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Auch Deutsch ist ein Fach, das seine Schwierigkeiten mit sich bringt. Gerade für Schüler, die nicht deutsch als Muttersprache sprechen, kann dies besonders herausfordernd sein. Da können Lehrer:innen schon mal an ihre Belastungsgrenze stoßen, wenn sie merken, dass der komplizierte Unterrichtsstoff nicht so leicht im Gedächtnis bleibt. Neben dem normalen Unterricht kann es hilfreich sein, wenn die Unterrichtsthemen und die Sprache auf eine andere Art und Weise erklärt werden. Wir haben euch bereits eine ganze YouTube Reihe an Channel Empfehlungen zur Verfügung gestellt, darunter auch eins für den Deutschunterricht. In diesem Artikel geht es weiter mit einigen Insta-Channels, die wir für den Unterricht von Deutsch als Zweitsprache (DaZ) als besonders empfehlenswert erachten. 

deutsch_mit_benjamin

Benjamin legt mit seinem Instagram Account “deutsch_mit_benjamin” den Fokus auf das erlernen der Deutschen Sprache und eine Verbesserung der Aussprache. Er vermittelt authentisches Deutsch und bringt den Zuschauern bei, wie sie natürlich und sicher Deutsch sprechen lernen. Mittlerweile hat er schon über 803 Beiträge auf seinem Account hochgeladen, 107.000 Follower verfolgen seine Beiträge. Sein Account ist auch auf YouTube vertreten. Er beantwortet dort auch persönliche Fragen, die die Zuschauer an ihn im Bereich Schule, Lehren und Lernen haben. Er gibt Tipps, wie Wörter mit Umlauten korrekt ausspricht, Vokale lang gesprochen werden und welche Alternativsätze sich in Texten oder in einer Konversation verwenden lassen. Der Channel eignet sich somit sehr gut für jede(n) Schüler:in, da Benjamin die Basics behandelt, aber auch über kniffligere Themen wie “Wann verwende ich welche Zeitform” spricht. 

deutschag

Der Channel “deutschag” wird von Seda (Deutsch mit Seda) betrieben. Ihr folgen mehr als 150.000 Leute, sie ist eine Deutschlehrerin und Prüferin mit dem Sprachlevel A1-C2. Für sie ist klar: sie möchte den Zuschauern online Deutsch vermitteln, auf eine unterhaltsame Art und Weise. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache. Seda veröffentlicht Beiträge zu verschiedenen Themen wie der korrekten Satzstellung, dem Gebrauch von Artikeln und Possessivartikeln, um den Lernprozess zu erleichtern. Dabei steht sie nicht selbst vor der Kamera, sondern nutzt Grafiken und bunte Farben, um ihre Aussagen zu untermalen.

deutsch.lernen.mit.dialogen

Der Channel “deutsch.lernen.mit.dialogen” bringt deutsch spielend leicht mittels animierter Videos bei. Die Beiträge stellen Konversationen dar und sind so bestens geeignet, um die deutsche Sprache besser zu erlernen. Die Videos zeigen Alltagssituationen und sind daher gerade für Schüler, die noch nicht gut deutsch sprechen bestens.

deutschlernenmitmax

Der Instagram Channel von Max “deutschlernenmitmax” ist ein deutscher Lernchannel auf Instagram. Er selbst nennt sich “Happy German Language Teacher” und verbreitet mit seinem lachenden Gesicht auf seinem Kanal gute Laune. Er dreht verschiedene kleine und bunte Videoclips und fordert sein Publikum auf, bei einer Zungenbrecher- oder Aussprache-Challenge mitzuwirken. 

 

Habt ihr vielleicht schon einen der Kanäle mit euren Schülern geteilt? Nutzt ihr soziale Medien als Ergänzung für den Unterricht? Lasst es uns doch gern wissen in den Kommentaren.

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Gewalt und Konflikte sind in unserer Welt allgegenwärtig. Auch der Schulalltag bleibt davon nicht verschont. Gewalt in Bildungsstätten hat in den vergangenen Jahren sogar zugenommen. Allein im Jahr 2019, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, fühlten sich ein Viertel der Schüler:innen nicht sicher in der Schule. 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen mussten mit Ausgrenzung, Hänseleien und Gewalt umgehen. Für Lehrkräfte kann das je nach Situation der Hilfsangebote an der Schule im schlimmsten Fall zur Überforderung führen . Was also tun? Wie es zu Gewaltsituationen kommt und wie Lehrkräfte und Schulen erfolgreich vorbeugen können, hat die Lehrer-News Redaktion Kathrin Gomolzig von der Aktion Kinder- und Jugendschutz in Schleswig-Holstein (AKJS) gefragt. Gomolzig ist Expertin auf den Gebieten der Gewaltprävention, Mobbingprävention und seelischen Entwicklung und seit 1992 als Bildungsreferentin für die AKJS tätig.

Lehrer-News:  Eine Frage gleich zu Beginn, die viele unserer Leser:innen umtreiben dürfte: Was sind die wesentlichen Ursachen für Gewalt an Schulen? 

Kathrin Gomolzig ist Bildungsreferentin bei der Aktion Kinder und Jugendschutz (Quelle: AKJS)

Gomolzig: Das ist ähnlich wie bei den Hauptursachen von Gewalt und nicht speziell auf Schulen zu beziehen. Gewalt hat das Bedürfnis von Menschen nach Macht, Kontrolle, bei Jugendlichen oft auch Anerkennung in der Gleichaltrigengruppe als Ursache. Gewalt wird von vielen als einfache Form der Konfliktlösung erlebt. In der Schule haben wir es mit Heranwachsenden zu tun, die oft noch keine Impulskontrolle haben und erst lernen müssen, mit ihren Impulsen umzugehen. Besonders körperliche Gewalt kommt häufiger im jüngeren Alter vor. Die Gründe sind manchmal tatsächlich Konflikte, die im Hintergrund stehen, aber manchmal ist es auch das Bedürfnis, Macht und Kontrolle über jemanden zu haben oder sich Anerkennung zu verschaffen – gerade wenn es um Mobbing geht. 

Lehrer-News: Sie haben in einem früheren Interview erwähnt, dass gewaltfreie Konfliktlösung Kindern vorgelebt werden müsste. Wie können Lehrer:innen da zusammen oder anstelle von Eltern agieren? Wie können Lehrer:innen aktiv an Eltern appellieren?  

Gomolzig: Vor allen Dingen Vorbild sein. Selbst gewaltfrei Konflikte lösen. Das heißt: Konfliktpartner:innenn zuhören, eigene Gefühle und Beweggründe verständlich machen und kommunizieren; die Gegenseite verstehen, sich und anderen Fehler zugestehen. Das, denke ich, ist die Grundhaltung, wie man gut mit Konflikten umgehen kann. Was sicherlich kontraproduktiv wäre, sind Appelle. Appelle führen oft zum Widerspruch oder zur Rechtfertigung. Man fühlt sich nicht gehört, sondern, dass jemand aus einer Machtposition heraus etwas sagt. Eltern, die vielleicht auch andere Wertvorstellungen haben, könnte man so begegnen, dass man erkennt, dass es unterschiedliche Wertvorstellungen gibt, ohne es gleich zu bewerten. Dabei bleibt es wichtig, den eigenen Werterahmen zu vertreten. In diesem Fall den Werterahmen der Schule, welcher beispielsweise "Wir gehen gewaltfrei miteinander um, wir verhalten uns respektvoll und wir lösen Konflikte gewaltfrei" sein könnte. Wenn das Kind dagegen verstößt, dann gibt es in der Schule Regeln und Konsequenzen, die durchgeführt werden. Dazu können auch pädagogische Maßnahmen wie Peer-Mediation oder Tatausgleich zählen. Die Eltern haben möglicherweise andere Werte, aber man sollte vermitteln, dass die Schule auch ihre Werte hat und die Lehrkraft diese vertritt. Das halte ich für einen mehr zielführenden Umgang, als an Moral und Einsicht zu appellieren.

Lehrer-News: Sie sagten, dass das Bedürfnis nach Macht ein Grund für Gewalt ist. Kann die Vorbildfunktion von Lehrkräften und souveränes Verhalten diesem Machtbedürfnis entgegenwirken? 

Gomolzig: Ja, genau. Vorbildfunktion ist das eine und das andere ist der von den Lehrkräften vertretene Werterahmen. Es muss aber diesen Werterahmen an der Schule auch erst mal geben. Die Schule sollte nicht davon ausgehen, dass ein gewaltfreier Umgang für jede und jeden selbstverständlich ist. Die Schulen sollten ganz klar definieren, was es gerade in Bezug auf ihre Einrichtung für wichtige Dinge gibt, die in diesem Werterahmen enthalten sein sollen, über die auch regelmäßig mit allen Beteiligten ins Gespräch gekommen wird, um ihn ggf. zu verändern. Denn Lebenslagen verändern sich, gerade die von Kindern und Jugendlichen. Digitale Räume kommen hinzu, welche möglicherweise eigene Regeln brauchen, die es zu besprechen gilt. Sie kennen vielleicht aus Ihrer eigenen Schulzeit den Klassenrat, den es vermutlich nur bis zur vierten Klasse gab und der nicht mehr da war, als Sie auf eine weiterführende Schulen gegangen sind. Man ist davon ausgegangen, dass Sie das jetzt “erwachsen” miteinander lösen können, aber das ist nicht unbedingt so. Auch Erwachsene brauchen Räume und Möglichkeiten, um ihre Konflikte lösen zu können. Streitschlichter und Konfliktlotsen sind eine Möglichkeit, die sich auch an Grundschulen sehr etabliert haben und an den weiterführenden Schulen oft nicht mehr so gut funktionieren. Sie funktionieren deswegen nicht, weil Erwachsene als Vorbild Konflikte in der Regel auch nicht mediativ lösen. Nicht miteinander und auf gleicher Augenhöhe, sondern auch sie neigen dazu, sich jemanden zu suchen, der sagt, wer von beiden Recht hat. Eine Form von Konfliktlösung, die immer wieder in der Erwachsenenwelt bedeutet, dass man vor Gericht zieht, anstatt sich zusammenzusetzen, um miteinander den Konflikt zu lösen. Das bekommen Kinder und Jugendliche mit. Die Kompetenz, einen Streit auf Augenhöhe miteinander zu lösen und diese in die Schulstruktur zu integrieren, wäre eine Chance für Schulen.

Lehrer-News: Sie bieten auch Fortbildungs- und Meditationsangebote an. Welche Ansätze haben sich Ihrer Meinung nach bewährt? 

Gomolzig: Ich halte solche Maßnahmen für zielführend, an der die Zielgruppe auch selbst beteiligt ist. Wir bieten zum Beispiel Fortbildungen im Bereich Peer-to-Peer-Mediation an, bei denen Lehrkräfte im Tandem mit Schulsozialarbeitern Konfliktlotsenprojekte an ihren Schulen einführen oder weiterführen. Das sind Ansätze, die an der Grundschule am besten funktionieren und dort auch gut angenommen werden. Das lebt und fällt natürlich mit der Kontinuität und der Frage,ob die Schule dies als Teil der Konfliktkultur wahrnimmt und entsprechende Ressourcen dafür zur Verfügung stellt. Zum Thema Gewaltprävention und Mobbingprävention ist es wichtig, mit Klassen regelmäßig darüber ins Gespräch zu kommen, wie der Umgang miteinander ist und was verbessert werden kann. Es ist auch präventiv wirksam, dafür zu sorgen, dass Klassen gute Gemeinschaftserlebnisse haben. Lehrkräfte können auch dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche Anerkennung durch pro-soziales Verhalten bekommen. Darüber hinaus sollte es Möglichkeiten geben, dass Schüler:innen sich Rat und Hilfe bei Vertrauenspersonen innerhalb der Schule holen können.

Lehrer-News: Inwiefern würden Sie sagen, haben digitale Medien einen Einfluss, zum Beispiel mit Blick auf Cybermobbing? Verstärken sie das Problem oder sind sie nur eine Ausdrucksform derselben Ursache?  

Gomolzig: Ich würde sagen: beides. Konflikte können in der Kommunikation in den sozialen Medien schneller entstehen und auch hochgekocht werden. Unter anderem durch bestimmte Dinge, wozu die sozialen Medien auch einladen: das Kommentieren, Weiterposten, Teilen und so weiter. Das kann positiv genutzt werden, aber leider auch dazu, andere runterzumachen, sich über sie lustig zu machen usw. Das schürt Konflikte, die dann auch im analogen Raum der Schule weitergeführt werden. Umgekehrt ist es genauso: Gerade Mobbing ist ein Phänomen, das häufig in Schulklassen beginnt, also im analogen Raum, und dann selbstverständlich in den Medien fortgesetzt wird. Diese Möglichkeit gibt es spätestens ab der vierten oder fünften Klasse, wenn die Kinder über Smartphones verfügen. Dieses Medium zu nutzen, wenn sie Interesse daran haben, jemanden zu mobben, lassen sie dann nicht aus. Dies ist auch sehr effektiv, da man über soziale Medien Beleidigungen und Demütigungen sehr weit verbreiten kann. Hinzu kommt die Anonymität im digitalen Raum, die Hemmschwellen sinken lässt.

Lehrer-News: Wie bewerten Sie die aktuelle Lage an deutschen Schulen mit Blick auf die Gewaltprävention?

Gomolzig: Es ist natürlich immer Luft nach oben. Es ist auch sehr unterschiedlich, was ich von Schulen erfahre. Es gibt Schulen, die sind hier sehr gut aufgestellt und haben eine ganz klare Konfliktkultur, mit pädagogischen Hilfsangeboten und präsentem Personal; die Schulsozialarbeit ist bekannt, hat genug Stunden, ist teilweise sogar zu zweit und arbeitet eng mit Lehrkräften zusammen. Das sind die positiven Beispiele. Man kann leider nicht überall sagen, dass Schulen sich mit den Themen soziale Kompetenzen, Umgang mit Konflikten und Gewaltprävention bewusst und nachhaltig auseinandergesetzt haben. Manche machen das auch nicht transparent, so dass beispielsweise Eltern oft wenig darüber wissen, was die Schule in dieser Hinsicht macht. Gut sind Präventionskonzepte, aber auch Interventionskonzepte gehören dazu. Wenn beispielsweise ein Mobbingfall zum Vorschein kommt, ist professionelle Handlungsfähigkeit gefragt. Oft erfolgt erst dann der Ruf nach externer Hilfe, wenn Gewalt, insbesondere auch Mobbing, passiert sind. Es ist auch richtig, dass Schule sich Hilfe holt. Aber auf lange Sicht ist es nachhaltiger, wenn die Kompetenzen dafür in der Schule selbst etabliert sind. 

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch.

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Dresden. Sachsen gehört zu den Bundesländern, die besonders stark vom Lehrermangel betroffen sind. Nach Angaben des sächsischen Kultusministeriums fehlen aktuell rund 1.200 Lehrkräfte an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen im Freistaat. Besonders akut ist die Situation an Grundschulen und Förderschulen, aber auch an Gymnasien und Berufsschulen gibt es nicht genug Lehrerinnen und Lehrer. Für das Problem Lehrermangel sieht die sächsische Landesregierung nun den Einsatz von ukrainischen Lehrkräften als potenzielle Lösung.

Es gibt deutliche Unterschiede in der Teilzeitquote unter den Lehrerinnen und Lehrern zwischen den Bundesländern. Laut den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes ist die Teilzeitquote unter den Lehrer:innen in Sachsen im Vergleich zu anderen ostdeutschen Bundesländern hoch: In Sachsen arbeiten 40 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer nicht in Vollzeit. Im Schuljahr 2021/2022 waren insgesamt etwa 709.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland tätig, von denen 40,6 Prozent in Teilzeit arbeiteten. In Bremen und Hamburg arbeitete im Schuljahr 2021/2022 mehr als die Hälfte des Lehrpersonals (je 52,4 Prozent) in Teilzeit, während es in Thüringen (21,9 Prozent) und Sachsen-Anhalt (20,7 Prozent) nur gut ein Fünftel war. Brandenburg hatte eine Teilzeitquote von 27,2 Prozent.. Das Kultusministerium in Sachsen setzt die Verringerung dieser Quote als Mittel ein, um Unterrichtsausfälle zu minimieren.

Ukrainische Pädagogen als Allzwecklösung

Sachsen plant, verstärkt Pädagoginnen und Pädagogen aus der Ukraine einzusetzen, um den massiven Lehrkräftemangel abzufedern. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) kündigte an, ihnen ab dem neuen Schuljahr eine dauerhafte Anstellung an sächsischen Schulen anzubieten, um ihnen eine berufliche Perspektive zu eröffnen. Der Einsatz von ukrainischen Lehrkräften könne auch dazu beitragen, den Unterricht abzusichern, da es derzeit schwierig sei, ausreichend Lehrkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden, so Piwarz. Derzeit sind bereits 522 Lehrkräfte und 154 Schulassistenten aus der Ukraine an sächsischen Schulen beschäftigt, die sich hauptsächlich um geflüchtete Kinder und Jugendliche kümmern. Insgesamt lernen derzeit 10.300 ukrainische Schülerinnen und Schüler an öffentlichen und freien Schulen in Sachsen, wobei 535 bereits in herkömmliche Klassen integriert sind. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Kultusministerium bislang auf 19,4 Millionen Euro. Bundesweit sind etwa 200.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine in deutschen Schulen angemeldet.

Die Gründe für den Lehrermangel sind vielfältig. Einerseits gibt es einen hohen Bedarf an Lehrkräften aufgrund steigender Schülerzahlen und wachsendem Fachkräftemangel. Andererseits haben viele Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Jahren das Berufsfeld verlassen oder befinden sich kurz vor dem Renteneintritt. Zudem haben die Einschränkungen und Belastungen durch die Corona-Pandemie die Situation verschärft. Für die betroffenen Schulen und die Schülerinnen und Schüler hat der Lehrermangel gravierende Auswirkungen. Viele Klassen können nicht mehr vollständig besetzt werden, es gibt zu wenig Unterricht in bestimmten Fächern und die Qualität des Unterrichts leidet unter dem Personalmangel.

Auch die Belastung der verbleibenden Lehrkräfte ist enorm, da sie oft Mehrarbeit leisten müssen und kaum noch Zeit für individuelle Förderung und Betreuung haben. Die sächsische Landesregierung hat in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Dazu zählen unter anderem die Einstellung von Seiteneinsteigern, die Verlängerung von Arbeitsverträgen und die Schaffung von Anreizen für Lehrerinnen und Lehrer, um in Sachsen zu bleiben oder zurückzukehren. Allerdings reichen diese Maßnahmen offenbar nicht aus, um den Lehrermangel langfristig zu beheben.

Experten fordern daher eine bessere Ausbildung und Qualifizierung von Lehrkräften, höhere Wertschätzung des Berufs und bessere Bezahlung. Auch die Digitalisierung und der Einsatz neuer Lehr- und Lernmethoden können dazu beitragen, den Lehrermangel zu mildern und die Qualität des Unterrichts zu verbessern. Insgesamt bleibt der Lehrermangel in Sachsen eine große Herausforderung für das Bildungssystem. Um langfristig gute Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, müssen Politik, Schulen und Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam Lösungen finden, um den Lehrermangel zu bewältigen und die Qualität des Unterrichts zu sichern.

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Vor einer Woche tagte der Bildungsgipfel 2023. Ziel war es, im Hinblick auf das besorgniserregende Fazit der vergangenen IQB-Studie Vertreter:innen von Bund, Land, Kommune, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenzubringen und zur gemeinsamen Diskussion anzuregen. Die Förderung einer stärkeren Zusammenarbeit und Kommunikation vor allem zwischen Bund und Ländern war beabsichtigt. Am 14. März um 10 Uhr eröffnete Journalist Armin Himmelrath mit einer Begrüßungsrede die Veranstaltung, gefolgt von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), der Schirmherrin der Tagung.

Unter den Besuchern des Bildungsgipfels fehlten die wichtigsten Akteure: 14 der 16 Kultusminister hatten abgesagt. Auf Nachfrage, weshalb sie nicht antreten konnten, hagelte es Kritik. "Das eingeplante Zeitfenster für den Austausch zwischen Bund und Ländern von etwas mehr als einer Stunde ist verhältnismäßig klein", erklärte  beispielsweise die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Insgesamt lasse die Vorbereitung der Veranstaltung “zu wünschen übrig", so Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) aus Mecklenburg-Vorpommern. Eva Feußner (CDU), die in Sachsen-Anhalt für die Bildung zuständig ist, blieb der Veranstaltung fern, da “ohne Vorbereitung” nicht von “überzeugenden Ergebnissen auszugehen sei”. "Zu lapidar" die Einladung, "keinerlei inhaltliche Vorbereitung und Abstimmung" beklagt Christian Piwarz (CDU) aus Sachsen.

Die meisten Absagen wurden  entweder mit inhaltlich schlechter Vorbereitung oder Terminproblemen begründet. Der Deutsche Lehrerverband reagiert mit Unverständnis auf die mangelnde Anwesenheit der Minister:innen. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, betont, dass ein „kleinkariertes Kompetenzgerangel“ in Anbetracht des Bildungsnotstands nicht angemessen sei. Zusammenarbeit, Absprachen und Stellungnahmen der Landespolitiker:innen zu entscheidenden Fragen bzgl. Lehrermangel, Unterrichtsqualität, Schulabbrecherquote und die Organisation des Bildungssystems im Allgemeinen wären dringend nötig gewesen. Stattdessen ist nun die Rede von einem „boykottierten Bildungsgipfel“, da die Priorität der Länderhoheit und Parteipolitik, laut Alan Posener, im Vordergrund zu stehen scheint.

Der Bildungsforscher Kai Maaz hingegen sagt: "Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem", was Lösungsansätze zur Digitalisierung angeht. Diese These trifft inhaltlich eventuell auf den gesamten Bildungsgipfel zu. Zumindest für Bildungsinfluencer Bob Blume, der die Podiumsdiskussionen als „Schall und Rauch“ bezeichnete, stellt sich die Frage, warum denn noch offensichtliche Aussagen wie die „Wichtigkeit einer Zusammenarbeit“ betont und besprochen werden müssen. Auch Realschullehrer-Verbandschef Jürgen Böhm sieht den Bildungsgipfel als misslungen. Klare Erkenntnisse und Beschlüsse bleiben aus.

Enttäuschung und Verärgerung spiegeln sich auch in sozialen Medien wider. Die Glaubwürdigkeit der Aussagen aus der Politik über Bemühungen um die Bildung nimmt ab, behaupten einige. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, selbst sieht das Treffen nicht als Versagen. Auf den Hauptkritikpunkt der Minister:innen bzgl. der fehlenden vorherigen Absprache über Inhalt und Format des Bildungsgipfels reagiert Frau Stark-Watzinger mit der Aussage, dass sie einen kontinuierlichen Prozess anstrebe: „Es ist ein Arbeitsprozess, den wir starten wollen. Denn wir werden nicht in zwei Tagen die großen Herausforderungen lösen.“. Mit der angekündigten Arbeitsgruppe “Taskforce Bildung” könne ein Neustart im föderalen Gefüge erreicht werden. Auf den Appell einiger Stiftungen, Verbände und Gewerkschaften hin, einen nationalen Gipfel mit dem Bundeskanzler zu organisieren, steht die Bundesministerin allerdings ablehnend gegenüber. 

Ob Forderungen nach einem erneuten nationalen Bildungsgipfel diesmal mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Erfolg haben werden, bleibt noch abzuwarten.

Wie beurteilt ihr den Bildungsgipfel? Lasst gerne eure Kommentare da.

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Millionen von Schüler:innen werden täglich in die Obhut von Lehrkräften und geschulten Pädagogen gegeben. Allein in Deutschland wurden zu Beginn des Schuljahres 2021/2022 771.700 Schüler:innen eingeschult. Es obliegt den Lehrkräften an jenen Schulen, den Eltern die Sicherheit zu geben, dass für ihre Kinder gesorgt wird. Wie diese Fürsorge genau definiert ist, klärt das Gesetzbuch. Laut Absatz eins des Artikel  §1666 des Bürgerlichen Gesetzbuchs “wird das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder sein Vermögen gefährdet und sind die Eltern nicht gewillt oder nicht in der Lage, die Gefahr abzuwenden, so hat das Familiengericht die Maßnahmen zu treffen, die zur Abwendung der Gefahr erforderlich sind.” Unter anderem bezieht sich dies auch darauf, für die Einhaltung der Schulpflicht zu sorgen.

Im Bezug auf Schulen sieht das Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG) seit 2012 vor, dass, sofern ein Verdacht auf Gefährdung oder Beeinträchtigung des Kindeswohls besteht, das Jugendamt und andere Stellen kontaktiert werden sollen. Kreise wie das Staatliche Schulamt Mannheim haben dazu etwaige Handlungsleitfaden erstellt. Hierbei werden Begriffe geklärt, Erscheinungsformen, Ablaufschemas und Vorgehen sowie Leitfäden für notwendige Gespräche und die nötigen Kontaktdaten. Die Bezirksregierung Köln fasste in Bezug auf Lehrkräfte zusammen, “dass alles zu tun ist, was der ihnen obliegende Erziehungsauftrag fordert und alles zu unterlassen ist, was diesem entgegensteht. Ein Lehrer muss alles tun, um jedweden Schaden von Kindern und Jugendlichen abzuwenden.”

Was dürfen Lehrkräfte? Was nicht?

Das Jugendschutzgesetz und seine Variation können am Ende des Tages nur Richtlinien liefern. Sie auszuführen obliegt den verschiedenen Autoritätspersonen, wie es Lehrer:innen sind. Allgemeine und rechtliche Informationen zum Thema Jugendschutz findet ihr unter Fachanwalt.de. Eine Lehrkraft ist befähigt, erzieherische Maßnahmen auszuführen, welches sich unter anderem bezieht auf:

  • Strafarbeiten aufgeben und Nachsitzen erteilen
  • Verweise erteilen: Bei Fehlverhalten wird dies in die Schulakte eingetragen und ein Brief an die Eltern geschickt
  • Handy konfiszieren: Die Nutzung von Smartphones ist je nach Schulordnung untersagt und die Geräte können den Schüler:innen für den Rest des Tages abgenommen werden. 
  • Pflichten auf der Klassenfahrt: Während Klassenfahrten können Lehrkräfte besondere Regeln aussprechen, welche bereits im voraus deutlich an Eltern und Schüler:innen kommuniziert werden müssen. Diese sind Lehrkräfte in der Verantwortung zu überprüfen als Teil der Fürsorgepflicht und des Weiteren gilt es, sich an die Jugendschutzgesetze der einzelnen Bundesländer zu halten. Dazu kann auch ein Alkoholverbot gelten. 
  • Alkohol und Drogen: Allgemein gilt in Deutschland ein Alkoholverbot für Kinder unter 16 Jahren und auch Rauschmittel sind verboten. Hier hat die Lehrkraft auch die Autorität, diese Aktionen zu unterbinden und beispielsweise auf einer Klassenfahrt mit der Heimreise zu bestrafen.

Aber auch wenn eine Lehrkraft eine Autoritätsperson ist, so ist sie nicht dazu ermächtigt, die Rechte von Schüler:innen zu verletzen. Die Gesetze zum Kinder- und Jugendschutz greifen auch hier. Alles, was die Schüler:innen in ihren Rechten verletzt, ist somit außen vor. Dazu gehören:

  • Persönlichkeitsrecht verletzen: Hierzu zählen die Durchsuchungen von persönlichen Sachen wie des Handys oder der Schultasche. Dieses Recht obliegt nur der Polizei und auch nur mit der Erlaubnis durch ein Gericht.
  • Würde verletzen: Dies schließt physische Gewalt ein sowie Beleidigungen und bloßstellende Maßnahmen.
  • Grundbedürfnisse verletzen: Wie eine Schüler:in entsagen auf die Toilette zu gehen.
  • Werbung betreiben: Zwar dürfen Lehrkräfte informieren, direkt empfehlen ist ihnen allerdings vorbehalten. 

Digitale Risiken und aktueller Stand

Wie die FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter) bei einer Studie zum Jugendmedienschutzindex von 2022 feststellte, sind 77 Prozent der Eltern Deutschlands besorgt über die Online-Aktivitäten ihrer Kinder. Dahingegen ist die Zahl bei Heranwachsenden im Alter von 9 bis 16 Jahren weniger als die Hälfte mit 44 Prozent. Obwohl die Eltern noch besorgter sind als vor fünf Jahren, gibt es weniger aktives Handeln in Bezug auf Medienerziehung und ihre größte Sorge betrifft den Kontakt mit Fremden und verstörenden Inhalten, so die Studie. Die Kinder hingegen sind eher besorgt wegen anderen Heranwachsenden und ihrem Verhalten. Des Weiteren zeigt sich, dass Kinder heute viel eher mit den Risiken des Internets in Berührung kommen als noch vor ein paar Jahren. Unter den genannten Risiken waren dabei: zu viel Zeit im Internet, zu viel Werbung und Kontakt mit verstörenden Inhalten, Online Personen kennenlernen, denen nicht zu trauen ist, Online Belästigung und Online Mobbing.

Dr. Claudia Lampert, Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung, meint, es kommt zu einer Entwicklung dahingehend, dass die größte Herausforderung Interaktion im Netz ist. Um diesem Problem zu begegnen, empfiehlt sie, enger mit pädagogischen Stellen zusammenzuarbeiten. Unterstützung und Hilfe für die Eltern ist ebenfalls vonnöten, da ein Bedürfnis zu Schutz und Teilhabe im Konflikt sind. Wenn gefragt wird, an wen sie sich wenden würden, wenn Hilfe benötigt wird, gaben drei von fünf Heranwachsenden an zu wissen, wer kontaktiert werden muss. Davon wiederum nannten 60 Prozent Lehrkräfte als Bezugspersonen. 

Pädagogisches Vorgehen und Vorbildfunktion

Wenn eine Aktion nicht pädagogisch wertvoll ist oder der Jugendschutz verletzt wird, für den Lehrer:innen einstehen müssen, ist sie einer Lehrkraft untersagt. Diese Rechte erstrecken sich auch im Digitalen. Lehrkräfte dürfen wie andere Beamte soziale Medien privat nutzen, doch wird empfohlen, sich auch hier vernünftig zu verhalten. Das Kultusministerium sieht derweilen Umgang mit Medien als Schlüsselkomponente. Lehrer:innen sollten sich als Vorbild auch im Internet verhalten, um diese Werte ihren Schüler:innen zu vermitteln. Im Unterricht können Medien auch zum Aufarbeiten und Reflektieren verwendet werden. Rechte in Bezug auf persönliche Daten gelten allerdings weiterhin, wie etwa Schulnoten. Diese müssten im Unterricht oder innerhalb von schulinternen Portalen weitergegeben werden, nicht aber in Medien wie Twitter.

Denkst du, Lehrkräfte sollten noch mehr Rechte in Bezug auf den Schutz von ihren Schüler:innen haben? Wo denkst du, kann man den Jugendschutz noch ausbauen? Teil uns deine Meinung in den Kommentaren mit.

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Der 21. März mag auf den ersten Blick ein Tag wie jeder andere sein, doch für ca. 50.000 Menschen allein in Deutschland ist das Datum ein Tag zur Anerkennung. Ein Tag, an dem die Welt an das Down-Syndrom und die tausenden davon betroffenen erinnert wird. Aber was ist das Down-Syndrom überhaupt und welche Initiativen für mehr Inklusion gibt es? Lehrer-News stellt euch einige spannende Projekte vor.

Was ist das Down-Syndrom?

Beim Down-Syndrom handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine angeborene genetische Störung der menschlichen Chromosome. Chromosomen beinhalten unser Erbgut und bestimmen sowohl das Aussehen, als auch wie der Körper funktioniert.

Die Down-Syndrom Störung zeichnet sich dadurch aus, dass 47 Chromosome, also eins mehr als üblich, in der Genetik vorhanden sind. Das extra Chromosom ist das dreimal vorkommende Chromosom 21, weswegen Down-Syndrom auch als Trisomie 21 bezeichnet wird.

Von 600 Neugeborenen hat etwa eines, das extra Chromosom, welches für ihr auffallendes Aussehen verantwortlich ist. Dies geschieht in 95% der Fälle zufällig durch einen Defekt während der Reifung der Keimzellen, entweder im Ei oder im Samen. Wie genau es dazu kommt, ist allerdings noch ungeklärt.Was feststeht, sind die Konsequenzen durch das überschüssige Chromosom. Diese können sich vom bekannten äußerlichen Merkmalen (schräg stehende Augen, kleiner Kopf, kleine Mundhöhle mit großer Zunge…) erstrecken, bis hin zu Seh- und Hörstörungen, schwachem Immunsystem, psychischen Störungen, geistige Beeinträchtigung, größeres Risiko für gewisse Krankheiten, Knochen und Gelenkprobleme und Herzfehlern. In der Regel leben sie nicht länger als 60 Jahre als Resultat.

Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen sind ein Teil unserer Gesellschaft. Sie sind nicht mehr oder weniger Wert als jede andere Person und unter ihnen gibt es viele engagierte Menschen. Inklusion ist noch immer ein großes Thema in Deutschland und ein Gebiet, auf dem noch viel passieren muss oder wie Aktivist für Inklusion Raul Krauthausen es sagt, “Barrierefreiheit beginnt nicht im Kopf und Inklusion ist nicht einfach eine Frage der Haltung. Für behinderte Menschen sind es Menschenrechte, keine Gedankenspiele”. Ein Teil davon ist der Welt Down-Syndrom Tag.

Was ist der Welt Down-Syndrom Tag?

Quelle: deutsches down-syndrom Infocenter

Als Zeichen der Toleranz und sowie dem Schaffen von Bewusstsein wurde der Welt Down-Syndrom Tag ins Leben gerufen. Am 21. März, in Anspielung an das dreifach vorhandene Chromosom 21 bei Menschen mit Down-Syndrom. Seine Ursprünge hat der Welt Down-Syndrom Tag 2006 in Genf und wird seit 2012 auch innerhalb der Vereinten Nationen anerkannt. Ein beliebtes Zeichen der Unterstützung ist es, zwei unterschiedliche Socken zu tragen, in Bezug auf die menschliche Einzigartigkeit.

In der Vergangenheit wurden von Down Syndrome International (DSi), eine aus England stammende internationale Organisation mit dem Ziel die Lebensqualität von Menschen mit Down-Syndrom zu verbessern, gewisse Themen inkludiert wie 2022 Inclusion Means – zu deutsch Inklusion bedeutet und 2021 Connect – Verbinden. In diesem Jahr ist das Thema „With Us Not For Us“ – Mit Uns Nicht Für Uns. Hierbei wird ein Fokus gesetzt auf einen Menschen mit Down-Syndrom als Individuum und nicht als Ziel von Wohltätigkeit. Menschen mit Behinderungen sollen die gleichen Möglichkeiten haben wie alle anderen und mit anderen Arbeiten, um ihr Leben zu verbessern. Sie sollen ihre eigenen Entscheidungen treffen können, was Chancengleichheit verlangt. Chancengleichheit, die in der Vergangenheit kritisiert wurde.

Inklusion und der Aktuelle Stand

Ein Problem bei der Inklusion wäre die mangelnde Definition und das pure Ersetzen von Integration durch Inklusion. Dies macht sich bemerkbar, aufgrund der Ausrichtung des Schulsystems zu homogenen Lerngruppen, wo andere eher individuelle Lerngruppen benachteiligt sind. Verschiedene Lernenden, insbesondere Schüler:innen mit Down-Syndrom haben verschiedene Bedürfnisse und inklusive Pädagogik besteht daraus Bildungs-, Entwicklungs- und Erziehungsansätze so zu strukturieren, dass Menschen (insbesondere Behinderte) in allen Lebensbereichen partizipieren können.

Dies ist allerdings meist noch nicht der Fall in Deutschland, was angesichts der hohen Anzahl an Schulabgänger:innen ohne Abschluss besonders problematisch ist. So betont GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker: „Der gemeinsame Unterricht aller Kinder und Jugendlichen in einem inklusiven Schulsystem muss dringend ausgebaut werden. Dafür müssen die allgemeinbildenden Schulen mehr personelle und materielle Ressourcen erhalten. Wir dürfen nicht weiter tatenlos zusehen, dass so viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen – und damit kaum Berufs- und Lebensperspektiven haben”.

Eine Stimme für die Gleichberechtigung kommt von Natalie Dedreux in einer Aufnahme mit dem WDR als Teil der Reihe "Moment mal! – wie ich ein politischer Mensch wurde". (9/9).

Natalie Dedreux: „Wir sind doch nicht doof hier.“

„Ich bin Natalie Dedreux und ich habe das Down-Syndrom. Ich bin politisch und interessiere mich für Politik.“ Sagt die 22-jährige Aktivistin und Journalistin für das Magazin “Ohrenkuss”, bei dem nur Menschen mit Down-Syndrom arbeiten.

Natalie war in einer inklusiven Gesamtschule, wie sie selbst berichtete und fand Schulfächer wie Politik und Geschichte gut, welche auch ihr Interesse an Politik selbst weckten. Etwas, das sie besonders anprangert im Vergleich mit Förderschulen, bei denen es solche Fächer nicht gibt. Somit bekommen Leute mit Down-Syndrom an solchen Schulen nicht dieselben Möglichkeiten wie sie Natalie hatte, was sie als nicht nachvollziehbar empfindet. „Wir sind doch nicht doof hier.“

Mittel zur Inklusion

Um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen wie Down-Syndrom zu fördern, haben einige Personen bereits die Initiative ergriffen. Eine von ihnen ist Maria Möller,  zusammen mit Laura Mohn Mitgründerin des Startups „Talking Hands“. Talking Hands haben sich auf farbenfrohe Daumenkinos spezialisiert, durch die Kinder spielerisch und interaktiv Gebärden erlernen können. Dadurch können Sprachbarrieren überwunden und Kommunikation gefördert werden, alles mit dem Ziel, Inklusion schon im Kindesalter als Lebensweise beizubringen. Den Service selbst gibt es auch als App.

Quelle: Talking Hands

„Inklusion funktioniert letztendlich nur, wenn alle mitmachen.“ So Maria im Gespräch mit Lehrer-News. „Wir sind damals mit der Mission gestartet, den Einstieg in die Gebärden-Welt für alle so leicht wie möglich zu machen. Der persönliche Antrieb dahinter ist Jami, die Schwester von Co-Gründerin Laura, die das Down-Syndrom hat.”

Möller beschreibt Gebärden insbesondere für Kinder mit Down-Syndrom als einen bedeutsamen Teil der Förderung, unter anderem weil deren Sprachentwicklung häufig stark verzögert ist. “Durch Gebärden gibt man den Kindern eine Möglichkeit, ihre Bedürfnisse mitzuteilen.” Um dies zu bewerkstelligen arbeiten sie eng zusammen mit Pädagog*innen, Logopäd*innen, Gehörlosen und Eltern von Kindern mit Behinderungen. 

Maria Möller selbst kann bestätigen, dass die prävalente Meinung zum Gebärdenlernen positiv ist. „Viele sehen uns auch als Inspiration und überlegen selbst, inwiefern alle von Inklusions-Maßnahmen in ihrem Bereich profitieren können. Hinzu kommt, dass immer mehr Einrichtungen auf ein inklusives Konzept umstellen. Dadurch entstehen viele neue Chancen, frühzeitig ins Thema einzusteigen und die Gesellschaft langfristig inklusiver zu gestalten.“

Die Kinder werden von niemanden zur Inklusion gezwungen durch ihre Methoden. Stattdessen entscheiden sie sich selbst Gebärde zu lernen und werden durch die spielerische Art motiviert. Jedoch gibt es auch hier noch Dinge zum Ausbauen. Sie arbeiten stetig daran, ihren eigenen Wortschatz zu vergrößern, erstellen kontinuierlich neue Gebärden Illustrationen und entwickeln im Team zusammen neue Spiel-Ideen. Aber auch abseits des Services selbst gibt es Wünsche für die Zukunft. „Für die Zukunft wünschen wir uns mehr Selbstverständlichkeit für das Thema Inklusion. Viele Pädagog*innen kommen auf uns zu und erzählen uns, wie toll sie die Idee finden, aber hätten in ihrer Einrichtung momentan keine Kinder mit Behinderung und deshalb keinen Bedarf. Dabei geht es aber um so viel mehr. Kinder in der frühkindlichen Erziehung für das Thema Inklusion und beispielsweise Gebärden zu sensibilisieren, hilft uns, unsere Gesellschaft nachhaltig inklusiver zu gestalten”, so Möller.

Aber auch nach der Kita für den Schulalltag gibt es schon Möglichkeiten, wie die App SPLINT.

Quelle: SPLINT

SPLINT ist eine Anwendung von Friedo Scharf, welcher leider nicht für den Artikel rechtzeitig erreichbar war. SPLINT’s Aufgabe ist es, individuelle Förderpläne für Schüler:innen zu erstellen. Die Diagnostik von bestimmten Kindern, wie etwa Down-Syndrom, können in die App eingegeben werden, welche dann einen Förderplan erstellt. So muss keiner im Unterricht zurückbleiben, egal wie viele Chromosomen sie haben.

Was sind eure Erfahrungen mit dem Down-Syndrom? Habt ihr Wünsche oder Ideen bezüglich der Inklusion? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Südafrika im Jahr 1960 – über der damals unter dem Namen „Südafrikanische Union“ bekannten Nation wütet das Gespenst der Apartheit. Der Staat segregiert systematisch schwarze von weißen Menschen und schränkt die Menschen- und Bürgerrechte der nicht europäischstämmigen Menschen wesentlich ein. Die schwarze Mehrheitsgesellschaft leidet in jederlei Hinsicht aufs schlimmste unter den menschenverachtenden Restriktionen. Aus Protest gegen ihre allumfassende Unterdrückung schließen sich Teile der schwarzen Bevölkerung zusammen und gründen die Befreiungsbewegung “Panafrikanischer Kongress” (PAC). Am 21.03.1960 versammelten sich mehr als 5000 Anhänger der Befreiungsbewegung in Sharpeville, einer 50 Kilometer südlich von Johannesburg gelegenen Stadt, um gegen die bestehenden Passgesetze zu protestieren, die die räumliche Abtrennung von schwarzen zu weißen Menschen bedingen und die schwarze Bevölkerung dazu verpflichten sich nur mit einer Aufenthaltsgenehmigung in von weißen Menschen bewohnten Vierteln aufzuhalten. Es war ein friedlicher, gewaltfreier Protest geplant, bei dem die Demonstrierenden auf ein Polizeirevier zuliefen, um sich danach – weil sie keinen Pass mit sich geführt haben – widerstandslos verhaften zu lassen. Recht schnell häufte sich ein großes Polizei- und Militäraufgebot an. Nachdem wohl einzelne Anhänger der PAC Steine in Richtung des Polizeireviers geworfen haben, wurde ein Schießbefehl seitens eines Polizeioffiziers ausgesprochen. 69 schwarze Menschen, darunter mehrere Kinder, wurden, bei dem heute als „Sharpeville-Massaker“ bekannten Ereignis, getötet, mehrere hundert Menschen wurden dabei verletzt.

Der daraufhin eintretende internationale Protest war enorm, der UN-Weltsicherheitsrat forderte das Ende der Apartheit und viele ausländische Unternehmen zogen sich aus Südafrika zurück. Die Vereinten Nationen entschieden sich im Jahr 1966 diesen schrecklichen Vorfall zum Anlass zu nehmen am 21. März den Internationalen Tag gegen Rassismus einzuführen.

Internationale Wochen gegen Rassismus

Seit 1979 finden um den Internationalen Tag gegen Rassismus auch die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Ziel der Aktion ist es, den Opfern von Rassismus Solidarität zu zollen und jeglicher Form von Rassismus und Rassendiskriminierung, international vereint, entgegenzutreten.

Dieses Jahr stehen die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die bis zum 2. April andauern, unter dem Motto „Misch dich ein“. Jürgen Miksch, geschäftsführender Vorstand der Stiftung gegen Rassismus, spricht von 250.000 Menschen, die die zahlreichen, von Vereinen, Initiativen, Schulen, Kommunen und religiösen Institutionen geförderten, Diskussionsrunden, Workshops, Fotoausstellungen und Projekttage wahrnehmen werden. Miksch verspricht sich vom diesjährigen Motto „eine langfristige Offensive für ein gutes Miteinander und einen gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schaffen“. Denn, so führt Miksch weiter aus, sehen in Deutschland wieder mehr Leute Rassismus als ein großes gesellschaftliches Problem. Belegbar ist das dadurch, dass beispielsweise die Anzahl antisemitischer Straftaten in den letzten Jahren wieder gestiegen ist.

Rassismusformen in der Schule

Und auch in der Institution Schule findet Rassismus in vielen verschiedenen Formen weiterhin Einklang. Eine wäre die systematische Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund, trotz Erbringung der gleichen Leistungen wie Kindern ohne Migrationshintergrund. Das ergab eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). „Schüler:innen mit Migrationshintergrund werden in den Fächern Mathematik und Deutsch bei der Erbringung der gleichen Leistung durchschnittlich schlechter benotet.“ Ähnlich schwierig verhält es sich bei Gymnasialempfehlungen, die Schüler:innen mit Migrationshintergrund trotz gleicher Ergebnisse in standardisierten Leistungstests seltener bekommen.

Eine weitere Form von Rassismus, die in Schulen häufig erscheint, ist Alltagsrassismus, der im Schulkontext häufig unter sogenannten Mikroaggressionen zu Tage tritt. Dazu gehören verächtliche Blicke, eine aggressive Sprache und viele weitere Formen, die es zufolge haben, dass Kinder ausgegrenzt werden. Wissenschaftler:innen warnen vor den schweren psychischen und physischen Konsequenzen, die Mikroaggressionen haben.

Prof. Dr. Karim Fereidooni, Didaktik Professor an der Universität Bochum, benennt weitere, tiefsitzende Rassismusprobleme, die es an vielen Schule gibt. So wohnen vielen Schulbüchern immer noch viele Rassismus relevante Elemente inne, konkret moniert er die undifferenzierte Darstellung des afrikanischen Kontinents, der seinen Aussagen nach, zu sehr auf „wilde Tiere, Lehmhütten und unnötige Kriege“ reduziert wird und nicht die gleiche Vielfältigkeit in der Darstellung wie zum Beispiel Europa und Nordamerika bekommt.

Prof. Dr. Fereidooni beleuchtet auch, dass Lehrer:innen of Color zuweilen schweren rassistischen Ressentiments ausgesetzt sind. Aufgrund ihres Aussehens wird Lehrkräften häufig das „Deutschsein“ abgesprochen und darüber hinaus auch die Fachkompetenz.

Wie begegnet man Diskriminierung?

Um Rassismus nachhaltig aus dem Schulalltag zu beseitigen wünscht sich Prof. Dr. Fereidooni, dass das Thema Rassismus nicht weiterhin großflächig tabuisiert wird. Darüber hinaus appelliert er an Schulleitungen, Verantwortung zu tragen und sich lautstark gegen Rassismus auszusprechen.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat einen Praxisleitfaden zum Abbau von Diskriminierung in der Schule herausgegeben, in dem sie schildert, wie Lehrkräfte präventiv und interventiv gegen Diskriminierung in der Schule vorgehen können. Als Präventivmaßnahmen wird beispielsweise empfohlen mögliche Opfer über ihre rechte aufzuklären und sie darin zu bestärken, diese im Ernstfall auch wahrzunehmen. Da es aber zweifelsohne fatal wäre, bei Präventivmaßnahmen nur bei den Opfern anzusetzen, werden Antidiskriminierungsworkshops nahegelegt, die Schüler:innen sensibilisieren.Um bei bereits geschehener Diskriminierung angemessen zu reagieren, wird geraten immer eine mediierende Person einzuschalten, um eine konstruktivere Kommunikation zu gewährleisten. Genauere Praxisanweisungen der Antidiskriminierungsstelle findet Ihr hier.

Es lässt sich konstatieren, dass Rassismus auch noch im Jahr 2023, besonders in Schulen, ein großes Problem darstellt. Gerade weil Rassismus in so vielen verschiedenen Formen auftritt, ist er so gefährlich und das Verhindern so kompliziert und situativ. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus sind ein wichtiger Schritt, um dem gesamtgesellschaftlichen Problem Rassismus langfristig die Stirn zu bieten und ein einheitliches Zeichen gegen rassistisches Gedankengut zu senden. Dass die Schule als frühe Sozialisationsinstanz und Wertevermittler klare Hilfsangebote bietet, ist daher unabdingbar. Welche Programme es konkret gegen Rassismus in der Schule gibt, findet ihr hier.

Wie nehmt ihr Rassismus in euren Schulen wahr? Wie geht ihr damit um? Lasst es uns gerne wissen und schreibt einen Kommentar!

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Berlin. Die Corona-Pandemie hat den Alltag und die Stimmung vieler Menschen zum Teil nachhaltig verändert, aber politische Ereignisse wie der aktuelle Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder die wachsende Inflation sorgt die Erwachsenen und Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der Bepanthen Kinderförderung, welche die Stimmungslage in Familien in Folge der mehrjährigen Pandemie untersucht hat. Wir stellen euch im Folgenden die wesentlichen Ergebnisse vor.

Seit 2008 setzt sich die Bepanthen-Kinderförderung für Kinder und Jugendliche ein. Alle zwei Jahre führt sie gemeinsam mit der Universität in Bielefeld Sozialstudien durch, um aktuelle Problemfelder oder die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen zu analysieren. Insbesondere Themen wie Achtsamkeit, Kinderarmut und Gewalt möchte die Organisation damit genauer beleuchten.

Bei der aktuellen Studie im Auftrag des Bayer-Konzerns  wurden 1.007 Eltern befragt. 86 Prozent von ihnen  sind der Auffassung, dass ihre Kinder sehr bzw. überwiegend positiv in die Zukunft blicken würden. Zehn Prozent hingegen meinen, dass ihre Kinder diesbezüglich eher negative Zukunftsaussichten hätten. Die eigenen Aussichten stuften die Eltern hingegen deutlich negativer ein. Nur 76 Prozent der befragten Erwachsenen gaben an, die Zukunft eher oder sehr optimistisch zu betrachten. 23 Prozent nehmen sie als mehr oder weniger negativ wahr. So betrachtet fast jedes vierte Elternteil die Zukunft negativ. 

Des Weiteren wurden die Eltern gefragt, wie sie die Ängste ihres Kindes einschätzen würden. Wenn sich die Kinder sorgen, dann am ehesten über die Umweltverschmutzung (49 Prozent) oder, dass es in Deutschland zu einem Krieg kommen kann (45 Prozent). Eher weniger ängstlich seien die Kinder, wenn es um Terroranschläge (28 Prozent) oder eine schlechte Wirtschaft/ Preissteigerungen (28 Prozent) geht. Die Sorgen der Kinder um die Corona Pandemie befinden sich nur im mittleren Bereich. 

Wie würdet ihr als Lehrpersonen das Stimmungsbild der Schüler:innen einordnen? Sind die genannten Sorgen der Kinder auch Teil vom alltäglichen Unterricht? Wenn ja, wie geht ihr damit um? Lasst es uns gerne unten in den Kommentaren wissen.

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„Die Lösung, die ich fordere, besteht darin, die fatale Trennung von Fächern zu beseitigen, die die Vitalität unseres modernen Lehrplans zerstört. Es gibt nur einen Gegenstand für Bildung, und das ist das Leben in all seinen Erscheinungsformen.“ schrieb Philosoph und Mathematiker Alfred North Whitehead im Jahr 1929 in seinem Essay. Das Zitat ist zwar nun fast 100 Jahre her, doch seine Relevanz ist größer denn je. Hierin liegt die These zugrunde, dass der Unterricht, wie wir ihn heute kennen, wo Fächer wie Mathematik, Physik, Chemie oder Biologie voneinander getrennt unterrichtet werden, nicht zielführend ist. Die Frage, wie eine qualitativ hochwertige Bildung aussieht, beschäftigt Menschen nach wie vor. Wir, von Lehrer-News, möchten daher einige aktuelle Thesen, u.a. von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zu den wichtigsten Einflussfaktoren einer besseren Schulqualität, im folgenden Artikel diskutieren.

Vorschläge zu einem Gesamtkonzept aus der BDA

Bildung individualisieren.

Der BDA appelliert zur Berücksichtigung von individuellen Baustellen der Kinder. Soziale Benachteiligung, mangelnde Sprachkenntnisse und unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten brauchen Lehrkräfte und Systeme, die sich um einen Nachteilsausgleich bemühen und mehr Unterstützung anbieten. Vorgeschlagen wird bereits in der Vorschule eine Bestandsaufnahme der Sprachkenntnisse durchzuführen und entsprechend verbindliche Sprachfördermaßnahmen einzusetzen. Die unterschiedlichen Leistungsniveaus, welche durch ungünstige Startbedingungen verstärkt werden sollen mit Ausgleichprogrammen gefördert werden.

Schule, Lehrkräfte und Schulaufsicht stärken.

Die Hattie-Studie stellt insbesondere die Lehrer-Schüler-Interaktion als Erfolgsfaktor für guten Schulunterricht hervor. Doch in Anbetracht des Personalmangels sind die Anforderungen an Lehrer:innen mittlerweile schwer zu bewältigen. Ein Vorschlag wäre die Nutzung von Assistenzfunktionen und digitalen Medien, um die Lehrkräfte in ihrer zentralen Rolle mehr zu unterstützen. Der Schule als solches müsste mehr Entscheidungs- und Umsetzungsspielraum gewährt werden, welche die Schulaufsicht in den Entwicklungen aktiver begleiten soll.

Soziale, personale und digitale Kompetenzen fördern.

Der Erziehungsauftrag, junge Menschen in ihrem Erwachsenwerden in Bereichen der Kommunikation, Kooperation und Verantwortung zu unterstützen soll nicht zu kurz kommen. Mit Blick auf die Zukunft gehören zur Persönlichkeits- und Identitätsbildung nun auch digitale Kompetenzen dazu. Wissenstransfer darf den Fortschritten der Technologie nicht hinterhinken. Konkret heißt dies für die BDA den Digitalpakt für 2024 auf Basis von Erfahrungswerten des vorherigen Jahres aufzubessern und entsprechend anzupassen.

Evidenzbasiert und empirisch arbeiten.

Das Bundesverfassungsgericht forderte zuletzt von der Kultusministerkonferenz die Schaffung einer Möglichkeit, Leistungen von Abiturienten bundesweit vergleichbarer zu machen. Generell sollen Erkenntnisse aus Wissenschaft und empirischer Forschung sowie anerkannte Best Practice Beispiele aus anderen Ländern in der Lösungsfindung für Deutschland einen höheren Stellenwert bekommen. 

Stimmen aus der Wissenschaft

Felicitas Thiel, Ko-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz und Heinz-Elmar Tenorth, Professor für Historische Erziehungswissenschaften, unterhielten sich zum Thema Mindeststandard in der Bildung. Dabei gibt es allein bei der Definition eines sogenannten Mindeststandards unterschiedliche Auffassungen. Der IQB-Bildungstrend basiert auf Beobachtungen einzelner Unterrichtsfächer und setzt dahingehend v.a. fachliche Kernkompetenzen fest. Das Bundesverfassungsgericht weitet die Definition allerdings auch auf soziale und kulturelle Kompetenzen aus, laut Tenoth. Da eine gelungene Bildung dahingehend auch zu einer erfolgreichen Teilhabe an der Gesellschaft und zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen sollen. Implementierungsstrategien, mehr Diagnostik im Unterricht und Aufklärung über Programme und Instrumente (Toolboox BiSS, „Quop“) für Lehrkräfte wären hierbei wichtig.  

Wie sieht der Unterricht bei euch aus? Was sind eure Ideen bzgl. eine bessere Schulqualität? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Das Lebenslange Lernen beschreibt die Idee, dass die Aneignung von Wissen und Kompetenzen sich über das ganze Leben erstreckt. Neue Fähigkeiten zu erlernen und weiterzuführen hört nicht auf mit dem Ende der schulischen Laufbahn. Weiterbildungen in der Form von Seminaren bieten Möglichkeiten zum Lernen. Möglichkeiten, die in den letzten Jahren beliebter werden. Das Statistische Bundesamt konnte im Jahr 2020 feststellen, dass 52 Prozent von Beschäftigten im Unternehmen an Lernveranstaltungen teilnehmen. Mit über der Hälfte der Arbeitnehmer:innen, ist dies die bislang größte Anzahl an Nutzern solcher Gelegenheiten. Laut der Bertelsmann-Studie "Glück, Freude, Wohlbefinden – welche Rolle spielt das Lernen?" gibt es sogar einen Zusammenhang zwischen Lernen und Wohlbefinden, mit 86 Prozent der Befragten von der Meinung, das sich lernen positiv auswirkt für das eigene Wohlbefinden. In Anbetracht des hohen Interesses an Seminaren und ihrer möglichen Funktion für die Zufriedenheit, sind Seiten wie die Seminarbörse heutzutage mehr und mehr relevant geworden.

Was ist die Seminarbörse?

Die Seminarbörse ist eine Website, die von den Zwillingsbrüdern Walter und Günter Willems in den 90er Jahren gegründet wurde. Die Idee der Brüder war es, einen digitalen Bildungs-Marktplatz zu erschaffen zur Erhöhung der Transparenz in Bezug auf Seminaren im deutschsprachigen Raum. Ähnlich wie bei Jobbörsen, können Suchende alle Angebote navigieren, um die idealen Seminare für ihre Wünsche und Zwecke zu finden. Des Weiteren bietet die Seminarbörse einen Bildungsratgeber, der Informationen zu den Bereichen Schule, Ausbildung, Studium, Beruf und Freizeit in einer Frage- und Antwort Darstellung präsentiert. Diese Informationen sind redaktionell aufbereitet, auf Wahrheitsgehalt überprüft und sollen das Angebot abrunden.

Ziele und Aufgaben

Ziel des Angebots ist es, einen digitalen Bildungs-Marktplatz zu schaffen, der sowohl schnell, als auch individuell und kompetent diejenigen zusammenführt, die Weiterbildungen anbieten und ersuchen. Dabei soll der Seminarmarkt neu definiert werden und über das Internet Anbieter, Referenten, Hersteller, Suchende und andere zusammenzubringen.

Zu guter Letzt wollen sie als eine anbieterneutrale und unparteiische Alternative Menschen dazu bewegen, „das Lernen als bleibende Herausforderung und als Chance für die persönliche Lebensgestaltung anzunehmen.“ Ob für die berufliche Fortbildung oder persönlichem Interesse ist hierbei nebensächlich und eine Konkurrenz mit anderen Bildungseinrichtungen gibt es nicht.

Wie nutze ich die Seminarbörse? 

Quelle: Seminarbörse (Filter für Anbieter)
Quelle: Seminarbörse (Filter für Seminare)

Ausbildung & Studium, Berufliche Weiterbildung und Private Weiterbildung sind die drei Kategorien, nach denen die Seminarbörse ihre Angebote einteilt. Zum Starten einer Suche muss eine der Kategorien ausgesucht werden, so wie entweder ein Seminar oder Anbieter, oder eine Stadt oder PLZ. Such- und Filterfunktionen wurden detaillierter in Bezug auf Seminaren und Anbietern. Seminare können gefiltert werden mit Suchbegriffen, Preis, Datum, Ort, Bundesland, Veranstaltungsart, Durchführungsmöglichkeit, Veranstaltungszeitraum und ob Teilnehmende mit einem Zertifikat belohnt werden. Anbieter können wiederum gefiltert werden mit Optionen zum Ort, ihre Marktpräsenz bezogen auf Alter, Schwerpunkten innerhalb des Seminars (Branchen oder Marktbezogen etc.), Veranstaltungstyp, bestehende Abschlüsse des Anbieters und Art des Anbieters.

Kritik und Aktueller Stand

Die Seminarbörse wurde viermal von der Stiftung Warentest geprüft. Die aktuelle Bewertung kommt aus dem Jahr 2017, wo die Seminarbörse das Qualitätsurteil von 2,0 (Gut) erhalten hat. Seitdem gab es einiges an Änderungen, wie einen Relaunch der Website für Österreich, das Einrichten weiterer Werbemöglichkeiten und eine komplette Erneuerung der Seminarbörse im Jahr 2022. Teil dieser Änderungen war unter anderem ein moderneres Layout, dem Anzeigen von der Treffer-Anzahl von Seminaren und Anbietern, anzeigen von beliebten Kategorien, der Möglichkeit Seminare auf eine Merkliste zu setzen, mehr Werbeangebote für Anbieter (unter anderem auf Sozialen Medien) und jährliche Prüfungen der Anbieter. Des Weiteren gab es eine Erweiterung der Suchfunktionen.

Nutzen für Lehrkräfte

Im Bezug zum Konzept des Lebenslangen Lernen kann jeder von Seminaren profitieren, um die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Insbesondere Lehrkräfte können sich die Seite und Angebote zu Nutze machen. Allein der Bildungsratgeber kann sowohl Lehrer:innen als auch Schüler:innen Informationen für den Schulalltag liefern, wie profitable Wege zur Nachhilfe, kostenfreie Textbücher oder das schnelle Finden von Bewertungen für Studiengänge. Damit können Lehrkräfte ihren Schüler:innen eine weitere wichtige Stütze geben. Im stärkeren Bezug auf Lehrer:innen können Fortbildungen die eigenen Kompetenzen erweitern, was den Unterricht qualitativ besser macht und somit auch den Schüler:innen zu Gute kommt. Die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen natürlich auch.

Was denkst du von der Seminarbörse? Ist es etwas Interessantes für deinen persönlichen Berufsweg? Teil deine Meinung gerne in den Kommentaren. Solltest du noch mehr über Weiterbildungen wissen wollen, kannst du hier über didacta, den größten Weiterbildungskongress der Branche lesen, oder hier über die Weiterbildung spezifisch für Lehrer:innen.

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München. Seit der Gründung des EdTech-Startups Edurino im Jahr 2021 ist einiges passiert. Nach einem erfolgreichen Markteinstieg erhält Edurino nun 10,5 Millionen Euro in einer Series-A-Finanzierung. Zum Investorinnen Team neu dazugekommen sind die Hauptinvestoren DN Capital, Tengelmann Ventures und FJ Labs. Die Bestandsinvestoren btov, Jens Begemann und Emerge Education bleiben weiterhin beteiligt.

Das Produkt konnte in kürzester Zeit 160 Bildungseinrichtungen, mehr als 10 der bekanntesten Einzelhändler und Familien mit einem Verkauf von 100.000 Produkten überzeugen. Das hybride Lernsystem wird mittlerweile in etlichen Vorschulunterrichten eingesetzt und kann u.a. in Thalia, Müller, Media Markt, Saturn und MyToys erworben werden.

Zurzeit besteht Edurino aus einer Lern-App, analogen Spielfiguren und einem ergonomischen Eingabestift. Diese sollen besonders Kinder zwischen 4 bis 8+ Jahren mit dem digitalen Lernen vertraut machen. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen strebt Edurino das Fördern von logischem Denken, Coding, Naturkunde, Kreativität und Medienkompetenz an. Ziel soll sein, Kindern spielerisch, Kompetenzen der Zukunft zu vermitteln und auf die Herausforderungen und Erwartungen eines digitalen Zeitalters vorzubereiten.

Die Gründerinnen Irene Klemm und Franziska Meyer möchten nun global expandieren: “Laut Prognosen werden unsere Kinder in 10 Jahren in Jobs arbeiten, die es heute in dieser Form noch nicht gibt. Um diese Kompetenzlücke zu schließen, vermittelt Edurino Kindern mit der Magie von Spielen wichtige Zukunftskompetenzen, welche sie die Digitalisierung als ein nützliches Werkzeug für die Welt von morgen verstehen lässt”. Zukunftspläne mit dem neu gewonnenen Kapital richten sich an den Aufbau von einer personalisierten Lernplattform für Kinder auf der ganzen Welt.

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Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger lud am Dienstag zum Bildungsgipfel in Berlin. Es war eine Veranstaltung, bei der vieles deutlich wurde. Vor allem der gegenwärtige Zustand der bildungspolitischen Debatte. 

Zu Beginn des Bildungsgipfels hat Stark-Watzinger (FDP) die besorgniserregende Situation im deutschen Bildungssystem beschrieben. Rund 630.000 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind weder in einer Beschäftigung oder Ausbildung noch einer Schule tätig, während 20 Prozent der Grundschüler die vierte Klasse ohne grundlegende Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen verlassen. Es herrscht ein Mangel an Lehrern und pädagogischen Fachkräften, auch im Kindergarten. Zusätzlich ist die Umsetzung der Digitalisierung im Bildungssystem bisher unzureichend. 

Die Ministerin kritisierte die unterschiedlichen Datenschutzregelungen in den 16 Ländern und forderte alle Beteiligten im Bildungssystem auf, nicht gegenseitig die Schuld zuzuschieben, da dies keinen positiven Effekt auf das Wissen der Kinder habe. All diese Erkenntnisse und Befunde sind überhaupt nicht neu, sondern leider ziemlich alt. Aber in der Summe können sie einem Angst machen. "Das deutsche Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise, die uns alle betrifft", sagte Stark Watzinger in einem Interview in der "Bild".

Bei der Veranstaltung waren rund 600 Teilnehmer dabei, jedoch wurden keine konkreten Entscheidungen getroffen. Stattdessen gab es viel Kritik von externen Stimmen.

Taskforce soll es richten

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) plant eine Task-Force, bestehend aus Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen, um die Zusammenarbeit im Bildungsbereich zu verbessern. Sie betonte, dass die Bildungslandschaft in der Krise stecke. Besonders in wichtigen Bereichen wie der Digitalisierung oder dem von der Ampel geplanten

“Startchancen-Programm” für 4.000 Schulen sei eine engere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen, einschließlich Bund und Kommunen, von großer Bedeutung. Wann die von Stark-Watzinger angestrebte Taskforce gegründet wird, wer genau ihr angehören wird, wann erste Ergebnisse präsentiert werden sollen – all das blieb am Dienstag noch vage.

Mit Blick auf das geplante Startchancen-Programm, bei dem insbesondere Schulen in Brennpunkten gefördert werden sollen, plädierte der Hamburger Schulsenator Thies Rabe (SPD) dafür, die Verteilung der Gelder nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel zu überdenken und das Geld vielmehr nach der Betroffenheit der Länder und Kommunen zu verteilen.

ZDH-Präsident Dittrich warnt vor Bildungslücke

Handwerkspräsident Jörg Dittrich äußerte ebenfalls Bedenken bezüglich der zunehmenden Lernrückstände bei Schüler:innen nach der Corona-Krise während des Bildungsgipfels. Er warnte davor, dass sich aus diesen umfassenden Lernlücken eine umfassende Bildungslücke ergeben könnte. Jeder Jugendliche sei wichtig, um sicherzustellen, dass Handwerksbetriebe in der Lage seien, zukünftige Herausforderungen mit gut qualifizierten Fachkräften zu bewältigen. Dittrich forderte eine Bildungswende für Deutschland und betonte, dass Schulen nicht nur auf die Ausbildungsreife, sondern auch auf die Kompetenz bei der Berufswahl als Lernziel achten sollten.

Forderung nach Kanzlergipfel

Im Jahr 2008 fand der letzte große Bildungsgipfel statt, der hochkarätig besetzt war. Bei der Neuauflage im Jahr 2023 waren jedoch viele geladene Gäste nicht erschienen, was von einem Zusammenschluss aus Gewerkschaften, Stiftungen und Verbänden kritisiert wurde. Sie bemängelten, dass das diesjährige Format nicht der Dimension der Herausforderungen gerecht werde und forderten einen "echten Nationalen Bildungsgipfel" mit Bundeskanzler und einen "Neustart in der Bildung".

"Die Arbeit passiert an der Basis", entgegnet Bildungsministerin Stark-Watzinger der Kritik. Es sei "old school" zu denken, man mache einen Gipfel und dann seien die Probleme gelöst. Dieses Treffen sei ein erstes Zusammenkommen von Vertretern der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer, aber eben auch der Verbände, Wissenschaft und Politik. Eine erste Möglichkeit für Austausch und damit erst der Beginn der Arbeit.

Stark-Watzingers Anstoß, "jenseits der bekannten Formate" zusammenzuarbeiten, soll nun wohl ein Impuls sein, bei dem Streit um die Verantwortlichkeiten in der Bildungspolitik, insbesondere zwischen Bund, Ländern und Kommunen, den Fokus wieder stärker auf den Kern, nämlich die Bildung der Kinder und Jugendlichen, zu lenken. Das geplante Startchancen-Programm der Ampelregierung sei eine Chance, um zu beweisen, dass man zusammenarbeiten kann, sagte Stark-Watzinger. Gleichzeitig gehe es aber auch darum, zu beweisen, dass die Gelder nicht nur im Haushalt auftauchen, sondern wirklich bei den benachteiligten Kindern und Schulen ankommen.

Armutszeugnis Bildungsgipfel

Der Bildungsinfluencer Bob Blume kritisierte in einem Statement den "Bildungshügel" stark: „Im Grunde Genommen war dieses Gipfelchen schon vorbei als es angefangen hat, wenn 14 von 16 Kultusminister:innen absagen bevor es losgeht kann das nur bedeuten, dass keiner den Ernst der Lage wirklich versteht.” Weiterführend erklärt er: „Was in dieser geselligen Podiumsdiskussion vereinbart wurde, ist ja auch nur Schall und Rauch. "Natürlich sollte mehr zusammengearbeitet werden.” Abschließend gab es noch scharfe Worte in Richtung der Teilnehmenden des Gipfels:  „Viel problematischer ist auch noch die Tatsache, dass von denen, die dort waren, auch Leute sagen, dass es gar keine strukturellen Probleme geben würde. "Das nenne ich fast schon Realitätsverweigerung.”

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Im Zeitalter der Digitalisierung stehen Lehrkräften mehr Hilfsmittel zur Verfügung als je zuvor. Dazu kommen Debatten darüber, wie effektiv das Abitur noch ist, um die nächste Generation vorzubereiten. Mit Hilfe dieser neuen Wege zur Unterstützung des Unterrichts könnte das Abitur verbessert werden, doch diese effektiv zu nutzen benötigt nicht nur eine Motivation der Lehrkräften, sondern auch das praktische Wissen über eine geeignete Anwendung. 

Ein mögliches Tool wäre ChatGPT, nun auch verfügbar als ChatGPT-4. Zahlende Plus-Kunden können die verbesserte Version der KI nutzen, doch die kostenlose ChatGPT steht immer noch zur Verfügung und kann auch im Klassenzimmer eine Hilfe sein.

Dieser Artikel soll nicht nur ChatGPT als Tool vorstellen, sondern auch Lehrkräfte über Potential und Risiken der künstlichen Intelligenz aufklären.

Was ist ChatGPT?

Bei ChatGPT handelt es sich um einen Chatbot Prototyp, entwickelt vom Unternehmen OpenAI, der im November 2022 veröffentlicht wurde. ChatGPT ist textbasiert und beruht auf maschinellem Lernen. Hierbei handelt es sich um eine Form des Lernens, bei der eine Maschine trainiert wird, sich selbst stetig zu verbessern, durch das Erlangen von Daten. Algorithmen werden so gebaut, dass sie Muster und Korrelation in Datensätzen erkennen und darauf basierend eine Entscheidung treffen. Mit der Zeit, sowie den Daten und mit dem Input anderer, erlangt ChatGPT mehr und mehr Wissen. In diesem Aspekt wird sie von den Nutzern und mit unserer Interaktion mit der KI unterrichtet.

So nutzt Du ChatGPT

ChatGPT kann kostenlos über den Browser genutzt werden. Als erstes müsst ihr auf die Website https://chat.openai.com/ gehen und einen OpenAI Chat Account erstellen. Dieser ist kostenlos und benötigt nur eine E-Mail-Adresse, sowie ein Passwort. Daraufhin folgen eine Bestätigungsmail, das Eintragen eines Namens sowie eine Telefonnummer. Die Telefonnummer wird mit einem weiteren Code per SMS überprüft. Daraufhin ist es möglich, die KI zu benutzen. Obwohl die Seite selbst nur auf Englisch verfügbar ist, kann die KI auch deutsche Anfragen verstehen und auf deutsch antworten. Die KI wird auf eure Fragen und Texte, die ihr eingebt, reagieren. 

Wie kann ChatGPT im Unterricht helfen?

Aber wie könnt ihr nun ChatGPT im Unterricht einsetzen? Hier haben wir für euch einige Beispiele aufgelistet:

  • Generieren von Themen: ChatGPT kann dir mit Ideen zu Präsentationen helfen. Angenommen einer deiner Schüler:innen hat Schwierigkeiten ein Thema zu finden, so können sie sich an ChatGPT wenden, welche mögliche Aufgabenstellungen generieren wird.
  • Rechtschreibkorrektur: Als textbasiertes Sprachmodell kann ChatGPT benutzt werden, um die Grammatik, den Stil und die Rechtschreibung von Texten zu verbessern. Bei Diktaten oder wissenschaftlichen Arbeiten hilft sie hierbei Lehrkräften beim Korrigieren. Insbesondere bei Fremdsprachen und Übersetzen wäre diese Funktion von Vorteil.
  • Unterrichtsvorbereitungen: Eine Lehrkraft kann schon im Vorhinein mit ChatGPT den Unterricht vorbereiten. Der Chatverlauf ist abgespeichert und lässt sich leicht zurückverfolgen. Das Erstellen von Arbeitsblättern oder Quizfragen ist ebenfalls möglich mit spezifischen prompts. Bei “Erstelle mir fünf Quizfragen zum Thema Digitalisierung” gibt die KI nach wenigen Minuten fünf Testfragen mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten mit ‘Digitalisierung’ als übergeordnetes Thema.
  • Individualisierung: Des Weiteren ist eine Individualisierung des Lehrplans für Bedürfnisse von Schüler:innen möglich, sofern die KI Daten zum Lernverhalten der betroffenen Schüler:innen bekommt. Ein Beispiel hierfür wäre ein Lehrplan für die häufig vorkommende Lese-Rechtschreibschwäche.
  • Zeitersparnis: Die Kernfunktion von KI ist es, den Arbeitsalltag einfacher zu gestalten. Indem einige Aufgaben wie Korrekturen automatisiert werden, gibt es der Lehrkraft mehr Zeit, sich auf den Unterricht selbst zu fokussieren.
  • Erstellen von Texten: Durch den Zugriff auf die Daten des Internets, kann ChatGPT schnell Texte erstellen oder auch bereits erstellte Texte einfacher formulieren, so dass sie den Schüler:innen verständlicher sind als bloße Textbuch Artikel.  
  • Hilfsmittel für Schüler:innen: Nicht nur für die Lehrkräfte, sondern auch für die Schüler:innen kann ChatGPT als nützliches Hilfsmittel fungieren. Manche könnten diese Alternative nutzen zum besseren Verständnis des Unterrichtsstoffes. Sollten Schüler:innen Fragen haben, so kann ihnen die KI auch eine Antwort geben. Hauke Pölert hat bereits solche Methoden benutzt und die Antworten der KI mit seinen eigenen Aussagen ergänzt. So benutzte er es unter anderem als einen adaptiven Lernbegleiter und ließ, in diesem Beispiel ChatGPT-4, die KI das Konzept ‘Imperialisumus’ auf dem Niveau der 12 Klasse erklären, mit für ihn und seine Schüler:innen befriedigende Ergebnisse: “Mit längerem Prompt funktioniert's ganz gut - klar, nicht 100% konsistent. Aber: Potential von LLM wie ChatGPT (oder MLLM!) für Tutorsysteme lässt sich erahnen…”
Quelle: Twitter @HPoelert

Was sind die Probleme? 

Wie bei jeder Technologie gibt es allerdings auch bei ChatGPT Risiken:

  • Die künstliche Intelligenz kann auf einer emotionalen Ebene keinen Menschen ersetzen. Auf Dauer sind die Antworten repetitiv und kein Ersatz für den Einsatz der Lehrkraft.
  • Die KI nutzt nur die Daten, die ihr gegeben werden. Es ist möglich, dass eventuelle wissenschaftliche Fakten im Internet veraltet sind und Bedarf dann eine ‘Fortbildung’ der KI.
  • ChatGPT besitzt einige Mangel, die von OpenAI selbst auf ihrer Website angesprochen werden. So ist die Software empfindlich auf leichte Änderung von Formulierungen und kann falsche Tatsachen als überzeugenden Fakt darstellen. Diese und andere Probleme werden kontinuierlich bearbeitet.
  • Damit irgendjemand die genannten Vorteile nutzt, muss  Motivation vorhanden sein von Seiten der Lehrkräfte. Ohne die Bereitschaft der Nutzung setzt auch das beste Werkzeug Staub an. Diese Motivation zu wecken ist an sich auch eine Herausforderung, da neue Technologien abschreckend wirken können.

Was, wenn ChatGPT zum Schummeln benutzt wird?

ChatGPT steht jedem frei zur Verfügung, der es nutzen will, Schüler:innen nicht ausgeschlossen. Und tatsächlich kann mit der Software jeder auch wissenschaftliche Texte oder Referate erstellen, ohne diese selbst zu schreiben. Die Eigenständigkeit von Texten zu überprüfen, wird damit zu einer größeren Herausforderung für Lehrkräfte. Hierbei sind neue Werkzeuge gefragt, wie der Einsatz von digitalen Wasserzeichen, um zu garantieren, dass Schüler:innen nicht nur ihre Arbeit an die KI ‘Outsourcen’. Auch wenn ChatGPT sehr beim Lernen unterstützen kann, so ist auch ein Potenzial zum Betrug vorhanden. Des Weiteren ist, wie bereits erwähnt, auch die KI nicht unfehlbar. Überzeugende aber falsche Aussagen können auch erstellt werden.

Wenn man bedenkt, dass die Bildung Deutschlands auch das Internet und Taschenrechner integriert hat, steht es um ChatGPT im Klassenzimmer gar nicht so schlecht. Dennoch gibt es noch reichlich an Debatten bezüglich dem vermeintlichen Potential, Nutzen und Risiken, die wahrscheinlich noch lange anhalten werden.

Was haltet ihr von künstlicher Intelligenz als Teil des Klassenzimmers? Seht ihr es als bahnbrechend, zu großes Risiko oder als nicht praktisch genug? Teilt eure Meinung gerne in den Kommentaren.

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Essen. Unter dem Motto “Gesund aufwachsen im Revier” jährt sich am 18. März zum achten Mal der Ruhrgebietskongress zu Kinder- und Jugendgesundheit. Seit vielen Jahren fördert MedEcon Ruhr den regionalen Austausch der Professionen und Institutionen aus der Gesundheitsversorgung, dem Bildungswesen und der Jugendhilfe und Wohlfahrt. Der Kongress setzt es sich zum Ziel, Kitas und Schulen dabei zu unterstützen, gesund aufzuwachsen. 

Gerade Familien, die schon im Alltag einen hohen Unterstützungsbedarf aufweisen, möchte der Kongress unterstützen. Gerade für diese Familien/ Kinder sind Schulen und Kitas von besonderer Bedeutung, um die gesundheitlichen Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen und zu fördern, Gesundheitskompetenzen von Kindern sowie Jugendlichen rechtzeitig zu fördern und um die alltägliche soziale Teilhabe von gesundheitlich eingeschränkten Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. 

Das Projekt zeigt Wirkung, denn immer mehr Kommunen machen sich auf den Weg, um an der Gesundheitsförderung von Kindern und Familien in den Stadtteilen teilzunehmen und um sie zu versorgen und unterstützen. Daraus entstehen neue Perspektiven für sozialräumliche Partnerschaften in Berufen aus den Bereichen Bildung, Sozial und Gesundheit. Diese machen es möglich, Kooperationsansätze zu schaffen, von Gesundheitslotsen bis hin zu direkten Gesundheitsangeboten in Kitas und Schulen. 

Der Kongress für Kinder- und Jugendgesundheit bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern über praktische Ansätze und politische Rahmenbedingungen auszutauschen. Unter einigen anderen Gästen werden Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Uwe Kremer, Geschäftsführer MedEcon Ruhr und Peter Renzel, Stadtdirektor der Stadt Essen am Kongress teilnehmen. 

Am 18. März wird der Kongress im Hotel Franz in Essen in Präsenz stattfinden, das Plenumsprogramm wird aber auch zusätzlich live übertragen. Das Hotel Franz lädt alle interessierten Akteur:innen aus den verschiedenen Sektoren zu dem Thema “Gesundheit” ein. Unterstützt wird der Kongress unter anderem von der AOK, Ambulanticum und der HS Gesundheit Bochum. 

Habt ihr schon von dem Kongress gehört oder wart ihr sogar selbst da? Wie wichtig ist für euch und euren Lehralltag das Thema “Gesundheit” ? Sollte dies mehr in den Lehrplan aufgenommen werden? Über einen Meinungsaustausch in den Kommentaren würde wir uns freuen. 

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Berlin. Die deutsche Bundesregierung hat beschlossen, eine Pauschale von 200 Euro für Studierende zu gewähren, um die finanziellen Belastungen während der Corona-Pandemie abzumildern. Die einmalige Zahlung soll Studierenden dabei unterstützen, die Folgen der Pandemie besser zu bewältigen.

Um diese Situation zu verbessern, hat die Bundesregierung die Pauschale von 200 Euro bereits Anfang September beschlossen. Die Pauschale wird allen Studierenden ausgezahlt, unabhängig davon, ob sie BAföG oder andere finanzielle Unterstützung erhalten oder nicht. Das Erhalten der Unterstützung ist allerdings an die Bedingung geknüpft, dass ein entsprechender Antrag gestellt wird. Hierbei müssen einige Hürden gemeistert werden.

Studierende, die Anspruch auf die einmalige Zahlung von 200 Euro haben möchten, müssen einen Antrag auf der offiziellen Website Einmalzahlung200.de stellen. Obwohl die Website bereits erreichbar ist, ist es momentan noch nicht möglich, den Antrag zu stellen. Die Antragstellung soll bundesweit einheitlich ab dem 15. März 2023 möglich sein, und die Auszahlung soll kurz darauf erfolgen.

Zunächst müssen sie darauf warten, dass ihre Hochschule ihnen den Zugangscode und die PIN zukommen lässt, die unbedingt für die Antragstellung benötigt werden. Diese Schritte sollen automatisch erfolgen, so dass Studierende keine zusätzliche Anfrage stellen müssen. Außerdem zur Angabe ihrer Bildungseinrichtung benötigen sie auch ein “BundID-Nutzerkonto”, das ein zentrales Benutzerkonto für digitale Verwaltungsdienstleistungen in Deutschland ist. Um sicherzustellen, dass sie rechtzeitig ein solches Konto erstellen können, sollten Studierende dies bis zum 15. März tun. 

Obwohl die Erstellung kostenlos ist, müssen Studierende entweder einen Personalausweis mit Online-Funktion oder ein Elster Zertifikat zur Authentifizierung verwenden. Darüber hinaus benötigen sie ein aktuelles Smartphone mit NFC-Funktion und eine Identifikations-App wie die AusweisApp2, um die Online-Ausweisfunktion nutzen zu können.

Es wird davon ausgegangen, dass das Warten auf die Auszahlung der Soforthilfe bald ein Ende hat. Eine Testphase mit einigen Hochschulen wird zunächst durchgeführt, und wenn alles reibungslos verläuft, ist das endgültige Startdatum für den 15. März geplant. 

Seid ihr von der Einmalzahlung betroffen? Wie findet ihr die Lösung der Bundesregierung? Ist die Beantragung einfach zu verstehen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Berlin. Das heutige tagespolitische Geschehen ist geprägt durch den angekündigten Bildungsgipfel der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Ursprünglich wurde der Gipfel einberufen, um die dringendsten bildungspolitischen Themen, wie den Lehrermangel, die Verbesserung der Leistungen von Schüler:innen und die hohe Quote von Schulabbrecher:innen, zu diskutieren. Mehreren Expert:innen und Politiker:innen zufolge sei dieser Gipfel jedoch nicht mehr als „Show“ und unzureichend vorbereitet worden.

Die mediale Aufmerksamkeit lag während des Gipfels jedoch nicht unbedingt auf den ausgemachten Inhalten, sondern eher auf Frau Stark-Watzinger, die sich scharfe Kritik aus der Opposition anhören musste. Die Bundesländer wurden „im Vorhinein nicht inhaltlich durch den Bund einbezogen“ so die Nordrhein-westfälische Bildungsministerin Dorothee Feller.

Auch aus der Linksfraktion hagelte es Kritik an Stark-Watzinger. Deren Bildungspolitikerin Nicole Gohlke kritisierte, dass die Ministerin auch im Vorhinein des Gipfels keine Vorschläge präsentierte, mit denen sich bildungspolitische Fragen lösen ließen.

Expert:innen reicht der Gipfel nicht

Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), kritisierte in einem Interview mit der Welt, dass eine dreistündige Veranstaltung mit zwei Podiumsdiskussionen nicht das Format habe, um die „tiefgreifenden gravierenden Herausforderungen im Bildungssystem anzugehen“.  "Was mich am meisten ärgert ist, dass die Aufbruchstimmung der Ampel komplett verloren gegangen ist”, kritisierte Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger.

Auch der Bildungsinfluencer Daniel Jung kritisiert Frau Stark-Watzinger und den Gipfel. In einem exklusiven Statement an Lehrer-News sagt er: “Bitte nicht mehr Bildungsgipfel, sondern rasche Entscheidungen, damit Schulen und dort explizit Schulleiter und Lehrkräfte das umsetzen können." Dazu sollte man denen eine größere Bühne geben, die schon seit Jahren Taten sprechen lassen. Zukunftskonzepte könnten dann “im Prozess gemeinsam entwickelt, getestet und eingeführt werden.“

Forderung nach Olaf Scholz

Die Lage ist gegenwärtig angespannt. So reift eine Forderung, dass Olaf Scholz das Thema Bildung nun zur „Chefsache“ machen soll. Dieser Appell geht aus einem Schreiben an Scholz und die 16 Ministerpräsident:innen hervor, der von einem Bündnis aus über 50 Gewerkschaften, Verbänden und Stiftungen verfasst worden ist. Wenige der vielen Unterstützer des Appells sind die Bertelsmann-Stiftung, die GEW, der Bundeselternrat und der deutsche Lehrerverband. Auch Nicolas Colsman, Bildungsexperte und Gründer der Initiative Zukunft Digitale Bildung, schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Ein Gipfel, den der Kanzler einberufen hätte, hätte die lange überfällige Signalwirkung.“

Wie es mit der ernsten bildungspolitischen Situation in Deutschland weitergeht, bleibt weiterhin abzuwarten. Ob Olaf Scholz Bildung nun zur „Chefsache“ macht und wie viel er dann überhaupt bewirkt, ist fraglich, denn die Bildung ist ja bekanntlich weiterhin in der Zuständigkeit der Länder. Der heutige Gipfel, so viel steht fest, konnte keine Lösungen für die drängenden Probleme unseres Bildungssystems bieten. 

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3/14/2023 ist die US-amerikanische Schreibweise des heutigen Datums. Beim genaueren Betrachten dieser Zahlenkonstellation fällt auf, dass die ersten drei Ziffern, die Auskunft über Monat und Tag geben, die ersten drei Stellen der weltweit bekannten Kreiskonstanten π (Pi) sind. Aus diesem Grund feiern viele Matheenthusiast:innen jährlich eben dieses Datum als Mathe- und „Welt-Pi-Tag“. Diese Feierlichkeiten — bis dahin immer in einem inoffiziellen Rahmen stattfindend – wurden im November 2019 von der UNESCO in Zusammenarbeit mit der Internationalen Mathematischen Union (IMU) zum internationalen Tag der Mathematik erklärt.

Wozu braucht es den Mathetag?

Das Ziel des Mathetags ist es, die Allgemeinheit über die Bedeutung und ausnahmslose Wichtigkeit der Mathematik für unser Weltverständnis zu informieren. Das mag vorerst nach einer platten Redewendung klingen, ist aber völlig zutreffend. Denn die Mathematik ist die notwendige Grundlage für jedwede naturwissenschaftliche Forschung und technische Innovation. Weder Staaten, noch Kulturen würden ohne Mathematik funktionieren. Politische Entwicklungen sind oft kausale Folgen wissenschaftlicher Erkenntnisse und Studien, denen die Mathematik zugrunde liegt und auch die allergrößten Volkswirtschaften wären ohne Mathematiker:innen in den Kinderschuhen stecken geblieben.

Doch die Mathematik ist weitaus mehr als ein Mittel um technischen Fortschritt zu erlangen oder abstraktes Wissen über das Universum zu häufen. Denn im Gegensatz zur herkömmlichen gesprochenen Sprache, die es in schier unendlich vielen verschiedenen Varianten und Formen gibt, ist die Sprache der Mathematik für unseren Planeten allgemeingültig. Sie ist also ein Bindeglied für alle bestehenden Länder und Kulturkreise.

Aktivitäten an über 1000 Standorten

Deshalb lief der letztjährige internationale Tag der Mathematik beispielsweise auch unter dem Motto „Mathematics Unites“, also „Mathematik verbindet“, ab. Der internationale Tag der Mathematik wurde letztes Jahr an über 1100 Standorten in 90 Ländern digital und analog gefeiert.

Programmpunkte des Tages sind zumeist diverse Ausstellungen, Vorträge und kreative Aktivitäten. Besonders herausgestochen ist der letztjährige Tag der Mathematik jedoch durch seine Fotostrecke, an der sich mehr als 3200 Menschen beteiligt haben, um „das Verbinden der Welt durch die Mathematik" zu visualisieren. Gefördert und unterstützt wird der Tag von vielen unterschiedlichen öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, Museen, Universitäten und Bibliotheken.

„Mathematics for everyone“

Ein weiteres zentrales Ziel, das die UNESCO mit der Einführung des „Mathetags“ verfolgt, ist die Stärkung und Unterstützung von Frauen in der Wissenschaft, so wie die Entwicklung des afrikanischen Kontinents. Passend dazu ist das Thema des heutigen „Mathetags“ „Mathematics For Everyone“, „Mathematik für jede:n“. Vorgeschlagen wurde das Thema von Marco Zarco Rotairo, einem Oberstufenlehrer aus den Philippinen. Begründen tut er sein Anliegen damit, dass „alle Menschen ein gewisses mathematisches Verständnis haben und es deswegen jede:r verdient, die Wunder der Mathematik zu genießen.“ Dieses Thema ist weltweit auf viel Zuspruch getroffen und wurde schon im letzten Jahr von der „London Mathematical Society“ vorgeschlagen, um die Werte Gleichheit, Diversität und Inklusion zu stärken.

Passend nach dem Motto „Mathematik für jede:n“ hat zum Beispiel die Universität Münster Schüler:innen der Jahrgangsstufen 5 bis 7, die zumeist die vollumfängliche Bedeutung der Mathematik noch nicht begriffen haben, zu sich geladen, um mit verschiedenen Workshops und kreativen Aufgaben neue Sichtweisen auf das weite Feld der Mathematik zu lenken.

 

Dass Mathematik essentiell für unser aller Leben ist und uns täglich begleitet, ist nichts Neues. Und gerade deswegen ist dieser Tag so besonders. Er erregt Aufmerksamkeit auf allen Kontinenten dieses Planeten. Für jüngere oder dieser Wissenschaft auch abgeneigten Menschen erfüllt er eine eben wichtige fachlich aufklärende Funktion. Darüber hinaus deckt der Internationale Tag der Mathematik aber auch gesellschaftliche Missstände auf und versucht diese – wie alles andere auch mit Hilfe der Mathematik passiert – mit der Hilfe der Mathematik zu reduzieren.

 

Welche Rolle spielt der Internationale Tag der Mathematik für Euch? Thematisiert Ihr ihn im Unterricht?  Lasst es uns gerne wissen und schreibt einen Kommentar! Erst vor kurzem haben wir auf Lehrer-News die für uns besten YouTube-Channel für euren Matheunterricht sowie relevante Instagram-Kanäle vorgestellt! 

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Die kommenden Jahrzehnte werden zweifellos mit großen Herausforderungen verbunden sein, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, die Digitalisierung und den Mangel an qualifizierten Fachkräften. Wir müssen sicherstellen, dass die nächsten Generationen, unsere Kinder, unabhängig von ihrem Wohnort, ihrer Herkunft, ihrer Schule oder ihrem sozialen Hintergrund, bestmöglich auf die Herausforderung vorbereitet werden, bevor sie die Schule verlassen. Unser Ziel sollte es sein, die Zukunft aktiv zu gestalten.

Es ist also sinnvoll, das Abitur zu überprüfen, im Hinblick darauf, wie effektiv es die nächste Generation auf die zukünftigen Probleme dieser Welt wappnet. Das Bundesverfassungsgericht hat gefordert, dass die Abiturprüfungen künftig bundesweit einheitlich gestaltet werden müssen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Kultusministerkonferenz (KMK) arbeitet bereits mit großer Energie an der Umsetzung dieses Vorhabens, um ein zukunftsfähiges Abitur zu schaffen. Die Rahmenbedingungen für das neue Abitur sollen bereits im März festgelegt werden, sodass die ersten Schüler:innen 2027 ihren Abschluss nach den neuen Regeln erreichen können.

Bei genauerer Betrachtung des neuen Entwurfs wird deutlich, dass dieses Konzept noch wenig zukunftsfähig scheint. Die Potsdamer Erklärung, die von einer großen Anzahl von Bildungsschaffenden unterzeichnet wurde, verdeutlicht dies. Demnach soll die Leistungsmessung in der Oberstufe und vor allem im Abitur auch in Zukunft hauptsächlich aus schriftlichen Klausuren in den jeweiligen Fächern bestehen, welche die Schüler:innen einzeln und in der Regel per Hand schreiben müssen. Doch was ist darin überhaupt enthalten? Hier die sechs Handlungsfelder der “Potsdamer Erklärung”

  • Zukunftsfähige Lernkultur: Die bisherige Struktur der Oberstufe basiert auf dem gemeinsamen Unterricht nach Fächern getrennt, für alle zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. Nötig ist aber eine Lernarchitektur, die das Lernen allein, zu zweit, im Team, in kleinen oder großen Gruppen ermöglicht und in unterschiedlichem Lerntempo, auch zu variablen Zeiten.

  • Weiterentwicklung der Prüfungsformate: Die Leistungsmessung in der Oberstufe und im Abitur wird dominiert von Klausuren. Um die oben genannte Lernkultur auch in den Prüfungen abzubilden, müssen Leistungen in unterschiedlichen Formaten erbracht werden können – etwa als E-Portfolios, Forschungsberichte, Kolloquien oder Multimedia-Präsentationen. 

  • Zeit für Vertiefung: Die Beleg- und Einbringverpflichtungen in der Oberstufe führen zu 30 bis 35 Wochenstunden als Präsenzzeit in vielfältigen Kursen. Um den Jugendlichen Zeit zu geben, sich vertieft mit anspruchsvollen Themen auseinanderzusetzen und dabei eigene Schwerpunkte zu setzen, sind eine verringerte und zeitlich flexiblere Belegverpflichtung und schlankere Lehrpläne nötig.

 

  • Individuelle Bildungswege: Dazu gehören etwa die Streckung von Schulzeiten oder deren Verkürzungen, die Anerkennung außerschulisch erbrachter Leistungen nach klaren Kriterien und die Wiederholbarkeit einzelner Kurse. Öffnungen für ein „Abitur im eigenen Takt” würden mehr Bildungsgerechtigkeit ermöglichen. 

  • Innovationsklausel: Die Anforderung an Schule und Bildung wird sich auch in der Zukunft laufend ändern, auch angesichts des beschleunigten Wandels von Gesellschaft und Arbeitswelt. Deshalb bedarf es einer Regelung, die einen strukturellen Raum für Innovation in Schule und Bildung schafft. 

  • Öffentliche Bildungsdebatte: Die Debatte darüber, wie eine künftige gymnasiale Oberstufe aussehen soll, wird von der KMK weitgehend hinter verschlossenen Türen geführt und ohne öffentliche Beteiligung entschieden. Einbezogen werden sollten jedoch alle – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Wissenschaft, Unternehmen und Gewerkschaften.

Das neue Abitur: Reform oder Rückschritt?

Ein einheitliches Abitur mit fast ausschließlich schriftlichen Prüfungen berücksichtigt nicht das Ziel, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, ihre eigenen Wege – ob digital oder analog – zu finden, insbesondere in Zeiten von KI-Seiten wie ChatGPT. Zudem berücksichtigt dieser Ansatz nicht die Diversität unserer heutigen Gesellschaft, die durch unterschiedliche Herkunftsgeschichten, Sprach- und Lernvoraussetzungen sowie Begabungen der Schüler:innen geprägt ist. 

Ein modernes Bildungssystem muss den neuen Anforderungen an Schule und Bildung gerecht werden und ein Abitur bieten, das auch Projektarbeit, digitale Arbeit und vor allem kritische Auseinandersetzungen mit dem Gelernten ermöglicht. Dabei sollte die Bewertung nicht nur auf handschriftlichen Arbeiten basieren, sondern auch andere Formen der Leistungsmessung wie digitale Arbeiten berücksichtigen. 

So schlägt zum Beispiel Verena Pausder, Expertin für Digitale Bildung und Gründerin der HABA Digitalwerkstätten eine Innovationsklausel vor: „Um die Weiterentwicklung des Schulwesens auch zukünftig zu sichern, sollte dringend eine Innovationsklausel in den Vorschlag der KMK aufgenommen werden, durch die Innovation in der Schule systematisch ermöglicht, unterstützt, begleitet und ausgewertet werden kann. Diese Klausel muss über das Instrument des bisherigen Schulversuchs hinausgehen, damit es nicht nur für einzelne Modellschulen, sondern für möglichst viele Schulen möglich ist und damit zu einem Wettbewerb der besten Ideen zur Gestaltung der Schule der Zukunft führt.”

In einer Gesellschaft, die mit Herausforderungen wie Fake News, Hate Speech, datenbasierten Diensten und digitalen Programmen konfrontiert ist, benötigt unser Land zukünftig Problemlöser:innen, die in der Lage sind, innovative Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln. Diese Schüler:innen müssen nicht nur in der Lage sein, sich in dieser digitalisierten Welt zurechtzufinden und digitale Programme zu verstehen, sondern auch aktiv innovativ an der Gestaltung dieser teilnehmen zu können. Eine modernisierte Bildung und ein zeitgemäßes Abitur sind von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unserer Schüler und unseres Landes.

Die Bildung spielt hierbei eine wichtige Rolle, da sie dazu beitragen kann, die Menschen auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes 4.0 vorzubereiten. Eine zukunftsorientierte Bildung sollte nicht nur die technischen Fähigkeiten vermitteln, die für die Nutzung digitaler Technologien erforderlich sind, sondern auch soziale und kommunikative Kompetenzen fördern, da diese in einer zunehmend vernetzten Arbeitswelt immer wichtiger werden.

Wie findet ihr die geplante Hochschulreform? Denkt ihr, das Abitur wird zukunftsfähiger ? Seid ihr davon betroffen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Gütersloh. Rund sechs Prozent der Jugendlichen, 47.500 Personen, beendeten das Jahr 2021 ohne Schulabschluss. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung, die Lehrer-News vorliegt. Besonders oft betroffen sind demnach Jugendliche mit Migrationshintergrund. 

Die Bertelsmann Stiftung beauftragte den Bildungsforscher und Lehrerarbeitsmarkt-Experte Klaus Klemm für die Studie unter dem Titel “Jugendliche ohne Hauptschulabschluss”. Klemm kam zu dem Ergebnis, dass jährlich Zehntausende von Heranwachsenden die Pflichtschulzeit beenden, ohne den Hauptschulabschluss erlangt zu haben. Bei rund sechs Prozent, also etwa 47.500 Jugendlichen, mangelt es an einem Schulabschluss im Jahr 2021. Diese Zahl hält sich schon seit 2011, wie ein Zehnjahresvergleich zeigt.

Der Mangel an Schulabschlüssen stellt nicht nur ein Problem für die ehemaligen Schüler:innen dar, die Schwierigkeiten mit dem Einstieg in die Arbeitswelt haben, sondern auch für die Gesellschaft selbst. Der prävalente Fachkräftemangel lag allein zwischen 2021 und 2022 bei 537.923 Stellen, die nicht besetzt werden konnten, da der derzeitige Arbeitsmarkt keine qualifizierten Arbeiter:innen bereitstellt. Jede:r Schulabgänger:in ohne Abschluss ist eine verbleibende freie Stelle in dieser ohnehin großen Lücke.

Besonders Heranwachsende ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind mit 13,4 Prozent stärker gefährdet, verglichen mit deutschen Schulabgänger:innen, bei denen ca. 4,6 Prozent ohne Abschluss die Schule verlassen. Ebenfalls besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für Jungen mit 60 Prozent im Gegensatz zu Mädchen, die Pflichtschulzeit ohne Abschluss zu beenden.

Ein stagnierendes Problem und was gefordert wird

Innerhalb einzelner Bundesländer gab es sowohl positive als auch negative Entwicklungen, aber in der langjährigen Tendenz keine deutliche Verbesserung der Situation. So gab es seit 2011 eine Steigerung in Bremen, Rheinland-Pfalz und im Saarland, sowie eine Senkung im selben Zeitraum in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Die Prozentsätze an Schulabgänger:innen ohne Abschluss reichen von Bayern mit 5,1 Prozent zu Bremen mit 10 Prozent.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung, Jugendliche mit schwächeren Leistungen gezielter in den Schulen zu fördern, sowie andere erlernte Kompetenzen zu dokumentieren, die sich nicht nur auf den klassischen Abschluss fokussieren. Das Übermitteln von Daten der Schüler:innen ohne berufliche Perspektiven an Jobcentren, hilft der Berufsberatung einfacher in Kontakt mit den Schüler:innen zu kommen. Die geplante Ausbildungsgarantie der Bundesregierung kann ebenfalls helfen, indem auch Personen ohne Hauptschulabschluss eine Ausbildung erlangen. Auch die GEW fordert Maßnahmen, in der Form eines inklusive Schulsystems, in dem alle Kinder gleichberechtigt sind und nach ihren persönlichen Bedürfnissen lernen können. Ein System abseits des viergliedrigen Bildungssystem unter der Begründung, dass ohne Unterstützung von Eltern dieses System versagt bei Schüler:innen.

Die Studie selbst findest du hier.

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Saarbrücken. Im Saarland ist die bildungspolitische Situation, aufgrund der Erwartung eines bald eintretenden Lehrermangels, überaus angespannt. Zwar hat sich die knappe Personalsituation nach vielen coronabedingten Ausfällen zu Beginn dieses Schuljahres gegenwärtig wieder beruhigt, jedoch wurde sogleich die Frage der Krisentauglichkeit des derzeit zur Verfügung stehenden saarländischen Lehrermarkts laut. Um einer ähnlichen Notlage, wie sie in vielen anderen Bundesländern schon eingetreten ist, entgegenzuwirken, hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) zuletzt während der Kultusministerkonferenz (KMK) Vorschläge präsentiert, die den Lehrermangel beheben, aber auch hemmen sollen. Jene Empfehlungen sind jedoch sowohl vom Saarländischen Philologenverband (SPhV), als auch vom Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) scharf kritisiert worden.

In Grund- und Förderschulen, wo der Bedarf an Lehrkräften noch am größten ist, ist der Umgang mit der Situation besonders kompliziert. Hybrid- und Fernunterricht sind undenkbar, dafür spielen in diesen Schulformen die Lehrer:in- Schüler:in Beziehung eine zu große Rolle. Und eine Besserung der derzeitigen Lage ist nicht zu prognostizieren. Der Grund dafür liegt nicht nur in den unattraktiven Arbeitsbedingungen, denen saarländische Lehrkräfte im Primarbereich ausgesetzt sind, sondern ist mitunter viel fundamentaler. Max Hewer, Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), berichtet, dass in nur zehn Jahren ein Viertel der saarländischen Lehramtsstudienplätze abgebaut worden sind. Die zurückgehende Anzahl an Studierenden ist Teil der Ursache des eklatanten Rückgangs an Referendar:innen. Jene haben einen extrem hohen Arbeitsaufwand zu erfüllen und werden nach fünfjährigem Studium mit einem Monatsgehalt von 1500 € brutto unverhältnismäßig schmal bezahlt, erklärt Hewer weiter den Mangel an Referendar:innen. Da die Menge an Referendar:innen eine recht genaue Prognose für den zukünftigen Lehrermarkt ist, ist die Lage ernst und die Politik nun gefragt.

Bildungsministerium unter großem Druck

Auf diesen besorgniserregenden Trend hat das saarländische Bildungsministerium mit einer großen Einstellungskampagne reagiert. Zum ersten Februar wurden mehr als 200 Lehrkräfte an den Schulen des zweitbevölkerungsärmsten deutschen Bundeslands fest eingestellt. Der SLLV begrüßt diesen Schritt sehr, reagiert darüber hinaus jedoch verhalten und merkt an, dass es weitaus mehr Personal bedarf und ein großer Teil der neu angestellten Lehrkräfte schon vorher mit befristeten Verträgen ausgestattet waren und wichtige Funktionen als Vertretungskräfte erfüllt haben. Michaela Günther, die stellvertretende Landesvorsitzende der SLLV, holt weiter aus und warnt vor „einem gravierenden Mangel im Bereich der Vertretungsstellen“.

Der SLLV, die GEW und der SPhV reagierten allesamt völlig entrüstet auf die Ergebnisse, die die Kultusministerkonferenz Ende Januar zuTage gebracht hat. So soll dem Lehrermangel begegnet werden, indem Teilzeitmöglichkeiten eingeschränkt werden, sich Klassen vergrößern, Lehrkräfte aus der Pensionierung zurück in den Klassenraum mobilisiert werden und sich hybrider Unterricht häuft. Michaela Günther bringt ihre Ungläubigkeit über diese Ergebnisse enttäuscht zum Ausdruck: „Das Versagen der Politik soll auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen werden.“ Der SPhV deklariert diesen Vorschlag als „Schlag ins Gesicht für alle Lehrkräfte“.

Stattdessen fordern die Verbände die Entlastung der Lehrkräfte. Konkret heißt es, dass die Unterrichtsverpflichtung um zwei Stunden reduziert werden soll, dass Studienbeschränkungen gelockert werden und die Anzahl der verfügbaren Studienplätze wieder steigen müssen. Zudem drängt der SLLV auf die Einführung eines Studiums der Sonderpädagogik im Saarland. Auch bessere Quer- und Seiteneinsteigerprogramme werden gefordert. Weiterhin sind sich der SLLV, die GEW und der SPhV einig, dass die Besoldungsstufe der Grund- und Hauptschullehrkräfte auf A13 steigen muss, damit Lehrkräfte nicht in andere, mehr zahlende, Bundesländer abgeworben werden. Besonders bei Schulleitungen, so konstatiert der SLLV, wurden in den letzten Jahren immer höhere Erwartungsmaßstäbe gesetzt ohne dass die Vergütung der Arbeit angehoben wurde.

So liegt es jetzt an der saarländischen Landesregierung Maßnahmen zu schließen, die die komplett gegensätzlichen Entwürfe der Lehrerverbände und der Kultusministerkonferenz abwägen und eine nachhaltige Lösung im Kampf gegen den Lehrermangel darstellen. Klar ist, der politische Druck ist hoch und der Lehrerberuf muss wieder an Attraktivität gewinnen, damit Bildung auch langfristig funktionieren kann.

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Stuttgart. Europas größte Bildungsmesse didacta ist zu Ende. Zwischen dem 7. und 11. März zog die Veranstaltung tausende Besucher an, dieses Jahr wieder in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Vertreter:innen des Bildungswesens, Gastredner:innen, Ausstellende und Interessenten trafen sich hier über fünf Tage auf rund 60.000 Quadratmetern, um einen Einblick in die neuesten Innovationen und Ideen der Bildungslandschaft zu gewinnen.

Aus dem alt-griechischen Wort für „lehren und lernen“ entspringend wird die didacta seit 1999 jährlich wiederkehrend veranstaltet. Sie ist Gastgeber für etwa 80 - 90.000 Besucher und 700-900 Aussteller jedes Jahr.  Dabei werden die Themen bereichsspezifisch gezielt in frühe, schulische und berufliche Bildung unterteilt. Seit 2020 werden außerdem unter dem Titel „myQ-Qualifizierung“ ebenso Angebote für Fort- und Weiterbildung thematisiert.

Was gab das Programm für 2023 her?

Diesmal umfassten die Schwerpunktthemen Digitalisierung, Fachkräftemangel, psychische Gesundheit und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Unter den Aussteller:innen waren führende Anbieter von Bildungsmedien, wie der Cornelsen oder der Ernst Klett Verlag dabei. Auch zahlreiche EdTech-Startups, wie Edurino, konnte man antreffen. 

Am Dienstag startete die Messe mit einer Einführung zur Digitalisierung in Kitas u.a. dem “DigitalPakt Kita” und Diskussionen zum sinnvollen Einsatz von Apps und technologischen Instrumenten in Begleitung von pädagogischen Fachkräften. Mittwoch ging es weiter mit Themen zur Kreativitätsförderung und dem Umgang mit gesellschaftlichem Wandel. Am Donnerstag fanden Veranstaltungen zum Thema Selbstkompetenz und Resilienz statt. Schließlich rundeten Vorträge zu einer qualitativen Kinderbetreuung sowie Vorurteile und Diskriminierung im Alltag und in der Kita das Programm für frühe Bildung ab.

Zwischen zahlreichen Ständen und dutzenden Veranstaltungen beinhaltete der Programmrahmen zur schulischen Bildung vor allem aktuelle Themen, wie Nutzung von ChatGPT, Gestaltung von online Prüfungen sowie MOOCs und Blended-Learning. Diese wurden mittels Workshops und Live-Demonstrationen präsentiert.

Auf einer gemeinsamen, von EDUvation organisierten Startup-Area, wurde zudem eine Bandbreite an Produkten und Dienstleistungen von insgesamt ca. 40 Start-ups vorgestellt. Ein weiteres Highlight brachte die Gewinner-Kürung des diesjährigen didacta Start-ups 2023

Auch wir waren mit Eduact und Lehrer-News vor Ort und konnten aufschlussreiche Gespräche über die Zukunft der digitalen Bildung führen. Alles in allem endet somit ein erfolgreiches Zusammentreffen: Es wurden viele spannende Projekte zur Umgestaltung von Lerninhalten geplant, Partnerschaften zwischen Schüler:innen, Lehrkräften, Start-ups und anderen Bildungsinteressierten gestärkt und Erkenntnisse zur Transformation und Bedeutung von künstlicher Intelligenz im Unterricht gewonnen. 

Wart ihr auch dabei? Lasst uns es gerne in den Kommentaren wissen!

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Lehrkraft sein ist nicht einfach. Dies bekommen Lehramtsstudierende spätestens mit dem Beginn des Referendariats zu spüren. Bekanntlich ist dies mitunter eine der herausforderndsten Zeiten einer Lehrkräfteausbildung. Diese setzt sich gegenwärtig aus einem dreijährigen Bachelor, einem zweijährigen Master oder dem ersten Staatsexamen und einem anschließenden Referendariat zusammen. In der letzten Phase kommt es vor allem darauf an, die im Studium angelesene Theorie in die Praxis umzusetzen. Wenn dies nicht schon durch vorherige Praktika im Verlauf des Studiums geschehen ist. Dadurch werden u.a. tiefere Einblicke in einen realistischen Lehreralltag gewonnen, bestehende Herausforderungen identifiziert und eine persönliche Einschätzung getroffen, wo eine Schwerpunktsetzung notwendig ist. 

Nun könnte es bald zusätzlich zur konventionellen Lehramtsausbildung und den bisherigen Quer- und Seiteneinstieg-Voraussetzungen eine weitere Alternative geben: Bereits mit einem Bachelorabschluss in den Lehrerberuf einsteigen und sich verbeamten lassen. Hintergründe, potenzielle Folgen und Möglichkeiten für ein Self-Assessment für zukünftige Lehrkräfte und/oder Ausbildungsinteressierte diskutieren wir von Lehrer-News im folgenden Artikel. 

Ein Spagat zwischen Qualität und Quantität

Versuche, den akuten Lehrkräftemangel zu kompensieren und die Lehrkräftegewinnung voranzutreiben, variieren von Bundesland zu Bundesland. Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) schlägt nun vor, den Beamtenstatus auch für Absolventen des ersten akademischen Grades zu öffnen. Diese und andere geplanten Maßnahmen, die zur Sicherung der Unterrichtsversorgung dienen sollen, werden voraussichtlich ab dem Schuljahr 2023/24 umgesetzt. Voraussetzung für die Verbeamtung der Bachelor-Seiteneinsteiger:innen bzw. Anerkennung als „Bildungsamtsrätin/Bildungsamtsrat“ wäre eine zusätzliche 18-monatige Qualifizierung auf die eine Abschlussprüfung folgt. Rechtliche Grundlage hierfür bildet das „Gesetz zur Änderung lehrerbildungsrechtlicher und besoldungsrechtlicher Vorschriften“, welche sich aktuell noch im parlamentarischen Verfahren befindet.

Kritiker der neuen Strategie Brandenburgs, dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, diskutieren die absehbaren negativen Folgen, die sich vor allem auf die Qualität des Unterrichts auswirken könnten. Prof. Dr. Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), beschreibt das neue Modell als ´Sparmaßnahme´, welche die Bildungsgerechtigkeit zwischen den Ländern durch die Missachtung der gemeinsamen Qualitätsmaßstäbe aufs Spiel setze. Auch die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN betrachtet dies kritisch. Ihrer Einschätzung nach würde ein solcher Anreiz unter den Lehramtsstudierenden zu vorzeitigen Studienabbrüchen nach dem Bachelor führen. Eine weitere Sorge thematisiert die fehlende Praxisnähe von Studierenden ohne vollständige Lehrkräfteausbildung. Eine frühzeitige Verbeamtung oder gar das Werben mit der Möglichkeit auf den Beamtenstatus, würde eventuell diejenigen anlocken, die entweder nicht gut genug vorbereitet sind oder von vornherein nicht geeignet sind, den Lehrberuf auszuüben.

Kultusministerkonferenz-Präsidentin Astrid-Sabine Busse äußerte sich ebenfalls diesbezüglich in einem Interview mit dem DPhV: Grundsätzlich bekenne sie sich zum „grundständigen Lehramtsstudium“ und sehe keine ähnliche Lösung für Berlin vor. Jedoch betont sie ebenfalls, dass neben der maßgebenden Absicherung der Unterrichtsqualität auf Quer- und Seiteneinsteiger nicht zu verzichten sei und dahingehend auch keine Denkverbote existieren sollten.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte die Beweggründe zur Berufsentscheidung von deutschen und schweizerischen Lehramtsstudierenden im Vergleich. Unterschieden wurde zwischen intrinsischen und extrinsischen Motiven. Hierbei kam heraus, dass sich die Verbeamtung bzw. das extrinsische Motiv der Arbeitsplatzsicherung zwar nachrangig zu den intrinsischen Motiven („Wunsch nach einer (pädagogischen) Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie fach- und vermittlungsbezogene Interessen“) stünde, allerdings bei Lehramtsabsolventen sowohl im Vergleich mit schweizerischen Studierenden als auch im Vergleich zu anderen Studiengängen stärker ausgeprägt seien. Interessant bleibt, wie sich diese Studienergebnisse mit der Entscheidung Brandenburgs weiterentwickeln. 

Bin ich geeignet?

Quelle: Canva

Schließlich sind sich viele einig darüber, dass Lehren kein Beruf, sondern eine Berufung ist und die Lehrer-Variable als zentrale Instanz für guten Unterricht gilt. Doch wie findet man heraus, ob man geeignet ist? Dieser Frage hat sich Prof. Dr. Norbert Seibert der Universität Passau gewidmet und resultierend ein Eignungsverfahren speziell für Lehramtsstudierende konzipiert. Für all diejenigen, die sich für den Lehrer:innen-Beruf interessieren, gibt es daher die Möglichkeit freiwillig und kostenlos an einem Assessment Center teilzunehmen. Dadurch soll es Interessenten und neuen Studierenden gelingen, anhand der Kernkompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale für den Lehrberuf und mit Hilfe der Einschätzung eines Experten-Gremiums für sich herauszufinden, ob man diesem Beruf gerecht wird.

Als Fazit ist festzuhalten, dass weiterhin Debatten über Lösungsansätze stattfinden müssen, um dem Lehrermangel entgegenzutreten und zukünftige Lehrkräfte sowie Schüler:innen in der Arbeit im Klassenzimmer zu unterstützen.

Welche Möglichkeiten kann es geben, den Mangel an Lehrkräften zu verringern, ohne die Qualität zu vermindern? Wird sich aus falschen Motiven heraus für den Lehrer:innen-Beruf entschieden? Und wie beurteilt ihr die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen? Diskutiert gerne in den Kommentaren mit!

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Stuttgart. In der aktuellen Schulpolitik ist der Lehrermangel ein hitziges Thema, auch in Baden-Württemberg. Überall fehlt es an Fachkräften, und auch die Prognose ist düster. Aktuell gibt es ca. 5000 Schulen - bis 2035 sollen laut Angaben 16.000 bis 27.000 Lehrer:innen an den Schulen Baden-Württembergs fehlen. Die politischen Meinungen gehen auseinander, wie mit dem massiven Lehrermangel umzugehen sei. Mehr in diesem Artikel bei Lehrer-News. 

Landesweit 81.000 fehlende Lehrkräfte bis 2035 - zu diesem Ergebnis kommt eine Ende Januar durchgeführte Studie des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm, die vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegeben wurde. In drei Jahren seien es bundesweit 45.000 unbesetzte Stellen. Bis 2030 soll die Anzahl der fehlenden Lehrkräfte auf 81.000 ansteigen. Hinzu kommt ein Bedarf von ca. 74.000 Lehrkräften für Schulen in schwierigen sozialen Lagen oder Ganztagsbetreuung. 

Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte jüngst die baden-württembergische Landesregierung zum Handeln auf. "Das sind erschreckende Zahlen", so die GEW-Landeschefin Monika Stein am Freitag in Stuttgart zu den Zahlen des aktuellen Lehrkräftemangels. Es müssen neue Studienplätze und Stellen geschaffen werden. So könne die Regierung eigene Fehler aus der vergangenen Zeit ausgleichen und einen langfristigen Lehrkräftemangel verhindern. Stein nennt gezielte Maßnahmen: “Mehr sofortige Studienplätze für Grundschulen und Sonderpädagogik, eine Werbekampagne des Landes für die Ausbildung zum Lehrerberuf und eine Enquête-Kommission zum Fachkräftemangel im Bildungsbereich.”  

Baden-Württembergs Bildungsministerin Theresa Schopper (Grüne) zeigt sich von den Ergebnissen wenig beeindruckt. Laut Schopper seien bereits Maßnahmen ergriffen worden. “Wir haben die Studienkapazitäten in den Lehrämtern erhöht, die von dem Mangel an Lehrkräften besonders betroffen sind, und wir nehmen auch über die Kapazitätsgrenzen hinaus Studienanfänger in den Lehrämtern auf." Sie betont zudem, dass ein Studium plus Referendariat seine Zeit brauche. Quereinsteiger mit entsprechender Berufsausbildung, wie Sozialpädagog:innen, sollen zusätzlich einspringen und entlasten. Kollege und Grünen-Bildungsexperte Thomas Poreski stimmt Schopper zu: Seit Jahren werden die Zahlen der Studienplätze erhöht. ”Weder der Ausruf eines vermeintlichen Notbetriebs noch Lösungsvorschläge, die das Problem eher verschärfen würden, würden helfen. Denn wenn wir auf das System Schule eindreschen, gewinnen wir sicher keine neuen Lehrkräfte." 

Die Opposition im Landtag übt ebenfalls Kritik aus. Stefan Fulst-Blei (SPD) sagt, dass das Land mit Zahlen kalkuliere, “die jeglichen Anspruch an Reformen und Verbesserungen vermissen lässt”. Ihm ginge es nicht darum, diesen mangelhaften Zustand zu erhalten, sondern vielmehr darum, die Schulen für die Zukunft besser aufzustellen. Der aktuelle Ausbau der Studienkapazitäten sei laut Fulst-Blei nur ein "Tropfen auf den heißen Stein.”

Es müsse mehr für die Bildung getan werden, forderte auch der Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg, Michael Mittelstaedt. So unterschreibt er Fulst-Bleis Aussage und sieht dem Fortschritt in Sachen Lehrermangel und den geplanten 500 neuen Lehrkräften bis 2024 eher wie folgt entgegen: "Das verpufft und davon bekommt letztendlich keiner etwas mit.” 

Auch Baden-Württemberg wird von dem akuten Lehrkräftemangel nicht verschont. Die Meinungen in der Politik sind gespalten. Das Thema bleibt aktuell. Es bedarf langfristig Maßnahmen, wie man dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. 

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Am 19. März 1911 wurde eine Initiative in Gang gebracht, die sich für Gleichberechtigung von Frauen, das Wahlrecht sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen einsetzte. Seit 1921 wird er jährlich am 8. März gefeiert – die Rede ist vom Weltfrauentag, oder offiziell als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frauen und den Weltfrieden. Ein Tag, der in vielen Ländern ein Feiertag ist und dazu dient, die Errungenschaften von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kultur zu würdigen. Auch in Schulen wird dieser Tag zunehmend wichtiger, um Schülerinnen und Schülern ein Bewusstsein für Gleichberechtigung und Toleranz zu vermitteln.

Frauentag und die Arbeiterbewegung - die Wurzeln

In Deutschland wurde der Feiertag durch Clara Zetkin ins Leben gerufen, inspiriert durch den ersten nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht in den USA. Der Internationale Frauentag hat eine lange Tradition. Er geht auf die Arbeiter:innenbewegung zurück, die Mitte des  19. Jahrhunderts entstanden ist. Erste entscheidende Momente waren Demonstrationen und Streiks von Textilarbeiterinnen in den USA seit 1858. Auch wenn verschiedene historische Ereignisse als die Geburtsstunde des Internationalen Frauentages angeführt werden, steht fest: Seit Beginn der Industrialisierung stieg der Anteil der Fabrikarbeiterinnen. Sie verdienten für die gleiche Arbeit nur einen Bruchteil des Lohnes der Männer. Sie streikten mehrfach für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, für kürzere Arbeitszeiten und gegen unzumutbare Wohn- und Lebensbedingungen und wehrten sich damit gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung. 

1909 streikten 20.000 Näherinnen in New York. Tausende wurden verhaftet, doch die Unternehmer mussten ihren Forderungen nach 2-monatigem entschlossenem Streik nachgeben. Im Ergebnis begingen nordamerikanische Arbeiterinnen bereits am 20. Februar 1909 einen nationalen Frauentag.

Der erste internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Die politische Forderung war das aktive und passive Wahlrecht für Frauen. Mehr als eine Million Frauen gingen auf die Straße, eine bis dahin beispiellose Massenbewegung.

Das Lied „Brot und Rosen“ 

Das Lied, das 1912 während eines Streiks von 14 000 Textilarbeiterinnen gegen Hungerlöhne und Kinderarbeit in Lawrence (USA) entstand, wurde zum Motto der amerikanischen Frauenbewegung.

Wenn wir zusammen gehn, 

geht mit uns ein schöner Tag, 

durch all die dunklen Küchen, 

und wo grau ein Werkshof lag, 

beginnt plötzlich die Sonne uns're arme Welt zu kosen, 

und jeder hört uns singen:

"Brot und Rosen!"

So verschmolzen das Lied und die Tradition, rote Nelken an diesem Tag zu schenken. Sie dienten als Symbolik der ersten Demonstrationen für die Rechte der Frauen und als Erkennungszeichen für Solidarität und Engagement für die Frauenbewegung. Die rote Farbe der Nelke steht für die Leidenschaft und Entschlossenheit der Frauen, für ihre Mitstreiterinnen und die Gleichstellung aller Frauen. Heute werden rote Nelken auf der ganzen Welt anlässlich des Weltfrauentages als Symbol der Unterstützung und Wertschätzung von Frauen und ihrer Rechte verschenkt. Sie erinnern uns daran. dass der Kampf für die Gleichberechtigung der Geschlechter noch lange nicht vorbei ist und dass wir uns für eine gerechtere Welt für alle einsetzen müssen.

Frauentag in Schulen

In der Schule geht es um mehr als nur Bildung. Es geht auch um die Vorbereitung auf das Leben und die weitere Karriere. Doch noch immer gibt es Geschlechterstereotypen, die sich negativ auf Frauen auswirken. Mädchen und Frauen werden oft subtil oder offensichtlich davon abgehalten, in bestimmten Berufen oder Studienfächern zu arbeiten oder zu studieren, die als “männlich” angesehen werden. Lehrerinnen und Erzieherinnen sind oft schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen, was ein Ungleichgewicht in der Schulleitung und Verwaltung schafft. 

In Deutschland haben viele Schulen, Gewerkschaften und Städte bereits damit begonnen, den Frauentag als Teil des Lehrplans zu integrieren und Veranstaltungen zu planen. So bietet zum Beispiel die Stadt Leipzig verschiedene Ausstellungen zum Thema an. Ziel dabei ist es, die Schülerinnen und Schüler über die Bedeutung des Frauentages aufzuklären. Es soll vermittelt werden, warum die Gleichstellung von Frauen und Männern nach wie vor ein wichtiges Thema ist. Dabei geht es nicht nur um historische Ereignisse, sondern auch um aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft und die daraus resultierenden Herausforderungen.

Eine Möglichkeit, den Frauentag in Schulen zu thematisieren, ist durch Projekte, Arbeitsmaterialien und Aktionen. So können beispielsweise Vorträge über einflussreiche Frauen oder Diskussionen über Frauenrechte organisiert werden. Auch Filmvorführungen oder Theaterstücke zum Thema sind denkbar. Ziel ist es dabei immer, die Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren und zum Nachdenken anzuregen. Es ist dabei auch wichtig zu erwähnen, dass Lehrpläne eine Vielfalt an Lektüren enthalten, die verschiedene Perspektiven, Erfahrungen und Identitäten widerspiegeln. Wenn Lehrpläne hauptsächlich männliche Autoren und Protagonisten enthalten, kann dies dazu führen, dass Schülerinnen sich weniger repräsentieren und gehört fühlen. Das wirkt sich wiederum negativ auf ihre Motivation und ihr Interesse am Unterricht aus.

Diese Arbeitsblätter zum Internationalen Frauentag dienen als Beispiel und sind für den Unterrichtseinsatz konzipiert: 

Gender Pay Gap

Außerhalb der Schule spielt der Frauentag auch in der Welt eine wichtige Rolle. Gerade in Ländern, in denen Frauenrechte nicht ausreichend geschützt werden, ist der Frauentag ein wichtiges Zeichen des Protests und der Solidarität. So wird in vielen Ländern am Frauentag gegen Diskriminierung und Gewalt an Frauen demonstriert. Aber auch in Ländern, in denen Frauenrechte bereits weitgehend durchgesetzt sind, gibt es immer noch Verbesserungsbedarf. Ein Beispiel hierfür ist der “Gender Pay Gap” - die Entgeltungleichheit. Obwohl Frauen in vielen Ländern die gleiche Arbeit wie Männer verrichten, verdienen sie oft immer noch weniger. So lag der durchschnittliche Bruttoverdienst 2021 von Frauen und Männern in Deutschland wesentlich auseinander. Frauen verdienten im Jahr 2021 nur 19,12 Euro, wohingegen der Bruttoverdienst der Männer bei 23,20 Euro lag (unbereinigter Wert). Diese Ungleichheit beim Entgelt muss beseitigt werden, um die Ungleichheit zwischen Frau und Mann zu beseitigen (siehe Grafik).

Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis 

Bildungsungleichheit und Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt

Es ist richtig, dass Bildungsungleichheit immer noch ein wichtiges Thema ist und dass es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. In den letzten Jahren haben mehr Mädchen als Jungen das Abitur erreicht. Allerdings spiegelt sich diese Entwicklung noch nicht vollständig auf dem Arbeitsmarkt wider. Frauen sind immer noch in vielen Berufen und Branchen unterrepräsentiert und verdienen im Durchschnitt weniger als Männer. Auch gibt es nach wie vor eine geschlechtsspezifische Segregation auf dem Arbeitsmarkt, d. h. bestimmte Berufe werden überwiegend von Frauen und Männern ausgeübt. In Deutschland waren im Jahr 2020 rund 52% der Abiturienten weiblich und 48% männlich. Allerdings gibt es bei  den Studienanfängern weiterhin eine geschlechtsspezifische Verteilung: Im Wintersemester 2020/2021 waren beispielsweise 56% der Erstsemester an Universitäten und 51% der Erstsemester an Fachhochschulen weiblich. Jedoch beträgt der Anteil von Frauen in technischen Berufen wie zum Beispiel Ingenieurwesen oder Informatik im Jahr 2020 nur etwa 16%. Dies gilt auch für Führungspositionen in Unternehmen, dort liegt der Anteil, im Jahr 2020, von Frauen in den Vorständen der DAX-Unternehmen bei lediglich 13,8%.

Der Internationale Frauentag bleibt ein wichtiger Anlass, um auf die Bedeutung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern aufmerksam zu machen. Durch die Thematisierung in Schulen und die weltweiten Aktionen kann ein Bewusstsein für die bestehenden Herausforderungen geschaffen werden. Aber es ist auch wichtig, dass Politik und Gesellschaft sich weiterhin für die Gleichstellung von Frauen und Männern engagieren, damit der Frauentag irgendwann überflüssig wird. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Bekämpfung von sexueller Belästigung und Gewalt gegen Frauen sind hochaktuelle Themen, die weiterhin im Fokus stehen müssen.

Doch was nehmen wir an diesem Feiertag für unsere Zukunft mit? Frauen sind individuell und sollten mutig sein, ihre Stimme zu erheben. Dadurch können sie sich einbringen und mitbestimmen. Doch dies alles funktioniert nicht, wenn man innerhalb der Gesellschaft keine Solidarität und gegenseitige Unterstützung zeigt. Wir sind alle gleich, egal welches Geschlecht und so sollten wir auch den jeweils anderen behandeln. Individualität und daraus resultierende Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein machen uns zu dem, was wir sind und damit können wir viel erreichen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Individualität und Solidarität nicht unbedingt im Widerspruch zueinander stehen müssen. In einer funktionierenden Gesellschaft kann jeder Einzelne seine Individualität ausdrücken und gleichzeitig seinen Teil zur Solidarität und dem Gemeinwohl beitragen. So kann jeder Mensch durch sein offenes und tolerantes Handeln in der Gesellschaft zur Gleichberechtigung von Frau und Mann beitragen.

Wie setzt eure Schule den Weltfrauentag thematisch um? Wie könnte man gegen Geschlechterklischees in Schule und Gesellschaft vorgehen und Vielfalt fördern? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Das Thema Ernährung und Schule würde man auf den ersten Blick eher weniger miteinander assoziieren. Unter vielen anderen zeigt die Studie der University of Bristol genau diesen Zusammenhang. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung wirkt sich demnach positiv auf die Intelligenz sowie die geistige Leistungsfähigkeit aus. Der Schulalltag von vielen Schüler:innen ist schnelllebig und hektisch. Das Thema Ernährung kommt oft zu kurz, sowohl zuhause als auch in den Schulen. Mittlerweile bieten einige Schulen sogenannte Schulgärten an. Eine bekannte Organisation, die hier tätig wird, ist die Gemüse Ackerdemie. Wie sie vorgeht und welcher Nutzen hinter solchen Schulgärten steckt, erfahrt ihr hier. 

Nirgendwo erleben die Schüler:innen die Vernetzung und Selbstwirksamkeit aller Lebewesen deutlicher als im Garten. Bewegung an der frischen Luft macht den Kopf frei und Gartenarbeit schult motorische, sensorische und soziale Fähigkeiten. 

Das deutsche Sprichwort sagt: "Willst du dein Leben lang glücklich sein, pflanze einen Garten." Darin steckt viel wahres, denn das Basteln im Garten beflügelt die Sinne: duftende, bunte Blumen, die verschiedenen Klänge von Bienen und Vögeln, süß schmeckende Beeren, Wind und Sonne auf der Haut. Als Abwechslung zum Klassenzimmer und dem Konsum digitaler Medien macht frische Luft den Kopf frei und bringt Schüler:innen zurück zur Natur. Schulgärten erfüllen aber auch wichtige pädagogische Aufgaben:

Umweltbildung: Ökologische Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum oder Verrottung können im Jahresverlauf beobachtet werden. Naturgesetze, Jahreszeiten und Wetterphänomene zeigen in der natürlichen Umgebung eines Gartens ihre volle Wirkung. 

Ernährungsaufklärung: Beim Einkaufen im Supermarkt ist einem nicht immer bewusst, wie viel Zeit und Mühe in die Produktion von Obst und Gemüse gesteckt wird. Im Schulgarten kann über Lebensmittelverschwendung, ausgewogene Ernährung und nachhaltigen Konsum diskutiert werden

Sozialkompetenz: Von Kraft über Intuition, Planungsgeschick und Köpfchen – jeder kann im Schulgarten seine Stärken herausfinden und weiterentwickeln. Zudem schult ein solches gemeinsames Projekt Soft Skills wie Teamfähigkeit, Engagement, Zielstrebigkeit und Verantwortungsbewusstsein.


Wie ein Schulgarten entsteht

Bereits vor dem Anlegen des Schulgartens stellt sich die Frage: Soll es Bio oder doch konventionelles Obst und Gemüse sein? Ein Bio Garten hat den Vorteil, dass alles ganz ohne Chemie abläuft und natürliche Wachstumsprozesse ungestört voranschreiten können. Ebenso ist es gerade bei jüngeren Schüler:innen wichtig, dass sie nicht in Kontakt mit giftigen Stoffen kommen. Welche Bauelemente möchte man im Schulgarten verwenden? Hochbeete, Pflanzsäcke oder Töpfe? Gibt es geeignete Plätze für Obstbäume oder Beerensträucher? Ebenso sollten sich Gedanken über eine naheliegende Wasserquelle gemacht werden. Wirft man einen Blick auf die Tiere, so freuen sich Igel, Insekten und Co. über ausreichend Wildfläche. 

Hier kann die Gemüse Ackerdemie helfen. Dabei handelt es sich um ein mehrfach ausgezeichnetes Bildungsprogramm für Schulen. Schüler:innen bauen gemeinsam mit ihren Lehrer:innen ihr eigenes Obst und Gemüse an. Die Schüler:innen sind vom ersten Samen bis hin zum ausgereiften Gemüse dabei und lernen, welche Wirkung ihr Handeln hat. Das Ziel der “Ackerdemie”: jungen Menschen die Natur und Nachhaltigkeit im eigenen Leben näherbringen. Der Schulgarten ist dabei kein Spielort, sondern ein Lernort, bei dem, genau wie im Klassenzimmer auch, Regeln herrschen, gerade wenn es um die Sicherheit von Mensch, Pflanze und Tier geht. Daher empfiehlt es sich, regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen über mögliche Gefahrenquellen im Austausch zu sein: 

Wie gehe ich respektvoll mit Pflanzen und Tieren um?

Was darf ich anfassen, pflücken, essen?

Welche Pflanzen sind vielleicht auch giftig?

Wie gehe ich mit Gartenwerkzeug sicher um?

Welche Hygiene muss beachtet werden?

Wenn diese Richtlinien und Rahmenbedingungen getroffen sind, steht dem eigenen Schulgarten nichts mehr im Wege. Bei der Gemüse Ackerdemie können alle Schulen, die Zeit und Lust auf das Programm haben, mitmachen. Wenn noch keine geeignete Fläche zum Anbauen von Obst und Gemüse vorhanden ist, hilft die Ackerdemie bei der Suche und Beratung. Grundlegend eigne sich das Programm aber am ehesten für die dritte bis sechste Klassenstufe, so die Gemüse Ackerdemie. Zwar ackern auch ältere Schüler:innen mit, die Bildungsmaterialien sind aktuell aber nur für die dritte bis sechste Klasse verfügbar. Eine weitere Differenzierung sei aber in Planung. 

Das Gute: Pädagogische Lehrkräfte brauchen kein Vorwissen. In den Fortbildungen der Gemüse Ackerdemie erhalten sie das nötige Fachwissen. Zusätzlich versorgt die Gemüse Ackerdemie Teilnehmende mit Unterrichtsmaterial, einem wöchentlichen Newsletter und zahlreichen Hilfestellungen auf der Plattform. Vor Ort und per Telefon sind die Mitarbeitenden der Gemüse Ackerdemie auch erreichbar. 

Das Ablaufprogramm gliedert sich in 3 Phasen, die sich über das Jahr strecken:

  1. Februar bis April: Die Zeit der Vorbereitung. In dieser Zeit nehmen Pädagog:innen an ersten Lernseminaren teil. Die Schüler:innen nähern sich mit den zur Verfügung gestellten Lernmaterialien dem Gemüseanbau und lernen den Schulacker kennen. Das Team kümmert sich währenddessen um die Saatbestellungen der Pflanzen.

  1. April bis Oktober: In dieser Zeit ist das “Herzstück” des Programms. Die Kinder pflanzen, ernten und pflegen ihr eigenes Gemüse. Die pädagogischen Lehrkräfte werden während dieser Zeit mit Infomaterialien regelmäßig versorgt. 

  1. Oktober bis Januar: In dieser Zeit lassen das Team der Ackerdemie, Lehrkräfte und Schüler:innen die vergangene Zeit Revue passieren. Die Kinder erhalten einen Einblick in die Lebensmittelproduktion und erfahren, wie sich das eigene Handeln auf das Ganze auswirkt. Im Winter hat der Acker Winterpause

Hat die Idee eines Schulgartens oder sogar die Gemüse Ackerdemie euer Interesse für einen eigenen Schulgarten geweckt? Neben dem strikten Lehr-/Lernprogramm bietet der Schulgarten einen neuen, anderen Ansatzpunkt, fürs Leben dazuzulernen. Gerade die Fragen: “Wo kommt mein Gemüse eigentlich her? Wie wächst mein Gemüse?” werden den Schüler:innen bei diesem Projekt deutlicher und verbessern ihr Gespür für die Ernährung, den Teamzusammenhalt und ein nachhaltiges, bewusstes Denken, was sich positiv auf den Planeten ausübt. 

Schreibt uns gerne in die Kommentare, ob ihr bereits Erfahrung mit einem Schulgarten sammeln durftet und wie eure Erfahrungen waren.

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An Projekttagen kommt man ins freie Handeln. Nicht nur der Unterricht ist offener, sondern man hat auch die Möglichkeit, sich den Lehrwerken für ein paar Stunden zu entziehen und gewohnte Muster aufzubrechen: Mal etwas Neues auf den Plan bringen – oder vielleicht sogar eine der bedeutsamsten Schlüsselfragen überhaupt: Wie können wir zu einer nachhaltigen Weltgesellschaft werden? Ein Stück weiter wegkommen von kritischem Konsum, verschwenderischem Verhalten, hin zu verpackungsarmem Kochen und korrekter Mülltrennung. Inspiriert vom CARE - Changemaker Programm haben wir uns an einen Versuch gewagt, Ideen des globalen Lernens im Projektcharakter zusammenzutragen.

In Kompetenzfeldern denken

Nachhaltigkeit ist ein von Lebensnähe geprägtes Thema, das jeden etwas angeht – doch ist es nicht einfach, alle Betroffenen in Sachen Umweltschutz an Bord zu holen. Die Antwort liegt in unserem alltäglichen Handeln, das zu reflektieren durchaus negative Emotionen in uns auslösen kann. Sich überdies mit dem Zustand unserer Welt auseinanderzusetzen, fühlt sich weder gut noch hoffnungsvoll an. Der richtige Weg, aus dieser Abwehrhaltung herauszukommen, liegt im aktiven Handeln, durch das man Probleme verkleinern und die eigene Selbstwirksamkeit zu steigern kann. Man sollte schließlich Ziele auf die Agenda setzen. Etymologisch betrachtet steckt im lateinischen Wort “Agenda” die nähere Bedeutung “Dinge, die zu tun sind”.

Nimmt man die 17 Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) hervor, geben diese einen guten Leitfaden für projektartiges Lernen. Auf diese Zukunftswerte einigten sich 193 Staaten bei einer UN-Generalversammlung im Jahr 2015 – die Abrechnung soll im Jahr 2030 erfolgen. Etwas als Individuum oder auch im Kollektiv beizutragen, kann und soll im Erfahrungsraum Schule ausprobiert werden. 

Für ein Projektthema von solcher Größe sollte im Vorfeld ein gewisser Rahmen abgesteckt werden. Es ist daher grundlegend die Frage zu stellen: Was wollen wir erreichen, und können wir auch nach dem Projekt beibehalten, um den Schulalltag etwas grüner zu gestalten? Als sinnvolle Orientierung haben sich hierfür drei Kompetenzfelder erwiesen, nach welchen alle Aktionen durchlaufen werden können: 

  1. Erkennen des problematischen Zustands
  2. Bewerten der Situation 
  3. Handlungsalternativen ableiten und umsetzen

Welche Perspektiven in einem Projekt betrachtet werden sollen, ergibt sich aus der Weite der einleitenden Fragestellung: Wie entlasten wir unsere Erde? Wie wollen wir diese in Zukunft bewohnen? Es geht aber auch konkreter: Zero Waste – wir produzieren eine Woche keinen Müll. Ganz egal, an welchem Umweltthema man ansetzt: Gemeinsamkeit und Verantwortungsbewusstsein sollten im Fokus stehen. 

Tipp: Schüler:innen sollten bei der Findung des Unterthemas unbedingt partizipieren, damit innere Beteiligung geweckt wird. 

Umweltschützer werden

Motivation und Aktivierung für ein neues Thema sind, wie in jedem Unterricht, besonders zentral für real gewünschte Veränderung. Nachhaltigkeit und Umgangsweisen mit ihr zu erforschen, erfordert vor allem Problemlösekompetenz und Kommunikationsfähigkeit vonseiten der Lernenden. Ein Narrativ einzuleiten, ist bei jüngeren Schüler:innen eine gelingende Methode, sich mit dem Thema zu identifizieren und zur Arbeit am gemeinsamen Lerngegenstand zu animieren. Umweltschützer sollen sich aktiv und selbstbestimmt an der Gestaltung einer lebenswerten Gegenwart und Zukunft beteiligen. Dafür müssen sie ihre Fähigkeiten ausbauen:

  • Interaktive Anwendungen von Medien und Mitteln 
  • Interdisziplinäres und mehrperspektivisches Wissen aufbauen 
  • Vorausschauend denken und handeln
  • Kritisch-konstruktiv denken 
  • Perspektiven wechseln 
  • Eigenständiges Handeln 
  • Eigene und fremde Werte reflektieren 
  • Verantwortung übernehmen und Handlungsspielräume nutzen

Welt der Zukunft – Planet A 

Im nächsten Schritt folgt die genaue Planung des Projekts. Dabei ist Brainstorming und wildes Mind-Mapping angesagt. Es erfolgt außerdem eine Standortbestimmung zum eigenen Umweltverhalten und eine Visionsorientierung. Wie könnte man die Schule hinsichtlich BNE verbessern, welche Orte und Ressourcen können wir dafür nutzen? 

Globales Lernen lässt sich so gut wie mit jedem Thema vernetzen, auch das Thema Sport, Technik oder Kinderrechte sind Bestandteil von BNE. 

Quelle: education21 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in Schule und Unterricht

Ein echter Zugang zu Nachhaltigkeitsthemen ist hierbei von besonderer Bedeutung. Ohne Anbindung an die Lebenswelt der Schüler:innen, bleibt BNE nichts als Theorie, die nach einigen Wochen vergessen wird. Wie ökologische, ökonomische, sowie soziale Dimensionen und deren Wechselwirkung aufgezeigt werden können, sollte vor Projektbeginn durchdacht und in der Durchführung schlüssig sein, damit es Erfolg hat. Es sollte also etwas erschaffen oder getan werden, was bleibt und Eindruck hinterlässt. Das kann eine Fotodokumentation sein, genauso wie eine Präsentation, etwas Selbstgebautes oder umweltfreundliche Schulregeln. Folgende sind Methoden und Ideen für die kreative Ausgestaltung von Projektansätzen, die sich für forschend-entdeckendes Lernen eignen können: 

  1. Herstellen 
  • Bienenhotels und Nistkästen
  • Blumentöpfe aus alten Stiefeln 
  • Stiftebecher aus Milchkartons
  • Musikinstrumente aus Kronkorken
  • Geldbörsen aus Tetrapaks
  • Bienenwachstücher 
  • Samenkugeln 
  • Bemalte Stoffbeutel 

  1. Ausprobieren
  • Insektenkekse backen
  • Experimente zur Erderwärmung
  • Temperaturdiagramme zeichnen
  • Erneuerbare Energie erzeugen

  1. Reflektieren 
  • Müllgläschen 
  • Karikaturen, Planspiele, Diskussionen
  • Haus der Zukunft gestalten 
  • Lieferketten nachverfolgen
  • Klimazonen erkunden

  1. Eine Aktion starten 
  • Flohmarkt 
  • Regionales Einkaufen
  • Ausflug zum Biobauernhof
  • Klimafrühstück
  • Bäume pflanzen
  • Komposthaufen anlegen
  • Müll sammeln und trennen
  • Zu einer Mülldeponie fahren

Jetzt Loslegen

BNE ist nicht nur etwas für Projekttage. Vielmehr sollte es im gesamtschulischen Kontext Anklang finden und als überfachliches Bildungsziel bei der Stoffverteilung im Schuljahr berücksichtigt werden. Schließlich ist es jene Bildung, die zukunftsfähiges Handeln und Denken auf den Weg bringt, und jedem Einzelnen die Chance gibt, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen. Klar ist aber auch, dass es kein klassisches Stoffgebiet für Sitzfächer ist und viel Vorbereitung, sowie Fachwissen der Lehrkräfte bedarf. Auf diesen Seiten kannst du dich vertiefend mit der Materie des BNE auseinandersetzen und geeignete Lernmaterialien finden, die zu eurem anvisierten Themengebiet passen. Bei Zeitleo findet ihr außerdem einen strukturellen Aufbau mit hilfreichen Hinweisen, wie man sich für eine bessere Welt engagieren kann. Auch Wissensmagazine eignen sich hervorragend für eure Recherchen. Wir empfehlen euch dafür das Forschermagazin für Neugierige zum Titel: Wie wird die Zukunft? 

Stoß das Thema doch einfach mal in deinem Kollegium an, bestimmt sind mehr Leute an Bord, als du vorher geglaubt hast. Vielleicht könnte man sogar einen BNE Beauftragten an eurer Schule festlegen, um derartige Projekte mehr zu fördern? Ein Versuch wird es Wert sein!

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Die aktuell schwerwiegendsten Sorgen und Ängste von Kindern und Jugendlichen in Deutschland können von Krieg und Klimawandel bis hin zu schlechten Noten in der Schule und Streit mit Freunden oder Geschwistern reichen. Kummer empfinden wir alle bei diesen und ähnlichen Themen und Lebensumständen immer wieder. Dann werden wir nachdenklich, unkonzentriert, betrübt, bisweilen auch gereizt. Unsere gesellschaftlichen Strukturen begünstigen dabei leider, dass die Betroffenen sich häufig niemanden anvertrauen, um über ihren Kummer zu sprechen, sich schämen oder keine Schwäche zeigen wollen. Gestehen wir uns unsere Sorgen aber nicht ein und halten schwierige Lebenssituationen wie Mobbing über lange Zeit einfach aus, schadet das unserer mentalen Gesundheit. Der anfängliche Kummer kann sich dann schnell zu seelischem Schmerz entwickeln und sogar die allgemeine Gesundheit gefährden. Da wir bei Lehrer-News seelische Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden als Grundvoraussetzung für guten Schulalltag erachten (siehe unsere Themenwoche “Mentale Gesundheit”), möchten wir in diesem Beitrag verschiedene telefonische Hilfs- und Beratungsstellen vorstellen,, die einen Raum der Sicherheit, des Austausches und des Verständnisses für Kinder, Jugendliche und Eltern bieten können.

Häufig trauen wir uns nicht über unseren Kummer zu sprechen, weil wir uns schämen oder keine Schwäche zeigen wollen. Gestehen wir uns unsere Sorgen aber nicht ein und halten etwa Mobbing über lange Zeit einfach aus, schadet das unserer Gesundheit. "Unser Körper reagiert mit Stress. Das heißt, er schüttet Hormone aus, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen", sagt der Salzburger Psychologe Manfred Wünsche. Diese Stresshormone sorgen dafür, dass wir schneller atmen, das Herz heftiger klopft und unsere Muskeln mit mehr Kraft arbeiten. Wir zittern, schwitzen, sind verspannt, wälzen uns Nacht für Nacht unruhig im Bett hin und her. Darum ist es wichtig, den Kummer wahrzunehmen und herauszufinden, was seine Ursachen sind. "Dann können wir etwas gegen unsere Probleme unternehmen und werden ihn auch wieder los", so Wünsche.

Was hilft bei Kummer? – Beratungsstellen vorgestellt

Allgemeine Tipps

  • Zunächst einmal ist es wirksam, zu akzeptieren, dass ihr euch fühlt, wie ihr euch fühlt und diese Gefühle nicht verdrängt, auch wenn sie negativ sind. Im Anschluss daran könnt ihr nach den Ursachen suchen: Macht es euch zu schaffen, dass ein Freund auf euch wütend ist? Oder wisst ihr nicht, ob ihr es in die nächste Klassenstufe schafft? Erlebt ihr vielleicht sogar Gewalt zu Hause? 
  • Wenn ihr selbst nicht genau wisst, warum ihr niedergeschlagen seid, kann der Austausch mit einem Gesprächspartner euch dabei helfen, herauszufinden, warum das so ist und wieso ihr euch so fühlt. 
  • Wenn es euch unangenehm ist, mit Freunden, Geschwistern oder Eltern über Probleme zu sprechen, findet ihr ein großes Angebot an telefonischen Kinder- und Jugendtelefonen, die euch unterstützen. 

Nachfolgend haben wir euch eine Auswahl ebenjener Beratungsstellen zusammengestellt:

  1. Nummer gegen Kummer: Kinder- und Jugendtelefon – Die Nummer gegen Kummer e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und Eltern ein kompetenter Ansprechpartner zu sein bei kleinen und großen Sorgen, Problemen und Ängsten. Beim Kinder- und Jugendtelefon könnt ihr eure Sorgen bei professionellen Beratern loswerden. Die Beraterinnen und Berater helfen Kindern und Jugendlichen bei allen Problemen, wie zum Beispiel: Stress mit Eltern, Freunden oder Mitschülern, Mobbing, Abzocke im Internet oder in der Schule, Angst, Missbrauch, Essstörungen, Depression oder Sucht. Über die Webseite erreicht ihr sie mittwochs und donnerstags von 14 Uhr bis 18 Uhr per Chat oder anonym und kostenlos in ganz Deutschland, montags bis samstags von 14 Uhr bis 20 Uhr am Telefon über die 116 111.
  1. Nummer gegen Kummer: Elterntelefon – Eltern, die sich Sorgen um ihr Kind machen, sich überfordert oder hilflos fühlen, können sich an das Elterntelefon der Nummer gegen Kummer wenden und werden dort von speziell ausgebildeten Beraterinnen und Beratern unterstützt. Egal, worum es geht, ob bei Erziehungsproblemen, Schwierigkeiten in der Schule, Familienkrisen, Sucht oder Internet-Gefahren. Eltern und andere Erwachsene, die sich um Kinder sorgen, erreichen das Hilfetelefon montags, mittwochs und freitags von 9 Uhr bis 17 Uhr und dienstags und donnerstags von 9 Uhr bis 19 Uhr unter der 0800 111 0 550.
  2. Telefonseelsorge – Neben den beiden größeren Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern bietet die Telefonseelsorge ebenfalls ein offenes Ohr für alle Anliegen. Die Telefonseelsorger:innen versuchen gemeinsam mit den Betroffenen in einem Gespräch die Gedanken zu sortieren, neue Wege zu erkennen oder zu ermöglichen, sich die Sorgen einfach mal von der Seele zu reden. Erreichen kann man sie anonym und kostenlos 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr per Telefon unter der 0800 111 0 111, 0800 111 0 222 oder 116 123 sowie per Mail und Chat.
  3. bke-Jugendberatung – Hier sind eure Schüler:innen richtig, bei kleinen und großen Sorgen, bei Streit oder Ärger mit den Eltern, bei Problemen mit sich selbst, mit Freunden oder in der Schule, bei Liebeskummer und Geheimnissen, die ihnen auf der Seele brennen. Zudem finden sie bei der bke-Jugendberatung viele andere Jugendliche, mit denen sie sich austauschen können, und erfahrene Beraterinnen und Berater, die sie unterstützen. Das Angebot umfasst zwar keine telefonische Beratungsstelle, besteht jedoch aus vier unterschiedlichen Chatangeboten. Im öffentlichen Forum für Jugendliche können sie rund um die Uhr mitdiskutieren. Dabei begleiten die Beraterinnen und Berater die vielfältigen Themen unter anderem in Form von Themenwochen und achten auf einen respektvollen Umgang. Gruppenchats funktionieren ähnlich wie Foren. Dort können sie sich in einem besonderen Raum mit anderen Jugendlichen austauschen. Diese werden in themenoffene Gruppenchats und Chats zu speziellen Themen eingeteilt. Daneben gibt es, wie auch bei der Telefonseelsorge, die Möglichkeit einer Mailberatung und Einzelchat für diejenigen, die persönliche Probleme und Fragen mit einer Beraterin oder einem Berater besprechen möchten. Der Einzelchat orientiert sich an den offenen Sprechstunden, zu denen eure Schüler:innen sogenannte Wartezonen betreten können und von dort aus in den Chat eingeladen werden. Die Zeiten können der Einzelchat-Seite entnommen werden.

Jede Sorge ist eine berechtigte Sorge

Es gibt viele Ursachen, durch die das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen geschwächt werden und Kummer und Sorgen aufkommen können. Welche Themen Jugendliche am meisten beschäftigen, die zum Beispiel die Nummer gegen Kummer wählen? „Das sind bei den Mädchen Partnerschaft und Liebe, bei den Jungen das Thema Sexualität, die ist bei den Mädchen weniger gewichtet“, weiß Jugendforscher Professor Klaus Hurrelmann, der 2010 eine Studie von Nummer gegen Kummer leitete und die anonymen Hilferufe analysierte. Die vorgestellten telefonischen und onlinebezogenen Anlaufstellen sollen die Betroffenen dazu ermutigen, immer das Gespräch zu suchen. Der Zugang zu einem persönlichen Gespräch via Telefon oder per Email kann Brücken für jene schlagen, die sich nicht trauen, mit anderen über ihr Problem zu sprechen, weil es ihnen entweder peinlich ist, sie befürchten, nicht ernst genommen zu werden oder schlichtweg keinen Ansprechpartner haben. Damit die Kommunikation sozial und emotional gelingt und eine gute Gesprächsatmosphäre geschaffen wird, werden die Beraterinnen und Berater darin geschult, wie sie aktiv zuhören, sich als Person zurücknehmen und jemanden verbal trösten, den sie nicht in den Arm nehmen können. Jede Beratung ist so individuell wie das Problem, um das es geht. Doch eins haben alle Anrufer gemeinsam: Sie werden informiert, beraten und entlastet. Denn gerade das verständnisvolle und unvoreingenommene Zuhören ist enorm hilfreich und kann dazu beitragen, dass sich die Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen wieder verbessert. Ferner erhalten sie wertvolle Tipps und Methoden, um künftig resilienter im Umgang mit ähnlichen Problemen zu werden und keine Bedenken zu haben, erneut zum Hörer zu greifen. 

Möchtet ihr eure Schülerinnen und Schüler näher an Beratungs- und Hilfsangebote für Kummer und Sorgen heranführen? Neben den telefonischen Anlaufstellen können Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen die Aufgabenfelder und Unterstützungsangebote der Schulpsychologischen Beratungsstellen zum Beispiel in einer Unterrichtsstunde vorstellen, Bewusstsein und Akzeptanz unter Schüler:innen fördern und die Kontaktmöglichkeiten erweitern. Die Informationsveranstaltung könnte außerdem mit der sogenannten Pediatric Symptom Checklist (PSC) abgerundet werden. Mit Hilfe der PSC kann die psychische Gesundheit von Kindern in den Bereichen Internalisierung, Aufmerksamkeit und Externalisierung eingeschätzt werden. Die Schülerinnen und Schüler hätten dadurch ein weiteres Tool zur Hand, dass sie zur Früherkennung ihrer Probleme selbst nutzen könnten, um herauszufinden, ob eventuell zusätzliche Hilfsangebote in Anspruch genommen werden sollten. Dabei ist zu beachten, dass dieser Test lediglich einer ersten Orientierung und Selbsteinstufung dient und keine fachlichen Diagnosen ersetzt.

Habt ihr bereits Erfahrungen mit den genannten Beratungsangeboten gemacht? Schreibt es uns in die Kommentare!

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So ist für 82 Prozent der Befragten die gebundene Ganztagsschule das Modell der Zukunft, das ganz wesentlich zur Chancengleichheit in der Bildung beitragen kann. Und sogar der althergebrachte Fächerkanon steht zur Debatte: 82 Prozent halten diesen nicht mehr für zeitgemäß und fordern eine grundlegende Überarbeitung.

Die Cornelsen Schulleitungsstudie wurde 2021/2022 erstmals durchgeführt. Dafür hat das FiBS mehr als 1.100 Schulleiterinnen und Schulleiter unterschiedlicher Schulformen und in ganz Deutschland online befragt, welche Erwartungen sie an die Schule der Zukunft haben. Mit 50 Schulleiter:innen wurden ergänzend tiefergehende Einzelinterviews geführt. Das FiBS hat die Studie unter Beteiligung des renommierten Bildungsforschers Prof. Dr. Klaus Hurrelmann realisiert. Dieser hat ein ganz eigenes Verhältnis zu Schulleiter:innen: „Als Schüler mit einer komplizierten Schullaufbahn weiß ich: Schulleitung ist in unserer Gesellschaft eine Schlüsselrolle, die von Bedeutung für die gesamte weitere nicht nur bildungspolitische, sondern auch familien-, kultur- und kommunalpolitische Entwicklung ist.“

Aber was muss Schule künftig für junge Menschen leisten – unter Deutschlands Schulleiter:innen herrscht darüber große Einigkeit. Praktisch alle Befragten (97 Prozent) sind der Meinung, dass Schulen die Chancengleichheit in der Bildung ermöglichen müssen. 92 Prozent setzen dafür auf individuelle Förderangebote, um allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Und 93 Prozent wünschen sich, dass im Unterricht mehr Lebenskompetenzen vermittelt werden, um Schüler:innen besser auf das Erwachsensein und die Arbeitswelt vorzubereiten. Weitere wichtige Themen sind „Digitale Bildung und Mündigkeit“ (92 Prozent), „Gesundheit und Ernährung“ (90 Prozent) sowie „Demokratie“ (88 Prozent).

Eine wichtige Rolle im Schulalltag spielt die Digitalität. So haben 97 Prozent angegeben, dass Schüler:innen den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien in der Schule lernen sollten. Darüber hinaus sehen viele die Möglichkeiten, die digitale Technologien für den Schulalltag bieten. 87 Prozent der Schulleitungen glauben, dass Apps und andere digitale Programme in Zukunft individualisiertes Lernen – und damit auch die Chancengleichheit – unterstützen können. Rund acht von zehn Schulleitungen (78 Prozent) sind außerdem überzeugt, dass sich das Schulmanagement durch die Einbindung technischer Hilfsmittel vereinfachen lässt.

Deutschlands Schulleitungen sehen also große Veränderungen auf die Schulen zukommen, die sie auch gerne vorantreiben würden. 80 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass sich Schulleitung auf die Strategie- bzw. die Unterrichtsentwicklung und den Lernerfolg der Schüler:innen konzentrieren sollte. Der Alltag sieht allerdings anders aus. Rund die Hälfte der Befragten gibt an, maximal drei Stunden pro Woche für das Thema Schulentwicklung zur Verfügung zu haben. Einen Großteil der Arbeitszeit beanspruchen administrative Aufgaben. Immerhin 54 Prozent der Schulleitungen verbringen damit wöchentlich mehr als 10 Stunden. Das mag vielleicht ein Grund sein, weshalb fast drei Viertel aller Schulleitungen (72 Prozent) unzufrieden auf das vergangene Jahr zurückschauen. Doch obwohl die meisten Herausforderungen noch auf ihre Lösung warten – die Zukunft sieht die Mehrheit der Befragten positiv. Denn immerhin 52 Prozent gaben an, der Zukunft optimistisch entgegenzusehen.

Bei der Interpretation der Ergebnisse zeigt sich Bildungsforscher Hurrelmann überrascht: „Wer hätte das gedacht? Die Mehrheit der deutschen Schulleiterinnen und Schulleiter sind Reformer. Die Cornelsen Schulleitungsstudie widerlegt das Bild von Schulleitungen als bürokratischen und einfallslosen Behörden. Die befragten Schulleiterinnen und Schulleiter leugnen nicht, dass es in deutschen Schulen immer noch verkrustete Strukturen gibt, die tief im Alltag verankert sind. Aber genau diese wollen sie überwinden.“

Cornelsen will Schulleitungen eine starke Stimme geben. Für das Unternehmen ist es daher nur folgerichtig, schon bald die Nachfolgestudie durchzuführen: „Den großen Gestaltungswillen von Schulleitungen und ihre konkreten Ansatzpunkte, um Schulen besser aufzustellen und individuellen Lernerfolg zu ermöglichen, wollen wir öffentlich machen“ beschreibt Frank Thalhofer, Chief Didactic Officer, die Motivation, die Cornelsen Schulleitungsstudie fortzusetzen. Projektleiterin Dr. Sarah Fichtner (FiBS) freut sich auf die Fortsetzung der Befragungen, um „Schulleitungen nachhaltig als Zukunftsgestalter:innen ernst zu nehmen“. Und Dr. Dieter Dohmen, Direktor des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie ergänzt: „Die Studie regt zum Um- und Weiterdenken an. Wir setzen sie gerne fort, denn sie trägt dazu bei, das Bildungssystem innovativer zu gestalten.“

FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und SozialökonomieDas FiBS arbeitet seit über 25 Jahren zu bildungs- und sozialökonomischen Themen auf deutscher, europäischer und weltweiter Ebene. Mit unterschiedlichen Fokussierungen betrachtet es alle Bildungsbereiche übergreifend und setzt sie zu sozialen, innovativen, digitalen und arbeitsmarktpolitischen Themen in Beziehung.

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Berlin. Am 24.Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg  auf die Ukraine. Bis heute sind über eine Million Geflüchtete in Deutschland angekommen. Darunter auch 200.000 Schüler und Schülerinnen, die von deutschen Schulen aufgenommen wurden. In diesem Artikel erfahrt ihr, was sich in diesem Jahr getan hat und wie es um die Kinder und Jugendlichen in Bezug auf die Integration an Schulen steht.

Die ukrainische Bevölkerung ist seit der Invasion Russlands auf der Flucht. Ein Großteil nimmt Deutschland als Ziel für deren Schutz. Rund 96 Prozent von ihnen sind ukrainische Staatsbürger, unter den Erwachsenen sind knapp 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer. 356.000 Kinder sind unter 18 Jahren, etwas weniger als die Hälfte sind im Grundschulalter. Das durchschnittliche Alter der Geflüchteten liegt bei 28 Jahren. Fast drei Viertel der Flüchtlinge wohnen in privaten Häusern oder Wohnungen, wie Ergebnisse einer repräsentativen Studie zeigen. Ein Viertel wohnt sogar zusammen mit Freunden oder Bekannten, die bereits in Deutschland leben.

Rund 1,42 Millionen Kinder wurden laut Umfrage aus der Ukraine vertrieben. Dabei hat auch ein Großteil der Geflüchteten bei uns eine sichere Umgebung gefunden. 22 Prozent der Kinder unter 3 Jahren und 59 Prozent der Kinder von 3 bis zum Zeitpunkt des Schuleintritts besuchen eine Kita. Eine Studie der Kultusministerkonferenz zeigte, dass 91 Prozent der geflüchteten Familien mit Kindern angaben, mindestens eines von ihnen an einer Schule angemeldet zu haben. 38.000 Kinder und Jugendliche besuchen Schulen in Nordrhein-Westfalen, 30.000 jeweils in Bayern und Baden-Württemberg.

Wie eine Umfrage des Mediendienstes im November 2022 zeigt, werden inzwischen viele ukrainische Schüler:innen in Regelklassen unterrichtet, da bei einem großen Anteil genügend Deutschkenntnisse vorhanden sind. Dadurch, dass in den Regelklassen kein ukrainischer Unterricht angeboten wird, nutzen viele junge Ukrainier:innen das Angebot des am Nachmittag stattfindenden Online-Unterrichts. Laut einer Umfrage besuchen 23 Prozent der Schüler:innen diesen regelmäßig. Die größere Herausforderung ist allerdings nicht die vermutlich zuerst angenommene Sprachbarriere, sondern schlichtweg fehlende Lehrkräfte und Platzmangel in den Schulen. Der Lehrermangel stellt in fast allen Teilen Deutschlands immer noch eine schwierige Situation dar. Über den Lehrermangel in Sachsen-Anhalt, Bayern und Nordrhein-Westfalen haben wir hier bei Lehrer-News bereits berichtet.

Expert:innen kamen Ende Dezember nach einem Pressegespräch des Mediendienstes zu dem Fazit, dass einige Schüler:innen immer noch keinen Schulplatz haben. Das System sei ein Flickenteppich aus verschiedensten Ansätzen. Außerdem würden keine einheitlichen Richtlinien und Regeln für die Aufnahme und Handhabung von Flüchtlingen an Schulen gelten. Nicht nur für die Kinder und Jugendlichen ist die neue Situation mehr als ungewohnt und teils belastend. Auch die Lehrkräfte wurden vor eine große Herausforderung gestellt, von jetzt auf gleich geflüchtete und nicht deutschsprachige Kinder zu beschulen. Wie geht man mit der Gesamtsituation um? Wie geht man mit den Kindern aus den Kriegsgebieten um, wenn Ängste und andere emotionale Schwierigkeiten hinzukommen? Eine Frage, die sich sicherlich schon einige betroffene Lehrer:innen gestellt haben. Hier findet ihr ein Video “Über den Krieg reden”, welche euch beim Umgang mit den geschilderten Situationen helfen soll.

Ein Jahr nach Kriegsbeginn suchen noch immer junge Menschen Schutz in Deutschland. Viele Schulen sind gut organisiert und unterstützen die Geflüchteten so weit es geht. Dennoch wirkt sich der in Deutschland ohnehin schon vorhandene Lehrermangel nicht förderlich auf die Gesamtsituation aus. Es bedarf dringend Lösungen, diese Mängel auszugleichen.

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Wiesbaden. In Hessen stehen sich Aussage um Aussage gegenüber. Je nach Lesart und Ansprechpartner erhält man unterschiedliche, vorwurfsvolle Aussagen zum Lehrermangel. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) wirft der hessischen Regierung Versagen bei der Bewältigung des sich zuspitzenden Lehrermangels vor. Im Kultusministerium hört man solche Aussagen ungern, findet die öffentliche Diskussion sei “reißerisch dargestellt” und versichere, dass es alles in allem genügend Lehrkräfte in Hessen gebe. Mehr Geld für Grundschullehrer und Grundschullehrerinnen und die Weiterbildung von Quereinsteigern werden als probate Mittel gesehen, die jetzt zur Linderung der Personalsorgen beitragen sollen. Worum geht es?

Der Lehrkräftemangel sei gerade im Rhein-Main-Gebiet "dramatisch", beklagt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und bezieht sich dabei auf rund 2.000 unbesetzte Stellen an den Schulen. Nach Schätzungen der VBE gibt es an jeder Schule im Schnitt eine unbesetzte Stelle, die finanziell eigentlich fest eingeplant ist. "Außerdem zeigt sich der Lehrkräftemangel an den 6.000 bis 7.000 befristeten Vertretungsverträgen – denn die meisten wurden nicht mit ausgebildeten Lehrkräften abgeschlossen, sondern mit Studierenden oder Menschen aus völlig anderen Berufen” sagt der VBE-Landesvorsitzende Stefan Wessmann. Auch die Opposition im Landtag ist wegen der seit Jahren wachsenden Zahl an Quereinsteigern an hessischen Schulen besorgt. Von den etwa 65.000 Lehrer:innen kommen über 10.000 aus dem Quereinstieg, so Moritz Promny, bildungspolitischer Sprecher der Liberalen im Landtag. Damit werde die schlechte Personalplanung der Landesregierung kaschiert, findet Promny.

Im Kultusministerium bestreitet man diese Zahlen nicht. Alexander Lorz, Hessischer Kultusminister (CDU) will den Anteil der Lehrkräfte reduzieren, die an den Schulen aktuell ohne passendes Studium unterrichten. Gleichzeitig betont er: “Der wird niemals auf Null kommen. Musikpädagogen, Sportwissenschaftler, Pfarrerinnen und Pfarrer – das sind alles Menschen, die schon immer im hessischen Schuldienst waren und die wir auch in Zukunft brauchen werden. Lorz beteuert, dass es genügend Lehrkräfte in Hessen gebe und verweist auf die mehr als 5.000 Stellen, die in seiner Amtszeit geschaffen worden sind, weitere 4.000 stünden im Doppelhaushalt 2023/24. Die Personalbesetzung an den Grundschulen liegt bei 120 Prozent, so Lorz. Punktuell könne es mal an einzelnen Schulen Schwierigkeiten geben, "wenn in der Region gerade ein Lehrer mit einer entsprechenden Fachlichkeit gesucht wird". VBE-Landeschef Wessmann, empfahl dem Minister gar: "Herr Lorz sollte sich besser nicht in die Lehrerzimmer und auf die Elternabende an Schulen trauen, die vom Lehrkräftemangel besonders betroffen sind”.

Aus Sicht der Schulen tritt dieser Fall öfter ein als nach den rosigen Schilderungen des Kultusministers. Kurzfristige Ausfälle sorgten immer wieder für erhebliche Probleme, sagt etwa Schulleiter Knut Hahn von der Albrecht-Dürer-Schule in Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg). Es gebe kaum ausgebildete Kräfte, die vertretungsweise Unterricht abhalten könnten. Das sieht auch der Landeselternbeirat so. Der Mangel zeige sich nicht nur in bestimmten Fächern, sondern auch von Region zu Region unterschiedlich, sagte der Vorsitzende Volkmar Heitmann dem Hessischen Rundfunk am Donnerstag. Da es junge Lehrerinnen und Lehrer häufiger in die Großstädte ziehe, sei die Abdeckung hier deutlich besser als in den ländlichen Regionen. Zudem lassen sich große Unterschiede in den Schulformen feststellen. In Gymnasien fielen deutlich weniger Stunden aus als in Grundschulen. Am Ende jedoch sei der Unterrichtsausfall "über alle Schulformen und Klassenstufen beträchtlich", so Heitmann.

Besoldungsgerechtigkeit und Weiterbildung von Quereinsteigern

Gemeinsam mit dem hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein hat man sich im Kultusministerium darauf geeinigt, dass Hessens Grundschullehrer:innen mehr Geld bekommen sollen. 600 Euro mehr als bislang sollen es sein. Das ist der Unterschied zwischen der bisherigen Besoldungsgruppe A12 und der künftigen A13. Die Angleichung soll jedoch in sechs Stufen erfolgen und erst 2028 vollständig erreicht sein, erläuterte Kultusminister Lorz. In Nordrhein-Westfalen zahlt man seinen Grundschullehrkräften bereits mehr, weitere Bundesländer setzen eine Erhöhung der Bezüge gerade um oder haben diese zumindest angekündigt. Hessen stand damit unter Handlungsdruck, wollte man im Wettbewerb um die knappen Lehrkräfte nicht ins Hintertreffen geraten. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht eine zentrale Forderung erfüllt. Es sei allerhöchste Zeit gewesen, „dass hier für Gerechtigkeit gesorgt wird“, sagte der Landesvorsitzende Stefan Wesselmann. Außerdem soll die Weiterbildung von Quereinsteiger:innen eine weitere tragende Säule in der Bekämpfung des Lehrermangels werden. Diese soll zum Beispiel durch die Schulung von Grafikdesigner:innen zu Kunstlehrer:innen und die Vorbereitung von Physiker:innen auf das Lehren in den Fächern Mathe und Physik erfüllt werden. Hinzu kämen Quereinsteiger:innen, die bereits die geforderten pädagogischen Kenntnisse besitzen.

Die höhere Bezahlung von Lehrkräften und die bessere Ausbildung von Quereinsteiger:innen allein löse das Problem des Lehrkräftemangels jedoch nicht. Es gebe weitere Punkte, wie etwa ausreichende Studienplätze ohne Zugangsvoraussetzung, angepasste Studieninhalte und ein Überdenken der Pflichtstundenzahl, die künftig weiter angegangen werden müssen.

Seid ihr Lehrkraft in Hessen? Wie nehmt ihr den Lehrermangel und die Diskussion zwischen VBW und Kultusministerium wahr? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Erfurt. Thüringen will sein Schulgesetz reformieren und im Zuge dessen die Noten in sogenannten Talentfächern wie Sport, Musik und Kunst abschaffen. Während Bildungsminister Helmut Holter (Linke) den Vorstoß verteidigt, hagelt es harsche Kritik aus der Opposition und weiteren Akteuren wie der Landeselternvertretung und dem Thüringer Lehrerverband. Neben der Abschaffung von Noten in den “Talentfächern” sieht der Gesetzentwurf zudem den Ausbau der Gemeinschaftsschulen im Freistaat vor.

"Kinder sind unterschiedlich veranlagt." Diese Aussage stammt von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter. Daraus folgert der Politiker der Linken, dass es sinnvoll wäre, die Noten in Sport, Musik und Kunst abzuschaffen. Notendruck könnte bei vielen Schüler:innen dem Bewegungsdrang entgegenwirken. Dann, so Holter, hätten die Kinder „keinen Spaß an Sport“. Zensuren seien deswegen in bestimmten Schulfächern, wenn sie einzig das Talent bewerten, nicht nötig. Eine entsprechende Änderung im Gesetz strebe er noch in der aktuellen Amtszeit an, sofern dies im Einklang mit der Kultusministerkonferenz möglich sei – Thüringen wäre damit Pionier bei einer Neuausrichtung des Notensystems.

Landeselternsprecherin Claudia Koch hält Holters Pläne nicht für zielführend. Mit Blick auf die Grundschulen sei sie einem Notenverzicht in Musik und Zeichnen zwar nicht abgeneigt. Sie findet jedoch, dass die Leistung der Schüler:innen in den weiterführenden Schulen honoriert werden sollte, da der Unterrichtsstoff deutlich über Singen und Zeichnen hinausginge. In Sport sei eine Mitarbeitsnote sinnvoll, so Koch. Von Seiten der Landesschülervertretung (LSV) hatte man sich bereits im Sommer dafür ausgesprochen, die “Talentfächer” in einer Note zusammenzufassen. Diesen Vorschlag begründet die LSV mit unterschiedlich ausgeprägten Begabungen in jedem dieser Fächer. Der Thüringer Lehrerverband wiederum findet die Pläne von Holter ebenfalls nicht aussichtsreich. In seiner Begründung geht er einen Schritt weiter und macht darauf aufmerksam, dass die Abschaffung der Noten in Sport, Musik und Kunst manchen talentierten Schüler:innen die Chance nehmen, eventuelle Schwächen in anderen Bereichen auszugleichen. Ähnlich argumentieren auch die Christdemokrat:innen. Viele Kinder, die sich in anderen Unterrichtsfächern schwer täten, würden in den Noten für “Talentfächer” ihre Motivation ziehen und könnten Leistungen ausgleichen, so der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner. Der Thüringer Sportärztebund fordert hingegen mehr Bewegung in den Schulen, bei gleichzeitig weniger Notendruck. Der Spaß am “Talentfach Sport” sei für sie besonders wichtig, da nach Ansicht der Mediziner dadurch das Risiko von Depression und Übergewicht vermindert wird.

Ferner sieht der Gesetzentwurf der Rot-Rot-Grünen Regierungskoalition vor, die Zahl der Gemeinschaftsschulen im Freistaat deutlich zu erhöhen und somit das längere gemeinsame Lernen stärker zu fördern, nachdem ein Sprecher des Bildungsministeriums der dpa einen entsprechenden Bericht der “Thüringer Allgemeine” bestätigte. Demnach sollen alle in diesem Schuljahr bestehenden Grund- und Regelschulen an einem Schulstandort innerhalb von fünf Jahren Gemeinschaftsschulen von der Klasse eins bis zehn werden. Das betreffe auch Standorte mit Grundschulen und Gemeinschaftsschulen der Klassenstufen fünf bis zehn. Die Landeselternvertretung hält zwar generell ein längeres gemeinsames Lernen für vorteilhaft. "Bei dem derzeitigen Lehrermangel sehen wir das Vorhaben aber kritisch", sagte Koch der Deutschen Presse-Agentur und verweist auf den abweichenden Personalschlüssel, durch den der Lehrermangel verschärft würde. Der geplante Ausbau der Gemeinschaftsschulen widerspreche vielerorts der Schulnetzplanung, sagte Tischner von der CDU. Die Grünen wiesen die Kritik der CDU zurück. Der Gesetzentwurf schlage sehr moderat den wohnortnahen Ausbau der Gemeinschaftsschulen vor, erklärte Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich. 

Inwiefern die kontroverse Debatte mitsamt der scharfen Kritik weiter entfacht wird, entscheidet sich wohl erst in den kommenden Wochen, da der Gesetzentwurf demnächst im Landtag beraten werden soll.

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Berlin. Noch zwanzig Jahre wird der Lehrermangel andauern, was ihn zum Problem werden lässt. Das versprechen Prognosen aus einem Bericht der SWK zu Beginn des Jahres. Eine “Zeitenwende im Bildungssystem” fordern jetzt die Linken und wenden sich über das deutsche Redaktionsnetzwerk mit ihren Forderungen an die höchste Entscheidungsinstanz. 

"Wenn sich Schulen wegen des eklatanten Lehrermangels gezwungen sehen, mit einer Vier-Tage-Woche zu drohen, dann ist es höchste Zeit, Bildung zur Priorität im Kanzleramt zu machen", sagte Bartsch. 

Seine Wahl fällt damit auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der als Sprachrohr für eine neue Bildungswende eintreten soll. Bartschs Wortfindungen zu den andauernden Lehrstellen haben ihn weiterhin dazu veranlasst, generelle Tatsachen zur drohenden Bildungskatastrophe anzubringen und nahm in seinen Äußerungen insbesondere Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) in die Kritik, mit der Situation überfordert zu sein. Damit drückte er gleichzeitig die Notwendigkeit eines “Masterplans” aus, der seinem Vorschlag nach zunächst mit einem Bildungsgipfel von Bund und Ländern im Kanzleramt beginnen solle, um der Entwicklung eines solchen näherzukommen. Der Lehrermangel sei "nur die Spitze des Eisbergs in einem vielfach maroden System mit oft indiskutabler Infrastruktur", führte Bartsch fort. Ferner bezeichnet er die Bildungspolitik der Ampel als "Totalausfall" – “100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr, aber nur eine Bildungsmilliarde” sei eine absurde Entscheidung. 

Ende Januar meldeten die deutschen Kultusministerien dem RND insgesamt 12.341 unbesetzte Lehrstellen. Dem Lehrerverband zufolge liege die tatsächliche Zahl der Lehrstellen „irgendwo zwischen 32.000 und 40.000” – Auf eine Zeitenwende wird, vor allem von Lehrer:innen selbst, schon lange gewartet. Ob Bartschs Worte ausreichen und die Bundesregierung tatsächlich einen Wandel vollzieht, werden die nächsten zwei Jahrzehnte zeigen, in denen es Zeit gibt, Dinge zu verändern, um diese nicht zu verlängern.

Was meint ihr, steckt hinter dem von Bartsch gewünschten ”Masterplan”? Meint er damit auch, den Bildungsföderalismus allmählich aufzudröseln? Schreibt uns die Lösungsvorschläge und Maßnahmen, sowie eure Einschätzungen in die Kommentare. 

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Mainz. Leute, die etwas bauen, reparieren, in Betrieb halten können und nicht an der Tastatur sitzen. Der Wissenschaftsjournalist und Physiker Prof. Harald Lesch ist sicher: Die Energiewende als Antwort auf den herannahenden Klimawandel setzt Arbeitsplätze frei, die echtes Handwerk erfordern. Er und Dr. Cecilia Scorza von der  Ludwig-Maximilians-Universität München riefen daher gemeinsam mit der Deutschen Physikalischen und Meteorologischen Gesellschaft (DPG/DMG) ein Bildungsprogramm ins Leben, welches die Generation von heute genau dafür begeistern kann: Mit einem sogenannten Klimakoffer können Experimente zur Absorption von Wärmestrahlung durch CO2, der steigende Meeresspiegel oder die Versauerung des Grundwassers simuliert und Effekte untersucht werden. Naturwissenschaftliche Zusammenhänge werden dadurch anhand von Aufbauten im Klassenzimmer erkennbar und wecken Problemlöseprozesse unter Schüler:innen. Keine schlechte Idee, findet auch der Stifterverband, der das Projekt 2021 mit dem “Wirkung hoch 100”-Preis in der Bildungskategorie auszeichnete.

Ein Klimakoffer lockere den Schulalltag nicht nur auf: Nach den Worten von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) seien generell wirksame Erfahrungen an bayerischen Schulen damit gemacht worden. Einer Gesamtschule in Mainz übergab Hubig zusammen mit Lesch und der Astrophysikerin Cecilia Scorza den ersten seiner Reihe. Dieser ging mit einer elften Klasse in Betrieb. Im Kleinformat öffnet der Koffer einen praktischen Zugang zu einem großen, recht sperrigen Thema für begrenzte Räume. Der Klimakoffer ist daher “Ein unheimlich wichtiges Vorbild für die Klimabildung der Zukunft", meint Pascal Groothuis von der LandesschülerInnenvertretung (LSV). Nicht nur die Schüler:innen in Bretzenheim wollen mit dem Koffer lernen. Über die Hälfte der weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz sei offen für Bildung mit dem zukunftsweisenden Arbeitsmaterial. Seit dem Start des Projektes im Herbst 2022 ist der Koffer daher stark nachgefragt - die “Resonanz sei unglaublich”. Bereits 270 sind jetzt im Testlauf. Ministerin Hubig ist zuversichtlich und erhofft sich konkrete Effekte auf das Verhalten der zukünftigen Generation.

"Uns geht es darum, dass die Kinder die Ursachen verstehen, dass sie dann aber auch ihr Handeln darauf ausrichten. Dass sie also merken, wir müssen etwas tun gegen den Klimawandel und das fängt bei mir selbst an".

Pro Schule sollen fünf Klimakoffer verteilt und je zwei Lehrkräfte entsprechend fortgebildet werden. 600.000 Euro investiert Bayern dabei in die Anschaffung und Weiterbildung der Lehrkräfte. Damit ließe sich die gesamte in Deutschland vorherrschende Klimabildung an Schulen andiskutieren, die an anderen Stellen des Landes unterentwickelt bleibt. Meist sei diese eher akademisch aufgebaut, es fehlen Lebensbezüge und relevante Inhalte für Schüler:innen - Klimabildung, die bisher zu wissenschaftlich gewesen ist. Über motivierende Projekte hingegen lernen Schüler:innen gemeinsam an effektiven Lösungen zu arbeiten und üben sich in Handlungsmöglichkeiten für eine lebenswerte Zukunft. Umfragewerte einer deutschlandweiten Studie des Nationalen Monitorings ergaben außerdem, dass Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) sowohl für Lernende als auch Lehrende zu einer idealen Bildungseinrichtung gehöre. Die Umsetzung sollte umfassend und in der gesamten Institution konsequent gelebt werden und somit den Ansatz über den Unterricht hinwegtragen: Gewünscht ist also eine flächendeckende Klimabildung, die zur formalen Bildung gehören soll, und das insbesondere auf inhaltlicher Ebene. So soll die Unterrichtszeit deutlich mehr Nachhaltigkeitsbezüge generell aufweisen. Auch hier liegt die Quote bei 50 Prozent der gesamten Unterrichtszeit. 

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber verlost 200 sogenannte Klimakoffer an Bayerns weiterführende Schulen
(Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

Angesichts des aufsteigenden Zukunftspessimismus müsse die qualitative Dimension von BNE stärker ausgebaut werden, heißt es im Kurzbericht des Nationalen Monitorings. Laut den Initiatoren könne man allein mit einem oder zwei LMU - Klimakoffern, die preislich um die 300 Euro kosten, im Rahmen von Workshops mit Schülergruppen arbeiten. Dabei betonen sie lautstark nicht die Absicht zu verfolgen, mit dem Verkauf der Koffer Geld verdienen zu wollen, sondern ein Bildungsprogramm für ein Verständnis von Hintergründen zu fördern. Bisherige Versionen des Klimakoffers sind daher zum Nachbau als Lizenz freigegeben.

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Unsere Sprache ist ein Wunder an Worten, der wir uns in unterschiedlichster Form bedienen können. Wir können sie beliebig zusammensetzen, ausdrücken, mit Intonation versehen. Auf eine Weise zu reden, wird also von bestimmten Spracheigenschaften begleitet, die auch dadurch bedingt sind, in welchen Dialekträumen wir uns aufhalten, bewegen und aufgewachsen sind. Vom Lautwandel begleitet, entstand ein sprachlicher Reichtum an Varianten, sich überall anders auszudrücken – Dialekte sind arm an abstrakten Ausdrücken der Sprachnorm, dafür voll mit sozial markierten Vokabeln, die sich vor dem Absterben in der Hochsprache bewahren, und sind somit zum echten Kulturgut geworden. Die unaufhaltsame Mobilisierung der Gesellschaft führt dazu, dass deren Verbreitung abnimmt und der Spracherhalt von Varietäten zurückgeht. Rar und selten sind bereits das Sorbische, das Jiddische oder auch die nordfriesisch Sprechenden geworden. Echte Dialektler, die ihrer regionalen Mundart mächtig sind, lassen sich häufig in der älteren Bevölkerung finden. Mit den jüngeren Altersgruppen hingegen geht unweigerlich immer mehr eines regionalen Sprachgebrauchs verloren. Den von UNESCO ins Leben gerufenen Weltgedenktag zur “Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit" nehmen wir heute zum Anlass, um über den Erhalt und Rückgewinn an Dialekten in Schulen zu berichten. Denn warum ein erweitertes Sprachrepertoire aufgeben, wenn es doch einen sprachbildenden, aber auch kollektiven Wert in sich trägt? 

Sprachen als Zeichen der kulturellen Identität

Nicht nur innerhalb Deutschlands sind Sprachen vom Aussterben bedroht: Über die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen sind im Zerfall. Jährlich wird am 21. Februar an die Bedeutung von Sprache erinnert, die wir im alltäglichen Leben als gewöhnliches Werkzeug für unsere Kommunikation nutzen. Statistisch betrachtet ist dies nicht selbstverständlich, denn von rund 6.000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, verschwindet eine davon im Zweiwochentakt. Zunehmend mehr funktionale Domänen wie Hochschulen übernehmen aufgrund von Sprachbarrieren die geglättete Standardsprache vollständig, wobei die Einfärbung durch Identität und Regionalität im Sprachbild verblasst. Vor allem das Englische prescht immer weiter vor und verdrängt den Sprachgebrauch kleinerer Kollektive, auch von Bevölkerungsgruppen. Zustande kommt dadurch nicht die Vereinfachung von eigenwilligen, spezifisch eigentümlichen Sprachen, sondern schlichtweg ein Schwund von kulturellem Erbe und Vertrautheit. Der Internationale Tag der Muttersprache steht damit sowohl für ein besonderes Bewusstsein gegenüber der kulturellen Tradition von Sprache, als auch dem Gebrauch von Muttersprache und deren Förderung. Seit dem Jahr 2000 setzen sich die Vereinten Nationen verstärkt für die muttersprachliche Bildung ein. Das zeigt sich in weltweiten Fortschritten: Kindern wird häufiger ein Dialekt beigebracht und auch in der Öffentlichkeit wird häufiger mit Dialekt gesprochen. Deshalb plädiert der Deutsche Hochschulverband seit langem für eine "bewusst gestaltete Mehrsprachigkeit".

Mehrsprachigkeit in Schulen 

Sprachwissenschaftler ließen in den 70er Jahren noch kein gutes Wort an der Mehrsprachigkeit verlauten. Die Abkehr vom Dialekt bedeutete Einsprachigkeit: Hochsprache, ein sogenannter Standard, der wenig sprachliches Kontinuum zu dialektnahen Umgangssprachen ermöglichte, fand Einsatz bei der Abwehr von Sprachbarrieren und Lernschwierigkeiten in Bezug auf Orthographie. Mit der Zeit wandelte sich der Sprachgebrauch hin zu dem, was wir heute als innere Mehrsprachigkeit bezeichnen und die Fähigkeiten verbindet, zwischen einem sachlichen und lockeren Stil von Dialekt und Hochsprache situativ wechseln zu können. Erkenntnisse der DESI-Studie aus dem Jahr 2008 wiesen schließlich auf eine sprachfördernde Entwicklung bei Kindern hin, welche durch Ausbildung von Mehrsprachigkeit immense Vorteile beim Erlernen von Fremdsprachen verzeichnen konnten. Ebenso fördere sie der Pisa Studie von 2010 nach zufolge sprachliche Variationskompetenz und abstraktes Denken, was auf ein höheres Sprachbewusstsein hindeutet. Eine Hamburger Forschungsstudie zeigt außerdem, dass mehrsprachige Kinder auf einem höheren Niveau Sprachen reflektieren bzw. analysieren können, als einsprachig Sprechende. Wer also einen Dialekt als Muttersprache erlernt und sich im Verlauf des Lebens die Standardsprache aneignet, verfügt über deutlich höhere Sprachkompetenzen. Forscher der Universität Oldenburg könnten diese Annahme bestätigen, denn laut einer Langzeitstudie machten Dialektsprechende 30 Prozent weniger Rechtschreibfehler in Aufsätzen. Dabei umfasst Mehrsprachigkeit jedoch immer die Sprachlernbiographien des einzelnen. Spracherwerb ist daher abhängig vom sprachlichen Input und davon, in welchem Alter man mit einer Sprache in Kontakt kommt.

Dialektsprache – ein wertvoller Wortschatz

Er verrät sehr viel über uns, der Dialekt, aber vor allem gibt er uns als Erstsprache ein Zugehörigkeitsgefühl. Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Markus Rösler (Grüne) trifft es auf den Punkt und formuliert es als ”Sympathieverbindung, durch die man sich manchmal präziser und genauer ausdrücken könne”. Dialektsprache ist für ihn Teil seiner Identifikation. Mit der landesweiten Dachverbandsgründung für Dialekte bringt Rösler als Hauptinitiator mehr als 50 Vertreter von Dialekt- und Mundartenvereinen, Wissenschaftler der Dialektforschung und weitere Gesellschaften und Fördervereine zusammen. Ein Mundartenwettbewerb soll jüngere Menschen in den sozialen Medien dazu auffordern, Schulprojekte wie selbstgeschriebene Gedichte, Lieder oder Vorträge in Mundart einzureichen. Einsendeschluss ist der 31. März 2023 – Wie wäre es also mit einem YouTube Video im milden Basler Dialekt? Den Unterricht ins Hochdeutsche zu übersetzen, lohnt sich demnach nicht. Es wäre sogar ziemlich unzeitgemäß, denn wir alle sprechen ganz normal Deutsch, nur eben mit Dialekt.

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MINTvernetzt, die Service- und Vernetzungsstelle der außerschulischen MINT-Bildung, lädt am 1. und 2. März 2023 zur Jahrestagung „MINT & Diversität“ nach Erfurt ein. Mit dabei sind u.a. Janina Kugel, Raul Krauthausen, Olaf Köller und Daniel Jung. In Podiumsdiskussionen und Workshops sowie auf Exkursionen wird diskutiert, wie eine flächendeckende, praxisnahe und sinnstiftende MINT-Bildung mit gleichen Chancen für alle Kinder und Jugendlichen aussehen kann und wir sie gestalten können. Denn um Zukunftsfragen lösungsorientiert zu begegnen, brauchen wir in unserer Gesellschaft alle Talente mit ihren unterschiedlichen Perspektiven. Mehr Details zum Programm gibt es hier. Das große Treffen der MINT-Community ist gleichzeitig der Startschuss für das gleichnamige Themenjahr Diversität.

Was ist MINTvernetzt?

Die Service- und Anlaufstelle für MINT-Akteur:innen in Deutschland Die MINT-Vernetzungsstelle, kurz MINTvernetzt, ist das Dach für die außerschulische MINT-Bildung in Deutschland. MINTvernetzt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von Mitarbeitenden der Körber-Stiftung, der matrix gGmbH, dem Nationalen MINT Forum e.V., dem Stifterverband und der Universität Regensburg als Verbund gemeinsam umgesetzt.

Mit MINTvernetzt schaffen wir ein Netzwerk für die MINT-Bildungslandschaft, das bestehende Initiativen und Akteur:innen aktiv einbindet und unterstützt. Wir wollen daran mitwirken, dass MINT-Akteur:innen sich als Gemeinschaft begreifen, für ihr Engagement und ihre Leistungen mehr Sichtbarkeit bekommen und ihr Angebot noch stärker mit schulischen Aktivitäten verzahnen können. Gemeinsam mit der Community werden wir Impulse für neue Themen, innovative Angebote und diversere Zielgruppen setzen, um zusammen eine bessere MINT-Bildungslandschaft zu schaffen.

Warum Diversität? Als MINTvernetzt sind wir davon überzeugt: Wir brauchen mehr Diversität in der MINT-Bildung. Denn zum einen brauchen wir als Gesellschaft alle Talente mit ihren unterschiedlichen Perspektiven, um Innovationen zu gestalten und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Zum anderen wollen wir für alle Kinder und Jugendlichen einen Zugang zu praxisnaher und sinnstiftender MINT-Bildung geben, um ihnen gesellschaftliche Teilhabe und gleichwertige Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

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Berlin. Rund ein Fünftel der Viertklässler:innen in Deutschland kann nicht richtig lesen. Im Kompetenzbereich Orthografie fallen die Ergebnisse bundesweit am schlechtesten aus. Hier verfehlen rund ein Drittel die Mindeststandards. Über 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler konnten am Ende der vierten Klasse einfache mathematische Aufgaben nicht lösen. Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 attestierten den Grundschüler:innen in fast allen Bundesländern einen signifikanten Leistungsabfall. Auf diese Entwicklungen hat die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) nun reagiert und ein Zehn-Punkte-Papier zur Verbesserung der Schulqualität vorgelegt.

Die Wirtschaft braucht junge Nachwuchskräfte mit einer soliden Grundbildung, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der Welt am Sonntag. „Alle Studien zur Schulqualität sind aber alarmierend“. Die BDA empfiehlt daher ein systematisches Monitoring der Schulleistungen. Das Thema sei auch für die Arbeitgeber:innen „von höchster Relevanz“ sowie für „unsere ganze Gesellschaft und ihre Zukunftsfähigkeit“. 

Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Schulqualität haben die Arbeitgeber:innen in ein Zehn-Punkte-Papier gegossen. Nötig sei ein bundesweites Mindestniveau mit Grundkompetenzen in Deutsch und Mathematik. Jugendliche mit schlechten Startchancen müssten intensiv begleitet werden. Um diesem Vorhaben zu entsprechen, schlägt die BDA unter anderem vor, die vorschulische Qualität durch Sprachfördermaßnahmen auszubauen. Schulen in ungünstiger sozialer Lage sollen dem Papier zufolge zusätzliche Ressourcen erhalten. Zur Lehrkräftegewinnung werden unkonventionelle Wege vorgeschlagen. Künftig müsse möglich werden, dass Lehrerinnen und Lehrer nur ein Fach unterrichten, sowie der Wechsel zum sogenannten Master of Education nach einem anderen Bachelor. Auch müssten die von der Kultusministerkonferenz vereinbarten Lernziele kontinuierlich überprüft und verbindlich umgesetzt werden.

“Seit Jahren kennen wir die Problematik, jeder Vorschlag zur Verbesserung der Situation ist willkommen - und doch gelingt es uns immer noch nicht, gegenzusteuern", betont Generalsekretär der Bildungsallianz des Mittelstands Professor Dr. Martin Wortmann. Lehrermangel, die geringe Attraktivität dieses so wichtigen Berufs und die sich nur schleppend verbessernde hochschulische Ausbildungsqualität der Lehrerinnen und Lehrer sowie die häufig realitätsfernen Curricula in Schulen und Hochschulen sind klare Indikatoren einer düsteren Bildungszukunft. "Deutschland braucht deshalb eine neue grenzüberschreitende Denke für Bildungsstandards, Didaktik und Pädagogik und letztendlich auch Managementstandards in den öffentlichen Schulverwaltungen”, so Wortmann. Das können wir nur gemeinsam schaffen.

Berufsberatung
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Die Schulzeit geht schnell vorbei und plötzlich müssen sich viele Schüler:innen die Frage stellen: Was nun? Wie geht es jetzt weiter und welche Möglichkeiten habe ich? Jeder Mensch hat unterschiedliche Persönlichkeiten, Interessen und Vorstellungen, wie er seine berufliche Zukunft gestalten möchte. Die Agentur für Arbeit arbeitet oft eng mit den Schulen zusammen, gibt erste Perspektiven für junge Menschen und soll einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung und Erwerbsleben ermöglichen. In unserem ersten Beitrag der Themenwoche Berufsberatung haben wir euch bereits die wichtigsten Infos zur Berufsberatung zusammengefasst. In diesem Artikel erfahrt ihr kurz und gebündelt, welche Möglichkeiten es für Schüler:innen nach dem Schulabschluss gibt. 

  1. Au-Pair: Als Au-Pair verbringt man mindestens ein Jahr bei einer Gastfamilie im Ausland. Die Familie wird von dem Au-Pair unterstützt, indem es bei der Kinderbetreuung sowie bei leichten Haushaltsaufgaben mithilft. Die Unterkunft ist gleichzeitig der Arbeitsplatz. Das beliebteste Ziel der Deutschen sind dabei die USA. Weitere Au-Pair Länder könnten aber auch Neuseeland, Australien oder Norwegen sein. 
  1. Ausbildung: Wenn man schnell Geld verdienen möchte, ist eine Ausbildung genau das Richtige. In Deutschland gibt es mehr als 300 anerkannte Ausbildungsberufe, für jeden Schulabschluss ist etwas dabei. Die betriebliche Ausbildung findet dabei an zwei Orten statt: in der Berufsschule und im Betrieb. Vor dem Ausbildungsbeginn schließt man mit dem Ausbilder einen Vertrag ab. In diesem werden, wie in einem herkömmlichen Arbeitsvertrag, Urlaubstage, Verpflichtungen, Arbeitszeit und Dauer festgelegt. Die Ausbildung lässt sich auch im Ausland absolvieren, dazu braucht es allerdings zusätzliche finanzielle Absicherung, eine Unterkunft sowie Sprachkenntnisse (B2) in der Amtssprache. Es lassen sich, neben der Berufsberatung, auch Tests machen, welche Ausbildung zu einem passen könnte.
  1. Auslandsaufenthalt: Nach dem Abitur beispielsweise können Schüler:innen auch erstmal eine Lernpause nehmen und ins Ausland gehen. Dort können eventuell erste berufliche Erfahrungen gesammelt oder kleine Jobs ausgeübt werden. Work and Travel ist eine bekannte Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten und gleichzeitig eine Unterkunft zu bekommen. Dies kann man auch während der Oberstufenzeit tun, nach Absprache mit Lehrern und Eltern.
  1. Berufsvorbereitende Maßnahmen: Die Schulzeit ist bald um und man weiß überhaupt nicht, wie es weitergehen soll oder welcher Beruf eines Tages mal ausgeübt werden soll? Berufsvorbereitende Maßnahmen (BvB) sind in diesem Fall das Richtige. Diese Maßnahmen kann man entweder allgemein oder in einem bestimmten Bereich absolvieren. Schüler:innen erlernen die eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Kenntnisse besser einzuschätzen. Sie entdecken Berufe, von denen man zuvor noch nichts kannte und werden dabei von Lehrkräften oder Sozialpädagogen begleitet. Der Hauptschulabschluss lässt sich währenddessen auch nachholen. 
  1. Duales Studium: Das duale Studium kombiniert zwei Dinge. Das Arbeiten in einem Unternehmen und die Teilnahme an klassischen Vorlesungen und theoretischem Wissen an einer Hochschule, Fachhochschule oder Berufsakademie. Dabei lernen die Studierenden, ähnlich wie bei einer Ausbildung, die Praxis kennen, aber auch gleichzeitig viel aus der Theorie. 
  1. Freiwilligendienst: Im Freiwilligendienst kann man als ehrenamtlicher Mitarbeiter einer Einrichtung einen Teil zum Wohl der Gesellschaft beitragen. Ebenfalls lässt sich die Zeit parallel noch nutzen, um erste Erfahrungen in einem Berufsfeld zu sammeln. In der Regel dauert die Zeit des Freiwilligendienstes ein Jahr. 
  1. Freiwilliges Ökologisches Jahr: Das freiwillige ökologische Jahr steht ganz im Zeichen der Natur. Die Arbeit ist freiwillig, ohne Vergütung, in einem naturbezogenen Beruf wie der Forstwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung oder Umweltbildung. Wenn junge Erwachsene zwischen 16 und 26 sind, ist das eine Möglichkeit für sie. 
  1. Freiwilliges Soziales Jahr: Ähnlich wie zum FÖJ ist das Freiwillige Soziale Jahr etwas, was man nach der Schule absolvieren kann, um sich in einem sozialen Bereich zu engagieren wie beispielsweise in der Pflege. Das FSJ beginnt immer am 01.08. und geht in der Regel 12, bei Sonderfällen auch 18 Monate.
  1. Sprachreisen: Wenn Sprachen lernen und neue Kulturen entdecken für deine Schüler:innen das Richtige ist, empfehlen wir eine Sprachreise, bei der man viel neues lernen kann. 
  1. Studium: Wenn deine Schul Absolventen die Fachhochschulreife oder ein Abitur haben, können sie ein Studium absolvieren, welches mindestens drei Jahre dauert. Das ist in der Regel mit höheren Kosten verbunden, man lernt einiges an Theorie, bevor ins Berufsleben gestartet wird!

Neben der klassischen Ausbildung oder einem Studium gibt es noch weitere unzählige Möglichkeiten, was Schüler:innen nach ihrer Schule tun können, um Erfahrung und Wissen zu sammeln. Daher ist es wichtig, bereits in der Schule die Möglichkeiten den Schüler:innen näher zu bringen. Wird in eurer Schule die Frage nach dem, was eigentlich danach kommt” ausreichend thematisiert? Schreibt es uns gern in die Kommentare!

Berufsberatung
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Gedichte in drei Sprachen interpretieren können, aber keine Ahnung, wie man eine Steuererklärung abgibt? So oder so ähnlich lautet eine oft vorgetragene Kritik an unserem Bildungssystem. Dabei muss man den Wert humanistischer Bildung keineswegs gegen die Vorbereitung auf lebenspraktische Fragen ausspielen. Tatsache ist jedoch, dass unser Schulwesen erstaunlich wenig für die Vorbereitung auf das Leben und bestehen in unserem Wirtschaftssystem tut. Wir werfen im Rahmen unserer Themenwoche "Berufsberatung" einen Blick auf die Thematik.

Beim Begriff Finanzen denken viele als erstes an Derivatehandel, Zockerei und Börsencrash. Dabei schließt das Thema eine Reihe von Aspekten ein, die von der Wahl des richtigen Girokontos, über Mietrecht, Versicherungen (was brauche ich, was nicht?) bis hin zur Altersvorsorge reicht. Bei der Vermittlung von Finanzbildung an Schulen geht es also nicht darum, kleine Kapitalist:innen heranzuziehen, sondern mündige Verbraucher:innen, die in der Lage sind, auch bei den genannten Themen zwischen Lockangeboten und Abzocke zu unterscheiden sowie unwichtige oder sogar schädliche von sinnvollen Entscheidungen zu trennen.

Wer kennt nicht die folgende Situation: Ein neuer Laptop oder ein neues Handy muss her. Man liest sich durch Rezensionen, vergleicht verschiedene Hersteller und sucht sich dann das passende Angebot beim günstigsten Händler. Wir investieren Zeit und Mühe, um bloß nicht zu viel zu zahlen oder das falsche Gerät zu kaufen, dessen Erwerb wir womöglich später bereuen. Anders gehen die meisten vor, wenn es um das Girokonto oder die Altersvorsorge geht. Meist bleibt man bei der Bank, bei der schon die Eltern sind, ohne auf monatliche Kontoführungsgebühren oder Auslandsentgelte zu achten. Ein Kontowechsel ist schließlich kompliziert und “man weiß ja nie", wo möglicherweise ein Haken ist. Dasselbe ist bei Abschlüssen der privaten Altersvorsorge zu beobachten: Statt sämtliche Angebote zu vergleichen, wird häufig einfach abgeschlossen, was freundliche Berater:innen in der Filiale empfehlen. Schließlich weiß man da, woran man ist und so schlecht kann der bekannte Name ja nicht sein. Auf eigenständige Recherche wird meist verzichtet, was auf lange Sicht tausende, häufig sogar zehntausende Euro Unterschied machen kann. 

Selbiges gilt für teure oder unnötige Versicherungen. Laut Stiftung Warentest sind die Deutschen mit durchschnittlich sechs verschiedenen Versicherungen – auch im europäischen Vergleich – hoffnungslos überversichert. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen, die Wertpapiere besitzen, mit 18,3 Prozent vergleichsweise niedrig. Dabei gilt es mittlerweile als Konsens, dass Aktien und Immobilien (nicht nur) in Zeiten von Inflation und unsicherer Rentenkassen in Zukunft immer mehr zu einer notwendigen Säule der Altersvorsorge werden. Warum also überlassen wir beim Thema Finanzen das Denken meist den anderen?

Eine nicht unwesentliche Ursache dürfte der schwierige Stand sein, den die Finanzbildung in den Lehrplänen hat. Laut der Jugendstudie des Bankenverbands aus dem Jahr 2021, gaben 68 Prozent der befragten 14- bis 24-Jährigen an, “nicht so viel” bzw. “so gut wie nichts” in der Schule zu Wirtschaft und Finanzen gelernt zu haben. Zwar wird unser politisches System sowie die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft in der Schule vermittelt, doch praktische Bezüge (Stichwort Konsumentenbildung) bleiben dort in aller Regel ausgeklammert. 

Woran hakt es und wie kann es in Zukunft besser laufen? Lehrer-News hat nachgefragt bei Franziska Händschel, Leiterin von Finanztip Schule. Bei Finanztip Schule handelt es sich um die Bildungsinitiative der gemeinnützigen Finanztip Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, finanzielle Allgemeinbildung an deutschen Schulen zu stärken.

Lehrer-News: Wie ist der Stand der Finanzbildung an Schulen und der Verbreitung von finanziellem Wissen in der Gesellschaft?

Franziska Händschel

Händschel: Es gibt viele Studien, die im Kern zum gleichen Ergebnis kommen: Um die Finanzbildung ist es schlecht bestellt. Das betrifft Schule im Besonderen, aber auch die Gesellschaft im Allgemeinen.

Laut Schufa Jugend-Finanzmonitor 2022 hat nur jeder vierte 16-bis 25-Jährige sein Finanzwissen in der Schule erworben. Im Schnitt benoteten die Befragten ihr Finanzwissen mit einer 3,3. Vor allem in den Bereichen Kredite und Altersvorsorge fielen die Selbsteinschätzungen sehr negativ aus.

Unsere Finanzwissen-Studie hat gezeigt: Diese Defizite sind real. Nur die Hälfte der Studienteilnehmer beantwortete damals mindestens 50 Prozent der Fragen richtig. Die Jüngeren schnitten dabei schlechter ab als die Älteren. So wussten beispielsweise nur 28 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, aber 65 Prozent der 50- bis 69-Jährigen, wann Dispozinsen anfallen. Erfahrungswissen machte am Ende den Unterschied.

Lehrer-News: Was hält Menschen eurer Einschätzung nach davon ab, sich selbst mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen?

Händschel: Anders als Essen oder Reisen ist Geld oft nichts, worüber Menschen in Gesellschaft gerne sprechen. Damit fehlt uns oft der Erfahrungsaustausch. Hinzu kommt die wahrgenommene Komplexität. Schon der Begriff „Finanzen“ schreckt viele ab. Dabei müssen Geldthemen gar nicht kompliziert sein. Das hat Finanztip bereits bewiesen und Finanzen anschlussfähiger gemacht. 

Bislang ist Finanzwissen also etwas, das wir vorwiegend außerhalb des schulischen Rahmens erwerben. Das ist problematisch, weil sich Wohlstandsunterschiede dadurch verstärken. Schule als neutraler Boden kann zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen.

Lehrer-News: Was sind eurer Einschätzung nach die wichtigsten Themen, die auf die Lehrpläne gehören?

Händschel: Gehen wir danach, wo die größten Defizite bestehen, dann sind das: Verschuldung durch unbedachten Konsum, Risiken bei der Geldanlage – zum Beispiel bei Krypto-Anlagen –, finanzielle Vorsorge für Berufsunfähigkeit und Alter. Orientieren wir uns an dem, was junge Leute fordern, dann ist auch die Steuererklärung ganz vorn mit dabei. Erweitern wir unseren Radius, sind wir außerdem schnell bei den finanziellen Chancen unterschiedlicher Jobs und auch beim Thema Selbstständigkeit.

Die Liste an Themen ist also lang. Was aus unserer Sicht wirklich zählt, sind aber gar nicht einzelne Themen. Wichtiger ist es, dass wir jungen Leuten schon früh einen Zugang zu Geldthemen vermitteln und sie zu einem reflektierten Umgang mit Geld anregen. Das ist die Basis für alles andere.

Lehrer-News: Was muss getan werden, um das Thema Finanzbildung in der Schule weiter zu stärken?

Händschel: Wir haben einen erheblichen Mangel an Lehrkräften in Deutschland. Gleichzeitig bestehen von vielen Seiten Forderungen, bestimmte Themen stärker im Schulunterricht abzubilden – finanzielle Bildung ist nur eines davon. Digitaler werden soll der Unterricht auch noch. Das zeigt, vor welchen Herausforderungen unser Bildungssystem steht und welcher Druck auf unseren Lehrerinnen und Lehrern lastet.

Um Themen wie finanzielle Bildung flächendeckend in die Schulen zu bringen, muss Raum dafür geschaffen werden und eine gezielte Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte erfolgen. Dafür braucht es die Politik – umso erfreulicher ist es, dass das BMBF nun an einer nationalen Strategie zur ökonomischen Bildung arbeitet.

Bis wir hier Ergebnisse sehen, konzentrieren wir uns weiter darauf, diejenigen Lehrkräfte zu unterstützen, die schon heute finanzielle Bildung in die Schulen tragen. Wer Finanzwissen einfach und alltagsnah im Unterricht vermitteln möchte, findet auf www.finanztip.schule passende Unterrichtsmaterialien inklusive Stundenentwurf zum kostenlosen Download. Da wir stetig neue Angebote ausloten, sind Impulse und Feedback aus unserer Lehrkräftecommunity für uns bedeutsam und richtungsweisend.

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

Wie seht ihr die Vermittlung von Finanzkompetenz im Unterricht? Gibt es an eurer Schule ein entsprechendes Angebot, oder mangelt es dem Lehrplan schlichtweg an Raum für diese Themen? Wünscht ihr euch mehr Unterstützung in diesem Bereich? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Zwei Materialien schon mal vorweg: Ein Einstieg in das Thema Finanzvermittlung an Schulen bietet dieses Video: 

Und im folgenden Beitrag wird euch erklärt, wie ihr euren Kindern / Schülern ganz einfach ein paar basale Dinge mit auf den Weg geben könnt: 

Berufsberatung
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Mehr als ein Drittel aller Betriebe konnten 2021 laut DIHK nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Demnach blieben 63.200 Ausbildungsstellen unbesetzt, so viele wie noch nie. Eine Lücke, die zeitversetzt den Mangel an Fach- und Arbeitskräften in Deutschland zusätzlich verschärfen wird. Neben dem demographischen Wandel, dem Trend zu höheren Schulabschlüssen und einem zunehmenden Akademisierungsgrad, ist der Bewerbermangel auch eine Folge der Corona-Pandemie. Aktuelle Studien haben zwar kürzlich gezeigt, dass immer mehr Abiturient:innen sich nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung entscheiden, doch genügt dieser Zuwachs nicht, um dem eklatanten Azubi-Mangel entgegenzuwirken. Zwei Branchen sind besonders stark von diesen Entwicklungen betroffen. In unserem Beitrag zeigen wir euch, welche das sind und beleuchten die Ursachen, Folgen und potentielle Lösungsansätze, um mehr Nachwuchs für eine Berufsausbildung zu begeistern und ihren Ruf wieder attraktiver zu machen. 

Im vergangenen Jahr wuchs der Anteil der Firmen, die nicht alle offenen Lehrstellen besetzen konnten, auf 42 Prozent – ein Allzeithoch. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 hatte der Anteil der Firmen noch bei 32 Prozent gelegen. Das bedeutet einen Anstieg um 10 Prozentpunkte in nur drei Jahren über alle Branchen hinweg. Das Problem ist zum einen struktureller Art: 2035 werden dem Arbeitsmarkt drei Millionen Menschen weniger zur Verfügung stehen, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Dafür sorgen die geburtenstarken Jahrgänge in den 60er-Jahren, die bis dahin in Rente gehen werden. Hauptsächlich verantwortlich für die unbesetzten Ausbildungsplätze sei jedoch, dass es immer häufiger gar keine Bewerbungen gibt. Das galt im vergangenen Jahr für 36 Prozent der Fälle, 2018 waren es 30 Prozent. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass immer mehr junge Menschen sich dafür entscheiden, höhere Schulabschlüsse wie das Abitur oder das Fachabitur zu erlangen. Bereits 51 Prozent eines Jahrgangs schließen mittlerweile mit der allgemeinen Hochschulreife ab. Damit einher geht die Studienberechtigung, die für viele Schüler:innen besonders verlockend ist, sie an die Hochschulen bringt und dafür sorgt, dass die klassische Berufsausbildung – das Erfolgsmodell durch Zusammenspiel von Betrieb und Berufsschule – an Ansehen verliert. 

Dabei hat eine Studie kürzlich gezeigt, dass immer mehr Abiturienten sich nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung entscheiden. In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil derjenigen, die mit dem Abitur eine duale oder schulische Ausbildung beginnen, von 35 Prozent im Jahr 2011 auf 47,4 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. “Von einer mangelnden Attraktivität der Berufsausbildung für Abiturientinnen und Abiturienten kann keine Rede sein”, teilt Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie und Autor der Studie, mit. Vielmehr sei der Rückgang damit verbunden, dass Jugendliche mit einer geringeren Schulbildung, trotz Fachkräftemangel und zahlreicher unbesetzter Ausbildungsplätze immer schlechtere Chancen haben, eine Ausbildungsstelle zu finden. Diese Gruppe gerate “mehr und mehr ins Abseits”, mahnt Clemens Wieland, Bildungsexperte der Bertelsmann Stiftung. Zwischen 2011 und 2021 hat sich der Anteil der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss, die eine Berufsausbildung beginnen, um ein Fünftel verringert. Die Studie des Ausbildungsmonitors der FiBS kommt deshalb zum Fazit “Nicht die Akademisierung ist das Problem des Ausbildungssystems, sondern die mangelnde Integration von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung”. Achim Dercks, DIHK Hauptgeschäftsführer, führt die Schere zwischen Ausbildungsangeboten und nachfragenden Jugendlichen aber auch auf die Corona-bedingten Einschränkungen zurück. Denn dadurch seien Berufsorientierung, Berufsberatung und Ausbildungsplatzsuche deutlich schwerer geworden. Die Berufsberater der Arbeitsagenturen kamen nicht mehr in die Schulen, Ausbildungsmessen und Betriebspraktika mussten komplett abgesagt werden. "Das hat bei vielen Jugendlichen die Orientierungslosigkeit verstärkt", sagte Dercks.

Handwerk und Pflege im Notstand

Vor allem im Handwerk bleiben massenhaft Lehrstellen unbesetzt. “Das Handwerk bietet derzeit noch rund 30.000 Ausbildungsplätze mit besten Zukunftschancen", erklärt der Zentralverband des Deutschen Handwerks. In einer Umfrage des Handwerksverbands, gaben 27 Prozent der Handwerksbetriebe an auszubilden. Dieser Wert würde allerdings ohne den Bewerbermangel deutlich höher liegen, hieß es. Jeder zweite Handwerksbetrieb gab an, keine passenden Bewerber:innen für offene Ausbildungsplätze zu finden. Auf Seiten der Arbeitgeber wird das mit der Verschlechterung der Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten von Ausbildungsanfängern in den vergangenen zehn Jahren begründet. Dem Handwerk fehlen derzeit bereits mehrere Hunderttausend Fachkräfte. Diese Lücke drohe sich in den nächsten Jahren noch einmal zu vergrößern. “Wie digital, jobsicher und vor allem sinnstiftend das Handwerk ist, davon erfahren Jugendliche in den Schulen und besonders in Gymnasien bislang nur unzureichend, weil es noch keine bundesweit flächendeckende Berufsorientierung zu den Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Fortbildung gibt” betont der neue Handwerkspräsident Jörg Dittrich. Außerdem hat das Handwerk schon lange ein Image-Problem. Harte Arbeitszeiten, Knochenjob, schlechte Bezahlung - all das schreckt die jungen Generationen ab. Hinzu kommt: “Viele junge Menschen glauben, wenn sie zum Beispiel Bäcker werden, bleiben sie das ein Leben lang. Dieser Gedanke schreckt die heutige Jugend ab”, erklärt der Generationenforscher Rüdiger Maas. Zudem lassen sich in handwerklichen Ausbildungsberufen große Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen. Frauen sind in handwerklichen Ausbildungen unterrepräsentiert. Nur jede fünfte Stelle ist demnach mit einer Auszubildenden besetzt. 

Keine Zeit, sich wirklich um Patienten kümmern zu können, provoziert einen massiven Pflegenotstand. Zugegeben, das Image-Problem in der Pflege ist bereits seit längerem bekannt. An den Auszubildenden gehen diese Zustände nicht spurlos vorbei. Einerseits haben 2021 56.399 Menschen eine Ausbildung in der Pflege begonnen. Das sind 5 Prozent mehr als 2020. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, ist aufgrund dieser Zahlen vorsichtig optimistisch: „Alles, was 5 Prozent mehr ist, freut uns natürlich“. Um die Entwicklung der Ausbildung in der Pflege vollständig beurteilen zu können, müsse man jedoch auch berücksichtigen, wie viele Leute die Ausbildung nicht abschließen. Schaut man sich die Abbrecherquoten in der Pflege an, dann fällt durchaus auf, dass diese signifikant höher sind als in anderen Bereichen. Rund 20 bis 25 Prozent eines Jahrgangs schließen laut Vogler ihre Ausbildung nicht ab. „Ganz oft merken Auszubildende: Das ist ihnen zu komplex, die Ausbildung ist zu schwierig. Das ist ein Grund, warum abgebrochen wird. Und auch tatsächlich ist die Situation der psychischen Belastung, die ja zum Beruf gehört“, erklärt Vogler. Komplexe Gründe, die dringend Lösungen brauchen. Denn bereits jetzt ist der Personalmangel in der Pflege immens.

Die beruflichen Bedürfnisse der Generation Z verstehen 

Generell müsse es bei der Kommunikation mit der jungen Generation (Generation Z) eine andere Ansprache geben, als an frühere Generationen. "Die Generation der ‘Boomer’ war froh, überhaupt einen Job zu haben", sagt Gregor Wendler, Referent für Ausbildungsmarketing an der IHK Berlin. Die junge Generation hat ein großes Sicherheitsbedürfnis. Viele bleiben lieber weiter an der Schule, um Abitur zu machen, als sich in einem Beruf auszuprobieren. Wichtig sei es, die Generation Z durch Praxis zu mobilisieren – aber dafür müsse man sie erst mal erreichen. Hinzu kommt, dass sie etwas mitgestalten und sich mit dem Arbeitgeber identifizieren will. Auch die Anforderungen an die Kommunikation hätten sich gewandelt. Mitglieder der Generation Z wollten auf Augenhöhe einbezogen werden. Angehörige der Generation Z bevorzugen emotionale Inhalte mit kurzen Videos und Erfahrungsberichten. Arbeitgeber sollten außerdem auf der Homepage die Werte des Unternehmens nach außen tragen. Nachhaltigkeit, Diversity und Teamwork sind bedeutsam für die Generation Z. Lehrer:innen können dafür sorgen, dass die Berufsorientierung in ihren Klassen umfassender thematisiert wird. Das gelingt zum Beispiel mit verpflichtenden Berufsorientierungsprogrammen und zwar über sämtliche allgemeinbildende Schularten hinweg, um so auch mehr Abiturient:innen für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern. Darüber hinaus kann dieses Angebot durch die Zusammenarbeit von Lehrer:innen und Berufsberater:innen der Beratungs- und Informationsstellen der Arbeitsagentur und dem Besuch von Berufsmessen erweitert werden.

Um handwerkliche Ausbildungen attraktiver zu machen, sollen auch Quereinsteiger verstärkt angesprochen werden. Es gebe bereits spezielle Beratungsangebote an Hochschulen, sagte Philipp Kaczmarek, Sprecher der Handwerkskammer Dortmund. Zu den innovativen Ansätzen zählen die stärkere Verbindung von Handwerk und Studium, mit der auf die höheren Bildungsabschlüsse reagiert werden soll. Der Generationenforscher Maas sagt diesbezüglich: “Generell müssen Betriebe mit der Zeit gehen: neue Wege gehen, vielleicht mehrere Branchen und Disziplinen vereinen. Es hat sich in den letzten Jahren zu wenig getan”. Mit der Zeit gehen ist hier das richtige Stichwort. Dazu zählt ebenfalls eine ansprechende Social Media Präsenz, zum Beispiel auf Instagram oder TikTok. Denn dort ist genau die Zielgruppe vertreten, die angesprochen werden sollte – junge Menschen, die eben auch potenzielle Azubis im Handwerk sein können. Über Social Media werden vielleicht keine direkten Bewerbungen eingehen, aber man steigert die Sichtbarkeit des Betriebs und somit eventuell auch die Anfragen. In jedem Fall macht man sich damit bekannter und hat eine größere Chance auf eine breite Reichweite. Ein weiteres Modell, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sind Ausbildungen in Teilzeit. “Das ist insbesondere für Rückkehrer aus der Elternzeit interessant”, sagte Kaczmarek. Noch sei die Teilzeitausbildung nicht weit verbreitet. 

Dabei gibt es vielseitige nationale und internationale Förderprogramme, mit denen die Bedürfnisse junger Menschen gefördert werden. So sei an dieser Stelle das  Programm AusbildungWeltweit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erwähnt. Dieses ermöglicht seit 2017 internationale Lernaufenthalte während der Berufsausbildung, zum Beispiel in Kanada oder Neuseeland. Ergänzt wird dieses Angebot durch das EU-Programm für Auszubildende Erasmus+. Auslandserfahrungen verbessern nicht nur die Karrierechancen. Die Auszubildenden werden eigenständiger, kreativer und flexibler. Sie verbessern ihre Sprachkenntnisse und lernen andere Kulturen kennen. Das sind Erfahrungen, die ihnen keiner mehr nehmen kann.

Möchtet ihr das Thema Ausbildung stärker in den Unterricht einbinden und eure Schüler:innen bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsberuf unterstützen? Dann könnte das Erkundungstool Check-U von planet-beruf für euch interessant sein. Hier werden die Schüler:innen in vier verschiedenen Bereichen (Fähigkeiten, Soziale Kompetenzen, Interessen und Berufliche Kompetenzen) getestet und bekommen mit dem Testergebnis Vorschläge zu Ausbildungsberufen, die auf sie zugeschnitten sind.

Berufsberatung
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Die Arbeitswelt, in der wir uns bewegen, ist im ständigen Wandel. Bedingt durch Innovationen und gesellschaftliche Entwicklungen kommt es zu industriellen Revolutionen, die unsere Arbeitsweisen und dazugehörige Bedingungen verändern. Gerade befinden wir uns in einer neuen, vierten Phase: Die Formung des Arbeitsmarktes 4.0, der moderne Arbeit im Zeichen der Digitalisierung und Humanisierung vorsieht und Modelle für ‘Digital Natives’ schafft, die Technologie als Arbeitsvoraussetzung sehen. Gemeint ist damit jene Generation, die im vernetzten Zeitalter des 21. Jahrhunderts digital aufgewachsen ist. Schulische Medienbildung soll diese Grundkenntnisse für deren berufliche Zukunft ausbauen. Was aber genau fordert der Arbeitsmarkt 4.0 für Kompetenzen von zukünftig Beschäftigten, und welche Kehrseiten bringen digitalisierte Arbeitsabläufe, künstliche Intelligenzen oder Roboter mit sich, die uns mehr und mehr von Aufgaben befreien? Diese und weitere Fragen wollen wir im Rahmen unserer Themenwoche zur Berufsberatung im folgenden klären.

Eine digitale Revolution

Mit Beginn des Industriezeitalters um 1800 entstand aus maschineller Produktion und Fabrikation der erste Arbeitsmarkt, der menschliche Schaffenskraft erstmals durch maschinelle Reihenfertigung ersetzte. Statt Dampfmaschinen hat der Arbeitsmarkt 4.0 von heute die Digitalisierung auf seiner Seite. Seitdem es Computer gibt, unterliegt die Unternehmenswelt der Automatisierung von Firmenprozessen. In den 1970er Jahren durchzogen Elektronik und IT den Arbeitsalltag und waren schnell nicht mehr wegzudenken. Programmierbare Steuerungen, die ersten Rechenmaschinen, Großraumbüros. Daraus bildete sich kürzlich ein neuer Zweig: Die Remote-Arbeit aus dem privaten Home Office. 

Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Grünbuch Arbeiten 4.0, Berlin 2015

„Arbeit 4.0“ und „New Work“

“Geregelte Arbeitszeiten, unbefristete Arbeitsverträge und klar definierte Strukturen im Job haben” – Berufseinsteigende haben konkrete Vorstellungen, wie sie arbeiten möchten, meint Arbeitsexperte Christian Scholz. Es herrsche ein neues Selbstverständnis in Bezug auf Arbeit im Allgemeinen. Persönliche Entfaltung und Gesundheit sollen zunächst über Produktivität stehen und auch die Vermischung von privatem oder beruflichem Leben findet kaum noch Anklang. Moderne Arbeitsformen, die sich nach dem New-Work-Ansatz ausrichten, sind daher immer gefragter. Dazu gehören eine durchgängige Digitalisierung und flexibel geschnürte Arbeitszeitkontingente vonseiten der Unternehmen, mit welchen Arbeitnehmer:innen eigenverantwortlich umgehen. Geradezu kein Sektor bleibt davon befreit, dem Arbeitsmarkt 4.0 gerecht zu werden. Es zeigt sich: New Work und die Arbeitswelt 4.0 von morgen sind kaum differenzierbar – Arbeitsbedürfnisse müssen erkannt und zugehörige Kompetenzen wie Selbstorganisation dafür erlernt werden.

Veränderungen in der Arbeitswelt 4.0

Damals wie heute stehen Leistung und Effektivität im Fokus der freien Wirtschaft. Die Automatisierung der zukünftigen und schon heute gelebten Arbeitsweisen sehen vor allem Optimierung vor. Informatisierung und zeitgemäße Kommunikationsformen nehmen in der Industrie 4.0 eine zentrale Stellung ein, womit ganz neue Rahmenbedingungen einhergehen: Digitale Transformation schafft Voraussetzung für die Nutzung algorithmischer Systeme, ermöglicht Big Data Analysen, Cloudcomputing und connectet Arbeitnehmer:innen in Teamchannels. Gleichzeitig verschmilzt dabei die Effizienz mit Schonung von Ressourcen: Körperliche und kognitive Entlastung für die Beschäftigten, mehr Mobilität und Flexibilität als auch zielgerichtete Strategien sind Zeichen der neuen Arbeitsphilosophie. Dadurch gewonnene Kreativität und Social Skills sind hierfür ein Wachstumstreiber. Das digitale Arbeiten hat damit der althergebrachten Akkordarbeit schon längst den Rang abgelaufen. Auch klassische Handwerksberufe und die Baubranche machen sich zunehmend schnellere Lösungsorientierungen mit digitalisierten Strukturen zu eigen. Die Digitalisierung beeinflusst jedoch, welche Berufe und Fähigkeiten künftig gefragt sind. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales machte folgende Beobachtung:

“Berufsfelder mit einem hohen Anteil an Routine sowie manueller Tätigkeit werden zunehmend automatisiert. Berufsfelder, bei denen es auf analytische Denkweise, Kreativität oder menschliches Miteinander ankommt, wachsen hingegen deutlich”.
Studiengemeinschaft Darmstadt: Weiterbildungstrends in Deutschland 2016. Studie von TNS Infratest Juni 2016.

Auch wenn die Digitalisierung von Berufsfeldern nun seit mehreren Jahren neue, vielversprechende Wege einschlägt, war dieser Begriff lange Zeit mit dem Verlust von Arbeitsplätzen in Verbindung gebracht worden. Wirtschaftsexper:tinnen prophezeiten die Ablösung des Menschen in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen und einen damit verbundenen Kontrollverlust. Die pandemiebedingten Umstände lockerten das Bild diesbezüglich auf, da orts- und zeitgebundenes Arbeiten war nicht länger umgänglich. Jüngst gemeldete Prognosen des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, dass bis zum Jahr 2035 mit einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots um 7,2 Millionen Erwerbstätigen zu rechnen sei. Schon heute ist der demografisch bedingte Fachkräftemangel vielerorts spürbar. Die Arbeit geht uns also nicht aus.

Diese Kompetenzen sind gefragt 

Digitale Strukturen stützen nicht nur die Arbeitswelt, sondern sind schon lange Element der Lebensrealität von Schülerinnen und Schülern, noch bevor sie sich auf dem Arbeitsmarkt beweisen müssen. Sie bringen eine ausgeprägte, sinnliche Erfahrungsbasis in technischen Handlungsweisen mit. Schulen als bildungsvermittelnde Instanzen sind in der Lage, diese zu erweitern und technische Mittel zur Verfügung stellen, um Zusammenhänge und Funktionsweisen vertiefend begreifbar zu machen. Informatische Bildung kann sich somit von der Primarstufe mit Lernspielen bis hin zu komplexen Programmiersprachen steigern – Lernen 4.0 sozusagen. Da in vielen Berufen interdisziplinär gearbeitet wird, ist Problemlösekompetenz eine der gefragtesten überhaupt. Offene Fragestellungen und das Arbeiten am gemeinsamen Gegenstand fördert nicht nur Teamfähigkeit, sondern auch ausschweifendes Denken. Statt starrer Strukturen wird flexibles kooperatives Zusammenarbeiten immer wichtiger: An diesem Punkt kann ein konstruktiver Unterricht ansetzen. Forscheraufgaben und Praxisbeispiele helfen dabei, sich in neuen Tätigkeitsbereichen zu erproben.

80 Prozent der Auszubildenden sind laut dem Ausbildungsreport 2019 des DGB der Meinung, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig sind.

Die Chancen von morgen auf dem Arbeitsmarkt 4.0

Der Arbeitsmarkt wird von schnellen Veränderungen bestimmt, das Tempo nimmt zu. Fortlaufend müssen wir hinterherkommen, uns mit diesem Wandel auseinandersetzen und neue Dinge erlernen, um mitzuhalten. Der Sammelbegriff für Technologien ‘Internet of Things’ macht deutlich, in welcher globalen Infrastruktur wir leben. Wir sind eine Informationsgesellschaft, die eine virtuelle Basis geschaffen hat, vernetzt zusammenzuarbeiten. Projektarbeit und Co-Working bestimmt heute ein Arbeitsverhalten, das nach sozialen Fähigkeiten verlangt. Der Arbeitsmarkt 4.0 delegiert Standardaufgaben an Cobots, löst Routinearbeit über Softwaretechnologien und schafft damit Zeit für Innovation und Work-Life-Balance. Junge Menschen haben somit Chancen auf einen Einblick in dadurch neu entstandene Berufsbilder – etwa Drohnenpilot:in oder 3D-Druck-Ingenieur:in. Für wen das nichts ist, der kann sich jedoch sicher sein: „Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, aber sie wird sich verändern – und zwar beständig“. 

In welcher Form bereitet ihr eure Schüler:innen auf die zukünftige Arbeitswelt vor? Schreibt uns gerne in die Kommentare, welche Kompetenzen für das berufliche Leben in eurem Unterricht gefördert werden!

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YoloMio- neue Videoplattform für den Ausbildungsmarkt

Ausbildungsplatzsuche neu gedacht – das ist die Idee hinter YoloMio, einer Videoplattform, die sich speziell an Schulabgänger und Schulabgängerinnen richtet. YoloMio ist als App und im Web verfügbar und verbindet Bingewatching mit dem für Absolventen und Unternehmen gleichermaßen wichtigen Thema Ausbildungsplatz - bzw. Nachwuchssuche: Unternehmen bieten ihre Ausbildungsplätze, Dualen Studiengänge und Jobs zum Direkteinstieg nicht mit den üblichen Stellenanzeigen an, sondern mit kurzweiligen und informativen Videos, wie Jugendliche sie lieben.

Recruiting-Plattform,die Unternehmen und Schulabgänger:innen zusammenbringt

Das Thema Berufswahl ist für viele junge Menschen nicht einfach, schließlich ist das Angebot schier unüberschaubar und die Orientierung oft mühsam. YoloMio möchte hier unterstützen und Ausbildungsplätze auf unkomplizierte, unterhaltsame und trotzdem informative Weise vorstellen. Die Plattform ist werbefrei und für die Schülerinnen und Schüler kostenfrei und ohne Registrierung nutzbar.

EinfacheHandhabung und emotionale Ansprache

Arbeitgeber:innen können ihre Recruiting-Videos mit nur wenigen Klicks hochladen. Sieentscheiden unter welcher Rubrik und in welchem Radius das Videoerscheinen soll. Besondere Voraussetzungen für die Videos gibt es nicht. Kurz und vor allem authentisch sollen sie sein, Videoproduktionsunternehmen sind nicht nötig. Ganz im Gegenteil: Videos von Auszubildenden für Auszubildende sind oft vielemotionaler als Hochglanzproduktionen und geben einen wesentlich besseren Einblick in die Unternehmen und die Menschen, die dort arbeiten. Damit ist die Plattform für auch für kleine und mittlere Unternehmen geeignet.

ModernesAngebot von etabliertem Fachverlag

Hinter der Plattform steht der etablierte Ritterbach Verlag aus Erftstadt bei Köln. Als Fachverlag für Lehrer:innenfortbildung und praxisorientierte Berufsorientierung verbindet er seit vielen Jahren die Schulwelt mit der Arbeitswelt. Gemeinsam mit berufsberatenden Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern hat der Verlag die neue Plattform entwickelt, die nun seit kurzem online ist.

YoloMiogibt es in den App-Stores für Android und iOS sowie unter www.yolomio.de.

Berufsberatung
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Die meisten Schüler:innen widmen sich während ihrer Schullaufbahn voll und ganz dem Schulgeschehen. Das bedeutet: Vorbereitung auf Klausuren, Hausaufgaben anfertigen, Vorträge halten. Doch was nach Beendigung der Schulzeit passiert, ist für viele bis in die höheren Klassenstufen gar nicht so selten völlig unklar. Dort setzt unter anderem die Berufsberatung der Agentur für Arbeit an. Mitarbeitende kommen in die Schulen und klären Schüler:innen auf und beraten sie individuell, wie ihr eventueller beruflicher Werdegang aussehen könnte. Wie dieser Prozess genauer aussieht und welche weiteren berufsberatenden Maßnahmen und Projekte es gibt, erfahrt ihr in unserem Auftakt zur Lehrer-News Themenwoche “Berufsberatung”.

Allgemeinbildende Schulen setzen sich zusammen mit der Agentur für Arbeit das Ziel, Schüler:innen der beiden Sekundarstufen für eine bevorstehende Ausbildung oder ein Studium vorzubereiten. Dabei wird sich an den Fähigkeiten sowie Interessen der Schüler:innen orientiert. Die Agentur für Arbeit bereitet die jungen Menschen auf die Veränderungen und den Wandel der heutigen Arbeitswelt vor. Die Lehrkräfte stimmen dabei in enger Zusammenarbeit mit den Berufsberater:innen die jeweiligen Angebote und die Berufsvorbereitung ab. Ebenso organisieren sie Fort- sowie Weiterbildungsmaßnahmen zur Berufsorientierung. Gerade bei dem Übergang von der Schule in die Berufswelt ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Agentur für Arbeit von hoher Relevanz. Es sollten insbesondere jene Schüler:innen unterstützt werden, deren Übergang in eine Ausbildung gefährdet ist. In den Haupt- und Förderschulen sollte die Beratung spätestens in der achten Klassenstufe erfolgen, in der Gesamtschule ab der neunten und an Gymnasien vor der zehnten Klasse (bei Abgänger:innen) oder in der Oberstufe. 

Es gibt spezialisierte Berufseinstiegsbegleiter:innen, die die Schüler:innen oder Teilnehmenden individuell und stets begleiten bei dem Anstreben eines Schulabschlusses, bei der Berufsorientierung oder auch Berufswahl. Maßgeblich sollen die Begleiter:innen dafür Sorge tragen, dass die Teilnehmenden sich an unterstützenden Angeboten beteilligen in Bereich Schule, Ausbildung, Beruf. Die Berufseinstiegsbegleiter:innen arbeiten eng mit der Agentur für Arbeit, den Schulen zusammen, ohne ihre direkten Aufgaben zu übernehmen. 

Horst Eckert, Vorsitzender der Lörracher Agentur für Arbeit, betont die Wichtigkeit dieser Form der Berufsberatung: “Die Arbeitswelt braucht Fachkräfte, wir können uns nicht erlauben, dass Jugendliche am Übergang ins Berufsleben verloren gehen”. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Berufsberatung wurde bereits 2016 verbindlich geregelt, betont Eckert. Die Grundlage dafür bilde die höhere Gewichtung der Berufsorientierung im Bildungsplan. Rudolf Schick, Leiter des Staatlichen Schulamtes, wies darauf hin, dass auch die Schulen eine wichtige Rolle in der beruflichen Orientierung ihrer Schüler:innen haben. 

Des Weiteren gibt es auch Organisationen, die sich für die Zukunft von jungen, berufsorientierten Menschen einsetzen. Ein Beispiel dafür ist die Organisation Stafftastic, die es Schüler:innen ermöglicht, jeden Tag während ihrer Ferien eine neuen Betrieb in der Region kennenzulernen. Neben daraus resultierenden Ausbildungsverträgen entstehen auch nachhaltige Verbindungen zwischen den Schüler:innen und dem Unternehmen. Dadurch, dass die Schüler:innen jeden Tag einen neuen Betrieb kennenlernen dürfen, erhalten sie im Anschluss ein weites Spektrum an Möglichkeiten für ihre berufliche Zukunft. Neben der Praktikumswoche können die Schüler:innen auch ein Praktikumsjahr absolvieren. Alle zwei Monate können Schüler:innen in neue Betriebe schnuppern und so, im Gegensatz zu den alltäglichen Praktika, ein umfassenderes Bild von dem Unternehmen bekommen. Die Zukunftsbauer versuchen, unsere komplexe Welt verstehbar zu gestalten und fördern “systemisches, visionäres, alternatives und kritisches Denken”. Sie stellen Lehrmaterialien für die Schulen kostenlos zum Download zur Verfügung. Dabei fokussieren sie sich auf den Arbeitsmarkt von morgen und wollen Schüler:innen und Lehrer:innen neue Wege der Zukunft näher bringen. Verschiedene Materialsets findet man auf der Webseite von die Zukunftsbauer. 

Eine kompetente und typgerechte Berufsberatung ist das A und O in der heutigen Zeit. Jeder Mensch ist unterschiedlich und hat verschiedene Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft. Oft kommt das leider in der Schule zu kurz, weshalb eine Förderung von dem, was nach der Schullaufbahn passiert, wichtig und nicht zu unterschätzen ist.

Wie sieht es mit der Berufsberatung in euren Schulen aus? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft wurde am 22. Dezember 2015 in der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen. Er wird jährlich am 11. Februar begangen und soll an die entscheidende Rolle, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen, erinnern. In unserem Artikel haben wir uns diesen Tag zu Herzen genommen und möchten über die gesellschaftlichen Entwicklungen hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen und Mädchen in der Wissenschaft informieren. Dabei richten wir unseren Blick auf die primären Faktoren, durch die Ungleichheit weiterhin angefacht wird, würdigen jene Forscherinnen aus der Geschichte, die bis heute als Pionierinnen und Vorbilder für junge Mädchen dienen und stellen verschieden Programme und Projekte zur Förderung und Unterstützung von Frauen und Mädchen auf ihrem Weg in die Wissenschaft vor.

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein universelles Menschenrecht. Bei Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen und sozialer Absicherung im Alter haben Frauen in Deutschland während der vergangenen Jahre gegenüber Männern aufholen können. In einzelnen Bereichen, wie bei den Schulabschlüssen, stehen sie mittlerweile sogar etwas besser da. Dazu haben auch verbesserte gesellschaftliche Rahmenbedingungen beigetragen, beispielsweise der Ausbau öffentlicher Kinderbetreuung oder Geschlechterquoten. Doch auch wenn die Gleichstellung damit vielfach etwas weiter vorangeschritten ist, fällt die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen weiterhin oft schlechter aus als bei Männern. Berechnungen des Statistischen Bundesamts haben ergeben, dass Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) in Deutschland weiterhin deutlich unterrepräsentiert sind. Ihr Anteil erreichte 2019 nur 28 Prozent. Das war einer der niedrigsten Werte in der EU-27. Besonders niedrig war der Anteil auch in den Niederlanden (28 Prozent) sowie Tschechien und Luxemburg (je 27 Prozent). 

Frauenanteil in der Forschung
Quelle: Eurostat

Es genügt also bereits ein Blick auf das eigene Land oder europäische Nachbarstaaten beziehungsweise allgemein gesagt den sogenannten Globalen Norden, um zu erkennen, dass Gleichstellung in Bildung und Forschung in unserer Gesellschaft faktisch weiterhin entwicklungs- und ausbaufähig ist. Der Begriff des Globalen Nordens bezeichnet die privilegierte Position der Industrienationen, der sogenannten “Ersten Welt”. Demgegenüber steht der Globale Süden mit seinen gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich benachteiligten Entwicklungs- und Schwellenländern, der sogenannten “Zweiten und Dritten Welt”. Insbesondere in Subsahara Afrika ist es um das Recht auf Bildung schlecht bestellt – das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gibt an, dass in der Region trotz weltweiter Fortschritte immer noch 130 Millionen Mädchen dieses Menschenrecht verwehrt ist. Weltweit verfügen rund 750 Millionen Menschen über keine grundlegenden Lese- und Schreibfähigkeiten. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen – ein Anteil, der sich in den vergangenen 20 Jahren nur geringfügig verändert hat. 

Akademische Schieflage: Gender Gap an der Uni

Laut UNESCO Science Report lag der Frauenanteil in der Wissenschaft 221 weltweit bei 33,3 Prozent, in Deutschland war er 2019 bei 31 Prozent. Besonders niedrig ist der Frauenanteil in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. So haben in Baden-Württemberg im Wintersemester 2020/21 erstmals mehr Frauen als Männer ein Studium begonnen, in den MINT-Fächern liegt der Frauenanteil aber nur bei 31 Prozent. Laut dem UNESCO-Weltwissenschaftsbericht 2021 werden nur 28 Prozent der Studiengänge in den Ingenieurwissenschaften und 40 Prozent der Studiengänge in der Informatik von Frauen abgeschlossen. Der Frauenanteil unter allen Professor:innen an den fünfzig größten staatlichen Universitäten in Deutschland hat gezeigt, dass es wenige “frauenfreundliche” Universitäten gibt, also solche, die einen Frauenanteil von über 30 Prozent innerhalb der Professor:innenschaft vorweisen können. Zudem kam der Deutsche Hochschulverband bei einer Umfrage zum Thema Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen aus dem November 2020 zu dem Ergebnis, dass lediglich 18 Prozent der Dekanate von Frauen geführt werden. Insbesondere in der Karrierephase nach der Promotion geht der Prozentsatz an Frauen in Forschung und Lehre sichtbar zurück. Lag der Frauenanteil der bestandenen Promotionen an deutschen Hochschulen laut Statista 2020 bei rund 45 Prozent, liegt der Prozentsatz bei den Habilitationen (ebenfalls 2020) bei 35 Prozent. Der Frauenanteil an Professuren lag auch 2020 noch bei durchschnittlich 25 Prozent.

International anerkannt und nachgewiesen ist, dass die weibliche Perspektive den Forschungsansätzen deutlich mehr Relevanz, Kreativität und Vielfalt verleiht. Die Wissenschaft ist per se eine kollaborative Disziplin. Ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Ungleichheit in den Wissenschaften ist der Abbau der Hindernisse für Mädchen und Frauen im privaten Umfeld sowie im Unterricht und am Arbeitsplatz. Dies erfordert eine Änderung unserer Einstellungen und ein in Frage stellen von Stereotypen; starke Vorbilder spielen eine wichtige Rolle. “Es gibt so viele Vorurteile in der Gesellschaft, wie Männer und Frauen sich verhalten sollten, wie sie ihr Leben gestalten sollten. Diese Vorurteile beeinflussen schon Kinder, bestimmen, welche Fächer sie in der Schule wählen und letztlich auch, welchen Studiengang sie dann später ergreifen”, betont Flora Kunst, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts. Ihrer Auffassung nach sind gesellschaftliche Stereotype die primären Treiber für die Unausgeglichenheit in der Wissenschaft und den Mangel zum Beispiel im MINT-Bereich. Frauen in der Forschung ziehen andere Frauen wiederum nach und sorgen dafür, dass es Vorbilder gibt, mit denen sich junge Mädchen identifizieren können. Beim ersten Gedanken an berühmte Wissenschaftlerinnen kommen einem vielleicht nur sehr wenige in den Kopf. Doch schärft man diesen Blick, so gibt und gab es schon immer sehr bedeutende Frauen in der Wissenschaft, deren Beiträge und Errungenschaften an diesem Tag ebenfalls ins Zentrum gerückt werden sollen – zu den wohl bekanntesten Beispielen zählen: 

  1. Marie Curie entdeckte gemeinsam mit ihrem Mann die Radioaktivität. 1911 wurde sie als erste Frau in den Naturwissenschaften mit einem Nobelpreis ausgezeichnet.
  2. Rosalind Franklin bestätigte 1952 die Theorie zur DNA-Struktur. Den Ruhm für ihre Entdeckung ernteten allerdings zwei Männer: Die Molekularbiologen Francis Crick und James Watson erhielten für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix den Nobelpreis für Medizin, nachdem sie Rosalinds Forschungsergebnisse gestohlen hatten.
  3. 1945 programmierte Grace Hopper den Harvard Computer “Mark 1” und entwickelte 1952 den ersten funktionierenden Compiler, der geschriebene Sprache in die Computerkodierung „0“ und „1“ übersetzte. Damit vereinfachte die Informatikerin Programmiersprachen und machte Computer für ein immer größeres Publikum nutzbar. Mit ihrem wertvollen Beitrag zur Entwicklung von Computern hat sie früh bewiesen, dass Frauen für den wissenschaftlichen Fortschritt unverzichtbar sind. Wir finden deshalb, dass viel mehr Frauen (und im Zweifel auch Männer) sich das Zitat von Grace Hopper zu Herzen nehmen sollten: “If in doubt – do it!”, also: “Im Zweifel – tu es!”.

Insbesondere vor dem Fall Franklins zeigt sich, dass auch Männer immens wichtig sind, um mehr Frauen in die Wissenschaft zu bringen. Kunst kenne “einige Männer in der Wissenschaft, die viel Energie und Mühe darin investieren, für mehr Frauen in der Forschung zu kämpfen, und das finde ich sehr inspirierend” – Vorbildfunktionen und Rahmenbedingungen für eine Gleichstellung von Kindesalter auf müsse demnach gesamtgesellschaftlich identifiziert und angegangen werden.

Fördern statt (Über-)Fordern

Auf gesellschaftlicher und politischer Ebene nehmen sich verschiedene Förderprogramme und -projekte zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft zum Ziel, die Umsetzung struktureller Gleichstellungsmaßnahmen innerhalb von Forschung und Wissenschaft sowie die Etablierung von Coachings, Workshops und Netzwerkangeboten voranzubringen und zu gewährleisten. Es gibt eine breite Auswahl an fächerübergreifenden bundesweiten Förderprogrammen, welche sich mit den wesentlichen Schwerpunkten Information, Beratung, Gleichstellung und Chancengerechtigkeit im Hinblick auf die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für eine Karriere von Frauen in der Wissenschaft engagieren:

  • Professorinnenprogramm des BMBF
  • „Frauen in der EU-Forschung“ (FiF) des BMBF
  • Förderprogramme und Einzelförderungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Deutscher Akademikerinnenbund e.V.
  • Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen der FU Berlin

Mit dem Professorinnenprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) will die Regierung einen Anreiz für den wissenschaftlichen Betrieb schaffen, gleichstellungsfördernde Maßnahmen umzusetzen. Die Kontaktstelle „Frauen in der EU-Forschung“ (FiF) ist ein Angebot des Referats für Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung des BMBF. Sie bietet Wissenschaftlerinnen Informationen und Beratung rund um die EU-Forschungsrahmenprogramme an. Dazu werden neben Beratungen auch Workshops und Vorträge angeboten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bietet unter anderem Wissenschaftlerinnen verschiedene Maßnahmen zur Erlangung von Chancengleichheit. Diese bestehen zum Beispiel aus Stipendien oder Sachbeihilfen, die dabei unterstützen sollen, akademische Arbeitsrahmenbedingungen familienfreundlicher zu gestalten und somit mehr weibliche Wissenschaftlerinnen in Forschung und Lehre zu bringen. Der Deutsche Akademikerinnenbund e.V. ist ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen in der Wissenschaft zu fördern, zu vernetzen und mithilfe von Mentoring-Programmen in ihrer wissenschaftlichen Karriere zu begleiten und zu beraten. Die Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen (KFN) der Freien Universität Berlin begleitet landes- und bundesweit Förderprogramme. Durch die Partnerschaft der Deutschen UNESCO-Kommission und L’Oréal Deutschland mit der Christiane Nüsslein-Volhard-Stiftung werden jährlich drei Förderungen von jeweils 20.000 Euro zur Förderung exzellenter Doktorandinnen und Postdoktorandinnen mit Kindern vergeben.

Ein Blick auf die Geschichte der Frauen in der Wissenschaft zeigt, dass immer mehr Ressourcen abgerufen werden, um eine größere Partizipation der Frauen in der Wissenschaft herbeizuführen. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leisten Forschung und Medien, indem sie uns eindringlich vor Augen führen, welche Erfolge in der Gleichstellung von Frauen und Mädchen bisher erzielt werden konnten. Als Kontrast zeichnen sie auf, wie groß die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern eigentlich noch sind und wie sehr das alles mit Chancengerechtigkeit, Stereotypen und den regionalen Unterschieden im Bildungszugang zusammenhängt. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die uns verdeutlichen, dass weniger Frauen und Mädchen auch gleichzeitig mehr ungenutzte Potenziale bedeuten – denn jedes Mädchen, dass sich für Forschung und Wissenschaft begeistert, sollte vor dem Gedanken, einen sinnstiftenden Beitrag für die Gesellschaft wie Marie Curie oder Rosalind Franklin zu leisten, nicht zurückschrecken. Mut machen zudem die zahlreichen Förderprogramme, welche zukünftige oder bereits angehende Forscherinnen auf ihren vielversprechenden Karrierewegen unterstützen und als Berater, Netzwerker und Medium mehr Zugänge in die Wissenschaft generieren.

Wer sind eure Wissenschafts-Heldinnen und macht ihr euch selbst für Frauen und Mädchen in der Wissenschaft stark? Wir freuen uns über Kommentare und Anregungen!

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Mathematik fordert logisches Denken und analytische Fähigkeiten. Das fällt vielen Schüler:innen schwer, weshalb oft eine Nachhilfe hinzugezogen wird. Bei Lehrer-News haben wir euch bereits eine ganze YouTube Artikel Serie für verschiedene Fächer vorgestellt. Darunter auch einen speziell für den Mathematikunterricht, bei dem wir euch unsere beste Auswahl an Lerntutorial-Kanälen zusammengestellt haben. Neben YouTube Kanälen gibt es auch Instagram Seiten, die sich mit dem Thema Mathematik beschäftigen und so Schüler:innen in ihrem Lernprozess unterstützen können. Wir haben für euch unsere Empfehlungen auf einen Blick zusammengefasst. 

stud3s_mathe – Videos und Rätsel zum Mitmachen

Dem Kanal stud3s_mathe folgen 168.000 Leute, seit März 2021 lädt der Nutzer, dessen vollständiger Name sowie Foto leider nicht vorliegen, regelmäßig kleine Mathe-Tutorials per Video hoch. Sein Channel behandelt Tricks, Lernvideos und Rätsel im Bereich Mathematik. Seine Videos sind immer kurz und knapp gehalten und verständlich mit Farben unterlegt dargestellt. Kleine Skizzen sowie nachvollziehbare Rechenschritte sollen Schüler:innen helfen, die Basics im Bereich Mathe besser verstehen zu können. Stud3s_mathe thematisiert einfache Prozentrechnung, Tipps zum schnelleren Multiplizieren, Dezimal- in Bruchzahlen rechnen, aber vor allem auch Rätsel und kleine Textaufgaben sind besonders häufig auf seinem Account vorzufinden. Diese eignen sich besonders gut zur Nachbereitung verschiedener Unterrichtsinhalte und Klausurenvorbereitung und bietet den Zuschauer:innen immer die “Mit-Mach” Gelegenheit und eine Lösung. 

mathemitnick – Gute Laune beim Mathe Lernen

Mathemitnick oder auch MatheNick, so wie er sich selbst bei Instagram nennt, hat mittlerweile schon 145.000 Abonnenten, bei TikTok sogar über 590.000. Er liefert seinen Abonnenten regelmäßig “erfrischende MatheTutorials” und hat bereits 1266 Beiträge auf seinem Instagram Account. MatheNick gibt Tipps für das Mathe-Abitur, erklärt, wie man Brüche richtig umwandelt oder beispielsweise Dezimalzahlen. Aber auch MatheNick hat auf seinem Account eine Vielzahl von unterhaltsamen Rätseln und Mathespielen zu bieten. Darunter “So berechnest Du, ob ein Glücksspiel sich lohnt “ oder “Warum Jesus heute reicher als jeder Milliardär wäre”. Dabei steht er immer selbst vor der Kamera und rechnet mit den Zuschauer:innen zusammen. 

jenny_klippert – Mathe Step by Step erklärt

Jenny Klippert lädt seit 2019 regelmäßig Beiträge rund ums Thema Mathe bei ihrem gleichnamigen Instagram Account hoch. Über 6.600 Leute verfolgen ihren Channel. Bei Jenny findet man Step by Step Rechen-Videos und -Fotos. Sie gibt umfangreiche Tipps zu den Themen “Das Wichtigste, das du über Nullstellen wissen musst”, "Binomialverteilung mit dem GTR” oder “Verkettete cos-Funktionen ableiten”. Ihr Inhalt richtet sich somit eher an die Sekundarstufe II. Auch sie sitzt häufig vor der Kamera und richtet sich an ihre Zuschauer:innen, was einem Face to Face Gespräch ähnelt und damit sehr gut als Ergänzung für die Schüler:innen zum Lernen dient. 

mathe_mind – Mathe, für jeden verständlich

Für die beiden Jungs von mathe_mind ist klar: “Mathe kann jeder, wir wollen es beweisen”. Über 62.000 Follower haben sie bereits mit ihrem Content begeistern können. Sie laden regelmäßig Videos hoch und sind dabei stets vor der Kamera. Im Gegensatz zu den anderen von uns vorgestellten Kanal-Empfehlungen geben sie allgemeinere Tipps und lösen für uns knifflige und lustige Fragen, die sich der ein oder andere Schüler oder Lehrer stellt. “Was kostet eine Minute Spotify hören”, “Der größte Denkfehler beim Roulette”, “Warum ist die 42 so besonders?” sind Fragen, mit denen sich mathe_mind befasst. Der Kanal dient eher der Allgemein mathematischen Bildung, ist aber wie wir finden, dennoch wichtig und interessant!

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Stuttgart. Drei zentrale Herausforderungen sind momentan an den Schulen in Deutschland zu bewältigen: Fachkräftemangel, Lernrückstände und Aufnahmekapazitäten. Das sind zumindest die Ergebnisse des kürzlich veröffentlichten Deutschen Schulbarometers der Robert Bosch Stiftung, die wir euch in diesem Artikel vorstellen.

Die aktuelle repräsentative Stichprobe hat das Meinungsforschungsinstitut "forsa" im November vorgenommen, und zwar erstmals ausschließlich unter Schulleitungen. Insgesamt nahmen 1055 Schulleiterinnen und -leiter an der Umfrage teil. Das Ergebnis: Für zwei Drittel der Schulleiter:innen ist das fehlende pädagogische Personal die größte Herausforderung. An sozial benachteiligten Schulen sagen dies sogar 80 Prozent. 

Erst weit abgeschlagen folgen die oft angeprangerte Digitalisierung (22 Prozent), die hohe Bürokratisierung im Schulwesen (21 Prozent) und die hohe eigene Arbeitsbelastung (20 Prozent). Das Coronavirus und die damit einhergehenden Maßnahmen spielen nur noch eine untergeordnete Rolle (9 Prozent). Im Deutschen Schulbarometer aus dem April 2022 war die Corona-Pandemie noch als drängendste Aufgabe wahrgenommen worden.

Vier von Fünf Schulleitungen sagen, dass sie ihren Schülerinnen und Schülern keine angemessene Unterstützung beim Lernen bieten können. Das verdeutlicht sich bei den Lernrückständen: Mehr als ein Drittel haben den Angaben zufolge aktuell deutliche Lernrückstände. An Schulen in sozial schwieriger Lage wird die Quote sogar auf fast zwei Drittel beziffert. Dementsprechend bezeichnet lediglich ein Drittel die Corona-Aufholprogramme als wirkungsvoll. Während an Gymnasien das Urteil am positivsten ausfällt (42 Prozent), entfalten die Programme an sozial benachteiligten Standorten den geringsten Effekt (23 Prozent). Einer großen Mehrheit der Schulleitungen (70 Prozent) gehen die zwei Milliarden Euro schwere Unterstützung nicht weit genug – Sie wünschen sich dringend weitere Fördermittel. Schon jetzt zeigt sich, wie wichtig eine langfristige Förderung ist, die den Beteiligten in den Schulen und Verwaltungen Planungssicherheit garantiert", fordert die Bildungsexpertin der Robert Bosch Stiftung, Dr. Dagmar Wolf. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit einhergehenden Fluchtbewegungen wirken  ebenfalls auf Deutschlands Schulen ein. So kamen seit März 2022 aus der Ukraine in etwa so viele Schülerinnen und Schüler wie aus sämtlichen Ländern zusammen, schätzen die Schulleitungen. Rund die Hälfte der Schulen sieht derzeit keine Kapazitäten mehr für die Aufnahme weiterer Schüler:innen. Für die vielen Kinder und Jugendlichen, die aus dem Ausland an eine Schule in Deutschland wechseln, ist besonders eine Förderung der Deutschkenntnisse wichtig. Einer adäquaten Sprachförderung können derzeit jedoch nur weniger als die Hälfte der Schulen nachkommen. Dramatisch sei die Lage an den Grundschulen: 71 Prozent können keine ausreichende Sprachförderung sicherstellen, zeigen die Daten des Deutschen Schulbarometers. Thilo Engelhardt, Schulleiter der Waldparkschule Heidelberg und Preisträger des Deutschen Schulpreises 2017, sieht auch hier das Kapazitätsproblem als entscheidend an: "Momentan werden die Sprachförderangebote als Erstes gestrichen, wenn wir eine Krankheitswelle haben, damit dann eben die Regelklassen nicht unversorgt bleiben".

Der Personalmangel überdecke alles und sei auch in absehbarer Zeit nicht zu beheben, sagt Falk Radisch, Professor für Schulpädagogik an der Universität Rostock. Dafür gebe es auch Hinweise aus der Wissenschaft. „Für den Lehrkräftemangel gibt es keine schnelle und vor allem keine einfache Lösung“, bekräftigt auch Bosch-Expertin Wolf. Weniger bürokratischer Aufwand könnte die aktuelle Personalnot an den Schulen aber zumindest lindern, indem beispielsweise die Anstellung von Unterstützungsfachkräften in der Verwaltung, von pädagogischen Assistenzkräften oder ausländischen Lehrkräften erleichtert wird. Lehrerverbands-Chef Heinz-Peter Meidinger sieht drei wesentliche Ursachen für die pädagogische Misere. Erstens habe die Politik zu spät auf den seit zwölf Jahren anhaltenden Geburtenanstieg reagiert. Zweitens habe man zugelassen, dass in den letzten 20 bis 30 Jahren massiv Lehramtsstudienplätze abgebaut worden seien. "Und drittens: Es gab Flüchtlingsbewegungen. Wie jetzt aus der Ukraine mit 200.000 Kindern innerhalb eines Jahres zusätzlich. Darauf waren die Schulen nicht vorbereitet”.

"Wir gehen in eine Zeit, in der die Babyboomer-Generation kurz vor dem Ruhestand ist. Das wird die Situation dramatisch verschärfen", so Wolf. Ihrer Einschätzung nach "werden wir bis zum Jahr 2030 mehr als 80.000 vakante Stellen im Lehrberuf haben". Zusätzlich fehlten Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen und Schulbegleiter, um die Inklusion voranzutreiben. Der Notstand an deutschen Schulen wird demnach künftig neben dem Personalmangel in weitere essenzielle Schulbereiche wie Lernstand, Aufnahmekapazitäten und Sprachförderung vordringen, die allesamt unmittelbar mit dem Lehrermangel zusammenhängen.

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Berlin. Die Debatte um den akuten Lehrkräftemangel in Deutschland geht in die nächste Runde. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz hat jetzt in einem neuen Papier verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet. Die könnten für einige Diskussionen sorgen: Größere Klassen, „Erschließung von Beschäftigungsreserven“ mittels Anpassung des Ruhestandseintritts, Nutzung von Hybrideintritt und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung stehen im Vordergrund.

„Der Mangel an qualifiziertem Personal bedroht die Sicherstellung der Unterrichtsversorgung und beeinträchtigt auch die Qualität des Unterrichts“, heißt es in dem 40-Seiten dicken Papier, das auf den Seiten der Kultusministerkonferenz (KMK) vorliegt. Bis 2025 sollen bundesweit rund 25.000 Lehrkräfte fehlen. Bis 2030 soll das Negativsaldo auf 31.000 Stellen anwachsen, so die Prognose der Experten, denen Bildungsforscher verschiedener Einrichtungen angehören.

Als Hauptursache wird die demographische Entwicklung ausgemacht. „Aktuell treten sehr geburtenschwache Jahrgänge in Studium und Beruf über. Dies wird sich frühestens ändern, wenn die heute Achtjährigen ins Studium wechseln, sodass die Möglichkeiten einer Gewinnung von Abiturient:innen für ein Lehramtsstudium längerfristig begrenzt bleiben“, so die SWK.

Ein wesentlicher Ansatz zur Lösung soll laut den Empfehlungen in der Begrenzung von Teilzeitarbeit liegen. Hier liege laut der Kommission „die größte Beschäftigungsreserve“. Und weiter: „Bereits eine maßvolle Aufstockung der Arbeitszeit aller teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte hätte erhebliche Effekte.“ Ein weiterer wichtiger Schritt bestünde in der Austarierung von fehlendem Lehrpersonal durch größere Klassen sowie der Prüfung einer befristeten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung und Änderungen der Ruhestandsregelungen zugunsten einer längeren Beschäftigung. 

Bildungsinfluencer Nico Colsmann, Gründer der Zukunft Digitale Bildung gGmbH, gab hierzu eine Stellungnahme ab: “Wir haben viele Lehrkräfte, die in Teilzeit arbeiten, weil sie so überlastet sind. Ganz einfach, weil sie es nur so schaffen, ihre Aufgaben überhaupt zu bewältigen. Und dann empfehlen wir in Deutschland, wie wäre es denn, wenn wieder alle fulltime arbeiten?’. Da zeigt sich, dass wir das Problem überhaupt nicht verstanden haben”, so Colsman gegenüber Lehrer-News.

Lehrkräfteverbände kritisierten die Vorstöße als zu kurz gegriffen. „Vorschläge wie die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, Einschränkungen bei Teilzeitmöglichkeiten und höhere Klassenfrequenzen lehnt die Bildungsgewerkschaft ab“, heißt es dazu in einer Stellungnahme der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Diese Empfehlungen der SWK werden die ohnehin überlasteten Lehrkräfte nur zusätzlich belasten“, so GEW-Vorsitzende Maike Finnern.” Die GEW mobilisierte in den letzten Jahren vor allem gegen größere Klassen, welche laut Ansicht der Gewerkschaft das Problem der Bildungsgewerkschaft keine Lösung für die bestehenden Probleme seien.

Es drohe eine Spirale aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung, die zur Abwanderung aus dem Beruf führen werde. „Die Politik darf nicht den Fehler machen, den dramatischen Lehrkräftemangel auf dem Rücken der Lehrkräfte und letztlich der Kinder, Jugendlichen und auch der Eltern auszutragen“, fügte Finnern hinzu.

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Im System Schule laufen Lehrer:innen, die sich schon leise verabschiedet haben. Sie sind über die Zeit zu Grenzgängern geworden und warten auf eine sich bietende Gelegenheit, ihr Lehrerdasein hinter sich zu lassen. “Quiet Quitting nennen wir das”, sagt Allison Peck, eine Karriereberaterin aus den USA. Sie meint  den Zustand, wenn die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht geraten ist. 80 Prozent der Lehrerschaft fühlen sich davon belastet, mit Überstunden und Extra-Arbeit täglich ans Limit gehen zu müssen. Das zeigen Umfrageergebnisse der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zur Berufszufriedenheit deutscher Lehrkräfte. Dabei gehen die meisten Lehrerinnen und Lehrer gerne ihrem Job nach – mit ‘innerer Kündigung’ hat das also nur in seltenen Fällen zu tun. Derartige Kehrtwenden kommen häufig in Folge von Erschöpfung, fehlgeleiteten Berufsentscheidungen oder chronischem Zeitmangel, auch Burnouts. Andere hingegen wollen einfach ihren Interessen nachgehen, sich selbst herausfordern oder schlichtweg einen aufregenden Neuanfang wagen. Sobald diese Entscheidung gefallen ist, beginnt die Suche nach Alternativen. Raus aus dem Schulbetrieb: Unser Artikel zeigt, wo man Ex-Lehrkräfte antreffen kann.

Bewusste Reflexion 

Bevor man eine neue berufliche Laufbahn einschlägt, sollte der Prozess des Reflektierens durchlaufen werden. Eine Standortbestimmung kann helfen, Gründe für das Bedürfnis nach einer Veränderung zu erkennen, um diese schließlich besser auf das eigene Persönlichkeitsprofil abstimmen zu können. Das Formulieren von konkreten Fragen bringt eine schnelle Antwort auf die neue Situation. Welche Rolle spielt Arbeit in meinem Leben, und was erwarte ich von meinem Arbeitsort? Warum habe ich mich einst für den Lehrberuf entschieden? Derartige Fragestellungen führen zur Identifikation von Kompetenzen, Interessen, beruflichen Werten und Zielen. Die während des eigenen Studiums erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu wissenschaftlichem Arbeiten und Problemlöseprozessen machen Lehrkräfte als Bewerber:innen konkurrenzfähig. Seien Sie also nicht zögerlich, auch fachfremde Arbeitsfelder in Betracht zu ziehen.

Tipp: Ein Praktikum ist eine gute Gelegenheit, um Einblick in andere Berufsbereiche zu gewinnen und mit seinen Erwartungen abzugleichen. So kann eine erneute Fehlleitung umgangen werden. Du bist gerade auf der Suche nach einem Praktikum und möchtest deine Erfahrungen aus der Praxis anderen weitergeben? Die Lehrer-News-Redaktion sucht momentan Verstärkung.

Lehrer:innenausbildung und Universitäten

Statt im System als Lehrerin oder Lehrer im öffentlichen Dienst zu arbeiten, können diese als qualifizierte Kraft für die Arbeit am System tätig werden. Qualitätsentwicklung im schulischen Bereich ist stark gefragt und verlangt sowohl engagierte Leute mit Erfahrung aus schulischen Institutionen, als auch Weitsicht auf aktuelle Bildungsthemen. Universitäten und Hochschulen zeigen großes Interesse an ehemaligen Absolvent:innen, die in Forschung und Seminaren mit Praxiserfahrungen authentische Lehre betreiben können. Zahlreiche Forschungsdesiderate in den Erziehungswissenschaften und Pädagogik bieten Anstellungen für wissenschaftliche Mitarbeiter:innen im universitären Kontext und führen im besten Fall sogar zur Promotion. Für einige kann auch die Bildungspolitik eine vielversprechende Richtung sein, die ihre Visionen von einem besseren Bildungssystem teilen und umsetzen wollen. Auch ein neues Studienfach aufzunehmen ist nicht abwegig – Aufbaustudien oder Weiterbildungen schaffen die Möglichkeit, Skills für andere Berufszweige zu trainieren und den Lebenslauf zu erweitern.

Schulnahe Berufe

Ist die Vermittlung von Wissen ein Fokus, der beibehalten werden will, können alternative Formen in Frage kommen, in denen die Anforderungen und Umstände des Lehrens individuell gestaltbar sind. Auch der Beginn einer Selbstständigkeit ist hier denkbar. Durch die Profession zu Erziehungs- und Bildungsbeauftragten sind Lehrkräfte in der Beschäftigung an sozialen Bildungseinrichtungen versiert. Fortbildungen oder Studiengänge erhöhen dabei die Wahrscheinlichkeit, dem Anforderungsprofil des jeweiligen sozialen Berufsfeldes passgenau zu entsprechen. Folgende Stellen könnten für eine erfahrene Lehrkraft attraktiv sein: 

  • Lerntherapeut:innen in Lernwerkstätten
  • Kommunikationscoach 
  • Sozialarbeiter:in für Kinder- und Jugendzentren
  • Schulpsychologische Betreuung
  • Erziehungs- oder Familienberatungsstellen
  • Consultant/Leadership sozialer Einrichtungen

Gemeinnützige Organisationen und Stiftungsarbeit 

In Verbänden mitzuwirken, wählen viele Lehrkräfte auch als Nebenbeschäftigung zu ihrer schulischen Arbeit. Projektmanagement für Bildungskampagnen wird gern in die Hände von Referent:innen gegeben, die bereits über Erfahrungen im Bildungssektor verfügen und gute Unterstützung bei Interessenvertretung leisten, sowie Ansprechpartner:innen in Kultur- und Bildungsfragen sind. Dabei geht es um die aktive Mitgestaltung außerschulischer Dienstleistungen, die das Bildungssystem sinnstiftend voranbringen. 

Lektor:in oder Autor:in für Lehrmittel

Lehrmittelfirmen und Schulbuchverlage schreiben bewusst Stellen für Lehrkräfte aus, um ihre Zielgruppe als Arbeitnehmer:innen in ihren Unternehmen zu beschäftigen. Je nach fachlicher und didaktischer Ausbildung wird man Experte für bestimmte Inhalte und Autor:in von Texten und Materialpaketen. Auf diesem Gebiet können Lehrkräfte sich kreativ ausleben und Zusatzqualifikationen im Instructional Design erwerben, wodurch sich ihnen ein Zugang zu neuen Bildungsinstrumenten wie E-Learning-Technologien und Multimedia-Tools erschließt.

Vollständiger Branchenwechsel

In verschiedenen Teilen der Berufswelt ist das Know-how der Lehrtätigkeit von Vorteil. Der Weg in neue Branchen kann allerdings auch mit Umwegen verbunden sein – Ausbildungen sind dann als Türöffner für berufliche Neuorientierungen zu sehen. Mögliche Berufsbilder, an die mit dem Wissen um Bildung angeknüpft werden kann, sind beispielsweise:

  • Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
  • Fremdsprachenkorrespondenz
  • Journalismus (Redaktion)
  • Kulturbereich (Museumspädagogik)
  • Gesundheitsbereich (z.B. Kunst-/Musik Pädagogik, Heilpädagogik,
    Logopädie, Ergotherapie)
  • Human Resources

Aussteigen oder bleiben

Vor dieser Lebensentscheidung stehen nicht nur Lehrkräfte. In Anbetracht des lebenslangen Lernens ist dies ein gesunder Anzeiger dafür, sich auch mit anderen Handlungen beschäftigen zu wollen und sich ein forderndes Umfeld wünscht. Abwechslung vom Lehrerberuf muss deshalb nicht gleich den Ausstieg bedeuten. Wer unsicher ist, kann statt dem Berufswechsel auch ein Sabbatical vorziehen, in dem man sich gedanklich mit seinem Lebenskonzept auseinandersetzen kann, um näher an die Idee einer nächsten Aufgabe ranzurücken. 

Du hängst ab und an dem Gedanken nach, eine berufliche Veränderung zu schaffen? Bob Blume, ehemals Lehrer, nun Blogger und Autor, berichtet von seinem Ausstieg aus dem Lehrberuf und wie er im Hier und Jetzt angekommen ist. Heute berät er Unternehmen zu Personalentwicklung und betrieblichem Lernen. Hier kommst du zu seinem Artikel.

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München. In Bayern ist der Lehrermangel, wie in vielen anderen deutschen Bundesländern, bereits eingetreten. Immer verzweifelter versucht man, ausreichend Personal für die Schulen zu finden, um effektiv gegen den Lehrkräftenotstand vorzugehen. So muss beispielsweise ein erheblicher Teil der Grundschullehrer:innen seit zwei Jahren pro Woche eine Stunde mehr unterrichten. Daher hat die Staatsregierung schon mehrfach versucht, mit Notmaßnahmen die Lücken zu schließen. Jetzt kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an, mit einem Start- und Umzugspaket und finanziellen Anreizen, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abwerben zu wollen.

Die Bildungspolitik in Bayern genießt nach wie vor ein hohes Ansehen. Mit den Schulen des Freistaats werden eine höhere Leistungsorientierung, bessere Lehrerausbildung und höhere Unterrichtsqualität verbunden. Doch der allgegenwärtige Lehrermangel ist bereits im ganzen Land spürbar und bedroht das bayrische Bildungsgütesiegel. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband schlug zum aktuellen Schulstart Alarm: An Grund-, Mittel- und Förderschulen im Freistaat fehlen 4.000 Lehrkräfte, wodurch es künftig häufiger zu Unterrichtsausfall und den damit verbundenen Einbußen im Lernstand der Schüler:innen kommen wird. Damit stünden nicht nur wichtige pädagogische Errungenschaften wie Inklusion, Ganztag, Integration, individuelle Förderung und ganzheitliche Bildung auf dem Spiel. Vielmehr würden sogar die Kernbereiche des Unterrichts und die grundlegenden Strukturen der schulischen Bildung angegriffen. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betonte: “Noch nie hat es in Bayern so viele Lehrkräfte gegeben wie aktuell” – mit mehr als 100.000 an den staatlichen Schulen. Viele davon arbeiten jedoch unterhälftig, also mit weniger als 50 Prozent. Das ergibt demnach einen "Verlust" von 2631 sogenannten Vollzeitkapazitäten. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands Heinz-Peter Meidinger kritisierte: "Herr Piazolo hat erklärt, dass wir so viele Lehrkräfte wie noch nie in Bayern haben. Er hätte aber auch sagen können, dass wir noch nie so viele fehlende Lehrkräfte wie in diesem Schuljahr haben". Verschärft wird der Lehrerbedarf durch die unglückliche Dynamik aus steigenden Schüler:innenzahlen und einem allgemeinen Rückgang der Lehramtsabsolvent:innen. Sowohl Schüler:innen als auch Eltern sind aufgrund dieser Entwicklungen besorgt. Marlena Thiel, Landesschülersprecherin für die bayerischen Gymnasien, bewertete den Lehrermangel als "absolut kritisch". Durch die Corona-Pandemie seien bei vielen Schülerinnen und Schülern Lücken entstanden, die nur durch Förderangebote geschlossen werden könnten. Dabei darf man die Zunahme an psychischen Belastungen unter Schülerinnen und Schülern nicht vergessen. Es brauche daher mehr Lehrer:innen, die Schule wieder zu dem sozialen Ort machen, der er sein sollte, bekräftigte Thiel. Der Bayerische Elternverband blickt mit großer Sorge auf das neue Schuljahr und warnt vor schmerzhaften Abstrichen mit Verweis auf den Leistungsrückgang im Zuge der Pandemie. Der Freistaat müsse die Bedingungen für Lehrkräfte an Grund-, Mittel- und Förderschulen deutlich attraktiver machen. Personalmangel müsse mit Stipendien, Prämien, sicheren Verträgen und höheren Einstiegsgehältern entgegnet werden – dafür ist unter anderem der gezielte Einsatz von Steuergeldern im Bildungssektor notwendig.

Söder stellt bundesweite Anwerbungskampagne vor

Eine der tragenden Säulen im Kampf gegen den Lehrermangel wird die Schaffung von rund 8.000 neuen Stellen für die Schulen Bayerns sein, verspricht Ministerpräsident Markus Söder. Söder hat konkret 6.000 Stellen für Lehrkräfte vorgesehen. Diese seien nötig, um die prognostizierten Schülerzahlen abzufedern, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen. Die übrigen Stellen – also etwa 2.000 Posten – sollen auf Sozialpädagogen, Schulpsychologen und die Verwaltung entfallen. Es solle aber nicht nur darum gehen, den Unterrichtsausfall zu reduzieren, hieß es. Um die Stellen anschließend besetzen zu können, soll es eine bundesweite Anwerbungskampagne geben. Wer etwa als Lehrkraft nach Bayern umzieht, soll ein Starterpaket erhalten, das auch Umzugshilfen enthält. Man setzt vor allem auf finanzielle Anreize: So sollen im Freistaat künftig selbst Lehrkräfte in Grund- und Mittelschulen die recht hohe Vergütungsgruppe A13 bekommen können, die bisher weiterführenden Schulen vorbehalten war. Ferner setzt Söder auf neue Lehrer:innen aus den Universitäten, hier solle es unter anderem ein verpflichtendes Praxissemester geben. Studierende sollten gegen eine Bezahlung auch zur Nachmittagsbetreuung wie Nachhilfe eingesetzt werden können. An den Grundschulen solle bis 2028 ergänzend der Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung umgesetzt werden, sagte Söder den Teilnehmenden zufolge. Die dazu notwendigen rund 130.000 zusätzlichen Plätze sollten durch einen Pakt mit den Kommunen realisiert werden.

Ob es Bayern gelingen wird, dem Lehrermangel mit Versprechungen rund um neue Lehrstellen und attraktiven Paketen erfolgreich zu begegnen, wird sich wohl erst noch zeigen. So war es bisher stets Konsens in der Kultusministerkonferenz, einen fairen Wettbewerb in der Schulbildung zu haben und sich nicht gegenseitig die Lehrkräfte abspenstig zu machen oder große Abwerbungskampagnen zu fahren. Schließlich, so betont Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, gehe es darum, eine grundlegende Lösung für den Lehrermangel zu finden. Dafür muss die Attraktivität des Lehrberufs durch mehr finanzielle Investitionen und Entlastungsmaßnahmen gesteigert werden.

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Wiesbaden. Es steht bekanntermaßen nicht sonderlich gut um die Leistungsentwicklungen der Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen. Der letzte IQB-Bildungstrend kam zu dem Ergebnis, dass fast ein Viertel der Schülerschaft die Mindeststandards in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen nicht erfüllt (23,8 Prozent). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die eine Klasse wiederholen müssen, ist bundesweit im vergangenen Schuljahr um 67 Prozent gestiegen. In 15 der 16 Bundesländer nahm der Anteil der Wiederholerinnen und Wiederholer der Schülerschaft im Vergleich zum Schuljahr 2020/2021 zu. Das geht aus den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor, die am Montag veröffentlicht wurden.

Die Nachricht lässt aufhorchen: "Nach veränderten Versetzungsregelungen im ersten Schuljahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie haben im Schuljahr 2021/2022 wieder deutlich mehr Kinder und Jugendliche eine Klassenstufe wiederholt", teilte das Statistische Bundesamt mit. Bundesweit hätten insgesamt rund 155.800 Schülerinnen und Schüler, das Schuljahr entweder freiwillig wiederholt oder seien nicht versetzt worden. Das waren insgesamt 67 Prozent mehr als noch im Schuljahr 2020/2021 und acht Prozent mehr als im vorpandemischen Schuljahr 2019/2020. In Nordrhein-Westfalen betrug der Anstieg sogar 126 Prozent – von 15.417 auf 34.790. Damit stieg die Quote der Sitzengebliebenen, den Angaben zufolge bundesweit von 1,4 Prozent im Schuljahr 2020/2021 auf 2,4 Prozent im vergangenen Schuljahr und pendelte sich damit wieder auf dem Vor-Corona-Niveau ein (2,3 Prozent). Dieser Anstieg konnte in nahezu allen Bundesländern beobachtet werden. Der Stadtstaat Bremen bildet die einzige Ausnahme, mit einem Rückgang der Quote von 1,7 Prozent auf 1,5 Prozent. Am höchsten war der Anteil der Wiederholerinnen und Wiederholer mit 5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern – 5.800 Kinder und Jugendliche wiederholten hier die Klasse. Am niedrigsten war die Quote in Berlin mit 1,2 Prozent (3.700 Wiederholerinnen und Wiederholer). Außerdem lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen. Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, die 2021/2022 eine Klassenstufe wiederholten, waren männlich (58 Prozent). 42 Prozent waren demnach weiblich.

Im Zuge der Pandemie war in Schulen vielfach der Unterricht ausgefallen. Wechsel- und Distanzunterricht sorgten dafür, dass besondere Regeln in Hinblick auf die Versetzung von Schülerinnen und Schülern eingeführt wurden. "So wurde die Versetzung vielfach nicht mehr an die schulischen Leistungen geknüpft", erklärten die Statistiker. Die Abweichungen in den Wiederholerquoten liegen zudem in der unterschiedlichen Bildungspolitik der Bundesländer. Diese führen dazu, dass die Versetzung unterschiedlich geregelt wird.

Habt ihr in eurem Umfeld selbst wahrgenommen, dass insbesondere im Vergleich zum ersten Schuljahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, jetzt wieder deutlich mehr Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten in der Schule haben und ihre Versetzung dadurch gefährdet ist? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Berlin. Französisch? Nein danke. Immer weniger Schüler:innen entscheiden sich für die französische Sprache in den Schulen. 15,3 Prozent der Schüler:innen wählten im Schuljahr 2021/2022 Französisch als Fremdsprache. Das ist der niedrigste Stand  seit 1994/1995 mit damals 15,1 Prozent. Diese Information teilte das Statistische Bundesamt am 22. Januar, dem Tag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags, mit. Der höchste Anteil an französchisch wählenden Schüler:innen wurde im Jahr 2009/2010 aufgezeichnet (19,1 Prozent).

Dabei sind starke regionale Differenzen zu erkennen. Im Jahr 2021/2022 belegten rund die Hälfte der Schüler:innen aus dem Saarland das Fach. Gefolgt von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg (ca. 25%). Das liegt wohl auch daran, dass sich diese drei Länder an der Landesgrenze zu Frankreich befinden und der Bedarf, die Sprache zu erlernen, größer erscheint als in den restlichen Bundesländern. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen beläuft sich der Wert auf ca. 11 Prozent. 

Trotz des großen Rückgangs in den letzten zehn Jahren bleibt Französisch nach Englisch die zweitbeliebteste Fremdsprache der Schüler:innen an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. 82,4 Prozent der Schüler:innen lernten 2021/2022 Englisch. Latein lernten rund 6,4 Prozent und Spanisch 5,9 Prozent. 

Die Zeit wird zeigen, wie sich diese Situation in den nächsten Jahren verändert und ob vielleicht sogar neue Fremdsprachen in den Unterricht eingeführt werden. 

Nehmt ihr auch einen stetigen Rückgang von Schüler:innen, die den Französischunterricht an eurer Schule besuchen, wahr oder kann sich die Schülerschaft noch für die Sprache begeistern? 

Schreibt es uns in die Kommentare!

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Es liegt auf der Hand, dass eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung fundamental für den Lernerfolg ist. In der Corona-Pandemie wurde das noch einmal offensichtlicher. Doch worauf kommt es bei dieser Form der Beziehung an und wie kann sie professionell gestaltet werden? Dieses Thema nehmen wir heute bei Lehrer-News etwas genauer unter die Lupe.

Mehrere Studien belegen, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung einen enormen Effekt auf den Lernerfolg hat. Unter anderem die Meta-Metastudie „Visible Learning” des neuseeländischen Wissenschaftlers John Hattie. Meta-Metastudie aus dem Grund, weil Hattie viele Metastudien zu einer Fragestellung zusammengefasst hat. Er hat für „Visible Learning” über 50.000 Einzelstudien aufgearbeitet und untersucht. Insgesamt greift die Studie auf ca. 250 Millionen Lernende zurück. Diese Studie, die 2013 ins deutsche übersetzt wurde, verdeutlicht die Auswirkung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Lehrkräften und Schüler:innen und die damit verbundenen Lernerfolge im Unterricht. Vor allem werden die lernwirksamen Einflussfaktoren untersucht und Handlungsvorschläge präsentiert. 

Eine weitere Studie, die durch die Publikation neuer Befunde wieder ins Licht gerückt wurde, ist die COACTIV-Studie von Jürgen Baumert, die 2003 und 2004 durchgeführt wurde. In dieser wurde der Einfluss der Lehrkraft auf die Leistungsentwicklung der Schüler:innen in Mathematik unter Berücksichtigung verschiedener Merkmale untersucht. Der Bildungsforscher Olaf Köller am Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel ist einer der Personen, die darum bemüht sind, dass die Studie neu diskutiert wird. Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie, die seiner Meinung nach vernachlässigt wurde, ist die Wirkung von Motivation und Begeisterung der Lehrkraft auf die Schüler:innen und die damit einhergehenden positiven Lernumstände. 

„Wenn eine Lehrkraft hoch motiviert ist und sich um den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler sorgt, dann steigt auch die Motivation der Kinder und somit die Leistung“ — Bildungsforscher Olaf Köller über die COACTIV-Studie

Eine im Jahr 2018 veröffentlichte Studie brachte wieder frischen Wind in die gesamte Thematik – die sogenannte Aldrup-Studie. Anders als bei den anderen beiden genannten Studien war hier nicht der Effekt der Beziehung auf den Lernerfolg im Fokus, sondern das Wechselspiel der positiven Auswirkung von einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schüler:innen und demnach auch der Kreislauf dieser Form von Beziehung.

Ist die Lehrkraft motiviert und fühlt sich im Unterricht wohl, so wirkt sich das im Umkehrschluss auch auf die Schüler:innen positiv aus. Eine Win-win-Situation. Doch wie kann eine solche Situation optimiert werden? 

Eines ist klar – die Lehrkraft sitzt am längeren Hebel. Hierbei ist es also besonders wichtig, dass diese Form von Macht richtig eingesetzt wird und den Schüler:innen keine falschen Werte vermittelt werden. Ein grundlegender Tipp an dieser Stelle: In der Ruhe liegt die Kraft und auch in der Zeit. Um eine Beziehung aufzubauen braucht es vor allem eines – Zeit! Dies gilt auch für eine Lehrer-Schüler-Beziehung. Von der Kennenlernphase bis hin zu den äußeren Umständen spielen hier mehrere Faktoren mit, die diese Beziehung beeinflussen. 

Tipps für eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung

Auftreten

Schon durch das Auftreten einer Person werden bestimmte Eindrücke vermittelt, daher auch der Spruch „Der erste Eindruck zählt”. Allerdings kann hier etwas nachgeholfen werden, vor allem wenn von Kindern die Rede ist. Ein freundliches Lächeln und eine ruhige, sichere Körpersprache können eine positive Atmosphäre im Klassenzimmer schaffen. 

Interesse

Sich für seine Schüler:innen zu interessieren, auch über das Schulgeschehen hinaus, kann von Vorteil sein. An dieser Stelle kann die Lehrkraft auch persönliche Geschichten mit in den Unterricht bringen und für eine auflockernde Stimmung sorgen. Auf einen Punkt sollte man dennoch Rücksicht nehmen – die Rollen im Klassenzimmer sollten erhalten bleiben, da auch eine Form von Respekt essentiell für den Unterricht ist.

Empathie

Einfühlungsvermögen ist das A und O. Sich in das Gegenüber hineinversetzen zu können ist ein pädagogischer Baustein für gute Beziehungen, auch im Klassenzimmer. Zusätzlich ermöglicht Empathie in Kombination mit aktivem Zuhören eine Chance, Vertrauen aufzubauen. 

Akzeptanz

Menschen machen Probleme, weil sie Probleme haben. Im ersten Moment ist das bei Kindern nicht ganz klar, weil oft davon ausgegangen wird, dass auffallende Verhaltensweisen vielleicht dem Alter zuzuschreiben sind. „Kinder sind nun mal so” – Ja, das stimmt. Allerdings spielen das Elternhaus und die Umstände eine große Rolle. Die Lehrkraft kann an dieser Stelle zwar kein Elternersatz sein oder eine psychologische Betreuung darstellen, aber Verständnis und Akzeptanz können trotzdem heilend wirken und eine Beziehung fördern.

Kommunikation

Namen merken schafft Sympathie! Seine Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Namen nennen können, ist ein Pluspunkt. Als Lehrkraft kann auch mit den Schüler:innen selbst über den Unterricht gesprochen werden. Dieses Feedback kann sehr nützlich sein.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung eine Win-win-Situation ist. Wenn die Lehrkraft optimistisch und motiviert ist, sind das in den meisten Fällen auch die Schüler:innen, wodurch die Gesamtzufriedenheit gesteigert wird.

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Berlin. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) möchte die alleinige Zuständigkeit der Länder in der Bildung beenden. In ihren Forderungen macht sie deutlich, dass sie die Kompetenzen des Bundes aus die Schulpolitik übertragen möchte. Zudem sollen ab dem Schuljahr 2024/25 bundesweit Schulen in sozial herausfordernder Lage mit einer Bildungsmilliarde gefördert werden. Damit antwortet Stark-Watzinger auf die großen Bildungspläne, die unter anderem durch den Ukraine-Krieg an den Rand gedrängt wurden.

„Es kann nicht sein, dass der Bund immer nur Geld geben soll, aber kein Mitspracherecht hat. Deshalb müssen wir über eine neue Aufgabenverteilung sprechen“, so Stark-Watzinger. Die Bildungsministerin könne sich Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern vorstellen und ergänzt, dass sie sich zum Ziel nimmt, zu einem Kooperationsangebot bei der Bildung zu kommen. Zudem schlug sie vor, dass der Bund unter anderem die Zuständigkeit für die Digitalisierung und die Erhebung der Leistungsergebnisse übernimmt. Nötig sei ihrer Meinung nach, dass "wir endlich genau wissen, wo wir bei der Bildung der Kinder und Jugendlichen eigentlich stehen, damit gezielt nachgesteuert werden kann". Ebenso solle der Bund einheitliche Standards setzen, damit zum Beispiel ein Umzug in ein anderes Bundesland für die Schüler:innen nicht mehr zur Herausforderung beim Schulwechsel wird. Die FDP-Politikerin wünscht sich eine bessere Vergleichbarkeit der Bildungsergebnisse der Bundesländer. "Wir müssen den Mut haben, Daten zu erheben, uns den Ergebnissen zu stellen und offen und ehrlich damit umzugehen", sagte sie. Mehr Daten seien von großer Bedeutung, um Probleme frühzeitig zu erkennen und gezielt lösen zu können.

Ein weiteres Vorhaben ist es, die Bildungsmilliarde, mit der die Bildungsversprechen eingehalten werden sollten, zu einer Startchancenmilliarde zu machen. Mit dem Startchancenprogramm wolle Stark-Watzinger einen substanziellen Beitrag leisten, um Bildungserfolg von sozialer Herkunft zu entkoppeln. Das Startchancenprogramm stellt einen Paradigmenwechsel dar – weg von der Gießkanne, hin zu einer gezielten Förderung derjenigen, die unsere Unterstützung am meisten brauchen, mit dem etwa 4000 Schulen Jahr für Jahr, auf zehn Jahre gefördert werden sollen. Das heißt konkret, dass der Königsteiner Schlüssel, nach dem sonst Gelder auf die Länder verteilt werden, teilweise ausgehebelt und durch einen Mechanismus ersetzt werden soll, der sich an Bedürftigkeit orientiert. Weiterhin geht es um die Frage, wer wie viel zahlt. Stark-Watzinger erwartet, dass der Bund die Bildungsmilliarde und die Länder eine weitere Milliarde zur Verfügung stellen – das wären dann insgesamt zwei Milliarden Euro jährlich. Somit würden pro Schule eine halbe Million Euro im Jahr bereitstehen.

Aus den Ländern ist der Vorwurf zu hören, der Bund habe den Mund zu voll genommen  – und versuche nun, die Länder zur Kasse zu bitten. In den Koalitionsverhandlungen sei das Startchancenprogramm auf zwei Milliarden Euro jährlich taxiert worden –  zu zahlen vom Bund. Die Bildungsmilliarde ist demnach aus Ländersicht keine kräftige Investition, sondern eine kräftige Kürzung um 50 Prozent. Hinzu kommt die im Zuge der Verhandlungen ausgelöste Föderalismusdebatte. Stark-Watzinger selbst hat mehrfach bestätigt, dass sie Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern sieht. Ihr Parteikollege und Bundesfinanzminister Christian Lindner hingegen forderte eine Debatte über die Entflechtung der Finanzen von Bund, Ländern und Gemeinden. Besonders die gut begründete Aufgabenteilung durch “Pakte” auszuhöhlen, müsse eingedämmt werden

Die Zukunft des Startchancenprogramms und der damit verbundenen Aufgabenteilung bei zentralen Bildungsvorhaben ist also erstmal weiterhin ungewiss und wird dem Strudel der Föderalismusdebatte trotzen müssen. Gleichzeitig müssen sich im Zuge der Verhandlungen diejenigen, die von den neuen Maßnahmen am meisten profitieren sollen – nämlich Schüler:innen und Lehrkräfte – in ihrer Geduld proben.

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Ibbenbüren. Am 14. Januar wurde eine Lehrerin durch einen 17-jährigen Jugendlichen an einem Berufskolleg im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren erstochen. Der Schüler soll ein “klassischer Typ Großkotz” gewesen sein. Es ist nicht der erste Fall, bei dem es zu gewaltvollen oder sogar tödlichen Übergriffen an Schulen kommt. Seit der Corona-Pandemie haben diese zugenommen und stehen laut Verband Bildung und Erziehung (VBE) an der Tagesordnung. Dies führe unter anderem zu einem “dramatischen Rückgang der Berufszufriedenheit von Schulleitungen”, so der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann. Wie sicher sind die Schulen noch? Lehrer-News wirft einen aktuellen Blick auf die Lage.

Nicht nur Gewalt prägt an vielen Schulen Deutschlands den Schulalltag, sondern auch Mobbing, Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen nehmen zu. In den letzten Jahren habe sich die Gewalt gegen pädagogisches Personal auf einem “hohen Niveau eingependelt”, erklärt der VBE-Präsident. Beckmann betont, dass es in den letzten fünf Jahren an 20.000 allgemein berufsbildenden Schulen zu psychischer Gewalt kam. Weitere 10.000 berichten von Cybermobbing sowie körperlicher Gewalt. Der Schutz der Lehrkräfte müsse in der politischen Tagesordnung dringend mehr berücksichtigt werden.

Dabei unterscheiden sich die Arten von Gewalt je nach Schulform. So  ist der Anteil der körperlichen Gewalt, an drei von vier Sonder- und Förderschulen doppelt so hoch wie im Durchschnitt. An Gymnasien hingegen stimmten lediglich sechs Prozent der Schulleiter:innen zu. An Sonder- und Förderschulen lag der Anteil der Cybermobbing-Attacken allerdings nur bei 13 Prozent, wohingegen sich dieser Anteil an anderen Schulformen auf 45 oder mehr Prozent beläuft. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergab, dass rund 60 Prozent der Schüler:innen von Gewalt jeglicher Art in der Schule betroffen seien und jeder vierte Schüler sich unwohl und unsicher fühle. Beckmann sieht dringenden Handlungsbedarf: Jede Form von Gewalt ist für ihn zu viel und müsse unterbunden werden. Die Politik sollte dringend handeln, Schulen müssen Orte ohne Gewalt sein. "Lehrer werden im Unterricht gegen ihren Willen gefilmt, es kommt zu verbaler Gewalt und auch zu körperlichen Übergriffen", merkt der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbandes, Andreas Bartsch, an. Laut Bartsch würde es an einem strukturierten Vorgehen mangeln, welches dieses Verhalten zwischen Lehrkraft und Schüler:in auffangen könnte. Dazu kommt die Unsicherheit von Lehrer:innen, die nach solchen Ereignissen in ihnen hochkommt. Sie schämen sich dafür, haben schnell das Gefühl, ihre Klasse nicht unter Kontrolle zu haben und der nötige Respekt fehlt, um sich durchsetzen zu können. 

Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse aus Ibbenbüren meint Bartsch, dass es keine Täter:innen gäbe, die vorher nicht auf irgendeine Art und Weise aufgefallen wären. Dieses problematische Verhalten gelte es zu beobachten. “Offenheit und Transparenz” seien da wichtig, genauso wie der Einsatz psychologischer Dienste und Einrichtungen und eine verstärkte Sozialarbeit an den Schulen.

Die Frage, ob die Kolleg:innen ausreichende Unterstützung bei solchen Übergriffen bekommen hätten, verneinen ein Drittel der Schulleiter:innen. Das Problem sei laut VBE, dass viele Eltern und Schüler:innen nicht kooperationswillig seien. Aber auch die Überlastung durch die Fülle anderer Aufgabenbereiche oder der bürokratische Aufwand wurden als Gründe genannt. 34 Prozent der Schulleiter:innen gaben an, dass die Schulverwaltung diesem Anliegen nicht genug Aufmerksamkeit schenken würde und sie klein hält. Für Bartsch ist solch eine Haltung “schlichtweg ein Skandal”. Für ihn gehöre es zur Fürsorgepflicht, derartigen Anliegen gründlich nachzugehen - es sei das Mindeste, was man für Lehrer:innen tun könnte, um sie beruhigter nach Hause gehen zu lassen. 

Betrachtet man Problem- bzw. Brennpunktschulen, gibt es auch positive Wendungen. In Berlin machte ein Brandbrief die Rütli-Schule 2006 zu einer deutschlandweiten Brennpunktschule. Türen, die eingetreten wurden, Knallkörper, sowie eine anarchistische Haltung gegenüber den Lehrkräften machten die Schule in Berlin zu einem Krisen-Hotspot. Heute, mehr als 15 Jahre später, ist von der ehemaligen Problemschule nichts mehr zu erkennen. Der Campus Rütli wurde neu gegründet, knapp 1000 Schüler:innen kommen hier zum Lernen zusammen. Die Schule habe heutzutage mehr Anmeldungen als freie Plätze. 

Das Thema Gewalt jeglicher Art an Schulen rückt aktuell immer mehr in den Fokus. Es ist unabdingbar, in Zukunft strukturelle Veränderungen vorzunehmen, um Gewalttaten einzuschränken und angemessen mit ihnen umzugehen. Die steigenden Krawalle an Schulen sollten laut Expert:innen so nicht hingenommen werden.

Wie ist dieser Zustand an euren Schulen? Erlebt ihr täglich Gewalt oder Mobbing? Fühlt ihr euch in diesen Situationen unterstützt? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Düsseldorf. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) reiht sich seit Beginn 2023 auf der politischen Bildungsagenda ganz vorne ein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startet das Jahr mit neuen Vorsätzen: „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten“, so lautet es in einer  Pressemitteilung vom 2. Januar. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger führt dabei große Herausforderungen wie den Klimawandel ins Feld, der Anlass für zukunftsfähiges Denken und Handeln gebe.

Hintergrund der Kampagne

Bisher kam in die Verwirklichung von BNE nur langsam Bewegung. Der entscheidende Auftakt für eine flächendeckende Einführung im schulischen Bereich blieb bisher unangetastet, bis heute ist BNE mehr fakultativer Zusatz als ein klares Bildungsziel. Das will der BMBF nun ändern, indem BNE im gesamten Bildungssystem fest verankert wird. Hinzu kommt die Verbreitung von Impulsen, die nachhaltige Themen bildungsgerecht in Szene setzen. Zum anderen fokussiert die Kampagne auch die Gewinnung neuer Akteur:innen, die sich für eine nachhaltige Gesellschaft einsetzen wollen. Noch sei der Zugang zu dem jungen Thema schwerfällig und soll durch die Bekanntmachung mehr öffentliches Interesse finden. Demzufolge zeigt die Kampagne konkrete Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten für globale Herausforderungen auf und setzt das übergreifende Ziel, BNE strukturell bis 2030 im gesamten Bildungssystem etabliert zu haben – BNE fällt zudem unter die 17 Entwicklungsziele, die 2015 von den Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda für nachhaltige Entwicklung mit Blick auf das Jahr 2030 beschlossen worden sind.

Insbesondere für dieses Jahr sei relevant, BNE mehr in Form von Networking und Transparenz zu fördern sowie einen konstruktiven Austausch darüber ins Leben zu rufen. Dafür sind zahlreiche Veranstaltungen und Netzwerktreffen angedacht, um Chancen und Angebote durch lokale Treffen stärker auszubauen. Das erste Event fand im Rahmen der Kampagne am 23. Januar im Berliner Museum für Naturkunde statt, bei dem weit über einhundert Gäste eingeladen waren, darunter Start-Ups, Organisationen, Vereine und BNE-Aktivist:innen, die in Ausstellungen und Wrap-Ups ihre Visionen teilten. Der nächste Stammtisch am 6. Februar wird sich um die Frage drehen, wie Kommunen an der neuen BNE-Kampagne ‘Wir sind BNE’ mitwirken können. 

Ihr seid interessiert und wollt mehr zu diesem Thema erfahren? Dann werft einen Blick in den Nationalen Aktionsplan. Das BMBF hat zudem selbst einen kurzen Erklärfilm über Bildung für Nachhaltige Entwicklung gedreht. 

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„Mit Hausaufgaben dehnt die Schule die ihr für Lehren und Lernen gegebene Zeit aus.”
- Dieter Wunder 

Gemachte Hausaufgaben sind zunächst eine gute Sache, wobei eine unerledigte oder gar vergessene Schularbeit schon so manche Schüler:innen in eine unangenehme Situation gebracht hat. Emotionale Belastungen, Zeitdruck und Konflikte im Elternhaus sind oftmals die Folgen. Dabei entfachen Hausaufgaben ihre individuelle Wirksamkeit erst mit der Qualität einer differenzierten Hausaufgabenpraxis – Schularbeiten für zuhause stehen daher, aufgrund ihrer eher beiläufigen und randständigen Position im Unterrichtsgeschehen, seit Dekaden im Spannungsfeld der Diskussion um Unterrichts- und Lernqualität. Deren inhaltliche und didaktische Begründungen seien häufig ohne tiefere, theoretische Verankerung im Unterricht zu beobachten. Doch wie können Lehrkräfte effektive Aufgaben für anschließendes Lernen als motivierende Methode des Unterrichts einsetzen, ohne dabei Lernziele zu verfehlen und das Pensum zu sprengen?

Hausaufgaben als individuelle Lerngelegenheit

Bildungsforscher:innen der TU Dresden befragten im Jahr 2008 1.300 Schüler:innen zur individuellen Auswirkungen von Hausaufgaben auf ihren Lernerfolg. Das Ergebnis: Bei nur etwa einem Viertel konnte ein positiver Einfluss von Schularbeiten im Zusammenhang mit Noten festgestellt werden. 

Mit einer positiven Bedeutungszuschreibung hingegen kann die Hausaufgabengestaltung weitreichende Lerneffekte erzielen. Dafür ist wichtig zu wissen, dass hier auch, wie im Unterricht, unterschiedliche Lernbedürfnisse vorherrschen und die Unterstützung durch das Elternhaus eine entscheidende Rolle spielt - Differenzierung bei Hausaufgaben garantiert Erfolge für jedes Individuum, denn nicht alle haben denselben Übungsbedarf und kommen mit dem gleichen Aufgabenumfang zurecht. Die Lernenden werden oft selbstverständlich zur Einteilung ihrer Termine und Aufgaben angehalten, aber auch diese Kompetenz muss mit den Jahren erst erworben werden. Zeitmanagement, Organisation und Selbstständigkeit sind hochkomplexe Prozesse, die wir durch Hausaufgaben nachhaltig fördern können – dafür müssen Schüler:innen diese ohne Hilfestellung mit Erfolg bewältigen können. Über den Sinn und Zweck der einzelnen Hausaufgaben ist somit nachzudenken und der tägliche Umgang zu reflektieren. Rückmeldungen von Schüler:innen und Eltern sind in dieser Hinsicht als wertvolle Einschätzung anzuerkennen.

Integration in den Unterricht 

Hausaufgaben sind in den Lehr-Lernprozess zu integrieren und nicht als losgelöster Bestandteil des Unterrichts zu betrachten – nimmt man keinen Bezug oder vergleicht die Lösungen nicht, so wird der Wert der Aufgabe stark vermindert. Folglich sinkt mit diesen Erfahrungen die Anstrengungsbereitschaft der Schüler:innen. Erledigte Hausaufgaben sollten darum weiterhin mehr Wertschätzung seitens der Lehrperson erhalten. Kinder und Jugendliche opfern wertvolle Freizeit für die Erledigung von Hausaufgaben und sehen statt einer echten Lernchance diese zum Teil als lästige Notwendigkeit, die ohne Verstand abgearbeitet werden muss. 

Der Aufwand kann dabei ganz unterschiedlich zeitlich intensiv sein, denn alle Schüler:innen verfügen über unterschiedliche Lernverhalten. Daher sollte der inhaltliche Umfang im Blick behalten und ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt werden, damit Hausaufgaben stressfrei zu einem Lernerfolg beitragen können, denn Anspannung ist nicht unbedingt ein Freund des Lernens, sondern schränkt sogar unsere Behaltensleistung ein. Im Vorfeld sollten Lehrkräfte darum die Einsatzkriterien und klare Nutzungsvorstellungen der gestellten Aufgabe bedenken und konkrete Aufgabenstellungen formulieren – eine genaue Instruktion durch die Lehrkraft ist daher ebenfalls ein maßgeblicher Indikator für eine gelingende Bewältigung von Hausaufgaben. Auch die Kinder müssen die Sinnhaftigkeit und den Vorteil hinter der Aufgabe verinnerlicht haben, damit sie diese auch mit Zuversicht erledigen. Eine ausgebildete Routine bei der Vergabe der Hausaufgaben ist unerlässlich. Ferien sollten generell als Ruhepausen freigehalten werden und nicht jeden Tag muss es grundsätzlich Hausaufgaben geben. Häufigkeit und Menge sollten auf die jeweilige Lerngruppe angepasst werden. Eine alternative Lernumgebung an Schulen zu schaffen erleichtert es Schüler:innen überdies, sich nach dem Unterricht erneut mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen.

Das alles können Hausaufgaben sein

Hausaufgaben gehören zum festen Bestandteil des schulischen Alltags und sind klassisch betrachtet als Fortsetzung bzw. Vertiefung des Wissens zu sehen. Das heimisch konstruierte Lernen kann, abseits der zusätzlichen Übungszeit, den Unterricht auch qualitativ erweitern oder vorbereiten und zugleich eine große Entlastung für Lehrkräfte bedeuten. Die Form der Hausaufgabe ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Wir haben einige „Good Practice“-Beispiele aus der Schulpraxis für euch herausgefunden, die eine Bereicherung für euren Unterricht sein könnten:

  • Etwas Mitgebrachtes aufgreifen
  • Zu einem Thema informieren
  • Forscher- und Suchaufträge 
  • Ein Rätsel lösen
  • Eltern befragen
  • Einen Text lesen
  • Fotodokumentation 
  • Ein Experiment durchführen
  • Lernwörter der Woche 
  • Rechengeschichten ausdenken

Hausaufgaben sollten keine Herausforderungen sein. Die aufgezeigten Formate bereiten den Unterricht vor, statt echte Lernzeit in Form von Kontrollen und Vergleichen zu beanspruchen. Damit gelingt auch der thematische Transfer und eine aktive „time on task“ sowohl im Unterricht als auch im häuslichen Lernumfeld. Wiederkehrende Formate, die sich den Lernenden als eine machbare Lerngelegenheit präsentieren und Kommunikation anregen, versprechen damit wohl den größten Lernerfolg. 

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Hannover/Hamburg. Interreligiöser Unterricht – Ein Begriff, unter dem man sich viel vorstellen kann und dennoch klingt er ungewöhnlich, da er im Schulalltag größtenteils nicht wirklich umgesetzt wurde. In Deutschland wird der Religionsunterricht in den meisten Bundesländern immer noch nach Konfessionen getrennt. Knapp 400 Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges, in dem sich beide christlichen Kirchen bis aufs Blut bekämpften, möchten Hamburg und Niedersachen nun Vorreiter werden und ihren Schüler:innen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht ermöglichen. Das Modell soll mehrere Vorteile hinsichtlich Toleranz, Dialogbereitschaft und Religionsvielfalt bieten. Hinzu kommt der immer stärkere Rückgang konfessioneller Schüler:innen, der die Zusammenlegung des Unterrichts möglich macht, da somit Kosten für zusätzliches Personal eingespart werden.

"Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach", heißt es in Art. 7, Abs. 3 des Grundgesetzes und ist damit als einziges Fach in der Verfassung verankert. Die Regelung wird aber aufgrund der Hoheit der Länder unterschiedlich umgesetzt. In den meisten Bundesländern gilt grundsätzlich eine Teilnahmepflicht am bekennenden Religionsunterricht. Gleichzeitig wird das Recht gewährt, sich vom Religionsunterricht befreien zu lassen, denn auch das garantiert die Religionsfreiheit. Einerseits, da in Deutschland die Freiheit des Religionsbekenntnisses aus Artikel 4 GG gilt, sodass kein Schüler und keine Schülerin zur Teilnahme an religiösen Übungen gezwungen werden darf. Andererseits macht die Bremer Klausel eine wichtige Ausnahme vom Grundsatz, dass Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ein ordentliches Lehrfach ist – derzeit ist das in Bremen, Brandenburg und Berlin der Fall, wo regulär Ethik, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde oder christliche Religionskunde unterrichtet wird. Religionen werden dort bekenntnisfrei unterrichtet. Außerdem dürfen religionsmündige Schüler:innen grundsätzlich ab dem 14. Lebensjahr selbst entscheiden, ob sie an “Reli” teilnehmen möchten. Vorher liegt die Entscheidungshoheit bei den Eltern.

In Niedersachsen sprachen sich sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche dafür aus, mit der Landesregierung den nächsten Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen christlichen Religionsunterricht gehen. Ziel sei es, den nach Konfessionen getrennten Unterricht zu ersetzen. Ein gemeinsamer Religionsunterricht wäre bundesweit einzigartig. Ab dem Schuljahr 2025/26 könnte das Fach an allen allgemein- und berufsbildenden Schulen unterrichtet werden. Der nicht konfessionelle christliche Religionsunterricht soll auch allen interessierten Schüler:innen offenstehen, die nicht evangelisch oder katholisch sind. Im niedersächsischen Kultusministerium hatte man bereits im Oktober Offenheit für den Vorschlag signalisiert.

Hamburg ist einen bedeutenden Schritt weiter und hat schon vergangenen Herbst angefangen, den gemeinsamen Religionsunterricht sukzessive an allen staatlichen Schulen einzuführen. Das katholische Erzbistum Hamburg habe diesen Plänen zugestimmt, teilten die Schulbehörde und das Bistum am Donnerstag mit. Konfessionen werden dort im Religionsunterricht nicht mehr getrennt voneinander, sondern ebenfalls gemeinsam unterrichtet. Auch konfessionslose beziehungsweise atheistische Kinder sollen teilnehmen. Das Modell “umfasst jetzt alle bedeutenden Religionsgemeinschaften und kann damit Impulse für ganz Deutschland setzen”, verspricht sich Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) von der Neuerung. Der Unterricht wird, anders als in anderen Bundesländern, weiter ausschließlich von staatlichen Lehrkräften erteilt werden, heißt es vom Schulsenat. Geistliche und Mitarbeiter der Religionsgemeinschaften blieben ausgeschlossen.

Mit diesen Bildungsplänen möchte man in Hamburg und Niedersachen Kinder und Jugendliche zusammenführen, statt sie in die kleinsten Konfessionen aufzuspalten. Durch den gemeinsamen Unterricht soll der Dialog von Schüler:innen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Weltanschauungen ermöglicht werden. Zudem soll er dazu verhelfen, anderen Religionen, die damit verbundenen Überzeugungen kennenzulernen und sich ein differenziertes Urteil über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bilden zu können. Persönliche Auffassungen zu Themen wie Freiheit und Wahrheit können im gemeinsamen Austausch reflektiert und so die eigene religiöse Identität vertieft werden. Jene Schüler:innen ohne ausgeprägten religiösen Hintergrund können ihre kritisch-distanzierte Sichtweise im Unterricht teilen und lernen die religiösen Hintergründe ihrer Mitschüler:innen besser zu verstehen. Religiöses Mobbing lässt sich eindämmen – durch Wissensvermittlung, durch neugierige und offene Gespräche. “Wer die fremde Religion als ebenso alltäglich vermittelt bekommt wie die eigene, für den sind auch auf dem Schulhof Andersgläubige nicht seltsam, sondern einfach normale Menschen", schreibt die Autorin Ines Schipperges.

Wie findet ihr die Ansätze Niedersachsens und Hamburgs, einen interreligiösen Unterricht einzuführen? Seht ihr den Mehrwert dieser Verknüpfung in einer multikulturellen Gesellschaft? Wir freuen uns auf eure Anregungen und Kommentare!

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Es gibt viele Varianten von Liebe und Gefühlen in unserem Alltag und so bleibt es nicht aus, dass Liebe den Weg in die Schule findet. In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema Liebesbeziehungen an Schulen von verschiedenen Perspektiven zu, auch das Tabu der Annäherungen von Lehrer:innen und Schüler:innen in diesem Zusammenhang wird nicht ausgespart. Wir stellen uns auch die Frage: Kann Schule eigentlich etwas tun für den gesunden Umgang mit Emotionen?

Sina (6 Jahre alt) kommt nach Hause und ist hocherfreut über ihre Erkenntnis: “Mama, ich möchte Emilio heiraten, der macht immer so viel Quatsch". Bereits die ganz jungen Schulkinder schwärmen für ihre Mitschüler:innen oder Lehrer:innen. Im Laufe der Schulzeit durchlaufen wir verschiedene Phasen der Annäherung des für uns interessanten Geschlechts. Ab Eintritt in die Pubertät wird es anders, intensiver. Der Gestaltwandel vollzieht sich und die Hormone beeinflussen unsere Gedankenwelt. Geliebt, gemocht, verbunden zu sein, sind urmenschliche Bedürfnisse und mit der wachsenden Welt von Gefühlen entstehen Liebesbeziehungen. Freundschaften zum Beispiel haben einen hohen Stellenwert im Jugendalter und es kann durchaus zu Eifersucht kommen, wenn der beste Freund sich mit jemand anderem trifft. 

Liebesbeziehungen zu Gleichaltrigen

Der ersten großen Liebe begegnet man meist in der Schule. Schüler:innen verbringen die meiste Zeit des Tages in der Schule und so findet der soziale Umgang überwiegend mit Schulkamerad:innen statt. Wie ist es, wenn man sich in eine Person aus der gleichen Schule oder sogar aus der gleichen Klasse verliebt, und welche Vor- und Nachteile können auftreten? Diesen Fragen widmen sich Schüler und Schülerinnen des Adam-Kraft-Gymnasiums aus Schwabach in einer Podcast Folge von “Immer diese Jugend”. 

Jugendliche sammeln ihre ersten Erfahrungen mit intimer Liebe und emotionalen Hoch- und Tiefpunkten. Gefühle und Emotionen werden neu und anders wahrgenommen und ein Umgang damit muss erlernt werden. In dieser turbulenten Zeit ist viel los im Leben der Heranwachsenden und Schule spielt nicht immer die erste Geige  – So weit so normal.

Liebesbeziehungen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen

Mia, eine Lehramtsstudierende, berichtet aus ihrer eigenen Schullaufbahn: “Oh ja, bei uns an der Schule gab es ein junges Referendariats-Paar. Beide jung, sportlich und gutaussehend – die gesamte Schülerschaft war in allen möglichen Variationen in die beiden angehenden Lehrkräfte verknallt! 😂” – auch das, soweit so normal.

Wie oft es in Deutschland hingegen zu Beziehungen zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen kommt, ist schwer zu erfassen, sagt Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Fakt ist, es ist Teil der Realität. Sowohl in den Medien als auch in der persönlichen Recherche finden wir Geschichten über Liebesbeziehungen von Lehrkräften zu Schutzbefohlenen. Tritt der Fall ein, kann es für beide Seiten ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. In der Rechtsprechung ist man sich nicht zu hundert Prozent einig darüber, unter welchen Voraussetzungen, wie und mit welcher Begründung das Verhalten von Lehrkräften strafwürdig ist, der/die sexuell mit einem:er Schüler:in verkehrt. Nach dem allgemeinen Strafrecht stellt eine sexuelle Interaktion zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen einen Verstoß gegen die Fürsorgepflicht und eine potentiell gefährliche Ausnutzung des Abhängigkeitsverhältnisses dar und ist gemäß § 174 StGB (Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen) strafbar. 

Die Website Lehrerschüler.de hat sich sehr ausführlich mit diesem Phänomen beschäftigt und kommt zu dem Fazit, dass Lehrende besonders sensible Antennen für die Reaktionen ihrer Schülerinnen und Schüler auf das unterrichtliche Handeln, zu ihrer Person und dem Rollenvorbild haben sollten. “Lehrer:innen bekommen auf jeden Fall mit, wenn ein:e Schüler:in ein Auge auf sie geworfen hat”, so auch die Meinung und Erfahrung der Lehramtsstudentin Mia.

Liebe als Themenschwerpunkt in der Schule?

Hat das Leben an der Schule Einfluss auf die Fähigkeiten, mit Liebe und Gefühlen umzugehen? Vieles kann zwischenmenschlich schief laufen. Gefühle sind komplex, sie zu beherrschen braucht Übung und Auseinandersetzung. Können wir im schulischen Kontext lernen, wie wir uns lieben? oder zumindest wie wir mit Emotionen zurechtkommen? Das Schulfach Glück gibt es bereits. “Zufriedenheit und Lebenskompetenz sind das Ziel des Schulfachs. Dazu zählen Sinnfindung, Geborgenheit, soziale Beziehungen, selbstbestimmtes Handeln, Selbstakzeptanz, Umweltbewältigung, und die persönliche Weiterentwicklung.”, berichtet der ehemalige Schuldirektor und Entwickler des Faches Ernst Fritz-Schubert im Interview mit deutschland.de. Lehrer-news hat herausgefundenl, dass “Glück” bereits an über 200 Schulen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien unterrichtet wird. Das Konzept wird von Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen gut angenommen. 

Wir leben in einer globalisierten und digitalisierten Welt, wo schulische Bildung der scheinbare Schlüssel zum Erfolg ist. In der wir aber auch mit Umweltkatastrophen, Kriegen und der immer bedeutenderen Welt des Internets zurechtkommen müssen. Die Pubertät und die Gefühlswelt der Menschen sind jedoch nicht der raschen Veränderung unterworfen. Teilweise wird den jungen Menschen eher die Rückentwicklung emotionaler Kompetenzen vorgeworfen. Fakt ist, dass auch ohne der sich schnell verändernden Lebensumstände Kinder und Jugendliche erst recht in der Pubertät, mit Gefühlen wie Liebe überfordert sein können. Fakt ist auch, dass wir durch Medien, Homeschooling und dergleichen weniger Kontakt zu unseren Mitmenschen haben. Ist es da nicht längst an der Zeit, ein Schulfach wie Glück, Liebe oder Gefühle an allen Schulen weltweit einzuführen? 

Habt ihr schon einmal Liebesbeziehungen in den verschiedensten Konstellationen an eurer Schule beobachten können und welchen Umgang mit dem Thema Liebe wünscht ihr euch an eurer Schule?

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Vom Datenschutz hat sicherlich fast jede Lehrkraft schon einmal gehört. Aber was ist Datenschutz genau? “Datenschutz beschreibt den Schutz vor der missbräuchlichen Verarbeitung personenbezogener Daten sowie den Schutz des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung”. Zunächst hört sich das bestimmt für die meisten recht erfreulich an. Denn wie mit unseren sensiblen, privaten und vertraulichen Daten umgegangen wird, lässt oft wenig Begeisterung zurück. In einem von uns bereits veröffentlichten Artikel haben wir uns das genauer angesehen. Alle gesammelten Metadaten einer Person lassen ein klares Bild auf der anderen Seite des Displays über diese entstehen. Von angesehenen YouTube Videos über Gesprächsfetzen und besuchten Webseiten wird alles analysiert und zu einem Puzzle zusammengefügt. Dort setzt der Datenschutz an. Einen genaueren Artikel über Datenschutz findet ihr hier. Aber wie sieht es nun in der Praxis aus? Wie steht es mit dem Datenschutz an unseren Schulen? Diese Frage haben wir genauer für euch unter die Lupe genommen.

Der Umstieg auf digitale Medien und Unterrichtsmaterialien während der Corona Pandemie hat dazu geführt, dass Datenschutz auch in Schulen immer wichtiger wurde. Von Lernplattformen über Apps und digitale Kommunikation: Neue Methoden zur digitalen Schule waren an der Tagesordnung und sind es heute immer noch. Die Risiken und Nebenwirkungen einer (komplett) digitalisierten Kommunikation sind nicht für jeden gleichermaßen klar. Welche Daten werden bei der Nutzung von App X erhoben? Welche Richtlinien bestätige ich eigentlich gerade bei der Webseite Y? Für viele ist es ein nerviger Prozess, der in den meisten Fällen schnell und einfach gelöst mit ”Bestätigen” oder “Zustimmen” endet, denn die wenigsten von uns lesen gerne das Kleingedruckte. Dabei macht die Summe der kleinen Dinge das große Ganze in der digitalen Welt aus. Lehrer:innen und Eltern geraten schnell in einen Zwiespalt: Einerseits möchten sie die vertrauten Daten von den Schüler:innen schützen, andererseits wollen sie mit dem Einsatz digitaler Medien die Entwicklung des Unterrichts voranbringen. 

Aktuell gibt es wenige Empfehlungen von Datenschutzbehörden, Schulverwaltungen oder Kultusministerien, die hier ansetzen. “Welche digitalen Tools sind denn nun datenschutzkonform für unseren Unterricht?” ist eine Frage, die sich Lehrer:innen heutzutage sicherlich des Öfteren stellen. Mehr Klarheit und Struktur für Lehrer:innen und Nutzer:innen muss her. Diese Gewissheit soll es zukünftig geben. Im August 2021 entwickelten die Länder ein neues Projekt, das bei der Auswahl von digitalen Medien unterstützen soll. Das Projekt eduCheck digital soll verschiedene Methoden, Techniken und Verfahren dafür entwickeln,damit die Auswahl an geeigneten Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte schnell und sicher abläuft. Finanziert wird dieses durch Mittel aus dem DigitalPakt Schule in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. 

eduCheck und DIRECTIONS – gemeinsam für sichere Nutzung digitaler Medien 

“Data Protection Certification for Educational Information Systems“, ein Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, "Konzeptionierung, exemplarische Umsetzung und Erprobung einer nachhaltig anwendbaren Datenschutzzertifizierung für schulische Informationssysteme” zu gewährleisten. Das Projekt legt seinen Fokus auf Lernanwendungen, aber auch Infrastrukturen wie virtuelle Klassenzimmer, Videokonferenzsysteme oder Systeme, welche den Unterricht unterstützen. Durchgeführt wird das Projekt vom Karlsruher Institut für Technologie, der Universität Kassel und der Datenschutz Cert GmbH. BMBF fördert das Projekt mit 6,3 Millionen Euro. 

Datenschutz in der Praxis: Was ist an Schulen noch erlaubt was nicht?

Welche Regeln gelten in der Praxis konkret an Schulen? Lehrer:innen dürfen Schüler:innen nicht mehr namentlich zu sich rufen, wenn Ordnungs- oder Erziehungsmaßnahmen drohen. Diese müssen persönlich zu dem betroffenen Schüler oder der Schülerin gehen. Die Schulkinder dürfen ebenfalls nicht (heimlich) gefilmt werden, außer im Eingangsbereich. Ihre Daten sind auch tabu, diese dürfen nämlich von Lehrer:innen nicht an Dritte weitergegeben werden. Darunter fallen Noten, allgemeine personenbezogene Daten und Zeugnisse. Lehrer:innen dürfen somit auch nicht die Noten sowie den Notenspiegel laut vor der Klasse vorlesen, es sei denn, jeder gibt sein schriftliches Einverständnis ab. Ebenso bei Fotoaufnahmen von oder mit Schüler:innen. Diese sind im Schulkontext generell nicht nötig. Aber auch hier gilt: Wenn ein Einverständnis vorliegt, ist das Foto für das Klassenbuch oder die Aufnahmen vom Sommerfest erlaubt. 

Das Thema Datenschutz ist recht komplex und häufig undurchsichtig für Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen. Corona musste uns eine neue Weise des Lernens beibringen, womit sich gerade auch die Lehrkräfte erstmal vertraut machen mussten. Auch, wenn es um Datenverarbeitung und Datenschutz geht. Gewisse allgemeine Richtlinien sowie spezialisierte Programme erleichtern den Umgang mit Daten. 

Wie sieht es bei euch an der Schule aus? Seid ihr fit, wenn es um den Datenschutz geht oder haltet ihr das ganze für übertrieben? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik der Holocaust-Gedenktag. Bundesweit wird an diesem Tag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Jüd:innen und weitere ethnische Minderheiten in Gefangenschaft genommen, gefoltert und ermordet. Achtundsiebzig Jahre nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Auschwitz durch die sowjetischen Truppen, ist der Holocaust immer noch der zentrale Bezugspunkt des historischen Selbstverständnisses Deutschlands und gehört fest zum Lehrplan. Wir von Lehrer-News haben uns gefragt, wie die Schule für moderne Erinnerungskultur genutzt werden kann, da sie nahezu der einzige Sozialraum ist, den mehr oder weniger alle Menschen in Deutschland durchlaufen. Außerdem möchten wir aufzeigen welche Möglichkeiten und Herausforderungen beim Lehren und Lernen über den Holocaust zu beachten sind und wie den Schüler:innen praktische Zugänge und Methoden vorgestellt werden können.

Der Holocaust-Gedenktag fällt auf den 27. Januar 1945, da dieser die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen durch die Truppen der Roten Armee kennzeichnet. Es war der Ort der Vernichtung von mehr als einer Million Menschen aus ganz Europa und damit ein zentraler Ort der nationalsozialistischen Massenvernichtung. Über die gesamte NS-Herrschaft wurden schätzungsweise etwa sechs Millionen Juden und Jüdinnen ermordet. Den Bildungsminister:innen der Mitgliedsstaaten des Europarates war sehr viel daran gelegen, dieses Leid angemessen in Erinnerung zu halten, da sie im Oktober 2002 die Einführung des Gedenktages beschlossen. 

Die Grafik zeigt die geschätzte Zahl der Opfer, die durch Nationalsozialist:innen und deren Kollaborateur:innen getötet wurden. Quelle: statista

Der Themenbereich Nationalsozialismus und Holocaust ist in allen Bundesländern im Fach Geschichte bzw. – je nach Länderregelung – in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern mit einem hohen Anteil an Geschichte fest verankert und ist verpflichtender Unterrichtsgegenstand in den Jahrgangsstufen 9 oder 10, vereinzelt wird die Thematik auch in Jahrgangsstufe 8 angebahnt. Damit wird sichergestellt, dass keine Schülerin bzw. kein Schüler die Schule verlässt, ohne etwas über dieses Kapitel deutscher Geschichte erfahren zu haben. Hinzu kommt, dass das Thema auch in anderen Unterrichtsfächern, insbesondere in Deutsch und Religion/Ethik, mit einer fachspezifischen Schwerpunktsetzung besprochen wird.

Im Sekundarbereich II sind Nationalsozialismus und Holocaust in einer vertiefenden und größere Zusammenhänge aufzeigenden Weise – mit Themen wie Machterhalt, Propaganda, Funktionsweisen von Diktaturen oder die Verbindung von Juden und Christen – abermals verpflichtender Unterrichtsgegenstand. Ein Fokus auf die persönlichen Geschichten über Opfer von Verfolgung, über Flucht und Rettung eignet sich besonders gut für ein jüngeres Publikum. Ältere Schülerinnen und Schüler können bereits mit komplexeren und anspruchsvolleren Materialien arbeiten und dabei verstärkt auf geeignete Primärquellen zurückgreifen. Die Auswahl der Quellen und Lehrbücher sollte unter Bezugnahme auf diese Empfehlungen sowie unter Berücksichtigung der emotionalen Bedürfnisse und besonderen Umstände der Schüler:innen erfolgen. 

Die sprachliche Erläuterung von Begriffen unterstützt die Lernenden, Verallgemeinerungen zu vermeiden, die Unterscheidungen und Erklärungen undeutlich machen und so Missverständnissen vorzubeugen. Der Begriff „Lager“ wird zum Beispiel für eine Vielzahl von Orten und Schauplätzen verwendet. Verschiedene Lager funktionierten zu verschiedenen Zeiten auf unterschiedliche Weise. Dazu gehörten unter anderem Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager und Durchgangslager. Präzise Definitionen räumen Missverständnisse aus dem Weg und sorgen so für Genauigkeit in der Geschichtsrekonstruktion. Damit einhergehend, kann die Verwendung einer klaren Definition des Begriffs “Holocaust” (oder “Shoah”) die Verwirrung von Anfang an minimieren. Die IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) verwendet den Begriff „Holocaust“, um die staatlich organisierte systematische Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Kollaborateure zwischen 1933 und 1945 zu benennen. Einige Organisationen – sogar einige maßgebliche Institutionen – verwenden den Begriff „Holocaust“ in einem sehr weiten Sinne, so dass er alle Opfer der NS-Verfolgung umfasst. Die meisten Historikerinnen und Historiker verwenden jedoch eine präzisere Definition. Diese berücksichtigt, dass Jüdinnen und Juden in einer Weise verfolgt und ermordet wurden, die ihr Schicksal von dem anderer unterscheidet, mit der möglichen Ausnahme von Sinti und Roma. Lehrer:innen werden also dazu angehalten, zu Beginn die Definitionen klarzustellen, damit sichergestellt wird, dass ein gleichwertiges Verständnis über die Begrifflichkeiten innerhalb der Klasse besteht. Da der Holocaust sehr ambivalente Gefühle unter den Schüler:innen hervorrufen kann, sollten Lehrkräfte ihnen die Möglichkeit geben, die verschiedenen Terminologien kritisch zu hinterfragen und in gemeinsamer Runde zu diskutieren. Begriffe wie „Endlösung“ oder „Judenfrage“ beschreiben vergangene Ereignisse nicht in einer neutralen Sprache; vielmehr sind sie Euphemismen, die von den Täterinnen und Tätern im historischen Moment geschaffen und verwendet wurden, um ihre Weltsicht zu artikulieren. Derartige Begrifflichkeiten sollten dekonstruiert werden, um die unterschiedlichen Bedeutungen des Sprachgebrauchs vor, während und nach der NS-Herrschaft offenzulegen. Ein solches kritisches und reflektiertes Denken über den Holocaust, ermutigt die Schüler:innen in ihrer Fähigkeit, Holocaustleugnung oder Verharmlosung entgegenzutreten, fördert ihr gesellschaftliches Bewusstsein und die Enwicklung ihrer Persönlichkeit.

Pädagogik der Anerkennung: Perspektiven zusammenbringen

Der Holocaust war ein Wendepunkt der Weltgeschichte. Er griff über geografische Grenzen hinaus und veränderte dabei alle gesellschaftlichen Bereiche, mit denen er in Berührung kam. Auch noch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg ringen Gesellschaften mit den Hinterlassenschaften des Holocausts. Zu diesen Herausforderungen gehören anhaltender Antisemitismus und Xenophobie, drohende und stattfindene Völkermorde, die fortdauernde Migrationskrise und die Bedrohung vieler demokratischer Normen und Werte. Lehrer:innen werden dazu angehalten, kultursensible Unterrichtskonzepte zu entwerfen, da in den Klassenzimmern inzwischen viele unterschiedliche Geschichtsbilder und Narrative miteinander konkurrieren. Hier sitzen Jugendliche mit einer Einwanderungsgeschichte aus Ländern, die den Zweiten Weltkrieg aus ihrer jeweiligen Opfer-Perspektive erzählt bekamen. Neben ihnen sitzen Schüler:innen die dazu neigen, den Holocaust eng mit dem Nahost-Konflikt zu verbinden – etwa durch eine Täter-Opfer-Umkehr. “Begegnen Schüler mit Migrationshintergrund dem Holocaust im deutschen Geschichtsunterricht, sind ihre Zugänge sehr unterschiedlich“, sagt Viola B. Georgi, Leiterin des Zentrums für Bildungsintegration der Universität Hildesheim. Diese führen dazu, dass sich einige Schüler:innen von der deutschen Geschichte lossagen. Andere wiederum verwerfen die deutsche Geschichte mehr oder minder gleichgültig, weil es nicht “ihre” ist. Ein wertvoller Ansatz, um auf dieses komplizierte Sammelsurium an unterschiedlichen Narrativen und medialen Halbwissen vorbereitet zu sein, nennt sich Pädagogik der Anerkennung. Diese nimmt sich zum Ziel, dass sich alle Jugendlichen von den Pädagog:innen beziehungsweise Lehrer:innen anerkannt und von der Themenaufbereitung angesprochen fühlen. Wenn es um historisches Lernen geht, zählt nicht nur die Geschichte der deutschen Mehrheitsgesellschaft, sondern auch die Geschichten der Einwandererfamilien. Dabei gilt es, die unterschiedlichen nationalen Narrative in die große deutsche Erzählung von Schuld und Verantwortung zu integrieren. Kinder mit Migrationsgeschichte müssen mit ihrer Perspektive auf den Holocaust als Teil der Erinnerungskultur verstanden werden und das Gefühl bekommen, dass sich Pädagog:innen für ihre Lebens- und Erinnerungswelten interessieren. Das sorgt nicht zuletzt für eine größere Dialogbereitschaft unter den Kindern sowie eine differenziertere Betrachtung der Geschehnisse durch die gemeinsame Reflexion verschiedener Lebensrealitäten.

Über die Grenzen des Geschichtsunterrichts hinaus

Letztlich können die Integration anderer Formen des Zugangs, neben dem Geschichtsunterricht, Brücken schlagen, um die Relevanz und den Kontext des Holocausts besser zu vermitteln. Sie sollen helfen, dass Schüler:innen fächerübergreifend ein besseres Verständnis für aktuelle Themen wie Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung, Völkermord und die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit erhalten. Dies kann die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, jene Umstände zu identifizieren, die zur Aushöhlung solcher Strukturen beitragen, und über ihre eigene Rolle und Verantwortung beim Schutz dieser Prinzipien nachzudenken, um so Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen, die Massenmord den Weg bereiten können. Der Literaturwissenschaftler Peter Carrier findet, dass man ergänzend zum pädagogischen Bereich, die Literatur, die Kunst und vor allem Praxis hinzuziehen sollte. Auch die Interessenvertretung der Deutschlehrkräfte fordert, Literatur über den Holocaust stärker in der schulischen Erinnerungsarbeit zu nutzen – zum Beispiel in Form von Comics, Graphic Novels, Filmen oder digitalen Angeboten. Hier haben wir euch Spielfilme über die NS-Zeit und im Besonderen der Verfolgung und Ermordung von Juden und anderen Minderheiten verlinkt, die für den Geschichtsunterricht genutzt werden können. Die Filme sollten einerseits geschichtliches Wissen vermitteln, andererseits besteht die Gefahr, dass Dokumentationen von den Schüler:innen schnell als zu langweilig oder bieder angesehen werden können. Ein deutscher Klassiker, der an einer Schule spielt, ist und bleibt wohl “Die Welle (2008)”.

Der Film zeigt anhand eines sozialen Experimentes in einer Klasse, wie sich Strukturen verselbstständigen, wie Macht und Gewalt als Ergebnis eines Gruppenprozesses plötzlich ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln und verdeutlicht, wie leicht es sein kann, sich von den Ideen der Nationalsozialisten beeinflussen zu lassen. Weitere Empfehlungen sind der Spielfilm “Der Junge im gestreiften Pyjama (2008)", welcher nach der Romanvorlage von John Boyne adaptiert wurde und sich ebenso als Unterrichtslektüre anbietet. Das “Tagebuch der Anne Frank (1947)” öffnet den Schüler:innen den Zugang zu einem Werk aus der Weltliteratur und ist heute sogar als Video-Tagebuch zu sehen. Dadurch, dass das Tagebuch durch eine Kamera ersetzt wurde, können sich junge Menschen gut in die damalige Situation hineinversetzen.

Peter Carrier schlussfolgert seinen Verweis auf mehr Praxis in der Schule: “Das heißt: Gedenkstätten besuchen. “Oder einfach auf die Straße gehen und sich umschauen. In Deutschland gibt es an jeder Ecke Denkmäler, Gebäude und andere Überbleibsel, die an diese Zeit und ihre Menschen erinnert und die den Schüler:innen helfen können, sie zu sich selbst in Beziehung zu setzen”. Derartige Exkursionen bringen viel hinsichtlich der tatsächlichen Wahrnehmung des Holocaust. Ob ein Besuch eines früheren Konzentrationslagers oder die Suche nach Stolpersteinen in der Umgebung, sie unterstützen die Wahrnehmung, dass das, was sie im Geschichtsunterricht gelernt haben oder im Geschichtsbuch gelesen haben, wirklich statttgefunden hat. Diese Erfahrungen können wiederum durch einen Vortrag oder ein Gespräch mit Zeitzeugen, also Holocaust-Überlebenden die von ihren Erlebnisse berichten, verstärkt werden. Zu merken, was diese Menschen erlebt haben, dass sie möglicherweise ins Stocken kommen, plötzlich Seufzen bei der Erinnerung und man dadurch das Schreckliche möglicherweise ein bisschen erfassen kann, was diese Menschen erlebt haben. Die wenigen verbliebenen Zeitzeugen werden in den nächsten Jahren verstummen. Um gegen die Verstummung anzukämpfen, wurde unter anderem der Verein Zweitzeugen e.V. ins Leben gerufen und möchte einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten, indem sie (Über-)Lebensgeschichten der Opfer des Nationalsozialismus sammeln. Vor Kurzem durften wir die Projektleiterin Bernadette Schendina interviewen. Sie entwickelt mit ihrem Team seit 2022 digitale Geschichten von Zeitzeugen zur Weitergabe der Geschichten von Holocaust-Überlebenden. Das Interview könnt ihr hier nachlesen.

Wir hoffen, dass euch dieser Artikel einige Impulse für euren Geschichtsunterricht mitgibt und haben hierfür ergänzende Unterrichtsmaterialien rausgesucht, die euch durch eine Vielzahl an Schwerpunkten in der Holocaustvermittlung unterstützen sollen. Diese behandeln zentrale Themen aus der Geschichte des Holocausts und sind von pädagogischen Mitarbeiter:innen für die Benutzung im Klassenzimmer und der außerschulischen Bildung entwickelt worden.

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Düsseldorf. Joachim Stamp (52) ist ehemaliger Minister für Flüchtlinge und Integration in Nordrhein-Westfalen. Ab Februar wird er Sonderbevollmächtigter für die Migration der Bundesregierung sein. Noch nicht mal im Amt, sorgt der FDP Politiker schon für Furore. Er wolle Schüler:innen, die durch fehlerhaftes Verhalten oder Beleidigung mehrfach auffallen, zu Wiederholern machen. So zumindest seine Vorstellung. 

 Lehrerverbands-Präsident Heinz Peter Meidinger kommentierte gegenüber der “Bild”-Zeitung, dass die Politik die Lehrer:innen unterstützen sollte und fordert mehr Respekt für seine Kolleg:innen. Seit Jahren klagen Lehrkräfte über steigende Gewalt an Schulen. Laut Angaben der Verband Bildung und Erziehung (VBE) gab es in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen fünf Jahren fast an jeder zweiten Schule Angriffe auf die Lehrkräfte, was einen Anstieg um fast ein Drittel ausmacht. 

Auch Schüler-Union-Chef Röhrich (20) stimmt Stamp teilweise zu. Es müsse definitiv an den Sanktionsmöglichkeiten für Lehrer:innen gearbeitet werden. Sie sollten auch die Möglichkeit haben, Sozialstunden anzuordnen, so Röhrich. 

Eine andere Auffassung teilt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundesfraktion Nadine Schön (39). Für sie ist es "​​Quatsch, eine Strafe wie Sitzenbleiben als Allheilmittel herauszugreifen”. Stattdessen würde sie mit Bedacht an die Sache herangehen, ein gut durchdachtes Konzept müsse her. 

Eine Umfrage der Bild liefert folgende Ergebnisse: 20 Prozent der Befragten seien derselben Meinung wie Stamp, bei wiederholter Beleidigung und Fehlverhalten sollten Schüler:innen sitzen bleiben dürfen. 38 Prozent seien sogar für einen Schulverweis, 32 Prozent halten Sozialstunden für angemessen. 

 

Wie ist eure Meinung und Erfahrung dazu? Findet ihr die Ansichten von Stamp und Co. übertrieben, oder sind solche Maßnahmen angemessen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! 

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Frühkindliche Bildung ist wichtig, denn sie bereitet Kinder auf die Schule und somit auf ihr späteres Leben vor. Bei der frühkindlichen Bildung spricht man von der Förderung von Kindern ab dem ersten Lebensjahr bis zum Schulanfang. Das Kind sollte in seinen jüngsten Jahren an die wichtigen Elementarkompetenzen wie soziale oder emotionale Kompetenzen, Sprache, Mathematik oder Naturwissenschaften spielerisch herangeführt werden. Verantwortlich für diesen Bildungsauftrag sind im besten Fall Eltern, Erziehungsberechtigte und erste Betreuungsstätten wie Kitas. Welche Fähigkeiten zur frühkindlichen Bildung gehören, wie der Stand in Deutschland aussieht und welche Förderung es bei der Entwicklung der Kinder gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Neben den Elementarkompetenzen soll die frühkindliche Bildung vor allem Eins fördern: Freude daran, neue Dinge zu erlernen. Ebenso spielt auch das Kennenlernen des sozialen Miteinanders im Fokus: Wie kommuniziere ich meine individuellen Bedürfnisse? Wie verhalte ich mich meinen Mitmenschen gegenüber? Weitere Kompetenzen im Überblick:

  1. Kreativität

Kreativität ist nicht an der Leistung orientiert, sie gibt dem Menschen (Kind) Erfüllung und Glückseligkeit. Kinder haben in frühen Jahren eine blühende Fantasie, die gefördert werden sollte. Kreativität lässt sich durch Geschichten, Bilder oder Rollenspiele fördern.

  1. Motorik und Sensomotorik 

Zur Motorik zählen alle körperlichen Fähigkeiten, um sich bewegen zu können. Was in jüngsten Tagen das Köpfchen bewegen oder sich herumdrehen für ein Kind bedeutete, wird im Laufe seines Alters zu Aufgaben der Koordination, der Balance und der Kraft. Diese Fähigkeiten sind wichtig, denn gerade das Schreiben mit dem Stift oder das Halten einer Schere muss geübt sein. Sensomotorik umfasst das Reiz-Reaktions-Modell, wobei das Kind einem Reiz ausgesetzt wird und dann darauf reagiert. 

  1. Kognitive Fähigkeiten

Wichtige kognitive Fähigkeiten sind im Kindesalter die Lösung von Problemen, das Treffen von Entscheidungen, wie plant und orientiert sich das Kind, sowie das richtige Argumentieren. 

Doch wie sieht es mit der frühkindlichen Bildung hierzulande aus? Kita-Erziehern und Erzieherinnen in Deutschland ist es wichtig, dass ihre Schützlinge ein gutes Sozialverhalten, aber auch das Sprechen erlernen. Dieses Ergebnis zeigt eine Befragung von Fachkräften des Bildungsdirektorats der OECD für Deutschland. Für weniger wichtig halten die Fachkräfte den Angaben zufolge die Grundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Gerade mal die Hälfte der Fachkräfte stufen die mathematischen Fähigkeiten der Vorschulkinder als wichtig ein. In der Türkei hingegen geben 80 Prozent an, mathematische Spiele mit den Kindern zu spielen. In Chile und Israel sind es rund 60 Prozent. Den Fakt, dass Deutschland andere Werte setzen würde, wolle Forscher Arno Engel des OECD-Bildungsdirektorats nicht bewerten. 

Für manche Kinder sei es sinnvoll, bereits in der Kita akademische Fähigkeiten zu erlernen, für andere wiederum seien soziale Kompetenzen wichtiger, so die Bildungsexpertin Josefine Koebe vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Dass das Erlernen der deutschen Sprache als wichtig eingestuft wird, liegt wohl auch daran, dass der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in etwas weniger als der Hälfte der frühkindlichen Bildungseinrichtungen bei 11 Prozent liegt. 

Trotz der hohen kulturellen Diversität in deutschen frühkindlichen Bildungseinrichtungen wird die Förderung dieser nicht groß geschrieben. Deutschland ist eines der Länder mit der geringsten Diversitäts Förderung in den Kitas. Nur knapp 40 Prozent der Befragten setzen Bücher mit Personen verschiedener kultureller Herkunft ein. Bei den Spielen sind es sogar nur 15 Prozent. Laut eigener Angaben arbeiten die Türkei, Chile und Korea zu 80 Prozent mit diversitätsfördernde Lernmitteln. 

Schlechte Deutsch- und Mathekenntnisse von Schüler:innen 

Bildungsforscher sehen Handlungsbedarf, denn die Kenntnisse von Viertklässler:innen sind in Deutsch und Mathe nicht besonders gut. Aber auch das Sozialverhalten schneidet schlecht ab. Die Wissenschaftler Felicitas Thiel und Michael Becker-Mrotzek nennen die Ergebnisse der Studie "alarmierend". Den Grundschulen gelinge es häufig nicht, Grundkompetenzen gleichermaßen an alle Schüler:innen zu vermitteln, so die Wissenschaftler. Jeder fünfte Viertklässler erreicht so nicht die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik. Fast jedes vierte sieben- bis zehnjährige Kind zeigte psychische Auffälligkeiten. Genauere Infos zum aktuellen Bildungsstand von Kindern haben wir in dem Artikel “Große Bildungslücken bei Schüler:innen – weltweit über 60 Prozent betroffen” für euch zusammengefasst.

CDU-Politiker Carsten Linnemann fordert Konsequenzen für Vorschulkinder, die bald in die erste Klasse kommen und noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben. Für ihn haben Kinder, die noch kein richtiges Deutsch können, nichts in der ersten Klasse zu suchen. Er betont, dass es nicht sein könne, dass in Duisburg 16 Prozent der baldigen Erstklässler:innen kein Deutsch können. Die Lehrerin Claudia L. ist in einer Vorbereitungsklasse tätig und schult Kinder von sechs bis zehn Jahren mit geringen Deutschkenntnissen. Sie ist der Meinung, dass zwar jedes Kind eingeschult werden sollte, betont aber auch die Wichtigkeit des Besuches dieser Förderklassen bei Kindern mit Sprachschwierigkeiten, um sie dann erfolgreich integrieren zu können. 

Haus der kleinen Forscher

Das Haus der kleinen Forscher ist eine deutsche Bildungsinitiative, die mit bundesweiten Fortbildungsprogrammen Fach- sowie Lehrkräfte unterstützt, die Kinder bei ihrem Entdeckungsweg begleiten. Dabei geht es primär nicht um die Vermittlung von faktischem Wissen, sondern vielmehr darum, Kinder neugierig auf ihre Umwelt zu machen. Die Stiftung arbeitet deutschlandweit mit mehr als 200 Netzwerkpartnern zusammen, die dann vor Ort mit weiteren Partnern kooperieren. Bereits 88 Prozent der Kitas, 85 Prozent der Horte und 75 Prozent der Grundschulen stehen diese Qualifizierungsangebote der Bildungsinitiative zur Verfügung. Bereits 83.000 pädagogische Fachkräfte und über 33.900 Kitas, Horte und Grundschulen haben an dem Fortbildungsprogramm teilgenommen. Mehr als 5.700 Kitas, Horte und Grundschulen tragen bereits das Zertifikat “Haus der kleinen Forscher”. Auf Basis aktueller Erkenntnisse aus moderner Forschung entwickelt die Bildungsinitiative ihr pädagogisch-didaktisches Konzept in den Bereichen Frühpädagogik, Entwicklungspsychologie, Fachdidaktik und Lernforschung stets weiter. 

HIPPY – Fit für den Schulbeginn 

Neben den Bildungsmöglichkeiten von Eltern, Kita und Co. gibt es auch Organisationen, welche die frühkindliche Bildung unterstützen wollen. HIPPY (Home Interaction for Parents and Preschool Youngsters) ist ein Angebot in der Nähe von Bremen, welches sich an die Eltern von vier bis sechsjährigen Kindern richtet, um diese zu entlasten und ihren Kindern einen guten Start in die Schullaufbahn ermöglichen soll. Eltern, die an dem HIPPY Programm teilnehmen, erhalten Lernmaterialien, mit denen sie gemeinsam mit ihren Kindern lernen können. Dabei ist das Programm spezialisiert auf die Entwicklung der Sprachkenntnisse der Kinder. Neben der Bereitstellung von Materialien statten die HIPPY-Mitarbeiter (sog. Hausmütter) den Familien Besuche ab und klären Fragen, sofern Bedarf besteht. In einigen Stadtteilen finden sogar alle zwei Wochen Treffen zwischen den HIPPY-Müttern statt.

Richtig angesetzte frühkindliche Bildung ist unumgänglich für ein späteres, erfolgreiches, integriertes Leben eines Kindes. Verschiedene Kompetenzen wie das Erlernen der Sprache oder motorische Fähigkeiten erleichtern ihnen den Start in die Schule. Die Förderung der verschiedenen Kompetenzen ist in Deutschland allerdings im Vergleich zu anderen Ländern und auf Basis einer Befragung nicht immer gegeben. Der Fokus liegt in Deutschland eher auf der Entwicklung der Sprache. Verschiedene Förderprogramme unterstützen Kinder und ermöglichen den Eltern eine Unterstützung. Ob sich der Fokus der frühkindlichen Kompetenzen in den nächsten Jahren verändern wird, bleibt abzuwarten. 

Wie sind eure Erfahrungen? Stellt ihr auch fehlende Kompetenzen bei euren Sprösslingen fest? Wie wirken diese sich auf den Unterricht aus? Schreibt es uns doch gerne mal in die Kommentare, wir freuen uns auf Feedback! 

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Wir schreiben das Jahr 2023, eine künstliche Intelligenz namens ChatGPT lenkt alle Augen auf sich und wirft so einige Fragen in den Raum. Doch was ist künstliche Intelligenz überhaupt und was hat das mit Bildung zu tun? Künstliche Intelligenz wird in vielen Bereichen der Bildung bereits eingesetzt. Ein interessanter Aspekt ist auch der Kontext zum Schummeln bei Prüfungen und Tests. „Fake it till you make it“ lautet die Devise, also kurzgesagt so zu tun als ob, bis man das angestrebte Ziel erreicht hat. ChatGPT könnte viele Schüler:innenherzen höher schlagen lassen, denn dank der KI wird das Fälschen von Leistung ohne viel Aufwand möglich. Hier stellt sich nun eine weitere Frage — Ist künstliche Intelligenz eine Chance oder Gefahr für den Unterricht an Schulen?

KI im Unterricht — ChatGPT im Fokus

Seit Siri und Alexa unser Zeitalter bereichert haben, hatten viele bereits die Gelegenheit, sich mit dieser neuen Technologie zu beschäftigen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind mit solchen Technologien vertraut und integrieren die Sprachassistenten in ihren Alltag. Doch das war erst der Anfang. In der Bildung wird künstliche Intelligenz immer relevanter. Lernsysteme sollen Schüler:innen beim Lernen helfen und Lehrkräfte unterstützen. Ebenso sind individuelle Stundenpläne, die anhand von KI generiert werden, um auf die Lernbedürfnisse der Schüler:innen genauer eingehen zu können, immer mehr gefragt.

Eine wichtige Frage steht hier allerdings noch offen — Was ist künstliche Intelligenz überhaupt? Kurz gesagt ist KI ein Computerprogramm mit der Fähigkeit, menschliches Denken nachzuahmen. Eine künstliche Intelligenz kann auch eigenständig Antworten finden, indem neue Informationen gesammelt werden und das Programm mit diesem Prozess dazulernt. An dieser Stelle haben wir ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer), eine von dem kalifornischen Unternehmen Open AI erfundene textbasierte KI-Software, gleich mal gefragt, wie sie sich selbst definiert und in kürzester Zeit eine plausible Erklärung bekommen.

Chat-Ausschnitt von ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer)

Dieser Chatbot ist also dazu fähig Texte problemlos zu generieren. Bei genauerer Betrachtung fallen die Wortwiederholungen allerdings schon des Öfteren ins Auge, wenn längere Textpassagen erstellt werden. Ebenfalls scheitert die KI bei komplexeren Fragestellungen, da hier einfach noch das grundlegende Verständnis wie bei uns Menschen fehlt. Als Hilfestellung bei der Recherche und Ideenfindung macht die KI ihren Job dennoch richtig gut.

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf  die Fähigkeiten von ChatGPT – Was kann ich alles damit machen?

  • Erklärung von komplexen Themen: Beispielsweise eine einfache Erläuterung, wieso es schwarze Löcher gibt. Hierbei sind fast keine Grenzen gesetzt. Wenn man dann auch noch bei der Frage dazu schreibt „Erkläre das Thema so, als wäre ich 5”, dann bekommt man eine extra simple Antwort auf schwierige Sachverhalte. 
  • Lösen von mathematischen Aufgaben: Hier ist ChatGPT richtig stark, egal ob es komplexe Aufgaben sind oder ganz einfache Brüche. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollten die Probleme allerdings prägnant dargestellt werden.
  • Code schreiben: Völlig egal ob Programmierer oder Anfänger, der Chatbot kann bei dieser Angelegenheit richtig zaubern. Wenn man einen Code für ein Problem haben möchte, dann kann das auch in der gewünschten Programmiersprache sein. Darüber hinaus kann auf stundenlanges Fehlersuchen bei Codes verzichtet werden, da die KI das Problem ganz einfach eingrenzen kann.
  • Vorbereitung für Vorstellungsgespräche: ChatGPT hilft dabei, mögliche Fragen bei einem Jobinterview zu generieren und hat auch nützliche Tipps parat. Bei der Erstellung eines Anschreibens oder Lebenslaufes kann die KI ebenso Abhilfe schaffen.
  • Generieren von Musik: An dieser Stelle erweist sich der Chatbot als unglaublich kreatives Hilfsmittel. In beinahe allen Genres können Liedertexte generiert werden.

Das waren ein paar wichtige Beispiele, dennoch geht die Liste weiter. Hierzu muss gesagt werden, dass man ChatGPT einfach selbst ausprobieren sollte, um die Dimension an Möglichkeiten auszukosten.  

Wenn allerdings gefragt wird, was ChatGPT über die gemeinnützige Organisation Zukunft Digitale Bildung weiß, dann bekommt man nur die Antwort: „Ich habe keine Informationen über eine spezifische gemeinnützige Organisation mit dem Namen "Zukunft Digitale Bildung". Es kann sein, dass es sich um eine Organisation handelt, die sich auf die Förderung der Verwendung von Technologie in der Bildung konzentriert, um Schülerinnen und Schülern bessere Lernmöglichkeiten zu bieten und die digitale Kompetenz von Lehrern und Schülern zu fördern, aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, da ich keine Informationen darüber habe.” Wie man sieht, gibt es also doch Grenzen. Zudem hat ChatGPT nur Zugriff auf Daten bis zum Jahr 2021, wodurch aktuelle Themen nicht berücksichtigt werden.

Gefahr oder Potenzial für den Unterricht?

Wenn eine Unterhaltung mit ChatGPT länger anhält, wird man merken, dass der Chatbot kein menschliches Wesen ersetzen kann. Es fehlt die Emotion hinter den Texten. Allerdings werden sich vermutlich einige Schüler:innen an einen Schummelversuch wagen, denn die Verlockung und die einfache Handhabung dieser KI ist gegeben. Wenn dann aber die ganze Klasse auf die gleiche Idee kommt und ChatGPT als kleines Helferlein herbeizieht, kann das schnell nach hinten los gehen. Die KI spuckt nämlich bei ähnlichen Fragestellungen oft dieselben Antworten aus. Demnach dürften Lehrkräfte bei der Korrektur von Prüfungen wohl nicht hinters Licht geführt werden.

Ein weiterer Faktor in Bezug auf Herausforderungen könnte der Datenschutz und die damit verbundenen Datenschutzverletzungen werden. Da ChatGPT durch Sammlung von Informationen lernt, werden auch sehr sensible Inhalte abgespeichert. Zu beachten ist auch, dass der Chatbot auf bereits vorhandene Texte zurückgreift und das Internet durchsuchen kann, was wiederum bei Fakten kritisch betrachtet werden sollte, da sich diese im Laufe der Zeit geändert haben könnten. Es ist offenbar sogar die Rede davon, dass ChatGPT Teil von Microsoft Office wird und dadurch automatisch erzeugte Texte und E-Mails ermöglicht. 

Bei all diesen Risiken und Herausforderungen sollten wir aber eines nicht vergessen – künstliche Intelligenz ist eine Chance für die Bildung, wenn sie richtig eingesetzt und genutzt wird. Ein interessantes Beispiel beschreibt Hauke Pölert in seinem Artikel über künstliche Intelligenz im Klassenzimmer – Im Unterricht stellt er dem OpenAI-Chat alle Fragen, die die Schüler:innen während des Unterrichts erwähnen, und ergänzt sein Wissen mit den Antworten der KI. Mit dieser Methode lernt man die neue Technologie besser kennen und kann gezielter arbeiten, schreibt Pölert. Der Chatbot kann Lehrkräfte im Unterricht assistieren, indem zum Beispiel Erklärungen, Tipps, Abläufe, Rechenwege oder vieles mehr in kurzer Zeit generiert werden können. Dadurch kann enorm viel Zeit eingespart werden, die sonst mit Recherchearbeit benötigt werden würde. 

Doch wie können Schüler:innen von der KI profitieren? Denn einfach nur Texte abschreiben ohne viel zu hinterfragen ist definitiv nicht die Lösung für gutes Lernen. Eine Gegenüberstellung der selbst erarbeiteten Fakten mit den Antworten der KI kann zu optimalen Ergebnissen führen. Hier sind allerdings die Lehrkräfte gefragt, die den Schüler:innen verdeutlichen sollen, wie der Chatbot richtig eingesetzt wird. Nämlich als Werkzeug und Unterstützung für den Unterricht.

Welche Erfahrungen habt ihr mit KI-basierten Programmen gesammelt und konnten diese vielleicht schon in den Unterricht integriert werden? Lasst es uns gerne in den Kommentaren  wissen.


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Bonn. Bildung gehört den grundlegenden Menschenrechten an und soll allen auf der Welt zugänglich sein. Der 24. Januar steht daher seit 2019 für den Internationalen Tag der Bildung. Dieser jährt sich heute zum fünften Mal. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen rief im Jahr 2018 am 24. Januar den Welttag der Bildung aus, um auf das öffentliche Gut aufmerksam zu machen. An diesem Aktionstag wird die Rolle von Bildung in unserer Welt für Frieden und Entwicklung ins Zentrum gerückt. Ergebnisse aus den Auflagen von Weltbildungsberichten der vergangenen Jahre gaben Anlass zur Dringlichkeit, anhaltend deutliche Forderungen zu stellen – 244 Millionen Kinder und Jugendliche ohne Zugang zu schulischer Bildung wurden 2021 weltweit gezählt. 

Auf internationaler Ebene prägt Herkunft in jeder Hinsicht die Chancen auf eine Gleichstellung in den Bildungssystemen. Dagegen anzukommen, muss das Recht auf Chancengleichheit global verbessert werden. Dafür braucht es an erster Stelle eine lebenslange und qualitativ hohe Bildungsgestaltung in allen Bereichen des Lern-und Ausbildungssektors. Aber wie gelangen wir zur Erfüllung dieses Ziels?
Und was bewirkt der Internationale Tag der Bildung? 

Umsetzung der Agenda Bildung 2030

"Lernen für Menschen, Planeten, Wohlstand und Frieden" – Im Einklang mit den fünf Kernbotschaften der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung steht eine Hochwertige Bildung als eines der 17 Global Goals. Sie haben zum Ziel, auf gemeinsame Bildungsbestrebungen der Weltgemeinschaft aufmerksam zu machen und jene als Richtungsweiser für diese Querschnittsaufgabe zu betrachten. Auf ihren Beschluss einigten sich alle UN-Mitgliedstaaten in der globalen Bildungsagenda 2030.

Agenda Bildung 2030 – Das Globale Nachhaltigkeitsziel 4:
“Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten
zum lebenslangen Lernen sicherstellen”

UNESCO Kommission

Der Weltbildungstag zielt dabei, ähnlich zum UNESCO Weltalphabetisierungstag, auf die Gesamtbildung von Menschen ab. Die Initiative für die internationale Durchführung und Koordination des Weltbildungstages entstand aus einem Zusammenschluss der UNESCO Weltkulturorganisation und der UNO-Flüchtlingshilfe. Beide Vertreter betreuen die Umsetzung für das 2030 angesetzte Vorhaben und veröffentlichen jährlich erreichte Fortschritte der Bildungsagenda. Zur Feier 2020 wurde Bildung und Lernen als wertvollste nachhaltige Ressource unserer Zeit beschrieben – ein Grundrecht für alle, so dokumentiert es das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Eingeladen werden hochrangige Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft, sowie Stiftungs- und Bildungswirkende.

Lagebericht zu Deutschland 

Chancenungleichheit ist kein Problem von Entwicklungsländern. Auch in Deutschland besteht der
Bedarf nach Qualitätsentwicklung für eine starke Grundbildung in allen Bildungszweigen. Gleiche Teilhabebedingungen und qualifiziertes Bildungspersonal stellen deutschlandweit zwei der zentralen Herausforderungen dar. Dieser Zustand wird in einer UNESCO-Pressemitteilung aus dem Jahr 2019 deutlich:


„Der Bildungsstand des Elternhauses ist noch immer ausschlaggebend für das Erreichen der Hochschulreife. Wir müssen intensiv daran arbeiten, dass die vorhandenen Bildungsmöglichkeiten auch bildungsferneren Familien und Migrantinnen und Migranten vermehrt zugutekommen“

betont Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Erfolge bei der Bildungsbeteiligung und Höherqualifizierung konnten hingegen über die Jahre verzeichnet werden. „Hier sind wir auf dem richtigen Weg“, bekräftigt Böhmer. Lehrkräfte zu gewinnen und auf diese Aufgabe vorzubereiten, ist nunmehr von essentieller Bedeutung für die Umsetzung der Agenda Bildung 2030.

Der internationale Tag der Bildung rückt Bildungs- und Lebensbedürfnisse ins Bewusstsein der Öffentlichkeit – einen sicheren Zugang zu Bildung erhalten, dem Armutskreislauf entkommen, Inklusion erlebbar machen: Für all das und mehr steht der Weltbildungstag. Bildung verfügt über die größten Wirkungseffekte auf die Verwirklichung einer friedvollen Welt sowie ein selbstbestimmtes Leben. Die UNESCO Kommission setzt sich damit für die Gewährleistung einer unabhängigen Grundbildung ein, um eine nachhaltige Lebensweise der globalen Bevölkerung zu ermöglichen. Sie schafft den dafür notwendigen Austausch und macht Bildungserfolge sichtbar, welche engagierte Bildungsmacher:innen bereits erreichen konnten.

Bei LehrerNews ist jeder Tag ein ‘Tag der Bildung’. Wofür steht der Weltbildungstag eurer Meinung nach noch? Schreibt uns eure Vorschläge!

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Berlin. Seit Jahresbeginn gibt es eine neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK). Astrid-Sabine Busse (SPD) leitete 30 Jahre eine Grundschule in Berlin und bringt demnach viel Erfahrungen für diese Position mit. Busse ist Bildungssenatorin und verfolgt das Ziel, die qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe voranzutreiben.Der Fokus soll aber auch auf den Fachkräftemangel gesetzt werden. Soziale Kompetenzen würden durch ein gut ausgebautes Ganztagsangebot, welches den Schüler:innen Spaß macht, gefördert, erklärt Busse. 

In Deutschland wurden die Ganztagsstrukturen in den letzten Jahren ausgebaut, jedoch muss es jetzt um Qualitätsförderung gehen. So soll beispielsweise die Vor- und Nachbereitungszeit für Erzieher:innen, wie sie in Berlin schon vorgesehen ist, oder auch die verstärkte Kooperation mit externen Partnern thematisiert werden. Da die Zielgruppe entscheidend ist, wird es auch einen Kinderkongress geben, damit die Vorstellungen der Schüler:innen einbezogen werden können. Ab 2026 ist der gesetzliche Anspruch auf die Ganztagsschule festgelegt, bis dahin muss sich aber noch einiges ändern, meint Busse. 

Auf die nächste Wahl möchte auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hinweisen. Sie will die Parteien an ihre Wahlprogramme erinnern und fordert bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte. Bei einem zweitägigen Warnstreik soll auf die aktuelle Situation in Schulen aufmerksam gemacht werden. Gefordert sind kleinere Schulklassen und Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen. Der Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik, Udo Mertens, weist außerdem darauf hin, dass in Schulen Sozialarbeiter:innen fehlen. Um diese Angelegenheiten zu verhandeln, brauche es die Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), so der Senat. Der TdL lehnt eine Verhandlung allerdings ab.

„Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss", betont der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Gerhard Brand. Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem – und klare Ideen, erklärt er.

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Immer mehr Kinder werden immer früher bewusst in der altersgemäßen, selbstbestimmten und verantwortungsvollen Nutzung von Medien geschult. Eltern und Lehrer:innen werden dazu angehalten, die neuzeitigen Potenziale ihrer Schützlinge nutzen und medienpädagogische Arbeit mit digitalen Medien als festen Bestandteil des Schulalltages in Grundschulen implementieren zu können. Vor kurzem haben wir uns für euch bereits auf dem Markt der digitalen Tools umgeschaut. In diesem Artikel stellen wir euch ergänzend dazu, verschiedene Lern-Apps und Programme für die Grundschule vor, mit denen ihr eure Schüler:innen von Mathematik über Deutsch bis hin zum Sachkunde- und Musikunterricht digital begleiten und sie beim Lesen, Schreiben und Rechnen individuell und umfassend fördern könnt.

Edurino — Mit Spielfiguren auf Lernreise gehen

Das erste Tool, dass wir euch vorstellen möchten, nennt sich Edurino. Mit Edurino sollen Kinder im Alter von 4-8 Jahren spielerisch und verantwortungsbewusst an digitale Medien herangeführt werden. Analoges und digitales Lernen treffen hier altersgerecht aufeinander. Die Lern-App eignet sich hervorragend, um Vorschulkindern Grundlagen wie Lesen, Rechnen oder erstes Englisch beizubringen und sie fit für die Schule zu machen. Um Edurino nutzen zu können, benötigt man ein sogenanntes Edurino-Starterset. Das Edurino-Set kommt ohne Elektronik aus, womit auch die mitunter nervenaufreibende Suche nach passenden Batterien entfällt.

Die Box enthält:

  • Eine kleine Spielfigur für die jeweilige Themenwelt
  • Einen ergonomisch geformten Eingabestift mit einer weichen Spitze
  • Eine Schnellstartanleitung sowie zwei Aufkleber


Bevor mit dem Lernspaß begonnen werden kann, muss lediglich die kostenlose Edurino-App installiert werden. Diese ist sowohl für iOS- als auch Android-Geräte verfügbar. Besonders positiv fällt dabei der gänzliche Verzicht auf Werbung und In-App-Käufen auf, somit steht der Lernfortschritt im Vordergrund. Vor der ersten Nutzung kann für jeden Spieler ein eigener Account angelegt werden, so lassen sich die Lernfortschritte individuell abspeichern. Außerdem können dort Voreinstellungen wie maximale Spielzeiten eingestellt werden. Kurz bevor diese erreicht ist, kündigt das jeweilige Lerntier die letzte Aufgabe an, die daraufhin fertig gespielt wird – erst danach wird das Programm beendet. Die Spielfiguren, die auf das Tablet gelegt werden, ähneln in ihrer Funktionsweise den Tonies der Toniebox und werden benötigt, um die jeweiligen Lernwelten in der App zu aktivieren. Mit der Figur begeben sich die Kinder auf die Reise durch ein fiktives Universum, in dem sie den Unfug der Chaos-Monster wieder in Ordnung bringen. Waschbär Robin verkörpert Mathe. Hier geht es um Zahlen, Mengen, Formen und erstes Rechnen. Fuchs Mika bringt Deutsch näher und trainiert Anlaute, Buchstaben, Wortlängen, Silben und Reime. Der bunte Vogel Niki redet nur Englisch und vermittelt erste Alltagsbegriffe und Vokabeln in der Fremdsprache. Neu unter den Figuren ist der Hund Luka, durch den die Kinder mit dem Themengebiet Logik und Coding vertraut gemacht werden, indem sie Rätsel und Knobelaufgaben bearbeiten, nach Problemlösungen schauen, Strukturen und Muster erkennen und ihr logisches Denken dadurch gefördert wird. Das Wissen wird sowohl aktiv abgefragt als auch komplett indirekt bei Spielen vermittelt. Alle Lerninhalte werden in Zusammenarbeit mit Pädagog:innen und Expert:innen entwickelt und regelmäßig mit Kindern in Partner-Kindergärten getestet. Nebenbei wird mit dem von Ergotherapeut:innen entwickelten magischen Stift, die richtige Stifthaltung und Schreibmotorik unterstützt.

ANTON — umfangreich, einfach und effektiv 

ANTON ist eine der bekanntesten Lernumgebungen, die Übungsaufgaben für individuelles Lernen anbietet. In den verschiedensten Fächern werden die Kinder angeleitet, ihre Fähigkeiten zu erweitern und zu trainieren. Sie können in Mathematik die Schreibrichtungen der Zahlen lernen, in Deutsch Rechtschreibung üben, im Sachunterricht das Sonnensystem kennenlernen und im Musikunterricht Noten lesen. Gerade im DaZ- oder Englischunterricht kann ANTON einen noch größeren Stellenwert in der Wortschatz- und Vokabelarbeit einnehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Klasse gemeinsam in einem Raum sitzt oder ob Kinder in anderen Settings lernen. Um ANTON zu nutzen, braucht es dafür lediglich eine Internetverbindung, eine einmalige Anmeldung per E-Mail und ein entsprechendes digitales Endgerät (Laptop, PC, Tablet oder Smartphone). Angedacht ist der Einsatz auf Distanz (wie in Zeiten der Corona-Pandemie) oder in asynchronen Lernphasen, etwa als Hausaufgabe. In Phasen der Vertiefung können die Kinder individuell zeigen, ob sie den Unterrichtsstoff verstanden haben und selbstständig umsetzen können.

Die App kann unter iOS, Android oder auch direkt im Browser genutzt werden. ANTON überzeugt vor allem mit einem übersichtlichen Design ohne Ablenkung und sticht durch seinen umfassenden, werbefreien und kindgerechten Aufbau heraus. Die schnellen individuellen Rückmeldungen und Feedbackfunktionen können die Motivation und den Lernzuwachs enorm fördern. Auch die Möglichkeit, sich Inhalte vorlesen zu lassen, kann Lehrkräfte entlasten. Der Login per (QR-)Code unterstützt Lehrer:innen dabei, den virtuellen Klassenraum vorzubereiten und macht das umständliche Verwalten von Anmeldenamen und Passwörtern überflüssig. Je nach Gerät scannt die Klasse den Code oder gibt ihn ein und ist eingeloggt. Die durch Lehrkräfte individuell auswählbaren Inhalte runden die sinnvolle Ergänzung des eigenen Unterrichts ab. Entweder werden passende Inhalte zum aktuellen Lerngegenstand ausgewählt oder die Klasse kann auf das gesamte Angebot zugreifen. Der Lernfortschritt wird individuell gespeichert und kann durch die Lehrkraft eingesehen und ausgewertet werden.

Leseludi – individuelles Lesetraining

Um Kinder, die Leseschwierigkeiten haben, zu motivieren und ihnen den Druck durch etwaige Leistungsanforderungen in der Schule und im Elternhaus zu nehmen, bietet sich Leseludi als Online Lesetrainingsprogramm für Leseanfänger:innen der 1. bis 3. Klasse an. Das Programm kann auf allen Computern, Tablets oder Smartphones gestartet werden und richtet sich an Schüler:innen, welche bereits Buchstaben erlernt haben und diese zu Wörtern verbinden können. Die Lehrkräfte oder Eltern weisen individuelle Leseaufgaben zu und können im Anschluss den Fortschritt verfolgen. Für Lehrer:innen sind die Funktionen der Klassenverwaltung und Kompetenztests besonders ansprechend. Dabei bieten sich ihnen eine Auswahl aus über 8.000 spielerischen, lehrplanbasierten Leseübungen. Durch die farbige Hervorhebung der Silben werden die Kinder beim Erlesen von Wörtern unterstützt. Außerdem gibt es eine Systematik im steigenden Schwierigkeitsgrad.

Für den Beginn eignen sich ganz einfache Übungseinheiten wie Silbenrätsel, bei denen die passende Silbe für ein vorgegebenes Wort, das bildlich dargestellt wird, ausgewählt werden muss. Daneben müssen die Kinder in den Bilderrätseln das Wort auswählen, das am besten zum Bild passt. Bei “Wie weiter” wird ein Satz vorgegeben, den die Kinder mit einem Wort vollenden müssen. Etwas anspruchsvoller wird es bei den Mini-Texten: Die Kinder lesen drei kurze Sätze aufmerksam durch und müssen eine Frage beantworten, die sich auf die zuvor gelesenen Sätze bezieht. Für jede richtige Lösung erhält das Kind einen Punkt und bekommt sofortiges Feedback. 

Abgerundet wird das Tool durch die visuelle Darstellung der Punkte, die mit jedem Punkt weiter wächst und der Möglichkeit, sich bei einer bestimmten Punktzahl jeweils Lesepässe auszudrucken. Auf dieser Grundlage werden die Kinder zunehmend besser Bücher lesen können und sich Geschichten und Sachtexte müheloser erschließen. Leseludi beeindruckt allen voran mit seinem Fokus auf inklusive Pädagogik, da das Leseprogramm für Kinder mit Förderbedarf zur optimalen und motivierenden Leseförderung gedacht ist. Damit möchte es der Vielschichtigkeit und Bandbreite von heterogenen Voraussetzungen, die die Schüler:innen mitbringen, gerecht werden. 

Lernrudi — Deutsch als Zweitsprache

Vom gleichen Anbieter gibt es mit Lernrudi außerdem noch ein Lernportal für Deutsch als Zweitsprache und Ergänzung zu analogen DaZ-Materialien. Das Online-Angebot verspricht auf den jeweiligen Lernstand angepasste Aufgaben und individualisierte Förderung mit dem Löwen Rudi. Lehrkräfte können jedem Kind ganz einfach und individuell die genau seinem Leistungsniveau entsprechenden Aufgaben zuweisen und ihnen eigene Zugänge erteilen, sodass diese auch von unterwegs oder zu Hause Deutsch lernen können und neue Aufgaben zugeteilt bekommen. 

Die Lernfortschritte sind ähnlich wie bei Leseludi ausgerichtet. Zudem können Lernstandserhebungen vorgenommen werden. Das Punktesystem ist Ansporn und Motivation, um kontinuierlich an den Übungen dranzubleiben. In zahlreichen Aufgabenformaten, darunter Zuordnungen, Multiple Choice oder Artikel- und Bilderrätsel, bietet das Tool eine Sprachausgabe von Wörtern, Wortgruppen oder Texten. Durch die immer neuen Möglichkeiten der Übung kommt keine Langeweile auf. Schüler:innen können sich somit die Aussprache beliebig oft anhören, diese nachahmen und die Sprache selbstständig erkunden. Die Sprachausgabefunktion ist für den Aufbau der deutschen Sprache und die Erweiterung des Wortschatzes in kindgerechten Zusammenhängen besonders wertvoll. Für das Tool muss eine kostenpflichtige Lizenz erworben werden, der Testzugang für Schulen und Lehrer:innen beträgt 14 Tage und für Eltern 24 Stunden. Vorher können die Funktionen kostenfrei getestet werden.

Wir hoffen, dass euch unsere Auswahl einige Inspirationen für eure zukünftige Unterrichtsgestaltung bieten konnte und euch dabei unterstützt, die Potenziale eurer Schüler:innen durch eine ansprechende digitale Didaktik auszuschöpfen. Wie findet ihr die vorgestellten Tools? Seht ihr darin eine zeitgemäße Ergänzung für euren Unterricht oder gibt es wichtige Funktionen, die euch fehlen? Wir freuen uns, in den Kommentaren von euch zu hören!

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Interkulturelle Bildung fördert Schlüsselkompetenzen für eine globalisierte, von Vielfalt geprägte Welt. Damit Kulturen nicht nebeneinander, sondern miteinander leben, braucht es Wertschätzung und Anerkennung für Lebensunterschiede und Identitäten aller Menschen. Alteritätserfahrungen fest im Unterricht zu integrieren kann zu einem wachsenden Bewusstsein für andere Kulturen beitragen.

Das Chinesische Neujahr zeigt Traditionen einer vollkommen anderen Weltanschauung und hat kaum Berührungspunkte mit dem westlichen Silvester. Das fängt bereits beim Datum an: Viele Länder im ostasiatischen Raum beginnen das neue Jahr genau heute. Laut dem Tierkreiskalender wird 2023 im Zeichen des Hasen stehen. Aus welchen Bedeutungen dieser und andere Bräuche entstanden sind und weitere wissenswerte Fakten zum Chinesischen Neujahrsfest, haben wir euch für eine gelingende Lerneinheit im Unterricht recherchiert.

Vom Entstehungsmythos zum Frühlingsfest

Eine alte Legende besagt, dass ein menschenfressendes Monster jährlich aus den Bergen oder, je nach Überlieferung, aus dem Meer kam, um seinen Hunger nach dem Tiefschlaf zu stillen. Zum Schutz behalfen sich die Menschen mit Lärm, Feuer und Farbe, um die Vertreibung des Monsters zu vollziehen. Heute wird der Jahreswechsel nach dem hiesigen Ungeheuer benannt: Gou nian. Das Chinesische Neujahr vertreibt somit die bösen Geister des vergangenen Jahres, um alles Alte hinter sich zu lassen.

Der traditionelle Feiertag fällt immer auf den zweiten Neumond zwischen Januar und Februar nach der Wintersonnenwende. In diesem Jahr fällt er damit auf den heutigen Freitag. So verschiebt sich der Neujahrstag von Jahr zu Jahr. Die Festbegehung und Reinigung vom alten Jahr dauert 15 Tage an und endet mit Beginn des Laternenfestes am ersten Vollmond des neuen Jahres. 

Während sich der uns bekannte, gregorianische Kalender nach dem Lauf der Erde um die Sonne ausrichtet, geht das neue Jahr in China von einem sogenannten Mondkalender aus. Mit dem Neujahrsfest werden nach der chinesischen Astrologie wechselhafte Zyklen von zwölf verschiedenen Erdzweigen verbunden. Jedes Jahr wird durch eines der zwölf Tiere des Tierkreiszeichens repräsentiert und ist mit seinen Attributen und einem Himmelsstamm verbunden. So zum Beispiel „Wasser und Yin“. Daraus entsteht 兔 - Das Jahr 2023 des Wasser-Hasen. Es dauert genau zwölf Mondzyklen an und damit 355 Tage. Der wichtigste Feiertag in China ist ganz allgemein im chinesischen Kulturkreis auf der ganzen Welt verbreitet. In Taiwan, Hongkong und Singapur feiert man diesen Tag genauso wie in Thailand, Vietnam, den Philippinen,Südkorea und vielen weiteren nicht-chinesischsprachigen Ländern. Festlichkeiten anlässlich des chinesischen Jahreswechsels finden sich so überall wieder, auch in New York, Paris, London oder Sydney, dem Ort mit dem größten chinesischen Neujahrsfest außerhalb Asiens.

Eine Parade anlässlich des Chinesischen Neujahrs in Sydney’s Chinatown

Bräuche und Rituale

Wie auch bei uns veranlasst das chinesische Neujahrsfest Menschen dazu, Verwandte zu besuchen und den familiären Zusammenhalt zu zelebrieren. Gefühlt halb China ist um die Zeit des Jahreswechsels auf Schienen und Straßen unterwegs, um die Familie zu besuchen. Städte leeren sich, denn viele führt der Weg zurück aufs Land zu den Eltern. Ahnen und Götter werden feierlich verehrt. In der chinesischen Tradition steigen an diesem Tag die Götter in den Himmel, um dem Jadekaiser Yu Di zu huldigen. Im kollektiven Imaginären geht es historisch betrachtet um die Vertreibung von Ängsten. Mehrere Tage werden heute noch dafür aufgewandt, sich von Schwierigkeiten und Problemen des vergangenen Jahres zu befreien. Manchmal kann ein großes Festessen fünf bis sieben Tage andauern, wo feierliche Rituale praktiziert und Geschenke überreicht werden. Alles soll zu Glück und Wohlergehen führen.

Während der 15 Tage, an denen das Frühlingsfest gefeiert wird, finden bunte Umzüge statt. Je intensiver die Farben, desto mehr Geister können vertrieben werden. Von Menschen bewegte Drachen tanzen zu lauten Trommelklängen und Laternen leuchten bis in die Nächte. Symbolisch betrachtet ist der Drache ein Schutzschild, der Unglück abwehren soll. Je länger der Drache durch Menschen getragen wird, desto größer
seine Macht.

Generell ist das chinesische Neujahr stark auf Gemeinschaft, anstatt auf eigene Vorsätze ausgerichtet. Im Vergleich zu diesem Tag spielen individuelle Geburtstage im traditionellen China kaum eine Rolle. Es hat sich daher der Brauch bewahrt, dass in der Zeit des chinesischen Neujahrs die Bevölkerung ein Jahr älter wird. Mit der Ausführung glücksbringender Gebräuche steigert sich nach kulturellem Bewusstsein die Chance auf Gesundheit, Frieden und Wohlstand. Mit dem Öffnen von Fenstern und Türen, um das Glück während des Festes hereinzulassen, oder das Haus zu putzen, damit dieses gleich am ersten Tag des neuen Jahres Platz finden kann, werden Handlungen zur Vorsorge für den gemeinen Segen. Aufgrund der tiefen Verbundenheit zum Glauben und zur Tradition sind die eigenen Taten im Leben der asiatischen Kultur von hoher Bedeutung.

Kultur zum Thema machen

Traditionen entdecken und erleben, ohne Orte oder Menschen zu besuchen, kann äußerst herausfordernd sein. Die Montessori - App stellt Anschauungsmaterial von Postkarten und kostümierten Kindern in geschmückten Klassenzimmern bereit, damit die Vorstellungsbildung gelingt. Mit ihr können sogar Mandarin als fremde Sprache kennengelernt und einige Wörter selbst angeeignet werden. Der Englischunterricht eignet sich außerdem hervorragend für das Lernen von Eigenschaftswörtern der Tiere im chinesischen Kalender. Zum Einstieg empfehlen wir ein Video des MDR, in dem aus Kindersicht zum Thema hingeführt wird.

Jahr für Jahr zeigt sich uns das Frühjahrsfest mit seinem großen kulturellen Reichtum. Das ist vor allem für die westliche Bevölkerung interessant, die einer historisch betrachtet weniger ausladenden Traditionen um die Jahreswende folgt. Für Kinder ist eine offene Sicht für die Gewohnheiten anderer ein wichtiger Baustein in ihrer Persönlichkeitsbildung. Über kulturelle Rituale und Feste zu sprechen, fördert gegenseitiges Vertrauen, das unser Zugehörigkeitsgefühl als Teil einer Gemeinschaft stärkt. Traditionen leben und schätzen lernen, sollte daher ein wichtiges Element der schulischen Zeit darstellen.

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Düsseldorf. Immer neue Studien belegen, wie dramatisch es in manchen Fällen um die Bildung von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen bestellt ist. In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland fehlen schon heute tausende Lehrerinnen und Lehrer. Vor allem an den Grundschulen ist die Personalnot groß. Um dagegen anzukämpfen, hat NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ein neues Maßnahmenkonzept gegen den Lehrermangel vorgestellt, mit dessen Hilfe der Beruf wieder attraktiver, zugänglicher und gefragter werden soll.

Die bundesweit angespannte Lage auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt ist kein Geheimnis. Die Lage in Nordrhein-Westfalen ist besonders gravierend. An 415 Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Position der Schulleitung nicht besetzt, was einem Anteil von knapp 9 Prozent aller öffentlichen Schulen entspricht. Die meisten Führungskräfte fehlen an den Grundschulen – dort sind insgesamt 270 Vakanzen unbesetzt. Die Aufgaben der Schulleiterinnen und Schulleiter seien vielfältig, herausfordernd und verantwortungsvoll, hieß es in Düsseldorf. “Das Schulministerium unternimmt daher große Anstrengungen, um Schulleitungen umfangreich und intensiv zu unterstützen und angehende Schulleitungen auf ihre zukünftige Aufgabe vorzubereiten”. Für alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Leitung einer Schule werde entsprechende Zeit eingeräumt, wie zum Beispiel Entlastungsstunden von der Unterrichtstätigkeit. Diese Leitungszeit sei in den vergangenen Jahren mehrfach erhöht worden. Schulverwaltungsassistenten sollten zudem Schulleitung und Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben entlasten – dafür gebe es 825 Stellen landesweit.

8.000 Lehrstellen unbesetzt — Größter Bedarf an Grundschulen

Neben den Schulleitungen fehlt es an klassischem Lehrpersonal. Anfang Dezember hatte die Landesregierung Zahlen veröffentlicht, die darauf hinweisen, dass an den Schulen NRWs derzeit rund 8.000 Lehrstellen nicht besetzt sind. Nach wie vor fehlen die meisten Lehrerinnen und Lehrer an den Grundschulen. Den jüngsten Statistiken des Bildungsministeriums nach sind mehr als 3.400 Stellen vakant – Ende 2021 waren es noch 3.066. An Gymnasien waren Anfang Dezember 2022 1.491 Stellen vakant – Ende 2021 waren es noch 568. Den Gesamtschulen fehlten 1.296 Lehrkräfte – hier lag die Zahl Ende 2021 noch bei 476. Für die Förderschulen wurden 892 offene Stellen gezählt  – Ende 2021 waren es 883. In den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Informatik und Physik aber auch den sogenannten “Talentfächern” wie Musik und Kunst besteht ein sehr großer Bedarf, um eine bessere Unterrichtsversorgung und Bildungsqualität für die rund 2,47 Millionen Schülerinnen und Schüler im bevölkerungsreichsten Bundesland gewährleisten zu können.

Jüngst hat Schulministerin Feller ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das den Lehrkräftemangel lindern soll und unter anderem mehr Seiteneinsteiger, Alltagshelfer, weniger Klassenarbeiten und rigorosere Abordnungen vorsieht. Vor allem Grundschulen, die besonders von Lehrermangel betroffen sind, sollen die Möglichkeit bekommen, Quereinsteiger zu beschäftigen, um den Engpass zu reduzieren. Auch Fachkräfte mit der Befähigung zum Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen sollen die Möglichkeit erhalten, dauerhaft an einer Grundschule eingestellt zu werden. Hierfür müssen diese verpflichtend eine Weiterbildung für den Bereich Grundschulmethodik- und didaktik durchlaufen. Daneben werden Alltagshelfer auf nicht zu besetzende Lehrstellen befristet eingestellt. Laut Feller sollen diese – ähnlich wie bereits in den Kitas gehandhabt – im Unterricht eingesetzt werden, um etwa das Klassenzimmer für den Unterricht vorzubereiten oder die Schülerinnen und Schüler zur Ruhe zu bringen. Weniger Klassenarbeiten sollen ebenfalls zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen. Die Bandbreite der verpflichtend zu schreibenden Klassenarbeiten in den Fächern mit ZP-10 soll demnach an allen Schulformen von vier bis fünf auf drei bis fünf abgesenkt werden. Schließlich sollen Abordnungen von Lehrkräften an besonders belasteten Schulen intensiver genutzt werden. Ein vorübergehender Einsatz an einer anderen Schule sollte auch länger als ein Schulhalbjahr dauern können, sagte Feller. Sie denke an bis zu zwei Jahre. Bei Neueinstellungen sollte das an allen Schulformen künftig klar sein. Für eine umfassende Werbekampagne zur Rekrutierung des Lehrer:innennachwuchses sind für 2023 rund eine Million Euro vorgesehen. 

Ob und inwieweit die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und den Notstand in den Schulen lindern können, werden wir beobachten. Bis dahin bleibt die bildungspolitische Lage, wie in so vielen Bundesländern, weiterhin angespannt.

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Lern-Fair e.V. ist eine von Studierenden gegründete webbasierte Plattform, auf der kostenlos und deutschlandweit Bildungsmöglichkeiten für Schüler:innen angeboten werden. Der Verein ist davon überzeugt, dass Bildungsgerechtigkeit allen Schüler:innen in Deutschland zusteht – und zwar unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und sozioökonomischem Status.

In dem Programm Lern-Fair Fokus wird Schüler:innen die kostenlose Möglichkeit geboten, innerhalb eines Monats digital in neue Gebiete reinzuschnuppern und sich mit außerschulischen Themen intensiver zu beschäftigen. Dafür kooperiert Lern-Fair mit verschiedenen Vereinen, Organisationen oder ehrenamtlichen Helfer:innen und konzipiert so ein buntes Angebot.

Im Februar widmet sich Lern-Fair Fokus dem Thema Social Media. In unterschiedlichen Kursen wird den  Schüler:innen ermöglicht, mehr über gängige Plattformen wie Tiktok, Instagram oder BeReal zu erfahren. Außerdem soll der Monat die Medienkompetenz der Schüler:innen fördern und Raum geben, neue Fähigkeiten in Workshops kreativ auszuprobieren. Tätigkeiten im Medienbereich sind für viele Jugendliche ein attraktives Berufsfeld. Aus diesem Grund schafft der Monat unterschiedliche Einblicke in die vielen beruflichen Möglichkeiten von Influencern über Moderator:innen bis hin zu Gamern. Durch die Thematisierung von Cybermobbing und Fake News sollen die Schüler:innen auch für Gefahren von sozialen Medien sensibilisiert werden.

Mehr Informationen zu Lern-Fair Fokus findet ihr hier: https://www.lern-fair.de/schueler/fokus. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie Schüler:innen auf unser Angebot aufmerksam machen!

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Manuel ist ein Jahr alt, sitzt auf dem Bauteppich und hat viel Freude daran, Duplosteine zusammenzustecken oder gebaute Türme umfallen zu lassen. Schon sehr früh beginnen Kinder die Welt der Naturwissenschaften und somit auch Logik zu entdecken. Am 14. Januar war Weltlogiktag. Wir nehmen euch mit auf einen spannenden Ausflug rund um das Thema Logik, und wie ihr sie in eurem Unterricht vermitteln könnt.

Die Rolle der Logik in unserer Geschichte

Eines der prägendsten Merkmale der Menschheit ist die Fähigkeit zu denken. In verschiedenen Kulturen wird die Definition von Menschlichkeit mit Begriffen wie Bewusstsein, Wissen und Vernunft in Verbindung gebracht. Nach klassisch westlicher Tradition werden Menschen als „rationale“ oder „logische Tiere“ definiert. Logik als Untersuchung der Prinzipien des logischen Denkens wurde im Laufe der Geschichte von diversen Zivilisationen studiert und hat seit ihren frühesten Formulierungen eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Philosophie und der Wissenschaften gespielt.

Zwei der prominentesten Logiker des 20. Jahrhunderts sind maßgeblich an der Wahl des Datums, dem 14. Januar, beteiligt. Es entspricht dem Todesdatum von Kurt Gödel und dem Geburtsdatum von Alfred Tarski. Am 26. November 2019 verabschiedete die 40. Generalkonferenz der UNESCO den Welttag der Logik. Der Conseil International de Philosophie et des Sciences Humaines (CIPSH) und seine Mitgliedsorganisationen, koordinieren die globale jährliche Feier des World Logic Day mit dem Ziel, die internationale Zusammenarbeit zu fördern und die Entwicklung der Logik sowohl in Forschung als auch in der Lehre voran zu bringen. Sie unterstützen die Aktivitäten von Verbänden, Universitäten und anderen Institutionen, die sich damit befassen, und das öffentliche Verständnis der Logik und ihrer Auswirkungen zu verbessern.

Grundlagen der Logik

Im Allgemeinen wird in der Logik das vernünftige Schlussfolgern und im Besonderen dessen Lehre – die Schlussfolgerungslehre oder auch Denklehre – bezeichnet. Es wird die Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht, unabhängig vom Inhalt der Aussagen. Bereits in diesem Sinne spricht man auch von „formaler“ Logik. Logik ist ein Teil der Philosophie und hat sich ursprünglich einhergehend mit der Rhetorik entwickelt. Seit dem 20. Jahrhundert versteht man unter Logik überwiegend symbolische Logik, die auch als grundlegende Strukturwissenschaft, zum Beispiel innerhalb der Mathematik und der theoretischen Informatik, behandelt wird.

“Die Logik ist die Wissenschaft vom formal richtigen Denken.", so Herbert Paukert (ehemaliger Lehrer unter anderem für Mathematik und Informatik) in seinem Manuskript zu den Grundlagen des logischen Denkens.

Um zu erläutern, was damit gemeint ist, gibt er unter anderem folgende Beispiele an.

Beispiel 1.1: Immer wenn es regnet (a), dann ist es nass (b). Es ist nicht nass (¬b). Also regnet es nicht (¬a)

Es entsteht eine Verknüpfung von sprachlichen Aussagen, welche sicherlich von jedem:r Leser:in als folgerichtig bewertet werden. Die Logik versucht nun aufzudecken, worin diese Folgerichtigkeit besteht. Eine zwingende Folgerichtigkeit liegt jedoch nicht immer vor.

Beispiel 1.2: Immer wenn es regnet (a), dann ist es trocken (b). Es regnet (a). Also ist es trocken (b).  Daran ist zu erkennen, dass die Aussagen formal folgerichtig sind, aber inhaltlich schlicht und einfach falsch. Vögel können fliegen. Ein Pinguin ist ein Vogel. Also kann ein Pinguin fliegen, ist ein anderes Beispiel dafür, dass die Richtigkeit des Schlusses nicht an der Gültigkeit der Einzelaussagen hängt. Anhand der ersten Beispiele sollen die Arbeitsweisen des logischen Denkens analysiert werden. Die getroffenen Aussagen – Aussagen-Logik, welche für sämtliche Teilbereiche der Mathematik von grundlegender Bedeutung ist – werden folgendermaßen formalisiert: Beispiel 1.1: ((a → b) ∧ ¬b) → ¬a , Beispiel 1.3: ((a → b) ∧ a) → b

Die Auseinandersetzung mit logischen Zusammenhängen findet auch im Informatikunterricht statt. Der Computer zum Beispiel besteht aus einem Netzwerk von Schaltelementen (Schaltkreis). In einem Schaltkreis werden die Signalzustände an den Eingängen durch die jeweilige Schaltung zu den Signalzuständen an den Ausgängen umgeformt. Offensichtlich liegt eine Entsprechung zwischen solchen Schaltungen und den Aussagenverbindungen unseres sprachlichen Denkens (und auch unserer neuronalen Gehirnstrukturen) vor, so die Ausführungen von Herrn Paukert. Logische Tätigkeiten vollführen wir täglich, wenn wir Rechnungen ausführen und auch Entscheidungen fällen, welche ebenfalls die Hauptleistungen der zentralen Prozessoreinheit eines Computers sind. Eine spannende Erkenntnis, die man mit in den Philosophy-, Physik, oder Informatikunterricht nehmen kann. Hier könnt ihr viele hilfreiche Ideen für euren Unterricht finden.

Weitere Teilgebiete sind Klassische Logik, Nichtklassische Logik, Philosophische Logik, Mehrwertige Logik und Fuzzylogik

Ein typisches Logik Bilderrätzel:

Differenzierung des Begriffes Logik 

Umgangssprachlich werden Ausdrücke wie Logik oder logisches Denken oft in einem völlig anderen Kontext verwendet. Ebenso gibt es den Begriff der „Frauenlogik“, „Männerlogik“, „Alltagslogik“ – bekannt auch als „gesunder Menschenverstand“. In diesen Bereichen bezieht sich Logik oft auf Formen des Handelns. Ein Argument wird umgangssprachlich als logisch bezeichnet, wenn dieses stichhaltig, einleuchtend und klar erscheint. Hier soll die Fertigkeit des Denkens zum Ausdruck kommen. Es ist unumstritten, dass die Theorie des korrekten Schlussfolgerns den Kern der Logik ausmacht. Umstritten ist jedoch, welche Theorien noch der Logik zuzurechnen sind und welche nicht. Strittige Fälle sind etwa die Mengenlehre, die Argumentationstheorie (die sich etwa unter pragmatischer Rücksicht mit Fehlschlüssen beschäftigt) und die Sprechakttheorie.

Das Thema ist vielschichtig und Manuel hat Zeit und Neugierde, um logische Erkenntnisse zu sammeln, tief in die Materie einzutauchen und vielleicht sogar die Welt mit seinem Forscherdrang zu bereichern. Ziehen wir ein Zitat von Audrey Azoulay Generaldirektorin der UNESCO heran: “Zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts – in der Tat jetzt mehr denn je – ist die Disziplin der Logik für unsere Gesellschaften und Volkswirtschaften von entscheidender Bedeutung. Informatik und Digitaltechnik, die die Struktur heutiger Lebensweisen vorgeben, wurzeln in logischem und algorithmischem Denken.”

Die Feier des Weltlogiktages kann deshalb auch zur Förderung einer Kultur des Friedens, des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses beitragen, die auf dem Fortschritt von Bildung und Wissenschaft basiert.

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Berlin. Am 11. März 2020 wurde das Corona Virus von der WHO zu einer weltweiten Pandemie ausgerufen. Nach etlichen Schließungen, Auflagen, Corona-Regeln und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Virus neigt sich die Pandemie aktuell langsam ihrem  Ende zu. Besonders Schüler:innen und Jugendliche sind noch immer von den Spätfolgen der Pandemie betroffen. Welche Auswirkungen hat Corona bei Ihnen hinterlassen, auch mit Blick auf die Lage an den Schulen? 

Während der Hochphase der Pandemie wurden die Nachwirkungen dessen auf Schüler:innen und Jugendliche des Öfteren kleingeredet. Fakt ist, dass sie im Schnitt 85 Tage lang fern vom Präsenzunterricht waren. Dies spiegelt sich auch in dem Lernstand wider. Bei einer Befragung des Allensbach-Instituts im Herbst 2022 wurden 1.000 Schüler:innen zu ihrem Lernstand befragt – dabei sagten 12 Prozent der Befragten, dass sie das Gefühl haben, im Rückstand zu sein. Im Jahr zuvor betrug der Anteil 27 Prozent. 47 Prozent gaben an, etwas im Rückstand zu sein. Nur 17 Prozent stellten fest, keine Befürchtungen bezüglich eines Lernrückstandes zu spüren.

Neben schulischen Defiziten litt auch die mentale Gesundheit der jungen Menschen. Die Anzahl an Kindern mit psychischen Problemen hat sich im Vergleich zu vor der Pandemie von 15 auf 30 Prozent verdoppelt. Zu diesem Schluss kam die COPSY-Studie des Hamburger UKE. Kinderärztin Claudia Haupt stimmt diesen Ergebnissen zu: “Chronische Bauchschmerzen und chronische Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen: Das hat alles wahnsinnig zugenommen in der Pandemie. Das ist auch immer noch da", betont sie. 

Gerade Jugendliche aus einer sozioökonomisch benachteiligten Familie treffe dies, sowie die, “die auf beengtem Raum leben”, so COPSY-Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Aber auch Jugendliche, die schon vor der Pandemie psychisch belastet waren. Diejenigen, die vor der Pandemie ihre Therapie-Sitzungen beendet hatten, sind jetzt wieder in psychologischer Betreuung, berichtet der Kinderpsychologe Julian Schmitz.

Trotz der großen Anfrage nach Therapieplätzen steht für viele Kinder und Jugendliche erstmal “Warten” auf dem Plan, denn auch die Wartezeit hat sich laut Forschungsdaten verdoppelt. Im Bundesdurchschnitt sind es sechs Monate, in ländlichen Regionen sogar circa ein Jahr, meint der Kinderpsychologe. 

Forschungen der Uni Stanford zeigen, dass sich auch die Gehirne der Jugendlichen verändert hätten. Die Studie, welche von Experten um Dr. Ian Gotlib durchgeführt wurde, basiert auf einer vor der Pandemie gestarteten Langzeituntersuchung von 163 Kindern und Jugendlichen. Ihre Gehirne wurden mittels MRT gescannt. Damals zielte man nicht auf die Auswirkungen der Pandemie auf Gehirne junger Menschen ab, sondern auf die Auswirkungen von Depressionen während der Pubertät. Das Ergebnis: Es zeigten sich deutliche Veränderungen an der Struktur des Gehirns. Die Studie soll in Zukunft weitergeführt werden, welche genauen Effekte diese strukturellen Veränderungen allerdings aufweisen, muss weiter erforscht werden, so der Studienautor Jonas Miller. 

Die Corona Pandemie zeigt nachhaltige Veränderungen und Probleme im Leben der jungen Menschen. Gerade die Psyche leidet weiterhin bei vielen und Hilfe ist nicht immer in absehbarer Ferne zu finden. Ebenso hinterlässt die Pandemie Lücken in der Bildung, welche nach und nach aufgearbeitet werden müssen. Wie sich diese Rückstände in Zukunft entwickeln, bleibt abzuwarten. Die Pandemie jedenfalls hat in diesem Fall keine positiven Nebenwirkungen gehabt. 

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„Der achtsame Umgang mit den Lernenden kann nur gelingen, wenn man auch achtsam mit sich selbst ist. Dazu muss man sich als Lehrkraft ständig reflektieren und fragen, in was für einer Welt man leben möchte.”  the_educationalist 

Um in der schulischen Arbeit auf verfügbare innere und äußere Ressourcen zugreifen zu können, kann es sinnvoll sein, sich von bestimmten Handlungsmustern zu lösen und offene  Denkhaltungen einzunehmen. Das gilt sowohl für die persönliche Entwicklung, als auch für zwischenmenschliche Bindungen, die aus der gemeinsamen Zeit mit Kindern und Jugendlichen entstehen. Wer die eigene Entwicklung bewusster Wahrnehmung verfolgt, kann dafür nach geeigneten Impulsen suchen. Auf Instagram gibt es erfahrene Bildungsinfluencer, die sich mit dem Fachgebiet der positiven Psychologie beschäftigen und anregenden Content darüber veröffentlichen. Wir stellen euch vier bekannte Kraftquellen vor und laden zu einer wertneutralen (Selbst-)Erkundung ein.

liniert.kariert – Tipps auf Augenhöhe

Als Lehrerin für die Primarstufe wirkt und lebt Saskia mit ihrer Familie in Hannover. 2017 begann sie auf ihrem Blog liniert-kariert über ihre beruflichen, aber auch privaten Beziehungserfahrungen in Form von introspektiver Prosa zu schreiben. Heute ist Saskia nicht nur seit über 10 Jahren Lehrerin, sondern auch Podcasterin, Kolumnistin und Autorin. Im März dieses Jahres wird Saskias erstes Buch veröffentlicht. Auf ihrem gleichnamigen Insta-Account erreicht sie mittlerweile 125.000 Follower zum Thema Beziehungsorientierung und teilt Erkenntnisse zu besonderen, aber auch basalen Bedürfnissen von Schüler:innen. Durch ihr eigenes Leben mit ADHS und Hochbegabung bildet das eine ganz persönliche Kategorie. In ihren Features erfährt man nähere Hintergründe zu Neurodiversität und inklusiven Ansätzen für die Schulpraxis. Damit regt sie Lehrkräfte an, Lernende in ihren Dispositionen anzuerkennen und gibt Orientierung für einen individuellen und fairen Umgang mit Kindern aus Sicht eines Elternteils. Aus ihrer bedürfnisorientierten Haltung heraus verfolgt sie kindzentrierte Lehr-Lernmethoden und gibt Anregungen für einen differenzierteren Unterricht. Darunter befinden sich zum Beispiel Konzentrationstipps und Konfliktlösungsmethoden.

learnlearning.withcaroline – Mach Lernen zum Fest

Caroline zeigt als Bildungsaktivistin Perspektiven für gelingendes Lernen auf. Begonnen hat ihr Weg dorthin als Begleiterin für Kinder mit erschwerten Lernbedingungen, wobei sie ihre Leidenschaft für das Entfachen von Motivation fand – seither begreift sie Lernen anders. Ihrem Instagram-Channel, den sie 2020 ins Leben gerufen hat, folgen 125.000 Lehrkräfte und Personen, die sich für ein Umdenken in der Schulbildung interessieren. Sie macht Mut, entwicklungsorientierte Theorien in die Tat umzusetzen und engagiert sich für Chancengleichheit in unserem Bildungssystem. Die Berlinerin ist vor allem bekannt für ihre Reels zu “growth mindset”.

Neben dem findet man bei learnlearning.withcaroline kreative Methoden und Stützstrategien für Lernprozesse, die auf ein dynamisches Selbstbild von Lernenden ausgerichtet sind. In einem Gemeinschaftsprojekt mit ihrer Instagram-Community entwarf sie Mut-Mach-Karten zur Förderung eines positiven Mind-Sets in Lernsituationen, die auf ihrer Website zu finden sind. Dort findest du auch eine Stärkenliste mit positiven Adjektiven zur Beschreibung deiner Schüler:innen. Ideal für die Formulierung von Zeugnissen.

colorful_classroom – Für mehr Austausch und Vielfalt

Hinter dem Kanal colorful_classroom steckt Lena, die mit voller Freude Grundschullehrerin ist sowie Co-Autorin eines Ratgebers zur Vorbeugung von Anti-Rassismus für Lehrer:innen aller Schularten. Auf ihrem Blog gibt sie Erfahrungen gelebter Diversität und materialisierte Unterrichtsideen weiter. Derzeit lebt sie in Stuttgart, wo sie an einer kleinen Schule arbeitet und die Inspiration für Herzensstunden entstehen. Die Gestaltung ihrer Beiträge sind dabei, wie der Name schon sagt, farbenfroh und spiegeln ihren Sinn für Gleichberechtigung wider. Als Beispiel kann ihr Positive Self Talk Kalender genannt werden, der sich für eine tägliche Auseinandersetzung der eigenen Selbstwahrnehmung mit Kindern eignet.

Im November 2017 fing sie an, auf Instagram aktiv zu werden und begeistert inzwischen 105.000 Follower mit ihrem Content zu sozialen Kompetenzen und Stärkenorientierung im Lehrberuf. In Kooperation mit anderen Bildungs-Influencern entwickelte sie eine Themenreihe namens "EquALity" für die Schulung geschlechtersensibler Wahrnehmung bei Kindern. Wie auch in ihrem Buch geht es ihr darum, Haltungen zu reflektieren und Diskriminierung achtsam zu begegnen.

the_educationalist – Mit Herz und Kompetenz

Mit the_educationalist ist Alina 2017 gestartet und erfährt seither mehr und mehr Bekanntheit. Auf ihrem Instagram-Channel hat sie 3500 Follower für sich gewonnen. Die Grundschullehrerin und Fachleiterin aus Lübeck absolviert derzeit ein Studium in Schulmanagement und Qualitätsentwicklung, das ihr Möglichkeiten schafft, eine Lehrkräfteausbildung mit Potential zu verfolgen. Unter den Posts findet sich im Kern die Betrachtung von Themen aus inklusiver Perspektive wieder. Alina ist es ein Anliegen, die Selbsttätigkeit von Kindern ins Zentrum zu rücken und denkt bei ihren Beiträgen zu Materialien und Unterrichtskonzepten immer zuerst vom Kind aus – Damit hat sie eine humanistische Haltung eingenommen. Dieser Link führt beispielsweise zu Alternativen des Klassischen Erzählkreises auf ihrem Instagram-Channel. Viele ihrer Ideen haben Einflüsse aus der Montessori-Pädagogik, in der sie 2020 ein Diplom erwarb. Vor kurzem stellte sie auf Spotify eine Playlist zu pädagogischen Podcasts zusammen, die sich unter anderem mit Ritualen, Bindung oder Gesprächsführung auseinandersetzen. Ein weiterer Grund, auf ihrer Seite vorbeizuschauen, sind die positiven Affirmationen, welche sie fast täglich mit ihrer wachsenden Community teilt.

Was wir von Sinnfluencern lernen können

Instagram ist über die Jahre zu einem reichen Materialdepot geworden. Wie dieses einzusetzen ist und welche Grundlagen unabdingbar sind, geht tief unter die Oberfläche des reinen Unterrichtsgeschehens. Diese klar zu erkennen und damit der breiten Schülerlandschaft entgegenzukommen, bleibt in vielen Aspekten der Ausbildung ausgespart. Unsere Auswahl an sinnstiftenden Fachleuten für Achtsamkeit & Soziales schafft gemeinsam mit anderen ein Zentrum des digitalen Austauschs, auf die wir angewiesen sind, um nicht allein dem Lehrplan nachzueifern. Sie erinnern außerdem daran, auf eigene Kompetenzen zu vertrauen. 

Setzt ihr euch für die Förderung bedeutsamer Denkhaltungen ein? Und bietet euer Arbeitsort den Raum für Achtsamkeit und reflektiertes Handeln? Wir freuen uns über Kommentare!

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Berlin. Seit 1996 hat laut Gesetz jedes Kind ab dem vollendeten dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz. Die Realität sieht jedoch anders aus. Aktuell fehlen für das Jahr 2023 über 384.000 Kita-Plätze. Im Westen des Landes ist der Bedarf an Betreuungsplätzen dabei signifikant höher als im Osten. Über 360.000 Plätze fehlen im Westen, gerade mal etwas über 21.000 im Osten. Eltern klagen und kämpfen um einen Betreuungsplatz, “die Hütte brennt", betont die  Juristin Nele Trenner, die auf Kita-Platz-Klagen spezialisiert ist.

Der Personalmangel macht die aktuelle Kita-Situation nicht einfacher. Zu dem bereits vorhandenen Personal fehlen rund 99.000 Betreuer:innen. Die Kosten für die Betreuenden würden sich auf 4,3 Milliarden Euro pro Jahr an Personalkosten belaufen, wobei auch hier die Verteilung der Kosten zum Großteil auf den Westen fällt. Neben zusätzlichen Kosten für Betriebs- und Baukosten stellt sich die Frage, wie man dem Personalmangel entgegenwirken kann. 

Der größte Mangel an Kita-Plätzen fällt dabei auf Nordrhein-Westfalen. Hier werden über 100.000 Plätze benötigt. Ganz im Gegenteil zu Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen: Hier sind genug Betreuungsplätze vorhanden. Die Stadtstaaten weisen ebenfalls Defizite in der Kita-Platz Versorgung auf. In Berlin braucht es 17.000 Kita-Plätze, in Bremen 5.400 und in Hamburg 3700. 

Der größte Bedarf an Kita-Plätzen wird für Kinder unter drei Jahren vorgesehen. In Westdeutschland sind das ganze 250.300 fehlende Plätze, im Osten 20.700. 

“Trotz des massiven Kita-Ausbaus in den vergangenen Jahren finden noch immer zu viele Eltern keinen Platz für ihre Kinder", meint Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. Das ist in doppelter Hinsicht untragbar: Die Eltern müssten die Betreuung selbst organisieren, während den Kindern ihr Recht auf professionelle Begleitung in der frühkindlichen Bildung vorenthalten wird. Schon jetzt ist abzusehen, dass sich der gesetzlich verankerte Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung auch 2023 vielerorts nicht einlösen lässt. Ähnliche Ansichten teilt auch Christine Finke, Stadträtin in Konstanz. Sie ist der Meinung, dass sich die aktuelle Situation stark verschlechtern würde und das System kurz vor dem Zusammenbruch sei. 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in diesem Jahr weiterentwickelt und ob eines Tages jedes Kind einen ihm zustehenden Kita-Platz bekommen wird. Die Aussichten darauf sind aktuell weniger vielversprechend. 

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Heute jährt sich Martin Luther Kings “I have a dream” Rede zum 60. Mal. King, der in den 60er-Jahren die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung anführte, gilt bis heute als Ikone des Freiheitskampfes und zählt zu den einflussreichsten Bürgerrechtler:innen, indem er sich für die Aufhebung der Apartheid und Diskriminierung von Afroamerikaner:innen einsetzte. Seine Predigten von Gewaltlosigkeit mitsamt friedlicher Protestbewegungen halfen, die Gleichberechtigung der Afroamerikaner:innen voranzutreiben. Seit 1986 wird dieser geschichtsträchtige Gedenktag, immer am dritten Montag im Januar gefeiert – in diesem Jahr fällt dieser auf den 16. Januar. 

Wir schauen auf das Leben des Martin Luther King, was ihn in seinem Kampf gegen die Apartheid antrieb und wie er es schaffte, tausende Menschen zu begeistern mit ihm zu protestieren. Was bleibt von seinem einstigen Kampf und den Träumen, die er für sein Land sah und wie sehr begegnet er uns heute noch in der Gesellschaft und im Schulunterricht?

Vom kleinen Jungen aus der Mittelschicht zum visionären Sozialreformer

Martin Luther King wurde als Michael King Jr. am 15. Januar 1929 in Atlanta im Bundesstaat Georgia als Sohn einer Lehrerin und eines Baptistenpredigers geboren. Während einer Europareise ließ der Vater später den Namen seines Sohnes in Martin Luther King Junior ändern. Er ehrte damit Martin Luther, den Anstifter der Reformation im 16. Jahrhundert. Seine Kindheit war von der damals tief in der Gesellschaft verwurzelten Apartheid gekennzeichnet. Sie trennte alle Bereiche des täglichen Lebens in schwarz und weiß – er musste gesonderte Schulen besuchen, durfte nicht mit Weißen in einem Bus fahren, im selben Restaurant essen oder am selben Arbeitsplatz tätig sein. Als die Ausgrenzungserfahrungen zunahmen und er nach der Grundschule keinen Kontakt mehr zu seinem langjährigen weißen Freund haben durfte, bewegte ihn diese Erfahrungen dazu, sich stärker für die Rechte von Schwarzen einzusetzen – dieses Credo sollte er bis an sein tragisches Lebensende beibehalten. Mit 17 Jahren wurde er Hilfsprediger seines Vaters in Atlanta. Durch die damals anhaltende Apartheid besuchte er ab 1944 die einzige Hochschule für Schwarze im Süden der USA, das Morehouse College, wo er 1948 seinen Abschluss in Soziologie machte. Anschließend führte ihn sein Weg in das Crozer Theological Seminary. Hier festigte er seinen Glauben durch ein Studium der Theologie. Er befürchtete jedoch, den Ansprüchen der Weißen nicht gerecht zu werden und lernte umso mehr, wodurch er dieses mit einem Bachelor of Divinity 1951 als Jahrgangsbester abschloss. Hiernach begann Martin Luther King als Pfarrer in Montgomery, Alabama, zu arbeiten. 

Mitte der Fünfzigerjahre begannen erste Proteste gegen die Apartheid. In Montgomery, Kings Wohnort, weigerte sich die afroamerikanische Bevölkerung unter ihnen die Bürgerrechtlerin Rosa Parks, auf ihre Sitzplätze im Bus zugunsten der Weißen zu verzichten. Martin Luther King, damals 26 Jahre alt, wurde zum Leiter einer Gruppe ernannt, die den sogenannten Boykott organisierte: Die Southern Christian Leadership Conference (SCLC). Anschließend kündigte er seine Pfarrstelle in Montgomery und zog zurück nach Atlanta zu seinem Vater. Von hier aus bereiste er den amerikanischen Süden, um Reden zu halten und weitere friedliche Protestaktionen zu organisieren unter anderem die “Freedom Rides” in Georgia bei denen Schwarze gewaltfrei in kleinen Gruppen gegen die Apartheid im öffentlichen Raum demonstrierten. Die landesweiten Proteste zeigten Wirkung – Im Juni 1963 legte Präsident John F. Kennedy den "Civil Rights Act" vor, der die weitgehende landesweite Gleichberechtigung vorsah.

I have a dream – Sternstunden der 68er

Bis heute wird ein besonderes Ereignis immer wieder mit Martin Luther King in Verbindung gebracht. Wir schreiben den 28. August 1963 in Washington, DC. Über 250.000 Menschen haben sich auf den Stufen und auf dem Platz vor dem Lincoln Memorial versammelt. Sie sind dem Aufruf zum “March on Washington” für Arbeit und Freiheit gefolgt, um für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung zu demonstrieren. Zu diesem Anlass hielt King vor 60 Jahren vor der tobenden Menschenmenge eine Rede, die bis heute als die Beste der wichtigsten 100 politischen Reden Amerikas gilt. “Von der Aufmerksamkeit, die er erhält, kann es der Marsch mit der Mondlandung aufnehmen", so Historiker William G. Thomas. Seine legendäre Rede wurde unter dem Titel “I have a dream” (auf Deutsch: “Ich habe einen Traum”) bekannt. Martin Luther King drückt in ihr seinen Schmerz und die Sehnsucht nach Gleichberechtigung und Emanzipation der Afroamerikaner:innen aus. “Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden”, so seine Verkündung “Ich habe einen Traum", predigt King. 

King gelang es in seiner Rede die Bürgerrechte für die Afroamerikaner:innen einzufordern, ohne gegen die weiße Bevölkerung der USA Stimmung zu machen. Er verbindet Ideen der Bibel und der Unabhängigkeitserklärung mit den Anliegen der Afroamerikaner:innen und konstatiert, dass die Vereinigten Staaten erst dann ihren Gründungsidealen entsprechen wird, wenn die Rechte, die in der Unabhängigkeitserklärung eingefordert werden, für alle Bürger und Bürgerinnen gelten.

Martin Luther Kings Kampf für die Umsetzung der Gleichberechtigung hatte Erfolg. Nur ein Jahr nach seiner berühmten Traum-Rede wurde in den USA per Gesetz die Apartheid aufgehoben und wenig später das uneingeschränkte Wahlrecht für die gesamte schwarze Bevölkerung verabschiedet. Kings Strahlkraft sorgte für weltweites Aufsehen. Für seinen gewaltlosen Widerstand erhielt King 1964 die größte Auszeichnung, die die Menschheit zu vergeben hat – den Friedensnobelpreis.

Was ist geblieben von seinem Traum?

Heute gilt für Afroamerikaner:innen und Weiße formal gleiches Recht. Fast 60 Jahre nach dem „Marsch auf Washington“ 1963 hat sich in Sachen Gleichberechtigung in den USA einiges getan – nicht zuletzt durch den ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama. Doch zeigen die Entwicklungen der vergangenen Jahre – die anhaltende Polizeigewalt gegen Schwarze, die alltägliche Diskriminierung und die immer noch vorherrschende soziale Schere zwischen Schwarz und Weiß, dass die US-amerikanische Gesellschaft diesen Traum noch nicht gänzlich lebt. Die „Washington Post“ hat ermittelt, dass schwarze Amerikaner:innen deutlich häufiger von der Polizei erschossen werden als weiße: Obwohl sie nur 13 Prozent der US-Bevölkerung stellen, hat jedes vierte Opfer eine schwarze Hautfarbe. Die Tötung von George Floyd durch den weißen Polizisten Derek Chauvin im Mai 2020 markierte einen traurigen Höhepunkt und sorgte für weltweite Anteilnahme und Proteste. Heute stehen vielmehr Polizeigewalt und struktureller Rassismus im Zentrum der weltweiten Proteste, die nicht zuletzt durch die antirassistische Bewegung Black Lives Matter, die 2020 ihren Höhepunkt erreicht hat, an Bedeutung gewinnen. Zudem gibt es zahlreiche soziologische Studien der vergangenen Jahre, die den Schluss nahelegen, dass die durch den Civil Rights Act eingeleitete “Durchmischung” (desegregation) der amerikanischen Gesellschaft inzwischen zum Stillstand gekommen ist und sich insbesondere an öffentlichen Schulen abzeichnet. Viele Programme der sogenannten Affirmative Action sollten die Benachteiligungen der Afroamerikaner:innen kompensieren, indem sie ihnen beispielsweise Studienplätze reservierte. Doch bis heute ist die weiße Mehrheitsbevölkerung im Schnitt wohlhabender, höher gebildet und gesünder. Die Erfüllung von Martin Luther Kings Traum ist also noch lange nicht erreicht.

Der Februar gilt in den Vereinigten Staaten und Kanada als Black History Month oder African American History Month. Während dieser Zeit werden wichtige Persönlichkeiten der Geschichte für ihre Beiträge zur Gleichberechtigung, ihre Bemühungen um die Entwicklung starker Gemeinschaften und ihre Gaben zur kulturellen Bereicherung und Unterhaltung aller anerkannt und in Erinnerung gerufen. Martin Luther King wird hier ebenfalls jährlich für seine Errungenschaften angedacht. Seine Redebeiträge eignen sich aufgrund der anhaltenden Aktualität hervorragend in diversen Unterrichtsfächern. Für den Religionsunterricht lassen sich die Textbausteine zu seinen gewaltlosen Aktionen aus den “Jahresringen” der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen in den Unterricht einbauen. Die Schüler:innen sollen dabei Aggressionen in unserer Lebenswelt wahrnehmen, herausfinden, wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit, Gewalt und Aggression fördert und lernen Martin Luther King als einen Menschen kennen, der aufgrund seines Glaubens Gewalt erkennt, beim Namen nennt und dagegen angeht. Einen Audiobeitrag mit Unterrichtsvorschlägen für den Geschichts- und Ethikunterricht stellt der BR zur Verfügung. Der Beitrag schildert den Aufstieg Martin Luther Kings und wirft gleichzeitig auch ein Schlaglicht auf die Gesellschaft in den USA der 1960er Jahre, wobei deutlich wird, dass der Mord zwar das Leben von Martin Luther King zu zerstören vermochte, seine Ideen aber keineswegs.

Habt ihr das Leben des Martin Luther King schon einmal im Unterricht behandelt? Was waren eure ersten Eindrücke von seiner geschichtsträchtigen “I have a dream” Rede? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Stuttgart. Ein Großteil von uns ist täglich im Netz unterwegs. Die weltweite Verbreitung des Internets hat Einzug in die meisten Lebensbereiche gehalten und ist vor allem zum Tummelplatz der heranwachsenden Bevölkerung geworden. Aber weichen Freizeitpläne deshalb zunehmend der ständigen Mediennutzung? Seit 1998 geht die JIM-Studie im jährlichen Turnus dem Medienumgang der Zwölf- bis 19-Jährigen nach. Ergebnisse der aktuellen Erhebung für 2022 des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest liefern unerwartete Einsichten in den Wandel der letzten pandemiegeprägten Jahre von 1.200 befragten Jugendlichen. 

Für die Kommunikation mit Freunden, Gaming, Unterhaltung bis hin zur Informationssuche gehen Jugendliche online. Seit 2020 ließ die Corona-Pandemie Freizeit- und Medienaktivitäten, auch ohne genaue Zahlen zu sehen, spürbar ansteigen. Im Jahr 2020 erreichte sie ihr Hoch bei 258 Minuten pro Tag. Im Folgejahr 2021 war ein minimaler Rückgang der durchschnittlichen Onlinezeit zu beobachten (241 Minuten). Erst im letzten Jahr näherte sich die tägliche Nutzungszeit wieder der vor Pandemiebeginn an. Dies spiegeln die 2022 erhobenen Daten der JIM- Langzeitstudie wider: “Jugendliche verbringen in ihrer Freizeit täglich durchschnittlich 204 Minuten online”, womit sich diese jetzt wieder auf dem Niveau von 2019 (205 Minuten) befindet. 

84 Prozent der repräsentativ Befragten waren letztes Jahr täglich im Netz unterwegs. Das sind 5 Prozent weniger als noch 2020. Nur 6 Prozent nutzen das Internet seltener als vorher, wobei das Geschlecht dabei kaum Einfluss nimmt. Allerdings erhöht sich mit steigendem Alter der Jugendlichen die Internetnutzung signifikant. Zwölf- bis 13-Jährige verbringen im Schnitt 13 Prozent weniger Zeit im Internet als 18- bis 19-Jährige. Die Daten bilden weiterhin ab, dass Gymnasiast:innen mit einer erhöhten Tagesnutzung (88 Prozent) gegenüber Jugendlichen an Haupt- und Realschulen (80 Prozent) auffallen. Daneben ist allen gemeinsam, dass Desinformation und Beleidigungen zum digitalen Alltag gehören. Über 50 Prozent aller medienaffinen Jugendlichen geben an, täglich Fake-News zu begegnen. Ein Drittel der Befragten wurde im letzten Jahr mit Hassbotschaften konfrontiert. 

Ergebnisse der JIM-Studie 

An erster Stelle vermittelt uns die JIM-Studie ein sich veränderndes Bild nach der Pandemie. Über vier Stunden pro Tag waren Jugendliche zeitweise vom Internet begleitet. Dass dieser Wert wieder bei dreieinhalb liegt, ist als Fortschritt zu sehen, allmählich zu gewohnten Lebensverhältnissen vor der Pandemie zurückzukehren. Heute treffen sich Jugendliche wieder mehr mit Freunden und besuchen Sportveranstaltungen. Anders als bei den übrigen Altersgruppen nutzen sie dafür die Werktage, um ihre neu gewonnenen Freiheiten auszuleben, denn der meiste Webkonsum findet laut eigenen Angaben bei der Hälfte der Jugendlichen vor allem an den Wochenenden statt.

Neben der jährlichen Standortbestimmung werden die Daten zur Erarbeitung von Strategien und Konzepten im Bereich Bildung verwendet, wodurch eine kontinuierliche Untersuchung allgemeiner Medienentwicklungen und aktueller Trends erfolgt. Die JIM-Studie entstand aus der Zusammenarbeit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und wird dieses Jahr in den Monaten Juni und Juli fortgesetzt.

Wir sind gespannt, ob die Mediennutzung weiterhin abnimmt oder ein neues Maximum der Internetzeit erreicht werden kann. Was sagt ihr zu 204 Minuten Internetzeit? Schreibt es in die Kommentare!

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Berlin. "Wir haben ein Integrationsproblem in Deutschland" – Mit diesen Worten wendet sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, an die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft und spricht sich für Quoten von Schüler:innen mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen aus. Meidinger zu Folge würde die Klassenleistung ab einem Anteil von 35 Prozent an Kindern mit Migrationshintergrund in einer Klasse die Klassenleistung überproportional abnehmen. Die Bildungsdebatte in Bezug auf Migration und Integration entbrannte seitdem neu auf und fordert die Bildungs- und Sozialpolitik zum Handeln auf.

Schaut man sich die Zahlen des Mikrozensus aus 2021 an, die auf einer repräsentativen Befragung von rund 810.000 Personen basieren, stellt sich die Frage, wie eine flächendeckende Umsetzung der Migrationsquote stattfinden soll. Auswertungen zeigen, dass heute bereits mehr als ein Drittel (rund 39 Prozent) der Schüler:innen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland über einen Migrationshintergrund verfügen. Wie genau ein Migrationshintergrund sich eigentlich definiert, ist ebenso unklar. Oft wird darunter verstanden, dass mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Die rechtliche Ausgestaltung einer solchen Quote wirft juristische Fragen auf. So darf laut Grundgesetz in Deutschland niemand aufgrund “seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden”. Auch Schulen als öffentliche Institutionen müssen diese Gleichheit gewährleisten.

Wie Meidinger erklärte, benötige erfolgreiche Integration “verpflichtende vorschulische Förderung, flächendeckende Sprachstandtests und Migrationsquoten”. Seiner Auffassung nach gelinge Integration nicht, wenn zum Beispiel in Klassen an Brennpunktschulen 95

Prozent nichtdeutsche Schüler vertreten sind. Darüber, wie hoch die Quote genau sein sollte, äußerte sich Meidinger bisher nicht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hingegen hält nichts von dem Vorschlag einer Migrationsquote. Sie glaube nicht, dass man "die Probleme mit Quoten löst", sagte sie in einem RTL-Interview. Wie Faeser betonte, müssten Problemviertel lokalisiert werden, in denen Bildung und Integration nicht funktionieren, um dann gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Auch NRW-Landtagsabgeordnete Dilek Engin (SPD) spricht sich gegen den Vorschlag Meidingers aus. Ihrer Auffassung nach seien die Probleme im Schulsystem andere – Lehrkräftemangel, marode Schulen, überfüllte Klassen, nicht entschlackte Lehrpläne und eine defizitäre digitale Infrastruktur müssten angegangen werden, um ChancengleichheiVorsitzende des Grundschulverbands Edgar Bohnt an unseren Schulen zu gewährleisten. “Wir leben in Deutschland bereits seit langer Zeit in einer multikulturellen Gesellschaft. "Als Spiegelbild dessen ist ebenso selbstverständlich auch unsere Schülerschaft zusammengesetzt", bekräftigt sie. 

Jüngst positionierte sich CDU-Chef Friedrich Merz in der ZDF-Talkshow Markus Lanz zur Sicherheits- und Migrationspolitik an Schulen. Anlass dafür waren vor allem die Ausschreitungen und Angriffe in der Silvesternacht an verschiedenen Orten, darunter besonders in Berlin, gegenüber Rettungskräften und Polizei, wodurch eine Debatte über Migration und Rassismus ausgelöst wurde. Merz sieht mangelnde Integration als einen wesentlichen Grund für die Ausschreitungen. Für den CDU-Chef ist das Anlass zur verbalen Offensive: “Wir sprechen hier über Leute, die eigentlich in Deutschland nichts zu suchen haben”. Er fordert verbindliche Sprach- und Einschulungstests für alle Kinder in Deutschland, da Lehrer:innen in den Grundschulen “verbale Gewalt” erleben und verweist damit insbesondere auf arabischstämmige Familien. Lehrerverbandspräsident Meidinger stimmte Merz Aussagen zu: “Kinder trügen teilweise Einstellungen von zu Hause in die Schulen hinein und es komme vor, dass Väter sich weigerten, mit weiblichen Lehrkräften zu reden”. 

Der deutsche Grundschulverband kritisierte die Äußerungen von Merz. So entgegnete dessen Vorsitzender Edgar Bohn diese wie folgt: “Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend”. Ihm sei bekannt, dass es immer wieder vereinzelt Eltern gibt, die unabhängig von deren Status und Herkunft unangemessen gegenüber Lehrkräften der Grundschulen unabhängig von deren Geschlecht auftreten.

Ob die  Einführung einer Migrationsquote an Schulen realisierbar ist, bleibt vorerst offen. Verbände und Politiker:innen sind sich nach wie vor uneinig und die Bewertung des Vorschlags sorgt weiterhin für große Meinungsverschiedenheiten. Zuletzt wurde das Thema Integration auf einem Jugendgipfel in Berlin diskutiert, der im Nachgang der Silvester-Randale ins Leben gerufen wurde. Die dort vertretenen Experten aus der Integrations- und Sozialarbeit kamen zu dem Ergebnis, dass mehr finanzielle Mittel zur Präventionsarbeit in die Hand genommen werden müssen. Welche Vorschläge die anderen Bundesländer hierzu vorsehen, ist derzeit noch ungewiss.

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Neben der Lese-, Schreib-, Sprech- und Hörkompetenz beschäftigen sich Lehrer:innen und Schüler:innen im Deutschunterricht auch mit deutschsprachiger Literatur, sowie Weltliteratur aus den letzten Jahrhunderten. An der Tagesordnung im Deutschunterricht stehen Gedichte analysieren, Kurzgeschichten schreiben und Sachtexte bearbeiten. Eine ganze Menge an Wissen, welches vermittelt werden will. Das fällt nicht allen Schüler:innen leicht. Gerade Schüler:innen mit Migrationshintergrund haben öfter Schwierigkeiten, im Deutschunterricht mitzukommen. YouTube Videos können dazu beitragen, schwierige Themen über ein anderes Medium leichter zu verstehen. Welche Kanäle wir empfehlen, erfahrt ihr hier.

Lernfoerderung

“Lernfoerderung” ist der Kanal von Uta Reimann-Höhn. Sie stellt seit 1997 kostenfreie, pädagogische Lerntipps zur Verfügung und ist seit 2009 auf YouTube aktiv. Bei der gelernten  Diplom-Pädagogin, Autorin, Chefredakteurin und Lerntherapeutin geht es um die Fächer Mathe und Deutsch, aber auch um allgemeine Lerntipps. Schwerpunkt des Kanals sind allgemeine Lerntipps, wie beispielsweise “7 einfache Schritte für eine gute Zusammenfassung” oder “Aussagekräftige Verben für den perfekten Aufsatz”. Die Autorin nutzt eine leicht verständliche Sprache und geht Schritt für Schritt in ihren Videos vor. Der Kanal eignet sich somit gut für die Sekundarstufe 1, da er die “Basics” behandelt und allgemeingültige Tipps und Tricks gibt, wie die gezielte Verwendung verschiedener Verben in Texten. 

YouTube: Lernfoerderung

Deutsch verstehen

“Deutsch verstehen” ist ein YouTube Kanal, derversucht, Schüler:innen die deutsche Sprache näher zu bringen und verständlicher zu machen. Die Videos helfen beim Deutsch sprechen, hören, lesen und schreiben und sind besonders gut für Schüler:innen geeignet, die nach Deutschland gekommen sind und die Sprache anfangen zu lernen, oder anhaltend mit dem Verständnis der Sprache Schwierigkeiten haben. Seit 2018 produziert “Deutsch verstehen” Videos und zählt mittlerweile über 51 Millionen Aufrufe. Mit animierten Figuren erklärt der Channel langsam die Sprache auf eine einfache und witzige Art und Weise. 

YouTube: Deutsch verstehen

Sommers Weltliteratur to go

Sommers Weltliteratur to go” ist ein alter Hase unter den Deutsch YouTube-Kanälen. Seit 2009 lädt Sommers Weltliteratur to go regelmäßig Videos auf seinem Kanal hoch und hat damit fast 26 Millionen Aufrufe und über 160.000 Abonnenten erreicht. Mit Playmobil Figuren stellt er wöchentlich ein Werk aus der Weltliteratur vor und erreicht, gepaart mit seinem selbsternannten “platten Humor”, interessierte Zuschauer:innen. Die Werke stellt der Youtuber in knappen und einfach gehaltenen Zusammenfassungen vor. 

Die Playmobil Figuren stellen die Charaktere aus literarischen Werken dar. Seine Videos erreichen einhunderttausende Aufrufe, wobei seine beliebtesten Videos die Klassiker “Faust to go” und “Nathan der Weise” sind. Wenn ihr wissen wollt, wie man diese Videos gezielt auch im Unterricht einsetzen kann, schaut gerne hier vorbei. 

YouTube: Sommers Weltliteratur to go

Die deutsche Sprache ist definitiv keine einfache Sprache und viele Schüler:innen haben ihre Schwierigkeiten mit dem Fach. Aber auch für Lehrer:innen ist die Plattform für den Unterricht geeignet. YouTube-Videos helfen Lernenden, die Thematiken besser oder vielleicht sogar einfacher zu verstehen und geben hier und da eine Art kostenfreie Nachhilfe.

Weitere Empfehlungen aus unserer YouTube Kanal-Reihe für Mathe, Biologie, Politik oder Ethik findet ihr bei uns. Habt ihr schon einmal YouTube Videos für den Deutschunterricht genutzt? Wenn ja, wie ist eure Erfahrung? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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New York. Das Analyse-Unternehmen “HolonIQ” hat mit dem Ranking “EdTech Europe” in diesem Jahr wieder die 200 vielversprechendsten EdTech-Startups, wie Nachhilfe-Apps oder E-Learning-Plattformen, aus Europa vorgestellt. Die Liste konzentriert sich auf die Identifizierung junger, schnell wachsender und innovativer Lern-, Lehr- und Weiterbildungs-Startups in ganz Europa. Wir stellen euch die Ergebnisse vor. 

Unter dem Begriff EdTech lassen sich innovative und technologieorientierte Unternehmen und Startups zusammenfassen, die Lösungen, Services und Produkte im Bereich der Lern- und Bildungsanwendungen anbieten, um zum Beispiel bessere Lernerfahrungen zu machen.

HolonIQ wurde 2018 gegründet und verfolgt das Ziel, Entscheidungsträger aus den Sozial- und Umweltsystemen der Welt, wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Energie und ökologische Nachhaltigkeit mit ihrer Plattform zu unterstützen.

Ergebnisse des Edtech Startup Rankings

Das 2022 Europe EdTech 200 Ranking zeigt, dass Lösungen zur Unterstützung der Infrastruktur für das Lernen und Organisieren von Bildungsprozessen 20 Prozent der diesjährigen Liste ausmachen, da Institutionen und Unternehmen bestrebt sind, ihre digitalen Initiativen voranzutreiben. Es dominieren Plattformen und Lernumgebungen, einschließlich solcher, die zur Unterstützung von gemischten (Rise Up, FeedbackFruits), Mikro- und mobilem Lernen (Code of Talent) und Kreation beitragen. Startups, die sich auf Arbeitskräfte, Fähigkeiten und Jobs konzentrieren, machen weitere 20 Prozent aus.

Die Mehrheit der diesjährigen Liste betreibt ein Direct to Consumer Modell mit Startups, die das Sprachenlernen (AllRight, Beelinguapp, Tandem), Bildungsressourcen und Studienunterstützung (Plume, Sharpen, Wuolah) sowie die Direct to Learner Ausbildung unterstützen möchten. Buisness to Buisness Modelle unterstützen Schulen, Universitäten und Unternehmen bei der Erfassung und Entwicklung von Talenten (CoachHub, SkillGym,TechWolf), Bewertung und Feedback (Nurture) und Lehrerunterstützung (Kimple Education).

Das Ranking weist ein ausgewogenes Verhältnis von Altersprofilen mit einer starken Gruppe von Unternehmen in der Wachstumsphase auf. Ein Viertel der Unternehmen auf der Liste wurden vor weniger als 3 Jahren gegründet. 44 Prozent der genannten Unternehmen befinden sich in der Wachstumsphase von vier bis sechs Jahren, darunter die immersiven Lernlösungen Uptale, Virti und Moonhub. Festgestellt wurde auch, dass die größeren Märkte Großbritannien, Frankreich und Deutschland die Liste dominieren, mit größer werdenden Anteilen aus Spanien und Italien. 

 “Noch nie war der Einsatz höher, noch nie war die Chance größer. Regierungen, Hochschulen, Unternehmen und Investoren auf der ganzen Welt benötigen relevante, vertrauenswürdige und global vernetzte Daten und Erkenntnisse, um Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen, die die Zukunft der Menschheit prägen werden”, so die Idee der Gründer:innen der Plattform HolonIQ.

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Immer mehr Schülerinnen und Schüler unterstützen ihren Lernprozess mit Erklärvideos, die sie in den meisten Fällen bei YouTube finden. Lernvideos haben sehr viele Vorteile. Sie sind in der Regel kurz und leicht verdaulich, mit anschaulichen Grafiken unterlegt und bringen das Thema schnell auf den Punkt. Zu jedem Lerninhalt gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Videos, die jeweils auf eine andere Art und durch einen anderen Vermittler den Lernprozess unterstützen. Außerdem sind sie kostenlos, können beliebig oft angesehen werden und sind zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar. Ein Gastbeitrag von Uta Reimann-Höhn

Erklärvideos nicht boykottieren, sondern mitmachen

Schulen und Universitäten können da nicht mithalten. Und sie sollen es auch gar nicht, sondern viel eher Lernvideos zur Ergänzung des Unterrichts nutzen.

Warum einen Prozess verhindern wollen, der nicht mehr aufzuhalten ist? Viel sinnvoller ist es doch, den Schülerinnen und Schülern und den Studierenden Kriterien an die Hand zu geben, wie sie gute von schlechten Lernvideos unterscheiden können. Und darum geht es in diesem Beitrag.

Das Angebot an Lernvideos ist gigantisch.

Täglich werden Tausende von neuen Lernvideos in 80 verschiedenen Sprachen produziert und auf die Plattform YouTube hochgeladen. Mit über 2 Milliarden Nutzerinnen und Nutzern gehört YouTube zurzeit zu den beliebtesten sozialen Netzwerken und hat sich zu einer mächtigen Suchmaschine entwickelt.

Die Vielzahl der angebotenen Videos zu den verschiedensten Themen macht es gar nicht so leicht, hier das Passende zu finden. Unabhängig von der Qualität des Inhaltes, die selbstverständlich stimmen muss, gibt es sieben äußere Faktoren, auf die Schülerinnen und Schüler zunächst einmal achten sollten.

7 äußerliche Kriterien, die ein gutes Lernvideo ausmachen

1. Das Video ist gut strukturiert und klar gegliedert.

2. Es verwendet visuelle Hilfen, Grafiken, Tabellen, Animationen oder Diagramme, um den Inhalt zu veranschaulichen.

3. Es konzentriert sich auf das Thema und schweift nicht in unwichtige Detailfragen ab.

4. Es ist klar verständlich und spricht ihre Zielgruppe auf eine natürliche Art an.

5. Es enthält Übungen oder Aufgaben, um das Gelernte zu vertiefen. Entweder direkt im Video oder als kostenloser Download auf einer begleitenden Internetseite.

6. Sowohl die Ton- als auch die Bildqualität eines Lernvideos sollte aktuellen Standards entsprechen.

7. Komplexe Themen sollten in mehrere Videos aufgeteilt sein, da die Aufmerksamkeitsspanne nach wenigen Minuten stark nachlässt.

Alle diese Punkte sind für einen optimalen Lernprozess sehr wichtig. Eine klare Gliederung und Struktur helfen den Schülerinnen und Schülern dabei, sich auf den Inhalt des Videos einzustellen. Daher beginnen gute Lernvideos steht’s damit, den folgenden Inhalt kurz vorzustellen. Dieser wird dann Schritt für Schritt erklärt. Dabei geht es zunächst immer um die Grundlagen, die eventuell durch Details ergänzt werden können.

So können Schülerinnen und Schüler die Qualität eines Lernvideos testen

Noch wichtiger als eine professionelle Darstellung ist natürlich der Wahrheitsgehalt des Lernvideos. Selbst hoch professionell gestaltete Erklärvideos können falsche Inhalte enthalten. Dies zu überprüfen sollte selbstverständlich sein und muss den Schülerinnen und Schülern unbedingt vermittelt werden.

5 Anhaltspunkte für gute Qualität:

1. Ein großer Kanal mit vielen Abonnenten und zahlreichen Videos ist häufig vertrauenswürdiger als ein kleiner Kanal.

2. Große Kanäle haben viele Kommentare zu den entsprechenden Videos, aus denen sehr gut heraus zu lesen ist, wie es um die Qualität des Videos bestellt ist. Besonders gut ist es, wenn Videos dieses Kanals bereits von Lehrerinnen und Lehrern im Unterricht genutzt werden oder als Hausaufgabe aufgegeben werden.

3. Jeder seriöse YouTube Kanal hat ein Impressum, in dem der oder die Verantwortliche für den Inhalt zu finden sind. Bei Schulvideos sind erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen zunächst vertrauenswürdiger als unbekannte Creator.

4. Wenn der Kanal bereits viele hervorragende Videos produziert hat, ist anzunehmen, dass auch die Qualität der anderen Videos hoch ist.

5. Von Gleichaltrigen oder Klassenkameraden oft geteilte Videos sprechen ebenfalls häufig für gute Qualität.

Wer unsicher ist, sollte sich mehrere Videos von unterschiedlichen Kanälen zum gleichen Thema ansehen und die Informationen vergleichen.

Und dann ist da noch der persönliche Aspekt...

Lernvideos werden in der Regel von einer Person präsentiert, die in Ton und oft auch in Bild und Video auftaucht. Die Stimme dieser Person oder deren Erscheinungsbild stößt, wie im echten Leben auch, auf unterschiedliche Akzeptanz. Viele Nutzer von Erklärvideos vertrauen einer Person, mögen deren Stimme und fühlen sich von der Art der Präsentation der Videos angesprochen. Anderen wiederum gefällt das nicht und sie suchen sich einen anderen Kanal. Über die Jahre entstehen hier Bindungen, auch durch Interaktion über Kommentare oder durch Live-Chats, die sehr stark sein können.

Wie finden Schülerinnen und Schüler das passende Video?

Zunächst einmal werden die meisten Lernvideos über die YouTube Suche gefunden. Der YouTube Algorithmus zeigt dabei beliebte und möglichst lang angesehene Videos an oberster Stelle an. Er berücksichtigt aber auch den Suchverlauf der suchenden Person. Lernvideos finden sich aber auch auf vielen Internetseiten, wo sie über YouTube eingebunden sind.

Häufig ist für das Ansehen eines Lernvideos ein gutes Thumbnail, also ein Vorschaubild, enorm wichtig. Diese Bilder werden ebenfalls vom Creator erstellt und sollten den Inhalt so genau wie möglich abbilden. Ein klar strukturiertes Thumbnail lässt auch auf ein klar strukturiertes Video schließen.

Haben Schülerinnen und Schüler erst mal einen Kanal gefunden, der ihre Frage so gut wie möglich beantworten oder erklären kann, können Sie diesen abonnieren. Zum einen finden sie den Kanal so schnell wieder, zum anderen werden sie stets über neue Videos dieses Kanals informiert. Wenn die Form der Video Erklärung beim Lernenden gut ankommt, wird dies vermutlich auch bei den nächsten Videos genauso sein.

Das sollten YouTuber wissen

⦁ Gute Lernvideo-Kanäle produzieren regelmäßig Content und verbessern ihre Qualität kontinuierlich. Alte Videos, die einen schlechtere Bild- oder Tonqualität haben, werden selten gelöscht, sondern einfach wieder neu und besser produziert.

⦁ Gute Videokanäle haben nicht nur strukturierte Videos, sondern sie sind selber gut aufgeräumt und übersichtlich. Die angebotenen Themen sollten in Playlists sortiert sein, damit gerade bei großen Kanälen die Suche nach einem Thema oder einem neueren Video zum Thema leicht ist.

⦁ Die Präsentation eines Lernvideos kann ganz individuell genutzt werden. Da so ein Erklärvideo für sehr viele und sehr unterschiedliche Lernende produziert wird, ist es sicherlich für einige zu schnell und für andere zu langsam. Hilfreich ist dabei die Möglichkeit, das Video schneller oder langsamer abspielen zu können. Und selbstverständlich können einzelne Stellen angehalten und wiederholt angesehen werden.

Die AutorinMein Name ist Uta Reimann-Höhn, ich bin Diplom Pädagogin und Lerntherapeutin und betreibe mit Begeisterung den YouTube Kanal www.youtube.com/lernfoerderung mit derzeit rund 1000 Erklärvideos rund ums Lernen. Ich veröffentliche jede Woche zwei neue Videos und gehe dabei auch gerne auf Wünsche meiner Abonnenten ein.

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Berlin, 14. Dezember 2022 – Viele Lehrkräfte in Deutschland sind unsicher im Umgang mit dem Thema Islam – und wünschen sich mehr Informationsmaterial und Hilfestellung. Das Museum für Islamische Kunst in Berlin stellt Schulen und außerschulischen Lernorten deshalb ab sofort vielfältige transkulturelle Bildungsangebote kostenlos zur Verfügung.  Das Ziel: Lehrkräfte, Pädagog:innen der Jugendarbeit und Schüler:innen, aber auch Schulbuchredaktionen sollen für Stereotype sensibilisiert werden und sich ein vielseitigeres Bild islamisch geprägter Kulturen machen können. Gefördert wurde das Projekt unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Unterstützt wird es von der Unabhängigen Beauftragten für Antidiskriminierung Ferda Ataman.

„Mit den Bildungsangeboten möchten wir einen Beitrag zu einer wertschätzenden, inklusiven Gesellschaft leisten und populistischen und extremistischen Narrativen entgegenwirken“, erklärt Prof. Dr. Stefan Weber, Islamwissenschaftler und Direktor des Museums, das im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin beheimatet ist.  „Wenn man sich die historisch gewachsenen transkulturellen Verflechtungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt bewusst macht, dann stellt sich heraus, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns trennt“, so Weber weiter.

Das sieht auch die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman so: „Europa in der einen Ecke, die Islamische Welt weit weg in der anderen? Die Vorstellung stimmt heute nicht und war auch vor Jahrhunderten schon falsch. Trotzdem hält sie sich hartnäckig in den Köpfen und bildet den Nährboden für Diskriminierung. Genau hier setzt das Bildungsprojekt „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ des Museums für Islamische Kunst an. Durch seine Unterrichtsmaterialien macht es transkulturelle Verflechtungen sichtbar, stellt falsche Vorstellungen von Fremdheit und Zugehörigkeit infrage und hilft so dabei, diskriminierende Einstellungen abzubauen.“

Unter Mitwirkung von Lehrkräften, Künstler:innen und Partnern wie dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut sind verschiedene Formate für unterschiedliche Bildungsakteur:innen entstanden, die im Bereich „Digitales Lernen“ des übergeordneten Online-Portals „Islamic·Art“ zu finden sind.

Das sind zum einen speziell an die Lehrpläne der Länder angepasste digitale Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4 bis 12 in zahlreichen Fächern wie Kunst, Musik, Ethik/Religion, Geschichte oder Politik. Zum anderen ergänzen digitale und analoge Workshop-Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte die Unterrichtsmodule. Für die außerschulische Bildungs- und Jugendarbeit stehen darüber hinaus die im Rahmen des Projekts TAMAM gemeinsam mit deutschen Moscheegemeinden erarbeiteten Materialien zur Verfügung.

Ergänzt wird das Angebot durch das historische Adventure Game REMEDIO (ab 15 Jahren), das die Spielenden auf eine abenteuerliche Erkundungsreise in die Welt des Wissens in Südeuropa, Nordafrika, West- und Zentralasiens im 14. Jahrhundert mitnimmt. Bildungseinrichtungen können das Spiel kostenfrei bestellen.

Für moderierte Diskussionsformate eignet sich die Toolbox „Gemeinsame Zukunft“. Interaktive Spiele und Übungen zu den Alltagsthemen Essen, Orte und Musik erleichtern den Zugang zu den Themenfeldern Migration, Mobilität und Transkulturalität sowie Ausgrenzung und Inklusion. Die Toolbox richtet sich an Schulen und Jugendeinrichtungen in Berlin und wird vor Ort kostenfrei durchgeführt.

„Für viele Lehrkräfte ist das Thema Islam im Unterricht eine Herausforderung“, sagt Abdurrahman Kulaç aus eigener Erfahrung. Der Lehrer für Geschichte, Politik, Geografie, Ethik und Biologie an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-Spandau hatte bereits die Möglichkeit, das Material zu begutachten. Sein Fazit: „Wissenschaftlich fundierte, praxisnahe Unterrichtsmaterialien, die sich ohne großen Aufwand auch digital und für verschiedene Fächer einsetzen lassen – das ist genau das, was wir als Pädagog:innen brauchen, um auch mit solchen Themen sicher umgehen zu können, die mit Stereotypen belastet sind.“

Die Göttinger Professorin Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch im Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, sagt über das Bildungsprojekt: „In den Schulbüchern liegt, wenn es um das Thema Islam geht, der Fokus weitgehend auf Extremismus und Terrorismus. Dabei ist es wichtig für das Zusammenleben, dass Kinder und Jugendliche auch das normale Leben des Islam – den Alltag, die Kunst und die Wissenschaften – kennenlernen. Wissen darüber kann gefährlichen Polarisierungen entgegenwirken. Es ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander.“

Auch Sozialaktivist und #metwo-Begründer Ali Can empfiehlt Schulen, die Bildungsangebote zu nutzen: „Algebra habe ich in der Schule nicht sehr gemocht. Doch das Thema wurde mir sympathisch als ich erfuhr, dass sein Ursprung bei arabischen Gelehrten liegt. Dann wurde ich neugierig und entdeckte so viele weitere Kulturgüter, Wörter, Entwicklungen, die ihren Ursprung in der muslimischen Welt haben. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung dafür. Genau das wollen die Bildungsmaterialien des Museums für Islamische Kunst bewirken“, so der kürzlich mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnete ehemalige Lehramtsstudent.

Danach gaben 19,42 Prozent der befragten Grundschul-, Sekundarschul- und Berufsschul-Lehrkräfte an, sie seien „sehr unsicher und mit dem Thema überfordert“, 13,99 Prozent von ihnen, sie seien „eher unsicher, ich wünsche mir mehr Material und Hilfestellung“, 18,72 Prozent antworteten, „sicher, ich habe das Thema im Unterricht bereits besprochen“. „Kann ich so pauschal nicht sagen“, antworteten 44,75 Prozent. Die Fragestellung lautete: „Wie sicher fühlen Sie sich, mit Ihren Schülerinnen und Schülern über den Islam zu sprechen?“

Weitere Informationen unter: http://www.smb.museum/gemeinsame-zukunft

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Berlin. “Wahnsinn, was die Leute so erzählen! – Anzweifeln oder erstmal glauben, ausdiskutieren, ernst nehmen oder drüber lachen?” Wir empfangen durch unsere allgegenwärtige Internetnutzung und Social Media zunehmend mehr Inhalte, wodurch man  leicht an Fake News gerät. Da Verschwörungsglauben ein signifikantes Symptom von Krisen darstellen, reagiert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gemeinsam mit dem Team von modus|zad mit einer Kampagne gegen die digitale Verbreitung von Verschwörungserzählungen, die seit dem 4. Dezember 2022 auf Youtube zu sehen ist.

Das Videoprojekt nimmt sich dabei der angewandten Deradikalisierungsforschung an. Wie sich zeigt, erreicht faktenbasierte Kommunikation oft nicht die betroffenen Gesellschaftsgruppen. Die vierteilige Serie „Aris Auftrag“ vermittelt, wie Verschwörungstheorien erkannt werden können. Sie schildert auf kreative, unterhaltsame Weise mögliche Handlungsoptionen. Damit gelingt Aufklärung über die emotionale Involviertheit der Zuschauer:innen, ohne mit Druck überzeugen zu wollen. Dazu liefert die Kampagne passendes Begleitmaterial für Pädagog:innen zur Ausbildung von kritischer Medienkompetenz in hoher Erzähl- und Produktionsqualität, um Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Meinungsbildung zu stärken. 

Der Schlüssel von Aris ist die zielgruppengenaue Gestaltung der Narrative für junge Leute zwischen 12 und 17 Jahren. Damit soll der Youtube Kanal auf die Herausforderungen dieser Epoche aufmerksam machen und bietet eine Lernplattform zur Schulung eines sicheren Umgangs mit Verschwörungsideologien im Alltag. Basis dafür ist sogenanntes Storytelling, das auf neuesten Forschungserkenntnissen zur Wirkung von fiktiven Geschichten auf reale Meinungen fußt. Eine Heldengeschichte zur Rettung der Wahrheit, berichtet auf emotionaler statt argumentativer Ebene. Zusammen mit einem außerirdischen Charakter namens Ari wird stilistisch eine fiktive Anime-Comic-Geschichte aufgebaut, mit der Mission Desinformationen zu enttarnen und deren Verbreitung zu stoppen. Indem Ari von seinen Erfahrungen mit den weitreichenden Folgen digitaler Verschwörungserzählungen auf seinem Zukunftsplaneten berichtet, tauchen medienaffine Nutzer:innen in die Welt der gesellschaftlichen Ereignisse ein und lernen diese zu verstehen. Die Macher der Videos nutzen hierfür die subjektive Verbindung zu Ari. Dass Spaltung in der Gesellschaft Wirklichkeit werden kann, wenn Verschwörungserzählungen ihre Wirkung entfalten, gelingt ihnen über die bildhafte Darstellung eines solchen Szenarios. 

Quelle: Youtube Aris Auftrag Trailer by modus zad

Anknüpfungspunkte zu real kursierenden Verschwörungserzählungen gibt es dabei nicht. „Aris Auftrag“ ist ein rein abstraktes Narrativ, das für neutrale Diskussionen zum Thema sorgen soll. Die Kampagne ermöglicht Jugendlichen auf diese Weise einen sensiblen Zugang zu einem kontroversen Themenkomplex und macht sie mit Konsequenzen vertraut, wenn kritisches Denken ausbleibt. Mit den angebotenen Videos kann daran auf den Grund gegangen werden, wie genau derartige Theorien funktionieren, wer von ihnen profitiert und ob sie gefährlich werden können. Definitiv ein Youtube Channel, den man sich genauer anschauen sollte und Kausalzusammenhänge sowie vermeintliche Muster, die täglich unser Meinungsbild beeinflussen, erklären kann.

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Im neuen Jahr stehen einige Zeichen für unsere Gesellschaft anders. Von dieser Diagnose bleibt auch das Bildungssystem nicht unberührt. Selbst dieses wirkt krank. Was das Wasser für den Baum ist, sind es die Lehrkräfte für die Schulen. Sie versorgen das System Jahr für Jahr mit ihrem Wissen um Bildung und lassen Schulen aufblühen - Solche poetischen Metaphern bekommen Lehrende nicht oft zu hören. Ganz im Gegenteil, die gesellschaftliche aber auch menschliche Anerkennung von Lehrern scheint so weit unten wie noch nie. Lehrkräfte fühlen sich ihrem Arbeitsort dadurch immer weniger verbunden.

Nicht nur, dass es überall an motivierten Lehrern fehlt, auch die Aktiven können zwischen den Jahren nicht mehr aufatmen. “Manche Bundesländer gehen schon ungewöhnliche Wege, um mehr Menschen für diese Jobs zu motivieren.” Das Bildungswesen pflegt somit nicht gerade einen nachhaltigen Umgang mit seinen Lehrenden, sondern sieht diese als nachwachsenden Rohstoff, der niemals ausgehen wird. DLF Kultur schrieb zu Beginn des Jahres einen Artikel über tausend Lehrende, an denen es als überlebenswichtiger Stoff für das System mangeln wird. Aber warum heute noch Lehrer:in werden?
Wir nennen fünf Gründe zum Jahresauftakt, warum man sich immer wieder für den Lehrberuf entscheiden sollte.

1. Potenziale fördern und Sinn stiften

Unsere erste Wahl fällt definitiv auf den sozialen Hintergrund, mit Menschen zu arbeiten. Lehrer:innen sind prägend für die Entwicklung jeden Schülers und beeinflussen maßgeblich das frühe Leben. Schule ist daher ein wichtiger Baustein für die Gesellschaft und hält diese zusammen. Ein Teil davon zu sein und den Tag vieler Kinder zu einem besonderen zu machen, gibt ein unglaubliches Gefühl der Selbstwirksamkeit. Du zeigst Perspektiven auf, warum sich Lernen lohnt und hilfst ihnen dabei, zu mündigen Menschen heranzuwachsen. Der gemeinsame Weg dahin formt auch dich, denn du erlebst erinnerungswürdige Momente, aus denen du Lektionen für dein eigenes Leben ziehen kannst.

2. Pädagogische Freiheit und Autonomie

Nichts ist schöner, als nach dem Referendariat das erste Mal völlig in Ruhe und nach den eigenen Maßstäben seinen Unterricht zu planen. Danach trägst du pädagogische Verantwortung und wirst Schritt für Schritt immer selbstbewusster in deiner Arbeit. Zu merken, wie deine Schüler:innen dir Dank und Anerkennung für gelungene Stunden entgegenbringen, lässt dich immer mehr in deiner Rolle aufgehen. Wie du an dieses Ziel kommst, steht dir vollkommen frei, solange du den Leitlinien folgst. Egal ob mit Freiarbeit oder im Frontalunterricht. 

3. Kreativität und Abwechslungsreichtum

Keine Frage, der Lehrberuf bedarf einem kreativen und ideenreichen Geist. Denn wie du den Stoff in die Köpfe bekommst, ist dir überlassen. Klar helfen da Arbeitshefte und Bücher, aber es gibt unheimlich viele Methoden, mit denen du Feuerwerke erzeugen kannst, an die sich deine Klassen ewig erinnern werden. Neben all den schnelllebigen Ereignissen des Unterrichts ist es aber auch von Vorteil, Organisationstalent zu besitzen, denn nur dann bewahrt man den Überblick über die wilde Fahrt durchs Schuljahr. 

4. Bewegung und sozialer Kontakt

An einer Schule ist man generell immer in Bewegung und die Zeit vergeht wie im Flug. Langatmige Bürostunden gibt es in der Lehrer:innenwelt, außer beim Zeugnisse schreiben und Korrigieren, eher selten. Als Lehrkraft hast du unmittelbaren Kontakt zu Menschen, der echt und unverstellt ist. Es ist ein Beruf, in dem viel geredet wird und viel von deiner Energie abverlangt wird. Jedoch bist du nie allein, kannst viel für deine Schüler:innen bewirken und Werte vorleben. Jeden Tag erreichst du kleine Ziele und erntest die Früchte deiner Tätigkeit. Dabei handelt es sich nicht um Verkaufszahlen, sondern echte Menschlichkeit, Gefühle und Verbundenheit. 

5. Sichere Berufsaussichten 

Natürlich sind gute Chancen auf eine Einstellung nach dem Abschluss eine Orientierung für manche, die sich eine sichere Zukunft wünschen. Auch finanziell sieht es für Lehrkräfte nicht schlecht aus, vor allem, wenn man sich für die Verbeamtung entscheidet. Um eine Pleite des Betriebs braucht man nicht fürchten und gekündigt wird meist nur bei Härtefällen. Da alle ähnlichen Aufgaben nachgehen, kommt es außerdem kaum zu Konkurrenzen um Aufstieg und Neid nach gleichem Gehalt. 

Also Lehrer:in sein?

Der Lehrberuf ist eine Hingabe, der in hohem Maße die eigene Persönlichkeit und Einstellung beeinflusst. Lehrer:in sein und bleiben ist deshalb maßgeblich davon abhängig, ob man selbst dafür brennt. Wer sich dem Beruf aufgrund von reichlich Ferien hingibt, wird diesen nicht lange glücklich ausüben. Wir könnten noch 100 Gründe für den Beruf aufzählen. Was die Schulpolitik nun tun muss, ist die fundamentale Veränderung der Umstände, unter denen Lehrer:innen ihren Zielen für ihre Arbeit wieder nachkommen können, ohne sich selbst dafür aufzubrauchen. 

Unsere Autorin Franziska ist Lehrerin an Grundschulen. Sie möchte mit diesem Artikel das Image des Lehrberufs schützen und an dessen positive Seiten erinnern.

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Die Debatte um das Gendern ist in vollem Gange: In etlichen Artikeln und Talkshows, in den sozialen Medien und in der Wissenschaft wird über die Sinnhaftigkeit der Einführung von geschlechtersensibler Sprache seit Jahren leidenschaftlich diskutiert. Wir fragen uns, welche Rolle das Gendern heutzutage im Unterricht spielt oder spielen soll. Schließlich sind es die Schülerinnen und Schüler, die den Sprachwandel der Zukunft maßgeblich anstoßen und mitgestalten können. Kritische Stimmen verschiedener Ausprägungen sind tief in der Debatte verankert – viele sprechen von einer Sprachzensur oder dem Eindruck, ein Sprachkorsett auferlegt zu bekommen und führen dadurch zu vermehrten Widerstand gegen die neue Sprachform. Wir schauen auf die Entstehung des Genderns, stellen die Positionen verschiedener Befürworter:innen und Gegner:innen der geschlechtergerechten Sprache vor und möchten im Anschluss daran Empfehlungen für Schulen im weiteren Umgang mit der Thematik implizieren. 

Die Grundlagen des Genderns

Das Wort “gender” kommt aus dem Englischen und bedeutet Geschlecht. Wenn also vom “gendern” die Rede ist, geht es primär um geschlechtergerechte Sprache, mit der sich nicht nur Männer oder Frauen, sondern alle weiteren Geschlechtsidentitäten – das können intersexuelle oder auch nicht-binäre Menschen sein – angesprochen fühlen sollen. Zudem soll sie die Akzeptanz von Trans- und Intersexualität fördern. Viele Wörter in der deutschen Sprache gibt es in einer männlichen und in einer weiblichen Form, zum Beispiel: Lehrer und Lehrerin. Beim Schreiben oder Sprechen benutzen viele Menschen aber nur die männliche Form eines Wortes. Das sogenannte generische Maskulinum und zahlreiche Berufsbezeichnungen wie “Feuerwehrmann” oder “Krankenschwester” zeigen, dass unser Sprachgebrauch bis heute von stereotypen Vorstellungen über Geschlechter und den damit verbundenen Klischees geprägt ist. Gendergerechte Sprache kann verschieden aussehen: Die Nutzung von Paarformen (Schülerinnen und Schüler), neutrale Formen (Lehrkräfte) oder Genderzeichen wie dem Asterisk oder Doppelpunkt (* oder :), die im Mündlichen durch eine kurze Sprechpause ausgedrückt werden können - beim Wort Schüler:innen zum Beispiel vor dem Wortteil "-innen".

Die aufgeladene Debatte in und um Schulen

Die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie der Universität Leipzig findet, dass sich eine Auseinandersetzung mit geschlechtergerechter Sprache lohnt, da sie bedeutet sensibel zu sein, für verschiedene Realitäten, Differenzen und Diskriminierung. Diese Sprachsensibilität – die angesichts der soziokulturellen Vielfalt unter den Schüler:innen immer weiter zunehmen wird – kann damit zu einem wichtigen Hebel für mehr Respekt, Fairness und Anerkennung gegenüber den Mitmenschen werden. Sprache und Schrift als zentrales, wie komplexes System menschlicher Kommunikation beeinflussen unsere Wahrnehmung und Interpretation der Realität, die letztendlich in Haltungen und Verhalten resultieren. Hinzu kommen die Einstellung, Wertvorstellungen und Bedeutungen, durch die sie nicht neutral ist, und sich mit gesellschaftlichen Erwartungen und Entwicklungen verändert, so die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie. Sprache hat sich immer schon verändert. Während sich die Grammatik seit 200 Jahren kaum verändert hat, wandelt und wächst unser Wortschatz permanent. Wolfgang Klein, Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sagt: “In den letzten hundert Jahren hat sich der Wortschatz, der tatsächlich verwendet wird, um fast ein Drittel vergrößert, das ist schon gigantisch''. Außerdem lässt sich bei jungen Menschen eine Vermischung der Sprache mit neu hinzukommenden Anglizismen beobachten. In dieser Entwicklung spielt das Internet eine große Rolle und bereichert den Wortschatz nachhaltig. Sie wachsen beispielsweise mit Tiktok und Youtube auf. Sie sehen und hören Menschen, die anders sind als sie. Ein kurzes Reel kann genügen, um dem Begriff „Gendern“ eine erste Kontur zu geben. Die Offenheit und Neugier junger Menschen könnte von den Lehrkräften als Potenzial gesehen werden, die sprachlichen Normen in der Schule zu reformieren. Das Deutsche Schulportal zeigt auf, wie die Schulen diese umsetzen und mit Schüler:innen an ihrer Sprachsensibilität arbeiten können. Im Fach Deutsch, aber auch zum Beispiel im Geschichtsunterricht und in den sozialwissenschaftlichen Fächern können zusammen mit den Schüler:innen viele spannende Fragen bearbeitet werden: 

  • Wie kommt es, dass die Sprache lange Zeit ausschließlich das generische Maskulinum oder männliche Berufsbezeichnungen verwendet hat? 
  • Wie kam es dazu, dass man andere Formen aufgebracht hat? 
  • Wie stehe ich zur gendergerechten Sprache? 
  • Was bedeutet es, wenn ich von „Schüler*innen“ – mit einer Pause gesprochen – oder nur von „Schülern“ beziehungsweise „Schülerinnen“, also ohne Pause, spreche? 

In der öffentlichen Debatte kommt von der Gegenseite immer wieder der Vorwurf, Gendern wird vielen Leuten durch einer “Bildungselite”, Institutionen und Medien gegen ihren Willen aufgezwungen, fördere dadurch die Reaktanz in der Bevölkerung und schließt entgegen seiner ursprünglichen Idee Menschen aus. “Bei aller Diskussion solle auch die "pädagogische Freiheit der Lehrkräfte" berücksichtigt werden”, so Landeselternsprecherin von Rheinland-Pfalz Kirsten Hillert. Und auch die Freiheit der Schüler:innen sollte gewahrt bleiben, findet Estella McColgan von der Landesschüler:innenvertretung (LSV). Die LSV selbst nutzt den Genderstern, McColgan sieht eine mögliche Verpflichtung zu Gendersprache aber kritisch, da sie darin eine Bestimmung von oben herab sieht. Tatsächlich findet man diese Vorbehalte in diversen Umfragen wieder. Eine Befragung von Infratest Dimap hat ergeben, dass etwa zwei Drittel (65 Prozent) der Bevölkerung eine stärkere Berücksichtigung gendergerechter Sprache in Medien und Öffentlichkeit ablehnen. Gleichwohl zeigen sich Frauen, Personen mit höherer Schulbildung und die jüngere Generation grundsätzlich offener gegenüber einer gendergerechten Sprache, aber auch unter ihnen sind die Befürworter:innen gegenwärtig in der Minderheit. In einer repräsentativen Umfrage des ZDF, wie Medien sich verhalten sollen, sind ganze 71 Prozent gegen das Einfügen von Trennungszeichen oder Sprechpausen. Nur gut ein Viertel hält es für sinnvoll. Rund 73 Prozent finden Gendern nicht oder überhaupt nicht wichtig. Es bleibt also abzuwarten, welche Sprachverwendung sich durchsetzen wird, da wir gegenwärtig noch keine einheitlichen Regelungen für eine nicht diskriminierende Sprachverwendung an Schulen haben.

In den Schulen jedenfalls zeichnet sich oftmals ein hiervon abweichender Trend ab. Die Lehrerin Laura Müller, Gymnasiallehrerin in Heidenheim nutzt in ihrem Unterricht jeden Tag Binnen-"I"s und genderneutrale Sprache. Seit drei Jahren unterrichtet sie am Gymnasium. Sie habe in ihrer Zeit an der Schule gemerkt, dass es bei den Schülerinnen und Schülern sehr viel Bedarf für genderneutrale Sprache gebe. Sie führt aus: “Wir haben viele SchülerInnen, die tatsächlich auf einen zukommen und sagen: Ich möchte nicht, dass man mich 'sie' nennt, auch wenn ich vielleicht aussehe wie ein Mädchen”. Diese Entwicklungen haben bei ihr dafür gesorgt, dass sie sich intensiver mit Sprachsensibilität beschäftigt und gendersensible Ausdrucksweisen in ihrem Sprachgebrauch übernommen hat, da sie wenn sie die Chance hat diese Kinder nicht zu diskriminieren, auch einfach ein Zeichen setzen möchte. Bei ihren Schüler:innen kommt das überwiegend gut an.

Von klein auf verfestigen sich stereotype Vorstellungen von Geschlechtern – und finden durch Sprache in unsere Köpfe. Im folgenden Video wird dieses Dilemma anhand einer Grundschule in England verdeutlicht. Die Schüler:innen werden gebeten einen “firefighter, surgeon, and fighter pilot” zu malen und zeichneten daraufhin zumeist männliche Figuren. Die Reaktionen der Kinder, als daraufhin echte Vertreterinnen dieser Berufsgruppen den Raum betreten ist besonders spannend:

Wie wichtig, wie förderlich, wie erstrebenswert ist eine Sprache, die alle Geschlechter sichtbar und hörbar macht in einer Gesellschaft, die immer diverser wird und sich die Gleichberechtigung und Befreiung von stereotypen Vorstellungen dieser Geschlechter zur Aufgabe gemacht hat? Haben wir einfach wichtigere Probleme? Die Ergebnisse der aktuellen Trendstudie “Jugend in Deutschland - Sommer 2022” zeigen, dass die Überlagerung von Krisen, wie Kriege oder Klimawandel, die psychische Gesundheit junger Menschen überstrapaziert. In Zahlen stellen sich die größten Sorgen der Generation nach den Umfrageresultaten so dar: Das Thema Krieg in Europa, das 68 Prozent Sorge bereitet, ist sprunghaft an die erste Stelle getreten. Die bislang dominierende Angst vor dem Klimawandel (55 Prozent) folgt jetzt an zweiter Stelle. Auch die Sorgen vor einer Inflation (46 Prozent), einer sozialen Spaltung der Gesellschaft (40 Prozent) und einer Wirtschaftskrise (39 Prozent) bleiben präsent. Diese gewaltigen, oftmals geopolitischen Sorgen gehen mit einem Kontrollverlust einher, da insbesondere Kinder und Jugendliche keine Verantwortung für deren Entstehung tragen. Neben diesen Sorgen wirkt es fast schon pathetisch, wenn wir darüber diskutieren, ob wir jetzt von Schülern oder Schüler:innen sprechen. Um Selbstwirksamkeit zu erfahren, können junge Menschen durch den bewussten Einsatz einer geschlechtersensiblen Sprache, die letztlich nicht nur die gelebten Realitäten abbildet, sondern auch neue Wirklichkeiten schafft, in ihrem Alltag mit einem vergleichsweise geringen Aufwand, einen Beitrag zur Herstellung von Gerechtigkeit und Teilhabe leisten.

Was nehmen wir von alledem mit? 

Geschlechtergerechte Sprache ist der Versuch, alle Menschen gleichberechtigt zu adressieren und ihr Geschlecht in Wort- und Schriftsprache zu berücksichtigen und anzuerkennen. Sie hat keineswegs den Anspruch, perfekt zu sein oder gar Menschen, die sie nicht benutzen, zu tadeln oder vom gesellschaftlichen Diskurs auszuschließen. Zwar birgt sie durchaus Stolperfallen – wie die Sprache allgemein mit ihren zahlreichen Regeln zur Rechtschreibung und Grammatik. Dennoch zeigt die Realität und nicht zuletzt die aufgeladenen Diskussionen rund um das Gendern, dass Sprache im Unterricht und in den Lehrplänen einen größeren Raum einnehmen muss, da sie nicht nur Wirklichkeit abbildet, sondern diese auch prägt. Es geht nicht um Vorschriften, sondern darum, einen sensiblen und kreativen Umgang mit Sprache zu erfahren – denn es gibt nicht die diskriminierungsfreie Sprache.  Besonders Schulen können darin eine Möglichkeit sehen, in der Ansprache und Einbindung ihrer vielfältigen Schüler:innen und Mitarbeitenden sämtliche Geschlechterpositionen anzuerkennen. Schließlich vollzieht sich unser Denken in Sprache, die Welt bildet sich in Wörtern ab, das meiste, was wir wissen, wissen wir nur vermittelt über Sprache. Auswirkungen durch den Gebrauch einer nicht sensiblen Sprache müssen ernst genommen werden, indem die Schüler:innen lernen zu reflektieren, welche tiefreichenden Botschaften in den Worten die sie tagtäglich verwenden stecken und wie es für alle gelingt, unter Einhaltung der pädagogischen Freiheit von Lehrkräften und der persönlichen Entwicklung der Schüler:innen, diese Lebenswirklichkeiten gemeinsam im Unterricht zu leben.

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Der digitale Wandel in Unterricht und Alltag ist ein laufender Prozess. Arbeitsabläufe werden vereinfacht und Ressourcen gespart. 98 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren nutzen digitale Endgeräte. Die Entwicklung neuer Technologien und deren Nutzung hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Sprich: Wir verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen. Dass dies Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Verhalten hat, ist unumstritten. In diesem Artikel widmen wir uns Fragen wie: Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat das vermehrte Nutzen von digitalen Medien auf Schüler:innen? Und wie trägt die Handhabung jener Medien in der Schule dazu bei? 

Im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom, wurden mehr als 900 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren über ihren Medienkonsum befragt, mit dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche mit digitalen Medien und Geräten sehr früh in Kontakt kommen. 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nutzen Tablets – vor allem die Jüngeren zwischen 6 und 9 Jahren (86 Prozent). Smartphones gehören ab dem Grundschulalter zum Alltag dazu. Wie in der Grafik abzulesen ist, gibt es kaum ein Kind ab dem Alter von 12 Jahren ohne Smartphone.

Fakt ist, dass die Bildschirmzeit mit dem Heranwachsen zunimmt und somit auch eventuelle gesundheitliche Folgen eintreten könnten. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass die unkontrollierte und zu starke Beschäftigung mit digitalen Endgeräten auf eine Reihe von körperlichen und geistigen Entwicklungen Einfluss haben kann. Dazu gehört zum Beispiel der Schlaf-Wach-Rhythmus. Die erste Metaanalyse aus dem Jahr 2016 kam zu dem Ergebnis , dass der Zugriff auf Mediengeräten vor dem Schlafengehen signifikant mit nachteiligen Schlafergebnissen verbunden ist und zu schlechten gesundheitlichen Ergebnissen führt. Das blaue Licht von Bildschirmen könnte unseren Schlafrhythmus durcheinander bringen. Tatsächlich hemmt blaues und weißes Licht die abendliche Bildung des körpereigenen Schlafhormons Melatonin. 

Ein neuer Ansatz ist die Vermutung, dass blaues Licht zur Entwicklung der Kurzsichtigkeit beitragen könnte. Die Fehlentwicklung nimmt gerade epidemisch zu. In Europa betrifft es mittlerweile fast jedes zweite Schulkind, in Asien sind es bereits rund 90 Prozent der jungen Menschen. Naharbeit bei Kindern und Jugendlichen, damit ist das Lesen und Schauen auf den Bildschirm von Handy oder Computer gemeint, scheint die Entwicklung der Kurzsichtigkeit zu fördern, so Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Eine Kurzsichtigkeit ist Folge eines zu starken Längenwachstums des Augapfels im Kindes- und Jugendalter, vor allem zwischen dem achten und 15. Lebensjahr –  in jenem Alter, in dem die Nutzung von Smartphones und Tablets sowie im Zuge des digitalen Wandels auch in Schulen mehr Verwendung finden. Den Zusammenhang von Kurzsichtigkeit und Naharbeit konnte man wissenschaftlich jedoch nicht zweifelsfrei belegen. Einen anderen hingegen schon: Kinder, die sich viel im Freien aufhalten, haben ein deutlich reduziertes Risiko, kurzsichtig zu werden. Für die gesunde Entwicklung des Auges brauchen Kinder Tageslicht.

Die Bildschirmnutzung wird mit Veränderungen von Verhaltenseffekten verbunden, insbesondere bei Kindern. Laut einer psychologischen Studie der UCLA können die sozialen Fähigkeiten von Kindern nachlassen, da sie weniger Zeit für persönliche Interaktionen haben. Die Studie brachte hervor, dass Kinder mit mehr realen Erfahrungen deutlich emphatischer sind. Depressive Verstimmungen oder aggressive Ausbrüche von Kindern und Jugendlichen können ebenfalls Nebenwirkungen sein. Hinzu kommt die körperliche Entwicklung. Da die Beschäftigung mit digitalen Medien überwiegend in sitzender Tätigkeit in Räumlichkeiten verbracht wird, kommen Bewegung, frische Luft und Tageslicht zu kurz. Wie wir alle wissen, braucht unser körperliches und geistiges System eine abwechslungsreichen Lebensalltag, um sich nachhaltig gesund zu entwickeln. Ist die sogenannte Verrohung unserer Gesellschaft und die zunehmende Fettleibigkeit eventuell schon eine Folge der digitalisierten Welt? Mehr Bildschirmzeit führt im Allgemeinen auch zu weniger Zeit und Verbundenheit mit der Natur.

Die Verwendung von digitalen Medien im Alltag unserer Schulen steigt. Die Klickzahlen unserer digitalen Tools Artikel erfahren eine hohe Nachfrage, was vermuten lässt, dass Bildschirmzeiten auch in den Schulen länger werden. Verlässliche und vergleichbare Studien zu Auswirkungen auf die Gesundheit von digitalen Lernmitteln gibt es nicht. Auf einen Post von isa.digital.teaching zu diesem Thema gibt es zahlreiche Kommentare für und gegen die digitalen Technologien. Einerseits scheint die Lehrerschaft es als großartige Bereicherung zu empfinden und macht das Erlernen verschiedener Tools und der Geräte als Kernkompetenz (21st Century Skills) aus. Andererseits nehmen Lehrer:innen negative soziale Auswirkungen und Konzentrationsschwierigkeiten ihrer Schüler:innen wahr. Über gesundheitliche Risiken wird sich kaum ausgetauscht. Dies gehört laut der Kommentare zu den Aufgaben der Erziehungsberechtigten.

Die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als jeweilige Obergrenze empfohlenen Medienzeiten für Kinder und Jugendliche sind:

  • von 0 bis 3 Jahren: keine Bildschirmmedien nutzen 
  • von 3 bis 6 Jahren: höchstens 30 Minuten täglich
  • von 6 bis 10 Jahren: höchstens 45 bis 60 Minuten täglich
  • von 10 bis 12 Jahren: eine Stunde pro Tag beziehungsweise sieben Stunden pro Woche
  • für 13- und 14-Jährige: 1,5 Stunden pro Tag beziehungsweise 10,5 Stunden pro Woche
  • für 15- und 16-Jährige: zwei bis 2,5 Stunden pro Tag beziehungsweise 14 bis 17,5 Stunden pro Woche

Welche Konsequenz ziehen wir aus diesen Informationen? Ist es wirklich einzig und allein Aufgabe der Eltern, den Medienkonsum und damit auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu achten? Oder wird auch das eine neue Herausforderung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Fachkräften und Eltern sein? Die empfohlenen Medienzeiten werden zum Teil im Schulalltag bereits überschritten. Noch sind diese in unseren Schulen sehr unterschiedlich. Der DigitalPakt, sowie neue erforderliche und gewünschte Kompetenzen in Bezug auf Digitalisierung werden dazu beitragen, dass es einheitliche Standards im Schulwesen gibt. Dazu wird es mehr Studien und gesicherte Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen geben. Für Arbeitnehmer:innen, die täglich vor dem Bildschirm sitzen, sind die aufgezählten eventuellen gesundheitlichen Risiken oder auch erwiesenen Nebenwirkungen längst Wirklichkeit. Für die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz werden zunehmend geeignete Ausstattung bereitgestellt und mit Bürosport, Augenübungen und Ähnlichem versucht, entgegenzuwirken.

Depressionen, Muskel-Nackenverspannungen sind bereits Standard in unserem Gesundheitswesen. Sollten Techniken zur Gesunderhaltung mit dem Einzug der digitalen Lehre im Unterricht gleichzeitig beigebracht werden? Was meint ihr?

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Am 4. Januar 1809 wurde Louis Braille geboren. Im Alter von nur vier Jahren verletzte er sich in der Werkstatt seines Vaters mit einer Ahle am Auge. Dieser Unfall führte kurz darauf zu seiner vollständigen Erblindung. Braille wollte sich jedoch nicht mit den Nachteilen seiner Sehbehinderung abfinden, worauf er 1825 im Alter von gerade einmal 16 Jahren ein eigenes Schriftsystem entwickelte, mit dem sich Buchstaben durch die Kombination von jeweils sechs ertastbaren Punkten in Doppelreihen darstellen ließen – die Brailleschrift oder auch im Volksmund Blindenschrift genannt. Ihm zu Ehren erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2018 den 4. Januar zum Internationalen Welt-Braille-Tag. Mit diesem Aktionstag soll mehr Aufmerksamkeit auf die zentrale Bedeutung der Blindenschrift und die Situation blinder und sehbehinderter Menschen gerichtet werden. Schließlich bedeutet die Brailleschrift  neben Selbstbestimmung und Unabhängigkeit die Möglichkeit, mittels pädagogischer Förderung und Bildungskonzepte am Betrieb der allgemeinen Schulen teilnehmen zu können.

Wir von der Lehrer-News Redaktion möchten anlässlich des Welt-Braille-Tages genauer hinsehen und über die Lage blinder und sehbehinderter Schüler:innen in Deutschland berichten. Mit einem Blick auf die derzeitigen Entwicklungen von Inklusion und Integration in Förder- und allgemeinbildenden Schulen, sollen die Chancen und Herausforderungen der Schüler:innen aufgezeigt und die Umsetzung inklusiver Bildung innerhalb des Schulsystems beleuchtet werden.

In Deutschland besuchen laut Kultusministerkonferenz etwa 7.000 Kinder Schulen mit dem Förderschwerpunkt Sehen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) schätzt jedoch, dass es mindestens 14.000 blinde und sehbehinderte Schüler:innen  bundesweit gibt. Berücksichtigt man diese Zahlen, sind das etwa 0,1 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent aller Schüler:innen in Deutschland. Angesichts dieses relativ kleinen Anteils werden deren Bedürfnisse von der Bildungspolitik nicht ausreichend umgesetzt. Dabei stehen für blinde und sehbehinderte Schüler:innen heute ausgereifte pädagogische Konzepte bereit, durch die sie genauso lernen können wie Kinder ohne Sehbeeinträchtigung. Dennoch stellt die Umsetzung der Inklusion an Schulen eine der größten bildungspolitischen und pädagogischen Entwicklungsaufgaben dar – warum ist das so? Der Bildungsbericht 2014 stellt die Errungenschaften und Herausforderungen in seinem Schwerpunktkapitel "Menschen mit Behinderungen im Bildungssystem" ausführlich dar. Die Kultusministerkonferenz hat mit der Empfehlung "Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Schulen" vom 20. Oktober 2011 die Grundlage für ein höchstmögliches Maß an gleichberechtigter Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderungen an Bildung geschaffen. Die Empfehlung stellt die Rahmenbedingungen einer zunehmend inklusiven pädagogischen Praxis in den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen dar. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat auch den notwendigen Rahmen geschaffen, damit die Lehrkräfte die für inklusive Bildung nötigen Kompetenzen erwerben können. Von 1996 bis 2000 verabschiedete die KMK darüber hinaus Empfehlungen zu den spezifischen Förderschwerpunkten wie Lernen, Sprache, Sehen, Hören, geistige Entwicklung und weiteren. Die Empfehlungen zur inklusiven Bildung knüpfen an die Grundpositionen der Beschlüsse der KMK von 1994 an, die unter anderem den Rahmen für Ziele und Aufgaben in der Sonderpädagogik, der Realisierung sonderpädagogischer Förderung durch Erziehung im Unterricht und Förderschwerpunkte sowie dem Einsatz und der Qualifikation des Personals festlegen. Mit der Blindenschrift wird die Grundlage für den Förderschwerpunkt Sehen gebildet. Durch sie können blinde und sehbehinderte Schüler:innen lesen, schreiben und rechnen, Musik nach Noten spielen und komplizierte mathematische Formeln bearbeiten. Gleichzeitig wird ihr Tastsinn geschult, indem sie mit tastbaren Unterrichtsmaterialien, wie Landkarten oder naturwissenschaftlichen Modellen und Skizzen, eine bessere Vorstellung von der Welt bekommen. Das alles klingt in der Theorie zunächst sehr vielversprechend, doch in der Praxis sind die Errungenschaften in der Förderung und Bildung aktuell durch verschiedene reale Entwicklungen bedroht: 

  • Finanzielle Einsparungen im Sozial- und Bildungssektor werden oft zuerst innerhalb kleinerer Gruppen - wie die blinden und sehbehinderten Schüler:innen - getroffen.
  • Bildungspolitik und auch Sonderpädagogik streben zunehmend an, die spezielle Förderung von blinden und sehbehinderten Schüler:innen einzuschränken zugunsten einer allgemeinen „Mainstreamförderung“, die versucht, allen Besonderheiten der Schüler gerecht zu werden.
  • In der föderalen Struktur der Bundesrepublik liegt die Verantwortung für Bildung bei den Bundesländern. So entstehen gerade für blinde und sehbehinderte Schüler:innen Bildungsangebote von sehr unterschiedlicher Qualität.
  • Die Förderschulen für Blinde und Sehbehinderte haben teils kaum Lehrkräfte mit einer Qualifikation als Blinden- und Sehbehindertenpädagogen.

Die Forderungen von Verbänden und Initiativen

Wie bereits angesprochen, setzen diese sich zum einen aus angemessenen sozial- und bildungspolitischen Rahmenbedingungen zusammen. Bildungsangebote müssen demnach bundesweit in gleicher Mindestqualität zur Verfügung stehen und nicht nach Landesregelungen nach unten abweichen. Eine Finanzierung des Mehraufwands an Förderung, Lern- und Hilfsmitteln muss grundsätzlich ermöglicht werden, da eine Finanzierung einzelner Leistungen nicht ausreicht. Damit einhergehend muss Bildung für blinde und sehbehinderte Schüler:innen in Förderschulen und allgemeinbildenden Schulen personell und materiell gleichwertig ausgestattet werden. Die Schwerpunktsetzung auf pädagogische Kriterien bei der Wahl der Schulform durch die Schüler:innen und ihren Eltern sowie der Wechsel zwischen den Schulformen muss gewährleistet und darf in diesem Zusammenhang nicht durch finanzielle Aspekte außer Betracht gelassen werden. Der Verein Anderes Sehen setzt sich besonders stark für die Verbesserung beziehungsweise die Schaffung von Voraussetzungen, die zu einem selbstbestimmten Leben blinder und sehbehinderter Kinder führen sollen. Zu den Erfolgen zählen, dass die Kinder schon in den ersten fünf Lebensjahren mit Klicksonar, Blindenstockgebrauch, Punktschriftangebot und der Keine-Grenzen-Haltung gefördert werden. Außerdem haben sie die ersten inklusiven, für blinde Kinder frei verfügbaren, taktil illustrierten Bilderbücher und Erstlesebücher herausgebracht.

Weiterhin ist die Anerkennung und Implementierung einer Grundrehabilitation in den Bereichen “Lebenspraktische Fähigkeiten” und “Orientierung und Mobilität” besonders wichtig, damit sie ihr Leben so unabhängig und selbstständig gestalten können wie ihre Altersgenossen. Der Sportunterricht birgt weitere Problemfelder, da Bewegungserziehung gerade für Schüler:innen mit Seheinschränkung besonders wichtig ist und für die Kinder im normalen Umfang stattfinden muss. Das sollte idealerweise mit Sportarten, die für sie möglich sind und sie zudem in ihrer Bewegung, Körperkoordination und Orientierung fördern, erfolgen.

Lehrer:innen und Schulpädagog:innen müssen als Treiber von Inklusion und Integration blinder und sehbehinderter Schüler:innen an Förderschulen für Blinde und Sehbehinderte und auch für die Förderung an allgemeinen Schulen verstanden werden. Dafür müssen ausreichend qualifizierte Blinden- und Sehbehindertenpädagogen zur Verfügung stehen. Der Studiengang Blindenpädagogik ist ein Schwerpunkt im Rahmen der Sonderschullehrausbildung, erläutert Frank Laemers, Projektmitarbeiter der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften an der Universität Dortmund. Mehrwöchige Praktika bilden eine weitere wichtige Säule während des Studiums, die sowohl im Bereich der allgemeinen als auch der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik liegen. Dennoch fehlt es wie so oft an Nachwuchskräften: "Der Arbeitsmarkt ist hervorragend.'' “Vor allem im Süden Deutschlands werde dringend nach Nachwuchs gesucht.'' “In der Zukunft werden wir einen Mangel an Blindenlehrern haben", so Professor Paul Nater vom Institut für Rehabilitationswissenschaften an der Humboldt Universität Berlin.

Karla Grasst, Lehrerin an einem Gymnasium, erinnert sich zurück. Sie war überrumpelt und fühlte sich überfordert, als ihr kurz vor Schuljahresbeginn mitgeteilt wurde, dass eine neue blinde Schülerin namens Lisa auf die Schule kommen würde. Dabei war ihr Inklusion selbst nicht fremd, regelmäßig unterrichtete sie das Thema “Behinderungen” im Biologieunterricht der Mittelstufe. Mithilfe von Schlafbrillen und Kopfhörern habe sie Inklusion von blinden beziehungsweise gehörlosen Schüler:innen in ihrer Klasse geübt. Der Alltag ist dann doch komplizierter als gedacht. Lisa braucht bei den vielen visuellen Eindrücken „Dolmetscher“, die beschreiben, was zu sehen ist. Manchmal sind das ihre Mitschüler, die sie auch in neue Klassenräume führen. Häufig sitzt neben Lisa dann doch der Förderlehrer oder ihre Schulbegleiterin, ausgestattet mit speziellen Hilfsmitteln für ­Sehbehinderte – zum Beispiel Extrazeichenbrettern. Darauf kann man Linien zeichnen, die emporgehoben sind, sodass Lisa mit den Fingern Diagramme ertasten kann. “Ich bin einfach nicht ausgebildet für Schüler mit Förderbedarf”, so Karla Grasst.

In Anbetracht dessen strebt die Modell-Leistungsbeschreibung “Bildung, Erziehung und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Kinder und Jugendlicher in einer inklusiven Schule in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland - Standards, Spezifisches Curriculum” an, blinde und sehbehinderte Schüler:innen und ihre Eltern über die für sie vorgesehenen speziellen Förderungen zu informieren. Ferner brauchen Verantwortliche in Politik und Verwaltung Maßstäbe, welche Förderung gewährleistet werden muss und welche Maßnahmen gegebenenfalls zu ergreifen sind. Nicht zuletzt brauchen, wie der Fall von Karla Grasst gezeigt hat – vor allem Lehrkräfte und Blinden- und Sehbehindertenpädagog:innen – Richtlinien, die ihnen aufzeigen, welche Förderung sie blinden und sehbehinderten Lernenden anbieten müssen. 

Wie soll es mit der Inklusion weitergehen?

Was bleibt, ist die unbequeme Frage, ob unser Bildungswesen an der Aufgabe “Inklusion” gescheitert ist? Inklusion kann nicht von heute auf morgen in das bestehende Schulsystem eingeführt werden – soweit nichts Ungewöhnliches – es bedarf der Bereitschaft verschiedener Verantwortungsträger aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Durch die kontinuierliche Weiterbildung von Lehrkräften und Pädagog:innen, und der frühzeitigen Aufklärung hinsichtlich Schüler:innen mit Behinderungen und Prävention von Diskriminierung in Regelschulen, soll die Teilhabe innerhalb der Klassengemeinschaft sichergestellt werden. Blinde und sehbehinderte Schüler:innen meistern enorme Herausforderungen, um mit dem Unterricht an allgemeinen Schulen Schritt zu halten. Damit ihr Schulbesuch künftig noch inklusiver wird, bedarf es der Adaptivität von Bildungsinhalten durch zum Beispiel taktile Zeichentafeln und alternativen Lernangeboten, die von Lehrer:innen gemeinsam mit Sonderpädagog:innen oder Assistenzkräften erabeitet und an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. Dies setzt wiederum voraus, dass deutlich mehr Gelder für Ausbildung und Zusatzqualifikation der Lehrkräfte in die Hand genommen werden. Diese erworbenen sonderpädagogischen Kenntnisse können dann wiederum im Unterricht entfaltet werden. Das bedeutet jedoch, dass wir gleichzeitig mehr Investitionen in barrierefreie Räume und gute technische Ausstattungen an Schulen benötigen, um intensive sonderpädagogische Bildung praktisch umsetzen zu können.

Wir haben also wichtige Schritte in eine positive Richtung gemacht, jedoch gilt es diese nun auszubauen, damit bald einmal jedes Kind dieselben Chancen auf eine gute, inklusive und erfolgreiche Teilnahme in der Schule bekommt.

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Ethik ist ein Schulfach, welches je nach Bundesland schon ab der fünften Klasse unterrichtet wird. Dabei unterscheidet sich dieses von den üblichen Fächern wie Mathe, Biologie oder Deutsch. Bei dem Fach Ethik handelt es sich um ein Teilgebiet der Philosophie, wobei Schüler:innen sich mit philosophischen Fragen wie “Haben Tiere Rechte?” oder “Woran erkennt man wahre Freundschaft?” beschäftigen. Sie setzen sich dabei mit der Moral des Einzelnen oder der Gesamtheit der Menschen auseinander. Ziele der Ethik sind das Nachdenken über bestehende Wertvorstellungen der Gesellschaft, ein friedvolles Miteinander und den Respekt dem Gegenüber zu entwickeln. Gerade bei so sensiblen Themen ist es wichtig, die goldene Mitte zu finden und die unterschiedlichsten Werte richtig zu übermitteln. YouTube Videos können hier an der ein oder anderen Stelle Abhilfe schaffen. Sie ermöglichen es, Klarheit in komplexe Zusammenhänge zu bringen oder einen Perspektivwechsel zu wagen. Wir stellen euch in diesem Artikel unsere Auswahl vor. 

Ethik-Abi by BOE 

Ethik-Abi by BOE” ist ein YouTube Kanal, der seit September 2021 aktiv ist und mittlerweile mehr als 500.000 Aufrufe generiert hat. “BOE” bietet verschiedene Videos rund um das Thema Ethik und Philosophie für die Abiturstufe. Sie unterrichtet seit über 12 Jahren und ist somit ein richtiger Profi auf ihrem Gebiet. Neben Videos wie “Können sie denken? Descartes und Kant – Tierethik” oder “Kant kompakt – Menschenbild” bietet der Youtube- Kanal die Möglichkeit, mit einem Quizlet-Lernset im Anschluss an die Videos oder nach dem Lernen den Wissensstand zu überprüfen. Somit eignet sich der Channel gut für die Vorbereitung auf das Abitur und die Selbsteinschätzung der Schüler:innen. Wie diese Videos auch als Lehrer für den Unterricht gezielt eingesetzt werden können, erfahrt ihr in unserem Artikel So nutzt ihr YouTube-Videos im Unterricht. BOE arbeitet in ihren Videos mit anschaulichen Bildern und Grafiken, um für ein einfaches Verständnis des Inhaltes zu sorgen.

Samuel Jalalian

“Samuel Jalalian” ist ein weiterer Kanal auf YouTube, der sich mit philosophischen und soziologischen Themen auseinandersetzt. Seit Oktober 2020 ist der Kanal aktiv und hat mittlerweile auch schon über 680.000 Aufrufe erreicht. Die Videos dienen laut dem Creator des Accounts für die Schule zum Lernen, aber auch für die Ausbildung oder das Studium. Ähnlich wie Ethik-Abi by BOE gestaltet Samuel Jalalian seine Videos mit übersichtlichen Tabellen oder Grafiken und sorgt so für ein einfaches Verständnis.

Ethik — Hörbuch 

Ethik – Hörbuch” ist kein klassischer Videokanal auf YouTube. Der Channel bietet Hörbücher rund um den Buddhismus und sind somit bestens geeignet, wenn es im Ethik Unterricht um buddhistische Themen geht. Die Hörbücher gehen dabei teils über eine Stunde und bieten Wissenswertes von verschiedenen bekannten Persönlichkeiten wie Hellmuth Hecker, Paul Debes oder  Alfred Weil. Die Hörbücher eignen sich somit auch gut dafür, sie als Wiederholung nebenbei laufen zu lassen und bieten eine Alternative zu klassischen Videos, bei denen man auch mit den Augen stets präsent und aufmerksam sein muss. 

Ethik ist definitiv ein Fach, welches viel Fingerspitzengefühl verlangt und nicht so theoretisch und faktenbasiert wie Mathematik oder Biologie ist. In diesem Fall kann es hilfreich sein, auf bestimmte Unterrichtsthemen einen anderen Blick zu werfen, um komplizierte Themen einfacher zu verstehen. Falls euch die oben genannten Fächer auch interessieren, findet ihr in unserer Reihe “YouTube-Kanal Reihe für euren Unterricht” noch mehr Artikel. Habt ihr Erfahrung mit YouTube Videos im Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

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Während Frau Miller mit einem Glas Sekt auf den Countdown wartet, kommt ihr kurz der Gedanke an die letzte Schulwoche vor Weihnachten ins Gedächtnis. Sie hat mit ihrer Klasse das Projekt “Silvester rund um die Welt” erarbeitet und mit Freude beobachtet, was ihre Schüler und Schülerinnen sich haben einfallen lassen. Ihre Klasse präsentiert die Ergebnisse in einem Theaterstück. Kommt mit uns auf eine Reise in ferne Länder und ihrer Silvesterbräuche. 

Silvesterbräuche rund um die Welt

In der Turnhalle der Schule ist leises Getuschel zu vernehmen, alle sind ein wenig aufgeregt. Heute, am letzten Schultag findet die Vorführung statt. Der Trommelwirbel setzt ein, das Licht wird gedämpft und das Publikum schaut leise und gespannt nach vorn. Silvio kommt als Papst hinter dem Vorhang hervor und beginnt mit verstellter Stimme eine kurze Rede.

Warum feiern wir Silvester?

Silvester wird bereits seit dem Jahr 153 v. Chr. im Römischen Reich unter dem Namen Jahresendfest gefeiert. Seit 1582, zur Einführung des Gregorianischen Kalenders, verbinden die Menschen das Jahresende mit dem Namen Silvester (dt. Waldmensch, von lateinisch silva Wald). Silvester († 31. Dezember 335) war von 314 bis 335 Papst und unter seinem Pontifikat vollzog sich die Einführung des Christentums als Staatsreligion.” Mit lautem Getöse und Getrommel, von Leinen und Wolldecken bekleideter Menschen, wird Papst Silvester unterbrochen. Die “Meute” zieht durchs Publikum davon und Silvio beendet seinen Text. Um böse Geister zu vertreiben, führten die Germanen den Brauch der Feuerfeste und lautes Trommeln ein. “Seht nun, welche Bräuche in anderen Ländern begangen werden.”

Der Vorhang fällt und zu sehen ist ein Wohnzimmer. Auf dem Teppich steht ein gedeckter Tisch mit acht Stühlen drumherum, ein Fernseher in der rechten Ecke und allerlei Bilder, Gebimsel und Gebamsel an der Pappkulisse im Hintergrund. Am linken Ende des Raumes steht eine Kommode mit Feuerzangenbowle, einer Menge Sekt und anderen Getränken.  Denn die hier vertretenen Gäste feiern im Allgemeinen gern und mit viel Alkohol. Für jedes Land hat Deutschland Glücksbringer wie ein Schwein aus Marzipan, gehäkelte Kleeblätter oder kleine Schornsteinfeger bereitgestellt. 

Nacheinander kommen die Schüler:innen in den Flaggen diverser Nationalitäten in den Raum und ein:e jede:r bringt die Nationalspeise der Heimat mit. In den meisten Ländern auf der Welt wird am 31.12. festlich geschmaust. Griechenland bringt die Vassilopitta, einen Neujahrskuchen mit und holt sogleich Poker- und Kartenspiele heraus, denn bei ihnen spielt man den ganzen Abend über Glücksspiele, bei denen um Geld gespielt wird. Man glaubt, dass derjenige, der jetzt gewinnt, im folgenden Jahr besonders glücklich sein wird.

Brasilien stellt die Linsensuppe auf den Tisch und ist in weiße Kleider gehüllt, welche die Reinheit und den Neuanfang symbolisieren sollen. Die Frauen tragen zudem rote Unterwäsche, in der Hoffnung, das Liebesglück im neuen Jahr zu erhöhen. Außerdem hat sie Kerzen und Blumen dabei. Später geht sie zum Strand, um die Kerzen im Sand zu verteilen und die Blumen ins Meer zu legen, um die Meeresgöttin Yemanja zu ehren. In Kuba wird ein Eimer Wasser vom Balkon auf die Straße gekippt, um die Probleme und den Ballast des alten Jahres wegzuwaschen.

Japan ist bereits super entspannt und stellt den Reiskuchen zum Buffet dazu. Dort  sind seit dem 29.12. die Geschäfte geschlossen und heute beginnt der erste von vier Feiertagen. Anstatt sich zu den anderen Beiden zu gesellen, kehrt Japan mit dem Besen die restlichen Staubkörner weg und schmückt dann den Raum mit Lichtern und Girlanden. Zu den wichtigsten Bräuchen zählen Tempelbesuche und ein im Fernsehen übertragener Gesangswettstreit. Die Mikrofone liegen bereit. Das goldbraun gebratene Hähnchen stellt Finnland auf den Tisch und erklärt sein Mitbringsel: “Es ist Silvestertradition, ein Hufeisen einzuschmelzen und in eiskaltem Wasser erstarren zu lassen, um so die Zukunft zu deuten. Deutschland freut sich sehr darüber, denn an die Zutaten zum Bleigießen hat es nicht gedacht. Dafür gibt es gekochten Karpfen, Zutaten für Raclette und Kartoffeln im Überfluss. Über den Fisch freut sich nun auch die Bahamas. Bahamas ist gekleidet wie beim Karneval in Rio und überreicht den gegrillten Fisch mit einer Chilli Kokosmilchsuppe. Da Bahamas nicht zu Hause beim Junkanoo, einem Straßenfest mit dem Ursprung aus der Zeit der Sklaverei, dabei sein kann, eröffnet sie den Abend spontan mit einem traditionellen Tanz und lauter Musik aus der Bluetooth Box. Die anderen Gäste sind begeistert und steigen sogleich mit ein. Doch der Gastgeber Deutschland unterbindet das frohe Treiben und bittet zu Tisch. Außer Atem und mit lächelndem und zum Teil hochgezogenen Augenbrauen setzen sich alle und beginnen zu essen. Deutschland stellt derweil den Fernseher an und unter großen Worten der Tradition beginnt der Film Dinner for One. Nach dem Essen wird gespielt und Karaoke gesungen. Es ist ein lustiges und fröhliches Miteinander. Das Tanzbein wird geschwungen und der ein oder andere Gast wirkt leicht beschwipst. Die Uhr geht auf Mitternacht zu, da klingelt es an der Tür. Es ist Spanien. Mit einem Korb voll Weintrauben tritt Spanien ein und verteilt 12 Stück an jeden Gast. In Spanien gibt es den Brauch zum Jahreswechsel, 12 Trauben bei jedem Glockenschlag zu essen. Sie stehen für die nächsten 12 Monate und sollen Glück bringen. Challenge accepted… Es wird der Countdown eingeläutet und die Trauben verspeist. Draußen hört man die Silvesterraketen und so endet unser Fest. 

Quelle: drinksco.de

In dieser schwierigen Zeit haben wir etwas Wunderbares geschaffen. Das war wirklich ein gelungener Auftritt, denkt Frau Miller noch. Wenn sich nur alle Länder der Welt mit ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden so friedlich miteinander vergnügen könnten. Mit einem lauten: “Frohes neues Jahr!”, wird sie aus ihren Gedanken gerissen, umarmt und gedrückt.

Hier gibt es ein YouTube-Video, welches verschiedene Silvesterbräuche kurz und knackig erklärt. Kommt alle gesund und munter in das Jahr 2023 – eure Lehrer-News Redaktion.

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Berlin. Bildung ist wichtig, sie entwickelt die eigene Persönlichkeit und sorgt für Wissen und Kompetenzen, die es den Menschen ermöglicht, neue Ideen zu entwickeln und unsere Welt voranzutreiben. Die Realität ist leider eine andere: Schüler:innen und Jugendliche weisen große Lücken und Lernschwierigkeiten in der Schule auf, ein Problem, das nicht nur deutsche Schüler:innen und Jugendliche betrifft. In anderen Ländern hängen die Lernenden laut einer Ifo Studie sogar noch weiter hinterher. Zwei Drittel der jungen Menschen weltweit besitzen laut Studie nicht die grundlegenden Fähigkeiten, welche sie bereits erworben haben sollten. Für Ludger Wößmann, Bildungsexperte, sind das “erschreckende Zahlen”. 

In Deutschland liegt der Anteil der Schüler:innen, die das Niveau der Bildungsstandards nicht erreichen, bei knapp 24 Prozent. Anfang Oktober zeigte die IQB Bildungsstudie für Deutschland, dass ungefähr jeder fünfte Lernende aus der Klassenstufe 4 die Mindeststandards in Mathematik, im Lesen und der Fähigkeit des Zuhörens, nicht erfüllt. 

“Alles in allem entgeht der Welt eine Wirtschaftsleistung über das verbleibende Jahrhundert von über 700 Billionen Dollar”, so Ifo-Forscherin Sarah Gust. Auch in anderen Ländern zeichnet sich ein solcher Verlust der Lernqualität ab. In Nordamerika um die 24 Prozent, 89 Prozent in Südasien und ganze 94 Prozent in Afrika. In 101 Ländern entspricht der Anteil der Bildungslücken über 50 Prozent, in 36 Ländern über 90 Prozent. 

Dieser Zustand soll nicht so hingenommen werden, die  Ergebnisse sollen als “Weckruf” verstanden werden weitere Handlungsschritte mitsichziehen, so die Wissenschaftler Felicitas Thiel und Michael Becker-Mrotzek in der Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Gutachten für die Kultusministerkonferenz, welche in Berlin vorgestellt wurde. Es sei dabei für die Grundschullehrer:innen nicht einfach, gleiches Wissen an alle Schüler:innen zu vermitteln, so Thiel und Becker-Mrotzek weiter. Dabei sei es fatal, die Schuld nur den Grundschulen zuzuweisen. Maßnahmen könnten schon in der Kita getroffen werden. Wissenschaftler schlagen verschiedene Ansätze vor, die bereits in der Kita umgesetzt werden sollten. Darunter fällt unter anderem die Stärkung sprachlicher Förderung, gerade von Kindern, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Die Kooperation zwischen der Schule und den Eltern verbessern mit verpflichtenden Lern- und Entwicklungsgesprächen sowie das Einführen von mindestens 3 Fortbildungstagen pro Jahr für Erziehende/Lehrende. 

Für die Wissenschaftler:innen ist klar, dass dies ein längerer Prozess ist und nicht aus den Augen verloren werden darf.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Zahlen im weiteren Verlauf entwickeln und welche Maßnahmen wie umgesetzt werden können. Dabei ist zu hoffen, dass verschiedene Programme und Herangehensweise dort helfen, wo Hilfe benötigt wird und so Schüler:innen in Zukunft näher an die Bildungsstandards ihrer Altersgruppe herankommen können.

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Weihnachten steht vor der Tür und mit den Festtagen werden vor allem Werte wie Familie, Besinnlichkeit und Zusammengehörigkeit propagiert. Anlässlich der bevorstehenden Feierlichkeiten möchten wir den Blick auf Weihnachten und die dahinterstehenden Menschen werfen, die sonst im Weihnachtsfieber oftmals zu kurz kommen. Wir schauen auf Menschen, die nicht christlich geprägt sind und Kinder und Jugendliche, die in Kinder- und Jugendheimen beziehungsweise betreuten Wohnanlagen aufwachsen. Dabei stellen wir uns die Frage, wie interkulturell und inklusiv das Weihnachtsfest eigentlich wahrgenommen wird und suchen Antworten darauf, was Familie im Kern eigentlich ausmacht und wie stark das Gefühl der sozialen Teilhabe ist.

Weihnachten unter Nichtchrist:innen: Interkulturelles Miteinander und gemeinsamer Austausch

Auf statista wurde Ende November diesen Jahres eine Statistik über die Anzahl der Christ:innen in Deutschland veröffentlicht. Demnach lebten im Jahr 2021 insgesamt rund 45 Millionen Christ:innen in Deutschland. Das macht auf die Gesamtbevölkerung verteilt, etwas mehr als die Hälfte aller in Deutschland lebenden Menschen aus. Was im Umkehrschluss wiederum bedeutet, dass – zumindest rein statistisch betrachtet – etwas weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen keiner christlichen Religion angehören. Schaut man sich nun die Entwicklungen der Kirchenaustritte im Jahr 2021 an, so kommen die Evangelische und Katholische Kirche zusammen auf etwa 640.000 Kirchenaustritte und damit einen neuen Rekordwert. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sind im Zuge der Industrialisierung, der Globalisierung und durch Kriege und Verfolgung, Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen und unterschiedlicher Konfessionen nach Deutschland emigriert. Durch diesen interkulturellen Austausch, der neben Schulen auf der Arbeit, in den Medien und der Politik tagtäglich stattfindet, erweitern wir unseren Horizont hinsichtlich weiterer religiöser Feste. Dazu zählen unter anderem das Eid al-Adha beziehungsweise Opferfest bei den Muslim:innen oder das derzeit und bis zum Abend des 26. Dezembers stattfindende Chanukka oder Lichterfest der Jüd:innen.

In einer Tagung der Universität Tübingen wird aufgezeigt, wie “Weihnachten in der multikulturellen Stadt” im Spannungsfeld zwischen Integration und Abgrenzung steht. Dabei erscheint ein Aspekt besonders wichtig: “Weihnachten ist zwar ein christliches Fest. Aber es ist auch ein kulturell geprägtes Fest. Man könnte die Behauptung aufstellen: “Weihnachten ist eher ein kulturelles Fest als ein religiöses", so Kulturwissenschaftlerin Monique Scheer. Einerseits besteht Weihnachten aus religiösen Elementen, die für Nichtchrist:innen ungewohnt sein können. Dennoch zeichnet sich Weihnachten daneben durch eine Fülle von weltlichen Traditionen und Bräuchen aus. Man denke an Weihnachtsmärkte, Weihnachtsgebäck, Weihnachtsfeiern an Schulen oder im Betrieb, Weihnachtsmusik im Radio, im Fernsehen und im öffentlichen Raum. Diese Traditionen sind auch ein Angebot an Nichtchrist:innen, im Weihnachtsbetrieb mitzumachen, ohne die eigene Religion aufs Spiel zu setzen. Durch die Partizipation am Weihnachtsfest, fänden schließlich viele Nichtchrist:innen etwa Zugang zur christlich dominierten Gesellschaft, die sonst über das Jahr gesehen wenige solcher unmittelbaren Festlichkeiten bietet. Das Zusammenkommen und der Gemeinschaftssinn stehen an kaum einem Feiertag so sehr im Vordergrund, wie zur Weihnachtszeit. Es lässt sich festhalten, dass gelebte Vielfalt und Toleranz nicht nur qua Gesetz auch die religiöse Vielfalt miteinschließt. Es lässt sich also beobachten, dass Weihnachten zusätzliche Integrationsmaßnahmen bietet. Menschen die nicht christlich geprägt sind, erhalten durch den eher weltlichen Charakter der Weihnachten durch Traditionen, Bräuche und Gemeinschaft beigemessen wird weitere Möglichkeiten, um einerseits von der Gesellschaft in die kulturellen Festlichkeiten eingebunden zu werden und lernen somit die regionalen Unterschiede kennen. Eigene kulturelle Bräuche können dann wiederum geteilt werden und somit das Gesamtverständnis zu Feiertagen in anderen Religionen, wie beispielsweise das bereits genannte Chanukka der Jüd:innen verstärkt werden. Durch diese Wechselwirkung können Vorurteile durch den direkten Austausch auf beiden Seiten abgebaut werden, indem das interkulturelle Miteinander im Vordergrund steht.

Weihnachten in Kinder- und Jugendheimen: Gemeinschaft stärken und Werte vermitteln

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Kinder- und Jugendheimen oder betreuten Wohngruppen aufwachsen, nimmt seit Jahren stetig zu. Allein im Betrachtungszeitraum von 2008 bis Ende 2016 stieg die Zahl von gut 58.700 auf 95.582 Kinder und Jugendliche. Kinder landen heute schneller im Kinder- und Jugendheim als noch vor einem Jahrzehnt, sagt Michael Böwer, Professor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Es gibt vielfältige Gründe, warum die Kinder und Jugendlichen dort leben. Manche werden durch das Jugendamt aus den Familien genommen, teils sind Eltern schlichtweg überfordert, und einige Jugendliche bitten sogar selbst darum, aus den Familien genommen zu werden. Für sie sind die Erinnerungen an Feste, die im Zeichen der Familie stehen, oftmals belastend. Kinder- und Jugendheime schaffen hier die Möglichkeit, diese Erinnerungen in ein positives kollektives Erlebnis zu lenken und das Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe zu stärken – eine Gruppe, in der viele ähnliche Schicksale zusammenkommen. Jana, die mit sieben Jahren in das Kinderheim der Initiative für Intensivpädagogik kam, wurde damals von der Geschäftsführerin Renate Harms-Tapken betreut. Heute lebt sie in einer eigenen Wohnung, wird jedoch weiterhin von den Pädagog:innen des Kinder- und Jugendheimes betreut. Sie erinnert sich gerne an die Weihnachtsfeste zurück: “Es ist zwar manchmal auch anstrengend, wenn einige Kinder oder Jugendliche nicht das richtige Geschenk bekommen, aber irgendwie immer schön. Für mich ist das hier mein Elternhaus”. In gemeinsamen Aktivitäten werden Weihnachtsbäume geschmückt, bei großzügigem Buffet gespeist und selbst die Bescherung kommt hier nicht zu kurz. Im Vorfeld können sich die Kinder und Jugendlichen nämlich Geschenke im Wert von 50 Euro wünschen. Hinzu kommen Spenden, die manchmal sogar zusätzliche Geschenke ermöglichen. Joanna habe sich vor einigen Jahren selbst beim Jugendamt gemeldet. Zu oft kam es zu Streitigkeiten mit ihren Eltern, wodurch sie es Zuhause nicht mehr aushielt. Für sie ist das schönste am Weihnachtsabend und der größte Unterschied zur früheren Weihnacht, das Essen. Sie lobt das Buffet und die Gemeinschaft, die durch das gemeinsame Essen entsteht.

Christiane Heinen von der Kinder- und Jugendlichenhilfe St. Josef der Caritas Köln sagt, dass auch für Kinder in Kinderheimen Weihnachten Familie, Geschenke und Besinnlichkeit bedeuten kann. In der Einrichtung fangen die Rituale, wie gewöhnlich, schon in der Adventszeit an. Den Kindern wird ein Adventskalender überreicht, den sie am Abend aufmachen dürfen und je nach Gruppe, vorher eine Geschichte vorgelesen wird. Neben dem rituellen Teil sollen den Kindern in der Weihnachtszeit soziale Aspekte näher gebracht werden. So packen die Kinder beispielsweise Tüten für Wohnungslose – und bekommen dadurch neben festlichen Riten auch Werte vermittelt. Mit dem Schwerpunkt auf Riten und Wohltaten, habe die abendliche, besinnliche Zeit mit Kerzen, Weihnachtsliedern und Geschichten etwas, was die Gemeinschaft enorm fördere. Bei den gemeinsamen Bescherungen lernen die Kinder und Jugendlichen nicht nur selbst, beschenkt zu werden – sie machen auch anderen Freude. Im Strausberger Kinder- und Jugendheim der AWO, überreichen Elias und Jenny eine Geschenktüte mit Fotos von Ausflügen des Jahres und einigen Fanartikeln von Hertha BSC an Ute Daum. Die Betreuerin ist merklich gerührt von dieser Geste und dem Einsatz, den sie mitbringen. “Ich bin stolz, dass sie sich merken, was ich mag, und sich überlegen, was sie mit ihrem begrenzten Taschengeld machen können", berichtet Ute Daum, und gibt den beiden eine Umarmung. Es sind Momente wie diese, die einen demütig werden lassen und aufzeigen, wie erfolgreich die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in diesem Umfeld sein kann. Neben Dankbarkeit und Gemeinschaft sind es Riten und Werte, wie Nächstenliebe und Solidarität, durch die sich eine besinnliche Weihnachtszeit auszeichnet – und diesem Gefühl des gesellschaftlichen Miteinanders werden Kinder- und Jugendheime wie auch betreute Wohngruppen gerecht.

Um das Weihnachtsfest in diesem Jahr mit der richtigen Festtagsstimmung einzuläuten, haben wir euch hier eine Auswahl der schönsten Weihnachtsfilme verlinkt. Die schönsten Weihnachtsklassiker sorgen für die richtige musikalische Untermalung in der Vorweihnachtszeit und am Tag der Bescherung. Außerdem finden die Neugierigen unter Euch hier eine Zusammenstellung verschiedener Weihnachtsbräuche rund um den Globus.

Digitale Tools
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“Mehr als jedes andere Medium können Spiele Menschen zu bestimmten Handlungen motivieren.” Das bestätigt die Planspielstudie PlayING der TU Braunschweig. Digitale Spiele und Lernen sind zwei Handlungsfelder, die Lehrkräfte noch bis vor einigen Jahren getrennt voneinander dachten. Nicht selten dürften Spiele auch heute noch als Gegenteil des trockenen Auswendiglernens verstanden werden. Dass das nicht stimmt, beweisen Lernspiele, die für den Einsatz im pädagogischen Kontext konzipiert sind und dabei ein bestimmtes Lernziel verfolgen. Lerninhalte werden darin in Form von Spielaufgaben moduliert. Game-Based Learning (GBL) entsteht also, wenn Lernprozesse mit Spiel(en) zusammentreffen. Damit kommen wir nicht nur der von KMK beschlossenen Medienbildung nach, sondern fördern gleichzeitig systemisches Denken, Problemlösekompetenz, sensomotische Fähigkeiten und die Kognitionsleistungen unserer Lernenden. Es gibt also zahlreiche positive Effekte digitaler Spiele für die Wissens- und Kompetenzvermittlung, sodass für Schüler:innen damit auf alle Fälle ein Highlight gesetzt werden kann. 

Deine Schule verfügt über technische Voraussetzungen? Dann beglückwünschen wir dich hiermit. Damit hast du dein erstes Match schon gewonnen. Wir haben einige Games im Zuge unserer E-Learning Themenwoche durchgespielt. Hier kommt unsere Auswahl aus der Welt der Spiele.

LEGO Education 

Unser erstes Lernsystem ist ein echter Klassiker für fächerübergreifende MINT-Bildung und sogar auf Lehrplanthemen abgestimmt. Mit altbekannten und farbenfrohen Legosteinen können Schüler:innen aller Altersgruppen erste Konstruktions- und Programmiererfahrung machen, die an komplexe Simulationen der Realität angelehnt sind. In den einzelnen Lerneinheiten verbinden sich kreatives Verbauen von LEGO Technic Elementen mit Grundlagen der Programmierung und Robotik in einer App-Software zum funktionierenden Modell. Minifiguren mit individuellen Persönlichkeiten stehen den jungen Entdecker:innen dabei zur Seite, leiten mit Videos in Problemlöseprozesse ein und helfen beim Entwickeln technischer Gegenstände – Je nach Story soll eine Schaukel mit bestimmter Geschwindigkeit konstruiert oder ein Programm für ein selbst fahrendes Taxi umgesetzt werden. Auch können deine Schüler:innen dabei helfen, kuriose Erfindungen der Zukunft zu erschaffen, so zum Beispiel ein “müllfressendes” Monster zur Bekämpfung des Abfallproblems. Mithilfe von handlungsorientierten Anleitungen und kindgerechter Drag and Drop Software kann spielend leicht dazu motiviert werden, sich selbstständig mit mathematischen Denkweisen auseinanderzusetzen und verschiedene Varianten zu kreieren. Die Installation der App auf Tablets ist unkompliziert. Auch wenn du es dir vielleicht noch nicht vorstellen kannst: Alle deine Schüler:innen haben ein intuitives Gespür für die Realisierung technischer Innovationen!

Ein Auto aus Lego mit programmierter Fernsteuerung und Sensoren.
Prinzipien der Informationsverarbeitung werden daran leicht erkannt. 

Minecraft Education 

Unsere zweite (Wieder-)Entdeckung ist das Computerspiel Minecraft. Hier können deine Schüler:innen im Kreativmodus mit unbegrenzten Ressourcen ganze Welten aus würfelartigen Blöcken erbauen. Die Spieler:innen tragen Ressourcen ab, um beispielsweise Häuser oder Werkzeuge zu erschaffen. Als Lehrer:in hast du unter anderem die Möglichkeit, digitale Lernumgebungen zu gestalten und mit Storytelling deine Klasse anhand von Narrativen in den Bann zu ziehen.

Deine Schüler:innen können sich dort frei bewegen und eigenen Interessen oder festgelegten Aufträgen nachgehen. Vor allem geht es aber darum, Räume zu errichten und gemeinsam wahrzunehmen. Erkundet wird aus der Perspektive eines Avatars. Lehrplanthemen wie Würfelgebäude oder Ansichten können so mal ganz anders dargestellt oder der Aufbau des neuen Schulgartens geplant werden.

Minecraft ist somit ideal für forschendes Lernen und die Dokumentation von Lernergebnissen. Neben der lizenzpflichtigen Education Variante gibt es eine voll funktionsfähige kostenfreie Version, mit deren Zugang 25 Lehrkräfte und jeweils 10 Lernende Minecraft testen können. In Minecraft Education arbeiten deine Schüler:innen am gemeinsamen Lerngegenstand.

Makeymakey

Dieses Tool ist nicht so populär wie LEGO oder Minecraft, aber dafür umso interessanter. Es wurde von Forscher:innen des MIT zur Anregung technischer Ideenvielfalt bei Kindern entwickelt. Makeymakey ist eine elektronische Leiterplatine, mit der ganz alltägliche Dinge wie Knetmasse, Bleistifte oder Früchte in Tasten für Lieblingsspiele auf dem PC verwandelt werden können. Auch Töne für ein neues Musikinstrument gelingt es damit zu erfinden.

– Das klingt jetzt erst mal verrückt, aber wird dich und deine Klasse sicherlich zum Staunen bringen. Dahinter verbirgt sich die Eigenschaft der Leitfähigkeit von Objekten und Materialien, die dadurch zum Leben erweckt werden. Hieran erproben deine Schüler:innen den Nutzen von elektrischer Energie und erweitern ihre Vorerfahrungen über einfache Stromkreisläufe auf das Entwickeln und Bauen technischer Objekte. Um den Tastendruck zu erkennen, benötigst du Leitungen und einen USB Anschluss zur Übertragung des Signals. Die Funktion von Strom muss also nicht immer anhand kleiner Glühbirnen vermittelt, sondern kann auch zu einem kreativen Projekt gemacht werden.

Begegnung mit Robotern und Automaten

Zum Schluss möchten wir dir noch kleine Freunde auf Rollen vorstellen, die bereits in zahlreichen europäischen Ländern erfolgreich an Schulen im Einsatz sind und den Schüler:innen auf spielerische Art und Weise das Thema Programmierung näherbringen. Bodenroboter können Farben sehen, Linien folgen und Schnittpunkte auf Formen erkennen, die auf Papier oder digital gezeichnet werden. Sie sind auf mehrere Farbcodes programmiert, sodass Lernende ihre eigenen Bewegungsabläufe für die Mini-Robots planen können, die diese in einer schrittweisen Abfolge ausführen. Je nach Modell sind sie in der Lage, sich zu drehen, nach vorne oder rückwärts zu fahren und dabei bunt zu blinken. Manche verfügen sogar über eine erstaunliche Merkfähigkeit von über 200 Kommandos. Auf speziellen Matten und mittels zugehöriger Karten planen die Kinder den Weg zu einem vorgegebenen Ziel. Anhand der Technologie dieser kleinen Bots lernen deine Schüler:innen die Strukturen logischer algorithmischer Zusammenhänge kennen. Von uns aus gesehen ein klares Must-have. Manche Schulen haben es auch geschafft, eine Roboter AG auf den Weg zu bringen, die über den Unterricht hinaus eine regelmäßige Beschäftigung mit dem Thema ermöglicht.

Ein Vorreiter der Lernroboter - Heute gibt es diese als kleine Bots

Unser Testergebnis

Spielen bedeutet nicht immer “minds-off”, sondern fördert allem voran das Ausprobieren neuer Dinge. Manche erfordern sogar ziemlich aktive Prozesse der Interaktion und bringen unseren Heranwachsenden Ordnung und Struktur bei, was deren Regelbewusstsein stärkt. Schüler:innen sollten das auch auf diese Weise im schulischen Alltag kennenlernen. 

Selbst wenn vorgefertigte Sets und Anleitungen erst einmal nichts für dich sind, kannst du hier nach passenden Spielideen für deine Klasse stöbern. Auch mit kleinen Online Quizspielen, Rätseln und Puzzles kannst du deinen Schüler:innen das alles ermöglichen. Es muss bei weitem nicht immer der teure Bausatz sein. Wie sieht es bei euch im Klassenzimmer aus? Findet man dort schon das ein oder andere Tool? Teilt gerne eure liebsten Games und Coding Tools, die zu coolen Schulstunden geführt haben.

Digitale Tools
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BigBlueButton – Open-Source im Unterricht 

Quelle: BigBlueButton

Durch die Corona-Pandemie haben vor allem Online-Tools an Bedeutung gewonnen. Open-Source-Software wie "BigBlueButton" und der damit verbundene Online-Unterricht haben eine erhöhte Nachfrage erfahren. Open-Source-Software ist gerade für viele Schulen sehr interessant geworden, da die angebotenen Programme meist vom Prinzip her betriebssystemunabhängig sind. Neben Funktionen wie der Audio- und Videoübertragung bietet das Programm auch eine Chatfunktion sowie ein virtuelles Whiteboard für Präsentationen. Zugangscode sichern bei Bedarf zusätzliche Räume für parallele Konferenzen wie beispielsweise Gruppendiskussionen, zudem lassen sich die einzelnen Konferenzen aufzeichnen. Das Erstellen und Aufzeichnen von Konferenzen muss mit einem Konto erfolgen, die Registrierung ist bei BigBlueButton grundsätzlich kostenlos. Anschließend können Sie einen Raum erstellen und per Link dazu einladen. Um an einem Meeting  teilnehmen zu können, benötigt man einen Link zu einer Konferenz, zusätzlich lassen sich die Teilnehmer durch einen Zugangscode begrenzen. Bei der Anmeldung zu einer Konferenz trägt man seinen Namen ein und drückt auf "Teilnehmen" und wählt dann, ob man per Mikrofon zuhören oder  ohne Mikrofon teilnehmen möchte. Da BigBlueButton ein Open-Source-Programm ist und der Quellcode öffentlich einsehbar ist, bietet es hohe Sicherheit. Da die Software zunächst auf dem eigenen Server der Schule, Uni oder eines beauftragten Dienstleisters installiert wird. Dadurch bleiben alle Daten und Informationen auf dem verwendeten Server und - sofern Big Blue Button korrekt konfiguriert ist - werden diese nur verschlüsselt gesendet. Während einer Konferenz lassen sich zusätzlich eine private  und eine öffentliche Chat-Funktion nutzen sowie ein digitales Whiteboard und sogenannte Breakout-Räume. Um virtuelle Gruppenarbeiten in Breakout-Räumen zu beginnen, wählt man das Einstellungssymbol in der linken Menüleiste. Nun, klickt man in dem neu erschienenen Menü auf "Breakout-Räume erstellen", danach wählt man die  Anzahl der Räume, die Dauer der Konferenz und klickt anschließend auf "Zufällig zuordnen" oder weist den Teilnehmer:innen einen Raum zu. 

Tipp: Der Daten-Sparmodus kann in der Online-Lehre  viel Ärger ersparen. Sollte das Bild oder der Ton eurer Schüler:innen oder der eigene PC oder Internetanschluss betroffen sein, oben rechts unter den drei Menüpunkten den Reiter „Einstellungen öffnen” anwählen danach geht ihr auf  „Datensparmodus” schiebt dann die beiden Regler auf  „Bildschirmfreigabe aktivieren” und „Webcams aktivieren” auf Aus. 

Zoom – ein Tool für alle(s)

Quelle: Zoom Cloud Meetings

Die Anwendung "Zoom Cloud Meetings" ist mit einer Vielzahl von starken Funktionen ein  komfortabler Anbieter in Sachen “Konferenz-Tools”. Der Dienst bietet eine cloud-basierte Videokonferenz-Lösung, mit der sich Video-Meetings, Videokonferenzen, Webinare und Live-Chats erstellen lassen. Bei einem Meeting besteht  die Möglichkeit als Moderator den  Bildschirm zu teilen oder nur ausgewählte Teile eines Programms oder Anwendung zu zeigen. Das Whiteboard bietet den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, noch einmal bestimmte Themen oder Punkte in einem Meeting zu visualisieren. Die Kontrolle über Maus und Tastatur kann dabei auch an andere Teilnehmer:innen weitergegeben werden. Innerhalb des Meetings lassen sich zudem Textnachrichten oder Dateien im Chat versenden. "Zoom Cloud Meetings" bietet eine Demoversion, die grundsätzlich kostenlos verfügbar ist, wobei zu beachten ist, dass persönliche Gespräche und Gruppenkonferenzen mit einem Zeitlimit von 40 Minuten begrenzt sind. Der monatliche Preis von einem Abonnement beträgt 13,99 Euro pro Moderator.

Tipp: Für Google Chrome oder Firefox gibt es eine Browser-Erweiterung "Zoom Redirector", diese ermöglicht es auch, einem Zoom-Meeting auch ganz ohne Installation des Desktop-Clients beizutreten. Die  Installation des Desktop-Clients ist damit nicht mehr nötig und man kann dadurch der Videokonferenz direkt über den Browser beitreten. Zoom steht auch als kompakt Lösung zur Verfügung, also als nativer Windows-Client und bietet mobile Apps für iOS und Android. Die App-Version bietet dabei die gleichen Features: Meetings eröffnen, teilnehmen und planen, Gruppentext, Bilder und Nachrichten senden. Als Moderator kann man entweder eine Besprechungs-ID erstellen oder einen direkten Link zur Software hinterlegen. Ein Konto bei Zoom  ist nicht notwendig, wenn man an einer Konferenz teilnehmen möchte. Jedoch muss die  Software oder die App auf dem Smartphone oder PC installiert sein. 

Kostenlose Programme 

Für Schulen sind diese kostenlosen Programme im Zusammenhang mit dem Datenschutz eher weniger geeignet, auch nicht mit Einwilligung der Schüler:innen und Lehrer:innen. Schulen sind verpflichtet, Schüler:innen zu schützen und können die zusätzliche Datenpflege beziehungsweise den Datenschutz bei derartigen Angeboten nicht leisten. Wenn Lehrer:innen kostenlose Programme austauschen, bleibt das eher ihre persönliche Entscheidung.  Offizielle Konferenzen können mit kostenlosen Angebote kommerzieller Anbieter nicht genutzt werden, da sowohl die Auswertung der Nutzerdaten und die rechtlichen Voraussetzungen fehlen. 

Kommerzielle Anbieter – kostenpflichtig

Vor der eigentlichen Nutzung müssen Schulen  einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung datenschutzrechtlich unterzeichnen. Der Vertrag garantiert, dass  anfallende Daten nur für die Zwecke des Verantwortlichen, hier der Schule, verarbeitet werden und nicht für die eigenen. Ideal ist eine solche Konstellation für eine schulische Nutzung allerdings trotzdem nicht. Unberücksichtigt bleibt zum Beispiel  die Gestaltung der Nutzungsbedingungen und die auf der Plattform selbst möglichen Datenschutz-Voreinstellungen. Besser geeignet sind US Anbieter, wenn sie für Nutzer in der EU Server Standorte in Europa anbieten. Datenschutzkonform sind dabei eher Programme von europäischen oder deutschen Anbieter wie z.B. Programme wie alfaview, Jitsi. Die kostenlose Web-App "Jitsi Meet" erlaubt, Videokonferenzen direkt im Browser zu starten. Das Erstellen eines Accounts oder die Installation einer Software ist dafür nicht notwendig, Meetings lassen sich problemlos im Browser erstellen.

Jitsi Meet – Meeting ohne Software und Anmeldung

Das Open-Source-Tools ist vollständig verschlüsselt und sammelt keine personenbezogenen Daten, da kein Account für die Nutzung notwendig ist. Ein Meeting lässt sich außerdem per Passwort gegen die Teilnahme von Unbefugten sichern.

Ein Jitsi-Meeting startet über eine einfache URL, die man selber festlegen kann. Neben dem klassischen Funktionen wie Video-Chat, Bildschirmfreigabe, Meetings kann man auch YouTube-Videos teilen. Ein Text-Chat-Fenster ist ebenso vorhanden wie integrierte Filter, um den Hintergrund weich zu zeichnen. 

Tipp:  Gut an der Anwendung, Jitsi Meet lässt sich direkt im Browser nutzen. Störende Hintergrundgeräusche lassen sich durch  stumm schalten aller Teilnehmer:innen aufheben. Man benötigt keinen Account oder zusätzliche Software, um das Open-Source-Tool nutzen zu können. Jitsi Meet ist als Web-App sowie als Smartphone-App für Android und iOS verfügbar. Einem Meeting kann über den PC oder über das Smartphone beitreten. Um einem Videochat über das Smartphone teilnehmen zu können, braucht man nur den Konferenznamen des Meetings in das Eingabefeld am oberen Bildschirmrand der App eingeben. Der Moderator legt, ähnlich wie bei BigBlueButton, am Anfang einen Konferenz-Namen fest. Dieser ist die Basis für einen Einladungslink. Gibt man den Link nun in seiner Browser-Suchleiste ein, kann man automatisch daran teilnehmen.

Konferenz-Tools bieten gerade in Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung  eine gute Möglichkeit, Schüler:innen gezielt zu erreichen. In den nächsten Jahren 

Digitale Tools
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Grafik- und Layoutprogramme gibt es mittlerweile von zahlreichen Herausgebern. Jedoch sind nicht alle Nutzerfreundlich, häufig sind Vorkenntnisse nötig, um mit bestimmten Programmen umgehen zu können. Auch wenn man nur schnell ein Bild einfügen oder eine kleine Grafik für den Unterricht erstellen will, wird daraus manchmal eine zeitintensive Suche im Internet. Damit das nicht passiert, stellen wir eine der bekanntesten kostenlosen Einsteiger-Tools in Sachen Grafik und Layout vor. Den beiden  gratis Bildbearbeitungsprogrammen gibt es  mittlerweile  definitiv einige Punkte, die der teuren Konkurrenz in nichts mehr nachstehen. 

Bildbearbeitung mit GIMP

Quelle: GIMP

Die Software GIMP ist einer der Pioniere der letzten Jahre. Grund dafür ist, dass das Programm kostenlos angeboten wird und große Ähnlichkeit in der Benutzeroberfläche zu Adobe Photoshop besitzt. Gerade für Bildbearbeitungs-Einsteiger, die Photoshop erst einmal kennenlernen wollen, ist GIMP eine gute Anlaufstelle. Die vorhandenen Elemente weisen eine hohe Qualität auf, die es jedem Nutzer:in erlaubt, gute Ergebnisse zu erzielen. In der digitalisierten Welt ist es keine Besonderheit mehr, Grundlagen der Bildbearbeitung zu besitzen, im Internet finden sich etliche Tutorials, um erfolgreich eigene Projekte umzusetzen. Das Programm ist sowohl für Windows, Linux  als auch für macOS erhältlich.

Gimp in der Praxis 

Wenn Gimp erstmalig gestartet wird, erscheinen dem  Nutzer:in drei Fenster auf dem Bildschirm: links, der Werkzeugkasten, in der Mitte das Fenster, in dem das geöffnete Bild später erscheint und rechts befindet sich das sogenannte Dock. In den verschiedene Einstellungsmöglichkeiten hinterlegt sind zum Beispiel die Einstellung von Details wie dem Stil, der Erstellung und dem Hinzufügen von Ebenen. 

Öffnen von Bildern 

Über den Reiter Datei „Öffnen” oben links fügt man beispielsweise Bilder ein. In den weiteren Punkten findet man nützliche Hilfen zum Bearbeiten von Bildern.  Das  Inhaltsverzeichnis von GIMP bietet die Möglichkeit, einzelne  Punkte noch einmal nachzuschlagen. Einigen Bildern fehlt es manchmal an Lebendigkeit, die Farben wirken blass, das bedeutet, dass die Farbgebung vielleicht nicht stimmt. Gimp lässt den Nutzer:innen dabei viel Gestaltungsfreiraum ein Bild optisch aufzuwerten. Bei der Gestaltung gibt es zwei Varianten: einmal die manuelle oder die automatische, wie bei einer klassischen Foto-App auf dem Smartphone. Bei dem Menüpunkt „Farbe” klappen mehrere Optionen, nun klickt man auf „Automatisch” und in diesem Untermenü geht man dann auf „Farbverbesserung”. GIMP verbessert das Bild nun von selbst, im unteren rechten Bereich kann man zudem einen Vorher/Nachher-Vergleich machen. Die Manuelle-Alternative ist effektiver, da man individuell und präzise gewünschte Ergebnisse erhält. Folgenden Optionen wären möglich um die Farbigkeit zu verbessern: dazu wählt man den Menüpunkt „Kontrast/Helligkeit” unter „Farben” an, folgende Fenster erscheinen: Helligkeit/Kontrast, Farbton/Farbsättigung, hier gilt weniger ist mehr. 

Tipp:  Je mehr ein Bild über Schwarz und Weiß verfügt,  viele helle und dunkle Stellen besitzt, desto  kontrastreicher ist es. Wenn es viele Töne zwischen Schwarz und Weiß aufweist, ist das Bild eher dem mittleren Kontrast zuzuordnen. Bilder mit viel Licht zum Beispiel tendieren eher dazu, als zu "hell'' wahrgenommen zu werden, deswegen sollte man dort den Kontrast reduzieren. Hier gilt auch der Satz: Einfach ausprobieren!

Das Zuschneiden von Bildern ist bei GIMP relativ intuitiv. Dazu wählt man das Skalpell-Werkzeug an. Weiß man gerade nicht, welches Werkzeug man benutzt, kann man einfach mit dem Mauszeiger über die Icons wandern, die genaue Bezeichnung wird dann angezeigt. Nun beginnt man in einer Ecke des Bildes, indem man die Maustaste gedrückt hält. Jetzt kann man mit dem Mauszeiger  einen Bereich auswählen, der übernommen werden soll.

Die Größe kann auch verändert werden, dazu die Linien oder Ecken des ausgewählten Bereichs mit gedrückter Maustaste an die richtige Position schieben. Wenn der richtige Bereich ausgewählt ist, mit einem Doppelklick der Maus im Bereich der Auswahl festlegen, das Bild ist ausgeschnitten.

Inkscape – kostenlose Konkurrenz 

Quelle: Inkscape

Logo-Design, Infografiken oder technische Illustrationen entwerfen, das bietet die Open-Source-Software „Inkscape“. Das Zeichentool ist mittlerweile durch einige Updates eine echte Alternative zu teuren kommerziellen Anbietern wie Adobe Illustrator oder InDesign geworden. Inkscape verfügt über alle wichtigen Kreativ-Werkzeuge, um Vektorobjekte und Rasterelemente  zu erstellen und zu bearbeiten. Sie ist für Einsteiger sowie für erfahrene Könner geeignet. Neben üblichen Formaten wie JPEG, PNG und TIFF-Formaten sind auch PostScript, EPS, EMF-Formate importierbar. Das klassische Vektorgrafikformat SVG (Scalable-Vector-Graphics) lässt sich problemlos laden. Fertige Zeichnungen können unter anderem als JPG, TIF, PNG gespeichert werden. Das Programm ist für alle aktuellen Betriebssysteme vorhanden.

Vektorgrafik erstellen und bearbeiten

Das Programm bietet eine große Palette an  Werkzeugen, neben Rechtecken, Quadraten, Kreisen und vielem mehr sind auch 3D-Boxen, Freihandzeichnungen oder Kalligraphie schreiben möglich. Bekannte Tools wie aus dem  klassischen Windows-Programm Paint, wie der Farbeimer, die Sprühdose  oder die Farbpipette fehlen ebenso wenig. Vektorobjekte lassen sich im Gegensatz zu Rasterobjekten über verschiedene Knotenpunkte nach Wunsch biegen, verformen, drehen, verschieben, in der Größe ändern, kombinieren, klonen, vereinigen, zerlegen. Auch die eigenen Unterschrift als Vektor zu transformieren ist für die alltägliche Arbeit sehr nützlich, dazu gibt es mittlerweile sehr gute Tutorials, eines dazu findet ihr hier.

Tipp: Grundsätzlich helfen Ebenen, um verschiedene Vektoren zu bearbeiten. Beim  grafischen Arbeiten ist dies sogar unerlässlich, im Prinzip sind Ebenen transparente Ordner, die Bildmaterial enthalten. Wird die Struktur der Ordner geändert, ändert sich auch die Reihenfolge der Elemente im Bildmaterial, kurz gesagt dient es der Übersichtlichkeit und Effizienz. Bei Inkscape sind die Ebenen an der rechten Seite des Formates angeordnet, hier lassen sich diese durch einen Rechtsklick auf „Ebene” und dann durch den Reiter „neue Ebene erstellen” , mehrere Arbeitsebenen erstellen.

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LibreOffice Draw – Grafik-Projekte umsetzen

Quelle: LibreOffice

LibreOffice enthält neben klassischen Anwendungen für den Büroalltag das Grafikprogramm Draw. Das Programm ist für Nutzer:innen geeignet, die grundlegende Funktionen für die Bildbearbeitung benötigen, aber auch für  Anwendern:innen, die präzise und aufwendige Änderungen am Bild vornehmen möchten. Neue Bilder erstellen und illustrieren ist genauso möglich wie der Vorteil, dass die Funktionen innerhalb des Programms kostenlos verfügbar sind. Draw bietet ein großes Angebot, das von Gestaltung, Bildbearbeitung und technischer Zeichnung reicht. Es  bedient damit praktisch alle grafischen Aufgaben, die Lehrer:innen benötigen. Draw ist eher puristisch aufgebaut und bietet  nicht alle Fähigkeiten wie GIMP oder Inkscape. LibreOffice ist ein umfassendes Softwarepaket, die Programme können nicht einzeln heruntergeladen werden. Um Draw nutzen zu können, benötigt man zunächst die ganze LibreOffice-Programmsammlung, um das Grafikprogramm auszuführen.  Von der Bedienbarkeit ist Draw wie andere Textprogramme aufgebaut –  einfach und zweckmäßig. Die neueste Version ist für alle Betriebssysteme wie Linux, Windows und macOS auf der aktuellen Webseite hier zu finden.

Wo findet man kostenlose Vorlagen und Layouts? 

Eine erste Institution ist der Online-Dienst Canva. Ein Basiskonto ist kostenlos und bietet über 250.000 Vorlagen für Arbeitsblätterund Lernvorlagen. Dazu kommen noch unzählige Grafiken und Fotos, die bei einem kostenlosen Account enthalten sind. Zudem bietet das Basis-Konto bei Canva 5 Gigabyte Cloud Speicherplatz, um seine Vorlagen beliebig zu speichern und wiederzufinden. Alternativen zu Canva sind: Adobe Spark, Visme, Design Wizard, Snappa, Crello.

Für aktuelle und kostenlose Fotos gibt es die Seiten: Unsplash, StockSnap, Flickr, Pexels, Gratisography. Diese sind im Grundsatz alle kostenlos, jedoch gilt lizenzfrei heißt nicht urheberrechtsfrei, dies ist unbedingt  zu beachten. Denn die Nutzungslizenz bedeutet, dass das Bild zwar weiterbearbeitet werden darf, jedoch nicht bedeutet, dass die Nutzung kostenlos bleibt. Hier sollte man auf die CC0-Lizenz achten, genauere Erklärung zum Thema findet ihr hier. 

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Berlin. Die Welt wird immer digitaler, auch die Schulen bleiben hier nicht außen vor. Berlin macht es vor und will der voranschreitenden Digitalisierung entgegenkommen. Am 22. November wurde vom Berliner Senat das Konzept “Mobile Endgeräte für Schülerinnen und Schüler” beschlossen. Demnach ist ab der Klassenstufe 7 eine “flächendeckende Ausstattung” geplant, so der Senat. Dennoch ist die technische Ausstattung in deutschen Schulen eher hager. Eine Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Urbanistik zeigt, dass sieben von zehn Kommunen einen großen Bedarf an Investitionen für Digitalisierungsmaßnahmen in Schulen sehen. 

Gerade in der Sekundarstufe 2 bestehe ein hoher Bedarf, die Lernenden zu unterstützen. Im Jahr 2023 sollen 15 Millionen Euro für die Beschaffung mobiler Endgeräte zur Verfügung stehen. Ganze 96 Prozent der Kommunen in Berlin gehen davon aus, dass die Anschaffung mobiler Endgeräte keine einmalige Angelegenheit sein wird. Viele Maßnahmen der Digitalisierung wurden bereits 2021/2022 zu Beginn des neuen Schuljahres umgesetzt: Die Anschaffung von Tablets lag bei 78 Prozent, WLAN Installationen bei 73 Prozent  und die Anschaffung moderner Präsentationstechniken bei 67 Prozent. Einer der größten Handlungsfelder bestehe dabei bei den Lernplattformen und Cloud Lösungen, um den digitalen Unterricht leichter zu gestalten. Hier sind bereits 46 Prozent der Kommunen tätig geworden, ca. 38 Prozent planen weitere Maßnahmen und 17 Prozent sehen den einen Bedarf darin, haben aber noch keine konkreten Maßnahmen ergriffen. Bei der Anschaffung der mobilen Endgeräte wird über die Finanzierungsmöglichkeit des Leasings nachgedacht. Der Senat sieht zwei Vorteile im Modell des Leasings: Zum Einen haben die Geräte nach Ablauf der Nutzungszeit einen gewissen Rückkaufswert, andererseits schützt der Leasingvertragspartner die Geräte vor Überalterung, da er sie rechtzeitig zur Anschlussnutzung oder Weiterverwertung vermittelt. Das kommt wiederum der Umwelt zugute.

Kommendes Jahr wird sich  zeigen, wie dieses Vorhaben umgesetzt wurde und welchen Nutzen Schüler:innen und Lehrkräfte aus dem digitalisierten Lernen und Lehren ziehen können und ob weitere Bundesländer folgen. 

Digitale Tools
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Im dritten Teil unserer Themenwoche widmen wir uns Hilfstools, die sich schnell und einfach in den Unterricht integrieren lassen. Damit gestaltet ihr euren Unterricht digitaler und sorgt gleichzeitig für mehr Entlastung im Vergleich zu längst überholten analogen Varianten. Wir werden euch einige nützliche Helferlein, die sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler:innen gedacht sind, näher vorstellen.

Entzettelt: Digitalisiere deinen Schulalltag

Mit der App entzettelt wird Schüler:innen ein lern- und entwicklungsförderndes Feedback durch die Lehrkräfte ermöglicht, bei der die Bewertung über Noten hinausgeht. Damit möchte die App eine Antwort auf das in vielen Branchen bereits fest etablierte Arbeiten mit mobilen Geräten wie Tablets oder Laptops finden. Lehrer:innen, die ihren Arbeitsplatz mehrfach täglich wechseln, wird damit eine Lösung geboten, mit der man auf alle Schüler:innen, Klassen oder Gruppen zurückgreifen kann – unkompliziert, ortsunabhängig und datenschutzkonform. Mit den individualisierbaren Listen lassen sich Listen zu jedem Anlass erstellen. Diese reichen von Hausaufgaben bis hin zu Notenübersichten. Außerdem lassen sich einzelne Beobachtungslisten erstellen, Kompetenzen erfassen, Ergebnisse von Klassenarbeiten detailliert und aussagekräftig notieren oder Checklisten und Rücklauflisten erstellen. Es ergeben sich quasi unzählige Möglichkeiten zur Dokumentation des Schulalltags.

Die wichtigsten Funktionen in der Übersicht:

Kerngedanke der App ist die Digitalisierung des Lehrer-Schreibtisches. Mit der ersten Funktion wird diesem Versprechen durch die Verwaltung von Schüler:innen und der Zuweisung in Klassen, Gruppen oder Jahrgängen nachgekommen. Auf dem Startbildschirm lassen sich diese Aktionen über die oberen drei Button ansteuern. Aufgeteilt werden diese einerseits in “Schüler:innen” zum Anlegen und Aktualisieren neuer und bestehender Schüler:innen. In einem weiteren Schritt können die angelegten Schüler:innen den verschiedenen "Klassen", die zuvor erstellt wurden, zugeordnet werden. In der Pro-Version erweitern sich die Strukturierungsmöglichkeiten durch die zusätzliche Option “Gruppen”. Damit lassen sich nach dem gleichen Prinzip Teile einer Klasse oder Kinder aus verschiedenen Klassen zusammenfassen.

  • Das Büro wird auch als Herzstück bezeichnet. Neben diversen Listen, wie zum Beispiel einfache Checklisten oder Rücklauflisten, lassen sich hier Klassenarbeiten perfekt organisieren und auswerten. Je nach Listenart werden mittels verschiedener Variablen wie Name, Farbe (Unterrichtsfach) und Schüler:innen noch gezieltere Listen angelegt. 
  • Mit dem Kalender lassen sich alle Informationen nicht nur in der chronologisch korrekten Reihenfolge anzeigen; man hat die Möglichkeit, Termine zu planen. Besonders praktisch ist die Synchronisierung der Geburtstage von Schüler:innen und der Schulferien in Deutschland, so verpasst man kein wichtiges Ereignis mehr.
  • Um die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen, die entzettelt benutzen, zu vereinfachen, kann man sich im Kollegium miteinander vernetzen und Inhalte untereinander teilen. Mit der Option, verschiedene Rechte an ausgewählten Elementen an Kolleg:innen zu übertragen, können der Zugriff auf Anwesenheitslisten untereinander erteilt und Eintragungen darin vorgenommen werden. Das funktioniert auch mit Listen zur Mitarbeit oder zum Arbeitsverhalten. Besonders förderlich ist das Kollegium Feature damit für den multilateralen Austausch zu Schüler:innen.

Durch die spezielle Programmierung als “Progressive Web App” (PWA) ist es möglich, entzettelt auch im Offline-Modus zu nutzen. Dadurch lässt sich auch bei Netzausfällen oder Internetabbrüchen zuverlässig auf den digitalen Schreibtisch zugreifen. Dadurch wird die nötige Flexibilität geboten, die aufgrund des Zeitmangels im Schulalltag von besonderem Vorteil ist. Näheres zu den Versionen, in denen entzettelt erhältlich ist, und die Preise für die Lizenzen könnt ihr hier einsehen.

Online-Übersetzer: Google Translate versus DeepL

Sowohl Google Translate als auch DeepL zählen zu den beliebtesten und am häufigsten genutzten Übersetzungstools. In den Anfängen des Übergangs von analogen Übersetzern bis hin zu den zeitgemäßen Online-Übersetzern war Google Translate das wohl etablierteste Tool zur Fremdsprachenübersetzung. Für die gängigsten Fremdsprachen an Schulen nutzt Google mit Neutral Machine Translation System (GNMT) eine verbesserte Version, die wie DeepL auf neuronalen Netzwerken basiert. Das bedeutet konkret, dass nicht jedes Wort einzeln zu einem Kauderwelsch übersetzt wird, sondern ganze Sätze und Wörter in Kontext zueinander gesetzt werden und oftmals die jeweiligen orthografischen Standards erfüllen. Bei Google Translate befindet sich das Eingabefeld für die zu übersetzenden Texte links und das Ausgabe- oder Ergebnisfeld, erscheint nach einem kurzen Puffer rechts auf dem Bildschirm.

DeepL behauptet von sich selbst, “der präziseste und differenzierteste maschinelle Übersetzer der Welt” zu sein. Die künstlichen neuronalen Netzwerke von DeepL laufen auf einer Art Supercomputer in Island. Laut DeepLs eigenen Informationen sind die Übersetzungen dreimal besser als die der Konkurrenz. Die neuronale Übersetzungsmaschine hat das Software-Unternehmen mit mehr als 5.100.000.000.000.000 (5,1 Billiarden) Rechenoperationen pro Sekunde trainiert und ist dadurch so leistungsstark, dass eine Million Wörter in weniger als einer Sekunde übersetzt werden. Die Benutzeroberfläche folgt demselben Schema wie Google Translate. Die Option, sich auch Synonyme oder alternative Formulierungen anzeigen zu lassen, per Klick auf das zu verändernde Wort im Satz, eignet sich hervorragend zur Verbesserung des eigenen Wortschatzes und dem Gebrauch abwechslungsreicher und ansprechender Sätze. Wie auch bei dem Google Translator ist die Texteingabe auf ca. 5.000 Zeichen beschränkt, diese Einschränkung kann jedoch sehr einfach durch mehrmaliges Löschen und erneuter Eingabe des folgenden Textabschnitts umgangen werden. Auf den Schulunterricht bezogen lassen sich anspruchsvollere Gedichte oder philosophische Texte demnach mit DeepL zuverlässiger übersetzen. Einzelne Vokabeln und einfach gehaltene Texte hingegen können unkompliziert von beiden Tools bespielt werden, ohne dass es dabei einen merklichen Unterschied gibt. In einem Blindtest, in dem die Übersetzungsqualität von DeepL unter anderem mit dem Translator von Google verglichen und von professionellen Übersetzern beurteilt wurde, gewannen DeepLs Übersetzungen dreimal so häufig wie die der Konkurrenz.

Im direkten Vergleich schneidet der Übersetzer des Kölner Start-Ups DeepL damit deutlich besser ab als der seit 2006 bestehende Google Translator. Vor allem bei komplexeren Texten und Satzkonstruktionen schaffen es die Übersetzungen von DeepL, einzelne Wörter in ihrem Kontext zu verstehen und auf dessen Grundlage präzisere Sätze zu fassen. Neben dem technologischen Fortschritt und dem schier endlosen Zugriff auf inzwischen sehr viele Fremdsprachen durch die Nutzung der vorgestellten Übersetzungstools möchten wir vor diesem Hintergrund auch kritisch auf die Verwendung von digitalen Übersetzern im Schulalltag blicken. Durch den leichten Zugang zu Online-Übersetzern wie Google Translate und DeepL müssen Lehrkräfte in Zukunft nicht nur häufiger abwägen, welche Schüler:innen sehr viel Zeit und Mühe in den Aufsatz gesteckt haben und welche ihren Text lediglich durch den Übersetzer gejagt und die generierten Vorschläge stumpf übernommen haben. Vielmehr erschließt sich eine viel weitreichendere Frage: Welchen Anreiz haben Schüler:innen in Zukunft überhaupt noch eine Fremdsprache zu lernen, wenn es eine intelligente Maschine gibt, die sich jederzeit bespielen lässt und diesen Job binnen Sekunden für sie ausführt? 

Wir möchten den Teufel nicht gleich an die Wand malen, natürlich sollen Schüler:innen ganz dem eigenen Interesse nach auf Übersetzungstools zurückgreifen können. Diese stärken nicht nur Digitalkompetenz, sondern auch das Interesse, sich proaktiv mit diversen Sprachen, die im Fremdsprachenangebot der Schule nicht bereitgestellt werden können, auseinanderzusetzen. Nichtsdestotrotz ist das Lernen von neuen Sprachen in einer globalisierten Welt sehr hilfreich und mittlerweile nahezu unverzichtbar geworden, um mit möglichst vielen Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt kommunizieren zu können. Dabei zeichnet sich insbesondere der Fremdsprachenunterricht an Schulen, im Gegensatz zu Online-Übersetzungstools, vor allem durch das Erleben von Sprache in all ihren Nuancen, dem wechselseitigen Austausch in einer Gruppe und alltagsnahen Gesprächen aus. Der Sprachunterricht an Schulen schafft somit als Ergänzung zu den unbegrenzten Möglichkeiten durch Online-Tools ideale Rahmenbedingungen für eine selbstständige und kompetente Sprachverwendung.

Quiz Apps: Mentimeter und QuizAcademy

Neben den bereits genannten Tools erfreuen sich Quizprogramme immer größerer Beliebtheit. Sie sollen den Unterricht auf spielerische Art und Weise bereichern und abwechslungsreicher gestalten. Dabei helfen sie, ein vorgegebenes Thema näher an die Schüler:innen heranzuführen, und bieten damit einen Kontrast zu herkömmlichen Lehrmethoden wie Vorträge oder Frontalunterricht.

Mentimeter verspricht, das Wissen der Schüler:innen durch interaktive Präsentationen zu ersetzen, in denen Fragen, Abstimmungen, Quizze, Folien, Fotos, GIFs und weitere Medien ergänzt werden können. Dabei liegt der besondere Fokus von Mentimeter auf Live-Quizzen. Für Schulen gibt es zudem eine Education-Version, die mit weiteren Rabatten für Schüler:innen und Lehrkräfte lockt. Die App selbst ist auf Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch verfügbar, wodurch sie auch hervorragend in den Fremdsprachenunterricht integriert werden kann. Ihr könnt Mentimeter im Browser verwenden oder bei iOS und Android Geräten die App downloaden. Für die Teilnahme an Quizzen benötigen die Schüler:innen keinen eigenen Account. Weitere Einzelheiten zu den Features und Quiz-Regeln findet ihr auch in unserem Service-Artikel über Mentimeter.

Bei QuizAcademy wird Datenschutz groß geschrieben. So speichert und verwendet die App vergleichsweise wenig Daten – von Schüler:innen werden keine eigenen Konten benötigt. Als Lehrkraft kann man ähnlich wie bei Mentimeter eigene Quizze, Karteikarten und Umfragen anlegen, seinen Schüler:innen zur Verfügung stellen und die Ergebnisse analysieren. Hinsichtlich der Features in der School Edition unterscheidet sich QuizAcademy nicht großartig von ihren Konkurrenten. Lehrkräfte können Kurse erstellen, beispielsweise zu einem bestimmten Unterrichtsfach wie Deutsch oder Mathe und diese mit Inhalten befüllen. Schüler:innen können mittels Karteikarten im Web und in den Apps für Android und iOS jederzeit und überall (auch offline) für die Kursinhalte lernen und ihren eigenen Lernstand überprüfen. Ein Manko ist sicherlich, dass lediglich ein Kurs erstellt werden kann und E-Prüfungen auf fünf Teilnehmer:innen begrenzt sind. Hinzu kommen die kostenpflichtigen Lizenzen, über die Nutzer:innen und Kursanzahlen bestimmt werden. Eine Preisübersicht für die Education-Pakete findet ihr hier. Alle weiteren Informationen zur App findet ihr in unserem ausführlichen Service-Artikel.

Habt ihr die genannten Tools bereits ausprobiert? Wie waren eure Erfahrungen? Gibt es weitere Apps oder Helferlein, die für euch unbedingt zur digitalen Lehre gehören und von uns in Zukunft vorgestellt werden sollten? Schreibt uns eure Empfehlungen in die Kommentare!

Digitale Tools
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Die Digitalisierung hat uns längst erreicht, das haben auch die Schulen bemerkt. Videoplattformen haben gerade in Zeiten von Corona einen großen Nutzen erfüllt. Wo direkter Kontakt und eine mündliche Kommunikation tabu waren, haben uns die Bildschirme gerettet, denn sie ermöglichten uns eine gute Alternative, um den Stoff für Schüler:innen zu visualisieren und anschaulich zu gestalten. Aber auch heute noch bieten die verschiedenen Plattformen eine gute Möglichkeit, flexibel und effizient zu arbeiten. Welche wir empfehlen euch in diesem Artikel der "Digitale Tools" Reihe, welche Plattformen wir gut finden und wie ihr diese nutzen könnt.

Mundo

Mundo ist ein frei zugängliches Medienportal für Lehrende, Lernende und Erziehungsberechtigte, um diese in ihrer täglichen Arbeit zur Seite zu stehen.Umgesetzt wird Mundo durch das FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gGmbH, welches das Medieninstitut der einzelnen Länder ist. Mundo sucht für Nutzer:innen nach frei verfügbaren digitalen Medien im Netz und prüft diese anhand bestimmter Bildungsstandards für den Einsatz im Unterricht. Mundo setzt dabei auf zentrale Auffindbarkeit von qualitativ geprüften, lizenzrechtlichen und rechtssicheren Inhalten für das Lehren und Lernen. Seit Mai 2022 ist es möglich, dass registrierte Nutzer:innen eigene Materialien einreichen, um diese anderen Lehrenden zur Verfügung zu stellen. Vorab werden diese durch die Mundo Produktion geprüft und dann erst freigegeben. 

Dabei stehen den Nutzer:innen die vorgestellten Inhalte stets zur Verfügung. Neben dem vorhandenen Material wird Mundo immer weiter ausgebaut und weiterentwickelt. Mundo selbst gibt an, dass es bald sogar möglich sein soll, eigene, individuell erstellte Materialien einzureichen. Neben lehrreichen Videos findet man auf Mundo auch zahlreiche Audiodateien oder Handbücher. 

Flipgrid

Flipgrid ist eine interaktive Videoplattform für euren Unterricht. Diese Plattform ermöglicht es Lehrenden, Videoantworten aus der Klasse zu erhalten, nachdem sie ihren Schüler:innen multimediale und interaktive Aufgaben gestellt haben. Patrick Brauweiler, ehemaliger Lehrer eines Gymnasiums für Fremdsprachen, ist Gründer der Videoplattform. Gerade während der Corona Zeit und den dadurch bedingten Schulschließungen waren die Flipgrid-Videos eine “super Möglichkeit, um die Mündlichkeit in den Fremdsprachenunterricht zu bringen und um etwas Nähe durch das Bild und den Ton aufzubauen”, so Brauweiler. Die kurzen Videobotschaften von Schüler:innen können kreativ mit Filtern oder Stickern bearbeitet werden, ähnlich zu den sozialen Medien wie Instagram, Snapchat oder TikTok. So kommt es zu einer Interaktion im Videoformat. 

Doch wie wendet man die kurzen Videos gezielt zum Lernen an? Für Brauweiler seien die Videos gut geeignet, um Fremdsprachen zu lernen. Je nach Niveaustufe würde er den Schüler:innen beispielsweise die Aufgabe geben, ein kurzes Vorstellungsvideo zu erstellen, oder einen Text in der jeweiligen Fremdsprache vorzutragen. Bei den höheren Klassenstufen könne es auch mal zu einem politischen Talk oder einem Daily-Vlog aus der Sicht einer Romanfigur werden, erläutert Brauweiler.

YouTube

YouTube bietet eine große Plattform, wenn es darum geht, Lehrende und Lernende mit zahlreichen Lernvideos und Tutorials zu versorgen. YouTube Videos kann jeder erstellen, der über einen Account verfügt. YouTube gibt es schon seit 2006, weshalb mittlerweile auch viele, sehr bekannte YouTube Kanäle etabliert sind, die sich seit ihrem Start eine große Reichweite aufgebaut haben und monatlich viele Klicks von Wissbegierigen generieren, wenn es um das Lernen und Verstehen in den unterschiedlichsten Fächern geht. Einige Kanäle zu den Themen Mathematik, Politik und Biologie haben wir euch schon in unserer YouTube-Reihe vorgestellt, weitere werden folgen. YouTube Videos lassen sich auf verschiedene Arten für den Unterricht verwenden, sowohl für Lehrende als auch Lernende. Einige interessante Kanäle für Lehrer:innen findest du auch bei uns. Lehrende können die Videos gezielt verwenden, um den Unterrichtsstoff vor einer Stunde zu wiederholen, oder nach einer Stunde als Hausaufgabe aufgeben, um diesen zu vertiefen. YouTube Videos sind kostenlos und können daher immer wieder aufgerufen und pausiert werden. Dies ist gerade für Schüler:innen wichtig, sie können in ihrem eigenen Tempo lernen und sich die Videos bei Bedarf mehrfach ansehen. Ebenso haben sie die Möglichkeit, sich über Inhalte auszutauschen und gemeinsam mit Mitschüler:innen Lösungen zu finden, oder unverständliche Punkte in der nächsten Stunde anzusprechen. YouTube-Videos ersetzen keinen Unterricht, sind aber sowohl für Schüler:innen, als auch für Lehrende eine große Unterstützung. Weitere Tipps zu “Wie nutze ich Youtube Videos im Unterricht” findest du in unserem Artikel

Videoplattformen erleichtern Lehrenden und Lernenden das Schulleben und ermöglichen einen flexiblen Austausch, Möglichkeiten zum Lernen, und das ganz ohne ein persönliches Treffen. Gerade zu Zeiten von Corona hat man diese Möglichkeiten des Austausches besonders geschätzt, aber auch heute noch lassen sich Videos gut im Unterricht einbringen.

Habt ihr schon mal Videoplattformen im Unterricht genutzt? Wie ist eure Erfahrung? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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Die Verbeamtung ist eine verbindliche Angelegenheit, die nicht unüberlegt und halb informiert angegangen werden sollte. Sie umfasst ein enges Dienst- und Treueverhältnis zwischen Beamten und deren vorgesetzten Dienstbehörden – aus mehreren Perspektiven betrachtet haben die Ernennungen von Lehrkräften sowohl Sicherheiten als auch Ungerechtigkeit geschaffen. Welche Besonderheiten mit diesem Arbeitsverhältnis einhergehen und ob eine Karriere im Staatsdienst für Lehrende immer ein gutes Pflaster ist, zeigt dieser Artikel auf. 

Verbeamtungspraxis der Bundesländer bei Lehrkräften

Wir verbeamten! – Der Rückkehr zur Verbeamtung von Lehrkräften schließen sich bundesweit nun alle Länder an. Berlin schaffte sie damals im Jahr 2004 ab. Heute folgt das Bundesland vielen anderen Regierungen in Deutschland und stellt seit Sommer 2022 nachkommende Lehrer:innen wieder im Beamtenverhältnis ein. Grundsätzlich betrachtet gehört das Lehramt durch seine beamtenrechtliche Prägung in Deutschland zu den klassischen Beamtenberufen. Wer das Staatsexamen erwirbt, hat laut Gesetz laufbahnrechtliche Voraussetzung für die Ernennung in ein Lehr-„Amt“.

Infolge fehlender Planstellen in den 90er-Jahren wurden Lehrkräfte phasenweise als Angestellte mit dem Lehrberuf betraut. Nachdem der von Heide Simonis, damals Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins geprägte „Ent-Verbeamtungs-Kurs“ streckenweise aufgehoben wurde, entschieden nun seit der Föderalismusreform im Jahr 2006 alle Länder unabhängig über die Vergütung ihrer Lehrpersonen. In Deutschland unterrichten derzeit rund 800.000 Lehrkräfte, von denen etwa 200.000 in einem tariflichen Angestelltenverhältnis arbeiten. Damit werden 75 Prozent der Lehrer:innen mit Berufseintritt verbeamtet, die nach entsprechenden Besoldungstabellen bezahlt werden. Gegenwärtig herrscht dennoch erneut eine politische Debatte darüber, ob die Verbeamtung der Lehrerschaft generell „notwendig“ sei. Aus finanzieller Sicht wäre gemäß Bund der Deutschen Steuerzahler die "Verbeamtungswelle" ein Schaden für die Länderhaushalte. Nicht nur Lehrende stehen somit vor der Entscheidung, das Für und Wider des Beamtenstatus abzuwägen. 

Berlins Gründe für eine Wiederaufnahme der Verbeamtungen sind jedoch nachvollziehbar – der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte ist hart umkämpft. So gesehen stellt eine Nichtverbeamtung einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Bundesländern dar, die Lehrkräfte damit an ihren aussichtsreichen Standort ziehen. Schaffe man laut dem Deutschen Lehrerband die Verbeamtung zentral ab, hätte man einen “noch größeren Lehrkräftemangel zu befürchten”. Die Lehrkräftebedarfsprognosen für Berlin könnten für das kommende Schuljahr nicht dramatischer sein. Die GEW verkündet den Einstellungsbedarf von rund 3000 Personen. Schätzungsweise würden diesem nur knapp 1000 voll ausgebildete Bewerber:innen entgegentreten.

Vor- und Nachteile des Beamtenstatus

Das Beamtentum ist keine neue Erfindung. Es existiert schon seit langer Zeit und erfüllt seither einen entscheidenden Zweck. Egal ob als Amtsträger im Alten Ägypten oder Magistrate im historischen Rom: Öffentlicher Dienst bedeutete, den Weisungen der Höhergestellten Folge zu leisten. Dieses Prinzip trägt sich bis heute nach wie vor. In Bezug auf die Übernahme in Beamtenverhältnisse von Lehrkräften wird das Schulwesen als Dienstherr dadurch entlastet, insbesondere finanziell.

„Sie befreit ihn vom Zwang, Arbeits- und Entgeltbedingungen mit den Tarifvertragsparteien auszuhandeln und abzustimmen. Dementsprechend liegt es in seinem Gestaltungsspielraum, die wöchentliche Arbeitszeit oder die Festsetzung des Ruhestandsalters zu bestimmen. Das Beamtenverhältnis erlaubt dem Dienstherrn einen flexiblen Einsatz der Beschäftigten.“

Tatsächlich sind Beamte weiterhin stark an die Landeshoheiten gebunden. Vielen fällt dies erst nach ihrer Ernennung auf, indem sie einen Mangel an Selbstbestimmtheit erfahren. Zum Beispiel, wenn sie der Abordnung an eine andere Schule nachkommen müssen und aufgrund der Zuweisung umziehen, ein Auto anschaffen oder weit pendeln, um den landesweiten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen. Das gilt auch in Krisen, denn der Staat ist verpflichtet, Bildung auch dann zu gewährleisten. Gleichzeitig schützt die Verbeamtung vor interessenpolitischer Einflussnahme und Unterrichtsausfällen durch Streiks.

Die Lehrerlaufbahn gilt trotz dessen als einer der krisensichersten Berufe, der ein vergleichsweise hohes Gehalt für soziales Arbeiten in Aussicht stellt. Viele beamtete Lehrer:innen erfreuen sich an Kündigungsschutz, der Befreiung von Sozialabgaben, einer guten Altersvorsorge, der Beihilfe und im Krankheitsfall einer weiteren Zahlung bei Arbeitsunfähigkeit. Durch die Aufnahme in die private Krankenversicherung sparen Beamt:innen außerdem bares Geld. Gleichzeitig erhalten sie dadurch eine teilweise bessere Gesundheitsversorgung im Vergleich zu gesetzlich versicherten Personen.

Den Beamtenstatus zu erreichen und damit die Vorzüge des Beamtendaseins zu genießen, erfolgt nach strenger Überprüfung aller notwendigen Voraussetzungen. Schließlich möchte der Staat als Arbeitgeber sicher sein, dass langanhaltend von dem Arbeitspotenzial der Beamten und deren gesetzestreuer Loyalität gegenüber dem Bildungssystem profitiert werden kann. Entscheidungen über Aufnahmen in Beamtenverhältnisse sind vor allem von wirtschaftlichem Interesse. Nicht allen Bewerbenden wird daher die Möglichkeit eröffnet, stellvertretend für den Dienstherrn tätig zu sein. Kriterien, an denen eine Verbeamtung oft scheitert, sind meist die gesundheitliche Eignung und Altersgrenzen, bei denen gerade ältere Lehrkräfte zwischen 40 bis 50 aus dem Raster fallen und in Bezug auf die soziale Absicherung und Finanzierung von ihren verbeamteten Kolleg:innen abgehangen werden. Dabei unterscheiden sich die allgemeinen Pflichten des Arbeitnehmers nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) kaum von denen des Beamtenrechts. Ungleichheit wird so reproduziert und führt zu Spaltungen der Lehrkörper an Schulen. Ließen sich Planungssicherheit und Stabilität nicht einheitlich für alle außerhalb eines Beamtenverhältnisses garantieren, wenn doch die Anforderungen gleich hoch sind?

Der beamtenrechtliche Rahmen – unsere Bilanz

Beamte nehmen sich als Berufsgruppe besonderer Aufgaben auf landesweiter Ebene an. Um diese zu gewinnen und zu halten, sind es auch die Alimentation und Privilegien, die Lehrkräften wie Gold in ihren Händen erscheinen. Beschreibt man es mit Eduard Stuckens Phrase aus dem Buch “Die weißen Götter”, so kann es schnell passieren, die "Gitterstäbe des goldenen Käfigs zu übersehen".

Das Prinzip bewährt sich für verbeamtete Lehrkräfte dauerhaft nur, solange die private Entwicklung nicht entgegen der starren Rahmenbedingungen des Beamtenstatus verläuft. Berufliche Neuorientierung und das damit verbundene Ausleben in der freien Wirtschaft fällt deshalb oft in den Bereich des Undenkbaren, da in die gesetzliche Renten- und Arbeitslosenversicherung bisher nicht eingezahlt werden musste. Auf erarbeitete Ansprüche zu verzichten und Kürzungen in Kauf zu nehmen, macht es dann umso schwerer, sich in neue Berufsfelder außerhalb des geregelten Beamtenverhältnisses zu wagen. 

Du stehst vor der Entscheidung einer Verbeamtung? Hier findest du weitere Informationen und Ansprechpartner:innen, die dich bei deiner Perspektivplanung unterstützen können.

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Berlin. “Sehr geehrte Eltern, leider muss ich Sie bitten, Ihre Kinder bis Weihnachten direkt nach dem Unterricht abzuholen.” So oder ähnlich beginnen E-Mails, die von Schulleiter:innen derzeit versendet werden. Die Krankheitswelle trifft im Moment auf ein ohnehin schon überlastetes Bildungssystem. Was sind die Gründe der Infektionen und welche Fakten gibt es zur Debatte beizutragen?

Das RKI schreibt in seinem Wochenbericht, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung im Vergleich zur Vorwoche stabil ist. Sie liegt in der Kalenderwoche 49/2022 mit ca. 9,3 Millionen aktuell weiterhin über dem Niveau der Vorjahre. Überwiegend zirkulieren Influenzaviren und RS-Viren, gefolgt von Rhinoviren.

Ein Extremfall ist ein Beispiel aus Berlin Pankow: An der dortigen Klecks-Grundschule sind nach Angaben zahlreicher Eltern mehr als 200 von gut 500 Schülern erkrankt. Ähnlich ist die Situation an einigen Schulen in Halle und Naumburg. Dort bedeutet der hohe Krankenstand in Zahlen an der Ottfried Preußler Grundschule: 17 von 33 Lehrer:innen, also mehr als die Hälfte, sind krank. Bei den Schülern fehlt aktuell jeder Dritte. Auch die "Salztorschule" in Naumburg meldet einen Krankenstand von der Hälfte der Lehrerschaft und über 40 Prozent der Schüler. Einzelne Klassen müssen deshalb tageweise in den Distanzunterricht gehen. Aufgrund der aktuellen Situation gibt es in Leipzig, Zwickau und Chemnitz kurzfristig die Möglichkeit, über das Programm der Unterrichtsversorgung in allen Schularten angestellt zu werden. In Sachsen ist das Programm Bestandteil des Bildungssystems. 

In Kommentaren der sozialen Medien wird über das Tragen von Masken debattiert. Sollte es wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen und somit auch für Schüler:innen geben, oder hat das Tragen der Maske erst zu schwachen Immunsystemen geführt? "Grundsätzlich funktioniert das Immunsystem nicht wie ein Muskel, der schwächer wird, wenn man ihn weniger benutzt", sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). Seiner Meinung nach, hat sich unser Immunsystem auch in Zeiten von Corona fleißig mit Keimen auseinandergesetzt, trotz Maske im Gesicht und Desinfektionsmittel auf den Händen. Der Schleimhautschutz könnte in unserem Rachen zwar geschwächt sein, jedoch wird der Körper mit hunderten Erregern konfrontiert und gegen die gängigen Atemwegsinfektionen bauen wir keinen langanhaltenden Schutz auf. Das Tragen von Masken mindert weiterhin das Risiko für einen schweren Verlauf oder die Ansteckung mit Atemwegserkrankungen. Am Dienstag sprach Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht im WDR-Interview von über 200 verschiedenen grippalen Infekterregern. Diese kämen nun zurück und die Immunität werde wieder aufgefrischt. "Unser Immunsystem ist plötzlich erschrocken und sagt: “Hoppla, das Virus ist ja immer noch da. Da muss ich wohl wieder was tun. Und das ist genau der Grund, weshalb wir jetzt so viele relativ starke Infekte sehen", so Specht. 

Wenn ihr euch intensiver mit der Thematik auseinandersetzen wollt, dann findet ihr auf der Internetseite Kinderverstehen einen Artikel vom Mediziner Dr. med. Herbert Renz-Polster. In diesem beschreibt er, dass Menschen ein ziemlich vielfältiges Ökosystem sind, bei dem viele Rädchen ineinander greifen, innere wie äußere. 

Das Ende des aktuell hohen Krankenstands ist bisher noch nicht in Sicht, ebenso wenig eine Rückkehr punktueller Schutzmaßnahmen. Unser Immunsystem erhält derzeit eine Auffrischung und es ist Fakt, dass Masken uns nach wie vor schützen können. Fakt ist auch, dass wir in den Bundesländern eine bessere Notfallversorgung des Unterrichts, wie zum Beispiel in Sachsen benötigen.

Digitale Tools
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Stellt euch vor, wir wären im Jahr 2019. Bald ist Weihnachten und die Jahresplanung für 2020 steht. Doch was in den nächsten Monaten und nun schon seit über zwei Jahren passiert, hätte sich niemand vorstellen können. Wenn wir eins aus der Pandemie mitnehmen können, dann, dass die Digitalisierung verschiedenster Lebensbereiche unausweichlich ist. Unverzichtbar sind mit Beginn der Schulschließungen die digitalen Tools für den Unterricht. Gemeinsam werfen wir in unserer Themenwoche “Digitale Tools” einen Blick auf viele Hilfsmittel, die euch durch die Pandemie begleitet haben – und was mittlerweile neu hinzugekommen ist. Zum Einstieg beschäftigen wir uns mit der Verbreitung und den Zukunftsaussichten des digitalen Lernens.

Verbreitung des digitalen Lernens

Fakt ist, dass die Pandemie aufgezeigt hat, wie unterschiedlich die Zugänge und Voraussetzungen zu technischen und inhaltlichen Möglichkeiten sind. Die Ergebnisse des Berkmann Kleins Centers (BKC Sprint) bestätigen die steigenden Ungleichheiten im Zusammenhang mit der plötzlichen Umstellung auf digitales Lehren und Lernen. Dies sollten wir im Hinterkopf bei folgenden Aufzählungen behalten, wenn wir einen Blick in die Statistik werfen. In den USA werden seit Ende der 1990er Jahre Technologien wie Fernseher, CDs, PCs und das Internet eingesetzt, um das Lernen der Schüler zu ergänzen. Laut einer Statistik von 2019 nutzen 57 Prozent aller K-12-Schüler:innen (Kindergarten bis 12. Schuljahr) in den USA digitale Lerntools für ihre tägliche Ausbildung.

Digitale Bildung war in Dänemark ebenfalls vor der Corona-Pandemie breitflächig etabliert. Fast jede Schule in Dänemark hat eine Lernplattform, auf die Schüler:innen und Lehrer:innen Zugriff haben. Estlands Schulen sind bereits seit 1999 ans Internet angeschlossen. Multimedialer Unterricht gehört zum normalen Alltag für estnische Schüler. Das Bildungsministerium in Frankreich stellt virtuelle Klassenzimmer über die staatliche Webschule CNED (Centre national de l’Enseignement à distance) zur Verfügung. Die Webschule beinhaltet ein Unterrichtsprogramm von der Vorschule bis zum Abitur. Italien nutzt die Business-Plattform Zoom oder die US-amerikanische Lernplattform Edmodo. 

Bei uns hat das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) im Auftrag der 16 Länder das ländergemeinsame/bundesweite Medienportal MUNDO konzipiert. Auf der Seite der Kultusministerkonferenz findet ihr eine Übersicht der digitalen Lernangebote der einzelnen Bundesländer. Durch den Föderalismus ist die Umsetzung der verschiedenen Angebote unterschiedlich. Hamburg hat Beispielsweise zwei Portale für ihre Bildungseinrichtungen geschaffen. Das eduPort ist das Portal für Hamburger allgemeinbildende Schulen und die WiBeS ist das Portal für berufsbildende Schulen. Unterdessen arbeitet Hessen mit einer geschlossenen Plattform für Lehrer:innen und Schüler:innen. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen bringt Logineo, eine geschützte Arbeitsplattform für optimale Kommunikation, Organisation und Datenverwaltung, auf den Markt.

Zukunftsaussichten

Verschiedene Marktbeobachter schätzen die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des E-Learning-Marktes von 2018 bis 2026 auf 9,1 Prozent. Der weltweite E-Learning-Markt wird im Jahr 2026 voraussichtlich 336,98 Milliarden US-Dollar wert sein.

Auch Statista bestätigt in der Untersuchung zur Größe des E-Learning-Marktes in 2014 und 2022 den Anstieg in der Branche. Wie aus der Grafik hervorgeht, betrug das Wachstum weltweit 78,44 Millionen U.S. Dollar. Durch die Corona Pandemie angetrieben, streben immer mehr Anbieter für digitale Tools auf den Markt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Zum einen wird es Schüler und Schülerinnen leichter ermöglicht, an Bildung teilzuhaben. Lehrer:innen können ihrer Profession nachgehen, und E-Learning und digitale Tools scheinen gut für die Umwelt zu sein, da sie laut research.com über 85 Prozent der Kohlendioxidemissionen/CO2-Emissionen einsparen. Weitere Punkte sind:

  • 35 Prozent der Lehrer und Schulverwalter glauben, dass das E-Learning-System ihnen dabei hilft, personalisierte Anweisungen zu geben, die besser zu den Fähigkeiten ihrer Schüler passen.
  • Sieben von zehn Lehrern stimmen zu, dass E-Learning-Tools für Schüler hilfreich sind, wenn sie Dinge selbstständig lernen. 
  • 96 Prozent der Schüler, insbesondere Kinder, sagen, dass die Verwendung von E-Learning-Tools Spaß macht und ihnen dabei hilft, Dinge eigenständig zu lernen.

Es ist also zu erkennen, dass digitale Tools in Bildungseinrichtungen, aber auch für zu Hause sehr hilfreich und nicht mehr wegzudenken sind. Durch den Einsatz digitaler Medien kann der Lernprozess besser angepasst und angenehmer gestaltet werden. Denn um nachhaltig zu lernen, soll es ja vor allem auch Spaß machen. Nicht zu vergessen für den Erfolg des Einsatzes von digitalen Möglichkeiten ist, dass Ungleichheiten im Zugang und Umgang mit neuen Geräten und Formaten angegangen werden müssen. Unsere neue  Lehrer-News Themenwoche “Digitale Tools” führt euch zu Videoplattformen, nützlichen Helferleins bis hin zu Konferenz- und Gaming Tools.

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Bus verpasst und schon wieder kein LTE? Digitalisierung ist ein weit gestreuter  Begriff  in der Medienbildung – gerade durch die Corona-Pandemie. Es ist nicht zu leugnen, dass Smartphones und Tablets eine wachsende Bedeutung in der  Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen einnehmen. Verabredungen werden über WhatsApp geschlossen und statt ein Buch zur Hand zu nehmen, wird im World Wide Web danach "gegoogelt''. Digitale Geräte erschließen Schüler:innen grundsätzlich neue Denkansätze auch in Bezug auf ihren Schulalltag. Wissensvermittlung funktioniert dabei nicht mehr nur einseitig und wird durch technische Unterstützung vermittelt, sondern durch praktisches und eigenständiges Anwenden im Lebensalltag erlernt. Um Teilhabe und Zugänglichkeit  in der  schnelllebigen und digitalen Welt zu erfahren, benötigt es nicht nur "Medienkompetenzen'' und "digitale Souveränität", sondern auch digitale Infrastruktur, kurz gesagt, einen schnellen Internetanschluss. 

Dem stehen mehrere negative Faktoren gegenüber, wie die institutionelle Vermittlung, die von den jeweiligen Schulen unterschiedlich praktiziert wird, aber auch die Beschaffung von Endgeräten und nicht zuletzt den großen Oberbegriff der „Digitalisierung” an Schulen. Denn was nutzen Tablets, neueste Computer oder Smartboards, wenn diese nicht intelligent vernetzt sind und sich damit im Unterricht nicht effektiv nutzen lassen? Gerade im ländlichen Bereich streiten Land und kommunale Schulträger über die damit einhergehenden Kosten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt auf der aktuellen Webseite zum DigitalPakt Schule dazu: „Digitalisierung ist ein Prozess, kein Zustand. Förderfähig sind insbesondere die breitbandige Verkabelung innerhalb der Schulen bis zum Klassenzimmer, die WLAN-Ausleuchtung sowie stationäre Endgeräte wie zum Beispiel interaktive Tafeln. Für die genannten Investitionen reichen die vorgesehenen 6,5 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen erhebliche Bundesmittel aus dem Breitbandförderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur für den schnellen Internet-Anschluss der Schulstandorte” Der Bundesrechnungshof äußerte sich zum DigitalPakt in diesem Jahr kritisch: „Auch angesichts der Finanzlage sollte sich der Bund auf seine verfassungsmäßigen Aufgaben konzentrieren. Schulangelegenheiten gehören nicht dazu”. Die Prüfer:innen bemängelten die grundsätzlichen Ausgaben von 6,5 Millionen Euro für die IT-Ausstattung insgesamt. Die höheren finanziellen Aufwendungen für den DigitalPaket Schule sollten laut des Bundesrechnungshofes überdacht werden. Der Bund sollte dabei die Kontrollrechte über die Finanzhilfen verfügen, so die Prüfer:innen.

„Schulen werden so nicht genug entlastet, sondern mit weiteren Aufgaben belastet.” Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels und zahlreicher gesellschaftlicher Krisen, die Schulen im Besonderen betreffen, ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert Jürgen Böhm, Vorstandsmitglied des Didacta Verbandes.

In Sachsen-Anhalt versucht man mit der Initiative „Schule ans Netz” die Schritte der Digitalisierung weiter zu unterstützen. „Als erstes Bundesland überhaupt haben wir Ende 2019 damit begonnen, flächendeckend die Schulen des Landes zwischen Zeitz und Arendsee mit diesem Gigabit-Anschluss auszustatten“, verkündet Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales. Bis Ende des Jahres 2022 sollen in Sachsen-Anhalt 890 Schulstandorte ans gemeinschaftliche Glasfasernetz angeschlossen werden. Mit dem Projekt möchte die Landesregierung den digitalen Unterricht fördern. In diesem Zusammenhang gibt es die „Schule ans Netz”-App. Die Karte der App gibt Aufschluss über den Fortschritt der einzelnen Schulen, die detailliert Auskunft über die jeweiligen Planungsstände geben und übermitteln, ob diese bereits an das  Glasfasernetz angeschlossen sind. Auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist bei der flächendeckenden Versorgung mit LTE und 5G gut ausgestattet. Mehr als 80 Prozent der Landesfläche werden nach aktuellen Berechnungen von IT.NRW aktuell durch mindestens einen Netzbetreiber mit 5G versorgt. 

„Der DigitalPakt 2.0 muss kommen. Doch es darf kein weiteres, reines Investitionsprogramm werden. Schulen auf der einen Seite und die Bildungswirtschaft auf der anderen Seite benötigen Planungssicherheit, um die digitale Transformation der Schullandschaft im Sinne der Schülerinnen und Schüler umzusetzen. Dafür benötigen sie langfristige, gesicherte Finanzierungs- und Verwaltungsstrukturen sowie pädagogische Konzepte und Freiräume“, so das Vorstandsmitglied des Didacta Verbandes Jürgen Böhm. Bundesländer mit einer hohen Anzahl von Ortschaften sowie kleineren Städten, sind  demografisch gesehen auf mittlere und größere Städte angewiesen, doch um auch den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten und einer sogenannten „Landflucht” entgegenzuwirken, werden unter anderem Dörfer mit Glasfaser ausgestattet. Eine repräsentative Umfrage des ZDF fand heraus, dass 15 Prozent der deutschen Bevölkerung in Ortschaften mit weniger als 5.000 Einwohner:innen und etwa 77 Prozent in Städten und Ballungsgebieten wohnen. Jedoch wünschen sich 44 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland ein Leben auf dem Land. Vorteile sind zum einen günstigere Mieten und niedrige Immobilienpreise für ein Eigenheim. Nachteile für das ländliche Leben seien unter anderem ein Mangel an Kulturangeboten, Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und guter Infrastruktur. 

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Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Partizipation – Wir haben eine Schule gefunden, bei der all dies Möglich scheint. Die Demokratische Schule X hat sich diese Grundsätze zur Aufgabe gemacht. Bereits für unsere Anfrage hat das Komitee für Öffentlichkeitsarbeit getagt und den Mitarbeiter Nico Holtkamp dazu auserkoren, mit uns ein Interview zu führen. 

Was ist die Demokratische Schule X?

Die Demokratische Schule X ist eine Gemeinschaftsschule in Berlin Reinickendorf und folgt unter anderem den Prinzipien der Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Seit 2010 können Schüler:innen vom ersten bis zum zehnten Schuljahr ein Konzept des demokratischen Lehrens und Lernens erfahren und mitgestalten. In regelmäßigen Schulversammlungen, in denen Schüler:innen und Mitarbeiter:innen gemeinsam Entscheidungen treffen, zeigt sich der demokratische Ansatz. Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und konsequentes Handeln sind tragende Säulen des internen Systems. 

Lehrer-News im Gespräch mit Nico Holtkamp von der Demokratischen Schule X

Lehrer-News: Wie viele Schüler:innen und wie viele Mitarbeiter:innen lernen und lehren aktuell bei Ihnen? Herrscht auch bei Ihnen Personalmangel?

Holtkamp: Derzeit haben wir 81 Schüler:innen in der 1. bis zur 10. Klassenstufe an unserer Schule. Diese gestalten den Schulalltag gemeinsam mit 17 Mitarbeiter:innen (davon zwei junge Menschen, die bei uns ihr Freiwilliges Jahr Beteiligung absolvieren) und 4 Honorarkräften. Die Mitarbeiter:innen und Honorarkräfte sind jedoch nicht in Vollzeit bei uns tätig. Viele davon machen Lernangebote und alle sind in Verwaltungstätigkeiten eingebunden. Es mangelt nicht dringend an Personal, aber natürlich wäre es toll, wenn wir mehr Geld hätten, um mehr Betreuungszeit bezahlen zu können.

Lehrer-News: Sie legen viel Wert auf das Miteinander. Partizipation, Versammlungen oder die Rechtsverhandlungen sind fester Bestandteil ihres Schulalltags. Wie nehmen die Schüler und Schülerinnen dieses Verfahren an? Wie wird mit Eltern im Hinblick auf Unrecht oder Kritik kommuniziert? 

Holtkamp: Da die Teilnahme an der Schulversammlung, der Rechtsversammlung (außer als Beteiligte an einem konkreten Fall) und den verschiedenen Komitees und AGs freiwillig ist, möchte ich hier hervorheben, dass sich beispielsweise über 40 unserer 81 Schüler:innen  als gewählte Richter:innen an der Rechtsversammlung beteiligen. Dort nehmen sie eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Rolle für das soziale Miteinander in der Schule ein, lösen Konflikte, debattieren über die Auslegung und Sinnhaftigkeit von Regeln, finden geeignete Konsequenzen für das Verhalten ihrer Mitschüler:innen und der Mitarbeiter:innen und sind in besonderer Weise mit den Erwachsenen an der Schule gleichgestellt. In Komitees, AGs und und der Schulversammlung schwankt die Partizipation in der Regel mit dem Grad an Interesse und Betroffenheit der individuellen Schüler:innen. Außerdem braucht es natürlich Zeit, gerade für jüngere oder neue Schulmitglieder, sich in unsere Strukturen einzufinden und aktiv einzubringen. 

Lehrer-News: “Jeder einzelne Schüler bestimmt – im Rahmen staatlicher Vorgaben – Art und Umfang seines Lernens selbst.” So steht es in Ihren Grundsätzen. Wie gelingt dabei die Realisierung des Rahmenlehrplans? 

Holtkamp: An unserer Schule sind Schüler:innen selbst für ihre Bildung verantwortlich. Wir unterstützen sie dabei, sich selbst einzuschätzen und sich zu orientieren. Jede:r Schüler:in hat eine:n Mentor:in, diese:r begleitet diese Selbsteinschätzung und Orientierung. Die Lernangebote orientieren sich in vielen Fällen an den Rahmenlehrplänen, die Teilnahme an Angeboten ist aber freiwillig. Unsere Erfahrung zeigt, dass fast alle Schüler:innen einen Abschluss machen wollen und auch schaffen. Da wir den Rahmenlehrplan als Instrument ansehen, das unter anderem auf einen erfolgreichen Schulabschluss hinwirken soll, gehen wir davon aus, dass uns die Umsetzung des Lehrplans in dieser Hinsicht definitiv gelingt. An unserer Schule ist die intensive Beschäftigung mit Themenkomplexen und besonderen Interessen möglich, deshalb werden die inhaltlichen Ziele des Rahmenlehrplans individuell an vielen Stellen weit übertroffen. 

Lehrer-News: Die Kinder dürfen bei Ihnen selbst entscheiden, ob und wer über ihre Entwicklung informiert wird. Wie setzen Sie den Grundsatz um, wenn Eltern nach dem Entwicklungsstand und Ergebnissen fragen, das Kind die Informationsweitergabe jedoch verweigert?

Holtkamp: Die Eltern unserer Schüler:innen haben die Möglichkeit, in regelmäßigen Elterngesprächen mit dem/der vom Kind gewählten Mentor:in über die Entwicklung ihrer Kinder informiert zu werden. Allerdings haben die Kinder das Recht an diesen Gesprächen teilzunehmen und auch um die Nicht-Weitergabe von ihrer Meinung nach sensiblen Informationen zu bitten. Im Fall, dass bei einem Kind durch die Rechtsversammlung eine schwere Regelverletzung festgestellt wird und es in der Folge von der Schule für einige Tage suspendiert wird, werden die Eltern grundsätzlich über den Sachverhalt aufgeklärt. Meiner Einschätzung nach haben wir eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Eltern und Sorgeberechtigten unserer Kinder.

Lehrer-News: In Ihrem Youtube-Video sagen Sie, dass es viele Regeln an der Schule gibt. Zum Beispiel den Umgang mit den zu absolvierenden Unterrichtsstunden. Was passiert, wenn die erbrachte Anwesenheit am Ende der Woche nicht stimmt? 

Holtkamp: Bei der zu erbringenden Anwesenheit unserer Schüler:innen handelt es sich nicht um Unterrichtsstunden sondern um Zeit, die sie in unserer Schule verbringen. Ob diese Zeit mit formellem Unterricht oder anderen Aktivitäten verbracht wird, liegt bei den Kindern, denn sie sind verantwortlich für ihr eigenes Lernen. Wenn die Mindestanwesenheitszeit am Ende einer Woche nicht erbracht wird, tritt eine automatische Konsequenz in Kraft. Je nach Ausmaß des Stundenversäumnisses kann das ein nachholen der verpassten Stunden in der Folgewoche sein oder auch feste Anwesenheitszeiten. Unsere Schüler:innen genießen das Privileg eines Gleitzeit-Schulalltags und werden in einem solchen Fall dieses Privilegs beraubt. 

Lehrer-News: Die aktive Rolle des Lerners und die Eigenmotivation stehen in der Schule X im Vordergrund. Kinder lernen früh Entscheidungen zu treffen. Wie werden Schulanfänger, für die alles aufregend, neu und die vielleicht aus einem fremdbestimmten Erziehungsstil kommen, bei Ihnen begleitet? 

Holtkamp: Alle unsere Schüler:innen werden grundsätzlich von einem:r durch sie selbst gewählten Mentor:in begleitet und können bei dieser Vertrauensperson Hilfe, Tipps, Beistand und Beratung bekommen. Auch ist der:die Mentor:in für die Zusammenarbeit mit den Eltern/Sorgeberechtigten des Kindes zuständig. So kann in Zusammenarbeit mit Kind und Familie für einen gelungenen Einstieg in unsere Schulwelt gesorgt werden. Es kommt zudem extrem selten vor, dass Kinder in deren Familie ein fremdbestimmter Erziehungsstil gefahren wird, an unsere Schule kommen. Grundsätzlich sind alle Maßnahmen, die wir gemeinsam ergreifen, individuell auf die Kinder zugeschnitten, sodass mir eine kurze, aussagekräftige Antwort an dieser Stelle schwer fällt. Uns ist jedoch bewusst, dass ein selbstbestimmtes Leben für die meisten Kinder an unserer Schule eine große Herausforderung darstellt, denn frei zu sein bedeutet eben auch, konstant selbst denken, abwägen, zweifeln und Entscheidungen treffen zu müssen. Bei dieser Herausforderung begleiten wir die Kinder an unserer Schule so gut wir können.

Lehrer-News: Gibt es Schüler:innen bei Ihnen, die “lernunwillig”, gelangweilt sind oder schon abgeschaltet haben, wie es zum Teil in Regelschulen der Fall ist? Wenn ja, wie gehen sie damit um?

Holtkamp: Nicht vergessen dürfen wir, dass unsere Schüler:innen Kompetenzen, die sich in keinem Lehrplan finden, bei uns von der Pieke auf lernen. Dazu gehören zum Beispiel die selbstständige Strukturierung ihres Alltags, das sinnvolle Treffen von Entscheidungen über das eigene Leben und das eigene Lernen sowie der Umgang mit Ideenlosigkeit oder Langeweile.

Lehrer-News: Die meisten Schüler:innen wollen einen staatlich anerkannten Abschluss machen. Wie sieht die Vorbereitung dafür aus und gibt es auch währenddessen nie Frontalunterricht? Werden Referate tatsächlich freiwillig gehalten?

Holtkamp: Sobald unsere Schüler:innen die 7. Klassenstufe erreicht haben, werden sie von unserem Abschluss- und Berufsorientierungskomitee auf ihre Zukunftspläne angesprochen. Wenn ein:e Schüler:in einen Schulabschluss oder ein bestimmtes Berufsziel erreichen möchte, werden gemeinsam die dafür notwendigen Schritte, Lerninhalte und Kurse erörtert. Danach finden regelmäßig Reflektionsgespräche statt, bei denen die Schüler:innen dabei unterstützt werden, ihre Ziele zu erreichen. In unseren Kursen und Lernangeboten gibt es durchaus Frontalunterricht, oft auch auf Wunsch der Schüler:innen. So wie die Teilnahme an den Kursen und Lernangeboten freiwillig ist, sind es auch die Referate. Die meisten Schüler:innen haben Lust darauf, ein oder mehrere Referate zu halten, denn viele halten es für eine sinnvolle Fähigkeit, die geübt sein will. 

Lehrer-News: In ihrem Konzept wird auch die Wichtigkeit der Digitalisierung thematisiert. Hat auch Ihre Schule Hardware vom Senat bekommen? Wie wird der digitale Wandel bei Ihnen vollzogen?

Holtkamp: Zu den bereits vorhandenen Geräten wurden weitere Laptops und Tablets angeschafft, die über den Digitalpakt gefördert wurden. Über diesen  wird zudem die Datenkabelstruktur in unserem neuen Schulgebäude finanziert. Bezüglich des digitalen Wandels bin ich der Meinung, dass unsere Schule durchaus in einer Vorreiterposition ist, denn wir verfügen über eine gemeinsame Cloud auf der Schüler:innen, Mitarbeiter:innen und auch aktive Eltern Zugriff auf für die relevante Daten und Ordner bekommen, miteinander chatten und Videocalls durchführen können, auf gemeinsame Kalender und viele weitere Funktionen zurückgreifen können. Da wir diese Cloud mit all ihren Funktionen bereits vor der Corona-Krise umgesetzt haben, konnten wir auch in der Pandemie von unseren digitalen Möglichkeiten profitieren.

Lehrer-News: In letzter Zeit geraten private Schulen in die Kritik. Durch die Unterwanderung von rechtem Gedankengut zum Beispiel. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Holtkamp: Diese Entwicklungen an privaten Schulen beunruhigen uns sehr, jedoch ist das Phänomen ja auch schon seit vielen Jahren in Kitas und Kindergärten zu beobachten. Rechtsextreme und Faschisten versuchen bereits seit einiger Zeit systematisch Betreuungs- und Bildungseinrichtungen zu unterwandern. Grundsätzlich ist es so, dass verschiedene Menschen aus unterschiedlichsten Gründen das staatliche Schulsystem meiden – eine rechtsextreme politische Einstellung kann ein Grund dafür sein. Dass organisierte Rechtsextreme ihre Anstrengungen dann darauf verwenden, Privatschulen, die anfällig dafür sind, zu unterwandern, ist aus deren Sicht nur folgerichtig. An vielen privaten Schulen mangelt es an klaren inhaltlichen Linien und die gesamte Ausrichtung der Schule kann sich mit einem neu besetzten Vorstand im Trägerverein ändern. Oft fehlt es an klaren und fairen Verfahren im Umgang mit Menschen, die diese Grundsätze brechen. Das macht leider anfällig für Übernahmeversuche. Unsere Schule ist ein Ort, an dem größter Wert auf die freie Meinungsentfaltung der Schüler:innen gelegt wird und an der kein Platz für Diskriminierung in jeglicher Form sein soll. Dies schlägt sich in unserem Konzept, unseren Schulregeln, unserem Schulvertrag mit den Eltern und den Arbeitsverträgen nieder. Zudem legen wir Wert auf klare Verfahrensweisen bei der Umsetzung unserer Grundsätze. Deshalb sind wir der Meinung, wehrhaft und sehr unattraktiv für rechtsextreme Unterwanderung zu sein.

Lehrer-News: Inwiefern denken Sie, bereitet Ihr Konzept der demokratischen Schule die Kinder und Jugendlichen besser auf das Leben vor?

Holtkamp: Kinder können an unserer Schule von Anfang an das tun, was sie ihr gesamtes Leben tun müssen: eigene Entscheidungen treffen, selbstgesteckte Ziele verfolgen, Verantwortung für ihr Handeln, Lernen und ihr Umfeld übernehmen und in einer sozialen Gruppe von gleichberechtigten Menschen zurechtkommen. Diese wichtigen Fähigkeiten können Menschen schwerlich durch künstliche Probleme und Aufgaben an konventionellen Schulen erlangen, während sie bei uns täglich gelebt und vertieft werden. Sie ermöglichen es unseren Schüler:innen auch nach der Schule ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben zu führen.

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Heilbronn. Die Idee hinter dem Projekt der “Camp Founders” klingt erfolgversprechend: Menschen dazu bringen, anzufangen, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Mit ihrem Vorzeigeprojekt, dem LearnTech Hub, wollen sie das Lernen und Arbeiten auf ein neues Level bringen und im Zuge dessen Innovationen und Technologien international glänzen lassen. Dabei setzen die Camp Founders auf “praktische Erfahrungen, fortschrittlichste Methoden, gründerfreundliche finanzielle Starthilfen und ein internationales Netzwerk”.

Schon seit einigen Jahren unterstützen die Camp Founders die nächsten Gründer:innen, Start-Ups oder Innovator:innen auf ihrem Weg, das Morgen und die Zukunft nachhaltig zu verändern. Ebenfalls sind sie strategische Partner des Learn Tech Hubs in Heilbronn. Weitere Unternehmen sowie Partner:innen sollen mit eingebettet werden, um ein europaweites Interesse zu erzielen. In einem Ökosystem möchten die Gründer in den Bereichen Bildung und Arbeit die Zukunft beeinflussen.

Die Camp Founders und der Learn Tech Hub befinden sich in Heilbronn auf dem Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung. Elf Einrichtungen in den Bereichen Bildung und Wissenschaft bieten ein breites Spektrum an Angeboten für alle Aspekte der Bildung. Ihr Motto: Lebenslanges Lernen in einer der wirtschaftlichsten Regionen Deutschlands. 

“Das Learn Tech Hub ist ein absolutes Leuchtturmprojekt der Camp Founders. Wir streben ein europäisches Spitzenzentrum an, aus dem wegweisende Innovationen und revolutionäre Ideen für den Wohlstand zukünftiger Generationen hervorgehen. Das ist der Anspruch, an dem wir uns messen lassen wollen”, sagt Oliver Hanisch, CEO der Camp Founders. Die Entwicklung der Edtech, HR Tech und New Work wird durch das Learn Hub unterstützt und vorangetrieben. 

Das Projekt der Camp Founders macht Hoffnungen auf eine Zukunft revolutionärer Ideen und begleitet junge Leute auf ihrem Weg in eine vielversprechende Zukunft. Es bleibt abzuwarten, was man in Zukunft noch von dem Projekt hören wird.

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