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Berlin. G8 oder G9? Nach wie vor gibt es kaum ein bildungspolitisches Thema, das in der Öffentlichkeit mehr diskutiert wird als die Frage, wie lange die Schulzeit nach der Grundschule bis zum Abitur dauern soll. Wir werfen einen Blick auf den aktuellen Stand und die Umsetzung in den einzelnen Bundesländern.

In den vergangenen Jahren stand in Nordrhein-Westfalen kaum ein anderes landespolitisches Thema derart im Fokus der Öffentlichkeit wie die Schulzeitverkürzung. Nach der G8-Einführung im Jahr 2005 hat die praktische Umsetzung von G8, nach fast zwanzig Jahren, nicht dauerhaft die notwendige Akzeptanz an Schulen in der Öffentlichkeit gefunden. Zu groß war die Belastung, die Schüler:innen durch die G8-Reform erfuhren. Viele Schüler:innen hatten kaum noch Freizeit. Dabei mussten Hobbys wie Musikunterricht und Sportvereine aufgegeben werden, um dem enormen Lernpensum nachkommen und in der Schule bestehen zu können. Auf diese Entwicklung hin begrüßte die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer die Leitentscheidung des Kabinetts zum Schuljahr 2019/2020 in den Jahrgängen 5 und 6 an allen Gymnasien, mit der Umstellung auf G9 zu beginnen. Damit wird es zum Schuljahr 2023/2024 an den umgestellten Gymnasien, erstmals wieder eine Klasse 10 in der Sekundarstufe I geben. Die Reform hat die Landesregierung zugleich für einen Modernisierungsschub genutzt. Dieser sieht vor, dass die Kernlehrpläne der Gymnasien künftig an die Bedingungen einer digitalisierten Welt angepasst werden. Das bedeutet konkret, dass die Vermittlung von Medienkompetenz und Medienbildung auf Grundlage des Medienkompetenzrahmens NRW fächerübergreifend verankert wird. 

Das Saarland führte bereits 2001 das sogenannte "Turbo-Abitur" an Gymnasien ein, wo Schüler:innen innerhalb von 8 Jahren den Abschluss erreichten. Der ehemalige Ministerpräsident Peter Müller begründete diesen Schritt damals noch mit Wettbewerbsnachteilen gegenüber den europäischen Nachbarländern. Nun möchte der einstige G8-Vorreiter jedoch wieder zum G9-System zurückkehren. In der Zwischenzeit haben sich die Anforderungen an gute Bildung weitreichend verändert – Schüler:innen seien durch Digitalisierung und Globalisierung vor neue Herausforderungen gestellt worden. “Das Gymnasium braucht mehr Herzblut, um fitte Schüler zu haben, die am Ende die Abiturprüfung ablegen”, so Ministerpräsident Tobias Hans. Er bekräftigte, dass es mehr Zeit für die Erlangung des höchsten deutschen Schulabschlusses brauche. Den Schüler:innen soll damit mehr Zeit zum Lernen, zum Arbeiten und zum Forschen gegeben werden. Seit dem laufenden Schuljahr 2022/2023 wurde die Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien umgesetzt. Hiervon sind alle Schüler:innen betroffen, die zum Schulstart in die Klassenstufen fünf und sechs übergegangen sind. Niedersachsen ist das erste Bundesland gewesen, in dem man bereits zum Schuljahr 2015/2016 zu G9 zurückkehrte. Nachdem Schüler:innen und Lehrkräfte in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen haben, dass die Belastung am Gymnasium mit G8 durch die Verdichtung der Unterrichtsthemen und hohen wöchentlichen Pflichtstundenzahlen zunimmt, soll mit der Rückkehr zu G9 für mehr Entlastung gesorgt werden.

Aufgrund der anhaltenden Kritik haben weitere Bundesländer die Rückkehr zu G9 für sich beschlossen. Hierzu zählen Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein. In Baden-Württemberg will eine Gruppe von Eltern das Abitur in neun Jahren wieder zum Standard an staatlichen Gymnasien machen. Dafür hat die Initiative “G9 jetzt!” einen Volksantrag beim Landtag eingereicht. Die grün-schwarze Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf die Beibehaltung des G8-Modells als Regelform verständigt. 

Rheinland-Pfalz ist das einzige West-Bundesland, in dem der Regelbetrieb an den Gymnasien seit jeher dem G9-Modell folgt. Es besteht die Möglichkeit, das Abitur mittels Antragstellung durch Schule, Eltern und Schulträger auf acht Jahre zu verkürzen. Hinzu kommt, dass G8 nur zusammen im Ganztagsbetrieb in der 7. bis 9. Jahrgangsstufe angeboten wird, weshalb man auch von G8GTS spricht. Das Abitur nach neun Jahren ist weiterhin landesweiter Standard.

Ost-Länder halten weiterhin an G8 fest

In Sachsen setzt man bereits seit 1992 auf das G8-Modell – mit großem Erfolg. Der Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes Jens Weichelt sieht insbesondere die Stetigkeit des sächsischen Bildungssystems durch G8 als wesentlichen Grund für die Belegung der Spitzenplätze in Vergleichsstudien wie z.B. dem INSM-Bildungsmonitor. Auch in Thüringen ist G8 fest im Bildungssystem verankert – im Bundesvergleich schneiden die Thüringer Schüler:innen im PISA-Vergleich ebenfalls überdurchschnittlich gut ab. Dennoch gab es in den letzten Jahren vermehrt Forderungen der Thüringer Gymnasiallehrkräfte, flächendeckend auf G9 umzustellen. Lehrer:innen hätten an den Thüringer Gymnasien in den letzten Jahren zunehmend Schwierigkeiten hinsichtlich der Sicherung von Unterrichtsqualität, Lern- und Übungszeit sowie der persönlichen Entwicklung der Schüler:innen festgestellt. Claudia Koch, Sprecherin der Landeselternvertretung, sieht die Einführung eines 13. Schuljahres kritisch. Zwar gebe es Missstände im Schulwesen, doch es ist fraglich, ob dafür das ganze System geändert werden müsse. Sie bekräftigt, dass der Lehrermangel  tragender Faktor für die aufkommenden Defizite sei. Schüler:innen in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt folgen gleichermaßen dem G8-Modell und legen ihr Abitur nach zwölf Schuljahren ab, wobei in Mecklenburg-Vorpommern das Gymnasium erst ab Klasse 7 beginnt. 

Der Bildungsföderalismus hinterlässt seine Spuren in der Umsetzung von G8 und G9, und stößt damit immer wieder auf ein geteiltes Echo. Befürworter:innen und Gegner:innen gibt es auf beiden Seiten.

Wie steht ihr zur G8/G9 Thematik? Findet ihr, dass die überdurchschnittlichen Platzierungen der traditionellen G8-Bundesländer die Aufrechterhaltung des Abiturs nach acht Jahren rechtfertigen, oder sollte dem Wunsch vieler Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften nach G9 entsprochen werden? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Schulen, die wegen Schimmelbefalls geschlossen werden müssen, Fenster, die monatelang notdürftig zugeklebt werden. Heizungen, die in schlecht gedämmten Gebäuden jetzt runtergedreht werden, um Energie zu sparen. Dies sind nur einige Meldungen, die in der letzten Zeit über den Zustand unserer Schulgebäude zu lesen waren. Doch wie sieht das Gesamtbild momentan wirklich aus? Lehrer-News wirft einen Blick auf die bauliche Lage unserer Schulen. 

Wer ist zuständig?

Für den Schulbau, das heißt Neubau, Sanierung, Modernisierung und Bewirtschaftung sind die Schulträger zuständig, die vom Finanzhaushalt der Kommunen abhängig sind. Das bedeutet, es ist die Aufgabe der Landespolitik, Rahmenbedingungen für kommunale Investitionen zu schaffen. Verschiedene Förderprogramme unterstützen den Bau oder die Sanierung von Schulgebäuden. Eine der führenden Förderunternehmen weltweit ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Sie wird durch staatliche Mittel finanziert und setzt sich unter Aufsicht des Bundesministeriums für Finanzen für Lebensbedingungen ein. Im letzten Jahr hat die KfW ein Fördervolumen von 107 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt.

Sanierungsstau in Kommunen

Laut aktueller Sonderauswertung von KfW Research 2022 melden rund 17 Prozent der Kommunen einen gravierenden Sanierungsrückstand bei den Schulgebäuden und damit insgesamt ein Investitionsdefizit von mehr als 45 Mrd. Euro. Städte, Gemeinden und Kreise haben in den vergangenen Jahren auf die neuen Anforderungen durch Inklusion, Digitalisierung und die Erfordernisse der Corona-Pandemie reagiert und auch ihre Investitionen für die Schulinfrastruktur gesteigert, wie die Analyse zeigt. Jedoch bleibt die prekäre Situation durch die steigenden Baupreise und die Energie-Krise bestehen.

Im laufenden Jahr wollen die Kommunen 10,8 Mrd. Euro in Schulgebäude investieren. Durch zum Beispiel geringerer Steuereinnahmen in finanzschwachen Regionen, ist leider auch zu beobachten, dass die Schere zwischen Arm und Reich auch in diesem Bereich weiter auseinander geht, so die Einschätzung des Schulbau Report 2020 von Building Radar und des KfW-Panels. 

Wie sieht die Zukunft aus?

GEW-Vorsitzende Maike Finnern macht sich für ein 100-Milliarden-Euro-Sofortprogramm stark, um allein den Sanierungsstau in den Bildungseinrichtungen in Deutschland aufzulösen. Das 100-Milliarden-Euro-Programm soll nach den Vorstellungen der GEW über ein Sondervermögen finanziert werden. „Ungleiches muss ungleich behandelt werden: Die Ressourcen müssen so gesteuert werden, dass sie da ankommen, wo sie am meisten benötigt werden: Bei den Schulen in schwierigen sozialen Lagen”, so Finnern. Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte dazu: „Es ist höchste Zeit, dass der Sanierungsstau von Schulgebäuden, insbesondere was die energetische Grundsanierung angeht, endlich aufgelöst wird. Seit 10 Jahren empfiehlt das Umweltbundesamt dringend den Einbau solcher Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, getan hat sich fast nichts.” Weiter führte er aus, dass nur 10 Prozent aller Schulen mit solchen Systemen ausgestattet sind, die neben der Energieeinsparung auch die Raumluft verbessern und die Aerosolbelastung reduzieren. Bei der Nutzung von Schuldächern für Solaranlagen gäbe es ebenfalls noch viel Luft nach oben.

Damit die Herausforderungen im Schulbau bewältigt werden können, müssen Schulträger von der Politik gestärkt werden. Die Investitionsfähigkeit der Kommunen müsste in allen Landesteilen sichergestellt werden. „Dies hilft dabei, die Regionen Deutschlands wettbewerbsfähig zu halten und den Menschen auf ihrem Lebensweg neue Chancen zu eröffnen, und es trägt gleichzeitig dazu bei, dass das Land die vor ihm liegenden großen Herausforderungen überhaupt bewältigen kann", resümiert Dr. Fritzi Köhler-Geib von der KfW.

Die Bestandsaufnahme zum Zustand der Schulgebäude zeigt auf, dass die Probleme erkannt werden und bereits investiert wird. Dem Ungleichgewicht der Finanzverteilung scheint jedoch mehr Gewicht entgegengebracht werden zu müssen. Um auch dem Investitionsrückstand Herr zu werden, ist die Politik aufgefordert, Stellung zu beziehen und an den richtigen Stellschrauben zu drehen, damit unser Bildungssystem nicht noch mehr den Halt unter dem Boden verliert.

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Das Instagram-Lehrerzimmer wirkt überrascht. Geschickt verpackt und pünktlich zur Weihnachtszeit unterbreitet Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) die Idee eines Belohnungssystems zur Einfuhr erstrebenswerter Leistungsprämien für Lehrende zum Wohle der Zukunft unseres Bildungssystems.

Damit richtete sie sich vor allem an jene, die sich mit Motivation und besonderem Engagement zum Prädikat auszeichnen möchten und lockt mit monetären Anreizen in Krisen. Aber in welche Richtung werden die Weichen gestellt, wenn die Zeit am Kind berechnend wird?

Denken wir an den klassischen Leistungsbegriff während der Ausbildungszeit, erinnern wir uns: Leistung kommt durch Anstrengungsbereitschaft. Watzinger bewirbt dieses Konzept nun in neuem Glanz und reagiert damit vermutlich auf eingebrochene Schulleistungen, womit Lehrende implizit für Bildungslücken mitverantwortlich gemacht werden. Füllen wir diese auf, hebe das auch unsere Anerkennung, durch Anerkennung in Form von privatem Geld, das anhand von Erfolgen berechnet werden soll. Beruflicher Aufstieg oder die Betrachtung anderer Variablen werden dabei gänzlich außer Acht gelassen. Woran werden die bisher nur wenig definierten Leistungen bemessen? Was sind die Kriterien? Wer beurteilt mein pädagogisches Handeln? Und wie wird die Korrektur aussehen? Oder werde ich vielleicht sogar irgendwann ausgelesen? Bettina Stark-Watzinger lässt viele Fragen zum nächtlichen Nachdenken offen.

Der Aufgabenkatalog, der seit Jahren auf den Schultern von Lehrer:innen lastet, ist lang und scheint noch nicht lang genug zu sein. Orientieren sich deutsche Lehrpersonen an Watzingers attraktivem Angebot, bis zu 10 Prozent mehr zu verdienen, droht das System wie bisher auf der Felge zu fahren. Mit mehr Konkurrenz als Kooperation, wiederkehrender Normorientierung statt Individualisierung und einem zweifellos harten Leistungsdruck bei allen Schüler:innen in einem Schulwesen, dem ein “Befriedigend” nicht mehr ausreicht.

Wer sich für das Amt der Lehrenden entscheidet, widmet sich diesem aufgrund der sozialen Bildungsarbeit mit Menschen. Alles, was dafür benötigt wird, ist kein Übermaß an Leistungsbereitschaft, das durch schnelle Politik entlohnt wird, sondern Unterstützung jener Lehrerinnen und Lehrer, die diese Aufgabe aus Überzeugung annehmen. Gebraucht wird lediglich Geld, das unbürokratisch zugänglich ist und finanzielle Investitionen an Schulen.

Unsere Autorin Franziska Bach ist Lehrerin an Grundschulen. Ihr erster Gedanke dazu war, dass sich ihr gesamtes Kollegium eine Prämie für besondere Leistungen verdient hätte.

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Düsseldorf. „Eine geschützte Arbeitsplattform für optimale Kommunikation, Organisation und Dateiverwaltung“ verspricht das Schulministerium Nordrhein-Westfalen erstmals im Jahr 2011 für Lehrkräfte aller Schulformen mit dem Ansinnen, die Automatisierbarkeit schulischer Prozesse voranzutreiben. Nach einem Jahrzehnt bahnt sich das zentralisierte Lernmanagementsystem LOGINEO nun seinen Weg durch das Bundesland, nachdem ungelöste technische Probleme, Datenschutzbedenken und die Vernachlässigung der Barrierefreiheit eine flächendeckende Einführung der Softwarelösung zunächst zurückhielten. Aktuell fällt die Verantwortlichkeit für den Einsatz von LOGINEO auf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Sie wolle „schulische Abläufe vereinfachen“ und stehe damit auch für die Erfolgsrate des Projekts im Fokus, in das während der Entwicklung bereits 5,8 Millionen Euro flossen.

Noch vor Beginn der Pandemie ging das Hauptsystem der Arbeits- und Kommunikationsplattform im November 2019 online. „Das lange Warten hat ein Ende. LOGINEO NRW ist da und funktioniert“, so Staatssekretär Mathias Richter, der LOGINEO zu dieser Zeit als ein „echtes Update für das digitale Arbeiten in unseren Schulen“ bezeichnete.

Seither versuchen sich rund 60 Prozent der Schulen in NRW an den einzelnen Systemen der kostenlosen LOGINEO-Produktfamilie. Am häufigsten sei auf das Lernmanagementsystem LOGINEO NRW LMS zurückgegriffen worden. 2700 Schulen integrieren dieses in ihre Unterrichtsarbeit und stellen damit Texte, Videos und andere Unterrichtsmaterialien online bereit. Ministerin Gebauer betonte im März 2022 die Funktionalität der Anwendungen von LOGINEO, die sich „immer größerer Beliebtheit erfreuen“ würden und versicherte unterdessen weiterhin die Wirkung des DigitalPakts.

Kritik an der Benutzer:innentauglichkeit

Die Implementierung der Logineo-Plattform, deren technischer Rahmen als veraltet gilt, wird allerdings auch von zahlreichen Kritiken begleitet. Es seien mehr „drei Produkte“, weniger interdisziplinäre Anwendungen, so IT- Experte Dieter Pannen, welche Schulen als einheitlich zufriedenstellende Lösungen dargeboten werden. Hierzu zählen die Schulplattform LOGINEO NRW, das Lernmanagementsystem LOGINEO NRW LMS und dem LOGINEO NRW Messenger mit Videokonferenzoption. Der Spiegel machte ebenfalls die Feststellung, dass die Plattform nicht zukunftsfähig sei, da eine Nutzung seitens der Schüler:innen selbst nach Beginn der Pandemie nicht gewährleistet werden konnte. Bereits seit 2017 werde an der Software “herumgedoktert”. Erst 140 von 5.100 nordrhein-westfälischen Schulen sei es bisher möglich gewesen, aktiv mit den Lernenden über LOGINEO zu interagieren. 

Aktuelle Entwicklungstendenzen

Das nun zur Verfügung stehende Angebot wird inzwischen nach nur kurzer Laufzeit auf den Prüfstand gestellt. Hierzu startete Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller zum Ende dieses Jahres einen durch das Fraunhofer-Institut angeleiteten „Zukunfts-Check“. Damit will die Landesregierung Erfahrungen aus der Praxis, sowie die Gesamtarchitektur in einem immanenten systematischen Feedback evaluieren. Leitidee ist, sich künftig an den Bedürfnissen der User:innen zu orientieren und diese in Form eines Praxisausschusses einzubeziehen. Erste Ergebnisse zum Check-Up sollen voraussichtlich im Jahr 2023 vorliegen. Weiterhin verkündete der Landtag die Planung einer benutzerfreundlichen Zusammenführung der drei Komponenten von LOGINEO und weitere innovative Features. Im April 2022 gelang erstmals die Bereitstellung unterschiedlicher Sprachpakete für mehrsprachige Navigation.

Du unterrichtest in NRW und denkst über ein Login an eurer Schule nach? Hiermit gelingen euch die ersten Schritte. 

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Der Verein Zweitzeugen e.V. sammelt  (Über)Lebensgeschichten von Opfern und Betroffenen des Nationalsozialismus  und möchte damit einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur  leisten, gegen das Vergessen. Am Tag der Menschenrechte wird nicht nur der Allgemeinen Erklärung und Bekennung zu den Menschenrechten der Generalversammlungen der Vereinten Nation von 1948 gedacht, sondern auch an das aktive Handeln und Einstehen für Freiheit, Würde und Gleichberechtigung und gegen Ideologien, Unterdrückung und Intoleranz. Lehrer-News durfte  mit der Projektleiterin Bernadette Schendina über ihre Arbeit bei Zweitzeugen  e.V. sprechen. Mit ihrem vierköpfigen Team  entwickelt sie seit 2022 digitale Geschichten von Zeitzeugen für die Lernplattform ›Werde Zweitzeug:in‹. Damit  junge Menschen auf vielfältige Weise ermutigt und befähigt durch das Weitergeben der Geschichten von Überlebenden des Holocaust selbst zu zweiten Zeug:innen werden. Dabei lernen Kinder und Jugendlich  wie sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen in unsere Gesellschaft einsetzen können. Mittlerweile ist der ZWEITZEUGEN  e.V. 12 Jahre jung und hat  insgesamt schon über 20.000 junge Menschen zu Zweitzeug:innen gemacht.

Lehrer-News: Könntest Du ein bisschen über deine eigene Person und das Projekt erzählen, wie bist Du zu dem Projekt gekommen, mit welchem Gedanken ist es entstanden?

Schendina: Als ich ZWEITZEUGEN e.V. kennengelernt habe, war ich gerade 20 Jahre alt, lebte in Bochum und habe meinen Bachelor in Geschichte gemacht. Mein Kommilitone erzählte beim Kaffeetrinken von diesem Verein, der sich Holocaust-Education für junge Menschen durch die Weitergabe von Lebensgeschichten von Zeitzeug:innen zur Aufgabe gemacht hat. Ständig haben wir im Studium diskutiert: Was passiert, wenn die Zeitzeug:innen des Holocaust nicht mehr leben? Um vielleicht eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, wollte ich mich im Verein engagieren. Ein paar Wochen später stand ich dann bereits vor meiner ersten Klasse und habe 12-jährigen Jugendlichen von der Holocaust-Überlebenden Schwester Johanna erzählt. Davon, wie sie ab 1933 diskriminiert wurde und wie sie nach 1945 zurück nach Recklinghausen ging, ins Kloster eintrat und das Jüdische Museum in Dorsten mitgründete. Die Klasse saß vor mir, ganz still und aufmerksam und später mit vielen Fragen, die wir diskutierten. Sechs Unterrichtsstunden später schaute ich in die mitfühlenden Augen von über 20 neuen Zweitzeug:innen. Sie schrieben Schwester Johanna Briefe, in denen sie ihr dankten, ihren Mut bewunderten und ihr gute Wünsche schickten. Das ist jetzt fast fünf Jahre her. Seitdem habe ich viel im Verein gelernt und meine Expertise einbringen können. Inzwischen leite ich zusammen mit meiner Kollegin das Team Ausstellungen und habe maßgeblich am Podcast des Vereins mitgearbeitet – aktuell erarbeiten wir die 2. Staffel. 

Lehrer-News: Aus welchen Sparten der Vermittlung kommt euer Team?

Schendina: Wir erzählen in unserer Arbeit von Zeitzeug:innen des Holocaust und des Nationalsozialismus. Wie Diskriminierungen anfingen, sich auf jedes einzelne Leben auswirken und welche Erfahrungen sie machen. Wir berichten auch von Mut, Freund:innenschaften, Träumen, dem Verliebtsein und wie es für die Zeitzeug:innen nach 1945 weiter ging – was sie ermutigte, weiterzuleben und zu erzählen. Holocaust-Education ist der Inhalt unserer Workshops, AGs, Projektwochen, in unserer Ausstellung, aber auch in unserem Podcast, in Vorträgen und auf unserer neuen Lernplattform. Mit rund 130 Ehrenamtlichen, circa 20 Hauptamtlichen und unserem Beirat sind wir im Verein fachlich breit aufgestellt und bringen viele verschiedene Fähigkeiten und Perspektiven ein. Ein Beispiel: Unser ›Team Bildung‹, das vor allem die Workshops durchführt und Methoden erarbeitet, besteht zu einem großen Teil aus (ehemaligen) Student:innen der Geschichte bzw. Public History, der Soziologie und Sozialwissenschaften. Auch unser ›Team Digitale Bildung‹ ist interdisziplinär aufgestellt: Eine unserer Bildungsreferent:innen ist ›im echten Leben‹, wie sie immer so schön sagt, Grundschullehrerin. Unsere zweite Bildungsreferentin arbeitet hauptberuflich an einer Hochschule und hat dort Schwerpunkte in den Themen Digitalisierung und Partizipation. Der dritte im Bunde ist unser Programmierer und Designer. Ich selbst leite als studierte Public Historian das Projekt.

Lehrer-News: Warum hat genau dieses Thema aktuell so große Bedeutung?

Schendina: Schauen wir uns doch einmal um! Antisemitische Vorfälle nehmen in ihrer Häufigkeit zu und rechtsextreme Parteien gewinnen in ganz Europa seit Jahren zulauf. Deswegen wollen wir insbesondere junge Menschen stark machen, sich gegen Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung einzusetzen und eine offene demokratische Gesellschaft mitzugestalten. Dabei nimmt Digitalisierung, insbesondere katalysiert durch die Corona-Krise, eine immer präsentere und wichtigere Rolle in unserer Gesellschaft und in unserem Bildungssystem ein. Deshalb beginnen wir damit, digitale Holcoaust-Education mit ihren vielseitigen Chancen zu gestalten.

Lehrer-News: Menschen uneingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ist euch sehr wichtig. Wie gelingt euch das in der Erinnerungspraxis?

Schendina: Ich selbst muss mich emotional angesprochen fühlen, möchte Selbstwirksamkeit und Wertschätzung spüren, ich möchte gefördert und gefordert, aber nicht überfordert werden. Um das mit unserer Bildungsarbeit zu bieten, möchten wir die persönlichen Geschichten der Zeitzeug:innen allen Menschen zugänglich machen. Vermitteln, wie wichtig es ist, sich zu engagieren und sie mit Blick auf ihre Bedarfe und Möglichkeiten ermutigen und befähigen, aktiv zu werden, Verantwortung zu übernehmen und in einem geschützten Raum frei zu gestalten. Für junge Menschen mit Deutsch als Zweitsprache, und mit Seh- und Höreinschränkungen bieten wir Material in leichter Sprache, lassen nach und nach Videos in deutscher Gebärdensprache erstellen. Um unsere Angebot gezielt jungen Menschen anzubieten, die weniger Zugangsmöglichkeiten in ihrem Alltag haben, arbeiten wir mit Förderschulen für seh- und hörbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche und mit Schulen in sogenannten Brennpunktbezirken. Wir wollen ZWEITZEUGEN-Bildung für alle ermöglichen, auch unabhängig von Workshops mit uns. Deshalb haben wir unsere digitale Lernplattform ›Werde Zweitzeug:in‹ entwickelt, auf der junge Menschen durch Digital Storytellings von Überlebensgeschichten zu Zweitzeug:innen werden können. Diese ist kostenlos, frei zugänglich und kann von Lehrkräften ganz einfach in ihren Unterricht eingebunden werden.

Lehrer-News: Eine persönliche Erinnerung von Menschen, die (Über)Lebensgeschichte zu hören und weiterzugeben, ist bestimmt sehr berührend. Wie begegnet ihr diesen Menschen?

Schendina: Bei jedem der 37 von uns geführten Interviews spürten wir Herzlichkeit, Dankbarkeit und den Wunsch, die Taten der Nationalsozialist:innen niemals zu vergessen. Jede einzelne Begegnung war besonders und berührend. Häufig haben uns die Zeitzeug:innen in ihr Zuhause eingeladen und uns mit Leckereien versorgt. Es war also immer eine sehr intime und tatsächlich auch schnell eine sehr vertraute Situation. Wir sprechen dann meist stundenlang über ihr ganzes Leben – vor und nach dem Holocaust. Das ist wichtig. Denn auch den Kindern und Jugendlichen wollen wir von den Menschen erzählen vom ganzen Leben. Aus diesen Begegnungen sind schon tiefe Freundschaften entstanden und wenn die Zeitzeug*innen selbst verstorben sind, versuchen wir, den Kontakt zu ihren Familien aufrechtzuerhalten.

Lehrer-News: Auf eurer Website ist zulesen  das Kinder und Jugendliche „Zugang zu dem abstrakten Thema Holocaust” erhalten sollen. Wie begegnet ihr Kindern und Jugendlichen, die sich mit dem Holocoust noch nicht beschäftigt haben?

Schendina: Oft stehen die Themen Holocaust und Nationalsozialismus in Verbindung mit großen Zahlen, vielen verschiedenen Ortsnamen, Namen und Entscheidungen von Politiker:innen oder es werden Fotos von Bergen an Kleidung oder Brillen gezeigt. Wir möchten von diesen abstrakten Darstellungen hin zum Konkreten. Wir erzählen von Rolf, der gerne Fußball spielte und es dann plötzlich nicht mehr durfte, von Frieda, deren ganzen Einsen in der Schule einfach auf einmal zu Sechsen wurden, von Henny, die später mal das Kino von ihrem Vater übernehmen wollte, der es dann jedoch abgeben musste, um ihr Leben zu retten. Und von Elisheva, die sich verliebte, doch ihren Freund nie wieder sah – die jeweils ersten sind Themen, die Kinder und Jugendliche kennen, bei denen sie die Möglichkeit bekommen, mitzufühlen und dann die Ungerechtigkeit der Veränderungen erkennen und diese klar zum Ausdruck bringen. So möchten wir die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abholen und ihnen einen Zugang zum sehr abstrakten Thema Holocaust bieten. Außerdem fragen wir in den Workshops danach, was die Teilnehmenden bereits wissen. Meistens sind die Antworten überraschend und die Teilnehmer:innen wissen viel mehr über das Thema, als wir denken – oder haben zumindest schon von Begriffen und Daten gehört, die sie jedoch nicht einordnen können. Das im Workshop mit einzubeziehen, ist ein wichtiger Bestandteil. Die (Über)Lebensgeschichten ermöglichen Identifikation-Momente und können Anlass zu Mitgefühl sein. 

Lehrer-News: Wo setzt ihr als Team in der Vermittlung eure Schwerpunkte?

Schendina: Wir arbeiten mit verschiedenen Methoden, wie z.B. “Ein ganz normaler Tag” vom Anne Frank Zentrum. Bei dieser Methode lernen die Kinder und Jugendlichen anhand ihrer eigenen Alltagsaktivitäten verstehen, wie unzählige antijüdische Gesetze zwischen 1933-1945 das Leben von als Juden:Jüdinnen Verfolgten sukzessive massiv eingeschränkt haben – häufig erkennen wir bereits hier, wie ungerecht sie das finden. Wir entscheiden jedes Mal bewusst, welche Geschichte wir in welcher Klasse erzählen. In jüngeren Stufen erzählen wir beispielsweise Überlebensgeschichten von Zeitzeug:innen, die viel über ihre eigene Kindheit erzählt haben und so einen Zugang bieten. Überlebensgeschichten, in denen es um die erste große Liebe geht, erzählen wir in älteren Klassen, in denen das Thema vielleicht auch gerade eine große Rolle spielt. Ein dritter Punkt, bei dem wir die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abholen, ist der Einsatz von digitalen Elementen. Das ist durch die Corona-Krise auch bei uns im Verein stark gefördert worden und schon jetzt nicht mehr aus unseren Workshops wegzudenken. Seien es einfache Umfragen bis hin zum Einsatz unserer Digital Storytellings. Und unsere erste Evaluation zeigt: Der Einsatz des Digitalen begeistert die Kinder und Jugendlichen sehr stark!

Lehrer-News: Wie führt ihr die Workshops durch und was macht gerade diese Form der Vermittlung besonders für Lehrkräfte so interessant?

Schendina: Zu Beginn sammeln und ordnen wir erst einmal das Vorwissen der Teilnehmenden, anschließend wird die eben erwähnte Methode ›Ein ganz normaler Tag‹ durchgeführt. Danach kommt dann das Herzstück eines jeden Workshops: Das Kennenlernen einer Überlebensgeschichte, die von der Workshopleiter:in erzählt wird. Je nach Format lernen die Teilnehmenden weitere Überlebensgeschichten kennen (entweder analog durch unsere didaktischen Hefte oder digital durch die Storytellings). Im Anschluss haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit, einen Brief an den:die Überlebende:n oder die Familien zu schreiben, bevor der Workshop mit einer Methode zum Transfer bzw. Übertrag ins Heute beendet wird. Manche Gruppen malen auch Bilder, gestalten Plakate oder sogar ganze Ausstellungen. Es sind auch schon Podcast-Episoden entstanden, Gedenkveranstaltungen geplant und kurze Filme gedreht worden. Die jungen Menschen sind oft so kreativ und haben wunderbare Ideen ihre eigene Erinnerungskultur zu gestalten. Grundsätzlich ist es für uns ein Vorteil in den Klassen, dass wir von außen kommen und eben nicht die Lehrkräfte sind, die die Schüler:innen immer sehen. Es ist mal was anderes als der klassische Unterricht und deswegen auch von Vorteil für die Lehrkräfte. Aber: Um unsere Vision, dass alle Kinder und Jugendlichen Zweitzeug:innen werden, zu erreichen, sind wir auf die Lehrkräfte angewiesen. Wir schaffen es nicht ohne sie. Deshalb haben wir auch unser neues Blended Learning-Workshop Format ZWEITZEUGEN+ entwickelt: damit können Lehrkräfte einen aktiven Teil der ZWEITZEUGEN-Bildung in Form einer von uns bereitgestellten digitalen Vor- und Nachbereitung übernehmen. Das ist ein erster Schritt, um sie selbst zu Multiplikator:innen unserer Arbeit zu machen.

Lehrer-News: Was müsste sich an Schulen zum Thema Erinnerungskultur verändern? Hast du was das betrifft bestimmte Ideen oder Wünsche?

Schendina: Erinnerungskultur an Schulen muss aktiver gestaltet werden. Es geht nicht nur darum, Zahlen und Fakten aus Geschichtsbüchern zu lernen, sondern über einen persönlichen Zugang das eigene Erinnern an den Holocaust zu gestalten. Kinder und Jugendliche sollten ihre eigene Form der Erinnerungskultur finden. Dafür gibt es, wie schon gesagt, ganz beeindruckende Beispiele, die in oder nach einem Workshop mit uns entstanden sind: Ein Berufskolleg hat eine eigene Online-Ausstellung über mehrere Überlebensgeschichten gemacht. Eine Grundschule hat ein Stop-Motion Video über eine Überlebensgeschichte erstellt. Eine Gesamtschule hat einen Podcast über Zweitzeug:innenschaft aufgezeichnet.

Lehrer-News: In Bezug auf die Digitalisierung ist eure Website eine gute Anlaufstelle, um sich mit dem Thema Erinnerungskultur in der Praxis zu beschäftigen. Gibt es bald noch mehr Projekte, auf die ihr euch in der Zukunft schon freut?

Schendina: Woran es bei uns im Verein niemals mangelt, sind kreative, großartige Ideen und Visionen. Doch manchmal müssen wir uns selbst bremsen und kleine Schritte machen – vor allem erst einmal die bestehenden Angebote testen, evaluieren und alles miteinander verknüpfen. In unserer digitalen Bildungsarbeit freuen wir uns schon darauf, Ende 2022 eine vierte Überlebensgeschichte zu veröffentlichen: von der Zeitzeugin Erna de Vries – für 16-18 Jährige. Im Frühjahr 2023 planen wir die Veröffentlichung einer zweiten Staffel unseres Podcasts ›Geschichten, die bleiben‹. Im Analogen freuen wir uns schon auf unsere neue Ausstellung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, die wir ab Januar 2023 zeigen werden. Für alle weiteren Neuigkeiten lohnt es sich für Lehrkräfte und Multiplikator:innen der Bildungsarbeit unseren gezielt für sie konzipierten Newsletter zu abonnieren und uns auf Instagram zu folgen!

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Magdeburg. In Sachsen-Anhalt herrscht, wie auch in anderen Bundesländern, ein Defizit an Lehrer:innen. Die Unterrichtsversorgung stagniert auf 93,5 Prozent und ist somit auf einem ähnlich niedrigen Wert wie im Vorjahr. Die negativen Folgen, die sich für Schüler:innen daraus ergeben werden, sind nur ansatzweise abzusehen. 

„Dass die Lage an Sachsen-Anhalts Schulen durch den bundesweiten, enormen Lehrkräftebedarf weiter angespannt ist und vorerst bleibt, liegt auf der Hand. Allerdings konnten wir den Durchschnittswert der Unterrichtsversorgung binnen eines Jahres in etwa halten. Und das, obwohl durch den Krieg gegen die Ukraine und andere Migrationsbewegungen jetzt mehr als 5.500 Kinder zusätzlich an Sachsen-Anhalts Schulen unterrichtet werden“, so die Bildungsministerin von Sachsen-Anhalt, Eva Feußner. Gegenüber der Magdeburger Volksstimme erklärte die Ministerin in einem Interview, dass mit einer Entlastung der Unterrichtsversorgung auf 103 Prozent voraussichtlich in den 2030er Jahren gerechnet werden könnte. Die maximale Abdeckung aller Unterrichtsfächer unter anderem, wenn Lehrer:innen beispielsweise durch Krankheit ausfallen, kann erst ab diesem Wert erreicht werden. Der Fokus liegt nun auf dem Ausbau der Lehrkräftegewinnung und der Situation am Fachkräftemarkt, die sich als kompliziert erweist. Die aktuelle Reaktion des  Bildungsministeriums, um der Mangelversorgung entgegenzuwirken, ist eine dauerhafte Bewerbungsmöglichkeit und erleichterte Zugangsvoraussetzungen für Quereinsteiger als Lehrkraft. Darüber hinaus sollen zur besseren Vergütung Arbeitszeitkonten und ein Zuschlags- und Zulagensystem für bestimmte Stellenangebote eingeführt werden. In einem Artikel mit dem Thema „Gedanken zum Lehrkräftemangel in Sachsen-Anhalt” schrieb der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Torsten Wahl dazu “Diese Arbeitszeitkonten konnten durch Einmalzahlung (und einen nahezu 50 Prozent ,Verlust’), durch monatsweises Auszahlen oder durch Freizeit abgegolten werden. Letzteres erwies sich im Bereich der Sekundarschulen als sehr schwierig.” 

Zur Leherkräftegewinnung sollen zudem die Arbeit mit sogenannten Personalrekrutierungs-Agenturen intensiviert werden, diese werben im In- Ausland für Sachsen-Anhalts Schulen. Knapp 750.000 Euro sollen in die beauftragten Headhunter-Agenturen investiert worden sein, rund 10.000 Euro pro Kopf für jede eingestellte Lehrkraft. Ab 2023 soll der Betrag für die Agenturen auf eine Million Euro aufgestockt werden. Anreize für Lehramtsstudierenden soll die Anhebung der Besoldungsstufe auf A13 bieten. „Einige der Maßnahmen benötigen Zeit, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten. Andere wirken bereits kurzfristig und helfen, in diesen für alle schwierigen Zeiten positiv nach vorne zu blicken. Mein Dank und meine Wertschätzung gelten dabei natürlich den Lehrkräften und Schulleitungen, den Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Eltern, den Schülerinnen und Schülern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesschulamtes und des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) – für Kraft, Durchhaltevermögen und Verständnis.“ so die Bildungsministerin weiter.

In einem Modellprojekt 4+1 an zwölf Sekundar- und Gemeinschaftsschulen schlägt das Bildungsministerium Landes Sachsen-Anhalt eine 4-Tage-Woche vor. Der fünfte Tag soll für Praktika in Betrieben oder für den digitalen Unterricht genutzt werden. Der Modellversuch soll Schulen mehr Spielraum bei der Unterrichtsplanung und -durchführung geben. Das Landesschulamt und das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung sollen das Projekt dabei begleiten und evaluieren. Eine genaue Umsetzung, Planung und individuelle Lösungsansätze sowie die Ressourcenbeschaffung für den hybrid Unterricht, die Zeiteinteilung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen für die einzelnen Schulen wird hierbei nicht berücksichtigt. „Das vorgeschlagene Modell ist amtlich sanktionierter Unterrichtsausfall und wälzt das Problem des Mangels auf die Schulen selbst ab, die ohne erkennbare Unterstützung mal eben nebenbei ein solches Projekt umsetzen sollen,“ sagt Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt. 

Nun soll im Januar 2023 ein Schulgipfel mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), geplant werden. Anlass sei laut der oppositionellen Linksfraktion der massive Druck von Eltern, Lehrern und Schulleitung, die in Brandbriefen die inakzeptablen Bedingungen an einzelnen Schulen angeprangert hätten. Die Landesvorsitzende der GEW-Sachsen-Anhalt, Eva Gerth, mahnte, dass die Gespräche unter anderem zur Lehrerausbildung umfangreich vorbereitet und besprochen werden müssten.

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Digitalisierung in Schulen ist ein Muss, darin sind sich die meisten Menschen einig. Aber wie kann dieser Vorgang von einzelnen Personen beschleunigt werden? Um das herauszufinden, haben wir Dr. Ekkehard Thümler befragt. Dieser setzt sich schon seit geraumer Zeit für eine bessere Digitalisierung an deutschen Schulen ein. Er ist Gründer und Geschäftsführer von "Tutoring for All”, einem digitalen Tutoring-Programm zur wirksamen Leseförderung in Grundschulen. Zudem ist er ein Senior Fellow am Centre for Social Investment (CSI) der Universität Heidelberg, war in Führungspositionen an vier deutschen Bildungsstiftungen tätig und leitete an der Universität Heidelberg ein internationales Forschungsprogramm zu sozialer Wirkung und Innovation. Wir haben mit ihm ein Gespräch über die aktuelle Lage der Schulen und seine Projekte geführt.

Lehrer-News: Die Themen Bildung und Schule haben einen großen Platz in Ihrem Leben, wie kam es dazu?

Thümler: Seit dem ersten Tag meiner Schulzeit war Bildung für mich eine Quelle von Freude und Erfolgserlebnissen. Ich finde es schwer zu ertragen, dass viele Kinder genauso neugierig und vergnügt in die Schule kommen, wie ich damals – und dann vom ersten Tag an die Erfahrung machen, dass sie nicht gut genug sind. Außerdem halte ich es für einen Skandal, dass heute jedes vierte Kind neun Jahre lang jeden Tag zur Schule geht und am Ende die grundlegendsten Fähigkeiten nicht gelernt hat.Ich möchte unbedingt einen Beitrag dazu leisten, dass sich an diesem Zustand etwas ändert.

Lehrer-News: Sie sind Gründer des Projekts “Tutoring for All”, wie sind Sie auf die Idee für das Konzept gekommen?

Thümler: In der Corona-Pandemie habe ich nach einem Ansatz gesucht, mit dem sich Lernverluste durch die Schulschließungen erfolgreich ausgleichen lassen. Dabei bin ich auf das digitale Tutoring-Programm der US-amerikanischen Success for All Foundation aufmerksam geworden. International gilt Tutoring als eine der wirksamsten Maßnahmen zur Förderung, gerade von benachteiligten Schüler:innen. Mit dem System von Success for All bringen wir deshalb ein wissenschaftlich fundiertes, praxiserprobtes und positiv evaluiertes Tutoring-Programm nach Deutschland. Wir wollen damit gerade für diejenigen Kinder einen echten Unterschied machen, die besonders auf wirksame Förderung angewiesen sind.

Lehrer-News: Bei “Tutoring for All” wird der Bildungsgrad vieler Schüler nach der Schullaufbahn kritisiert. Welche elementaren Fehler haben die Schulen Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren gemacht?

Thümler: Zwischen den Schulen und der Gesellschaft ist in den letzten Jahrzehnten eine Kluft entstanden, die immer größer wird. Einer zusehends globalen, digitalisierten und beschleunigten Welt steht ein Schulsystem gegenüber, das sich im Modus von business as usual eingerichtet hat und Veränderung vorwiegend nach dem Prinzip „mehr desselben“ organisiert. Das kann nicht gut gehen. Die unzureichende Reaktion auf die Corona-Krise und eine ständig sinkende Leistungsfähigkeit der Schulen sind die Quittung dafür. Ich finde es schwer zu verstehen, dass so wenig unternommen wird, um an diesem Zustand etwas zu ändern.

Lehrer-News: Und was können Schulen und Lehrer:innen besser machen?

Thümler: Die Idee, dass die Entwicklung neuer Lösungen von einzelnen Schulen und ihren Lehrer:innen ausgehen sollte, halte ich angesichts der Größe der Herausforderungen für gleichermaßen unfair wie aussichtslos. Hier ist wirklich das Engagement der ganzen Gesellschaft gefragt. Der Ausgangspunkt für die anstehende Transformation muss das Eingeständnis sein, dass die Maßnahmen der letzten Jahrzehnte versagt haben und wir ganz neue Strategien entwickeln müssen. Dafür müssen wir zunächst einmal die Ursachen der langjährigen Stagnation verstehen. Wir brauchen eine Initiative, die eine sorgfältige Situationsanalyse durchführt und auf dieser Grundlage ganz neue Instrumente entwickelt, die uns aus der Sackgasse herausführen könnten. Zweitens müssen wir nach neuen Ressourcen Ausschau halten, mit denen eine echte Entwicklungsdynamik erzeugt werden kann. Die digitalen Technologien sind der wichtigste Kandidat dafür. Hier stehen wir heute noch ganz am Anfang, aber in den kommenden Jahren werden wir im Bereich der digitalen Bildung enorme Entwicklungssprünge sehen. Darin liegt wirklich eine Generationenchance. Es wäre gut, wenn Deutschland diese Chance erkennen und ergreifen würde.

Lehrer-News: Wie bewerten Sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die schulische Ausbildung von Kindern, wie gravierend ist die Lage?

Thümler: Die Zahlen sind ja bekannt: Laut IQB-Bildungstrend verfehlen mehr als 40 Prozent aller Kinder am Ende der Grundschulzeit die Regelstandards in Lesen. In Mathematik sind es sogar 45 Prozent. Rund jedes fünfte Kind erreicht nicht einmal die Mindeststandards. Weil in den weiterführenden Schulen kaum gegengesteuert werden kann, dürften sich die Zahlen in den kommenden Jahren immer weiter verschlechtern. Wir bewegen uns auf eine Situation zu, in der die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler nach neun Jahren nur unzureichend lesen, schreiben und rechnen kann. In fünf Jahren könnten bis zu 30 Prozent der Schüler:innen die Schule als funktionale Analphabeten verlassen.

Lehrer-News: Sie haben das Konzept der 100-Prozent-Schulen vorgeschlagen. Wie genau soll das aussehen?

Thümler: Angesichts der aktuellen Situation wird häufig ein neuer PISA-Schock ausgerufen. Der wird aber nicht eintreten, denn die Probleme sind ja seit langem bekannt und ein Schock lässt sich nicht herbeireden. Ich schlage vor, genau andersherum vorzugehen. Wir sollten uns wirklich ambitionierte und begeisternde Ziele setzen, die eine neue Aufbruchstimmung hervorrufen können. 100-Prozent-Schulen wären ein solches Ziel. Damit meine ich Schulen, in denen praktisch alle Schüler:innen die Regelstandards in Lesen, Schreiben und Rechnen erreichen – zuverlässig und dauerhaft. Aus der Forschung und vielen herausragend erfolgreichen Schulen wissen wir heute schon eine ganze Menge darüber, wie das auch unter schwierigen Bedingungen gelingen kann. Ich will einmal die folgenden Punkte nennen: 100-Prozent-Schulen müssen unterschiedliche Maßnahmen miteinander kombinieren. Dazu zählen ein deutlich größeres Zeitbudget für die Vermittlung von Basiskompetenzen. Ein Unterricht, der auf individuelle Bedürfnisse der Kinder maßgeschneidert ist und auf regelmäßiger Lernstandsdiagnose beruht. Der Aufbau eines Sicherheitsnetzes aus qualitativ hochwertigem Tutoring in Kleingruppen. Und die Fähigkeit, auch weitere Barrieren wie etwa gesundheitliche Probleme oder Absentismus erkennen und abbauen zu können. 100-Prozent-Schulen sind nicht länger isolierte Einzelschulen. Sie organisieren sich in kleinen Schulverbünden, deren Arbeit von spezialisierten Organisationen koordiniert wird. Und sie erhalten von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Unterstützung bei der Umsetzung ihrer gemeinsamen Mission. Mit den genannten Maßnahmen lassen sich zwar zügige Verbesserungen erzielen, aber sie können nur ein Anfang sein. Der Weg zu echten 100-Prozent-Schulen ist noch lang. Deshalb muss in den Schulen ein Prozess dauerhafter Innovation und Verbesserung in Gang gesetzt werden, der immer das langfristige Ziel vor Augen hat.

Lehrer-News: Was denken Sie über die Nationale Bildungsplattform und die daran geäußerte Kritik?

Thümler: Der Staat kümmert sich ja in vielen gesellschaftlichen Bereichen um Aufbau und Unterhalt von Infrastruktur. Ich verstehe die Bildungsplattform als einen Versuch, diesen Ansatz auf den Bereich der digitalen Bildung zu übertragen. Die Idee, auf diesem Weg einheitliche Standards und Schnittstellen zu definieren und die unterschiedlichsten digitalen Bildungsangebote miteinander kompatibel und leicht zugänglich zu machen, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Etwas skeptisch stimmt mich der Umstand, dass es dem BMBF bis heute nicht wirklich gelungen ist, deutlich zu machen, für welche konkreten Probleme die Nationale Bildungsplattform eigentlich die Lösung darstellt. Letztlich kommt es aber darauf an, was aus diesem Ansatz am Ende gemacht wird – insofern würde ich sagen:

The jury is still out.

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Am vergangenen Montag, dem 5. Dezember 2022, war der internationale Tag des Ehrenamts. Die Bundesregierung hat passend dazu eine Kampagne gestartet, die den Leitsatz “Ehre, wem Ehre gebührt” trägt. Als ehrenamtliche Arbeit definiert das Deutsche Ehrenamt die Arbeit von Personen für Organisationen auf freiwilliger Basis ohne Vergütung. Früher bezog sich der Begriff “Ehrenamt” eher auf die Übernahme eines öffentlich geführten Amtes in einem Verein, wie beispielsweise ein Vorstand. Mittlerweile hat sich die Tätigkeit des Ehrenamtes auf viele weitere Bereiche ausgeweitet.

Um die 31 Millionen Menschen sind in Deutschland an einem Ehrenamt beschäftigt und engagieren sich so in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft auf verschiedenste Art und Weise. Darunter fallen die Betreuung alter oder kranker Menschen, die freiwillige Feuerwehr, die Jugendhilfe, der Tierschutz, politische oder kirchliche Ehrenämter, Flüchtlingshilfe, Umweltschutz, Obdachlosenhilfe und viele mehr. Laut dem Deutschen Ehrenamt ist das Ehrenamt als solches eine “starke Schulter der Gesellschaft”, welche dazu beiträgt, "das gesellschaftliche Leben zu stützen und in der uns bekannten Form zu ermöglichen”. 

Programm der Bundesregierung für das Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Relevanz des Ehrenamtes erkannt und einen internationalen Tag des Ehrenamts eingeführt. “Man kann das Ehrenamt nicht hoch genug schätzen. Es ist ja nicht irgendetwas, sondern das ist etwas, was Menschen neben ihrer alltäglichen Arbeit und ihrer Familie organisieren”, betonte auch die Bildungsministerin Nancy Faeser. Im Zuge des internationalen Ehrenamts hat die Bundesregierung ein Programm veröffentlicht, das verschiedene Maßnahmen und Initiativen umfasst.

  1. Das Programm “Demokratie leben”, bei dem Projekte unterstützt werden, die sich für ein gemeinsames und fürsorgliches Miteinander einsetzen. Aktuell fördert das Programm etwa 600 Projekte, der Bund investiert jährlich rund 165 Millionen Euro. Dabei geht es um Demokratieförderung von Kindern/Jugendichen, das Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus, bishin zur Extremismusprävention.
  1. Das Programm “Zusammenhalt durch Teilhabe”, bei welchem das primäre Ziel ist, “Projekte für demokratische Teilhabe speziell in ländlichen und strukturschwachen Regionen zu fördern”. 12 Millionen Euro wurden dafür zur Verfügung gestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei “regional verankerte Vereine, Verbände und Multiplikatoren”.
  1. Die Bundesregierung ehrt durch herausragenden freiwilligen Einsatz mit dem “Deutschen Engagementpreis” insgesamt wurden 460 Personen sowie Initiativen nominiert. 
  1. Um die 530 Mehrgenerationenhäuser werden durch den Bund finanziert und gefördert. Diese stehen laut der Bundesregierung für “Dialog, Bürgerbeteiligung und die Stärke des Zusammenhalts vor Ort”. 

Was ist das passende Ehrenamt für mich?

In sämtlichen Bereichen kann man Gutes tun und sich ehrenamtlich engagieren. Neben regionalen und lokalen Angeboten gibt es auch verschiedene bundesweite Plattformen zur Vermittlung. Einen Überblick legt beispielsweise die Ehrenamtsseite des Bundesministeriums dar. Eine weitere Möglichkeit, sich freiwillig zu engagieren, bieten auch diverse Freiwilligendienste wie den Bundesfreiwilligendienst, ein freiwilliges soziales oder auch ökologisches Jahr. Dies eignet sich besonders gut für Schüler:innen nach ihrem Schulabgang. 

Ehrenamtliche Dienste sind unersetzbar. Sie unterstützen die Gesellschaft und sind zwingend notwendig, um das Gesamtsystem aufrechtzuerhalten. Aufgrund dessen wurde der Tag des Ehrenamts eingeführt, um den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer zu schätzen und deutlich zu machen, wie wichtig diese für unsere Gesellschaft sind.

Habt ihr euch schon mal ehrenamtlich betätigt oder habt es noch vor? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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Berlin. Heute ist Tag der Bildung. Aktuelle Umfragewerte des Forsa Meinungsforschungsinstituts und die Arbeit der Initiative Tag der Bildung werden heute im Rampenlicht stehen. Seit 2015 richtet sich der Aktionstag in Deutschland jährlich an die wesentlichen Akteure aus Politik, Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. 

Die Initiative Tag der Bildung (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, SOS Kinderdörfer weltweit, Stifterverband) setzt sich für die Sichtbarkeit des Themas in der Öffentlichkeit ein. Ziel ist es, Bildung positiv zu besetzen, es sollen Aufmerksamkeit und politische Impulse geschaffen werden sowie das Zusammenkommen verschiedener Bildungsakteure ermöglichen, um zum Mitmachen und nachhaltiger Veränderung anzuregen. Die Aktionslinie läuft über das gesamte Jahr und findet ihren Höhepunkt als Aktionstag am 8. Dezember. In diesem Jahr lautet das Motto: „Gute Bildung in schwierigen Zeiten“. Auf der zentralen Fachveranstaltung wird die Frage diskutiert: “Wie sehen gute Bildungsorte in Krisenzeiten – innerhalb und außerhalb von Kita und Schule, in Deutschland wie international – aus?” Der Fokus wird vor allem auch darauf gelegt, was bereits geleistet wurde und wie man die Lernenden mit einbeziehen kann.

Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa fühlen sich etwas mehr als die Hälfte der Schüler:innen, Auszubildenden und Studierenden eher weniger (42 Prozent) oder gar nicht (11 Prozent), in dieser belastenden Zeit von ihrem Bildungsinstitut, unterstützt. Ein Ergebnis ist auch, dass die große Mehrheit der Befragten sich Mitspracherecht und Beteiligung wünschen und für einen guten Bildungserfolg als sehr wichtig einstufen.

Von den mehr als Tausend Befragten im Alter von 14-21 Jahren glauben etwa zwei Drittel nicht, dass alle Kinder in Deutschland im Großen und Ganzen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Seit sieben Jahren wird die Frage nach der Chancengleichheit jährlich gestellt. Die Wahrnehmung dessen liegt damit auf dem geringsten Stand seit 2015. 

Wie die Umfrage und die aktuelle Notlage an den Schulen zeigen, ist es gut, dass wir sogar zwei Tage der Bildung haben. Auch die Unesco hat im Jahr 2018 ein internationales Datum, den 24. Januar festgelegt. “Es ist an der Zeit, unser kollektives Engagement für Bildung neu zu entfachen.", so der UN-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner Botschaft für das Jahr 2022. Das gemeinsame Handeln wird dringender denn je benötigt. So hoffen auch wir, mit unserer Öffentlichkeitsarbeit bei Lehrer-News einen kleinen Teil zur nachhaltigen Verbesserung des Bildungssystems beizutragen. 

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Rechtspopulistische Parteien haben in den vergangenen Jahren in der Gesellschaft in Deutschland an Einfluss gewonnen. Ein aktuelles Beispiel veranschaulicht, wie gefährlich ideologische Einflussnahme enden kann, Reichsbürger und moderne Rechte versuchen immer wieder die verfassungsmäßige Ordnung in Deutschland abzusetzen und schrecken mittlerweile auch vor massiver Gewalt nicht mehr zurück, wie der aktuell Artikel der Tagesschau zeigt. Radikale Rechte befeuern antidemokratische und rassistische Ideologien, missachten Fakten und verbreiten Verschwörungstheorien, um den politischen Diskurs zu verdrehen. Krisensituationen wie die Corona-Pandemie oder die Herausforderungen einer Klimakrise werden bewusst  instrumentalisiert und vereinnahmt.

Die Begriffe „Volk“ und „Elite“ werden in Gegenüberstellungen von Rechtspopulisten als exklusive Anti-Establishment-Haltung vertreten, um sich von anderen Parteien abzugrenzen. Das „Volk“ versteht sich, in der Realität von Rechtspopulisten, als ausgegrenzte und auserwählte Minderheit, dieser Minderheit steht eine abgehobene Elite in Politik, Medien und Justiz  gegenüber. Häufig geht es Rechtspopulisten nicht um die reale Ausgrenzung, die sie selbst meist nicht erleben, sondern um die Angst vor Verlust. Schon seit Langem werden Nationalsozialismus und seine Folgen im Unterricht kritisch thematisiert, die Aufarbeitung der NS-Zeit ist fest in den Bildungsplänen verankert. 

Die Aufklärung über Extremismus in Geschichte und Gegenwart ist in unserer demokratischen Gesellschaft gerade in Zeiten von Krisen, Konflikten, Flucht und Unsicherheit, wie wir sie gegenwärtig erleben, wichtig, um Schüler:innen mit den Gefahren und Risiken, die sich daraus ergeben, zu konfrontieren. Besonders junge Erwachsene sind empfänglich für extremistische Gruppen, die sie scheinbar auffangen, ihnen Sicherheit und Stabilität geben oder eine Art von Familie bieten. Werte wie Toleranz, Selbstbestimmung und Freiheit, gesicherte Grundrechte und das Leben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sollten Schüler:innen ständig vor Augen gehalten werden. Ihnen sollte bewusst sein, dass diese Werte in unserer heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr sind, weder in der Schule noch im Alltag und diese verteidigt werden müssen. 

Die Bildungspläne sehen für die Fächer Gemeinschaftskunde, Gesellschaftslehre und Sozialkunde vor, den Schüler:innen Kompetenzen im Bereich des politischen Willensbildungsprozesses sowie demokratische Prozesse in der Gesellschaft zu vermitteln. Mögliche Warnsignale zu verstehen und zu erkennen, beispielsweise politischen Extremismus, die Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, Stereotypen oder ideologischen Dogmatismus. Die Schüler:innen sollen dabei  Kompetenzbereiche in den Bereichen Empathie, Toleranz und reflektierter und verantwortlicher Lebensführung erhalten. Doch wie kann Empathie durch Arbeitsblätter vermittelt werden? Durch die Einbeziehung von digitalen Tools wie Apps im analogen Unterricht können in der Vermittlung Brücken zwischen Schulalltag und digitaler Lebenswelt der Schüler:innen geschaffen werden. Zum Beispiel Twitter-Kommentare von User:innen nutzen und zeitgeschichtliche Ereignisse diskutieren, eine demokratische Streitkultur im Unterricht schaffen. Aktuelle Zusammenhänge zu realen Ereignissen können dabei helfen, Themen wie den Ukraine Krieg oder die vergangene italienische Parlamentswahl, in der die post-faschistische Partei Fratelli d’Italia („Brüder Italiens“) unter Giorgia Meloni gewonnen hatte, tiefgreifender im Unterricht mit den Schüler:innen zu analysieren und Parallelen zu Unterrichtsthemen herzustellen.

Projekte und  Apps als Intervention gegen Rechts? 

Arbeitsaufgaben in der didaktischen Vermittlung können die Erarbeitung eines Plakates, von Flugblättern, Broschüren, Zeitschriften, Webseiten oder eines Blogs sein, um den Unterricht aufzulockern. Gerade durch die voranschreitende Digitalisierung verlegen sich aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten in den digitalen Raum. Bestimmte Apps können zusätzlich im Unterricht unterstützen, Themen wie Rechtsextremismus und Nationalsozialismus durch multimediale Inhalte lebendiger im Klassenraum zu vermitteln. Ein Beispiel hierfür ist das Spiel „Hidden Codes", (iOS/Android) das für den Einsatz im Unterricht konzipiert wurde. Es ist als App entwickelt worden und kann auf dem Smartphone gespielt werden. In einem simulierten sozialen Netzwerk setzen sich die Schüler:innen mit dem Thema rechte und islamistische Radikalisierung auseinander. Die Schüler:innen lösen in einer Episode-Reihe verschiedene Fälle, indem sie mit realitätsnahen Charakteren chatten, deren Profile durchstöbern und auf Posts und Kommentare anderer Nutzer:innen reagieren. Geeignet ist die App für Jugendliche ab 14 Jahren. Auf Anfrage bei der Bildungsstätte Anne Frank e.V. erhalten Lehrkräfte Zugang zur App sowie Begleitmaterialien. Außerdem bietet die Bildungsstätte begleitende Schulungen für Pädagog:innen zu Themen wie Radikalisierung, Rassismus und Antisemitismus. Auch die App „Stand-Up” (iOS/Android) soll Schüler:innen helfen, gegen Populismus zu argumentieren.  Themen wie Verschwörungsideologien, Fake News, Gewalt Metaphern oder Hate Speech halten dabei schon länger in den Smartphones von Schüler:innen Einzug. Die App soll dabei Jugendliche ab 14 Jahren unterstützen, auf populistische Aussagen durch einen demokratischen und wertschätzenden Dialog reagieren zu können. Thematisch behandelt die App neben verschwörungsideologischen und rassistischen Inhalten auch Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie sowie Ausländerfeindlichkeit. Zusätzlich erhalten die Schüler:innen Hintergrundinformationen und allgemeine Hinweise zur deeskalierenden Gesprächsführung. Initiativen wie die  Schule ohne Rassismus Schule mit Courage setzen  sich seit über 25 Jahren mit zahlreichen Projekten und Hilfestellungen für ein offenes und tolerantes Schulbild ein. Bevor eine Schule dabei zu einer Schule mit Courage wird, stimmen die Schüler:innen selbstverpflichtend dafür sich gegen Diskriminierung und Rassismus einzusetzen. Dabei müssen mindestens 70 Prozent der gesamten Schülerschaft zugestimmt haben. Das Projekt ist an die Bedingung der Selbstverpflichtung geknüpft, das heißt, die Schüler:innen setzen sich selbständig mit ihrer Schulkultur auseinander. Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zusammen mit dem Cornelsen Verlag setzt sich mit dem Praxisprojekt „fair@school - Schulen gegen Diskriminierung“ für ein demokratisches Zusammenleben ein. Demokratische Einzelprojekte, die kontinuierlich an Schulen durchgeführt werden, können Schüler:innen helfen, ihre Selbstwirksamkeit zu erkennen und  das Schulbild aktiv mitzugestalten. 

Politikunterricht kann dabei nicht nur digitaler, sondern lebendiger gestaltet werden. Das praktische Lernen etabliert dabei ein neues Verständnis von Lernprozessen in den Schulen,  die aktive Auseinandersetzungen mit aktuellen Debatten aus dem Lebensalltag der Schüler:innen fördern kann. Die Institution Schule kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten, um Jugendlichen ein demokratisches und  tolerantes Zusammenleben zu vermitteln. Einen Ort der Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Partizipation. 

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Berlin. Deutschland will sein Einwanderungsrecht grundlegend modernisieren. Ein entsprechendes Eckpunktepapier wurde vergangene Woche von der Bundesregierung vorgelegt. Ziel ist die Erleichterung von Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten mit Hilfe eines Punktekatalogs. Damit will die Koalition ein “starkes Signal für die Zukunft der deutschen Wirtschaft und des deutschen Arbeitsmarkts” setzen, heißt es in der Pressemitteilung zur Ankündigung.

Die Corona-Pandemie hat den bereits vorher präsenten Fachkräftemangel massiv verschärft. Von der Industrie über das Handwerk bis zur Pflege klagen immer mehr Betriebe über Personalnot.  “Wir wollen, dass Fachkräfte schnell nach Deutschland kommen und durchstarten können. Bürokratische Hürden wollen wir aus dem Weg räumen. Wenn Menschen Berufserfahrung oder persönliches Potenzial mitbringen, werden wir es ihnen ermöglichen, sich in Deutschland weiter zu qualifizieren und auf unserem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD).

Mit dem vorliegenden Eckpunktepapier zu einem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) soll ein Rahmen geschaffen werden, mit dem insbesondere qualifizierte Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern einfacher in Deutschland arbeiten können. Für das Bildungswesen gibt es dabei einige Neuerungen. So soll z.B. für Ausbildungsaufenthalte eine Vorrangprüfung eingeführt werden. Ausländische Studierende sollen künftig leichter neben ihrem Studium in Deutschland arbeiten dürfen. Auch Schülerpraktika sollen einfacher werden.

Von Wirtschaftsverbänden wurde der Entwurf bislang begrüßt. Es handle sich um einen “notwendigen Schritt in die richtige Richtung”, berichtet das ZDF über die Stimmung aus dem Sektor. Der Digitalverband Bitkom kritisierte hingegen die hohen Hürden bei den Sprachvoraussetzungen, da in der IT-Branche Englisch als Geschäftssprache ausreiche. Die Gewerkschaften begrüßten die künftig vorgesehenen Gehaltsuntergrenzen. “Wir fordern schon lange, dass Menschen, die zu uns zum Arbeiten kommen, nicht automatisch in prekärer und ausbeuterischer Arbeit landen”, sagte DGB-Vorsitzende Anja Piel. 

Laut Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fehlen in Deutschland bis 2035 insgesamt sieben Millionen Fachkräfte.

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Berlin. Es ist kalt und es wird noch kälter. Deutschland bereitet sich auf den Winter vor, die ansteigenden Energiepreise machen es einem nicht leichter. Davon sind nicht nur Erwachsene betroffen, sondern auch die Schüler:innen in den Schulen. Heizkosten gehen durch die Decke, gelüftet werden sollte regelmäßig und frieren möchten Schüler:innen auch nicht. 

Die Corona Pandemie und auch die aktuelle Erkältungs-/Grippewelle haben wir noch nicht hinter uns gelassen, weshalb gerade in Räumen, wo sich viele Personen aufhalten, Lüften unumgänglich ist, auch in Schulen. Laut dem Bundesamt für Umwelt ist regelmäßiges Lüften in Schulen wichtig, um die Aerosolkonzentration in den Räumen zu senken. So wird zum einen die Feuchtigkeit aus den Räumen transportiert, um die Chance auf eine Covid Erkrankung zu verringern oder um Schimmel zu vermeiden. Dabei kühlt die Raumtemperatur natürlich herunter, was mehr heizen nach sich zieht und somit die Energiekosten nach oben treibt. 

Weiter rät das Bundesamt für Umwelt, alle 20 Minuten zu lüften und das für drei bis fünf Minuten. In Räumen, in denen sich keine großen Fenster befinden, ist ein zusätzlicher Luftfilter notwendig, dessen Stromverbrauch allerdings nicht zu unterschätzen sei. Der Verbrauch dieser Luftfilter ist demnach die kostenintensivere Variante zum Stoßlüften. 

Appelliert wird schon seit Längerem in Hinblick auf den Verbrauch von Energie. Das Motto der Bundesregierung: möglichst wenig Energie zu nutzen, um den Verbrauch niedrig zu halten. Auch in Schulen solle sich daran orientiert werden. Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, sagt, dass die Schulen trotz der bitteren Energiekrise offen bleiben in dieser Herbst-/Wintersaison. Schulen sollten “besonders geschützt werden”, so auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin. Gerade nach der Pandemie sei dies den Schüler:innen nicht auch noch zuzumuten. Auch Ethikratsvorsitzende Alena Buyx teilt eine ähnliche Auffassung. Schüler:innen sollten “nicht noch einmal derart einseitig in ihrer Lebensentfaltung beschränkt werden”.

Möglichkeiten, um Energie gezielt in den Schulen zu sparen, wäre unter anderem das Herunterschalten elektrischer Geräte auf den Stand-by-Modus. Das Licht sollte nur eingeschaltet sein, wenn das Tageslicht nicht ausreichend Licht liefert. 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Energiekrise noch entwickelt und wie sie die Schulen weiterhin beeinflusst. Aktuell gibt es genannte Möglichkeiten, um den Energieverbrauch zumindest ein wenig zu reduzieren. 

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Bestimmte Berufsgruppen sind in einer funktionierenden Gesellschaft elementar, so auch der Beruf der Erzieher:in. „Den ganzen Tag nur basteln und spielen!“ – Diese Vorurteile hatten bestimmt schon einige Menschen vor Augen, als sie an den Beruf Erzieher:in dachten. Doch die eigentliche pädagogische Arbeit beginnt, wie es heißt „am Kind”, Kuscheltiere suchen, Spielzeugautos reparieren oder Sandburgen bauen gehören zum pädagogischen Alltag. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass diese Berufsgruppe mehr Wertschätzung verdient. Zum allseits bekannten Morgenkreis kommen zum Arbeitsalltag eines Erziehers Themen wie Vielfalt, Inklusion, Diversität und Mehrsprachigkeit. Dabei müssen Erzieher:innen die soziale Gemeinschaft beobachten und fördern, Dokumentationen schreiben und jedes Kind individuell in seiner Entwicklung fördern, dazu Ausflüge planen, Kitafeste vorbereiten und Kindergeburtstage gebührend feiern. Ohne diese Berufsgruppe, die pädagogischen Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen ist es für viele Eltern schwierig, Familien- und Arbeitsalltag in Balance zu halten. Die frühkindliche Bildung, für die Erzieher:innen verantwortlich sind, kann von vielen Eltern nicht ersatzlos übernommen werden. Seit der Corona-Pandemie werden immer wieder Forderungen nach einer  Aufwertung dieser Berufsgruppe laut. Ihnen kommt gegenwärtig eine größere Aufmerksamkeit zu, da sie  zu den sogenannten Schlüssel-Berufen gehören. In politischen Debatten fällt dabei häufig der Begriff: Zukunft. Doch wie ist es um die Zukunft von Erzieher:innen bestellt?

Wie bewerten Erzieher:innen ihre Arbeit, belastend? Wie zufrieden sind sie mit ihrer Arbeit? 

Diesen Fragen ging das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie nach. Da in Deutschland mit einem Anteil von 94 Prozent fast nur Frauen in der Kindertagesbetreuung tätig sind, betrachtet die Studie überwiegend weibliche Beschäftigte. Unter anderem wurden in dem Bericht Berufsgruppen und Berufsbilder mit denen einer Erzieher:in verglichen, die ähnliche soziale Dienstleistungen anbieten oder ein vergleichbares Ausbildungsniveau besitzen. Die Ausgangslage der Studie lag vor der Corona-Pandemie, das ist aus Befragter Sicht wichtig, da die Fragen in Corona-Zeiten anders beantwortet worden wären als in  „normalen“ Zeiten. Damit wäre die Handlungsempfehlung nicht auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation abzuleiten. Mehr als ein Drittel der Befragten  Erzieher:innen fühlte sich demnach durch ein unangemessenes Gehalt belastet, zu viel Zeitdruck und mehr Arbeitsstunden sind ebenfalls Belastungsfaktoren bei der Arbeit. Die Erzieher:innen, die mehr als 32 Stunden pro Woche arbeiten, würden rund  39 Prozent gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Zudem fehle es an der Anerkennung des Vorgesetzten an  pädagogischen Leistungen, sieben von zehn Erzieherinnen empfinden laut der Studie so, drei Viertel sehen schlechte Aufstiegschancen. 

In Zeiten des Fachkräftemangels haben Erzieher:innen oft die Wahl, bei welchem Träger sie sich bewerben wollen. Die Kita-Träger müssen dabei der Notwendigkeit nachkommen, ansprechende Arbeitsbedingungen für Fachkräfte anzubieten. Doch nicht nur um Bewerber:innen anzuziehen, sondern bestehende Beschäftigte zu halten. Gerade im urbanen Raum müssen sich Träger von der Konkurrenz abheben, um attraktiv zu bleiben. Wichtigstes Merkmal dürfte eine angemessene Bezahlung sein. Bestätigt wird dies in einer Studie von GEW und DGB im Jahr 2017, bei der 69 Prozent der befragten Erzieher:innen ihr Einkommen für ihre Arbeitsleistung für unangemessen halten. Großstreiks wie der damalige im Jahr 2009 oder 2015 im Sozial- und Erziehungsdienst haben gezeigt, dass für Erzieher:innen, wie auch in anderen Berufen, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung eine relevanten Stellenwert haben. Deswegen ist es wichtig, das Erzieher:innen ihr  Gehalt auf Basis des TVöD gezahlt bekommen. Dieser Tarifvertrag ist die sogenannte Leitwährung bei der Bezahlung: Neben den Kommunen zahlt z.B. auch die Caritas und viele Wohlfahrtsverbände auf diesem Niveau.

Neben einem hohen Arbeitspensum kommen aber auch Faktoren wie Lärm, Krankheiten und Stress hinzu. Eine nicht-repräsentative Studie des Wissenschaftlichen Institutes der Krankenkasse AOK zeigt, dass unter anderem Berufe, die einer Präsenzpflicht unterlagen, häufiger von einer Covid Infektion betroffen waren. Eine der am häufigsten vertretenen Berufsgruppen waren die Erzieher:innen. Grundlage der Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) waren die Daten von 13,2 Millionen AOK-Versicherten bis Ende November. Die Einschätzungen der 155.610 Krankschreibungen sind letztendlich nicht repräsentativ für ganz Deutschland, doch zeigt es auch strukturelle Probleme. „Ich fühle mich bei der Arbeit in der Kita nach wie vor nicht geschützt! Ich arbeite in einer Kita mit 5 Gruppen. Wir sind häufig unterbesetzt, wie sollen wir da jedem Kind gerecht werden?” sagte uns eine Erzieherin aus Leipzig. Die Corona-Pandemie hat dabei wie ein Katalysator gewirkt und grundlegende Probleme nochmals verstärkt. Jedes Kind zwischen einem und vier Jahren hat dabei in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, beziehungsweise eine Mindestbetreuungszeit. Jedoch fehlen immer noch zu viele pädagogische Fachkräfte, um dem Betreuungsangebot gerecht zu werden. Laut dem statistischen Bundesamts lag der Personalschlüssel am 1. März 2020 im Durchschnitt bei 3,8 ganztags betreuten Kindern pro pädagogisch tätiger Vollzeitkraft bundesweit. Im Vergleich zu 2019 haben sich die Personalschlüssel für Gruppen mit Kindern im Alter von unter drei Jahren in der Mehrheit der Länder verbessert oder sind stabil geblieben. In Gruppen mit Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt waren es 8,1 Kinder, 2012 lag der Wert noch bei 9,3. Ein kindgerechter Personalschlüssel ist dabei in wenigen Bundesländern anzutreffen, laut dem Ländermonitoring der Bertelsmann-Stiftung. Gerade das Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschen Bundesländern ist immer noch zu groß. Der Wert wird in diesem Fall in Prozenten angegeben, um so höher die Prozentpunkte ausfallen, desto schlechter der dortige Personalschlüssel. In Sachsen-Anhalt liegt dieser momentan bei 91,4 Prozent und in Nordrhein-Westfalen dagegen bei 71,5 Prozent. Wieso sind Kitas dann unterbesetzt? Weil man vom IST-Zustand ausgeht, nicht von der aktuellen Situation. Das bedeutet, dass zum Beispiel die Corona-Pandemie oder auch die damalige hohe Zahl von Kindern von Geflüchteten Familien nicht berücksichtigt wurden. Zudem kommen noch die Krankentage oder interne Probleme wie Versetzungen, Kollegen, die in Rente gehen oder auch fehlende Kita-Plätze hinzu und werden dort nicht berücksichtigt. 

„Wenn ich darüber nachdenke, dass manche Städte und Gemeinden hier eventuell noch vorhaben Stellen zu kürzen, ist das für mich ein Zeichen von Geringschätzung für unseren Beruf.” sagt eine Erzieher:in aus Halle gegenüber “Lehrer-News”. 

2023 werden in Deutschland insgesamt rund 383.600 KiTa-Plätze fehlen. Das gibt die Bertelsmann Stiftung in ihrem Ländermonitor an. Diese Plätze müssen aber vorhanden sein, um die Betreuungswünsche von allen Eltern für ihre Kinder, unter Dreijährige wie über Dreijährige, zu erfüllen. In Westdeutschland fehlen rund 362.400 Plätze, in Ostdeutschland rund 21.200. Hinzu kommen die Kosten für je einen Kita-Platz, in Westdeutschland entstünden zusätzliche Personalkosten in Höhe von 4,1 Milliarden Euro jährlich. In Ostdeutschland dagegen nur 2.200 Millionen Euro. Auch auf der Leitungsebene muss entlastet werden. Dazu gehört eine angemessene Freistellung für Leitungsaufgaben und Unterstützung bei der Ausstattung durch den Träger. Die Aufwertung der Leitungstätigkeit durch die ständigen Vertretungen im TVöD als Entlastung in größeren Einrichtungen ist ein wichtiges Signal, dass von Trägern ernst genommen werden sollte. Gleichzeitig müssen auch die Träger daran arbeiten, mehr Menschen zum Berufseinstieg in die Kita zu gewinnen. Dies darf nicht alleine der Politik überlassen werden, Fachkräfte sollten dabei schlechte Arbeitsbedingungen nicht widerspruchslos akzeptieren. Eine hohe Fluktuation im Team sollte grundsätzlich als ernstes Warnsignal gesehen werden. Daher sind sowohl die Träger als auch die Leitung in der Pflicht nach den Gründen, zum anderen aber auch nach Wegen zu suchen , die Arbeitsbedingungen aktiv zu verbessern. Dazu gehört auch eine offene und aufrichtige Kommunikation gegenüber den Beschäftigten und sich selbst als Leitungskraft. Kritik auszuhalten, kann manchmal hart sein, schafft aber immer auch Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und trägt zur Teamkultur bei.

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Biologieunterricht geht längst nicht mehr nur um den menschlichen Körper und Evolutionstheorie. Ob Entwicklungsbiologie, Genetik, Neurobiologie, Ökologie, Zellbiologie, heute werden viele Fachbereiche  im Schulfach Biologie behandelt. Nicht für jeden Lernenden ist es einfach, die komplexenZusammenhänge und Mechanismen auf Anhieb zu verstehen. Laut einer PISA Studie liefern 15-Jährige bei uns im Ländervergleich zwar gute Leistungen in Naturwissenschaften ab, das Interesse daran lässt jedoch zu Wünschen übrig. Youtube-Videos können da Abhilfe schaffen, indem sie Schüler:innen den doch oft sehr theoretischen und komplexen Stoff einfacher und mit viel Freude vermitteln. Einen Artikel dazu, wie ihr diese richtig nutzt, findet ihr hier bei uns. Welche Kanäle konkret für euren Biologie-Unterricht interessant sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Biologie – simpleclub

Einen der Channel von “simpleclub” haben wir euch bereits in unserem Artikel “YouTube Kanäle für den Matheunterricht” vorgestellt. Die beiden Jungs Nikolai Schork und Alexander Giesecke betreiben neben ihrem Mathe-Kanal auch einen Biologie-Channel. Mit über 110 Millionen Aufrufen und 660.000 Abonnenten sind sie ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, Schüler:innen Biologie einfach und auf eine humoristische Art näher zu bringen. Im Folgenden seht ihr einen kleinen Ausschnitt aus dem Video der beiden YouTuber “Stammbaumanalyse einfach erklärt”. Sie nutzen gerne kleine Figuren oder Bilder, um komplizierte Inhalte verständlich zu machen. Dies scheint bei den Schüler:innen gut anzukommen, knapp 26 Prozent der Schüler:innen nutzen “simpleclub” regelmäßig zum Lernen.

Quelle: YouTube/Biologie – simpleclub

Dinge Erklärt – Kurzgesagt

“Dinge Erklärt – Kurzgesagt” ist ein Wissenschaftschannel der vielfältige Themen aus Raumfahrt, Physik, Biologie und Politik verständlich und in einer animierten Darstellungsweise mit kleinen Tieren oder Figuren präsentieren. Jede zweite Woche lädt der Kanal, welche vom öffentlich-rechtlichen Online Netzwerk Funk betrieben wird, ein neues, lehrreiches Video hoch. Ihr Kanal hat über 1,94 Millionen Abonnenten und über 214 Millionen Aufrufe. So wird das Immunsystem kinderleicht erklärt, dafür arbeiten die Produzenten gerne mit Personifikationen. Somit werden aus Zellen Soldaten, Anführer oder beispielsweise Geheimagenten. Ihre Videos erreichen teils mehrere Millionen Aufrufe.

Quelle: YouTube/Dinge erklärt – Kurzgesagt

Einfach Schule

“Einfach Schule” ist ein weiterer YouTube Kanal, der Schüler:innen die Welt des Lernens vereinfachen soll. Sie stellen sich selbst so vor: “Dein Lehrer erklärt dir stundenlang ein Thema und du hast es immer noch nicht verstanden? Du möchtest den Schulstoff nochmal besser verinnerlichen? Oder dich auf die nächste Arbeit vorbereiten?” “Einfach Schule” will  Lernenden helfen in den verschiedensten Themenbereichen/Fächern, unter anderem auch in Biologie. Ähnlich zu “Dinge erklärt - Kurzgesagt” nutzt auch “Einfach Schule” animierte Darstellungen, um den Schüler:innen den hier beispielsweise komplizierten Aufbau einer Zelle deutlich und verständlich zu erklären.

Quelle: YouTube/Einfach Schule

Es ist für Lehrende nicht immer einfach, Wissen zu vermitteln, welches die Schüler:innen auch wirklich erreicht. YouTube Videos helfen und erleichtern es Lehrenden und Lernenden, erfolgreich in Biologie durchzustarten.

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Die verschiedenen Angebote an Apps sind über die Jahre immer multimedialer geworden. Mittlerweile gibt es auch für die Grundschule ein breites Angebot von Apps mit reinem Unterhaltungswert, Geschicklichkeitsspiele, animierte Bilderbücher, digitale Malbücher bis hin zu speziellen Lern-Apps. Doch welche der Apps lassen sich in der Vermittlung sinnvoll einsetzen – Infos, Tipps und konkrete Empfehlungen geben wir euch in diesem Artikel.

Was sollte man bei Apps und Lernprogrammen für Kinder grundsätzlich beachten?

Die App sollte sich sinnvoll in den Lebensalltag der Kinder einbinden lassen, kindliche Bezüge, der Inhalt, Umfang von Information bei der Vermittlung, Spieldauer und Bedienfreundlichkeit sollten auf den individuellen Entwicklungsstand von Kindern angepasst sein. Animationen oder Bilder sollten sinnvoll und qualitativ eingesetzt werden und nicht vom eigentlichen Inhalt ablenken. Bei Kindern, die noch nicht richtig lesen oder schreiben können, ist die Verwendung von Erzählstimmen oder sprachgestützten Anleitungen wichtiger Bestandteil, damit diese eigenständige Erfahrungen mit einzelnen Programmen machen. Im folgenden Artikel stellen wir euch eine aktuelle Auswahl vor:

Energie Wimmelapp – Energie ist überall 

Quelle: Energie-Wimmelapp

Viele Kinder beschäftigen sich in ihrem Schulalltag mit einer grundsätzlichen Frage: Wie funktioniert das? Wieso, weshalb, warum? Diesen Fragen stellt sich auch die App  der Stiftung Haus der kleinen Forscher. Die “Energie Wimmelapp” (iOS/Android) geht durch Fragestellungen, Informationen und Experimenten mit verbundenen Lebensbezügen verschiedenen naturwissenschaftlichen Themen durch Wimmel-Szenen nach. Die Schüler werden zu Entdecker:innen und Forscher:innen. Die App enthält insgesamt sechs interaktive Wimmelbild-Szenen mit den Bereichen Schule, Stadt und Land. Dazu kommen fünfzehn sogenannte Pop-up-Fenster mit weiterführenden Fragestellungen und Anregung sowie einzelne Lernspiele und kleinere Filme. Dank der Fragestellungen in der App, entstehen immer wieder unterschiedliche Gesprächsanlässe, die im Unterricht zum Ideenaustausch oder zum Philosophieren genutzt werden könnten. Hinter manchen Infoboxen verbergen sich auch Versuchsanleitungen, Videos oder Experimente, die ergänzend eingebunden werden können. Naturwissenschaftliche Zusammenhänge werden im Lernkontext spielerisch vermittelt. Verknüpfungen zwischen digitalem und analogem Lernen lassen sich vor allem durch die Integration der vielfältigen Szenen der Kurzfilme und Forschungsaufträge in unterschiedliche Anschlussmöglichkeiten in andere Unterrichtsfächer gut fortführen. Durch ein komplett didaktisch aufgearbeitetes Konzept, zur Nutzung im Unterricht, lässt sich die App auch als Einzelnutzung oder im Eltern-Kind-Gespräch weiterempfehlen. Die App wird dabei komplett kostenlos und ohne Werbung angeboten und lässt sich auch als Web-Version nutzen.

Multimediale Bücher erstellen mit Book Creator

Quelle: Book Creator

Mit Book Creator (iOS/Android) kann man multimediale bzw. interaktive Bücher intuitiv und einfach erstellen. Beispielsweise können Audiodateien, Videos oder Links unkompliziert einem Buch hinzugefügt und abgespielt werden. Die benutzerfreundliche und intuitive Erstellung von solchen Büchern ist sowohl für Lehrer:innen als auch für Schüler:innen interessant und unkompliziert. Grundsätzlich könnte man die App in unterschiedlichen Bereichen einbinden. Die Book Creator App ist als browserbasierte Online-Version oder eigenständige App für das Smartphone oder Tablet verfügbar. Interessant dabei ist, dass bei der Online-Version Schüler:innen auch ohne die dazugehörige Installation der App Zugriff auf Bücher mittels der Freigabe der Lehrkraft bekommen können, ohne dass sie sich mit einer Mail-Adresse registrieren müssen. Die Lehrkraft muss sich lediglich bei Book Creator kostenlos anmelden, dies geschieht entweder über den Browser oder die App. Die Schüler:innen erhalten dabei  Zugriff durch einen QR-Code oder Link, den die Lehrer:in erstellt. Multimediale Bücher zu erstellen ist dabei relativ einfach. Wenn man sich bei Book Creator eingeloggt hat, gelangt man auf das Startmenü, von dort erhält man Zugang zu seiner persönlichen Bibliotheken . Die Bibliothek dient als Speicherort für verschiedene Bücher. Bearbeitete Bücher werden automatisch in einer eigenen “Library” gespeichert und lassen sich von dort aus wieder abrufen. Jedes gespeicherte Buch erhält einen privaten Link der sich beliebig aktivieren oder deaktivieren lässt, mit diesem kann jeder auf das Buch zugreifen und es lesen. Die kostenpflichtige Variante von Book Creator bietet  sowohl eine größere Auswahl von digitalen Büchern als auch mehr Speicherplatz. Die kostenlose Version verfügt über eine Bibliothek mit 40 verfügbaren Büchern.

Quizlet  – digitale Lernsets und Karteikarten

Quelle: Quizlet

Mit Quizlet (iOS/Android) können Lehrer:innen digitale Lernsets und Karteikarten mit wenig Aufwand ganz einfach erstellen. Nach der kostenlosen Registrierung auf der Website lassen sich in der kostenlosen Version bis zu acht Kurse anlegen. Die Datenbank enthält dabei eine Vielzahl von frei zugänglichen  Lernsets, die nach Themenbereichen oder Kapiteln von Benutzern angelegt wurden. Die Schüler:innen können üben, sich selbst testen und verschiedene lustige Lernspiele spielen. So lassen sich durch einfaches Wiederholen Vokabeln, Fakten und Begriffe einfacher üben und festigen. Zudem gibt es die Möglichkeit Quizlet Live-Spiele im Unterricht zu veranstalten, um zum Beispiel einen klassischen Vokabeltest zu ersetzen und zum anderen die Schüler:innen für den Unterricht zu begeistern. Gut geeignet ist die Anwendung für den Fremdsprachenunterricht, da sowohl die Rechtschreibung als auch die Aussprache eines Wortes geübt werden. Quizlet lässt sich fächerübergreifend nutzen, beispielsweise im Geschichts-, Biologie- oder Deutschunterricht, also überall dort, wo Fakten und Begriffe gelernt werden müssen. Grundvoraussetzung um Quizlet effektiv im Unterricht zu nutzen ist, dass die Schüler:innen vorher grundlegende Medienkompetenzen besitzen und schnell und flüssig lesen können, empfohlen eher ab der dritten Klassenstufe. Der webbasierte Dienst ist dabei kostenlos, erst wenn man existierende Karten kopieren oder verändern möchte, benötigt man ein Konto. Zusätzliche Dienste sind dann nur gegen Geld zu erhalten. Eine Anleitung und erste Schritt, wie man Quizlet im Unterricht nutzen kann, ist hier zu finden.

Welche Apps verwendet ihr für eure Grundschüler im Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

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Berlin. Am 25. November haben mehr als 2500 Lehrkräfte an einem Warnstreik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilgenommen. Die Lehrkräfte fordern damit  zum sechsten Mal einen Tarifvertrag für kleinere Klassen an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Mit einem Tarifvertrag soll das zahlenmäßige Verhältnis von Schüler:innen zu Lehrkräften und damit die Klassengröße verbindlich geregelt werden. 

„Hätte die Koalition ihr Versprechen gehalten und wie vereinbart ab 2018 jedes Jahr 2.000 Lehrkräfte ausgebildet, hätten wir zum neuen Schuljahr grob gerechnet rund 6.600 Lehrkräfte mehr. Unsere Forderung nach kleineren Klassen könnte problemlos erfüllt werden!“ sagte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik bei der GEW. „Die Solidarität von Eltern und Schüler:innen zeigt, wie sehr sich unsere Stadtgesellschaft bessere Bedingungen in den Schulen wünscht!“, so Albers weiter. „Jede Partei, die im Februar ins Rote Rathaus einziehen will, muss sich dieser berechtigten Forderung annehmen. Gute Bildung muss endlich Priorität haben“. Die GEW BERLIN fordert konkret kleinere Schulklassen, in Grundschulen soll die Zahl der Schüler:innen auf 19 statt 24 Schüler:innen reduziert werden. In Jahrgangsstufe 7 sollen laut Forderung der GEW nicht mehr als 21, in der Jahrgangsstufe acht nur noch 13 maximal 24 Jugendliche die Klassen füllen. An Berufsschulen sollen es nach dem Willen der GEW maximal 21 Jugendliche pro Klasse sein. Zudem setzt sich die GEW für mehr Arbeitsplätze für Schulpsychologen und Sozialpädagogen an Schulen ein.

Die GEW BERLIN führte in diesem Zusammenhang eine Befragung unter angestellten Lehrkräften durch, darin zeigte sich, dass die Klassengröße die wirksamste Stellschraube bei der Senkung der Arbeitsbelastung ist.

In einer Stellungnahme vom Montag kritisierte die GEW Berlin zudem, dass die Entlohnung und die geplante Zulage von angestellten Lehrer:innen, die nicht verbeamtet sind, in keiner Relation stehe. „Die Unterschiede zwischen verbeamteten und angestellten Lehrkräften sind mit 250 oder 300 Euro nicht auszugleichen. Dabei wäre anderes möglich“, sagte Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik der GEW Berlin. „Die von der GEW schon lange vorgeschlagene Lösung im geltenden Tarifvertrag sieht die Möglichkeit einer Zulage von bis zu 900 Euro vor. Rot-Grün-Rot will sich hierauf nicht einlassen, weil es eben nicht um einen fairen Nachteilsausgleich und eine faire Verbeamtung geht", so der Experte weiter. 

Der Tarifvertrag TV-L (§ 16 Abs. 5 TV-L) regelt die Vorweggewährung von Erfahrungsstufen sowie die Zahlung von Zulagen von bis zu rund 900 Euro. Ein Beispiel wären die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die es ermöglichen würden, eine tarifvertragliche Einstufung von ein bis zwei Stufen vorzunehmen, damit Lehrer:innen ohne Vorberatung ein höheres Entgelt erhalten könnten.

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“Ich bin HIV-positiv!” Oliver ist Psychologiestudent und teilt seine Geschichte in der Gemeinschaftskampagne Ich sags dir: Ich bin positiv!. Nicht nur Oliver (25) teilt seine Erfahrungen mit Diskriminierung, auch Sabine (60, HIV Aktivistin), Julia (31, Heilerzieherinn) und viele andere Betroffene. Am heutigen Welt-Aids-Tag wollen wir von Lehrer-News Aufmerksamkeit für das Thema generieren, für Basiswissen sorgen und somit einen Teil zur Toleranz und Prävention beitragen.

Was ist HIV?

HIV ist ein Virus. Anfang der 1980er-Jahre hat sich die Verbreitung zu einer Pandemie entwickelt, die bis heute ungefähr 39 Millionen Menschenleben gefordert hat. Übertragen wird das Virus beim Geschlechtsverkehr, über Spritzen beim Drogenkonsum und sehr selten bei Bluttransfusionen. Die Latenzzeit dauert im Durchschnitt neun bis elf Jahre, in der ohne Behandlung die Abwehrkräfte des Körpers geschädigt werden. Das Krankheitsbild AIDS gilt bei Erwachsenen und Jugendlichen dann, wenn ein Nachweis der HIV-Infektion und einer AIDS-definierenden Erkrankung nachgewiesen ist. Aids ist seit dem 1. Dezember 1981 als eigenständige Krankheit anerkannt und ist heute gut behandelbar. Medikamente verhindern die Vermehrung der Viren im Körper. Meist genügt täglich eine Tablette. Eine Heilung ist bislang allerdings nicht möglich.

Aktuelle Daten zu HIV/Aids 

Die Statistik vom 10.08.22 zeigt ausgewählte Kennzahlen zur weltweiten Verbreitung des HI-Virus in den Jahren 2010 bis 2021. Im Jahr 2021 schätzte das gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (Unaids) die weltweite Zahl von HIV/ AIDS-Erkrankten auf rund 38,4 Millionen Menschen. Das Robert Koch Institut schreibt in seiner Pressemitteilung vom 24.11.22 über die Situation in Deutschland. Im letzten Jahr haben sich ca. 1.800 Personen mit HIV infiziert, genauso viele wie 2020. In Deutschland lag die Zahl der Menschen mit HIV Ende 2021 bei 90.800. Davon sind etwa 8.600 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert worden. Etwa ein Drittel aller neu diagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2021 erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt festgestellt, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild AIDS. Das RKI gibt an, dass HIV in erster Linie durch Menschen übertragen wird, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Zudem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher. Den Berichten zufolge können die Daten durch die Einschränkungen aufgrund der Corona Pandemie allerdings nicht verlässlich eingeschätzt werden. Mehr Fakten findet ihr auch auf der Seite welt-aids-tag.de.

Therapie und Prävention

Die antiretrovirale Therapie erhalten in Deutschland rund 96 Prozent der an Aids erkrankten Menschen. Hierbei werden verschiedene Wirkstoffe kombiniert, um die Vermehrung der Viren im Körper zu unterdrücken. Bei fast allen Patienten ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind. Ein Instrument zur Verhinderung einer Infektion ist die Präexpositionsprophylaxe (PrEP), wobei ein Medikament eingenommen wird, um die eventuelle Vermehrung des Virus zu verhindern. Sie wird seit September 2021 von den Krankenkassen für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko oder Schwangeren übernommen. Kondome zu benutzen, bleibt ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Erregern. Wie in unserem Artikel zur Cannabis-Legalisierung erwähnt, ist auch hier das wichtigste Tool zur Prävention – Aufklärung! Im Jahr 1987 hat die Bundeszentrale die Kampagne “Gib Aids keine Chance“ eine der größten und umfassendsten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Deutschland umgesetzt. Dazu gehören massenmediale Angebote, Telefon- und Onlineberatung, personale kommunikative Aktivitäten sowie vielfältige interaktive Angebote im Internet. Auf der Website Liebesleben.de zum Beispiel finden Lehrkräfte ein umfangreiches Angebot für die Sexualaufklärung. Unter anderem findet man das Projekt JugendFilmTage, welches bereits im Jahr 2000 von verschiedenen Hamburger Institutionen gemeinsam mit der BZgA entwickelt wurde.

                                       

Wenn man weiß, dass man sich mit dem Virus infiziert hat und sich in Behandlung begibt, kann man heute mit HIV alt werden und leben wie alle anderen Menschen. Es sei denn, man wird Opfer von Diskriminierung. Darum geht es in diesem Jahr in der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe, herausgegebenen Kampagne. Oliver und die zahlreichen anderen Teilnehmer engagieren und zeigen sich, um darüber aufzuklären, das Leben der erkrankten Menschen zu verbessern und der immer noch zu hohen Ansteckung entgegenzuwirken.

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Berlin. 55 Prozent der deutschen Lehrer:innen halten Schulen nur ausreichend zur Vermittlung digitaler Kompetenzen ausgestattet. Lediglich 17 Prozent sehen in digitalen Tools eine Hilfe, um die schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Doch ob im Alltag oder auf der Arbeit: digitale Medien und Geräte sind allgegenwärtig. Die Notwendigkeit der Digitalisierung ist seit Beginn der Corona Pandemie endgültig in allen Lebensbereichen angekommen, wie die Befragung “Zwischen Vision und Realität” von Ipsos im Auftrag der Vodafone Stiftung ergeben hat. Die Ipsos SA ist ein international tätiges Marktforschungsunternehmen. Die Umfrage befasst sich mit dem aktuellen Stand der Wahrnehmung und Umsetzung der Digitalisierung an Schulen in Europa.

Trotz der Umstellung auf digitales Lehren und Lernen zeigt die Studie, dass die digitalen Kompetenzen der europäischen Lehrer:innen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. In Deutschland stufen 38 Prozent der Lehrkräfte (48 Prozent im europäischen Vergleich) ihre digitalen Kompetenzen als hoch ein. 24 Prozent der befragten deutschen Lehrkräfte geben an, dass sie wenig oder gar keine Erfahrung mit der Nutzung digitaler Technologien im Unterricht haben. Bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen durch Schulen sind die in Deutschland befragten Lehrkräfte im Vergleich pessimistischer eingestellt. Zwei Lehrkräfte wurden interviewt und gaben unter anderem an, dass wir aus der Lernpsychologie wissen, dass der ausschließliche Frontalunterricht nicht nachhaltig ist. Deshalb muss sich die Unterrichtsform ändern und der Einsatz von digitalen Technologien kann dabei helfen.  

Beispielsweise könne der Unterricht viel umfänglicher und einfacher differenziert und individualisiert werden. Schüler:innen können in Gruppen kooperativ eine Präsentation erstellen und einen interaktiven Vortrag halten und das im virtuellen und im analogen Raum. Sie erstellen digitale Erklärvideos und schneiden diese selbstständig. Heute haben sie in diesen Bereichen viel mehr Stärken und Kompetenzen als noch vor 10 Jahren. Insgesamt wird dieses Potenzial jedoch noch nicht anerkannt. Im Zuge des OECD Projekts Future of Education and Skills 2030 wurde ein Rahmenkonzept entwickelt und im Mai 2019 in seiner englischen Originalausgabe einem internationalen Publikum in Vancouver vorgestellt. Daraus gingen die “21st Century Skills” hervor und neben digitalen Kompetenzen oder Verantwortungsbewusstsein geht es auch um Flexibilität und Resilienz. Im internationalen Vergleich fällt auf, dass Lehrkräfte in Deutschland den “21st Century Skills” ihrer Schüler:innen eine hohe, aber etwas geringere Relevanz zuschreiben als ihre europäischen Kolleg:innen. Die Befragung zeigt auf, dass es an der Infrastruktur liegen könnte. Denn 55 Prozent der deutschen Lehrer:innen halten Schulen nur ausreichend zur Vermittlung digitaler Kompetenzen ausgestattet. 78 Prozent der europäischen Lehrkräfte sehen sich beim digitalen Unterricht einem Erwartungsdruck der Politik ausgesetzt, den sie derzeit nicht erfüllen können. Lehrpläne müssten umgestaltet werden, damit Lehrkräfte mehr Freiraum für die flexiblere digitale Umsetzung des Lernstoffes haben. 

Die Studie Schule digital – der Länderindikator 2021 hat sich ebenso mit der Thematik auseinandergesetzt und zeigt vergleichbare Ergebnisse und Analysen im Bundesländervergleich im Jahr 2021 an. 

Es wird deutlich, dass nach dem erzwungenen schnellen Handeln das Ziel sein sollte, Bewährtes mit Neuem zu verknüpfen. Weiterhin muss an der technischen Umsetzung in den Ländern gearbeitet werden. Aber nicht nur die Infrastruktur bleibt ausbaufähig, auch die Haltung zum Nutzen von digitalen Medien und dessen Chance zum kompetenzbasierten Lehren und Lernen kann verbessert werden.

Wer sich tiefergehend mit der Verbesserung des digitalen Lehrens und Lernens auseinandersetzen möchte, kann sich die aktuellen Handlungsempfehlungen der ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK) ansehen.

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Die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts des Arolsen Archives möchten zukünftig unter anderem mit Schüler:innen ein digitales Denkmal bauen – mit dem Ziel, der aktuellen Erinnerungskultur mehr Lebendigkeit zu verleihen und der aktuellen Bedrohung demokratischer Werte aktiv entgegenzutreten.

Die historische Sammlung des Arolsen Archives, die zum UNESCO Weltdokumentenerbe gehört, enthält 30 Millionen Dokumente sowie Hinweise auf die Schicksale von 17.5 Millionen Menschen der NS-Verbrechen. Die Initiative #everynamecounts möchte zukünftig digitale Zugänglichkeit zur Erinnerungskultur und eine aktive Mitgestaltung bieten, indem Briefe und andere Dokumente von Häftlingen der Konzentrationslager, Zwangsarbeiter:innen und Opfern des Hitler-Regimes online veröffentlicht werden. Das Ziel ist es, bis 2025 die Namen der Betroffenen online sichtbar zu machen. Die Dokumentensammlung soll dann einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. 

Die Generalkonsulin des Auswärtigen Amtes Michaela Küchler sagte dazu: „Der Name identifiziert den Menschen. Diesen Namen auf ein digitales Denkmal zu setzen passt in die heutige Zeit. Es wird weltweit verfügbar sein und dafür sorgen, dass dieses größte Menschheitsverbrechen nie vergessen wird.”

In der schulischen Arbeit soll das Projekt gerade für die neue Generation den Gen-Z der 16 bis 25-jährigen mehr Zugänge bieten. In einer tiefenpsychologischen Studie hat das Rheingold Institut im Auftrag der Arolsen Archives die Einstellung von 1.100 Befragten zur NS-Geschichte untersucht. Dabei wurde die Fragestellung untersucht, wie eine lebendige Erinnerung heute funktionieren kann. Laut der Studie ist ein akuter Faktor der neuen Generationen, der wieder aufkeimende Rassismus und die Diskriminierung in der Gesellschaft – hierbei lassen sich Parallelen zum Nationalsozialismus herstellen. Die jungen Erwachsenen erwarten von digitalen Projekten leicht verständliche Angebote, die sich mit ihrem Lebensalltag verbinden lassen.

Hierbei wird #everynamecounts ab Mitte Januar 2023 als ergänzendes Bildungsmaterial mit einer eigenen Bildungsplattform für den  Unterricht erscheinen. Die digitale Einführung für das Projekt steht dabei in englischer, deutscher, polnischer, französischer und spanischer Sprache zur Verfügung. Die Materialien sollen dann für eine 90-minütige Unterrichtseinheit oder bis hin zur Gestaltung ganzer Projekttage reichen. Anwendungsbeispiele für den Unterricht im Zusammenhang mit #everynamecounts sind Recherchen nach individuellen Verfolgungswegen von KZ-Häftlingen, Verfolgungsschicksale von Sinti und Roma oder die Auseinandersetzung mit den Quellen aus der digitalen Einführung. Empfohlen wird das Projekt für Lerngruppen ab der Jahrgangsstufe sieben. Die technische Voraussetzung um #everynamecounts im Unterricht einzubinden ist ein Tablet oder Computer und der Zugang zum Internet.

Am kommenden Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, sowie am internationalen Tag gegen Rassismus, dem 21. März 2023, sind verschiedene bundesweite Aktionen rund um #everynamecounts geplant. Daher eignen sich diese Tage besonders, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Vorab kann man sich hier für den Bildungs-Newsletter anmelden, um kein Bildungsangebot, Einladungen zur Vorstellung und Updates zu verpassen.

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Bildung entwickelt die Persönlichkeit und gibt zugleich Chancen auf ein selbstbestimmendes, erfüllendes Leben. Nicht überall auf der Welt sind die Bildungschancen gleich. Heute blicken wir auf Skandinavien und Deutschland im Hinblick auf deren Schulsysteme. Skandinavien ist ein Teil Nordeuropas und besteht aus den Ländern Schweden, Norwegen und Dänemark. Wie sehen die Schulsysteme in den doch relativ nah beieinander liegenden Ländern aus und wie unterscheiden sie sich voneinander? Das erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Das deutsche Schulsystem

Unser Schulsystem besteht aus vier verschiedenen Bildungsbereichen. Dem Elementarbereich, dem Primarbereich und dem Sekundarbereich I + II. In Deutschland gilt die Schulpflicht von sechs bis 18 Jahren. Der Besuch staatlicher Schulen ist in Deutschland kostenlos für Kinder. Vor dem sechsten Lebensjahr können Kinder Vorschulen, Kindergärten oder Krippen besuchen. Diese fördern die sozialen Kontakte und bereiten auf den Primarbereich, die Grundschule, vor. Ebenfalls entlasten diese die Eltern. Kinder besuchen den Primarbereich von der ersten bis zur vierten Klasse. Ab Ende der zweiten Klasse werden die Kinder benotet, die Noten gehen von eins bis sechs, wobei 6 die schlechteste Note darstellt. Anschließend nach diesen vier Jahren, können Eltern selbst entscheiden, auf welche Schule sie ihre Kinder schicken möchten. Unterschieden wird zwischen Haupt- und Realschule, Gymnasium sowie einer integrierten Gesamtschule. Die Sekundarstufe I umfasst dabei die Klassen 5-10, die Sekundarstufe II die Stufen 11-12/13. Nach Abschluss der 9. Klasse erlangen Kinder ihren Hauptschulabschluss, nach der 10. Klasse den Realschulabschluss und nach weiteren 2-3 Jahren den in Deutschland höchsten Schulabschluss: das Abitur. Nach dem Haupt- sowie Realschulabschluss können Schüler:innen eine Ausbildung machen, nach dem Abitur haben sie sowohl die Möglichkeit einer Ausbildung als auch den Besuch einer Universität/Fachhochschule. 

Das skandinavische Schulsystem

In Skandinavien besuchen die meisten Kinder die Vorschule ab dem vierten oder fünften Lebensjahr. Diese dient den Kindern in ihrer Entwicklung, indem sie lernen, mit anderen Kindern soziale Kontakte aufzubauen. Ab dem sechsten Lebensjahr herrscht in Skandinavien die Schulpflicht. Die Schulpflicht ist gesetzlich vom sechsten bis zum 16. Lebensjahr. Die Schule ist ab dem sechsten Jahr für Kinder kostenlos, drei bis sechsjährige können nicht kostenlos zur Schule gehen. In Schweden beispielsweise besuchen alle Schüler:innen neun Jahre lang eine Art Grundschule, woraufhin eine freiwillige, dreijährige, gymnasiale Schule beginnt. Diese ist jedoch nicht mit dem deutschen Gymnasium zu vergleichen. Bereits in der Zeit des Gymnasiums finden viele Ausbildungsprogramme statt. Dabei wird sich nicht erst nach einem bestimmten Abschluss um eine anschließende Weiterbildung gekümmert, sondern bereits in der Schulzeit. Noten gibt es ab der sechsten Klasse. Unterschieden wird hier in nur drei Noten, wobei die beste “sehr gut” erreicht wird, wenn mindestens 75 Prozent korrekt sind. Dies entspricht in Deutschland einer Drei. In Schweden und Norwegen gibt es nicht wie in Deutschland eine Abschlussprüfung, um einen bestimmten Abschluss zu absolvieren, dort muss lediglich an bestimmten Fächern teilgenommen werden. Der Schulalltag wird in Schweden nicht von einem strikten Unterrichts- und Stundenplan geleitet, die Schüler:innen planen gemeinsam mit den Lehrenden die Woche und legen fest, wann selbstständig und wann in Gruppen gearbeitet wird. Die Entwicklung des eigenständigen Lernens steht hier im Vordergrund.

In Dänemark ist es den Eltern überlassen, ob sie ihre Kinder zu Hause unterrichten oder an eine Schule schicken. Die Kinder werden hierbei entweder von den Eltern oder Lehrpersonen unterstützt. Die Grundschulzeit kann so, nach einem Antrag der zuständigen Gemeinde, zu Hause verbracht werden. Die Kinder bekommen während der neunten Klasse eine Einladung zur Abschlussprüfung, welche sie nach der Grundschulzeit zu absolvieren haben. Ohne diesen Test kann man keine weiterführende Schule (Gymnasium) besuchen und somit auch keine Universitätszulassung bekommen. 

Der Vergleich: Wie unterscheiden sich die beiden Schulsysteme?

Deutschland folgt einem ziemlich strikten und geordneten Schulsystem. Die Schüler:innen werden schon ab der zweiten Klasse benotet, welches den Lernenden bereits in jungen Jahren den Eindruck einer Leistungsgesellschaft vermittelt. Wer keine guten Noten hat, wird im schlimmsten Fall nicht in die nächste Jahrgangsstufe versetzt. Hier setzt Skandinavien auf andere Lernstrukturen. Dort werden Schüler:innen erst ab der sechsten Klasse benotet. Ebenso bleiben Lernende weniger oft sitzen. Laut dem Gesetz sei diese Entscheidung auch durch Absprache mit den Eltern zu beschließen, da dies für leistungsschwächere Schüler:innen kaum von Vorteil sei. In Skandinavien wird eine chancengleiche Bildung und ein starkes soziales Miteinander großgeschrieben. Dieses Miteinander spiegelt sich auch in den Klassen wider, in Schweden bleiben die Lernenden bis zur neunten Klasse gemeinsam in einer Klasse, in Deutschland wechselt die Klassenzusammensetzung alle 2-4 Jahre. Außerdem unterscheiden sich beide Schulsysteme, wenn man auf die verschiedenen Schularten blickt. Deutschland bietet verschiedenen Lernniveaus in Form von Schulen mit dazu passenden Lernanforderungen. Hier kann schon während der Grundschulzeit geschaut werden, welche Schule zum Lernenden passen könnte, eine Empfehlung der Schule erleichtert dem ein oder anderen Elternteil die Entscheidung. Dies erschwert möglicherweise aber auch die späteren Chancen auf bestimmte Berufe, aber auch im sozialen Bereich kann es zu Problemen kommen. Schüler:innen könnten aufgrund ihres Abschlusses sozial benachteiligt werden. In Schweden ist den Schüler:innen frei überlassen, ob sie nach den neun Jahren “Grundschule” noch weitermachen möchten. Diese Option nehmen aber um die 90 Prozent der Lernenden an, um eine ausgeweitete, berufliche Chance zu erlangen. 

Beide Schulsysteme zeigen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Gerade die persönliche Entwicklung, das soziale Miteinander und die chancengerechte Bildung wird in Skandinavien großgeschrieben. Deutschland setzt hingegen eher auf akkurate Noten, was gerade für junge Schüler:innen zum Problem werden kann. 

Habt ihr Erfahrungen mit einem der skandinavischen Schulsysteme gesammelt? Was ist eure Meinung dazu? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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Berlin – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich seit Jahren mit ihrer JA 13-Kampagne dafür ein, dass Lehrkräfte in Grundschulen und der Sekundarstufe I nach der TVÖD-Tarifgruppe A13 bezahlt werden. Bundesweit werden an  Grundschulen Gehälter der Besoldungsstufe A12 bzw. EG11 gezahlt, 90 Prozent der Lehrkräfte an Grundschulen sind dabei Frauen. Lehrkräfte in Deutschland schneiden laut einer arbeitswissenschaftlichen Studie der GEW zum Equal Pay Day im internationalen Vergleich schlechter als alle anderen voll ausgebildeten Lehrkräfte an Grundschulen mit ähnlich vergleichbaren qualifizierten Berufsgruppen ab.

In Bundesländern wie Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen ist die Lohnanpassung bereits teilweise gelungen. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beispielsweise, steht eine entsprechende Anpassung noch aus. Nach den Wahlen in NRW und Niedersachsen kündigten beide Länder an, Grundschul- und Sekundarschullehrkräfte schrittweise mit den Lehrer:innen etwa an Gymnasien gleichzustellen.

In den Koalitionsverhandlungen in Niedersachsen zwischen der SPD und den Grünen wurde festgeschrieben, dass für alle Grund-, Real-, Haupt-, Ober-, und Gesamtschulen die Gehälter schrittweise auf A13 angehoben werden. Laut dem Minister der Finanzen Dr. Marcus Optendrenk in NRW geht es nun darum, die rechtlichen Grundlagen für die schrittweise Überführung der Lehrkräfte der Primarstufe und Sekundarstufe I in die Besoldungsgruppe A 13 zu schaffen. Die Überführung von A12 hin zu A13 wird in fünf Schritten bis 2026 andauern und schätzungsweise Mehrausgaben von 2022 an 900 Millionen betragen. Lehrer:innen, die vergleichbar tarifbeschäftigt sind, werden ebenfalls einbezogen, d.h. dass keine Unterscheidung zwischen Lehrkräften, die nach dem Lehrerausbildungsgesetz 2009 und nach altem Recht ausgebildet worden sind, vorgenommen wird. Laut Frauke Gützkow, Vorstandsmitglied für Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik bei der GEW, ist bessere Bezahlung ein wichtiger Baustein, um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Besonders an den Grundschulen fehlten sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, so die Expertin.

In Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg werden Grundschullehrer:innen immer noch nach A12 bezahlt. Obwohl die Ausbildung gleichermaßen intensiv ist und Lehrkräfte dringend gebraucht werden. Unterschiede gibt es auch bei den Sekundarstufen, die Bestandsaufnahme hin zu A13 ist teilweise besser umgesetzt worden. Jedoch sind gesetzliche Vorgaben zu den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. In Niedersachsen wird beispielsweise nach wie vor A12 Besoldung gezahlt, aber eine Stellenzulage für verbeamtete Lehrkräfte eingeführt. Der niedersächsische Landtag beschloss, zu dem die Neuregelung des Niedersächsischen Besoldungsgesetzes sowie ein weiteres Gesetz zur Umsetzung von Anforderungen an die amtsangemessene Alimentation. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder kündigte laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im September an, einen schrittweisen Ausstieg aus A12, für alle bayerischen Lehrkräfte. Schrittweise sollen dabei Mittelschulen in den Fokus rücken. Die Bildungsministerin Sachsen-Anhalts Eva Feußner hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, Grundschullehrkräfte besser zu bezahlen. Im Haushaltsentwurf für 2023 sei das Geld jedoch nicht eingeplant, erklärte das Bildungsministerium im Ausschuss auf Nachfrage einer Abgeordneten. Das Land würde die neue Lehrerbesoldung schätzungsweise einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, um Grundschullehrer:innen hochzustufen.

Die GEW hat in diesem Zusammenhang eine sogenannte Ampelkarte erstellt, um die Besoldung der einzelne Bundesländer grafisch darzustellen. Der aktuelle Ländercheck der GEW ist hier zu finden.

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München/Danzig. Die meisten Universitäten und Hochschulen sind im Oktober in das Wintersemester gestartet. Nach einigen Online-Semestern findet dieses hauptsächlich in Präsenz statt, obwohl mehr als die Hälfte der befragten Studierenden bei einer Umfrage angaben, dass sie sich im Rahmen ihres Studiums mehr Remote-Veranstatungen  wünschen würden. 

Nicht nur Schulen, sondern auch Universitäten und Hochschulen mussten durch die Corona-Pandemie auf Präsenzunterricht verzichten. Seminare wurden online abgehalten, Prüfungen zu Hause geschrieben und auch Vorlesungen gab es nur noch digital. Wie die Studenten damit umgegangen sind und wie sie sich den Unterricht in Zukunft wünschen, hat eine Umfrage der europäischen Webinar- und Videokonferenzplattform ClickMeeting untersucht. Vor allem bei Tests und Prüfungen wünschen sich mit 71 Prozent besonders viele Studierende, diese auch in Zukunft digital ablegen zu können. Über drei Viertel der Befragten wünschen sich, dass die Universitäten und Hochschulen in Zukunft mehr auf Hybridmodelle setzen, also sowohl digitale Veranstaltungen als auch Präsenzunterricht anbieten. 

Remote-Veranstaltungen sind grundsätzlich beliebt, die Studierenden haben dadurch ein besseres Zeitmanagement und mehr Zeit für sich selbst gaben 68 Prozent beziehungsweise 66 Prozent der Befragten an. Als weitere Vorteile wurden die Möglichkeit, Aufzeichnungen von Vorlesungen zu nutzen (54 Prozent), die Verwendung von Multimedia-Materialien (43 Prozent) und die stärkere Konzentration auf die Vorlesungen (20 Prozent) angegeben. 82 Prozent der Befragten sehen ihre Hochschule oder Universität technisch gut oder sehr gut auf eine mögliche Rückkehr zu reiner Distanz-Lehre vorbereitet. 15 Prozent der befragten Studierenden sehen ihre Einrichtung als schlecht oder sehr schlecht für dieses Szenario gerüstet. 

Die Studenten wünschen sich also flexibler zu sein. An Vorlesungen und Prüfungen möchten sie auch mal von Zuhause oder unterwegs teilnehmen können. Eine Situation wie mitten in der Corona-Pandemie, wo nur Distanzunterricht möglich war, möchte hingegen fast niemand mehr. 69 Prozent der befragten Studierenden klagten damals über ein mangelndes Sozialleben, 43 Prozent gaben an, Probleme bei der Einschätzung des Lernstoffs zu haben. Hybridunterricht könnte also tatsächlich eine Lösung sein, mit der alle zufrieden sind.

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Für die geplante und umstrittene Cannabis-Legalisierung hat das Bundeskabinett sogenannte Eckpunkte beschlossen. Künftig sollen Cannabis und der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft und somit entkriminalisiert werden. Was beinhaltet der Entwurf des Eckpunktepapiers, was sagen Umfragen und Studien und wie wirkt sich die geplante Legalisierung auf die Präventionsarbeit an Schulen aus?

Die Pflanze

Hanf (lateinisch Cannabis) zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Aus verschiedenen Pflanzenteilen können Produkte wie Seile, Speiseöl oder eben auch Marihunana hergestellt werden. Heiler in China und Ägypten behandelten schon vor über 1000 Jahren Kranke mit Cannabis. In Europa gibt es sie seit dem 19. Jahrhundert. Für Patienten mit chronischen Schmerzen oder bei einer Krebsbehandlung kann die Therapie mit medizinischen Cannabis Präparaten wirkungsvoll sein. Seit März 2017 dürfen in Deutschland Arzneimittel aus Cannabis verschrieben werden. 

Die Eckpunkte im Überblick

Um eine kontrollierte Abgabe von Cannabis im Sinne des Jugend- und Gesundheitsschutzes umzusetzen, beinhaltet das Eckpunktepapier der Bundesregierung folgende Maßnahmen:

  • Cannabis soll in lizenzierten Geschäften an Erwachsene zu Genusszwecken abgegeben werden. Damit soll erreicht werden, dass die Cannabis-Qualität kontrolliert wird und keine verunreinigten Substanzen abgegeben werden. Der Jugendschutz soll gewährleistet werden. Cannabis soll ausschließlich an Volljährige abgegeben werden.
  • Der gewerbliche Anbau und Vertrieb von Genuss-Cannabis soll staatlich lizenziert und kontrolliert sein. Der Schwarzmarkt und die organisierte Drogenkriminalität sollen damit eingedämmt werden. Ebenso ist neben der Umsatzsteuer auf Verkäufe eine gesonderte „Cannabissteuer“ geplant.
  • Erwerb und Besitz von Cannabis zum Eigenkonsum sollen zulässig sein, allerdings nur bis zu einer Höchstmenge von 20 bis 30 Gramm. Auch der private Eigenanbau soll zulässig sein, begrenzt auf drei Pflanzen für jede volljährige Person.
  • Die Präventionsangebote zu Cannabis sollen ausgeweitet werden. Anstelle einer strafrechtlichen Verfolgung sollen konsumierende Minderjährige zum Beispiel an verbindlichen Präventionsprogrammen teilnehmen. Es wird ein generelles Werbeverbot geben.
  • Die gesellschaftlichen Auswirkungen des Gesetzes sollen nach vier Jahren und darüber hinaus evaluiert werden.

Cannabislegalisierung – ein umstrittenes Thema

Laut Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe das bisherige Verbot nichts gebracht, es sei Zeit für einen neuen Ansatz. “Wir wollen keinen ausgeweiteten Cannabiskonsum, sondern einen besseren Kinder- und Jugendschutz und einen besseren Gesundheitsschutz erreichen'', so Lauterbach. Dr. Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer, kritisiert die geplante Legalisierung: "Die Legalisierung einer Substanz, von der wir wissen, dass sie hirnorganische Veränderungen produziert, zu Verhaltensauffälligkeiten führt, Abhängigkeiten produziert und psychische Veränderungen auslöst, finden wir im Grundsatz erschütternd." Auch Simone Borchardt, drogenpolitische Sprecherin von CDU und CSU warnt vor Langzeitfolgen des Cannabis-Konsums. Sie bemängelt Unklarheiten über die Obergrenzen des Anbaus sowie des Kaufes. Die Aussage des Gesundheitsministers, dass die Drogenpolitik erneuert werden müsse, stützt auch die aktuelle Studie der Bundeszentrale für Gesundheit aus dem Jahr 2021. Aus der geht hervor, dass der Konsum von Cannabis leicht ansteigt.

Zur Drogenpolitik gehört aber nicht nur der Umgang mit illegalen Drogen, sondern auch mit legalen Drogen wie Alkohol und Zigaretten. Interessant ist dazu die Studie des britischen Psychiaters David Nutt, der die Gefährlichkeit verschiedener Substanzen in einer Studie verglichen hat:

Es lässt sich ablesen, dass Alkohol um einiges schädlicher als Cannabis ist, sowohl für sich selbst als auch für andere. Vergleichbare Resultate fand die Umfrage von frontiersin.org heraus. Aus anderen Studien geht hervor, dass  Alkohol und Zigaretten die Einstiegsdrogen Nummer eins für junge Menschen sind. Das könnte an der gesetzlichen Altersbegrenzung mit 16 Jahren, zur Einnahme von Bier und Sekt, liegen. Das Eckpunktepapier sieht die Freigabe zur Nutzung von Cannabis frühestens ab 18 Jahren vor. 

Nicht nur in Deutschland ist das Thema Legalisierung von Cannabis seit Jahren Gegenstand von Diskussionen. Andere Länder wie Portugal, Kanada, Niederlande oder Teile der USA haben den Schritt zur Entkriminalisierung gewagt. Portugal scheint ein Vorzeigeland im Umgang mit dem Konsum und der Legalisierung zu sein. Hier wird seit 2001 der Konsument nicht als Krimineller, sondern im gegebenen Fall als Suchtkranker behandelt. Portugal setzt auf frühe und flächendeckende Aufklärung und Hilfsangebote. Es gibt derzeit noch keine wissenschaftlich fundierten Studien, welche die Auswirkungen der Legalisierung klar einordnet. Es kristallisiert sich durch Befragungen aber der Trend zur positiven Veränderung auf dem Schwarzmarkt ab. In einem aktuellen Video von Quarks werden die Risiken und eventuellen Folgen einer Legalisierung wissenschaftlich aufgearbeitet. Das Argument der Entkriminalisierung hätte auch den Vorteil, dass sich der Staat die Kosten der Strafverfolgung sparen kann. Laut der Studie von Prof. Dr. Justus Haucap und seines Teams, würden über eine Milliarde Euro jährlich eingespart und mit einer Steuer auf Cannabisprodukte jährlich 650 Millionen Euro in die Staatskassen gespült werden.

Welche Auswirkungen gibt es auf die Suchtprävention an Schulen?

Unabhängig von der aktuellen Debatte der Legalisierung, hätte der bereits beobachtbare steigende Konsum längst Auswirkungen auf die Suchtprävention an Schulen haben müssen. Die Suchtprävention an Schulen ist Ländersache, daher gibt es kein einheitliches Konzept oder gesetzliche Vorgaben für Lehrer und Lehrerinnen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beschreibt in Ihren Zielen als Schwerpunkt den Umgang mit Alkohol und Tabak. Was mit anderen Konsumgütern? Denn nicht nur der Cannabiskonsum, vor allem aber auch der Medienkonsum ist seit Jahren enorm angestiegen. Es gibt gute Beispiele, wie man den Schüler:innen Suchtprävention näher bringen kann. Zum Beispiel das Projekt S.P.A.S. im Landkreis Vorpommern-Rügen. Seit 2021 wird es erstmalig getestet. Durch Suchtpräventionsfachkräfte werden vorerst die Pädagog:innen geschult und im weiteren Verlauf die Schüler und Schülerinnen. Der Umfang des Präventionsprojektes beläuft sich auf drei Jahre. Mehr Informationen findet ihr hier. In allen Bundesländern gibt es ähnliche Projekte, die nicht nur das Thema Drogenkonsum, sondern auch Essstörungen oder Medienkonsum unter die Lupe nehmen. Auch werden zunehmend die Schüler:innen selbst zu sogenannten Multiplikatoren ausgebildet und tragen so zur gesundheitlichen Aufklärung bei. Die Statistik zeigt, dass die Konsument:innen steigen und mit einer Legalisierung, sei sie noch so gut vorbereitet, die Herausforderungen für die Suchtprävention an Schulen wachsen werden. Fakten und Informationen diesbezüglich aus den oben genannten Ländern sind kaum zu finden. Tendenzen zeigen, dass eine Legalisierung kaum Einfluss auf die verfrühte oder missbräuchliche Nutzung von Cannabis hat. 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es richtige und wichtige Argumente, für und gegen eine Legalisierung von Cannabis, gibt. Die gesundheitlichen Risiken, gerade für die jungen Mitmenschen, sind nicht unerheblich. Langzeitfolgen einer Legalisierung von Cannabis sind noch nicht gut genug erforscht. Was aber gut erforscht ist, sind die Auswirkungen des Missbrauchs von Alkohol. Sollte vielleicht umgekehrt gedacht werden und der Alkoholmissbrauch stärker in den Fokus von Jugendschutz und Prävention rücken? Wirksame und nachhaltige Schritte zur Suchtprävention wurden bereits verpasst. Sollte die EU-Kommission also entscheiden, dass die geplanten Maßnahmen zur Cannabis-Legalisierung rechtlich umsetzbar sind, wäre eine Aktualisierung der bisherigen Präventionsprogramme und das Schaffen der dazugehörigen Infrastruktur, vor dem in Kraft treten des neuen Gesetzes, wünschenswert. Wenn dann wirklich qualitativ und quantitativ hochwertige Arbeit im Vorhinein geleistet wurde, bleibt abzuwarten, ob der Weg der Legalisierung wirklich der Bessere ist.

Was meint ihr, ist der Weg der Legalisierung von Cannabis der Richtige und welche Erfahrungen habt ihr mit Suchtpräventionsangeboten gemacht?

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieser Spruch passt zu “Memes” wie die Faust aufs Auge. Einer Umfrage des Digital Branchenverbands Bitkom zu Folge, wüssten 39 Prozent der 16-29 Jährigen, was Memes sind und 43 Prozent nutzen diese regelmäßig. Memes gehören zu den Internet-Phänomenen und dürften gerade der älteren Generation nicht unbedingt ein Begriff sein. Was Memes sind und wieso sie gerade bei Jugendlichen nicht mehr wegzudenken sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Was genau sind “Memes”?

Unter Memes versteht man ein Bild oder einen kurzen Videoclip, die häufig mit einem kurzen Satz versehen sind. Memes sind meistens dazu da, um sich über etwas bestimmtes lustig zu machen oder um sich über eine andere, zum Meme passende Angelegenheit zu amüsieren. Nahezu jedes Foto, aber auch Zeichen, Symbole oder Sprüche können zu Memes werden. Bilder oder Videoclips können extra als Memes erstellt worden sein, es gibt aber auch Bilder, die aus dem eigentlichen Kontext heraus als Memes genutzt werden. Diese Bilder oder Clips gehen von Politikern, Babys und Tieren über Gegenstände zu Werbeslogans oder Songzeilen. Ein Meme kann also theoretisch alles werden. Memes werden in bestimmten Lebens- bzw. Alltagssituationen genutzt, indem gerade die Bilder oder Clips an Freunde gesendet oder mit dem Internet geteilt werden. Memes können lustig, humoristisch und sarkastisch, aber auch fies und mit viel schwarzem Humor gestaltet sein.

Woher kommt das “Meme”?

Ursprünglich kommt das Wort “Meme” aus dem Griechischen, abgeleitet von “mimema”, welches so viel wie “nachgeahmtes” bedeutet. 1976 wurde dieser Begriff erstmals von dem Biologen Richard Dawkins verwendet, allerdings in einem anderen Kontext. Er beschrieb Gene, welche Menschen damals durch reine Imitation aneinander weitergaben.

Bekannte Memes und ihre Erklärung 

Es gibt einige Memes, die schon vor einiger Zeit entstanden sind und das Internet erkundet haben. Memes, die nicht nur in Deutschland, sondern auch im amerikanischen Netz weit verbreitet sind. Zwei moderne Klassiker:

Nr.1: Die unfreundlich schauende Katze: “Grumpy Cat” 

https://www.india.com/viral/21-grumpy-cat-memes-you-can-relate-to-every-monday-of-your-life-687135/

Diese Katze ist eigentlich gar keine “Grumpy Cat” zu deutsch: mürrische Katze. Ihre Rasse macht es aus, dass sie so ein “mürrisches” Gesicht hat. Obwohl dies eine eigentlich normale Katze ist, wurde sie im Internet zum Hit. “Grumpy Cat”, mit richtigem Namen Tadar Sauce , hat sogar dank ihrer Internet-Berühmtheit einen eigenen Wikipedia-Artikel bekommen. Zahlreiche Memes wurden schon zu ihr erstellt, hier eines der Exemplare mit der deutschen Bildunterschrift “Der schlimmste Part meines Montags ist es zu hören, wie ihr euch über euren beschwert”. Passend dazu das grimmige Gesicht der Katze, welches eine Stimmung repräsentieren soll. Text und Bild gehen somit in Einklang. 

Nr. 2: “Disaster Girl - Burning House” Meme

https://medienkompass.de/memes-internetphaenomen-schnell-erklaert/

Ein Foto, welches eigentlich nie ein Meme werden sollte. Auf diesem Foto sieht man Zoë Roth im Jahre 2005. Zu diesem Zeitpunkt war das dort abgebildete Mädchen fünf Jahre alt. Eigentlich war dieses Foto aus reinem Zufall entstanden und ohne jegliche Absicht, je damit Internetgeschichte zu schreiben. Das Interessante an diesem Bild ist dabei das schelmische Grinsen des Mädchens im Kontext zu dem brennenden Haus im Hintergrund. Etliche Memes wurden daraufhin erstellt, unter anderem dieses. Das Mädchen “verkörpert” hierbei das Corona-Virus und das Feuer im Hintergrund das Jahr 2020. Gemeint ist damit ganz einfach gesagt, dass Corona das Jahr 2020 hat “brennen lassen”, es sozusagen eingenommen hat. Dies ist nur eine Variante der etlichen “Disaster Girl” Memes. Die Original Datei des Bildes verkaufte Zoë laut basicthinking.de für nun umgerechnet 460.000 Euro. 

Wieso sind Memes so beliebt?

Memes sind gerade für junge Leute kaum noch wegzudenken. Obwohl die häufige Kombination aus Bild und Text recht einfach erscheint, ist es gerade das, was Memes so aussagekräftig macht. Warum ist das so? Laut der Meme-Forscherin Idil Galip erfüllen diese simplen Bildchen verschiedene Anforderungen, darunter politische, kulturelle und gesellschaftliche. Betrachtet man z.B. den politischen Aspekt, dann vermitteln die Memes eine Botschaft der Gruppenzugehörigkeit. Man könnte sagen, dass durch Memes kommuniziert wird und Gleichgesinnte damit erreicht werden. Über häufig komplexe Themen wird sich mittels eines Bildes mit Text lustig gemacht, um so vielleicht auch die Ernsthaftigkeit mancher Tatsachen zu entschärfen. Memes können auf jegliche Situation oder Themen angepasst werden, weshalb sie eine große Reichweite ansprechen. 

Memes für den Unterricht nutzen

Auch im Unterricht können Lehrende Memes verwenden. Dies eignet sich gut vor Beginn eines neuen Themas, zur Wiederholung oder zur einfachen Auflockerung trockener  Unterrichtseinheiten. Die Schüler:innen selbst können auch mittels Meme Generatoren selbst welche erstellen, passend zum aktuellen Unterrichtsthema. Einige bekannte Meme Generatoren sind imgflip, Kapwing oder iloveimg

https://kms-b.de/2020/07/24/memes-im-unterricht-einsetzen-erstellen/

Ein Meme ist ein Internet-Phänomen, das ohne Erklärung manchmal unverständlich wirken kann. Gerade von jungen Leuten werden diese häufig genutzt oder versendet. Die Bilder oder kurzen Videoclips vermitteln dabei in verschiedenen Kontexten eine klare, aber einfach dargestellte Botschaft. Das fördert das Gemeinschafts- sowie Zugehörigkeitsgefühl, welches Memes noch beliebter macht.

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Erfurt. Wir setzen unsere Reihe über den Lehrermangel in den einzelnen Bundesländern fort. Wie dramatisch es im Freistaat aussieht, zeigen die aktuellen Schlagzeilen. Es ist von Hybridunterricht, klagenden Eltern und Problemen im öffentlichen Nahverkehr zu lesen. 

In Thüringen fehlen aktuell 709 Lehrkräfte. An 806 staatlichen Schulen arbeiten laut Bildungsministerium 16.901 Lehrer und Lehrerinnen. Gründe für den Mangel sind unter anderem auch hier der demografische Wandel, steigende Schülerzahlen und Krankheitsausfälle. An Grundschulen und Gymnasien ist die Zahl der Lehrkräfte konstant, jedoch müssen die gleichen Lehrer:innen mehr Schüler unterrichten – dieses Ungleichgewicht hat auch Unterrichtsausfall zur Folge. 

Wie “in süd Thüringen.de” berichtet, wirkt sich in Erfurt der Unterrichtsausfall sogar auf den ÖPNV aus. Sind die freien Stunden zu lang, melden sich Schulen bei den Busunternehmen und bitten die Schüler und Schülerinnen abzuholen. Dies bringt wiederum Fahrpläne durcheinander und erfordert mehr Personal. Am Perthes-Gymnasium in Friedrichroda gehen Eltern mit einer Eilklage gegen das Land Thüringen vor. Obwohl die Schule eine neu zu besetzende Lehrerstelle rechtzeitig bekannt gab, kümmerte sich das zuständige Bildungsministerium zu spät und lehnte eine Einstellung eines Bewerbers aus Kostengründen ab. Mehr zu den Hintergründen findet ihr hier.

Eine Lösung des akuten Lehrermangels sieht der Bildungsminister Helmut Holter (Linke) in der Möglichkeit des Hybridunterrichts. In Sachsen startet dazu gerade ein Modellversuch. Im Fall des Perthes-Gymnasium würde es bedeuten, dass verschiedene Klassen aus mehreren Schulen gleichzeitig online geschalten sind und von einem Fachlehrer unterrichtet werden. “Das müsste man aber rechtlich klären, auch Datenschutzfragen gilt es zu beachten”, so Holter zur Nachrichtenagentur dpa.

Große Zustimmung erhält der Landesminister nicht. CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner meint, dass fehlende Lehrkräfte nicht durch Distanz- oder Hybridunterricht ersetzt werden können. Trotzdessen wird unter anderem gerade über eine rechtliche Grundlage für Distanzunterricht diskutiert. Im Juli 2021 gab es dazu im Landtagsbeschluss die Einigung über das Schaffen von Rechtsgrundlagen und Konzepten. FDP-Politikerin Franziska Baum schlägt vor, Nicht-Akademiker zeitweise für das Unterrichten zuzulassen. Seiteneinsteiger, die einen Hoch- oder Uniabschluss haben, arbeiten bereits vermehrt an Schulen. Weitere Lösungsansätze sind die Einführung von vereinfachten Bewerbungsverfahren und unbefristeten Arbeitsverträgen. Um dem Unterrichtsausfall möglichst gering zu halten, wird das gesamte Jahr über eingestellt. Damit jungen Lehrkräften Anreize geboten werden, in Thüringen zu bleiben, gibt es zwischen den Schularten in Thüringen seit 2021 keine Gehaltsunterschiede mehr. Seit Oktober 2022 sollen zudem Zulagen an Lehrerinnen und Lehrer ausgezahlt werden, die dort unterrichten, wo sie am dringendsten gebraucht werden. 

Trotz der eingeführten Maßnahmen bleibt die Lage in Thüringen angespannt. Die Meldungen der letzten Tage weisen auf eine uneinige Führung seitens der Politik hin. Besorgte und verärgerte Eltern und andere Betroffene, wie der ÖPNV in Erfurt, kommen hinzu. Vielleicht wäre der Hybridunterricht mit den bereits vorhandenen Maßnahmen, wie die Gehaltsanpassungen und Möglichkeiten zum Quereinstieg, eine effiziente Methode. Denn der demografische Wandel vor allem in den ländlichen Gebieten Thüringens lässt sich nicht aufhalten.

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Das ZDF Magazin mit Moderator Jan Böhmermann ist mittlerweile für seine investigativen Recherchen bekannt. In der letzten Folge, die am 18. November erschien, ging es um das Thema Waldorfschulen. Unter dem Titel „Wenn freie Entfaltung auf gefährliche Weltanschauung trifft”, wurden Informationen über die teilweise prekären Zustände an einzelnen Waldorfschulen bekannt. Als Basis diente eine ausführliche Recherche des Onlinemagazins Krautreporter über die esoterisch beeinflusste Ausbildung von Waldorflehrer:innen und die unkontrollierte Schulfinanzierung von Waldorfschulen. Zusätzlich brachten die Recherchen zu Tage, dass Fälle von gewalttätigen Lehrkräften und sexuellen Übergriffen jahrelang unentdeckt geblieben waren – vermutlich mit systemischen Ursachen. Anlass der Nachforschung waren Berichte von Betroffenen, die sich über mehrere Jahre an Waldorfschulen zugetragen hatten, unter anderem in einer Schule in Weimar.

Gewalt an Waldorfschulen

Schon im Jahr 2010 wandte sich die Elternschaft der Weimarer Waldorfschule mit einem Schreiben an den Schulvorstand, in dem sie diesen dazu aufforderte, das Verhalten der besagten Lehrkräfte zu unterbinden und diese zu entlassen. In einem offenen Brief der Eltern von 2019 heißt es: „Wir sind Eltern, die selbst oder deren Kinder (teilweise über Jahre) pädagogische Unzulänglichkeiten und Übergriffigkeiten durch Lehrer:innen unserer Schule erlebt haben oder von diesen erfuhren.” Weiter heißt es darin: „Wir sehen zwei Problemfelder, einzelne pädagogisch unvermögend/ übergriffig handelnde Lehrer und das System der Weimarer Waldorfschule, das eine Auseinandersetzung dazu nicht zugelassen hat bzw. nicht zulässt.” Die Elternschaft versuchte darin, die Schulleitung zum Eingreifen zu bringen, da interne Kontrollmechanismen versagt hatten. Die Vorfälle ereigneten sich im Jahr 2006 unter anderem an einer Waldorfschule in Weimar. Vierzehn Jahre später, also 2020, wurden die Anschuldigungen von über 40 Schüler:innen, die selbst betroffen waren, in einem offenen Brief zusätzlich bestätigt. Die Übergriffe sollen als „pädagogisch wertvoll und der Inkarnation dienend“ oder als „physischer Ruck“ durch die besagten Lehrkräfte dargestellt worden sein. In diesem Zeitraum hätten die Schüler:innen es schwer gehabt, Unterstützung zu finden und die Probleme zu benennen. Erst 2021 wurde eine Schulkonferenz, bestehend aus Schüler:innen, Eltern und Lehrerschaft, eingeführt, welche die Probleme hätte schlichten können. In diesem Zeitraum waren einzelne Lehrkräfte, die mit den Anschuldigungen konfrontiert wurden, immer noch im Schulbetrieb tätig.

Immer wieder kommt es zu Kritik an dem Schulsystem der Waldorfschulen und anderen freien Schulen, da diese quasi selbstverwaltet handeln. Sie haben größere Freiheiten und müssen sich in der Tendenz an dem orientieren, was staatliche Schulen leisten, beispielsweise damit die Schüler:innen ihr Abitur ablegen können.  Der Gestaltungsspielraum, der dafür angewendet wird, um einzelne Schuljahre und Lehrpläne konkret zu gestalten, ist höher und freie Schulen nutzen diesen “Freiraum” häufig, um sich von staatlichen Schulen deutlicher abzugrenzen. Das macht freie Schulen für Eltern durch ganzheitliche Angebote so interessant. Durch eine offene Schulgemeinschaft bietet das Konzept der freien Schulen jedoch auch Einfallstor für esoterische oder auch extreme Ideologien, wie das Beispiel einer Schule in Minden in Mecklenburg-Vorpommern belegt. 

Finanzierung per Gesetz

Was wenig bekannt ist: Die Finanzierung der freien Waldorfschulen übernimmt zu einem großen Teil der Staat, im Durchschnitt finanzieren sie sich zu 72% aus staatlichen Mitteln, in der Spitze bis zu 87%. Die Städte und Gemeinden übernehmen dabei die  Kosten für Bau, Renovierung oder Erweiterungen der Ersatzschulen. Laut dem Privatschulgesetz Artikel 7 § 4 genießen Privatschulen und freie Schulen zusätzliche Unterstützung durch staatliche Mittel.

Esoterik im Unterricht?

„Waldorfschulen in Deutschland fallen auf durch ihre verquere Esoterik und inherente Pseudowissenschaft, durch übergriffige Lehrer mit antiquierten Erziehungsmethoden und durch ihren Okkultismus gepaart mit weit verbreiteter Geheimniskrämerei” heißt es in einem Post, welcher von einem:er Nutzer:in auf einem Anthroposophie-Blog stammt und in der ZDF-Sendung ausgestrahlt wurde. Der Nutzer liegt mit dieser Aussage nicht falsch. Tatsächlich fußt die Waldorfpädagogik auf der sogenannten Anthroposophie, deren Begründer Rudolf Steiner war. Die Anthroposophie ist hierbei eher als eine Weltanschauung zu verstehen, in der nicht nur eine irdische reale Welt existiert, sondern auch eine geistige, übersinnliche Dimension. Rudolf Steiner beschäftigte sich dabei nicht nur mit naturwissenschaftlichen Schriften, sondern auch mit theosophischen Denkweisen und dem Christentum, die  Anthroposophie ist durch diese Elemente stark geprägt. Rudolf Steiner lebte im Deutschen Reich, in diese Zeit war ein Gesellschaftsbild vorherrschend welches verschiedene ethnische Gruppen als Stereotyp abgewertete und diskriminierte. Ein Beispiel für die Prägung ist die Rassenlehre Steiners welche er auch im Unterricht anwendete: „Da werden wir begreifen, daß die indianische Bevölkerung Amerikas, die uns so rätselhaft erscheint mit ihren sozialen Gliederungen und ihren eigentümlichen Instinkten, ganz anders sein muß. Wieder anders ist die afrikanische, die äthiopische, die Negerrasse. Da sind Instinkte, welche sich an das niedere Menschliche anknüpfen. Und bei den Malayen finden wir ein gewisses traumhaftes Element. (…) die mongolische Rasse [wird] es immer ablehnen, eine pantheistische Anschauung anzunehmen. Ihre Religion ist ein Dämonenglaube, ein Totenkult. Die Bevölkerung, die man die kaukasische Rasse [d.h. „die Weisse Rasse“ – A.M.] nennt, stellt die eigentliche Kulturrasse dar, welche (…) nicht mehr die magischen Kräfte handhaben kann, sondern sich auf das Mechanische verlassen muß.“

Die Zitate und Schriften von Rudolf Steiner sind mittlerweile über 100 Jahre alt und trotzdem finden sie im aktuellen Lehrbetrieb, Seminaren, Schulungen und der Fachausbildung noch Anwendung. Der Bund der freien Waldorfschulen distanzierte sich in einer Stellungnahme mit dem Namen „Stuttgarter Erklärung" von Steiners Theorien. An staatlichen Schulen und Universitäten wird natürlich auch mit literarischen Werken die über 200 Jahre alt sind gelehrt, aber nur die wenigsten enthalten Einteilungen des Menschenbildes in physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und dem sogenannten „Ich“ nach der Lehre der Anthroposophie. In einer Leseprobe des Fernstudiums der Waldorfpädagogik wird darauf eingegangen „Wenn  wir  ein  Kind  anschauen,  so  können  wir  wahrnehmen,  dass  sein  Körper, der  da  vor  uns  steht,  nicht  den  ganzen  Menschen  ausdrückt.  Er  ist  lediglich  Teil, eine  Dimension  des  Kindes. Hinzugesehen  werden  müssen  seine  Seele  und  sein Geist. Mit „Sehen“ ist hier ein Inneres gemeint, denn für die äußeren Augen sind der Geist  und die Seele  unsichtbar … “. Auch die wissenschaftsbasierte Evidenz, mit der an Schulen gelehrt wird, scheint in dem Lehrmittel in Frage gestellt zu werden „Der Lehrer … wenn er seinen Auftrag  so  versteht,  dass  er  es  in  einem  bestimmten Entwicklungszustand übernimmt und nun seine Fähigkeiten zu trainieren beginnt nach  Maßgabe  gesellschaftlich-politischer  Modetrends,  nach  populären  sogenannten  wissenschaftlichen  Erkenntnissen  und  nicht  zuletzt  nach  eigenen  Einschätzungen  dessen,  was  man für  wichtig  hält.  Ein  solches  Training  zur  Anpassung  lässt das Kind zum Objekt verkümmern...”. Das Lehrmittel zeigt, dass ohne Trennschärfe und Objektivität im Bereich Kindererziehung esoterische und unwissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt  werden. Einer genauen Anwendungspraxis im späteren Berufsalltag von Waldorfpädagogik:innen durch spezifische und sorgfältige Beantwortung  entzieht sie sich durch Verallgemeinerungen und subjektive Interpretationen. Die Qualifikationen der Lehrer:innen an Waldorfschulen unterliegen hierbei dem gleichen Gesetz wie auch staatliche Schulen, dem Grundgesetz. Laut Artikel 7 § 4 des Grundgesetzes:

 „ … Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lernzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird.” Das Privatschulgesetz regelt dabei eher den Ist-Zustand, die Verhältnisse bei einer Neugründung einer freien Schule. Lehrer:innen an Waldorfschulen dürfen nämlich auch ohne staatliche Genehmigung Fächer unterrichten, wenn diese schon vorher ein nicht staatlich anerkanntes  Studium zum „Klassenlehrer” absolviert haben. Laut einer Broschüre vom Bund der freien Waldorfschulen heißt es: „Waldorflehrer erwerben diese Fähigkeiten in ihrem Studium durch fachliche, anthroposophische und pädagogische Studien sowie durch intensive künstlerische Schulung.” Lehrangebote wie Eurythmie, Werken oder Gartenbau können dann nach den Vorstellungen der Lehrkraft im Klassenverband frei vermittelt werden, anthroposophische Lehren eingeschlossen. Waldorfschulen gehen dabei auch gegen Kritiker vor, der Leiter des Instituts für Verbraucherjournalismus, Christoph Fasel erstellte im Auftrag der Waldorfschulen im Jahr 2022 ein Gutachten, um den Journalisten Oliver Rautenberg der seit 2013 die kritische Webseite „Anthroposophie.blog“ betreibt zu verunglimpfen. Das Gutachten ist dabei eher niederschwellig aufgebaut und nennt keine wissenschaftlichen Quellen und kritisiert hierbei mehr die Person Oliver Rautenberg als auf Rautenbergs Feststellungen einzugehen. Waldorfschulen stemmen sich dabei mit allen rechtlichen Mitteln gegen Kritiker. Ein Beispiel hierfür ist die Beauftragung der Kanzlei Redeker Sellner Dahs, die im Auftrag der Anthroposophische Gesellschaft Rautenberg ein Verfahren durchführt. Die Großkanzlei gilt in der Branche als hochprofessionell, ein Schwergewicht, die beispielsweise Jan Böhmermann der im Jahr 2016 ein Schmähgedicht über den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan im ZDF Magazin Royal veröffentlichte, vertrat. 

Laut einer aktuellen Presseerklärung bekennt sich der Bund der Freien Waldorfschulen „selbstverständlich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung, die den Betrieb als Schule in freier Trägerschaft erst ermögliche”. Schutzkonzepte zur Gewaltprävention sollen zukünftig von den einzelnen Schulen erstellt werden. Reichsbürger, Neue Recht oder Anhänger von Verschwörungsideologien hätten in Waldorfschulen nichts zu suchen, hieß es in einer Erklärung.

Den aktuellen Krautreporter-Bericht zu Waldorfschulen kann man kostenlos auf deren Website einsehen. Unten findet ihr den Beitrag aus dem ZDF-Magazin:

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Berlin. Die Nationale Bildungsplattform, ein Projekt, welches das digitale Bildungsangebot Deutschlands bündeln soll und seit Anfang 2021 in Planung ist, gerät wieder in Kritik. Eine neu veröffentlichte Studie zu dem Projekt fordert eine  Neuausrichtung der Bildungsplattform. 

Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) soll die Nationale Bildungsplattform eine “Meta-Plattform im Bildungsraum” sein. Sie verfolgt das Ziel, Schüler:innen das Lernen in digital unterstützten Lernräumen zu ermöglichen und somit für einen vereinfachten Zugang zu digitalen Bildungsangeboten und mehr Chancengleichheit zu sorgen. 

Doch ein solch großes Projekt hat seinen Preis: 630 Millionen Euro soll die Plattform kosten. Für diesen Preis erwartet man Großes, aber bis jetzt sorgte das Projekt hauptsächlich für viel Kritik. Schon im Januar 2022 legte der Bundesrechnungshof einen Prüfbericht vor, der das Vorhaben stark kritisiert: „Die Bemühungen des BMBF, bundesweit übergreifende Maßnahmen und einheitliche Standards für die Digitalisierung der Schulen zu befördern, hält der Bundesrechnungshof für gescheitert. Von weiteren eigenen Strategien und Begleitprojekten zur Digitalisierung der Schulen außerhalb des ‚DigitalPakts Schule muss das BMBF absehen. Es fehlt ihm hierfür nicht nur die Zuständigkeit. Seine Initiativen führen vielmehr zu Angeboten, die redundant zu denen der Länder und damit unwirtschaftlich sind”, so der Bericht.

Im November diesen Jahres wurde erneut eine neue Studie zu dem Thema veröffentlicht, bei der die Umsetzung erneut in der Kritik stand. In Auftrag gegeben wurde diese von Wikimedia Deutschland mit dem Ziel, die “Werte und Strukturen der Nationalen Bildungsplattform” zu untersuchen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Konzept der Plattform nicht neutral genug sei. Institutionen wie Schulen und Educational-Tech-Start-Ups würden sich bei der Gestaltung ihrer Angebote daran orientieren, was die Nationale Bildungsplattform unter Bildung versteht. Als Lösung schlägt das Studienteam zwei Wege zur Neuausrichtung der Bildungsplattform vor, entweder einen Neustart oder eine Reform. In beiden Fällen wird auf eine Änderung der Ziele mit Einbeziehung der Zivilgesellschaft plädiert. Zudem soll das System besser auf die Bedürfnisse junger Menschen ausgerichtet werden. 

Nachdem die Phase, in der verschiedene Prototypen getestet wurden, im Juni 2022 endete, wird die Nationale Bildungsplattform demnächst technisch realisiert. 

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20. November. Der Tag der internationalen Kinderrechte. Vor 33 Jahren beschlossen 145 von damals 159 Staaten der Vereinten Nationen, bei der UN-Vollversammlung die Kinderrechtskonvention. Während meiner Recherchen zu diesem Tag gab es jedoch einige Verwirrung. Denn in Deutschland gibt es drei Daten mit den Überschriften “internationaler Kindertag”, “Weltkindertag” oder eben “internationaler Tag der Kinderrechte”. Im weiteren Verlauf schildere ich die Geschichte der Kindertage und gebe euch Hintergrundinformationen, mit denen ihr vielleicht noch mal anders in Kontakt zu diesem so wichtigen Thema tretet.

Die Evolution des Kindertages und der Kinderrechte

Die Idee, einen Tag zu Ehren von Kindern ins Leben zu rufen, liegt weit zurück. Sie entspringt der Tatsache, dass vor allem Kinder in der Geschichte der Menschheit keinerlei Ansprüche an ihre Umwelt oder an Erwachsene hatten. Sie liefen mit, hatten Folge zu leisten oder sich still zu verhalten. Nach dem ersten Weltkrieg war das Elend der Flüchtlingskinder nicht zu ignorieren und so warb die englische Grundschullehrerin Eglantyne Jebb beim Völkerbund für eine Konvention über die Rechte von Kindern. Sie gründete unter anderem “Save the Children” und mit ihrem Mitwirken wurde 1924 die erste Erklärung der Kinderrechte verabschiedet. Bekannt wurde diese unter dem Namen Déclaration de Genéve. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Konvention erweitert und trug den Titel “Deklaration über die Rechte des Kindes”. Jene erste Fassungen bildeten die Grundlage für die heute gültige Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Die Türkei ist das erste Land, welches bereits 1920 den Tag des Kindes zelebrierte. Im Zuge diverser Entwicklungen führten einige Länder wie Paraguay 1948, die DDR 1950 und die BRD 1954 Kindertage ein. Durch gesellschaftspolitische Veränderungen in einigen Ländern wie unserem, gibt es in manchen Staaten mehrere Tage im Jahr, an denen an das Wohl der Kinder erinnert wird. Es gibt daher kein einheitliches internationales Datum.

Drei Tage eine Bedeutung

In den ostdeutschen Landesteilen wird am 1. Juni der internationale Kindertag gefeiert. Das Datum wird in vielen sozialistisch geprägten Ländern verwendet, da es 1949 im Zuge der Ratstagung in Moskau festgelegt wurde. In den westlichen Bundesländern gilt der 20. September als Weltkindertag. Hintergrund dessen ist, dass am 21. September 1954 die Vereinten Nationen einen weltweiten Kindertag empfahlen. Anders als in der ehemaligen DDR wurde der Tag hier kaum wahrgenommen. Erst mit der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention am 20. November 1989 - der dritte Ehrentag der Kinder, wurde er neu belebt. Heute werden am 1. Juni und am 20. September in Gesamtdeutschland Feste und Veranstaltungen für Kinder, aber auch Demonstrationen und Kundgebungen organisiert. Seit dem ersten Juni 2019 ist der internationale Kindertag sogar ein offizieller Feiertag in Thüringen. Am Tag der Kinderrechtskonvention wird vor allem auf die aktuelle Situation der Kinder weltweit aufmerksam gemacht. Denn wie bei der UN-Vollversammlung beschlossen, stehen all diese Tage für die besonderen Bedürfnisse von Kindern und das Recht auf einen guten Start ins Leben.

Was beinhaltet die Konvention und wie wird sie durchgesetzt?

Die Konvention der Kinderrechte ist das erste rechtlich bindende Abkommen zum Schutz der Rechte von Kindern weltweit. Die Staaten, die sie ratifiziert haben, sind dazu verpflichtet, das Einhalten jenes Regelwerkes sicherzustellen. Dazu gehören zum Beispiel das Recht auf Bildung, das Recht auf Schutz vor Gewalt oder das Recht auf Gleichheit, welches bedeutet, dass alle Kinder die gleichen Rechte haben, egal woher sie kommen, welche Sprache sie sprechen oder welches Geschlecht sie haben. In Deutschland gilt die Konvention seit 1992. Allerdings ist sie nicht gleichzusetzen mit unserem Grundgesetz. In diesem wird über Kinder jedoch nicht für Kinder sorge getragen. Die Kampagne, “Kinderrechte ins Grundgesetz” des Aktionsbündnis Kinderrechte setzt sich genau dafür ein. Auf der Website findet ihr ein Video, welches die Diskrepanz von Grundgesetz und Kinderrechtskonvention erläutert.

Zu den Partnern des Aktionsbündnis Kinderrechte gehören UNICEF, der Kinderschutzbund und das deutsche Kinderhilfswerk. Diese und viele andere engagierte Vereine und Menschen tragen dazu bei, dass die Konvention der Kinderrechte auch weiterhin aktualisiert wird und durch die geforderte Verankerung im Grundgesetz bessere Möglichkeiten der Durchsetzung vorhanden sind.

In diesem Jahr, am 20.November 2022 ruft Unicef erneut zu der Aktion “Turn The World Blue” auf. Die Situation der Kinder weltweit hat sich durch anhaltende oder neue Kriege und Konflikte durch die Klimakrise und der Corona Pandemie dramatisch verschlechtert. Eglantyne Jebb hat damals mit kleinen Hilfsaktionen begonnen und viel für die Kinder in der gesamten Welt erreicht. Die Website fuer-kinderrechte.de teilt Inspirationen für Groß und Klein. Fühlt euch hiermit eingeladen, euch zu beteiligen, sei es für Kinderrechte oder eine saubere Umwelt, um für unsere jungen schutzbefohlenen Mitmenschen bessere Bedingungen zu schaffen.

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Der Mathematikunterricht in der Schule ist mehr oder weniger beliebt bei Schüler:innen. Mathematik verlangt logisches und analytisches Denken, was nicht jedem unbedingt in den Schoß fällt. Dazu kommt, dass Mathe im Unterricht oft sehr trocken erklärt wird und nicht immer das Wissen vorhanden ist, wie man Schüler:innen die Inhalte auf eine interessante und spannende Art vermittelt. Lehrreiche YouTube Videos über Mathematik können Abhilfe schaffen und dafür sorgen, dass Lernende nochmal eine andere Perspektive auf bestimmte Themen erlangen. Im folgenden Artikel wollen wir einige Mathe Youtube-Kanäle vorstellen, die ihr gezielt für den Unterricht nutzen könnt.

Mathe-Simple Club

Der Kanal “Mathe-SimpleClub” ist sozusagen ein alter Hase unter den YouTube (Mathe-) Kanälen. Seit 2011 veröffentlichen die Gründer Nikolai Schork und Alexander Giesecke regelmäßig Videos rund um das Thema. Einfach und auf eine humorvolle Art und Weise erklärt, versuchen die beiden, Schülern und Schülerinnen Mathe verständlich zu machen. Dazu nutzen sie unter anderem Figuren, Bilder, bunte Grafiken und eine Schritt für Schritt Anleitung, wie man beispielsweise Matrizen berechnet. Mit über 142 Millionen Videoaufrufen ein klarer Vorreiter für Mathe-Tipps. Eine Online-Befragung von 1251 Schüler:innen zwischen 11-19 Jahren aus dem Jahr 2020 ergab, dass 26 Prozent der Lehrer:innen SimpleClub regelmäßig für den Unterricht nutzen. 43 Prozent nutzten SimpleClub gelegentlich im Unterricht.

DorFuchs

Ein Channel, bei dem sich Schüler:innen mittels rhythmischer Melodien und gereimter Texte Matheformeln und Anwendungen einfacher merken sollen. Formeln und “Regeln” in der Mathematik sind oft schwierig zu merken. Wenn dann noch fehlendes Verständnis dazu kommt, fällt es den Lernenden nicht einfach, diesen Unterrichtsstoff in der nächsten Klausur richtig anzuwenden. Der Channel “DorFuchs” schafft da Abhilfe, indem er Schüler:innen unterstützt,  sich komplizierte Formeln einfach zu merken. Ein Beispiel dafür ist “Die Ableitung von Sinus ist der Kosinus”, die “DorFuchs” singend mit seiner Gitarre untermalt. 

MathemaTrick

MathemaTrick” bringt Schüler:innen Mathematik Schritt für Schritt bei. Auch sie, Susanne Scherer, hat über 320.000 Follower und lädt regelmäßig Mathematikvideos hoch um Schüler:innen eine Art Nachhilfe zu geben. Ob es um Ableitungsregeln, Sinus und Cosinus oder Vektoren geht, bei “MathemaTrick” kommen die Schüler:innen leicht mit, da alles sorgfältig erklärt und sich Zeit genommen wird. Ein guter Basic Channel, um den Lernenden komplizierte Sachverhalte in der Mathematik näherzubringen oder zu vertiefen.

Für Lehrende ist es nicht immer einfach, Wissen zielgerichtet und verständlich zu vermitteln. Daher bietet es sich an, YouTube Videos mit in den Unterricht einzubauen und es dadurch Schüler:innen zu vereinfachen, Unterrichtsinhalte zu verstehen. Den Artikel “So nutzt ihr YouTube Videos im Unterricht'' findet ihr auch bei uns. 

Nutzt ihr YouTube regelmäßig auch für Mathe und Naturwissenschaften? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Corona bleibt an den Schulen weiterhin ein heikles Thema. Die Corona Infektionszahlen steigen in der Herbst- und Wintersaison wieder an. Trotz dieser Tatsache heben Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein ihre Isolationspflicht auf. Weitere Bundesländer wollen nachziehen. Was ist dann mit den Schulen?

Bis heute gelten gerade in Schulen strenge Corona-Auflagen. Maskenpflicht, AHA-Regeln, Isolation bei Erkrankung. Trotz der immer wieder ansteigenden Zahlen peilen Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein nun ein anderes Ziel an, nämlich Schüler:innen und Lehrkräfte trotz einer Corona-Infektion in die Schulen kommen zu lassen. Diese sollten dann ganz normal am Unterrichtsgeschehen teilnehmen, müssen jedoch Maske tragen und Abstand halten. Andere Bundesländer wie Hessen ziehen mit, ab nächster Woche Mittwoch soll auch dort die Isolationspflicht wegfallen. Anfang der kommende Woche wolle das Kabinett einen Beschluss fassen, so die Staatskanzlei. Dieser Schritt sei aktuell "verantwortbar und geboten" so Kai Klose von den Grünen.

Allerdings gibt es auch Kritik. Die GEW in Schleswig-Holstein bezeichnet die Aufhebung der Isolationspflicht als eine “absolute Fehlentscheidung”. Aufgrund des mangelnden Fachpersonals komme es so zum Unterrichtsausfall, berichtet die Landesvorsitzende Astrid Henke. Anderer Meinung ist Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha. Aus “infektiologischer Sicht” sei die Isolationspflicht aktuell nicht nötig, so Lucha. Dennoch betonte er, dass diejenigen mit Symptomen weiterhin Zuhause bleiben sollten. 

Corona bleibt weiterhin ein Thema mit zahlreichen Meinungen. Gerade wenn es um Schulen oder Kitas geht, spalten sich die Ansichten. Bleibt abzuwarten, wie sich dieses Vorhaben entwickelt und auf das Infektionsgeschehen auswirkt. 

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Frau Miller, seit 10 Jahren Lehrerin, sitzt an ihrem Schreibtisch. Die Ferien neigen sich dem Ende zu und sie beginnt mit den Unterrichtsvorbereitungen. Sie freut sich auf Ihre Schüler und Schülerinnen. Während des Planens spürt sie eine gewisse Unzufriedenheit. Sie hätte gern neue Impulse für Ihren Unterricht. Daher beginnt sie zu recherchieren und stößt dabei auf die Website Lehrer-Online.de.

Lehrer-Online.de ist das führende redaktionell betreute Material- und Service-Portal für Lehrkräfte aller Schulformen und -stufen. Seit 1998 finden Lehrkräfte hier qualitativ hochwertiges und pädagogisch geprüftes Unterrichtsmaterial, das frei und rechtssicher im Unterricht verwendet werden kann. 

Wie ist die Seite aufgebaut?

Auf der Startseite im Kopfbereich befindet sich die Navigation: Fächer, Themen, Services, Vorteile & Preise, Blog und Shop. Hier findet ihr klar strukturiert die einzelnen Inhalte und Angebote von Lehrer-Online. Im Content Bereich, dem Hauptteil der Homepage, werden unter anderem aktuelle Materialien, Tipps für den Unterricht und Nachrichten aus der Bildungswelt publiziert. Ebenso erfahren wir, wer für Lehrer-Online.de arbeitet und warum sowie Rezensionen der Nutzer. Darunter befindet sich der Footer. Im Footer erwarten die Besucher:innen noch mal die Auflistung aller Unterrichtsfächer sowie unter anderem die Links zum Impressum, zur Kontaktseite und zu den Partnern der Website.

Welche Möglichkeiten bietet Lehrer-Online.de?

Es gibt drei Registrierungsoptionen, im zahlenden Bereich haben die Nutzer:innen Zugriff auf das vollumfängliche Angebot. Lehrpersonen haben hier nicht nur die Möglichkeit, sich inspirieren zu lassen, sondern auch konkrete methodische Vorgehensweisen inklusive der dazugehörigen Unterrichtsmaterialien zu finden. Ihr könnt euch zu allen Unterrichtsfächern, Schulformen sowie zu gesellschaftspolitischen oder kulturellen Themen informieren und für euren Unterricht das Zutreffende verwenden. Im Shop können weitere Unterrichtsmaterialien erworben werden.

Hervorzuheben sind auch die Blogs, ein Unterhaltungssektor mit Mehrwert. Der Blog von Grundschullehrer “Herr Klafki” unterhält mit lustigen Anekdoten aus dem Schulalltag des Lehrers. Einige Texte regen zum Innehalten und zum Austausch an. Die Geschichte über seinen ersten Schultag nach den Ferien ist ein Beispiel, wie man mit Humor und Witz den Neustart betrachten kann und warum man am ersten Tag lieber keine neuen Schuhe anziehen sollte.

In dem Blog “Digitale Schule” wird von verschiedenen Autor:innen in diversen Formaten wie Interviews, Fachartikel, Podcasts oder Erfahrungsberichten über die Entwicklung des Digitalisierungsprozesses in der Schullandschaft aufgeklärt und informiert. Der Blogbeitrag von Dr. Peter Kührt handelt unter anderem von der erfolgreichen Zusammenarbeit verschiedener Auszubildenden aus unterschiedlichen Unternehmen. In zahlreichen Projekten zum Thema “Wirtschaft und Finanzen” experimentierten die Teilnehmer und stellen den Jugendlichen in Deutschland inzwischen eine ganze Reihe von erprobten Erklärvideos und digitalen Selbstlernmodulen zur Verfügung. 

Anna ́s Blog “Mein Referendariat, mein Weg zur Lehrerin.” beschreibt das Jahr der Referendarin mit allen Höhen und Tiefen, die diese spannende und lehrreiche Zeit zu bieten hat. Sie thematisiert ihre “Ref-Müdigkeit”, lässt uns daran teilhaben, wie es zu Beginn der Pandemie war und wie es nun ist, endlich “echte Lehrerin” zu sein. Als Leser:in des Blogs ist man beinahe live dabei und fiebert mit.

Was macht Lehrer-Online.de besonders?

Die Homepage hat bereits eine längere Geschichte und konnte sich dem Wandel stetig anpassen und Vorreiter des digitalen Lernens werden. Das bedeutet, dass ein enormer Erfahrungsschatz vorhanden ist. Dies macht die Inhalte qualitativ und quantitativ hochwertig. Die Vielfältigkeit, Aktualität, die Möglichkeit, sich auszutauschen, selbst Akteur zu werden oder sich durch Blogbeiträge zum Beispiel verstanden und gesehen zu fühlen, macht Lehrer-Online.de so besonders.

Frau Miller geht es genauso. Sie wird einige Ideen übernehmen und ihren Unterricht mit Hilfe von Lehrer-Online.de aktueller und mit frischer Energie gestalten. Mit einem Schmunzeln im Gesicht, in Gedanken noch bei Herrn Klafki´s erstem Schultag, schreitet sie frohen Mutes ihrem ersten Arbeitstag entgegen.

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Die Videoplattform YouTube gehört zum Internet-Riesen Google und wurde 2005 gegründet. Die Anzahl der monatlichen Nutzer:innen beträgt weltweit ca. 2,56 Milliarden, wobei alleine in Deutschland die Tagesreichweite bei knapp 35 Prozent liegt (Statista, 2021). Gerade Jugendliche verbringen gerne Zeit auf der kostenlosen Videoplattform. 42 Prozent der befragten Schüler:innen zwischen 14 und 21 Jahren nutzen Videos, als die mit Abstand bevorzugte Lernmethode (iwd, 2019). Woran das liegt und welchen positiven Effekt Lehrende daraus für ihren Unterricht ziehen können, wird im folgenden Artikel erläutert.

YouTube und Motivation

Für junge Schüler:innen und Jugendliche ist es wichtig, Freude am Lernen zu haben. YouTube kann helfen, sich die Inhalte auch zum Teil nicht so beliebter Fächer besser und langfristig merken zu können. Es bringt ihnen wenig, wenn sie sich nicht mit dem Inhalt identifizieren können bzw. ihn erst gar nicht verstehen. Oft ist es für Lehrende nicht so einfach, die Schüler:innen an der richtigen Stelle abzuholen, da sie häufig Wissen von ihrem Standpunkt aus vermitteln. Es fällt nicht allen leicht, sich in die Köpfe der Schüler:innen zu versetzen. Der Unterrichtsstoff ist nicht selten eher theoretisch und für viele zu komplex gestaltet, sodass Youtube-Videos zusätzliche Abhilfe schaffen können. Diese Videoclips erklären den Sachverhalt oft nochmal auf eine andere, für Schüler:innen besser verständliche Art und Weise, sodass es ihnen leicht fällt, einen Bezug zum Unterrichtsthema herzustellen und ihn schließlich auch zu verstehen. Die Mischung macht es bekanntlich.

YouTube im Unterricht nutzen

Jeder, der über ein Google Konto verfügt, ist berechtigt, Videos bei YouTube hochzuladen. Daher findet man neben einer Menge Unterhaltungsvideos auch Videos, die Wissen vermitteln und somit auch für schulische Zwecke genutzt werden können. Um Videos zu schauen, wird kein Konto benötigt. Die Videos sind im Netz immer abrufbar und können beliebig oft geschaut oder vor- und zurückgespult werden. Dieses bietet gerade für diejenigen Schüler:innen einen enormen Vorteil, denen es oft zu schnell geht im Unterricht, da diese immer wieder an bestimmte Stelle zurückspulen können. Es gibt einige Funktionen, die es erleichtern, Youtube zu nutzen. Videos können auch ganz ohne einen Mausklick an den Anfang zurückgespult werden, indem man auf die Taste “0” klickt. Der Buchstabe “T” kann gedrückt werden, wenn das Bild vergrößert und dann auch wieder verkleinert werden soll. Ein weiterer Tipp ist gerade für das Vorbereiten des Unterrichts interessant. Mit einem Youtube Konto lassen sich Playlists erstellen. So können zu jedem Thema verschiedene Listen mit passenden Videos erstellt werden, je nachdem welches die Lehrer:innen als passend erachten. Unter dem Video steht ein “Speichern” Button, bei dem man die Funktion des Erstellens ganz einfach abrufen kann. Häufig kommt es vor, dass in den Videos zu schnell gesprochen wird. Den Untertitel kann man unter dem Video bei dem kleinen Zahnrad einfach aktivieren oder die Wiedergabegeschwindigkeit des Gesprochenen verlangsamen / beschleunigen.

Was gilt es als Lehrer:in bei der Nutzung von YouTube zu beachten?

Es ist wichtig für Lehrkräfte, sich über die Plattform YouTube zu informieren, um so eventuelle Gefahren und Risiken für die Schüler:innen möglichst zu vermeiden. Die Plattform zeigt auch Videos, die nicht für minderjährige Zuschauer geeignet sind. Wichtig ist hier Transparenz. Mit den Eltern von Minderjährigen abgesprochen, ist die Nutzung der Lernclips im Unterricht oder außerhalb des Unterrichtes zu schulischen Zwecken kein Problem. Eine kurze Einführung in die Verwendung von YouTube ist gerade für jüngere Schüler:innen wichtig, da nicht alle YouTube aktiv nutzen.

Youtube Kanäle, die auch für Lehrer:innen interessant sein könnten

Unter vielen YouTube-Kanälen und Videos für Schüler:innen gibt es auch solche, die speziell für Lehrer:innen interessant, unterhaltend oder einfach wissenswert sein können. Der Channel “Lehrer-Tricks” unterstützt Lehrende dabei, indem er ihnen Tipps und Tricks zu verschiedensten Themenbereichen des Lehrens und Lernens gibt. Wie beispielsweise das Klassenklima und die Körpersprache oder die Steigerung der Produktivität und Effizienz im Beruf. Ähnlich der Kanal “Alpha Lernen", welcher fast täglich neue Lernvideos zu den unterschiedlichsten Fächern wissensreich, spannend und lustig präsentiert. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass YouTube für Lehrer:innen und Schüler:innen gleichermaßen Vorteile bietet. Lehrende können die Videos als Vorbereitung, Nachbereitung oder Ergänzung zum Unterricht nutzen. Schüler:innen profitieren von den verschiedenen, oft gut verständlichen Erklärungsansätzen, die eine Abwechslung zum herkömmlichen Schulalltag aufzeigen. Dennoch sollte der Umgang mit der Plattform gerade bei Minderjährigen zuvor im Unterricht oder mit den Eltern besprochen werden und über Risiken aufgeklärt werden.

Habt ihr schon mal YouTube in euren Klassenzimmern eingesetzt und wenn ja, wie war die Resonanz?

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Am 16. November ist Welttag der Toleranz. 185 Mitgliedstaaten der UNESCO haben vor 25 Jahren die Erklärung der Prinzipien der Toleranz unterschrieben. An diesem Tag erinnert die UNESCO seitdem jährlich an die Regeln, die ein menschenwürdiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen auf unserem Planeten ermöglichen. Toleranz sei für ein friedliches Zusammenleben essentiell. Aber wie sieht es mit der Toleranz in Deutschland eigentlich aus?

Aus Studien der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass die Deutschen mit der Zeit offener und toleranter werden. Während 1990 noch 64 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass man deutsche Staatsbürger Ausländern gegenüber auf dem Arbeitsmarkt bevorzugen solle, lag dieser Wert 2013 bei 43 Prozent. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern liegen diese Einstellungswerte im durchschnittlichen Bereich. Innerhalb des Landes zeigt sich eine starke Spaltung, während 45 Prozent der Gesamtbevölkerung der Meinung sind, man solle Einwanderung stark begrenzen, sind unter Vertretern der gesellschaftlichen Elite nur fünf Prozent dieser Meinung. 

Um die Toleranz gegenüber Menschen aus anderen Ländern oder Kulturkreisen zu stärken, wird das Thema schon in Schulen thematisiert. Momentan sind etwa 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, bei der Hälfte handelt es sich um Kinder. Mit diesen geflüchteten Kindern kommen auch die Schüler:innen hierzulande in Kontakt. Es ist wichtig, dass sie schon in jungen Jahren lernen, tolerant und offen gegenüber Kindern zu sein, die eine andere Herkunft oder ein anderes Aussehen haben als sie selbst. 

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Ein Netzwerk, das dieses Ziel verfolgt, ist “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”. Über 3500 Schulen nehmen an dem Projekt bereits teil, sodass über zwei Millionen Schüler:innen mittlerweile eine Schule besuchen, deren Mitglieder sich dazu verpflichtet haben, sich für die Gleichwertigkeit aller Menschen und gegen jegliche Form der Diskriminierung einzusetzen. Die Schüler:innen der teilnehmenden Schulen können selbst entscheiden, mit welchem zu dem Thema passenden Aspekt sie sich genauer auseinandersetzen möchten, da sich die Schule durch ihre Teilnahme an dem Projekt dazu verpflichtet, nachhaltige Projekte, Aktionen und Veranstaltungen durchzuführen, um alle Formen der Diskriminierung, insbesondere Rassismus, zu überwinden.

Unterstützt werden die Schulen durch die Landes- und Regionalkoordinator:innen, die Angebote der Kooperationspartner, die Bundeskoordination und Pat:innen. Bei letzterem handelt es sich meistens um Personen des öffentlichen Lebens, wie Sportler:innen, Musiker:innen, Politiker:innen, aber auch Zeitzeug:innen, Sportvereine, Bäcker:innen oder Sozialarbeiter:innen, die eine Schule bei ihrem Engagement unterstützen.

Mittlerweile gibt es 1326 Pat:innen, darunter sind unter anderem Reiner Calmund, Mario Götze, Simon Gosejohann und auch Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier.

Um auf das Projekt aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln, werden zum Beispiel Konzerte veranstaltet, an denen sich die Schüler:innen und Pat:innen beteiligen. 

Mehr Toleranz unter Schülern: Das können Lehrkräfte tun

Sind Kinder oder Jugendliche häufig Diskriminierung ausgesetzt, kann das gravierende Auswirkungen auf ihre spätere Schullaufbahn und somit ihr gesamtes Leben haben. Daher ist es wichtig, dass das Thema Toleranz schon im Schulunterricht seinen festen Platz hat. Auf Kinder, die ausgegrenzt und diskriminiert werden, zum Beispiel weil sie geflüchtet sind und/oder die Sprache nicht gut beherrschen, sollte man als Lehrer:in besonders achten. Man sollte sichergehen, dass die Kinder die Sprache lernen, damit sie sich mit ihren Mitschülern unterhalten können. Sobald klar ist, dass ein Kind nicht angemessen behandelt wird, sollte eingeschritten werden. Die Lehrkraft sollte mit beiden Seiten und den jeweiligen Eltern sprechen und sich eventuell an professionelle Hilfe wenden. 

Der Welttag der Toleranz ist heute aktueller denn je. Zurzeit kommen als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine viele ukrainische Kinder als Flüchtlinge an deutsche Schulen. In Situationen wie diesen sind Intoleranz und Diskriminierung immer eine Gefahr. Lehrer:innen haben in dem Fall die wichtige Aufgabe, ihre Schüler:innen so gut wie möglich aufzuklären, das Thema direkt und offen anzusprechen und die geflüchteten Kinder so gut es geht zu unterstützen. Auch Projekte wie “Schule ohne Rassismus” haben es sich zur Aufgabe gemacht, für mehr Toleranz im Klassenzimmer zu kämpfen.

Habt ihr schon Diskriminierung unter Schülern erlebt? Welche Maßnahmen ergreifen eure Schulen dagegen? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Im Unterricht herrscht Flaute und auf dem Schulhof reden alle von TikTok? – DigitalSchoolStory könnte dabei helfen, frischen Wind in die Klassenzimmer zu bringen. 

Digitales Storytelling erweist sich hierbei als effektives Vermittler- Instrument, um fachliche Themen wie Mathematik, Englisch oder Deutsch altersgerecht und schülernah zu transportieren. Im Juni 2020 ging aus dem Hackathon #WirfürSchule die Projektinitiative hervor. Der damalige Hackathon hatte das Ziel, kreative und digitale Ideen für die Schule zu suchen. Das Projekt DigitalSchoolStory wurde im Bereich Zukunftskompetenz zu einem der Gewinnerprojekte ausgezeichnet. Nach der Idee folgte die Pilotphase mit drei Klassen, das Projekt kam dabei so gut an, dass Nina Mülhens und Siegfried Baldauf die DigitalSchoolStory gUG gründeten.

Die Projekte sollen Schüler:innen helfen, aus einer einseitigen Konsumentenhaltung in eine bewusste und reflektierende und letztendlich auch kritische Auseinandersetzung mit digitalen Medien zu kommen.

Das DSSCamp22 lädt dazu Lehrkräfte, Förderer und Neugierige zum Austausch über die unterschiedlichen Formate ein und stellt Angebote für Schulen, Hochschulen und Unternehmen vor. Die Teilnehmer:innen sind dazu eingeladen, fleißig mitzudiskutieren, zuzuhören und eigene Themenvorschläge einzubringen. Ein Online-Barcamp zum Thema Video-Kreation als Lernmethode, Social Media und Lerninhalte der Schule, dem Lebensalltag der Schüler:innen werden hierbei vorgestellt. Kinder und Jugendliche sollen dafür stark gemacht werden, sich im Unterricht und im Netz einzubringen – Digitale Medien werden zum Vermittler von Zukunftskompetenzen für Lehrer:innen wie auch für Schüler:innen. TikTok zum Lernen nutzen, verstehen, warum es Chancen bietet, für beide Seiten.

DigitalSchoolStory möchte mit seinen Angeboten dazu beitragen, dass Jugendliche mit sozialen und flexiblen Fähigkeiten auf das moderne Arbeitsleben vorbereitet sind.

Das Konzept sieht vor, Jugendlichen soziale und methodische Zukunftskompetenzen wie digitale Medienproduktion, Selbstpräsentation und agiles Zusammenarbeiten im Team zu vermitteln. Lehrer:innen werden zum Content-Creator, sollen dabei die Schüler:innen beratend unterstützen und in einer digitalen Frage-Antwort-Runde Feedback geben.  Die Klasse wird zum experimentellen Feldlabor.

Plätze für das DSSCamp22 sind hier zu finden.

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Privatschulen sind im Trend, seit Anfang der 90er Jahre ist ihre Zahl um 80 Prozent gestiegen auf bundesweit 5850 Schulen. Eine freie Schule, selbstverwaltet von Eltern und Lehrern, ist für viele eine Alternative. Kreatives Lernen, ökologische Bezüge, mehr handwerkliche Angebote und kleinere Klassengemeinschaften versprechen bessere Lernbedingungen. Doch auch Rechtsextreme nutzen die Freiheit, um ihre Ideologie auszuspielen. Welche Strategien verfolgen sie, und wie sieht die Lage an Deutschlands Privatschulen aus und wie können sie sich diese gegen Neonazis schützen?

Schleichend und meist unbemerkt engagieren sich Lehrer:innen oder Eltern mit rechtsextremer Gesinnung im Schulbetrieb freier Bildungseinrichtungen, während diese versuchen, Eltern und Lehrerschaft stärker in den Schulalltag zu involvieren. Ein persönlicher Kontakt von Eltern besteht häufiger, genauso wie Angebote von Arbeitsgemeinschaften, begleitete Wandertage, Sachspenden oder zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten. Selbstverwaltet ermöglichen freie Schulen durch mehr Mitspracherecht die Gelegenheit für ideologische Einflussnahme auf Kinder und Lehrinhalte. Die  Schlupflöcher bieten ganz gezielt ein Einfallstor und können dadurch für unterschiedliche Zwecke missbraucht werden, um beispielsweise einen politischen Gemeinschaftswillen aufzuzwingen.

In der am 27. Januar 2021 ausgestrahlten WDR-Dokumentation „Wenn Rechtsextremisten freie Schulen unterwandern", hatte ein ehemaliger Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen eine Schule in Mecklenburg-Vorpommern erhoben. Die Schulleitung würde Kontakte zu Holocaustleugnern pflegen, rassistische Sichtweisen im Unterricht stärken und die Geschichte des Nationalsozialismus relativieren. Die Schulleitung bezeichnete die Tagebücher der Anne Frank im Deutschunterricht als Fälschungen, der  Holocaustleugner Bernhard  Schaub soll zudem engen Kontakt zum Kollegium gepflegt haben.  Inzwischen seien die gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichtsfächer inhaltlich und personell gestärkt worden, teilt die Senatsbildungsverwaltung mit. Die Schulleitung und das  Kollegium nehmen an einem  Qualifizierungsprogramm teil, das neben der Thematik Rechtsextremismus vor allem pädagogische Themen zur Entwicklung der Unterrichtsqualität und zur sonderpädagogischen Förderung umfasst. Demnach wurden neue Lehrkräfte eingestellt, damit künftig nur Pädagog:innen mit entsprechender Unterrichtsgenehmigung den Unterricht in allen Fächern  erteilen. 21 Lehrer:innen sind aktuell an der Schule beschäftigt, von denen 15 Personen eine unbefristete und fünf nur eine befristete Unterrichtsgenehmigung besitzen. Besuche durch die Schulaufsicht seien auch im neuen Schuljahr vorgesehen, so der Staatssekretär Alexander Slotty (SPD).

Prävention als Schlüssel

Doch wie können Schulen sich gegen solche Unterwanderungsversuche schützen? Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie von 2022 halten sich organisierte Faschisten und deren Ideologie beharrlich in der deutschen Gesellschaft. Die repräsentative Langzeiterhebung bietet Einblicke in aktuelle gesellschaftliche Entwicklung zu Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit in Deutschland. Stark rechtsextreme Weltbilder nehmen laut der Studie ab, gleichzeitig verfestigen sich die aktuellen extremen Milieus immer weiter. Nur sechs von zehn Befragten sind mit der gelebten Demokratie in Deutschland zufrieden. 38,4 Prozent der Befragten in Ostdeutschland stimmten der Aussage "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet" zu, bei den Personen in Westdeutschland lebenden waren es 22,7 Prozent. Vor zwei Jahren lag dieser Wert bei den Personen in Ostdeutschland noch bei knapp 25 Prozent. Die Bürger:innen sehen durch einzelne Krisen und Konflikte  jedoch immer weniger den Sinn, ihre demokratische Teilhabe auszuüben. Dadurch könnten sogenannte Brückenidologien entstehen, Rechtsextreme hätten viel mehr Möglichkeiten, in der Mitte der Gesellschaft Anschluss zu finden.

Entpolitisierung, die Verharmlosung von  Signalen in der Deutung “Das war vielleicht mal ein Ausrutscher, oder das war bestimmt nicht so gemeint”, reichen aus, um Debatten zu relativieren. Rechtsextreme können sich so unentdeckt über Jahre hinweg einen festen Platz in der  Schule erarbeiten. Erst dann, wenn es gar nicht mehr zu leugnen ist, wenn Fotos und Belege im Internet eine starke Positionierung über extreme Gesinnung nachweisen, kann die Schulaufsicht agieren.

Freie Schulen sind genau wie staatliche Einrichtungen der Schulaufsichtsbehörde unterstellt. Im Falle schwerer Verstöße, wie der Leugnung des Holocaust, darf die Schulbehörde einschreiten, Lehrer entlassen oder sogar Schulen schließen. Jedoch ist ein konkreter Nachweis schwer und es gibt in freien Schulen weniger innerschulische Kontrollmechanismen als in staatlichen Schulen. Eine Fachaufsicht im schulischen Kontext gibt es durch die Fachleitungen und die Fachbereichsleitungen, wobei die  Schulleitung dabei immer einzubeziehen ist. Die Prüfung einzelner Fälle übernimmt dabei als Kontrollorgan die Schulaufsichtsbehörde. Die Schulaufsicht kann dabei die Lehrgenehmigung oder die Unterrichtsgenehmigung einer bestimmten Lehrkraft entziehen, wenn konkrete Beweise und Anschuldigungen nicht widerlegt werden können. 

Bundesweit gibt es demokratiepädagogische Initiativen, die in diesem Zusammenhang mit mobilen Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus, Anlaufstellen und Hilfe bieten.

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YouTube ist heute eine der beliebtesten Internetseiten der Welt. In Deutschland landete die Plattform 2021 mit fast 360 Millionen Besuchern auf dem zweiten Platz der meistbesuchten Webseiten. Neben Entertainment, Musik, Sport und vielem mehr findet man dort auch unzählige Lehrvideos. Diese sind geeignet für Schüler:innen, Lehrer:innen und Menschen, die sich einfach weiterbilden wollen. Wir stellen euch in den nächsten Wochen YouTube-Kanäle zu unterschiedlichen Fächern vor, die ihr gezielt im Unterricht einsetzen könnt. Heute starten wir mit Politik.

MrWissen2go

Der Kanal “MrWissen2go” wird von dem deutschen Journalist, Moderator und Autor Mirko Drotschmann betrieben. Mit 1,96 Millionen Abonnenten ist er einer der beliebtesten YouTube Info-Kanäle im deutschsprachigen Raum. 

Der Kanal ist ein Teil des Online-Medienangebots funk von ARD und ZDF. In den Videos werden unter anderem politische Situationen verschiedener Länder aufgezeigt, deutsche und internationale Wahlen erklärt, wichtige Politiker vorgestellt und internationale Konflikte anschaulich dargestellt. Es handelt sich um vergleichsweise kurze Videos, die meisten haben eine Länge von zehn bis 15 Minuten. Neben den knapp 100 Videos zum Thema “Politische Themen erklärt” und anderen politischen Videos, gibt es auf dem Kanal auch zahlreiche Clips zu anderen, für Schüler:innen relevanten Themen wie zum Beispiel Geschichte, Allgemeinwissen und Religion. 

DIE DA OBEN

Der Kanal “DIE DA OBEN” wird ebenfalls vom öffentlich-rechtlichen funk-Team produziert . Die Moderatoren Jan Schipmann und Aline Abboud informieren über die neuesten Geschehnisse aus dem politischen Berlin. In den Videos dieses Kanals geht es fast ausschließlich um nationale Probleme, die politische Lage Deutschlands, einzelne Politiker oder gesellschaftliche Themen. Die Länge der Videos ist sehr unterschiedlich, von knapp zweiminütigen Kurzclips bis hin zu  50 Minuten ist fast alles dabei.

EinfachSchule

EinfachSchule” ist ein Kanal der sich auf Schüler:innen der Klassen fünf bis zwölf spezialisiert hat. Neben anderen Schulfächern wie Mathematik, Biologie und Deutsch wird auch eine große Auswahl an Videos über Politik angeboten. In relativ kurzen Videos, die meistens zwischen drei und zehn Minuten dauern, wird Basiswissen der Politik einfach erklärt. Besonders hilfreich sind beispielsweise die Videos zum Thema Brexit oder zum Prinzip der Wahlmänner in den USA. Zudem werden speziell Themen der deutschen Politik, zum Beispiel die Bundestagswahl, der Gesetzgebungsprozess oder Verfassungsorgane, genauer erläutert.

Bundeszentrale für politische Bildung / bpb

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung hat einen eigenen YouTube-Kanal

Bei den Videos handelt es sich nicht um klassische Erklärvideos wie bei den anderen Kanälen. Hier werden häufig Interviews und Gesprächsrunden zu aktuellen Themen gepostet, in denen unterschiedliche Meinungen vertreten und diskutiert werden. Die Videos haben unterschiedliche Längen, von zehn Minuten bis zwei Stunden ist fast alles dabei. 

Zudem wird auch eine große Auswahl an Podcasts bereitgestellt, wie zum Beispiel aus dem Magazin APuZ ( “Aus Politik und Zeitgeschichte”). Die Folgen dauern in der Regel eine halbe Stunde und behandeln Themen wie Kinder und Politik, Verschwörungstheorien oder den Zustand der Demokratie

YouTube ist nicht ohne Grund eine sehr beliebte Plattform, auch im Bereich des Lehrens und Lernens. Die Webseite ist kostenlos, einfach und ohne Anmeldung bedienbar und die Auswahl zu fast jedem Thema ist riesig. Da das Fach Politik im Unterricht schnell theoretisch und trocken wirken kann und dadurch oft nicht leicht verständlich ist, sind Erklärvideos, wie von den vorgestellten Kanälen, eine sinnvolle Ergänzung des Unterrichts. Sie können dabei helfen, dass Schüler:innen ein Thema besser verstehen und sich dadurch aktiver am Unterricht beteiligen.

Nutzt ihr den ein oder anderen Kanal aus unserer Liste vielleicht schon regelmäßig  im Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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Anlässlich des „Schicksalstages“ der deutschen Geschichte am 9. November eröffnet TimeRide eine emotionale wie neuartige Gesamtschau auf die Vergangenheit Deutschlands. Die Experience erschließt rund 2000 Jahre deutsche Geschichte wie im Flug. Mithilfe der Virtual-Reality Technik können Schüler:innen den kritischen Umgang mit digitalen und immersiven Medien erproben. Das Projekt unterstützt zudem Pädagog:innen bei der Schärfung ihrer mediendidaktischen Kompetenzen.

Das Virtual-Reality-Erlebnis führt auf einer rasanten virtuellen Reise zu Meilensteinen der deutschen Geschichte von den Römern am Limes bis hin zum Fall der Berliner Mauer. In kompakten 10 Minuten verdichtet es über 2000 Jahre deutsche Historie. Schüler:innen tauchen dabei mit Virtual Reality hautnah in die historischen Szenen ein und werden selbst zu Zeitzeug:innen von Wendepunkten der Geschichte Deutschlands.

Die virtuelle Tour ermöglicht dank 360-Grad-Bewegtbild-Szenerien einen eindrucksvollen Überblick prägender Ereignisse und Schauplätze. Schlaglichtartig werden 14 Szenen aus unterschiedlichen Städten und Epochen beleuchtet: beispielsweise der Aufbruch Kaiser Barbarossas zum Kreuzzug in Regensburg, Ritterturniere in München, aber auch der Sprung in die Neuzeit ins Frankfurt des 19. Jahrhunderts. Köln zeigt sich im Spiegel der Moderne: von den lebensfrohen 1920er- Jahren verläuft die Reise in der Domstadt zu den dramatischen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Zeitreise endet schließlich im Berlin des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von der stark kriegsversehrten Stadt 1945 beobachten sie den Mauerbau und erleben Fall der Mauer am 9. November 1989 mit.

„Mit der sehr kompakten ‚Deutschland-Zeitreise‘ wollen wir Menschen für die Geschichte Deutschlands begeistern“, erklärt Jonas Rothe, Gründer und Geschäftsführer der TimeRide GmbH. „Das unmittelbare Eintauchen in kurze historische Video-Sequenzen eröffnet besonders Schülerinnen und Schülern eine völlig neue Erfahrung von Geschichte“.

Erlebt werden kann die „Deutschland-Zeitreise“ in Kombination mit der VR-Tour ins geteilte Berlin oder als eigenständiger Programmpunkt. Die Zeitreise mit dem historischen Bus ins geteilte Berlin läuft als eigenständige Attraktion weiter.

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Bremen. In der Hansestadt hat sich der Lehrermangel in jüngster Zeit weiter verschärft. In einem Beitrag des Lokalmagazins buten un binnen wird berichtet, dass 273 Lehrkräfte neu eingestellt wurden, während 96 Vollzeitstellen unbesetzt blieben. Durch Krankheit, Pension oder Elternzeit fehlen insgesamt 170 Vollzeitstellen, in Bremerhaven sind es fast 70 Lehrerstellen. Es bleibt eine enorme Lücke in der Lehrerschaft. Hinzu kommt, dass der Mangel ungleich verteilt ist. Prekär ist die Situation vor allem an Inklusions- und Oberschulen. Zusätzlich zum Lehrpersonal fehlen auch Sonderpädagog:innen und Erzieher:innen. Somit ist unter anderem die Ganztagsbetreuung an diesen Schulen stark gefährdet. Zum Teil fällt bereits jetzt der Unterricht aus.

In den letzten Jahren wurden durch Maßnahmen wie Gehaltsanpassungen – ab August 2022 wurde für alle neuen Lehrkräfte die Besoldungsstufe von A12 auf A13 angehoben – und die erhöhte Zahl an Referendariatsplätzen versucht, dem Problem zu begegnen. Ebenso ersetzen Studierende fehlendes Lehrpersonal. In Bremerhaven gibt es Stipendien für Lehramtsstudent:innen, mit attraktiven Leistungen seitens der Stadt inklusive einer vertraglichen Bindung von 5 Jahren. Eine signifikante Verbesserung der Situation haben diese Maßnahmen bisher nicht herbeigeführt.

Die Situation des Lehrkräftemangels scheint schlimmer als je zuvor. Denn wie in Gesamtdeutschland und in unserem Artikel zum Lehrermangel in Berlin bereits beschrieben, wurde die Stellenplanung falsch kalkuliert und die wachsende Schülerzahl außer Acht gelassen. Hinzukommen die geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine und anderen EU-Ländern. Diese besuchen Vorkurse oder Willkommensklassen, welche händeringend Lehrpersonal und Räumlichkeiten benötigen. 

Weitere Lösungsansätze sind, die Unterrichtszeiten der Lehrer und Lehrerinnen zu minimieren, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Sascha Aulepp, Senatorin für Kinder und Bildung der freien Hansestadt Bremen, fordert mehr Ausbildungskapazitäten an Universitäten und Hochschulen zu schaffen. Sie möchte den Zugang zum Quereinstieg erleichtern sowie das Verfahren der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen beschleunigen. Auch die Mitarbeiterakquise für die nicht unterrichtenden Fachkräfte soll vereinfacht werden. Hier soll nicht mehr nur der Ausbildungsabschluss einer staatlich anerkannten Erzieherin z.B. ausschlaggebend sein, sondern die individuelle Eignung der Person in den Vordergrund rücken.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es viele Lösungsansätze gibt und einiges versucht wird, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen. Wenn die neuen Ideen schnell umgesetzt werden, lässt sich hoffen, dass es doch nachhaltige Verbesserungen für Lehrer:innen und Schülerinnen in Bremen gibt. 

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Vorlesen ist wichtig! Wie der Vorlesemonitor 2022 zeigt, passiert dies jedoch immer weniger. So bekommen 39 Prozent der ein- bis achtjährigen Kinder der 839 befragten Eltern selten oder nie vorgelesen. Die Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Simone Ehmig, sagt dazu, dass die Ergebnisse bundesweit repräsentativ für Familien mit Kindern in dieser Altersgruppe sind. 2019 lag die Quote noch bei 32 Prozent. Das hat Auswirkungen auf die Bildung. 

Grund dafür sind hier laut der Studie auch der mangelnde Vorlestoff. Je mehr Kinderbücher in einem Haushalt zur Verfügung stehen, desto mehr Eltern würden frühe Impulse für das (Vor-)Lesen setzen. Dazu kommt, dass umso mehr Bücher in einem Haushalt vorhanden sind, tendenziell mehr vorgelesen wird. Zudem geben 44 Prozent der Eltern an, maximal zehn Kinderbücher zu besitzen. 71 Prozent der Eltern geben an, mehr als 20 Bücher zu besitzen und regelmäßig ihrem Kind daraus vorzulesen. In der Kategorie der befragten Eltern mit weniger als sechs Büchern geben 54 Prozent an, selten bis nie vorzulesen. 

Die bisherigen Fördermaßnahmen reichten laut Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer der ZEIT Verlagsgruppe nicht aus. Esser fordert die Verfügbarkeit von Büchern und digitalen Vorlesematerialien zu verbessern. Auch die Bildungsvoraussetzungen der Eltern haben Einfluss darauf, wie oft Kindern vorgelesen wird. Kinder aus einem Haushalt mit geringer Bildung würde seltener vorgelesen werden, mehr als die Hälfte der Eltern dieser Haushalte liest ihren Kindern nur selten oder nie vor. Der Anteil der Eltern mit Zuwanderungsgeschichte sei ebenfalls in der Studie untersucht worden, dort wurde weniger die Zuwanderungsgeschichte als der  formale Bildungsstand untersucht. Die parallelen Werte zu Eltern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte und weniger formaler Bildung waren dabei ähnlich. Dadurch werden Kinder schon vor dem Schuleintrittsalter benachteiligt. Durch gezielte Unterstützung der Eltern mit geringer Bildung könnte eine Trendwende geschaffen werden und die Chancen der nächsten Generation verbessern, ihren eigenen Kindern vorzulesen, so Jürgen Kornmann, Leiter Marketing & PR der Deutschen Bahn und Beauftragter Leseförderung der Deutsche Bahn Stiftung. 

In jedem zweiten Fall werden Apps zum Vorlesen genutzt 

Der Lesealltag von Kindern wird immer digitaler, 44 Prozent der Eltern haben schon einmal Apps zum Vorlesen genutzt und 32 Prozent nutzen digitale Bücher und Kinderbuch-Apps. Zusätzlich wurden Eltern zu den einzelnen Aktivitäten der genutzten Apps befragt. 50 Prozent nutzen Apps zum Vorlesen, 32 Prozent der Eltern nutzen sie sogar mehrmals pro Woche. 84 Prozent der 365 Eltern gaben an, Apps zum Spielen für ihre Kinder zur Verfügung zu stellen. Deswegen muss die Bedeutung des Vorlesens in der Gesellschaft wachsen und mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten, so Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. Kinder bekommen erst von ihren Eltern mit dem zweiten Geburtstag etwas vorgelesen und  meist wird mit dem Schuleintritt kaum oder gar nicht mehr vorgelesen. Eltern im Vorlesen zu bestärken, sei wichtig sowie den Vorlesebegriff breiter aufzustellen, zum Beispiel durch Erzählen und Betrachten von Bildern, bereits ab dem ersten Lebensjahr der Kinder. Eltern sollten in diesem Zusammenhang die  Vorlesebiografie ihrer Kinder durch Kontinuierlichkeit fördern und ihre Lesemotivation im Alltag nicht abreißen lassen. Vorlesen eröffnet Kindern die Welt der Geschichten und legt wie keine andere Aktivität den Grundstein für Bildung und Zukunftschancen, so der Experte.

Die komplette Studie zum Vorlesemonitor 2022 ist hier als PDF zu finden.

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 buya ist eine Lernplattform für interaktive Live-Online-Kurse für Kinder ab 3 Jahren. Unabhängige Online-Lehrer:innen können hier eine Vielzahl unterschiedlichster Kurse anbieten. Kinder sollen dabei unterstützt werden, Neues auszuprobieren und eigene Interessen zu erforschen und ihre Talente gefördert werden.

Wir sind fest davon überzeugt, dass viele Erwachsene tolle Online-Kurse anbieten können, die auf ihren Erfahrungen, Kenntnissen und persönlichen Interessenbasieren. Uns ist bewusst, dass Lehrer:innen an unseren Schulen schon vielleisten. Aber wir denken, dass es sicher auch Dinge gibt, für die so im Unterricht oder Lehrplan keine Zeit ist.“ – Gründer Björn Schmuck

Im Gegensatz zu anderen Anbietern konzentriert sich buya nicht nur auf die schulische Nachhilfe, sondern bietet vor allem außerschulische Aktivitäten an: Zeichnen, tanzen, musizieren, programmieren, Live-Skills und vieles mehr. Bei buya geht es weniger um Paukerei, sondern mehr um spielerische Vermittlung von Wissen und Know-how.
Es soll die Lücken im Bildungssystem schließen und Lehrer:innen die Chance geben, ihre Hobbys und Leidenschaften zu vermitteln.  

Online-Kurse auf buya müssen nicht an Lehrplanstandards ausgerichtet sein. Wir bestärken buya-Teacher darin, die Themen zu unterrichten, für die sie wirklich brennen. Dadurch entsteht eine hochwertige und unglaublich vielfältige, kollaborative Lernplattform, die es so bisher nicht gab.“ – Gründer Moritz Otterbach

Wie funktioniert die Plattform?

buya-Teachern steht eine wunderschöne Kursseite mit eigenem Lehrerprofil zur Verfügung. Über einen eigenen Web-Messenger-Dienst können die Familien kontaktiert werden. Die Kurse finden über die integrierte Video-Call-Funktion statt. Wann und wie oft die Kurse stattfinden, entscheidet jede:r für sich und setzt auch selber die Preise fest. Es gibt keine Mindeststundenanzahl. Alles kann ganz nach den eigenen inhaltlichen und zeitlichen Präferenzen eingerichtet werden.
Die Vermarktung und Zahlungsabwicklung übernimmt buya. Außerdem gibt es einenpersönlichen Support per Live-Chat, E-Mail und Telefon.

Wie werde ich buya-Teacher?

Um bei buya Online-Kurse geben zu können, muss jede:r ein kurzes Bewerbungsformular ausfüllen. Nach genauer Prüfung wird dieses meist innerhalb von 1-2 Tagen freigegeben und man kann dann seine Kurse einstellen. Alle wichtigen Informationen findet man auf der Online-Lehrer:in-werden Seite. -> Jetzt buya-Teacher werden

Über buya

2020 gegründet, ging buya im August 2021 live. Die beiden Gründer Björn Schmuck und Moritz Otterbach sind ursprünglich Banker und haben schon früher zusammengearbeitet. Sie sind selbst Väter und kennen die Defizite desklassischen Bildungssystems: „Unser Bildungssystem wird heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht, wie PISA-Studien und jüngst auch die Pandemie gezeigt haben. Mit unserer Plattformschaffen wir einen niedrigschwelligen Zugang zu holistischer Bildung undergänzen das schulische Angebot“, erklären sie.


Das Angebot von buya umfasst bereits rund 700 unterschiedliche interaktive Bildungsthemen. Die Onlineklassen richten sich an Drei- bis Achtzehnjährige, sind auf maximal 18 Kinder beschränkt und kosten im Schnitt zwischen 12 und 25 Euro. Vermittelt werden die Bildungsinhalte von mehr als 1.000 geprüften Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pädagogik, Kunst und Wissenschaft. Die interaktiven Onlinekurse umfassen diverse Interessen, Disziplinen undFachrichtungen wie Sprachen, Programmieren, Gitarre spielen oder Malen bis hinzu Astronomie und Social-Skills Kursen. Schulische Inhalte undHausaufgabenbetreuung runden das Angebot ab.

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Die Corona-Pandemie hat eine gesamtgesellschaftliche und bildungspolitische Diskussion über die Tragweite und die Umsetzbarkeit von Bildungsgerechtigkeit und gleichgestellter Teilhabe hervorgebracht. Gerade das Thema Digitalisierung wurde als wichtiger Faktor von Bildungsungleichheit erkannt, da die (Hoch-)Schulen gefordert waren, Lehrangebote mit Hilfe digitaler Medien umzusetzen. Die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit während der Corona-Krise war somit ein relevantes Thema und nur unzureichend im Blickfeld bildungspolitischer Diskussionen. Im Fokus der Debatte stehen häufig soziale Ungleichheiten und die unterschiedlichen, aber zusammenhängenden Lebenswelten der Schülerschaft.

Die Bildungspolitik hat das Ziel, bildungspolitische Interventionen, gesellschaftliche Teilhabe, den Abbau von Diskriminierung und die Schaffung eines chancengleichen Zugangs zu (digitaler) Bildung zu ermöglichen. Jedoch geht aus einer repräsentativen Umfrage der Robert Bosch Stiftung hervor, dass Lehrer auch im dritten Corona-Schuljahr einer hohen Belastung ausgesetzt waren. Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte sehen sich körperlicher und 46 Prozent mentaler Erschöpfung ausgesetzt. Dabei auf jede:n Schüler:in gerecht einzugehen und diese für den Schulunterricht zu begeistern, ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Zusätzlich zum normalen Schulalltag müssen Lehrkräfte mit Themen wie der Digitalisierung, Fachkräftemangel und Lernrückständen zurechtkommen. Dazu kommt die steigende Zahl von geflüchteten ukrainischen Kindern und Jugendlichen, die an Schulen integriert werden sollen. Der aktuelle Bedarf von Lehrkräften reicht nicht aus. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die seit Kriegsbeginn vom Ausländerzentralregister erfasst wurden, lag bei 351.548 (Stand 17. Oktober). Bereits 196.000 Kinder und Jugendliche sind bereits an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen aufgenommen. 

Der aktuelle Diskurs zum Thema Bildungsgerechtigkeit wird zum Beispiel auch durch die PISA Debatten geprägt. Soziale Herkunft und der Bildungserfolg werden in diesem Zusammenhang thematisiert.  Durch die Verlagerung des Lehrens in den digitalen Raum, ergaben sich Fragen nach der Beschaffung von digitalen Ressourcen, zum Beispiel leistungsfähigen Computern oder einem vernünftigen Internetzugang. Die Anschaffung von digitalen Endgeräten ist ein erster richtiger Schritt um Grundbedingungen der Digitalisierung an Schulen zu erfüllen, jedoch liegt die Entscheidung, wie diese im Unterricht effizient und inhaltlich genutzt werden, bei den Lehrer:innen.

Wie werden Lerninhalte für bestimmte Lernende-Gruppen zugänglich? Welche Hindernisse tragen zur Benachteiligung bei und erzeugen damit Bildungsungleichheiten? 

Das Projekt "Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise“, kurz ProBiKri-Studie, der Fernuniversität in Hagen ging dieser Frage nach. Der Fokus liegt hierbei auf dem Einfluss  des Handelns der Lehrpersonen und deren Erhalt und der Schaffung von Bildungsgerechtigkeit.

Chancengerechte Bildung – Auf digitalen Wegen? 

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Schulen erstmals im März 2020 in allen Bundesländern immer wieder geschlossen. Die Universitäten und (Fach)-Hochschulen, wechselten in den sogenannten Notbetrieb. Der Unterricht, Vorlesungen und Seminare wurden mit dem Einsatz digitaler Medien durchgeführt und verlagerten sich in den digitalen Raum. Schulen waren in ihrer technischen Ausstattung sehr unterschiedlich aufgestellt. Die Kommunikation mit Schüler:innen fand häufig auf digitalen Wegen statt, zum Beispiel per E-Mail oder Smartphone. Vor dem Hintergrund einer chancengerechten Bildungsteilhabe der Lernenden wurden Lehrkräfte zu ihrem professionellen Handeln befragt. Der Großteil der Befragten gab an, individuell auf den Lernenden einzugehen, gleiche Chancen für die Bearbeitung der von ihnen bereitgestellten Materialen sei wichtig. Die gleichberechtigte Teilhabe der Schüler- und Studierendenschaft sehen 44,9 Prozent der Befragten als gefährdet, 3,3 Prozent stimmen dem überhaupt nicht zu. Diese Zahlen zeigen, dass viele Schüler:innen in der Zeit des Fernunterrichts nicht erreicht werden konnten und dass der Kommunikationsverlust sich möglicherweise nachteilig auf den Lernerfolg der Schüler:innen auswirkt. Der Kontaktverlust resultiert zum einen durch die mangelnde technische Ausstattung der Schüler:innen, jedoch auch durch die fehlenden Medienkompetenzen der Lehrkräfte, wie eine Studie der Stiftervereinigung der Presse zeigt. Medienkompetenzen gehören nach wie vor zu den wichtigen Herausforderungen im Lehrbetrieb. In NRW beispielsweise verzahnt man verbindliche Medienkompetenzen im Schulunterricht mit dem sogenannten Medienkompetenzrahmen. Laut einer Forsa-Studie zum Thema Corona-Krise sprachen sich 67 Prozent der Schulleiter:innen in NRW  dafür aus,dass Lehrkräfte ihre Weiterbildungen besuchen können, trotz Lehrermangel.  Für 75 Prozent, ist eine stärkere Orientierung des staatlichen Fortbildungsangebotes an den Herausforderungen der jeweiligen Schule besonders wichtig. Laut des Bildungsberichts 2022 ist mit  33 Prozent die Fortbildungsquote bei pädagogischem Personal deutlich höher  als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen. 43 Prozent der Lehrkräfte haben im Jahr 2019 an weiterführenden Schulen und 41 Prozent der Lehrer:innen an berufsbildenden Schulen eine Fortbildung absolviert.

Durch das Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona", möchte die Bundesregierung mit zwei Milliarden Euro den coronabedingten Lernrückständen entgegenwirken. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt im Rahmen der bestehenden Strukturen durch die einzelnen Länder. Das Programm baut sich dabei in vier Themenbereichen auf, zum einen der Abbau der Lernrückstände, Förderung der frühkindlichen Bildung, Unterstützung für Ferienfreizeiten und außerschulische Angebote, Kinder und Jugendliche im Alltag und in der Schule begleiten und unterstützen. Mit dem vorläufigen Abschlussbericht, der im März erscheinen wird, soll dann die gesamte Bilanz über die Umsetzung der Maßnahmen und ihre Wirksamkeit gezogen werden. Der aktuelle Zwischenbericht ist hier zu finden. 

Der deutsche Städtetag sieht in diesem Zusammenhang eine Chance in bewährten Strukturen. Die Kinder- und Jugendhilfe, psychosozialen Beratungsangebote, Erziehungsberatung, Ganztagsbetreuung, Schulsozialarbeit sowie Unterstützungsstrukturen der Schulpsychologie, müssten laut des Positionspapiers  des Städtetags quantitativ und qualitativ gestärkt werden. Die kommunalen Bildungslandschaften verfügten laut Städtetag bereits über die notwendigen Kooperationsstrukturen und ein entsprechendes Erfahrungswissen, um alle zentralen Akteure vor Ort an einen Tisch zu bringen. 

Lernorte sind in der Regel für Präsenzveranstaltungen konzipiert und angelegt, die Nutzung unterschiedlicher digitaler Tools erfordert einen kompetenten Umgang mit Medien. Neben einer digitalen Infrastruktur ist es notwendig, in Aus- und Fortbildungsangebote für Lehrpersonen  zu investieren, damit überhaupt erst die Voraussetzungen für einen digitalen Schulwandel gewährleistet sind. Bildungsgerechtigkeit beginnt jedoch nicht im Klassenzimmer, sondern  auf politischer Ebene. 

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Dass sich junge Menschen gerne im Internet aufhalten und viel Zeit in sozialen Medien verbringen, ist den meisten Menschen bewusst. Aber auf welchen Plattformen sich die Kinder und Jugendlichen herumtreiben und wie diese eigentlich funktionieren, ist vielen nicht klar. Was sollen Lehrer:innen über solche Webseiten wissen? Und können sie diese vielleicht auch selber nutzen? Wir stellen heute die bei Schüler:innen sehr beliebten Plattformen Twitch und Discord vor.

Was ist Twitch?

Bei Twitch handelt es sich um ein Live-Streaming-Videoportal bei dem sich jeder anmelden kann, der mindestens dreizehn Jahre alt ist. Hauptsächlich wird es für Live-Übertragungen von Videospielen genutzt, bei sogenannten “Let’s Plays” filmen sich User während sie Computerspiele spielen. Die Zuschauer können über einen Chat live kommentieren und mit dem Spieler kommunizieren. Auch Live-Streams zu anderen Themen werden angeboten, zum Beispiel werden professionelle Live-Shows veranstaltet, große E-Sport-Turniere ausgerichtet sowie Koch- und Bastel-Videos oder Talkshows gestreamt. Das Gefühl, live dabei zu sein und sich mit anderen Menschen über sein Hobby auszutauschen, spricht vor allem junge Menschen an. Sie können mit ihren Idolen direkt in Kontakt treten oder auch einfach selbst Videos streamen.  

Kritik an dem Streamingportal

Mitte des Jahres geriet die Plattform in Kritik. Neben Livestreams von Videospielen war es bei den Zuschauern inzwischen fast genauso beliebt, an Livestreams von Krypto-Glücksspielen teilzunehmen. Die bekanntesten Influencer wurden dabei von den jeweiligen Webseiten mit bis zu einer Million Dollar pro Monat gesponsert. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wurden einige Zuschauer dieser Streams infolgedessen  süchtig nach Glücksspielen. Als Reaktion auf die Kritik hat Twitch die Livestreams von Krypto-Glücksspielen verboten.

Das reine Anschauen von Streams ist kostenlos und sogar ohne Anmeldung möglich, für einige Twitch- Dienste können allerdings Gebühren anfallen.

Was ist Discord?

Auch die Plattform Discord ist vor allem bei Gamern beliebt. Laut eigenen Angaben sind weltweit 250 Millionen User registriert, drei Millionen davon in Deutschland. Die App ist in einigen Bereichen ähnlich wie WhatsApp, sie kann für Instant Messaging, Chats, Sprach- und Videoanrufe genutzt werden. Die Nutzer können sich während sie ein Videospiel spielen miteinander verbinden und live über die Geschehnisse kommunizieren. Ähnlich wie bei Twitch ist auch Discord durch die Live-Spiele besonders beliebt bei Jugendlichen und Kindern. Installieren kann man Discord sowohl auf dem Smartphone als auch an einem Tablet oder Computer.

Die User können auf Twitch eigene “Server” eröffnen, die wie themenbasierte Chaträume funktionieren. In Chaträumen von beliebten Videospielen, wie zum Beispiel Fortnight, sind in der Regel zwischen 100.000 und 200.000 Nutzer gleichzeitig aktiv. Neben dem Hauptthema Gaming gibt es auch einige Chaträume zu anderen Themen, zum Beispiel Musik, Wissenschaft & Technik und Unterhaltung.

Auch Discord ist grundsätzlich kosten- und werbefrei, es sind aber auch kostenpflichtige Abonnements verfügbar.

Kritik an Discord gibt es in Bezug auf die Datenschutzbestimmungen, die nicht den hiesigen Anforderungen entsprechen. 

Plattformen wie Twitch und Discord, über die junge Menschen live kommunizieren und dabei gemeinsam Videospiele spielen können, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Gefahr, dass die User Opfer von sexueller Belästigung, Cybermobbing, Drohungen oder Erpressungen werden, ist genauso gegeben, wie auf anderen Internetseiten auch. Als Elternteil sollte man offen mit dem Kind darüber sprechen und Regeln festlegen, zum Beispiel dass kein Geld ausgegeben werden soll oder keine Geschenke von Fremden angenommen werden. 

Wie sollten Lehrkräfte mit solchen Plattformen umgehen?

Auch für Lehrer:innen sind diese Plattformen interessant. Als Teil der Medienerziehung können sie ihre Schüler:innen über die Plattformen und ihre Risiken aufklären und auch auf Elternabenden bietet sich dieses Thema an. Für eine Live-Übertragung des Unterrichts wurden die Portale während der Corona Pandemie ebenfalls schon genutzt. Wer Discord für den Online-Unterricht nutzen möchte, findet hier eine Anleitung. Unumstritten ist das Nutzen von Twitch und Discord in der Schule allerdings nicht. Laut dem Thüringer Landesdatenschutzbeauftragten Dr. Lutz Hasse nutzt Discord die gespeicherten Daten gezielt für Profilanalysen. „Es ist gruselig, welche Daten dieser Onlinedienst nach außen schießt. Das können wir nicht ignorieren.“

Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob und wie er diese Plattformen nutzt. Da es bei vielen Jugendlichen eine große Rolle im Leben spielt, ist es als Lehrer aber wichtig darüber Bescheid zu wissen. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit Streaming-Plattformen wie Twitch und Discord gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Düsseldorf. Schon lange wird daran gearbeitet, dass Schulen digital besser ausgestattet werden. Ein neues Gutachten hat jetzt untersucht, wie sich die Digitalisierung des Schulalltags auf die Lernerfolge der Schüler:innen auswirkt. Die Analyse, die im Auftrag des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde, kommt zu einem unerwarteten Ergebnis.

Das im Frühjahr 2022 in Auftrag gegebene Gutachten bezieht sich auf die Digitalisierungsstrategie der deutschen Bildungspolitik. Exemplarisch dargelegt am „Impulspapier II“ des nordrhein-westfälischen Schulministeriums und an den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zum „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“.

Der verstärkte Einsatz digitaler Medien im Unterricht und im Schulalltag führt dem Gutachten zufolge nicht zu deutlich besseren Lernergebnissen der Schüler:innen. Die bisherigen „empirischen Ergebnisse zu Lerneffekten fallen keineswegs so eindeutig positiv aus, wie sie es müssten, um die Forderung nach einer umfassenden Digitalisierung hinreichend zu rechtfertigen“ schreibt der Heidelberger Pädagoge Karl-Heinz Dammer in dem Gutachten.

Die Zahlen geben dem Ergebnis Recht: Laut dem kürzlich von der KMK vorgestellten IQB-Bildungstrend sind die Kompetenzen der nordrhein-westfälischen Viertklässler in den Fächern Mathe und Deutsch im Fünf-Jahres-Vergleich deutlich gesunken. 

Das Thema Digitalisierung an Schulen hat also nicht nur positive Seiten. Sie kostet mehrere Milliarden Euro und dafür werden Ergebnisse erwartet. Ein weiterer Punkt, der kritisiert wird, ist die eventuelle Chancenungleichheit, die mit der voranschreitenden Digitalisierung einhergeht. Während der Corona Pandemie zeigten sich eindeutige Nachteile für Schüler:innen aus ärmeren Verhältnissen, deren Eltern sich einige technische Geräte nicht leisten konnten.

Die Digitalisierung der Schulen muss auch Dammer zufolge kritischer betrachtet werden. Es ist unstrittig, dass sich die Schulen der Digitalisierung stellen müssen, das Ausmaß und die genaue Zielrichtung der schulischen Digitalisierung sollen aber ergebnisoffen diskutiert werden.

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Die kalte und dunkle Jahreszeit bietet einen Freifahrtschein, um viel Aktivitäten nach drinnen zu verlegen, so wie das Podcast hören – egal ob Spotify, Deezer, Apple oder Google Podcast und Co. das Radio auf Knopfdruck ist durch das Smartphone in unserem Alltag immer dabei. Im Auto, Zug auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück, Podcasts bieten eine hohe Flexibilität, hat man gerade keine Zeit zum Weiterhören, kann man seine Lieblingsfolge einfach pausieren und zum Beispiel später Zuhause auf der Couch genießen. Die Grenzen und Themengebiete sind fließend und bieten spannende Angebote für Lehrpersonen. In diesem Artikel haben wir in einige Podcasts genauer hineingehört und stellen euch diese vor. 

Campus & Karriere

Bildquelle: Deutschlandfunk

Das Format, welches durch den Deutschlandfunk betrieben wird, bietet kurze gebündelte Informationen aus beispielsweise der aktuellen bildungspolitischen Lage zur kulturellen Bildung, Hochschulalltag und Schulen in Deutschland oder Ausland. Der Podcast lässt dabei auch Expert:innen und Betroffene in kurzen Interviews zu Wort kommen. Die einzelnen Folgen werden bei unterschiedlichen Podcast-Plattformen gestaffelt angeboten oder in einzelnen Themen. Eine Folge hat eine Wiedergabedauer von knapp 25 Minuten.

Bildungsbuffet

Bildquelle: Bildungsbuffet

Wie sieht der Lehralltag, die Lehramtsausbildung oder das Lehramtsstudium aus – Welche Abläufe gibt es? Die beiden Moderator:innen Pia und Dominik, die selbst vor Herausforderungen ihres Referendariats an zwei Berliner Hochschulen stehen, stellen in ihrem Podcast das Berufsbild einer angehenden Lehrkraft vor. Sie reflektieren kritisch und humorvoll ihre eigenen Einblicke in die Komplexität des Schulalltags und ihre Aufgaben. In den maximal 45 minütigen Folgen werden unter anderem Gäste und Expert:innen aus dem Bildungswesen eingeladen. 

Hallo Kinder! Hallo Zukunft!

Bildquelle: Hallo Kinder! Hallo Zukunft!

Der Podcast richtet sich an Pädagog:innen, Lehrkräfte, Studierende und Auszubildende in diesen Bereichen, aber auch an Eltern. Der Hauptfokus der einzelnen Folgen liegt auf Personen, die mit Kindern arbeiten und versuchen, zugänglich für verschiedene Ideen und Anreize, Berührungspunkte im Bildungsbereich herzustellen. Die Podcaster:innen Benedikt Lang, Franziska Gebuhr, Patrick Niedhart und Jens Maxeiner sprechen über Themen, die über neue Lernformen und Formate im Schulalltag reichen oder den Umgang mit Werten beim Sport, der Familie, Toleranz im Alltag oder Demokratie. Der Podcast ist auf allen Plattformen wie Spotify, Deezer und anderen unter "Hallo Kinder! Hallo Zukunft!" verfügbar.

Lehrerbüro-Podcast 

Bildquelle: Lehrerbüro

Die größte Internet-Plattform Lehrerbüro für digitale Unterrichtsmaterialien und Lehrer-Fachinformationen unterstützen Lehrer:innen auch mit dem Format eines Podcasts. Das Angebot bietet Lehrpersonen kurze, schnelle Informationen und direkt anwendbare praktische Tipps zu allen wichtigen Themen rund um den Schulalltag und Beruf. Dabei sind die einzelnen Folgen prägnant und stichhaltig zusammengefasst, die Hördauer beträgt im Schnitt zehn bis fünf Minuten. Themen wie Entspannungsübungen bei Prüfungsstress oder das Erarbeiten von Klassenregeln gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen werden hier in praktischen Übungen erklärt. Das Format versteht sich als Ergänzung zu den unterschiedlichen Angeboten der Plattform selbst. Grundgedanke dahinter ist ein ganzheitliches Serviceangebot für Lehrkräfte, welches jederzeit und von überall abrufbar ist, um die Unterrichtsgestaltung – für alle wichtigen Lehrplanthemen sämtlicher Schulfächer - aufzubereiten. Hörbar ist der Podcast auf Plattformen wie Spotify, Apple Podcast und SoundCloud.

Schulsprecher

Bildquelle: Schulsprecher

Die Moderatoren und Lehrer Christoph Herburg und Thomas Brandt geben in ihrem Podcast eine Einsicht über ihren Arbeitsalltag. Sie tauschen sich über Erfahrungen und Erlebnisse in der Schule aus. Die Erkenntnisse, pädagogischen Herausforderungen und Probleme, die in ihrem Unterricht auftreten, thematisieren sie in diesem Format. Beispielsweise die voranschreitende Digitalisierung und die verschiedenen Tools der digitalen Endgeräte, wie diese im Unterricht zum Einsatz kommen. Wie nutze ich ein IPad effektiv im Unterricht? Welche Kompetenzen brauchen Schüler:innen im digitalen Klassenzimmer? Diese und andere praktische und pädagogische Einblicke werden in den einstündigen Folgen diskutiert. Das Format  wird nur auf der Apple Podcast Plattform für das Smartphone angeboten.

Welchen Podcast könnt ihr noch empfehlen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

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Die Folgen globaler Ereignisse, die unsere Lebenswelt nachhaltig verändern, sind naturgemäß auch im Schulunterricht in Deutschland spürbar. Generationsübergreifende Themen wie der Klimawandel, die Globalisierung oder der aktuelle Ukraine-Krieg werfen Fragen für Schüler:innen auf und beschäftigen sie auch im Alltag. Lehrpersonen sind „Fachleute für das Lernen“ (Kultusministerkonferenz) und neben gesetzlichen und formalen Rahmenbedingungen ist auch das Eigenengagement für eine gelingende Demokratiebildung in der Schule ausschlaggebend. Doch der aktuelle Schulunterricht richtet sich überwiegend auf die Vermittlung von Wissen. Klassische Unterrichtsfächer wie Englisch, Mathematik und Deutsch sind notwendige Kompetenzbereiche, um im späteren Berufsfeld vorbereitet zu sein. Die Lehrpläne werden häufig an der Lebenswirklichkeit der Schüler:innen vorbei geplant und höchstens in den  Pausenzeiten oder Fächern wie Ethik, Religion oder Sozialkunde berücksichtigt. 

Aus einer Analyse der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2018 zum Thema Demokratiebildung an Schulen, in denen die Sichtweise von Lehrkräften hierbei untersucht wurde, geht hervor, dass 60 Prozent der Lehrer:innen ihren Schüler:innen demokratische Kompetenzen vermitteln. Bei rund einem Drittel der Lehrkräfte (33,9 Prozent) werden sie in hohem Maße vermittelt. Die Lehrformate, die im Unterricht zur  Demokratiebildung eingesetzt werden, sind in der Relation gering, nur 41,3 Prozent geben an, diese auch einzusetzen. Menschenrechte und moralische Denkweisen sind im Unterricht stark vertreten, laut der Analyse haben das Verstehen ökonomischer Zusammenhänge, das Verstehen von Religionen, Möglichkeiten der politischen Teilhabe, Sexismus sowie Homo- und Transphobie unterdurchschnittliche Werte. Lehrer:innen sind gefordert, diesen Themen im Unterricht einen Raum zu geben und auf Fragen der Schüler:innen einzugehen.

Fragen wie: Warum lerne ich das eigentlich gerade? Brauche ich das für mein späteres Leben? Schüler:innen möchten sich auch mit den Lerninhalten identifizieren können und Zusammenhänge aus ihrem eigenen Leben außerhalb der Schule herstellen. Obwohl Kinder und Jugendliche ihr Schulumfeld gerne mitgestalten, kommen Themen wie Mitsprache oder demokratische Teilhabe zu kurz im Unterricht. Darum geht es nicht zu entscheiden, wo die nächste Klassenfahrt für die Schüler:innen hingeht oder welches Thema die Projektwoche haben soll, sondern um die Verbesserung des Unterrichts oder das Leitbild der Schule.

Dennoch gibt es vielfältige Konzepte, die es Schüler:innen ermöglichen, demokratische Mitsprache, Mitbestimmung und Mitgestaltung in der Schule zu erleben. Demokratieförderung, das bedeutet auch, Einschränkungen sichtbar  zu machen und zu erklären. Denn sowohl Rede- als auch Streitkultur gehören zur Basis jeder demokratischen und vielfältigen Gesellschaft. Argumente glaubwürdig und präzise vermitteln zu können, erscheint dabei genauso wichtig wie das aufmerksame Zuhören und das aufeinander eingehen. Das kann z. B. im Unterricht geschehen, indem man am Anfang des Schuljahres mit den Schüler:innen den Lehrplan bespricht und die dort vorgegebenen Rahmenbedingungen und Lehrziele erklärt.  

Club-of-Rome-Schulen – Weltpolitik als Lehrauftrag?

Nach dem Motto „global denken, lokal handeln" rief im Jahr 2004 die Deutsche Gesellschaft des Club of Rome, gemeinsam mit Schulen aus ganz Deutschland, das Netzwerk der Club-of-Rome-Schulen ins Leben. Die Schüler:innen an Club-of-Rome-Schulen lernen,  grenzübergreifend zu denken, globale Denkweisen einzunehmen und im lokalen Umfeld aktiv anzuwenden. Club-of-Rome-Schulen sind als Denkfabrik gedacht, an denen Schüler ihre Selbstwirksamkeit in großen und kleinen Zusammenhängen entdecken und ihre Potentiale entfalten können. Das Projekt setzt sich mit einem ganzheitlichen Konzept dafür ein, Schüler:innen Themen wie Nachhaltigkeit, Globalität und Gemeinschaft näherzubringen.

Das Engagement und das Potenzial jedes Einzelnen trägt zur Weiterentwicklung des Lehr - Alltags bei. Partizipation, Toleranz, Vielfalt und Respekt sind hierbei eine Grundvoraussetzung, um langfristig eine Vertrauenskultur im Schulalltag zu schaffen. Insgesamt haben sich aktuell 16 Schulen in unterschiedlichen Bundesländern für Club-of-Rome-Schulen qualifiziert oder requalifiziert. Dazu gehört beispielsweise  das Thomas-Strittmatter-Gymnasium St. Georgen, welche das reguläre Schulprogramm mit zusätzlichen Angeboten, wie einem Deutsch-kolumbianischem Theaterprojekt oder dem Reiseprojekt Welt:Klasse ergänzen. In diesem reisen die Schüler:innen vier Wochen in ein ausgewähltes Land wie Südamerika oder Indien und lernen durch einen Perspektivenwechsel unterschiedliche gesellschaftliche Betrachtungswinkel kennen. Die Schüler:innen lernen, Beobachtungen aus ihrer direkten Lebenswelt in globale Zusammenhänge einzuordnen und andersherum die Auswirkungen globaler Entwicklungen auf ihre eigene Umwelt zu übertragen.  Im Lernformat Frei-Day, entwickelt von der Bildungsorganisation Schule im Aufbruch, bietet es Schüler:innen  einen notwendigen Raum zur strukturellen Verankerung des BNE und orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Die Idee dahinter ist, Kindern und Jugendlichen einen Freiraum zu bieten – vier Stunden jede Woche und im Stundenplan verankert, arbeiten die  Schüler:innen an Projekten mit Fragestellungen,  welche  sie selbst bestimmen. Es soll Kinder ermutigen,  selbstbestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen.

Soziale Gemeinschaft – durch Weltpolitik in der Schule?

Die folgenden Beispiele zeigen, wie Beteiligungsprozesse im Lehrbetrieb funktionieren und zur Demokratiebildung beitragen können. In Bayern möchte man unter der Initiative „Werte machen Schule“, Schüler:innen mit einer einwöchigen Weiterbildung zum Wertebotschafter:in den Schulalltag stärker mitgestalten lassen. Zielgruppe hierbei ist die Schülerschaft der achten und neunten Klassenstufe. Die Reichweite der   Projektbeispiele ist enorm und erstreckt sich von Werte-Stunden mit der eigenen Klasse, Werte-Projekttagen oder ganzen Werte-Wochen für die ganze Schule. Das Forschungsinstitut für Betriebliche Bildung (fbb) führt regelmäßig dazu eine externe Evaluation der Pilotphase (2018-2023) durch – zur Verbesserung der Fortbildung und zur Erarbeitung weiterer Handlungszusammenhänge für die schulische Wertearbeit. 

Die deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. setzt sich für das Verstehen internationaler Prozesse und das Lernen in einer interaktiven Schulstunde ein. Das Format  „UN im Klassenzimmer” bietet die Möglichkeit, die Arbeits- und Funktionsweise der Vereinten Nationen kennenzulernen. Die Schüler:innen nehmen die Rolle verschiedener Länder oder Delegierte ein und diskutieren die politische Haltung zu Konflikten. Zudem werden in unterschiedlichen Sitzungen Resolutionen verabschiedet und verhandelt, Anträge gestellt und versucht,  akzeptable Kompromisse zu finden. Grundlegend geht es um das Verstehen und Entwickeln eines kritisch begründeten Sach- und Werturteiles, um auf diese Weise die Fähigkeit der politischen Mündigkeit im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu erlangen.

Das Bundesnetzwerk Europaschule  lehrt beispielsweise zwischen dem eigentlichen Lehrplan Grund- und Menschenrechte der europäischen Wertegemeinschaft und bereitet Schüler:innen  auf das Leben als europäischer Staatsbürger vor. Dazu gehören mehrere Fremdsprachenkompetenzen als auch die Vorbereitung auf Sprachdiplome unter anderem KMK-Fremdsprachenzertifikate im berufsbildenden Bereich. Mittlerweile gibt es mehrere anerkannte Schulen, die die Kriterien einer Europaschule erfüllen. Das Programm Europa macht Schule unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten ist hier zu erwähnen. Dort nehmen Studierende aus aller Welt teil, um zu Botschaftern ihres Landes zu werden. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, der Schulklasse ihr Herkunftsland aus ihrer  persönlichen Perspektive vorzustellen und treten dabei in einen Austausch mit deutschen Schüler:innen verschiedener Klassenstufen. Vorurteile und Stereotypen einer Kultur sollen überwunden und Einstellungen von stereotypischen Zuschreibungen reflektiert werden. Ziel ist die Erarbeitung eines individuellen Projekts mit der Schulklasse, welches einen Umfang von drei bis fünf Unterrichtsstunden umfasst,  zum Abschluss werden die Ergebnisse gemeinsam präsentiert. 

Der Ukraine-Krieg oder auch die Corona Pandemie zeigen, dass Schüler:innen interessiert auf die unterschiedlichen politischen Weltbühnen schauen. Das Portal frieden-fragen.de zum Beispiel verzeichnet einen großen Zuwachs an Fragen zum Thema Krieg. Das Portal bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Fragen zu ihren aktuellen Sorgen zu stellen. Laut der Shell Studie von 2019 ist auch die Zahl der 12-25 Jährigen in Deutschland, die sich für Politik interessieren, weiterhin stabil und liegt bei knapp 41 Prozent. Der Umweltschutz und Klimawandel sind für die jüngere Generation sehr wichtig, 71 Prozent gaben an, Angst vor den Folgen der Umweltverschmutzung zu haben. Die Zufriedenheit der Befragten mit der Demokratie in Deutschland liegt hier bei 77 Prozent, jedoch fühlen sich 71 Prozent der Kinder und jungen Erwachsenen nicht ausreichend an der politischen Entwicklung beteiligt. Schülerinnen und Schüler sind durch die Corona-Pandemie, den Klimawandel und den  Ukraine-Krieg stark belastet. Bei all diesen Themen geht es um ihr zukünftiges Leben, ihre Perspektive. Schüler:innen brauchen in dieser Zeit einen  Raum, um  eigene Visionen eines friedlichen Zusammenlebens zu entwickeln. Deswegen sind Formate und Projekte im Schulalltag wichtig, damit Schüler:innen sich ihrer eigenen Selbstwirksamkeit bewusst werden und umsichtig handeln. Jedoch kann dies kein Unterrichtsfach leisten, diese Grundwerte der Demokratie müssen täglich im Schulalltag gelebt werden.

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München. Wir sind immer noch in einer Pandemie, obwohl die Maßnahmen kaum noch bemerkbar sind. Aus Sicht der Bildung hat sich der Alltag wieder eingestellt: Alle sind zurück in den Schulen. Alle, bis auf bis auf schwangere Lehrerinnen. Doch weshalb ist diese Gruppe noch immer nicht zurück an den Tafeln?

Seit gut zwei Jahren dürfen schwangere Lehrerinnen nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen. Laut RKI ist das Risiko einer Corona-Ansteckung für Schwangere zu hoch. Der Infektionsverlauf sei bei Schwangeren im Vergleich zu Nicht-Schwangeren schwerer, daher sollten diese besonders geschützt werden. Während die Kolleg:innenen und Schüler:innen zurück in die Schule kehrten, blieben schwangere Lehrerinnen ins Home Office verbannt. Klausuren korrigieren und Videokonferenzen abhalten, sind zwar auch so möglich, aber angesichts des Lehrermangels nicht ausreichend. Denn der Lehrermangel ist zu drastisch: Dieses Jahr fehlten 40.000 Lehrkräfte. Deutschlandweit sind 2.800 schwangere Lehrerinnen nicht im vollen Einsatz. Besonders stark betroffen sind Grundschulen. Daher wird seit Juni über ihre Rückkehr zwischen Kultusministerium und Lehrerverbänden diskutiert. Die BLLV- Präsidentin Simone Fleischmann ist der Meinung: “Es wäre fatal, wenn der Personalmangel höher wiegt als der Gesundheitsschutz“.  

Inzwischen lasse das Infektionsgeschehen laut des Ministerrats entsprechende Lockerungen zu. Und auch die Stimmen der schwangeren Lehrerinnen wurden lauter, mit dem Wunsch, wieder in Präsenz unterrichten zu dürfen. Die Allgemeinverfügung ist seit Anfang Oktober aufgehoben. Schulleitungen und schwangere Lehrerinnen hatten gehofft, dass letztere am 4. Oktober wieder zurückkehren dürften. Jedoch erscheinen von Seite des Kultusministeriums 70 Seiten lange Unterlagen, die erklären, wie die Schulleitung die “Gefährdungsbeurteilung” durchführen solle. Die Verantwortung liegt wieder bei den Schulleitungen, die nun “anlassbezogene Gefährdungsbeurteilungen im Laufe der nächsten Zeit durchführen" können. Auch wird kritisiert, dass der akute Lehrermangel Druck auf die Schulleitungen und Lehrkräfte ausübe. Die freiwillige Entscheidung könnte durch diese Krise besonders schwer zu fällen sein.

Unterm Strich liegt die Entscheidung nunmehr tatsächlich bei den schwangeren Lehrkräften, womit sie  wieder mehr Selbstbestimmung erhalten. Zudem könnten die wiederkehrenden Lehrkräfte Unterrichtsausfällen entgegenwirken. Dennoch ist die Kommunikationskultur der Kultusministerien gegenüber den Schulleitungen zu kritisieren. Die umfangreichen bürokratischen Auflagen entlasten die Situation keineswegs.  Bis schwangere Lehrerinnen tatsächlich wieder unterrichten können, wird es wohl noch dauern.

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Das Problem des Lehrermangels ist in Deutschland altbekannt. Lehrer:innen und Schüler:innen leiden seit Jahren darunter und niemand scheint das Problem in den Griff zu bekommen. Lehrermangel heißt aber nicht gleich Lehrermangel, die Situation ist in unterschiedlichen Schulformen und von Bundesland zu Bundesland verschieden. Deshalb schauen wir uns in einer Serie nacheinander die aktuelle Situation in den Bundesländern an. Heute starten wir mit Berlin. 

Warum gibt es einen Lehrermangel?

Die Lage ist nicht überall gleich dramatisch, im Osten Deutschlands ist die Situation zum Beispiel deutlich angespannter als im Westen des Landes. An Gymnasien ist der Lehrermangel oft kaum zu sehen, es herrscht teilweise sogar ein Überangebot an Lehrer:innen und an Grund-und Berufsschulen ist man verzweifelt.

Ein Grund für den aktuellen Lehrermangel ist laut Klaus Klemm, pensionierter Professor für Bildungsforschung und Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, dass die zuständigen Ministerien lange Zeit mit sinkenden Schülerzahlen gerechnet haben und daher die Ausbildungskapazitäten zu stark zurückgefahren hätten. Neben Kindern von Zugewanderten und Geflüchteten ist in den letzten Jahren die Geburtenrate in Deutschland  aber so deutlich gestiegen, dass diese Prognosen nicht mehr stimmen. In Berlin gibt es  dieses Jahr 37.000 Erstklässler, so viele wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.  Dazu kommt, dass sehr viele Lehrer:innen in der Zeit bis in die Achtziger Jahre eingestellt wurden, um die Kinder aus dem “Babyboom” der Nachkriegsjahre zu unterrichten. Diese Lehrkräfte gehen jetzt oder sind bereits alle in Rente. Zudem werden Lehrkräfte regelmäßig freigestellt und können deshalb nicht immer unterrichten. Unter anderem bilden sie als Seminarleiter:innen angehende Lehrer:innen aus, oder besuchen Fort- oder Weiterbildungen. In Berlin werden Lehrkräfte alleine dafür für 7.000 beziehungsweise  4.300 Stunden pro Schuljahr freigestellt. 

Was wird dagegen getan?

Eine Lösung für das Problem des Lehrermangels sind die sogenannten Quereinsteiger. Wer ein Fach-, aber kein Lehramtsstudium abgeschlossen hat, kann in fast allen Bundesländern Zusatzqualifikationen erwerben und dadurch als Quereinsteiger an einer Schule lehren. Ein Beispiel für eine solche Laufbahn wäre ein Absolvent der Archäologie, der nun an einer Schule Geschichte lehrt. Dieses Verfahren ist allerdings nicht unumstritten. 2019 redete der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, im Bezug auf Quereinsteiger und deren fehlende Ausbildung, von einem “Verbrechen an den Kindern”. 

Die Anzahl der Quereinsteiger an Berliner Schulen hat mittlerweile ein gewaltiges Ausmaß erreicht. Zum Beginn des Schuljahres 2018/2019 konnte das Bundesland zwar alle offenen Stellen besetzen, allerdings hatten nur 1047 von 2700 neu eingestellten Lehrer:innen ein abgeschlossenes Lehramtsstudium, das sind lediglich 39 Prozent. 

Auch im Schuljahr 2019/2020 waren fast zwei Drittel der 2734 neu eingestellten Lehrer:innen Quer- oder Seiteneinsteiger. Zu Beginn des Schuljahres 2022/2023 hat sich die Situation noch einmal verschärft, 875 Vollzeitstellen waren an den Berliner Schulen zum Schulstart noch offen, zudem arbeiten etwa ein Drittel der beschäftigten Lehrer:innen nur in Teilzeit. Unter den neu besetzten Lehrer:innen waren 455 Quereinsteiger. 

Infolgedessen wurden in  Willkommensklassen auch Masterstudenten, Pensionäre, einstige Vertretungslehrkräfte und WIllkommenslehrkräfte eingesetzt.

SPD-Bildungsexperte Marcel Hopp forderte bereits Kürzungen bei der Stundentafel, diese legt fest, wie viele Stunden in welchem Fach unterrichtet werden. Schon im Juni forderte der Landeselternausschuss, Stundenpläne einzukürzen und nicht besetzbare Stellen umzuwandeln, damit zum Beispiel auch Theaterpädagogen an einer Schule beschäftigt werden könnten. Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) plant zudem, Lehre:innen gezielter nach Bedarf  zu verteilen. So soll verhindert werden, dass Schulen in manchen Stadtteilen zu viel Personal haben und andere – zum Beispiel in sozialen Brennpunkten – extremen Personalmangel haben.

 

Der Lehrermangel in Berlin ist also ein echtes Problem, das schon seit mehreren Jahren existiert. Unter den Folgen leiden sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen. Aktuelle Lösungsansätze sind Umverteilungen und Kürzungen, zum Beispiel bei der Stundentafel sowie die Wiedereinstellung von Pensionären. Eine wichtige Maßnahme ist zudem die vermehrte Verpflichtung von Quereinsteigern. Eine andere Idee wäre, langfristig mehr Fachkräfte einzustellen, welche die nicht-pädagogische Arbeiten übernehmen. So sollen Lehrkräfte von administrativen Aufgaben entlastet werden. Die meisten solcher Ideen scheinen aber nicht optimal und werden häufig kritisiert. Laut Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, gibt es kurzfristig keine Lösungen, nur Notmaßnahmen. Die Suche nach echten Lösungen für das Problem Lehrermangel geht also weiter. 

Wie nehmt ihr die Situation in Berlin wahr? Welche Lösungsvorschläge habt ihr? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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Berlin. Der diesjährige Bildungstrend des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zieht in der Gesamtheit der Ergebnisse eine ernüchternde Bilanz und sieht weiteren Handlungsbedarf, um Leistungsunterschiede zwischen Schüler:innen der einzelnen Bundesländer anzupassen. Diese Ungleichheit zeigt sich zum Beispiel bei der Kompetenz Lesen im Fach Deutsch. Der Mittelwert für das Schuljahr 2021 liegt hier bei 471 Punkten, 2016 waren es noch 493 von maximal 500 zu erreichenden Punkten. Bremen und Sachsen liegen im Vergleich bei der  Kompetenz Lesen ein Jahr auseinander. Zudem gaben im Fach Deutsch 18 Prozent und im Fach Mathematik  23 Prozent an, eine hohe Ängstlichkeit im Bezug auf die Leistungsanforderungen zu erleben. Der Anteil der Schüler:innen, die den Mindeststandard nicht erreichen, hat in teilweise allen Kompetenzbereichen deutlich zugenommen. 

Der Bildungstrend  sieht  negative Faktoren unter anderem in der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Folgen wie Schulschließungen, Wechselunterricht und Distanzlernen. Die Lernbedingungen, die räumliche und technische Ausstattung der Schüler:innen in dieser Zeit variierten stark und hätten den Lernerfolg sogar negativ beeinträchtigt. Gerade  für Kinder mit Zuwanderungshintergrund der ersten Generation, die selbst im Ausland geboren sind, fallen die Kompetenzeinbußen überwiegend größer aus als bei Kinder ohne Zuwanderungshintergrund. Besonderes Augenmerk gilt für die Sicherung der Mindeststandards und für Schüler:innen, die aus weniger privilegierten Familien kommen und einem höherem Risiko ausgesetzt sind, abgehängt zu werden. 

Die Diversität  und Heterogenität der Schüler:innen in Deutschland  hat sich seit 2016 erheblich verändert. Der Schulunterricht gestaltet sich zunehmend inklusiver, was auch eine Herausforderung für Lehrkräfte darstellt. Der IQB-Bildungstrend sieht unabhängig von den pandemiebedingten Problemen einen negativ Trend in Bezug auf das Erfüllen der Mindestanforderungen, welcher sich schon zwischen 2011 und 2016 entwickelte. Der Bildungstrend kommt zu der Empfehlung, dass Kinder schon in der Kita gezielter durch verbindliche Diagnostik des Sprachstandes und darauf bezogene verbindliche Förderung mit evidenzbasierten Programmen unterstützt werden sollten. Die 16 Bundesländer nutzen dabei fast genauso viele unterschiedliche Diagnostikverfahren. Die bundesweit geltenden Mindeststandards der KMK sollten, laut Empfehlung, genauer ausgearbeitet und ihre Rolle als Grundlage der Qualitätsentwicklung in Schulen deutlich gestärkt werden.

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Weniger Autofahren, um fossile Brennstoffe zu sparen, Reisen am liebsten ohne Flugzeug und nur ganz wenig Fleisch essen – das wachsende Umweltbewusstsein zeigt sich im gesellschaftlichen Verhalten des letzten Jahrzehnts. Ressourcen sparen ist angesagt, auch in Anbetracht des Ukraine-Kriegs, der daraus folgenden Inflation und steigenden Energiepreisen. Die Industrie betreffend sind sich Experten einig: Digitalisierte Unternehmen verbrauchen weniger Ressourcen. Doch wie sieht es im Bildungssektor aus? Sind strombetriebene Endgeräte wirklich ressourcenschonender als Papier? Wie kann Digitalität in Schulen den Verbrauch von Ressourcen senken?

Wann ist Schule digital?

Zunächst: Was ist überhaupt eine digitale Schule? Der Branchenverband Bitkom zeichnet Smart Schools aus. Laut den Unternehmen seien Smart Schools Ökosysteme, bestehend aus einer digitalen Infrastruktur, digital vollumfänglichen pädagogischen Konzept und Lehrerfortbildungen, mit welchen digitale Bildungsinhalte im Praxisbetrieb angewendet werden können.

Das deutsche Schulportal stellt unter der Überschrift “Digitale Schule” die Realschule am Europakanal in Erlangen vor. Digitaler Unterricht und der Gebrauch von Tablets und Smartphones im Unterricht sind hier fester Bestandteil des Unterrichtsalltags. Die Schule hat eine umfängliche WLAN Infrastruktur, Tablets, worauf auch Schulbücher in Form von interaktiven Lernbüchern genutzt werden, Whiteboards statt Tafeln und eine Lernplattform, auf welche die Schüler:innen jederzeit zugreifen können.

Digitalität an Schulen scheint sich also hauptsächlich auf digitalisiertes Lehren und Lernen zu beziehen. Es sollen technische Kompetenzen vermittelt und digitale Medien sowie technische Hilfsmittel im Unterricht verwendet werden. Dazu sind eine zeitgemäße, digitale Infrastruktur und Ausstattung sowie ein leistungsfähiger Breitbandanschluss für den digitalen Unterricht unverzichtbar. 

Welche Ressourcen können durch Digitalität gespart werden? 

Die Ressourcen, die am meisten in der Schule verbraucht werden, sind Energie, also Gas und Strom, Holz (Papier) und nicht zuletzt die Ressource Mensch. Im Durchschnitt verbraucht eine Schule in Deutschland 3,4 Millionen Blätter Papier pro Jahr. Zusätzlich fallen für die Schüler:innen Schulbücher und Hefte an, die im klassischen Unterricht ebenfalls aus Papier und Pappe hergestellt sind. Unter der Ressource Mensch versteht sich die Arbeitszeit und -komfort der Lehrkräfte.

Smarte Energie an Schulen – Zukunftsmusik

Große Gebäude sind sehr ressourcenintensiv – Allein in der EU sind Gebäude bereits für 40 Prozent des Energieverbrauchs sowie für 36 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Bildungseinrichtungen werden in Deutschland hauptsächlich vom Staat finanziert und haben dadurch meist ein enges Budget. Die Gebäude sind häufig älter und zusammengespart, um das Geld für die Lehre sowie zur Besserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zur Verfügung zu haben. Smart Buildings, also hochdigitalisierte Gebäude gibt es kaum unter deutschen Schulen. Sie erreichen Ressourcenschonung durch eigene Energieanlagen, zum Beispiel Photovoltaik, und intelligente Raumbeheizung sowie Beleuchtung. Dadurch wird nur geheizt und beleuchtet, wenn die Räume genutzt werden. Um jedoch dieses Konzept an deutschen Schulen flächendeckend einzusetzen, fehlt schlichtweg das Geld. Ein erster Schritt ist es, Strom und Gas von Herstellern zu beziehen, die erneuerbare Energiequellen nutzen. Die TU Dortmund hat Ende 2020 das Projekt “SENSOr - Smart Energy Smart Schools” ins Leben gerufen. Im Rahmen von Projektwochen werden digital gestützte Daten zum Energieverbrauch gesammelt und ausgewertet. Daraufhin werden mit den Schüler:innen Maßnahmen entwickelt, um Ressourcen zu sparen. Umfassende Veränderungen bzw. Erweiterung der Architektur oder Heiz- und Belüftungsanlagen sind jedoch im Rahmen des Projekts nicht möglich.

Papier vs. Tablet & Co.

Der Papierverbrauch wird durch einen digitalisierten Unterricht am meisten zurückgefahren. Ob Arbeitsblätter, Schulhefte und Schulbücher – alles ist aus Papier beziehungsweise Holz hergestellt. Holz ist eine nachwachsende Ressource, bei dem europäischen Verbrauch kommt jedoch kein Wald hinterher. ­­Daher greifen wir auf Holz aus anderen Ländern zurück und verbrauchen bei der Produktion wiederum andere Ressourcen. Tablets, welche wir hier hauptsächlich zum Vergleich heranziehen, bestehen aus wertvollen, teilweise endlichen Ressourcen wie zum Beispiel Lithium (Akku). Es gibt in der Forschung kein abschließendes Ergebnis, ob und wenn ja, wie viel mehr die Tabletbenutzung im Vergleich zu Papier an Ressourcen spart. Dies liegt daran dass unterschiedliche Tablets auch jeweils unterschiedlich viele Ressourcen gebrauchen und Produktionsfaktoren schwanken können. Nach einem Forschungsprojekt von Armin Mühlematter, in welchem drei Tablets von verschiedenen Herstellern betrachtet wurden, ist eins der drei Tablets ökologischer als Recyclingpapier. Es gibt Kritik, dass der Ressourcenverbrauch der Tablets zu niedrig angesetzt war und keines der drei umweltfreundlicher als Recyclingpapier ist. Der Autor verweist jedoch auf etwas Entscheidendes: das Nutzerverhalten. 

Durch das Wissen und die Umsetzungen eines energieeffizienten Umgangs mit mobilen Geräten kann bis zu 50 Prozent der gebrauchten Energie eingespart werden. Was muss man also beim Kauf und Benutzung von technischen Geräten beachten?

-   Leistung des Geräts an Anspruch anpassen: Mehr Leistung bedeutet einen höheren Energieverbrauch,

-   Stromeffiziente Produkte kaufen (geringer Stromverbrauch teilweise an Labeln erkennbar: Blauer Engel, EU-Energielabel),

-   Akku schonen: Das Gerät am besten zwischen 20 und 80 Prozent Akkustand halten, Ladevorgänge nicht unterbrechen, möglichst nicht über Nacht laden, Ladekabel des Herstellers nutzen, Gerät vor Temperaturextremen schützen,

-   Hersteller unterstützen, die auf Ressourcenverbrauch in der Produktion oder den Lieferketten und der eigenen Stromversorgung achten,

-   Günstig reparierbare Geräte kaufen.

Natürlich muss die Rechnung alle Jahre neu gemacht werden, da die Herstellung technischer Geräte ständig optimiert wird und, in Anbetracht des Trends zu mehr Nachhaltigkeit, Richtung Ressourcensparsamkeit strebt. Generell gilt, je länger das digitale Gerät in Betrieb ist, desto besser die Ressourcenbilanz. Auch wenn durch die im Hintergrund benötigte Infrastruktur aus Rechenzentren und Datenleistungen ständig Energie verbraucht wird, benötigt die Herstellung der meisten Geräte am meisten Ressourcen.

Entlastungspotential für Lehrkräfte – Wenn alle mitmachen

Nicht zuletzt wird durch einen digitalisierten Unterricht auch das Lehrpersonal unterstützt. Die digitalen Hilfsmittel sind, wenn alles richtig läuft, eine Entlastung – sowohl die Vorbereitungszeit, Anstrengung während der Arbeit als auch die totale Arbeitszeit betreffend. Durch die digitale Vernetzung können aufbereitete Lerninhalte einfach mit Kollegen ausgetauscht und auch auf frei verfügbare Lehrinhalte zurückgegriffen werden. Die Aufmerksamkeit der Schüler:innen wird von der Lehrkraft immer wieder auf die mediale Unterstützung gerichtet. Das kann psychischen Stress im Lehrerberuf mindern. Damit durch das Digitalwerden des Unterrichts auch tatsächlich Ressourcen gespart werden, ist es wichtig, dass einheitlich gehandelt wird. Wenn digitale und analoge Lehre nebeneinander laufen und Kollegen die Potenziale nicht ausnutzen, kann es zu einem insgesamt höheren Ressourcenverbrauch kommen.

Versucht eure Schule Ressourcen durch digitale Lösungen zu schonen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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Berlin. Nach ausgiebigen Tests stehen die Gewinner des diesjährigen Kindersoftwarepreises „Tommi“ fest. Die Verleihung fand dieses Jahr zum 21. Mal statt und wurde live im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal KiKa ausgestrahlt. Neben einer Fachjury waren auch 4.170 Kinder und Jugendliche beteiligt, die sämtliche Produkte in Bibliotheken ausgiebig testen konnten.

Den ersten Platz in der beliebten Kategorie Konsolenspiele belegte diesmal das Nintendo-Switch Spiel „Kirby und das vergessene Land“. Das Spiel sei „unfassbar süß und hat gefühlt kein Ende“, lautet das Urteil der Kinderjury, auch die Fachjury attestiert der jüngsten Inkarnation der Klassikerreihe einen hohen Unterhaltungswert. Bei den PC-Spielen konnte der Titel „Zombie Rollerz: Pinall Heroes“ von Daedalic Entertainment abräumen. Das Spiel sei „eine gewagte Genremixtur, die nach kurzer Eingewöhnung richtig viel Spaß macht“, heißt es im Verdikt der Fachjury. „Trotz Zombies wirkt das ganze Game fröhlich und überhaupt nicht gruselig“, urteilt die Kinderjury. Es handle sich um ein sehr schnelles und im positiven Sinne anstrengendes Spiel.

In der Kategorie Apps gelangte “Urban Riders“ von Villa Hirschberg Online auf den ersten Platz. „Urban Riders weckt den Ehrgeiz. Es macht mega Spaß über Wasser zu springen und Pakete einzusammeln. Die Musik hat Power“, so die Kinderjury. Die Fachjury bemerkt über die Software: „Wählt man beim ersten Öffnen der App das Alter unter 12 Jahren aus, werden Stürze weniger dramatisch dargestellt.“

Den Sonderpreis in der Kategorie Kindergarten & Vorschule konnte die Lernumgebung „Edurino“ der Edurino GmbH für sich entscheiden. Die drolligen Tierfigürchen lassen sich zusammen mit einem Tablet verwenden und für eine Vielzahl an Lernanwendungen nutzen. Die Kinder würden „gerne eine Aufgabe wiederholen, da ihnen das Lernen damit großen Spaß macht“, urteilt die Fachjury. Besonders das Reimen sei bei den Testern der Hit gewesen. „Edurino bietet gerade für Vorschulkinder erste Möglichkeiten, sich mit ihrer Sprache auseinanderzusetzen. Sie sind von der guten Verbindung von Spielen und Lernen begeistert“, so das Urteil.

Sieger der Kategorie Bildung war die App “Kunterbunt. Einschreiten für Demokratie” von der niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, bei der Argumente gegen Hass und Diskriminierung vermittelt werden. Den zweiten Platz in dieser Kategorie belegte die App “KlimS21” von Gentle Troll Entertainment, mit welcher das Thema Klimawandel für Kinder und Jugendliche aufbereitet wird.

Schirmherrin des Tommi-Preises ist Bundesfamilienministerin Lisa Paus (B90/Grüne). Herausgegeben wird der Award vom Büro für Kindermedien FEIBEL.DE in Berlin. Feste Partner sind unter anderem der Deutsche Bibliotheksverband, der Sender Deutschlandfunk Kultur und das ZDF.

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Berlin. Anlässlich der EU Code Week haben vom 8. bis 23. Oktober europaweit Veranstaltungen zum Thema Programmieren und digitale Kompetenzen stattgefunden. In Deutschland haben mehrere Städte teilgenommen, die sich mit dem Angebot dabei auch speziell an Lehrkräfte richteten.

Die „European Code Week” wurde 2013 von der damaligen US-Kommissarin für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Neelie Kroes, ins Leben gerufen. Die europaweite Initiative soll dazu motivieren, Workshops rund ums Thema Programmieren anzubieten und dadurch digitale Kompetenzen der Bürger:innen zu fördern. Viele Städte in Deutschland haben mit der Unterstützung von unterschiedlichen Unternehmen und Stiftungen eigene CodeWeeks veranstaltet. Beispielsweise sind in Hamburg Workshops zum Tüfteln, Entdecken und Ausprobieren über die ganze Stadt verteilt. Aber auch andere Städte wie zum Beispiel Berlin, Bremen und Freiburg bieten vielfältige Veranstaltungen zum Thema an.

Das Angebot ist vielfältig und je nach Standort verschieden. So gibt es Workshops, die das technische Know-how verbessern, Veranstaltungen, die Kindern einen spielerischen Einstieg in das Konzept von Programmiersprachen bieten und sogar Veranstaltungen, die Kontakt zu echten Robotern ermöglichen. In der Humboldt-Bibliothek Berlin kann man am 27. Oktober verschiedene Roboter ausprobieren und diese selbst programmieren. Das Angebot richtet sich analle Altersstufen. In Köln wird Wert auf ein multikulturelles Angebot gelegt und zusätzlich Veranstaltungen in anderen Sprachen angeboten. Darunter finden sich hauptsächlich osteuropäische Sprachen wie zum Beispiel bulgarisch und serbisch, aber auch englisch, türkisch und griechisch.

Darüber hinaus haben Workshops stattgefunden, die sich konkret an Lehrkräfte richten, um in Deutschland nachhaltig Coding und technisches Wissen als Unterrichtsthemen zu verankern. In Köln wurde beispielsweise die Veranstaltung „Programmieren für Lehrkräfte“ angeboten. Dazu wurden Lehrer:innen am 7. Oktober 2022 zu einem 90-minütigen Workshop in die eTelekom Räumlichkeiten in Köln eingeladen. Hier konnten Lehrerinnen und Lehrer Programmieren ausprobieren. Der Workshop bietet die nötigen Grundlagen, um das Coden auch langfristig im Unterricht als Thema zu behandeln.

Falls ihr auch daran Interesse habt, Wissen zum Thema Coding und technisches Know-how zu vermitteln, bietet die Code Week frei verfügbare Unterrichtsressourcen.

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Berlin. Der Online-Wettbewerb “Jugend Gründet” feiert 20-jähriges Jubiläum. Passend dazu hat sich im Jubiläumsjahr mit Nini Schmid aus Ulm die 70.000ste Teilnehmerin angemeldet. In den vergangenen 19 Jahren haben 68.835 Teilnehmende bereits 9.897 Businesspläne geschrieben.

Der Wettbewerb “Jugend Gründet” verfolgt das Ziel, jungen Menschen die Themen Gründung, Innovation und deren Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft näherzubringen. Schüler:innen können in die Rollen von Gründerinnen und Gründern schlüpfen. Dafür entwickeln sie online spielerisch und risikolos ein virtuelles Start-up, von der Geschäftsidee bis hin zum unternehmerischen Alltag. 

Der Wettbewerb besteht aus zwei Phasen, der Businessplan- und der Planspiel-Phase.

Im ersten Teil, der Anfang September begonnen hat, geht es um die Entwicklung der Geschäftsidee. Mit Hilfe einer Eingabemaske wird dann ein Businessplan erstellt.  In der zweiten Phase, die von Februar bis Mai 2023 dauert, müssen die Teilnehmer:innen das virtuelle Start-Up durch die Höhen und Tiefen einer Konjunktur führen. Am Ende des Spiels zählen neben dem finanziellen Gewinn auch Nachhaltigkeit und die gesellschaftliche Bedeutung des Unternehmens.

Die besten Teams aus der Businessplan-Phase dürfen ihre Geschäftsideen bei den so genannten „Pitch Events“ präsentieren. Die zehn besten Teams aus der Gesamtwertung der beiden Phasen werden zum Jugend Gründet Bundesfinale eingeladen. Bei der „Zukunftsideenmesse“ versuchen diese dann ein letztes Mal, die Jury von ihrer Geschäftsidee und ihrem Team zu überzeugen. Der Hauptpreis ist eine Reise ins Silicon Valley in den USA, außerdem gibt es viele Sonderpreise zu gewinnen. 

Das nötige Wissen, welches die Teilnehmenden für die zwei Phasen benötigen, finden sie in der  „Business Academy“, mit frei zugänglichen E-Learningmodulen und Selbsttest.

Teilnehmen können Schüler:innen und Auszubildende, entweder als Einzelpersonen oder als Team mit bis zu fünf Mitgliedern. Die Begleitung durch eine Lehrkraft ist von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. 

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Berlin. Künstliche Intelligenz (KI) und Computersprachen, das sind die beiden neuen Angebote des Digitalführerscheins. Das Angebot soll Nutzer:innen dazu befähigen, digitale Kompetenzen zu erwerben, auszubauen und eine entsprechende berufliche Zertifizierung zu erhalten. Laut dem diesjährigen Sicherheitsindex-Bericht der Initiative "Deutschland sicher im Netz" ist der Nachholbedarf bei den Nutzer:innen enorm. So gaben beispielsweise nur knapp 59 Prozent der Befragten an, etwas unter dem Begriff Künstlicher Intelligenz zu verstehen. Das Digitale-Ich sehen viele der Nutzer:innen durch Missbrauch von  persönlichen Daten, Online-Banking oder Online-Shopping bedroht. Ein Drittel ist bei der Nutzung von KI unentschlossen, mögliche Chancen in der KI sehen dagegen 28,5 Prozent der Verbraucher:innen und 28,6 Prozent gaben laut der Studie an, dass die möglichen Gefahren überwiegen. Nach Dr. Robert Reinermann, Vorstandsmitglied bei DsiN, würden die Anwendungsfälle im Alltag zunehmen, daher sei es wichtig, dass die  Nutzer:innen die Technologie besser verstehen und bewerten können. Die neuen Fokusmodule sollen hierbei einen grundlegenden Umgang mit dem Thema KI und Computersprache vermitteln.

Anwendungsbezogene Dienste und die dazugehörige Software  bestehen letztlich  nur aus Daten und Programme der Computersprache, laut Roman Lehnhof, Leiter der didaktischen Redaktion des Digital Führerscheins. Das angebotene Fokusmodul des DiFü Computersprachen vermittelt Einblicke und Grundkenntnisse, wie Software überhaupt entsteht. Die DiFü-Zertifikate sollen dabei die Bewerber:innen in ihrer beruflichen Weiterentwicklung in unterschiedlichen Brachen unterstützen und die digitalen Kompetenzen fördern. 

Der DiFü ist in ein in jedem Bundesland anerkanntes Weiterbildungs- und Zertifizierungsangebot. Es soll Nutzer:innen im privaten und beruflichen Rahmen digitale Handlungskompetenzen vermitteln. Vorgestellt wurde das erneuerte Angebot im Rahmen der “European Media Literacy Week”, die vom 24. bis 28. Oktober stattfindet. 

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München. Das 2021 gegründete EdTech-Startup Edurino startet im Oktober mit dem Verkauf seiner Produkte im Einzelhandel. Edurino betreibt seit einiger Zeit eine gleichnamige hybride Lern-App (Android/iOS). Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt,  digitales und analoges Lernen spielerisch miteinander zu verbinden. Die Mission der beiden Gründerinnen Irene Klemm und Franziska Meyer ist es, Kindern vom Kindergarten bis zur Grundschule, Medienkompetenz sowie die wichtigsten Fähigkeiten, die sie für die digitale Welt von morgen benötigen. Durch eine Kombination aus auditiven, visuellen und motorischen Lernerlebnissen wollen sie diese  vermitteln.

Die App wird bereits von über 60 Kindergärten im Vorschulunterricht genutzt. Entwickelt wurde sie unter anderem mit der Hilfe von Pädagogin:innen, Ergotherapeut:innen und Erzieher:innen. Das Konzept konnte schon einige Erfolge verzeichnen, so wurde Edurino bei dem deutschen Kindersoftwarepreis 2022 in den Kategorien “Bildung”, “elektronisches Spielzeug” und “Sonderpreis Kindergarten & Vorschule” nominiert. Diese Idee wurde nun weiterentwickelt und kommt in Form von einem Produkt, bestehend aus einer Kombination aus der App, haptischen Spielfiguren und einem Eingabestift, in die Läden. Die drei in dem Spiel enthaltenen, genderneutralen Figuren stehen dabei jeweils für eine der drei Lernwelten mit denen die Kinder sich beschäftigen sollen, “Erstes Lesen & Schreiben”, “Zahlen & Mengen” und “Erstes Englisch”. Bis Ende nächsten Jahres sollen bis zu zehn weitere Figuren mit Lerninhalten für den Vorschulbereich entwickelt werden, unter anderem für “Logisches Denken und Coding”, “Kreativität und Malen” sowie “Unsere Natur”.

Kinder von vier bis acht Jahren sollen so das Konzept des digitalen Lernens verstehen und für sich nutzen können. 

Seit dem ersten Oktober sind die Produkte von Edurino in 84 Müller- und ab dem 15. Oktober auch in 51 Thalia-Filialen in Deutschland und Österreich erhältlich.

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Immer mehr Lehrkräfte müssen Beleidigungen, Bloßstellungen im Internet und sogar körperliche Angriffe erfahren. Das zeigt eine Studie, die vom Verband Bildung und Erziehung (VBW) initiiert wurde. Dem Thema wird wenig Beachtung geschenkt, da Mobbing in unserer Gesellschaft häufig ausschließlich als Problem von Kindern und Jugendlichen wahrgenommen wird. Jedoch sind insbesondere Lehrkräfte durch ihre Arbeit mit jungen Menschen in einem besonders sensiblen  Berufsfeld betroffen. 

Ab wann spricht man von Mobbing?

Kleine Sticheleien oder vereinzelte Beleidigungen sind ärgerlich, gelten aber noch nicht als Mobbing. Der Begriff ist klar definiert und wurde vor allem von Heinz Leymann geprägt: Mobbing ist eine konfliktbelastete Kommunikation und beruht auf einem Machtgefälle. Es passiert regelmäßig, mindestens einmal pro Woche und bestimmt maßgeblich die Beziehung der beiden Parteien. Auch wenn Mobbing häufig von mehreren Tätern ausgeübt wird, gibt es meist nur ein Opfer, auf das sich die verbalen oder digitalen Angriffe konzentrieren. Beim Stichwort digital kommen wir nicht um den Begriff Cybermobbing herum. Besonders in der heutigen Zeit, wo soziale Netzwerke eine prägende Komponente des Alltags der Schüler:innen sind, wird Mobbing ins Internet verlagert. Hier ist die Täterverfolgung häufig schwer und die Folgen besonders weitreichend. Bilder und Beiträge können zwar gemeldet und daraufhin gelöscht werden, waren jedoch zu der Zeit meist lang genug online, um verbreitet oder gedownloadet zu werden. Ob digital oder verbal, Mobbing ist für die Betroffenen eine große Belastung, die in Extremfällen bis zum Suizid führen kann.

Von welcher Seite kann Mobbing Lehrkräfte treffen?

Wenn Schüler:innen zu Täter:innen werden

Mobbing von Schüler:innen ist schwierig auszuweichen und zu begegnen. Vor allem im letzten Jahrzehnt nutzen Schüler und Schülerinnen immer häufiger das Internet, um Lehrer:innen zu degradieren – Cybermobbing. Es gibt jedoch laut der Studie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) auch einen Anstieg körperlicher Angriffe seitens der Schüler:innen, vor allem in Grundschulen. Häufig verlieren Lehrkräfte irgendwann die Geduld und es kommt auch von ihrer Seite zu Beleidigungen und manchmal sogar gewalttätigem Handeln. Um es nicht so weit kommen zu lassen, müssen Lehrkräfte ernst genommen werden. Probleme solcher Art werden häufig verdrängt oder für unwichtig gehalten. Manchmal aus einem Unverständnis heraus oder auch aus Angst vor der Reaktion der Eltern, welche nicht selten Mobbingattacken ihrer Lieblinge eher verteidigen als dagegen vorzugehen. Wenn es zu Mobbingattacken von Schüler:innen kommt, sollte zunächst das Gespräch gesucht werden, eventuell im Beisein von Kollegen oder der Schulleitung. Es kann helfen, eine Lehrkraft zu dem Gespräch einzuladen, welche von dem Schüler oder der Schülerin respektiert und hoch geschätzt wird. Bei extremen Fällen, zum Beispiel, wenn körperliche Gewalt eingesetzt wird, sollte der oder die Betroffene nicht davor zurückschrecken, Anzeige zu erstatten. Um Mobbing von Schüler:innen, ob untereinander oder gegen Lehrkräfte, vorzubeugen, sollten regelmäßig Unterrichtsstunden zur Mobbing- und Cybermobbingprävention in allen Klassen durchgeführt werden. Niederländische Schulen sind schon seit 2016 dazu verpflichtet, Schulkinder zu dem Thema aufzuklären. Mit Erfolg – die Zahl der von Mobbing betroffenen Schüler:innen ist seitdem von 25 auf 15 Prozent gesunken.

Mobbing im Lehrerzimmer 

Angesichts des zunehmenden Lehrkräftemangels und diversen Krisen, die Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen stellen, wächst auch der Stress im Lehrerzimmer. Stress ist ein Faktor, der Mobbing begünstigen kann. Es gibt jedoch viele Gründe, warum Kollegen anfangen zu mobben. Beispielsweise sind manche Lehrkräfte nicht davon begeistert, wenn junge ambitionierte Lehrer und Lehrerinnen Veränderungen anstoßen wollen und im schlimmsten Fall von den anderen Lehrkräften zusätzlichen Einsatz fordern. Oder in einer bereits angespannten Lehrsituation fällt ein Kollege ständig krankheitsbedingt aus und andere Lehrkräfte müssen sein Fehlen ausgleichen – da kommt Frust auf, der sich im schlimmsten Fall als Mobbing manifestiert. Doch was tun, wenn im Lehrerzimmer gemobbt wird? 

Wenn ihr nicht die betroffene Person seid und Mobbing im Lehrerzimmer mitbekommt, sprecht den Mobber direkt an. Macht die Person auf ihr Verhalten und dessen Folgen aufmerksam. Falls es sich nicht auf diesem Weg klären lässt, ermutigt die betroffene Person – vielleicht auch mit eurer Unterstützung – das Gespräch mit der Schulleitung zu suchen.

Wenn ihr betroffen seid: Sprecht zunächst mit einem Kollegen des Vertrauens und lasst die Situation prüfen. Ist das wirklich Mobbing oder hatte der Kollege nur mal einen schlechten Tag? Wenn eure Wahrnehmung bestätigt wurde, solltet ihr die Situationen, in denen ihr gemobbt werdet, genau dokumentieren. Daraufhin könnt ihr entscheiden, ob ihr eine offizielle Beschwerde einlegen wollt. Das geht zum Beispiel beim Lehrerrat, der Schulleitung oder auch der Bezirksregierung. Häufig kann jedoch schon ein Gespräch aller Parteien mit der Schulleitung helfen.

 

Wenn die Schulleitung mobbt, liegt eine besondere Form des Mobbings durch Kollegen bzw. Vorgesetzte vor. Hierbei solltet ihr ebenfalls die oben geschilderten Schritte beachten. Also die eigene Wahrnehmung bestätigen lassen, dokumentieren und dann direkt, wenn möglich, den Lehrerrat eures Bundeslandes oder die Bezirksregierung informieren.

Mobbing durch Eltern 

Eine weniger häufige Form ist das Mobbing gegen Lehrkräften ausgehend von Eltern. Durch den unregelmäßigen Kontakt zwischen Lehrkraft und Eltern kommt das aber eher selten vor. Wenn ihr trotzdem betroffen seid, informiert die Schulleitung zeitnah. Sie kann dann Vorwürfe von den Eltern direkt richtig einordnen und hinterfragen. Häufig steht Angst um das eigene Kind hinter Mobbingattacken von Eltern. Solltet ihr von dieser Motivation ausgehen, kann ein persönliches klärendes Gespräch hilfreich sein. Wenn ihr euch von Elterngruppen gemobbt fühlt, kann es helfen, am Elternabend Kollegen zur Rückendeckung dabei zu haben. Dadurch könnt ihr eine ausgeglichene Gesprächssituation herstellen. 

Habt ihr schon mal Erfahrungen mit Mobbing machen müssen oder Kollegen darunter leiden sehen? Schreibt es in die Kommentare!

Mentale Gesundheit
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Erste Hilfe und Wundversorgung – jeder hat bestimmt schon einmal davon gehört, egal ob durch die Arbeit, den Freundeskreis oder die eigene Familie. Verletzung, Vergiftungen, Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Probleme, Notfälle erfordern ein schnelles Eingreifen. Bei einem möglichen Ernstfall oder einem körperlichen Leiden, wie beispielsweise bei einem Herzinfarkt, sollte man vorbereitet sein und wissen, was zu tun ist. Gerade Erste-Hilfe-Maßnahmen sind von enormer Bedeutung und können nachweislich bis zum Eintreffen des Notdienstes Menschenleben retten und langfristige körperliche Schäden verhindern. Doch wie sieht es bei psychischen Notfällen aus? Angehörige, Freunde oder Kollegen bemerken zwar oft, wenn etwas nicht stimmt, und wollen gerne helfen – aber wie?

Seelische Notlagen erkennen

 

Betroffenen fällt es oft schwer, ihre tiefen seelischen Probleme mitzuteilen, sie haben Angst, verurteilt oder ausgegrenzt zu werden. Sie bleiben mit ihren Gedanken und Gefühlen alleine zurück oder erkennen ihre seelische Notlage zu spät. Dass dabei Zeit ein entscheidender Faktor sein kann, um eine psychische Notlage zu erkennen, wissen viele nicht bei einer Depression im Frühstadium beispielsweis. Laut dem Klassifizierungssystem ICD-10 sind erste Anzeichen einer beginnenden Depression: beinahe ununterbrochene depressive Stimmung in starkem Ausmaß, die nicht von außen beeinflussbar ist und mindestens zwei Wochen anhält, Verlust von Freude und Interessen, Antriebslosigkeit oder Müdigkeit. Schon bei Verdacht einer Depression wird empfohlen, Kontakt zu einem Arzt aufzunehmen.

Doch die Warnsignale und die seelische Stimmung Betroffener richtig zu erkennen, kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Durchschnitt vergehen elf Monate, bevor Betroffene professionelle  Hilfe in Anspruch nehmen. Die Lebensqualität wird in dieser Zeit erheblich eingeschränkt, je früher eine seelische Notlage erkannt wird, desto besser kann sie behandelt und der Leidensweg verkürzt werden. Häufig nehmen Erkrankte nicht an, an einer psychischen, sondern an einem körperlichen Leiden erkrankt zu sein, durch Scham und Angst vor Diskrimminirung nehmen Betroffene Hilfsangebote nicht in Anspruch.

Jede vierte Person erkrankt im Jahr an einer psychischen Störung, das bedeutet, dass auch die Zahlen psychischer Krankheiten in Zukunft zunehmen und auf breitere gesellschaftliche Relevanz treffen. Eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2014 ergab, dass im bundesweiten Durchschnitt 27,7 Prozent der Männer und Frauen in Deutschland unter psychischen Störungen wie Depressionen, Psychosen, Panikattacken und Angstzuständen litten. Nur ein Viertel der Betroffenen gab an, sich aktuell in professioneller, klinischer Behandlung zu befinden. Aus einem Face-to-Face Interview aus dem Jahr 2011, welches sich der Einstellung von Betroffenen zur Behandlung von Alkoholismus, Schizophrenie und Depressionen beschäftigte, geht hervor, dass die Behandlungsempfehlung von 1990 bis 2011 in der Gruppe der Personen die an einer Depression litten, auf bis 14 Prozent angestiegen war. Psychische Krankheiten waren vor einigen Jahren gesellschaftlich deutlich weniger akzeptiert als heute, Gründe dafür sind eine mittlerweile breitere gesellschaftliche Aufklärung über psychische Erkrankungen und Anti-Stigma-Kampagnen.

MHFA – Notfallseelsorge für alle?

Die sogenannte Mental Health First Aid, kurz MHFA-Initiative, ermöglicht es Personen, psychische Notfallsituationen einzuschätzen und Betroffenen beizustehen, Hilfe zu leisten und den Weg in eine professionelle psychische Beratung zu ebnen. Hinter der Initiative in Deutschland steht das Zentralinstitut für seelische Gesundheit im Verbund mit der Beisheim Stiftung, beide Institutionen setzen sich seit 2020 dafür ein, dass jede:er in einem seelischen Notfall Erste Hilfe leisten kann. Die Wirksamkeit der Kurse ist wissenschaftlich durch mehrere Studien und Pilotprojekte durch die MHFA-Australien evaluiert und von der Behörde SMASHA des US-Gesundheitsministeriums in das National Registry of Evidence-based-Programs and Practices, kurz NREPP aufgenommen. Das US-amerikanische Programm klassifiziert und bewertet die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen gegen Drogenmissbrauch und psychische Erkrankungen. 

Die offizielle deutsche Webseite der MHFA-Initiative bietet ergänzend zu den Kursen verschiedene Richtlinien zu den einzelnen Bereichen von psychischen Erkrankungen und Problemen auch online und kostenlos zum Herunterladen an. Darunter finden sich verschiedene Themen wie der Umgang mit Panikattacken, traumatischen Ereignissen oder psychischen Problemen am Arbeitsplatz. Diese Richtlinien bieten eine Art  Handlungsempfehlung, um in einer psychischen Notlage angemessen mit den Betroffenen umgehen zu können. Darin enthalten sind beispielsweise auch sogenannte Dos and Don‘ts für eine konfliktfreie Kommunikation. 

Wie sinnvoll sind seelische Notfallkurse für den Lehrbetrieb an Schulen?

Die Arbeit für Lehrer ist in den letzten Jahren immer multiprofessioneller geworden, Themenschwerpunkte wie Inklusion, Digitalisierung, Lehrermangel und Kürzungen des Fachunterrichts stellen große Herausforderungen für die Institution Schule und ihre Mitarbeitenden dar. Darüber hinaus wird das Defizit von Lehrkräften bis 2030 laut KMK-Prognosen nur für die Sekundarstufe I  circa 2.180 Lehrkräfte betragen. Bundesweit werden bis 2035 noch 23.800 Lehrkräfte fehlen. Daraus lässt sich ableiten, dass bestimmte Unterrichtsfächer und strukturelle Probleme an Schulen priorisiert werden. Lehrer:innen werden hierbei den klassischen Beruf einer vollwertigen psychologischen Fachkraft nicht ersetzen können. 

Der Schulalltag von Lehrer:innen setzt sich nicht nur mit der eigentlichen Lehrtätigkeit auseinander, sondern auch mit dem Trösten, Schlichten, Vermitteln oder Zuhören, zwischenmenschlichen Beziehungen.  Die Sensibilisierung von Lehrkräften zu Themen wie Mobbing, Angstzuständen aber auch Suizidgedanken oder Depressionen kann nachhaltig helfen, den Lehralltag für Schüler:innen und Lehrer:innen  gleichermaßen angenehmer zu gestalten. Gerade Kinder und Jugendliche zählen zu den vulnerablen Gruppen – Sie besitzen keine Vorerfahrungen mit bestimmten Situationen, wie die Corona-Pandemie gezeigt hat. 

Laut einer Langzeituntersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf gaben 87 Prozent der 7-17 Jährigen an, sich in den Jahren 2020 bis 2021 psychisch belastet zu fühlen. Genannte Belastungen waren Angstzustände, depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden. Zu einer Studie der Bertelsmann Stiftung hat der Forschungsverbund der Universität Frankfurt und Hildesheim Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren zu ihren Sorgen und Bedürfnissen befragt. Viele der Befragten gaben an, sich durch die Corona-Pandemie übergangen zu fühlen, dazu forderten sie unter anderem mehr Mitgestaltung ihrer eigenen Zukunft. Die Angst vor finanziellen Problemen, Zukunftsängsten, Einsamkeit oder psychischen Belastungen waren in der Studie als „besonders ausgeprägt“ genannt worden. 

Schulpsychologen verfügen bereits über diese Kompetenzen, um genau diesen Problemen entgegenzuwirken, jedoch sind auch hier massive personelle Fehlentwicklungen zu verzeichnen. Auf einen einzigen Schulpsychologen in Niedersachsen kommen laut einer Studie der Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen von 2018 etwa 15.000 Schüler:innen und 1.000 Lehrer:innen. Diese enormen Zahlen zeigen, dass eine langfristige und intensive Begleitung bei psychischen Sorgen oder Problemen personell nicht stattfinden kann. Bei akuten Problemen wie Suizidandrohungen, Verhaltensauffälligkeiten heißt es dann, Geduld zu haben, Geduld, die in Problemsituationen fehlt, da sie einen schnellen, präventiven Lösungsansatz bedarf. 

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen lassen sich teilweise schlechter identifizieren, da viele der Symptome als "frühreif'' oder als Teil der "Pubertät" interpretiert werden. Die deutsche Depressionshilfe schätzt, dass drei Prozent, also ein:e Schüler:in pro Schulklasse an Depressionen erkranken, umso mehr wäre es wünschenswert, Frühwarnsignale bei Schüler:innen zu erkennen und vorbeugend zu handeln. Durch das Projekt des Diskussionsforums Depression e. V. und der deutschen Depressionshilfe ist Fideo entstanden, hier können Betroffene als auch Angehörige Informationen und Hilfe zum Thema Depression erhalten. Das Projekt legt dabei den Schwerpunkt auf Information und Selbsthilfe als ergänzende Hilfestellung. Ein weiteres Angebot ist das  Cathy-Hummels-Programm, dieses soll Jugendliche über Depression und psychische Erkrankungen aufklären und Barrieren und Vorurteile abbauen. Die Stiftung der deutschen Depressionshilfe plant dabei zukünftig Online-Fortbildungen, Erste-Hilfe-Kurse für die Psyche und Video-Tutorials für Lehrer:innen und  Schüler:innen zum Thema Depression und mentale Gesundheit.

Die Beziehungsebene zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen kann hier  genutzt werden, da ein Pädagoge, wie ein oder eine (Klassen)Lehrer:in, vor Ort die Klassenstruktur besser kennt als ein Schulpsychologe oder Vertrauenslehrer:innen. Lehrer:innen könnten hier für den seelischen Notfall die Schere zwischen Konflikten und Problemen schließen. Schließlich teilen sich Schüler:innen und Lehrer:innen täglich einen Unterrichtsraum, sie begegnen sich unausweichlich in ihrer parallelen Lebenswelt. Durch ähnliche Angebote wie die der MHFA-Initiative oder der deutschen Depressionenhilfe könnten präventive Leitsymptome wie Sorgen, Ängste oder Probleme bestenfalls schnellstmöglich erkannt werden. Dabei geht es nicht darum, personelle Verantwortung auf Lehrer:innen abzuwälzen, ein offener und wertfreier Umgang im Klassenzimmer kann bereits helfen, Gesprächsangebote und weiterführende Hilfen mit Schüler:innen zu vereinbaren. Langfristig muss aber auf politischer Ebene diskutiert werden, neue Stellen für Fachkräfte wie  Schulpsychologen und Sozialarbeiter zu schaffen.

Was haltet ihr von Projekten wie der MHFA-Initiative für Lehrer:innen?  Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

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Heutzutage gibt es im Internet unzählige Online-Tools, die Lehrkräften das Leben erleichtern sollen. Eines dieser Tools, den Notenschlüsselrechner von Lehrerfreund, gibt es im Internet schon seit zwölf Jahren und seit September jetzt auch als App (Android/iOS). Anlässlich der jüngsten Veröffentlichung haben wir uns die App einmal genauer angeschaut.

Was kann die App?

In der App Notenschlüsselrechner gibt es verschiedene Funktionen. Zum einen gibt es den Standard-Notenschlüsselrechner, den Notenschlüsselrechner nach dem Standard der Industrie- und Handelskammer (IHK), den Fehler-Noten-Rechner und zum anderen, den KMK-Vorgaben entsprechenden, Abitur-Notenschlüssel.

Der Standard- Notenschlüsselrechner funktioniert mit unterschiedlichen Notenskalen. Das heißt, man kann ihn mit dem System der deutschen Grundschulen und Mittelstufen (Noten 1-6), nutzen, aber auch mit der Skala der Oberstufe (1-15 Punkte). Die Systeme anderer Länder, zum Beispiel von Österreich oder der Schweiz, können übernommen werden. Nach der Einstellung des Notensystems und der maximal zu erreichenden Punktzahl, gibt der User ein, ob nur ganze oder auch halbe Punkte gezählt werden sollen. Als letztes stellt man noch ein, wie die Noten vergeben werden. Dabei kann man  von ganzen Noten (1, 2, 3), über halbe Noten (1.0, 1.5, 2), Drittelnoten (1.00, 1.33, 1,66), Viertelnoten (1.00, 1.25, 1.50) bis hin zu  Zehntelnoten (1.0, 1.1, 1.2) alles angeben.

 

Bei dem Fehler-Noten-Rechner kann man einstellen, ab welcher Fehleranzahl die beste beziehungsweise die schlechteste Note vergeben wird. Die App zeigt dann an, bei wie vielen Fehlern der Schüler oder die Schülerin welche Note bekommt. Der Abiturnoten-Rechner hält sich streng an die entsprechenden Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK). Dieser Notenschlüssel ist sehr strikt und wird seit dem Abiturjahrgang 2021 in fast allen Bundesländern verwendet. Berechnete Notenschlüssel können in der App archiviert werden, anschließend kann man jederzeit darauf zugreifen, zum Beispiel bei Nachfragen von Schüler:innen oder Eltern. Man kann sich die App kostenlos herunterladen, hat allerdings nur zehn Berechnungen frei. Für 50 Cent beziehungsweise 42 Cent pro Monat kann man sich die Pro-Version für sechs- beziehungsweise zwölf Monate bestellen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die App fast alles kann, was die Internetseite auch leistet. Einzig der Notenschlüsselrechner mit Knick, einer verschiebbaren Bestehensgrenze, ist nur auf der Webseite zu finden.  Die Handhabung der App ist sehr einfach und alles wird genau erklärt. Im stressigen Lehreralltag  kann mit dieser App wertvolle Zeit gespart werden. Da die App aber nur zehn kostenlose Notenschlüssel-Berechnungen hat, muss man für eine langfristige Nutzung bereit sein, Geld zu bezahlen. Für eine schulweite Anschaffung gibt es zudem eine extra Version, so dass die App auf den Geräten aller Lehrer:innen funktioniert. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit solchen Apps gemacht und/oder möchtet euch die App holen? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Anlässlich dieses Tages wirft “Lehrer News” einen Blick  auf die Ernährungssituation an deutschen Schulen. Der Ruf der Schul-Mensen in Deutschland ist schlecht. In der Vorstellung vieler handelt es sich bei dem Essen um ungesundes, schlecht schmeckendes Fastfood. Aber stimmt das?

Kaum Standards vom Gesetzgeber 

Zunächst einmal der Blick aufs Gesetz: Wie ist die Essensversorgung Schulen in Deutschland überhaupt geregelt? Vorweg: Man findet hier nicht viele Normen. Zwar sind Ganztagsschulen dazu verpflichtet, den Schülerinnen und Schülern ein Mittagessen anzubieten, aber wie das auszusehen hat, ist von Bundesland zu Bundesland, sogar von Schule zu Schule unterschiedlich. Bundesweit ist es nicht einmal die Pflicht, ein warmes Essen anzubieten. Grundsätzlich ist klar, wie der Speiseplan in Schulen optimalerweise auszusehen hat. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Standards für gutes Schulessen erarbeitet. Demnach sollte es täglich Gemüse und Getreideprodukte zur Auswahl geben, davon zweimal pro Woche Rohkost und mindestens einmal ein Vollkornprodukt. Fleisch oder Wurst sollte es genau wie Fisch nur einmal die Woche geben. Verbindlich vorgeschrieben werden diese Qualitätsstandards aber nur in Berlin, Bremen, Hamburg, dem Saarland und Thüringen. Und auch dort gelten diese Vorschriften nicht für alle Jahrgangsstufen. 

Schulessen: Unbeliebt und ungesund

Der Druck zu handeln ist da, schon vor der Coronapandemie war jeder fünfte Jugendliche in Deutschland zu dick. Durch die eingeschränkten Möglichkeiten Sport zu treiben, ist die Situation mit der Pandemie noch ernster geworden. Seit Jahren fordert  die Deutsche Adipositas-Gesellschaft deshalb verbindliche Qualitätsstandards in Schulen. Laut Martin Rücker, Vorstand der Verbraucherorganisation Foodwatch, steht auf den Speiseplänen in Schulen zu viel Fleisch und Süßes, dafür zu wenig Gemüse. Er verlangt, dass der Staat strengere Regeln für das Schulessen durchsetzt, zudem brauche es Anreize, um gesunde Lebensmittel günstiger und Rezepturen ausgewogener zu machen. Für den relativ niedrigen Preis, den Schulessen oft hat, ist es momentan schwer, ein ausgewogenes und frisches Angebot bereitzustellen. Zudem werden die Preise mit dem Anfang dieses Schuljahres an vielen Schulen noch einmal erhöht. Die Gründe dafür sind die Inflation, der Energiepreisanstieg und die Erhöhung des Mindestlohns.  

Im Mai 2015 veröffentlichte Ulrike Arens-Azevedo, damals Ernährungswissenschaftlerin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), die bislang größte bundesweite Erhebung zur Qualität der Schulverpflegung. Dabei wurde herausgefunden, dass ein großer Teil der Schüler:innen, 50 Prozent in der Primarstufe und 70 Prozent in der Sekundarstufe, das Essensangebot in ihrer Schule gar nicht nutzen. Ein Grund dafür ist die Qualität. In der Primarstufe bewerteten 33,7 Prozent das Angebot in ihrer Schule mit "geht so", 13 Prozent fanden es "schlecht" oder "sehr schlecht". In der Sekundarstufe bewerteten sogar 39,4 Prozent der Schüler:innen das Schulessen mit "geht so", 14,3 Prozent bezeichneten das Essen als "schlecht" bis "sehr schlecht". Zudem wird den Schüler:innen oft keine Auswahlmöglichkeit gegeben, bei 750 analysierten Speiseplänen wurde bei nur 50 Prozent der Grundschulen mehr als ein Menü angeboten. 

Die Situation  des Schulessens in Deutschland bleibt kompliziert. Durch die steigenden Preise werden es sich viele Familien nicht mehr leisten können, ihre Kinder in die Schulmensa zu schicken, dabei wäre gerade dort ein ausgewogenes und erschwingliches Angebot sinnvoll. Die Essensversorger wiederum müssten noch mehr Geld ausgeben, wenn der Speiseplan gesünder und frischer werden soll. Auch die geforderte Einmischung der Politik ist nicht ganz einfach, denn aktuell wird die Schulverpflegung von verschiedenen Ministerien organisiert, dem für Ernährung, dem Kultusministerium und dem Bauministerium, das zum Beispiel für den Bau der Mensen verantwortlich ist. 

Wie ist eure Erfahrung mit Mensaessen in den Schulen? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

Mentale Gesundheit
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Psychische Erkrankungen sind ein großes Thema in der modernen Gesellschaft. Technische Helferlein machen das Leben leichter – die voranschreitende Digitalisierung sorgt jedoch auch für erhöhte Einsamkeit in der Bevölkerung und für eine harte Probe des Selbstbewusstseins, gerade für junge Menschen durch die sozialen Medien. Die Grundlage, um sich im Leben mental gesund zu fühlen, wird schon im Kindesalter geschaffen. Auch wenn die Schule und Lehrkräfte frühe Belastungen der Schüler:innen, zum Beispiel im Familienumfeld, kaum verhindern können, können sie ihnen dennoch Werkzeug mit auf den Weg geben: Die Fähigkeit, mentale Herausforderungen besser meistern zu können und zu verkraften. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten, Lehrer-News stellt euch Wege vor, um eure Schüler:innen über mentale Gesundheit aufzuklären und für die Bewältigung kommender Belastungen fähig zu machen.

Mentale Gesundheit verpackt als Unterrichtsfach 

Es gibt die Möglichkeit, die mentale Gesundheit als Unterrichtsfach in die Schule zu integrieren. Das kann in verschiedenen Formen erfolgen. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, setzte sich 2017 für ein Unterrichtsfach „Gesundheit“ ein, welches sowohl die körperliche als auch seelische Gesundheit behandeln soll. Die Schüler:innen würden so an das Thema Gesundheit herangeführt werden und durch das Verständnis von körperlichen sowie psychischen Prozessen, später das Werkzeug zu einem gesunden Leben haben. Das Fach wäre schon in der Ausbildung von Pädagogen verankert. Bis jetzt wurde es jedoch nicht in den Lehrplan in Niedersachsen aufgegriffen. Es gibt aber auch kleiner angesiedelte Aktionen zur mentalen Unterstützung der Schüler und Schülerinnen.  Zum Beispiel bringt die Käthe-Kollwitz-Schule in Aachen Resilienz als Schulfach an den Start. Neben theoretischem Wissen zur Stressbewältigung bietet das Fach auch Yoga- und Meditationseinheiten. Wenn eine Schule die mentale Gesundheit über ein Unterrichtsfach thematisieren möchte, ist es wichtig Fächer auszuschließen, wo ausschließlich oder mehrheitlich medizinische Aspekte gelehrt werden, wie zum Beispiel im Fach Psychologie.

Die Trägerschaft der Kampagne „Wie geht’s dir?“ hat in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Luzern Unterrichtsmaterialien in sechs Modulen zum Thema mentale Gesundheit zusammengefasst. Es wird zwischen Materialien für die Sekundarstufe eins und für die Sekundarstufe zwei unterschieden.

Aktionstage

Neben der Idee, psychische Gesundheit als Unterrichtsfach zu etablieren, gibt es verschiedene Organisationen, die Aktionstage zu dem Thema in Schulen veranstalten. Der Verein Irrsinnig menschlich ist beispielsweise in zwölf  Bundesländern aktiv und organisiert den „Verrückt? Na und!“-Schultag. Hier wird nah am Alltag der Schüler:innen über mentale Gesundheit aufgeklärt und versucht, Vorurteile so zu durchbrechen.

Der Welttag für psychische Gesundheit (10. Oktober) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der World Federation for Mental Health (WFMH) ausgerufen.Dieser eignet sich beispielsweise hervorragend als Anlass für Aktionstage oder sogar eine Aktionswoche in der Schule.

MeTAzeit

Es gibt natürlich noch viele weitere Möglichkeiten Schüler:innen für mentale Themen zu sensibilisieren und handlungsfähig zu machen. Das Unternehmen MeTAzeit bietet in Kooperation mit der Humboldt-Universität ein weiteres Konzept an. Laut dem Unternehmen seien Konzepte zur Förderung der mentalen Gesundheit in Schulen dringend notwendig, was Burn out Raten der Lehrkräfte, Studien zu Depression, psychosomatischen Beschwerden sowie und drop out Zahlen der Schuler:innen zeigen. So lange das Bildungssystem den Fokus darauf lege, Fächer zu unterrichten, statt Schüler:innen sinnvoll in ihrem Lernen zu begleiten und sie zeitgemäß auf ihr Leben vorzubereiten, braucht es Konzepte wie die MeTAzeit, die der Klasse, aber auch den Lehrkräften helfen, kurz mal auf die Stopp Taste zu drücken, durchzuatmen, Kraft und Klarheit zu finden, sich selbst und das miteinnader achtsam und wohlwollend zu erfoschen. Hierbei wird nicht etwa eine Stunde, ein Tag oder eine Woche für das Thema reserviert, sondern Übungseinheiten direkt in den Schulalltag integriert. Die Einheiten, welche als Start in den Tag, in der Mittagspause und/oder nach dem Unterricht durchgeführt werden, sind nach den drei Grundpfeilern gestaltet: Meditation, Training und Achtsamkeit. Lehrkräfte können aus bis zu 80 Übungen wählen und sich sogar für spezifische Module schulen lassen. Die Kinder und Jugendlichen lernen so, ihre Emotionen nicht über aggressives oder vermeidendes Verhalten auszuleben, werden achtsamer, resilient, sozialer und haben zusätzlich körperlichen Ausgleich zum theoretischen Unterricht. Die Forschungsarbeit an der Humboldt-Universität habe laut MeTAzeit gezeigt: "Desto mehr MeTAzeit(en) im Schulalltag gemacht wurden, desto wohler fühlten sich die Schüler:innen in der Schule."

 

Welche Maßnahmen ihr als Lehrer sonst noch ergreifen könnt, erfahrt ihr in einem weiteren Beitrag unserer Themenwoche. 

 

Versucht ihr, psychische Gesundheit in den Unterricht einzubringen oder in welchen Bereichen besteht an eurer Schule Handlungsbedarf? Teilt es mit uns in den Kommentaren.

Mentale Gesundheit
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Das Thema mentale Gesundheit hat in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen. Durch zahlreiche Krisen in der letzten Zeit steigt die Zahl der Menschen, die von psychischen Problemen betroffen sind, immer weiter an. Dadurch beteiligt sich inzwischen auch die Politik an dem Thema. In Rheinland-Pfalz wurde Anfang des Jahres ein neues Programm vorgestellt, das Schüler:innen mit psychischen Problemen helfen soll.

Die Anzahl an Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, hat durch die Auswirkungen der Coronapandemie ebenso zugenommen wie die Suizidrate. Das Thema mentale Gesundheit rückt aus Gründen wie diesen in ganz Deutschland immer weiter in den Mittelpunkt. Inzwischen wird die Thematik auch an Schulen ernst genommen. Oft wird jedoch festgestellt, dass die Schulen in diesem Bereich nicht richtig ausgerüstet sind. Ein Beispiel hierfür ist Hessen, dort gibt es momentan 120 Planstellen für Schulpsychologen, das heißt, dass auf jede Stelle mehr als 6300 Schülerinnen und Schüler kommen. Das sind deutlich zu viele, die WHO empfiehlt nur 2500 Schüler:innen pro Psychologe. Der bundesweite Durchschnitt sieht nicht besser aus, auf einen Schulpsychologen kommen 6302 Schüler:innen. Gegen diese Missstände soll BEWARE helfen.

Was ist BEWARE und welche Ziele werden verfolgt?

Die Politik reagiert auf solche Zahlen: Im Januar diesen Jahres hat das Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz und dem GKV-Bündnis für Gesundheit der gesetzlichen Krankenkassen ein Kooperationsprojekt zur Gesundheitsförderung an Schulen gestartet. Der Name BEWARE setzt sich aus den Begriffen BEWusstsein, Aufklärung und REsilienz zusammen. Das Ziel des Programms ist laut der Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Dr. Stefanie Hubig, “in den kommenden vier Jahren ein Schulprogramm zu entwickeln, das sich nachhaltig positiv auf die mentale Gesundheitskompetenz unserer Schülerinnen und Schüler auswirkt und flächendeckend in ganz Rheinland-Pfalz einsetzbar ist”. Dass ein solches Programm benötigt wird, zeigen die Zahlen. Verschiedenen Studien zufolge ist die Verbreitung von psychischen Auffälligkeiten unter Kindern und Jugendlichen schon vor der Coronapandemie auf 20 Prozent gestiegen. Das Programm ist für unterschiedliche Schulformen konzipiert und auf Schüler:innen der fünften bis zehnten Klasse ausgerichtet. 

Der Start des Projekts ist für September diesen Jahres geplant. Damit eine wissenschaftlich fundierte Basis gegeben ist und das Programm an einen realen Schulalltag angepasst wird, findet zunächst eine zweijährige Entwicklungsphase an zwei Modellschulen, einem Gymnasium in Bad Dürkheim und einer Realschule plus im Kreis Bad Dürkheim, statt. Nach zwei Jahren wird das Programm auf zehn weitere Schulen ausgeweitet und nach vier Jahren soll es flächendeckend ausgerollt werden. Bis Ende 2025 werden Mitarbeiter:innen des LIR unter der Leitung von Prof. Dr. Michèle Wessa das Schulprogramm sowie begleitende Maßnahmen für Lehrkräfte entwickeln und diese auf ihre Machbarkeit, die Akzeptanz in den Schulen sowie ihre Wirksamkeit überprüfen. Die Schüler:innen sollen sich an jährlichen Projekttagen mit altersgerecht aufgearbeiteten Informationen, alltagsnahen Beispielen und Übungen zu den Themen psychische Gesundheit, Krankheit und (Selbst-) Hilfemöglichkeiten beschäftigen. Durch ein gesteigertes Wissen über mentale Gesundheit und Krankheiten soll der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen entgegengewirkt werden.

Das Projekt wird mit rund 450.000 Euro vom Bündnis der gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Wichtig ist den Verantwortlichen, dass die Schüler:innen lernen, Anzeichen von Stress und psychischen Problemen zu erkennen, diese zu bewältigen wissen oder sich geeignete Hilfe suchen können. Auch Lehrer:innen sollen sich mit dem Thema auskennen und wissen, wie sie ihre Schüler:innen unterstützen können. Die Schüler:innen und Lehrkräfte sollen offen miteinander reden und sich darüber bewusst werden, dass psychische  Erkrankungen jeden treffen können. 

Denkt ihr, das Projekt wird ein Erfolg? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Hannover. Am vergangenen Sonntag haben in Niedersachsen die Landtagswahlen stattgefunden. Die Abstiegsängste in Zeiten von Inflation und Wirtschaftskrise haben die Wahlentscheidung vieler Menschen geprägt. 

Wer hat wie gewählt?

Die SPD konnte mit 33,4 Prozent ihre relative Mehrheit verteidigen. Neben der CDU mit 28,1 Prozent und den Grünen mit 14,5 Prozent, erreichte auch die AfD mit 10,9 Prozent ein zweistelliges Ergebnis. Letztere hat ihr Ergebnis bei dieser Wahl im Vergleich zum Jahr  nahezu verdoppelt. Die FDP und die Linke haben 4,7 Prozent und 2,7 Prozent erhalten. 

Betrachtet man, woher die Stimmen für die jeweiligen Parteien kommen, ist ein deutlicher Generationenbruch zu erkennen. SPD und CDU sind bei den älteren Wähler:innen sehr beliebt. Bei den Wähler:innen über 70 bekam die SPD die Hälfte aller Stimmen. Bei den jungen Wähler:innen sieht das ganz anders aus. Aus der Altersgruppe der 18-bis 24-Jährigen bekamen die SPD und die CDU lediglich 19 Prozent, beziehungsweise 16 Prozent. Am häufigsten gewählt wurden von dieser jüngsten Wählergruppe die Grünen mit 21 Prozent. Die AfD wurde bei den Jüngsten mit 12 Prozent deutlich öfter gewählt, als dies bei den ab 70-Jährigen mit 5 Prozent der Fall ist. 

Aber nicht nur das Alter spielt eine wichtige Rolle, wenn man verstehen möchte, welche Bevölkerungsgruppe welche Partei gewählt hat, sondern auch der Bildungsgrad. Die Wähler:innen mit einem hohen Bildungsgrad haben mit Abstand am häufigsten die SPD, die CDU und die Grünen, mit 28 Prozent und zweimal 24 Prozent, gewählt. Bei den Wähler:innen mit einfacher Bildung haben die SPD, die CDU und die AfD, mit jeweils 43 Prozent, 32 Prozent und elf Prozent das beste Ergebnis eingefahren. Der größte Unterschied liegt bei den Prozentsätzen der Grünen. Sie haben von den höher gebildeten Wähler:innen mit 24 Prozent fast fünfmal so viele Stimmen bekommen wie von den einfach Gebildeten mit fünf Prozent.

Ein wichtiger Punkt war in den Wahlprogrammen das Thema Bildung. So fordern die Grünen unter anderem, dass das Prinzip des Sitzenbleibens geändert werden soll, die Schulen sollen saniert werden und ein stärkerer Fokus auf Medienkompetenz, Datenschutz und Netzsicherheit gelegt werden. In dem Wahlprogramm der AfD hingegen ist zum Thema Bildung nicht viel zu finden, sie setzten sich lediglich für ein Kopftuchverbot in Schulen ein, kritisieren das in den Schulen momentan politische Indoktrination stattfinde und setzten sich für die Wiedereinführung des dreigliedrigen Schulsystems ein. Die derzeit in Niedersachsen stattfindende Inklusion an Schulen hält die AfD für einen Irrweg. Weitere bildungspolitische Punkte aus den Wahlprogrammen der Parteien findet ihr hier

Der Punkt, der den meisten Wähler:innen am wichtigsten war, ist die Ökonomie. Der Großteil der Wähler:innen, 73 Prozent, gaben an, dass sie sich Sorgen machen, dass ihr Einkommen und Wohlstand spürbar sinken wird und dass eine große Wirtschaftskrise bevorsteht. Ein Grund dafür, dass die SPD so gut abgeschnitten hat, ist vermutlich die Personalie Stephan Weil. 63 Prozent der befragten Wähler:innen sind mit seiner Arbeit zufrieden und sehen in ihm einen guten Ministerpräsidenten. 

Dass es erneut eine rot-grüne Koalition in Niedersachsen geben soll, stand schnell fest, überwiegen doch die Gemeinsamkeiten der beiden Parteien. Am 13. Oktober sollen erste Gespräche beginnen.

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Was hättest du gerne schon in deiner Schulzeit gewusst? Diese Frage stellen Ludwig Thiede und sein Team, um auf ihr junges Social-Startup “LifeTeachUs” aufmerksam zu machen. 

LifeTeachUs ist ein EdTech-Startup, welches Menschen aus allen Bereichen des Lebens in den Schulalltag bringt. Durch die eigens gebaute LifeTeachUs Software, können Lehrkräfte passgenau für ihren Unterricht, Projekttage oder auch Vertretungsstunden Menschen finden, die ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung mit den Schüler:innen teilen. 

So kann bestehender Fachunterricht durch Einblicke in den Lebensalltag verschiedener Menschen bereichert, Projekttage mit Fachexperte:innen ergänzt oder auch Stunden, die nicht gleichwertig vertreten werden können, durch sogenannte LifeLessons inhaltlich vertreten werden. 

Die LifeTeacher sind geprüfte und geschulte Menschen und kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens. Neben einem erweiterten Führungszeugnis sowie einer umfangreichen Selbstverpflichtung, durchläuft jeder LifeTeacher ein Interviewprozess und einen, durch Pädagogen entworfenen Workshop, in dem auf den Einsatz in Schulen vorbereitet wird. 

Die LifeTeacher befinden sich in ganz Deutschland und einige sogar im Ausland. So können die LifeTeacher live vor Ort oder digital ins Klassenzimmer kommen. Bei jeder Anfrage kann zwischen den Modi entschieden werden. Durch den Start des Projekts in München, Berlin und Hamburg befinden sich in diesen Städten die Mehrheit der LifeTeacher. 

Jeder LifeTeacher über mindestens eine ausgearbeitete Stunde zu einem Thema aus den Bereichen: Leben, Karriere, Sozial, Global und Gesundheit. Die Vielfalt unserer LifeTeacher lässt sich an folgenden Beispielen aufzeigen: 

Markus (35) hat ein duales Studium absolviert und anschließend im Ausland studiert, obwohl er bis zur 10. Klasse auf einer Realschule war. Seine Eltern haben selbst nicht studiert und konnten ihm nur wenig helfen. In seiner LifeLesson möchte er Nicht-Akademikerkinder zu einem Studium motivieren und gibt dazu hilfreiche Tipps, wie dieses finanziert werden kann.

Antonia (24) befindet sich in der Ausbildung zur Tischlerin. Ihr Betrieb gibt ihr pro Monat vier Stunden, um der Tätigkeit als LifeTeacher nachzugehen. In ihrer LifeLesson erzählt sie, wie sie ihre Ausbildung gefunden hat, welche Eigenschaften man mitbringen sollte und beantwortet Fragen.

Simon (26) wusste nach seiner Schulzeit nicht genau, wie er selbständig sein Leben finanzieren soll und was er z.B. für ein Konto braucht. Acht Jahre später kennt er sich bestens aus und vermittelt in seiner LifeLesson Grundlagen über die eigene Buchhaltung nach dem Auszug von Zuhause.

Sibylle (62) war die längste Zeit ihres Lebens als Pressesprecherin in einem großen Medienkonzern in München tätig. In ihrer Generation war der Aufstieg einer Frau noch nicht selbstverständlich. In ihrer LifeLesson macht sie jungen Frauen Mut, sich etwas zu trauen und gibt Tipps, wie man sich in der heutigen Welt durchsetzt.

Katharina (27) hat BWL und VWL in München studiert und erklärt in ihrer LifeLesson grundsätzlich über das Studium auf. Von Numerus Clausus, Seminaren bis hin zu ECTS.

Bernd (42) schult seit Jahren in Unternehmen, wie man mit Stress und Krisensituationen umgeht. Als ausgebildeter Coach bringt er viel Erfahrung mit und konnte dadurch schon das Leben vieler Menschen verbessern. In seiner LifeLesson zeigt er Schüler:innen, wie sie am besten mit Stress z.B bei den ersten großen Prüfungen, umgeht.

Mitmachen ist ganz einfach und aktuell aufgrund der ehrenamtlichen Arbeit durch das Team, als auch der LifeTeacher, für Schulen kostenlos. Lehrkräfte können ganz einfach einen Account über die LifeTeachUs Seite erstellen und in weniger als 24h ihre erste Anfrage stellen: https://www.lifeteachus.org/lehrkrafte 

Mentale Gesundheit
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Wenn man sich über das Berufsbild von Lehrkräften informiert, bekommt man auf den ersten Blick schnell den Eindruck, dass die Hauptaufgabe darin besteht, Lehrinhalte an Kinder oder Jugendliche zu vermitteln. “Vormittags hat man Recht, spät nachmittags hat man frei und im Sommer sechs Wochen Ferien”, so das Klischee. Hinter dem Lehrerberuf steckt aber, wie wir wissen, weitaus mehr, denn als Lehrperson steht man ständig vor immensen Herausforderungen und einem enormen Druck. Daher ist es keine Seltenheit, wenn Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Vorruhestand gehen. 

In Berlin geht jeder Dritte Beamte wegen Dienstunfähigkeit in den Vorruhestand, wie aus dem Bericht der Innenverwaltung aus dem Jahr 2013 hervorgeht. Wenig Personal und eine hohe Arbeitsbelastung wirken sich schlecht auf die Gesundheit aus. 

Ursachen für einen Burnout 

Die heutigen berufliche Herausforderung sich gegenüber einer diversen Gruppe an Schüler:innen gleichermaßen als Vermittler und Vorbild zu präsentieren, Schüler:innen zu begeistern, bei Bedarf zu fördern, Wissen schmackhaft zu vermitteln, aktuelle Ereignisse mit dem Lehrplan zu verbinden und den Unterricht zeitgemäß zu gestalten, ist für Lehrpersonen häufig herausfordernd. Doch die physische und psychische Gesundheit von Lehrer:innen wird mit einer hohen Arbeitsbelastung, einem ständigen Geräuschpegel im Klassenzimmer und zu wenigen Möglichkeiten, sich in den Pausen zu erholen, strapaziert. So gibt ein Großteil an Gymnasiallehrer:innen in der LaiW-Studie “Lehrerarbeit im Wandel” von 2020 an, ein zu hohes Arbeitspensum als auch fehlende Ruhezonen zu haben. 

Der Druck, diesem Berufsbild täglich zu entsprechen, ist hoch. Die meisten Lehrer:innen identifizieren sich mit ihrem Beruf, arbeiten häufiger über ihre Grenzen hinaus und nehmen klassische Anzeichen  eines Burnouts-Syndrom nicht als beginnende Krankheitssymptome wahr. Grundsätzlich geht es beim Burnout-Syndrom um die Stressbewältigungskompetenz einer Person. Laut der Weltgesundheitsorganisation und der damit verbunden internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11)  kann man das Syndrom in drei Dimensionen unterteilen: ein Gefühl von Erschöpfung, eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job sowie ein verringertes Leistungsvermögen im Beruf. Die Bezeichnung Burnout-Syndrom soll dabei nur im beruflichen Rahmen genutzt werden.

Lehrkräfte bringen für ihren Beruf, bestenfalls viele Ressourcen an Resilienz und Kraft mit und qualifizieren sich optimal für ihr Berufsbild mit einem hohen Maß an Flexibilität, Selbstbewusstsein und dem Drang, die Welt zu verbessern.  Schließlich gibt der Staat durch eine mögliche Verbeamtung die Sicherheit, nicht mehr gekündigt zu werden, gleichzeitig aber auch, dass Lehrer:innen vor der Verbeamtung keine psychischen oder chronischen Diagnosen gestellt bekommen haben. 

Viele Lehrer:innen sind herausgefordert, dieser Position zu entsprechen. Sie setzen sich der Gefahr aus, sich selbst als vermeintlich schwach oder hilflos zu bewerten, statt aktuelle Problematiken nachhaltig zu hinterfragen. Schnell geraten die betreffenden Personen unter Druck, überlasten sich und fühlen sich mit der  Verantwortung allein gelassen. Gerade wenn der eigene  gesetzte Anspruch auf den täglichen Lehralltag trifft oder Schüler:innen Ablehnung gegenüber einer Lehrperson aus unterschiedlichen Gründen entgegenbringen. Dies kann dazu führen, dass Lehrkräfte einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, ein Burnout zu erleiden. 

Das durchschnittliche Alter, in dem Lehrer:innen in Pension gingen, lag bei 63,5 Jahren, wie aus einer Studie von 2018 des statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die aktuelle Regelaltersgrenze für Beamte liegt bei 67 Jahren, jedoch können die einzelnen Bundesländer diese selbst geringer festlegen.

Viele Betroffene, die an Symptomen des Burnout -Syndroms leiden, fühlen sich zunächst wie ohnmächtig, haben häufig Angst, auf Ablehnung von Angehörigen und Arbeitskollegen zu treffen. Es kann schon helfen, sich darüber bewusst zu werden, dass immense Anforderungen am Arbeitsplatz gestellt werden, und dass Burn-Out und psychosomatische Krankheiten ein Teil des Risikos sind,  Selbstermächtigung ist der erste Schritt, mit der Kraftlosigkeit einen Umgang zu finden. Verständnis und ein offener Umgang können dabei einen ersten präventiven Beitrag leisten, Stressoren zu  erkennen.

Psychische Krankheiten: Noch immer ein Stigma?

Wünschenswert, für einige wenige vielleicht. Aber für Lehrkräfte gilt das nicht. Würde es Lehrpersonen gestattet sein, vor der Verbeamtung psychotherapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen, könnte das einen große Entlastung bedeuten. Bei einem gebrochenen Bein darf man einen Gips haben und er heilt. Im Gegenteil dazu, scheint es gesellschaftlich nach wie vor weniger akzeptiert zu sein, psychotherapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Im Allgemeinen sind das Burnout-Syndrom und die Präsenz der daraus ergebende Probleme eine nicht abreißende Fehleinschätzung, Depressionen, hohe Ausfallzeiten und Krankenstände sind ein erster ausschlaggebender Indikator, der gesellschaftlich mehr Aufmerksamkeit bedarf. Gerade in sogenannten Schlüssel-Berufen wird immer noch zu wenig Entlastung an Vorsorge, Aufklärung und Gesundheitsmanagement geleistet. Arbeitgeber sollten hierbei ihre noch vorherrschende Einstellung überdenken, der Arbeitnehmer müsse diese Phase allein bewältigen. 

Die Digitalisierung des Unterrichts und Homeschooling kann Entlastung schaffen, sofern man eine stabile Internetverbindung hat, in einer ruhigen Wohnung lebt und eine gehörige Portion Gelassenheit mitbringt. Man spart sich den Weg zum Arbeitsplatz, ist den ganzen Tag über nicht extremen Lärm ausgesetzt und kann sich sogar erlauben, in einer Jogginghose zu unterrichten. Gleichzeitig kann man nur darauf vertrauen, dass die Schüler eigenmotiviert und ein hohes Maß an Selbstverantwortung bereits mitbringen und pünktlich am Rechner sitzen – sofern sie einen besitzen. Die Realität sieht eben anders aus. Die Heterogenität einer Schülerklasse zeigt sich in den Privilegien, die diese mitbringen. Sprechen alle fließend deutsch? Haben alle ein stabiles Elternhaus und Umfeld? Haben alle gleich viel Geld und Mittel? Sind alle Einzelkinder? Sind alle gesund? Abgesehen davon: Zeit vorm Bildschirm ermüdet zunehmend. Man sieht lediglich Projektionen statt Gesichter. Unmittelbar Energie geben und Energie zu schöpfen aus positiven Erfahrungen im Unterricht, dass beispielsweise nach einem bannenden Referat der Raum schweigt, lauscht und erleuchtet ist, fällt weg. 

Lehrer News will im Digitalisierungsprozess Entlastung schaffen. Dieser Artikel soll entlasten, auch wenn er sich möglicherweise trübsinnig liest.  Er will darauf verweisen, dass es nicht ausreicht, sich alle Kompetenzen der Digitalisierung perfekt anzueignen, sondern, dass es dringend notwendig ist, sich jetzt in dieser Phase der Pandemie, dass die psychische Entlastung in der analogen Welt stattfinden sollte. 

 Präventiv gegen Burnout handeln : Was hilft?


Da wäre zunächst der Austausch mit Kollegen über Probleme und Hürden, dann kann man durch  strukturierte Zeiten, internetfreie Pausen und Schlafhygiene das Smartphone vor dem Schlafengehen ausschalten. Zusätzlich sollte man regelmäßig in Bewegung bleiben und entspannende Techniken, wie z.B. Meditation oder Yoga ausprobieren, auch sportliche Aktivitäten wie z.B. Joggen, Fahrradfahren, intensive Workouts, können eine mentale und körperliche Balance zwischen einem fordernden Arbeitsalltag leisten. So wird die innere Ausgeglichenheit gewährleistet und die Gedanken können sich neu ordnen. Ein positiver Nebeneffekt ist die Stärkung der inneren Zufriedenheit, die Verbesserung der körperlichen Grundfitness und des Immunsystems. Wichtig ist, seinen eigenen Bewegungsrhythmus zu finden und keine wesentlichen Zeiten im Alltag zu verletzen, damit das ganze nicht in Stress umschlägt.

Denn die Zeit, die man sich dafür nimmt, kann man auch  “Ich-Zeit” nennen, sich zumindest morgens oder abends gezielt zehn Minuten für sich festlegen, um Rituale zu schaffen. Die Zeit ganz individuell für die eigenen Bedürfnisse einzufordern, ab und zu in sich hineinzuhören, innehalten kann man in vielen Formen: atmen, weinen, schreien oder auch tanzen. Wenn die einzige Zeit für sich selbst, diese unter der Dusche ist, dann kann man auch dort innehalten und schenkt der Privatsphäre nochmal eine neue Bedeutung. 

Nähere Informationen zu Angeboten oder akuten Fragen und Problemen zur psychischen Gesundheit, bietet beispielsweise die Telefonseelsorge, online, telefonisch oder vor Ort an 25 Standorten deutschlandweit 24 Stunden täglich, anonym und kostenlos. Der Patientenservice hilft gerne unter der Telefonnummer 116 117 mit  zusätzlichen Möglichkeiten, den passenden Arzt und Psychotherapeuten zu finden, auch der eigene Hausarzt kann  Diagnosen stellen und beratend weitere Schritte  empfehlen, wichtig ist nur die Einsicht die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und für sich selbst einen persönlichen Raum einzufordern, die Akzeptanz Hilfe entgegenzunehmen und Grenzen zu ziehen sind ein Zeichen von Stärke. 

Wie sonst will man Stärke und Vorbildfunktion vermitteln und ausstrahlen, wenn man selbst nicht nach diesen Werten lebt?

Mentale Gesundheit
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Dass der Ton unter Kindern häufig rau werden kann, ist kein Geheimnis. Auch dass Mobbing für viele Schüler:innen zur Tagesordnung gehört, ist ein altbekanntes Problem. Da sich viele Schüler:innen zudem noch in der schwierigen Zeit der Pubertät befinden, bilden sich schon bei jungen Menschen häufig Probleme mit der mentalen Gesundheit. 

Im Folgenden haben wir Tipps gesammelt, wie Lehrkräfte helfen können, dass die Schule ein möglichst positiver Ort ist, der die psychische Gesundheit der Schüler:innen und auch Lehrer:innen schont.

Was können Lehrkräfte tun, um die mentale Gesundheit der Schüler:innen zu schützen

Psychische Gesundheit ist ein sehr wichtiges Thema, das in den letzten Jahren immer mehr entstigmatisiert wurde. Galt es vor einiger Zeit noch als Tabu, über solche Themen offen zu reden, wird das heute als deutlich normaler und förderlicher angesehen. Durch Druck der Eltern, die Unsicherheiten der Pubertät oder durch mögliches Mobbing kann auch die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stark angegriffen werden. Da diese einen großen Teil ihres Lebens in der Schule verbringen, ist es wichtig, dass Lehrer:innen sich in diesem Gebiet auskennen und den Kindern und Jugendlichen bis zu einem gewissen Grad behilflich sein können.  

Ein wertschätzender Umgang miteinander ist die Basis für ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis. Ist diese Basis vorhanden, haben sowohl Lehrer:innen als auch Schüler:innen weniger Stress und Sorgen, was sich wiederum positiv auf die psychische Gesundheit beider Parteien auswirkt. 

Eine Variante, das zu erreichen, ist es, genaue Verhaltensregeln aufzustellen. Die Schüler:innen sollten bei ihrer Entwicklung dabei sein und ein Mitspracherecht bekommen. Dadurch fühlen sie sich eingebunden, wodurch sie Selbstvertrauen und ein größeres Selbstwertgefühl entwickeln. 

Zudem sollten Lehrkräfte Weiterbildungsmöglichkeiten zu dem Thema nutzen. Es gibt viele hilfreiche Programme, in denen Deeskalation, Mobbing, Stressbewältigung oder Streitschlichtung besprochen werden. Die Teilnehmer:innen lernen hier, wie sie die Schüler:innen dabei unterstützen können, geistig und körperlich fit zu bleiben und dadurch seelischen Ausgleich zu finden. In Fortbildungen wie diesen lernen Lehrer:innen außerdem, wie sie den Schüler:innen bis zu einem gewissen Punkt selbst helfen können, aber auch ab wann sie sich an professionelle  Hilfe wenden sollten. Eine Möglichkeit, die Schüler:innen mit dem Thema mentale Gesundheit in Kontakt zu bringen, wäre ein schulinterner Workshop, in dem das Thema ausführlich besprochen wird. Auch eine Schulstunde, die dem Thema gewidmet ist, wäre sinnvoll, um die Schüler:innen mit der Thematik vertraut zu machen.  Wichtig ist es auch, dass es einen Ansprechpartner gibt, zum Beispiel einen Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen, an den sich die Schüler:innen  jederzeit wenden können. 

Between The Lines

Um vor allem jüngeren Menschen beim Umgang und der Verbesserung ihrer mentalen Gesundheit zu helfen, gibt es zahlreiche Online-Tools. Diese holen die Schüler:innen dort ab, wo sie häufig sind: am Handy und im Internet.  Eines dieser Tools ist die App “Between The Lines” (iOS/Android).  Diese kostenlose und werbefreie App ist auf das Thema psychische Gesundheit von Jugendlichen spezialisiert. Dem Nutzer wird dabei schnelle und unkomplizierte Hilfe bei psychischen Problemen geboten. Dem User, der auch anonym bleiben kann, werden validierte Anlaufstellen in seiner Nähe angezeigt, welche er online, per Telefon oder vor Ort aufsuchen kann. Auch für Lehrer:innen ist diese App interessant. Ein Team aus Expert:innen klärt in der App über häufige Probleme, psychische Krankheiten und typische Fragen von Kindern und Jugendlichen zu dem Thema auf. Zudem werden verschiedene Medien, zum Beispiel Videos oder Podcasts von Personen des öffentlichen Lebens gesammelt, die von ihren Erfahrungen mit dem Thema psychische Gesundheit berichten.

Es gibt viele Möglichkeiten für Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schülern in dieser turbulenten Phase ihres Lebens zu unterstützen. Wichtig ist es, sich mit dem Thema der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu befassen, sich in dem Bereich weiterzubilden und das Thema ernstzunehmen. Betreibt man dann eine gute Kommunikation und bezieht die Schüler:innen in einige Entscheidungen mit ein, hat man eine gute Basis gelegt. Wenn sich die Schüler:innen in der Schule wohlfühlen, bilden sie Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aus, was ihnen in ihrem ganzen Leben helfen wird. 

Weitere hilfreiche Tipps sind hier und hier zu finden. 

Mentale Gesundheit
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In den letzten Jahren stapelt sich Krise auf Krise in Deutschland bzw. der ganzen Welt. Corona, der Ukrainekrieg und nun noch die Inflation – das kann ganz schön auf die Stimmung schlagen. Willkommen in unserer neuen Themenwoche. Dieses Mal dreht sich alles um das Thema mentale Gesundheit. Wie steht es um die psychische Gesundheit der Deutschen angesichts der Herausforderungen der letzten Jahre, und was bedeutet das für Lehrkräfte?

Corona drückt die mentale Gesundheit in Deutschland

Corona hat uns die letzten Jahre stark eingeschränkt und vor allem soziale Kontakte verhindert. In der Krise stiegen laut RKI die Depressionssymptome in der Allgemeinbevölkerung. Zusätzlich hat der soziale Rückzug für viele Menschen gesellschaftliche Interaktionen zu einer Herausforderung gemacht. Die WHO zeigt in Untersuchungen ebenfalls den Anstieg von Angststörungen und Depressionen bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen. Das kann auch mit dem Anstieg von häuslicher Gewalt und Missbrauch zusammenhängen. Viele Menschen haben mit den Nachwirkungen der Pandemie zu kämpfen. Das zeigt sich auch in den weiter überfüllten Psychotherapiepraxen. Mittlerweile scheint die Coronakrise jedoch fast vergessen und hinter den neuen Krisen zu verblassen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation im Winter erneut verschärft und wieder Maßnahmen ergriffen werden müssen, welche die mentale Gesundheit der Bürger und Bürgerinnen auf die Probe stellen.

Der Ukraine-Konflikt

Nach Abklingen der Coronakrise versetzt der Krieg ganz Europa in Schockstarre. Russland greift die Ukraine an und keine der Parteien scheint schnell zu gewinnen oder aufgeben zu wollen. Der Krieg in Europa besorgt viele Menschen. Einerseits wird durch die Nähe und die Verbundenheit zur Ukraine als Teil Europas ein ganz anderes Mitgefühl und Solidarität aktiviert. Andererseits wirkt die Bedrohung durch ihre Nähe auch für unser Land relevant – vor allem wenn in den Medien von einem anstehenden Atomkrieg geredet wird. Viele Menschen leiden unter der Belastung in Form von Konzentrationsschwierigkeiten, negativen Gedankenketten oder Schlafstörungen. Es ist normal, dass man angesichts solcher Nachrichten negative Stimmungen bzw. Symptome bemerkt, jedoch sollte insbesondere bei starken Schlafstörungen ein Arzt oder Psychotherapeut aufgesucht werden.

Die Inflation lässt die Deutschen bibbern

Dass der Krieg auch reale Auswirkungen auf unseren Lebensstandard hat, bemerken deutsche Bürger:innen spätestens jetzt. Die Strom- und Gaspreise sind stark gestiegen. Menschen müssen nächstes Jahr mit hohen Nachzahlungen rechnen, auch wenn sie diesen Winter Strom sparen und wenig heizen. Auch die Lebensmittelkosten sind in den letzten Monaten gestiegen. Die Inflation belastet nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Psyche. Viele Menschen leben am Existenzminimum, da Gehaltsanpassungen und Boni nur verhalten gezahlt werden. Die ständige Sorge, sich selbst und die eigene Familie nicht mehr ausreichend versorgen zu können, führt viele Deutsche an ihre psychische Belastungsgrenze. In einer Umfrage mit 1015 Probanden des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sich die wirtschaftliche Lage negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Die negativen Auswirkungen sind vor allem Sorgen, Konzentrationsschwierigkeiten und Zukunftsängste. 

 

Die Krisen der letzten Jahre stellt die deutsche Bevölkerung vor eine Herausforderung. Sowohl die Coronapandemie als auch die aktuelle Inflation haben messbare Spuren in der mentalen Gesundheit der deutschen Bürger:innen hinterlassen. Wenn ihr über die aktuellen Geschehnisse reden möchtet, könnt ihr euch an eure lokale Telefonseelsorge wenden oder Selbsthilfegruppen in eurer Stadt oder der nächstgelegenen Großstadt ausfindig machen. Da die momentane Lage auch Schüler:innen und Lehrkräfte belastet, gibt euch Lehrer-News in der nächsten Woche allerlei Wissen und Tipps an die Hand, um euch und eure Schützlinge mental gesund zu halten.

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Leverkusen. Ereignisse wie die Pandemie, der Krieg in Europa und die Energiekrise beschäftigen jeden. Aber wie verändern Probleme und Krisen wie diese das Weltbild und die Zukunftsplanung von Kindern und Jugendlichen? Die Bepanthen Kinderförderung hat dazu eine neue Studie veröffentlicht. 

Die Bepanthen Kinderförderung setzt sich seit 2008 für Kinder und Jugendliche in Deutschland ein. Alle zwei Jahre werden zusammen mit der Universität Bielefeld Studien durchgeführt, um Problemfelder in den Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen. Die aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Jugendliche sehr skeptisch gegenüber den Medien sind. Über zwei Drittel der Befragten misstrauen den Medien, Mädchen sind hierbei deutlich skeptischer als Jungs. Während der Polizei, Wissenschaftle:innen und der Europäischen Union noch größtenteils vertraut wird, misstraut der Großteil der Befragten Zeitungen, Gewerkschaften und der Bundesregierung.

Jugendliche bei einer Demonstration

Auch die aktuellen Krisen hinterlassen ihre Spuren. Zwei Drittel der befragten 1582 Kinder und Jugendlichen haben Angst vor Klimawandel, Krieg und Armut. Denkt man an die Proteste der “Fridays for Future”- Bewegung in den letzten Jahren, sind diese aktuellen Zahlen nicht überraschend. Trotzdem sieht die Mehrheit der befragten Kinder die allgemeinen Zukunftsaussichten eher hoffnungsvoll. Nur die Hälfte sieht allerdings die Zukunft des eigenen Lebens positiv. 

Das Misstrauen in die Medien und die Annahme einiger Befragten, dass einige Medien nur ihre eigene Meinung verbreiten wollen, hält der Studienleiter Prof. Dr. Holger Ziegler für alarmierend. 38,7 Prozent der Jugendlichen, die wenig in öffentliche Einrichtungen vertrauen, weisen demnach eine starke Anfälligkeit für Verschwörungsgedanken auf. 

Die aktuellen Probleme, Herausforderungen und Krisen haben also eindeutige Spuren an den Kindern und Jugendlichen hinterlassen. Sie haben das Vertrauen in viele Bereiche der Medien verloren und sehen ihrer eigenen Zukunft eher negativ entgegen. 

Mehr zum Thema mentale Gesundheit unter Schüler:innen und Lehrer:innen könnt ihr nächste Woche in unserer Themenwoche erfahren.

Spiegeln die Ergebnisse dieser Studie eure Erfahrungen wider? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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„Gib mir Tilidin, ja ich könnte was gebrauchen“ singen die Rapper Capital Bra und Samra im Refrain ihres Songs ‚Tilidin‘ und mit ihnen tausende Jugendliche. Doch was ist Tilidin eigentlich und wieso promoten Rapper:innen die Droge in ihren Liedern? 

Tilidin und andere Opioide

Tilidin ist vereinfacht gesagt ein starkes Schmerzmittel. Neben diesem gibt es viele andere Medikamente derselben Stoffklasse: Opioide. Alle docken an bestimmte Rezeptoren in unserem Gehirn an und haben eine schmerzlindernde Wirkung. Die Medikamente sind in der modernen Medizin unverzichtbar, haben jedoch Nebenwirkungen, die sie auch für andere Zwecke interessant machen. Oxycodon, Codein, Fentanyl, Hydromorphon, Tramadol und Tilidin lösen einen Rauschzustand aus. Um diese Wirkung abzudämmen, ist um die Medikamente herum eine sogenannte Retardschicht angebracht, welche ein schnelles Auflösen im Magen verhindert. Wird diese jedoch umgangen, indem man die Medikamente zerkleinert, tritt nach etwa 10 Minuten, je nach Medikament, Euphorie und Entspannung ein. Nicht umsonst ähnelt der Begriff ‚Opioide‘ dem ‚Opium‘, woraus zum Beispiel auch Heroin gewonnen wird. Leider machen die Medikamente auch stark körperlich abhängig. Dadurch, dass sich bei vermehrter Einnahme eine Toleranz aufbaut, brauchen die Süchtigen immer mehr von dem Stoff, um das gewohnte High zu erfahren. Die Abhängigkeit ist aufgrund der starken Entzugssymptome, wie Schwitzen, Muskelzucken, Herzrasen, Fieber, Übelkeit und Appetitlosigkeit, alleine nur schwer zu durchbrechen. 

Opioide als Modedroge 

Doch woher kommt der “Hype” in Deutschland um die neue Droge? Die Verherrlichung der Droge begann im amerikanischen Rap, welcher einen starken Einfluss auf die deutsche Hip-Hop Szene ausübt. In den USA war es als Arzt lange Zeit normal, starke Schmerzmittel wie Oxycodon selbst bei leichten Schmerzen oder als Stimmungsaufheller zu verschreiben. Die Pharmaindustrie dort setzte sich für die Zulassung von Opioiden für diese Anwendungsfälle ein. Dieses Verhalten sowie die Verharmlosung der Medikamente zum Beispiel in der Werbung, führten in den USA zu der sogenannten Opioid-Epidemie. Eine Krise, die den starken Anstieg der Opioidabhängigen und damit auch einen starker Anstieg der Todesrate in Verbindung mit Opioiden bezeichnet. Während es 2015 etwas mehr als 3000 Tote in den USA im Zusammenhang mit Opioiden gab, hat sich die Zahl, laut dem Centers for Disease Control and Prevention, 2020 mehr als verdoppelt. Der Aufwärtstrend macht auch vor Deutschland nicht Halt und wird von Rapper:innen weiter befeuert. Viele junge Menschen sehen ihre Lieblingsmusiker als Vorbilder und leben ihre Musik nach. Die Idole rappen von Tramadol, Tilidin und Oxycodon. Klar, versucht man neben dem Joint, auch mal diese Drogen zu bekommen. Da sie offiziell nicht illegal, sondern nur verschreibungspflichtig sind, lassen sie sich einfach mitführen, ohne Angst vor der Polizei. Die Zahl der jungen Menschen (15-20 Jahren) in Deutschland, die sich Opioide verschreiben lassen, ist von 100.000 Tagesdosen (2017) auf drei Millionen im Jahr 2019 angestiegen. 

Die neue Deutschrap-Welle

In den letzten Jahren ist die Hörerschaft der Musikrichtung Deutschrap deutlich gewachsen. Vor allem junge Menschen hören die teilweise drogen- und gewaltverherrlichende Musik. Rapper:innen kommen oft aus sozialen Brennpunkten und verarbeiten in ihrer Musik selbst Erlebtes. Capital Bra erzählt in einem Interview mit Strg F von seiner Suchterfahrung mit Tilidin und dass er es jetzt (2020) bereue, die Droge so populär gemacht zu haben. Er habe in dem Moment kein Vorbild sein wollen. Die spätere Einsicht ist ein guter Schritt, jedoch sollten sich Rapper:innen bewusst über ihren starken Einfluss auf die Jugend sein.  

Was tun als Lehrkraft?

Der gesteigerte Konsum findet sich in jeder sozialen Schicht, daher ist es wichtig, als Lehrkraft Aufklärungsarbeit zu betreiben und die Jugendlichen für das Thema zu sensibilisieren. Es ist schwierig, anhand von Verhalten auf eine konkrete Sucht zu schließen. Dazu wäre ein sehr enger Kontakt nötig und häufig fehlen Lehrer:innen die Kapazitäten, um diesen zu jedem Schüler zu halten. Daher ist die beste Chance, die Klasse im Ganzen aufzuklären. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. hat sich in ihrer Informationsreihe über die gebräuchlichsten Drogen und Suchtsubstanzen auch mit Opiat- und Opioid-Schmerzmitteln beschäftigt. In dem Beitrag erfahrt ihr, was diese Schmerzmittel genau sind, was sie gefährlich macht und wie eine Sucht entsteht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt Informationen zur wirksamen Suchtvorbeugung im Schulkontext vor.

 

Habt ihr schonmal Erfahrungen mit suchtkranken Schüler:innen oder Kolleg:innen gemacht? Erzählt uns davon in der Kommentarspalte.

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Berlin. Die Zukunft Digitale Bildung gGmbH und der Bundesverband der Fernstudienanbiete e.V. wollen künftig gemeinsam für eine nachhaltige Veränderung des Bildungssystems eintreten. Um genau dieses Thema geht es auch beim Zukunftskongress des Bundesverbands, der am Mittwoch den 9. November in vollständig digitaler Form stattfinden wird.

Die Veranstaltung richtet sich an Entscheidungsträger aus Bildungsunternehmen, PädagogInnen aber auch politische Vertreter und natürlich auch Vertreter anderer Verbände. Geplant sind zwei große Veranstaltungs-Panels mit Vorträgen und anschließenden Diskussionsrunden zu den Themen „Zukunft der Arbeit“ und „Politik & digitale Bildung – Bremse oder Wegbereiter?“.

Zukunftsforscher Tristan Horx wird die Runde am Vormittag mit einem „Future Talk“ beginnen. Seit seinem 24. Lebensjahr steht Tristan Horx als Speaker aus der Generation Y auf internationalen Bühnen. Als Referent auf internationalen Bühnen polarisiert er und regt zum kritischen Diskurs an. In seinem Beitrag „Zukunft der Bildung“ wirft Horx einen Blick auf die kommenden Jahre. Er wird unter anderem über die Macht von Megatrends sprechen, den Gesellschaftswandel beleuchten und eine neue Sinnökonomie in Bezug auf die Zukunft der Arbeit vorstellen.

Mit der zweiten Präsentation von Dr. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung am mmb Institut - Gesellschaft für Medien- und Kompetenzforschung mbH, soll es am Nachmittag weitergehen. Das mmb Institut versteht sich als Denkwerkstatt und Impulsgeber für die Innovation von Bildung und Lernen. Vor diesem Hintergrund forscht und berät es zu den Themen Digitalisierung & Lernen, Bildungsmärkte & EdTech, Technologien & Standorte, Qualifikationen & Kompetenzen sowie Arbeitsmarkt & Berufe. Goertz wird in seinem Beitrag auf aktuelle Ergebnisse der „Trendstudie mmb Learning Delphi“ eingehen. „EduTuber“ und „Micro Learning“ werden ebenso Thema sein wie das Themenfeld der digitalen Prüfungen.

Der Bundesverband der Fernstudienanbieter e. V. (bis Oktober 2020 Forum DistancE-Learning) ist im November 2003 aus dem seit 1969 bestehenden Deutschen Fernschulverband e. V. hervorgegangen. Seit der Gründung des Fachverbandes vor mehr als 50 Jahren, unterstützt der Verband nachhaltig die Etablierung einer lernenden Gesellschaft.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, zwischen den Panels ist ausreichend Raum für digitales Netzwerken vorgesehen. Hier geht’s zur Anmeldung.

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Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) haben im Kontext des gestrigen Weltlehrertags zu mehr Investitionen im Bildungsbereich aufgerufen. In einer gemeinsamen Presseerklärung forderten die Verbände insbesondere, gegen den akuten Lehrermangel vorzugehen. So fehlten im laufenden Schuljahr schätzungsweise 20.000 bis 30.000 Lehrkräfte. Perspektivisch könnte diese Lücke laut VBE-Berechnungen bis 2035 auf bis zu 160.000 anwachsen.

Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, formuliert die gemeinsame Forderung an die Politik: „Politik muss den Lehrkräfteberuf wieder attraktiver machen. Nur so können mehr junge Menschen für diesen wunderbaren, sinnstiftenden Beruf gewonnen werden. Lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsverdichtung führen häufig in die Krankheit: Das schreckt junge Leute bei der Berufswahl ab. Wir müssen den Teufelskreis aus hoher Belastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch hohe Belastung durchbrechen. Dafür sollen beispielsweise die Arbeitszeit gesenkt, die Klassen kleiner und der Gesundheitsschutz verbessert werden. Um die wichtigen und richtigen Reformen wie Ausbau des Ganztags und der Inklusion zu stemmen, müssen in den Schulen zudem mehr multiprofessionelle Teams aus Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen und Lehrkräften gebildet werden. Die pädagogischen Fachkräfte wollen diese Entwicklung gestalten. Politik muss sie dabei unterstützen, indem sie gute Rahmenbedingungen schafft - Politik darf diese gesellschaftlichen Reformen nicht mit der Schuldenbremse und durch Untätigkeit vor die Wand fahren.“

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE, fügt, mit Blick auf die Rolle der Lehrkräfte hinzu: „Die Krisen, die wir derzeitig erleben, verdeutlichen den besonderen Stellenwert, den Lehrkräfte in einem demokratischen Gefüge innehaben. In Zeiten wie diesen, in denen Reichsbürger und sogenannte Querdenker den „Tag X“ und damit den Umsturz unserer Demokratie herbeisehnen, in denen Despoten auf bestialische Weise ihre imperialistischen Großmachtphantasien umsetzen und die Welt in Atem halten und die Klimakrise die Welt vor wortwörtlich existenzielle Herausforderungen stellt, wird eine gute Bildung als Basis für den Erhalt und die Weiterentwicklung unserer Demokratie immer bedeutsamer. Mit ihr steht und fällt somit auch Teilhabe für alle, Frieden, Menschenrechte und nicht zuletzt: unsere Freiheit. Aber Bildung braucht Menschen, die sie vermitteln. Es sind die Lehrkräfte, die den Wandel und die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft gestalten. Ich kann nur an die Politik appellieren, diesen Weckruf zu erhören, ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen und Lehrkräfte, ihrer zentralen Rolle entsprechend, angemessene Würdigung und gute Arbeitsbedingungen zukommen zu lassen.“

Die GEW und VBE vertreten als unabhängige Gewerkschaften die Interessen von Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland.

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Am 5. Oktober  ist der Welttag der Lehrkräfte. Dieser Tag wurde erstmals 1994 von der UNESCO ausgerufen und wird seitdem jedes Jahr gefeiert. Das Ziel dieses Welttages ist es, das Ansehen der Lehrer:innen weltweit zu steigern und auf ihre verantwortungsvolle Rolle in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. 

Aktuelle Herausforderungen für Lehrer:innen

“Die Transformation der Bildung beginnt mit Lehrer:innen”, so lautet das diesjährige Motto des Welttages. Die UNESCO ruft auf, dass dieser Tag in aller Welt gefeiert werden soll. Auch in Deutschland sind damit viele Menschen gemeint, fast 800.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten hierzulande an Schulen. Der Lehrberuf gilt als einer der wichtigsten Berufe der Welt. Lehrer:innen prägen Kinder von klein auf und die Art, wie sie mit ihren Schüler:innen umgehen, wirkt sich sogar positiv oder negativ auf deren Intelligenzquotienten aus. Diese Arbeit ist vor allem in Zeiten wie diesen, in denen es zahlreiche Krisen gleichzeitig gibt, nicht immer einfach. Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind innerhalb kurzer Zeit über 150.000 ukrainische Kinder an deutsche Schulen gekommen. Diese Ausnahmesituation verstärkte das längst bekannte große Problem des Lehrermangels, wodurch es schon seit Jahren zu ernstzunehmenden Einschränkungen im Schulbetrieb kommt. Zudem hat die COVID-19-Pandemie deutlich gemacht, dass die Digitalisierung in deutschen Schulen noch lange nicht so weit fortgeschritten ist, wie es nötig wäre.Trotzdem gehört das Lehramtsstudium seit Jahren zu den beliebtesten Studiengängen in Deutschland.

Eine Schule in Lateinamerika

Lehrer:innen weltweit

Der Beruf des Lehrers beinhaltet in anderen Teilen der Erde ganz andere Herausforderungen als in Deutschland und Europa. In Subsahara-Afrika hatten in den Jahren 2017 und 2018 nur 44 Prozent der Grundschulen Zugang zu Trinkwasser und nur 34 Prozent konnten Strom nutzen. Die Unzufriedenheit in Deutschland über die fehlende Digitalisierung in den Schulen zeigt in Bezug auf diese Zahlen, wie unterschiedlich die Herausforderungen im Schul- und Lehreralltag sind. Ein anderes Extrem ist der Alltag an Schulen in chinesischen Städten. Das chinesische Schulsystem gilt als hart, aber erfolgreich. Bei PISA-Studien sind chinesische Regionen wie Shanghai oder Jiangsu kaum zu schlagen. Für Bildungsequipment und passende Ausstattung werden von Shanghai enorme Mittel zur Verfügung gestellt. Nach Angaben aus dem Jahr 2010 wurden fast 6 Billionen US-Dollar, 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in Bildung investiert. Viele chinesischen Schüler:innen wohnen schon ab der 7. Klasse in der Schule. Der Grund dafür ist, dass die Schultage dort extrem lang sind. Teilweise können diese von 7:30 Uhr bis 22:20 Uhr dauern. Danach noch nach Hause zu den Eltern zu fahren, ist oft schlichtweg nicht möglich. Zudem wird an einigen Schulen auch am Wochenende unterrichtet. Trotz dieser langen Tage gehen deutsche Lehrer:innen immer wieder gerne nach China. Sie lernen dort einen ganz anderen Schulalltag kennen, bekommen oft schneller mehr Verantwortung und verdienen teilweise ein bisschen besser als in Deutschland.   

Dass es grundsätzliche Probleme gibt, wird schon bei einem Blick auf die Ausbildung vieler Lehrer:innen deutlich. Laut einer Studie der UNESCO hat weltweit jede zehnte Lehrkraft keine entsprechenden Qualifikationen. In Subsahara-Afrika haben sogar nur 64 Prozent der Grundschullehrer:innen eine Lehrerausbildung. 

Lehrerinnen und Lehrer haben also rund um die Welt sehr unterschiedliche Alltage und Probleme. Dennoch haben sie alle die Gemeinsamkeit, dass sie Lehrer:innen sind und mit ihnen “die Transformation der Bildung beginnt”. Zusammen feiern Lehrer:innen deshalb auf der ganzen Welt an diesem fünften Oktober den internationalen Welttag der Lehrer und Lehrerinnen. 

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Berlin. Das zweitägige Festival “Bildung, Bits & Bäume” hat am 30. September und 1. Oktober in der TU Berlin stattgefunden. Dort konnten Bildungsinteressierte von Studierenden und Dozierenden pädagogischer Studiengänge über Schulleitungen und Lehrkräften bis hinzu Schüler*innen teilweise kostenlos teilnehmen. Gemeinsam haben sie an Ideen für zukunftsfähige Schulen in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit gearbeitet.

Nach dem Vorbild der Bits & Bäume Bewegung soll das Lernfestival Vernetzungen im Bildungsbereich schaffen und festigen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind allgegenwärtige Themen, die unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen. Die Engagements zur Nachhaltigkeit sollen Klima- und Umweltkrise entgegenwirken. Zudem solle die Digitalisierung so gestaltet werden, dass Chancen- und Bildungsgleichheit besteht und digitale Partizipation auch in der Schullandschaft gestärkt wird.

Der erste Tag stand unter dem Motto Inspiration. Schulklassen waren ab 9 Uhr zum Soft-Opening eingeladen, um in zahlreichen Workshops zu erkunden, wie digitale Unterrichtsgestaltung und Bildung für nachhaltige Entwicklung möglich werden kann. Das Festival eröffnete um 14 Uhr die Schülerin Samira Ghandour, welche aktiv das  SV-Bildungswerk sowie Friday For Future mitgestaltet. Das Programm enthält vielfältige Workshops, ein Repair Café oder auch Yoga, Massagen und Resonanz- und Ruheräume. Der Abend hielt ein Panel zum Thema “Wie kann Schule unterstützen, die Welt zu retten?” bereit und regte das anschließende Networking an. Das Highlight “Volle Halle — die Klimashow, die Mut macht” schloss den Tag ab.

Am Samstag lag der Fokus auf den Mitmachmöglichkeiten. Workshops, Talks & Panels wurden fortgeführt und um Werkstätten ergänzt. Im Ideenlabor wurden interaktiv mit Nachhaltigkeitsakteuren, Bildungsanbietern und den Besucher*innen konkrete Projektideen ausgearbeitet, wobei die Top 5 Ideen Preise gewinnen konnten und auch weiterhin Unterstützung in Form von Coaching-Sessions und Check-ins zugesichert bekommen. 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Veranstaltung einen spielerischen Umgang mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung innerhalb der Bildungslandschaft ermöglicht.

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Seit Jahren existiert ein Lehrkräftemangel in Deutschland. Das neue Schuljahr startet mit tausenden nicht besetzten Stellen. Ausfälle, Verkürzung des Stundenplans und sogar die Verlagerung von Lehrkräften an bedürftige Schulen werden zum Alltag. Zudem prognostiziert die Kultusministerkonferenz für die Zukunft einen starken Anstieg an Schüler:innen. Ein sprunghafter Anstieg von Lehramtsstudent:innen, gerade in den dringend benötigten Fächern wie Mathematik oder Naturwissenschaften, ist nicht in Sicht. Deshalb versuchen immer mehr Schulen, Quereinsteiger anzuwerben. In Berlin beträgt der prozentuale Anteil von Quereinsteigern bei den Neuanstellungen für das Schuljahr 2019/20 bereits über 60 Prozent. 

Doch wie sieht der Weg für Quereinsteiger überhaupt aus? Lehrer News gibt euch ein paar Ideen an die Hand und hilft bei der Beantwortung der Frage, ob und wie der Quereinstieg für euch möglich ist.

Quereinsteiger – Der Weg ins Berufsleben

Welche Schulen kommen infrage?

Grundsätzlich darf man als Quereinsteiger an jeder Schule außer an Förderschulen unterrichten. Einige Bundesländer schließen jedoch manche Schulformen für Quereinsteiger aus. Besonders schwer fällt es, an der Grundschule einen Platz als Lehrkraft ohne Lehramtsstudium zu bekommen. Hier liegt ein besonderer Fokus auf der pädagogischen Komponente. Diese Arbeitsplätze sollen deswegen speziell dafür ausgebildeten Personen vorbehalten werden. Ausnahmen gelten in den Fächern Kunst, Musik und Sport. Hier dürfen auch geeignete Seiten- bzw. Quereinsteiger unterrichten.

Welche Voraussetzungen muss ich als Quereinsteiger mitbringen?

Die klassische Ausbildung zur Lehrkraft läuft über das Lehramtsstudium ins Referendariat und schließlich zur Staatsexamenprüfung. Sobald solche klassisch ausgebildeten Lehrer:innen von Schulen nicht angeworben werden können bzw. nicht in der Region vorhanden sind, dürfen Schulen auch Seiten- oder Quereinsteiger einstellen. Diese müssen einen nicht lehramtsbezogenen Hochschulabschluss mitbringen, der das ausgeschriebene Fach repräsentiert bzw. beinhaltet. Eine pädagogische Komponente muss im Studium nicht enthalten sein.

Der Einstieg

Da die Regelungen für den Einstieg von Seiten- und Quereinsteiger:innen in den Lehrerberuf von den Bundesländern getroffen werden, gibt es regionale Unterschiede. In Bayern beispielsweise ist es kaum möglich, als nicht-ausgebildete Lehrkraft eine Stelle als Lehrer:in zu bekommen. Dementsprechend ist der Gesamtanteil in dem Bundesland mit 0,4 Prozent sehr gering. Generell sind zwischen zwei Varianten zu unterscheiden. In der ersten Variante erfolgt die Qualifizierung durch ein vorangehendes Referendariat bzw. einen Vorbereitungsdienst, der sich zeitlich im Rahmen von 18-24 Monaten bewegt. Am Ende des Vorbereitungsdienstes steht meist eine Prüfung, die mit dem Staatsexamen gleichzusetzen ist.

Die zweite Variante führt direkt in den Beruf, wird jedoch von einer Ausbildung mit abschließender Prüfung, die ebenfalls dem Staatsexamen entspricht, begleitet. Dazu haben sich die Bundesländer individuelle Lösungen überlegt, um die angehenden Lehrkräfte auf ihrem Weg zu unterstützen. Berlin, das Bundesland mit dem größten Lehrkräftemangel im Bereich der MINT-Fächer, stellt den frisch gebackenen Lehrer:innen einen Paten an die Seite, um durch eine begleitete Einführung in den Beruf die Lehrerqualität zu sichern. 

Seiten- oder Quereinsteiger:in – Was denn jetzt?

Die Begriffe Quereinsteiger und Seiteneinsteiger:innen werden häufig synonym benutzt. Sie unterscheiden sich jedoch, je nach Einstieg in den Lehrerberuf. Quereinsteiger ist man, wenn man zunächst das Referendariat absolvieren muss, bevor man voll selbstständig unterrichten darf. Als Seiteneinsteiger kann man direkt in den Beruf einsteigen, wird jedoch meist berufsbegleitend unterstützt. Welcher Einstieg für einzelne Personen möglich ist und in welcher Form berufsbegleitende Maßnahmen getroffen werden, ist abhängig vom Bundesland.

Chancen und Herausforderungen 

Quer- und Seiteneinsteiger:innen sind heutzutage an Schulen gerne gesehen. Der Lehrermangel spitzt sich zu und kann durch einen leichten Einstieg in den Job – auch für Menschen ohne absolviertes Lehramtsstudium – bekämpft werden. Die Anteile von Quer- oder Seiteneinsteiger:innen unterscheiden sich extrem zwischen den Bundesländern. Die Bandbreite geht von null bis 60 Prozent – und das, obwohl sich bundesweit der Lehrermangel zuspitzt. Die Politik sollte darüber nachdenken, Hürden bundesweit zu bestimmen oder ein Mindestmaß an Eintrittsmöglichkeiten in den Lehrerberuf festlegen. Eine weitere Herausforderung ist, die pädagogische Komponente nicht zu vernachlässigen und zum Beispiel aus reinem Mangel heraus unqualifizierte Personen als Lehrkräfte arbeiten zu lassen. Gerade an Grundschulen wird, laut dem Friedrich Verlag, von Problemen mit Quereinsteigern berichtet. Die Kritik bezieht sich vor allem auf die didaktischen Methoden, aber auch auf die pädagogischen Fähigkeiten. Bei allen Chancen, welche die Einsteiger bieten, steht dem Bildungssystem mit einer Menge von wenig ausgebildeten Lehrkräften auch eine Herausforderung bevor. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit Quereinsteiger:innen gemacht oder könnt selbst von euren Erfahrungen als Quereinsteiger:in berichten?

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Bonn. Auf der Fachtagung des Pädagogischen Austauschdienstes sind am 26. September mehrere Auszeichnungen an Erasmus-Projekte vergeben worden. Diese wurden durch Stefanie Hubig, Bundesbeauftragte im EU-Bildungsministerrat, vergeben anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Organisation. Es werden innereuropäische Projekte gewürdigt, die aktuelle Themen wie digitales Lernen und Lehren, Nachhaltigkeit und interkulturellen Austausch aufgreifen und praktisch umsetzen. 

Das Erasmus+ Programm setzt sich seit 35 Jahren für den kulturellen Austausch von Bildungseinrichtungen, wie Schulen und Universitäten ein ein.

eTwinning ist ein Portal, das Schulpartnerschaften innerhalb Europas durch Informations- und Kommunikationstechnologien fördert. Durch die deutsche eTwinning-Koordinierungsstelle wird ein Preis verliehen. Lehrkräfte sowie Schüler:innen können das Siegel für herausragende Projektarbeiten in den Bereichen digitaler Austausch oder neue mediendidaktische Ansätze erhalten. Dieses Jahr haben zehn Schulen den Preis durch den pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz und den Kultusministerien verliehen bekommen. 

Unter dem Namen ‚Success Stories‘ werden vom PAD Erfolgsgeschichten aus den Erasmus+ Projekten ausgezeichnet. Hierbei werden insbesondere Projekte mit den Schwerpunkten Inklusion, Umwelt, digitale Bildung und demokratische Bildung berücksichtigt. Dieses Jahr wurden 16 Erfolgsgeschichten hervorgehoben. 

Der europäische Preis für innovativen Unterricht zeichnet besondere Lehr- und Lernmethoden sowie Engagement von Bildungsfachleuten, Lehrpersonal und Schulen in Europa aus. Unter anderem wurde die Erich-Kästner Grundschule in Leipzig dieses Jahr für das Projekt „Childhood in a box“ ausgezeichnet. Das Projekt vernetzt Spanien, Italien, Griechenland, die Slowakei, die Techische Republik und Deutschland über Schulen, welche kulturell geprägte Lernboxen erstellen und diese austauschen. Über diese Art von Austausch wird den Kindern eine neue Kultur nahegebracht, zum Beispiel über neue Spiele, Alltagsrituale, Kochbücher und so weiter. Neben dem Projekt „Childhood in a box“ wurden noch drei weitere ausgezeichnet.

Darüber hinaus werden mit dem europäischen Sprachensiegel Innovationen im Sprachunterricht sowie herausragende Projekte, besonders im Hinblick auf Erasmus, ausgezeichnet. Dieses Jahr werden sechs Projekte ausgezeichnet mit Themen wie die Verbesserung von Sprachenlernen über Information- und Kommunikationstechnologien sowie digitale Medien, Sprachenlernen und Förderung von Gerechtigkeit sowie aktiver Bürgerschaft und die berufliche Weiterentwicklung von Sprachlehrern.

Durch die Preise werden interkulturelles sowie didaktisches Engagement gewürdigt. Das Erasmus+ Programm wird, wie in den letzten 35 Jahren, auch in Zukunft die Bildung in der Welt fördern.

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Die Anzahl an unterschiedlichen digitalen Helfer-Tools, die es momentan für Lehrer:innen gibt, ist riesig und wächst immer weiter. Darüber den Überblick zu behalten kann sehr kompliziert werden und viel Zeit in Anspruch nehmen. Um dieses Problem zu beseitigen und Lehrer:innen die Nutzung von Online-Tools zu erleichtern, wurde “FindMyTool” erfunden.  

FindMyTool –  Was steckt dahinter?

Die Plattform bietet eine einfache Möglichkeit,  digitale Tools zu finden und nutzen zu können. Es handelt sich dabei um eine kooperative Sammlung digitaler Tools. Die Webseite funktioniert nach dem Prinzip “Von allen - Für alle”. User:innen können die Tools, die sie für gut befinden, einfach auf “FindMyTool” hochladen, damit alle von ihren Erfahrungen profitieren. Durch dieses System umfasste “FindMyTool” nur neun Monate nach Gründung schon 800 Online-Plattformen.  

Tools, Filter und Kategorien

Die unterschiedlichen Tools sind in 34 Kategorien unterteilt, unter anderem in “Organisieren und Verwalten”, “Lesen und Lesematerial” und “ Technikhacks”. Hat der User die Auswahl dadurch eingegrenzt, werden ihm die unterschiedlichen Webseiten, die zu der Kategorieauswahl passen, angezeigt. Zu jeder Seite gibt es einen Satz, der die Funktion dieser kurz zusammenfasst. Ein Klick auf die ausgewählte Seite und schon ist man auf der gewünschten Webseite. Es werden Seiten zu fast allen Themen vorgestellt, zum Beispiel “Worksheet digital”, ein Plattform, auf der Lehrer:innen ein interaktives Arbeitsblatt erstellen können. Die Schüler:innen füllen dieses einfach auf ihren Smartphones oder Tablets aus und die Ergebnisse werden digital auf den Computer der Lehrkraft geschickt. 

Auch zum Thema Verwalten und Organisieren finden sich auf “FindMyTool” zahlreiche Angebote. Neben Webseiten wie “Sitzplatzgenerator” wird hier auch “Classroomscreen” aufgezählt. Diese Webseite besitzt 19 verschiedene Funktionen, welche die Unterrichtsgestaltung vereinfachen sollen, zum Beispiel lässt sich dadurch schnell eine unkomplizierte Umfrage durchführen. 

Es gibt verschiedene Arten von Tools. Über einen Filter kann der Nutzer einstellen, ob er nur die Tools sehen möchte, die ohne Anmeldung zugänglich sind und ob er nur jene sehen will, die für Desktop- oder Mobilgeräte geeignet sind. Einige Tools sind kostenpflichtig, auch das kann gefiltert werden. 

Die Plattform “FindMyTool” kann sehr hilfreich für Lehrer:innen sein, die versuchen, ihren Unterricht digitaler zu gestalten und mit den unzähligen Online Tools überfordert sind. Auch Lehrkräfte , welche die Unterrichtsplanung und Verwaltung der Klasse vereinfachen wollen, werden von der Webseite profitieren. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit “FindMyTool” gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Bibbern, wenn im Unterricht Vorlesen ansteht, stotternd versuchen eine Rechenaufgabe an der Tafel zu lösen – Situationen, die einige Kinder in Deutschland kennen. Lernstörungen sind ein weit verbreitetes Problem, welches mit viel Scham verbunden ist und oft nicht früh genug entdeckt wird. Lehrkräfte sind die erste Instanz, die solche Schwierigkeiten erkennen können. Dieser Artikel stellt euch am heutigen Tag der Legasthenie und Dyskalkulie verschiedene Störungsbilder vor und informiert über Diagnostik sowie Hilfsangebote. 

Lernstörungen im Überblick

Der Begriff Lernstörung fasst verschiedene neurologische Entwicklungsstörungen zusammen. Die bekanntesten sind: 

  • LRS (Lese-Rechtschreibschwäche)
  • Legasthenie (Lese-Schreibstörung)
  • Dyskalkulie (Rechenschwäche)

Sie ziehen sich durch alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten, wobei sozial schwache Menschen aufgrund mangelnder Förderung häufiger von LRS betroffen sind. Natürlich hat nicht jedes Kind, das Angst vorm Vorlesen oder Probleme beim Rechnen hat, eine Lernstörung. Daher ist es umso wichtiger, die Anzeichen richtig zu deuten und insbesondere als Lehrer:in für das Thema sensibilisiert zu sein. Wie der Name schon sagt, zeigen sich Lernstörungen beim Lernen, also auch und vor allem im Unterricht. 

Lese-Rechtschreibschwäche oder Legasthenie – Ist das nicht dasselbe?

Die Begriffe verschwimmen in Deutschland und werden oft fälschlicherweise synonym verwendet. Legasthenie ist gleichbedeutend mit einer Lese-Rechtschreibstörung – nicht mit einer LR-Schwäche. Laut ICD-10 ist das Hauptmerkmal der Legasthenie, dass sie nicht auf Umweltfaktoren, wie beispielsweise mangelnde Förderung, oder visuelle sowie auditive Schwierigkeiten zurückzuführen ist. Forschende gehen von einer genetischen Disposition aus, da Legasthenie häufig vermehrt innerhalb betroffener Familien vorkommt. Allerdings sollte man bei der Beurteilung Vorsicht walten lassen und bedenken, dass eine Lese- oder Schreibstörung auch isoliert auftreten kann. 

Anzeichen 

Den Stempel ‘Lernstörung’ sollte man Kindern nicht vorschnell aufdrücken – gleichzeitig ist es wichtig, auf Anzeichen achten. LRS und Legasthenie werden nur nach Auslösern unterschieden. Die immer unterschiedlich ausgeprägten Symptome sind identisch. Dazu gehören stockendes und langsames Lesen ohne inhaltliches Verständnis des Textes, das 

Auslassen, Vertauschen oder Weglassen von Wörtern beim Lesen, viele Rechtschreib-, sowie Grammatikfehler und die Verwechslung von form- oder lautähnlichen Buchstaben. Die Dyskalkulie zeigt sich durch Wissenslücken bei Benennung und Schreiben von Zahlen, Verwechslung von Rechenoperationen und Probleme sie auf Textaufgaben anzuwenden, ein lautliches Verständnis von Zahlen (dreiundvierzig = 34/ einhundertvier = 1004). Häufig sind die Kinder frustriert, dass es einfach nicht klappt wie bei den Anderen, daher kann auch eine Lernverweigerung ein Symptom sein. Ausführliche Listen über Symptome der Dyskalkulie und Legasthenie stellt der Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie bereit. Der Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie stellt ausführliche Listen der Symptome für Dyskalkulie und Legasthenie bereit. Da die Symptome, vor allem bei LRS und Legasthenie, auch bei einer Störung der Sinnesorgane auftreten können, ist dringend eine vollständige Diagnostik von Mediziniern sowie Psychotherapeuten notwendig. 

Förderungsmaßnahmen 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen zu fördern. Welche Maßnahmen ergriffen werden, hängt auch vom Grad der Schwere sowie der Ursache für die Störung ab. Den Antrag für sonderpädagogische Unterstützung stellen meist die Eltern – in Ausnahmefällen auch Lehrkräfte. Es gibt die Möglichkeit, eine Sonderschule zu besuchen oder Förderungsmaßnahmen innerhalb allgemeiner Schulen wahrzunehmen. Welche Förderungsmaßnahmen ergriffen werden, entscheidet jedoch am Ende die Schulaufsichtsbehörde anhand eines Gutachtens. Dieses wird von einer Lehrkraft unter Einbezug einer schulärztlichen Untersuchung erstellt und gibt eine Handlungsempfehlung aus pädagogischer Sicht. 

Was passiert, wenn Eltern sich querstellen?

Nicht alle Eltern können akzeptieren, dass ihr Kind mehr Unterstützung benötigt als andere. Bei Verdacht einer Lernstörung wird zunächst zum Gespräch gebeten. Wenn Eltern wiederholt nicht auftauchen, kann das Jugendamt eingeschaltet werden. Eine andere Möglichkeit ist, dass Eltern sich ausdrücklich gegen den Entschluss der Klassenkonferenz aussprechen. Dies hat jedoch keinen Einfluss darauf – es wird weiterhin die Empfehlung einer Beantragung sonderpädagogischer Maßnahmen erfolgen. Sie haben jedoch die Option, eine Überprüfung des Entschlusses durch die zuständige Schulaufsichtsbehörde zu verlangen. Wenn Eltern der Aufforderung zur Beantragung sonderpädagogischer Förderung nicht nachkommen, kann die Schule diese Aufgabe übernehmen und die Weigerung der Eltern im Antrag festhalten. 

Inklusion

Wenn die Förderung an der allgemeinen Schule erfolgen soll, werden die Maßnahmen speziell an den Bedarf der Schüler:innen angepasst. Es wird durch Lehrkräfte ein Konzept erstellt, welches helfen soll die Schüler:innen durch den Unterricht zu begleiten. Einen Leitfaden zur Erstellung solcher Maßnahmen findet ihr hier unter Punkt fünf: “Formen und Orte sonderpädagogischer Förderung”. Leider klappt es nicht immer, die Schüler in diesem Rahmen ausreichend zu fördern. Wenn Kapazitäten fehlen, Schwierigkeiten in der Umsetzung auftreten oder schlichtweg das Angebot nicht ausreicht, wird eine Sonderschule empfohlen.  

Erkennen, Ansprechen und Handeln

Kinder mit Lernstörungen werden jeder Lehrkraft in ihrem Berufsleben über den Weg laufen. Gerade in der Schule können die verschiedenen Krankheitsbilder entdeckt und erste Maßnahmen ergriffen werden. Auch wenn Vorsicht vor einem zu schnellen Urteil geboten ist, ist der Austausch mit Eltern und Kollegen bei Verdacht dringend nötig. Es gibt mehrere Möglichkeiten den Kindern ein angepasstes Arbeitsumfeld zu bieten. 

Beratung, Informationen und Weiterbildungen zu dem Thema findet ihr beim Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie. Hier findet ihr Infos für Lehrkräfte, die auch Früherkennungsmaßnahmen und Testempfehlungen beinhalten. Falls ihr euch über weitere Einschränkungen des Lenverhaltens informieren wollt, haben wir hier einen Beitrag zu ADHS bei Schüler.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Lernstörungen und dahingehend uneinsichtigen Eltern gesammelt? Was könnte bei den Förderungsmaßnahmen besser laufen? Lasst dazu gerne einen Kommentar da.

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Der Lehrerberuf ist voller Herausforderungen – heutzutage mehr denn je. Neben Kampfworten wie Überlastung, Digitalisierung, Inklusion, Heterogenität von Klassen und Lehrermangel sind auch konkrete Teilaspekte wie die Lehrer-Schüler-Beziehung bedeutenden Wandlungen unterworfen, wodurch sie zunehmend anspruchsvoller und nervenaufreibender für Lehrkräfte werden. Kein Wunder also, dass das Thema Schulstress inzwischen groß geschrieben wird. Fast jede zweite Lehrkraft kann nach der Arbeit schlecht abschalten. Sie geben an, sich selbst nach der eigentlichen Arbeitszeit noch mit Schwierigkeiten in der Schule zu beschäftigen. Viele fühlen sich mit den Problemen alleine gelassen und/oder sich ihnen nicht gewachsen. 

Seitens der Schule ist es schwierig, Unterstützung zu erhalten. Hier springt die ehemalige Schulleiterin Alexandra Wendler in die Bresche. Bis vor einem Jahr hat sie eine Frankfurter Grundschule geleitet und nun leitet sie eine Spannbreite an Fortbildungen zu Themen wie Fehlerkultur, Digitalität und Resilienz. In unserem Lehrer News-Interview spricht sie über die Einflussnahme von Lehrkräften auf die Persönlichkeitsbildung von Schüler:innen, über das Dasein als Lernbegleiter:in, ihren eigenen Werdegang zur Fortbildnerin und dass eine Lehrperson nicht nur stur “Dienst nach Fahrplan” machen müsse. Durch ihre Fähigkeit, den Lehrberuf gekonnt retrospektiv zu beleuchten und Schlüsse aus ihrem reichen Erfahrungsschatz zu ziehen, lassen sich Erkenntnisse für Lehrkräfte aller Jahrgänge, Schulformen und Altersgruppen gewinnen. 

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Viele Lehrkräfte, insbesondere junge und unerfahrene, kommen ins Schwitzen, wenn der Elternabend ansteht. Jährlich oder sogar halbjährlich kommen Erziehungsberechtigte, Betreuer und Klassenlehrer:innen zusammen, um Aktuelles oder Schwierigkeiten der Klasse zu besprechen. Die Themen sind so vielfältig wie die Kinder selbst, daher gibt es keinen genauen Fahrplan. Aber wie kann man solche Elternabende für sich und die Eltern angenehm gestalten?

Tipps und Tricks gegen Stress beim Elternabend

Häufig werden an Elternabenden Probleme angesprochen. Probleme mag niemand und es fällt den meisten Menschen schwer, sachlich darüber zu sprechen und am Ende einen Lösungsansatz zu finden. Da die meisten Eltern nur die Schüler:innen-Perspektive kennen, kann man als Lehrer:in schnell das Gefühl bekommen, die Eltern seien gegen einen. Manchmal ist das keine Einbildung. Es treffen zwei Fronten aufeinander. Schnell geht die Stimmlautstärke hoch und Emotionen kochen über. Eltern drohen manchmal sogar mit Anwälten und Lehrkräfte projizieren ihr schlechtes Bild der Eltern auf die Schüler:in. Um genau das zu verhindern, haben wir ein paar Tipps parat. 

1. Die nötige Vorbereitung

Wenn ein Elternabend stressfrei ablaufen soll, müsst ihr bereit sein, Zeit zu investieren. Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Ihr könnt bereits im Unterricht den Elternabend thematisieren und Themenvorschläge der Schüler:innen annehmen und euch Problemen, eventuell auch in Einzelgesprächen, annähern. So seid ihr auf mögliche Themenanstöße der Eltern vorbereitet und könnt vielleicht sogar direkt mit Lösungsvorschlägen antworten.

Als eine weitere Vorbereitungsmaßnahme könnt ihr eine Checkliste anfertigen, damit auch bloß nichts vergessen wird. Hierauf könnt ihr eure persönlichen Vorbereitungsmaßnahmen festhalten, zum Beispiel: Einladungen verschickt? Rückmeldung erhalten? Vorbereitung der Inhalte & Struktur, Namensschilder erstellen, ggf. Materialien für Elternratswahlen bereitstellen.

2. Raumgestaltung

Schmierereien an der Tafel und geknüllte Zettelchen in jeder Ecke sind ein echtes No-Go für einen Elternabend. Also heißt es, aufräumen. Eine schöne Raumatmosphäre trägt zu einer guten Gesprächsatomsphäre bei, passend zum Anlass. Je nach Engagement lassen sich Tischkritzeleien mit Snacks und Süßigkeiten überdecken. Das trägt zur guten Laune bei allen Parteien bei. Auch hier versuchen Fettnäpfchen zu vermeiden und darauf achten, dass für jeden was dabei ist, zum Beispiel auch allergikerfreundliche oder vegane Snacks.

3. Angemessene Kommunikation

Das wohl wichtigste Tool an einem solchen Abend: die richtige Art und Weise miteinander zu sprechen. Zunächst ist wichtig, sich vor Augen zu führen: Ihr strebt einen Dialog an, keinen Monolog. Ein einseitiges Gespräch mit Vortragscharakter sollte beidseitig vermieden werden. Ihr könnt Eltern, die zu solchen Monologen neigen, stoppen und dazu auffordern, mal jemand anderes zu Wort kommen zu lassen.

Inhaltlich sollte man die Probleme der Eltern annehmen, ernst nehmen und vor allem nicht verneinen. Die schlimmsten Reaktionen provoziert ihr mit Unverständnis oder gar Lachen. Kommuniziert sachlich, lasst euch selbst nicht provozieren und versucht deeskalierend zu wirken, z.B. durch eine ruhige und geduldige Gesprächsführung. Bei komplexeren Gesprächen ist es durchaus sinnvoll, einen Notizblock zu verwenden. Dadurch könnt ihr jeden Gesprächsaspekt im Gedächtnis behalten und die Eltern sehen, dass ihr die Diskussion bzw. die verschiedenen Meinungen wertschätzt. Insgesamt sollte ein respektvoller, lockerer aber dennoch professioneller Umgang gepflegt werden. Dazu gehören eine respektvolle Empfangnahme sowie Verabschiedung. Nehmt euch hierfür Zeit, damit sich jedes Elternteil gesehen und respektiert fühlt.

So stressfrei wie möglich

Natürlich knallt es schnell, wenn es um das Wohl des eigenen Kindes geht. Deswegen sind Elternabende oft mit Stress und Angst seitens der Lehrkräfte verbunden. Wenn ihr euch an diesen Tipps und Tricks orientiert, kann von eurer Seite aus nichts mehr schief gehen. Lasst nicht den Kopf hängen, wenn auch die liebevollste Kommunikation manche Streithähne nicht verstummen lässt. Habt ihr häufiger Probleme mit Eltern oder Betreuern am Elternabend oder macht ihr euch meistens mehr Stress als nötig? Schreibt es in die Kommentare.

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Die Zeit nach der Schule ist für viele junge Menschen nicht einfach. Während einige Schüler:innen schon einen ganz klaren Plan haben, in welche Richtung ihre spätere Karriere gehen soll, sind andere erst einmal ratlos. Um Lehrer:innen dabei zu unterstützen, den Schüler:innen in dieser Situation zu helfen, führen wir im Folgenden einige mögliche Wege auf, welche die Schüler:innen nach der Schule gehen können.

Fertig mit der Schule – was jetzt? 

Die Schulzeit ist vorbei und plötzlich läuft nicht mehr alles so geregelt wie vorher. Das erste Mal in ihrem Leben müssen sich die jungen Menschen aktiv mit ihrer Zukunft auseinandersetzen. Während es bis zu diesem Zeitpunkt immer die Stabilität der Schule gab, fällt diese jetzt weg. Die Entscheidung, die sie nun treffen müssen, ist eine sehr wichtige und ebenso schwierige, beeinflusst sie doch ihr restliches Leben stark. Im Jahr 2019 wussten 46 Prozent der Abiturienten nicht, was sie nach der Schule machen wollen. Die Auswahl ist für die meisten riesig, so können sie alleine unter 19 000 verschiedenen Studiengängen wählen. Durch verkürzte Schulzeiten und den Wegfall von Wehr- und Zivildienst sind viele Schulabgänger zudem noch sehr jung. Als Lehrer:in kann man den Schüler:innen diese Entscheidung nicht abnehmen. Wichtig ist es aber, ihnen klar zu machen, welche Möglichkeiten sie jetzt haben.  

Freiwilligendienst

Will sich ein Schüler oder eine Schülerin erst einmal nicht langfristig festlegen, besteht die Möglichkeit ein freiwilliges soziales oder ein freiwilliges ökologisches Jahr zu machen. Hierbei handelt es sich jeweils um einjährige Programme. Durch die Teilnahme an einem der sozialen Jahre können sich junge Menschen entweder in einem sozialen oder einem umweltorientierten Beruf ausprobieren. Die Freiwilligendienste beginnen jeweils am 1. September. Potentielle Teilnehmer müssen die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben und unter 28 Jahre alt sein. 

Wer sich dafür nicht interessiert, kann den Bundesfreiwilligendienst leisten. Dieser ist der Nachfolger des Zivildienstes und bietet Menschen in unterschiedlichsten Einrichtungen die Möglichkeit, sich sozial, ökologisch oder kulturell zu engagieren. Dadurch haben junge Menschen die Chance, einen Beruf erst einmal kennenzulernen, ohne sich langfristig festzulegen. Ein vorgeschriebenes Einstiegsdatum gibt es nicht. Sowohl bei den freiwilligen Jahren, als auch bei dem Bundesfreiwilligendienst werden meistens monatliche Taschengelder in Höhe von 200 bis 500 Euro gezahlt. 

Erst einmal ins Ausland

Viele junge Menschen möchten nach dem Schulabschluss auch erst einmal reisen. Um das teilweise zu finanzieren, bietet sich zum Beispiel Work and Travel an. Durch phasenweises Arbeiten, hauptsächlich in Aushilfs- und Gelegenheitsjobs, wird hierbei der Auslandsaufenthalt teilfinanziert. Auch der Job als Au-pair ist beliebt. Dabei lebt man in einem anderen Land in einer Gastfamilie und kümmert sich um die Kinder und den Haushalt. In einigen Ländern, zum Beispiel in der Schweiz und in den Niederlanden, herrscht eine Agenturpflicht für Au-pairs, der Aufenthalt muss also über eine zugelassene Agentur organisiert werden. 

Studium und Ausbildung

Der häufigste Weg, welcher nach der Schule eingeschlagen wird, ist der des Studiums. Die Zahl der Schulabgänger, die sich für ein Studium entscheiden, wächst seit langer Zeit. Haben sich im Jahr 2000 noch 33,3 Prozent der Schüler:innen eines Jahrgangs dazu entschieden, zu studieren, lag diese Zahl 2021 schon bei 55,8 Prozent.

Weiß man bereits, dass man direkt nach der Schule studieren oder eine Ausbildung machen möchte, ist die Auswahl der Studiengänge oder Ausbildungsberufe riesig. Im Internet finden sich zahlreiche Tests um herauszufinden, welcher Studiengang oder welche Ausbildung am besten zu einem passt. Oft hat man daraufhin eine ungefähre Idee, in welche Richtung es gehen soll. Um sich sicher zu sein, eignet sich ein Praktikum in dem angestrebten Beruf, um Praxiserfahrung zu sammeln. Diese Form der Ausbildung dauert mehrere Jahre und ist, sofern abgeschlossen, eine gute Einstiegsqualifikation für einen späteren Job. 

Es ist völlig normal, wenn Schüler:innen nach der Schule erst einmal überfordert sind und nicht wissen, wie es direkt weitergehen soll. Es gibt viele unterschiedliche Wege, die sie dann einschlagen können, je nachdem, wo die eigenen Interessen und Fähigkeiten liegen. Wenn ihre Lehrer:innen ihnen diese unterschiedlichen Möglichkeiten aufzeigen, die sie nun haben, sind die Schüler:innen gut auf die Zeit nach dem Schulabschluss vorbereitet. 

Kommentiert gerne eure Tipps, wie man Schüler:innen in dieser Zeit weiterhelfen kann. 

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„Für solche Schweine spiele ich nicht!“, rief Ludwig van Beethoven einst, als ein junger hochnäsiger Graf während eines Konzerts nicht aufhörte, sich zu unterhalten. Jetzt ist es möglich geworden, sich virtuell mit Beethoven zu unterhalten. Die Brüder Arthur und Victor Abs wollen mit innovativen Mitteln einen neuen Zugang zu klassischen Kulturinhalten schaffen. Mit ihrem Projekt "Beethoven Opus 360" geschieht die Wissensvermittlung über interaktive Medien. Sogenannte Virtual-Reality-Brillen lassen Schüler:innen eintauchen in eine längst vergangene Welt… oder in eine moderne Welt mit alten Gesichtern? 

Wenn Kinder kein Musikinstrument erlernen, ist es äußerst selten, dass sie  Berührungspunkte zu klassischer Musik entwickeln. Durch soziale Medien ist die Aufmerksamkeitsspanne junger Leute ohnehin nachweislich und deutlich zurückgegangen, weshalb sich kaum jemand eine zeitintensive Sinfonie anhört. Weitaus gängiger ist eine Neigung zum Hip-Hop, der nicht erst seit Kurzem en vogue ist. Bei “Beethoven Opus 360” begegnen sich diese zeitlich und geschmacklich weit auseinander liegenden Sphären auf Augenhöhe. Hip-Hop wird als Medium des Geschichtenerzählens in eben dieser Form genutzt, um die bewegende Biografie eines Ludwig van Beethovens zu verpacken. Die Musik dieser Generation ist in dieser Sonderausstellung die Art und Weise, um das Genius eines vergangenen Jahrhunderts vorzustellen – nicht von oben herab, sondern interaktiv. 

Bis zum 26. September können im Bonner Beethoven-Haus alle Interessierten die VR-Herausforderung annehmen, Beats und Rap Lines bestimmen und so das Publikum für sich und vor allem für Beethoven gewinnen. Hier der Trailer.

Demnächst gehen die Gründer Arthur und Victor Abs mit dem Spiel auf Tour. Geplant sind Stationen in Leipzig, Hamburg, Köln und Wien (Haus der Musik Wien, 1. März bis 16. April 2023). In den kommenden Jahren soll “Beethoven Opus 360” Halt an diversen Schulen und weiteren Bildungs- und Kulturinstitutionen machen. Entwickelt und konzipiert wurden die Sonderausstellung und das Spiel von der gemeinnützigen Bildungsinitiative agon e.V., deren ehrenamtliche Vorsitzenden Arthur und Victor Abs sind, in Kooperation mit dem Beethoven-Haus sowie mit Unterstützung zahlreicher weiterer Partner, unter anderem der Commerzbank-Stiftung. 

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Die Unterrichtsvorbereitung gilt als eine der zeitaufwendigsten Aufgaben des Lehrerberufs. Das selbstständige Erarbeiten inhaltlicher Konzepte innerhalb des Lehrplans sowie die einhergehenden didaktischen und methodischen Entscheidungen überfordern vor allem viele junge Lehrkräfte. Die Planung des Weges, der zum geforderten Lernziel führt, birgt Herausforderung und Risiken, zum Beispiel in Form von Detaillverliebtheit und mehrstündigen Überlegungen für eine 45-minütige Unterrichtseinheit. Rechnet man dies auf einen Gesamtaufwand hoch, so bleibt einer Lehrperson keinerlei Freizeit mehr. 

Um dem vorzubeugen, stellt Lehrer News fünf Tipps in chronologischen Schritten vor, mit denen man die Zeit zur Unterrichtsvorbereitung drastisch verkürzen kann. 

1) Sich einen langfristigen Überblick verschaffen

Hinter dem ersten Tipp, der selbsterklärend und einfach klingt, verbirgt sich mehr als man denkt. Es geht darum, einen halbjährigen kalendarischen Plan zu erstellen, bei dem nicht die Unterrichtsinhalte einer konkreten Stunde eingetragen werden, sondern wann wichtige schulische (und außerschulische) Ereignisse anstehen, die mit einem zeitlichen Mehraufwand verbunden sind. Wann müssen die Noten gesetzt sein? Wann sind Elternabende und Lehrerkonferenzen? Hinzu kommen Feiertage und Ferien, Prüfungstermine. Dies ist vonnöten, um ein Bild davon zu bekommen, wann wie viel Zeit für mögliche Unterrichtsplanungen ansteht. Dieser langfristig gedachte Plan bietet demnach auf einen Blick eine Antwort auf die Frage: Wann bleibt wie viel Zeit zum Planen? Es hilft dabei, sich einen Überblick zu verschaffen, der über den konkreten wöchentlichen Stundenplan hinausgeht. Das passiert nämlich im nächsten Schritt. 

2) Sich einen wöchentlichen Überblick verschaffen

Ein zentraler Schritt der Unterrichtsvorbereitung ist die Erstellung eines Plans, in welchen Schritten der Unterricht stundenübergreifend verlaufen soll. Der Wochenrhythmus ist der klassische Planungstakt. Es bieten sich für die Unterrichtsvorbereitung Hilfsmittel wie Planungsraster oder Stundenzettel an, um regelmäßige Unterrichtsabläufe festzulegen. Apps wie Teachis jede Menge bieten hierfür jede Menge hilfreiche Features.
Man muss hierbei nicht jede Stunde bereits ins letzte Detail ausplanen. Es geht vielmehr darum, einen kreativen Einstieg zu finden und den weiteren Verlauf entlang bestimmter Lernziele einzutragen. Wichtig ist hierbei, dass der Verlauf realistisch eingeschätzt wird und bestenfalls eine oder zwei Pufferwochen eingerechnet werden. Macht man die erhofften Fortschritte, kann man bereits früher mit dem nächsten Themenbereich beginnen. Ansonsten bleibt immer genug Zeit, damit alle inhaltlich auf den nötigen Stand kommen. Außerdem darf sich eine Lehrperson nicht scheuen, eine Lektion mit einem ähnlichen Einstieg, wie zuvor zu beginnen. Man braucht nicht das Rad neu erfinden und sich stundenlang den Kopf über die ersten zehn Unterrichtsminuten zerbrechen. Einen gelungenen Einstieg kann man gut und gerne von der Methode her in den nächsten Stunde wiederholen. 

3) Die Planung möglichst lokal und zeitlich einschränken

Natürlich ist die Vorstellung, gar keine Vorbereitungsarbeit mit nach Hause zu nehmen, eine Utopie. In den Ferien bieten sich solche Planungen an. Trotz alledem kann es hinsichtlich des Planungsrhythmuses hilfreich sein, wenn man sich zum Vorbereiten der nächsten Woche immer einen bestimmten Tag herausnimmt. Ein Donnerstag bietet sich hierfür beispielsweise an, weil sich bis dahin die Fortschritte der Woche ziemlich genau bestimmen lassen. Bestenfalls geschieht diese Planung im Schulgebäude, um die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit nicht verschwimmen zu lassen. Die Schule ist dein Arbeitsplatz und dort gehören, wenn schon nicht Korrekturen, so doch die Unterrichtsvorbereitungen hin. Man bindet sich als Lehrkraft hierdurch an eine bestimmte Taktung und verfällt weniger dem Verlangen und der Not auch außerhalb der vorgeschriebenen Zeit, nervenaufreibende Stunden mit Vorbereitungsgedanken zu verbringen. Des Weiteren kann sich anbieten, einen Tag (im Monat oder in der Woche bzw. gar in den Ferien) fast vollends für das Vorkopieren einzuplanen, um nicht ständig kurzfristig zum Kopierer huschen zu müssen. Stattdessen kann man vor Beginn der Stunde mühelos aus einem Ordner seine vorbereiteten Kopien nehmen und diese austeilen. 

4) Kein Arbeitsblatt ist perfekt 

Im nächsten Schritt geht es darum, die Unterrichtsstunden nicht mit Leben, sondern mit Inhalt zu füllen. Im Internet gibt es zahlreiche Plattformen, die didaktisch gut aufbereitetes, unabhängiges und vertrauenswürdiges Material anbieten. Zum Beispiel Bildungsserver, Tauschbörsen, Blogs, Foren oder Online-Angebote von Verlagen. Diese Quellen müssen genutzt werden. Es gibt im Netz unglaublich viele tolle Ideen, Anregungen, Materialien etc. für jeden Unterricht. Andererseits kann dieser Fundus an (digitalen) Medien überwältigend werden. Schnell kann man in diesem Sumpf versinken, zum Beispiel auf der Suche nach einem perfekten Arbeitsblatt . Eine Lehrperson darf keine Scheu haben, auch mal einen Schlussstrich zu ziehen und das am ehesten passende Material zu benutzen. Auf keinen Fall sollte man damit beginnen, eigene Arbeitsblätter zu erstellen, wenn man nicht Unmengen an Zeit zur Verfügung hat. Keiner verlangt, dass Du jedes einzelne Arbeitsblatt neu gestalten musst oder Du neues Material herstellst. Es gilt, sich auf die vorhandenen Materialien zu beschränken. Vor allem Lehrkräfte, die mit jüngeren Schüler:innen zu tun haben, verfallen oft und gern einem Bastelwahn. Hierbei könnte es ein Trick sein, das Basteln im Unterricht zu verankern und die Kinder mithelfen zu lassen. 

5) Die Routine weiter optimieren 

Läuft alles wirklich wie geschmiert oder kommt mir das nur so vor? Herrscht Optimierungsbedarf? Das Hinterfragen von bewährten Materialien und Abläufen ist eine grundlegende Kompetenz, die über die Unterrichtsplanung allein hinausgeht. Es bedarf hin und wieder neuer Impulse, hin und wieder mal einer ungeplanten Stunde. Ein gewisses Maß an Improvisierungskunst – das wissen Lehrkräfte nur zu gut – gehört auch zum Lehrerdasein. Es ist also wichtig, sich auch einen gewissen Spielraum und kreative Freiheit zu genehmigen. Ungeachtet dessen ist es jedoch von höchster Priorität herauszufinden, ob immer alle notwendigen Unterlagen, Materialien, Hilfsmittel etc. zur Hand sind. Welchen Unterrichtseinstieg sollte man mal überdenken? Wo gab es zuletzt Störungen im Betriebsablauf? 

Kommentiert gern eure Tipps und Tricks, mit denen ihr euch den Vorbereitungsalltag erleichtert und teilt eure Meinung.

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Ob endlose Exceltabellen für den Chef durchgehen oder mal eben schnell eine Bescheinigung der Krankenkasse bereitstellen – für viele Sachen muss ein digitales Gerät genutzt werden. Heutzutage findet man kaum noch Berufsfelder, die keine digitale Kompetenz voraussetzen. Im Zuge der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft stellt sich die Frage, wann unser Bildungssystem dementsprechend aktualisiert wird. Damit ist ausnahmsweise mal nicht die digitale Ausstattung oder Verwendung von technischen Hilfsmitteln gemeint, sondern die Anpassung des Stundenplans an die Herausforderungen der digitalen Zukunft.

Programmieren als Unterrichtsfach

 »Ich glaube, dass die Fähigkeit zum Programmieren eine der Basisfähigkeiten von jungen Menschen wird, neben Lesen, Schreiben, Rechnen«. Wie hier Angela Merkel auf der Deutsch-Französischen Digitalkonferenz 2016 in Berlin, fordern viele, ‘Programmieren’ als Unterrichtsfach einzuführen. Schon seit 1997 fördert Estland IT-Unterricht unter dem Projektnamen Tiger-Leap, zu deutsch Tigersprung. Dem ist es wohl auch geschuldet, dass heute estländische Kinder schon in der Grundschule Programmierunterricht haben. Im Vordergrund steht die Logik dahinter zu verstehen und nich so sehr, komplexe Programme zu bauen. Die frühe Förderung im Bereich Digitalisierung scheint sich auszuzahlen: In Estland gibt es die meisten erfolgreichen Start-Ups pro Einwohner.

Doch wie sieht es in Deutschland aus? Das Schulfach Informatik kann an einigen Schulen belegt werden – ist jedoch fast nirgendwo ein Pflichtfach. Der deutscheLehrer, Jan Weiss, klagt gegenüber dem Unternehmen Intel, dass große Unterschiede zwischen den digitalen Kompetenzen von Kindern bestehen. Häufig sei der Großteil mit Tablets und Smartphones vertraut, jedoch fehle das Können am PC. Zudem gebe es immer ein paar Kinder, „die nicht einmal wissen, was ein @-Zeichen ist.“ Diese digitale Ungleichheit muss aufgearbeitet werden. Außerdem ist es wichtig, die Kinder auf berufsbegleitende Geräte und Programme vorzubereiten, wie der Computer sowie Word und Excel. 

Programmieren reicht nicht

Das große Problem ist: Programmieren selbst hat wenig mit der digitalen Realität zu tun. Es ist natürlich wichtig, die Entstehung sowie die Prozesse hinter einem Programm zu verstehen, jedoch hat vor allem ein naiver Umgang mit dem Internet weitreichende Folgen. Daher sollte eine weitreichende Medienkompetenz vermittelt werden und nicht vorrangig das Implementieren von Programmen. Die CSU fordert 2021 eine Ergänzung der Unterrichtsfächer um die Fächer ‚Programmieren‘ aber auch ‚digitale Wirtschaft‘. In dem Fach digitale Wirtschaft würden sich die Schüler:innen mit Wirtschaftszweigen auseinandersetzen, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Die Förderung soll aber nicht erst in der Schule ansetzen, sondern bereits im Kindergarten. Dazu soll eine bundesweite Bildungsplattform Videokonferenzen und digitales Lernmanagement ermöglichen.

Digital werden ist Ländersache

Da die Lehrpläne zu 80 Prozent von den Ländern beschlossen werden, muss hier eine Erweiterung der Unterrichtsfächer angestoßen werden. Die Schulen selbst bzw. die Lehrkräfte haben unter anderem wegen des Lehrermangels schlichtweg keine Zeit sich mit der Erstellung eines Lehrplans zu beschäftigen ­–­ auch wenn viele die Notwendigkeit sehen. Zusätzlich gibt es wenig qualifiziertes Personal, um ein weiteres Unterrichtsfach hinsichtlich digitaler Kompetenz zu unterrichten. Während Personal ausgeglichen werden muss, müssten sich gleichzeitig Lehrkräfte fortbilden lassen, um den Anforderungen der neuen Fächer zu genügen. Vielleicht bleibt deswegen auch eine konkrete Forderung nach neuen Unterrichtsfächern in der Koalition aus. Der oft genannte Digital Pakt ist der Hauptakteur im politischen Handeln hinsichtlich Digitalisierung an Schulen. Hier steht jedoch die Ausstattung mit digitaler Technik im Vordergrund. Durch die Verwendung der Technik sollen digitale Kompetenzen vermittelt werden. Das reicht jedoch nicht, um Schüler:innen gegen die vielfältigen Herausforderungen der digitalen Welt zu wappnen. Welche Unterrichtsfächer haltet ihr für sinnvoll?

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“Lehrer, die haben einen easy Job, halbtags arbeiten, lange Ferien, das ist beneidenswert.” Ungefähr so ist das Bild, das viele Menschen, die selbst keine LehrerInnen sind, vom Lehrerberuf haben. Die Realität sieht anders aus, tatsächlich sind viele LehrerInnen überlastet.

Erschöpfung und Burnout im Arbeitskontext sind mit ungünstigen Erlebens- und Verhaltensmustern assoziiert. Diese ungünstigen Muster zeigen sich bei LehrerInnen durch die spezifischen Anforderungen des Lehrerberufes besonders häufig. Häufiger als bei Berufen, die man normalerweise mit großer Belastung assoziiert, z.B. Pflegeberufe oder unter ExistenzgründerInnen. Dies konnte eine großangelegte Studie zeigen, welche die Belastungssituation im Lehrerberuf sowie die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen an ca. 20000 LehrerInnen, Lehramtsstudierenden und Referendaren untersuchte.

Diese Belastungen sorgen für hohe Raten frühzeitiger Pensionierungen und Dienstunfähigkeit unter LehrerInnen, als Folge von psychischen und psychosomatischen Problemen. Fast ironisch klingt dann die Tatsache, dass die Inanspruchnahme professioneller Unterstützung in Form von Psychotherapie eine Gefährdung der Verbeamtung zur Folge haben kann. Doch wodurch genau sind diese ungünstigen Muster geprägt, welche dazu führen, dass LehrerInnen belastet sind, und das in einem solchen Ausmaß? Und was kannst du tun, wenn du selbst überlastet bist?

Ob psychische Probleme entstehen, hängt vom individuellen Umgang mit beruflichen Herausforderungen ab. Hier kann zwischen zwei Erlebens- und Verhaltensmustern unterschieden werden, welche im Arbeitskontext ungünstig sind.

  1. Selbstüberfordernder Umgang

LehrerInnen mit diesem Muster zeichnen sich durch ihr äußerst hohes berufliches Engagement aus. Die Arbeit stellt einen sehr wichtigen Teil des eigenen Lebens dar. Verausgabungsbereitschaft und Anforderungen an die eigene Person sind hoch. Gleichzeitig bestehen Probleme, sich zu distanzieren, was mit einer inneren Unruhe und Angespanntheit in Verbindung steht.

  1. Resignierter Umgang

Bei LehrerInnen mit diesem Muster ist das berufliche Engagement eher gering ausgeprägt, die Verausgabungsbereitschaft mäßig. Es besteht eine ausgeprägte Tendenz zur Resignation, da Probleme nicht offensiv bewältigt werden. Auch hier nehmen LehrerInnen eine innere Unruhe und Unausgeglichenheit wahr. Berufliches Erfolgserlebens bleibt aus, die allgemeine Lebenszufriedenheit ist gering.

Gründe, weshalb LehrerInnen überlastet sind

Doch was macht den Lehrerberuf eigentlich so anstrengend? Es handelt sich um verschiedene Anforderungen, deren Kombination zur Überlastung führen, wenn LehrerInnen ungünstig mit diesen Anforderungen umgehen.

  1. Die tagtäglichen Anforderungen an LehrerInnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie total gegensätzlich sind:

Sie müssen sozial sensitiv sein, aber auch robust. Empathisch und ein partnerschaftliches Verhältnis zu Schülern pflegend, aber auch durchsetzungsfähig sein. Sich auf einzelne Schüler fokussieren, aber auch immer die ganze Klasse im Blick haben. Hohes Fachwissen besitzen, aber auch eine hohe pädagogische Eignung. Beruflich stark engagiert sein, aber auch starke Wurzeln im Privatleben haben.

  1. Außerdem müssen LehrerInnen während der Unterrichtszeit immer voll da und präsent sein. Ein Schüler braucht Hilfe, eine andere Schülerin filmt heimlich - es muss sich permanent auf verschiedenste Personen und Situationen eingestellt werden. Erholungsmöglichkeiten gibt es während der Unterrichtszeit kaum.
  2. Unterricht muss vorbereitet, Klassenarbeiten korrigiert, die Hausmeisterbeschwerde über Schüler x gelöst werden - es herrscht ein hoher Druck dadurch dass dauerhaft unerledigte Aufgaben anliegen. Es kommen zumal immer neue Forderungen und Veränderungen auf LehrerInnen zu. Die Pandemie sticht hier als Beispiel besonders anschaulich hervor, die viele LehrerInnen überlastet hat.
  3. LehrerInnen bereiten neue Generationen auf ihr künftiges (Berufs-) Leben vor, trotzdem erfahren sie einen Mangel an Anerkennung und Wertschätzung. Sei es durch Eltern, die sich immer häufiger gegen LehererInnen und Schule stellen, um den eigenen Nachwuchs bestmöglich dastehen zu lassen. Mangelnde Wertschätzung und fehlende Anerkennung kommt aber nicht nur von Seiten der Schüler und Eltern, sondern auch durch ihr soziales Netzwerk, das eventuell noch nicht erkannt hat, dass der Lehrerberuf kein entspannter Halbtagsjob ist. LehrerInnen erleben oft unzureichende soziale Unterstützung.

Doch wie äußert sich eigentlich der ungünstige Umgang mit beruflichen Belastungen, der dazu führt, dass sich LehrerInnen überlastet fühlen? Das kann sich in leicht depressiver Verstimmung, Grübeleien, Antriebsmangel, anhaltender negativer Stimmung oder hohem Stresserleben zeigen. Wenn LehrerInnen überlastet sind kann das aber auch in einem Burnout resultieren. Dann liegen folgende Symptome vor:

Ein Burnout umfasst drei Leitsymptome

  • Emotionale Erschöpfung: Sie stellt den Kern des Burnouts dar, und bedeutet eine Abflachung von emotionalem Erleben
  • Depersonalisation: andere Menschen, welchen im Arbeitskontext begegnet wird (Schüler / KollegInnen, Kunden / KlientInnen in anderen Arbeitsbereichen) werden nicht mehr als Mensch wahrgenommen, sondern als abzuarbeitende Punkte oder Probleme 
  • Misserfolgserleben: entweder durch tatsächlichen Misserfolg oder zu hohe Ansprüche an die eigene Leistung 

Menschen mit Burnout fühlen sich also ausgebrannt, ihre Leistungsfähigkeit fällt ab, bis hin zur Apathie. Außerdem können depressives und aggressives Verhalten sowie erhöhte Suchtgefährdung mit einem Burnout einhergehen.

Wenn LehrerInnen überlastet sind, und weiterhin den gleichen Umgang mit Belastungen zeigen, bleibt die Überlastung bestehen. Die hier beschriebene Studie fand über mehrere Messzeitpunkte statt – was sich zeigte war, dass ein Drittel der LehrerInnen, die zuerst einen gesunden Umgang hatten, später zu einem ungünstigen Umgang mit den Arbeitsbelastungen gefunden hatten. LehrerInnen die gleich einen ungünstigen Umgang zeigten kamen später nicht von alleine zu einem gesunden Umgang, sie blieben bei ihrem selbst-überforderndem Umgang oder rutschen in einen resignierten Umgang. Mit fortschreitendem Alter der untersuchten LehrerInnen zeigte sich außerdem eine progressive Verschlechterung.

Die gute Botschaft ist aber: Ein gesunder Umgang kann gefördert und erlernt werden. Er passiert aber nicht einfach so. Albert Einstein drückt es so aus:

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ohne aktives Zutun auch keine Verbesserung zu sehen war.

Gesunder Umgang mit täglichen Herausforderungen für überlastete LehrerInnen

Schauen wir uns also zunächst an, wie ein gesunder Umgang mit beruflichen Überlastungen aussieht. Auch für LehrerInnen, die einen gesunden Umgang haben, nimmt die eigene Arbeit einen hohen Stellenwert ein, der berufliche Ehrgeiz ist ausgeprägt. Die Verausgabungsbereitschaft ist aber nur mäßig und hält sich ebenso wie das Perfektionsstreben im mittleren Bereich. Es besteht eine gute Distanzierungsfähigkeit und Probleme werden offensiv angegangen. Die Resignationstendenz ist gering. Gleichzeitig ist das allgemeine Wohlbefinden relativ hoch: Innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Erfolgserleben im Beruf, eine hohe Lebenszufriedenheit und das Erleben sozialer Unterstützung sorgen dafür.

Und dieses gesunde beschriebene Muster zeigt verschiedene Ansatzpunkte auf, um einen besseren Umgang mit Belastungen zu erlernen. So gilt es, effektiv zu planen und die eigene Zeit zu managen. Gleichermaßen sollten Probleme systematisch gelöst werden. Dazu ist erforderlich, herauszufinden, was Stress auslöst, unter welchen Bedingungen das der Fall ist, was die Konsequenzen sind, und wie besser damit umgegangen werden kann. So kann zum Beispiel gemeinsam mit einer Psychologin geschaut werden, was alles getan werden kann, um dem eigenen Ziel im Rahmen dieser Probleme näher zu kommen. Außerdem kann die eigene Distanzierungsfähigkeit trainiert werden, um einen besseren Umgang mit Belastungen und daraus resultierenden schwierigen Gedanken und Gefühlen zu finden. Teils kann auch die Verbesserung von Beziehungen im sozialen Umfeld angebracht sein um mehr Unterstützung aus ebenjenem zu erfahren.

Solltest du Hilfe dabei benötigen einen nützlicheren Umgang mit deinen Belastungen zu finden, kann ich dich als Psychologin gerne unterstützen und auf deinem Weg zu einer höheren Arbeits- und / oder Lebenszufriedenheit begleiten. Mein Beratungsangebot kann unkompliziert online und ohne in-Kenntnis-Setzen deines (künftigen) Arbeitgebers in Anspruch genommen werden. Du kannst dich hier über mein Angebot informieren, und mir hier gleich eine Nachricht schreiben.

Ein Gastbeitrag von Nina Uffelmann. Nina lebt mit ihrer Familie in Dänemark, ist Psychologin (M.Sc.) und bietet Psychologische Beratung Online an. Neben ihrem Abschluss als Psychologin ist sie in Methoden der Acceptance Commitment Therapie weitergebildet.

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Mit Bayern ist Mitte September auch das letzte Bundesland in das neue Schuljahr gestartet. Lehrer:innen und Schüler:innen müssen sich mit alten Problemen, wie der COVID-19 Pandemie, sowie neuen Ausnahmesituationen, wie den Folgen des Ukraine-Krieges, auseinandersetzen. Wie gehen die Schulen mit diesen Situationen um?

Neues Schuljahr in Krisenzeiten 

In allen Bundesländern hat mittlerweile das neue Schuljahr 2022/23 begonnen. An Herausforderungen mangelt es nicht. Durch den anhaltenden Angriffskrieg Russlands in der Ukraine sind viele ukrainische Kinder nach Deutschland geflohen und gehen nun hier zur Schule. Ende August handelte es sich hierbei um mehr als 160.000 Schulkinder bundesweit. 

 

Diese Ausnahmesituation ist für alle Beteiligten nicht leicht. Viele der Kinder haben mit einem Kriegstrauma zu kämpfen, sind unruhig und unsicher. Unter anderem wissen sie nicht, wie lange sie überhaupt in Deutschland bleiben werden. Dadurch wird es für Lehrer:innen teilweise schwer diese Kinder zu unterrichten, zumal es oft eine Sprachbarriere gibt. 

Dauerbrenner: Lehrermangel 

Durch die zusätzlichen 160.000 Schülerinnen und Schüler wird auch ein anderes Problem wieder deutlich: der Lehrermangel. Nach Schätzungen des deutschen Lehrerverbandes fehlen zu Beginn des Schuljahres 2022/23 rund 40.000 Lehrer:innen. Tendenz steigend. Besonders dramatisch ist die Situation seit längerer Zeit in Berlin. Nur 60 Prozent der ausgeschriebenen Lehrstellen waren Anfang des letzten Schuljahres besetzt. Größere Klassen sowie die Streichung von Förderangeboten sind oftmals die Folge. 

Energiekrise soll Schulen nicht beeinträchtigen

Es gibt aber auch positivere Nachrichten zu Beginn des neuen Schuljahres. Von der derzeit sehr aktuellen Energiekrise sollen Schulen kaum betroffen werden. Schulen, zusammen mit Universitäten und Hochschulen, sind laut dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller “geschützte Kunden” und genießen bei der Versorgung mit Strom und Heizwärme oberste Priorität. 

Auch die Covid-19 Pandemie spielt eine weitaus geringere Rolle als noch vor einem Jahr. 

Trotz der vielen neuen und auch alten Probleme und Herausforderungen gibt es also auch positive Nachrichten zu Beginn des neuen Schuljahres.

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Passend zum Herbstanfang stellt Lehrer-News Neues und Altes aus dem Reclam-Sortiment vor. Von Schullektüre, Diskussionen aktueller Themen bis hin zur Philosophie ist alles mit dabei. Schnappt euch ein Reclamheft, einen Tee und genießt die windige Jahreszeit im Warmen. Und vielleicht findet ihr in unserer Liste ja auch die ein oder andere Unterrichtsidee… 

1. „Woyzeck“ von Georg Büchner

Zuerst ein absoluter Klassiker: „Woyzeck“ von Georg Büchner. Das fragmentarisch überlieferte Werk steht in den nächsten zwei Jahren bundeslandübergreifend auf der Abitur-Lektüreliste. Die Geschichte erzählt von einem Mord aus Eifersucht und dessen Hintergründe. Besonders interessant ist der Manuskript Charakter des Buches. Büchner hat die Reihenfolge mancher Kapitel vor seinem Tod nicht mehr final festlegen können, daher ist sie den Herausgebern überlassen. Das Buch ist in einer Text- und Studienausgabe für Schüler:innen verfügbar. Zusätzlich hat Reklam eine Lehrerausgabe herausgebracht. Hierin finden sich Sachanalysen, Stundenverläufe und Arbeitsblätter. LINKS

2. „Klimaethik“ von Dieter Birnbacher

Dieter Birnbacher ist ein deutscher Philosoph, der seinen Bachelor an der Cambridge University absolviert hat. Er spricht in diesem Reclamheft ein aktuelles Thema an: den Klimawandel, die Verursacher und welche Verantwortung der Westen zu tragen hat. Dieses Reclam-Heft ist nicht nur brauchbar für ein Selbststudium, sondern auch für den Unterricht geeignet. Es kann als Anstoß genutzt werden in gesellschaftsbezogenen Fächern eine Stunde rund ums Klima zu gestalten oder sich in Philosophie explizit mit den ethischen Aspekten von klimabeeinflussendem Handeln auseinander zu setzen.

3. „Give a boy a gun“ – Morton Rhue

Der amerikanische Gesellschaftsroman „Give a boy a gun“ ist eine literarische Montage aus Zitaten, Chatprotokollen, nachträglichen Stellungnahmen und Abschiedsbriefen. Das Buch handelt von den (fiktionalen) Schülern Brandon und Gary, deren angestaute Aggression in einen Amoklauf an ihrer Schule mündet. In einer semifiktionalen Recherche setzt sich der Autor mit betroffenen Lehrern, Schülern, Familienangehörigen und Tätern auseinander. Er arbeitet so das sensible Thema auf und verbindet es mit einer Systemkritik. Sein Können hat Morton Rhue bereits mit dem bekannten Roman „The wave“ zu deutsch „Die Welle“ bewiesen. Für das Buch sollten Schüler:innen das Englisch-Sprachniveau der Oberstufe erreicht haben.

4. „Was ist Bildung? ­­­– Eine Textanthologie“

Dieses Heft ist eine Sammlung von Texten rund um das Thema Bildung von Philosophen und Literaten. Bildung wird hier nicht im klassischen Sinne auf Schule oder die Universität bezogen, sondern eine weitblickende Perspektive aufgezeigt. Diese Texte sind etwas für jede Lehrkraft, die einmal aus ihrem Bildungskosmos ausbrechen willund neue Ideen zum Begriff ‚Bildung‘ bekommen möchte.

5. „Wie ich Schriftsteller wurde“ – Hans Fallada

Hans Fallada ist ein bedeutender Autor des 19ten Jahrhunderts. In der neuen, ansprechend gestalteten Reclam Ausgabe, welche auch online verfügbar ist, erzählt er von seinem Weg in den Beruf des Autors. Da die kurze Erzählung ursprünglich für seinen Sohn geschrieben wurde, werden die Straftaten, Süchte und Klinikaufenthalte in seinem Lebensweg von Fallada nicht erwähnt. Auch handelt sie nicht vom Schriftstellertum selbst, sondern nur von seinem Weg vom Landwirt und Zeitungsvertreter dorthin. Eine Geschichte darüber, wie man seine Bestimmung findet.

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Berlin. Der im Dezember 2021 unterzeichnete Koalitionsvertrag zwischen FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen hat sich auf dem Gebiet der Bildung ambitionierte Ziele gesetzt. Das von Bettina Stark-Watzinger (FDP) geleitete Bildungsministerium hat laut eines Entwurfs des Bundeshaushalts 2023 rund 20,6 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt bekommen – mit einem kontinuierlichen Wachstum bis zum Jahr 2026. Zum Vergleich: Der Verteidigungshaushalt 2023 beträgt rund 50,1 Mrd. Euro (plus Sondervermögen Bundeswehr in Höhe von 100 Mrd. Euro).

"Die Bildungsschere in Deutschland öffnet sich. Da ist der Staat gefragt, für mehr Bildungschancen zu sorgen. Der Bildungserfolg darf nicht von der sozialen Herkunft abhängen." - Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in der ZEIT, 25. August 2022

Was plant die Bundesregierung? 

Im Bildungsbericht 2022 wird neben dem Personalmangel an Schulen und Kitas insbesondere die steigende Abhängigkeit des schulischen Erfolgs vom sozioökonomischen Status thematisiert. Um diese bedenkliche Entwicklung zu bekämpfen, wurde zuerst eine deutliche Erhöhung der öffentlichen Bildungsausgaben beschlossen. In zweiter Linie ist im Koalitionsvertrag eine neue Kultur der Bildungszusammenarbeit verankert. Angestrebt wird eine engere, zielgenauere und verbindliche Kooperation auf allen Ebenen. Das soll in Form eines Bildungsgipfels geschehen, bestehend aus einer Arbeitsgruppe von Bund, Ländern, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Weitere Zentralisierungen sollen in Form einer Einrichtung einer Bundeszentrale für digitale Bildung und einer gemeinsamen Koordinierungsstelle für Lehrkräftefortbildung stattfinden. Letztere soll bundesweit Fort- und Weiterbildungsangebote vernetzen, Qualifikationen von Schulleitungen unterstützen, Austausch ermöglichen und arbeitsteilige Erstellung von Fortbildungsmaterialien  organisieren und fördern. Diese Qualifikationsoffensive im Bereich der dritten Phase der Lehrerbildung sieht einen Schwerpunkt in digitaler Bildung vor, eine Weiterentwicklung des Seiten- und Quereinstiegs sowie eine vereinfachte Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Die Einrichtung einer Bundeszentrale für digitale Bildung soll Betrieb und Vernetzung von Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schulen und Weiterbildung fördern. Demnach plant man die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt. Ebenfalls wird die Entwicklung intelligenter, auch lizenzfreier Lehr- und Lernsoftware sowie die Erstellung von Positivlisten von datenschutzkonformer, digitaler Lehr- und Lernmittel gefördert. Passend zum Momentum, Kompetenzen in der Bundesregierung neu zu ordnen und vor allem zu bündeln, wird ein zentrales zusätzliches Digitalbudget eingeführt. Dieser soll  Digitalkompetenz, Grundrechte, Selbstbestimmung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. 

Der Digitalpakt 2.0

Eines der wichtigsten bildungspolitischen Vorhaben umfasst vor allem die Modernisierung in Form eines Digitalbudgets unter anderem mit Hilfe des neu aufgesetzten Digitalpakts 2.0. Die Umsetzung des Vorgängers im Schulwesen wurde teils scharf kritisiert. Nach drei Jahren wurde bereits ein Großteil der 6,5 Mrd. Euro verplant. Unabhängig davon wurde der neue Digitalpakt mit einer Laufzeit von 2024 bis 2030 beschlossen. Insbesondere sind die nachhaltige Neuanschaffung von Hardware, der Austausch veralteter Technik sowie Gerätewartung und Administration geplant. Das soll die Förderung der digitalen Lernmittelfreiheit für Schüler:innen zur Folge haben. 

Die Notwendigkeit einer weitreichenden Digitalisierung in Schulen ist nicht zuletzt durch die langanhaltende Corona-Pandemie in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Auch das anhanltende Problem der Chancenungleichheit will die Regierungskoalitionangehen. Ein Hindernis hierbei: Die Verteilung der Fördergelder aus dem bestehenden Digitalpakt verläuft nach wie vor schleppend. Bürokratische Hürden sollen durch den Digitalpakt 2.0 abgebaut werden und die Digitalisierung beschleunigen. Der flächendeckende Aufbau einer zeitgemäßen digitalen Bildungsinfrastruktur hat für die Bundesregierung einen immensen Stellenwert. Es gilt, das Klassenzimmer zu digitalisieren, die Lehrkräfte dahingehend weiterzubilden und die Schülerschaft die Früchte dessen tragen zu lassen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Und inwiefern verhindert werden soll, dass die Bildungsschere sich nicht durch digitale Chancenungleichheit weiter öffnet, muss sich erst noch zeigen.

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Unter Kindern und Jugendlichen entsteht eine regelrechte Übergewichts-Epidemie. Diese wurde in den letzten Jahren durch unterschiedliche Faktoren wie zum Beispiel die COVID-19-Pandemie begünstigt. Auch das Elternhaus spielt eine elementare Rolle. 

Übergewicht unter Kindern und Jugendlichen- Wie groß ist das Problem?

Laut Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) litten im Jahr 2020 5,5 Prozent der versicherten 6-bis 18-Jährigen an Adipositas. Damit sind zurzeit so viele Kinder und Jugendliche übergewichtig oder adipös wie noch nie zuvor in Deutschland. Die Tendenz ist steigend. Im Zehnjahresvergleich bedeuten diese Zahlen eine Steigerung von 27 Prozent.

Für Übergewicht und Adipositas gibt es laut Prof.Dr. Hans-Henning Fletcher, Vorstandsmitglied der Stiftung “Achtung!Kinderseele” und Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik in Magdeburg, zwei Hauptgründe. Zum einen die schlechten Essgewohnheiten der Kinder. Oft werde zu fettig, süß oder salzig gegessen. Zum anderen können auch seelische Probleme zu Übergewicht führen. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden oft unter verschiedenen psychischen Konflikten und haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Die Eltern und das Umfeld sollten den Kindern dabei niemals Vorwürfe machen. Ein autoritärer Erziehungsstil ist in dieser Situation kontraproduktiv und steht sogar in einer Korrelation zu Adipositas.

Auch der Bildungsgrad der Eltern spielt eine große Rolle: 5-bis 9-jährige Kinder von Eltern ohne einen Ausbildungsabschluss haben eine 2,5 mal höhere Wahrscheinlichkeit an Fettleibigkeit zu erkranken als gleichaltrige Kinder von Akademikereltern. 

Einen großen Anteil an dem immer größer werdenden Problem haben auch die Folgen der COVID-19 Pandemie. Kinder und Jugendliche konnten plötzlich kaum noch Sport treiben, die Vereine und Schulen hatten geschlossen. Stattdessen saßen sie für mehrere Monate hauptsächlich Zuhause.

Die hohe Übergewichtsrate bei Kindern und Jugendlichen hat also mehrere Gründe und deswegen gibt es auch nicht nur eine Lösung. Eltern können versuchen, den Kindern einen aktiven Lebensstil mit gesunder Ernährung näherzubringen. Zudem sollten sie versuchen, Verständnis zu zeigen, anstatt den Kindern Vorwürfe zu machen.

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Der neue Entwurf des Infektionsschutzgesetzes (ifSG) sieht vor allem eines vor:Lockerungen. Doch auch, wenn es wichtig ist, die Bildungseinrichtungen möglichst lange offen zu halten, müssen sich Lehrer trotzdem sicher fühlen können. Wird “Schutz” in der neuen Version des ifSG zu klein geschrieben?

Alle Jahre wieder: der Corona-Winter

Wir leben mittlerweile über zwei Jahre mit dem Virus Covid-19.  Die Bereitschaft freiwillig in Einkaufsläden Masken zu tragen, hat schon bald nach Verwurf der Regelung nachgelassen. Viele Menschen haben genug und wollen den Alltag vor der Pandemie zurück . Die Fälle sind deutschlandweit zahlreich und die Angst ist bei den meisten verschwunden. Diese Stimmung wird von der Politik nicht ignoriert. Lockerungen waren im Gespräch, wurden umgesetzt und mittlerweile sind wir kaum noch durch Präventivmaßnahmen eingeschränkt. Nun steht der Winter an und vielen bleibt die Erinnerung an vergangene Winter, wo die besiegt geglaubte Pandemie härter als vorher zurückgeschlagen hat. Um sich diesmal nicht von dem Virus überraschen zu lassen, wurde der Diskurs über mögliche Maßnahmen in einer Änderung des ifSG festgehalten. Viele haben Angst vor erneuten Schließungen und zu harten, wirtschaftseinschränkenden Maßnahmen. Diese Angst wurde mit berücksichtigt. Schließungen sieht der Werkzeugkasten zur Bekämpfung des Virus deswegen nicht vor. Das gilt auch für die Schulen. Generell wird sich – die Schulen betreffend – mit den neuen Regeln am allgemeinen Meinungsbild orientiert. Während am Anfang der Pandemie noch der Großteil dachte, es sei sinnvoll, Schulen zu schließen, ist laut dem Robert-Koch-Institut Ende des Jahres 2021 die Mehrheit dagegen. Auch der Wunsch nach einer Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen ist vor allem unter Eltern schulpflichtiger Kinder verbreitet.

Neue Coronaregeln für Schulen

Das neue Maßnahmenpaket gliedert sich in grundlegende Regeln und zwei Stufen. Die Stufen werden je nach Infektionsgeschehen aktiviert und ermöglichen den Ländern mehr Einschränkungen vorzunehmen, wenn sich die Lage zuspitzt. Generell gilt KEINE Maskenpflicht an deutschen Schulen. Laut dem Bundesministerium für Justiz, darf ab Eintritt der ersten Stufe eine Maskenpflicht in Schulen ab der fünften Klasse verhängt werden, wenn „dies zur Aufrechterhaltung eines geregelten Präsenz-Unterrichtsbetriebs erforderlich ist“. Wann genau die jeweiligen Stufen aktiviert werden, zum Beispiel in Abhängigkeit von Inzidenz oder Hospitalisierungsrate, wird nicht im Gesetz festgehalten. Ab Stufe zwei ist unter anderem für Schulen ein verpflichtendes Hygienekonzept einzuhalten. Das umfasst zum Beispiel das beliebte Lüften, Desinfektionsmittel usw. Als weitere festgelegte Maßnahme ist eine Testpflicht vorgesehen, eine Schließung hingegen nicht. Grund zur Freude für die Eltern. , die oft mit dem eigenen Job plus Kinderbetreuung überfordert waren. Allerdings müssen Lehrkräfte vor teilweise 30 Kindern stehen und sie auch in Zeiten unterrichten, wo die Coronazahlen auf einem Höchststand sind.

Konsequenzen der Änderung

Dr. Marco Buschmann, Bundesminister der Justiz, betont, dass bei dem Gesetz besonderes Augenmerk auf den Schulen liege. Dass damit die Lehrergesundheit aufs Spiel gesetzt wird, scheint hierbei allerdings nicht im Fokus gewesen zu sein. Im Mittelpunkt stehen die Schüler:innen und ihr unbegrenzter Zugang zu Bildung. Was gut ist, jedoch nicht mit allen Mitteln durchgesetzt werden sollte. Die Angst liegt nahe, dass sich viele Lehrkräfte infizieren und als Folge selbst Home-Unterricht nicht mehr möglich sein wird. Lehrer:innen, die einer Risikogruppe angehören, können sich im Schulgebäude nicht sicher oder zumindest geschützt fühlen. Lehrerverbände und Bildungsgewerkschaften kritisieren das Aussetzen der Maskenpflicht und sehen dies als verfrüht an. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Infektionsgeschehen über die nächsten Wintermonate entwickelt und wie viele Schulen die mögliche Maskenpflicht umsetzen.

Das neue Infektionsschutzgesetz ist also da. Es sieht keine allgemeine Maskenpflicht im Unterricht vor und überlässt viele Entscheidungen den Schulen selbst. Was haltet ihr von dem Paket? Fühlt ihr euch mit diesen Maßnahmen sicher in eurem Beruf?

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Mit dem “DigitalPakt Schule” soll der Bund die Länder und Kommunen bei der Digitalisierung der Bildungsinfrastruktur unterstützen. Nach drei Jahren wurden bereits vier der geplanten 6,5 Milliarden Euro verplant. Doch wie zufrieden sind die Beteiligten mit dem DigitalPakt ?

Welche Vorteile hat der “DigitalPakt Schule” ?

Der “DigitalPakt Schule” wurde im Jahr 2019 beschlossen. Das Ziel des Pakts, dessen Summe während der Coronapandemie dreimal aufgestockt wurde, ist als Förderprogramm den technischen Ausbau der Schulen in Deutschland zu unterstützen. Unter anderem sollen digitale Lernplattformen gefördert und der Aufbau eines schuleigenen WLANs oder auch die Anschaffung von interaktiven Tafeln realisiert werden. Von den 40.000 Schulen in Deutschland sollen etwa die Hälfte bereits von dem Pakt profitiert haben.

Kritik an dem Pakt

Doch es gibt auch Kritik an der Ausführung des Digitalpakts. Oft wird das Tempo bemängelt, mit dem die Hilfen an den Schulen ankommen. Laut Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) soll die Verteilung der restlichen 2,5 Milliarden Euro nun schneller vonstattengehen. 

Kritik gibt es auch vom Bundesrechnungshof, der in einem 40-seitigen Prüfbericht ein Ende des Pakts empfiehlt. Der Digitalpakt sei unübersichtlich, intransparent und nicht Sache des Bundes. Die Gelder seien nicht nach Bedarf verteilt worden, sondern nach einem vorgegebenen Plan. Aller Kritik zum Trotz hat sich die Ampel-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag jedoch bereits vorgenommen, dass nach dem 2024 auslaufenden “DigitalPakt Schule”  der “Digitalpakt 2.0” kommen soll. 

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Frankfurt am Main. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert im September 2022 die Maßnahmen zur Aufarbeitung der Bildungslücken, welche durch die Coronapandemie entstanden sind. Die aktuelle Studie “Aufholen nach Corona?” zeigt, wie Förderprojekte ins Leere gehen und ihre Zielgruppe nicht erreichen. 

Bildungsungerechtigkeit verschärft sich

Schon vor der Coronapandemie gingen die Bildungschancen für Deutschlands Nachwuchs weit auseinander. Kinder aus bildungsschwachen Familien erreichen selten einen hohen Schulabschluss. Durch Corona wurde die Bildung von der Schule nach Hause verlagert. Darunter haben besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien gelitten. Die Eltern haben oft keine Zeit für eine ausreichende Förderung und manchmal auch selbst keine abrufbare Grundbildung. Zu der mangelnden oder nur sporadisch verfügbaren Lehre kommt die psychische Belastung durch die Begleiterscheinungen der Pandemie. Kinder und Jugendliche leiden mitunter am meisten an der sozialen Abgrenzung und dem ständigen Zuhausesein – insbesondere wenn es zuhause häufig turbulent zugeht und keine Rückzugsmöglichkeiten bestehen. 

Die Herausforderungen im Bereich der mentalen Gesundheit und des Lernens, vor die Kinder die Kinder gestellt wurden, haben bundesweit für Leistungsdefizite gesorgt. Insbesondere in der Elementarschule, in der Kinder Lesen und Schreiben lernen, sorgen die Gegebenheiten der letzten Jahre für Schwierigkeiten. In dieser Altersklasse fällt es Kindern besonders schwer eigenständig zu lernen und sie bedürfen einem hohen Grad an Betreuung und Lehre. Das kann nicht jedes Elternhaus bieten. Genauso wie das nötige Equipment, um zuhause effektiv am Online-Unterricht teilnehmen zu können. Dadurch kam es während der Pandemie vor allem bei den Kindern aus sozial oder finanziell benachteiligten Familien zu einem Nachholbedarf. 

Kritik an Maßnahmen des Bundes

Die Krise hat Bildungslücken erzeugt, doch wie sieht es jetzt aus, wo langsam wieder Normalität eintritt? Welche Maßnahmen werden ergriffen, um geschehene Defizite wieder aufzuholen? Der Bund hat verschiedene Post-Corona Maßnahmen und Förderprojekte ins Leben gerufen. Insgesamt stellte die Regierung deutschen Schulen 430 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie die Folgen der Pandemie erfolgreich aufarbeiten können. Das Aktionsprogramm ging unter dem Namen “Ankommen und Aufholen” publik. Doch kann das Projekt, laut der von der Max-Traeger-Stiftung der GEW unterstützten Studie, sein Versprechen nicht halten und Bildungslücken nicht vollständig schließen. Kleine Erfolge seien durchaus zu verzeichnen und das Geld sei bitter nötig, betont Besinger-Stolze, Vorstandsmitglied der GEW. Gleichzeitig fordert sie aber eine konsequente Förderung, um die Schieflage auszugleichen und die momentane Bildungsungerechtigkeit einzudämmen: “Hier müssen die Bundes- und die Landesregierungen ein größeres Rad drehen.” Zudem treffe die Förderung nicht die Kinder, die es am nötigsten haben. Freiwillige Förderangebote oder sogenannte “Lernferien” kommen nicht bei benachteiligten Kindern an, da ihren Eltern häufig die Kapazität fehlt, sich ausgiebig zu informieren und zu kümmern. 

Der Aufholbedarf bei Schüler:innen nach der Coronapandemie ist nicht zu leugnen. Jedoch reicht das 430 Millionen schwere Aktionsprogramm der Bundesregierung nicht, um entstandene Lücken zu schließen. Laut GEW sind die Angebote nicht zielgruppenorientiert und zu kurzfristig, um das Bildungsungleichgewicht in Deutschland effektiv zu bekämpfen.

Alphabetisierung
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Das Thema Alphabetisierung ist immens verwoben mit dem Aspekt der digitalen Chancengleichheit. Bildungsferne Bevölkerungsgruppen drohen ohnehin durch die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche abgehängt zu werden. Analphabeten haben den Anschluss scheinbar bereits verloren. 

Die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zeigen, dass bildungs- und schriftferne Bevölkerungsgruppen mit zunehmender Digitalisierung benachteiligt werden, schlichtweg weil sie Anforderungen gegenüberstehen, denen sie faktisch nicht gewachsen sind. Allen voran Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten kommen bei der Digitalisierung des Alltags nicht hinterher. Die Corona-Pandemie war ein beschleunigendes Moment für die Verschiebung von ehemals analogen Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Familientreffen, Lernen oder Fitnesstraining in den digitalen Raum. Die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung und ihre schier unbegrenzten Möglichkeiten wurden den Menschen in den letzten Jahren besonders klar vor Augen geführt. 

Digitale Chancengleichheit 

Lernen und Arbeiten können viele Menschen innerhalb der eigenen vier Wände. Der Online-Handel aller Branchen und Waren rückt immerfort in den Fokus. Zahlreiche Anforderungen, die bis dato auch persönlich erfolgen konnten, wurden teils digitalisiert. Darunter fallen unter anderem Behördengänge, Bestellungen im Restaurant, Terminvereinbarungen oder Einkäufe. Selbst einfachste Alltagsaufgaben verlangen online meist Lese- und Schreibkompetenzen. Diese Verlagerung in den digitalen Raum führt dazu, dass sich wegen unterschiedlicher Zugangschancen und Verständnisebenen die Ungleichheit verschärft. Beispielhaft hierfür sind die Ergebnisse einer Studie, bei welcher knapp 40 Prozent jener Personen, die nicht gut lesen und schreiben können, angaben, mit Online-Wohnungsbörsen Probleme zu haben. 40 Prozent der Betroffenen fühlen sich außerdem nicht dazu in der Lage, Online-Banking zu nutzen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der digitalen Arbeitsplatzsuche und der Nutzung von Partnerbörsen. Besonders bedeutsam: 40 Prozent der Befragten mit einfacher Bildung hatten mehr Befürchtungen als Hoffnungen bei den sich anbahnenden Fortschritten in der Digitalisierung und ihren Auswirkungen. Im Gegensatz dazu steht eine Quote von 28 Prozent bei den Hochgebildeten. Die ehemalige Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bezeichnete Lesen demnach nicht grundlos als das Tor zur digitalen Welt. 

Was versteht man überhaupt unter digitaler Kompetenz? 

Ein viergliedriges Konzept versteckt sich hinter dem Oberbegriff “Digitale Kompetenz”. Die darunter verstandenen Kernkompetenzen werden im Folgenden exemplarisch aufgeführt. 

Anwenden und Verstehen (Access): 

Ein Basisverständnis zur Nutzung von Hard- und Software, um auf digitale Informationen zugreifen und Informations- und Kommunikationstechnologien effektiv handhaben zu können. Bei Analphabetismus können beispielsweise selbst Menüs kaum navigiert werden, weder Einstellungen modifiziert noch Anweisungen des Computers befolgt werden.

Suchen und Organisieren (Manage): 

Die Fähigkeit, digitale Informationen effizient (wieder-)zu finden und systematisch zu sortieren bzw. zusammenzufügen. Mit einer ungenügenden Lesekompetenz kann beispielsweise das Ausfindigmachen des nächstbesten medizinischen Spezialisten oder anderer Dienstleistungen zur unlösbaren Herausforderung werden. 

Erzeugen (Create): 

Die Fähigkeit, neue Informationen aus digitalen Ressourcen und mit digitalen Anwendungen zu generieren. 

Bewerten (Evaluate): 

Fähigkeit, die Qualität und Relevanz von Informationen kritisch zu hinterfragen und zu beurteilen.

Von Analphabetismus Betroffene und dem bildungsfernen Teil der Bevölkerung fällt es zum Beispiel vergleichsweise schwer, die Glaubwürdigkeit von Online-Informationen einzuschätzen (Evaluate). Sie haben Schwierigkeiten dabei, Artikel von Werbung zu unterscheiden. Folglich überrascht es nicht, dass Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten anfälliger für Falschinformationen sind. Dies erlangt besondere Relevanz, wenn man bedenkt, dass laut LEO-Studie Erwachsene mit niedrigen Schriftsprachkompetenzen überdurchschnittlich häufig soziale Medien nutzen. Da sie weniger in der Lage sind, ihren Nachrichtenkonsum quellenkritisch zu gestalten, müssen ihnen die Grundlagen der Internetnutzung vermittelt werden – ähnlich wie es neuerdings den Kindern in Schulen beigebracht wird. Hinsichtlich der digitalen Chancenungleichheit an Schulen lässt sich allerdings ein ganz neues Tab öffnen. Während nämlich die Kinder in der sechsten Klasse noch über sehr ähnliche digitale Kompetenzen verfügen, sind in der neunten Klasse bereits deutliche Unterschiede messbar. Die Schere öffnet sich demnach bereits während der Schulzeit. 

Kein Problem der Zukunft, sondern ein Problem der Gegenwart 

Es liegt auf der Hand, dass die Medienkompetenz von gering Literalisierten verbessert werden muss. Menschen mit geringen Digitalkompetenzen sind in ihrem Alltag stark und sichtlich eingeschränkt. Das nimmt von Tag zu Tag zu. Personengruppen, die nicht gut lesen und schreiben können, die generell dem bildungsfernen Milieu entsprechen und/oder einen Migrationshintergrund haben, geben ihr Defizit häufig von Generation zu Generation weiter. Fehlende Möglichkeiten, um einen Umgang im digitalen Raum zu ermöglichen, spielen ebenfalls eine Rolle. Dahingehend ist es kaum verwunderlich, dass aufgrund der Digitalisierung die Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich weiter wächst.

Die Bildungspolitik vernachlässigt dieses Thema und kehrt es unter den Tisch. Die Parteien selbst beklagen – unterschiedlich stark nuanciert – die Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich und gehen – unterschiedlich stark nuanciert – dagegen vor. Niemand ist willens, radikale Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich (unter anderem auf digitaler Ebene) zu realisieren. Zwar informiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung Erwachsene regelmäßig via Facebook und YouTube über aktuelle Angebote, Alltagshilfen und persönliche Erfolgsgeschichten von Lernenden; zwar wird versucht, bei Digitalisierungsprozessen an Schulen die gesamte Schülerschaft einzubeziehen, jedoch sind diese Maßnahmen und Mechanismen nicht ansatzweise ausreichend, um einer zunehmenden digitalen Chancenungleichheit sowohl innerhalb der jungen als auch innerhalb der erwachsenen Bevölkerungsschichten entgegenzuwirken und zu verhindern, dass Teile der Gesellschaft in digital diskriminierten Lebenswelten verkehren. 

Alphabetisierung
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Am 8. September ist Weltalphabetisierungstag. In Deutschland kann fast jede achte Person kurze zusammenhängende Texte nicht richtig lesen und verstehen. Es ist unumstritten, dass damit drastische Einschränkungen im Alltag einhergehen. Doch wie genau bewältigen  Betroffene diese Hindernisse? Und wie gerieten sie in die Schriftsprachlosigkeit? 

Vorurteile und Tabuisierung

Wieso kann nicht jede:r lesen und schreiben? Wer da jetzt erstmal an Vorurteile wie Dummheit und Faulheit denkt, liegt völlig falsch. Was viele noch überraschen könnte, ist, dass die meisten Analphabeten einen Schulabschluss erreicht haben und über die Hälfte arbeiten geht. Sie sind allerdings oft im Niedriglohnsektor tätig und ihr Einkommen ist im Schnitt niedrig. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind deutsche Muttersprachler.

Da wir herkömmliche Vorurteile gegenüber Analphabeten ausschließen können, kommen wir nun zu den wahren Hintergründen für Defizite im Lesen und Schreiben.

Die Gründe für Analphabetismus sind so individuell wie die vielen Menschen selbst. Häufig wird das familiäre oder soziale Umfeld als Grund angegeben. Familie ist der erste Zugang zu  Bildung und auch der schulische Erfolg wird dadurch bedingt, belegen  PISA-Studien. Fehlt es hier an Bezugspersonen, die das Erlernen der Grundbildung in Schreiben und Lesen ermutigen, kann dies Analphabetismus begünstigen.

Eine Tendenz zu einer Lese-Rechtschreibschwäche wie beispielsweise Legasthenie, die nicht aufgearbeitet wird, kann ebenso Defizite befeuern. Zudem kann auch eine unbemerkte Sehschwäche dazu führen, dass Buchstaben und Schrift nicht richtig erlernt oder gar wieder verlernt werden können.

Persönliche Erfahrungen wie große Fehlzeiten in der Grundschule durch Krankheit oder gesellschaftliche Probleme wie die Corona-Pandemie oder Krieg und Flucht lassen die Grundbildung von Lese-und Schreibfertigkeiten in die zweite Reihe treten. Diese Versäumnisse später aufzuarbeiten fällt schwer, weil man dann zur Zielscheibe von oben genannten Vorurteilen wird.

Analphabeten sind in der Mitte der Gesellschaft und trotzdem in Medien und in der Gesellschaft kaum sichtbar. Dieser Tabuisierung soll mit unserer Themenwoche entgegengewirkt werden.

Das Leben als Analphabet in der Gesellschaft

Analphabeten wenden aus Angst vor Verachtung und Erniedrigung oft Vermeidungsstrategien an, um ihre Schwäche zu verheimlichen. Beispielsweise werden Notlügen wie „Ich habe meine Brille vergessen“ erfunden, um der Situation zu entrinnen. Einige Betroffene erzählen von ihrem Einfallsreichtum oder auch umfangreichen Gedächtnisleistungen. Diese Fähigkeiten zeugen von Kreativität und Intelligenz und sind wiederum Indizien dafür, dass keineswegs Dummheit und Faulheit dahinterstecken. 

In der Schule kompensieren Analphabeten durch Abschreiben, Delegieren von Lese-und Schreibaufgaben oder lenken ab, indem sie den Klassenclown spielen.

Im Beruf bauen sie Fähigkeiten ohne Lese- und Schreibnotwendigkeit aus und finden sich häufiger als Hilfsarbeiter:in auf dem Bau  sowie als Koch:in, Maler:in und Lkw-Fahrer:in. Im Wandel der Zeit spielt der Faktor Digitalisierung und auch der Wandel des Arbeitsmarktes eine enorme Rolle. Von 2010 bis 2018 ist der Anteil der beschäftigten Analphabeten über 5 Prozent gestiegen bei gleichzeitig steigenden Ansprüchen an die Lesekompetenz auf dem digitalen Arbeitsmarkt.

Die Pandemie stellt weniger Literarisierte vor neue Herausforderungen. Corona Maßnahmen wurden und werden häufig in Form von Zeitungen oder beschriebenen Schildern an der Tür kommuniziert. Somit nicht greifbar für Betroffene von Analphabetismus, der nun auch mit einem Gesundheitsrisiko verbunden ist. Wie soll man auch Maßnahmen befolgen, wenn sie einem nicht verständlich kommuniziert werden?

Der Leidensdruck

Warum suchen sich Analphabeten nicht einfach Hilfe? Wenn das so einfach wäre! Wenn man sich nicht in Schrift ausdrücken kann, fällt schon die Internetsuche oder der Straßenname des Hilfsangebotes schwer.

Betroffene werden von Selbstzweifeln geplagt, obwohl die oben beschriebenen Auslöser selten eigenes Versagen sind. Sie trauen sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen, weil die eigene Scham im Weg steht. Und ohne die nötige Sensibilisierung werden Analphabeten immer noch von ihrem Umfeld verurteilt. Die gesellschaftliche Enttabuisierung ist notwendig, damit gering Literarisierte offen darüber sprechen können und die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. 

Manche Analphabeten weihen auch einen Nahestehenden ein und bitten diese um Hilfe. Dadurch ist der erste Schritt gemacht, da nun die Bezugsperson helfen kann, Hilfsangebote zu suchen und beim Lernen unterstützt.

Was kann helfen?

Für Kinder ist es wichtig, dass ein Vorbild für Lesen und Schreiben präsent ist. Das nächtliche Ritual des Vorlesens kann hierbei eine positive Erfahrung mit Literatur sein und das Interesse wecken. Die Grundbildung von Schreiben und Lesen ist essentiell, um spätere Unkenntnisse zu vermeiden.

Die Digitalisierung hängt Analphabeten ab, wenn der digitale Raum nicht angepasst wird. Auf Internetseiten von Hilfsprogrammen gibt es oft die Möglichkeit einfach formulierte, kurze Texte zu lesen und sich Texte vorlesen zu lassen oder auch Videos anzuschauen, dadurch wird der Inhalt für ein größeres Publikum erfassbar.

Einige (ehemals) Betroffene wünschen sich Alternativen zum Lesen durch Bild, Ton oder Video auch von beispielsweise Behörden, um den Alltag besser meistern zu können. Neue Medienformen wie Podcasts sind hier eine große Hilfe.

Schlussendlich kann man festhalten, dass neue Faktoren wie die Digitalisierung und die Pandemie auf die Alphabetisierung Einfluss nehmen und wir am besten helfen können, indem wir das Stigma um Analphabetismus auflösen.

Alphabetisierung
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Analphabetismus ist ein oft unterschätztes Problem in Deutschland. Doch 6,2 Millionen  Menschen müssen hierzulande täglich mit dieser Einschränkung leben. Ein Teil davon sind jene Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland geflüchtet sind. Oft kommen sie aus Ländern, in denen seit Jahrzehnten Krieg herrscht und die Mittel fehlen, damit Bildung die oberste Priorität hat. Böswillige Gerüchte, dass Flüchtlinge fast alle Analphabeten seien, sind längst widerlegt und hatten nie eine plausible Argumentationsbasis. 

Warum Analphabetismus heute noch existiert

Neben einigen älteren Menschen sind auch viele Schülerinnen und Schüler von Analphabetismus betroffen. Bei einer PISA-Studie Ende 2019 kam heraus, dass jeder fünfte Fünfzehnjährige in Deutschland nicht sinnverstehend lesen kann und sich damit fast auf dem Niveau eines funktionalen Analphabeten befindet. Laut dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger sind die Gründe dafür vielfältig. Zum einen lesen Jugendliche in ihrer Freizeit heute deutlich weniger als es früher der Fall war. Zum anderen wird in immer mehr Elternhäusern von Kindern mit Migrationshintergrund kein Deutsch gesprochen, wodurch die Kinder die Sprache nicht richtig lernen. Zu dieser Entwicklung kam 2020 dann die COVID-19-Pandemie. Dadurch hatten viele dieser Schülerinnen und Schüler kaum Kontakt zu Menschen außerhalb ihrer Familie und demnach oft gar keine Möglichkeit Deutsch zu sprechen. 

Alphabetisierung unter Geflüchteten

Auch unter den Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, befinden sich Analphabeten. 

Teilweise sind geflüchtete Menschen lediglich nicht mit dem lateinischen Alphabet vertraut, teilweise können sie auf keiner Sprache lesen oder schreiben. Einer Umfrage unter 4.500 Geflüchteten aus dem Jahr 2016 ergab, dass unter den Befragten 34 Prozent lateinisch alphabetisiert waren und 51 Prozent zwar alphabetisiert waren, allerdings in einem nicht-lateinischen Schriftsystem. In keinem Schriftsystem alphabetisiert waren 15 Prozent der Befragten. Für sie ist es demnach auch am schwierigsten Deutsch zu lernen, was sich als ein Problem bei dem Prozess der Integration herausstellen kann. 

Weniger als 20 Prozent der nicht-alphabetisierten Geflüchteten haben bis Ende 2016 einen Integrationskurs besucht. Bei der in einem anderen Schriftsystem alphabetisierten Gruppe lag diese Zahl bei 33 Prozent, bei den bereits lateinisch alphabetisierten bei 39 Prozent. Es wird also klar, dass es Analphabeten erheblich schwerer haben, sich zu integrieren und angebotene Hilfen, teilweise aus Scham und Versagensängsten, selten genutzt werden.

Lösungsansätze zur Alphabetisierung

Gerüchte wie zum Beispiel, dass die meisten syrische Flüchtlinge Analphabeten und/oder kaum ausgebildet seien, stimmen nicht. 

Die Analphabetenrate lag in Syrien im Jahr 2011 bei 15 Prozent, bei den 15-25-Jährigen sogar nur bei 3,5 Prozent. Die Menschen, die aus ihrem Land flüchten, kommen oft aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Bei einer Studie aus dem Jahr 2016 kam heraus, dass es in Bezug auf den vor der Flucht erreichten Bildungsgrad kein einheitliches Bild gibt. Während es zwar geflüchtete Menschen gibt, die entweder gar keine Schule oder lediglich eine Grundschule besucht haben, besitzen im Gegensatz dazu auch viele Flüchtlinge eine gute bis sehr gute Schulbildung. Außerdem kommt es beim Thema Analphabetismus und Flucht  sehr auf das Herkunftsland an. In Ländern wie zum Beispiel Afghanistan, wo schon seit sehr langer Zeit Krieg herrscht, haben Bildungssysteme kaum eine Chance zu bestehen. 

Eine der vielversprechendsten Möglichkeiten, um den geflüchteten Menschen das Lesen und Schreiben auf Deutsch beizubringen, sind sogenannte Alphabetisierungskurse. Sie werden zum Beispiel von BEF-Alpha (Bildungsjahr für erwachsene Geflüchtete) angeboten sowie vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Dort lernen die Teilnehmer in maximal 1.300 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten lesen und schreiben in der deutschen sowie in der lateinischen Sprache . Die Gruppen werden für effizientere Lernerfolge mit maximal 16 Leuten relativ klein gehalten. 

Abschließend lässt sich also sagen, dass einige Gerüchte zum Thema Analphabeten und Geflüchteten falsch sind. Die Flüchtlinge haben alle eine unterschiedliche Vergangenheit und auch unterschiedliche Bildungswege. Für jene von ihnen, die Analphabeten sind oder lediglich nicht die deutsche Sprache beherrschen, gibt es geeignete Angebote, die allerdings in großen Teilen ignoriert werden . Ihre Sichtbarkeit und Attraktivität gilt es zu steigern, um dem funktionalen Analphabetismus von erwerbstätigen Geflüchteten entgegenzuwirken und weitere Integrationsprozesse anzuregen.

Alphabetisierung
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Was ist überhaupt die AlphaDekade? 

Die “Dekade der Alphabetisierung (2016-2026)”, auch kurz AlphaDekade genannt, ist ein

180-Millionen-Euro-Programm der Bundesregierung, das hiermit versucht, die Zahl der funktionalen Analphabeten in Deutschland spürbar zu senken. Innerhalb von zehn Jahren sollen mit einer gemeinsamen Kampagne von Bund und Ländern die oft unterentwickelten Lese- und Schreibfähigkeiten erwachsener Erwerbstätiger verbessert werden. Das Grundbildungsniveau soll erhöht werden, um geringqualifizierte Arbeitnehmer:innen fortzubilden, sie so auf Veränderungen der Arbeitswelt, insbesondere in Bezug auf eine zunehmende Digitalisierung, vorzubereiten und damit einem Fachkräftemangel vorzubeugen. Involviert sind unter anderem die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund, das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung, der Deutsche Volkshochschulverband, das Kommissariat der deutschen Bischöfe und der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung. Sie alle haben sich verbündet, um den funktionalen Analphabetismus Erwachsener in Deutschland spürbar und nachhaltig zu verringern. 

Die Ziele der AlphaDekade 

Grundvoraussetzung, damit das Grundbildungsniveau Erwachsener sich erhöht, ist, dass mehr Betroffene als bisher die entsprechenden Lernangebote wahrnehmen. Das Erreichen von  Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten stellt eine große Herausforderung dar. Ebenso ist Analphabetismus häufig zu einem Tabuthema hochstilisiert worden. Um dieser Stigmatisierung entgegenzuwirken und im Allgemeinen das Ziel einer arbeitsorientierten Grundbildung zu erreichen, haben Bund und Länder in einem gemeinsamen Grundsatzpapier fünf Handlungsfelder identifiziert. 

Öffentlichkeit herstellen

Die Ausmaße des funktionalen Analphabetismus sind den meisten Menschen unbekannt. Vor allem hier in Deutschland. Unser Artikel “Buchstäblich Probleme: Stand der Alphabetisierung in Deutschland” wirft hierauf Licht. Das Bündnis der AlphaDekade versucht mit Hilfe von öffentlichwirksamen Maßnahmen Vorurteile abzubauen und mit der Enttabuisierung voranzuschreiten. Außerdem soll auch die Verfügbarkeit von Lernangeboten in die Bevölkerung getragen werden.  

Forschung intensivieren

Einen weiteren wichtigen Grundsatz bildet der wissenschaftliche Ansatz. Studien und Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, herauszufinden, was Ursachen für funktionalen Analphabetismus sind, wie Betroffene effektiv erreicht werden können und wie sie sich hierdurch für Lernangebote anmelden. Außerdem soll erforscht werden, wie die Grundbildung auf der Ebene der Didaktik und der Lerninhalte am Vielversprechendsten ist.  

Lernangebote optimieren 

Um die Lernmotivation zu erhöhen, müssen sich die Lernangebote an den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Lernenden orientieren. Die Optimierung der Lernangebote ist demnach essenziell. Auf Grundlage von Forschungsergebnissen müssen die Inhalte alltags- und praxisbezogen gestaltet sein und individuell auf Teilnehmende abgestimmt werden.

Lehrpersonal professionalisieren 

Aufbauend hierauf soll auch das Lehrpersonal an die hohen Anforderung angepasst und vorbereitet werden. Denn Erwachsene mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf bringen unterschiedliche individuelle Voraussetzungen und Erwartungen mit. Entsprechende Qualifizierungen und Ausbildungen zusätzlich zur typischen Jugend- und Erwachsenenbildung müssen für Lehrkräfte angeboten werden. 

Strukturen aufbauen

Für eine nachhaltige Wirkung soll an bereits vorhandene Strukturen angeknüpft werden. Im Rahmen der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung sollen Alphabetisierung und Grundbildung als Regelangebot stärker und branchenübergreifend in den gefährdeten Bereichen verankert werden. Betroffen sind insbesondere Menschen, die einfachen Hilfstätigkeiten nachgehen und hierdurch ein höheres Risiko haben, durch den raschen technologischen Wandel der Arbeitswelt nicht mehr einsetzbar zu sein.

Aus diesen Grundsatzzielen leiten Bund, Länder und Dekadepartner ein jährliches Arbeitsprogramm ab, das konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele in den jeweiligen Handlungsfeldern enthält. Zusätzlich liefern die Länder Punkte, mit denen sie sich in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich an der Umsetzung der AlphaDekade beteiligen und werden vom BMBF gefördert. Hiermit wollen sie das übergeordnete Ziel erreichen, dass Grundbildungsangebote mit und in Betrieben entwickelt und erprobt, Lehrpersonal ausgebildet und das Thema bei Unternehmen und Wirtschaftsverbänden bekannt gemacht wird. Eine konkrete Maßnahme ist die alljährliche AlphaDekade-Konferenz. 

AlphaDekade-Konferenz 2022 

Die Projektmesse im Rahmen der Dekade der Alphabetisierung (2016-2026) bietet fachlichen Austausch und Informationen zu arbeitsorientierten Grundbildungsinitiativen. Die AlphaDekade-Konferenz 2022 findet am 27. und 28. September in Nürnberg statt. Für kulturelle Unterhaltung und das körperliche Wohlbefinden wird gesorgt. Besonderer Fokus liegt auf der Verankerung von Grundbildung in der Arbeitswelt. Mit Hilfe von Impulsreferaten, Gesprächsrunden und diversen Fachforen widmet sich die AlphaDekade dem aktuellen Fach- und Ergebnisstand der aktuellen Projektförderung. 

Die Konferenz agiert als Impuls für eine Vernetzung und Zusammenarbeit verschiedenster Akteure mit gemeinsamen Ziel: die Grundbildung in vorhandene Aus- und Weiterbildungsstrukturen zu integrieren und Transparenz über vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten, Förderinstrumente und Lernangebote herzustellen. Die Veranstalter:innen erwarten zur diesjährigen Konferenz rund 300 Personen aus Politik, Wissenschaft und Praxis. Die vielseitigen Berührungspunkte sollen genutzt werden, um sich weiterhin mit arbeitsbezogenen Maßnahmen zur Alphabetisierung und Grundbildung zu befassen, um Kontakte zu knüpfen sowie produktive und interdisziplinäre Diskussionen anzuregen.
Auf der Messe werden insgesamt acht Foren angeboten. Gäste wählen und besuchen jeweils eines dieser Foren pro Tag. Thematisch orientieren sich diese Foren einerseits an arbeitsorientierter Grundbildung für Erwerbslose, Beschäftigte, Auszubildende und junge Erwachsene im Übergang Schule-Beruf. Die vier weiteren Foren beschäftigen sich mit dem digitalen Lernen und Lehren, einer sensiblen Beratung von Betroffenen, dem individuellen, betrieblichen und gesellschaftlichen Mehrwert der Grundbildung und abschließend mit der Professionalisierung des Bildungspersonals. 

Eine Anmeldung für die Konferenz erfolgt über die interne Website. 

Weitere Veranstaltungsangebote rund um den Tag der Alphabetisierung 

Besondere Anlässe wie der jährliche Weltalphabetisierungstag werden als Anlass genommen, um die breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Eine Info-Ausstellung steht allen Koordinierungsstellen der Länder für ihre regionale Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. Im Jahr 2018 war beispielsweise der berühmte Krimi-Autor Sebastian Fitzek am Stand der AlphaDekade auf der Leipziger Buchmesse.  

In diesem Jahr hält in Berlin/Brandenburg am 12. September das ALFA-Mobil vor dem Jobcenter Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Weitere Maßnahmen findet man im Programm zum Weltalphabetisierungstag des Bildungsservers Brandenburg. Deutschlandweit finden ebenfalls zahlreiche Events zur Thematik statt, welche unter anderem hier gefunden werden können. 

Für Lehrkräfte wäre es eine Idee, eine Unterrichtsstunde im Zeichen des Welttages der Alphabetisierung zu gestalten oder kann dieser als Anstoß genommen werden, die Lese- und Schreibkompetenzen der Schüler:innen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und möglicherweise präventiv Problemen entgegenzuwirken.

Alphabetisierung
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„Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung.“ heißt es im 26. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Lesen und Schreiben machen einen großen Teil der elementaren Bildung aus. Die Teilhabe an einer modernen menschlichen Gesellschaft basiert nämlich auf der Verwendung von Sprache in Schriftform. Auch wenn die Menschenrechtserklärung das Recht auf Bildung vorsieht, haben viele Menschen kaum Bildungschancen. Wie steht es um die Alphabetisierung in der Welt? 

Nüchterne Zahlen zur Alphabetisierung

Mit Blick auf die ganze Welt verfügen 87 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren über grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten (Stand 2020). Bei Betrachtung einzelner Kontinente fallen deutliche Unterschiede auf. Amerika und Europa stehen verhältnismäßig gut da. In Europa sind zirka 16 Prozent der Erwachsenen Analphabeten, in den USA nur zwölf Prozent und in Südamerika liegt die Alphabetisierungsrate sogar nur bei neun Prozent. Dagegen sind Afrika und Asien schwer betroffen. In Asien sind rund 26 Prozent und in Afrika sogar 34 Prozent der Erwachsenen Analphabeten. 

Welche Probleme die Alphabetisierungsraten deutlich machen

Der UNESCO Weltbildungsbericht zeigt, dass Analphabetismus konkret mit dem Reichtum eines Landes zusammenhängt. Der Südsudan gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind dort mehr als 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von Analphabetismus betroffen. Hier muss sich auch die westliche Welt einer Verantwortung stellen. Da ihr Reichtum teilweise auf der Ausbeutung von Entwicklungsländern basiert, müssen grundlegende Maßnahmen gegen diese Ungerechtigkeit in Gang gesetzt werden.

Wenn man sich die Geschlechterverteilung anschaut, wird deutlich, dass Frauen häufiger von Analphabetismus betroffen sind. In Asien sind zum Beispiel zwei Drittel der Analphabeten Frauen. Laut der UNESCO ist die Frauenquote mit 17 Prozent höher als die Männerquote mit 10 Prozent. Hier in Deutschland sind jedoch mehr Jungen und Männer betroffen. Diese Verteilung könnte auf den Mangel an männlichen Vorbildern in Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen zurückzuführen sein. Wenn ihr mehr über den Stand der Alphabetisierung in Deutschland erfahren wollt, schaut in diesen Artikel rein. Außerhalb von Europa werden Jungen teilweise für die Bildung priorisiert. Vor allem in wirtschaftlich schwachen Länder werden eher die männlichen Nachfahren in die Schule geschickt, während Mädchen auf das Muttersein und Haushaltsaufgaben vorbereitet werden. So verdeutlicht die Alphabetisierungsrate die Geschlechterungerechtigkeit in vielen Ländern.

Zukunftsperspektive

Theoretisch sollte jedem zumindest eine kostenfreie Grundschulbildung zustehen, was sich in der Realität nicht so abzeichnet. Erschreckend viele Menschen sind nicht oder kaum dazu in der Lage zu lesen und zu schreiben. Eine gute Nachricht ist, dass die Alphabetisierung in jüngeren Generationen deutlich zugenommen hat. Mögliche Gründe sind die wachsende Weltwirtschaft und die länderübergreifende Beachtung des Themas durch Forschung und konkrete Unterstützung zum Beispiel von der „International Literacy Association“. Zudem haben die Vereinten Nationen in ihrer ‚Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung‘ konkrete Alphabetisierungsziele festgehalten: Alle Jugendlichen und ein substanzieller Anteil der Erwachsenen sollen lese- und schreibfähig werden. Zu diesem besonderen Vorhaben werdet ihr in unserer aktuellen Themenwoche zur Alphabetisierung mehr erfahren.

Rückschlag 

Durch die Coronapandemie wurden in vielen Länder Bildungseinrichtungen geschlossen. Es ist zu vermuten, dass es dadurch zu einem Rückschlag in der Alphabetisierung kommt. Die wirtschaftliche Krise wird sich im Bildungssektor negativ ausgewirkt haben. Auch in Deutschland hatten gefährdete Heranwachsende noch weniger Kontakt zu Schreib- und Lesevorbildern sowie Zugriff auf Hilfestellungen seitens der Lehrkräfte oder Hausaufgabenhilfen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pandemie auf den Stand der Alphabetisierung in der Welt ausgewirkt hat.

Ungleichheit in der globalen Alphabetisierung 

Die Alphabetisierungsrate eines Landes steht in Korrelation mit ihrem Reichtum. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht auf der Welt. Die westlichen Länder versuchen durch verschiedene Projekte Verantwortung zu übernehmen und die Alphabetisierung in ärmeren Ländern voranzutreiben. Ein für jede Gesellschaftsschicht zugängliches Bildungssystem ist eine Grundvoraussetzung, um die Lese- und Schreibfähigkeit in der Bevölkerung zu stärken. In Förderprojekten wird der Fokus vor allem auf Kinder und Jugendliche gesetzt, um dem Problem langfristig entgegenzuwirken. 

Alphabetisierung
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Mit einem guten Buch in der Hand daheim auf der Couch sitzen? Für Analphabeten unvorstellbar. Oft wird Analphabetismus als Problem der Bevölkerung von Entwicklungsländern abgeschrieben, doch auch für einen Industriestaat wie Deutschland, in dem die Schulpflicht herrscht, ist es keineswegs bloß eine Ausnahmeerscheinung. Im Rahmen unserer Themenwoche rund um den Weltalphabetisierungstag wollen wir in diesem Artikel den Stand des Analphabetismus in Deutschland hervorheben sowie auf eine Vielzahl von Förderangeboten verweisen. 

Wenn Worte zu Feinden werden

Ob eine Speisekarte im Restaurant, ein Stimmzettel im Wahlbüro, Dinge des alltäglichen Lebens wie Bedienungsanleitungen, Produktverpackungen, Beipackzettel, Behördenschreiben, Formulare oder Verträge: all das stellt Analphabeten vor scheinbar unlösbare Herausforderungen. Jeder Tag wird wahrlich ein Spießrutenlauf. Neben dem Problem, den Buchstabensalat zu entwirren, kommt hinzu, dass die meisten Betroffenen sich davor fürchten, von Vorgesetzten oder dem sozialen Umfeld als Analphabet erkannt zu werden. Sie verwenden jede Menge Kraft und Kreativität darauf, ihr Defizit zu verbergen. Häufig sind Notlügen wie “Ich habe meine Lesebrille vergessen” das präferierte Mittel. Doch manche fügen sich ernste Selbstverletzungen zu (oder spielen diese vor). Gebrochene Finger oder Verbrennungen sind nicht selten der letzte Ausweg von Analphabeten, um beispielsweise einem Schreibauftrag aus dem Weg zu gehen. Um jeden Preis vermeiden sie jegliche Situation, in denen sie mit der Schriftsprache konfrontiert werden. 

Wie viele Analphabeten gibt es in Deutschland? 

6,2 Millionen Erwachsene können in Deutschland nicht richtig auf Deutsch lesen und schreiben (Stand: 2018). Ein Lichtblick: Die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2011 beziffert diesen Wert noch auf 7,5 Millionen. Grund für die Fortschritte bei der Alphabetisierung Deutschlands sind die Enttabuisierung des Themas durch Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung sowie geeignete Selbstlernangebote und Anlaufstellen für Betroffene und ihr besorgtes Umfeld. Trotz alledem verfügen selbst im Jahr 2018 noch 7,3 Prozent aller Erwachsenen mit Deutsch als erster Sprache nur über geringe Lese- und Schreibfähigkeiten. Innerhalb der Gruppe der Analphabeten hat fast die Hälfte einen Migrationshintergrund und eine andere Sprache als Deutsch zuerst gelernt. 
Mehr als die Hälfte der Betroffenen geht zudem einer geregelten Erwerbstätigkeit nach. Zusätzlich sind Analphabeten meist Geringverdiener. Jeder Zweite ist finanziell nicht in der Lage, eine Woche Urlaub außerhalb der eigenen Wohnung zu machen. Erwachsene mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen finden Arbeitsplätze meist in Helferjobs wie beispielsweise in der Nahrungsmittelzubereitung, der Baubranche oder als Reinigungskraft. Jedoch gehen auch solche Berufe zunehmend mit Papierkram und Schriftsprachkompetenzen einher. 
Hinsichtlich des Schulabschlusses lässt sich festhalten, dass vier von fünf funktionalen Analphabeten einen Schulabschluss haben. Davon jeder Fünfte die Mittlere Reife und sogar jeder Achte das Abitur. Wie kann es da sein, dass bei Weitem nicht jeder richtig lesen und schreiben kann? 

Wie kommt es zu Analphabetismus in Deutschland? 

Grundsätzlich sind häufiger Menschen betroffen, deren Eltern einen geringen Bildungsstand haben und/oder in Berufen tätig sind, die möglichst schriftfern sind – was sich auch auf den Haushalt auswirkt: Keine Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften zuhause, Lesen und Schreiben haben niemals einen hohen Stellenwert eingenommen. Auch eine traumatische oder verwahrloste Kindheit kann dazu führen. Außerdem sind auch Menschen betroffen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen sowie Kinder mit Migrationshintergrund. Jedes deutsche Kind unterliegt zwar einer neunjährigen Schulpflicht, doch obwohl ein großer Teil der Kinder auch das jährliche Klassenziel erreicht, kommt es vor, dass sich (teils unbemerkt) erhebliche Defizite im Bereich der Lese- und Schreibkompetenz entwickeln. Einige Kinder brechen auch die Schule ab. Viele Analphabeten in Kindesbeinen werden womöglich niemals eine Ausbildung anfangen. Sie können selbsterklärend schlechter lesen und schreiben, aber haben hierdurch auch Probleme beim Arbeiten mit Computern. In einer immer stärker digitalisierten Welt ist dies aber unerlässlich, da auch in vermeintlichen Einfacharbeitsplätzen zunehmend Computerkenntnisse gefordert werden. Die zunehmende Digitalisierung verstärkt somit das Problem und macht Analphabeten umso mehr zu Außenseitern.
Aufgrund von Heimunterricht und den fehlenden finanziellen Möglichkeiten mancher Familien kontinuierlich einen Computer zur Verfügung zu stellen, ist bereits ein genereller Lernrückstand bei vielen Schüler:innen zu beobachten. Dies kann der Nährboden sein für eine nächste Welle von funktionalen Analphabeten, die dieses schwere Los durch die Folgen von COVID-19 mit sich tragen müssen, wenn nicht rechtzeitig der Anschluss gefunden wird. Der Zusammenhang und die Problematik dieser Situation wird sich noch in Zukunft zeigen. Erst hinterher werden die Analphabeten kaum überwindbare Hürden und Stigmatisierung erfahren müssen. Jetzt können die betroffenen Kinder (selbst) die Folgen noch nicht ansatzweise erahnen. 

Welche Förderprogramme gibt es für Alphabetisierung? 

Glücklicherweise ist die Lage heutzutage alles andere als aussichtslos, was dahingehend auch Hoffnungen für die Zukunft macht. Das Bundesbildungsministerium hatte 2016 die Dekade der Alphabetisierung ins Leben gerufen (AlphaDekade 2016-2026), um die Lese- und Schreibkompetenz (vor allem) von Erwachsenen zu steigern. Gefördert werden insbesondere Projekte, die Beschäftigte mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf am Arbeitsplatz unterstützen. Hierzu werden wir als Teil unserer Alphabetisierungswoche einen weiteren Artikel posten. 

Unter anderem wird auch die Studie "LEO 2018 - Leben mit geringer Literalität” unterstützt, auf welcher die Zahlenwerte basieren, mit denen im (Regierungs-)Diskurs argumentiert wird. Hierbei zu bemängeln: von einer Gruppe von knapp 8000 Befragten wurde auf die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik geschlossen. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, welch ein großes Problemgebiet Analphabetismus darstellt und wie viel Handlungsbedarf noch immer herrscht. Vor allem in Bezug auf die Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung muss das Kursangebot flächendeckend ausgebaut und allgemein breiter aufgestellt werden. Außerdem sollten Grundbildungskurse für Teilnehmende kostenfrei sein, fordert der Bundesverband für Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Da Analphabeten oft Geringverdiener sind, ist dies dringend notwendig. Unter ihrer Telefonnummer erreicht man kostenlos das Expertenteam des ALFA-Telefons, welches über Lernangebote und Selbsthilfegruppen in der Region informieren kann sowie Ansprechpersonen vermittelt. Des Weiteren bietet beinahe jede Volkshochschule wöchentliche Grundbildungskurse an, allerdings gibt es keine spezifische Didaktik für Alphabetisierungsangebote, weil sie noch nicht genug erforscht wurden, wodurch oft widersprüchliche Herangehensweisen in den Kursen zu beobachten sind. 

Das Bildungsministerium für Bildung und Forschung bietet mit seiner Kampagne “Lesen & Schreiben. Mein Schlüssel zur Welt” digitale sowie analoge Lern- und Beratungsangebote an. Lerninteressierte können sich auch über eine Vorlesefunktion zu allen verfügbaren Informationen freuen. 

Ein weiteres Projekt: “MENTOR - Die Leselernhelfer e. V.” vom Bundesverband will seit 2019 die Leseförderung gezielt mit Apps und Internetseiten vorantreiben. Um digitale Medien in die Lesestunden zu integrieren, bietet der Bundesverband Kriterien zur Auswahl von digitalen Medien zum Lesenlernen sowie Material zum Aufbau und zur Vorbereitung einer Lesestunde mit digitalen Medien. Unter dem Dach des Bundesverbandes sind außerdem mehr als 13.000 ehrenamtliche Lesementoren hauptsächlich in den Schulen unterwegs, um insgesamt 16.600 Schüler zu fördern. Die ersten Ergebnisse: Die Kinder verlieren durch den digitalen Ansatz keineswegs die Lust an “echten” Büchern. Die hierin vorgestellten Ansätze bieten ebenfalls großen Spielraum für eine Anwendung in der Erwachsenenbildung. 

Alles in allem zeigen die neuesten Ergebnisse einen positiven Trend bei der Alphabetisierung von Erwachsenen auf. Allerdings braucht es eine neue Zahlenbasis, von welcher aus weitergearbeitet werden könne. Problematisch kann die Auswirkung der COVID-19-Pandemie auf einige Schuljahrgänge sein, wenn in den nächsten Jahren der Lernrückstand nicht aufgeholt wird. Denn die Kinder von heute mit wenig Lese- und Schreibkompetenz sind oft die Analphabeten von morgen. Daher soll der Fokus nicht ausschließlich auf der Alphabetisierung von Erwachsenen liegen, sondern es müssen auch deutlich mehr Leseangebote für jüngere Menschen offeriert werden, damit präventiv ein Hinabrutschen in einen Analphabetismus verhindert werden kann.

Alphabetisierung
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Blut und Wasser schwitzen, wenn in der Schule ein Diktat ansteht, sich vom Kellner Speisen vorschlagen lassen, da man die Karte nicht lesen kann – Alltag für Menschen mit Analphabetismus. Obwohl diese Einschränkung laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung rund 12 Prozent der erwerbstätigen Erwachsenen in Deutschland betrifft, findet das Thema hierzulande nur wenig Beachtung. Dadurch trauen sich viele Menschen nicht um Hilfe zu bitten und versuchen umständlich die Schwäche auszugleichen. Mit unserer Themenwoche zur Alphabetisierung wollen wir euch für Inhalte rund um Probleme mit Lesen und Schreiben sensibilisieren und erste Schritte zur Enttabuisierung des Analphabetismus gehen.

Analphabetismus – Verschiedene Formen 

Wie genau wird Analphabetismus eigentlich definiert? Zunächst erfolgt die Unterscheidung in primären und sekundären Analphabetismus. Ein Analphabet der primären Form hat das Lesen und Schreiben nie gelernt, ein sekundärer hingegen wieder verlernt. Darüber hinaus gibt es den funktionalen Analphabetismus. Hierbei wird Analphabetismus konkret von der umgebenden Gesellschaft abhängig gemacht. Unter funktionalem Analphabetismus leidet jemand, der mit seinen Schrift- und Sprachkompetenzen nicht die gesellschaftlichen Mindestanforderungen erfüllt. Dies hemmt die individuelle Entfaltung und die Fähigkeit, gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Ursachen 

Je höher die Armut eines Landes, desto höher die Analphabetisierungsrate. Es spielen dabei viele Faktoren eine Rolle. Im Mittelpunkt steht die Bildungsmöglichkeit. Manche Kinder und Jugendliche müssen ihren Familien beim Geld verdienen helfen und arbeiten gehen – da bleibt keine oder nur wenig Zeit für einenden Schulbesuch. Häufig ist die Kinderrate in wirtschaftlich schwachen Ländern deutlich höher als in Europa. Dadurch ergeben sich hohe Schulkosten, welche oft nicht für alle Kinder aufgebracht werden können. Dazu gibt es in vielen Ländern kein ausreichendes Angebot von qualitativ hochwertiger, günstiger und zugänglicher Bildung. Wie es um die Alphabetisierung im globalen Kontext steht, erfahrt ihr in einem anderen Artikel unserer Themenwoche. 

Individuelle und soziale Faktoren

Es gibt einige Faktoren, die begünstigen, dass funktionaler Analphabetismus in einem wirtschaftlich stabilen Land entsteht. Hierzu zählen individuelle Faktoren, wie eine lange Krankheit in der Kindheit oder Förderbedarf, der nicht frühzeitig erkannt wurde. Das bedingen meist die familiären Verhältnisse. Wenn das Elternhaus überfordert ist oder kein Interesse an dem Kind zeigt, wird der Förderbedarf schnell übersehen. Hierbei muss auch das Schulsystem Verantwortung übernehmen. Häufig herrscht jedoch Personal- und Zeitmangel, daher ist eine Einzelförderung in der Realität nur bedingt möglich. Dazu kommt, dass viele Lehrer:innen nicht wissen, wie sie mit der Situation richtig umgehen können. Manche Lehrkräfte halten es für besser, dem Kind durch Augen zudrücken, den Jahresabschluss zu ermöglichen, statt es durch Fördermaßnahmen aus seinem Klassenverband zu reißen. Gut gemeint, aber fatal für die Zukunft des Heranwachsenden. Es kommt auch vor, dass Probleme beim Schreiben und Lesen von Lehrkräften nicht ernst genommen werden oder kompensierendes Verhalten als Störung empfunden wird. Bei Problemen in der Schule entsteht meist ein Kreislauf aus Angst und Scham in Verbindung mit der Lernsituation. Das kann eine Furcht gegenüber Sprachunterricht erzeugen und die spätere Hilfesuche deutlich erschweren. Besonders bei Kindern aus migrierten Familien in erster Generation herrscht oft kein stabiles Sprachumfeld zuhause. Die gesellschaftlich geforderte Sprache kann zuhause nicht oder nur eingeschränkt gefördert werden. Das hemmt das Lernen von Schreiben und Lesen zusätzlich und kann in Kombination mit anderen Ursachen Analphabetismus begünstigen. Gerade bei Flüchtlingsbewegungen kann das zum Problem werden. Bleibt an der Themenwoche dran und lest dazu unseren Artikel zum Thema: Alphabetisierung und Flucht.

Verschiedene Stufen des Analphabetismus – die Alpha-Levels

Es gibt vier Alpha Levels, mit Hilfe welcher analeine Einstufung des Analphabetisierungsgrades versucht wird:

Alpha-Level 1 – Die betroffenen Personen können Buchstaben erkennen und schreiben, jedoch nicht einzelne Wörter lesen oder deren Sinn erkennen. Es gibt 0,3 Mio. Erwachsene in Deutschland mit Alpha-Level 1.

Alpha-Level 2 – Einzelne Wörter sind les- und schreibbar,  jedoch keine Sätze. Es gibt 1,7 Mio. betroffene Erwachsene in Deutschland.

Alpha-Level 3 – Die betroffenen Personen können einzelne Sätze lesen und schreiben. Doch auch schon kurze Texte können nicht als Ganzes gefasst werden. 4,2 Mio. Erwachsene in Deutschland sind betroffen.

Alpha-Level 4 – Texte können einigermaßen verstanden und auch geschrieben werden, jedoch nur mit vielen Fehlern. Davon sind 10,6 Mio. Erwachsene in Deutschland betroffen.

Umgang in der Schule 

Bei Problemen mit Lesen und Schreiben ist ein Analphabetismus nicht die einzige Möglichkeit. Es gibt mehrere, sich ähnlich äußernde Einschränkungen, die unterschieden werden müssen. Abzuklären ist, ob eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vorliegt oder eine Legasthenie. Heranwachsende, die von solchen Störungen betroffen sind, benötigen nämlich eine andere Förderung als ‘angehende’ Analphabeten. Analphabetismus resultiert aus äußeren Umständen und ist bei rechtzeitigem Erkennen ausgleichbar.

In der Schule gilt es deswegen einem Analphabetismus vorzubeugen und rechtzeitig die passenden Förderungsmittel anzubieten. Hierbei muss fast immer auf Hilfe von außen zurückgegriffen werden, da an deutschen Schulen ein Lehrkräftemangel herrscht. Es gibt deutschlandweit verschiedene Stellen, die eine Lese- und Schreibförderung anbieten. 

Analphabetismus – ein vielschichtiges Problem

Analphabetismus tritt in verschiedenen Formen und Stufen auf. Es ist ein Problem mit vielschichtigen Ursachen, welches auch von unserer Gesellschaft – zum Beispiel durch unzureichende Förderung – begünstigt wird. Obwohl ein Zehntel aller Erwachsenen in Deutschland betroffen sind, ist das Problem in der Öffentlichkeit kaum präsent. Die Redaktion von Lehrer News möchte durch die Themenwoche zur Alphabetisierung auf dieses globale Problem aufmerksam machen! 

Hattet ihr schonmal das Gefühl, dass an eurer Schule durch zu wenig Fördermöglichkeiten Kinder untergegangen sind? Falls ihr diese oder ähnliche Erfahrungen gemacht habt, lasst gerne einen Kommentar da. 

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Heute, am 07.09.2022, feiert der Tag für saubere Luft und blauen Himmel („International Day of Clean Air for blue skies“) sein drittes Jubiläum . Die Generalversammlung der UN sieht hinsichtlich der Luftverschmutzung Handlungsbedarf und hat deswegen im Dezember 2019 den Aktionstag ins Leben gerufen. Das Ziel ist das Thema Luftreinheit auf globaler Ebene ins Gedächtnis zu rufen und Maßnahmen sowie Aktionen anzustoßen und zu fördern.

Luftverschmutzung – ein weltweites Problem

Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation sterben zirka sieben Millionen Menschen pro Jahr an verunreinigter Luft. Es atmen 99 Prozent der Menschheit schmutzige Luft ein – also Luft, die die Richtwerte der WHO übersteigt. Diese umfassen die mittlere jährliche Feinstaubkonzentration (5 µg/m³), die mittlere jährliche Stickstoffdioxid-Konzentration (10 µg/m³) und die mittlere Konzentration von Ozon während des Sommers (60 µg/m³).

Insgesamt sind Länder mit einem geringeren Bruttoinlandsprodukt stärker betroffen als wohlhabende Länder. Das liegt unter anderem daran, dass dort viele Konsumgüter für Europa oder Amerika produziert werden und häufig aufgrund mangelnder Alternativen auf günstige, aber nicht saubere Energiequellen zurückgegriffen werden muss. Indien steht im internationalen Vergleich 2021 auf Platz fünf der Länder mit den höchsten Luftschadstoffwerten. In Neu-Delhi mussten mehrfach wegen Smog die Schulen geschlossen werden. Durch die Kombination aus exorbitantem Verkehr, Kohlekraftwerken und Verbrennung als Entsorgungswerkzeug für Bauern und Privatpersonen entsteht ein gelber Schleier über der Stadt. Das raubt einem wortwörtlich den Atem! 

Situation in Deutschland

Im internationalen Vergleich 2021 kommt Deutschland laut IQ Air von 112 Ländern auf den 89. Platz. Den ersten Platz belegt in der Rangliste das Land mit der höchsten Luftverschmutzung. Deutschland steht also nicht schlecht da, der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Richtwert für Feinstaub wird jedoch großflächig  überschritten. Immerhin ist durch den Umstieg auf ‚saubere‘ Energie, umweltfreundlichere Kraftfahrzeugmotoren, aber auch durch die Auslagerung von Produktionen in Deutschland seit 25 Jahren ein stetiger Rückgang der Luftverschmutzung insbesondere der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung zu verzeichnen.

Auch das wachsende Bewusstsein über den Klimawandel führt zu einer Verbesserung, da schlechtere Luft gleichbedeutend mit höheren Emissionen ist, welche den Klimawandel weiter anheizen.

Außen hui, innen pfui

Es gibt EU weite Standards für die Luftqualität. Wenn diese für einen gewissen Zeitraum überschritten werden, folgen Strafen. Doch wie sieht es mit unseren Innenräumen aus?

Dort kann es nämlich zu einer erhöhten Schadstoffbelastung der Luft durch Chemikalien, Allergene oder Schimmelsporen kommen. Diese kann bis zu fünfmal höher sein als draußen. Der Grund dafür sind zum Beispiel Baumaterialien, Wohntextilien, Isoliermaterialien, Farben, Feuchtigkeit, nicht oder schlecht gewartete Belüftungssysteme und Abgase von außen. Obwohl immer mehr Zeit in Innenräumen verbracht wird (siehe beispielsweise WHO-Europabericht 2013, US-Umweltschutzbehörde) existieren keine Vorgaben bzw. Grenzwerte für die Luftbelastung in öffentlichen Gebäuden. Vom Bund werden lediglich Richtwerte genannt und die EU legt durch die European Environment Agency detailliert die Risiken vor, jedoch keinen Gesetzesentwurf. Vor allem in öffentlichen Gebäuden ist das problematisch. In Schulen ist laut dem Bundesamt für Umwelt vor allem die hohe Kohlendioxidkonzentration ein Problem, da oft unzureichend belüftet wird. Zudem sind viele Schulgebäude renovierungsbedürftig und stehen im Verdacht, teilweise aus schädlichen Baumaterialien zu bestehen, wie zum Beispiel Asbest oder polychlorierte Biphenyle.

 

4 Aktionen zum Thema Luftverschmutzung im Schulrahmen

1. Informationstag: Häufig haben Schüler wenig Wissen über das Thema Luftverschmutzung. Daher bietet es sich an, fächerübergreifend das Thema anzugehen und ein Bewusstsein zu schaffen. Hierzu gibt es beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Ideen zur Unterrichtsgestaltung für die Grundschule und die Sekundarstufe.

2. Bepflanzung: Um die Luftqualität in den Innenräumen eurer Schule zu verbessern, könnt ihr eine große Zimmerpflanzenaktion starten. Das schafft gleichzeitig ein Bewusstsein dafür, dass Pflanzen einen erheblichen Teil zur Reinigung unserer Luft beitragen und verbessert eure Klassenzimmerluft. Dieses Projekt kann auch auf den Außenbereich ausgeweitet werden, um durch Baumpflanzen langfristig einen Beitrag zu der sauberen Luft in eurem Stadtteil beizutragen. Eine Schule in Baku (Aserbaidschan) macht es im Rahmen des internationalen Projekts „Vernetzt für Nachhaltigkeit“ vom Goethe-Institut Georgien vor.

3. Naturzentrierte Ausflüge/ Klassenfahrten: Um den Grundstein für ein Interesse an der Umwelt und emissionsfreien Fortbewegungsmitteln zu legen, können Ausflüge mit dem Fahrrad in die Natur oder in Naturmuseen unternommen werden. Zudem gibt es viele naturbelassene Orte, die für Klassenfahrten geeignet sind. Das Projekt „Treffpunkt Draußen“ ist Teil des Förderprogramms „Lernen mit Rückenwind“ und bietet Outdoor-Events für Schulklassen an.

4. Projektwoche: Insbesondere der Chemieunterricht eignet sich hervorragend für die Erforschung der Luftverschmutzung. Man kann sich besonders auf die Rolle des Autos fokussieren und Messungen durchführen. Hier findet ihr Unterrichtsplanung und -material zum Thema. Fächerübergreifend kann man eine ganze Projektwoche planen und das Thema Luftverschmutzung ganzheitlich betrachten.

Insgesamt ist die Luftverschmutzung ein weltweites Problem, welches global angepackt werden muss. Die Schadstoffbelastung in Innenräumen sollte durch EU-weite Grenzwerte kontrolliert und bei Überschreitung bestraft werden. Gerade an deutschen Schulen besteht Renovierungsbedarf. Daher ist es sinnvoll, luftreinigende Maßnahmen wie Bepflanzungen durchzuführen. Ermöglicht es euren Schüler:innen ein Bewusstsein für ihre Umwelt und Atemluft zu entwickeln und diese zu schützen! Habt ihr weitere mögliche Aktionen zu dem Thema? Schreibt es gerne in die Kommentare. Bringt frischen Wind in die Unterrichtskommunikation zum Thema Luftverschmutzung!

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Die Quintessenz jeglichen Frontalunterrichts ist, dass Schüler:innen ruhig sind und vernünftig zuhören. Als der Klassiker unter der Unterrichtsformen erfordert diese Art der Lehrgestaltung eine aufmerksame Schülerschaft. Da Kinder häufig nicht lange genug am Stück ruhig sitzen können, bedarf es gelegentlich bestimmter Methoden und Tricks, um sie fokussiert zu halten. Denn wenn das Lärmchaos Überhand nimmt, Quatschköpfe und Labertaschen ihrem Namen alle Ehre machen, wenn sie schwatzen wie die Spatzen und die Schüler:innen völlig abgestumpft sind gegen die üblichen Aufforderungen zur Ruhe – was dann? 

Wir zeigen euch fünf Tipps, um im Lärmchaos die Stimme zu schonen und trotzdem die Schüler:innen zum Zuhören anzuregen.

1. Freundliches Ansprechen 

Wenn private Unterhaltungen regelmäßig den Unterricht stören, kann es hilfreich sein, statt einer Ermahnung oder Drohung, eine freundliche Nachfrage zu stellen:. “Wie lange braucht ihr noch für euer Gespräch? Ich frage, damit ich weiß, wie lange ich pausieren soll. Schließlich stören wir uns sonst ja nur gegenseitig.” Eine weitere Variante wäre: “Darf ich jetzt auch wieder reden?” Die Schüler:innen werden auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht – freundlich, aber nicht ohne eine gewisse Spitze in der Formulierung. 

2. Dazugesellen 

Wenn man merkt, dass jemand dem Beitrag der wortführenden Person (unabhängig davon, ob Lehrkraft oder Schüler:in) nicht zuhört und stattdessen quatscht, kann es helfen, sich wortlos in die Umgebung der Unruheherde zu begeben. Stellt man sich womöglich sogar genau neben sie, verstehen die Quasselstrippen von selbst, dass es nun wieder Zeit wird, aufzupassen. Vor allem, wenn man als Lehrperson den Unterricht leitet, unterbricht man mit dieser Methode nicht seinen Sprechfluss, aber die Schüler:innen sind gezwungen zuzuhören, da es unangenehm und besonders unhöflich ist, direkt neben der Lehrkraft nicht aufzupassen.

3. Das Handzeichen

Mit einem selbstbewussten Handheben lässt sich der Lärm ebenfalls durchbrechen. Wenn der Schülerschaft das besondere Zeichen während einer Unterrichtsstörung auffällt, werden sie sich ihres Fehlverhaltens bewusst und beginnen zu schweigen. Hinterher kann es hilfreich sein, einige Worte über diese Methode zu verlieren, um die Schüler:innen auf selbiges zukünftiges Verhalten einzustimmen. Repetition ist das Stichwort. Eine Erweiterung, welche vor allem mit Kindern vollzogen werden kann, ist das Imitieren des Handhebens oder einer generellen Geste wie dem Leisefuchs. Die Kinder stecken sich sozusagen gegenseitig damit an, bis schließlich alle das Handzeichen imitieren und zur Ruhe kommen. 

4. Kurze Tonimpulse 

Tischglocken, Klangschalen, Regenstäbe oder Gongs können einen ebensolchen Effekt erzielen. Die Signalwirkung, die erzielt wird, wenn man sie als möglicherweise letzten Ausweg benutzt, ist kaum zu übertreffen. Der Klang holt die Schüler:innen teils sogar durch den Schock in die konkrete Unterrichtssituation zurück. Die Blase platzt. Die Unterhaltung stoppt. Der Fokus kehrt zurück. Alle warten gespannt darauf, wann die Lehrkraft wieder das Wort aufnimmt. Wichtig ist auch, dass erst wieder von der eigenen Seite gesprochen wird, wenn man wieder die volle Aufmerksamkeit der Kinder hat. Dies darf jedoch nicht überstrapaziert werden. 

5. Eiskaltes Aufrufen

Bei diesem Punkt scheiden sich die Geister. Das Aufrufen von quatschenden oder unaufmerksamen Schüler:innen aus dem Nichts heraus ist inzwischen nicht ohne Grund unter Lehrkräften wie Schülerschaften verrufen. Das öffentliche Entblößen des Nichtwissens und Zurschaustellen der Unaufmerksamkeit kann Grund gewisser Sozialphobien werden. Ebenso ist der autoritäre Grundkonsens, mit dem auf diese Art und Weise der Unterricht gestaltet wird, nicht gerade das modernste und förderlichste Lernklima. Auf Furcht und Schrecken basierend, verfolgt von der ständigen Angst, in einem Moment der Unachtsamkeit drangenommen zu werden und sich höchstwahrscheinlich blamieren zu müssen: keine sonderlich ansprechenden Vorstellungen. Auf der anderen Seite ist diese kleinere Bestrafung für Schüler:innen, die wiederholt hinderliches Störverhalten aufzeigen, eine Lehre, um in Zukunft aufmerksamer zu bleiben. Trotz alledem eignet sich dieses Mittel nur in geringen Dosen, da die anwendende Lehrkraft schnell als streng und skrupellos in Verruf geraten kann. 

Wie also mit Schüler:innen umgehen, die zu laut sind?

Es ist unausweichlich, dass der Lärmpegel in einer Unterrichtssituation mal steigen wird. Abschließend gilt es ebenso zu beachten, dass es nicht die einzig wahre, unfehlbare Methode gibt, um dem entgegenzuwirken. Hilfreich kann auch eine Mischung aus Gruppenphase und Plenumsdiskussionen sein, wodurch den Schüler:innen genug Zeit gegeben wird, auch mal für einen längeren Zeitraum etwas lauter zu sein. Aber diese fünf Tipps bieten die Basis für einen umfangreichen Werkzeugkasten, mit welchem Schüler:innen zum Zuhören bewegt werden können. Probiert es aus! Und erzählt uns, von den Erfahrungen, die ihr mit diesen Methoden gemacht habt? Und wie bringt ihr selbst eure Klasse zur Ruhe?

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Stau vor der Schule – Mamas und Papas strömen mit ihren Schützlingen Hand in Hand ins Schulgebäude und parken derweil am besten noch vor der Feuerwehrzufahrt. Am Elternabend wird wieder heiß diskutiert – stellt dieser Lehrplan nicht eine Überforderung für die Kleinen dar? Wenn ihr sowas schon erlebt habt oder sogar regelmäßig erleben müsst, kennt ihr sie: Helikoptereltern. Eine echte Belastung für Schulen und Lehrkräfte, wenn sie zum Beispiel versuchen, in die Unterrichtsgestaltung einzugreifen.

Kurz erklärt: Helikoptereltern

Laut Duden sind Helikoptereltern Eltern, die ihre Kinder aus übertriebener Sorge ständig überwachen. Sie sind also überfürsorglich und auch überängstlich. Wie ein Helikopter kreisen sie um das Kind, welches meist unter der ständigen Überwachung leidet. Typische Verhaltensweisen sind zum Beispiel, das Kind regelmäßig bis zur Schule oder sogar in die Klasse bringen, vermehrte Einmischung in Unterrichtsstrukturen jeder Art und im Extremfall die Neigung dazu, ihre Forderungen vor Gericht einzuklagen. Diese Überfürsorglichkeit resultiert aus zwei Ängsten: Erstens, meinem Kind könnten schlimme Dinge zustoßen und zweitens, mein Kind muss gute Leistungen erbringen, um dem Leistungsstandard unserer Gesellschaft gerecht zu werden. 

Die Kontrolle bzw. Überwachung streckt sich über alle Lebensbereiche des Kindes – von der Freizeit bis hin zum Kindergarten- oder Schulleben. Der Kontrollzwang wird oft von einem Misstrauen gegenüber Erzieher:innen und Lehrkräften begleitet. Das stellt sie vor eine Herausforderung. 

Die Folgen des Erziehungsstils

Durch die ständige Kontrolle hat der/ die Heranwachsende keinen Freiraum zur Entwicklung. Fehler und negative Erfahrungen zu sammeln sind essenziell für das Erwachsenwerden. Laut einer Studie der American Psychology Association ist das Ergebnis eine negative Entwicklung der Emotions- und Selbstkontrolle bei den betroffenen Kindern. Wenn alles von außen kontrolliert wird, haben sie keine Möglichkeit, Selbstständigkeit zu lernen.

Als Lehrkraft Helikoptereltern runterschrauben 

Manchmal wird man als Lehrer von Eltern mit Dingen außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs konfrontiert: Die Sitzordnung ist falsch, dieses Englischbuch lehrt viel besser als das Genutzte – oft treibt das Lehrer:innen an den Rand der Verzweiflung. Allen kann man es nämlich nie recht machen und wenn man ehrlich ist, sind Eltern nun mal meist keine Pädagogen oder ausgebildete Lehrkräfte. Also, wie soll man mit Vorschlägen oder Vorwürfen umgehen? 

Zunächst gilt: ruhig bleiben. Die Eltern handeln hierbei nicht gegen euer Lehrkonzept oder euch als Person. Sie haben nur das Wohl ihres Kindes im Blick. Hier könnt ihr ansetzen. Ob Kritik am Lehrplan oder der Notengebung – Zuhören und Erklärungen sind gefragt. Nehmt euch Zeit, eure Lehrkonzepte zu erklären und hört ihnen zu, um auf spezielle Bedürfnisse einzugehen und den Ursprung ihres Verhaltens besser einschätzen zu können. Auch wenn das Zeit kosten kann, wird dadurch ein Vertrauen aufgebaut, was es den Eltern leichter machen kann, Kontrolle abzugeben und euch dadurch langfristig entlastet. Vermeidet eine Stigmatisierung der Eltern und versucht offen zu sein. Macht deutlich, dass auch für euch das Kindeswohl an erster Stelle steht, eine Sonderbehandlung jedoch weder für das Sozialleben der betreffenden Schüler:innen förderlich ist, noch für das Lehr- und Lerntempo. 

Grenzen setzen

Manche Helikoptereltern setzen sich sehr penetrant für das Wohl ihrer Lieblinge ein. Deshalb solltet ihr, wenn nötig, Grenzen aufzeigen: Anrufe oder persönliche Besuche in der Freizeit gehen zu weit! Genauso die Missachtung von Schulregeln, zum Beispiel, die Beachtung des Schild am Schultor “Von hier aus schaff ich’s alleine” oder Handyverbot auf einer Klassenfahrt sowie die Autonomie der Lehrkraft und ihres Lehrkonzeptes. Die Grenzen müssen klar eingefordert werden, was bei vielen Helikoptereltern wohl auf massive Gegenwehr stoßen wird.

Hohe Frustrationstoleranz

Leider ist es Realität, dass die meisten Eltern nicht so leicht aus ihrem Muster zu bringen sind. Elterngespräche über unangemessenes Verhalten der Erziehungsberechtigten oder Elternbriefe, die diese Themen adressieren, zeigen meist nur eine kurzzeitige Wirkung und werden schnell vergessen. Die beste Chance ist es, den Eltern klarzumachen, dass ihr EIN Team seid. Versucht zu vermitteln, dass ihr als Lehrkräfte dem Kind natürlich nichts Böses wollt und die Kompetenz habt einzuschätzen, was das Beste für Heranwachsende ist. 

Alles in allem wird jeder Lehrer mal mit Helikoptereltern konfrontiert werden. Hierbei heißt es zunächst Ruhe bewahren und im Gespräch versuchen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Kopf hoch, wenn das auch erstmal nicht funktioniert. Zeigt Grenzen auf und tauscht eure Erfahrungen mit Kollegen aus. Habt ihr schon solche Erfahrungen gemacht? Lasst gerne eure Tipps im Umgang mit Helikoptereltern in den Kommentaren da!

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Wiesbaden. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes sind die Kosten für Schulmaterialien dieses Jahr im Schnitt um 14 Prozent gestiegen. Das stellt viele Familien vor ein Finanzierungsproblem. 

In mehreren Bundesländern hat die Schule bereits wieder begonnen. Was für die meisten Schüler:innen eine schöne Sache ist, bedeutet für die Eltern eine finanzielle Belastung. Die Folgen der Coronakrise und des Ukraine-Kriegs verschärfen die Lage. 

Hefte, Schreibwaren und Kunstmaterialien – alle Jahre wieder steht die Beschaffung von Schulausrüstung an. Bei der Einschulung kommen noch ein guter Tornister, Mäppchen und passende Sportsachen dazu. Nach einer Schätzung der Sparkasse müssen die Eltern von Schulstartern mit mindestens 530 Euro rechnen. Hierbei werden jedoch auch Kleidung und Schultüte plus Füllung mitgerechnet. 

Familien, die Sozialhilfe beziehen, können einen Zuschuss von zirka 150 Euro beantragen. In Zeiten der Inflation und bei steigenden Lebensmittel- wie Energiekosten sind jedoch längst nicht mehr nur sozial schwache Familien betroffen. Viele Menschen haben durch die wachsenden Preise einen deutlich geringeren Reallohn als noch in den Jahren zuvor . Der Bedarf an Hilfe steigt. Das zeigt auch der Andrang an die Hilfsstellen. Zum Beispiel hat die Schulmaterialkammer der Diakonie in Paderborn dieses Jahr nicht allen Menschen entsprechende Hilfeleistungen anbieten können, da es schlichtweg zu viele waren. 

Viele Schulen haben zudem hohe Ansprüche an die Materialien. Qualitätshefte sollen es sein und bitte der Taschenrechner für 120 Euro. Das schafft Ungleichheit und eine Benachteiligung finanziell schwächerer oder besonders kinderreicher Familien. 

Durch Krisen und eine darauf folgende wirtschaftliche Veränderung hat sich ein vermehrter Bedarf an finanzieller Hilfe für Schulmaterialien ergeben. Unter diesem Link findet ihr die Website der Arche, wo ihr Unterstützung findet, aber auch spenden könnt.

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