest an Berliner Hochschulen unterzeichnet hatten (Lehrer News berichtete).

Ein “personeller Neuanfang” sei nötig, weshalb sie den Bundeskanzler darum gebeten habe, Staatssekretärin Döring in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen, so Stark-Watzinger in einer Stellungnahme. Noch vor einigen Tagen wurde in einem Statement der BMBF mitgeteilt, dass der Entzug von Fördermitteln nie zur Debatte gestanden habe. 

Zunächst verkündete Döring ihr eigenes Ausscheiden über die Plattform X mit den Worten: “So wird nun dieser Abschnitt meiner beruflichen Laufbahn ein jähes Ende finden“, an. Für Verwirrung sorgte der kurz darauf folgende Post: “Habe gerade Anruf bekommen, muss den Tweet löschen”. Kurz darauf verschwanden beide Posts und wenig später bestätigte das Bildungsministerium die Entlassung. 

Aus dem durch Recherchen des ARD-Magazins Panorama veröffentlichten eMail-Verlauf ist ersichtlich, dass das BMBF die Streichung von Fördermitteln und gezielt rechtliche Schritte gegen Hochschullehrende veranlassen wollte, die zuvor einen offenen Brief unterzeichnet hatten. Der Brief war eine Reaktion auf die polizeilichen Maßnahmen gegen das propalästinensische Protestcamp auf dem Campus der Freien Universität Berlin. Stark-Watzinger kritisierte den Brief damals scharf.

Infolge des geleakten Mailverkehrs steht die Ministerin jetzt selbst unter massivem Druck. In den vergangenen Tagen mehrten sich die Stimmen aus Wissenschaft und Politik, welche ihren Rücktritt forderten. So wurde eine offene Stellungnahme verfasst, welche von über 2700 Wissenschaftler:innen unterschrieben wurde. In dieser werden die internen Prüfungen von politischen Sanktionierungen als Machtmissbrauch und Einschüchterungsversuch gegenüber der Wissenschaftsfreiheit beschrieben. Zudem wird Stark-Watzinger aufgrund ihrer Handlungsweise als “untragbar” bezeichnet. 

Stark-Watzinger entgegnet den immer lauter werdenden Stimmen hinsichtlich ihres Rücktrittes nun mit der Entlassung jener Staatssekretärin, die formell die Prüfung veranlasst haben soll. In einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme beschreibt sie, es mache sie “fassungslos”, dass in dem offenen Brief der Terror der Hamas ausgeblendet wurde. “Ich habe veranlasst, dass der Sachverhalt gründlich und transparent aufgearbeitet wird. Fest steht, dass eine Prüfung potentieller förderrechtlicher Konsequenzen bei den zuständigen Fachreferaten in der Tat erbeten wurde”. Weiter heißt es: “Die für die Hochschulabteilung fachlich zuständige Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring hat – wie schon öffentlich bekannt – den zugrundeliegenden Prüfauftrag veranlasst. Ebenfalls hat sie erklärt, dass sie sich bei ihrem Auftrag der rechtlichen Prüfung offenbar missverständlich ausgedrückt habe”.

Mit der Entlassung von Döring soll offensichtlich auf die anhaltende Kritik reagiert werden. Dabei entsteht jedoch der Eindruck, dass Döring als Bauernopfer herhalten könnte. So fehlt bisher jegliche Reaktion von Stark-Watzinger bezüglich der an sie direkt gerichteten Kritik, wodurch unklar bleibt, inwieweit sie sich selbst mit dieser Vorgehensweise der Verantwortung entziehen möchte. Der Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda sieht in der Reaktion Stark-Watzingers jedenfalls “keinen Befreiungsschlag”. “Vielen Beobachtern fällt schwer zu glauben, dass eine Staatssekretärin wirklich unabgestimmt mit der Ministerin einen derart sensiblen Prüfauftrag formuliert”, so Wiarda in seinem Blog.

Die Reaktionen aus der Bundespolitik auf den Schritt fallen entsprechend durchwachsen aus. “Wer Gesinnungsprüfungen gegen frei denkende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anregt und erwägt, Fördergelder zu kürzen, ist in einem Bundesministerium nicht tragbar”, sagte SPD-Bildungspolitikerin Carolin Wagner gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Die Ministerin müsse “dankbar sein, dass die Kontrollmechanismen in ihrem Haus funktionieren und besonnene Mitarbeitende die Pläne gestoppt haben.” Wichtig sei, “dass Frau Döring kein Bauernopfer ist”. Stark-Watzinger müsse die Vorgänge lückenlos aufklären und Stellung beziehen. 

Der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Thomas Jarzombek, forderte die Ministerin zum Rücktritt auf. “Bundesministerin Stark-Watzinger hat Recht: Ein personeller Neuanfang im BMBF ist notwendig. Sie muss diesen Schritt jetzt selbst vollziehen“, erklärte er auf X. “Es war ihre Ansage, dass sich die Dozenten mit ihrem Brief nicht auf dem Boden des Grundgesetzes befänden.” Damit habe sie die Richtung für das Ministerium vorgegeben. “Dass sie dies mit keinem Wort einordnet, spricht Bände über die tatsächlichen Abläufe”, so Jarzombek.

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Berlin. Gegenwärtig wird im Berliner Landesparlament über Änderungen des Schulgesetzes beraten. Dabei wurden grundsätzliche Fragen zu den Themen Sitzenbleiben und Hausaufgaben diskutiert.

Die Grünen sprachen sich unter anderem gegen Hausaufgaben an Berliner Schulen aus. “Hausaufgaben sollen das im Unterricht Erlernte vertiefen, aber nicht einfach den Unterricht in die Freizeit auslagern. Denn das nimmt den Kindern und Jugendlichen die Zeit für Erholung und Familie”, argumentierte der Pankower Delegierte Louis Krüger . Aus diesem Grund sollen alle Übungen, die zur Vertiefung dienen, an der Schule stattfinden. Dies soll nicht nur den Stress der Eltern und Schüler:innen reduzieren, sondern gleichzeitig für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen. “Das Bildungsniveau der Eltern und die häuslichen Rahmenbedingungen dürfen nicht entscheidend sein für die Erfüllung schulischer Aufgaben”, sagte Krüger.

Den Vorschlag von schwarz-rot, einen Probeunterricht als Übergang von der Grundschule aufs Gymnasium einzuführen, sahen die Grünen ebenfalls kritisch. Umweltsenatorin Bettina Jarsch sprach sie für eine Eignungsprüfung aus. “Das Konzept des Probeunterrichts, wie ihn die Bildungssenatorin vorschlägt, ist dafür allerdings zu eindimensional gedacht und lässt viele Fragen offen”, so Jarsch.

Die Grünen kritisierten außerdem Schüler:innen aufgrund schlechter Zeugnisnoten das Schuljahr wiederholen zu lassen. Jarasch schlägt vor, dass verpflichtende Sitzenbleiben wie bei der integrierten Sekundarschule, auch an Gymnasien abzuschaffen. “Statt auf Druck zu setzen, stärken wir so Verantwortungsbewusstsein und Selbsteinschätzung”, so Jarasch.

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Schulen stehen vor der Herausforderung, junge Menschen nicht nur akademisch zu fordern und fördern, sondern auch auf ihre individuellen Alltagsrealitäten und die Probleme von morgen vorzubereiten. Die Diskussion um ihre Rolle  hat sich von der reinen Wissensvermittlung hin zur Vorbereitung auf ein erfülltes und eigenverantwortliches Leben verschoben. Angesichts der schnelllebigen und komplexen Welt von heute fordern immer wieder Stimmen eine stärkere Betonung lebenspraktischer Kompetenzen im Bildungssystem. Wie können Schulen sicherstellen, dass ihre Absolvent:innen nicht nur akademisch gut gewappnet sind, sondern auch die Fähigkeiten besitzen, um persönliche, finanzielle und gesundheitliche Herausforderungen erfolgreich zu meistern?

Die Idee, Alltagskompetenzen wie Ernährung, Haushaltsführung oder finanzielle Bildung systematisch in den Schulunterricht zu integrieren, ist nicht neu. Bereits seit 2012 setzen sich die bayerischen Landfrauen intensiv dafür ein, dass Schüler:innen in Bayern nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Fähigkeiten vermittelt bekommen, die sie im täglichen Leben benötigen. Ihr Einsatz wurde teilweise bereits belohnt: Die Landfrauen stehen im Austausch mit Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) und seit dem Schuljahr 20/21 gibt es an bayerischen Schulen Projektwochen zu Alltagskompetenzen. Doch das reicht den Landfrauen noch nicht. Sie fordern mehr – ein eigenständiges Schulfach. 

Christine Singer bekleidet seit 2012 das Amt der Bezirksbäuerin in Oberbayern und ist seit 2022 bayerische Landesbäuerin. Als ausgebildete Hauswirtschaftsmeisterin mit Fortbildungen in Ernährung, Gartenbau und als “Erlebnisbäuerin” bringt sie umfassende Expertise im Bereich der Landwirtschaft und Hauswirtschaft mit. Neben ihrer langjährigen politischen Tätigkeit als Gemeinde- und Kreisrätin ist sie in verschiedenen Ausschüssen und Beiräten aktiv, darunter im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks. Seit zwölf Jahren engagieren sich die Landfrauen dafür, Alltagskompetenzen in die bayerischen Schulen zu bringen. Im folgenden Interview mit Lehrer News beleuchtet Christine Singer, welche Beweggründe hinter der Forderung nach diesem Fach stehen und wie sie die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie zunehmende Komplexität im Alltag und Verlust traditioneller Familienwerte adressieren möchten. Dabei reagiert sie auch auf kritische Fragen zur Realisierbarkeit des neuen Fachs in einem bereits vollen Lehrplan und stellt konkrete Maßnahmen vor, um die Nachhaltigkeit der vermittelten Kompetenzen im Bildungssystem zu gewährleisten.

Lehrer News: Seit 2012 sprechen Sie sich für ein Schulfach “Alltagskompetenz” an bayerischen allgemeinbildenden Schulen aus. Was hat die Landfrauen ursprünglich dazu bewegt, sich für ein solches Unterrichtsfach einzusetzen?

Singer: Das Thema Alltagskompetenzen beschäftigt uns schon seit vielen Jahren, sodass wir 2012 eine Unterschriftenaktion zum Schulfach „Alltagskompetenzen“ sehr erfolgreich durchführten. Denn wir haben festgestellt, dass hauswirtschaftliche Kenntnisse nicht mehr selbstverständlich im Elternhaus vermittelt werden, wie dies früher der Fall war und der Lernort Familie an Bedeutung verloren hat. Außerdem wird das Leben zunehmend komplexer. Eigenverantwortung ist in der Lebensgestaltung und Daseinssicherung zunehmend gefragt. Das geht aus unserer Sicht nicht ohne Alltagskompetenzen. 

Ein weiterer Aspekt für diese Forderung war, dass mangelnde Alltagskompetenzen nicht nur für das Individuum weitreichende Folgen haben, sondern für die gesamte Gesellschaft. Dies zeigt sich z.B. an folgenden Problemen: ernährungsmitbedingte Krankheiten nehmen zu, das Verarmungsrisiko durch unzureichende Vorsorge, Ver- oder Überschuldung von Privathaushalten steigt, Menschen sind mit den Anforderungen, die Beruf, Familie und Haushalt an sie stellen überfordert. Ohne Alltagskompetenzen kann die generative Sorgearbeit von der Wiege bis zur Bahre nicht geleistet werden.

Lehrer News: Die Lehrpläne sind bereits mehr als voll und gleichzeitig werden immer wieder neue Fächer vorgeschlagen. Ist ein zusätzliches Unterrichtsfach Alltagskompetenz realistisch? Und wo würden Sie stattdessen kürzen bzw. welches Fach ersetzen?

Singer: Ob ein zusätzliches Unterrichtsfach realistisch ist, hängt auch von dessen Ausgestaltung an. Wir sind sehr schnell im Dialog mit Lehrkräften darauf gekommen, dass ein einstündiges Unterrichtsfach einmal pro Woche nicht zielführend ist, um die gewünschten Kompetenzen zu vermitteln. Es geht um die Bündelung und Vernetzung teilweise bereits vermittelter Kompetenzen und das Einbringen aktueller Aspekte wie Digitalisierung. Unsere Gesellschaft ändert sich und deshalb müssen auch die Lehrpläne kontinuierlich überarbeitet werden, wenn Schule relevant bleiben will.

Lehrer News: Auch in Bayern herrscht Lehrermangel. Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor, um den Lehrermangel zu adressieren, wenn ein weiteres Pflichtfach eingeführt wird?

Singer: Alltagskompetenzen müssen nicht nur durch Lehrkräfte vermittelt werden. Externe Fachkräfte können alltagsrelevante Inhalte aus ihrer eigenen Erfahrung weitergeben und den Blick auf bestimmte Themen erweitern. Das bringt Abwechslung in den Unterrichtsalltag und zahlt auf den alten Satz ein „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Ein Beispiel: Es ist eine Bereicherung für jede Schülerin und jeden Schüler, wenn sie sieht, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie sie erzeugt werden. Diese Erfahrung können Schülerinnen und Schüler machen, wenn sie an einem Vormittag statt in der Schule auf einem Bauernhof Unterricht haben.

Lehrer News: Wie möchten Sie sicherstellen, dass die vermittelten Kompetenzen nachhaltig im Bildungssystem verankert werden?

Singer: Genau deshalb haben wir ein Schulfach gefordert. Es reicht aus unserer Sicht eben nicht aus, Ernährungs- und Verbraucherthemen beim Klassenausflug anzusprechen. Alltagskompetenzen müssen in jeder Jahrgangsstufe vermittelt werden. Dafür braucht es ein Curriculum, das sich durch alle Schuljahre zieht und altersgerecht die Themen aufgreift. Es braucht Lehrpersonal, das entsprechend geschult ist und durch zeitliche Freiräume die Möglichkeit hat, externe Fachexperten zu gewinnen, die den Unterricht mit ihrer Praxiserfahrung ergänzen. Und es braucht Vorbilder in der Schule: Das, was zum Thema Ernährung im Unterricht vermittelt wird, muss mit dem, was in der Schulkantine angeboten wird, zusammenpassen.

Lehrer News: Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) steht der Einführung des Fachs kritisch gegenüber, die Definition von Alltagskompetenzen sei zudem unklar. Braucht es so ein Fach überhaupt? 

Singer: Vor der Einführung von Alltagskompetenzen als Unterrichtsgegenstand im Jahr 2014 hat man mit verschiedenen Partnern am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in Bayern überlegt, welche Themen im Rahmen der Alltagskompetenzen aufgegriffen werden sollen und fünf Handlungsfelder definiert: Gesundheit, Ernährung, Haushaltsführung, selbstbestimmtes Verbraucherverhalten und Umweltverhalten. Bevor die Projektwoche „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ in Bayern eingeführt wurde, hat man aufgrund der wachsenden Bedeutung von Digitalisierung und Medien im Alltag ein sechstes Themenfeld hinzugefügt: Digital handeln. Dies zeigt, dass Alltagskompetenzen nichts starres sind, sondern sich ständig weiterentwickeln. Das ist aus unserer Sicht positiv zu sehen.

Lehrer News: Kritiker:innen könnten argumentieren, dass Alltagskompetenzen schwer messbar und bewertbar sind. Wie planen Sie, die Überprüfbarkeit und Bewertung der in diesem Fach vermittelten Kompetenzen sicherzustellen?

Singer: Wir haben uns mit dem Kultusministerium darauf verständigt, dass Alltagskompetenzen nicht einer Benotung unterliegen. Das würde den Alltagskompetenzen nicht gerecht werden. Stattdessen sollen jede Schülerin und jeder Schüler für die durchlaufenen Projektwochen Zertifikate erhalten. In einer immer bunter werdenden Gesellschaft mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichen familiären Hintergründen kann die Vermittlung von Alltagskompetenzen einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit leisten. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Berlin. Am 12. Juni 2024 wäre Anne Frank 95 Jahre alt geworden. Zu ihren Ehren erinnerten sich knapp 600 Schulen bundesweit an das jüdische Mädchen und die nationalsozialistische Geschichte auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Der Schulaktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus findet seit 2017 jährlich an Anne Franks Geburtstag statt. Der Tag soll Schüler:innen in ihrem Engagement für Demokratie stärken. Organisiert wird der Tag vom Anne Frank Zentrum in Berlin, um an die Lebensgeschichte des jüdischen Mädchens zu erinnern. Ziel der Schulen ist es, die nationalsozialistische Geschichte in ihren jeweiligen Wohnorten zu recherchieren. Dadurch ergeben sich Denkanstöße zu Verantwortung und Handeln auch in der Gegenwart

Das Motto des Anne Frank-Tages 2024 lautete “Geschichte auf der Spur”: Schüler:innen der teilnehmenden Klassen forschten zur nationalsozialistischen Geschichte ihrer jeweiligen Heimat. Das Anne Frank Zentrum Berlin stellte den teilnehmenden Schulen kostenfreie Lernmaterialien zur Verfügung, darunter Informationen zur Biografie von Anne Frank, zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust sowie Hintergrundwissen zur Lokalgeschichte. Jede Schule setzt den Aktionstag mit eigenen Ideen und Projekten um. Selbstgeschriebene Gedichte über das Leben im Versteck im Hinterhaus oder selbst gemalte Portraits des jüdischen Mädchens waren nur einige Ideen. Andere Klassen besuchten jüdische Friedhöfe oder putzten Stolpersteine. Waren keine Stolpersteine im jeweiligen Ort vorhanden, so wurde ein digitaler Spaziergang rekonstruiert. An der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Grevenbroich wurde unter anderem das Versteck von Anne Frank in einem Schuhkarton nachgestellt. 

In Berlin wurde ein Rechteck mit weißer Farbe auf den Fußboden vor dem Schuleingang gesprüht. Das Rechteck sollte die tatsächliche Größe des Verstecks von Anne Frank widerspiegeln.  “Bei Kindern ist es ganz wichtig, dass man etwas fürs Herz macht und zum Anfassen”, erzählt Lehrer Daniel Schmöcker. Und weiter: “Wir schaffen hier eine Situation, in der die Schüler tatsächlich auch Erfahrungen machen und auch dann darüber sprechen können.” Das Hineinversetzen in das Leben von Anne Frank regt zum Nachdenken an. So erklärt eine Schülerin: “Ich fand das so krass. Als sie Tagebuch geschrieben hat, war sie genauso alt wie ich. Manche Gedanken kamen mir sehr bekannt vor, sie war ein ganz normales Mädchen. Das heißt, man hätte auch meine Familie auslöschen können. Einfach nur aus einem Grund, der kein Grund ist, weil sie gesagt haben, die sind schlechter als wir”. 

Das Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Berlin eröffnete den Schulaktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus. Per Livestream konnten die teilnehmenden Schulen an der Eröffnung mitwirken. Eingeladen wurde unter anderem die Zeitzeugin Ruth Winkelmann, die von ihren eigenen Erfahrungen berichtete. Sie überlebte den Holocaust, indem sie sich in einer Gartenlaube versteckte. Sie fordert nebenbei die Anwesenden zu mehr Toleranz auf: “Wer tolerant ist, hasst nicht und vernichtet auch nicht. Das wäre eigentlich das Allerwichtigste, was wir lernen müssen.” Videobeiträge von weiteren Schulen wurden zusätzlich gezeigt. Schirmherr des Anne Frank Tages war Justizminister Marco Buschmann (FDP), der bei der Eröffnung eine Rede hielt. “Der Anne Frank Tag lädt Schülerinnen und Schüler zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ein. Er fördert kritisches Denken und gibt Wissen weiter. Ein solcher Aktionstag ist gerade in Zeiten des leider zunehmenden Antisemitismus wichtiger denn je”, sagte Buschmann.

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Der Alltag von Lehrer:innen kann manchmal ganz schön stressig sein: Korrekturen hier, Elterngespräche da und dann auch noch die Vorbereitung für den morgigen Unterricht? Da kommen einige Aufgaben zusammen. In einer Welt, die sich ständig verändert und junge Köpfe mit Fragen über Moral, Existenz und das Sein konfrontiert werden, bieten Unterrichtsfächer wie Ethik und Philosophie eine unverzichtbare Grundlage für kritisches Denken und ethische Reflexion. Alltägliche und aktuelle Themen lassen sich  mithilfe kreativ gestalteter Arbeitsblätter spielerisch leicht im Unterricht integrieren und können dabei helfen, Verständnis und Förderung von philosophischen und ethischen Themen im Klassenraum zu schaffen. Mittlerweile ist das Internet mit zahlreichen Angeboten zur kreativen Unterstützung des Unterrichts gefüllt. Da kann man schnell den Überblick verlieren und ist sich vielleicht unsicher, welche Seiten am besten verwendet werden können. Wir haben einige Internetportale und -Server aufgelistet, die passende Unterrichtsmaterialien anbieten und für euch genau das Richtige sein können.

School-Scout

School-Scout stellt unterschiedliche Arbeitsblätter und Kopiervorlagen zur Verfügung, welche sich meist mit aktuellen Phänomenen auseinandersetzen. Dabei arbeitet School-Scout seit Jahren mit unterschiedlichen Verlagen zusammen, die unter anderem zu führenden Schulbuchverlagen wie Klett, PONS oder Duden Paetec gehören. Über 20.000 Titel werden von einzelnen Übungen bis zu kompletten Unterrichtseinheiten angeboten. Themen wie beispielsweise Wirtschaftsethik oder der Zusammenhang von Ernährung und Ethik werden in diesem Server behandelt. 

Finden könnt ihr die Arbeitsmaterialien in der “Gesellschaftswissenschaften”-Kategorie. Dann öffnet sich ein kleines Fenster mit den jeweiligen Oberbegriffen einzelner Unterrichtsfächer, Philosophie und Ethik sind als Drittes aufgelistet. Danach könnt ihr verschiedene Ordner öffnen, die zu eurer Unterrichtsvorbereitung passen, zum Beispiel “Stationenlernen” oder “Arbeitsblätter & Kopiervorlagen”. Je nach Kategorie werden Textauszüge aus bereits vorhandener Literatur angeboten. Die Materialien können einfach als PDF- oder ZIP-Datei heruntergeladen werden, allerdings sind die meisten Dateien nicht kostenlos. 

(Quelle: school-scout

Lehrerbüro

Die Seite Lehrerbüro ist eine der größten Online-Plattformen für digitale Unterrichtsmaterialien und Fachinformationen. Neben dem Arbeitsmaterial aller Unterrichtsfächer für die Grundschule und Sekundarstufe I und II gibt es auch Utensilien für die sonderpädagogische Förderung. Themen wie Emotionen oder ein leichteres Zusammenleben werden durch kreative Arbeitsblätter spielerisch in euren Klassenraum eingebaut. 

Neben dem Hauptmenü könnt ihr einstellen, für welche Schulform ihr Materialien benötigt. Außerdem werden die Klassenstufe sowie das benötigte Arbeitsmaterial direkt darunter ausgewählt. Es kann eingestellt werden, ob die jeweilige Datei als PDF- oder Word-Datei gespeichert werden soll. Für jede Schulform lassen sich Unterkategorien für das jeweils gesuchte Unterrichtsmaterial finden. Videos, Arbeitshilfen oder auch interaktive Übungen werden für einen abwechslungsreichen Unterricht angeboten. 

Für die Grundschule der Klassenstufe 3 und 4 werden beispielsweise Arbeitsblätter für Ethik zum Thema “Konflikte” oder "Das Leben in der Gemeinschaft” zur Verfügung gestellt. Dabei lernen Schüler:innen neue Dinge über soziale Interaktionen oder auch Konflikte zu erkennen und konstruktive Lösungen zu finden. Für die Klassenstufen 1 und 2 werden Lernwerkstätten mit unterstützenden Arbeitsblättern angeboten. Die individuelle Identität und die Rolle innerhalb einer Gesellschaft stehen bei den Lernwerkstätten im Vordergrund. 

Die Arbeitsblätter können kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden. Je nach Thema werden sogar ähnliche Materialien zusätzlich angeboten, die außerdem zum Unterricht passen könnten. 

(Quelle: lehrerbüro

Lehrer-Online

Lehrer-Online ist ein kostenfreies Material- und Serviceportal für Lehrkräfte jeglicher Schulform und Schulfächer. Rund um den schulischen Alltag und die Gestaltung des eigenen Unterrichts ermöglicht Lehrer-Online auch für die Fächer Ethik und Philosophie eine vielseitige Auswahl an Arbeitsblättern, Fachartikeln und anderen Lehrplan relevanten Unterrichtsmaterialien. Teilweise werden auch Videos zur Unterrichtsgestaltung hochgeladen. 

Zu finden sind die Unterrichtsmaterialien entweder eigenständig in der Suchleiste, indem ihr das Fach und das jeweilige Thema, welches euch interessiert, eintippt oder in der Unterkategorie “Unterrichtsmaterialien” sucht. Daraufhin könnt ihr die jeweilige Schulform einstellen und anschließend das gesuchte Fach angeben. Neben Arbeitsblättern werden unter anderem auch Unterrichtseinheiten angeboten, wie beispielsweise zum Thema “Was ist Wahrheit?”. In dieser Unterrichtseinheit interpretieren und analysieren die Schüler:innen den Wahrheitsbegriff in Zeiten von sozialen Netzwerken, Fake News und Photoshop. 

(Quelle: lehrer-online)

RAABE Verlags GmbH

Die Raabe-Verlags GmbH ist ein Bildungsverlag, welcher sich mit allen Schularten auseinandersetzt. Dabei spielt die Entlastung der Referendar:innen, Lehrer:innen und Schulleitungen eine zentrale Rolle. Passend einsetzbare Materialien, praxisnahe Informationen und Arbeitshilfen werden in über 300 Artikeln zum Ethik- und Philosophieunterricht angeboten. 

Finden könnt ihr die passenden Materialien im Menü unter der Kategorie “Unterrichtsmaterial” und anschließend in der Kategorie “Gesellschaftswissenschaften”. Wählt ihr “Ethik/Philosophie” aus, bekommt ihr eine Übersicht von über 300 Artikel vorgeschlagen. Daraufhin könnt ihr passendes Material aussuchen, allerdings werden die meisten Dateien nicht kostenlos angeboten.  

(Quelle: RAABE Verlag

Der blaue reiter

Der blaue reiter Verlag für Philosophie ist ein Zeitschriften- und Buchverlag, der sich auf den Bereich der wissenschaftlichen Philosophie spezialisiert hat. Passend dazu werden verschiedenartige Unterrichtsmaterialien für Philosophie der Sekundarstufe I und II angeboten. Unter diversen Kategorien lassen sich die passenden PDF-Dateien finden und kostenlos herunterladen. Die Materialien wurden anhand der Vorgaben der Kultusministerien der Bundesländer erarbeitet und orientieren sich an einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Ethik. Die Arbeitsblätter sind hauptsächlich für die Oberstufe gedacht. 

Die Materialien lassen sich innerhalb der Suchleiste unter den Begriffen “Ethik” oder “Angewandte Ethik” ganz leicht finden. 

(Quelle: derblauereiter)  

Ethika

Bei Ethika handelt es sich um ein europäisches Projekt, das sich intensiv mit ethischer Bildung und Werteerziehung vom frühen Kindesalter bis zu außerschulischen Bildungseinrichtungen befasst.  Hierbei werden offene Lehr- und Lernmaterialien von beteiligten Wissenschaftler:innen zur Verfügung gestellt. 

Unter der Menü-Kategorie “Bildungsmaterial” werden alle vorhandenen Materialien und Produkte zum Thema Ethik aufgelistet. Die meisten Dateien können als eBook oder ePaper kostenlos heruntergeladen werden. 

(Quelle: ethik-unterrichten)

PuMa

Das PuMa-Projekt wurde vom Institut für Philosophie der Goethe-Universität in Frankfurt ins Leben gerufen. PuMa versteht sich als ein Online-Material-Pool und eine Sammlung konkreter Unterrichtskonzepte für die Fächer Ethik und Philosophie des Landes Hessen. Dabei werden unterschiedliche Inhaltsfelder in allen Jahrgangsstufen ab der 5. Klasse angeboten. 

Die passenden Unterrichtsmaterialien findet ihr unter der Kategorie “Materialien”. Daraufhin erscheint eine Liste, die die einzelnen Inhaltsfelder der Jahrgangsstufe 5 bis 10, aber auch jahrgangsübergreifende Unterrichtsmaterialien in verschiedenen Themenbereichen aufzeigt. Die Materialien können von Referendar:innen und Lehrer:innen verwendet werden, wenn sie sich zuvor auf der Seite registriert haben.

(Quelle:  PUMa Uni Frankfurt)

Eduskills + Reflections

Eduskills + Reflections ist ein Projekt, das die Entwicklung und Förderung von aktiver Partizipation an demokratischen Prozessen. Themen wie Menschenrechte, Migration oder auch Klimawandel sind nur einige, die im Fokus stehen. Hier finden Lehrer:innen kostenlose Dateien, Ideen für Aktivitäten und vorgefertigte Unterrichtsstunden. Die Lerninhalte entstanden anhand eines intensiven Austausches mit internationalen Expert:innen, die Materialien in Klassenzimmern in ganz Europa erforscht und getestet haben. 

Die jeweiligen Themenfelder lassen sich unter der Kategorie “Materialien” leicht finden. Aktuelle Themen wie beispielsweise “Empathie” werden anhand von Texten und passenden Unterrichtseinheiten detaillierter beleuchtet. 

(Bildquelle: reflections.eduskills.plus

Deutscher Bildungsserver

Der deutsche Bildungsserver bietet die Möglichkeit mehr über Internet-Ressourcen zu erfahren, die u.a. von Bund und Ländern, Hochschulen, Schulen, Serviceeinrichtungen und Einrichtungen der Fachinformation bereitgestellt werden. Dabei werden alle möglichen Unterrichtsfächer, unter anderem auch Ethik und Philosophie, als Bildungsthema aufgegriffen und dazu passende Lernmaterialien durch einen Link zur Verfügung gestellt. Allerdings werden nur Unterrichtsmaterialien und Medien für die Sekundarstufe I und II angeboten. 

Im Menü klickt ihr auf die Kategorie “Schule”, danach sollte sich ein Fenster öffnen, wo ihr aussuchen könnt, welchen Teilbereich ihr für die Schule benötigt. Öffnet ihr die Kategorie “Unterricht”, könnt ihr anschließend entscheiden, für welche Schulform und welches Fach ihr Unterrichtsmaterial benötigt. 

(Bildquelle: Deutscher Bildungsserver

Diese Webseiten bieten eine umfangreiche Anzahl an Materialien, die euch bei der Vorbereitung auf Ethik- und Philosophiestunden kreativ unterstützen können. 

Kennt Ihr noch weitere Portale und Server, die euch bei der Unterrichtsvorbereitung helfen? Schreibt es gerne in die Kommentare! 

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In der modernen Bildungslandschaft, in der digitale Technologien zunehmend Einzug in den Unterricht finden, bietet der digitale Lehrerkalender "Mein Schulplan" eine innovative Lösung, die das Leben von Lehrkräften erheblich vereinfacht. Dieser innovative Kalender bietet zahlreiche Funktionen, die speziell auf die Bedürfnisse von Lehrkräften zugeschnitten sind und weit über die Möglichkeiten traditioneller Papierkalender und vieler anderer digitaler Lösungen hinausgehen.

Effiziente digitale Unterrichtsplanung

Eine der zentralen Funktionen von "Mein Schulplan" ist die digitale Unterrichtsplanung. Mit diesem Tool können Lehrkräfte ihre Unterrichtsstunden effizient und übersichtlich planen und flexibel auf Situationen im Schulalltag reagieren. Ein besonderes Highlight ist die integrierte Tauschbörse für Stoffpläne. Diese ermöglicht es Lehrer:innen, ihre Unterrichtspläne mit Kolleg:innen zu teilen und auf die Pläne anderer zuzugreifen. Die Dokumentation wie Lehrnachweise sind im Nachhinein jederzeit abrufbar.

Darüber hinaus sind in "Mein Schulplan" auch die Lehrpläne verschiedener Bundesländer integriert. Lehrkräfte können somit direkt auf die relevanten Kompetenzen zugreifen und diese bei der Unterrichtsplanung berücksichtigen. Dies spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch für eine höhere Unterrichtsqualität, da die Lehrkräfte sicherstellen können, dass sie alle erforderlichen Kompetenzen abdecken.

Digitale Schülerverwaltung und Notenverwaltung

Neben der Unterrichtsplanung bietet "Mein Schulplan" auch eine umfassende digitale Schülerverwaltung. Lehrer können Schülerdaten zentral speichern und verwalten, was den administrativen Aufwand erheblich reduziert. Besonders hervorzuheben ist die integrierte Verwaltung für Noten und Schülerbeobachtungen. Dies erleichtert die Organisation und ermöglicht eine transparente und nachvollziehbare Leistungsbewertung. Daneben können Anwesenheit, Hausaufgaben und Material kontrolliert und beliebige Checklisten und Sitzpläne erstellt werden.

Alles im Blick: Schülerverwaltung und Unterrichtsplanung im Unterricht (Quelle: “Mein Schulplan”)

Hoher Datenschutz

In Zeiten zunehmender digitaler Bedrohungen ist der Schutz sensibler Schülerdaten von größter Bedeutung. "Mein Schulplan" legt großen Wert auf Datenschutz und verwendet modernste Verschlüsselungstechnologien, um die Daten der Schüler:innen sicher zu speichern und vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Dadurch können Lehrkräfte sicher sein, dass ihre Daten in guten Händen sind und den aktuellen Datenschutzbestimmungen entsprechen.

Wochenpläne werden automatisch aus Stunden- und Stoffplänen generiert (Quelle: “Mein Schulplan”)

Vergleich mit Papier- und Goodnotes-Kalendern

Im Vergleich zu herkömmlichen Papierkalendern bietet "Mein Schulplan" zahlreiche Vorteile. Während Papierkalender oft unübersichtlich werden und Änderungen mühsam sind, erlaubt "Mein Schulplan" eine flexible und dynamische Planung. Änderungen können mit wenigen Klicks vorgenommen werden, und die digitale Natur des Kalenders ermöglicht eine schnelle Suche nach Terminen und Notizen.

Auch im Vergleich zu digitalen Lösungen wie Goodnotes sticht "Mein Schulplan" hervor. Goodnotes ist zwar ein leistungsfähiges Tool für handschriftliche Notizen, bietet jedoch nicht die spezialisierten Funktionen für Lehrer:innen, die "Mein Schulplan" integriert hat. Die Tauschbörse für Stoffpläne, die integrierten Lehrpläne und die umfangreiche Schüler- und Notenverwaltung machen "Mein Schulplan" zu einem unverzichtbaren Werkzeug für den modernen Unterricht.

Unterrichtsplanung von der Sequenz bis zur einzelnen Phase mit (Quelle: “Mein Schulplan”)

Erfahrungsberichte und Nutzerfeedback

Lehrkräfte, die "Mein Schulplan" bereits nutzen, berichten durchweg positiv über ihre Erfahrungen. Frau Godin, eine Grundschullehrerin aus Bayern, sagt: "Ich bin restlos begeistert von der Arbeitserleichterung durch die Planung mit ‘Mein Schulplan’! Am Anfang des Schuljahres z. B. durch einen einzigen Klick den Stoffverteilungsplan vom letzten Mal zu importieren, ist einfach genial." Frau Ott, eine Mittelschul-Lehrerin aus Bayern, ergänzt: "’Mein Schulplan’ ist sehr anwenderfreundlich. Anregungen von Usern werden ernst genom­men und ins Programm integriert. Mit Erklärvideos, Webinaren und dem überragenden Support ist es nicht zu überbieten."

Weitere Informationen und detaillierte Nutzerbewertungen finden Sie auf der offiziellen Website: www.mein-schulplan.de

Nutzerzentrierte Weiterentwicklung

Ein weiterer großer Vorteil von "Mein Schulplan" ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Plattform in enger Abstimmung mit den Nutzer:innen. Die Entwickler von "Mein Schulplan" legen großen Wert auf das Feedback der Lehrkräfte und beziehen dieses aktiv in den Verbesserungsprozess ein. Z. B. können Lehrer:innen über das Abstimmungs-Tool neue Funktionen vorschlagen und darüber abstimmen. Dies gewährleistet, dass die Plattform stets an den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer orientiert bleibt und sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Durch dieses partizipative Vorgehen können Lehrkräfte sicherstellen, dass "Mein Schulplan" immer auf dem neuesten Stand ist und die Funktionen bietet, die im schulischen Alltag wirklich benötigt werden. Diese nutzerzentrierte Weiterentwicklung stärkt nicht nur die Zufriedenheit der Nutzer:innen, sondern sorgt auch dafür, dass "Mein Schulplan" sich dynamisch an die sich wandelnden Anforderungen im Bildungssektor anpassen kann. So bleibt das Tool stets relevant und hilfreich für Lehrkräfte, die auf effiziente und praxisnahe Lösungen setzen.

Fazit

Der digitale Lehrerkalender "Mein Schulplan" bietet eine Vielzahl von Funktionen, die speziell auf die Bedürfnisse von Lehrkräften abgestimmt sind. Von der effizienten Unterrichtsplanung über die digitale Schüler- und Notenverwaltung bis hin zu einem hohen Datenschutzstandard – "Mein Schulplan" erleichtert den Lehreralltag erheblich. Im Vergleich zu traditionellen Papierkalendern und anderen digitalen Lösungen bietet "Mein Schulplan" klare Vorteile, die ihn zu einem unverzichtbaren Werkzeug für moderne Lehrkräfte machen. Lehrer:innen, die auf der Suche nach einer effizienten und sicheren Lösung für ihre Unterrichtsorganisation sind, sollten "Mein Schulplan" unbedingt in Betracht ziehen.

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Völklingen. Am 13. und 14. Juni findet die Kultusministerkonferenz erstmals unter neuer Leitung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland statt. Christine Streichert-Clivot (SPD), die Anfang des Jahres den Vorsitz der Kultusministerkonferenz angetreten hat, möchte insbesondere die Transformation der Bildung in den Blick nehmen. 

Allgemein ist die Aufgabe der Kultusministerkonferenz, zur Sicherung von Qualitätsstandards in Schulen und Chancengleichheit im Schulsystem unter der Prämisse von Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit beizutragen. Dazu werden regelmäßig Statistiken rund um das Thema Schule veröffentlicht und Vorausberechnungen für den Bedarf der Lehrkräfte geplant. Das übergeordnete Ziel dabei ist, die Abstimmungen unter den Ländern zu gewährleisten. 

Die neue Präsidentin Streichert-Clivot stellt ihre Amtszeit unter das Motto “Bildung in Zeiten des Wandels – Transformation mutig gestalten“. Ihr Ziel dabei: junge Menschen sollen mehr in die Entscheidungen der Schule und Gesellschaft integriert werden. “Wir müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Kinder und Jugendlichen diese Welt, die von dynamischen Veränderungen, Konflikten und Krisen geprägt ist, verstehen, sie beschreiben, wahrnehmen, an ihr demokratisch partizipieren können und sie aktiv und selbstwirksam mitgestalten können“, so Streichert-Clivot. Insbesondere die Themen Fachkräftemangel, Lehrergewinnung und die Digitalisierung der Schule sollen unter ihrer Leitung aufs Tableau gebracht werden. Die zweitägige Sommerkonferenz wird nun beleuchten, wie diese Ambitionen umgesetzt werden können.

Ein wichtiges Thema auf der  Sommerkonferenz wird unter anderem die Umsetzung der KMK-Strukturreform sein. Die Strukturreform zielt auf eine Erhöhung der Selbstständigkeit von Hochschulen und Wissenschaft ab. Ziel dabei ist es, klare Schnittstellenthemen zu benennen. Auf dieser Grundlage können sich dann beide Bereiche themenbezogen und auf Augenhöhe treffen, um  beispielsweise über Lehrerbildung zu sprechen. Darüber hinaus soll ein Arbeitsplanungsprozess eingeführt werden, um eine Fokussierung auf relevante Themen zu gewährleisten und die Arbeit der politischen Gremien voranzutreiben. Ebenso soll die Struktur des Sekretariats weiterentwickelt werden. 

Weitere Themenbereiche sind die Maßnahmen zur Gewinnung von Lehrkräften, der aktuelle Stand des Digitalpakts 2.0 und die Weiterentwicklung der Bildungsstandards für die Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) für den Mittleren Schulabschluss. Außerdem wird das Projekt “StarS” in Grundschulen eingeführt, um ein Konzept zur Integration des Übergangs von Elementar- zum Primarbereich zu entwickeln. 

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) warnt die KMK davor, trotz Lehrkräftemangels Konzepte zur einphasigen, ausbildungsintegrierenden, dualen Lehramtsausbildung zu akzeptieren. “Für eine ausbildungsintegrierende, einphasige, duale Lehramtsausbildung müssten die fachlichen und fachdidaktischen Anteile gegenüber der zweiphasigen Lehrkräftebildung gekürzt und der Vorbereitungsdienst der Lehrkräfte abgeschafft werden. Dies wollen wir nicht, schon gar nicht für ein gymnasiales Lehramtsstudium”, so die DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Weiter führt sie aus, dass das duale Modell die Anwahl der grundständigen Lehrerbildung gefährde. “Ich sehe hier die Gleichwertigkeit der beiden sich gegenüberstehenden Modelle nicht, sondern eine Absenkung des geforderten fachlichen und fachdidaktischen Leistungsniveaus sowie Probleme bei der notwendigen Betreuung im ausbildungsintegrierenden dualen Modell”, so Lin-Klitzing. Stattdessen fordert der DPhV die KMK dazu auf,  die ausstehenden Standards für den Quereinstieg ins Lehramt zu verabschieden.

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Mit digitalen Helfern Lehrkräfte entlasten

Die schoolboost-App ist eine webbasierte Software, die speziell für die Bedürfnisse von Schulen entwickelt und zuletzt noch mal für Grundschulen optimiert wurde. Sie soll den Schulalltag effizienter und strukturierter gestalten und an vielen Stellen Lehrkräfte sinnvolle Unterstützung und Erleichterung bieten.

Entwickelt wird die App von der schoolboost GmbH mit Sitz in Köln. Geschäftsführer Nils Littmann beschäftigt sich seit 2019 mit der Digitalisierung und Unterstützung von Schulen in verschiedenen Bereichen. “Durch unsere Arbeit mit Schulen haben wir den Bedarf erkannt und vor zwei Jahren mit der Entwicklung der App begonnen”, berichtet Nils Littmann. “Mittlerweile wird die App an mehreren Schulen erfolgreich eingesetzt und von uns weiter an die Bedürfnisse der Lehrer:innen angepasst. Das positive Feedback bestätigt uns in unserer Arbeit.

Digitale Klassenbücher mit Anwesenheitslisten für eine bessere Übersicht

Mit der App schoolboost können Lehrkräfte z. B. die Abwesenheit von Schüler:innen einfach dokumentieren. Für eine effiziente Anwesenheitsverwaltung werden die fehlenden Schüler:innen als abwesend markiert, die Fehlzeiten werden automatisch summiert. Zusätzlich kann entweder das Thema der Stunde oder im Vertretungsfall ein Eintrag für eine:n Kolleg:in bequem von zu Hause aus ergänzt werden. Die Einträge können bei Grundschulen für die gesamte Woche gebündelt angelegt werden, sodass alle Informationen auf einem Blick ersichtlich sind.

Die Liste der Kinder ist übersichtlich und kann an offenen Ganztagsschulen auch von den Mitarbeitern der Nachmittagsbetreuung zur Anwesenheitskontrolle genutzt werden. Informationen und tagesaktuelle Hinweise zu jedem Kind können durch einen individuellen Kommentar ergänzt werden.

Flexible Stundenpläne für jeden Bedarf

Mit der App lassen sich Stundenpläne für Grundschulen leicht erstellen. Lehrkräfte werden dabei zunächst den Klassen zugeordnet, wobei auch mehrere Kolleg:innen einer Klasse zugeordnet werden können. Auf dieser Basis werden Stundenpläne für das Kollegium und die Klassen erstellt, natürlich können die Fächer auch nachträglich ergänzt werden. Diese Flexibilität in der Planung ermöglicht es, die Stundenpläne schnell zu erstellen, bei Bedarf auf Veränderungen zu reagieren und den Unterricht optimal an die Bedürfnisse der Schule anzupassen.

Die schoolboost-App kann als webbasierte Software auf allen gängigen Endgeräten mit Internetzugang eingesetzt werden. (Quelle: schoolboost)

Weitere Funktionen

Materialbuchung: Um den Überblick über gemeinsam genutzte Ressourcen wie iPad-Klassensätze oder Sonderräume zu bewahren, hat schoolboost eine Online- Buchungsfunktion in die App integriert. Diese sorgt dafür, dass Materialien einfach vom Kollegium gebucht werden können und eine Doppelbelegung vermieden wird. Lehrkräfte können Verfügbarkeiten in Echtzeit einsehen und Ressourcen effizient nutzen.

Krankmeldung durch Eltern: Eltern haben nun die Möglichkeit, ihre Kinder direkt über die schoolboost-Plattform krankzumelden. Dies vereinfacht den Meldeprozess und stellt sicher, dass alle betroffenen Kolleg:innen sofort informiert werden. Anrufe im Sekretariat zur Krankmeldung werden reduziert und das gesamte Kollegium hat einen guten Überblick, welche Kinder für den aktuellen Tag krankgemeldet sind.

Vorteile der schoolboost-App

  • Mehr Zeit für die Schülerinnen und Schüler: Durch die Digitalisierung der Abläufe sparen Lehrkräfte Zeit und können sich mehr auf die pädagogische Arbeit konzentrieren.
  • Alles im Blick: Die schoolboost-App sorgt für eine übersichtliche und strukturierte Organisation des Schulalltags.
  • Einfacher Austausch: Die Kommunikationsplattform ermöglicht einen einfachen Austausch innerhalb des Kollegiums.
  • Sicherheit: Alle Daten werden in einem hochsicheren Rechenzentrum innerhalb Deutschlands gespeichert und nach geltenden Datenschutzbestimmungen verwaltet.

Positive Erfahrungen in der Praxis

Viele Grundschulen nutzen schoolboost-App bereits erfolgreich und berichten über positive Entwicklung durch die Digitalisierung der Abläufe. Die Software erleichtert den Schulalltag und trägt zu einer zeitgemäßen Verwaltung bei. 

„Mit schoolboost haben wir viel weniger Papierkram und die Kommunikation im Kollegium funktioniert reibungsloser. Es bleibt mehr Zeit für unsere Schülerinnen und Schüler“, sagt die Schulleiterin einer Grundschule in Köln.

Die schoolboost-App ist eine moderne und innovative Verwaltungssoftware, die Grundschulen bei der Digitalisierung des Schulalltags unterstützt. Die Software ist benutzerfreundlich, datenschutzkonform und bietet vielfältige Funktionen.

schoolboost-Gründer Nils Littmann

Über schoolboost

“Ob die schoolboost-App die richtige Lösung für eine Schule ist, kann durch eine Beratung und eine unverbindliche Testphase festgestellt werden.”, erklärt Nils Littmann, Ansprechpartner bei schoolboost.

Kontakt und Informationen unter: www.schoolboost.de/schulen 

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München. Zum kommenden Schuljahr gibt es in Bayern die sogenannte Verfassungsviertelstunde als Neuerung im Lehrplan. Diese wurde von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) am Donnerstag beim Besuch des Wittelsbacher-Gymnasiums in München vorgestellt. Zentrale Rolle ist die “Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen und der freiheitlich demokratischen Grundordnung”. Im kommenden Schuljahr soll sich wöchentlich eine „Viertelstunde für die Verfassung“ genommen werden. Doch nicht alle Jahrgangsstufen werden sich intensiv mit dem Konzept auseinandersetzen. So soll es in den Grundschulen die Verfassungsviertelstunde in den zweiten und vierten Klassen geben, in den weiterführenden Schulen in den Jahrgangsstufen sechs und acht und im Gymnasium sowie an Fachoberschulen in der Jahrgangsstufe elf. In Berufsschulen hingegen sind alle Jahrgänge einbezogen. Nach sechs Monaten soll ein erstes Fazit gezogen werden, im Jahr 2025 sollen weitere Jahrgänge folgen. 

Sensibilisierung im Unterricht

Am Donnerstag wurde ein Video der 11c des Wittelsbacher-Gymnasiums gezeigt, in dem Fußballer des FC Bayern München Hasskommentare vorlesen, die sie meist im Netz erhalten. Neben Beleidigungen wird auch immer wieder Rassismus in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke deutlich. Die Lehrerin der besuchten Klasse leitet mittels des Videos die Beschäftigung des Artikel 5 aus dem Grundgesetz ein und sensibilisiert die Schüler:innen mit dem Thema des wachsenden Hasses  im Internet. „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern“ – doch wie weit darf die Meinungsäußerung gehen? Schnell haben die Schüler:innen Ideen und Antworten parat, die nacheinander gemeinsam besprochen werden.Die Idee stammt vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Rudolf Neumaier schlug im Herbst 2023 vor, statt täglichem Gebet lieber über die Verfassung zu sprechen. Die Kirche verliert bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung und so könnte man sich einen anderen Weg suchen, die Vorstellungen von einem friedlichen Zusammenleben zu vermitteln. Nach langen Auseinandersetzungen hatten sich die CSU und Freie Wähler in ihrem Koalitionsvertrag auf einen intensiven Fokus der Verfassungswerte geeinigt. „Wir sehen, welchen Einfluss radikale Szenen gerade auf junge Leute auszuüben versuchen. Und da ist es ein Gegenimpuls“, erklärt Söder. Ziel der Verfassungsviertelstunde sei es,  ein Bewusstsein für Demokratie zu schaffen. „Wir wollen Demokratie erlebbarer machen“, so Söder. „Es geht darum, dass wir die  Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler aufgreifen und dann einen Bezug herstellen zur Verfassung, zu den Werten, zu unserer Demokratie“, fügt Stolz hinzu. Lehrer:innen und Schüler:innen beschäftigen sich anhand aktueller und lebensnaher Beispiele insbesondere mit den Grundrechten und den Werteprinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Ziel der Verfassungsviertelstunde ist es, die politische Bildung an Schulen weiter zu stärken und gleichzeitig die Demokratiekompetenz weiterzuentwickeln. 

Demokratie betrifft nicht nur die Politikstunde 

Die Verfassungsviertelstunde soll innerhalb der Unterrichtszeit stattfinden, unabhängig von den einzelnen Fächern, die in der Woche auf dem Lehrplan stehen. Somit liegt das Augenmerk der Demokratie nicht nur in Geschichte und Politik, sondern auch in Mathematik und Sport. Die Schulen und die jeweiligen Lehrer:innen dürfen die passenden Einheiten so flexibel, offen und kreativ wie möglich gestalten. Leistungsbewertungen und -erhebungen solle es nicht geben. Die erste Erfahrung mit der Verfassungsviertelstunde wurde innerhalb der 11c gut angenommen. Gerade die Umsetzung mittels Diskussion unter den Schüler:innen war „spannender als Frontalunterricht,” so ein Schüler. Auch Landesschülersprecher der Gymnasien, Heinrich Ritter, betont: „Wir haben schon seit Langem mehr politische Bildung an den Schulen gefordert”. Doch für intensive Diskussionen müsse mehr Zeit gegeben werden. Die Reaktionen der Verbände zur Verfassungsviertelstunde sind gemischt. Lehrerverbände sehen das Konzept kritisch, insbesondere wegen des Lehrermangels und der Befürchtung, der zusätzlichen Aufgabe nicht gerecht werden zu können. Die Verfassungsviertelstunde soll neben vielen anderen Aufgaben im Bildungsbereich “keine weitere Belastung werden”.  Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Martina Borgendale, erklärt, dass die politische Bildung in Bayern zwar zu kurz kommt, die Verfassungsviertelstunde aber der falsche Ansatz  sei. Der Verband Bildung und Erziehung hält die Einführung der Verfassungsviertelstunde ebenfalls für nicht notwendig. “Wenn politische Ränder zunehmen, brauche es eine ganz andere politische Bildung,” betont stellvertretende Bundesvorsitzende Simone Fleischmann. Es gibt allerdings auch positive Reaktionen von Elternverbänden zur Verfassungsviertelstunde. Sie finden darin eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Demokratiebildung und Werteerziehung an Schulen. Die Eltern sehen dennoch die Auseinandersetzung mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung als einen bedeutsamen Schritt zur Stärkung der Demokratie und Bekämpfung von Radikalisierung. Wie weit sich das Konzept der Verfassungsviertelstunde noch entwickeln wird, lässt sich erst in einigen Monaten sehen. 

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Berlin. Mehr Gemeinsamkeiten als vielleicht auf den ersten Blick zu erwarten gewesen wären, haben der Bund der Arbeitgeber (BDA) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf einer gemeinsamen Bildungskonferenz entdeckt. Bei der Veranstaltung am Dienstag machten sich beide Verbände für eine “Bildungsoffensive” in Deutschland stark. “Bildungsqualität und Chancengleichheit sollten oberste Ziele sein”, forderten die Sozialpartner, “denn die Situation im Bildungssystem braucht entschlossene Schritte”.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger und DGB-Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi diskutieren auf der Konferenz mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und der Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz Katharina Günther-Wünsch (CDU) über Wege aus der aktuellen Bildungskrise, auf die zuletzt nicht nur die PISA-Studie aufmerksam gemacht hatte

“Die Zahl der jungen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss ist eine Folge des unzureichenden Bildungssystems und mit 2,86 Millionen viel zu hoch”, erklärte der DGB in einer Stellungnahme zur Konferenz. Mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland, den hohen Fachkräftebedarf und die gesellschaftspolitische Verantwortung für die nächsten Generationen bestehe dringender Handlungsbedarf. “Es ist fünf nach zwölf, wir drohen, große Teil der jungen Generation zu verlieren”, sagte Fahimi.

Die Konferenz verabschiedete ein 10-Punkte-Papier, in dem “vordringliche Maßnahmen für eine Bildungsoffensive” festgehalten wurden. So müsse Bildungspolitik “evidenzbasiert” sein und “auf klare Ziele” ausgerichtet werden. Hierfür brauche es ein “gemeinsames Commitment” von Bund und Ländern. Der Fachkräftemangel in Kitas und Schulen wurde dabei als zentrale Achillesverse der bundesdeutschen Bildungslandschaft analysiert. “Verkürzte Bildungs- und Betreuungszeiten sowie negative Auswirkungen auf die pädagogische Qualität sind die Folgen. Um dies zu durchbrechen, muss ein zentraler Fokus auf dem Gewinnen und Binden von pädagogischen Fachkräften liegen. Dafür sind kurz,- mittel und langfristige Maßnahmen für gute Arbeitsbedingungen und Entlastungen zu treffen”, heißt es in dem Papier.

Darüber hinaus fordern DGB und BDA einen Schwerpunkt auf frühkindliche Bildung zu legen und das Recht auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder abzusichern. Damit die Ganztagsangebote attraktiv und effektvoll sind, müssten diese “von hoher Qualität sein”. “Wir sprechen uns nachdrücklich dafür aus, dass die Jugend- und Familienministerkonferenz und die Kultusministerkonferenz einen gemeinsamen, bundesweit geltenden Qualitätsrahmen für den Ganztag definieren”.

Das Startchancenprogramm wurde als wichtiges Instrument hervorgehoben, darüber hinaus brauche es ein “systematisch aufgebautes schulisches Curriculum sowie die Qualifizierung und Unterstützung der zuständigen Lehrkräfte” für die Berufsorientierung. Auch die Absicherung des Digitalpakts 2.0 sowie die bessere Ausstattung der Berufsschulen zählten zu den Forderungen.

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Berlin. Medienberichten zufolge wollte das Bundesbildungsministerium unter der Leitung von Bettina Stark-Watzinger (FDP) nach einem offenen Brief von Hochschullehrenden eine Streichung von Fördermitteln initiieren. Der Brief war eine Reaktion auf die polizeilichen Maßnahmen gegen das propalästinensische Protestcamp auf dem Campus der Freien Universität Berlin.

Vergangenen Mai hatten rund 150 propalästinensische Studierende im Zentrum der Freien Universität Berlin ein Protestcamp errichtet. Wenig später räumte die Polizei den Platz, einzelne Aktivist:innen wurden vorübergehend aufgrund von Volksverhetzung und Hausfriedensbruch festgenommen. Nach dem Vorfall meldeten sich über 300 Professor:innen und Dozent:innen zu Wort und kritisierten die Räumung des Campus. In einem offenen Brief wiesen die Hochschullehrende auf die Versammlungs- und Meinungsfreiheit der Studierenden hin. Dort wurde ausgeführt: “Wir fordern die Berliner Universitätsleitungen auf, von Polizeieinsätzen gegen ihre eigenen Studierenden ebenso wie von weiterer strafrechtlicher Verfolgung abzusehen”. Damals erklärte Stark-Watzinger, sie sei “fassungslos” über die Kritik an der Räumung.

Im Rahmen von Recherchen des ARD-Magazins Panorama wurde ein E-Mail-Verlauf veröffentlicht, der zeigt, dass das Bildungsministerium in Reaktion auf den offenen Brief offenbar Fördermittel streichen wollte. In der E-Mail wird erwähnt, dass die Leitung sich gegen den offenen Brief stellt und eine “juristische Prüfung” über die dortigen Aussagen eingeleitet werden solle. Außerdem wird um eine förderrechtliche Einschätzung gebeten, die mögliche Konsequenzen wie den Widerruf von Mitteln umfasst. Aus dem E-Mail-Verlauf geht ebenso hervor, dass Mitarbeitende des Ministeriums irritiert über die Prüfbitte sind und “keinen prüffähigen Sachverhalt erkennen”. 

Vertreter aus Politik und Wissenschaft zeigten sich über die Veröffentlichung der Recherchen empört. “Es ist unerträglich, wie die Wissenschaftsministerin dieses Landes in Unis reinregiert und mit autoritären Maßnahmen versucht die Meinungsfreiheit zu torpedieren“, erklärte der Rechtsanwalt und Politiker Dr. Niema Movassat (Die Linke). Rupert Stüwe (SPD) beschrieb das Vorgehen des BMBF auf X als “Einschüchterungsstrategie“, bei der es “mehr um das Symbol als den Inhalt” gehe. 

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Spannungen zwischen staatlicher Kontrolle und akademischer Freiheit. Der Soziologe Linus Westheuser von der Humboldt-Universität Berlin bezeichnete den Vorgang als “absolut unwürdig für die vielbeschworene liberale Demokratie”. Insbesondere im akademischen Mittelbau sei ein Klima der Angst entstanden, bei dem Mitarbeitende sich aus Sorge um ihre Karriere nicht mehr zu politischen Fragen äußern würden.

Das Bildungsministerium hat nach Veröffentlichung der geleakten Mails am Dienstag Stellung bezogen. Man habe “eine juristische Einordnung” des offenen Briefes vorgenommen. Dieser bewege sich “noch im grundrechtlich geschützten Bereich der Meinungsfreiheit”, weswegen sich “keine weiteren Konsequenzen” ergeben würden. “Damit erübrigen sich alle weiteren Spekulationen”, so das BMBF. Besonders bizarr: Später veröffentlichte das Ministerium ein Statement auf X, in dem es heißt: “Der Entzug von Fördermitteln in Reaktion auf den offenen Brief stand in der Hausleitung nicht zur Debatte“. Dies steht allerdings in Widerspruch zu den Inhalten des Mailverkehrs, in dem klar gefordert wurde, zu prüfen, inwiefern ein “Widerruf” von Fördermitteln möglich sei.

Noch am Dienstag traten erste Stimmen auf, die Stark-Watzinger aufgrund von Machtmissbrauch zum Rücktritt aufforderten. Der Skandal “schade dem Wissenschaftsstandort Deutschland”, schrieb die taz in einem Kommentar zu der Causa und forderte die Ministerin zum Rücktritt auf, “um keinen weiteren Schaden anzurichten”. “Ich denke, es ist an der Zeit für die Ministerin, einzugestehen, dass sie einen enormen Vertrauensverlust in der Wissenschaft zu verantworten hat”, sagte Politikwissenschaftler Ilyas Saliba gegenüber der Zeitung. Es ist davon auszugehen, dass sich die nächsten Tage noch einige kritische Stimmen zu Wort melden werden. Die Debatte um die Freiheit der Wissenschaft und den Einfluss der Politik dürfte weiter an Fahrt aufnehmen.

Abzuwarten bleibt, wie die Leitung des BMBF auf die stark anhaltende Kritik reagieren wird und welche Konsequenzen für Ministerin Stark-Watzinger folgen.

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Potsdam. Das brandenburgische Kultusministerium kündigte am Donnerstag an, dass alle Lehrkräfte, Schulassistenzen sowie Lehramtskandidat:innen künftig mit Tablet-PCs ausgestattet werden sollen. Diese Entscheidung wurde in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium (MBJS), dem Finanzministerium (MdFE) und kommunalen Spitzenverbänden getroffen. Finanziert wird das Projekt durch Mittel aus dem DigitalPakt Schule und zusätzlichen Landesmitteln. Der Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags hat dafür außerplanmäßige Ausgaben genehmigt.

Durch den DigitalPakt Schule konnte die digitale Ausstattung der Schulen in Brandenburg bereits erheblich verbessert werden. Insgesamt wurden 129,9 Millionen Euro für die digitale Infrastruktur bewilligt und rund 60.000 Endgeräte für Schülerinnen und Schüler beschafft. Für die Ausstattung der Lehrkräfte stehen 15,1 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung, von denen bisher 7,8 Millionen Euro genutzt wurden, um etwa 8.000 Geräte zu kaufen. Da der Bedarf an Geräten jedoch höher ist, laut Ministerium etwa 19.000 Tablets, hat das Land beschlossen, weitere 6,5 Millionen Euro aus dem MBJS-Haushalt bereitzustellen. Die ersten Tablets sollen zum Schuljahresbeginn 2024/2025 verfügbar sein.

Die Landesregierung arbeitet mit dem Landkreistag und dem Städte- und Gemeindebund Brandenburg daran, die digitale Infrastruktur der Schulen nachhaltig zu organisieren. In einer Übergangsphase wird das MBJS die Verwaltung der Geräte übernehmen, um einen sicheren und datenschutzkonformen Einsatz zu gewährleisten. Diese Initiative folgt der Empfehlung der Kultusministerkonferenz (KMK) “Lehren und Lernen in der digitalen Welt” und soll die pädagogische Nutzung digitaler Lernumgebungen fördern. Die Verfügbarkeit digitaler Endgeräte soll den Lehrkräften pädagogische Flexibilität und Zugang zu digitalen Bildungsressourcen bieten.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg betonte, dass die Ausstattung der Lehrkräfte mit Tablets eine langjährige Debatte beende und einen wichtigen Schritt darstelle. Ziel sei es, den Schüler:innen in einer digitalisierten Welt die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. “Guter Unterricht braucht eine verlässliche digitale Ausstattung. Es ist unser gemeinsames Ziel und auch unsere gemeinsame Aufgabe, an allen Schulen dafür die Voraussetzung zu schaffen. Die Ausstattung aller Lehrkräfte im Landesdienst mit mobilen digitalen Endgeräten ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg”, so Freiberg. Er dankte dem Haushaltsausschuss, dem Finanzministerium und den kommunalen Partnern für die Unterstützung und betonte, dass diese Initiative den Schuldienst in Brandenburg attraktiver mache.

Finanzministerin Katrin Lange hob hervor, dass die Bereitstellung digitaler Endgeräte für die Lehrkräfte eine gute Nachricht sei. Sie erklärte, dass neben den 7,3 Millionen Euro aus dem DigitalPakt weitere 6,5 Millionen Euro aus dem Bildungsetat eingesetzt würden, um allen Lehrkräften ein Tablet zur Verfügung zu stellen. “Die gefundene Lösung ist ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung von Schule in Brandenburg und belegt die gute Zusammenarbeit des Landes mit der kommunalen Familie.  Im Rahmen des Dialogprozesses zur Digitalen Schule zwischen Land und Schulträgern ist es jedoch erforderlich, dass Lösungen zur dauerhaften Verständigung über die Kostentragung gefunden werden”.

Dr. Oliver Hermann vom Städte- und Gemeindebund Brandenburg lobte die umfassende Ausstattung der Lehrkräfte mit Tablets und bezeichnete dies als Beweis dafür, dass Brandenburg ein moderner Arbeitgeber sei. “Ich gehe davon aus, dass die weiteren Herausforderungen der Digitalisierung des Schulwesens im Dialog zwischen Land und Kommunen konstruktiven Lösungen zugeführt werden können“, so Hermann. Siegurd Heinze, Vorsitzender des Landkreistages Brandenburg, unterstrich die Bedeutung der digitalen Vorbereitung der Schüler:innen und begrüßte die Entscheidung zur Ausstattung der Lehrkräfte. “Um die digitale Kompetenz im Unterricht weiter zu stärken, ist es wichtig, insbesondere auch endlich die Lehrkräfte entsprechend auszustatten. Der Einsatz digitaler Angebote kann so auch dazu beitragen, die Qualität und Effizienz des Unterrichts zu steigern“, erklärte Heinze.  

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Die Ergebnisse der Europawahl 2024 zeigen, dass die 16- bis 24-Jährigen im Vergleich zu 2019 zunehmend die AfD wählen. So erzielte die Partei bei den jungen Wähler:innen 16%, was einem Anstieg von 11 Prozent entspricht: Die Grünen, die in den letzten Jahren als äußerst beliebt bei jungen Menschen galten, erlebten hingegen erhebliche Verluste und verloren 23 Prozent ihrer jungen Wählerschaft.

Noch vor ein paar Jahren galt Fridays for Future als Bewegung der jungen Menschen. Tatkräftig unterstützt wurden die regelmäßigen Streiks von den Grünen. Unter anderem aus diesem Grund erfreute sich die Partei großer Beliebtheit bei jungen Menschen. Die Tendenz scheint nun jedoch in eine andere Richtung zu gehen. Die Europawahl zeigt deutlich, dass die AfD, knapp hinter der CDU/CSU erstmals als zweitstärkste Partei abschneidet. Demnach lässt sich ein konservativ-rechter Trend bei jungen Menschen feststellen

Die Europawahl am vergangenen Sonntag war, seit dem Beschluss im Jahre 2022, die erste Wahl, an der auch Menschen ab 16 Jahren teilnehmen durften. Der Lehrerverband äußerte allerdings Bedenken bezüglich dieser Entscheidung. So erklärte der Verbandspräsident Stefan Düll, er sei zwiegespalten, ob die Absenkung des Wahlalters richtig war. Er betonte außerdem, dass die Schule bereits genug für die politische Bildung tue und die Verantwortung auch bei der Person, dem Elternhaus und der Gesellschaft liegt. Die Einführung eines allgemeinen Wahlrechts für junge Menschen ab 16 Jahren, über die diskutiert wird, lehnt er ab.

Allgemein ist eine wachsende Unzufriedenheit bei jungen Menschen festzustellen. Im Zuge der Studie “Jugend in Deutschland“ beschreibt Kilian Hampel: “Wir sehen in unserer Studie junge Menschen, die sehr pessimistisch sind. Die Zufriedenheit ist auf einem absoluten Tiefpunkt, vor allem die mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, mit der wirtschaftlichen Lage und dem sozialen Zusammenhalt“. Die Ergebnisse der Europawahl offenbaren somit die Unzufriedenheit junger Menschen.

Rechtsklick: Social Media als Katalysator

Eine große Rolle bei der konservativ-rechten Wende junger Menschen könnte Social Media spielen. In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass die AfD mit großem Erfolg vermehrt TikTok als Plattform nutzt. Näheren Aufschluss darüber gibt der Politikberater Johannes Hillje, der zwischen Januar 2022 und Dezember 2023 die Erfolgsquote der einzelnen Parteien auf den sozialen Medien untersuchte. Dabei ergab sich, dass den Nutzer:innen von TikTok die Videos des offiziellen Kanals der AfD im Schnitt 430.000 Mal angezeigt wurden. Zum Vergleich: Den zweiten Platz belegte die FDP mit über 53.000 Impressionen. 

Deutlich zu erkennen ist, dass die AfD gerade im Vergleich zu den anderen Parteien eine starke Präsenz auf den sozialen Medien hat. Der AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah erstellte beispielsweise ein TikTok Video, mit 1,4 Millionen Aufrufen, in dem er unter anderem verlauten lässt: “Echte Männer sind rechts“. Da TikTok häufig von jungen Menschen genutzt wird, ist davon auszugehen, dass die AfD die Strategie verfolgt, diese gezielt anzusprechen. Unterstützt wird die Verbreitung populistischer Videos auch vom Algorithmus der Plattform. So werden gerade emotionale und nicht differenzierte Videos oftmals häufig kommentiert und dadurch vom Algorithmus weiterverbreitet.

Die Unzufriedenheit junger Menschen, gepaart mit der starken digitalen Präsenz der AfD, dürfte einen ersten Erklärungsansatz dafür bieten, warum junge Menschen in der Europawahl vermehrt die AfD gewählt haben. In den letzten Wochen wurde versucht, diesem Trend entgegenzutreten. Unter dem Hashtag #ReclaimTikTok sollte ein demokratischer Diskurs gestärkt werden und Politiker:innen dazu bewegt werden, aktiver in digitalen Räumen in Erscheinung zu treten. So beschreibt beispielsweise der SPD-Stadtrat aus Nürnberg, Nasser Ahmed, der seit über drei Jahren auf TikTok tätig ist: "Für die Demokratie müssen wir in allen Räumen sein, wo Kommunikation stattfindet".

Festzuhalten ist, dass die sozialen Medien stark von Fake News und rechtspopulistischer Propaganda geprägt sind und gerade junge Menschen für solche Informationen anfällig sein können. Für den Bildungsort Schule bedeutet dies, weiterhin den Fokus auf den Geschichts-, Politik- und Sozialkundeunterricht vorzunehmen, um die historischen Hintergründe und die aktuellen Bedrohungen für die Demokratie zu thematisieren. Als fächerübergreifende Aufgabe müssen außerdem Meinungsbildung sowie demokratischer Streit in den Fokus rücken, und der Umgang mit digitalen Medien in Form von Medienkompetenz muss thematisiert werden.

Die Demokratiebildung bleibt somit eine wichtige Aufgabe für die Schule. Schulische Bildung soll junge Menschen in erster Linie dazu befähigen, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen zu reflektieren und einzuordnen. Dabei muss das Wissen vorhanden sein, wie für die Themen Freiheit, Demokratie und Menschenrecht eingestanden werden kann. Um das Urteilsvermögen zu schärfen und dadurch die Handlungskompetenz zu fördern, müssen das historische Bewusstsein, die Empathie und das Wissen der Schüler:innen gestärkt werden. Kultusministerin Susanne Eisenmann beschreibt: “Jede Generation muss erneut von der Demokratie überzeugt werden. Das ist eine immens wichtige Aufgabe. Unsere Lehrerinnen und Lehrer leisten jeden Tag einen wichtigen Beitrag, um junge Menschen zur Demokratie ‚anzustiften‘. Der erst kürzlich durchgeführte bundesweite Aktionstag „#IchStehAuf – Schulen für Demokratie und Vielfalt“, an dem 1.700 Schulen teilnahmen, thematisierte die Bedeutung der  Demokratiebildung an Schulen. Die Ergebnisse der Europawahl 2024 unterstreichen die Wichtigkeit solcher Aktionen.

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In wenigen Wochen starten die ersten Inspiration Days des Jahres 2024. Neben spannenden Vorbildern wird Europas größte digitale Berufsorientierungsveranstaltung das erste Mal spannende Einblicke in einem Einkaufszentrum bieten. Die hohe Nachfrage aus der Rhein-Main-Region unterstreicht die Notwendigkeit einer begeisterungsfähigen Berufsorientierung und -inspiration sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch deren Eltern.

Im Zusammenschluss mit dem Einkaufszentrum NordWestZentrum als Co-Host veranstaltet teech gemeinsam am Freitag, dem 5. Juli 2024 ihr Berufsorientierungsevent Inspiration Days auf der großen Aktionsbühne, um es als innovatives Format auch in der Rhein-Main-Region anbieten zu können. Jährlich lassen sich zehntausende junge Menschen bei den Inspiration Days von spannenden Speakern wie Michael Ballack, Lena Gercke, Tim Raue und vielen mehr inspirieren. Nun erstmals in Frankfurt am Main:

„Wir möchten nun auch junge Talente gezielt in unserer Heimat unterstützen und ihnen das ansprechende Konzept der Inspiration Days vor Ort erlebbar machen. In einem Einkaufszentrum als Ort der Begegnung spielen auch Eltern eine wichtige Rolle, die sowohl Für- als auch Widersprecher bei der Entdeckungsreise durch die beruflichen Möglichkeiten sein können. Das NordWestZentrum ist für uns aufgrund dessen Attraktivität für unser Publikum als auch der infrastrukturellen Bedingungen ein perfekter Partner.“ So die Gründerbrüder Joel und Emanuele Monaco, deren Bildungsstartup teech seine Wurzeln in Darmstadt hat.

Ein Freitag wurde bewusst als Veranstaltungstag gewählt, da man am Nachmittag die gesamte Familie im NordWestZentrum willkommen heißen kann: „Das NordWestZentrum ist nicht nur das Shopping-Herz Frankfurts und das größte Einkaufszentrum der Region, sondern auch ein großer Arbeitgeber mit über 2.000 Mitarbeiter/innen in den Geschäften, Büros, Arztpraxen, Hotel, Titus Thermen u.v.m. Daher wird sich auch das NordWestZentrum als Gastgeber und Gesprächspartner zu Ausbildungsberufen und Aufstiegsmöglichkeiten im Handel vor Ort einbringen. Ob shoppen, stöbern, Kultur oder Freizeit – das NordWestZentrum ist nun mal ein Treffpunkt für Jung und Alt“, so Marketingverantwortliche Pina Keffel.

Die Inspiration Days bieten auf der großen Aktionsbühne etablierte Formate wie Live-Podcasts, Interviews und Paneldiskussionen. Gemeinsam mit Partnern wird eine Ausstellungsfläche gestaltet, die attraktive Themen aus der Berufswelt erlebbar macht und den direkten Draht zu regionalen und auch überregionalen Branchenriesen herstellt. Zusätzlich wird das Event über das digitale Klassenzimmer von teech übertragen, um so Interessierten aus dem gesamten DACH-Raum die Bühnenformate zu präsentieren.

Als eines der absoluten Erfolgskriterien für Jugendliche haben sich Vorbilder bewiesen, die Einblicke in ihre Lebenswege und individuelle Erfahrungen im Privatleben aber auch beruflicher Natur geben – darunter Welt-Chefredakteurin Jennifer Wilton, Deutschlands reichweitenstärkster Content-Creator Younes Zarou, Olympiasieger Alexander Zverev und viele weitere.

Danksagung

Das gesamte Team der Inspiration Days bedankt sich bei allen bisherigen Partnern, Förderern und Ausstellern, die die Veranstaltung in der Rhein-Main-Region ermöglichen. Darunter u.a. BMW Group, EAD Darmstadt, Siemens, Best Worscht in Town, Future Engineer und Tomorrow University.

Informationen zur Veranstaltung

Die teech Inspiration Days werden in Kooperation mit dem NordWestZentrum als Co-Host organisiert: Am 5. Juli 2024 finden sie erstmals in der Rhein-Main-Region statt, es folgen ein rein digitales Format am 25. und 26. September 2024 und das Berliner Event am 27. September 2024 in Kooperation mit der Factory Berlin. Die Vorortveranstaltungen werden das digitale Klassenzimmer der Online-Plattform von teech gestreamt, um weiterhin Schulen aus der gesamten DACH-Region die Erfahrung der Veranstaltung zu ermöglichen.

Über teech:

teech ist ein Startup aus Darmstadt, das sich der Förderung der Leidenschaften und Talente junger Menschen widmet. Das Unternehmen setzt sich für die Schaffung von Plattformen ein, auf denen junge Talente ihre Fähigkeiten entfalten können. Als Initiator der Inspiration Days ist es teech besonders daran gelegen, Jugendliche für ihre Zukunft zu begeistern und ihnen eine echte Perspektive zu geben.

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Über das NordWestZentrum:

Das NordWestZentrum ist Dreh- und Angelpunkt im Nordwesten Frankfurts und ein multifunktionales Einkaufszentrum, dass nicht nur ein Ort des Einkaufens ist, sondern auch die Funktionen einer kleinen Stadt bietet. Neben 170 Geschäften, darunter Shops von bekannten Marken wie Zara, P&C, Decathlon, C&A, H&M, Primark und Media Markt, befinden sich heute rund 250 Wohnungen sowie Büroflächen für Behörden und private Unternehmen auf dem Areal. Zudem sind mehr als 20 Arztpraxen, ein Hotel, eines der größten Spaßbäder der Region mit großer Saunalandschaft, Fitnesscenter sowie eine Sporthalle und der Sitz des Basketballteams Fraport Skyliners in das Einkaufszentrum integriert. Neben Bildungseinrichtungen wie die VHS und die Stadtbibliothek setzt das NWZ auf kulturelle Vielfalt. Im NWZ finden regelmäßig auf der großen Aktionsbühne sowie im Titus Forum Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Durch die direkte Anbindung an die Stadtautobahn sowie zwei U-Bahn-Linien und sechs Buslinien unmittelbar im Zentrum ist das NWZ optimal in die regionale und überregionale Infrastruktur eingebunden.

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Wittenberge. Das Modellprojekt zum digitalen Schulunterricht in Brandenburg ist am Montag gestartet. Aktuell läuft der Schulversuch “Distanzunterricht in der Berufsschule“ an fünf Schulzentren: Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Dahme-Spreewald, Spree-Neiße II und Potsdam III. Zwei unterschiedliche Modelle sollen die Selbstständigkeit der Schüler:innen fördern.

Der brandenburgische Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD), der zum Start des Projekts in Wittenberge vor Ort war, betont: “Die Weiterentwicklung digitaler Beschulungskonzepte ist zwingend notwendig“. Ein Wegbereiter für dieses Projekt ist das seit dem 1. Februar 2024 geltende Schulgesetz in Brandenburg, das die Grundpfeiler für die Anerkennung und Umsetzung von Distanzunterricht als zukunftsfähige Option gesetzt hat. Dabei muss gewährleistet werden, dass alle Schüler:innen über die erforderlichen technischen Ressourcen verfügen oder diese von der Schule bereitgestellt werden.

Ziel des Pilotprojekts ist es, die Selbstständigkeit der Schüler:innen zu fördern, ihre Handlungsfähigkeit zu erhöhen und neue, dauerhafte Bildungsangebote zu schaffen. Das Oberstufenzentrum des Landkreises Prignitz hat bereits in seinem Schulprogramm, das in einer Schulkonferenz am 31.07.2019 beschlossen wurde, festgelegt, dass eine „gezielte Nutzung von Medien“ durch die Medienentwicklungsplanung eingeführt werden soll. 

Das Pilotprojekt umfasst zwei unterschiedliche Modelle des digitalen Lernens. Beim „synchronen Distanzunterricht“ befinden sich die Schüler:innen in der Berufsschule, während die Lehrer:innen digital zugeschaltet werden. Dadurch soll ein Lernen ermöglicht werden, das nicht an einen bestimmten Standort gebunden ist. Denkbar ist daher auch, dass Berufsschulen aus anderen Regionen am Unterricht teilnehmen können. Der „asynchrone Distanzunterricht“ bietet orts- und zeitunabhängiges Lernen, indem digital aufbereitetes Lernmaterial sowie Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt werden, die von den Schüler:innen selbstständig bearbeitet werden können. Um eine geeignete Lehr-Lernumgebung zu schaffen, soll für den digitalen Unterricht die Lernplattform Schulcloud Brandenburg“ eingesetzt werden. Der zentrale Grundgedanke dieser Plattform ist es, Bildungsinhalte von überall aus zugänglich zu machen. Dadurch wird flexibles Lernen ermöglicht, Materialien können digital ausgetauscht und Unterrichtsmethoden erweitert werden.  

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Schulen und Lehrkräfte erleben tagtäglich, wie groß oft die Differenz zwischen der Lebensrealität der Schüler:innen und der schulischen Realität ist. Viele junge Menschen fühlen sich in den Angeboten und Strukturen von Schule nicht abgeholt. Lehrkräfte sind konfrontiert und herausgefordert von zunehmender Heterogenität – während gleichzeitig die Strukturen, in denen das Lernen organisiert wird, die Chancenungleichheit stärkt, anstatt ihr entgegenzuwirken. An allen Ecken und Enden wird deutlich: schnelle Veränderungen sind notwendig – und deshalb machen sich immer mehr Schulen selbst auf den Weg, genau diese Themen anzupacken.

Vom Hinterfragen, Verlernen und Neulernen

Die Schulen, die sich auf den Weg zum Lernen der Zukunft machen, hinterfragen alte Gewohnheiten und Normalitäten. Sie integrieren neue Strukturen und Lernformen, die wirkungsvolles und am Individuum ausgerichtetes Lernen ermöglichen. Sie verabschieden sich von Strukturen, mit denen wir alle aufgewachsen sind, die wir alle jahrzehntelang für selbstverständlich gehalten haben. Damit schaffen sie Raum für ein Lernen, das den d der Schüler:innenschaft und er Gesellschaft im 21. Jahrhundert gerecht wird. Sie legen den Fokus darauf, junge Menschen zu unterstützen, in der komplexen Welt von heute und morgen Selbstwirksamkeit zu erleben und ihr Leben sowie die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Diesem Verlernen und neu Lernen von Schule hat sich die Organisation beWirken mit der Mission “UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft” gewidmet um zu zeigen, wie dieser Lernkulturwandel gelingen kann. Mit fünf Filmepisoden, einem Buch und weiteren Veranstaltungen geben hier acht Good-Practice-Schulen Einblicke, wie sie die Veränderung begonnen haben, welche Maßnahmen erfolgreich waren und was verworfen wurde – kurz: Wie sie ihren eigenen Lern- und Veränderungsprozess als Schule gestalten.

Fünf Dimensionen des Lernkulturwandels

Die zentralen Themen der Veränderung lassen sich dabei in fünf Dimensionen unterteilen, die zusammen als ein Rahmen für eine ganzheitliche Schulentwicklung dienen können. Jede dieser fünf Dimensionen wird in einer der kostenlosen Filmepisoden intensiver beleuchtet und mit Good-Practice Beispielen ganz konkret greifbar gemacht. Abschauen ist hier unbedingt erwünscht!

Die fünf Dimensionen, die für den Lernkulturwandel an Schulen entscheidend sind.

1. Eigenständiges Handeln der Lernenden

Ein zentrales Bildungsziel ist es, Schüler:innen zu befähigen, eigenständig und effektiv ihr Leben und Umfeld mitzugestalten. Schulen benötigen dazu neue Lernformen und Strukturen, um jungen Menschen solche Erfahrungen zu ermöglichen. Innovative Konzepte wie das Fach L.E.B.E.N. an der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe leiten Schüler:innen der Klassen 5 bis 10 an, Verantwortung zu übernehmen, sowohl in der Schule als auch im gesellschaftlichen Kontext. Ähnlich aktiv bindet die Heinz-Brandt-Schule ihre Schülerinnen und Schüler in wichtige Entwicklungsprozesse der Schule und die Arbeit aller Gremien ein.

2. Lernbegleitung und offene Lernformen

Schulen setzen zunehmend auf offene Lernformen, die individualisiertes und projektorientiertes Lernen fördern und Lehrkräften eine unterstützende Rolle im Lernprozess der Schüler:innen zuweisen, als sogenannte Lernbegleiter:innen. Die offenen Lernformen sind entscheidend für den Erwerb von Fach-, Sozial-, Selbstlern- und Zukunftskompetenzen. Ein Beispiel hierfür ist die Richtsbergschule in Marburg mit ihrem Konzept PerLenWerk, das es Schüler:innen ermöglicht, im eigenen Tempo an einem selbstgewählten Ort zu lernen. Zusätzlich bieten regelmäßige Lerncoaching-Gespräche Unterstützung für diejenigen, die beim selbstorganisierten Lernen Herausforderungen begegnen.

3. Gestaltung von Lernorten

Räumliche Gegebenheiten fördern offene Lernformen und unabhängiges Handeln der Lernenden, nicht nur innerhalb des Schulgebäudes, sondern auch außerhalb. Zeitgemäße Lernraumkonzepte verabschieden sich von traditionellen Flurschulen und entwickeln offene Lernlandschaften, in denen Schüler:innen frei agieren und passende Arbeitsplätze finden können, wie es am Theresianum in Mainz zum Beispiel der Fall ist. An der Jeetzeschule in Salzwedel wird praxisnahes Lernen auf der schuleigenen Farm umgesetzt. Der Raum als "dritter Pädagoge" spielt eine wichtige Rolle im Wandel der Lernkultur. Die Good-Practice-Schulen zeigen aber auch, dass zur Umgestaltung nicht zwingend Neubauten erforderlich sind.

4. Lernen in der Digitalität

Digitale Geräte sind mittlerweile wesentlich für das schulische Lernen. Die Digitalisierung fördert eine Kultur, die Lehr- und Lernprozesse grundlegend verändert. Good-Practice Schulen von UnLearn School nutzen Medien auf eine Weise, die auch unserem Alltag und Arbeitsleben entspricht, indem sie sowohl für die Informationsaufnahme als auch -verarbeitung eingesetzt werden, ohne den Lernprozess zu dominieren. Die Geräte bleiben Mittel zum Zweck. Beispielsweise verwenden Schüler:innen der Ernst-Reuter-Schule Tablets in projektorientiertem Unterricht, um Inhalte durch Podcasts oder Lernvideos statt durch traditionelle Texte zu erfassen.

5. Zusammenarbeit in der Schulgemeinschaft

Effektive und gut organisierte Teamarbeit ist entscheidend für das Lernen der Zukunft und eine nachhaltige Schulentwicklung. Es ist notwendig, über traditionelle Rollen hinauszugehen und klare Teamstrukturen zu etablieren, um ganzheitliche Lernkonzepte umzusetzen und die Herausforderungen von Veränderungsprozessen zu bewältigen. Das Theresianum in Mainz implementiert dies durch Jahrgangsteams und -parlamente, die Lehrkräfte und Schüler:innen einbeziehen.

Den Lernkulturwandel an der eigenen Schule anstoßen

Die vielfältigen erfolgreichen Praktiken der Good-Practice-Schulen zeigen, dass es keine universelle Lösung für zeitgemäßes Lernen gibt. Es geht immer auch darum, herauszufinden: Wo stehen wir als Schule – mit unseren Schüler:innen, unserem Kollegium, unserem Umfeld? Was ist unser Zukunftsbild für das Lernen an unserer Schule – und welches ist der richtige Weg, um uns diesem anzunähern? Es ist entscheidend, diese Fragen aktiv zu diskutieren und anzugehen.

Jede Schule muss und darf sich individuell entwickeln, um Herausforderungen wie Chancenungleichheit zu begegnen, wobei auch politische Unterstützung nötig ist. Doch wie die UnLearn School Schulen betonen, ist es wichtig, in die Umsetzung zu kommen: durch eigene Initiative und kontinuierliches Lernen aus Fehlern und Erfolgen. Einfach machen!

Ein erster hilfreicher und ganz konkreter Schritt – und auch das berichten alle acht Good-Practice-Schulen – ist das Hospitieren an anderen Schulen. Ein Besuch an einer anderen Schule, die sich auf dem Weg zum Lernen der Zukunft befindet, gibt Inspiration und eine Idee davon, wie neue Lernkonzepte tatsächlich aussehen können. Was wollen wir übernehmen? Was passt weniger zu unserer Schüler:innenschaft? Dann steckt man schon mittendrin im Veränderungsprozess.

Literatur

OECD (2019): OECD Lernkompass 2030.

Zierer, T. et al. (2023): UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft“. Lüneburg: beWirken

UnLearn School

Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft

Unter diesem Titel veröffentlicht: Ein fünfteiliger Episodenfilm, der online frei verfügbar ist, sowie ein Fachbuch und weiterführende Angebote der Organisation beWirken.

beWirken begleitet Schulen und Organisationen dabei, das Lernen von morgen zukunftsgerichtet zu gestalten.

bewirken.org/unlearn-school

Zu den Autor:innen:

Judith Holle ist Co-Geschäftsführerin bei beWirken. Sie begleitet als Expertin für offene Lernformen Schulen in Veränderungsprozessen und entwickelt Konzepte für die Veränderung von Schule.

Teresa Zierer ist Projektleiterin von UnLearn School und verantwortet bei beWirken die Entwicklung von innovativen Lösungen für den Lernkulturwandel und die Transformation von Schule.

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Karlsruhe. In dieser Woche trifft sich die E-Learning-Community zu ihrem jährlichen Klassentreffen: Auf der LEARNTEC, Europas bedeutendste Veranstaltung für digitale Bildung in Schule, Hochschule und Beruf, können sich Bildungsexperten und -Einsteiger wieder zu den neuesten Trends und Innovationen auf dem Markt informieren, austauschen und untereinander vernetzen. Vom 4. bis 6. Juni 2024 präsentieren rund 400 Ausstellende ihre digitalbasierten Lösungen für den Lernalltag in drei Messehallen. Das begleitende Kongress- und Messeprogramm zeigt in praxisnahen und zukunftsweisenden Vorträgen das Lernen der Zukunft.

Digitale Transformation in Schulen: Wie erreichen wir wirkliche Veränderung?

Schulen stehen aktuell vor großen Herausforderungen, denen mit grundlegenden Transformationsprozessen im Bildungssystem begegnet wird. Viele Schulen wurden bereits nach und nach mithilfe der Gelder des Digitalpakts mit technischen Geräten ausgestattet. Nun geht es darum, Lehr- und Lernsettings im Sinne der Kultur der Digitalität zu verändern. Auf die Frage, wie Veränderung in der Breite gelingen kann, liefert die LEARNTEC Antworten.

"Vor allem das Thema Künstliche Intelligenz hat großes Potential, schulische Lernprozesse von der Diagnostik, über das adaptive Lernen bis hin zu einer veränderten Form der Leistungsbewertung grundlegend zu revolutionieren", sagt Micha Pallesche, Mitglied im LEARNTEC-Kongresskomitee. "Dieser Veränderungsprozess gestaltet sich jedoch sehr herausfordernd, da die Digitalisierung an Schulen in der Breite bisher nur auf der Oberflächenstruktur stattgefunden hat. Eine digital ausgestattete Schule erweckt durchaus den Anschein zeitgemäßen Lehrens und Lernens. Die notwendige Transformation der Lernsettings hat jedoch bisher häufig noch gar nicht stattgefunden. Insbesondere hinsichtlich des angekündigten Digitalpakts 2.0 im Jahr 2025 gewinnt das Thema nochmals an Bedeutung."

Besuchende der LEARNTEC haben die Möglichkeit, sich in der dm-arena bei den dort rund 100 ausstellenden Unternehmen über neue technische Entwicklungen für den Unterricht zu informieren, diese auszuprobieren und Unterstützung bei der konzeptionellen Weiterentwicklung von Medienkonzepten und Medienentwicklungsplänen zu erhalten. Präsentiert werden zahlreiche Produktinnovationen und Premieren, unter anderem zu den Themen Künstliche Intelligenz, Robotik, digitale Lernumgebungen und innovativen Tafeln.

An allen drei Tagen findet ein Fachprogramm rund um die Digitalisierung an Schulen in der dm-arena statt. Der erste Messetag spricht mit seinem Fachvortragsprogramm dabei insbesondere Medienzentren und Schulleitungen an. Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft und Berufspraxis widmen den gesamten Tag über ihren aktuellen Fragestellungen wie beispielsweise den Einsatz digitaler Tools im Unterricht wie iPads, Online-Notizbücher oder Lernplattformen. Am zweiten Messetag stehen vor allem Schulträger im Fokus des Forums. Themen wie adaptives Lernen oder Makerspaces werden von den Expertinnen und Experten beleuchtet. Wie digitale Schule bereits heute erfolgreich gelingen kann, zeigen zudem praxisnahe Vorträge der Smart Schools, einer Initiative des BITKOM, sowie das Projekt Based Learning Dänemark.

LEARNTEC ist Schauplatz für Weltpremieren und Innovationen

Auch in diesem Jahr nutzen die Ausstellenden die LEARNTEC wieder als Bühne für zahlreiche Innovationen und Produktpremieren. Dabei dreht sich einiges um den Megatrend Künstlicher Intelligenz (KI) sowie deren Chancen und Herausforderungen für Lehrende und Lernende in Schulen, Hochschulen und dem Berufsalltag. Aber auch das Lernen mit erweiterten Realitäten (XR) und das Erwerben von Zukunftskompetenzen spielt eine Rolle auf der diesjährigen LEARNTEC.

Hochkarätiger LEARNTEC Kongress gibt zukunftsweisende Impulse für lebenslanges Lernen

Der LEARNTEC Fachkongress bietet an allen drei Veranstaltungstagen einen Blick in die Zukunft des digitalen Bildungsmarktes und verknüpft diese mit dem Angebot auf der Messe. Hoch qualifizierte, internationale Experten aus der Bildungswirtschaft und Wissenschaft diskutieren brandaktuelle Themen und stellen Lösungsvorschläge in praxisnahen Vorträgen vor. Künstliche Intelligenz wird auch 2024 wieder das dominierende Thema im Kongress sein, hinzu kommen virtuelle und erweitere Realitäten (XR). Weitere Schwerpunktthemen sind außerdem Data Literacy, Vertrauenskultur, ESG und Performance-Management. Zu den Teilnehmenden sprechen werden unter anderem Prof. Dr. Ulrike Lucke (Universität Potsdam) zur Nationalen Bildungsplattform, die US-amerikanische Senior Learning Transformation Strategist Lori Niles-Hofmann und Charlotte Axelsson (Zürcher Hochschule der Künste).

Weitere Informationen und Tickets zur LEARNTEC gibt es online unter www.learntec.de/tickets.

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Jährlich am 5. Juni erinnert der Weltumwelttag die Menschheit an ihre Verantwortung gegenüber dem Planeten. Eingeführt von den Vereinten Nationen, wird dieser Tag in über 150 Ländern gefeiert und soll das globale Bewusstsein für Umweltschutz stärken. Das diesjährige Motto #GenerationRestoration unterstreicht die Notwendigkeit, unsere Umwelt wiederherzustellen und nachhaltige Lebensweisen zu fördern. In einer Zeit, in der Naturerfahrungsräume schwinden und der Bezug zur eigenen Umwelt oft verloren geht, gewinnt Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an enormer Bedeutung. Diese Bildungsansätze fördern nicht nur ökologische Bewusstseinsbildung, sondern auch lebenswichtige Kompetenzen und nachhaltige Ernährungsweisen. 

Acker e.V. ist eine gemeinnützige Organisation, die sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit viel Leidenschaft für eine nachhaltigere Welt einsetzt. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für den Wert von nachhaltig angebauten Nahrungsmitteln und Lebensmitteln generell in der Gesellschaft zu stärken, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu fördern und festigen sowie Naturverbundenheit wiederherzustellen. Durch vielfältige Bildungsprogramme und praktische Angebote schafft Acker e.V. eindrucksvolle Erlebnisse rund um Natur und Lebensmittel. Vielleicht kennt ihr Acker e.V. auch schon von Instagram, wo sie als acker.community über ihre Arbeit und Themen rund um nachhaltige Lebensmittel posten.

Die Ideale von Acker e.V., die Naturverbundenheit zu fördern und ein Verständnis für gesunde Ernährung zu vermitteln, werden durch ihre Projekte wie die GemüseAckerdemie und die GemüseKlasse in die Tat umgesetzt. Diese Programme bieten nicht nur praktische Lernerfahrungen, sondern schaffen auch einen Raum, in dem Kinder und Jugendliche lernen können, wie sie durch nachhaltiges Handeln einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten können.

In der GemüseAckerdemie lernen Kinder nicht nur den Anbau von Gemüse, sondern erleben ein Abenteuer der Naturerforschung. Auf den Feldern ihrer eigenen Schule entdecken sie, wie aus einem winzigen Samenkorn eine prächtige Karotte wird. Doch das Programm ist weit mehr als nur Gartenarbeit. Hier werden Verantwortungsbewusstsein und Naturverbundenheit spielerisch vermittelt. Kinder erkennen, wie ihr Tun die Umwelt beeinflusst und werden zu leidenschaftlichen Fürsprechern für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die Teilnahme ist für alle Schulen möglich, unabhängig davon, ob bereits eine Ackerfläche vorhanden ist oder nicht. Acker e.V. bietet Unterstützung bei der Einrichtung und stellt sämtliche Materialien bereit. Die GemüseAckerdemie, primär für Schüler:innen der 3. bis 6. Klasse konzipiert, zeichnet sich durch einen praxisnahen Ansatz aus und vermittelt grundlegendes Wissen über den Anbau von Gemüse. Für Lehrer:innen sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich, da umfassende Schulungen und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Die zentrale Online-Plattform dient als Drehscheibe für Informationen, Tipps und den Austausch unter den teilnehmenden Schulen.

Die GemüseKlasse bringt den grünen Daumen direkt ins Klassenzimmer und verwandelt den Schulunterricht in ein lebendiges Erlebnis. In diesem innovativen Bildungsprogramm werden Schüler:innen der 3. und 4. Klasse zu Gemüsegärtnern und Nachhaltigkeitspionieren. Lehrer:innen brauchen keine Vorkenntnisse im Gartenbau, sondern lediglich Offenheit für neue Erfahrungen. Acker e.V. liefert alles, was für den Gemüseanbau im Klassenzimmer benötigt wird, und stellt umfangreiche Bildungsmaterialien bereit. Von der Planung bis zur Ernte begleitet das Programm die Schüler:innen durch das gesamte Schuljahr und integriert sich nahtlos in den regulären Unterricht. Die GemüseKlasse fördert nicht nur das Verständnis für den Kreislauf der Natur, sondern sensibilisiert auch für gesunde Ernährung und nachhaltiges Handeln. Durch die Kombination von BNE und MINT schafft sie eine ganzheitliche Lernerfahrung, die Schüler:innen für die Herausforderungen unserer Zeit sensibilisiert und motiviert.

Eine Schlüsselfigur im engagierten Acker-Team ist Marie Gauerke. Als Leiterin des Teams Inhalte & Vermittlung bei Acker e.V. spielt sie eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung dieser innovativen Bildungsansätze. Sie entwickelt und gestaltet Bildungsinhalte, die gezielt auf die Bedürfnisse von Pädagog:innen, Kindern und Familien abgestimmt sind. Ihre Arbeit umfasst die Konzeption von Bildungsmaterialien für die verschiedenen Programme, die den Lehrkräften das nötige Wissen und die Methoden an die Hand geben, um die Bildungsprogramme sowohl gärtnerisch als auch im Unterricht oder Kita-Alltag erfolgreich umzusetzen. Damit sorgt sie dafür, dass das Erlebte nachhaltig verankert wird und in den familiären Kontext getragen wird, um immer mehr Menschen für eine nachhaltige Ernährung und einen bewussten Konsum zu begeistern.

Im folgenden Interview teilt Marie Gauerke ihre Erfahrungen und Einblicke in die Arbeit von Acker e.V., die Herausforderungen, denen sie begegnen, und die Visionen, die sie für die Zukunft der Umweltbildung in deutschen Schulen hat:

Lehrer News: Wie begeht ihr den heutigen Weltumwelttag und was bedeutet dieser Tag für eure Organisation?

Marie: Für uns ist jeder Tag ein Tag, um unsere Umwelt zu zelebrieren und wertzuschätzen. Denn ein gesundes, vielfältiges Ökosystem und ein Bewusstsein für nachhaltige Ernährung sind für unsere Gesellschaft überlebenswichtig. Trotzdem verlieren immer mehr Menschen den Bezug zu unserer Lebensgrundlage: Naturerfahrungsräume verschwinden, frische Lebensmittel landen tonnenweise im Müll, ernährungsbedingte Krankheiten nehmen zu und viele, vor allem junge Menschen wissen nicht mehr, woher das Essen auf ihren Tellern eigentlich kommt. Wenn wir eine nachhaltigere Zukunft gestalten wollen, müssen wir das ändern. Und genau das wollen wir mit unseren Bildungsprogrammen erreichen – prägende Erlebnisse, mit allen Sinnen, die Lust machen aufs Pflanzen, Ernten und Probieren. Der Weltumwelttag ist ein guter Anlass, um darauf aufmerksam zu machen – aber der Wandel muss auch in unserem Bildungssystem und jeden Tag in unseren Köpfen stattfinden.

Lehrer News: Wie interpretiert ihr das diesjährige Motto #GenerationRestoration und wie spiegelt es sich in eurer Arbeit wider?

Marie: Unsere Vision bei Acker ist “Mehr Wertschätzung für Lebensmittel”. Das beinhaltet nicht nur die Verringerung von Lebensmittelverschwendung, es betrifft die ganze Wertschöpfungs- … oder wie wir gerne sagen, Wertschätzungskette. Dazu gehört auch eine naturverträgliche, vielfältige Landwirtschaft. Mit unseren mittlerweile über Tausend Schuläckern bringen wir naturnahe Lernorte an Schulen. Wir achten dabei auf Sortenvielfalt, die Ansiedlung von Nützlingen und ackern nach ökologischen Prinzipien. Fortgeschrittenen Lehrer:innen bieten wir Fortbildungen an, die sich mit der Vielfalt von Habitaten und Arten auf dem Acker beschäftigen. Mit Ackerwildkräutern, Totholzhaufen oder Blühstreifen können die Lernorte auch auf kleinem Raum viel für die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt tun. So entstehen viele kleine, neue, bunte Lebensräume. Mit unserer Bildungsarbeit haben wir darüber hinaus das Ziel, dass sich die Schüler:innen durch ihr Konsumverhalten und Engagement später auch im Großen für eine vielfältige, umweltverträgliche Landwirtschaft einsetzen und so der Erhalt und die Ausweitung von wertvollen, kleinteiligen landwirtschaftlichen Ökosystemen gefördert wird.

Lehrer News: Wie trägt Acker e.V. aktiv zur Umweltbildung in deutschen Schulen bei? Wo seht ihr noch Nachholbedarf?

Marie: Mit unserem Bildungsprogramm GemüseAckerdemie bringen wir Schuläcker (zurück) an die Schulen. Die Schüler:innen lernen mit uns, wie viel Zeit und Ressourcen es braucht, eine Möhre großzuziehen und wie lecker frisches Gemüse schmeckt. Sie übernehmen Verantwortung für ihre Pflanzen, erleben, dass sie mit ihrem Einsatz direkt etwas bewirken können und organisieren sich gemeinsam in der Gruppe. Unterschiedliche Kompetenzen sind gefragt, jede:r kann etwas beitragen. Mit unseren umfangreichen, an den Lehrplänen orientierten Bildungsmaterialien vertiefen wir das Erlebnis auf dem Acker und betten es in Nachhaltigkeitsthemen ein. So ist der Acker ein vielfältiger Lernort einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE). Mit ihm können die Lehrer:innen Inhalte des Regelunterrichts veranschaulichen. Wir wünschen uns für jede Schule einen vergleichbaren Lernort, an dem die Kinder natürliche Prozesse und Nachhaltigkeit so anschaulich erleben können. Bis 2030 wollen wir es möglich machen, dass jedes Kind den Wachstums- und Wertschöpfungsprozess von Lebensmitteln im Laufe seiner Kindergarten- oder Schulzeit mit den eigenen Händen erleben kann. Das ist unser großes Ziel, aber der Weg ist noch weit.

Lehrer News: Mit euren Programmen GemüseAckerdemie und GemüseKlasse bringt ihr die Umweltbildung in die Grundschulen. Auf welche Hürden stoßt ihr dabei?

Marie: Zeit ist zum Beispiel eine große Hürde. Obwohl wir viel Arbeit abnehmen, wir planen zum Beispiel die Fruchtfolge, liefern Saatgut und Pflanzen, stellen Bildungsmaterialien zur Verfügung und unterstützen bei den Pflanzungen auch personell, braucht es motivierte Lehrkräfte, die Interesse am Thema haben (Vorkenntnisse sind nicht erforderlich) und auch ein bisschen extra Zeit in Pflege und Vorbereitung stecken. Ihnen hilft dabei die Unterstützung durch die Schulleitung oder aus dem Kollegium. Der Schulalltag stellt Lehrkräfte heute jedoch oft vor große Herausforderungen durch zum Beispiel Mangel an Fachpersonal und umfangreichen Anforderungen aus den Bildungsplänen. Für “noch ein extra Projekt” fehlen dann die Kapazitäten. Wir arbeiten sehr daran, den Zusatzaufwand, aber auch den Zusatznutzen, auf mehrere Schultern am Lernort zu verteilen und so den Acker – wie eine Turnhalle – fest im Schulalltag zu integrieren.

Lehrer News: Wie bezieht ihr Lehrkräfte in eure Projekte mit ein und ergeben sich daraus auch Möglichkeiten einer langfristigen Kooperation mit Schulträgern?

Marie: Lehrkräfte sind unsere zentrale Zielgruppe. Wir befähigen sie, den Schulackerunterricht durchzuführen. Nur so kann der Schulacker langfristig an der Schule etabliert werden. Der Schulacker kann auch in unterschiedlichen Fächern genutzt werden: von Kunst über Sprachen bis zu Mathe bietet er vielfältige Anknüpfungspunkte und hat das Potenzial, auch mehrere Lehrkräfte eines Lernorts einzubinden. Durch unsere Fortbildungen werden sie in Gemüseanbau, Ernährung und BNE geschult. Nur mit den Lehrer:innen funktioniert die GemüseAckerdemie! Kommunen sind als Träger für uns wichtige Multiplikator:innen. Oft machen sie es den Schulen möglich, eine Ackerfläche zu finden. Darüber hinaus gibt es einzelne Kooperationen, in denen Kommunen unsere Themen und unser Bildungsprogramm direkt fördern oder aktiv pushen. Dazu kommen verschiedene Formen der informellen Zusammenarbeit mit den Schulträgern.

Lehrer News: Welche Pläne hat Acker e.V. für die Zukunft? Wird es eine Ausweitung der Programme auf ältere Schüler:innen bzw. weiterführende Schulen geben?

Marie: Wir haben vielfältige Ideen, die Programme auszuarbeiten. Momentan arbeiten wir daran, die Eltern und Familien stärker in das Ackern einzubinden, um auch zuhause weiterzuwirken. Auch würden wir gerne Materialien für Inklusions- und Förderschulen entwickeln und ja, ältere Schüler:innen haben wir natürlich auch im Hinterkopf, wobei es da einer etwas größeren Konzeptanpassung bedarf. Bei allen Weiterentwicklungen sind wir abhängig von Förderpartnern, sodass es nicht allein in unserer Hand liegt, was wir dann umsetzen können.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Der Internationale Weltumwelttag der Vereinten Nationen wird jedes Jahr am 5. Juni begangen und richtet die globale Aufmerksamkeit auf dringende Umweltprobleme. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto #GenerationRestoration, das die Notwendigkeit der Wiederherstellung und des Schutzes unserer Ökosysteme betont. Dieses Thema ist besonders relevant für den Bildungsbereich, da Lernmaterialien nicht nur inhaltlich auf Umweltfragen eingehen sollten, sondern auch selbst umweltfreundlich gestaltet sein sollten. Die Kombination aus fundierten Informationen und nachhaltigen Materialien kann das Bewusstsein für Umweltschutz bei Schüler:innen und Lehrkräften stärken und zu langfristigen Veränderungen beitragen.

Der Verlag Lernbiene, gegründet von Bianca Kaminsky im Jahr 2001, hat sich auf die Erstellung von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien spezialisiert, die sowohl innovativ als auch didaktisch wertvoll sind. Was als Herzensprojekt begann, entwickelte sich schnell zu einem anerkannten Anbieter von Schulmaterial im Bildungsbereich. Vielleicht kennt ihr Lernbiene ja auch durch ihren Instagram Account, auf dem viele Ideen und Materialien rund um Grundschule, Bienen und Umwelt zu finden sind. 

Sybille Schreiber, seit vielen Jahren Redakteurin für Unterrichtsmaterialien und seit 2022 Teamleiterin der Lernbiene Redaktion, spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Umsetzung umweltbezogener Bildungsressourcen. Die Initiative #ohneFolie zielt darauf ab, Plastikverpackungen bei der Lieferung von Schulmaterialien abzuschaffen und so die Umweltbelastung zu verringern. Durch diesen Schritt will der Verlag den Plastikmüll reduzieren und ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit in der Bildungsbranche setzen. Momentan produziert Lernbiene Hefte und Mappen für Deutsch und Mathematik ohne Einschweißfolie. Wenn die Testphase erfolgreich verläuft, sollen bald alle Materialien des Verlags folienfrei sein.

Angesichts der aktuellen Bemühungen von Lernbiene für eine umweltfreundlichere Gestaltung von Unterrichtsmaterialien und dem heutigen Weltumwelttag stellt sich die Frage, wie solche Initiativen tatsächlich das Bewusstsein für Umweltthemen bei Lehrkräften und Schüler:innen beeinflussen können. Wir hatten die Gelegenheit, mehr darüber von Sybille Schreiber, der Teamleiterin der Lernbiene-Redaktion, zu erfahren.

Lehrer News: Wie kann der Welttag der Umwelt dazu beitragen, das Bewusstsein für Umweltthemen bei Lehrkräften und Schüler:innen zu schärfen?

Schreiber: Der Aktionstag kann von Lehrkräften hervorragend als Anlass genutzt werden, um besondere Unterrichtseinheiten oder Projekte zu relevanten und aktuellen Umweltthemen zu planen. Dabei können sowohl globale Umweltprobleme wie der Klimawandel oder der Verlust der Biodiversität genauer in den Blick genommen werden als auch lokale Umweltinitiativen. Passend dazu können von den Schulen auch praktische Aktivitäten organisiert werden, wie zum Beispiel Pflanz- und Müllsammelaktionen oder Workshops zu nachhaltiger Lebensweise. Das kann das Interesse und das Verständnis der Schüler:innen für die Bedeutung des Umweltschutzes erhöhen und langfristige Verhaltensänderungen bewirken.

Lehrer News: Wie trägt Lernbiene konkret zur Umwelterziehung in Schulen bei?

Schreiber: Als Verlag für Unterrichtshilfen und -materialien sehen wir uns in der Verantwortung, die Umwelterziehung in Schulen aktiv zu unterstützen. Das geschieht in erster Linie durch die Entwicklung passender Unterrichtsmaterialien. Gemeinsam mit unseren Autor:innen ist es unser Ziel, komplexe Umweltthemen kind- und altersgerecht aufzubereiten. Wir möchten ein Bewusstsein für Umweltfragen schaffen, die Schüler:innen informieren, ihnen ökologische Prozesse und Zusammenhänge näherbringen und sie so zu verantwortungsvollen Mitmenschen heranziehen. Auch unsere Social-Media-Kanäle und unseren Blog nutzen wir immer wieder dafür, Umweltthemen aufzugreifen und diese ins Bewusstsein der Lehrkräfte zu rücken – sei es in Form vom Upcycling-DIYs, Anregungen für insektenfreundliche Pflanzen oder praktischen Unterrichtstipps.

Lehrer News: Wie wählt Lernbiene die Themen für das Unterrichtsmaterial zur Umweltbildung aus?

Schreiber: Für unsere Unterrichtsmaterialien zur Umweltbildung wählen wir in unserer Redaktion Themen aus, die aktuell und relevant für die heutigen ökologischen Herausforderungen sind, aber auch einen direkten Bezug zum Alltag der Schüler:innen haben, damit diese die Bedeutung und die Dringlichkeit des Themas erkennen können. 

Lehrer News: Was ist euch bei der Erstellung von Unterrichtsmaterial zur Umweltbildung besonders wichtig? 

Schreiber: Wir möchten das natürliche Interesse und die Neugier der Kinder hinsichtlich Umweltthemen nutzen und fördern. Uns ist wichtig, dass unsere Materialien nicht nur auf reine Wissensvermittlung abzielen und Probleme aufzeigen wollen, sondern auch Lösungsansätze und praktische Tipps enthalten, die die Schüler:innen dazu anregen, selbst aktiv zu werden, etwa durch Veränderungen im persönlichen Verhalten. 

Lehrer News: Umwelterziehung in der Grundschule: Was lässt sich in diesem frühen Alter überhaupt schon vermitteln?

Schreiber: Kinder im Grundschulalter beginnen, ihre Welt zu erkunden und ein Verständnis für ihre Umwelt zu entwickeln, daher können auch schon sehr junge Kinder lernen, die Natur zu beobachten und zu schützen. Das kann durch einfache Aktivitäten wie Naturwanderungen, das Beobachten von Tieren und Pflanzen oder das Anlegen kleiner Schulgärten gefördert werden. Kinder lieben Tiere und können leicht für deren Schutz sensibilisiert werden. Sie können zum Beispiel lernen, wie wichtig Bienen für die Bestäubung sind oder warum es wichtig ist, Wildtiere nicht zu stören. Auch, dass Abfall negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, können Grundschulkinder bereits in diesem frühen Alter verstehen. Durch praktische Beispiele, wie das Trennen von Müll in der Schule oder das Aufsammeln von Müll während eines Ausflugs, lernen sie, wie wichtig es ist, Müll zu reduzieren und richtig zu entsorgen. Und sie können erkennen, dass ihre eigenen Handlungen Einfluss auf die Umwelt haben und dass es wichtig ist, Ressourcen wie Energie und Wasser zu schonen, indem sie zum Beispiel Lichter ausschalten, wenn sie einen Raum verlassen, oder Wasser beim Zähneputzen nicht laufen lassen.

Lehrer News: Das Motto des internationalen Weltumwelttages ist in diesem Jahr #GenerationRestoration. Welche Maßnahmen und Ziele verfolgt Lernbiene in Bezug darauf?

Schreiber: Wir achten darauf, dass unsere eigenen Produktions- und Vertriebswege nachhaltig gestaltet sind. Die Inhalte unserer Bücher werden seit einigen Jahren nur noch auf Recyclingpapier gedruckt. Abgesehen von einigen Spezialprodukten wie Kartenspielen, Postern oder Karteikarten, gibt es alle Lernbiene-Unterrichtsmaterialien auch in digitaler Form, als E-Books. Das spart Papier und auch Energie, die für den Druckprozess und die Papierherstellung benötigt wird. Und nicht zuletzt verringern sich dadurch auch die Emissionen, die durch den Transport und den Versand der Bücher entstehen. Außerdem sind wir gerade dabei, den Kund:innen digitale Zusatzmaterialien, wie etwa veränderbare Dateien, nicht mehr als CD-ROM bereitzustellen, sondern über einen Downloadcode. Dadurch können ebenfalls wertvolle Ressourcen eingespart werden.

Lehrer News: Seit einer Weile ist Lernbiene #ohneFolie. Welche Herausforderungen habt ihr bei der Umsetzung dieser Initiative erlebt? Wie können andere Verlage ebenfalls von der Folie wegkommen?

Schreiber: Die Entscheidung, unsere Unterrichtsmaterialien nicht mehr in Plastikfolie einzuschweißen, war ein wichtiger Schritt zur Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks. Diese Umstellung brachte allerdings auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf den Schutz der Materialien während des Transports und der Lagerung sowie die Gewährleistung der Produktqualität. Wir mussten Verpackungslösungen finden, die sowohl umweltfreundlich als auch robust genug sind, um die Materialien während des Transports zu schützen. Nicht zuletzt war es auch wichtig, Akzeptanz und Transparenz bei unseren Kund:innen zu schaffen, warum die Materialien möglicherweise nicht mehr so „neu“ aussehen, wie sie es gewohnt sind. Denn wenn ein Buch beim Versand nicht mehr in Folie eingeschweißt ist, kann es passieren, dass kleine Schönheitsfehler wie Kratzer oder Knicke auf dem Buchcover zurückbleiben.

Verlagen, die ebenfalls von der Plastikfolie wegkommen möchten, würden wir empfehlen, Kund:innen proaktiv über die Gründe für den Wechsel zu umweltfreundlicheren Verpackungen zu informieren und sie über die Umweltauswirkungen herkömmlicher Plastikverpackungen und die Vorteile der neuen Verpackung aufzuklären. Es bietet sich an, das Vorhaben zuerst im Rahmen eines „Pilotprojekts“ zu starten, um mögliche Probleme zu identifizieren und zu beheben, bevor die Initiative in vollem Umfang umgesetzt wird. Dabei ist es wichtig, eng mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die Verpackungslösungen anbieten, die auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Dresden. In einer repräsentativen Untersuchung wird in Sachsen ab dem kommenden Schuljahr 2024/2025 die Arbeitszeit von Lehrkräften erhoben. Über die bislang bundesweit einmalige Untersuchung hat Kultusminister Christian Piwarz vergangene Woche informiert. Insgesamt werden 4.500 Personen, darunter 4.100 Lehrkräfte und 410 Schulleitungen, daran beteiligt sein. 

“Die Unterrichtszeit spiegelt nur den sichtbaren Teil der Arbeitszeit unserer Lehrerinnen und Lehrer wider. Der andere Teil liegt in einer Black Box verborgen. Wir müssen hier Licht ins Dunkel bringen”, sagt Kultusminister Christian Piwarz. Das Ergebnis der Untersuchung soll Transparenz schaffen und dazu beitragen, zielgenauere Maßnahmen zur Unterrichtsabsicherung abzuleiten. “Es geht darum, die Arbeitsbelastung unserer Lehrkräfte genau zu ermitteln. Nur auf der Basis valider Daten können wir sehen, ob die Arbeitszeit der Lehrkräfte ausreicht, um den vielfältigen Tätigkeiten des Lehrerberufs nachzukommen.” Die Untersuchung bezieht sich auf die gesamten unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Tätigkeiten der Lehrkräfte, auch während der unterrichtsfreien Zeit. Eine erste Zwischenauswertung soll im ersten Schulhalbjahr 2025 vorliegen. Das Gesamtergebnis wird Ende des Schuljahres 2024/2025 ausgewertet.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen widerspricht dem Minister. “Die Behauptung, die Arbeitszeit von Lehrkräften sei eine Black Box, ist schlicht falsch”, erklärte Landesvorsitzender Burkhard Naumann, der auf eine von der GEW in Auftrag gegebene Studie verwies. Diese belegt nach Ansicht der Gewerkschaft die Überlastung von Lehrkräften. Von der neuen Studie verspricht sich Naumann zwar “noch mehr Erkenntnisse”, das Kultusministerium müsse aber “endlich für mehr Entlastung sorgen”, so Naumann.

Laut der GEW-Studie, die 2022 von der Universität Göttingen erstellt wurde, arbeite ein Drittel der Vollzeitkräfte über 48 Stunden pro Woche. “Zentrale Treiber der Mehrarbeit sind neue und zusätzliche Aufgaben.” Für die ausgewählten Lehrerinnen und Lehrer sei die Teilnahme an der Studie zudem eine Mehrbelastung, für die sie finanziell oder zeitlich entschädigt werden müssten.

Der Sächsische Lehrerverband sieht in der Arbeitszeitstudie hingegen “die einmalige Chance”, die tatsächliche Belastung der Lehrkräfte sichtbar zu machen, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende René Michel. Die Studie biete bundesweit einmalig die Möglichkeit, “mit Klischees aufzuräumen und zu zeigen, wie viel Lehrkräfte arbeiten und welche Belastungen im Schulalltag vorherrschen”. Mit einer regelmäßigen Arbeitszeiterfassung habe das allerdings nichts zu tun.

Die Datenerhebung der neuen Studie des Kultusministeriums erfolgt über ein komplettes Schuljahr und umfasst sowohl die tägliche Arbeitszeitaufzeichnung durch die Lehrkräfte selbst in einem Online-Formular als auch Interviews zur subjektiven Wahrnehmung der Arbeitsbelastung, insbesondere in Spitzenzeiten wie Prüfungs- und Korrekturphasen. Die Kosten für die Untersuchung und Auswertung belaufen sich auf rund 540.000 Euro.

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Effektive Mathematik-Tools spielen eine entscheidende Rolle im Grundschulunterricht, indem sie komplexe Konzepte verständlicher machen und Schüler:innen motivieren. Diese Tools bieten nicht nur Lehrkräften eine Möglichkeit, abstrakte mathematische Konzepte greifbar zu machen, sondern fördern auch ein tieferes Verständnis und eine aktive Beteiligung der Schüler:innen am Lernprozess. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung des Dienes Materials und der Hunderterplatten für den Mathematikunterricht der Grundschule untersuchen, sowie deren Anwendungen und Vorteile für Schüler:innen und Lehrkräfte herausstellen.

Was macht ein gutes Lehrmittel aus?

Ein gutes Lehrmittel zeichnet sich durch Verständlichkeit, Anschaulichkeit und Benutzerfreundlichkeit aus. Es soll Schüler:innen helfen, abstrakte mathematische Konzepte in greifbare Erfahrungen umzuwandeln. Zudem sollten die Materialien flexibel und vielseitig einsetzbar sein, um unterschiedlichen Lernbedürfnissen gerecht zu werden.

Dienes Material Mathe

Das Dienes Material Mathe, benannt nach dem Mathematiker Zoltán Pál Dienes, ist besonders für den Grundschulunterricht geeignet. Es ermöglicht den Schüler:innen, mathematische Grundkonzepte wie das Zahlensystem und den Stellenwert spielerisch zu erlernen. Die verschiedenen Bausteine und Würfel des Dienes Materials helfen, abstrakte Zahlen in konkrete, visuelle Einheiten umzuwandeln. Durch das aktive Erforschen und Experimentieren mit diesen Materialien können die Kinder ein tiefes Verständnis für mathematische Konzepte entwickeln.

Für wen ist das Dienes-Material geeignet? 

Dienes Material ist besonders für Schüler:innen der Grundschule geeignet. Es ist ideal für Kinder, die ein konkretes und visuelles Verständnis von mathematischen Konzepten entwickeln müssen. Es eignet sich auch für Kinder mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen, da es flexibel eingesetzt werden kann. Mathelehrer:innen können das Material nutzen, um individuell auf die Stärken und Schwächen ihrer Schüler:innen einzugehen.

Vorteile von Dienes Material für den Mathematik Unterricht

Dienes Material ist ein hervorragendes Lehrmittel für die Grundschule, da es den Schüler:innen erlaubt, durch aktive Manipulation zu lernen. Indem sie die Würfel und Platten verwenden, verstehen die Kinder das Zahlensystem besser und entwickeln ein solides mathematisches Grundverständnis. Für Mathelehrer:innen bietet Dienes Material für den Mathematik Unterricht von timeTEX eine effektive Methode, um den Unterricht anschaulicher und interaktiver zu gestalten. Es fördert nicht nur das mathematische Verständnis, sondern auch die Feinmotorik und das räumliche Vorstellungsvermögen der Kinder. Die Kinder lernen dabei auch, wie die Stellenwerte in einem Zahlensystem funktionieren.

Hunderterplatten und ihre Anwendung

Hunderterplatten sind ein weiteres wertvolles Lehrmittel im Mathematikunterricht der Grundschule. Sie visualisieren das Dezimalsystem und helfen den Schüler:innen, die Beziehungen zwischen Einheiten, Zehnern und Hunderten zu verstehen. Die Platten sind besonders nützlich beim Addieren und Subtrahieren großer Zahlen und fördern das Verständnis der Platzwertsystematik. Durch das Anfassen und Verschieben der Platten können die Kinder die Struktur der Zahlen physisch erfassen und so ein tieferes Verständnis entwickeln. Die Hunderterplatten sind besonders hilfreich, um den Schüler:innen die verschiedenen Stellenwerte anschaulich zu erklären.

Zahlensysteme anschaulich erklären

Das Verständnis von Zahlensystemen ist eine fundamentale mathematische Fähigkeit. Dienes Material Mathe und Hunderterplatten helfen dabei, diese komplexen Systeme greifbar und anschaulich zu machen. Zum Beispiel können Schüler:innen durch das Stapeln und Ordnen der Würfel das Prinzip des Dezimalsystems und den Wert der einzelnen Stellen besser begreifen. Diese praktischen Erfahrungen sind unverzichtbar, um ein solides mathematisches Fundament zu schaffen. Durch das Arbeiten mit den Materialien verstehen die Schüler:innen, wie die Stellenwerte innerhalb eines Zahlensystems funktionieren und zusammenhängen.

Integration in den Unterricht

Die Integration von Dienes Material und Hunderterplatten in den Unterricht sollte systematisch erfolgen. Lehrkräfte können diese Materialien verwenden, um neue Konzepte einzuführen und zu festigen. Dabei ist es wichtig, den Schüler:innen genügend Zeit zu geben, um mit den Materialien zu experimentieren und eigene Erkenntnisse zu gewinnen. Durch die Einbindung in verschiedene Unterrichtsphasen, vom Einstieg bis zur Vertiefung, kann der Lernprozess individuell angepasst und optimiert werden.

Vergleich zu anderen Lehrmitteln

Neben Dienes Material gibt es viele andere Lehrmittel, die im Mathematikunterricht der Grundschule verwendet werden können. Zum Beispiel sind Rechenrahmen und geometrische Formen ebenfalls nützlich, um verschiedene mathematische Konzepte zu vermitteln. Im Vergleich zu diesen bietet Dienes Material jedoch eine umfassendere Möglichkeit, das Zahlensystem zu verstehen und anzuwenden. Die Kombination von verschiedenen Lehrmitteln kann den Unterricht noch abwechslungsreicher und effektiver gestalten.

Technologie im Mathematikunterricht

Moderne Technologien wie Apps und interaktive Whiteboards ergänzen traditionelle Lehrmittel wie das Dienes Material. Dennoch bleibt die physische Interaktion mit Materialien wie Dienes Material unerlässlich für ein tiefes Verständnis. Die Kombination von digitalen und physischen Lehrmitteln kann eine effektive Lernumgebung schaffen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht wird.

Förderung der Selbstständigkeit

Ein weiterer Vorteil der Verwendung von Dienes Material im Mathematikunterricht ist die Förderung der Selbstständigkeit der Schüler:innen. Durch die Möglichkeit, selbstständig mit den Materialien zu arbeiten und eigene Lösungen zu finden, wird das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt. Sie lernen, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen und entwickeln eine positive Einstellung gegenüber Mathematik.

Zusammenfassung

Effektive Mathematik-Tools wie Dienes Material und Hunderterplatten sind unerlässlich für den Grundschulunterricht. Sie erleichtern das Verständnis komplexer mathematischer Konzepte und machen den Unterricht interaktiver und spannender. Mathelehrer:innen sollten diese Lehrmittel nutzen, um ihren Schüler:innen ein solides mathematisches Fundament zu vermitteln.

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Am Sonntag wurde der Sonderpreis „Jugend forscht Schule 2024“ der Kultusministerkonferenz verliehen. Für ihre kreativen Ideen und erfolgreichen Aktivitäten wurde das Ludwig-Frank-Gymnasium in Mannheim (Baden-Württemberg) bei der Siegerehrung des 59. Bundeswettbewerbs Jugend forscht mit dem 1. Preis ausgezeichnet.

Die beiden 2. Preise gingen an das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg v. d. Höhe (Hessen) und an die Goetheschule in Ilmenau (Thüringen).

Für die Kultusministerkonferenz übergab die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper, den Preis und sagte: „Es ist immer wieder bemerkenswert, welche Kreativität und welch Engagement unsere Schülerinnen und Schüler an den Tag legen, wie sie für Themen und Projekte bei Jugend forscht brennen. Gerade im MINT-Bereich kann uns das mit Blick auf die Zukunft optimistisch stimmen. Hier stellen schließlich die Käpsele von morgen schon heute ihr Können unter Beweis. Alle Teilnehmenden haben meinen großen Respekt und verdienen viel Lob sowie Anerkennung.“ Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper fügte hinzu: „Solche Leistungen gelingen nur, wenn Schulen und deren Lehrkräfte tatkräftig unterstützen, nachhaltige Strukturen aufbauen, Netzwerke leben. Ich möchte daher ausdrücklich allen Unterstützerinnen und Unterstützern von Jugend forscht danken, sie investieren ihr Engagement in die Zukunft Deutschlands. Das Ludwig-Frank-Gymnasium in Mannheim steht als ‚Jugend forscht Schule 2024‘ im Besonderen für all das und stellvertretend für die vielen weiteren beeindruckenden Leistungen. Herzlichen Glückwunsch.“

In der Laudatio zur „Jugend forscht Schule 2024“ – Ludwig-Frank-Gymnasium Mannheim – heißt es: „Wir wollen, dass du mit den Herausforderungen dieser Welt zurechtkommst“, das ist der Anspruch des Ludwig-Frank-Gymnasiums Mannheim, das sich durch ein kohärentes Konzept der MINT-Förderung auszeichnet. Hierzu zählt insbesondere der innovative, eigens entwickelte Ansatz der Entdeckerschule, welcher in Klasse 9 das vernetzte und projektorientierte Lernen für alle in den Vordergrund stellt. Fächerübergreifend beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler in beeindruckender Weise mit Biodiversität und Klimawandel. Ihre Projekte reichen von innovativer Schulhofbegrünung über den Einsatz von KI und Klima-Raps bis hin zu den Gefahren von Fake News.

Dabei bleibt das Ludwig-Frank-Gymnasium kein Einzelkämpfer, sondern kooperiert eng mit außerschulischen Partnern im MINT-Bereich. Unterstützung und Teamgeist werden auch unter den Kindern und Jugendlichen großgeschrieben, so zum Beispiel in der Jugend forscht AG, in der sich ältere Schülerinnen und Schüler als Lernhelfende engagieren.

Beeindruckt hat die Jury auch die ausgeprägte Anerkennungskultur für herausragende Leistungen bei Wettbewerben. So verwundert auch das Ziel des Ludwig-Frank-Gymnasiums nicht: den jungen Entdeckerinnen und Entdeckern noch mehr Lust auf Schule und MINT zu machen.

Die Kultusministerkonferenz stellt ein Preisgeld in Höhe von 5141,00 Euro zur Verfügung: Die Preisträgerschule erhält einen Betrag in Höhe von 3141,00 Euro, abgeleitet von der Zahl Pi (gleich 3,14159). Die zwei weiteren Preisträger erhalten ein Preisgeld von je 1000,00 Euro (früher: jeweils 500 Euro).

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München. Die schweren Überschwemmungen in Süddeutschland haben auch Folgen für die Schulen in den betroffenen Regionen. In vielen bayerischen Orten fällt heute der Unterricht aus. Wie der bayerische Rundfunk berichtet, sind mindestens 40 Bildungseinrichtungen in acht Landkreisen betroffen, teilweise konnte eine Notfallbetreuung eingerichtet werden. 

Die Behörden weisen darauf hin, dass Eltern ihre Kinder nur dann zur Schule bringen oder schicken sollten, wenn der Schulweg ohne eine Gefährdung zu bewältigen ist. Sollten Kinder nicht zur Schule kommen können, müssen ihre Eltern sie entschuldigen.

Die meisten Unterrichtsausfälle werden in Oberbayern gemeldet, etwa im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Besonders schwer betroffen sind die Ortschaften Baar-Ebenhausen und Manching, wo mehrere Dämme gebrochen sind. Zur Stunde sind dort mehr als 5000 Rettungskräfte im Einsatz. Nach Angaben des Landratsamts Pfaffenhofen fällt am Montag der Schulunterricht an der Grund- und Mittelschule Rohrbach aus, ebenso an der Grund- und Mittelschule Hohenwart, der Grundschule Baar-Ebenhausen, der Grund- und Mittelschule Reichertshofen, der Grund- und Mittelschule Manching, der Grundschule Oberstimm und der Staatlichen Realschule Manching.

Auch alle Kitas in Hohenwart, Baar-Ebenhausen und Manching bleiben geschlossen. In Reichertshofen haben der Kindergarten St. Margaretha, das Spatzennest, der Paarstorch und das Zwergerlland geschlossen, alle anderen haben geöffnet. Zudem bleibt das Kinderhaus Ilmmünster geschlossen.

Unterrichtsausfälle gibt es auch im Landkreis Augsburg. Betroffen sind die Schulen in Dinkelscherben, Diedorf, Gessertshausen, Biberbach, Gablignen, Langenneufnach, Nordendorf, Westendorf und Altenmünster, in diesen Schulen wird jeweils eine Notfallbetreuung eingerichtet.

Im Landkreis Neu-Ulm soll laut Mitteilung des dortigen Landratsamts der Präsenzunterricht grundsätzlich stattfinden. An der Anton-Miller-Schule in Straß und der Städtischen Realschule in Weißenhorn fällt der Unterricht jedoch aus. Weitere Schulen, die unmittelbar vom Hochwasser betroffen sind, informieren die Eltern den Angaben nach direkt wegen möglicher Ausfälle.

Auch in Baden-Württemberg bleiben aufgrund des Hochwassers viele Schulen und Kitas geschlossen. Besonders betroffenen sind die Städte und Gemeinden Waiblingen, Weinstadt, Remshalden, Winterbach und Remseck am Neckar, wie der Krisenstab des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis mitteilte.

Das bayerische Kultusministerium hat auf seiner Website eine ständig aktualisierte Liste mit allen betroffenen Schulen veröffentlicht, in denen der Unterricht aufgrund der Hochwasserlage ausfällt.

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Tirana/Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Bund und Länder gemahnt, 25 Jahre nach dem Start der Bologna-Reformen keine „Schönfärberei“ zu betreiben, sondern bestehende Probleme zu lösen. „Die Bologna-Reformen haben europaweit zu vergleichbaren Studienstrukturen mit Bachelor und Master sowie einer leichteren Anerkennung der Studienleistungen und Abschlüsse geführt. Das Ziel, für eine umfassende Mobilität im europäischen Hochschulraum zu sorgen, bleibt für viele Studierende aus Deutschland jedoch weiter ein Traum. Wenn der saarländische Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker (SPD) morgen für Bund und Länder das Tiranaer Kommuniqué unterzeichnet, sollte er diesen zugleich ins Stammbuch schreiben, dass sie zu Hause Maßnahmen für dessen konsequente Umsetzung ergreifen müssen“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, aus Anlass der Konferenz der Wissenschaftsministerinnen und -minister, die heute und morgen in der albanischen Hauptstadt stattfindet. Keller nimmt als Vertreter der europäischen Bildungsgewerkschaften an der Konferenz teil.

„Deutschland hat erneut die Bologna-Vorgaben verfehlt, nach denen mindestens 20 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen studienbezogene Auslandserfahrung gesammelt haben sollten. Dieses Ziel haben nur 17 Prozent erreicht, obwohl Bund und Länder sich in ihrer eigenen Internationalisierungsstrategie sogar 33 Prozent vorgenommen hatten. Ein Grund dafür ist die unzureichende Studienfinanzierung in Deutschland“, betonte Keller. „Nur elf Prozent aller Studierenden erhalten BAföG, zwei Drittel sind auf dauerhaftes Jobben angewiesen. Wer ins Ausland geht, verliert diese Einnahmen. Erasmus-Stipendien decken nur den Mehraufwand ab, der durch das Auslandsstudium entsteht, nicht aber die Lebenshaltungskosten der Studierenden. Einen Auslandsaufenthalt muss man sich schlicht leisten können – das können viele Studierende aber nicht. Bund und Länder müssen die soziale Dimension des europäischen Hochschulraums ernst nehmen, BAföG und Mobilitätsstipendien ausbauen.“
Keller wies darauf hin, dass den europäischen Bildungsgewerkschaften gelungen sei, das Ziel attraktiver Beschäftigungsbedingungen und Karriereperspektiven für die Lehrenden an den Hochschulen in den Entwurf für das Tiranaer Kommuniqué aufzunehmen. „Gutes Studium und gute Arbeit sind zwei Seiten einer Medaille – dieses Credo werden sich die europäischen Wissenschaftsministerinnen und -minister zu eigen machen. Immer mehr Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten, lange und steinige Karrierewege – fast nirgendwo in Europa ist der Handlungsbedarf so groß wie in Deutschland. Bund und Länder müssen auch diesen Teil der Verpflichtungen aus dem Kommuniqué beherzt angehen“, unterstrich der GEW-Hochschulexperte.

Info: Dem 1999 gestarteten Bologna-Prozess gehören 49 Länder innerhalb und außerhalb der Europäischen Union an. Sie bilden den Europäischen Hochschulraum. Das European Trade Union Committee for Education (ETUCE), der Zusammenschluss europäischer Bildungsgewerkschaften, dem die GEW angehört, ist eines der acht beratenden Mitglieder des Bologna-Prozesses. ETUCE vertritt 123 Bildungsgewerkschaften in 51 Ländern in ganz Europa, die rund elf Millionen Einzelmitglieder repräsentieren. Gemeinsam mit der GEW und weiteren Bildungsgewerkschaften hat ETUCE einen Appell an die Tiranaer Konferenz verfasst.

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Saarbrücken. Der mögliche Einsatz von Künstlicher Intelligenz für das Fälschen von Fotos, Videos und Tonaufnahmen muss laut Christine Streichert-Clivot (SPD), Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), auch in Schulen thematisiert werden. Die  Bildungsministerin des Saarlands betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es wichtig sei, Schüler:innen für die potenziellen Schäden durch den unreflektierten Einsatz von KI zu sensibilisieren: “Es sind Themen, für die man sich an Schulen definitiv Zeit nehmen muss, um Schüler in der Anwendung auch zu sensibilisieren, damit ihnen klar ist, was man dort für Schaden anrichten kann, wenn man es unreflektiert zum Einsatz bringt.“

Da KI-Anwendungen zur Fälschung von Medieninhalten so einfach zu bedienen sind, dass sie von Laien genutzt werden können, ist es laut Streichert-Clivot notwendig, dieses Thema in den Schulen stärker zu behandeln. KI ermöglicht es, Bilder, Videos und Tonaufnahmen so realistisch zu fälschen, dass es immer schwieriger wird, zwischen Wahrheit und Fälschung zu unterscheiden, so können durch KI diffamierende Inhalte wie zum Beispiel gefälschte Nacktbilder, Sprachnachrichten oder Videos erstellt und verbreitet werden.

Im Saarland werden diese Themen im Informatikunterricht ab der 7. Klasse behandelt. Obwohl es derzeit keine bekannten Fälle von Mobbing durch KI an saarländischen Schulen gibt, wird die Situation aufmerksam beobachtet. “Wir beobachten sehr genau, was sich dort tut”, sagt die Bildungsministerin. Auch in anderen Bundesländern wird Medienbildung intensiv gefördert. Die Herausforderung bestehe darin, dass Lehrkräfte oft keinen Einblick haben, ob und wo digitales Mobbing stattfindet. Lehrer:innen können zwar Anzeichen erkennen, wenn es Schüler:innen schlecht geht, aber die Betroffenen seien, aber nicht immer dazu bereit, darüber zu sprechen.

In Whatsapp-Gruppen wird viel Bildmaterial geteilt. “Und das wird auch, wenn nicht schon jetzt, auch in Zukunft definitiv Bildmaterial sein, das auch mit KI erstellt worden ist”, so Streichert-Clivot. Dies betreffe außerdem nicht nur Schüler:innen, sondern auch Lehrkräfte. Eltern wird geraten, im Gespräch mit ihren Kindern zu bleiben und strafrechtlich relevante Inhalte wie ausländerfeindliche, antisemitische, sexistische oder kinderpornografische Materialien zur Anzeige zu bringen.

Auch die Informations- und Bildungsplattform “Schau Hin!” warnte bereits im vergangenen Jahr vor Cybermobbing mit Hilfe von KI. “Viele KI-Anwendungen vereinfachen die Erstellung von Fotomontagen, bei denen das Bild einer Person in andere Kontexte gesetzt oder verfremdet wird, um sie zu demütigen oder ihnen zu schaden”.

Realistische “Deepfake“-Inhalte, erstellt mit künstlicher Intelligenz, können täuschend echt wirken und werden oft für Identitätsbetrug und Cybermobbing verwendet. Dabei werden Gesichter in Videos oder Stimmen in Audioaufnahmen manipuliert, um glaubwürdige Fälschungen zu erzeugen, die schwer als solche zu erkennen sind. Solche Manipulationen können sowohl offline als auch während Live-Anrufen erfolgen und haben oft verheerende Auswirkungen auf die Opfer, die nicht nur gedemütigt werden, sondern auch Schwierigkeiten haben, die Fälschungen wieder aus dem Internet zu entfernen. “Zu der Demütigung kommt noch der Druck hinzu, andere von der Falschheit überzeugen zu müssen. Wenn eigene Fotos oder Videos ohne Zustimmung verwendet werden, entsteht außerdem das Gefühl von Ohnmacht – denn durch die Technologien ist es ein leichtes, sehr viele und immer neue Inhalte zu erstellen. Für Betroffene ist es meist schon bei einigen wenigen Bildern oder Videos ein schweres Vorhaben, diese aus dem Netz entfernen zu lassen”.

Eltern sind daher unbedingt angehalten, mit ihren Kindern über den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Technologien zu sprechen und sie darauf hinzuweisen, keine schädlichen Inhalte zu erstellen oder zu verbreiten. Sie sollten Kindern auch beibringen, wie sie Deepfakes erkennen können, indem sie auf kleine Fehler in den Fälschungen achten. Wenn Kinder selbst betroffen sind, sollten die Inhalte sofort bei den Plattformbetreibern gemeldet und, wenn möglich, rechtliche Schritte eingeleitet werden.

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Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen soll es künftig beim Abitur neben den traditionellen schriftlichen und mündlichen Prüfungen auch neue Prüfungsformate geben. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) plant zudem ein zusätzliches Abiturfach. Am Mittwoch stellte Schulministerin Feller die Pläne dazu vor. Demnach soll die gymnasiale Oberstufe in NRW durch ein fünftes Abiturfach reformiert werden. Das fünfte Fach soll in neuen Formen wie einer “Präsentationsprüfung” oder einer “besonderen Lernleistung” absolviert werden können.

Ein Sprecher des Schulministeriums erklärte, dass bei einer Präsentationsprüfung ein Thema selbstständig erarbeitet und anschließend in der Prüfung vorgestellt wird. Was bestehen bleibt, sind zwei Leistungskurse, eine schriftliche Prüfung im dritten Abiturfach und eine mündliche Prüfung im vierten Fach. Das neue, fünfte Abiturfach soll den Schülern „zukunftsweisende“ Möglichkeiten bieten, wie in einem Eckpunktepapier dargelegt wird. Es soll nicht als zusätzliche Belastung verstanden werden. Geplant ist unter anderem, dass Schüler:innen bei bestimmten Abiturfächern wie Kunst oder Musik künftig nicht mehr verpflichtend auch Mathematik belegen müssen. Außerdem sollen Prüfungen in zwei Naturwissenschaften möglich sein. Insgesamt sollen die Fächer individueller kombinierbar werden. 

Die Änderungen sollen erstmals für Schüler:innen gelten, die im Sommer 2026 in die gymnasiale Oberstufe eintreten und 2029 ihr Abitur machen. Das fünfte Abiturfach gibt es in einigen anderen Bundesländern schon länger: “Wir machen die gymnasiale Oberstufe zukunftsfest. Wir streben eine Balance zwischen Neuem und Bewährtem sowie zwischen Notwendigem und Gewünschtem an”, sagte Feller. Laut Ministerium sollen „Besondere Lernleistungen”, Präsentationsprüfungen, und die neuen Abitur-Prüfungsformate, auch wichtige Kompetenzen für einen späteren Beruf oder ein Studium abbilden. Um eine gute Vorbereitung zu gewährleisten, wäre es möglich, Klausuren in der Oberstufe teilweise durch alternative Formen der Leistungsüberprüfung zu ersetzen.

Darüber hinaus soll durch die Neuerung die Dauer von Klausuren in der Abitur-Vorbereitung “in sinnvollem Umfang” reduziert werden. Im Hinblick auf die Kombination ihrer Prüfungsfächer soll das fünfte Abiturfach die Möglichkeiten der angehenden Abiturient:innen “methodisch und fachlich” erweitern. Dirk Schnelle, Schulabteilungsleiter im Ministerium, fügte hinzu, dass für die Leistungskurse weiterhin fünf Unterrichtsstunden und für die Grundkurse drei Wochenstunden benötigt werden, um genügend Zeit für die Vermittlung von Inhalten zu bieten. Außerdem sollen obligatorische Projektkurse implementiert werden.

Das Bundesverfassungsgericht hatte den Ländern Ende 2017 die Aufgabe gestellt, eine bessere länderübergreifende Vergleichbarkeit beim Abitur zu schaffen. Daher wollen die Bundesländer das Abitur in Deutschland nun einheitlicher und vergleichbarer machen. Ein Schritt in diese Richtung hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) im Frühjahr 2023 gemacht, indem sie sich für die “Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung“ entschied.

Die FDP im Düsseldorfer Landtag befürwortete die Pläne, kritisierte aber: “Es ist irritierend, dass die Mitglieder des Schulausschusses erst in der Sitzung selbst einen rein mündlichen Bericht zur größten Oberstufenreform seit Jahrzehnten erhalten. Vom Kabinett erst gestern beschlossen, ad hoc auf die Tagesordnung gesetzt, ohne Möglichkeit der Vorbereitung – wir wünschen uns mehr Respekt vor dem Parlament”, sagte Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion NRW.

Auch aus der SPD gab es Unmut über die Art und Weise, wie Feller die Reformpläne kommuniziert hat. Es seien zu diesem Zeitpunkt "noch zu viele Fragen offen, um die konkrete Ausgestaltung zu bewerten”, so Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW.

Die Kritik wurde von einem Sprecher des Schulministeriums zurückgewiesen. Auch die Fraktionen seien von Anfang an eng in den Diskussionsprozess involviert gewesen. Schon zu Beginn des Jahres sei allen Beteiligten und somit auch der Politik eine erste Fassung der Eckpunkte vorgelegt worden.

Eine einjährige Dialogphase mit allen relevanten Akteuren, wie Schüler- und Elternvertretungen, Lehrerverbänden oder Personalvertretungen, ist nach den KMK-Beschlüssen die Grundlage der Abiturreform-Pläne in NRW.  Es wurden auch technologische Entwicklungen wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Betracht gezogen. Die Landeselternschaft äußerte sich zuletzt besorgt über die geplanten Neuerungen. Sie befürchten unter anderem, dass ein fünftes Prüfungsfach die Schüler:innen überfordern könnte.

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Berlin. Im Rahmen des Landesprogramms “Gute gesunde Schule” will die Hauptstadt künftig an weiteren Schulen Schulkrankenschwestern einsetzen. Bildungsstaatssekretärin Christina Henke (CDU) informierte in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Franziska Brychcy, dass bis Ende des Jahres ein Konzept für den Einsatz der sogenannten Schulgesundheitsfachkräfte vorliegen soll. Anschließend ist eine Ausschreibung geplant, die sich zunächst an die Schulen im Landesprogramm “Gute gesunde Schule” sowie an die Lichtenberger Schulen richtet, die derzeit am bezirklichen Modellprojekt teilnehmen. Nach letzten Angaben vom Dezember 2023 nehmen etwa 66 Schulen am Landesprogramm teil.

Im nächsten Jahr werden eine Million Euro Haushaltsmittel für das Pilotprojekt bereitgestellt. Schulkrankenschwestern sollen bei kleineren Verletzungen oder Erkrankungen schnelle Hilfe leisten und auch in Gesundheitsfragen beraten, beispielsweise in Bezug auf richtige Ernährung und ausreichende Bewegung. In Ländern wie Skandinavien, Polen und den USA sind sie bereits fester Bestandteil des Schulalltags.

Auch andere Bundesländer wie Brandenburg, Hessen und Rheinland-Pfalz haben bereits Erfahrungen mit Gesundheitsfachkräften an Schulen gesammelt. "Erste Rückmeldungen aus den Schulen deuten darauf hin, dass Fehlzeiten zurückgehen und sich bessere Lernvoraussetzungen und Bildungserfolge einstellen", so die Rheinland-Pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) über die Pilotphase, an der 26 Schulen beteiligt waren. Die Schulgesundheitsfachkräfte seien bereits nach kurzer Zeit als wichtiger Teil der multiprofessionellen Teams an ihren Schulen unentbehrlich.

Eine Studie über die Projekte in Brandenburg und Hessen hat die positiven Effekte nachgewiesen. Ein Effekt war beispielsweise eine deutliche Reduktion von Rettungswageneinsätzen an Schulen in beiden Bundesländern, auch die Betreuungsindikatoren von Schülern mit Diabetes haben sich signifikant verbessert. Als sinnvollen Betreuungsschlüssel empfehlen die Autoren der Studie von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen eine Gesundheitsfachkraft pro 700 Schüler, was am oberen Ende des Mittelwerts im internationalen Vergleich liegt.

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Am vergangenen Donnerstag sollen minderjährige Schüler:innen des renommierten Elite-Internats Louisenlund in Schleswig-Holstein bei einer Feier zur Melodie des über 20 Jahre alten Party-Hits “L’Amour toujours” von Gigi D’Agostino rassistische Parolen gesungen haben. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und die Schüler:innen ins Bett geschickt, wie das schleswig-holsteinische Bildungsministerium berichtet.

Laut eigenen Angaben hat das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht eingeleitet. Zudem ermittelt die Kieler Bezirkskriminalinspektion, berichtet das Hamburger Abendblatt. “Sollten Parolen wie ‚Deutschland den Deutschen – Ausländer raus‘ gefallen sein, könnte es sich um Volksverhetzung handeln”.

Bestätigt wurde der Vorfall offiziell am Montag von der Stiftung Louisenlund. Der Leiter des Internats, Peter Rösner, teilte mit, dass am 23. Mai um ca. 21:15 Uhr etwa 40 Jugendliche an der Feier teilgenommen hätten. Acht von ihnen sollen zur Melodie des Party-Hits rassistische Parolen gesungen haben. Zu diesem Zeitpunkt hätten drei Internatspädagog:innen die Jugendparty beaufsichtigt. Laut Rösner gab es direkt im Anschluss Gespräche mit einigen Schüler:innen, um den Vorfall aufzuklären. Diese hätten in einem Anfall großer “Dummheit” versucht, ein auf Sylt entstandenes Video nachzuahmen, ohne sich der möglichen Tragweite bewusst zu sein. Die betroffenen Schüler:innen sollen nun für eine Woche vom Schulbetrieb suspendiert werden.

Während dieser Woche sollen sich die Jugendlichen ehrenamtlich engagieren und über ihr Verhalten nachdenken. Die Schule, Lehrkräfte sowie Internatspädagog:innen werden alle Schüler:innen bei der Aufarbeitung des Vorfalls unterstützen. Das Lied “L'Amour toujours” wird aus der Playlist des Schülerhauses entfernt. Zudem plant das Internat, ihr Konzept zur politischen Bildung und Demokratieerziehung weiter auszubauen.

Das Lied von D‘Agostino gehöre zum regelmäßigen Repertoire der DJ-Teams. “Eine unserer Internatspädagoginnen hatte den aktuell in den Medien intensiv dargestellten Vorfall dazu verfolgt und war entsprechend aufmerksam. Sie glaubte aus der allgemeinen Lautstärke ein ‘Ausländer raus’ gehört zu haben”, schilderte Rösner den Verlauf der Party. “Da die Pädagogin an der Theke direkt neben dem Hauptschalter der Lautsprecheranlage stand, hat sie reflexartig sofort die Anlage abgestellt, ging auf die Tanzfläche und hat die Schülerschaft deutlichst auf ihr offensichtliches Fehlverhalten hingewiesen”.

Viele der Schüler:innen gaben an, die Gesänge aufgrund der Lautstärke der Musik gar nicht wahrgenommen zu haben. Rösner fügte hinzu, dass einige glaubten, es sei bereits 21:30 Uhr, ein Zeitpunkt, zu dem traditionell „10er raus“ skandiert wird, “weil der 10. Jahrgang dann die Party verlassen und zum Alkoholtest muss”.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) äußerte sich besorgt gegenüber dem Vorfall: “Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen“. Auch Alkohol oder jugendlicher Überschwung seien keineswegs eine Rechtfertigung für rassistische Gesänge. Prien befürchte außerdem weitere Nachahmungen: “Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen. Es ist daher eine Aufgabe für uns alle, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben“. 

Das Internat reagierte auf den Vorfall auch in einem Brief, der an die Eltern ging: “Die Stiftung Louisenlund steht für Toleranz, Völkerverständigung, Weltoffenheit – und wendet sich gegen jede Form von Ausgrenzung, Rassismus oder Ausländerfeindlichkeit. Diese Werte sind unser fundamentaler Erziehungsauftrag“, heißt es in dem Schreiben, das auch an die Schüler- und Lehrerschaft ging.

Vor der Schülerparty hatte ein rassistischer Vorfall an Pfingsten in einem Nobel-Lokal auf Sylt bundesweit für Empörung gesorgt. In einem kurzen Video, das in den sozialen Medien verbreitet wurde, sangen junge Menschen ebenfalls zu “L'Amour toujours” rassistische Parolen, der Staatsschutz ermittelt nun wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Symbole.

Ähnliche Fälle nehmen deutschlandweit zu. In Niedersachsen sollen bei einer mehrtägigen Veranstaltung in Altendorf nördlich von Wolfsburg mehrere Personen rassistische Parolen zu dem Lied gesungen haben, was ebenfalls Ermittlungen des Staatsschutzes zur Folge hat. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich auf dem Schützenfest in Löningen im Landkreis Cloppenburg an Pfingsten.

Auch beim Partyumzug Schlagermove in Hamburg sollen Teilnehmer zu "L'Amour toujours" rassistische Parolen gerufen und den Hitlergruß gezeigt haben. Das Landeskriminalamt für Staatsschutzdelikte ermittelt.

In Sachsen-Anhalt laufen ebenfalls mehrere Ermittlungen. Beim traditionellen Fest Leißlinger Eierbetteln in einem Festzelt bei Weißenfels sollen Besucher zu dem Partyhit “Ausländer raus” und “Deutschland den Deutschen” gegrölt haben. In Magdeburg und Halle wurden ähnliche Vorfälle gemeldet.

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Unsere Bildungsreise um die Welt hat uns bereits durch die Klassenzimmer der Vereinigten Staaten, Kuba, Vietnam, Japan, Frankreich, Portugal, Belgien, Schweden und Finnland geführt. Jedes Land hat seine einzigartigen Ansätze und Herausforderungen in der Bildung. Heute setzen wir unsere Reise fort und landen in einem kleinen, aber bemerkenswerten Land im Nordosten Europas – Estland. Bekannt für seine digitalisierte Gesellschaft und seine mittelalterliche Architektur, hat Estland in den letzten Jahren auch aufgrund seiner beeindruckenden Bildungserfolge internationale Anerkennung gefunden.

Die estnischen Schüler:innen haben in den PISA-Studien hervorragende Ergebnisse erzielt, die überdurchschnittlich gut waren. Aber was ist das Geheimnis ihres Erfolgs? Wie schafft es ein kleines Land wie Estland, in der Bildung so gut abzuschneiden? In diesem Artikel werden wir einen Blick auf das estnische Bildungssystem werfen, seine Stärken und Herausforderungen analysieren und versuchen, das Rätsel zu lösen, wie Estland es schafft, bei PISA so gute Ergebnisse zu erzielen. 

Estland und PISA

Die ersten 5 Plätze im PISA Ranking 2022 (Quelle: Destatis)

Estland hat sich in den letzten PISA-Studien als führendes europäisches Land etabliert. In der PISA-Studie 2022 erreichte Estland europaweit die besten Ergebnisse. Besonders bemerkenswert ist, dass Estland weltweit nur hinter Singapur, Japan und Südkorea lag. Im Vergleich zu Deutschland und anderen größeren EU-Ländern hat Estland deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Diese Leistung ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Estland sich im Laufe der Zeit stetig verbessert hat und inzwischen selbst die Vorreiter der letzten Jahre aus Skandinavien hinter sich gelassen hat.

So ist Estlands Bildung strukturiert

Zum Vergrößern auf die Grafik klicken (Quelle: Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen)

Das estnische Bildungssystem ist zentral organisiert, das Parlament gibt die Struktur vor und diese wird vom Bildungs- und Forschungsministerium umgesetzt.  Das System besteht aus verschiedenen Stufen: Vorschulische Bildung, Grundbildung an Grundschulen (põhikool), allgemeine Sekundarbildung an Gymnasien (gümnaasiumis), berufliche Bildung an Berufsschulen (kutseõppeasutus), Hochschulbildung an beruflichen Hochschulen (rakenduskõrgkoolid) und Universitäten (ülikoolid).

Dennoch genießen Schulen in Estland eine weitreichende Autonomie. Der nationale Lehrplan lässt den Schulen Raum, um ihren eigenen Lehrplan zu entwickeln. Schulen können ihre Ziele und den Schwerpunkt ihres Unterrichts selbst festlegen. Schulleitungen können Lehrkräfte einstellen und entlassen, entscheiden, wie das Budget verteilt wird und wie sie den Bedarf an Lehrerfortbildung einschätzen. Weiterhin wählen die Lehrkräfte geeignete Lehrbücher und Unterrichtsmethoden aus, die sie in ihrem Unterricht verwenden möchten.

Die vorschulische Bildung in Estland beginnt bereits im Kindergarten, der als Bildungseinrichtung mit Lehrplan und Qualifikationsanforderungen für Pädagog:innen verstanden wird. Bereits ab dem Alter von drei Jahren werden in den Kindergärten systematisch die ersten Grundlagen für Rechnen und Lesen gelegt. Der Besuch eines Kindergartens ist allerdings nicht verpflichtend. 

Nach dem Kindergarten folgt die Grundschule, die als “põhikool” bezeichnet wird. Hier wird die grundlegende Bildung bis zur neunten Klasse fortgesetzt. Besonders ist, dass alle estländischen Schüler:innen bis zur neunten Klasse gemeinsam und ohne Leistungsdifferenzierung unterrichtet werden. Nach dieser Phase entscheiden sie, ob sie einen Abschluss der Sekundarstufe II (Dauer: drei Jahre) anstreben oder die Schule verlassen wollen. Unabhängig von ihren Noten erhalten Schüler:innen, die ein Gymnasium besuchen möchten, einen Platz. Zusätzlich sind alle Schulmaterialien, sowie der Schulbus, das Schulessen und verschiedene Lern- und Freizeitaktivitäten für alle bis zur neunten Klasse komplett kostenfrei.

Bereits in der Sekundarstufe I haben die Schüler:innen die Möglichkeit, einzelne berufsbildende Kurse zu belegen. Nach Abschluss der Sekundarstufe I können sie entweder eine allgemeinbildende Schule der Sekundarstufe II, das “gümnaasium”, oder eine Berufsschule der Sekundarschule II, das “kutseõppeasutus”, besuchen. Etwa 70 Prozent aller Schüler:innen besuchen das “gümnaasium”. Die allgemeine Mindestzugangsvoraussetzung für eine Berufsausbildung der Sekundarstufe II ist das Abschlusszeugnis der Sekundarstufe I (“põhikooli lõputunnistus”) oder das Erreichen des 16. Lebensjahres.

Jeder bekommt die Förderung, die er benötigt

Alle Kinder haben bis zum siebten Lebensjahr Anspruch auf Betreuung, beispielsweise in einer Kindertagesstätte. Die Kosten für einen Kitaplatz dürfen nicht mehr als 20 Prozent des gesetzlichen Mindestlohns betragen, um die finanzielle Belastung für die Eltern in Grenzen zu halten. Die Mehrheit der Kinder, etwa acht von zehn, besuchen vor dem Schulbeginn eine Kita. Estnische Kitas unterscheiden sich in ihrer Struktur und ihrem Ansatz von deutschen Kitas und Kindergärten. Sie folgen nationalen Lehrplänen, ähnlich wie Schulen. Die Erzieher:innen haben in der Regel einen Hochschulabschluss und führen ein spezielles Schulvorbereitungsprogramm durch, das für alle fünf- und sechsjährigen Kita-Kinder verpflichtend ist. Dieses Programm stellt sicher, dass alle Kinder bei der Einschulung einen ähnlichen Wissensstand haben. So wird in Estland von Anfang an ein solides Fundament für den Bildungserfolg jedes Kindes gelegt.

In Estland lernen alle bis zur neunten Klasse zusammen in einer sogenannten Einheitsschule, ähnlich einer deutschen Grundschule. Dieses Modell, bei dem Schüler:innen nicht früh nach ihrem Leistungsniveau aufgeteilt werden, wird als einer der Hauptgründe für den Bildungserfolg des Landes angesehen. Besondere Unterstützung erhalten diejenigen, die sie am meisten benötigen, durch speziell eingerichtete Beratungszentren, die in Europa einzigartig sind. Estland ist bekannt für ein Bildungssystem, das auf individueller Förderung und Chancengleichheit basiert. Die individuelle Unterstützung der Schüler:innen trägt dazu bei, dass es weniger leistungsschwache und mehr leistungsstarke Schüler:innen gibt. Lehrkräfte haben die Freiheit, ihren Unterricht an die Bedürfnisse ihrer Klasse anzupassen, was zu hervorragenden akademischen Leistungen führt.

Ein Stück sozialistische Tradition gehört auch zum Erfolg: Die Lehrkräfte, insbesondere die der älteren Generation, spielen eine entscheidende Rolle in diesem System. Sie nehmen ihre Aufgabe, Wissen zu vermitteln, sehr ernst und übernehmen Verantwortung, wenn etwas schiefgeht. Sie treffen sich mit Schüler:innen auch außerhalb der Unterrichtszeit, um individuelle Unterstützung zu bieten, und helfen leistungsschwachen Kindern und Jugendlichen dabei, sich zu verbessern. Trotz der Herausforderungen, die mit der Arbeit in großen Klassen verbunden sind, spiegelt diese engagierte Arbeitshaltung das allgemeine Ethos Estlands von Ehrgeiz und Disziplin wider. Dieses Ethos wird jedoch zunehmend von jüngeren Esten und Lehrkräften hinterfragt, die eine gesündere Work-Life-Balance fordern.

Trotz dieser Spannungen ist Estland EU-Spitzenreiter in Sachen Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Mit nur 4,7 Prozent leistungsschwachen und 20 Prozent leistungsstarken Schüler:innen ist Estland auf dem besten Weg, ein Vorzeigeland für Bildung zu werden. Dies ist umso bemerkenswerter, da  Estland zu den ärmsten OECD-Ländern gehört und das Budget für Bildung deutlich unter dem OECD-Durchschnitt liegt. 

Großer Lehrkräftemangel auch in Estland

Auch Estland hat mit Lehrermangel zu kämpfen, der Mangel ist größer, als man zuerst annahm. 2005 waren bereits 20 Prozent der Lehrkräfte in allgemeinbildenden Schulen über 55 Jahre alt, bis 2015 stieg dieser Anteil auf 28 Prozent und 2021 auf 34 Prozent. Der Lehrermangel ist besonders akut in den Natur- und Wissenschaftsfächern, da jede:r fünfte Lehrer:in für Mathematik, Chemie, Geografie und Biologie und jede vierte Physiklehrkraft 60 Jahre oder älter ist. Das Lehrpersonal in den Schulen der großen Städte ist im Durchschnitt jünger als das in ländlichen Gebieten. Trotz einer kürzlichen starken Zunahme gehören die tatsächlichen Gehälter der Lehrkräfte zu den niedrigsten im OECD-Vergleich. Bei der frühkindlichen Bildung hingegen hat Estland relativ hohe Ausgaben im Vergleich zu anderen Ländern.

Im Februar hat das Foresight Centre hat in einem Bericht festgestellt, dass es heute in Estland 2300 Personen gibt, die eine Lehrerausbildung abgeschlossen haben, aber nicht als Lehrkraft arbeiten, was 14 Prozent der derzeitigen Gesamtzahl der Lehrer:innen entspricht. Jedes Jahr verließen durchschnittlich 1500 Lehrkräfte die Schulen in Estland entweder vorübergehend oder dauerhaft. Diejenigen, die in den letzten fünf Jahren gegangen sind, seien jedoch Teil des wertvollsten Lehrerreservoirs. Mehr als die Hälfte dieses befände sich in Tallinn und Tartu, genau dort, wo die Arbeitsüberlastung und der Lehrermangel am größten seien.

Junge Lehrkräfte blieben nicht im Beruf, ein Drittel der neuen Lehrkräfte den gibt den Job bis zum Ende der ersten drei Jahre auf. Dies spiegelt auch breitere Trends im Verhalten jüngerer Generationen auf dem Arbeitsmarkt wider, mit häufigen Arbeitsplatz- und Karrierewechseln. Das Profil der Schüler:innen habe sich ebenfalls verändert – Umfragen zeigen zunehmend, dass herausforderndes Verhalten im Klassenzimmer und Disziplinprobleme sowie überkritische Eltern der Hauptgrund sind, warum junge Lehrkräfte den Beruf verlassen, und nicht mehr wegen der niedrigen Gehälter.

Estland als digitales Vorbild?

Schon 1994 erkannte Estland die Digitalisierung als Zukunftsträger und begann, die Grundprinzipien einer estnischen Informationsgesellschaft festzulegen. Heute sind bereits 99 Prozent der Verwaltungsgänge des Landes digitalisiert. Estland startete die schulische Digitalisierung mit dem Start des Programms Tiger Leap (Tiigrihüpe) im Jahr 1996, mit dem primären Ziel, moderne IT-Infrastruktur landesweit zu etablieren. Seit 1999 verfügt jede estnische Schule über Internetzugang. Seit 2015 hat eine EU-finanzierte Modernisierungsinitiative die Infrastruktur der Schulen weiter vorangetrieben und bietet wichtige Hardware wie Glasfasernetzwerke, Router und WLAN-Zugangspunkte. Derzeit profitieren alle estnischen Schulen von einer Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung, wobei etwa 75 Prozent über Glasfaser verbunden sind. 

Seit 2002 können Lehrkräfte im digitalen KlassenbucheKool” Hausaufgaben erteilen, Noten und Abwesenheit der Schüler:innen dokumentieren und sich mit Eltern austauschen. Mit dem Programm sollen Lehrkräfte etwa die Hälfte an täglicher Zeit für Verwaltungsarbeit eingespart haben – täglich ca. 45 Minuten. Ein Computer am Lehrerpult und ein Beamer oder Smartboard gehören zur standardmäßigen Ausstattung eines jeden Klassenzimmers. Schulen beschäftigten oft Bildungstechnolog:innen, die die Lehrkräfte beim Medieneinsatz unterstützen und die Wartung der Geräte und Software übernehmen. 

Damit die Lehrkräfte fit in Sachen Digitalisierung sind, hat Estlands Forschungs- und Forschungsministerium schon früh großen Wert auf Weiterbildung gelegt. Heute verfügt in der estnischen Hauptstadt Tallinn bereits jede Schule über einen eigenen 3D-Drucker. Darüber hinaus werden an vielen Schulen Wahlfächer wie Robotik und Programmieren angeboten. Die Schüler:innen und Schüler sollen lernen, mit der Technologie umzugehen und sie zum Lernen zu nutzen. Dafür verfügt jede Schule über ausreichend Tablets und Laptops, die Kinder und Jugendlichen dürfen aber auch mit ihren Smartphones arbeiten. Kinder kommen bereits ab der dritten Klasse mit Programmieren in Kontakt, 2020 war das Studienziel Nummer 1 Informatik. 

Alexander Brand, der sich das estnische Schulsystem vor Ort angesehen hat, war verwundert, dass der Einsatz von Technologie im Unterricht doch keine so große Rolle spielte, wie er erwartet hatte. Der Technikeinsatz, abgesehen von IT-nahen Fächern, war nicht so intensiv, wie man es von einem digitalen Vorreiterland vielleicht erwarten würde. Lehrkräfte nutzten digitale Medien hauptsächlich zur Präsentation, zur Auflockerung einer Stunde oder um Schüler:innen mit spezieller Lernsoftware üben zu lassen. Der Einsatz digitaler Werkzeuge zur kooperativen Arbeit oder für Projekte war dagegen selten. Der Unterricht wurde hauptsächlich von der Lehrkraft geleitet. Im Unterricht lag der Fokus jedoch auf dem Fachlichen. Es gab wenig Gruppenarbeit, wenig Differenzierung, aber viel gezieltes Üben – oft mit schwierigeren Aufgaben als in Deutschland. 

Was wir von Estland lernen können

In seinem Artikel hat Ralph Gehrke eine Reihe von Veränderungen vorgeschlagen, die im deutschen Schulsystem implementiert werden könnten, um es nach dem estnischen Vorbild zu gestalten. Diese umfassen: die Fokussierung auf Kernfächer, die Autonomie der Schulen, die Integration der Vorschule in den Kindergarten, die kostenlose Bildung und Freizeit, die Digitalisierung, der allgemeinbildende Religionsunterricht ohne Konfessionsbindung, Extrakurse 'Deutsch als Zweitsprache' für Kinder, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, die Beibehaltung der Förderschulen und die Barrierefreiheit an Regelschulen für rein körperbehinderte Kinder.

Die Übernahme des estnischen Modells oder Teilen davon durch andere Länder, einschließlich Deutschland, ist eine Möglichkeit, die jedoch sorgfältig geprüft und an den lokalen Kontext angepasst werden muss. Es ist nicht nur eine Frage der Machbarkeit, sondern auch der Sinnhaftigkeit. Für Deutschland würde dies bedeuten, tiefgreifende Veränderungen in mehreren Bereichen des Bildungssystems vorzunehmen. Die Frage der Machbarkeit ist jedoch komplex. Es erfordert nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch politischen Willen und gesellschaftliche Akzeptanz. Die Sinnhaftigkeit einer solchen Übernahme hängt von den spezifischen Zielen ab, die Deutschland mit seiner Bildungspolitik verfolgt. Wenn das Ziel ist, die akademischen Leistungen zu verbessern und die Bildungsgerechtigkeit zu fördern, dann könnten einige Aspekte des estnischen Modells durchaus sinnvoll sein.

Unabhängig von diesen Überlegungen bleibt Estlands Erfolg ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu hervorragenden akademischen Leistungen führen können. Es zeigt, dass es möglich ist, ein zentral organisiertes, aber dennoch flexibles Schulsystem zu schaffen, das individuelle Förderung und Chancengleichheit fördert und engagierte Lehrkräfte hat. Dies ist eine Lektion, die wir alle berücksichtigen sollten, unabhängig davon, ob wir das estnische Modell übernehmen oder nicht.

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Hessen bietet ab dem Schuljahr 2024/25 als erstes Bundesland Ukrainisch als Fremdsprache an Schulen an – das teilte das Kultusministerium am Freitag mit. Das Bildungsangebot richtet sich hauptsächlich an die etwa 20.000 ukrainischen Schüler:innen, die vor dem Krieg nach Hessen geflüchtet sind. Es steht jedoch auch Jugendlichen ohne ukrainischen Migrationshintergrund offen, Ukrainisch als zweite Fremdsprache zu wählen. Das Ministerium setzt hierbei auf die über 300 ukrainischen Lehrkräfte, die aktuell im Bundesland unterrichten. Erste Schulen, an denen viele ukrainische Schüler:innen lernen, werden in die Erprobungsphase einbezogen. Ein vergleichbares Pilotprojekt wird derzeit mit der türkischen Sprache durchgeführt. Auf diese Weise möchte Hessen die Bildungschancen für Jugendliche aus der Ukraine verbessern und den ukrainischen Lehrkräften eine Perspektive bieten. 

"Wir wussten von Anfang an, dass der Kampf um die Freiheit in der Ukraine lang sein wird", sagte Manfred Pentz (CDU), hessischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten. Daher sei es folgerichtig, den ukrainischen Schüler:innen die Möglichkeit zu bieten, neben Deutsch auch ihre Muttersprache in der Schule zu lernen. Dies sei nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sondern auch "ein Beitrag, dass die Identität und Kultur der Ukraine erhalten bleibt", so Pentz. “Denn wir wollen die ukrainischen Flüchtlinge nicht entwurzeln, sie gerade nicht von ihrer Heimat abschneiden, sondern ihnen eine Brücke für eine Rückkehr in die Ukraine bauen”. Kultusminister Armin Schwarz (CDU) teilte diese Einstellung: “Wir dürfen nicht müde werden in der Unterstützung der Ukraine”. Er möchte den ukrainischen Jugendlichen und Lehrkräften bessere Bildungs- und Berufsaussichten bieten – auch im Hinblick auf den Wiederaufbau ihres eigenen Landes – und gleichzeitig ein deutliches Zeichen der Verbundenheit in schwierigen Zeiten setzen.

In Hessen werden derzeit je nach Angebot der Schule die Fremdsprachen Englisch, Französisch, Latein, Spanisch, Italienisch, Russisch, Chinesisch, Polnisch und Altgriechisch unterrichtet, wobei Französisch in den letzten Jahren immer unbeliebter geworden ist. Laut Kultusministerium wird der Bildungsweg vieler ukrainischer Jugendlicher durch ihre Flucht nach Deutschland häufig unterbrochen. Oftmals fehlt ihnen die notwendige zweite Fremdsprache für einen weiterführenden Schulabschluss. Neben Englisch, das in der Ukraine normalerweise ab der Grundschule unterrichtet wird, müssen die ukrainischen Kinder in kurzer Zeit für den gesamten Unterricht Deutsch lernen. Als notwendige zweite Fremdsprache für die gymnasiale Oberstufe käme höchstens Russisch in Frage, was jedoch für die meisten als Sprache des Kriegsgegners keine Option ist. Die Einführung von Ukrainisch als zweite Fremdsprache soll nach Erwartung des Ministeriums Bildungswege mit höher qualifizierten Abschlüssen ermöglichen.

Kultusminister Armin Schwarz hofft außerdem, durch die Einführung von Ukrainisch als Fremdsprache auch ukrainische Lehrkräfte für die Schulen in Deutschland zu gewinnen und so dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Erfahrungsgemäß könnten die Lehrkräfte schnell auf Deutsch unterrichten und zusätzlich Fächer wie Deutsch als Zweitsprache, Physik, Chemie, Mathematik, Musik, Kunst oder Sport abdecken – genau in diesen Fächern werden oft Lehrkräfte benötigt.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, bedankte sich bei Hessen und Bildungsminister Schwarz für die „vorbildliche Entscheidung“. “Wir betrachten es als eine Anerkennung des Ukrainischen als wichtige europäische Sprache. Dies wird der Entlastung unserer Schülerinnen und Schüler dienen, die derzeit in Hessen Schutz vorm russischen Krieg gefunden haben, und allen anderen Ländern in Deutschland ein gutes Vorbild sein”, sagte Makeiev.

Laut Kultusministerium ist die Zahl der ukrainischen Jugendlichen an hessischen Schulen größer als die Gesamtzahl der geflüchteten Schüler:innen aus den zehn häufigsten Herkunftsländern der letzten zwei Jahre. Ukrainisch ist weltweit nach Russisch und Polnisch die meistgesprochene slawische Sprache.

Die Ukraine ist das zweitgrößte Land Europas nach Fläche. Mit dem neuen Angebot leistet Hessen einen wichtigen Beitrag zum gemeinsamen europäischen Selbstverständnis und zur zukünftigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der Ukraine. Mitte Juni wird in Berlin die Ukraine-Wiederaufbaukonferenz stattfinden. Im Dezember 2023 beschlossen die EU-Führungsspitzen, Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen.

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Berlin. Referendare an Berliner Schulen sollen ab Sommer mehr unterrichten. Wie aus einem Schreiben der Bildungsverwaltung vom Mittwoch hervorgeht, sollen Lehramtsanwärter ab Sommer zehn statt bisher sieben Stunden pro Woche unterrichten. Kritik kam prompt von Gewerkschaften und Verbänden, die auch eine weitere geplante Neuerung kritisieren.

Die Referendare sollen nach ihrem Ausbildungsstart so bald wie möglich vorrangig oder ganz selbständig unterrichten, heißt es in dem Schreiben der Bildungsverwaltung. Ziel sei es, den Unterricht an den Schulen abzusichern.

Die Bildungsgewerkschaft GEW übte am Donnerstag scharfe Kritik an dem Schritt. Die Erhöhung des Stundenkontingents würde die Ausbildungsbedingungen deutlich verschlechtern. “Der Senatorin steht offenbar das Wasser bis zum Hals. Um ihre bisher erfolglosen Bemühungen zur Gewinnung neuer Lehrkräfte zu kaschieren, legt sie jetzt die Axt an die Qualität der Ausbildung der angehenden Lehrer:innen und erhöht deren Unterrichtsverpflichtung”, kritisierte Martina Regulin, Vorsitzende der GEW Berlin.

Die GEW Berlin wertet das Schreiben der Senatorin an die Schulleitungen auch als Aufruf zum Rechtsbruch. Denn die aktuelle Ausbildungsordnung für das Referendariat sieht vor, dass sich die Aufteilung der drei Arten des Ausbildungsunterrichts (selbstständiger Unterricht, Unterricht unter Anleitung und Hospitation) nach dem Ausbildungsstand richtet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Referendar:innen Zeit für Hospitation und Teamteaching haben. „Eine höhere Unterrichtsverpflichtung ohne Betreuung und Unterstützung verschärft den Druck auf die Lehramtsreferendar:innen und wird zu höheren Abbruch- und Durchfallquoten führen”, so Regulin.

Die Bildungsverwaltung plant darüber hinaus, den Schulen für das kommende Schuljahr 300 Stellen für spezielle Profilstunden zu streichen. Die Vereinigung der Gymnasialschulleiter (VOB) sprach sich gegen diese Maßnahme aus. Laut ihren Berechnungen würden dadurch an Gymnasien 20 bis 60 Stunden pro Woche entfallen, was zur Folge hätte, dass einige Kurse möglicherweise nicht mehr stattfinden könnten. Zudem müssten die Oberstufenkurse voraussichtlich in wesentlich größeren Gruppen unterrichtet werden.

In einem offenen Brief haben sich jüngst die Leitungen von zwei Drittel aller Berliner Gymnasien an Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) gewandt. 63 Schulleiterinnen und Schulleiter fordern in dem Schreiben, die angekündigten Stellenkürzungen zurückzunehmen. Die Schulleiter betonen, dass sie im kommenden Schuljahr bereits zugesagte Kurse für Schülerinnen und Schüler streichen müssten. Zudem könnten Wahlpflichtkurse für die Jahrgangsstufen 8 bis 10 nicht stattfinden, und auch die Kurse der gymnasialen Oberstufe wären nicht gewährleistet.

Die Berliner Bildungsverwaltung betont, dass es sich nicht um Sparmaßnahmen handelt. Stattdessen gehe es darum, angesichts des bundesweiten Lehrkräftemangels den regulären Unterricht für mehr Schülerinnen und Schüler auch an bisher unterversorgten Schulen zu gewährleisten. Besonders erwähnt werden dabei Schulen in schwierigen Lagen, also Brennpunktschulen. Die Bildungsverwaltung fordert die Schulen zudem auf, unbesetzte Lehrerstellen in andere Positionen wie Erzieher, Sozialarbeiter oder Musiktherapeuten umzuwandeln. Für das neue Schuljahr wurden laut Angaben der Bildungsverwaltung über 4.000 Einstellungsverfahren eingeleitet. Wie viele Stellen noch unbesetzt sind, wurde jedoch nicht angegeben.

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Peter Müller, Gemeinschaftskundelehrer am Lößnitzgymnasium in Radebeul und Fachberater für Gemeinschaftskunde und Rechtserziehung in Sachsen, sprach kürzlich in einem Interview mit dem MDR über den Rechtsruck in den Schulen.

Müller nutzt Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok, um junge Menschen zu erreichen, fühlt sich jedoch oft unzureichend gegen die großen Influencer der rechten Szene gewappnet. In dem Gespräch spricht er über die Schwierigkeiten, denen sich Lehrkräfte heutzutage stellen müssen, und betont die Notwendigkeit, aktiv gegen die Angriffe und die Einflussnahme der AfD vorzugehen. Seine Bemühungen erstrecken sich über 44 Gymnasien in Sachsen, wo er die politische Bildung betreut und Schüler:innen die Bedeutung des Verfassungsschutzes näherbringt.

Für Lehrkräfte habe sich in den vergangenen Jahren viel beim Thema politische Bildung geändert, erklärt Müller. “Mittlerweile müssen wir uns direkten Angriffen und Einflussnahme durch die AfD erwehren, die versucht, Lehrkräfte zu verängstigen und einzuschüchtern”. 2018 hatte die AfD eine Plattform online gestellt, mit dem Ziel Lehrkräfte zu melden, die gegen das Neutralitätsgebot verstoßen würden. “Abgesehen davon, dass es sich hier um einen Aufruf zur Denunziation handelt, wissen wir alle sehr gut, dass Denunziation Gift für die Gesellschaft sein und Vertrauen zerstören kann. Eigentlich kennen wir es im Osten durch die Stasi”. Der Lehrer betont außerdem, dass es für Schulen kein solches Neutralitätsgebot gibt, sondern den Beutelsbacher Konsens. 

Dieser steckt die Grundsätze politischer Bildung ab. Dazu gehöre auch, dass politische Bildung nicht beeinflussen darf oder Schüler:innen zu einer bestimmten Meinung gedrängt werden dürfen. “Sie sollen im Gegenteil befähigt werden, eine eigene politische Mündigkeit zu erlangen. Dazu müssen sie in die Lage versetzt werden, ihre eigene politische Situation und Interessenlage zu analysieren”, erklärt Müller.

Außerdem verlange der Beutelsbacher Konsens, dass Schulen die Debatte einer Gesellschaft abbilden. Kontroverse Themen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sollen auch im Unterricht kontrovers diskutiert werden. “Ich muss nicht neutral sein, im Gegenteil. Im Sinne der Verfassung muss ich ganz klar Position beziehen, gegen Extremismus und für die politische Willensbildung im Rahmen unseres Grundgesetzes”, stellt der Lehrer klar. 

Obwohl Radebeul einen niedrigen Migrationsanteil hat und eher als die “Stadt der Millionäre” bekannt sei, spüre Müller die veränderte politische Stimmung auch in der Schule. Bisher hatte diese eher einen linksliberalen Schwerpunkt. Müller erklärt, dass er drei neunte Klassen betreut, die er in seinem Unterricht symbolisch zum politischen System Deutschlands mit seinen Parteien und der Verfassung wählen lässt – einmal vor und einmal nach dem Unterricht. Dadurch ließe sich eine Veränderung im Wahlverhalten leicht rekonstruieren. In der letzten Wahl hätten 30 Prozent der Schüler:innen AfD gewählt – das sei neu. Hatte man die Anhänger der Partei bisher eher im ländlichen Raum vermutet, so könne man jetzt sagen: “Der Rechtsruck ist in den Schulen und im urbanen Raum angekommen”. Müller erzählt weiter, dass sich Schüler:innen auch schon offen zur AfD bekannt haben. Das hätte es früher nicht gegeben. 

Eine eindeutige Erklärung dafür habe Müller nicht. Er vermute rechte Positionen zu Hause oder die sehr konservative Haltung des Stadtrates könnten abfärben. Auch die Influencern der Neuen Rechten im Netz und der Social-Media-Konsum seien mögliche Faktoren. Ihre klare und kantige Sprache würde die Schüler:innen erreichen. Bundeskanzler Olaf Scholz dagegen drücke sich oft “politisch geschliffen” aus und sei “schwer greifbar”. Dagegen sei “die Versuchung der vermeintlichen Klarheit, die noch weiter bei Social Media zugespitzt wird”, enorm.

Das “Angriffsmedium” Social Media hält Müller für sehr gefährlich. “In Social Media werden permanent populistische Angriffe gefahren, die auf den ersten Blick plausibel sind – aber es wird keine einzige Lösung präsentiert”. Auf TikTok sei die AfD beispielsweise um Längen erfolgreicher als die CDU oder SPD, geschweige denn als der Lehrer. “Gegen Influencer der Neuen Rechten habe ich wenig Chancen”.

Für Müller sei es wichtig seinen Schüler:innen beizubringen, dass Politik nicht schwarz oder weiß ist. Auch die Regelung, dass Gemeinschaftskunde von der siebenten bis zur zehnten Klasse Pflichtfach ist, hält er für einen wichtigen Schritt. “Wenn wir diese sechs Jahre haben, können wir sehr viel erreichen. Dann können wir zeigen, warum unsere Verfassung und der Diskurs darin so wertvoll sind – und, dass es durchaus Lösungen gibt, die menschlich sind und unsere Grundrechte wahren”.

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"Künstliche Intelligenz bietet in vielen Bereichen große Chancen, aber aus meiner Sicht sind vor allem in der Bildung die Möglichkeiten bahnbrechend", sagt Georg Müller-Loeffelholz, Chief Product Officer und Geschäftsführer bei Cornelsen. "Mit KI können Lehrkräfte endlich wieder mehr Zeit gewinnen, die nicht in organisatorischem Klein-Klein verloren geht, sondern den Schülerinnen und Schülern und ihrer individuellen Förderung zugutekommt."

Cornelsen.ai vereint als die KI-Toolbox von Cornelsen verschiedene KI-Anwendungen, die Lehrkräfte ganz simpel in bestehende Abläufe integrieren können – und zwar mit passenden Inhalten, in einem DSGVO-konformen Rahmen und ganz individuell in der Nutzung. Die KI-Toolbox bietet zum Start in die Beta-Phase bereits folgende Funktionen:

  • Der Korrektur Assistent unterstützt in Zusammenarbeit mit Duden Mentor umfassend bei der Textkorrektur und entlastet vor allem Lehrkräfte für das Fach Deutsch bei der aufwändigen Durchsicht von Texten.
  • Der Material Designer erstellt anhand vorgegebener Lernziele passendes und differenziertes Lehr- und Lernmaterial für verschiedene Unterrichtsphasen, z. B. Diskussionsanlässe mit Lebensweltbezug, Lesetexte oder Aufgaben.
  • CornelsenGPT ist der digitale Organisations-Assistent für Lehrkräfte, erstellt z. B. ToDo-Listen für Klassenfahrten und unterstützt bei der Elternkommunikation.

Dabei legt Cornelsen höchsten Wert auf den Schutz der Nutzerdaten. Cornelsen.ai ist DSGVO-konform, bietet einen sicheren und anonymisierten Zugang zu KI-Sprachmodellen und wird auf Servern in der EU betrieben. Und auch die Lernenden selbst werden in Zukunft über ihre Lehrkraft Zugang zu cornelsen.ai erhalten. Um cornelsen.ai und die enthaltenen Tools weiterhin zu verbessern und möglichst nah an den Wünschen der Kunden weiterzuentwickeln, sind Anmeldungen zur kostenlosen Betaphase und Feedback an die Entwickler jederzeit möglich.

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Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt, dass eine große Kraftanstrengung nötig sei, um die Attraktivität der Arbeits- und Rahmenbedingungen in allen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe zu verbessern. „Wir brauchen endlich ein gesamtgesellschaftliches Handeln, wenn es um die Gewinnung und Bindung neuer, dringend gebrauchter Fachkräfte in der Frühen Bildung, Erziehung und Betreuung geht“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit, in Berlin mit Blick auf die heute vorgestellte Gesamtstrategie „Fachkräfte für Kita und Ganztag“ des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ). „Wenn wir nicht alle Kinder so begleiten und bestmöglich fördern, dass ihnen ein erfolgreicher Start ins Leben gelingt und sie ihren Platz in der Gesellschaft finden, sind die Auswirkungen auf das Wohlergehen der Kinder und damit auf die gesamte Gesellschaft dramatisch.“

„Die Fachkräftestrategie des Bundes ist ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräftemangel in Kitas und Ganztag zu begegnen. Dennoch gibt es Nachbesserungsbedarf, insbesondere bei der Finanzierung, den Arbeitsbedingungen und der Anerkennung ausländischer Fachkräfte“, unterstrich Siebernik. Die GEW hat zu der BMFSFJ-Strategie eine Stellungnahme vorgelegt, in der sie die Notwendigkeit gerechter Bildungs- und Teilhabechancen für alle Kinder betont. „Wir schlagen ein systemisches betriebliches Gesundheits- und Qualitätsmanagement sowie bundeseinheitliche Qualitätsstandards für die Arbeitsbedingungen vor. In der Gesamtstrategie fehlen klare Vorgaben und Empfehlungen für eine solide Finanzierung des Projektes ebenso wie ein Bekenntnis zur Tariftreue“, hob Siebernik hervor.

Sie befürwortete eine praxisintegrierte und bezahlte Qualifikation der Fachkräfte und schlug zusätzlich eine stärkere Verzahnung zwischen Fachschulen/Fachakademien, Hochschulen und Praxis vor. Auch die schnelle Anerkennung und Integration ausländischer Fachkräfte sei enorm wichtig, bedürfe jedoch ausreichender Sprachkurse und niedrigschwelliger Weiterbildungsangebote während der Arbeitszeit. „Wir brauchen endlich einen Konsens in der Gesellschaft, eine Lobby für Kinder, dass Kinder in den Mittelpunkt gestellt werden müssen. Einerseits müssen sie geschützt, andererseits müssen ihnen Flügel verliehen werden, damit sie stark und emanzipiert ins Leben gehen können. Kinder dürfen nicht länger Schlusslicht in der gesellschaftlichen Diskussion bleiben“, betonte Siebernik. „Für die Fachkräfte von morgen gilt: Wer mit Kindern und jungen Menschen arbeiten will, ergreift einen der schönsten Berufe der Welt. Wir werden neue Fachkräfte aber nur dann gewinnen, wenn die Arbeits- und Rahmenbedingungen stimmen.“

Info: Die heute vorgestellte Gesamtstrategie des BMFSFJ, die in einem zweijährigen Prozess mit Akteuren des Bundes, der Länder sowie Expertinnen und Experten aus der Zivilgesellschaft erarbeitet worden ist, zeigt auf, wie kurz-, mittel- und langfristig Fachkräfte für das Berufsfeld gewonnen und in diesem gehalten werden können. Es ist richtig, dass wichtige Ansätze wie die generalistische Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher auf Level 6 des Deutschen Qualitätsrahmens (DQR) und damit auf dem Niveau des Bachelor Professional gestärkt werden sollen. Insbesondere vier Handlungsfelder wurden herausgearbeitet und entsprechende Maßnahmen beschrieben. Diese untergliedern sich in berufliche Orientierung, attraktive Aus- und Weiterbildung, Hebung zusätzlicher Berufsgruppen sowie in Arbeits- und Rahmenbedingungen. Viele dieser Maßnahmen laufen bereits.

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Björn Nölte, ehemaliger Seminarleiter und Mitbegründer des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur, hat in einem Gastbeitrag für das Deutsche Schulportal eine neue Prüfungskultur im Referendariat gefordert. Aktuelle Daten aus Hamburg zeigen, dass 70 Prozent der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst gesundheitlich beeinträchtigt sind und jeder Zweite die Prüfungsverfahren als intransparent empfindet. In seinem Beitrag beschreibt Nölte die Missstände und schlägt konkrete Änderungen vor. 

Eine bisher unveröffentlichte Gefährdungsbeurteilung des Hamburger Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) hat alarmierende Befunde über die Belastungen im Referendariat hervorgebracht. Die Gefährdungsbeurteilung lag im Februar dem Hamburger Abendblatt exklusiv vor. Die Befragung unter Hamburger 465 Referendar:innen ergab, dass sich 70 Prozent gesundheitlich beeinträchtigt fühlen, 19 Prozent sogar stark beeinträchtigt. Im Vergleich zu einer ähnlichen Befragung im Jahr 2017 haben sich die Bedingungen zum Teil deutlich verschlechtert. 

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass sich 38 Prozent der Befragten angaben, dass sich ihre psychische Gesundheit seit Beginn des Referendariats deutlich verschlechtert habe. 41 Prozent bemerkten eine leichte Verschlechterung. Etwa ein Viertel gab an, sich nicht erneut für den Beruf Lehrkraft entschieden zu wollen. Auch die Transparenz der Prüfungsverfahren wird kritisch gesehen, nur 49 Prozent halten sie für ausreichend, und 63 Prozent fühlen sich dadurch zusätzlich belastet. Lediglich 31 Prozent empfunden die Vorbereitungszeit für Hospitationen als angemessen, während 81 Prozent sich dadurch belastet fühlen.  

Nölte berichtet, dass das komplexe Beziehungsmanagement im Vorbereitungsdienst viele stark beanspruche. Die pädagogische Beziehung zu den Schüler:innen, aber auch die professionelle Kommunikation mit Mentor:innen, Eltern und Kollegium stellten hohe emotionale Anforderungen. Diese Konflikte und die Unsicherheit darüber, wessen Erwartungen in welcher Reihenfolge zu erfüllen seien, würden erheblich zur psychischen Belastung beitragen. 

Weiterhin sei die Unvereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein großes Problem. Oft würden Hobbys und sportliche Aktivitäten häufig aufgegeben, dabei belaste das Referendariat auch private Beziehungen. Weiterhin verstärke sich der Stress durch “additive Veränderungsstrategien”, z.B. die Nutzung zusätzlicher Beratungsangebote oder längere Vorbereitungszeiten für Unterrichtsbesuche. Diese Maßnahmen führten zu noch mehr Arbeitsbelastung. Besonders problematisch sei die mangelnde Transparenz der Prüfungsverfahren, die oftmals ein Gefühl des Ausgeliefertseins hervorrufen würde. 

Prüfungen und Noten stehen ebenfalls im Zentrum des Referendariats, da sie oft über den Zugang zu den besten Stellen entscheiden. Diese Ausrichtung prägt den Verlauf der Ausbildung von Anfang an. Das Referendariat stellt angehende Lehrkräfte vor eine komplexe Herausforderung, bei der sie kontinuierlich abwägen müssen, welche Aufgaben vorrangig sind. Die vorherrschende Prüfungskultur bewirke, dass Referendar:innen sich deshalb vorrangig auf Tätigkeiten konzentrieren, die sich positiv auf ihre Bewertung auswirken. Schulen mit innovativen Strukturen sehen sich zudem mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass das Ausbildungssystem weiterhin stark an traditionellen 45-Minuten-Stunden festhält. 

In Anbetracht der aktuellen Belastungen im Referendariat plädiert Nölte für eine grundlegende Neuausrichtung des Ausbildungssystems. Er hebt hervor, dass es nicht nur darum gehen sollte, neue Maßnahmen zu implementieren, sondern auch bestehende, möglicherweise überflüssige, Strukturen abzubauen. "Statt zu fragen: Was können wir als Nächstes einführen, um das Ausbildungssystem zu verbessern, können wir auch fragen: Was können wir weglassen?". Folgende Reformen hält er deshalb für zielführend:

  1. Anpassung an offenere Lernformen: Die Ausbildung sollte Raum für flexiblere Unterrichtsformen bieten, die sich nicht nur an traditionellen Strukturen orientieren. Digitale Planungstools könnten dabei helfen, formative Feedbackprozesse zu ermöglichen.
  2. E-Portfolios: Die Einführung von digitalen Portfolios ermöglicht eine prozessorientierte Begleitung der Referendar:innen und eine umfassendere Darstellung ihrer Kompetenzen. Diese können individuell gestaltet, geteilt und für Feedback genutzt werden, auch über die Ausbildung hinaus.
  3. Bestanden / Nicht bestanden statt Noten: Die Umstellung von Ziffernnoten auf Pass/Fail-Zeugnisse könnte Stress reduzieren und eine präzisere Bewertung der Eignung der Referendare ermöglichen, insbesondere in Verbindung mit aussagekräftigen E-Portfolios.
  4. Kollaboration: Die Förderung von Zusammenarbeit und Team-Teaching könnte Prüfungsstress reduzieren und eine realitätsnähere Ausbildungssituation schaffen, in der individuelle Stärken besser zur Geltung kommen können.
  5. Eigenverantwortung: Die Möglichkeit für Referendare, eigene Schwerpunkte zu setzen und ihre Ausbildung mitzugestalten, kann zu einer effektiveren Entwicklung beitragen und den Lernerfolg fördern.
  6. Subtraktive Veränderung: Durch eine kritische Überprüfung und ggf. Reduktion bestehender Strukturen und Praktiken kann das Ausbildungssystem effektiver und weniger belastend gestaltet werden. Es sollte stets hinterfragt werden, ob bestimmte Elemente tatsächlich zur Entwicklung der Referendare beitragen oder ob sie überflüssig sind.

Der Handlungsbedarf im Referendariat ist klar erkennbar, und erste Schritte zur Entlastung der Referendar:innen in Hamburg sind bereits eingeleitet. Durch verstärkte Maßnahmen zur Lehrkräftegesundheit, mehr Transparenz und die Reduzierung des Vorbereitungsaufwands soll die Belastung im Vorbereitungsdienst verringert werden. Die Abschaffung der schriftlichen Abschlussarbeit und die Konzentration auf zwei Prüfungsteile stellen weitere Schritte zur Entlastung dar.

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Vom 13. bis zum 17. Mai führte Essity gemeinsam mit Lehrkräften der Mannheimer Neckarschule eine Projektwoche zum Thema Schulhygiene durch. Die richtungsweisende Bildungsinitiative zielt auf die Verbesserung des Hygienebewusstseins ab und soll Aufmerksamkeit für Gesundheitsfragen in sozialen Brennpunkten schaffen. Am Freitag, den 17. Mai wurden die Ergebnisse der Projektwoche Eltern, Presse und Lokalpolitik in der Schule vorgestellt.

Im Rahmen der Projektwoche lernen Schüler:innen des dritten und vierten Jahrgangs der Neckarschule Mannheim die grundlegenden Hygieneregeln und setzen unter Anleitung von Künstler:innen kreative Projekte um, darunter die Ausgestaltung der Schultoiletten. Diese Aktivitäten sollen nicht nur das Bewusstsein für Hygiene stärken, sondern die Schulräume in Orte verwandeln, in denen sich die Kinder wohlfühlen und gerne lernen.

Die Neckarschule, die in einem der sozial herausforderndsten Stadtteile Mannheims – der Neckarstadt-West – liegt und eine Schülerschaft aus über 90 verschiedenen Nationen beherbergt, zählt zu den sogenannten Brennpunktschulen und spiegelt die Herausforderungen wider, denen Bildungseinrichtungen, Lehrkräfte und Schüler:innen in sozial benachteiligten Gebieten gegenüberstehen.

Bildung als Schlüssel für bessere Hygiene und mehr Wohlbefinden

"Wir sind überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zur Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme ist. Ziel der gemeinsamen Projektwoche mit Essity ist es, Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen besser auf eine gesunde Zukunft vorzubereiten. Durch gezielte Initiativen wie unser Schulhygieneprojekt können wir nachhaltige Veränderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und Hygiene bewirken", sagt Peter Deffaa, Schulleiter der Neckarschule.
Die Projektwoche ist gefüllt mit kreativen und experimentellen Lernmodulen, die zum Beispiel die Verbreitung von Keimen illustrieren und den Schüler*innen die Bedeutung guter Händehygiene vor Augen führen. Auch das Thema Menstruation, das in unserer Gesellschaft noch immer tabuisiert wird, ist Gegenstand der Projektwoche.

Auch der Mannheimer Bildungsbürgermeister Dirk Grunert, begrüßt die Initiative: "Das gemeinsame Schulhygiene-Projekt der Neckarschule und Essity ist ein gutes Beispiel dafür, dass der öffentliche und private Sektor in Bildungsprojekten fruchtbar zusammenarbeiten können. Indem wir junge Menschen in der Schule für wichtige Hygienestandards sensibilisieren, legen wir den Grundstein für ein gesundes Zusammenleben im ganzen Stadtbezirk."

Hygiene als gesellschaftlicher Auftrag

"Mit unserem Engagement für die Neckarschule Mannheim setzen wir ein klares Zeichen für die Notwendigkeit guter Hygienepraktiken bei Kindern, Erwachsenen und der gesamten Gesellschaft. Eine gute Hygienepraxis bildet die Grundlage für eine wirksame Prävention. Sie ermöglicht mehr Wohlbefinden und eine bessere Gesundheit, indem sie die Ausbreitung von Krankheiten durch physische Barrieren und Sauberkeit verhindert", sagt Oliver Obel, VP Sales & Marketing Region Central & IKA bei Essity Professional Hygiene. "Gleichzeitig soll die Projektwoche die Neugierde der Schüler:innen wecken und sie motivieren, mehr über die essenzielle Bedeutung von Hygiene und Gesundheit zu lernen. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmen und öffentliche Einrichtungen zusammenarbeiten können, um positive Veränderungen zu bewirken und eine bessere Zukunft für alle zu schaffen."

Essity ist bekannt für seine Initiativen und sein Engagement, die darauf abzielen, Hygiene- und Gesundheitsstandards weltweit zu verbessern. Das Unternehmen arbeitet regelmäßig mit Bildungseinrichtungen zusammen, um speziell angefertigte Lehrmaterialien zu entwickeln, die sowohl auf die Bedürfnisse der Lehrkräfte und Schüler:innen abgestimmt sind. Auch digital setzt sich Essity für die Enttabuisierung von Hygiene- und Gesundheitsthemen ein. Unter anderem durch den Podcast "Tabufrei – der Podcast rund um Körper und Gesundheit" sowie durch den Instagram-Kanal tabufrei.by.essity.

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Hannover. Die AfD-Landtagsfraktion hat ein Infoportal gestartet, da sie die parteipolitische Neutralität an Schulen in Niedersachsen als gefährdet ansieht. AfD-Bildungspolitiker Harm Rykena übte am Dienstag in Hannover Kritik daran, dass Schulleitungen zu Demonstrationen gegen die AfD aufgerufen hätten. Zudem kritisierte er, dass die Partei selten zu Podiumsdiskussionen an Schulen eingeladen werde.

Ein ähnliches Infoportal existierte bereits vor mehreren Jahren. Damals verlor die AfD aufgrund mehrerer Austritte ihren Fraktionsstatus im Landtag, und die Seite wurde laut Rykena nicht weiter betrieben. Der Bildungspolitiker betonte, dass es bei dem Infoportal nicht darum gehe, dass die Fraktion selbst Maßnahmen ergreife, wenn sich etwa Schüler:innen oder Eltern dort melden sollten.

Der Vorsitzende des Verbandes niedersächsischer Lehrkräfte, Torsten Neumann, sagte, die AfD zeichne ein dramatisches Bild von politisch übergriffigen Lehrkräften “ohne dass empirische Beweise oder konkrete Beispiele diese Behauptung stützen. Dies ist eine pauschale Verunglimpfung der gesamten Lehrerschaft und zielt offenbar darauf ab, Misstrauen und Zwietracht zu säen”.

Auch Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) übte Kritik. “Anders als beim Meldeportal 2018 ruft die Partei nun nicht aktiv zum Melden und Denunzieren von Lehrkräften auf”. Die AfD wolle den Eindruck erwecken, “dass in den Klassenzimmern ein Klima der Angst und der Indoktrinierung herrscht. Das weise ich entschieden zurück”.

Eine Sprecherin des Kultusministeriums erklärte, es sei ein wichtiges Anliegen, Schulen und Schüler:innen darin zu stärken, sich eindeutig für eine Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung einzusetzen.

CDU-Bildungspolitiker Christian Fühner sagte: “Es soll Misstrauen gesät und damit das Vertrauensverhältnis zwischen Lehrerinnen und Lehrern und Schülern erschüttert werden”. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Stefan Störmer, betonte, dass das Vermitteln politischer Werte im Zuge der Demokratieerziehung für eine aktive Teilhabe von Schüler:innen an der Gesellschaft essentiell sei. “Gerade bei schwierigen Themen ist es wichtig, alle Perspektiven zu beleuchten, gleichzeitig aber eine klare Haltung gegen Antisemitismus und Rassismus, Gewaltverherrlichung und menschenverachtende Äußerungen zu zeigen. Das gilt auch für die Thematisierung der AfD im Unterricht”.

Im Februar hatte Rykena mit Blick auf die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus nach Bekanntwerden eines Treffens in Potsdam behauptet, es sei “hinlänglich bekannt” dass in den Schulen “viel über, aber selten mit der AfD gesprochen” werde. Das Bild der AfD beispielsweise im Zusammenhang mit dem Thema Remigration entspreche nicht der Realität“. Tatsächlich hatte laut Rechercheergebnissen des Medienhauses Correctiv der ehemalige Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, zu dem vertraulichen Treffen mit einzelnen Politikern der AfD, CDU und Werteunion im November über das Konzept der sogenannten Remigration gesprochen. Gemeint ist damit in der Regel die zwanghafte Vertreibung einer großen Zahl von Menschen ausländischer Herkunft aus Deutschland. Ernsthaft distanziert hat sich die AfD von diesen Plänen nie. Beschwerden von Teilnehmenden des Treffens gegen die Correctiv-Berichterstattung scheiterten weitgehend vor Gericht. Die AfD wurde inzwischen vom Oberverwaltungsgericht Münster als “rechtsextremistischer Verdachtsfall” eingestuft und die damit verbundene Überwachung durch den Bundesverfassungsschutz gebilligt.

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Hannover. Anlässlich der in Niedersachsens Schulen begonnenen “Woche der Wiederbelebung” fordern Mediziner, Reanimationsmaßnahmen als festen Bestandteil im Lehrplan zu verankern. “Wir begrüßen die Bemühungen aller Beteiligten, das Thema Wiederbelebung in den kommenden Wochen stärker in den Fokus zu rücken”, erklärt Katharina Kirsche, Mitglied im Bezirksvorstand Lüneburg des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Niedersachsen. Kirsche betont: “Aktionen wie diese können nur ein Anfang sein”. 

Fast 200 Menschen erleiden in Deutschland jeden Tag einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben aktuell. Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) versterben pro Jahr 70.000 Menschen nach zu spät begonnener oder erfolgloser Reanimation.

Seit in Dänemark der Wiederbelebungsunterricht für Schulkinder gesetzlich festgeschrieben wurde, hat sich die Überlebensrate bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand bis auf 60 Prozent (2020) erhöht. In den Niederlanden und Schweden liegt die Laienreanimationsquote inzwischen bei über 70 Prozent.

Um die Wiederbelebungsquote in Deutschland zu steigern und damit Menschenleben zu retten, sei kontinuierliches Engagement erforderlich. Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen, machte deutlich: “Wir fordern erneut, ab der siebten Klasse jährlich zwei Schulstunden Reanimation in den Lehrplan der niedersächsischen Schulen aufzunehmen”.

Die WHO empfiehlt seit 2015, die Wiederbelebung ab der 7. Klasse im Schulunterricht zu verankern. Schon ein Jahr zuvor hat sich der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz für Reanimationsunterricht an Schulen ausgesprochen.

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Bad Arolsen. Die Arolsen Archives haben eine digitale Bildungsplattform mit dem Namen "und heute?" veröffentlicht. Die komplett kostenlose Plattform soll Lehrkräften und Schüler:innen umfangreiche Materialien zur Geschichte des Holocausts bieten und dazu beitragen, die Bedeutung dieser historischen Ereignisse für die Gegenwart zu verstehen. Ziel ist es, eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Holocaust und seinen Folgen zu ermöglichen. 

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum für die Dokumentation von NS-Verfolgung und besitzen das weltweit umfassendste Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe und gliedert sich in drei Hauptthemenbereiche: Dokumente über Inhaftierungen in Konzentrations- und Vernichtungslagern, Ghettos und Gestapogefängnissen, detaillierte Informationen über Zwangsarbeit sowie umfangreiche Unterlagen über die befreiten Überlebenden. 

Der Bildungshub “und heute?” zielt darauf ab, die Bedeutung der historischen Ereignisse für die Gegenwart zu vermitteln und eine tiefere Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und ihren Auswirkungen zu ermöglichen. Jugendlichen soll die Bedeutung historischer Dokumente für die heutige Gesellschaft, insbesondere in Zeiten zunehmender antidemokratischer und nationalistischer Tendenzen, vermittelt werden. Die Plattform bietet deshalb digitale Bildungsangebote, die besonders für junge Menschen einen Bezug zur Gegenwart herstellen sollen.

Eine Studie im Auftrag der Arolsen Archives hat 2022 gezeigt, dass die Generation Z großes Interesse an der NS-Zeit hat, wobei ihnen der Bezug zur eigenen Lebenswelt wichtig ist. Die Lernmodule der Plattform sind so gestaltet, dass sie Wissen über die NS-Verbrechen und deren aktuelle Relevanz vermitteln, z.B. in Bezug auf Themen wie Fake News, Rassismus und Diskriminierung. Das Team der Arolsen Archives hat dafür mit Experte:innen aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet, um innovative und interaktive Bildungsinhalte zu entwickeln, die sich nach den Lebensrealitäten und Mediengewohnheiten der jungen Generation richten sollen.

(Quelle: Arolsen Archives)

Birthe Pater, Leiterin der Abteilung Bildung bei den Arolsen Archives, beschreibt die Plattform als Bildungshub, der digitale, explorative Lernmodule, sogenannte Minigames, umfasst. Diese Module beschäftigen sich nicht nur mit der NS-Geschichte, sondern behandeln auch Fragen zu Ausgrenzung und Teilhabe seit 1945. "Mit 'und heute?' haben wir einen neuen Typ Bildungsangebot geschaffen, der die Gegenwart zum Ausgangspunkt nimmt und den Anforderungen an das Lernen in einer digitalen Welt gerecht wird," so Pater.

Die interaktiven Lernmodule sind so gestaltet, dass sie nicht nur historisches Wissen vermitteln, sondern auch die Medienkompetenz fördern und zur Reflexion über aktuelle gesellschaftliche Fragen anregen sollen. Pater betont die Bedeutung von Partizipation und Gegenwartsbezug: "Wir haben Jugendliche einbezogen und ihnen eine altersgerechte Mitverantwortung bei der Gestaltung und Planung übertragen." Schulen können die Plattform ab der 9. Klasse nutzen, wobei die Minigames fächerübergreifend einsetzbar sind und sowohl für den Geschichtsunterricht als auch für Fächer wie Ethik und Kunst geeignet sind. Weitere Module seien bereits in Arbeit. 

Einige der aktuell sieben Minigames. (Quelle: Arolsen Archives)  

Die Plattform wurde speziell für die Arbeit in Gruppen konzipiert. Es gibt die Funktion “Gruppe beitreten”. Mithilfe eines vierstelligen Gruppencodes können die Schüler:innen sich dann online in Gruppen zusammenfinden. Sobald sich eine Gruppe zusammengefunden hat, kann steht auch vertiefendes Material zum Download bereit. Begleitend zur Plattform gibt es einen Leitfaden, der Hinweise zur Nutzung sowie methodische Zugänge enthält. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Feedback zu “und heute?” zu geben und bei der Entwicklung neuer Inhalte mitzuwirken

In einer Zeit, geprägt von vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen, stellt die Plattform "und heute?" der Arolsen Archives einen innovativen Beitrag zur historisch-politischen Bildung dar. Durch die Verbindung von NS-Geschichte mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen bietet sie eine neutrale Informationsquelle, um junge Menschen über historische Ereignisse aufzuklären und sie dazu anzuregen, die gegenwärtigen Entwicklungen kritisch zu betrachten. Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Komplexität eröffnet "und heute?" neue Wege, um die Bildung und Reflexionsfähigkeit der jungen Generation zu fördern und sie auf eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs vorzubereiten.

Weitere Informationen gibt es im heutigen Livestream um 12:00 Uhr. Eine Anmeldung dafür kann hier erfolgen.

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Berlin. Die Bildungsgewerkschaft GEW hat für den heutigen Mittwoch zu Warnstreiks an Berliner Schulen aufgerufen. In einigen Schulen könnte es zu Unterrichtsausfällen und anderen Einschränkungen kommen. Die Gewerkschaft fordert seit Jahren Tarifverhandlungen über kleinere Schulklassen und will dieser Forderung erneut mit einem Warnstreik Nachdruck verleihen. Nicht nur Lehrkräfte, auch Sozialpädagogen und Schulpsychologen sind aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Gegen Mittag (11.30 Uhr) wollen sich Streikende am Neptunbrunnen in Mitte zu einer Demonstration treffen, die zum S-Bahnhof Friedrichstraße führt.

Der Streik am Mittwoch findet statt, da “der Berliner Finanzsenator auf eine erneute Verhandlungsaufforderung zur Tarifierung kleinerer Klassen nicht eingehen wollte”, heißt es auf der Webseite der Gewerkschaft. Ihr zufolge sind aktuell mehr als 3500 Schulklassen überbelegt.

Die GEW verlangt seit 2021 einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz, in dem Klassengrößen und weitere personelle Unterstützung geregelt werden. Auf diese Weise könnten gesündere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und andere Schulbeschäftigte bei gleichzeitig höherer Unterrichtsqualität erreicht werden, argumentiert die Gewerkschaft.

“Die Verantwortung für unsere Schulen kann man als Senat nicht wegdelegieren. Die CDU selbst hatte in ihrem Wahlprogramm kleinere Klassen als Ziel ausgegeben. Nun müssen sich die Verantwortlichen ihrer Verantwortung auch stellen und sich mit uns an einen Tisch setzen, um die Weichen für kleinere Klassen zu stellen”, sagt die Berliner GEW-Verhandlungsführerin Sara Ziegler.

Zuletzt hat die GEW Berlin im Mai 2023 einen dreitägigen Warnstreik für kleinere Klassen veranstaltet (Lehrer News berichtete). In Bezug auf die erwarteten Teilnehmerzahlen am heutigen Streik erklärte die GEW gegenüber der “Berliner Zeitung”, dass in den vergangenen Jahren “verlässlich mehrere tausend Lehrkräfte” an ähnlichen Protesten beteiligten. Die Zahl der betroffenen Schulen liege voraussichtlich “im dreistelligen Bereich”.

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Der Deutsche Lehrerverband fordert eine staatliche Ausbildung von Islamlehrer:innen in allen Bundesländern. "Wir müssen einen Islamunterricht unter staatlicher Aufsicht aufbauen", sagte Lehrerverbandspräsident Stefan Düll in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Düll erklärte weiter, dass verpflichtender Ethikunterricht für viele muslimische Eltern nicht ausreichend sei. "Vielmehr drücken sie immer wieder ihren Wunsch aus, dass ihre Kinder eine islamische Unterweisung unter staatlicher Aufsicht, gerne auch an der Schule, erhalten". Allerdings hätten sie oft "berechtigte Bedenken" hinsichtlich der Qualität und der vermittelten Werte bei außerschulischen Angeboten. Einen regulären Religionsunterricht könne es nicht geben, da es hierfür keinen zentralen Ansprechpartner wie bei der katholischen oder evangelischen Kirche gibt, erklärte der Lehrerverbandspräsident.

Laut Düll möchten die Eltern ihre Kinder “im Sinne eines aufgeklärten Islam erziehen und dabei professionelle Unterstützung erhalten, jedoch keine Unterweisung, die von Ländern wie der Türkei oder dem Iran kontrolliert wird”. Daher müssten Angebote unter staatlicher Aufsicht im Einklang mit dem Grundgesetz geschaffen werden, so Düll gegenüber der Zeitung.

Derzeit gibt es an deutschen Schulen keinen einheitlichen Islamunterricht, es herrscht ein Flickenteppich. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg, Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben verschiedene Modellprojekte gestartet. Diese reichen von bekenntnisorientiertem Unterricht in Zusammenarbeit mit islamischen Religionsverbänden bis hin zu bekenntnisneutraler Religionskunde. In den neuen Bundesländern gibt es bisher keine vergleichbaren Angebote. Nur an bayerischen Schulen gibt es islamischen Unterricht bereits als Wahlpflichtfach. Knapp 19.500 Schüler:innen haben im vergangenen Schuljahr daran teilgenommen.

Laut dem Mediendienst Integration sind über eine Million Schüler:innen in Deutschland muslimischen Glaubens. Nur ein kleiner Teil von ihnen, nämlich knapp 70.000 im Schuljahr 2022/23, nimmt jedoch an einem ihrem Glauben entsprechenden Unterricht teil. Die Medienplattform berichtet, dass die Nachfrage nach islamischem Religionsunterricht viel höher ist als das aktuelle Angebot, das unter anderem wegen Lehrermangel begrenzt ist.

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Von beeindruckenden Kunstsammlungen bis hin zu faszinierenden historischen Artefakten – Museen sind nicht nur etwas für Geschichtsfreaks und Historiker:innen. Im Gegenteil! Wer bis jetzt noch denkt, Museen seien langweilig und die Infotafeln liest ja sowieso niemand, der wird nach diesem Artikel sicher anders denken. Als wahre Schatzkammern der Kultur, Geschichte, Kunst und Wissenschaft ist der Besuch in einem Museum mehr als lohnenswert, um mit euren Schüler:innen die Unterrichtsthemen zu vertiefen und sie zu veranschaulichen. Ein Erlebnis wie dieses wird nicht nur eine Bereicherung und Ergänzung zu eurem Unterricht darstellen, sondern bestenfalls euren Schüler:innen eine neue und vertiefende Perspektive auf ein Thema geben, auf eine Art und Weise, wie es im Klassenraum nicht möglich war. Anlässlich des Weltmuseumstages stellen wir euch in diesem Artikel die 12 besten Museen in Deutschland vor. 

(Quelle: Topographie des Terrors Ausstellung)

Topographie des Terrors in Berlin

Die Dauerausstellung Topographie des Terrors in Berlin-Kreuzberg dokumentiert die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland. Daher eignet sie sich besonders für die Integration in den Geschichtsunterricht. Sie befindet sich auf dem Gelände, das einst das Hauptquartier der Gestapo, der SS und des Reichssicherheitshauptamtes war. Die Gedenkstätte erstreckt sich entlang des ehemaligen Mauerstreifens und bietet Einblicke in die Mechanismen der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Bei einem Besuch der Gedenkstätte sind Schüler:innen unmittelbar mit den historischen Ereignissen und ihren Auswirkungen konfrontiert.  Zudem beleuchtet die Ausstellung nicht nur die Verbrechen des Regimes, sondern auch die Täter, ihre Motivationen und die Opfer. Eine Vielzahl von Materialien, darunter Fotos, Dokumente und Artefakte, aber auch interaktive Elemente, wie (Audio)führungen und multimediale Präsentationen ermöglichen es euren Schüler:innen, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ihre Gedanken zu teilen und über die Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus zu reflektieren. 

(Quelle: Deutsches Museum München)

Deutsches Museum in München

Das Deutsche Museum in München ist eines der größten und ältesten Wissenschafts- und Technologie-Museen der Welt. Ein Besuch eignet sich daher vor allem als Ergänzung zum Naturwissenschafts- und Technikunterricht. In 20 Ausstellungen werden spannende Experimente und Exponate zum Thema Luftfahrt über Chemie bis Robotik und Gesundheit vorgestellt. Viele der Ausstellungen im Museum sind interaktiv gestaltet, mit praktischen Experimenten, Demonstrationsmodellen und Mitmachstationen. Dadurch wird das Lernen zu einem aktiven und erlebnisreichen Prozess, der das Interesse und die Neugier eurer Schüler:innen weckt. Neben historischen Maschinen und Technologien aus vergangenen Jahrhunderte beschäftigt sich das Museum auch mit der Frage, wie sich Technologie auf die Gesellschaft und Umwelt auswirkt. Das Museum bietet nicht nur eine reichhaltige Lernumgebung, die Schüler:innen dabei hilft, ein tieferes Verständnis für die Rolle von Wissenschaft und Technologie in der Geschichte der Menschheit zu entwickeln, sondern es ermöglicht ihnen auch, ihre eigene Beziehung zur Technik zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen.

 

(Quelle: Vitra Design Museum)

Vitra Design Museum in Weil am Rhein

Ein Museum, das vor allem für den Kunstunterricht interessant sein kann, ist das Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Als eines der führenden Museen für Design und Architektur  hat es eine beeindruckende Sammlung von Möbeln, Objekten und Ausstellungen aus dem Bereich des modernen Designs zu bieten. Das Vitra Design Museum bietet euren Schüler:innen die Möglichkeit, die Entwicklung der modernen Architektur vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu verfolgen. Durch die Ausstellungen und Sammlungen können sie die verschiedenen Strömungen, Stile und Innovationen im Bereich des Möbel- und Produktdesigns kennenlernen und verstehen. Das Museum zeigt nicht nur einzelne Designobjekte, sondern stellt diese auch in ihren kulturellen und historischen Kontext, wodurch Besucher:innen die Wechselwirkungen zwischen Design, Gesellschaft, Technologie und Politik erkennen und verstehen können, wie Design als Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen fungiert. Außerdem werden Workshops und Führungen angeboten, die euren Besuch interaktiv gestalten.

(Quelle: Museum und Gedenkstätte Sachsenhausen)

Museum und Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg

Das Museum und die Gedenkstätte Sachsenhausen befinden sich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen, das während des Nationalsozialismus von 1936 bis 1945 betrieben wurde. Die Gedenkstätte in Oranienburg bei Berlin bietet einen wichtigen Einblick in die Geschichte des Holocaust und die Zeit des NS-Regims. Das Museum Sachsenhausen präsentiert umfangreiche Ausstellungen über das Leben im Konzentrationslager, die Systematik der NS-Verfolgung und die Schicksale der Häftlinge. Diese Ausstellungen bieten Schüler:innen daher die Möglichkeit, die Komplexität und das Ausmaß des Holocaust zu verstehen. Durch die Ausstellungen, Dokumentationen und Zeitzeugenberichte werden die Schrecken der NS-Zeit lebendig und greifbar. Die Gedenkstätte bietet außerdem ein speziell auf Schulklassen zugeschnittenes pädagogisches Programm an, das Führungen, Workshops und Zeitzeugengespräche umfasst. Ein Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen kann daher eine tiefgehende und bewegende Lernerfahrung im Rahmen des Geschichtsunterrichts sein, die die Bedeutung von Toleranz, Mitgefühl und Demokratie lehrt.

(Quelle: Pinakothek München)

Alte Pinakothek München

Die Alte Pinakothek in München ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt und beherbergt eine herausragende Sammlung europäischer Kunstwerke vom Mittelalter bis zum Ende des Barock. Die Gemälde sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch historische Zeugnisse vergangener Epochen. Sie ermöglichen es den Besucher:innen, das Leben, die Kultur und die politischen Ereignisse vergangener Jahrhunderte durch die Augen der Künstler:innen zu betrachten. Die Sammlung umfasst Werke verschiedener Stile und Epochen, von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock, und ermöglicht es den Schüler:innen, die Entwicklung der Malerei im Laufe der Zeit nachzuvollziehen. Porträts bedeutender Persönlichkeiten und religiöse Darstellungen bieten Einblicke in die Persönlichkeiten und die Rolle der Religion in der Geschichte. Darüber hinaus beherbergt die Pinakothek einige der bedeutendsten Meisterwerke der europäischen Kunstgeschichte, darunter Werke von Albrecht Dürer, Raphael und Rembrandt. Dadurch wird den Schüler:innen ermöglicht, Kunstwerke, über die im Kunstunterricht gesprochen wird, tatsächlich hautnah zu erleben.

(Quelle: Klassik Stiftung)

Das Bauhaus-Museum in Weimar

Das Bauhaus-Museum in Weimar ist ein lohnenswertes Ziel für Schulklassen, die auf der Suche nach einem lebendigen Einblick in die Welt des Designs und der Kunst des 20. Jahrhunderts sind. Von ikonischen Möbelstücken bis hin zu avantgardistischen Kunstwerken bietet das Bauhaus-Museum eine Quelle der Inspiration und des Lernens. Die interaktiven Ausstellungen und Workshops ermöglichen euren Schüler:innen, die Prinzipien des Bauhauses auf spielerische und ansprechende Weise zu erforschen. Sie können experimentieren, kreativ sein und die Grundlagen des modernen Designs aus erster Hand kennenlernen. Durch den Besuch des Bauhaus-Museums erhalten die Kinder und Jugendlichen nicht nur Einblicke in die Geschichte und Bedeutung der Kunstbewegung, sondern auch in ihre zeitlose Relevanz und ihren Einfluss auf unsere heutige Welt. Darüber hinaus vermittelt das Museum euren Schüler:innen neben einer kreativen Denkweise auch Designkompetenz und historisches Verständnis.

(Quelle: Jüdisches Museum Berlin/Thomas Bruns)

Jüdisches Museum in Berlin

Das größte jüdische Museum Europas befindet sich in Berlin-Kreuzberg: Das Jüdische Museum ist definitiv einen Besuch mit eurer Klasse wert. Als lebendiges Zentrum der jüdischen Geschichte und Kultur in Deutschland bietet es Schüler:innen eine einzigartige Gelegenheit, sich mit der reichen jüdischen Tradition auseinanderzusetzen. Durch den Besuch des Museums können Schüler:innen nicht nur historisches Wissen erwerben, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Erfahrungen und Herausforderungen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland entwickeln. Die Ausstellungen gewähren euch Einblicke in die Bedeutung von Glauben, Kultur und Traditionen des Judentums und ergänzen das Wissen aus dem Religions- oder Geschichtsunterricht. Die interaktiven Elemente des Museums regen zum Nachdenken an und ermöglichen es den Schüler:innen, sich aktiv mit den Themen Identität, Toleranz und Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. 

(Quelle: Museen Nürnberg)

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

Auch das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ist ein Ausflugsziel für den Geschichts- oder Politikunterricht. Das Museum bietet eine umfassende Darstellung der nationalsozialistischen Herrschaft und der damit verbundenen Ereignisse auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Durch seine informativen Ausstellungen, multimediale Präsentationen und pädagogischen Programme ermöglicht das Zentrum den Schüler:innen die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus zu erforschen. Der Museumsbesuch hilft, euren Lernenden das Thema Diktatur greifbarer zu machen und schärft das Bewusstsein für die Bedeutung von Toleranz, Demokratie und Erinnerungskultur. Ein Besuch des Zentrums wird nicht nur das historische Wissen eurer Schüler:innen festigen, sondern ihnen auch helfen, ein tieferes Verständnis für die Auswirkungen der nationalsozialistischen Ideologie auf die Gesellschaft zu entwickeln und zu reflektieren.

(Quelle: Militärhistorisches Museum Dresden)

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden

Ein sehr empfehlenswertes Exkursionsziel im Rahmen des Geschichtsunterrichts ist das Militärhistorische Museum in Dresden. Dort können Schüler:innen eine umfangreiche Sammlung von Artefakten, Dokumenten und Ausstellungsstücken entdecken, die die militärischen Konflikte und Entwicklungen von der Antike bis zur Gegenwart in Deutschland und Europa beleuchten. Das Museum bietet einen detailliert aufbereiteten Einblick in die verschiedenen Aspekte des Militärs, darunter Strategie, Technologie, Logistik, Einsatz von Tieren im Krieg, medizinische Versorgung und die Rolle der Soldaten in der Gesellschaft früher und heute. Eine Führung durch das Museum ist besonders sinnvoll, da sie euch eine strukturierte und fundierte Einführung in die komplexe Geschichte des Militärs bietet. Außerdem können die Exponate erläutert, historische Hintergründe geliefert und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Objekten und Ereignissen hergestellt werden. Darüber hinaus ermöglicht euch eine Führung, sich auf bestimmte Themen oder Epochen zu konzentrieren, die für den Lehrplan relevant sind. Die Guides können den Besuch individuell an die Bedürfnisse und das Wissen der Klasse anpassen und interaktive Elemente wie Diskussionen und Fragerunden einbinden.

(Quelle: Pergamonmuseum zu Berlin/Achim Kleuker)

Pergamonmuseum in Berlin

Ebenfalls eine Ort, der sich sehr gut für eine Exkursion im Rahmen des Geschichts-, Kunst- oder Religionsunterrichts anbietet, ist das Pergamonmuseum in Berlin-Mitte. Es ist eines der bedeutendsten Museen der Welt und beherbergt eine beeindruckende Sammlung antiker Kunstwerke und archäologischer Schätze. Die Sammlung des Museums umfasst Artefakte aus dem antiken Orient, der griechischen und römischen Antike sowie Werke islamischer Kunst. Das Museum bietet Schüler:innen die einzigartige Möglichkeit, antike Zivilisationen hautnah zu erleben. Sie können Kunstwerke, Architekturfragmente und Relikte aus der Zeit der alten Hochkulturen betrachten und dadurch einen direkten Einblick in das Leben und die Kultur vergangener Epochen erhalten. Die Sammlungen des Pergamonmuseums repräsentieren die kulturelle Vielfalt des antiken Mittelmeerraums und des Nahen Ostens. Eure Klasse hat die Möglichkeit, verschiedene kulturelle Traditionen und ihre Einflüsse aufeinander zu erkunden und zu kontextualisieren, was ihr Verständnis für die kulturelle Vielfalt und die Geschichte der Menschheit vertieft. Ein Höhepunkt des Pergamonmuseums sind zweifellos das Pergamonaltar, das Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße aus Babylon sowie die Markttore von Milet. Diese monumentalen archäologischen Funde sind nicht nur beeindruckende Zeugnisse antiker Baukunst, sondern auch Symbole der Macht und des kulturellen Austauschs in der Antike. Das Pergamonmuseum beherbergt außerdem eine Vielzahl von Kunstwerken und religiösen Artefakten, die Einblicke in die spirituellen und künstlerischen Ausdrucksformen vergangener Gesellschaften bieten. Schüler:innen können die Bedeutung von Kunst und Religion für das Leben der Menschen in der Antike besser verstehen und deren Einfluss auf die Gesellschaft reflektieren. Leider ist das Pergamonmuseum seit 2023 für 14 Jahre aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen, dennoch verdient es einen Platz in dieser Liste. Im Frühjahr 2027 sollen erste Teile des Museums wiedereröffnet werden.

(Quelle: Städel Museum Frankfurt am Main)

Städel Museum in Frankfurt am Main

Mit einer beeindruckenden Sammlung europäischer Kunstwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart zählt das Städel Museum in Frankfurt am Main zu den wichtigsten Kunstmuseen Deutschlands. Das Museum beherbergt eine vielfältige Sammlung von Gemälden, Skulpturen, Grafiken und Fotografien, die bedeutende Künstler und Kunstbewegungen aus verschiedenen Epochen repräsentieren. Zu den Highlights gehören Werke von Meistern wie Rembrandt, Rubens, Dürer, Vermeer, Monet, Picasso und vielen anderen. Ein Museumsbesuch gibt euch die Möglichkeit, über Künstler:innen und deren Werke und Techniken live vor dem Originalwerk zu sprechen und diese analysieren zu können. Fachkundige Guides bieten Einblicke in die Kunstgeschichte, die Stilrichtungen, die Techniken der Künstler:innen und die historischen Zusammenhänge, die die Werke geprägt haben.

(Quelle: Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven)

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven

Ihr braucht noch ein Ausflugsziel für den Geschichts-, Sozialwissenschafts- oder Politikunterricht? Wie wäre es mit dem Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven. Das Museum erzählt die Geschichte der deutschen Auswanderung und bietet interaktive Ausstellungen, die den Besucher:innen einen Einblick in die Lebensbedingungen und Gründe für die Auswanderung geben. Durch lebensechte Nachbildungen, audiovisuelle Präsentationen und persönliche Geschichten werden die Motivationen, die Reisebedingungen und die Lebensumstände der Auswandernden lebendig und greifbar. Durch den Besuch des Museums können Schüler:innen nicht nur historisches Wissen erwerben, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Erfahrungen der Auswandernden entwickeln. Die interaktiven Elemente des Museums regen zum Nachdenken an und ermöglichen eurer Klasse, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen.

Welche Museen könnt ihr noch empfehlen? Und wohin geht eure nächste Exkursion? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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  • DPhV appelliert an Wissenschaftsministerien der Länder

Anlässlich des Inkrafttretens des Grundgesetzes vor 75 Jahren fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die Wissenschaftsministerien der Länder auf, die intensive Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz in der ersten Phase der Lehrkräftebildung zu verankern.

In einem offenen Brief an die Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsminister schreibt DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing: „Das Grundgesetz ist das zentrale Fundament unserer Demokratie und bietet wesentliche Eckpfeiler für unser Schulwesen. Dies in der Lehrkräftebildung an den Universitäten zu ignorieren, können wir uns nicht leisten – nicht zuletzt angesichts zahlreicher aktueller Anlässe, wie z.B. der Bedrohung von Meinungs- und Versammlungsfreiheit und Angriffen auf Politiker, die ‚nur‘ Wahlplakate aufhängen. Die Auseinandersetzung mit unserer Verfassung sollte vertieft an der Universität, also in der ersten Phase der Lehrkräftebildung, erfolgen. Die Lehramtsstudierenden müssen erfahren und sich darüber klar werden, was das Fundament ihrer künftigen Arbeit ist.“

Derzeit gehört das Grundgesetz nicht in die Standards der Lehrkräftebildung und hat in der Regel keinen Platz im universitären Lehramtsstudium. Lin-Klitzing: „Beispielsweise die Artikel 1, 2, 3, 6 oder 7 sind für unser berufliches Handeln von wesentlicher Bedeutung. Viele Lehramtsstudierende bekamen und bekommen keine Möglichkeit, sich u.a. damit vertieft auseinanderzusetzen, was es bedeutet, dass die Schule unter der Aufsicht des Staates steht (Art. 7), dass die den Eltern zuvörderst obliegende Pflicht, die Pflege und Erziehung ihrer Kinder ist (Art. 6), dass selbstverständlich die Würde des Menschen unantastbar ist (Art.1 ), dass niemand u.a. wegen seines Geschlechts oder seines Glaubens diskriminiert werden darf (Art. 3) und dass die Bundesrepublik ein demokratischer und sozialer Bundesstaat ist (Art. 20), der wesentliche Kompetenzen an die Länder delegiert, hier vor allem die Kulturhoheit der Länder. Ohne diese Kenntnisse fehlt Wesentliches für das spätere Berufsleben. Ein kenntnisreiches und souveränes Agieren gerade im Sinne der Demokratiebildung ist jedoch ausgesprochen wichtig.“

Durch die Integration des Grundgesetzes in die universitäre Lehrkräftebildung werde unterstützt, dass zukünftige Lehrkräfte über die fachlichen Fähigkeiten hinaus Kenntnisse und reflektierte Haltungen zu demokratischen Werten und Prinzipien vertieft erwerben und kontinuierlich weiterentwickeln können, die für unsere Gesellschaft unerlässlich sind, etwa ein Rechtsbewusstsein sowie der Schutz von Grundrechten wie Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit.

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde am 23.5.1949 erlassen und trat am 24.5.1949 in Kraft.

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Saitama Präfektur, Japan. Seit Dezember 2023 wird an 18 Grund- und Mittelschulen der Stadt Toda eine künstliche Intelligenz eingesetzt, um Schüler:innen zu identifizieren, die Gefahr laufen, dem Unterricht fernzubleiben. Die Technologie soll dabei helfen, die Zahl der Fehlzeiten zu reduzieren und präventive Maßnahmen zu erleichtern. Ziel ist es, das Bildungswesen der Stadt zu verbessern und Schüler:innen frühzeitig bei Problemen unterstützen zu können.

Die KI-Software wurde in Zusammenarbeit von Uchida Yoko, einem auf Bildungsprodukte spezialisierten Händler, und PKSHA Technology, das auf Software und KI spezialisiert ist, entwickelt. Sie basiert auf Algorithmen, die ursprünglich für die Bewertung finanzieller Risiken konzipiert wurden und Anzeichen im Verhalten von Kunden zur Voraussage von beispielsweise Versicherungsbetrug verwenden sollten. 

Dieses Prinzip wurde auf die Schüler:innen übertragen. Es analysiert ihre Anwesenheit in der Schule, die Nutzung des Schulkrankenzimmers, ihre Antworten auf Fragebögen über das Schulleben, Ergebnisse von Tests und tägliche Notizen zur eigenen psychischen und körperlichen Gesundheit. Anhand dessen berechnet die Software das Abwesenheitsrisiko der Schüler:innen und zeigt die Ergebnisse in den Farben Rot, Rosa, Orange und Gelb in der Reihenfolge von hohem zu niedrigem Risiko an. Diese Ergebnisse sind nur für die Schulleitung bzw. stellvertretende Schulleitung zugänglich. 

Die Stadt Toda hat sich vorsichtig an den Einsatz von KI-Vorhersagesoftware herangetastet, da diese das Potenzial hat, Datenschutz und Privatsphäre der Kinder und Jugendlichen erheblich zu verletzen. Ein Gremium von Expert:innen aus Bildungsökonomie, Datenschutz und weiteren Bereichen wurde eingesetzt, um Leitlinien für die Anwendung der KI-Technologie in einem Prognosemodus zu diskutieren und zu entwerfen. Die 2022 erstellt Richtlinien legen einen starken Fokus auf den Schutz und die Unterstützung der Schüler:innen. Sie betonen, dass das Hauptziel der Einführung von KI-Systemen darin besteht, potenzielle Schulabbrecher:innen frühzeitig zu identifizieren und diesen gezielte Unterstützung zukommen zu lassen. Hirokazu Yokota, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik im städtischen Schulamt, warnte dennoch davor, den Voraussagen nicht blind zu vertrauen.

Sie enthalten zudem eine Liste von Aspekten, die Lehrer:innen bzw. die Schulleitung bei der Verwendung beachten sollten. Der Einsatz der KI soll sich ausschließlich darauf beschränken, Lehrkräfte auf potenzielle Probleme aufmerksam zu machen. Sie verbieten ausdrücklich die diskriminierende Behandlung von Kindern. Im Vorfeld wurden die Schüler:innen und ihre Eltern darüber informiert, welche Daten gesammelt und wie sie genutzt werden sollen. Eltern, die mit der Erfassung und Verwendung der Daten ihrer Kinder nicht einverstanden sind, konnten über eine “Opt-Out”-Option widersprechen. Von dieser Option machten aber nur wenige Gebrauch. 

In Japan gibt es bisher keine Vorschriften für die Anwendung von KI-Technologien. Deshalb entschied man sich dazu, den AI Act der EU als Orientierungshilfe zu nutzen. Die EU ist weltweit führend in ihren Bemühungen, die schnell voranschreitende KI-Technologie zu regulieren, die weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft haben könnte. Das KI-Gesetz kategorisiert die potenzielle Bedrohung durch die Technologie für die Menschenrechte und eine Reihe anderer Bereiche und verbietet und beschränkt bestimmte Anwendungen.

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Ein Gastbeitrag von Susanne Burzel.

Niemals hätte ich gedacht, dass unser cleveres Kind ohne Schulabschluss dastehen könnte. Dabei wurde ihm in der Grundschule eine überdurchschnittliche Begabung und später mit 16 eine Hochbegabung attestiert. Ich bin Susanne Burzel und Mutter von zwei Söhnen, die mittlerweile 19 und 16 Jahre alt sind. Schon seit Beginn ihrer Schullaufbahn hangelten wir uns von einer Diagnostik zur nächsten, denn das Schulsystem passte nie so recht zu unseren Kindern.

Bereits in der Grundschule fiel unser älterer Sohn durch Verhaltensauffälligkeiten auf. Er störte den Unterricht und wirkte in anderen Momenten apathisch und abwesend. Die morgendlichen Stuhlkreise gerieten zur Geduldsprobe für die ganze Klasse. Schnell wurde ADHS vermutet und die Lehrerin riet uns, die Intelligenz testen zu lassen. Das Ergebnis der klinischen Diagnose: ADHS plus einem IQ von 121. Doch verändert hat sich erst einmal nichts. Im Gegenteil, nach der schleichenden Schulvermeidung in der Mittelstufe folgte ein Zusammenbruch in der 9. Klasse sowie eine sich anschließende zweijährige Schulabstinenz.

Diskrepanz in der Förderung von Minderbegabten und Hochbegabten

Dass man minderbegabte Schülerinnen und Schüler fördern muss, steht außer Frage. Doch wie verhält es sich mit den Hochbegabten? „Die brauchen doch keine Förderung, die kommen schon allein zurecht“, ist der Tenor von vielen. Hochbegabtenförderung hängt immer noch das Stigma von Elitenförderung an. Zudem gibt es in den Medien genug Beispiele von kleinen Genies, die mit 14 Jahren ihr Abitur machen oder mit 17 Jahren bereits ihr Physikstudium abgeschlossen haben. Das ist das Bild, welches die meisten von uns in den Köpfen tragen. Der Trugschluss: Hochbegabung wird allzu oft mit Hochleistung verwechselt.

Daher ist es kein Wunder, dass es mit der widersprüchlich scheinenden Förderung von Hochbegabten in Schulen heute immer noch problematisch aussieht. Bei einer aktuellen Umfrage der Boschstiftung zum Deutschen Schulbarometer 2024 sollten Lehrkräfte den Umfang der Förderangebote an ihrer Schule bewerten. Während die Förderung für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler mit 17 Prozent „mangelhaft“ und 4 Prozent  für „kein Angebot“ bewertet wurde, werden die Förderangebote für hochbegabte Schülerinnen und Schüler mit 27 Prozent als „mangelhaft“ und ebenfalls 27 Prozent für „kein Angebot“ eingeschätzt. Diese Diskrepanz ist erschreckend und sollte wachrütteln. Hier besteht dringend Handlungsbedarf für ein „allseits gerechtes Bildungssystem“, wie es die Karg-Stiftung in ihrem Auftrag formuliert. Denn viele Hochbegabte fallen durchs Raster und drohen in der Schule zu scheitern.

Hochbegabte denken anders – und kollidieren mit dem Schulsystem

Sicher gibt es viele hochbegabte Kinder und Jugendliche, die ohne Probleme die Schulzeit durchlaufen. Manche ahnen noch nicht einmal, dass sie hochbegabt sind. Sie können sich anpassen, schreiben gute Noten und kommen insgesamt gut zurecht. Doch dann gibt es den kleinen, aber nicht zu vernachlässigenden Teil an Hochbegabten, die sich nicht anpassen können. Sie hinterfragen Unterrichtsinhalte, lehnen Wiederholungen ab und versagen bei den einfachsten Aufgaben, während sie bei den schwierigen plötzlichen Höchstleistungen erbringen. Zudem können sie Zusammenhänge sehr gut herleiten. Im Matheunterricht finden sie beispielsweise alternative Rechenwege und weichen vom vorgegebenen Lösungsweg ab. Dank ihres schnellen Denkens sind sie dann möglicherweise nicht mehr in der Lage, den Rechenweg zu notieren und schreiben lediglich das Ergebnis in die Klassenarbeit.

Doch das Dilemma beginnt oft schon in der Grundschule. Hoch motiviert kommen die Kinder in die erste Klasse in der freudigen Erwartung, endlich etwas Richtiges zu lernen. Doch das meiste fällt ihnen zu und sie müssen sich wenig anstrengen, um die Aufgaben zu erfüllen. Sie erleben Langeweile und fühlen sich ausgebremst.

Verpasstes Potenzial: Hochbegabte Schulverweigerer(Quelle: cottonbro studio, pexels.com)

Underachievement in der Schule – so scheitern Schulkarrieren

Normalerweise wird das schulische Anforderungsniveau etwas höher als die vorhandenen Fertigkeiten angesetzt. Strengt sich ein Schüler an und löst die Aufgabe, erlebt er ein Glücksgefühl. Das motiviert ihn, auch die nächste Aufgabe anzugehen. Nicht so bei vielen hochbegabten Kindern. Sie verspüren erst gar keine Erfolgserlebnisse, weil ihnen alles zufällt oder sie einfach schnell nebenbei lernen.

Als Ausgleich beginnen sie zu träumen oder fallen durch Verhaltensauffälligkeiten negativ auf. Die Eigenmotivation sinkt und ihr Leidensweg beginnt. Das Kind wird unter Umständen pathologisiert, wobei Fehldiagnosen eine schlimme Folge sein können. Dabei ist das hochbegabte Kind meist einfach nur unterfordert.

Zusammenbruch mit 15 – Schulverweigerung trotz Hochbegabung

Die beschriebene Situation ist ein typisches Beispiel eines Underachievements. Was mit Minderleistung übersetzt wird, bedeutet, dass die Kinder ihr Potenzial nicht vollständig abrufen können. Sie resignieren in ihren hohen Ansprüchen und ihrem Perfektionismus. Darunter leidet auch ihr Selbstwert, sozial-emotionale Schwierigkeiten begleiten oftmals die Symptomatik. Das Institut für Leistungsentwicklung spricht von einer Underachiever-Quote von 15 Prozent unter den Hochbegabten.

Auch unser älterer Sohn war davon betroffen. Nach zahlreichen Diagnostiken auf ADHS und Asperger (ASS) verweigerte er eines Morgens komplett die Schule. In Schockstarre saß unser 15-Jähriger auf seinem Bett und sagte: „Ich will ja in die Schule gehen, aber ich kann nicht“. Für uns Eltern brach zunächst eine Welt zusammen. Niemand wusste, wie wir ihm helfen konnten. Schließlich stieß ich auf den Begriff des Underachievements. Üblicherweise hängt dieser mit Hochbegabung zusammen, doch unser Sohn fiel bisher nicht darunter.

Eine Begabungsdiagnostik klärte auf. Er war mittlerweile 16 Jahre alt als seine Hochbegabung getestet wurde. In einem Bereich kratzte er sogar an der Höchstbegabung. Endlich hatten wir die Erklärung und die Bestätigung, doch es war zu spät. Seine Motivation, die Schule zu besuchen, war vollends verschwunden. Dieser Zustand zog sich ganze zwei Jahre hin.

Ist jeder Hochbegabte betroffen? Ein Rechenexempel

Hochbegabung beginnt ab einem IQ von 130, der durchschnittliche IQ beträgt 100. Dazwischen liegt die überdurchschnittliche Begabung zwischen IQ 115 und IQ 129. Die Psychologin Andrea Brackmann sowie viele weitere Forscher gehen davon aus, dass die typischen Eigenschaften von Hochbegabung bereits mit einer überdurchschnittlichen Begabung auftreten können.

Ein Rechenbeispiel veranschaulicht, wie viele Kinder von einem Underachievement betroffen sind. In einer Stadt mit 280.000 Einwohner gibt es ca. 25.000 Schülerinnen und Schüler. 13,9 Prozent davon sind überdurchschnittlich begabt und 2 Prozent hochbegabt, also fallen 4.000 in diese Kategorie. Davon sind wiederum 15 Prozent, also ca. 600, vom Underachievement betroffen. Um ihr Potenzial zu bewahren und ihre Eigenmotivation zu stärken, ist eine Förderung unabdingbar.

Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich

Mittlerweile haben wir für unseren Sohn einen Weg gefunden. Er hat seinen Realschulabschluss an der einzigen Förderschule für Hochbegabte in Offenbach nachholen können. Dafür haben wir lange gekämpft. Um anderen Eltern Mut zu machen und Verantwortliche für das Thema zu sensibilisieren, habe ich unsere Erfahrungsgeschichte in einem Buch zusammengefasst.

Was bleibt also zu tun? Ich denke, Lehrkräfte bedürfen einer Anleitung oder Schulung, wie sie eine besondere Begabung erkennen, um Fehldiagnosen zu vermeiden. Das sollte bereits im Studium ein Pflichtanteil sein. Nur dann können die richtigen Schritte eingeleitet und wegweisende Empfehlungen ausgesprochen werden. Eine frühe Begabungsdiagnostik kann dank eines Gutachtens Anregungen geben, das Kind potenzialorientiert zu fördern. 

Susanne Burzel erfuhr vom Underachievement, als es bereits zu spät war (Quelle: andreas-bender.de)

Über die Gastautorin

Susanne Burzel erzählt in ihrem dritten Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ ihre Erfahrungsgeschichte als Mutter von zwei hochbegabten Kindern. Diese verweigerten teilweise bis zu 2 Jahren die Schule und gehören zu den sogenannten Underachievern (Minderleister).

Sie möchte Eltern Mut machen und Verantwortlichen den Blick öffnen für die besonderen Herausforderungen mit hochbegabten Kindern, die nicht in das Schulsystem zu passen scheinen.

In den letzten 20 Jahren beschäftigte sie sich intensiv mit Hochbegabung, Hochsensibilität, Fehl- und Doppeldiagnosen sowie den Grenzen im staatlichen Schulsystem. Mit großer Kraftanstrengung überwand sie zahlreiche Hürden und schaffte es, neue Wege zu finden, um ihren Kindern einen guten Start in ein eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen.

Susanne Burzel führt seit über 12 Jahren ihre eigene Werbeagentur und profitiert von einer vielfältigen Erfahrung (Grundschullehramt, Diskothek, Werbekauffrau, Dipl. Betriebswirtin, Dirigentin, Autorin, Podcasterin). Sie entdeckte ihre eigene Hochbegabung erst vor kurzer Zeit.

 

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Hamburg. In Hamburgs Schulen ist künftig das Tragen von Gesichtsverhüllungen im Unterricht untersagt. Einem entsprechenden Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen zur Änderung des Schulgesetzes stimmten am Mittwoch die CDU- und AfD-Fraktionen zu. Die Linke stimmte dagegen. Folglich sind Kopfbedeckungen, die das Gesicht vollständig verhüllen, in Zukunft verboten. "Schule und Gesichtsverhüllung verträgt sich nicht", sagt Nils Hansen, Schulexperte der SPD-Fraktion. Für eine effektive Kommunikation sei das Lesen des Gesichts des Anderen entscheidend. Hansen unterstrich die Tatsache, dass das Verbot bereits an Hamburger Schulen praktiziert wurde, nun aber auch rechtlich gesichert sei. 

Die religionspolitische Sprecherin der Hamburger Linksfraktion, Insa Tietjen, sprach am Dienstag von einem “übereilten Schnellschuss” des Senats. “Es ist völlig unverständlich, warum Rot-Grün das Schulgesetz im Hauruckverfahren ändern möchte – ohne vorherige Beratung oder Anhörung im Ausschuss”. Schon mehrere Eltern hätten diesbezüglich Bedenken bei ihr geäußert. 

Mit dem Antrag reagiert die Regierungsfraktion auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Hamburg aus dem Jahr 2020. Das Gericht hatte entschieden, dass einer damals 16-jährigen Schülerin das Tragen einer Gesichtsverschleierung von der Schule nicht untersagt werden könne, da dafür die gesetzliche Grundlage fehle. 

“Sollte es Rot-Grün bei diesem Antrag vor allem um die Bekämpfung des Islamismus in unserer Stadt gehen, wäre es deutlich klüger, die Präventionsarbeit in den Haushaltsverhandlungen zu stärken oder das Senatskonzept gegen Salafismus und religiösen Extremismus nach sieben langen Jahren mal zu überarbeiten”, so Tietjen. Die Sprecherin der Linksfraktion warnte außerdem vor "gravierenden Folgen" für die betroffenen Schülerinnen, besonders wenn diese nicht mehr schulpflichtig seien. Ihr Antrag auf weitere Beratungen im Schulausschuss wurde jedoch zurückgewiesen.

Derzeit gäbe es ungefähr zehn Fälle von Mädchen, die mit Gesichtsverschleierung in den Unterricht gingen. “Ja, das sind Einzelfälle. Und trotzdem braucht es dafür eine gesetzliche Regelung”, sagte Hansen. Es sei weiterhin gestattet Kopftücher und Schutzmasken aus Infektionsgründen zu tragen, ohne dass ein Attest oder Antrag notwendig ist. 

Dominik Lorenzen, Fraktionschef der Grünen, betonte, dass der Antrag auf Drängen der Elterninitiative ProtectTheKids hin so umformuliert  wurde, dass er kein "Maskenverbot durch die Hintertür" impliziere. Es sei eine Lehre aus der Corona-Pandemie, wie wichtig der Infektionsschutz ist. Der ursprüngliche Entwurf sah lediglich das “Tragen einer medizinischen Maske bei Vorliegen einer medizinischen Indikation” vor. Laut ProtectTheKids widerspräche das Gesetz dem in Artikel 2 des Grundgesetzes garantierten Schutz der eigenen Gesundheit.

Auch die Schura, der Verband der Moschee-Gemeinden, kritisierte das Vorhaben. Auf Anfrage des Hamburg Journals teilten sie schriftlich mit: "Das Tragen einer Gesichtsverhüllung ist als Ausdruck eines religiösen Bekenntnisses durch die im Grundgesetz gewährte Religionsfreiheit geschützt. Da das Neutralitätsgebot dem Staat untersagt, explizit einzelne religiöse und weltanschauliche Überzeugungen zu bewerten, zu verbieten oder dagegen anzugehen stellt sich die - nicht zuletzt auch angesichts der äußerst geringen Zahl von Schülerinnen mit Gesichtsverhüllung – Frage nach der Verhältnismäßigkeit und Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung".

Eine Mehrheit für einen weiteren Antrag der AfD, den Hidschāb auch zu verbieten, kam nicht zustande. Allerdings begrüßte Alexander Wolf, schulpolitischer Sprecher der AfD, den Vorschlag der Regierungsfraktionen grundsätzlich, da gesichtsverhüllende Kleidung in einer freiheitlich-säkularen Gesellschaft die Kommunikation und Integration gefährde.

Der Justizexperte der CDU-Fraktion, Richard Seelmaecker, wies darauf hin, dass seine Fraktion schon 2017 ein Verbot der Vollverschleierung in allen öffentlichen Bereichen beantragt hatte.

Die Debatte um Verschleierung im Unterricht wird in Deutschland regelmäßig geführt. Da Bildung Ländersache ist, gibt es jedoch keine einheitliche Regelung. Im Jahr 2017 waren Bayern und Niedersachsen die ersten Länder, die die vollständige Gesichtsverhüllung in Schulen untersagten. Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein folgten nach dem Urteil des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts 2020. In Nordrhein-Westfalen und Bremen gab es bisher keine gesetzliche Verschärfung. Zwar sei Vollverschleierung an Schulen nicht erwünscht, jedoch bieten die Schulgesetze keinen Grund zu verschärfenden Maßnahmen.

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Als Reaktion auf die massiven Herausforderungen im deutschen Bildungssystem fordert die zivilgesellschaftliche Initiative #NeustartBildungJetzt, zu der auch die Stiftung Kinder forschen gehört, einen Bildungsdialog für Deutschland – und legt ein Konzept vor, wie dieser aussehen könnte. Kern ist die Zusammenarbeit der Länder untereinander sowie mit dem Bund, den Kommunen, der Zivilgesellschaft, der Bildungspraxis und mit jungen Menschen, die sich im Bildungssystem befinden. Dr. Tobias Ernst, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder forschen, unterstützt den Vorstoß.

Berlin, 16. Mai 2024. "Um Bildung in Deutschland wieder zukunftsfähig zu machen, braucht es einen gewaltigen Kraftakt von allen Beteiligten. Zu viele Herausforderungen machen Druck, als dass Zuständigkeiten nebeneinanderher arbeiten dürfen. Deshalb unterstützen wir die Idee eines Bildungsdialogs für Deutschland", sagt Dr. Tobias Ernst, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder forschen. "Innerhalb des Bildungsdialogs stehen wir für gute frühkindliche Bildung. Denn gute Bildung geht nur gemeinsam und sie wird nur erfolgreich sein, wenn wir den gesamten Bildungsweg von Kindern betrachten. Schon ganz zu Beginn können wir ihnen die Kompetenzen mitgeben, die sie brauchen, um ihre Zukunft gut zu gestalten. Dafür brauchen wir starke Kitas, Horte und Grundschulen."

Die zivilgesellschaftliche Initiative #NeustartBildungJetzt hatte bereits 2023 in einem Appell angesichts der großen Herausforderungen des Bildungssystems einen Nationalen Bildungsgipfel gefordert. Diesem Appell schlossen sich 130 Verbände und Organisationen der Zivilgesellschaft an, darunter Bildungs-, Wohlfahrts-, Eltern- und Erziehungshilfeverbände, Gewerkschaften und Fachkräfteverbände, Stiftungen und Bildungsinitiativen. Eine Arbeitsgruppe aus 30 Organisationen entwickelte nun die Idee des Gipfels konzeptionell weiter. Das Ergebnis: Die Idee des Bildungsgipfels wird mit einem längerfristig und partnerschaftlich angelegten Dialogprozess verknüpft, dem Bildungsdialog für Deutschland.

Über die Stiftung Kinder forschen

Die gemeinnützige Stiftung Kinder forschen engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern vor Ort bietet die Stiftung bundesweit ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten. Die Stiftung Kinder forschen verbessert Bildungschancen, fördert Interesse am MINT-Bereich und professionalisiert dafür pädagogisches Personal. Partner der Stiftung sind die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung und die Dieter Schwarz Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Hier erfahren Sie mehr über die Bildungsinitiative Stiftung Kinder forschen: www.stiftung-kinder-forschen.de

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Schlechte Nachrichten aus dem deutschen Bildungssystem: Das am Mittwoch veröffentlichte MINT Nachwuchsbarometer 2024 fasst zusammen, dass die mathematischen Kompetenzen der 15-Jährigen innerhalb von zehn Jahren dramatisch zurückgegangen sind. 29 Prozent der Jugendlichen fehlten 2022 elementare Rechenkompetenzen und ein Zahlenverständnis. 2021 lag der Anteil noch bei rund 17 Prozent. Eine Forderung aus der Studie: Der Mathematikunterricht müsse einen sehr viel stärkeren Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler haben als bisher. Ein Ansatz, den Dr. Tobias Ernst, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder forschen, unterstützt.

Berlin, 15. Mai 2024. "So dramatisch es auch ist, das schlechte Abschneiden der 15-Jährigen überrascht mich nicht mehr. Gerade dies muss uns aber Ansporn sein, Dinge im Bildungssystem zu verändern. Wichtige mathematische Kompetenzen entwickeln Kinder schon vor der Schule, nämlich in der Kita. Umso wichtiger ist es deshalb, die Qualität des gesamten Bildungswegs von Kindern zu verbessern", sagt Dr. Tobias Ernst, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder forschen. "Generell gilt: Wir lernen Dinge besser, wenn sie direkt an unseren Alltag, unsere Interessen und unsere Umwelt anknüpfen. Das betrifft auch und gerade die MINT-Fächer. Lernen muss sich deshalb dringend stärker an der Welt der Kinder orientieren – und zwar von Beginn an. Die Erfolgsaussichten für Unterrichtsmethoden wie kollaboratives, problembasiertes Lernen werden bereits in der Kita und Grundschule geschaffen."

Das MINT Nachwuchsbarometer wird von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung gemeinsam herausgegeben und vom IPN – Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erstellt. Die Studie trägt jedes Jahr wichtige Forschungsergebnisse zur Bildung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zusammen.

Über die Stiftung Kinder forschen

Die gemeinnützige Stiftung Kinder forschen engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu befähigen. Gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern vor Ort bietet die Stiftung bundesweit ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter qualifiziert beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten. Die Stiftung Kinder forschen verbessert Bildungschancen, fördert Interesse am MINT-Bereich und professionalisiert dafür pädagogisches Personal. Partner der Stiftung sind die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung und die Dieter Schwarz Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Hier erfahren Sie mehr über die Bildungsinitiative Stiftung Kinder forschen: www.stiftung-kinder-forschen.de

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Berlin. Immer mehr Lehrkräfte arbeiten in Teilzeit. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat sich jüngst vehement für die Beibehaltung des Rechts auf Teilzeitarbeit ausgesprochen. “Ich unterstütze das Recht auf Teilzeit ohne Wenn und Aber”, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch. Zuvor hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den 2001 eingeführten Rechtsanspruch in Frage gestellt.

Gegenüber dem Handelsblatt sagte Kretschmer: “Es war ein Fehler, dass wir Möglichkeiten wie die Teilzeit von der Ausnahme zur rechtlich abgesicherten Regel erklärt haben. Teilzeit ist die Ausnahme, nicht die Regel”. Außerdem warb er für eine "40-Stunden-Woche für alle".

Kretschmers Vorstoß stieß auf scharfen Widerspruch der Bundesfamilienministerin. “Wer das Recht auf Teilzeit infrage stellt, ignoriert die Bedürfnisse von Familien in Deutschland”, sagte Paus. Um Erwerbspotenziale zu heben, brauche es keine starren Vorgaben, “sondern mehr Flexibilität in der Arbeitswelt und bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf”.

Mit Blick auf das Erwerbspotenzial von Frauen betonte Paus, dass es wichtig sei, dass Teilzeitarbeit für Mütter nicht zur “Teilzeitfalle” werde. Die Möglichkeit zur Rückkehr in Vollzeit müsse gegeben sein.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich zuvor für die Beibehaltung flexibler Modelle wie Teilzeit oder der Vier-Tage-Woche ausgesprochen. Es habe “nichts mit Faulheit zu tun”, wenn Arbeitnehmer keine 40 Stunden pro Woche arbeiten könnten oder wollten, so Scholz gegenüber der Zeitschrift Stern. Tausende junge Männer und Frauen würden täglich verzweifelt versuchen, Familie und Arbeit miteinander in Einklang zu bringen. “Es gibt eben nicht überall gleichermaßen Ganztagsbetreuung in der Kita oder der Grundschule. Andere kümmern sich noch um ältere Angehörige oder engagieren sich ehrenamtlich”, sagte der Kanzler.

Wie das Deutsche Schulportal berichtet, ist die Teilzeitquote unter Lehrkräften zuletzt weiter gestiegen. Im Jahr 2022/23 lag sie bei 42,3 Prozent, ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz wurde angesichts des Lehrkräftemangels in den vergangenen Jahren die Empfehlung vorgebracht, Teilzeitarbeit im Lehrberuf zu beschränken. Dies ist auf Widerstand bei den Gewerkschaften gestoßen. Die Bildungsgewerkschaft GEW fürchtet bei einer Einschränkung von Teilzeit eine noch stärkere Überlastung von Lehrkräften sowie Probleme bei der Gewinnung von neuem Personal und hatte entsprechende Vorstöße wiederholt kritisiert.

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OpenAI hat diese Woche das neue Sprachmodell ChatGPT-4o vorgestellt, das mit einer Reihe neuer und verbesserter Funktionen aufwarten kann. Das KI-Tool ermöglicht nahezu Echtzeitkommunikation über Sprachausgabe. GPT-4o baut auf den Fähigkeiten des Vorgängermodells GPT-4 auf, bietet jedoch verbesserte Geschwindigkeit und erweiterte Funktionen in den Bereichen Text-, Sprach- und Bildverarbeitung.

Das kann ChatGPT-4o

Neu an GPT-4o ist unter anderem seine Fähigkeit, über Bilder zu diskutieren und sogar das Lösen von mathematischen Formeln zu bewältigen – in Echtzeit. Für Lehrkräfte bedeutet das ein hohes Maß an Unterstützung. Routineaufgaben wie zum Beispiel das Überprüfen von Hausaufgaben oder das Generieren von Übungsfragen oder Ideen für Präsentationen können – zumindest teilweise – automatisiert werden. Die vorherige kostenlose Version von ChatGPT, basierend auf der GPT-3.5-Architektur, hat bereits über ein breites Wissensspektrum bis Anfang 2022 verfügt und wurde von Millionen von Menschen weltweit genutzt. Trotz ihrer Fähigkeit, realistische Konversationen zu führen, hatte die KI oft Schwierigkeiten bei komplexen Aufgaben, die spezifisches Fachwissen erfordern und lieferte nicht selten Fehlinterpretationen von Kontexten. Trotzdem galt die Version längere Zeit als eines der fortschrittlichsten KI-Modelle und legte den Grundstein für zukünftige Entwicklungen in der KI-gestützten Sprachtechnologie. Erste Demonstrationen von GPT-4o zeigen die erweiterten sprachlichen Fähigkeiten des Modells, welches rund 50 Sprachen beherrschen soll. 

GPT-4o wird zunächst für ChatGPT-Plus- und Team-Nutzer priorisiert verfügbar sein. Anschließend soll GPT-4o auch kostenfrei für alle ChatGPT-Nutzer nutzbar sein, jedoch mit bestimmten Einschränkungen. Aktuell ist GPT-4o noch nicht für alle Nutzer zugänglich, und die verbesserten Seh- und Sprachfähigkeiten sind auch nach den iOS- und Android-Updates noch nicht für alle verfügbar. OpenAI plant, diese neuen Funktionen in den kommenden Wochen schrittweise einzuführen. Mira Murati, CTO von OpenAI, erklärte, dass ChatGPT-4o als Omnimodell, bei dem keine verschiedenen Modelle mehr miteinander kommunizieren müssen, nicht nur die Latenzzeit, sondern auch die Kosten reduziert. 

Die fortschreitende Integration von KI in den Alltag lässt sich auch an den neuen Funktionen deutlich erkennen, beispielsweise sollen mit GPT-4o Smartphones als Kameras genutzt werden können, um Fragen zu stellen oder Codes zu überprüfen und wie mit einem persönlichen Assistenten diskutieren zu können. Darüber hinaus demonstriert ChatGPT-4o die Fähigkeit, Emotionen in Live-Selfies zu erkennen – ein Schritt in Richtung noch menschenähnlicherer Interaktionen.

KI als Nachhilfelehrer? ChatGPT im Schulalltag nutzen

Die neue ChatGPT-Version dürfte das Potenzial von KI im Bildungssektor deutlich steigern. Salman Khan, der Gründer der Khan Academy, eine gemeinnützige Organisation, die kostenlose Übungen und Lehrinhalte für Lehrkräfte bereitstellt, demonstrierte das in einem Video auf YouTube zusammen mit seinem Sohn. Sie testeten darin die Fähigkeiten der KI anhand einer Matheaufgabe. Während des Videos bat Khan ChatGPT seinem Sohn beim Lösen der Matheaufgabe zu helfen, ohne die Lösung vorzugeben. Die KI wurde dabei angeleitet, Imran bei der Problemlösung Hilfestellung zu geben und beim Lernprozess den Fokus auf Verständnis anstatt auf pures Auswendiglernen zu legen. GPT-4o führte Khans Sohn geschickt in einen Dialog, indem es ihm gezielte Fragen stellte und ihn indirekt auf den richtigen Lösungsweg lenkte, anstatt direkte Antworten zu geben. Durch die Anleitung der KI konnte der Junge die Konzepte besser verstehen und das Problem mit nur geringfügiger Unterstützung lösen. 

Die Vorführung illustriert nicht nur das Potenzial künstlicher Intelligenz für maßgeschneiderte Nachhilfe und ein individualisierbare Lernunterstützung für Leistungsschwächere, sondern wirft auch Fragen bezüglich der Zukunft traditioneller Lehrmethoden auf. Die Fähigkeit von ChatGPT-4o, komplexe mathematische Konzepte effektiv zu vermitteln, deutet auf einen möglichen Wandel in der Bildungslandschaft hin, indem KI-gestützte Plattformen zunehmend menschliche Tutoren ersetzen könnten. Während traditionelle Lehransätze lange Zeit den Bildungssektor dominierten, bieten Fortschritte in der KI nun skalierbare, individualisierte und kostengünstige Alternativen.

Zum vergrößern klicken: ChatGPT-4o erklärt mit "eigenen Worten", wie KI für Lehrkräfte nutzbar gemacht werden kann (Quelle: ChatGPT/LN)

Wie ChatGPT beispielsweise in den Deutschunterricht implementiert werden kann, erklärt der Bildungsinfluencer Bob Blume auf seinem Blog: Zum Thema “Bericht” bekam die KI die Aufgabe, ein Unfallszenario zu beschreiben, dessen Ausgang nicht bekannt ist. Im Prompt wurde festgelegt, dass man den Beteiligten des Unfalls spezifische Fragen stellen kann, auf welche sie nur mit der Wahrheit antworten dürfen. Anhand dieser Informationen sollten die Schüler:innen anschließend ihren Bericht verfassen. Anders als im Lehrbuch konnten die Kinder die Personen allerdings befragen und hatten so die Hürde, erst zu einer Version kommen zu müssen, die dann in einen Bericht umgewandelt werden konnte. Beim Formulieren von Prompts für ChatGPT sollte vor allem auf einfache klare Sprache, präzise Formulierungen, das Festlegen eines spezifizierten Kontextes und Rahmens für die Aufgabe, die Vermeidung von Ja/Nein-Fragen und das Vermeiden von Fachjargon oder Slang geachtet werden. 

Durch Verbesserungen im Modelltraining und in den Algorithmen kann ChatGPT-4o jetzt noch besser auf subtile Formulierungsunterschiede reagieren und ist weniger anfällig für die Verbreitung von veralteten und Fehlinformationen. Zuvor war die Formulierung der Aufgabe, die man an die KI richtete, sehr entscheidend. Durch die Bereitstellung von Schulungsmaterialien, Best-Practice-Leitfäden und Fallstudien kann OpenAI dazu beitragen, die Hemmschwelle für die Einführung neuer Technologien in den bisherigen Unterricht zu überwinden und das Bewusstsein für die Vorteile von ChatGPT zu schärfen. Auf der OpenAI-Website selbst findet sich ein Guide für Lehrkräfte, der erklärt, wie sie ChatGPT in ihren Unterricht integrieren können. Wie Lehrkräfte mit ChatGPT im Unterricht umgehen können, hat uns bereits Joscha Falk in einem Interview mit Lehrer News erklärt.

Dennoch gilt der Umgang mit KI-Tools im Bildungskontext als umstritten. Die Verfügbarkeit der Sprachmodelle stellt vor allem herkömmliche Prüfungsformen in Frage. Ob Texte mit Hilfe einer KI erstellt wurden oder nicht, lässt sich oft schwer nachvollziehen. Als Reaktion auf einen möglichen Einsatz von ChatGPT in einer Abiturklausur in Hamburg letztes Jahr, forderte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) sogar eine Reform des aktuellen Notensystems

ChatGPT-4o hat das Potenzial, den Bildungssektor zu verändern. Jedoch unter Vorbehalt. Durch personalisierte Nachhilfe und die Fähigkeit, komplexe Konzepte auf verständliche Weise zu vermitteln, kann das KI-Tool Schüler:innen individuelle Unterstützung bieten. ChatGPT-4o ermöglicht einen breiteren Zugang zu Bildungsmaterialien und Lernressourcen. Lehrkräfte können so ihre Unterrichtsvorbereitung effektiver gestalten und Zeit sparen, indem repetitive Aufgaben automatisiert werden. Bisher hatten Expert:innen eher davon abgeraten, ChatGPT bei pädagogischen Aufgaben einzusetzen, sondern eher bei routinemäßigen Aufgaben heranzuziehen. Nach wie vor nicht einheitlich geregelt ist auch der Umgang mit textgenerierender KI im Unterricht in den Bundesländern.

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Der Verlag Ernst Klett Sprachen stellt das erste Lesekonzept für den Deutschunterricht vor, das literarische Texte direkt mit den internationalen Nachhaltigkeitszielen (SDG) in Verbindung bringt. Mit diesem innovativen Ansatz stellt der Verlag Lehrkräften ein neues Werkzeug zur Verfügung, um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auch im Deutschunterricht zu integrieren.

Das Konzept verfolgt den Ansatz, dass literarisches Lesen nicht nur die Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördert, sondern auch das Bewusstsein für gesellschaftliche Herausforderungen und globale Zusammenhänge schafft. Die ausgewählten literarischen Texte behandeln globale Themen wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit und bieten somit eine exzellente Möglichkeit, die Sustainable Development Goals (SDG) im Unterricht zu thematisieren. Die Lektürereihe richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 11 und ist im Deutschunterricht in jeder Schulart einsetzbar.

„Natürlich spielt Bildung eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft“, sagt Hendrik Funke, Geschäftsführer des Ernst Klett Sprachen Verlags für den Bereich Schule. „Durch unser Angebot möchten wir dazu beitragen, dass die Klasse gemeinsam über Themen reflektiert, und das Bewusstsein fördern, dass Nachhaltigkeit mit so vielen unterschiedlichen Aspekten in Zusammenhang steht, die unsere Welt lebenswert machen.“

Erkennen – Bewerten – Handeln

Die „Bibliothek Nachhaltige Entwicklung“ stellt pro Titel jeweils einen literarischen Text in direkten Bezug zu mindestens einem der Nachhaltigkeitsziele. Die Lesereihe wird fortlaufend erweitert und 2024 bereits 5 Titel umfassen. Die vielfältige Auswahl an Texten soll Lehrkräften ein breites Themenspektrum für alle Schularten bieten. Die Dreischrittigkeit des Konzeptes „Erkennen – Bewerten – Handeln“ fördert die kritische Auseinandersetzung sowohl mit dem literarischen Text als auch mit einem Nachhaltigkeitsziel. Der entscheidende letzte Schritt aber führt vom Lesen zum Handeln: Mit „Tu Du’s“-Impulsen werden die Schüler zu Selbstverantwortung und aktivem Handeln angeregt.

„Unser Ziel ist es, Lehrkräften praktische Werkzeuge in Form von begleitenden Informationen und Materialien zur Verfügung zu stellen, um BNE in den Unterricht zu integrieren. Die ansprechenden Textangebote für Jugendliche, die aktuelle Fragen und Konflikte unserer gegenwärtigen Welt aufgreifen, fördern zudem Motivation und Leselust. Die Bibliothek bietet Anlass zu erkenntnisreichen Diskussionen im Deutschunterricht, wobei das Ziel verfolgt wird, Schülerinnen und Schüler selbst zum bewussten Handeln zu motivieren und auch zu befähigen“, erklärt Sebastian Weber, Leiter der Deutschredaktion Schule beim Ernst Klett Sprachen Verlag. Er betont, dass es das Anliegen des Verlags sei, mit den Lektüren einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, die nächste Generation auf die Herausforderungen einer nachhaltigen Zukunft vorzubereiten.

Die ersten für den Deutschunterricht mit Fokus auf BNE konzipierten Lektüren sind ab sofort verfügbar.

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Das ifo-Institut hat heute eine Analyse zu ungleichen Bildungschancen in den Bundesländern veröffentlicht. Dazu kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand:

„Es ist ein starkes Stück, wenn hier gezeigt wird, dass sich die Bildungschancen in den Bundesländern so stark unterscheiden. Es ist inakzeptabel, dass deutschlandweit die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, stark von dem ökonomischen und dem Bildungshintergrund der Eltern abhängig ist. Dass die Wahrscheinlichkeit aber auch noch so stark vom Wohnort abhängig ist, muss auch ein Signal an die Bundespolitik sein. Das im Grundgesetz verbriefte Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse ist so nicht gewährleistet.“

Brand bewertet dies insbesondere im Hintergrund dessen, dass das Bundesbildungsministerium gerade einen Vorschlag zur Ausgestaltung des neuen Digitalpakts vorgelegt hatte, in dem von einer ‚letztmaligen Unterstützung‘ die Rede ist. „Wir sehen, dass es Investitionen des Bundes braucht, um die Chancengleichheit zu erhöhen und für alle Kinder und Jugendlichen qualitativ hochwertige Lern- und Lehrverhältnisse zu sichern. Der Bund darf sich nicht wegducken, sondern muss Verantwortung übernehmen.“

Die Auswertung des ifo-Instituts bezieht sich auf Daten des Mikrozensus aus dem Jahr 2018 und 2019. Der VBE-Chef Brand erklärt: „Durch den Katalysator Coronapandemie und das fortlaufende Auseinanderdriften von Bildungschancen kann sogar eine negative Entwicklung angenommen werden. Schon deshalb brauchen wir Maßnahmen wie das Startchancen-Programm, einen neuen Digitalpakt und weitere Investitionen von Bund und Ländern, um die Schulen mit allem Notwendigen auszustatten.“

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Trotz Lehrkräftemangel geht die Zahl der Referendar:innen in Niedersachsen laut Daten der Kultusministerkonferenz (KMK) deutlich zurück. Im letzten Jahr begannen etwa 2.600 angehende Lehrer:innen ihren Vorbereitungsdienst in Niedersachsen. Dies bedeutet einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um gut 130 Personen und sogar um rund 700 Personen im Vergleich zu 2019.

Das Kultusministerium führt diesen Rückgang auf den generellen Rückgang der Studierendenzahlen bundesweit zurück. Dieser Trend beeinflusst auch die Lehramtsstudiengänge und folglich die Anzahl der Absolventen, die sich für den Vorbereitungsdienst bewerben. In Niedersachsen gibt es keine systematische Erfassung der Anzahl von angehenden Lehrkräften, die das Referendariat abbrechen. Basierend auf Informationen aus den Studienseminaren betrachtet das Ministerium jedoch den Anteil der Abbrecher als äußerst gering. Obwohl der Vorbereitungsdienst von vielen als anspruchsvolle Zeit empfunden wird, bestehen die meisten die Staatsprüfung erfolgreich und mit guten Noten.

Trotz dieser Einschätzungen hält die Bildungsgewerkschaft GEW es für nötig, die Ausbildung angehender Lehrkräfte attraktiver zu gestalten. Dies beinhaltet laut Stefan Störmer, dem Landeschef der GEW, eine klare Ausweitung der Praxisphasen im Studium sowie eine Überarbeitung des Referendariats. "Beide Ausbildungsabschnitte müssen inhaltlich so aufeinander abgestimmt werden, dass der häufig berichtete spätere 'Praxisschock' bei Eintritt in das eigentliche Berufsleben möglichst komplett ausbleibt".

Störmer betonte, dass die Arbeitsweise in Schulen in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert hat. Neue Lehrkräfte müssen sich daher mit einer vielfältigen Schülerschaft auseinandersetzen, in interdisziplinären Teams arbeiten und auch übergeordnete Themen wie nachhaltige Entwicklung oder Demokratiebildung vermitteln können.

Trotzdem gehen bisher fast die Hälfte der angehenden Lehrkräfte, die ein Lehramtsstudium beginnen, vor ihrer endgültigen Anstellung an einer Schule verloren. Um dem entgegenzuwirken, hatten sowohl die SPD als auch die Grünen in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, den praktischen Anteil im Lehramtsstudium zu erhöhen.

Ein Sprecher des Kultusministeriums erklärte: “Dies hätte auch zur Folge, dass Absolventinnen und Absolventen ohne Praxisschock in Bezug auf das Berufsfeld Schule in den Vorbereitungsdienst starten würden”. An der Umsetzung der Reform arbeite man derzeit in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

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Inmitten hitziger Diskussionen und Debatten ist es nicht ungewöhnlich, dass jemand plötzlich mit den Worten: “Aber was ist mit...?” um die Ecke kommt. Dieser rhetorische Kniff, der als Whataboutism bekannt ist, soll eine Diskussion von ihrem ursprünglichen Thema ablenken oder eine moralische Debatte relativieren. In den letzten Jahren ist der Begriff verstärkt in öffentlichen Diskussionen aufgetaucht – vielleicht habt ihr das Konzept sogar schon mal unbewusst selbst angewandt. Doch was genau ist Whataboutism und warum ist es wichtig, seine Mechanismen zu verstehen? In diesem Artikel werden wir uns mit diesem Phänomen auseinandersetzen und seine Auswirkungen auf Debatten und den Meinungsaustausch in der heutigen Gesellschaft beleuchten. Außerdem zeigen wir euch, wie ihr das Thema Whataboutism in euren Unterricht integrieren könnt.

Was ist Whataboutism?

Der Begriff “Whataboutism” leitet sich von der englischen Frage “What about…?” ab, zu deutsch “Was ist mit…?”. Durch Whataboutism wird versucht, einen Missstand durch den Verweis auf einen anderen zu relativieren. Statt eine kritische Frage oder ein Argument zu beantworten, wird mit einer Gegenfrage reagiert. Dieses rhetorische Mittel zielt darauf ab, die Position des Gegners zu diskreditieren, ohne seine Argumente zu widerlegen. Im Gespräch greift eine Person häufig auf Whataboutism zurück, wenn sie keine überzeugenden Argumente mehr hat, um ihre eigene Position zu verteidigen. Anstatt zuzustimmen oder ihr Unwissen einzugestehen, wechselt sie einfach das Thema. Diese plötzliche Änderung des Themas kann den/die Gesprächspartner:in überrumpeln und die bisherigen Argumente unwichtig erscheinen lassen.

Beispiele

Whataboutism war besonders während des Kalten Krieges als Propaganda-Taktik beliebt. Wenn beispielsweise die Sowjetunion öffentlich kritisiert wurde, lenkte sie den Fokus auf Probleme der USA, anstatt auf die eigene Kritik einzugehen – umgekehrt nutzten auch die USA das Mittel, um vom Vietnamkrieg abzulenken. Auch heute bedienen sich Politiker dieser Technik, um ihr Gesicht zu wahren und andere zu diskreditieren. Erinnern wir uns beispielsweise an Donald Trumps Wahlkampf. Jedes Mal, wenn er kritisiert wurde, konterte er, indem er Hillary Clinton wegen ihrer E-Mail-Affäre angriff. Trotz der Vielzahl an Skandalen, die Trump beinahe wöchentlich produzierte, blieb vor allem der Begriff "crooked Hillary" - die unehrliche Hillary Clinton - im Gedächtnis haften.

Mit Whataboutism wird häufig die Berechtigung zur Kritik infrage gestellt und der Vorwurf von Doppelmoral kommt auf. Wenn beispielsweise ein Raucher einem anderen sagt, Rauchen sei ungesund und der ihm dann vorwirft, selbst zu rauchen, ändert das nichts an der Tatsache, dass der Raucher mit seiner Aussage recht hat. 

Ein häufig gehörtes Argument in der Debatte zum Klimawandel bedient sich auch des Whataboutism: Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels im eigenen Land seien weniger effektiv, wenn andere Länder nicht mitziehen. Das ist prinzipiell nicht falsch, dennoch verlagert es den Fokus weg vom eigentlichen Problem, nämlich den Maßnahmen im Inland.

Wie erkennt man Whataboutism?

Um Whataboutism vermeiden zu können, muss man ihn zuerst erkennen. Die rhetorische Strategie ist in verschiedenen Kontexten anzutreffen, sei es in politischen Debatten, in den sozialen Medien oder auch in persönlichen Unterhaltungen. Das Muster dieses Arguments folgt generell zwei Schritten: Zunächst wird die moralische Legitimität der ursprünglichen Behauptung durch eine Gegenfrage in Frage gestellt (Schritt 1). Dadurch wird indirekt impliziert, dass die ursprüngliche Behauptung falsch oder zumindest unangebracht ist (Schritt 2), und soll somit aus der Diskussion ausgeschlossen werden. In persönlichen Gesprächen ist Whataboutism anhand der folgenden Merkmale leicht zu erkennen:

  1. Ablenkung vom Thema: Jemand stellt plötzlich eine andere Frage oder spricht ein völlig anderes Thema an, um von der ursprünglichen Diskussion abzulenken.
  2. Relativierung der ursprünglichen Behauptung: Das Gegenargument oder ein vergleichbares Beispiel hat nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Eingangsargument oder Thema zu tun. Zudem kann es schwierig sein, zum Ausgangsthema zurück zu finden, da immer wieder ausgewichen wird.
  3. Angriff auf die Person statt auf die Aussage: Wenn die Antwort darauf hinausläuft, die Moral oder Glaubwürdigkeit des Sprechers infrage zu stellen, anstatt sich mit dem eigentlichen Inhalt der Aussage auseinanderzusetzen, deutet dies auf Whataboutism hin.
  4. Fehlen einer konstruktiven Diskussion: Whataboutism zielt oft darauf ab, eine produktive Diskussion zu verhindern, indem der Fokus auf Nebensächlichkeiten oder Randthemen gelenkt wird, anstatt das Hauptthema zu behandeln. 

Wenn ihr mit euren Schüler:innen üben wollt, wie man Whataboutism erkennt, bietet es sich an, Reden von Politiker:innen zu analysieren oder die Argumente politischer Debatten oder Talkshows beispielsweise auf YouTube zu analysieren und im Plenum zu diskutieren. In Gruppenarbeit könnt ihr eure Klasse bessere Argumente oder Formulierungen finden lassen und somit den Diskurs und eigenständiges Denken anregen. Dabei solltet ihr unbedingt vermitteln, dass nicht jede Abweichung vom Thema gleich Whataboutism sein muss. Konstruktive Abweichungen können das Thema auch weiterführen und eine neue Perspektive erschließen. 

Richtig reagieren

Whataboutism hemmt die Debatte und ist nicht zielführend für den sachlichen Diskurs. Damit sich eine Diskussion daher nicht im Kreis dreht, ist es wichtig, auf der Sachebene zu bleiben und sich wieder auf das Ursprungsthema zu fokussieren. Es ist legitim, dem Gegenbeitrag im Kern zuzustimmen, jedoch anzumerken, dass er dennoch nicht zielführend für die Diskussion ist. Sinnvoll wäre es zum Beispiel, vorzuschlagen, dass man das Thema zu einem anderen Zeitpunkt aufgreift oder separat diskutiert. 

Falls dem Gegenargument nicht zugestimmt wird oder es schlicht falsch ist, solltet ihr das am besten immer mit einer Quelle belegen können und auch darum bitten, die Urpsrungsdiskussion weiterzuführen. Ihr solltet jedoch darauf vorbereitet sein, dass anstelle des eigentlichen Themas der Wahrheitsgehalt des Arguments weiterdiskutiert wird. 

Vor allem im Sozialkunde- oder Politikunterricht bieten sich Debatten hervorragend an, um eine Unterrichtsstunde zum Thema Whataboutism zu gestalten. Dabei habt ihr freie Wahl, was die Themen angeht, jedoch bietet sich entweder ein aktuelles politisches, nachrichtlich präsentes Thema an oder eines, das ihr mit eurer Klasse schon behandelt habt. Lasst die Schüler:innen dazu kleine Teams bilden, Argumente sammeln und dann debattieren. Im Nachhinein kann die Debatte ausgewertet und die Argumente analysiert und eventuell verbessert werden. Infolgedessen könnt ihr eure Schüler:innen für Whataboutism sensibilisieren und ihre Diskussionsfähigkeiten stärken. 

Whataboutism in den sozialen Medien

Whataboutism beschränkt sich heutzutage nicht nur auf Politdebatten oder Talkshows, auch in den sozialen Medien erleben wir ihn ständig – sei es in Kommentarspalten unter Beiträgen auf Plattformen wie Facebook oder Instagram oder in Form von Memes. Wenn Whataboutisten Missstände nur mit anderen Missständen kontern und dabei Fakten und Meinungen vermischen, bleibt am Ende wenig Positives übrig und die Welt erscheint in einem dystopischen Licht. Dabei ist es eigentlich ärgerlich zu sehen, wie viel Zeit wir online damit verbringen, uns mit Menschen zu streiten, die uns eigentlich egal sind, über Themen, die wir am nächsten Tag bereits vergessen haben. Und oft genug haben wir dabei selbst zum Whataboutismus gegriffen und wollten mit dem Totschlagargument als vermeintlicher “Sieger” vom Platz gehen. In den meisten Fällen gilt allerdings: Wer mit solchen Totschlagargumenten kommt, will meistens gar nicht wirklich diskutieren, sonder eher vom eigenen Fehlverhalten oder Unwissenheit ablenken. 

Whataboutism im Kampf gegen Rassismus

Nachdem wir nun die Definition und die verschiedenen Erscheinungsformen des rhetorischen Mittels betrachtet haben, ist es wichtig, diese Diskussion auf ein spezifisches und drängendes Thema zu lenken: Whataboutism im Kontext von Rassismus. In den sozialen Medien und in öffentlichen Diskursen wird Whataboutism oft als Mittel eingesetzt, um Diskussionen über Rassismus zu entkräften oder abzulenken. Anstatt die zugrunde liegenden Probleme anzuerkennen und anzugehen, werden Vergleiche zu anderen Themen oder Ereignissen gezogen, um die Bedeutung oder Dringlichkeit von Rassismus herunterzuspielen.

In Gesprächen über die Benachteiligung von Minderheiten in unserer Gesellschaft hört man oft Argumente, die auf noch größere Probleme anderer Minderheiten in anderen Kulturen oder viel schlimmere Zustände in der Vergangenheit hinweisen. Wer das macht, hat zwar recht, lenkt allerdings nicht nur von der eigentlichen Problematik ab, sondern macht diese auch noch klein und kehrt sie unter den Teppich.  

Workshops sind mittlerweile ein wichtiges bildungspolitisches Instrument geworden. RISE berichtet über das Thema Whataboutism im Zusammenhang mit Rassismus in einem eintägigen Workshop im Juni 2021 mit einer Gruppe FSJler:innen zwischen 17 und 20 Jahren. Dabei stellte sich heraus, dass es für weiße Menschen oft schwer ist, einerseits Rassismus von anderen Diskriminierungsformen zu unterscheiden und andererseits den Rassismus in ihren eigenen Aussagen zu erkennen. Céline Barry, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle bei Each One Teach One (EOTO e. V.) erzählte in einem Interview mit der Zeit: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass weiße Deutsche in Abwehrhaltung gehen, sobald das Wort Rassismus fällt. Sobald man von Rassismus spricht, stellen sich die Leute selbst als Opfer dar, das zu Unrecht beschuldigt wurde. Als Sozialwissenschaftlerin kann ich mir dieses Verhalten strukturell erklären. Es geht darum, die eigene Macht aufrechtzuerhalten.”

Neben der Herausforderung für weiße Jugendliche, ihren eigenen Alltagsrassismus zu erkennen, fällt beim Workshop auch auf, dass Whataboutism als Abwehrstrategie angewendet wird. Teilnehmer:innen greifen oft zu dazu, um von der Diskussion über strukturellen Rassismus abzulenken und stattdessen auf vermeintliche eigene Diskriminierungserfahrungen zu verweisen. Dies zeigt, dass die Auseinandersetzung mit Rassismus oft mit einer Art Verteidigungsmechanismus einhergeht, der darauf abzielt, die eigene Gruppe zu entlasten und die Diskussion zu delegitimieren. Gelernte Whataboutismus-Argumentationen sind oft tief in Denk- und Erzählmustern verankert. Unbewusst reproduziert man so Alltagsrassismus. Es bedarf viel intensiver Reflexion und Austausch, um dieses Problem zu überwinden. Umso wichtiger ist es, Jugendliche nicht nur über Rassismus aufzuklären, sondern auch dazu zu befähigen, aktiv gegen ihn vorzugehen und für eine gerechtere Gesellschaft einzutreten. 

RISE stellt dazu ausführliche Begleitmaterialien für eine ganze Unterrichtsstunde zur Verfügung, die ihr in eurem Unterricht verwenden könnt, um beispielsweise im Geschichts- oder Politikunterricht auf Whataboutism im Zusammenhang mit Rassismus aufmerksam zu machen und wertvolle Diskussionen anzuregen. 

Habt ihr das Thema Whataboutism schon mal im Unterricht behandelt? Oder habt ihr noch Vorschläge, wie man das Thema gut in den Unterricht integrieren kann? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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München. Dass die Chancen, in Deutschland ein Gymnasium zu besuchen, stark vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern abhängen, ist bereits bestens bekannt. Eine neue Studie des ifo-Instituts in München hat jetzt auch die Unterschiede in den einzelnen Bundesländern ermittelt. Demnach ist die Chancengleichheit in Bayern und Sachsen bundesweit am geringsten, während Kinder in Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz weniger stark auf gut situierte und gebildete Eltern angewiesen sind.

Die Studie verglich die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus weniger privilegierten Familien, in denen weder ein Elternteil das Abitur hat noch die Familie zum oberen Viertel der Haushaltseinkommen gehört, mit der Wahrscheinlichkeit für Kinder aus begünstigten Verhältnissen, bei denen mindestens ein Elternteil Abitur hat oder die Familie zum oberen Einkommensviertel zählt.

Dabei lässt sich grundsätzlich feststellen: Die Chancenungleichheit ist in allen Bundesländern stark ausgeprägt. 

Deutschlandweit besuchen 26,7 Prozent der Kinder mit niedrigerem Hintergrund ein Gymnasium, mit höherem Hintergrund sind es 59,8 Prozent. Die Chance auf einen Gymnasialbesuch bei niedrigerem Hintergrund ist also nicht einmal halb so groß wie bei höherem Hintergrund.

In Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz liegt das Chancenverhältnis mit Werten zwischen 52 und 54 Prozent jedoch signifikant über dem Bundesdurchschnitt von 44,6 Prozent. In Bayern fällt der Wert mit 38,1 Prozent bundesweit am niedrigsten aus, gefolgt von Sachsen (40,1 Prozent) und Bremen (41,5 Prozent).

“Das große Ausmaß der Ungleichheit der Bildungschancen ist zum Glück nicht unumstößlich. Politische Maßnahmen könnten Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gezielt fördern, am besten schon im frühkindlichen Alter”, sagt Florian Schoner, Mitautor der Studie. Wichtige Ansatzpunkte seien eine gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lagen, eine datenbasierte Sprachförderung sowie Mentoring-Programme. Schließlich könnte auch eine spätere schulische Aufteilung etwas an der ungleichen Chancenverteilung ändern. “Interessanterweise sind Berlin und Brandenburg die einzigen Länder, in denen die Kinder erst ab der 7. Klasse auf das Gymnasium wechseln”, fügt Wößmann an.

Die Datenbasis für die Studie ist der Mikrozensus 2018 und 2019. Für eine Stichprobe von 102.005 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren liefert er Informationen über den Gymnasialbesuch und den familiären Hintergrund. Die Fallzahlen reichen von 947 Kindern in Bremen bis 23.022 in Nordrhein-Westfalen.

“Selbstverständlich ist es nicht für jedes Kind die beste Bildungsentscheidung, auf ein Gymnasium zu gehen. Aber die Chance darauf sollte nicht von der Herkunft des Kindes abhängen”, heißt es in der Studie. Zudem stelle der Gymnasialbesuch ein aussagekräftiges Maß für die sozialen und wirtschaftlichen Chancen eines Kindes dar. “Nach erfolgreichem Abschluss des Gymnasiums eröffnet das Abitur den Zugang zum Hochschulwesen und ermöglicht somit Bildungswege, die mit wohlstandsbringenden Berufsaussichten verbunden sind. Tatsächlich verdienen Menschen mit Abitur im Durchschnitt monatlich netto 42 Prozent mehr als Menschen ohne Abitur”.

Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert in Reaktion auf die Studie eine längere Zeit des gemeinsamen Lernens. “Die Chancengleichheit in der Bildung erhöht sich, wenn die Schülerinnen und Schüler mindestens bis zur 10. Klasse zusammen lernen. Das zeigt das Beispiel der skandinavischen Staaten. Je weniger Selektion, desto besser kann jedes Kind seine Bildungspotenziale entwickeln”, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Montag mit Blick auf die Ergebnisse der Studie. Die Untersuchung untermauere einmal mehr den engen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozioökonomischer Herkunft der Kinder.

“Die KMK muss sich endlich ernsthaft damit befassen, das längere gemeinsame Lernen in den Mittelpunkt ihrer Planungen zu stellen”, so der Vorschlag der Gewerkschafterin: “In den Bundesländern, die Gesamt- und Gemeinschaftsschulen mit der Möglichkeit ein Abitur zu machen oder eine sechsjährige Grundschule vorhalten, sind die Bildungschancen auch für benachteiligte Schülerinnen und Schüler sehr viel besser”, unterstrich Bensinger-Stolze.

Scharfe Kritik an der Studie kam vom Deutschen Philologenverband. “Es ist äußerst bedenklich, wenn ausgerechnet ein Wirtschaftsforschungsinstitut mit Daten von gestern eine leistungsvergessene Schulpolitik für morgen gestalten will!”, sagte DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Die Daten des Mikrozensus aus der Zeit vor der Corona-Pandemie seien nicht mehr repräsentativ. Außerdem würden die Forschenden den Bildungserfolg ausschließlich auf sozioökonomische Faktoren und den Bildungsabschluss der Eltern reduzieren und die Schülerleistung außen vor lassen. “Nicht Bayern und Sachsen liegen beim ‚Länderranking‘ oben, sondern Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz wird die relativ gerechteste Verteilung von Bildungschancen von Kindern mit verschiedenen familiären Hintergründen in Deutschland attestiert. Interessanterweise findet sich angesichts des von der Studie attestierten höchsten Ranges für Berlin für dessen relative Bildungsgerechtigkeit das bemerkenswerte Detail, dass genau dort die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit ‚höherem Hintergrund‘ ein Gymnasium besuchen, am höchsten von allen Bundesländern ist und dort knapp 70 Prozent (68,9 Prozent) beträgt”, so Lin-Klitzing.

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Paris. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat eine Studie vorgestellt, die zeigt, dass ein gezielter Einsatz von Smartphones im Unterricht den Lernerfolg steigern kann. Die Studie warnt jedoch auch vor unkontrollierter Nutzung, die zu signifikanten Lernrückständen führen kann. Schüler:innen, die ihre Mobilgeräte gezielt für das Lernen verwenden würden, erzielten bessere Ergebnisse als solche, die während des Unterrichts durch private Nutzung abgelenkt wurden.

Die OECD-Studie offenbart, dass Schüler:innen, die während des Unterrichts durch private Handynutzung abgelenkt werden, einen Lernrückstand von bis zu drei Vierteln eines Schuljahres anhäufen können. Dies unterstreiche die Notwendigkeit, Handys verantwortungsbewusst und gezielt einzusetzen. Im Mathematikunterricht beispielsweise geben im Schnitt 65 Prozent der Schüler:innen an, vom Handy abgelenkt zu werden, was die Konzentration und damit den Lernerfolg erheblich beeinträchtige.

Die durchschnittliche Zeit, die Jugendliche während eines Unterrichtstages an digitalen Geräten verbringen, in Relation zu ihren Leistungen in Mathematik. (Quelle: Students, digital devices and success)

Trotz bestehender Verbote nutzten viele Jugendliche heimlich ihre Smartphones im Unterricht oder in der Schule. Die OECD rät daher von strikten Handyverboten ab und empfiehlt stattdessen, Benachrichtigungen während des Unterrichts zu deaktivieren, um Ablenkungen zu reduzieren. Die Studie zeigt, dass ein generelles Verbot nicht die gewünschte Wirkung zeigt, da Schüler:innen oft trotzdem ihre Handys nutzen.

Die Untersuchung beleuchtet auch die psychologischen Effekte der ständigen Erreichbarkeit. In Frankreich berichteten 43 Prozent der Schüler:innen von Stresssymptomen, wenn sie nicht auf ihr Telefon zugreifen können, was sich negativ auf ihre Leistung auswirkt. Diese Schüler erzielten schlechtere Leistungen, waren weniger zufrieden mit ihrem Leben, hatten ihre Emotionen weniger gut unter Kontrolle und waren weniger stressresistent.

Die OECD-Studie betont die Wichtigkeit des gleichberechtigten Zugangs zu digitalen Lernwerkzeugen und rät deshalb von einem generellen Handyverbot ab. Stattdessen sollten pädagogische Ansätze gefördert werden, die den verantwortungsbewussten Einsatz von Handys unterstützen. Die Studie empfiehlt, politische Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass alle Schüler:innen, unabhängig von ihrem Wohnort oder sozioökonomischen Hintergrund, gleichen Zugang zu diesen wichtigen Lerninstrumenten haben.

Handyverbote in Deutschland: Eine fortwährende Diskussion

In Deutschland wird die Frage nach Handyverboten an Schulen weiterhin intensiv und kontrovers diskutiert. Die Debatte dreht sich um die Digitalisierung des Bildungswesens und die Rolle, die Smartphones dabei spielen sollten. Während einige Bundesländer wie Bayern strikte Regeln eingeführt haben, die die Nutzung von Mobiltelefonen auf Notfälle und Unterrichtszwecke beschränken, setzen andere auf individuelle Lösungen der Schulen, wie etwa "Handyzonen". Die gesetzliche Lage ist komplex, da ein flächendeckendes Verbot in die persönlichen Freiheitsrechte eingreifen könnte. Studien wie PISA zeigen ein gemischtes Bild: Einige Jugendliche nutzen ihre Handys in der Schule kaum, andere wiederum mehrere Stunden täglich. Mehr Informationen zur Handynutzung während der Schule fasst dieser Artikel des Schulportals zusammen. 

Handyverbote im internationalen Kontext

Im Ausland gehen einige Länder wie England und die Niederlande einen Schritt weiter und wollen flächendeckende Handyverbote an Schulen einführen, um Ablenkungen zu minimieren und Mobbing zu bekämpfen. Die britische Regierung plant beispielsweise, ein Verbot für das Mitbringen von Smartphones in Schulen einzuführen, stößt jedoch auf Kritik von Lehrerverbänden, die das Verbot für "nicht durchsetzbar" und zweifelhaft wirksam halten. Die anhaltende Debatte spiegelt die internationale Besorgnis über die Auswirkungen von Smartphones auf die Lernumgebung wider, obwohl die Effektivität von Handyverboten weiterhin Gegenstand von Debatten und Studien bleibt.

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  • Lin-Klitzing: „Mit Daten von gestern darf keine leistungsunabhängige Schulpolitik für morgen gemacht werden!“
  • Narrativ der Autoren ist leistungsvergessen und wirtschaftsfeindlich

Mit großer Irritation reagiert der Deutsche Philologenverband (DPhV) auf die aktuelle Studie des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. In „Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer“ stellen die Autoren fest, dass Bildungschancen in Berlin und Brandenburg höher seien als etwa in Bayern oder Sachsen. Dabei schneiden Letztgenannte seit Jahren in Leistungsvergleichen wesentlich besser ab als die vermeintlichen Gewinner.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es ist äußerst bedenklich, wenn ausgerechnet ein Wirtschaftsforschungsinstitut mit Daten von gestern eine leistungsvergessene Schulpolitik für morgen gestalten will!“

Im Detail führt Lin-Klitzing weiter aus: „Ludger Wößmann und die Ko-Autoren der genannten Studie beziehen sich im Mai 2024 auf Daten des Mikrozensus von 2018/2019, also auf Daten aus Vor-Corona-Zeiten und stellen daraus abgeleitet aktuelle Maßnahmen für mehr sog. Chancengerechtigkeit vor. Sie reduzieren in ihren Forschungsergebnissen den potenziellen Bildungserfolg oder -misserfolg der Schüler und Schülerinnen ursächlich auf zwei Faktoren, nämlich ausschließlich auf den sozioökonomischen Hintergrund der Eltern und deren Schulabschluss. Das relevante Kriterium für Bildungserfolg ist bei ihnen ausschließlich der Besuch eines Gymnasiums. Sie bewerten damit konsequent sämtliche Ausbildungsberufe und die ihnen zugrunde liegenden Bildungsabschlüsse als nicht-erfolgreiche Bildungsbeteiligung. Gerade angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung von Ausbildungsberufen und Handwerk eine für ein Institut für Wirtschaftsforschung erstaunlich einseitige – oder besser abseitige – Interpretation von Bildungserfolg. Obwohl der Mikrozensus von 2018/2019 nur leistungsunabhängige Daten liefert, können oder wollen die Autoren und Autorinnen keine aktuellen Bildungsstudien zum Vergleich für ihr Bundesländerranking hinzuziehen. Unter konsequenter Ausblendung eines Ansatzes, der auch die Leistungen der Schüler und Schülerinnen in den Blick nimmt, kommen sie im Unterschied, beispielsweise zu den aktuelleren IQB-Bildungsstudien, die die für Bildung und Teilhabe relevanten Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler erheben, denn auch zu einem konträren Ergebnis: Nicht Bayern und Sachsen liegen beim ‚Länderranking‘ oben, sondern Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz wird die relativ gerechteste Verteilung von Bildungschancen von Kindern mit verschiedenen familiären Hintergründen in Deutschland attestiert. Interessanterweise findet sich angesichts des von der Studie attestierten höchsten Ranges für Berlin für dessen relative Bildungsgerechtigkeit das bemerkenswerte Detail, dass genau dort die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit ‚höherem Hintergrund‘ ein Gymnasium besuchen, am höchsten von allen Bundesländern ist und dort knapp 70 Prozent (68,9 Prozent, s. S. 5) beträgt.“

Der Deutsche Philologenverband geht davon aus, dass mit der für diesen Zweck ausgewählten Datengrundlage des Ifo-Instituts ein eher unscharfer Blick auf die Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern in der Vor-Coronazeit geworfen wird und dass die daraus geschlussfolgerten Maßnahmen des gewählten wissenschaftlichen Unterbaus in seiner beschriebenen Engführung nicht bedurften.

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Berlin. Die CDU hat auf ihrem Bundesparteitag in Berlin ihr viertes Grundsatzprogramm beschlossen. Mit dem rund  70 Seiten langen Programm unter dem Titel “In Freiheit leben. Deutschland sicher in die Zukunft führen”, das am vergangenen Dienstag endgültig verabschiedet wurde, will die Partei  sich inhaltlich erneuern und ihr konservatives Profil schärfen. Parteichef Friedrich Merz betonte, dass das neue Grundsatzprogramm als “Selbstvergewisserung” nach innen und den Wählern als überzeugendes Angebot dienen soll. “Wir müssen wissen, wer wir sind, wo wir stehen, was wir wollen”, so Merz. Was ist auf dem Gebiet der Bildung geplant?

Für Schule und Hochschule setzen die Christdemokraten in dem Programm ihren Fokus stark auf die Entfaltung der Individualität jedes einzelnen Menschen unabhängig von seiner Herkunft. Die CDU betont Werte wie Leistung, Offenheit, Toleranz und Vielfalt als Grundpfeiler ihres Bildungsideals und setzt auf die Förderung eines inklusiven Bildungssystems, das die verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schüler:innen berücksichtigt. Bildung solle allen Menschen ermöglichen, ihre Fähigkeiten voll zu entfalten und ein selbstbestimmtes Leben zu führen, in dem sie ihren Platz in der Gesellschaft finden können. “Ungeachtet seiner Herkunft hat jedes Kind das Recht auf die bestmögliche Chance. Niemand soll bevorzugt oder benachteiligt werden.”

Des Weiteren hebt die CDU die elterliche Erziehungsverantwortung hervor und betont die Bedeutung der Rolle der Eltern in der Erziehung und Bildung ihrer Kinder. Dabei setzt sie auf eine Erziehungspartnerschaft zwischen Bildungseinrichtungen und Eltern. 

Die CDU strebt “gleiche Startchancen für alle” an und verdeutlicht die Wichtigkeit von “der Leistungsbereitschaft des Einzelnen” und individueller Förderung. Durch ein differenziertes Bildungsangebot soll jede:r Schüler:in die Möglichkeit haben, die jeweiligen Talente bestmöglich auszuleben, unabhängig von der sozialen Herkunft. “Jeder muss die Chance haben, seine Talente, Fähigkeiten und Begabungen bestmöglich zu entfalten und einzubringen. Wir setzen auf Leistung. Nur so kann Aufstieg unabhängig von der sozialen Herkunft gelingen.” Die Partei strebt ein “auf die individuelle Lernausgangslage passendes Lernangebot” und eine “individuelle Ressourcenzuweisung” an. Dazu zähle neben dem gegliederten Schulsystem, auch freie und private Schulträger, die Begabtenförderung sowie Inklusion durch Förder- und Ganztagsschulen. 

Im Grundsatzprogramm wird die Forderung nach einer Verbesserung der Koordination und Vergleichbarkeit der Schulsysteme durch ein Kooperationsgebot zwischen den Bundesländern und eine Neugestaltung der Kultusministerkonferenz laut. Mehr Verbindlichkeit, Effizienz und eine verbesserte Vergleichbarkeit von Schulformen und -abschlüssen sei gefordert.  

Unter dem Motto “Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft” will die CDU außerdem die Bildungsinvestitionen mindestens auf das Niveau des OECD-Durchschnitts anheben, unabhängig von der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. 

Mit der verpflichtenden Einführung institutionenübergreifender Bildungspläne sollen Kindergärten und Grundschulen näher zusammengebracht werden und die frühe Bildung insbesondere in sozialen Brennpunkten bundesweit gestärkt werden. Anknüpfend daran soll laut Programm das Erlernen der Bildungssprache Deutsch priorisiert werden. Dazu soll ein einheitlicher und verpflichtender Sprachtest im Alter von vier Jahren durchgeführt werden. 

Neben den Grundlagen Lesen, Schreiben und Rechnen, auf denen vor allem in den ersten Jahren der Fokus liegen sollte, betont die CDU in ihrem Grundsatzprogramm die Bedeutung der Vermittlung von Werten und sozialen Kompetenzen. Die Achtung vor Demokratie und Rechtsstaat müsse immer wieder Teil des Unterrichts sein. Bildung sollte vielfältige demokratische Meinungen repräsentieren, ohne dabei überwältigend zu sein. Politische und historische Bildung sei unverzichtbar und stärke die Widerstandsfähigkeit gegen Extremismus. Weiter wolle die CDU sich dafür einsetzen, dass Religion in allen Bundesländern zum Pflichtfach wird.  

Die CDU erkennt die Chancen der Digitalisierung in der Bildung an und hebt die Bedeutung von Medienkompetenz hervor. Gleichzeitig wird jedoch darauf hingewiesen, dass Präsenzunterricht Priorität hat und digitale Lerninstrumente den Unterricht lediglich ergänzen sollen. Mehr in den Fokus sollen die Fächer Wirtschaft und Recht rücken, da sie als Grundlage für wirtschaftliches Denken und Handeln dienen. 

Als weitere Kernpunkte des Programms im Bereich der Bildung führt die CDU die Stärkung der dualen Ausbildung an. Sie soll denselben Wert wie akademische Berufe erhalten. Abschlüsse wie Meister, Fachwirt, Techniker oder Bachelor Professional sollen gleichwertig zur akademischen Ausbildung sein. Mit dem Ziel, dass jeder junge Erwachsene einen Berufsabschluss macht, geht die Förderung von modernen Berufsschulen und der deutschlandweiten und internationalen Mobilität von Auszubildenden einher. Gleichzeitig solle die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt weiterhin verbessert werden.

Um die Qualität von Forschung, Studium und Lehre zu gewährleisten, sei außerdem laut Grundsatzprogramm eine zuverlässig gewährte finanzielle Ausstattung von Hochschulen und ein verbessertes Wohnraumangebot unabdingbar. Die CDU will das elternabhängige BAföG als Sozialleistung, die KfW-Studienkredite und die Begabtenförderwerke stärken. Zudem wurde die Bedeutung des lebenslangen Lernens hervorgehoben, weshalb die Partei einen Ausbau der beruflichen Weiterbildung anstrebt.

Insgesamt zeigt das Grundsatzprogramm der CDU zum Thema Bildung eine Verpflichtung zur Förderung von Chancengleichheit und Vielfalt. Schon eine erste veröffentlichte Fassung des Programms hatte laut Merz “ein überraschend großes und positives öffentliches Echo gefunden.” Das neue nun verabschiedete Grundsatzprogramm stehe laut Partei ganz im “Geist von Freiheit, Sicherheit, Aufbruch und Zusammenhalt.”

Die Bildungspolitik der CDU spiegelt ihre konservativen und wirtschaftsliberalen Grundsätze wider. Laut Merz soll das Papier den Kurs für die kommenden zehn Jahre vorgeben. Die CDU wolle wieder sichtbar konservativer werden, man wolle verhindern, „in so einem Einheitsmittebrei übersehbar zu werden“, so Politikwissenschaftlerin Ursula Münch. Die bildungspolitischen Maßnahmen und Reformen spiegeln dies wider und stellen einen Balanceakt zwischen Bewahrung konservativer Werte und Erneuerung dar.

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München. Der Bildung im Freistaat steht eine große Veränderung bevor: Im Jahr 2025 werden an den meisten bayerischen Gymnasien keine Abiturprüfungen stattfinden. Dies ist eine Folge der Umstellung von G8 auf G9, wobei der letzte G8-Jahrgang 2024 sein Abitur macht und der erste G9-Jahrgang erst 2026 folgt. Die Zahl der Abiturient:innen wird von etwa 34.000 in diesem Jahr auf voraussichtlich 5.000 im Jahr 2025 sinken.

Bayern ist nicht das einzige Bundesland, das zum neunjährigen Gymnasium zurückkehrt. Die Entwicklung ist Teil eines bundesweiten Trends, bei dem mehrere Bundesländer die Entscheidung getroffen haben, vom achtjährigen Gymnasium wieder zu G9 zu wechseln. In Baden-Württemberg hat der Landtag einen Volksantrag für die Rückkehr zu G9 zwar abgelehnt, dennoch wird das Bundesland voraussichtlich zum Schuljahr 2025/26 G9 wieder einführen. Auch im Saarland ist man nach der Pandemie zum Schuljahr 2023/24 zu G9 zurückgekehrt.

Die Rückkehr zu G9 wurde 2017 im Rahmen der G9-Reform und des Bildungspakets beschlossen und war das Ergebnis eines umfassenden Dialogs mit Lehrkräften, Schulleitungen und Elternvertretungen. Die Umstellung soll den Schüler:innen mehr Zeit für ihre persönliche und akademische Entwicklung geben. Im Jahr 2025 werden nur diejenigen ihre Abiturprüfungen ablegen, die entweder als “Überspringer:innen” die 11. Klasse übersprungen haben oder in diesem Jahr durchgefallen oder zurückgetreten sind. Es besteht zukünftig trotz G9 die Möglichkeit, die elfte Klasse auszulassen und weiterhin in acht Jahren zum Abitur zu kommen.

Trotz der erwarteten geringeren Anzahl an Abiturient:innen im Jahr 2025 sieht Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) keine negativen Auswirkungen auf die Universitäten und Hochschulen des Bundeslandes. Die Studierendenzahlen in Bayern befinden sich auf einem Rekordhoch, und es wird erwartet, dass die Hochschulen auch weiterhin stark nachgefragt werden. Interessanterweise kommen nur etwa ein Drittel der Studienanfänger:innen an bayerischen Hochschulen von bayerischen Gymnasien. Die Mehrheit der Studierenden erwirbt ihre Hochschulzugangsberechtigung über andere Bildungswege, wie berufliche Qualifikationen oder Schulen aus anderen Bundesländern und dem Ausland.

Für die Schüler:innen, die 2025 das Abitur ablegen, hat das bayerische Kultusministerium zusammen mit Vertreter:innen der Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen ein Sicherheitsnetz geschaffen. An etwa 100 Gymnasien im Freistaat wird das Abitur stattfinden. Die Herausforderung besteht darin, dass die Schulwege länger und die Plätze begrenzt sein könnten. Unter den 100 Gymnasien sind auch 45 Schulen, die bereits seit 2015 das G9 im Rahmen eines Pilotversuchs anbieten. Trotz der geringen Durchfallquote im Abitur, die in Bayern regelmäßig unter fünf Prozent liegt, ist das Durchfallen in diesem Jahr besonders problematisch.

Diejenigen, die das Abitur nicht bestehen, müssen nicht nur ein Jahr wiederholen, sondern auch darauf hoffen, dass das Auffanggymnasium die richtigen Kurse anbietet. Glücklicherweise können die Schüler:innen drei von fünf Abiturfächern wählen, wobei Mathematik und Deutsch Pflicht sind. Das Kultusministerium versichert: “An ausgewählten Standorten wird auch im Schuljahr 2024/2025 eine Abiturprüfung nach den Bestimmungen des G8 durchgeführt werden”.

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Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt der Kultusministerkonferenz (KMK) vor, das Thema „Längeres gemeinsames Lernen aller Kinder und Jugendlichen“ auf die politische Tagesordnung zu setzen. „Die Chancengleichheit in der Bildung erhöht sich, wenn die Schülerinnen und Schüler mindestens bis zur 10. Klasse zusammen lernen. Das zeigt das Beispiel der skandinavischen Staaten. Je weniger Selektion, desto besser kann jedes Kind seine Bildungspotenziale entwickeln“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Montag mit Blick auf die Ergebnisse der Studie „Ungleiche Bildungschancen“ des ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, die heute veröffentlicht worden ist. Die Untersuchung untermauere einmal mehr den engen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozioökonomischer Herkunft der Kinder. So seien die Chancen benachteiligter Kinder, ein Gymnasium zu besuchen, nicht einmal halb so groß wie die der Kinder, deren Eltern Abitur haben oder zu der Gruppe mit einem hohen Haushaltseinkommen zählen. „Damit hinkt Deutschland europaweit mit Blick auf die Ausschöpfung der Bildungspotenziale der Kinder und Jugendlichen weit hinterher. Wenn unser rohstoffarmes Land zukunftsfähig bleiben will, müssen wir die Bildungschancen aller dringend verbessern“, betonte Bensinger-Stolze.

„Die KMK muss sich endlich ernsthaft damit befassen, das längere gemeinsame Lernen in den Mittelpunkt ihrer Planungen zu stellen“, so der Vorschlag der Gewerkschafterin: „In den Bundesländern, die Gesamt- und Gemeinschaftsschulen mit der Möglichkeit ein Abitur zu machen oder eine sechsjährige Grundschule vorhalten, sind die Bildungschancen auch für benachteiligte Schülerinnen und Schüler sehr viel besser“, unterstrich Bensinger-Stolze. „Zudem sind flankierende Maßnahmen notwendig: Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr und bessere Sprachförderung sowie eine stärkere Unterstützung armer Familien und der Schulen, die unter schwierigen sozialen Bedingungen arbeiten. Für diese Aufgaben müssen zusätzliche Gelder bereitgestellt werden, die gezielt nach Sozialindex – und nicht mit der Gießkanne – verteilt werden.“  Die GEW-Schulexpertin sieht sich bei ihrem Vorschlagspaket durch die Ergebnisse der Studie und deren Handlungsempfehlungen bestätigt.

Info: Die Daten der neuen ifo-Studie „Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer“ zeigen, dass die Chance auf einen Gymnasialbesuch der Kinder bei einem niedrigeren sozioökonomischen Hintergrund der Familien nicht einmal halb so groß (Chancenverhältnis 44,6 Prozent) ist wie bei einem höheren Hintergrund. Die Ungleichheit der Bildungschancen ist in allen Bundesländern sehr stark ausgeprägt, allerdings gibt es von Land zu Land noch einmal große Unterschiede. Die Studie arbeitet heraus, dass sich in den Ländern, die später selektieren, also die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel erst nach der sechsjährigen Primarstufe auf weiterführende Schulen schicken, die Chancen der Kinder und Jugendlichen deutlich verbessern.

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Berlin/Rostock. FUNKE-Tochter raufeld startet den „diggies-Podcast“ zum Thema digitales Unterrichten: Nach dem erfolgreichen Marktstart auf der Bildungsmesse didacta 2024 im Februar und dem positiven Feedback von Lehrkräften und Schulleitungen, gibt es ab jetzt das Neueste von den diggies auch als wöchentlichen Podcast.

  • Aktuelle Ideen und Impulse zum Thema Bildung und Schule: So geht Lernen heute
  • Jeden Dienstag eine neue Folge auf allen gängigen Plattformen
  • Mit den Moderatoren Gert Mengel und Viola Patricia Herrmann sowie spannenden Expertinnen und Experten aus Schule, Unterricht und Bildung

Unter dem Titel „Hey diggies! So geht Lernen heute“ präsentieren die Bildungsexpertin und Lehrerin Viola Patricia Herrmann und Schulleiter und erfolgreicher “Bildungs-Influencer” Gert Mengel von der Don-Bosco-Schule in Rostock Insights und Neuigkeiten aus der Welt von Schule, Unterricht und Bildung. Sie stellen dazu passend neue diggies-Themen vor, mit denen Lehrkräfte im Unterricht sofort starten können und interaktiver Lernspaß endlich einfach wird.

„Die Hörerinnen und Hörer tauchen ein in spannende Gespräche mit Expertinnen und Experten zu den diggies der Woche. Von Mathematik und Demokratie bis hin zu Weltall und KI: Der Podcast bietet Anregungen, die den Unterricht bereichern, neugierig machen und Spaß bringen“, erläutert Viola Patricia Herrmann das Konzept. „Wir bringen unser Publikum auf den neuesten Stand im Bereich der Lernentwicklung und verraten, welche Veranstaltungen im Bereich Bildung auf keinen Fall verpasset werden sollten“, ergänzt Gert Mengel.

Als ersten Gast begrüßen die beiden Sandra Rexhausen. Sie ist bei den diggies verantwortlich für Strategie und Marketing und erläutert die Hintergründe und Ziele des innovativen digitalen Bildungsformates diggies. Weiter geht es mit Gästen wie dem Pädagogen und Bildungsforscher Prof. Dr. Olaf-Axel Burow von der Universität Kassel, dem CEO von GoStudent, Felix Ohswald, dem Programmchef und Moderator von Radio Teddy, Roland Lehmann, und der ehemaligen Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder.

„Hey diggies! So geht Lernen heute“ – den Podcast gibt es ab dem 7. Mai immer dienstags auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

Hier geht es zur aktuellen Folge

Was sind diggies?

diggies sind gemacht, um Lehrkräfte beim Unterrichten zu unterstützen und Schulen zu entlasten. Dafür verwandeln sie Themen des Rahmenlehrplans in fertig vorbereitete Schulstunden, die aktives Lernen fördern und digital begeistern. Sie sind sofort nutzbar mit jedem Gerät und jedem Browser – ohne zusätzliche Software oder Vorkenntnisse. Weitere Informationen gibt es unter diggies.de

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Corona-Einschränkungen hatten keine Auswirkungen auf die Entwicklung mathematischer Kompetenzen von Neuntklässler:innen

Haben Schülerinnen und Schüler im Bereich Mathematik weniger gelernt, weil sie von Schulschließungen während der Corona-Jahre 2020 und 2021 betroffen waren? Diese Frage können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) nun erstmals anhand eines Vergleichs verschiedener Schuljahrgänge beantworten. Aufgrund der langfristigen Anlage des Nationalen Bildungspanels (NEPS) kann die Entwicklung der Mathematikkompetenzen von Jugendlichen von der 7. bis zur 9. Klasse verfolgt werden – und das im Vergleich zweier Jahrgänge, von denen einer die Sekundarstufe mit, der andere ohne Pandemie durchlaufen hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einschränkungen der Corona-Jahre keinen negativen Effekt auf die Mathematikkompetenzen der untersuchten Jahrgänge hatten und bestätigen damit nicht die in diese Richtung gehenden Vermutungen der PISA-Studie und des IQB-Bildungstrends aus dem Jahr 2022.

Befürchtungen einer lebenslangen Benachteiligung der „Generation Corona“, also Schülerinnen und Schüler, die von den Schulschließungen betroffen waren, wurden schon während der Pandemie in drastischen Bildern geschildert. Dass die Einschränkungen tatsächlich deutliche Folgen auf das Lernen hatten, wurde mittlerweile in zahlreichen Studien beschrieben. Auch Ergebnisse aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) zeigten bereits 2021, dass Schülerinnen und Schüler beim Distanzunterricht weniger Zeit in das Lernen investierten. Studien wie der IQB-Bildungstrend und PISA zeigten 2022 deutliche Kompetenzrückstände von Neuntklässlerinnen und -klässlern im Vergleich zu jenen Neuntklässler:innen, die 7 bzw. 3 Jahre zuvor an den jeweiligen Vorläuferstudien teilgenommen haben. Allerdings können die in diesen wiederkehrenden Querschnittstudien gefundenen Unterschiede auch andere Ursachen haben. Sie lassen sich also nicht zuverlässig als Effekte der Corona-Pandemie interpretieren.

Stärke des Nationalen Bildungspanels: Langzeitbegleitung von Kohorten mit und ohne Corona-Einschränkungen

Langzeitstudien wie das NEPS begleiten Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum und können damit Aufschluss über die Lernentwicklung geben. So lassen sich sowohl Veränderungen in der Kompetenzentwicklung über mehrere Schuljahre hinweg dokumentieren als auch Gruppen miteinander vergleichen, die die Schule zu unterschiedlichen Zeiten und unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen durchlaufen haben. Für die aktuelle Studie wurden die Daten von 6.048 Jugendlichen verwendet, die zwischen 2012 und 2015 bzw. zwischen 2018 und 2021 in der Sekundarstufe verschiedener Schulformen waren. In beiden Kohorten wurden mehrmals Kompetenztests durchgeführt. Die Auswirkungen der Schulschließungen auf die mathematische Kompetenzentwicklung können so in einem deutschlandweiten Kohortenvergleich sichtbar gemacht werden. Zur Messung der mathematischen Kompetenzen mussten die Jugendlichen mathematische Zusammenhänge in realitätsnahen Aufgaben erkennen und flexibel anwenden. Die Tests gingen damit über das reine Abfragen von Schulwissen hinaus.

Befürchtungen können nicht bestätigt werden

Die Auswertung der NEPS-Daten bestätigt die Befunde aus wiederkehrenden Querschnittstudien mit Schüler:innen in der Sekundarstufe in Deutschland nicht, im Gegenteil. Die Kompetenzzuwächse von der 7. bis zur 9. Klasse fallen in Mathematik bei beiden Alterskohorten nahezu identisch aus. In beiden Kohorten gibt es in fast gleichen Anteilen Schülerinnen und Schüler mit überdurchschnittlichen bzw. unterdurchschnittlichen Kompetenzwerten. Die Kompetenzen sind in beiden Kohorten im Mittel gleich stark ausgeprägt, unabhängig davon, ob die Kinder Schulschließungen erlebt haben oder nicht. Auch wenn Gruppenunterschiede zwischen Mädchen und Jungen, Schüler:innen an Gymnasien im Vergleich zu Schüler:innen anderer Schulformen und Jugendlichen aus akademischen beziehungsweise nicht-akademischen Elternhäusern berücksichtigt werden, zeigen sich parallele Zuwächse für die verschiedenen Gruppen über die beiden Kohorten hinweg.

„Die Vermutung, dass es durch die Pandemie zu Einbrüchen in den Mathematikkompetenzen der betroffenen Jugendlichen gekommen ist, lässt sich mit den Daten des Nationalen Bildungspanels nicht bestätigen. Obwohl das Lernen in der Pandemie weniger strukturiert war, die Schülerinnen und Schüler weniger Kontakt zu Lehrkräften hatten, mehr auf sich gestellt waren und weniger Zeit in das Lernen investiert wurde, ist der Kompetenzzuwachs in der Sekundarstufe vergleichbar mit dem von Jugendlichen, die ihre Schulzeit normal durchlaufen haben“, fasst Autorin Dr. Lena Nusser die Ergebnisse zusammen. Diese vergleichsweise positiven Ergebnisse gelten für den Bereich Mathematik, oder genauer für mathematische Kompetenzen, wie sie im Rahmen der NEPS-Studie erfasst wurden.

Kompensation durch selbstgesteuertes Lernen?

Ein Grund für die kaum vorhandenen negativen Effekte auf die Leistungsentwicklung könnte darin liegen, dass bei Jugendlichen in der Sekundarstufe die Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen deutlich stärker ausgeprägt ist als beispielsweise bei Grundschülerinnen und -schülern. Die Jugendlichen konnten die Einbußen durch Corona womöglich selbst recht gut kompensieren – zumindest im Bereich Mathematik. Ob die Pandemie in anderen Bereichen, insbesondere emotional und motivational, längerfristige Folgen für die Jugendlichen hat, lässt sich aus den Befunden nicht ableiten. Offen bleibt auch, welche Auswirkungen die Corona-Einschränkungen auf die Kompetenzentwicklung von jüngeren Schülerinnen und Schüler unterhalb der 7. Klasse hatte.

Die Auswertung ist als Transferbericht in der Reihe NEPS Corona & Bildung unter dem Titel „Geringere Lernzuwächse durch coronabedingte Einschränkungen im Bildungsbereich? Ein Kohortenvergleich zu Entwicklungen in der Sekundarstufe“ erschienen. Der Bericht steht hier als Download zur Verfügung.

Über das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) und das Nationale Bildungspanel (NEPS)

Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längsschnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastrukturen für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung.

Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. Weitere Großprojekte, an denen das LIfBi beteiligt oder führend ist, sind die Studie „Bildungswege von geflüchteten Kindern und Jugendlichen“, das Inklusionsprojekt INSIDE sowie Data Literacy, eine Studie zur Erhebung der digitalen und datenbezogenen Kompetenzen der bundesdeutschen Bevölkerung.

Das NEPS besteht aus sieben großen Teilstudien, den sogenannten Startkohorten. Diese umfassen insgesamt mehr als 120.000 getestete und befragte Personen von der Geburt über Ausbildungs- und Erwerbsphase bis hinein in die Nacherwerbsphase sowie Personen aus deren Umfeld, etwa Eltern und pädagogisches Fachpersonal. Die Stichproben der Startkohorten wurden repräsentativ für ganz Deutschland gezogen. Die so erhobenen Daten werden anonymisiert und Bildungsforschenden weltweit zugänglich gemacht. Geleitet wird das NEPS von Prof. Dr. Cordula Artelt vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg.

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Berlin. In einem offenen Brief haben mehr als 300 Professoren und Dozenten mehrerer Berliner Hochschulen die Räumung eines propalästinensischen Protestcamps auf dem Campus der Freien Universität Berlin kritisiert. Das Camp wurde am Dienstag nach wenigen Stunden durch die Polizei geräumt, nachdem die Universitätsleitung die Räumung angeordnet hatte

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger macht die Kritik an der Räumung “fassungslos”. “Statt sich klar gegen Israel- und Judenhass zu stellen, werden Uni-Besetzer zu Opfern gemacht und Gewalt verharmlost”, sagte die FDP-Politikerin der “Bild”-Zeitung. 

In dem Statement schreiben die Unterstützer: “Unabhängig davon, ob wir mit den konkreten Forderungen des Protestcamps einverstanden sind, stellen wir uns vor unsere Studierenden und verteidigen ihr Recht auf friedlichen Protest, das auch die Besetzung von Uni-Gelände einschließt.” Und weiter: “Angesichts der angekündigten Bombardierung Rafahs und der Verschärfung der humanitären Krise in Gaza sollte die Dringlichkeit des Anliegens der Protestierenden auch für jene nachvollziehbar sein, die nicht alle konkreten Forderungen teilen oder die gewählte Aktionsform für nicht geeignet halten.” 

In dem offenen Brief fordern die Unterzeichner die Unileitung dazu auf, “von Polizeieinsätzen gegen ihre eigenen Studierenden ebenso wie von weiterer strafrechtlicher Verfolgung abzusehen”. “Der Dialog mit den Studierenden und der Schutz der Hochschulen als Räume der kritischen Öffentlichkeit sollte oberste Priorität haben - beides ist mit Polizeieinsätzen auf dem Campus unvereinbar. Nur durch Auseinandersetzung und Debatte werden wir als Lehrende und Universitäten unserem Auftrag gerecht”, so das Statement.

Mehrere prominente Wissenschaftler haben den offenen Brief unterzeichnet, darunter die Phi­lo­so­phen Rahel Jaeggi, Eva von Redecker und Robin Celikates, der Historiker Michael Wildt, die Soziologinnen Naika Foroutan und Sabine Hark und der Jurist Maximilian Steinbeis.

“Schock-Brief: Uni-Profs stellen sich hinter Judenhasser-Mob”, titelte anschließend die Bild-Zeitung. Dass es sich bei den Unterstützern der Proteste um Lehrende handele, sei “eine neue Qualität”, erklärte Stark-Watzinger. Gerade sie müssten “auf dem Boden des Grundgesetzes stehen”. Auch Berlins regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, er habe “überhaupt kein Verständnis” für die Verfasser des Briefs. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erklärte gegenüber “Bild”, die Protestierenden würden von “Hass auf Israel und Juden” angetrieben. “Gerade von Hochschuldozenten hätte ich erwartet, dass dies zumindest klar benannt wird, wenn sich schon für diese Form des Protestes eingesetzt wird”, so Schuster.

Für ihre pauschale Verurteilung der Solidarität mit den Protestierenden erntete Stark-Watzinger Kritik aus der wissenschaftlichen Community. “Es widerspricht ihrer Rolle als Bundesbildungsministerin, die Verfassungstreue Hochschullehrender so pauschal anzuzweifeln”, kritisierte etwa Ralf Michaels, Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg auf X. 

“Dass man zugleich die Positionen der Studierenden ablehnen und ihr Recht auf Protest verteidigen kann, möchte man einer liberalen Bundesbildungsministerin eigentlich nicht erklären müssen”, äußerte die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori auf X. Der Linken-Politiker und Jurist Niema Mossavat forderte Stark-Watzinger sogar zum Rücktritt auf. 

Der Spielraum für freie Meinungsäußerung und die akademische Freiheit mit Blick auf Israel und den Gaza-Krieg gehe immer weiter zurück, sagte der Botschafter der Palästinensischen Autonomiebehörde in Deutschland, Laith Arafeh, in Bezug auf den Umgang mit dem Protestcamp. “Wir verurteilen alle Formen von Fanatismus einschließlich Antisemitismus”, so der Botschafter. “Genauso verurteilen wir den systematischen Einsatz falscher Antisemitismus-Vorwürfe gegen alle Stimmen, die ein Ende des Krieges fordern.”

Er beziehe keine Position zu den Studentenprotesten, weil das eine Einmischung in innere Angelegenheiten wäre, sagte der Diplomat. “Aber ich unterstütze jedermanns Recht auf freie Äußerung, jedermanns Meinungsfreiheit, überall, jederzeit. Dieses allgemeine Menschenrecht sollte von allen geschützt werden, und jeder ist in der Pflicht zu handeln, wenn es verletzt wird”.

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Bamberg. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) hat gezeigt, dass die Corona-Einschränkungen offenbar keinen negativen Effekt auf die Entwicklung der mathematischen Kompetenzen von Neuntklässler:innen hatten. Die Studie vergleicht die Entwicklung der Mathematikkompetenzen Jugendlicher von der 7. bis zur 9. Klasse in zwei verschiedenen Jahrgängen – einer, der die Sekundarstufe während der Pandemie durchlaufen hat, und einem anderen, der die Sekundarstufe ohne Pandemie durchlaufen hat.

Die Ergebnisse der Studie stehen im Kontrast zu den Vermutungen der PISA-Studie und des IQB-Bildungstrends aus dem Jahr 2022, die einen negativen Einfluss der Pandemie auf die mathematischen Fähigkeiten nahelegten. Während der Pandemie wurden Befürchtungen einer lebenslangen Benachteiligung der “Generation Corona” geäußert, und es wurde in zahlreichen Studien beschrieben, dass die Einschränkungen tatsächlich deutliche Auswirkungen auf das Lernen hatten.

Die LIfBi-Studie nutzte die Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) von 6.048 Jugendlichen, die zwischen 2012 und 2015 bzw. zwischen 2018 und 2021 in der Sekundarstufe verschiedener Schulformen waren. In beiden Jahrgängen wurden mehrmals Kompetenztests durchgeführt, um die Auswirkungen der Schulschließungen auf die mathematische Kompetenzentwicklung in einem deutschlandweiten Vergleich sichtbar zu machen. Die Auswertung der Daten bestätigt die Befunde aus wiederkehrenden Querschnittstudien mit Schüler:innen in der Sekundarstufe in Deutschland nicht. Die Kompetenzzuwächse von der 7. bis zur 9. Klasse fielen in Mathematik bei beiden Alterskohorten nahezu identisch aus. Die Kompetenzen sind in beiden Kohorten im Mittel gleich stark ausgeprägt, unabhängig davon, ob die Jugendlichen Schulschließungen erlebt haben oder nicht.

Bildungswissenschaftlerin Dr. Lena Nusser, die an der Studie mitgewirkt hat, erklärt, dass die Ergebnisse spezifisch auf die mathematischen Kompetenzen abzielen, die im Rahmen des Bildungspanels getestet wurden. In den mathematischen Lehrplänen gäbe es noch andere Aufgabentypen, die relevant sein könnten. Sie weist darauf hin, dass Jugendliche in der Sekundarstufe wahrscheinlich eine stärkere Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen haben. Daher könnten die Auswirkungen der Pandemie auf die Kompetenzentwicklung bei jüngeren Schüler:innen stärker sein. Nusser stellt klar, dass die aktuellen Ergebnisse keine Aussagen über die Lernentwicklung in anderen Fächern treffen, insbesondere in Fächern, die stärker auf Gesprächen, Interaktionen, Experimenten oder gemeinsamen Aktivitäten basierten. Trotzdem sei das Ergebnis ein Hoffnungsschimmer.

Es gab jedoch auch Kritik an den Ergebnissen. IQB-Direktorin Petra Stanat erkennt die wissenschaftliche Relevanz und Sorgfalt der LIfBi-Analyse an, merkt jedoch an, dass die zugrunde liegenden Daten erhebliche Einschränkungen aufwiesen. Die Vergleiche würden auf einer begrenzten Anzahl von Aufgaben basieren, die betroffene Schülerkohorte wäre später getestet worden als die Vergleichsgruppe. Zudem seien Schüler:innen aus benachteiligten Familien, die besonders von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffen waren, unterrepräsentiert. Daher wären die Ergebnisse mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

Der Vorstand des Zentrums für Internationale Vergleichsstudien (ZIB), das die deutsche Beteiligung an PISA koordiniert, äußert sich noch kritischer. Das LIfBi habe eine “interessante” Arbeit vorgelegt hat, um die möglichen Auswirkungen der pandemiebedingten Maßnahmen auf die Kompetenzentwicklung der Schüler:innen genauer zu bestimmen. Jedoch sei die Datenbasis insgesamt für die Überprüfung der gestellten Fragen ungeeignet, unter anderem aufgrund zu weniger Aufgaben und nicht repräsentativer Stichproben.

Artelt entgegnet, dass das LIfBi lange und sorgfältig an den methodischen Grundlagen gearbeitet habe und diese in einem Bericht ausführlich dargestellt. Sie fügt hinzu, dass Rückmeldungen von Fachkolleg:innen eingeholt wurden, um die Angemessenheit des methodischen Vorgehens zu gewährleisten. Man könne somit sicher sagen: “Der Leistungsrückgang im Fach Mathematik in der Sekundarstufe I in Deutschland hat bestimmt viele Gründe, Corona spielt dabei – wenn überhaupt – nur eine sehr geringe Rolle.”

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Das Kultusministerium in Niedersachsen plant, Schüler:innen digitale Identifikationsnummern zuzuweisen. Diese Maßnahme soll dazu dienen, den Bildungsweg der einzelnen Schüler:innen zu dokumentieren und gleichzeitig Schulabbrüche zu reduzieren.

Die individuelle Identifikationsnummer soll bereits bei der Einschulung vergeben werden, so Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Eine Ministeriumssprecherin erklärte am Dienstag: "Im Kern geht es bei der Schüler-ID darum, den Bildungsverlauf einer jeden Schülerin und eines jeden Schülers darzustellen". Sie betonte, es gehe darum, sicherzustellen, dass kein Kind im Bildungssystem verloren geht. "Jeder soll die Chance auf einen Abschluss haben".

Besonders während der Corona-Zeit gab es viele Schulabbrüche. Im letzten Schuljahr 2022/2023 stieg die Zahl der jungen Menschen ohne Schulabschluss auf 5.859 — 800 mehr als im Vorjahr. Die Einführung einer Schüler-ID ist Teil des Koalitionsvertrags zwischen SPD und Grünen. Geplant ist die Umsetzung der Schüler-ID bis 2027, wie diese jedoch konkret aussehen soll, ist noch unklar. 

Das Ministerium diskutiert derzeit, was genau unter der Nummer gespeichert werden soll. Es ist jedoch klar, dass nicht alles, was über eine:n Schüler:in geschrieben wurde, vermerkt werden soll. Beispielsweise wird ein Sitzenbleiben nicht festgehalten. Auch die technische Umsetzung der Schüler-ID ist noch in der Prüfung, wobei eine physische Karte nicht geplant ist. Zusätzlich wird auf Bundesebene über eine bundesweite Identifikationsnummer nachgedacht, um den Bildungsverlauf von Schüler:innen auch bei einem Umzug in ein anderes Bundesland verfolgen zu können.

Tatsächlich gibt es schon seit 2000 Pläne für eine solche lebenslange Schüler-ID, die allerdings nach kritischer Beurteilung von Datenschützern wieder eingestellt wurden. Die Schüler-ID wurde sechs Jahre lang ohne klare Dokumentation über ihre spezifischen Zwecke und Fragestellungen diskutiert. Nachdem die KMK im Jahr 2006 mit dem Big Brother Award, einem Negativpreis für Regierungs- und Privatunternehmen, die Maßnahmen zur Bedrohung der persönlichen Privatsphäre ergriffen haben, in der Kategorie “Behörden & Verwaltung” ausgezeichnet wurde, ist die Einführung nicht fortgesetzt wurden. “Die Idee, eine lebenslange Schüler:innen-ID einzuführen, ist schon kritikwürdig genug. Wie die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) dabei vorgegangen ist, war jedoch so nachlässig und ignorant, dass sie den BigBrotherAward redlich verdient haben”, so hieß es von den Stiftern des Preises.

Die personenbezogenen Daten sollten laut Preisstiftern neben Geburtsdatum und Geschlecht auch Angaben über die Muttersprache, Konfession, die Schule und den besuchten Unterricht, Förderschwerpunkte und Staatsangehörigkeit umfassen sowie ob jemand Spätaussiedler:in oder Migrant:in ist.

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Der renommierte neuseeländische Pädagoge John Hattie, bekannt für seine wegweisende Metastudie “Visible Learning – Lernen sichtbar machen”, übte kürzlich in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen Kritik am deutschen Bildungssystem.

Im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen äußerten sich Hattie und Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Uni Augsburg, zu einer von ihnen durchgeführten Studie, die Daten von über 230 Millionen Schüler:innen umfasst.

Die Studie betont die entscheidende Rolle von Lehrkräften im Bildungssystem. "Die Lehrkraft ist der wichtigste Einfluss innerhalb der Schule. Aber wir müssen das konkretisieren. Das gilt nur, wenn die Lehrkräfte die Wirkung ihres Unterrichts ständig bewerten und hinterfragen, wenn sie hohe Erwartungen haben und das Lernen aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sehen”, erklärt Hattie. 

Laut dem Bildungsforscher ist die Art, wie eine gute Lehrkraft denkt, sogar wichtiger als das, was sie tut: “Zwei Lehrer könnten die gleiche Unterrichtsstunde halten, aber der Erfolg hängt davon ab, ob der Lehrer seine Aufgabe darin sieht, Wirkung bei allen Schülern hervorzurufen, oder ob er es als seine Aufgabe betrachtet, einfach nur sicherzustellen, dass alle Schüler die Arbeit erledigen und sich an die Anweisungen halten. Die großartigen Lehrkräfte tun Ersteres, die nicht so großartigen Letzteres”.

Des Weiteren halte die zunehmende Integration Künstlicher Intelligenz Lehrkräfte heutzutage dazu an, ihren Schüler:innen beizubringen, “beweiskräftige Fragen zu stellen, Richtig und Falsch zu bewerten und kritisch mit den Produkten künstlicher Intelligenz umzugehen”, so Hattie weiter. 

Die Hattie-Studie bleibt, neben der PISA-Studie, nach wie vor ein kontrovers diskutiertes Thema in der empirischen Bildungsforschung. Zierer erklärt, dass die Debatte, die aufgrund der schlechten PISA-Ergebnisse in diesem Jahr geführt wurde, als anschauliches Beispiel dafür dient, wie man aus den Hattie-Studien keine einfachen Schlussfolgerungen ziehen kann. Die Idee, einfach eine Stunde mehr oder weniger Unterricht zu geben und damit das Problem zu lösen, wird von John Hattie ganz anders betrachtet. Seine Kernbotschaft lautet: “Entscheidend ist die Unterrichtsqualität! Diejenigen Maßnahmen sind zu ergreifen, die helfen, dass Unterricht herausfordernder, motivierender, nachhaltiger wird. Dabei kommt man nicht umhin, über die Lehrerbildung zu sprechen, die John als notleidendste Institution weltweit sieht.” Das sei auch auf das deutsche Schulsystem übertragbar. 

Zierer kritisiert weiter, dass der Fokus des Diskurses über Unterrichtsmethoden in Deutschland zu sehr bei der Frage, was modern, was alt, was neu oder was progressiv ist, liege. “Diese Begriffe legen den Fokus nicht auf die entscheidende Frage: Ist der Unterricht gut und hat er eine hohe Wirksamkeit? Wenn eine Schule belegen kann, dass alle Schüler aufgrund des Unterrichts nicht nur gute Leistungen erzielen, sondern auch nachweislich alle Schüler deutlich an Leistung zugelegt haben, dann spricht das für den Schulentwicklungsprozess”, erläutert der Professor. 

Auf die Frage hin, ob die Heterogenität der Schülerschaft durch beispielsweise Migration und Inklusion, den Lernerfolg aller Schüler:innen schmälern könnte, antwortete Hattie: “Heterogenität ist die Norm in unserem Leben – in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Daher sollten Schulen dies widerspiegeln, um den Schülern und Schülerinnen die Fähigkeiten zu vermitteln, andere zu respektieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Meine Forschung beweist, dass Gruppierung und Segregation keinem Schüler zugutekommt”.

“Ich bin übrigens auch erstaunt darüber, dass das deutsche System zu wissen glaubt, was ein elf- oder zwölfjähriger Schüler im Alter von 30 Jahren können wird, und ihn entsprechend einer Schulart zuteilt. Und ich bin bestürzt darüber, wie unglaublich viel Erfolg verloren geht, indem man Kindern einen Stempel verpasst”, ergänzte er. 

Auch zu den gespaltenen Meinungen über den in vielen Bundesländern üblichen Übergang der Schüler:innen nach der vierten Klasse an eine weiterführende Schule äußerte sich Zierer. Als ehemaliger Grundschullehrer kenne er die Herausforderungen der Lehrkräfte und erzählt, dass er es zunehmend schwierig fand, allen Schüler:innen gerecht zu werden.

”Die Streuung bei den Lernleistungen geht extrem auseinander – mit zunehmendem Alter immer stärker. Auch wenn keiner weiß, was ein Mensch im Leben noch alles erreichen wird können, im Hier und Jetzt gibt es Hinweise auf Stärken und Entwicklungsbereiche. Somit bleiben im Kern nur zwei Wege: Entweder man lernt länger gemeinsam und sorgt für wirksame Differenzierung, also eine individuelle Förderung, was vor allem leistungsschwächeren Schülern zugutekommt. Oder man gliedert das Schulsystem und sorgt für wertschätzende Übergänge, wovon vor allem leistungsstärkere Schüler profitieren. Aus empirischer Sicht ist es daher eine Patt-Situation und deswegen erneut: Die Qualität im System ist wichtiger”.

Hatties Forschungen beschäftigen sich vor allem mit Einflussfaktoren auf gelingende Schüler:innenleistungen und Modellen des Lehrens und Lernens. 2009 veröffentlichte der weltweit bekannte Erziehungswissenschaftler sein Buch “Visible Learning”, in dem er die Ergebnisse von über 50.000 weltweit veröffentlichten empirischen Studien zur Frage “Wie gelingt erfolgreiches Lernen in der Schule?” zusammenfasst. Ende April stellte er in Augsburg sein neues Werk “Visible Learning 2.0” vor. Rund 300 Lehrkräfte und Lehramtsstudierende nahmen an seinem Vortrag teil, um mehr über seine neuesten Erkenntnisse zu erfahren.

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Welches Fach würde euch am meisten ansprechen: Informatik, Digitale Welt oder Technologie und Innovation? Was wirkt wohl besonders motivierend auf Lernende? Und welche Inhalte wären für dieses Fach aus eurer Sicht besonders wichtig?

Darüber hatte auch die Gesellschaft für Informatik diskutiert, als das neue Schulfach Digitale Welt für Hessen pilotiert wurde. LINK Und auch in vielen anderen Bundesländern wird das Fach Informatik implementiert oder ist es bereits für einige Klassenstufen, manchmal hat es einen anderen Namen und oft unterschiedliche Schwerpunkte. Besonders interessant war für mich daher bei meinem Besuch in Dänemark, wie die dänischen Schulen mit diesem Fach in all seinen Perspektiven umgehen. Denn während wir noch auf die Umsetzung des im Februar zugesagten Digitalpakt 2.0 warten, sind dänische Schulen schon lange deutlich besser digitalisiert - aber bedeutet das auch, dass sie auch offener für Innovation sind? Um es vorwegzunehmen: Ja. Schon im nationalen Rahmenlehrplan ist die Zukunftsorientierung mit den Future Skills festgelegt für alle Schulen, er heißt sogar Fremdtiden skole (Zukunftsschule). Innovationsfähigkeit ist insgesamt ein hoher kultureller Wert in Dänemark, die dänische Handelskammer schreibt sogar hier: „Die Weltbank stuft Dänemark als eines der besten Länder für die Gründung von Start-ups“… ein.

Auf der Suche nach dem neuen Fach bin ich bei TechX, einem LearningHub in der Kommune Rødovre fündig geworden: Dort berichtet der Head of TechX, Jesper Drachmann, wie das neue Fach entwickelt wurde.

1.      Die Kommunen entscheiden über Lerninhalte

Das neue Fach, dass für alle Schulen in der Kommune Rødovre entwickelt wurde, heißt Technologie und Innovation - es entstand in der Zusammenarbeit von Lehrkräften, der Medienabteilung der Stadt und dem LearningHub TechX. Denn jede Kommune entscheidet selbst, welche Schwerpunkte sie setzt und wie der nationale Rahmenlehrplan konkret ausgestaltet wird. Das bedeutet einerseits eine große Passung dessen was gelehrt wird zu den jeweiligen Schulen. Es bedeutet aber auch, dass sich wirklich alle mit den Lehrplänen beschäftigen müssen und die Kommunen einen großen Einfluss haben, mit allen Vor- und Nachteilen. Dabei ist hier TechX für dieses neue Fach besonders geeignet , denn: TechX ist der Ort für Fort- und Ausbildung als eine Art Makerspace, Teil des Unterrichts der umliegenden Schulen, Teil der Kommune und damit auch zuständig für die Entwicklung des neuen Schulfaches Technologie und Innovation.

2.      Inhalte des Faches

Jesper Drachmann, Head of TechX erzählt, welche Schwerpunkte das neue Fach abdeckt: Es geht um digital literacy, also etwa digitale Mündigkeit, aber auch um Kompetenzen wie Kreativität, Innovation und Produktion, also dass aus Lernenden aktive Gestalter:innen und nicht nur Konsumierende werden. Wer erstmal einen Filmclip, einen Podcast oder FakeNews mit KI selbst erstellt hat, weiß schließlich besser, wie das funktioniert und durchschaut eher andere Produktionen. Beim computational thinking geht es darum, welche Herausforderungen sich mit einem Rechner lösen lassen, wobei etwa Algorithmen helfen können. Andere Bausteine sind Programmierung, Systeme und digitale Netzwerke. Damit wird im Fach Technologie und Innovation deutlich mehr abgedeckt als unter dem Fach Informatik meist verstanden wird.

CC-BY-SA: Beat Döbeli Honegger und Renate Salzmann

 

Und es entspricht auch dem, was Expert:innen fordern und übrigens ja auch die KMK-Strategiepapier in der Version von 2021 aufzeigt. Dort wird nämlich Bezug auf das Dagstuhl-Dreieck genommen (nach dem Schloss Dagstuhl benannt). Das Dagstuhl-Dreieck formuliert für das Lernen in der digitalen Welt drei wesentliche Fragen, die unterrichtlich aufgegriffen werden sollen:

Wie funktioniert das? (Technologische Perspektive)
Wie nutze ich es? (Anwendungsorientierte Perspektive)
Wie wirkt es? (Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive)

Das Curriculum sieht dann auch ganz anders aus, als man es von einem Curriculum sonst kennt: Jeder QR-Code führt zu den Inhalten für die jeweilige Klassenstufe, beginnend ab Klasse 1.

Alle Spiele wurden selbst ausprobiert. Wenn sie inhaltlich nicht genug Lernstoff hergaben, wurden sie umgebaut, erweitert oder neu hergestellt. Auch das scheint eine typisch dänische Eigenschaft zu sein, sich die Dinge passend zu machen und nicht zu warten, bis sie von oben oder von Firmen geliefert werden. Überall finde ich auch in Schulen selbst hergestellte Handy-Hotels oder Produkte für den Unterricht. Ein bisschen wie die Pippi-Langstrumpf-Mentalität: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Laut Jesper Drachmann wurde die Einführung des neuen Faches gerade von der Kommune evaluiert: Sie war ein voller Erfolg! Das hängt damit zusammen, dass eben nicht nur ein neues Fach eingeführt wurde, sondern eine Implementierung in alle Fächer angestrebt wurde. Es soll sich die Rolle der Lehrkräfte verändern, daher war die Einbindung aller Lehrkräfte auch besonders aufwändig.

Nun ist es ja sehr erfreulich, dass Dänemark diese neue Herausforderung für Schulen so gut löst, aber ihr fragt euch vielleicht, was sich davon jetzt auf deutsche Schulen übertragen lässt. Hier meine Erkenntnisse gebündelt:

1.      Das neue Fach sollte Spaß machen und Lust am Ausprobieren wecken. Schaut euch nochmal den dänischen Lehrplan an, was würdet ihr am liebsten sofort ausprobieren? Genauso sollte der Lehrplan für das neue Fach sein; er sollte Lust machen und Neugier wecken.

2.      Wie ist der nochmal entstanden? Richtig, Grundschul- und Sekundarschullehrkräfte, Tekkies und Bildungsverwaltung haben zusammen gearbeitet - und dabei selbst ganz viel ausprobiert. Es müssen also inhaltliche Expert:innen mit denen zusammen am Tisch sitzen, die die Lerngruppe gut im Blick haben und vielleicht auch ethische Bedenken haben. Vielleicht können Lernende selbst auch Feedback geben, was sie lernen wollen?

3.      Wie mit den Lehrkräften umgehen, die sich als nicht digital kompetent fühlen? Und das sind laut Ipsos-Studie immerhin 62% der deutschen Lehrkräfte! Sie brauchen Unterstützung, einen ausgestatteten Ort und Mentor:innen, damit sie nicht Vermittler:innen dessen sind, was sie selbst nicht gut können. Das führt sonst zu Stress und Widerstand.

4.      Gut ausgestattete Orte wie Medienzentren sollten in den Lehrplan mit aufgenommen werden. Nicht jede Schule kann einen Makerspace ausstatten und alle digitalen Geräte und Spiele anschaffen. Vielleicht können auch Medienpädagog:innen von dort in den Unterricht eingebunden werden?

5.      Das Pius-Gymnasium in Coesfeld hat mir mal erzählt, dass sie einen Fortbildungstag für Lehrkräfte veranstaltet haben - von Schüler:innen! Dort haben alle Lehrkräfte ausprobiert, was ihre Schüler:innen gerade online spielen, womit sie sich beschäftigen. Und die dortige Mediengruppe besteht natürlich auch aus Lernenden, Eltern, Lehrkräften und Schulleitung. Die Challenge heißt also: Wie lässt sich an eurer Schule der Generationen-Gap am besten schließen?

Wer das ganze Interview mit Jesper Drachmann hören möchte, findet das Interview und andere Eindrücke meiner Bildungsreise nach Dänemark hier.

Link zum Film: https://kurzelinks.de/5w4d
Link zur Webseite: https://katiahl-bildungsreisen.de/
Link zum Podcast: https://letscast.fm/sites/schule-lass-mal-reden-8e9b93b9

Und schließlich: Dänemark ist nicht nur das Land der digitalkompetenten Tekkies, sondern auch das Land von Hygge und Wellbeing. Wie passt das zusammen? Darum geht es in meiner nächsten Kolumne, erscheint in etwa vier Wochen hier! Stay tuned!

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Manche Zahlen die wir tagtäglich so lesen, sind keine schönen Zahlen. Während der Entwicklung unserer Start-Up Idee mit StudySpace, haben wir uns vor allem in die Bereiche Lernverhalten, Motivation und psychische Gesundheit bei jungen Menschen reingelesen.

An dieser Stelle eine Sache vorweg: Ja, diese Themen sind komplex und herausfordernd. Unser Ziel mit dieser Kolumne ist es jedoch, dass ihr am Ende aus der Lektüre hier rausgehst und denkt: „YES – Ich kann junge Menschen beim Lernen entlasten und begleiten. Ich finde einen individuellen Weg, wie mir das gelingt“. Wir möchten euch mit diesen Artikeln eine Mischung aus Fakten, Ideen und Anreizen mitgeben. Jede und jeder von euch wird bestimmt schon ganz tolle Ansätze und Vorstellungen haben, wie er oder sie jungen Lernenden wertvollen Input mit auf den Weg mitgeben kann. Lasst uns deshalb einfach mal gemeinsam in die Materie reinstarten.

Wie ist die Lage bei jungen Menschen?

Eine Unicef Studie hat 2021 festgehalten, dass ganze 37% der 14–19-Jährigen angeben, von psychischen Problemen betroffen zu sein. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen erfolgt vor dem 19. Lebensjahr, sprich überwiegend während der Schulzeit. Das ist erschreckend und wirft Fragen auf: Warum geht es vielen jungen Menschen so schlecht und was können wir als Lehrkräfte und angehende Lehrkräfte machen, damit die Ergebnisse besser ausfallen?

Warum sind so viele junge Menschen psychisch krank?

Die Public Health Schweiz hat Mitte 2023 eine Tagung veranstaltet, wo genau diese Frage beantwortet werden sollte. Ettlich Jugendpsychiaterinnen und -psychiater berichteten von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit den Betroffenen. Die Auslöser sind meist ähnlich: Schulischer Druck, Prüfungsstress und Angst vor der Berufswahl sind ganz oben mit dabei doch auch Krisen wie Corona, der Ukraine Krieg und die Inflation spielen hier eine große Rolle. Zwischen ersten Krankheitsanzeichen, einer Diagnose und dem eigentlichen Therapiebeginn vergeht in der Regel viel zu viel Zeit, oft ganze Jahre. Das kann dazu führen, dass sich Verhaltensmuster festigen und weitere Störungen entwickeln. Umso wichtiger ist also die Prävention: Früh ansetzen, früh begleiten und früh stärken. Nach wie vor mangelt es an psychologischer Unterstützung und junge Menschen finden häufig keine Anlaufstelle für ihre Sorgen. Auch wir beobachten selbst, wie häufig sich vor allem Jugendliche uns über Social Media anvertrauen und nach einem offenen Ohr fragen. Ganz oft, weil sie sich in der Schule einfach überfordert fühlen.

Jetzt wird’s interessant: Was können wir konkret tun, um zu unterstützen?

So frustrierend die Lage sein mag, ermöglicht sie uns Lehrpersonen – völlig egal, in welchen Kontext wir mit jungen Menschen arbeiten - deren Situation maßgeblich positiv zu beeinflussen. Was bedeutet das konkret? Wenn wir früh ansetzten und genau die herausfordernden Prozesse begleiten, von denen Jugendliche und junge Erwachsene klagen, können wir einen enormen Unterschied machen und die Zahl an Betroffenen reduzieren. Laut Fachpersonal sollten vor allem die Kompetenzförderung im Vordergrund stehen und die Vermittlung der Selbstwirksamkeit. Lernenden muss klar werden „Hey, ich kann selber beeinflussen, wie ich mich verhalte, von was ich mich stressen lasse und wie ich mit Belastungen umgehe. Das ist ja eigentlich richtig cool!“. In vielen Fällen braucht es gar nicht die ausführliche Beratungsrolle, die wir als Lehrkraft gerne mal einnehmen. Manchmal reicht es schon zuzuhören, sagt Liz Mohn von der Bertelsmann Stiftung – Und mit Sicherheit habt ihr, genauso wie wir, diese Erfahrung in eurem Arbeitsalltag auch schon häufiger gemacht. Wir haben schon mehrmals in unserer jungen Community nachgefragt: „Was hilft dir denn, damit du dich in Schule und Uni wohlfühlst?“. Die Antworten fallen meist ähnlich aus: Ganz oft wird der Wunsch nach aufrichtigem Interesse geäußert. Dass es uns als Lehrperson also wirklich interessiert, wer diese Menschen sind mit denen wir täglich arbeiten, was sie bewegt und wofür sie brennen. So empfinden sich junge Menschen als gesehen, als wichtig. Ähnlich ist es mit dem Punkt Sicherheit, also voll und ganz man selbst sein zu können, ohne Angst vor Wertung zu haben. Uns muss es gelingen, ein Bildungs-Umfeld zu bieten, wo Lernende gerne hinkommen, wo sie wissen, sie sind willkommen, werden gehört und bewirken durch ihre Mitarbeit etwas. Hier die Impulsfrage an uns alle: Was kann ich tun, damit mein Lernraum zu einem sicheren Raum für meine Schülerinnen und Schüler wird?

Schließlich spielt die Aufklärung zum Thema mentale Gesundheit natürlich eine tragende Rolle. Zum Glück reden wir in der heutigen Zeit intensiver und ehrlicher über dieses Thema, aber auch im Ausbildungskontext sollte die mentale Gesundheit häufiger thematisiert und integriert werden. Ein kleiner Ideen-Anreiz kommt hier aus den USA: Seit 2023 können Schülerinnen und Schüler in Colorado an sogenannten Mental Health-Checks teilnehmen, direkt in ihrer Schule. Hierfür wurde sogar ein Gesetz erlassen und das Ganze soll der Prävention dienen. Wir brauchen mehr Fortbildungen, sowohl für Lernende als auch Lehrkräfte und natürlich Fachkräfte Vorort, die Anlaufstelle sind. Nur so kann es uns gelingen, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene angemessen zu betreuen und zu begleiten.

Da geht noch mehr!

Wir sind uns sicher, dass ihr, wenn ihr bis hier hin gelesen hast, etliche Ideen und Anreize habt, wie wir junge Lernende noch besser unterstützen können, wenn es um mentale Gesundheit im Bildungskontext geht. Kommt gerne mit uns in den Austausch, schreibt uns eine Nachricht und lasst uns brainstormen. Wir möchten sowohl als Lehrerinnen als auch als Gründerinnen das Thema mentale Gesundheit im Lernbereich fördern und voranbringen – und freuen uns riesig auf euren Input!

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Die Universität Magdeburg will dem Lehrkräftemangel mit einem innovativen Ansatz begegnen: ein duales Studienprogramm für angehende Lehrkräfte soll helfen, die Situation langfristig zu verbessern.

Die Otto-von-Guericke-Universität bietet ab Herbst einen neuartigen dualen Bachelorstudiengang für angehende Sekundarschullehrkräfte an. Im Rahmen dieses Studiengangs mit dem Titel “Lehramt an Sekundarschulen” erhalten die Studierenden frühzeitig die Möglichkeit, theoretisches Wissen mit praktischer Schulpraxis zu verknüpfen. Die Universität betont, dass die Studierenden bereits während ihres Studiums eine finanzielle Unterstützung erhalten.

Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärte, dass das Ziel darin besteht, junge Menschen enger an das Land zu binden. Im Bachelorstudium erhalten die Studierenden monatlich 1400 Euro, während im Masterstudiengang etwa 1540 Euro gezahlt werden. Als Gegenleistung verpflichten sich die Absolventen, nach ihrer fünfeinhalbjährigen Ausbildung mindestens fünf Jahre an einer Schule in Sachsen-Anhalt zu unterrichten. Dieses Modell soll dazu beitragen, den Lehrermangel zu bekämpfen und die Qualität der Bildung im Bundesland zu verbessern.

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) erklärte, dass sich das Modellprojekt konkret auf Schulen in den Regionen Altmarkkreis Salzwedel und den Landkreisen Stendal, Börde und Jerichower Land bezieht. Studierende können zu Beginn ihres Studiums eine Stammschule auswählen, an der sie den praktischen Teil des Studiums ab dem dritten Semester absolvieren. Wünschenswert sei, dass die angehenden Lehrkräfte ihr Referendariat an derselben Schule absolvieren und anschließend dort unterrichten. 

Die Studierenden können verschiedene Fächerkombinationen wählen, darunter Deutsch plus Ethik, Chemie oder Technik sowie Mathematik mit Chemie, Technik oder Physik. Ab dem kommenden Jahr wird auch Informatik als Fach hinzukommen. Interessierte können sich für das duale Studium vom 15. Mai bis zum 15. Juli bewerben. Im Herbst werden zunächst 30 Studierende in das bislang nicht zeitlich begrenzte Modellprojekt starten. Die Anzahl der Studierenden kann erhöht werden, wenn die Nachfrage hoch ist, so Willingmann. Auch eine Ausweitung auf weitere Mangelfächer ist möglich.

Willingmann äußerte außerdem die Erwartung, dass die Universität Halle im Lehramtsstudium verstärkt auf praktische Anteile setzt. Dies soll dazu beitragen, den sogenannten Praxisschock zu reduzieren und eine höhere Anzahl von Studierenden zu einem erfolgreichen Studienabschluss zu führen. Halle ist der Hauptort für die Ausbildung von Lehrkräften.

Hintergrund des neuen Modellprojekts ist der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt – es fehlen rund 800 Lehrkräfte. Besonders an den Sekundarschulen sind Lehrkräfte knapp. Und das, obwohl die Einstellungsbedingungen in der Vergangenheit zunehmend gelockert wurden.

Auch das Nachbarbundesland Thüringen hat ein praxisorientiertes Lehramtsstudium gestartet. Dort sinkt seit Jahren die Zahl der Regelschullehrer:innen. Daher hat das Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit der Universität Erfurt einen neuen dualen Studiengang ins Leben gerufen. In Sachsen-Anhalt betont Wissenschaftsminister Willingmann, dass die angehenden Lehrkräfte ab dem dritten Semester zwar an die Schulen gehen, aber noch nicht als Lehrer:innen fungieren sollen. Bildungsministerin Feußner erklärt, dass erfahrene Lehrkräfte den Studierenden an den Schulen Hilfestellung bieten. Ab dem dritten Semester verbringen die Studierenden einen Tag pro Woche in der Schule, im Masterstudiengang sind es sogar zwei verpflichtende Schultage. Zusätzlich können sie als Assistenten Projekttage begleiten.

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Zum 16. Mai läuft der Digitalpakt Schule aus. Noch ist unklar, wie es danach weitergehen soll. Seit Wochen sorgen die Verhandlungen für einen Digitalpakt 2.0 für Streit zwischen Bund und Ländern. Obwohl der Bund bereits während der Verhandlungen zum Startchancen-Programm (LehrerNews berichtete) angekündigt hatte, dass für eine Fortführung des Digitalpakts andere Bedingungen gelten würden, scheint eine Einigung momentan noch in weiter Ferne, auch ein Scheitern wird nicht ausgeschlossen.

Die Bundesregierung strebt weiter eine Verlängerung des Digitalpakts an. Ende April hatte das Bundesbildungsministeriums (BMBF) einen achtseitigen Entwurf für den Digitalpakt 2.0 vorgelegt. Die Hoffnung der Länder, dass der neue Digitalpakt direkt an den alten ab Mitte Mai oder Anfang Juni 2024 anschließen würde, wurde aber enttäuscht. Weitere Förderung soll es, wenn überhaupt, erst ab Januar 2025 geben. Bereits 2030 würde der Digitalpakt 2.0 wieder auslaufen. In dem Entwurf heißt es weiter, dass es sich um eine “letztmalige Unterstützung des Bundes” handele. Danach wären die Länder auf sich allein gestellt.

Der Entwurf für den Digitalpakt 2.0 sieht außerdem vor, dass sich Bund und Länder die Kosten teilen, wobei die genaue Summe noch unklar sei. Es wird jedoch von einem Betrag in Höhe von “bis zu X Milliarden Euro” gesprochen. Im Vergleich zum Digitalpakt 1, bei dem die Länder nur zehn Prozent beisteuern mussten, sollen sie sich nun mit 50 Prozent beteiligen. 

Zentrales Ziel des Digitalpakts 2.0 ist der Aufbau einer “leistungsstarken und angemessenen technischen Infrastruktur” in den Schulen. Die Bundesregierung erwartet von den Ländern auch, dass sie Lehrkräfte besser im Digitalen fortbilden. Ab 2026 soll jede Lehrkraft verpflichtet sein, sich 30 Stunden pro Jahr im Bereich digitales Lehren und Lernen weiterzubilden. Das Fortbildungsbudget soll dafür um 40 Euro pro Lehrkraft erhöht werden. Der Entwurf betont auch die Notwendigkeit, die Potenziale der Digitalität für das Lehren und Lernen weiter auszuarbeiten. Künstliche Intelligenz soll mit allen Chancen und Risiken erschlossen und “für die Schulen verfügbar gemacht werden”.

Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), betonte die Notwendigkeit einer zügigen Entscheidung: “Der Digitalpakt 2.0 muss endlich kommen. Bund und Länder müssen die Hängepartie beenden. Die Schulen brauchen Planungssicherheit”. Sie wies darauf hin, dass die Corona-Pandemie deutlich gemacht hat, dass es an den Schulen viel Nachholbedarf gibt und betonte die Notwendigkeit, bei der Digitalisierung mehr Tempo zu machen.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, äußerte seine Bedenken über die aktuellen Entwicklungen. Er kritisierte den Bund für das Vorlegen eines Papiers, das “eher an einen Wunschzettel” erinnere, und forderte Bund, Länder und Kommunen auf, sich zum Wohle der Kinder endlich zu einigen. Brand kritisierte auch die fehlende Perspektive und betonte die Notwendigkeit eines “Digitalpakts für die Ewigkeit”. Er wies darauf hin, dass die Digitalisierung an Schulen immer noch eine immense Herausforderung darstellt und forderte, dass die Länder langfristig dabei unterstützt werden müssen, die Digitalisierung an Schulen voranzubringen.

Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Bitkom Verbandes, begrüßte den vorgelegten Entwurf des Digitalpakts 2.0 und betonte ebenfalls die Notwendigkeit, Deutschlands Schulen fit für das digitale Zeitalter zu machen. Er forderte Bund und Länder auf, sich auf eine konkrete Summe für den Digitalpakt 2.0 zu einigen und betonte, dass gute digitale Bildung mehr als einmalige Investitionen in Geräte und die technische Infrastruktur erfordert. Wintergerst kritisierte die Ankündigung, dass der Bund die Digitalisierung der deutschen Schulen „letztmalig“ unterstützen wolle, als das falsche Signal. Er betonte, dass gerade vor dem Hintergrund rasanter technologischer Entwicklungen langfristig ein kooperatives und entschlossenes Handeln von Bund und Ländern erforderlich sei, um schulische Bildung zeitgemäß zu gestalten.

Er betonte auch, dass die digitale Transformation von Deutschlands Schulen eine langfristige Aufgabe ist und zum Selbstverständnis in der Schulentwicklung werden muss. Der VBE forderte entsprechende Budgets und Konzepte für ein modernes Bildungssystem, das alle Bereiche des digitalen Lernens und Lehrens einschließt. Vor allem brauchen die Schulen Planungssicherheit durch langfristige und verlässliche Investitionsperspektiven.

In einer Pressemitteilung des Digitalbranchenverbands Bitkom heißt es, dass Investitionen in Schulen immer auch  Zukunftsinvestitionen seien. Ein Auslaufen des Förderprogramms ohne eine Anschlussfinanzierung sei daher nicht hinnehmbar. Eine Allianz aus Lehrkräften, Eltern, Schulträgern, Zivilgesellschaft und Digitalwirtschaft fordert daher eine öffentliche Zusicherung einer Anschlussfinanzierung für den Digitalpakt Schule ab 2024 durch Bund und Länder. Weiter sehe man die Notwendigkeit eines langfristigen Finanzierungsmodells, das mindestens eine Milliarde pro Jahr bis mindestens 2030 bereitstellt. Auch sollten alle relevanten Akteure in die Beratungen für ein langfristiges Finanzierungsmodell zur Digitalisierung von Schulen miteinbezogen werden.

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Wien. Das Ed-Tech-Startup aus Wien verkündet den Abschluss einer siebenstelligen Seed-Finanzierungsrunde. Lead-Investor ist die Klett Gruppe, ein führendes Bildungsunternehmen in Europa, welches mit über 90 Tochterunternehmen in 23 Ländern vertreten ist. Neben der Klett Gruppe beteiligen sich auch TBA Network und mehrere Business Angels.

Gegründet im Jahr 2022 von Stefan Raffeiner, entlastet Teachino Lehrkräfte mit KI-basierten Tools bei der Vorbereitung des Unterrichts. Lehrer:innen planen und organisieren ihren Unterricht auf der Plattform. Die KI von Teachino liefert Vorschläge zur Gestaltung und Individualisierung, basierend auf Lehrplan, Materialien und Integrationen mit anderen Programmen der Schule.

Unterricht kann damit in einem Bruchteil der Zeit auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schüler:innen abgestimmt werden.

Teachino verwendet das Investment, um die Forschung und Entwicklung rund um KI-Unterstützung für Lehrkräfte zu intensivieren.

Stefan Raffeiner (Gründer und CEO, Teachino)

"Durch die Zusammenarbeit mit der Klett Gruppe sowie unseren weiteren Investoren können wir unsere Vision eines modernen und KI-gestützten Arbeitsplatzes für Lehrkräfte umsetzen. Teachino ermöglicht es Lehrkräften, effizient und effektiv auf die individuellen Lernbedürfnisse einzugehen und so die Qualität des Unterrichts deutlich zu steigern."

Dr. David Klett (Mitglied des Vorstands, Ernst Klett AG)

"Wir sind überzeugt, dass Teachino Lehrerinnen und Lehrer immens entlasten kann. Stefan Raffeiner und seinem Team gelingt es großartig, KI-Technologie in den Dienst von Lehrkräften zu stellen."

Angelika Steiner-Kofler (Lehrerin, Gymnasium in Wien)

“Durch Teachino hat sich meine wöchentliche Arbeitsbelastung um 3-4 Stunden pro Woche reduziert.”

Teachino macht individualisierten Unterricht möglich

Lehrer:innen sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, darunter Lehrkräftemangel und die Heterogenität der Schülerschaft, wodurch es oft schwierig ist, dem Anspruch des individualisierten Unterrichts gerecht zu werden. Speziell junge Lehrer:innen und Quereinsteiger:innen benötigen Hilfe. Teachino ist bereits an vielen Schulen in 4 Ländern im Einsatz, an der Pädagogischen Hochschule in Linz wird Teachino bereits in der Ausbildung eingesetzt. Teachino trägt aktiv dazu bei, qualitativ hochwertigen und individuell angepassten Unterricht in Schulen zu ermöglichen und gleichzeitig Lehrkräfte zu entlasten.

Weitere Informationen und Kontakt:
https://www.teachino.io/

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Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist ernst zu nehmen

Dieselbe Sprache zu sprechen ist – wörtlich wie sprichwörtlich – die Grundvoraussetzung für gegenseitiges Verständnis. Zu einer solchen einheitlichen Sprache gehört das geschriebene Wort ebenso wie das gesprochene. Einheitliche Regeln der deutschen Rechtschreibung stellen sicher, dass jeder das Kommunizierte verstehen kann, dass Missverständnisse vermieden werden und dass alle in gleicher Weise am Austausch teilnehmen können.

Mit größtem Unverständnis reagiert der Deutsche Philologenverband (DPhV) daher auf das Infragestellen der Bedeutung der deutschen Rechtschreibung und ihrer souveränen Beherrschung, vermittelt durch den Schulunterricht. DPhV-Bundevorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Der Konsens über gemeinsame Rechtschreibregeln ist eine gewaltige Errungenschaft. Sie aus reiner Bequemlichkeit und aufgrund nur oberflächlicher Auseinandersetzung zu opfern, wäre unverantwortlich. Wenn wir uns nicht einmal auf gemeinsame Rechtschreibregeln einigen können, worauf wollen wir uns dann überhaupt noch einigen? Erst jüngst hat das Bundesverfassungsgericht die gesellschaftliche Bedeutung der Rechtschreibung hervorgehoben. Wir täten gut daran, dem Bundesverfassungsgericht zu folgen und nicht irgendwelchen Spontanimpulsen, wie beispielsweise denen vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann dazu. Eine Aufweichung der Bedeutsamkeit der Rechtschreibregeln für den Schulunterricht wäre ein fatales Signal für den Bildungsstandort Deutschland.“

In seinem Urteil vom 22. November 2023 zu Zeugnisbemerkungen hatte das Bundesverfassungsgericht u.a. festgestellt: „Die Aufgabe der schulischen Vermittlung von Rechtschreibregeln und deren Bewertung hat sich durch die Entwicklung selbstlernender Rechtschreibprogramme nicht überholt. (…) Zudem gibt es viele Berufe, in denen die Rechtschreibung nicht vollständig an eine Rechtschreibprüfung delegiert werden kann, sondern eine eigenständige orthografische Kompetenz notwendig ist. Die Beherrschung von Rechtschreibregeln ist vor allem auch notwendig, um Wörter in ihrer wiederkehrenden Gestalt schnell ganzheitlich und in ihrer richtigen Bedeutung erfassen zu können. Bei fehlender orthografischer Kompetenz ist die Lesefähigkeit hingegen eingeschränkt, weil die Wörter zunächst auf der ‚Einzelbuchstabenebene´ erschlossen werden müssen und es bei lautgleichen Wörtern zu Missverständnissen hinsichtlich ihrer Bedeutung kommen kann. Somit setzt die Fähigkeit zu störungsfreier Kommunikation auch die Beherrschung von Rechtschreibregeln voraus.“ (RN89)

Lin-Klitzing: „Das Bundesverfassungsgericht führt erfreulicherweise noch weiter aus, dass es deshalb naheliegend sei, ‚die Rechtschreibkompetenz zum Bestandteil der durch das Abitur vermittelten allgemeinen Hochschulreife zu machen. Damit trägt auch die Bewertung der Rechtschreibkenntnisse nach allgemeinen Kriterien dazu bei, einen chancengleichen Zugang der Abiturienten zu Ausbildung und Beruf zu ermöglichen. (RN 85).´ Die Beherrschung der deutschen Rechtschreibregeln ist aber natürlich nicht nur für das Abitur notwendig, sondern für alle Schulabschlüsse und sie sollte selbstverständlich im täglichen Gebrauch zum Ausdruck kommen. Denn sie schafft Verständlichkeit und Klarheit. Nicht zuletzt zeigt sie Respekt gegenüber den Rezipienten eines Textes und erleichtert auch die Kommunikation mit Nichtmuttersprachlern.“

Der von Kritikern des Erlernens von Rechtschreibregeln ins Feld geführten Argumentation, Schreibprogramme würden ohnehin alles korrigieren, entgegnet Lin-Klitzing: „Natürlich sind Korrekturprogramme ein hervorragendes Hilfsmittel. Aber um Hilfsmittel klug einzusetzen, muss ich einschätzen können, wie gut das von mir gewählte Hilfsmittel überhaupt ist. Auch im Jahr 2024 hat eine Zeitung, Zeitschrift oder Website, die sich nicht um die Regeln der deutschen Rechtschreibung kümmert, innerhalb von Sekunden ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Selbst wenn Sie mit einem KI-Chatbot sinnvoll kommunizieren wollen, müssen Sie sich auf gemeinsame Regeln festlegen. Eine Maschine, die keine korrekten Anweisungen bekommt, funktioniert nicht einwandfrei. Programmiersprachen zeichnen sich übrigens durch eine geradezu brutale Exaktheit und rigide Regeln aus. Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum wir uns genau davon beim schriftlichen Gebrauch unserer Sprache verabschieden sollten.“

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Der Verband der Bildungswirtschaft veröffentlicht ein neues Positionspapier zur Digitalisierung der Schulen. Mit Blick auf das Auslaufen des DigitalPakts (Schule) am 16. Mai 2024 ruft der Didacta Verband dazu auf, zügig eine Verstetigung der Digitalisierung zu schaffen und damit die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zu stärken.

Die Digitalisierung lässt sich aus dem Schulalltag ebenso wenig wegdenken wie aus unserer Gesellschaft als Ganzes. Das betont Dr. Theodor Niehaus, Präsident des Didacta Verbands. "Schülerinnen und Schüler müssen mit digitalen Medien umgehen können, um zukunftsfähig zu sein. Außerdem kann die Digitalisierung in Zeiten von Personalmangel und heterogener Schülerschaft dazu beitragen, Lehrkräfte zu entlasten."

Aus diesem Grund sei es von größter Bedeutung, die Erfolge aus dem DigitalPakt (Schule) weiterzuführen und auszubauen. Planungssicherheit und dauerhafte Mittel, um die bereits existierenden Lösungen effektiv zu nutzen, seien essenziell. Weiterhin gehe es darum, einen ordnungspolitischen Rahmen festzulegen, der insbesondere Anforderungen an die technischen, pädagogischen und rechtlichen Standards vorgibt.

"Unsere Mitgliedsunternehmen haben bewiesen, dass sie aktiv, partnerschaftlich und erfolgreich in den Prozessen der Digitalisierung mitwirken können. Ein Dialog zwischen Bund und Ländern, Trägern, Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft sollte stattfinden, um diese Standards zu entwickeln", so Niehaus.

Grundlage hierfür sollte aus Sicht des Didacta Verbands das neue Positionspapier zum Digitalpakt (Schule) 2.0 sein, das vom Ausschuss didacta DIGITAL erstellt wurde. Es richtet sich an Bund und Länder und zeigt die wichtigsten Felder auf, in denen für eine erfolgreiche Digitalisierung in der Bildung Handlungsbedarf besteht: Der Digitalpakt 2.0 müsse auf den Ergebnissen des laufenden Digitalpaktes aufbauen und darüber hinaus neue Ziele definieren - beispielsweise auch der Bedeutung der Künstlichen Intelligenz gerecht werden.

Dies sind die zehn Punkte, die das Positionspapier beinhaltet:

1. Ziele gemeinsam mit allen Beteiligten festlegen

Im gesellschaftlichen Dialog auf Augenhöhe sollten alle relevanten Akteurinnen und Akteure einbezogen werden: Dazu gehören die Vertretungen der Lernenden, der Lehrkräfte und der Elternschaft sowie Schulträger, Stiftungen, Wissenschaft und Bildungswirtschaft.

2. Finanzierung sichern

Bund und Länder sind gemeinsam in der Verantwortung, die öffentlichen Bildungsausgaben dauerhaft zu tragen und zu steigern. Sie müssen dafür sorgen, dass die nötigen Mittel dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

3. Bildungsgerechtigkeit durch Chancengleichheit fördern

Der Bedarf vor Ort muss besser berücksichtigt werden. Die Abweichung vom Königsteiner Schlüssel, wie beim Startchancen-Programm, könnte gewährleisten, dass keine Schule zurückbleibt.

4. Autonomie der Schulen stärken

Die Schullandschaft in Deutschland ist heterogen und die Bedarfe an digitalen Lösungen entsprechend individuell. Schulen wissen meist am besten, welche digitalen Hilfsmittel sie konkret benötigen.

5. Interoperabilität der Systeme festlegen

Investitionen in die schulische Infrastruktur müssen nachhaltig und sicher sein. Eine notwendige Bedingung dafür ist, dass alle an den Schulen eingesetzten Software- und Hardwarekomponenten interoperabel sind. So sollten digitale Anwendungen wie Medien, Verwaltungssoftware, Schulportale und Lernplattformen mit Geräten unterschiedlicher Hersteller bzw. mit unterschiedlichen Betriebssystemen problemlos genutzt werden können.

6. Nachhaltigkeit fördern

Im Sinne der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit sollte für Beschaffung, Roll-out, Betrieb, Wartung und Stilllegung schulischer Hardware ein Lebenszykluskonzept verbindlich sein.

7. Fortbildungen der Lehrkräfte verstärken

Damit die Investitionen in die digitale Infrastruktur nachhaltig sind und Schulen digitale Zukunftskompetenzen vermitteln können, müssen Schulen ein eigenverantwortliches zeitliches und finanzielles Budget für Aus- und Fortbildungen erhalten.

8. Bürokratie verringern

Die in den Ländern festgelegten Prozesse für Antragstellung und Beschaffung müssen möglichst einfach und transparent gestaltet sein.

9. Förderfähige Leistungen erweitern

Für eine nachhaltige Digitalisierung ist es erforderlich, dass folgende Leistungen im zukünftigen Digitalpakt förderfähig sind: Die Anschaffung von Softwarelösungen, und die Finanzierung der IT-Administration.

10. Wettbewerbsverfahren anwenden

Maßgeblich für die Vergabe von Digitalpakt-Projekten sollte die Wirtschaftlichkeit sein. Diese Projekte sollten, wie vom Bundesrechnungshof 2022 angemahnt, über Wettbewerbsverfahren vergeben werden.

Das vollständige Positionspapier finden Sie hier.

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Wer gemobbt wird, trägt oft ein lebenslanges Trauma mit sich herum. Mobbing an Schulen ist daher ein sehr ernstzunehmendes Thema, das nicht nur die physische und psychische Gesundheit der betroffenen Schüler:innen beeinträchtigt, sondern auch lebenslange seelische Narben hinterlässt. Internet und soziale Medien machen Mobbing zu einem aktuelleren Problem denn je. Um die Komplexität und die Dynamiken dahinter zu verstehen, haben wir mit Christelle Schläpfer, Mobbing-Expertin und Gründerin von edufamily, gesprochen. Durch ihre ehemalige Tätigkeit als Lehrerin hat sie Mobbing unter Schüler:innen aus erster Hand miterlebt. Nun hilft sie Schulen, Familien und Erzieher:innen Mobbing präventiv vorzubeugen, zu erkennen und nachhaltig zu verhindern. Was Lehrkräfte tun sollten, wenn ihre Schüler:innen mobben oder gemobbt werden und wie es überhaupt so weit kommt – darum ging es in unserem Interview.

Lehrer News: Wo und in welchen Formen kommt Mobbing vor und warum mobben Kinder überhaupt?

Schläpfer: Mobbing tritt in der Regel an Orten auf, die außerhalb des direkten Sichtfeldes der Lehrpersonen liegen, wo es keine Überwachung gibt. Oft höre ich von Schulen die Aussage: “Wir haben nichts gesehen. Es gibt keine Beweise. Es ist nicht offensichtlich”. Mobbing unterscheidet sich deutlich von einfachen Konflikten, da es häufig in verborgenen Bereichen stattfindet: auf Toiletten, in den Gängen, auf Treppen, in abgelegenen Ecken des Pausenhofs, in Umkleideräumen, auf dem Nachhauseweg oder auch digital. 

Kinder, die mobben, sind sich im Grunde genommen bewusst, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist. Dies unterscheidet sich deutlich von Konfliktsituationen, welche oft offen ausgetragen werden. 

Mobbing kann in verschiedenen Formen auftreten, wobei wir in der Regel vier Hauptformen unterscheiden: verbales Mobbing, wie etwa Demütigung, Beschämung, Erpressung, Beleidigung und Schikane. 

Physisches Mobbing manifestiert sich nicht nur durch direkte körperliche Gewalt wie Schlagen oder Treten, sondern kann sich auch auf materielle Bereiche erstrecken. Das kann bedeuten, Gegenstände zu beschädigen oder verschwinden zu lassen, oder Hausaufgaben absichtlich wegzuwerfen. 

Psychologisches Mobbing, auch bekannt als soziales Mobbing oder indirektes Mobbing, ist subtiler und verdeckter. Es äußert sich beispielsweise durch Ausgrenzung, Ignorieren oder das Behandeln einer Person wie Luft. Ein Beispiel hierfür könnte sein, dass alle Kinder außer einem zu einem Geburtstag eingeladen werden, oder dass ein Kind bei sportlichen Aktivitäten oder Gruppenarbeiten systematisch ausgeschlossen wird. Ich habe sogar erlebt, dass Eltern bei der Zimmeraufteilung für Klassenfahrten meinten, ihr Kind hätte nun die “Arschkarte” gezogen, weil es mit dem “Opfer” das Zimmer teilen müsse. Mobbing findet nicht nur auf der Ebene der Klasse statt, sondern ist oft viel komplexer.

Die digitale Form des Mobbings ist oft eine Erweiterung des analogen Mobbings und kann nahtlos ineinander übergehen. Studien zeigen mittlerweile deutlich, dass Cybermobbing und traditionelles Mobbing eng miteinander verbunden sind. Es ist wichtig, den Ursprung des Mobbings zu identifizieren und zu verstehen, ob es analog oder digital begonnen hat.

Die Gründe, warum Kinder mobben, sind vielschichtig. Es gibt nicht nur einen einzigen Auslöser. Täter-Kinder reagieren oft aus einem Gefühl der Minderwertigkeit heraus und versuchen, durch Mobbing Macht, Kontrolle oder Aufmerksamkeit zu erlangen. Ein Kind, das sich selbst als gleichwertig empfindet und ein gesundes Selbstwertgefühl hat, neigt weniger dazu, andere zu schikanieren. Dennoch sollten wir uns bei der Bewältigung nicht ausschließlich auf das Täter-Kind konzentrieren. Die Klassendynamik und das Verhalten der Lehrkraft spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Es ist entscheidend, keinen Sündenbock zu suchen und das Täter-Kind mit Strafen zu konfrontieren. Wenn wir die kompensatorische Dynamik des Mobbings verstehen, erkennen wir, dass Strafen lediglich Symptome bekämpfen und die Mobbenden nicht sozialkompetenter machen. Stattdessen müssen die Kinder, die für das Mobbing verantwortlich sind, in die Lösungsfindung einbezogen werden, ebenso wie diejenigen, die das Gefühl haben, sie hätten nichts falsch gemacht. Sie sind wichtige Akteure in der Lösungsfindung. Mobbing ist ein Gruppenphänomen, allerdings ist damit nicht eine Gruppe mobbender Kinder gegen ein Opfer gemeint, sondern es impliziert auch weitere Rollen, manchmal sogar klassen- oder systemübergreifend.

Lehrer News: Wieso werden einige Kinder Täter, andere Opfer?

Schläper: Heutzutage kann jeder potenziell ein Opfer von Mobbing werden – das ist mittlerweile bekannt. Früher wurde oft das Bild des typischen schüchternen Opfers mit geringem Selbstwertgefühl vermittelt, aber das entspricht nicht der Realität. Selbst Personen im Netz, die als selbstbewusst gelten, können zum Ziel von Hassnachrichten und massiven Mobbingaktionen werden. Durch die digitale Welt ist es heutzutage noch einfacher geworden, Mobbing zu betreiben. Dabei spielen verschiedene Faktoren wie die Zusammensetzung der Klasse oder die Kultur der Schule eine Rolle. 

Die Täterrolle entsteht oft aus einem kompensatorischen Verhalten heraus. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder, die einmal Opfer waren, später selbst zu sogenannten Opfer-Täter werden. Das kann zunächst schwer nachvollziehbar erscheinen, ist aber wie ein innerer Schwur: So etwas soll mir nie wieder passieren. Es zeigt sich, dass jedes Opfer unterschiedlich reagiert. Einige Opfer werden immer wieder zu Opfern, während andere ehemalige Opfer zu Tätern werden, sei es in höheren Klassen oder in anderen Kontexten. Manchmal sind Kinder auch zu Hause Opfer, beispielsweise durch eine strenge Erziehung oder eine ungleiche Behandlung innerhalb der Geschwisterkonstellation. Ein Kind kann sich abgelehnt fühlen und diesen Frust, diese Wut in der Schule ausleben, sogar gegenüber seinen Geschwistern. Mobbing zwischen Geschwistern ist keine Seltenheit. 

Das Täter-Kind reagiert aus einem Gefühl der Entmutigung oder Minderwertigkeit heraus. Wir Menschen kompensieren alle auf unterschiedliche Weise – einige mit Perfektionismus, andere mit Vermeidung. Das Täter-Kind reagiert mit Gewalt, indem es andere unterdrückt und sich dadurch stärker fühlt. Doch dies führt nicht zu einer nachhaltigen Steigerung des Selbstwertgefühls. Die Kompensationskurve wird fortbestehen, insbesondere wenn das Kind bestraft oder unterdrückt wird. In diesem Fall wird es versuchen, noch subtiler zu mobben und sich zu rächen.

Lehrer News: Wie können Lehrkräfte feststellen, dass ihre Schüler unter Mobbing leiden?

Schläpfer: Es gibt verschiedene Anzeichen, auf die man achten kann, um Mobbing zu erkennen. Neue Zahlen zeigen, dass lediglich 20 bis 30 Prozent der betroffenen Kinder Hilfe holen. Viele haben Angst davor, dass die Situation sich verschlimmert, wenn sie etwas sagen, sie fürchten, als Petze dazustehen, haben Zweifel daran, dass ihnen geglaubt wird oder denken, dass es sowieso nichts ändern wird. 

Deshalb ist es von großer Bedeutung, aufmerksam zu sein, ob zu Hause oder in der Schule. Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hinweisen können. Zu Hause können das beispielsweise Schlafstörungen oder Veränderungen im Essverhalten sein, während sich in der Schule beispielsweise die Gruppendynamik ändern kann oder Spannungsfelder in der Klasse entstehen. 

Ein betroffenes Kind selbst zeigt oft Verhaltensänderungen wie Rückzug, geringere Beteiligung im Unterricht, längeres Verweilen im Klassenzimmer, früheres Erscheinen in der Schule oder späteres Nachhausegehen. Es kann auch verstärkt den Kontakt zur Lehrperson suchen und Schutz bei ihr suchen. Ein Leistungsabfall oder häufiges Fehlen können ebenfalls Hinweise sein. 

Es ist entscheidend, aufmerksam zu sein und die Anzeichen zu erkennen, die darauf hinweisen könnten, dass ein Kind gemobbt wird. Ein Leistungsabfall oder Verhaltensänderungen wie sich zurückziehen, weniger Beteiligung am Unterricht oder vermehrtes Alleinsein können Hinweise sein. Es ist jedoch von großer Bedeutung, nicht vorschnell Schlüsse zu ziehen, sondern das Kind behutsam anzusprechen und die beobachteten Veränderungen zu beschreiben. Anstatt direkt zu fragen, ob es gemobbt wird, ist es sinnvoll, dem Kind zu signalisieren, dass man für es da ist und ihm Unterstützung bietet. Als Lehrkraft ist es wichtig, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem das Kind sich öffnen kann, ohne befürchten zu müssen, dass Maßnahmen ohne seine Zustimmung ergriffen werden.

Lehrer News: Was können Eltern präventiv tun, um ihre Kinder vor Mobbing zu schützen?

Schläpfer: Die Prävention von Mobbing erfordert eine koordinierte Anstrengung aller Beteiligten. Weder die Eltern noch die Schule können das Problem alleine lösen. Ein entscheidender Faktor ist, dass Eltern eine gute Beziehung zu ihren Kindern pflegen, damit diese im Falle von Problemen offen darüber sprechen können, anstatt sie alleine zu bewältigen. Es ist wichtig, frühzeitig einzugreifen. 

Es gibt jedoch auch Eltern, die bei den ersten Anzeichen von Mobbing sofort zur Schule eilen und behaupten: “Mein Kind wird gemobbt”, während die Schule möglicherweise noch nicht von Mobbing spricht. Es ist wichtig, im Gespräch zu bleiben, die Anzeichen ernst zu nehmen und im Dialog zu bleiben, um Kinder in Lösungsansätzen zu befähigen. Ein absolut nicht optimaler Ansatz ist es, wenn Eltern ihren Kindern raten: “Wehr dich doch” oder ihnen schlagfertige Antworten beibringen. Dies spielt den Mobbern in die Hände, da sie sich provoziert fühlen und weitermachen. In solchen Fällen sprechen wir von einem “aktiven Opfer”. Ebenso sollten Eltern vermeiden, auf die Eltern der Täter zuzugehen und das Problem allein lösen zu wollen, da Mobbing ein Gruppenphänomen ist, das mit der gesamten Klasse angegangen werden muss und nicht nur mit den vermeintlichen Tätern. 

Eltern können jedoch das Selbstwertgefühl ihrer Kinder stärken, da Mobbing einen starken Einfluss darauf hat. Kinder müssen lernen, dass sie wertvoll sind und sich nicht so leicht unterkriegen lassen sollten. Ein starkes Selbstwertgefühl macht Kinder weniger anfällig für Mobbing und befähigt sie dazu, Mut und Zivilcourage zu zeigen, indem sie sagen: “Nein, das ist nicht in Ordnung. Wir machen da nicht mit”; oder “Lass ihn/sie in Ruhe”. Wir sollten Kinder nicht nur darin stärken, kein potenzielles Opfer zu werden, sondern auch in anderen Rollen, damit sie den Mut haben, Hilfe zu suchen und selbst nicht zu mobben. 

Außerschulische Kontakte sind ebenfalls hilfreich, insbesondere wenn ein Kind von Mobbing betroffen ist. Wenn sich plötzlich die Situation in der Klasse ändert oder eine Beziehung auseinanderbricht und sich daraufhin Mobbing entwickelt, können außerschulische Freundschaften eine wichtige Unterstützung sein. Es ist wichtig, dass Kinder auch außerhalb der Schule soziale Kontakte haben, wo sie sich akzeptiert und zugehörig fühlen. Dies trägt zur Stärkung ihrer sozialen und emotionalen Ressourcen bei und fördert ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Mobbing.

Lehrer News: Kann es überhaupt Aufgabe der Schule und Lehrkräfte sein, Mobbing zu verhindern?

Schläpfer: Die Bedeutung von Prävention kann nicht genug betont werden. Es ist entscheidend, dass Mobbing nicht nur als einmaliges Ereignis betrachtet wird, sondern als ein Phänomen, das fortlaufende Aufmerksamkeit und Handlung erfordert. Eine isolierte Mobbing-Präventionsstunde pro Jahr reicht nicht aus, um eine nachhaltige Veränderung herbeizuführen. Das ist vergleichbar mit dem Pflanzen eines Samens und dem anschließenden Vernachlässigen – ohne regelmäßige Pflege wird nichts gedeihen. Eine wertschätzende Schulhauskultur kann nicht durch gelegentliche Übungen entstehen; sie muss integraler Bestandteil des Schulalltags werden. 

Des Weiteren ist ein besseres Verständnis der Mobbing-Thematik unerlässlich. Viele Schulen haben eine unzureichende Sensibilisierung und fehlendes Fachwissen, was dazu führt, dass Mobbing häufig mit normalen Konflikten verwechselt wird. Es ist von entscheidender Bedeutung, Mobbing frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Dabei ist die Art des Eingreifens entscheidend. Konfrontative oder strafende Maßnahmen können die Situation verschlimmern. Nicht jede Intervention ist hilfreich; es ist wichtig, Mobbing richtig zu erkennen und angemessen zu reagieren. 

Prävention bedeutet nicht nur, den Zusammenhalt in der Klasse zu stärken oder die Atmosphäre zu verbessern, sondern auch frühzeitig einzugreifen. Mobbing über einen längeren Zeitraum kann verheerende Auswirkungen auf ein Kind haben. Deshalb darf man nicht einfach abwarten und beobachten, sondern muss aktiv handeln. Die Schule spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie die einzige Institution ist, die mit der Gruppe arbeiten kann. Mobbing ist ein gruppendynamisches Phänomen, das eine gemeinsame Anstrengung erfordert, um erfolgreich bekämpft zu werden. Es ist wichtig, dass Schulen, Eltern und Schüler gemeinsam an einer wertschätzenden Kultur arbeiten, die auf Partizipation und Zusammenarbeit basiert, anstatt einseitige Forderungen zu stellen oder Verantwortung abzuschieben.

Lehrer News: Was können und sollten Lehrkräfte tun, wenn Sie mitbekommen, dass ein Kind gemobbt wird oder selbst Mitschüler:innen mobbt?

Schläpfer: In erster Linie steht das Wohlergehen des betroffenen Kindes im Mittelpunkt. Es ist wichtig, eine Art Triage durchzuführen und den Opferschutz zu gewährleisten. Ein Kind, das von Mobbing betroffen ist, kann sich in einer äußerst belastenden Situation befinden, möglicherweise sogar mit Selbstmordgedanken. Daher ist es entscheidend, sofort zu erfassen, ob das Kind zusätzliche psychologische Unterstützung benötigt. Jegliche Maßnahmen werden nur mit dem Einverständnis des betroffenen Kindes unternommen. Es ist wichtig, zu verstehen, wie es dem Kind geht und welche nächsten Schritte erforderlich sind. Das Kind wird über mögliche Handlungsoptionen aufgeklärt, um ihm Sicherheit zu geben, insbesondere weil es durch das Mobbing einen Kontrollverlust erlebt hat.

Lehrer News: Wie kann Mobbing an Schulen nachhaltig verhindert werden?

Schläpfer: Mit einer wertschätzenden Schulhauskultur. Dies beinhaltet die Stärkung der sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie die Förderung eines respektvollen Umgangs miteinander, nicht nur unter den Kindern, sondern auch zwischen Lehrkräften und Eltern. Auf einem solchen Fundament kann Mobbing nur schwer gedeihen. Ich zeige den Lehrpersonen, wie sie diese Ansätze regelmäßig in den Unterricht integrieren können. Dabei geht es nicht nur darum, auf konkrete Vorfälle zu reagieren, sondern auch darum, täglich an der Verbesserung der Klassenatmosphäre zu arbeiten. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, sei es durch spielerische Aktivitäten, fächerübergreifende Projekte oder gemeinsame Initiativen, die das Miteinander fördern. Mobbingprävention ist ein fortlaufender Prozess und umfasst viel mehr als eine einmalige Präventionsstunde pro Jahr.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Hamburg – „Der Digitalpakt 2.0 muss endlich kommen. Bund und Länder müssen die Hängepartie beenden. Die Schulen brauchen Planungssicherheit“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), während ihrer Rede während der Kundgebung am „Tag der Arbeit“ in Hamburg. Der 1. Mai, den die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in ganz Deutschland mit vielen Veranstaltungen feiern, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". Nicht zuletzt die Corona-Pandemie, so Finnern, habe deutlich gemacht, dass es an den Schulen viel Nachholbedarf gebe: „Bei der Digitalisierung müssen wir mehr Tempo machen. Dafür ist es notwendig, dass der Bund die benötigten Finanzen für den Digitalpakt 2.0 endlich bereitstellt und das Programm verstetigt.“

„Nur gute Bildung und Chancengleichheit ermöglichen den Menschen, an der Gesellschaft teilzuhaben. Bildung ist das Fundament unserer demokratischen Gesellschaft, denn Demokratie ist nichts weniger als das Versprechen in eine gute Bildung“, betonte die GEW-Vorsitzende. „Gute Bildung für alle – unabhängig vom sozialen Hintergrund! Chancengleichheit ist im Grundgesetz über das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse festgeschrieben. Damit sie in Deutschland endlich umgesetzt wird, braucht es eine Bildungswende JETZT!“

Finnern wies auf den dramatischen Fachkräftemangel an Kitas und Schulen hin: „Für mehr Chancengleichheit brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher, mehr pädagogische Fachkräfte und mehr Lehrkräfte. Diese benötigen mehr Zeit für die Kinder und Jugendlichen! Deshalb sind deutlich mehr Investitionen in ein gutes Bildungssystem notwendig! Stattdessen wird jedoch unter dem Diktat der ‚Schwarzen Null‘ und haushalterischer Einsparzwänge an allen Ecken und Enden an Investitionen in unsere Zukunft gespart – so auch an Investitionen in das marode Bildungssystem.“

„Wir brauchen ein Bildungswesen, das Chancen eröffnet - und nicht verschließt! Wir brauchen ein Bildungssystem, das den Zusammenhang von Armut und Bildungserfolg entkoppelt - und nicht zementiert. Deshalb setzen sich GEW und DGB für gute Bildung ein, für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen von der Kita über die Schulen, die Hochschulen bis hin zu Erwachsenen- und Weiterbildung. Deshalb ergänze ich unseren Slogan: ‚Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit, mehr Chancengleichheit, mehr gute Bildung für alle‘“; hob Finnern hervor.

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Ein Gastbeitrag von Paul Messall, der bereits zum Thema Lehrer werden bei uns publiziert hat.

Viele Jahre prägt der Lehrkräftemangel bereits unser Schulsystem. Unterrichtsausfälle, geringe Unterrichtsqualität, viel zu große Klassen und Defizite bei den Schüler:innen sind nur ein Bruchteil der etlichen Folgen. Für viele sorgte die Prognose der Bertelsmann-Stiftung für ein Aufatmen: Bis 2035 soll der Lehrkräftemangel an den Grundschulen vorbei sein, sogar einen „Überschuss“ an Lehrkräften soll es geben. Die Medien überschlugen sich mit euphorischen Berichten zu dem Ende der lang andauernden Misere. Es klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein. Dass dabei andere Prognosen und die Gefahren der einseitigen Berichterstattung außen vor gelassen werden, wird kaum berücksichtigt.

Für das Jahr 2025 berechnete die Bertelsmann-Stiftung in ihrer Prognose einen Mangel von rund 35.000 ausgebildeten Lehrkräften. Nach all den Jahren, in denen der Lehrkräftemangel unser Schulsystem prägte, klingt es schon fast unvorstellbar: In ihrer aktuellen Prognose berechnet sie für das Jahr 2035, dass an den Grundschulen rund 45.000 Lehrkräfte über den Bedarf zur Verfügung  stehen. Der unvorteilhafte Begriff dazu: Lehrkräfte-Überschuss – wie das letzte Brötchen in der Frischbacktheke, welches keiner haben will. Wenn man unsere heutige Bildungssituation betrachtet, kann dann von einem „Lehrkräfte-Überschuss“ die Rede sein?

Jede Lehrkraft, die über den Bedarf hinaus zur Verfügung steht, sollte doch nach all den Jahren des Lehrkräftemangels als Chance und nicht als Überschuss gewertet werden. Dirk Zorn, Mitaufsteller der Prognose, brachte dies bereits zum Ausdruck. Mehr Lehrkräfte bedeuten auch mehr Entlastung für das pädagogische Lehrpersonal an den Schulen. Auf einem Demonstrationsplakat stand vor einiger Zeit: „Wir wollen kleinere Klassen!“. Derzeit lernen rund 20 bis 30 Kinder in einer Klasse gemeinsam, teilweise sogar jahrgangsübergreifend. Bekannt und belegt ist mittlerweile, dass kleinere Klassen zu besseren Leistungen führen können. Nach dem PISA-Schock des letzten Jahres wäre dies bereits ein kleiner Lichtblick.

Doch gehen wir einmal davon aus, dass sich zu guter Letzt etwas ändert. Die Kinder lernen in kleinen Klassen, die eher Lerngruppen entsprechen, die Lehrkräfte können individuell auf die Kinder eingehen und den Unterricht differenzieren, kein Kind muss eine zweistündige Anfahrt zur Schule auf sich nehmen und die Lehrkräfte unterrichten weniger Stunden, wodurch sie mehr Zeit dafür haben den Unterricht lernförderlich und qualitativ vorzubereiten.

Auch das jahrgangsübergreifende Lernen, also der Unterricht mehrerer Jahrgänge in einer Klasse, könnte damit optimiert und für Personal sowie Kinder angenehmer werden. Es ist jedoch fraglich, wie die Bildungsministerien mit der prognostizierten Zunahme der Grundschullehrkräfte umgehen werden. Sollen aus drei großen Klassen drei kleine Klassen werden? Oder wird nur die Anzahl an Klassen verringert und aus drei großen Klassen werden zwei große Klassen mit derselben Anzahl an Schüler:innen? Diese Frage steht dabei noch offen im Raum.

Mit mehr Lehrkräften könnten kapazitätsabhängig sogar noch kleinere Klassen entstehen, in denen sich die Lehrkraft auch auf die einzelnen Lernenden konzentrieren kann. Dann hätten Lehrkräfte wenigstens wieder die Möglichkeit, allen Lernenden die richtige Rechtschreibung zu lehren. Denn eine korrekte Orthografie ist nicht so überflüssig, wie es die Politik derzeit relativieren mag. Jede Lehrkraft über den Bedarf hinaus bedeutet ein Potenzial, den exponentiell abnehmenden Förderunterricht an den Schulen zu expandieren. Nach dem letzten PISA-Schock sollte dies eine vernünftige Maßnahme sein, um die Kinder und Jugendlichen besser auf die Zukunft vorzubereiten. Denn wir sehen schließlich einen Baum und nicht ein Baum – in den sozialen Medien fallen orthografische Rechtschreibfehler häufig auf.

Eine weitere Entlastung, vorrangig für die Lehrkräfte, wäre die Senkung der abzuhaltenden Unterrichtsstunden. Anfang des Jahres rief die Einführung einer zusätzlichen Unterrichtsstunde für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt ein großes Medienecho mit sich. Bis vor Gericht sahen sich die überrumpelten Lehrkräfte gezwungen zu gehen, wo sie letztlich unterlagen.  Eine häufige Begleiterkrankung bei Lehrkräften ist Burnout, was langfristig zu Demotivation und sinkender Unterrichtsqualität führt. Nicht zu vergessen ist die damit einhergehende gesundheitliche Einschränkung vieler Lehrkräfte. Die hohe Teilzeitquote zeigt in gewissem Maße, wie die Lehrkräfte überlastet sind. Je mehr Lehrkräfte zukünftig zur Verfügung stehen, desto mehr Möglichkeiten bestehen, diese zu entlasten.

Jedoch werden die Wünsche der Bildungsakteure gerne von der Bildungspolitik abgetan, oft von ehemaligen Lehrkräften, die vor rund dreißig Jahren das letzte Mal vor einer Schulklasse standen. Dass die heutige Situation an Schulen dabei ganz anders aussieht, wird wieder übersehen. Die Lernenden haben sich verändert, gar weiterentwickelt, was im Unterricht beeinflusst und nicht ignoriert werden sollte. Eine Optimierung des Schulsystems in den nächsten zehn Jahren scheint daher sowieso leider unwahrscheinlich.

Ein großes Thema ist derzeit die Inklusion an den Schulen. Förderschulen werden ersatzlos geschlossen und die Lernenden auf normale Grundschulen und weiterführenden Schulen verteilt. Die Idee der Inklusion hört sich zunächst vielversprechend an, die Umsetzung mangelt jedoch. Bezugserzieher:innen und geschultes sonderpädagogisches Personal fehlen meist an den Regelschulen. Fast könnte angenommen werden, dass Inklusion für die Bildungspolitik ein trostloser Versuch ist, den Lehrkräftemangel zu mindern, da die Klassen noch größer werden und die Schulen weniger. Um eine funktionierende Inklusion voranzutreiben werden Lehrkräfte benötigt. In einer Klasse mit fast 30 Kindern, davon einige mit verschiedenen Behinderungen und einige ohne Sprachkenntnisse, kann Inklusion wie auch Integration ohne zusätzliches Personal nicht funktionieren, ohne dass einige Kinder benachteiligt werden. Es sei denn, die Klassen werden verkleinert, sodass die Lehrkraft auf eben diese Kinder spezifischer eingehen kann. Jede zusätzliche Lehrkraft wäre dazu ein wahrer Segen, die Möglichkeiten wären vielfältig.

Auch die für 2026 geplante flächendeckende Einführung des Ganztags an Grundschulen, benötigt Personal. Neben Erzieher:innen und Sozialarbeiter:innen werden im Ganztag dringend Lehrkräfte gebraucht. Der Ganztag bietet unter anderem die Weiterförderung der Kinder, apropos Förderunterricht.

Selbstredend darf nicht vergessen werden, dass der Lehrkräftebedarf regional weiterhin sehr unterschiedlich sein wird. Das bedeutet, Lehrkräftemangel wird es in Teilen Deutschlands an der Grundschule weiterhin geben, sodass auf Seiten- und Quereinsteiger zurückgegriffen wird, darauf macht die Bertelsmann-Stiftung ebenso aufmerksam. In vielen Berichterstattungen wurde dieser wichtige Punkt ausgelassen.

So erleichternd die Prognose der Bertelsmann-Stiftung klingen mag, können andere Prognosen nicht einfach ignoriert werden. Andere Prognosen zum Lehrkräftemangel im Jahr 2035 widersprechen der Bertelsmann-Stiftung zum Teil um ein Vielfaches. Das Forschungsinstitut für Bildung und Sozioökonomie (FIBS) geht beispielsweise davon aus, dass 2035 rund 16.000 Lehrkräfte an den Grundschulen fehlen werden. Bei der Optimierung des Schulsystems, beispielsweise durch kleinere Klassen, mehr Schulen oder der flächendeckenden Einführung von Förderunterricht soll sich diese Zahl sogar verschärfen. Dies wäre eine Differenz von 61.000 Lehrkräften zu der Prognose der Bertelsmann-Stiftung. Auch das FIBS geht von der Ist-Situation der letzten Jahre aus, der Mangel an Lehrkräften wäre also bei Optimierung des Schulsystems noch höher.

Übertragen würde die FIPS-Prognose bedeuten, dass die Lehrkräfte für kleinere Klassen, mehr Schulbau, Ganztag usw. noch zusätzlich zu den 16.000 Lehrkräften fehlen würden. Durch die einseitige Berichterstattung zur Prognose der Bertelsmann-Stiftung besteht sogar die Gefahr, dass sich noch mehr junge Abiturient:innen gegen diesen Beruf entscheiden, ganz nach dem Motto: „Die Jobaussichten sind mir zu unsicher.“ Der Druck während des Studiums würde erneut steigen, da nur diejenigen später in kurzer Zeit einen Referendariatsplatz und Job erhalten, die Bestnoten erzielen. Wir befanden uns bereits in einer ähnlichen Situation und wir sehen, wo wir jetzt stehen. Langfristig gingen dadurch unzählige potenzielle Grundschullehrkräfte verloren, da sie bereits vor dem Studium abgeschreckt werden. All diese potenziellen Lehrkräfte fehlen, vielleicht erst weit nach 2035, aber sie fehlen. Nur wenige Medien ergründeten in Ihrer Berichterstattung die Maßstäbe der Berechnung der Prognose, meist wurde alleine davon berichtet, dass der Lehrkräftemangel bald vorbei sei, ohne die Chancen hervorzuheben.

Die Kultusministerkonferenz geht hingegen von einer knappen Bedarfsabdeckung aus, gut 6.300 Lehrkräfte sollen im Plus stehen. Die Anzahl der Lernenden an den Grundschulen soll leicht von 3 Mio. auf rund 3,1 Mio. Kinder anwachsen. Als Basis für Ihre Prognose nutzte die Bertelsmann-Stiftung ebenso die prognostizierte Schülerzahl der Kultusministerkonferenz von 3,1 Mio. Da die KMK mit ihrer Geburtenprognose für die Jahre 2022 und 2023 jedoch über der Anzahl der tatsächlichen Geburten lag, wurde dies jedoch für die Prognose umgerechnet.

Doch woher kommen überhaupt diese übermäßigen Differenzen? Gemeinsam haben die drei genannten Prognosen, dass sie nach dem Ist-Zustand, also der aktuellen Situation, entsprechend berechnet wurden. Jedoch gehen alle Institute von unterschiedlichen Entwicklungen der Geburtenrate und Bevölkerungsentwicklung aus. Während die Bertelsmann-Stiftung von einer Abnahme ausgeht, geht das FIBS von einer Zunahme aus. Das FIBS hat bereits die frühe Pensionierung vieler Lehrkräfte einberechnet, die Bertelsmann-Stiftung nicht. Das Statistische Bundesamt geht weiterhin davon aus, dass sich drei verschiedene Szenarien entwickeln könnten: Zunächst soll die Geburtenrate abnehmen, danach könnte sie weiter sinken, auf ein Mittelmaß ansteigen oder sogar deutlich zunehmen. Jedoch betont das Statistische Bundesamt, dass es sich hierbei um keine Vorhersage handelt, sondern wie bei jeder anderen Prognosen auch, lediglich um Annahmen.

Die abweichenden Zahlen sollten dazu anregen, sich nicht zu sehr auf einzelne Prognosen zu verlassen. Wir wissen nicht, was uns in Zukunft erwartet. 2035 ist noch elf Jahre entfernt, ein großer Zeitraum, in dem viel passieren kann. Rechnen wir von heute elf Jahre zurück, finden wir uns im Jahr 2013 wieder – jeder kann jetzt für sich überlegen, was ab 2013 das Schulsystem sowie den Lehrkräftemangel beeinflusst hat.

Eine Kritik soll dieser Artikel selbstverständlich nicht darstellen, da jede Prognose sinnvolle und nachvollziehbare Berechnungsgrundlagen aufzeigt. Eines steht jedoch fest: Unerheblich, welche der zahlreichen Prognosen sich bewahrheitet, die letzten Jahre, in denen der Lehrkräftemangel das Schulsystem signifikant prägte, sollten uns lehren, dass jede Lehrkraft wichtig ist und keine Lehrperson als Überschuss gelten sollte. Um das Schulsystem, soweit dies noch möglich ist, zu optimieren, brauchen wir Lehrkräfte – gut ausgebildete Lehrkräfte. Denn ein optimiertes Schulsystem ist für die Zukunft unserer Gesellschaft und ebenso Wirtschaft unabdinglich. Erst wenn die Bildungspolitik dies erreicht hat, können wir wirklich aufatmen und sagen: „Der Lehrkräftemangel ist bald vorüber!“

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Bad Neuenahr-Ahrweiler. In Ahrweiler wächst die Unzufriedenheit über den langsamen Wiederaufbau der flutgeschädigten Schulen. Der Werksausschuss des Eigenbetriebs Schul- und Gebäudemanagement (ESG) ist enttäuscht von den Vorschlägen der Kreisverwaltung zur Beschleunigung des Wiederaufbaus. Bei der Don-Bosco-Schule und der Levana-Schule, beides Förderschulen, die in der Flutkatastrophe 2021 zerstört wurden, zeigen sich kaum Fortschritte. Erste konkrete Pläne für das Rhein-Gymnasium Sinzig und das Peter-Joerres-Gymnasium sollen bis zum neuen Schuljahr fertiggestellt sein, doch insgesamt wird mehr Tempo und effektivere Maßnahmen verlangt. 

“Wir hatten ein Konzept erwartet, wie das Tempo beim Wiederaufbau der kreiseigenen Schulen deutlich erhöht und die wirtschaftliche Steuerung verbessert werden kann. Bekommen haben wir nur einen Rückblick auf das, was bisher geschah“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Christoph Schmitt, gegenüber dem Bonner General Anzeiger.

Die Kreisverwaltung hingegen sieht sich als lernende Organisation, die keine schnelleren Möglichkeiten sieht, da die Planungsdetails umfassend geklärt werden müssten. ESG-Chef Jörg Hamacher betont die Bedeutung einer gründlichen Vorplanung, trotz des Mangels an sichtbaren Baufortschritten. Die Langsamkeit werde auch durch die lange Bearbeitungsdauer von Förderanträgen, zuletzt über 100 Millionen Euro, verstärkt, die noch nicht beschieden sind. “Aufgrund der Größe der Schulen werden das Are-Gymnasium sowie die Berufsbildenden Schule noch etwas Zeit benötigen”, ergänzt Hamacher.

Es steht der Vorschlag im Raum, Generalunternehmer für den Wiederaufbau zu beauftragen, um interne Koordination zu minimieren und die kaufmännische Steuerung zu verbessern. Dennoch sieht Hamacher in der gründlichen Grundlagenermittlung und Vorplanung keine Alternative, selbst wenn dies den Baubeginn verzögert. In Bezug auf die Planung und Ausführung könnten externe Dienstleister mit spezialisierten Kenntnissen unterstützen, um teure Nachtragsverhandlungen zu vermeiden.

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Berlin. Am Montag wurden Preisträgerinnen und Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „Deutscher Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ 2023 gekürt. Zehn Lehrkräfte, fünf Teams und drei Schulleitungen aus insgesamt zwölf Bundesländern wurden in der Wettbewerbsrunde 2023 ausgezeichnet, an der sich insgesamt rund 8.500 Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler beteiligt haben.

Die Träger des Wettbewerbs, die Heraeus Bildungsstiftung und der Deutsche Philologenverband, wollen mit der Auszeichnung die Leistungen von Lehrkräften, Lehrkräfte-Teams sowie Schulleitungen würdigen und in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung rücken. Schirmherrin der Wettbewerbsrunde 2023 ist die Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger, die die Preisverleihung mit einem Grußwort eröffnete. Steffen Freiberg, Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, und Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin, überreichten die Urkunden.

Für „Ausgezeichnete Lehrkräfte“, eine der drei Wettbewerbskategorien, und von der Schöpflin Stiftung geför­dert, wurden zehn besonders engagierte Lehrkräfte von Schülerinnen und Schülern aus den Abschlussklassen nominiert. Jeweils eine Auszeichnung vergab die Jury nach Baden-Württemberg (Harmeet Dawan, Mathilde-Planck-Schule Ludwigsburg), Brandenburg (Ellen Gottschalk, MOSAIK-Schule Wittstock), Hamburg (Dr. Jean-Marie Schwarzkopf, Gymnasium Eppendorf), Niedersachsen (Kai Passchier, IGS Marienhafe-Moorhusen/Standort Marienhafe), Nordrhein-Westfalen (Karl-Timo Einheuser, Köln-Kolleg), Rheinland-Pfalz (Günther Schön, Geschwister-Scholl-Gymnasium Ludwigshafen), Sachsen (Jana Bioly, Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz/Vogtland), Sachsen-Anhalt (Dr. Andreas Becker, Gymnasium Halberstadt), Schleswig-Holstein (Florian Hansen, Hannah-Arendt-Schule Flensburg) und Thüringen (Mirka Westendorff, Hennebergisches Gymnasium „Georg Ernst“ Schleusingen).

In der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“ wählte die Jury zwei Preisträger und ein Team aus, die von ihren Kollegien vorgeschlagen wurden. Die Vorstandsvorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung, Alexandra Heraeus: „Wir zeichnen vorbildliche Schulleitungen aus, die den Wandel in ihren Schulen anführen, die ein gemeinschaft­liches Umfeld schaffen und die Beziehungen innerhalb der Schulgemeinde wertschätzen. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Persönlichkeiten, die entscheidend dabei sind, ein Umfeld zu schaffen, in dem Kinder und Jugendliche wachsen können.“ Der erste Preis ging an André Szymkowiak vom Gymnasium Thusneldastraße Köln-Deutz, Nordrhein-Westfalen. Das Kollegium nominierte den Schulleiter, weil er in einem extrem heterogenen Einzugsgebiet jedem ein Gefühl der individuellen Wertschätzung und des persönlichen Respekts entgegenbringe, er hätte die Schule wieder zu einem Ort gemacht, an dem jeder gern lernt und arbeitet. Seine empathische Art, mit der er auf die individuellen Bedürfnisse seiner Gesprächspartner einginge, gäbe jedem das Gefühl, ein bedeutendes Mitglied der Schulgemeinschaft zu sein. Den zweiten Preis erhielt das Schulleitungsteam Angelika Gruß und Gregor Hascher mit Patrick Deppe und Nikolaos Papathanassiou von der Paul-Robeson-Schule, Oberschule der Stadt Leipzig in Sachsen. Das Kollegium ist überzeugt, unter einer der besten Schulleitungen arbeiten zu dürfen. Man habe keine Befürchtun­gen zu experimentieren, Neues auszuprobieren und den Mut aufzubringen, Fehler als Orientierung und Motiva­tion anzuerkennen, um sich in der Arbeit und Selbstwahrnehmung weiterzuentwickeln. Das Schulleitungsteam initiiere und organisiere viele Gestaltungsmöglichkeiten von Unterricht und Schulleben, um der Schülerschaft eine vielfältige Bildungspalette anzubieten. 

Den dritten Preis vergab die Jury an den stellvertretenden Schulleiter Dr. Thomas von Pluto-Prondzinski von der Robert-Jungk-Oberschule Berlin. Das Kollegium schätzt im Besonderen die Innovationskraft und Entschlossenheit, mit der Dr. von Pluto-Prondzinski durch die Pandemie führte. Er besäße eine wertschätzende, tolerante und respektvolle Grundhaltung, ließe Individualität zu und nutze und schätze die Vielfalt des Kolle­giums. Er sei ein „atemberaubender Stratege mit Weitblick und ein beispielloser Feldherr für das Wegefinden“, er übererfülle die angeführten Kriterien.

In der Kategorie „Unterricht innovativ“ haben zahlreiche engagierte Lehrkräfte-Teams aus ganz Deutschland innovative und fächerübergreifende Unterrichtsprojekte für den Wettbewerb eingereicht. Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes: „Mit großer Freude sehen wir in unserem Wettbewerb, dass Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, ihre vorhandenen Potenziale zu entfalten und in einer zunehmend komplexen Welt wert- und zielorientiert zu handeln. Die Unterrichtseinheiten, die wir dieses Jahr auszeichnen, stehen dabei exemplarisch für die vielen innovativen Formen der Wissens­vermittlung, aber auch für den herausragenden gesellschaftlichen Beitrag, den unzählige Lehrkräfte täglich durch ihr berufliches Engagement für ihre Schülerinnen und Schüler leisten.“

Den ersten Preis vergab die Jury an Johannes Heitmann mit Alena Bauer vom Kolleg St. Blasien in Baden-Württemberg für das Projekt „Gegen das Vergessen. Stolpersteine und Erinnerungskultur“. Für das Projekt beschäftigte sich ein Seminarkurs des Kollegs St. Blasien ein Jahr lang mit den individuellen Geschichten jüdi­schen Mitbürger, die vor 90 Jahren ihre Heimat verlassen mussten. Die Schülerinnen und Schüler rekon­struierten die Schicksale der vom NS-Regime verfolgten Menschen, machten sie multimedial und öffentlich­keitswirksam erfahrbar und leisteten einen außerordentlichen Beitrag für die örtliche Erinnerungskultur. Mit Stolpersteinen im Ort, einer Ausstellung im Kreismuseum, einem digitalen Gedenkbuch der Stadt, Publikationen und lokaler Berichterstattung würdigten sie die Verfolgten und deren Angehörige.

Der zweite Preis ging an Christina Fischer mit ihrem Team Sebastian Bauer, Danilo Fries, Laura Henschke und Viktoria Seidel vom Humboldt-Gymnasium Vaterstetten, Bayern, für ihr Projekt „Deeper Learning – Wissenschaftsjournalismus und Fake News“. Das Unterrichtsprojekt soll Schülerinnen und Schüler zu wissen­schaftlich-kritischem Denken anleiten, um sie so zur souveränen Medienrezeption zu befähigen. Dafür recher­chierten diese intensiv zu gegenwärtig kontrovers diskutierten Themen wie Impfmüdigkeit und -neben­wirkungen oder Energiewende. Durch die Kooperation von fünf Lehrkräften in einer Klasse, die sieben unter­schiedliche Fächer abdecken, konnten die Schülergruppen ihr jeweiliges Thema aus vielfältigen Perspektiven erforschen und ein tiefes Verständnis entwickeln.

Mit dem dritten Preis wurde Dr. Barbara Haas vom Gymnasium Feuchtwangen, Bayern, für das Projekt „Ihr seid nicht vergessen“ ausgezeichnet. Das Unterrichtsprojekt erinnert an sechzig Jüdinnen und Juden aus Schopfloch, die ab 1939 von den Nationalsozialisten systematisch deportiert und ermordet wurden. Es wurde in eineinhalb Jahren kreativ und interdisziplinär in Kooperation mit außerschulischen Partnern realisiert und erreichte, dass den Holocaust-Opfern aus Schopfloch eine ihnen bis dahin verwehrte Gedenkstätte gewidmet wurde. In der umfangreichen Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Opfergedenken und Demokratie-Erhalt entstanden zahlreiche erinnerungskulturelle Artefakte, die individuelle Lebensläufe, Geschichten und Schicksale der Opfer und das einschneidende Ende ihrer jüdischen Geschichte, ihrer Geheimsprache „Lachoudisch“, ihrer Religion und ihrer Kultur in der Gemeinde Schopfloch dokumentieren.

Der „Deutsche Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ wird seit 2020 von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband (DPhV) gemeinsam getragen und durchgeführt. Er geht auf eine gemeinsame Initiative des Deutschen Philologenverbands DPhV und der Vodafone Stiftung Deutschland aus dem Jahr 2008 zurück. Alle Preisträgerinnen und Preisträger findet ihr unter folgendem Link.

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Ihr habt gerade eine wichtige Datei verschickt — vielleicht ein Text für eure Schüler:innen oder ein Bild für eine Präsentation. Kurz darauf erhaltet ihr jedoch eine Nachricht zurück, die sagt: "Ich kann die Datei nicht öffnen." Panik macht sich breit. Was nun?

Der plattformübergreifende Austausch von Dateien ist in unserer vernetzten Welt allgegenwärtig geworden. Ob wir nun beruflich zusammenarbeiten oder einfach nur Erinnerungen in Form von Fotos teilen möchten, das Versenden von Dateien über System- und Programmgrenzen hinweg ist zur Norm geworden. Doch selbst in einer Ära, in der Technologie unsere Kommunikation erleichtern soll, können wir immer noch auf Hindernisse stoßen.

In diesem Artikel werden wir uns mit den Herausforderungen des plattformübergreifenden Dateiaustauschs beschäftigen und Lösungsansätze erkunden, um diese Hürden zu überwinden. Von den gängigsten Dateiformaten bis hin zu Tools und Technologien, die den Austausch erleichtern, werden wir einen Blick darauf werfen, wie wir sicherstellen können, dass unsere Dateien dort ankommen, wo sie gebraucht werden — ohne Hindernisse und ohne Kopfschmerzen. 

Was sind überhaupt Dateiendungen?

Dateiendungen sind Buchstabenkombinationen, die am Ende eines Dateinamens stehen und das Dateiformat angeben. Sie dienen dazu, das Betriebssystem und die darauf installierte Software darüber zu informieren, wie die Datei geöffnet und interpretiert werden soll. Diese Endungen können aus verschiedenen Zeichen bestehen, darunter Buchstaben, Zahlen und Symbole, und haben oft eine Länge von drei oder vier Zeichen.

Ein Beispiel für eine Dateiendung ist ".txt" für Textdateien oder ".jpg" für Bilddateien im JPEG-Format. “jpg” und “JPEG” werden hierbei synonym verwendet und bezeichnen das gleiche Dateiformat. Durch die Dateiendung kann das Betriebssystem oder die Anwendungssoftware erkennen, welche Art von Daten in der Datei enthalten ist und welche Programme zum Öffnen oder Bearbeiten verwendet werden können.

Es ist wichtig zu beachten, dass Dateiendungen nicht in allen Betriebssystemen standardmäßig angezeigt werden. In einigen Fällen müsst ihr möglicherweise die Einstellungen eures Betriebssystems anpassen, um Dateiendungen sichtbar zu machen. Dies ist jedoch eine nützliche Praxis, da es dazu beiträgt, Missverständnisse beim Dateiaustausch zu vermeiden und die richtige Interpretation der Dateien zu gewährleisten. Dabei gibt es unzählige mögliche Endungen, da viele davon sehr spezifisch sind, und euch im täglichen Leben eher selten begegnen werden, stellen wir euch nur gängigsten vor und erklären euch, wann welches Format am meisten Sinn macht:

Textdateien

.txt ist eine der häufigsten Endungen für Textdateien. (Quelle: Wikimedia Commons, The Oxygen Team

.txt - Textdatei

   Eine .txt-Datei ist eine einfache Textdatei, die nur unformatierten Text enthält. Sie kann mit jedem Texteditor geöffnet werden und wird oft für einfache Notizen, Konfigurationsdateien oder Programmiercode verwendet.

.doc/.docx - Microsoft Word-Dokument

   .doc und .docx sind Dateiformate für Microsoft Word-Dokumente. Sie enthalten formatierten Text, Bilder, Tabellen und andere Elemente, die in Word erstellt wurden. Das .docx-Format ist das neuere und wird von den meisten aktuellen Versionen von Microsoft Word verwendet.

.odt - OpenDocument Text

Das .odt-Format ist das Standarddateiformat für Textdokumente von OpenOffice und LibreOffice. Es ist plattformunabhängig und ermöglicht die einfache Weitergabe und Bearbeitung von Texten.

.pdf - Portable Document Format

   Das Portable Document Format (PDF) ist ein Dateiformat, das von Adobe entwickelt wurde. Es behält das Layout und die Formatierung eines Dokuments unabhängig vom Betriebssystem oder der Software bei, mit der es geöffnet wird. PDFs sind weit verbreitet für Dokumente, die druckfähig oder für den Austausch bestimmt sind, da sie eine konsistente Darstellung auf verschiedenen Geräten gewährleisten.

.rtf - Rich Text Format

   Das Rich Text Format (RTF) ist ein Dateiformat, das formatierten Text speichert, einschließlich Schriftarten, Farben und Stilen. Es kann von verschiedenen Textverarbeitungsprogrammen geöffnet werden und ermöglicht den Austausch von Dokumenten mit einfacher Formatierung zwischen verschiedenen Plattformen.

Video, Audio und Bild

.jpeg ist das Dateiformat für Bilder. (Quelle: Wikimedia Commos, JPEG committee)

.mp3 - MP3 Audio

   MP3 ist ein weit verbreitetes Audioformat, das verlustbehaftete Audiokompression verwendet. Es bietet eine gute Balance zwischen Dateigröße und Klangqualität und wird häufig für die Speicherung und den Austausch von Musikdateien verwendet.

.mp4 - MPEG-4 Videodatei

   MP4 ist ein Multimedia-Containerformat, das Audio-, Video- und Textdaten unterstützt. Es ist ein weit verbreitetes Format für die Speicherung von Videodateien, da es eine gute Komprimierung bei gleichzeitig hoher Bild- und Tonqualität bietet. MP4-Dateien können auf einer Vielzahl von Geräten und Plattformen wiedergegeben werden.

.jpg/.jpeg - Joint Photographic Experts Group Bild

   JPEG ist ein komprimiertes Bildformat, das für Fotos und Grafiken verwendet wird. Es bietet eine gute Balance zwischen Dateigröße und Bildqualität, wodurch es ideal für den Austausch von Bildern im Internet und in digitalen Medien geeignet ist. Die .jpg- und .jpeg-Dateiendungen werden synonym verwendet.

.png - Portable Network Graphics Bild

   PNG ist ein verlustfreies Bildformat, das für die Speicherung von Grafiken und Bildern verwendet wird. Es unterstützt Transparenz und eine hohe Farbtiefe, was es ideal für den Einsatz in Webgrafiken und anderen digitalen Medien macht.

.gif - Graphics Interchange Format (animierte Bilder)

   GIF ist ein Bildformat, das die Darstellung von Animationen ermöglicht. Es unterstützt eine sequentielle Bildabfolge, die als Animation abgespielt werden kann. GIFs werden häufig für kurze animierte Clips und Memes im Internet verwendet.

Komprimierte Dateien

In ZIP Dateien könnt ihr mehrere Dateien in einem Archiv zusammenfassen. (Quelle: Wikimedia Commons, OS: Canonical)

.zip - Zip-Archiv

   ZIP ist ein weit verbreitetes Dateikomprimierungsformat, das eine oder mehrere Dateien in einem einzelnen Archiv zusammenfasst. Es unterstützt verschiedene Komprimierungsmethoden und wird von den meisten Betriebssystemen und Dateiarchivierungstools unterstützt.

.rar - RAR-Archiv

   RAR ist ein Dateikomprimierungsformat, das häufig für große Dateien oder Archive mit vielen Dateien verwendet wird. Es bietet eine starke Komprimierung und kann Passwortschutz und andere erweiterte Funktionen unterstützen. RAR-Dateien erfordern oft spezielle Software zum Entpacken.

.7z - 7-Zip-Archiv

   7z ist ein hochkomprimierendes Dateiformat, das von der 7-Zip-Software verwendet wird. Es bietet eine ausgezeichnete Komprimierung und kann verschiedene Komprimierungsalgorithmen wie LZMA und LZMA2 verwenden. 7z-Archive können mit der 7-Zip-Software oder anderen kompatiblen Programmen geöffnet werden.

Weitere Dateiformate 

PowerPoint ist ein Programm, mit dem ihr Präsentationen erstellen könnt. (Quelle: Wikimedia Commons, Microsoft)

 .exe - Ausführbare Datei (Windows)

   Eine .exe-Datei ist eine ausführbare Datei unter dem Windows-Betriebssystem. Sie enthält Anweisungen, die von einem Computer ausgeführt werden können, und wird verwendet, um Programme oder Installationsroutinen zu starten. Beim Doppelklicken auf eine .exe-Datei wird das zugehörige Programm gestartet.

.html/.htm - Hypertext Markup Language (Webseiten)

   HTML ist eine Auszeichnungssprache, die zur Erstellung von Webseiten verwendet wird. Dateien mit den Erweiterungen .html oder .htm enthalten HTML-Code, der den Inhalt und das Layout einer Webseite definiert. Sie können in Webbrowsern angezeigt werden und sind die grundlegende Struktur von Websites im World Wide Web.

.xlsx/.xls - Microsoft Excel-Dokument

   .xlsx und .xls sind Dateiformate für Microsoft Excel-Dokumente. Sie enthalten Tabellenkalkulationen mit Zellen, die Text, Zahlen und Formeln enthalten können. .xlsx ist das neuere XML-basierte Format, während .xls das ältere binäre Format ist. Excel-Dokumente werden häufig für Datenanalyse, Tabellenkalkulationen und Berichte verwendet.

.pptx/.ppt - Microsoft PowerPoint-Präsentation

   .pptx und .ppt sind Dateiformate für Microsoft PowerPoint-Präsentationen. Sie enthalten Folien mit Texten, Bildern, Grafiken und Multimedia-Elementen, die zur Präsentation von Informationen verwendet werden. .pptx ist das XML-basierte Format, während .ppt das ältere binäre Format ist. PowerPoint-Präsentationen werden oft für Geschäftspräsentationen, Schulungen und Vorträge verwendet.

Das “Problem” mit Apple Geräten

In der Dateiverwaltung ist es wichtig, Dateiformate zu verstehen und ihre Kompatibilität zwischen Betriebssystemen zu berücksichtigen. Während Windows-Benutzer:innen oft die Einstellungen anpassen müssen, um Dateiendungen anzuzeigen, sind sie bei Apple macOS standardmäßig aktiviert. Dies hilft nicht nur bei der Übersichtlichkeit, sondern auch beim Schutz vor potenziell schädlichen Dateien wie Trojanern.

Gängige Formate wie PDF, DOCX, XLSX oder ODT sind plattformübergreifend und können problemlos zwischen Windows, macOS und Linux ausgetauscht werden. Spezifische Apple-Formate wie PAGES oder KEY können jedoch Konvertierungen erfordern, um sie auf anderen Plattformen zu öffnen.

Tools wie iCloud und Office-Suiten von Drittanbietern bieten oft Unterstützung für Apple-spezifische Formate, um die Kompatibilität zu verbessern. Dennoch ist es ratsam, dass ihr plattformunabhängige Formate wie PDF, ODT oder DOCX verwendet, um einen reibungslosen Austausch zwischen verschiedenen Betriebssystemen zu gewährleisten. 

Kompatibilität

Die Kompatibilität von Dateiformaten spielt eine entscheidende Rolle beim Austausch von Dateien über verschiedene Systeme und Programme hinweg. Einige Dateiformate, wie zum Beispiel PDF, JPEG und MP3, sind weit verbreitet und werden von einer Vielzahl von Betriebssystemen und Anwendungen unterstützt. Dies bedeutet, dass Dateien in diesen Formaten in der Regel problemlos zwischen verschiedenen Benutzern und Geräten ausgetauscht werden können, ohne dass es zu Kompatibilitätsproblemen kommt.

Auf der anderen Seite gibt es Dateiformate, die spezifischer für bestimmte Anwendungen oder Plattformen sind und möglicherweise nicht so weit verbreitet sind. In solchen Fällen kann es erforderlich sein, die Dateien in ein allgemeineres Format zu konvertieren, um die Kompatibilität sicherzustellen. Zum Beispiel können Dateien in proprietären Formaten wie Microsoft Word (.docx) oder Adobe Illustrator (.ai) möglicherweise nicht von allen Programmen oder Betriebssystemen ohne zusätzliche Software geöffnet werden.

Um die Kompatibilität von Dateien sicherzustellen, ist es oft erforderlich, Dateien von einem Format in ein anderes zu konvertieren. Glücklicherweise gibt es verschiedene Tools und Methoden, um diese Konvertierung durchzuführen.

Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Online-Konvertierungsdiensten, die eine Vielzahl von Dateiformaten unterstützen. Diese Dienste ermöglichen es euch, eine Datei hochzuladen und sie in ein anderes Format umzuwandeln, das besser mit den Anforderungen eurer Zielgruppe oder eurer Softwarekompatibilität übereinstimmt. Einige beliebte Online-Konvertierungsdienste sind zum Beispiel Zamzar, Online Converter und Convertio.

Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von spezieller Konvertierungssoftware. Es gibt eine Vielzahl von Programmen auf dem Markt, die speziell für die Konvertierung von Dateiformaten entwickelt wurden. Diese Programme ermöglichen es euch, Dateien direkt auf eurem Computer umzuwandeln, ohne sie online hochladen zu müssen. Beispiele für solche Software sind Adobe Acrobat für die Konvertierung von PDFs, Handbrake für Videoformate und Audacity für Audiodateien.

Egal für welche Methode ihr euch entscheidet, es ist wichtig sicherzustellen, dass die Konvertierung ordnungsgemäß durchgeführt wird und dass die Qualität der Datei dabei nicht beeinträchtigt wird. Es ist ratsam, eine Sicherungskopie der Originaldatei zu erstellen, bevor ihr mit der Konvertierung beginnt, um Verluste zu vermeiden.

Wie könnt ihr eure Dateiendungen anpassen und ändern?

Eine schnelle Möglichkeit, eure digitale Sicherheit zu verbessern, besteht darin, die Dateiendungen anzuzeigen. Standardmäßig sind sie auf Windows ausgeblendet, was nicht nur Verwirrung stiften kann, sondern auch Sicherheitsrisiken birgt.

Habt ihr schon mal von der Taktik gehört, mit der sich bösartige Dateien tarnen? Manchmal verbergen sich hinter harmlos aussehenden Dateinamen gefährliche Malware. Zum Beispiel könnte eine Datei mit einer .pdf-Endung in Wirklichkeit eine ausführbare EXE-Datei sein. Durch das Anzeigen von Dateiendungen könnt ihr solche Tricks leichter erkennen und euch vor bösen Überraschungen schützen.

Wie geht das? Ganz einfach:

  1. Öffnet euren Datei-Explorer über das Symbol in der Taskleiste oder sucht danach, wenn es nicht angeheftet ist.
  2. Klickt auf den Reiter "Ansicht".
  3. Setzt einen Haken bei "Dateinamenerweiterungen".

Durch diese kleine Änderung könnt ihr die tatsächlichen Endungen der Dateien sehen und euch vor gefälschten Dateinamen besser schützen. Es ist eine einfache Möglichkeit, eure digitale Umgebung sicherer zu machen und potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.

Hattet ihr bereits das Problem, dass euer Gegenüber eure Dateien nicht öffnen konnte? Schreibt es uns in die Kommentare!

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