60 Prozent der Englischlehrenden fürchten nicht um ihren Job, denn sie glauben nicht, dass künstliche Intelligenz (KI) und maschinelle Übersetzungen das Sprachenlernen überflüssig machen werden. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die von Bildungstechnologie-ExpertInnen des British Council, der internationalen Organisation des Vereinigten Königreichs für kulturelle Beziehungen und Bildung, und dem Research Institute of Digital Innovation in Learning (bei ODUGlobal, mit Sitz an der Old Dominion University, Virginia, USA) durchgeführt wurde. In ihren Antworten betonten viele der Befragten, dass der bleibende Wert menschlicher Interaktion nicht durch KI ersetzt werden kann.
Die Umfrage, die Teil des Forschungsprojekts „Artificial intelligence in English language teaching: Preparing for the future“ ist, erfasst die Antworten von 1.348 Englischlehrkräften aus 118 Ländern und Regionen der Welt zum Einsatz von KI im Englischunterricht.
Doch KI ist noch Neuland: Nur 20 Prozent der Befragten fühlen sich ausreichend informiert, um KI effektiv im Unterricht einzusetzen.
Zusätzlich zu den Meinungen sammelt die Studie Informationen darüber, wie die 1.348 EnglischlehrerInnen KI in ihrer Arbeit einsetzen. Die von den Lehrkräften am häufigsten verwendeten KI-gestützten Tools sind:
· Sprachlern-Apps (48 %)
· KI zur Spracherzeugung (37 %)
· Chatbots (31 %)
Allerdings gaben 24 Prozent der Befragten an, überhaupt keine der genannten Arten von KI-Tools zu verwenden.
Die am weitesten verbreitete Nutzung von KI im Englischunterricht ist die Erstellung von Lernmaterialien (57 Prozent), gefolgt von der Unterstützung der Lernenden beim Üben der englischen Sprache (53 Prozent) und der Erstellung von Unterrichtsplänen (43 Prozent). 18 Prozent nutzen überhaupt keine KI.
„Künstliche Intelligenz (KI) und ihr Einsatz insbesondere im Bildungswesen ist ein heißes Thema für alle Gesellschaften weltweit, und Deutschland steht mit den Herausforderungen, denen es sich stellen muss, nicht allein da. Natürlich gibt es Bedenken darüber, was KI für die Zuverlässigkeit der Bewertung von SchülerInnen bedeuten könnte, aber diese werden durch die Vorteile, die den Lehr- und Lernprozess in unseren Schulen verbessern können, bei weitem aufgewogen.
Während die Kultusministerkonferenz und die Bundesländer in ganz Deutschland auf ein gemeinsames Konzept für die konkrete Integration von KI in schulische Bildungsprozesse hinarbeiten, freuen wir uns darauf, mit unserem Bericht und dem Fachwissen über das Lehren und Lernen der englischen Sprache, das uns unser globales Netzwerk bietet, einen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten zu können“, so Michael Croasdale, Head of English Programmes beim British Council Deutschland.
In „Artificial intelligence in English language teaching: Preparing for the future“ (Künstliche Intelligenz im Englischunterricht: Vorbereitung auf die Zukunft) untersuchen Bildungstechnologie-ExpertInnen des British Council und des Research Institute of Digital Innovation in Learning (bei ODUGlobal, mit Sitz an der Old Dominion University, Virginia, USA) den Einsatz von KI im Englischunterricht (ELT) und beim Lernen weltweit.
Dieser erste Bericht zum Thema KI im Sprachunterricht besteht aus drei Teilen: Forschungsübersicht, Umfrage und qualitative Interviews. Er enthält eine detaillierte Analyse der Art und Weise, wie künstliche Intelligenz derzeit beim Lernen und Lehren der englischen Sprache (ELT) eingesetzt wird.
Die Notwendigkeit, dass Lehrkräfte und Lernende ihr Wissen über Sprach-KIs ausbauen, ist ein Schlüsselthema, das sich aus der Studie ergibt. In der Veröffentlichung werden auch ethische Bedenken im Zusammenhang mit der Nutzung und Regulierung von KI untersucht. Unter den PädagogInnen, so der Bericht, halten sich diese Bedenken mit Enthusiasmus und Hoffnung die Waage. Im Allgemeinen befürchten die Lehrenden aber nicht, dass sie in naher Zukunft durch KI-gestützte Werkzeuge ersetzt werden könnten. Neben dem unbestrittenen Potenzial von KI im globalen Bildungssektor betont die Studie aber auch die Gefahren einer Verschärfung bestehender Ungleichheiten. KI setzt zum Teil veraltete und überholte pädagogische Lerntheorien ein. Auch die Daten, die zum Trainieren der KI-Systeme verwendet werden, sind teilweise nicht neutral.
Der British Council ist die internationale Organisation des Vereinigten Königreichs für kulturelle Beziehungen und Bildungsmöglichkeiten. Er unterstützt Frieden und Wohlstand, indem Verbindungen, Verständnis und Vertrauen zwischen den Menschen in Großbritannien und Ländern weltweit aufgebaut werden. Dies geschieht durch die Arbeit in Kunst und Kultur, Bildung und der englischen Sprache. Der British Council arbeitet mit Menschen in über 200 Ländern und Gebieten zusammen und ist in über 100 Ländern präsent.
https://www.britishcouncil.de/en
Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat Vorgeschlagen, Zivilschutzübungen an Schulen einzuführen. Angesichts der Corona-Pandemie und des Ukrainekrieges ist die FDP-Politikerin der Meinung, dass die Gesellschaft insgesamt besser auf Krisen vorbereitet sein sollte. Zivilschutz sei “immens wichtig” und gehöre auch in die Schulen. “Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken”, sagte sie in einem Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
2023 war in weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg beschlossen worden, einen jährlichen Aktionstag zum Thema Katastrophenschutz einzuführen. “Kinder und Jugendliche sollten lernen, in einer entsprechenden Lage instinktiv das Richtige zu tun. Dabei gilt: Wissen schafft Sicherheit” sagte Thomas Strobl, stellvertretender Innenminister und Ministerpräsident zur Auftaktveranstaltung des Programms.
Stark-Watzinger hat ihr Vorhaben,mit Blick auf Großbritannien untermauert, wo “Übungen für den Katastrophenfall” an Schulen zum Alltag gehören. Obwohl sie keine Notwendigkeit darin sieht, den Katastrophenschutz als eigenes Schulfach zu etablieren, sollte es dennoch Lerninhalt sein. Es sei wichtig, jungen Menschen die Bedrohungen der Freiheit bewusst zu machen, damit sie im Ernstfall darauf reagieren können.
"Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut", so die Bildungsministerin. Des Weiteren rät sie den Schulen, ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" zu entwickeln. Eine Rückkehr zur Wehrpflicht lehnt Stark-Watzinger allerdings ab. Mit “derzeit verfehlt” beschrieb sie die Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht.
Die Lehrergewerkschaft VBE lehnt den Vorstoß der Ministerin ab. Trotz “gesellschaftlicher Herausforderungen wie Kriegen, Pandemien oder Naturkatastrophen” liege die Vermittlung schulischer Aufgaben immer noch in den Händen der dafür ausgebildeten Pädag:innen. Gerhard Brand, Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) warnt, dass solche Herausforderungen bei Kindern oft Angst hervorrufen. "Hier ist es die Aufgabe der Lehrkräfte an den Schulen, den Kindern diese Angst zu nehmen, indem wir die Situationen bestmöglich erklären und aufarbeiten. Dazu ist es nicht notwendig, Vertreterinnen und Vertreter großer privatwirtschaftlicher Unternehmen, der Bundeswehr oder der Politik in die Schulen einzuladen".
Der Deutsche Lehrerverband hatte zuvor Stark-Watzingers Vorschläge gelobt. Verbandspräsident Stefan Düll führt an: "Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss". Allerdings entgegnet er auch, dass er “von Schulübungen für den militärischen Ernstfall” nichts halte. “Schulen in Deutschland sind keine Appellplätze und keine Orte für vormilitärische Übungen”.
Der Bundeselternrat hingegen habe grundsätzlich keine Einwende gegen Stark-Watzingers Vorschläge. Der Bundeselternrat-Vorsitzende Dirk Heyartz sagt: "Angesichts der aktuellen Ereignisse, insbesondere des Ukrainekrieges, verstehen wir die Bedeutung einer verstärkten Thematisierung von Krieg und Krisen in Schulen". Gleichzeitig überrascht ihn der Alleingang der Bundesbildungsministerin. Weiter forderte Heyartz “eine ausführliche Diskussion und Einbindung aller relevanten Akteure, einschließlich der Elternvertreter, bevor konkrete Maßnahmen ergriffen werden". Das Thema Zivilschutzübungen müsse mit hoher Sensibilität behandelt werden, gerade mit Hinblick auf die vielen Schüler:innen mit Migrationshintergrund. “Ich denke nicht, dass wir eine Bedrohungslage haben, wo es notwendig wäre, jetzt hier in Deutschland Zivilschutzübungen durchzuführen.”, fasst er zusammen.
Auch von anderer Seite ernteten die Ideen der Bildungsministerin Kritik. „Ich finde das wirklich erschreckend, wie wir versuchen – oder wie einige in unserem Land jetzt versuchen – Deutschland auf einen Krieg einzustellen“, sagt Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (BSW). „Einen Krieg mit Russland würden wir alle nicht überleben. Wir müssen alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt“, appellierte sie. Wagenknecht hält es für falsch „Schulen mit solchen militärischen Ausbildungen zu belasten“. Gegenüber dem Welt-Nachrichtensender äußerte sie, dass sie sich in die DDR zurückversetzt fühle und eine solche Debatte “nur noch entsetzlich” fände.
Auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) steht dem Thema kritisch gegenüber. „Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen“, so Prien. Unionspolitiker Thomas Jarzombek weist darauf hin, dass es nach den Ergebnissen der PISA-Studie andere, präsentere Probleme gibt. “Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig“. Dem stimmte Kai Gehring (Die Grünen), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag, zu. Es seien erst zentrale Herausforderungen für das Bildungssystem anzugehen.
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hebt hervor, dass der Schutzraum, den die Schule für Schüler:innen darstellt, von der Bundesregierung gewahrt werden müsse. Es sei Aufgabe der Bundeswehr, für Deutschlands Sicherheit zu sorgen. Ebenso gibt es Kritik aus Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) nennt Stark-Watzingers Forderungen "nicht nachvollziehbar". "Ich halte es eindeutig für falsch, so was in Schulen durchzuführen", sagt SPD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben.
Die Herausforderungen für Lehrkräfte und Schüler gleichermaßen sind in diesem Jahr nicht weniger, sondern eher mehr geworden. Die Nachwirkungen von Pisa, Lehrkräftemangel, Digitalisierung und zahlreiche offene Baustellen prägen Bildungsdeutschland im Frühjahr 2024. Lehrer News sprach hierüber mit dem Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Florian Fabricius, der uns zudem mehr über seine Beweggründe für das Amt verrät.
Lehrer News: Was sind 2024 die großen Themen für die Bundesschülerkonferenz (BSK)?
Fabricius: In diesem Jahr gibt es zwei entscheidende Themen: Chancengerechtigkeit und Digitalisierung.
Am 2. Februar konnte endlich das Startchancenprogramm bei einer Sondersitzung der KMK beschlossen werden und damit ein echter Gamechanger in Sachen Chancengerechtigkeit ins Rollen gebracht werden. Bei diesem wird das Geld nicht mehr mit der Gießkanne, sondern gezielt an die bedürftigsten Schulen verteilt. Etwa 4000 Schulen erhalten die seit Jahren benötigte Unterstützung. Das Programm hat, anders als viele andere Bundesprogramme, ein klares Ziel: In zehn Jahren sollen an den geförderten Schulen nur halb so viele Schüler die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen.
Das Startchancenprogramm hilft jedoch nur jeder achten allgemeinbildenden Schule – das reicht bei weitem nicht.
Viele weitere Schulen haben mit gravierenden Problemen zu kämpfen und brauchen ebenfalls Unterstützung. Außerdem startet es nur langsam: Im nächsten Jahr werden erstmal nur 1000 Schulen unterstützt. Unsere Schulen leiden unter einem Investitionsstau von 44 Milliarden Euro, die Personalsituation ist kritisch und beides betrifft insbesondere Brennpunktschulen. Damit ist das Programm eher ein Tropfen auf den heißen Stein, ein kleiner, wenn auch wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Das zweite Thema ist die Digitalisierung. Der Digitalpakt läuft im Mai aus, aber leider ist immer noch keine Ausgestaltung des Nachfolgers bekannt. Dabei werden wir an Schulen immer noch mit Overheadprojektoren unterrichtet. Aber selbst wenn die technische Ausstattung gegeben ist, fehlt es an Medienbildung, vor allem bei den Lehrkräften. Viel zu häufig wurde gerade älteren Lehrkräften ein digitales Endgerät angeschafft, aber ihnen wurde nicht ausreichend gezeigt, wie sie damit umgehen können. Schließlich hat es wenig mit Digitalisierung zu tun, wenn wir genau denselben Unterricht machen, da die Lehrkräfte keinen anderen kennen, aber jetzt auf Tablets statt auf Papier schreiben. Stattdessen brauchen wir verpflichtende Fortbildungen in Medienkompetenz für Lehrkräfte, sodass die Chancen der Digitalisierung im Unterricht auch genutzt werden können.
Das betrifft teilweise auch uns Schüler, wie ich selbst bei meiner Schwester miterleben konnte. Ihre Klasse hat erst kürzlich Tablets zur Verfügung gestellt bekommen – jedoch ohne jegliche Erklärung, wie man mit diesen umgehen kann. Das kann gar nicht funktionieren, schließlich fällt Medienkompetenz nicht vom Himmel. Den Schülern muss klar vermittelt werden, was die Gefahren und Risiken, aber auch Chancen der Digitalisierung sind. Deshalb versprechen wir uns vom Digitalpakt 2.0 genau das: endlich die notwendige Infrastruktur schaffen und dann den Schülern erklären, wie digitale Medien im Unterricht genutzt werden können. Dafür müssen sich Bund und Länder schnellstmöglich einigen und auch die anschließende Förderung nach dem Auslaufen des Digitalpakts im Mai gewährleisten.
Lehrer News: Welches Problem müsste die Politik jetzt am allerschnellsten angehen und wie?
Fabricius: Die PISA-Studie dieses Jahr hat uns erneut aufgezeigt, wie sehr unser Bildungssystem versagt. Seit 2012 geht die Leistung der Schüler immer weiter zurück und wir befinden uns bei einem Tiefpunkt, wir sind noch schlechter als beim ersten großen PISA-Schock! Diese Ergebnisse einfach auf die Motivation der Schüler oder die Migration abzuwälzen, ist naiv. Denn unsere Leistungen sind nur Ausdruck unseres Bildungssystems, sodass wir feststellen müssen: Unser Schulsystem, nicht unsere Schüler, versagt auf ganzer Linie!
Unser Schulsystem versagt nicht nur bei den Inhalten, es bricht regelmäßig Schüler. Jeder fünfte Schüler ist laut der PISA-Studie unzufrieden mit dem eigenen Leben, fast jeder Zehnte zeigt Symptome einer psychischen Erkrankung und vier von zehn spüren bereits körperliche Auswirkungen aufgrund ihrer mentalen Probleme. Unser Schulsystem ist mit Sicherheit nicht der einzige Faktor, aber der gewaltige Leistungsdruck in der Schule fordert seinen Preis.
Unsere Zukunft hängt maßgeblich an unseren Leistungen oder unseren Noten, die leider nicht nur mit der eigenen Leistung zusammenhängen.
Laut einer Studie von mitunter dem IQB ist die Überschneidung von Note und Leistung gerade einmal bei etwa 20 Prozent. Doch gleichzeitig soll unsere gesamte Beteiligung, unsere Wortbeiträge und alles, was wir ansonsten in der Schule erreichen, in einfache Zahlen gepresst werden. Diese Bewertung kann nur scheitern! Dennoch entscheidet sie über unser Leben, was nicht nur Bulimie-Lernen und schlaflose Nächte mit sich bringt, sondern auch zu einem enormen Leistungsdruck führt.
Deshalb braucht es eine Anpassung der Bewertung. Noten in Form von Zahlen, welche nicht tiefer begründet werden, sollten in der Schullaufbahn so spät wie möglich vergeben werden. Und diese einsamen Zahlen müssen mit Erläuterung, Feedback oder Rückmeldung einhergehen, damit gefördert und nicht nur gefordert wird. Zudem müssen Schüler mit mentalen Problemen unterstützt werden, ein Schulpsychologe für 6300 Schüler reicht da bei weitem nicht aus. Stattdessen müssen Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter deutlich flächendeckender zum Einsatz kommen, damit die Schüler die notwendige Unterstützung erhalten.
Lehrer News: Zuletzt wurde der erste Bildungskongress der BSK abgehalten, wie verändert sich gerade die Arbeit der BSK?
Fabricius: Der Bildungskongress 2023 war für uns ein sehr großer Schritt, da wir fast 300 Schülervertreter aus ganz Deutschland versammeln konnten. Drei Tage lang sind wir miteinander ins Gespräch gekommen, haben mit Politikern diskutiert und Ideen gesammelt, wie wir die Bildungskrise überwinden und die Bildungswende schaffen können.
Aus dem Bildungskongress, den Workshops und den Gesprächen dort ist ein großes Forderungspapier entstanden, das all unsere Anliegen, Ideen und Visionen zusammenfasst. Darin skizzieren wir unsere Vision eines funktionsfähigen, inklusiven und modernen Bildungssystems. Damit konnten wir mit der ganzen Basis abstimmen, in was für eine Schule wir zukünftig gehen wollen. Der Anklang für dieses Projekt ist weit über die 300 Schülervertreter hinausgewachsen: Unsere Petition #ZukunftBildung wird bundesweit von knapp 50.000 Menschen unterstützt.
Zudem ist gerade ein anderes Großprojekt in Planung: Wir wollen eine bundesweite Schülerbefragung durchführen. Denn die PISA-Studie, der IQB-Bildungstrend und die IGLU-Studie fragen zwar die Kompetenzen und den Hintergrund der Schüler ab, wir selbst kommen aber nicht zu Wort. Da draußen gibt es Lehrkräfte-, Schulleitungs- und Elternstudien, aber kaum eine Schülerstudie. Das wollen wir ändern. Indem wir Lernende zu vielen verschiedenen Themen, sei es Rassismus, Bildung für nachhaltige Entwicklung oder ihre mentale Gesundheit, befragen, können wir der Schülerschaft nicht nur eine Stimme verleihen, sondern sie aktiv zu Wort kommen lassen.
Lehrer News: Wie finden Entscheidungsprozesse in der BSK statt, wie einigen Sie sich auf eine gemeinsame Linie bei Themen?
Fabricius: Wir sind die Bundesschülerkonferenz und damit der Ort, an dem sich die Landesschülervertretungen zu den wichtigsten bildungspolitischen Themen austauschen können. Die Impulse für Themen kommen aus den einzelnen Landesschülervertretungen, die jeweils mit den Schülern im Austausch stehen und relevante Entwicklungen aufgreifen. Zudem beleuchten sie dort auch immer wieder neue Bereiche und lenken den bildungspolitischen Fokus auch auf weniger berücksichtigte Themenfelder.
Was wir vertreten, ist nicht nur die Position eines einzelnen Bundeslandes oder einiger weniger Schüler, sondern wirklich Konsens von allen Mitgliedsländern. Das bedeutet häufig sehr viel verhandeln, damit wir eine Position finden, mit der wirklich alle einverstanden sind. Gleichzeitig können die Landesschülervertretungen auch eigene Schwerpunkte setzen und sich für diese im eigenen Bundesland noch einmal besonders einsetzen.
Lehrer News: Wie groß schätzen Sie den Einfluss der BSK auf die Politik ein und was könnte sich hier noch in Ihrem Sinne ändern?
Fabricius: Insbesondere in den letzten paar Monaten waren wir als Bundesschülerkonferenz sehr aktiv und konnten uns intensiv mit der Politik austauschen. Das geht von Mitgliedern des Bundestages über die Bundesbildungsministerin hin zur Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Damit können wir immer wieder die Forderungen der Schüler präsent machen und damit die ein oder andere Entscheidung beeinflussen.
Ganz besonders deutlich war das etwa bei der PISA-Studie, allein schon, durch die geballte mediale Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit dem Bundeselternrat und der Präsidentin der Kultusministerkonferenz haben wir eine Pressekonferenz gehalten, die von zahlreichen Journalist:innen besucht wurde. Dadurch können wir den Druck auf die Politik erhöhen und zeigen, dass sich endlich etwas ändern muss.
In beiden Fällen versuchen wir immer wieder die Ansprechpartner zu sein, wenn es um Interessenvertretung geht, doch die Initiative muss immer von uns kommen. Wir sind diejenigen, die auf den Bildungsausschuss, auf die Bundesbildungsministerin und auf die Präsidentin der Kultusministerkonferenz zugehen. Eigentlich darf das nicht der Fall sein, denn diejenigen, die Politik für Schüler machen, sollten doch auch ein Interesse daran haben, mit den Schülern zu sprechen. Stattdessen ist diese Einbindung und Partizipation häufig nur heiße Luft, die in Sonntagsreden bei der Bedeutung von Bildung erwähnt wird. Wir selbst sollten das Sprachrohr der Schülerschaft sein und nicht auch noch den Politikern die Ohrenschützer abnehmen müssen.
Doch selbst wenn wir das erreichen, verschließen die Politiker zu häufig die Ohren. Wir reden zwar mit ihnen, aber es entsteht kein substanzieller Austausch. Stattdessen werden wir, selbst wenn es zu Gesprächen gekommen ist, zu häufig als Jugendliche abgetan und damit ignoriert. Stattdessen muss den Schülern zugehört werden und die von uns eingebrachten Impulse in den politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Lehrer News: Politische Arbeit ist ja immer ein Aushandlungsprozess, wie häufig frustriert Sie das auch?
Fabricius: Sehr häufig. Wir versuchen uns für die Interessen der Lernenden starkzumachen, aber es dauert sehr lange, bis sich tatsächlich etwas verändert. Bei uns im Plenum funktioniert das ganz gut, da wir als Schülervertreter miteinander eng vernetzt sind und deshalb eine schnelle und direkte Kommunikation gewährleisten können. Aber sobald es um die Bund-Länder-Beziehung geht, sieht das anders aus.
Das sehen wir etwa beim Startchancenprogramm. Die Länder haben sich monatelang bei der Finanzierung gedrückt und wollten sich zunächst nur mit einem sehr geringen Anteil an Mitteln gegenseitig finanziell unterstützen.
Dieses lange Hin und Her, das gibt ein sehr schlechtes Signal an alle, die auf die Bildungsgerechtigkeit und Veränderung in der Bildungslandschaft warten.
Meist werden die Probleme in unserem Bildungssystem auf den Bildungsföderalismus zurückgeführt und dieser verunglimpft. Wir hingegen wollen den Föderalismus nicht abschaffen, stattdessen verändern: Statt eines Streites über längst notwendige Reformen braucht es deutlich mehr Kooperation, um Innovationen hervorbringen, indem ein Land mutig voranschreitet, die restlichen Länder aber auch nachziehen, wenn eine Initiative Erfolg zeigt.
Lehrer News: Was hat Sie dazu motiviert, sich für den Posten des Generalsekretärs zu bewerben?
Fabricius: Zu Beginn meiner Reise in der Schülervertretung hat mich ein Umstand besonders gestört: Uns Lernenden wird kaum zugehört. An meiner Schule gab es sehr motivierte Schülervertreter, aber viel von diesem Engagement ist im Sand verlaufen, da sie immer wieder auf Widerstände gestoßen sind oder gar nicht erst angehört wurden. Das wollte ich ändern und habe als Schülersprecher immer wieder den Dialog mit der Schulleitung, aber auch gezielt mit einzelnen Lehrkräften gesucht, um diese für Schülerinteressen einzunehmen.
Als Schülervertreter auf Bundesebene will ich genau das Gleiche schaffen. Denn auch in der Politik fühlen wir Schüler uns häufig alleingelassen. Es gibt so viele Interessensgruppen und Lobbyverbände, die immer wieder berücksichtigt werden, aber wir Schüler können nicht wählen und werden deshalb häufig vergessen. Dabei gibt es ganze 11 Millionen Schüler in Deutschland und wir sind die Wähler von morgen. Gerade deshalb war es mir immer besonders wichtig, in den Austausch mit der Politik zu treten und klarzustellen: Wir Schüler sind nicht nur die zukünftigen Wähler, sondern die ganze Zukunft unseres Landes. Deshalb müssen wir gehört werden.
Lehrer News: Was hat sich seitdem an Ihrem Alltag verändert?
Fabricius: Fast alles ;)
Schon in meiner Zeit als Schülersprecher habe ich sehr viel Zeit in mein Engagement gesteckt, schließlich ist der Austausch mit Lehrkräften und Schulleitung auch sehr anspruchsvoll. Damals konnte ich es noch viel direkter spüren, wenn ich etwa für mehr Nachhaltigkeit in der Mensa oder weniger Hausaufgaben während der Klausurenphasen eingetreten bin. Als Kreisschulsprecher hatte ich bereits erste Berührungspunkte mit „der Politik“, etwa, als wir uns für mehr Digitalisierung starkgemacht haben. In der Landesschülervertretung ging es dann sehr viel mehr um Politik: Wie können wir uns mit den entscheidenden Akteuren austauschen? Wie können wir dem Thema mehr mediale Aufmerksamkeit schenken? Wie können wir unser doch sehr großes Gremium besser organisieren? All das sind Fragen, die auf dem Weg zur Bundesschülerkonferenz immer relevanter wurden. Jetzt ist mein Engagement noch einmal etwas ganz anderes.
Bereits auf der Landesebene hat man immer mehr das Gefühl, eine Lobby für diejenigen zu sein, über die immer entschieden wird, die aber selbst nicht zu Wort kommen dürfen.
Jetzt habe ich diesen Eindruck noch viel stärker, allein schon, da ich für viel mehr Schüler spreche. Selbstverständlich ist es gerade dann umso wichtiger, auch zu wissen, was die Schülerschaft möchte, weshalb ich mich intensiv mit den Landesschülervertretungen austausche. Aber auch mit den Schülern direkt trete ich in Kontakt, indem ich Schulen besuche oder Workshops gebe und an Podiumsdiskussionen teilnehme. Mit all dem versuche ich meinen Horizont zu erweitern und noch besser alle Schülerinteressen zu verstehen.
Das bedeutet auch, dass ich mittlerweile häufiger in Berlin als in Frankfurt bin, sei es, um dort Mitglieder des Bundestags, Bildungsverbände oder Journalisten zu treffen. Dazu kommen unzählige digitale Austausche oder Interviews und viele Veranstaltungen. Obwohl also die Arbeit auf Schul- und Kreisebene gleich viel Zeit in Anspruch nehmen kann, bin ich plötzlich eine Person des öffentlichen Lebens und kann mich für Schüler in ganz Deutschland starkmachen. Damit einher geht auch viel Verantwortung, dessen bin ich mir bewusst. Für mich ist das aber vor allem ein Ansporn, mich noch mehr für die Schülerschaft einzusetzen und all die Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen.
Lehrer News: Wie können Lehrkräfte die Arbeit der BSK unterstützen?
Fabricius: Die Lehrkräfte sind für uns Schülervertreter immer zentrale Ansprechpartner, weshalb wir beispielsweise mit der GEW und dem Philologenverband zusammenarbeiten. Bei der Pressekonferenz zur PISA-Studie haben wir etwa ein gemeinsames Statement mit der GEW abgegeben, um wirklich alle Gruppen, Eltern, Lehrkräfte und Schüler, zu vertreten.
Als Bundesschülerkonferenz sind wir die Anwälte der Betroffenen, also aller Schüler. Damit geht es uns nicht um eine Unterstützung von uns, sondern um Partizipation und Schülervertretung allgemein. Am meisten können Lehrkräfte uns also helfen, wenn Sie sich für die Schüler in der eigenen Schule einsetzen. Das geschieht, indem sie die auf die Schüler zugehen und ihnen zeigen, wie sie etwas verändern können. Damit schaffen die Lehrkräfte nicht nur eine bessere Schulgemeinschaft, sondern auch eine starke Schülervertretung. Diese kann dann auch in den höheren Ebenen Verantwortung übernehmen und uns so aktiv bei unserer Arbeit unterstützen.
Ganz praktisch kann das als Verbindungslehrkraft oder in Schulkonferenzen geschehen. Damit schaffen Lehrkräfte es, zu einem direkten Ansprechpartner für ihre Schüler zu werden und ihre Interessen noch besser zu unterstützen. Diese Partizipation muss nicht immer in den formalen Gremien der Schule passieren – auch Initiativen wie die Gründung eines Mensazirkels, Schule mit Courage und eine Demokratiewerkstatt schaffen weitere Orte, an denen die Schüler für Partizipation begeistert werden können. Damit wird nicht nur die Demokratie gestärkt, dieses Engagement überträgt sich meist auch auf die Arbeit in der Schülervertretung, da die Lernenden verstehen, dass sie auch dort etwas bewirken können.
Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!
Nähen, sägen, schneiden, schleifen – der Werk- und Technikunterricht soll Schüler:innen nicht nur wichtige handwerkliche Fähigkeiten nahebringen, sondern auch technisches Know-How und den richtigen Umgang mit Werkzeugen vermitteln. Ursprünglich sollte das Fach Werken auf eine berufliche Tätigkeit im Handwerk vorbereiten. Nichtsdestotrotz ist der handwerkliche Unterricht von Vorteil, um den Schüler:innen Fähigkeiten, wie Planung und Präzision beizubringen, die in anderen Schulfächern, sowie dem späteren Leben wichtig sind. Der Werk- und Technikunterricht erfreut sich bei vielen Schüler:innen großer Beliebtheit. Die Kinder entwickeln bereits im Kindergarten Stolz für ihre eigenen kreativen Kreationen und fördern somit ihre Fantasie und Feinmotorik.
Verschiedene soziale Netzwerke wie beispielsweise Instagram bieten vielfältige Inspirationen und Ideen zur Unterrichtsgestaltung handwerklicher Fächer. Deshalb stellen wir Euch in diesem Artikel einige der besten Instagram-Kanäle für den Werk- und Technikunterricht vor.
Monika Seibert zeigt auf ihrem Instagram-Kanal werken_mein_lieblingsfach die aktuellen Arbeiten ihrer Schüler:innen und teilt wertvolle Tipps und Tricks. Erst kürzlich hat sie mit ihrer Klasse Tonmandalas gestaltet, die als Tassenuntersetzer oder als Blumenstecker im Garten genutzt werden können. Auch die von den Kindern selbst genähten Kuschelmonster kommen sehr gut an. Zudem verweist Monika auf ihre gleichnamige Website, auf der sie umfangreiche Anleitungen und Unterrichtsinhalte zu den Werkstücken, sortiert nach verschiedenen Materialien, zur Verfügung stellt. Monika hat ihr erstes Staatsexamen in München gemacht und war danach einige Jahre an verschiedenen Schulen tätig. Seit 2020 unterrichtet sie an der Grundschule Tapfheim. Am wichtigsten ist der Grundschullehrerin, dass die Kinder sich kreativ ausleben können und lernen, mit unterschiedlichen Materialien und Techniken umzugehen.
(Quelle: werken_mein_lieblingsfach)
Der Instagram-Kanal ttg_dogi wird von einer engagierten Lehrerin für technisches und textiles Gestalten aus der Schweiz geführt. Hier bekommt ihr informative Einblicke in konkrete Schülerprojekte. Von Holzarbeit bis hin zu Vogelhäuschen – der mit Leidenschaft geführte Kanal bietet einen hilfreichen Anlaufpunkt für Lehrer:innen und Schüler:innen, die ihrer Kreativität Ausdruck verleihen wollen. Neben den Ergebnissen der Schulkinder teilt ttg_dogi teilweise auch ihre persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Welt des kreativen Lehrberufs.
(Quelle: ttg_dogi)
Ebenfalls aus der Schweiz kommt der Kanal fantasiewerk.ch, welcher von Sabrina Müller betrieben wird. Sie ist Kunstlehrerin und ihre Instagram-Posts drehen sich rund um das Thema Basteln, Handarbeit und Werken. In kurzen Videos zeigt sie die Bastelergebnisse sogar in Aktion. Sabrina ist allerdings nicht nur Lehrerin, sondern auch Bloggerin. Zusammen mit drei anderen Bloggerinnen und einer Fotografin betreibt sie den mit viel Liebe geführten Blog fantasiewerk. Dort finden sich zahlreiche praxisorientierte DIY-Ideen für Schul- und Kindergartenkinder, sowie detaillierte Anleitungen wie z.B. für ein Vogelhäuschen oder passend zu Ostern ein Osterhasenfadenbild. Der Instagram-Kanal und vor allem der Blog sind ausgezeichnete Inspirationsquellen und perfekt geeignet für (Grundschul)lehrer:innen, die auf der Suche nach neuen Impulsen sind.
(Quelle: fantasiewerk.ch)
Auch der Instagram-Kanal die_werklehrerin widmet sich der Welt des handwerklichen Unterrichts. Von Holzbearbeitung über Keramik bis hin zu Textilbearbeitung deckt Sandra auf ihrem Kanal eine ganze Bandbreite an handwerklichen Techniken ab. Dank den regelmäßigen neuen Projekten und Anleitungen, die sie teilt, ist die_werklehrerin eine geschätzte Ressource für Lehrer:innen, die ihren Unterricht abwechslungsreich gestalten wollen. Darüber hinaus teilt Sandra auf ihrem YouTube-Kanal in kurzen Videos weitere Anregungen, die sich perfekt für den Unterricht nutzen lassen.
(Quelle: die_werklehrerin)
Welche Kanäle oder Blogs fehlen eurer Meinung nach noch in unserer Liste? Und welche handwerklichen Projekte könnt ihr empfehlen, um die kreativen Funken im Klassenzimmer sprühen zu lassen? Schreibt es uns in die Kommentare!
Ein Gastbeitrag von Paul Messall.
Lehrer werden – das war bereits seit Kindertagen mein Traumberuf. Ich kann mich erinnern, dass ich in einem Freundebuch-Eintrag in der dritten Klasse das Feld Traumberuf mit „Lehrer“ ausfüllte. Später entwickelte sich die Tendenz, dass ich gerne allgemein mit Kindern arbeiten wollte. Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern und zu beobachten, wie sie Fortschritte machen, lernen und ihre kreative Fantasie entfalten, ist einfach faszinierend – das empfinde ich immer noch.
Mit viel Motivation begann ich nach meinem Abitur und einem anfänglichen Studienfehlgriff endlich mein lang ersehntes Lehramtsstudium in Hessen. Ursprünglich wollte ich gleich Grundschullehramt studieren, der Erzfeind Numerus Clausus hat mir jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber wäre ich ohne super tolles Abitur ein schlechterer Lehrer? Es wurde schließlich Deutsch und Geschichte für Haupt- und Realschulen, was ich jedoch auch cool fand, vor allem Ersteres. Ein Praktikum an dieser Schulform zeigte mir, dass mir der Unterricht dort ebenso Freude bereitet. Im Herbst 2018 startete mein Lehramtsstudium. Dass das Lehramtsstudium nicht viel mit der Praxis zu tun hat, wusste ich bereits vorher, aber das, was mich dann erwartete, übertraf alles. Die meisten Dozierenden haben selbst noch nie unterrichtet oder überhaupt selbst Lehramt studiert, die Inhalte waren meist praxis- und realitätsfern und fast alle Veranstaltungen waren schulform- und studiengangsübergreifend. Ich habe jede Veranstaltung meines Studienplans besucht und jedes Mal vergeblich nach dem Aha-Effekt gesucht, im Sinne von „Das brauche ich später als Lehrer“. Natürlich gab es das ein oder andere Seminar, in dem man ein paar Tipps bekommen hat. Diese Seminare waren jedoch an einer Hand abzuzählen. Für die gesamte Lehrerpraxis ist das Studium einfach komplett unzureichend.
Während des Studiums verschlechterte sich meine Augenkrankheit – genannt Keratokonus. Vor allem zum Ende meines Studiums bemerkte ich eine deutliche Verschlechterung. Lesen kleiner Schrift fiel mir schwerer, auch bei längerer Konzentration auf lange Texte konnte ich diese schwerer lesen. Vor allem in diesem Bereich habe ich Einschränkungen. Die Krankheit ist recht selten, hält sich bei mir jedoch (derzeit) konstant. Trotzdem erhielt ich einen Behinderungsgrad von 50. Die Krankheit macht die Arbeit an einer weiterführenden Schule fast unmöglich. Kleinstschrift in Büchern lesen, mehrere hundert Seiten Aufsätze korrigieren, all das ist entweder nicht mehr möglich oder würde meine Augenerkrankung vielleicht noch verschlimmern. An der Grundschule funktioniert alles wie vorher. Viele verstehen das nicht, jedoch ist die Vor- und Nachbereitung an Grund- und weiterführenden Schulen natürlich genauso unterschiedlich wie der Unterricht an sich.
Im Mai 2022 schloss ich mein Lehramtsstudium ab. Endlich fertig, dachte ich – Jetzt kann es losgehen. Aus persönlichen Gründen hat mich mein Weg gleich nach dem Abschluss nach Berlin gebracht. Ich wusste, dass die Berliner Grundschulen unter starkem Lehrermangel leiden und genau an dieser Schulform wollte ich arbeiten. Das passt doch eigentlich perfekt, dachte ich mir – doch dann kam die Ernüchterung. Auf die Anfrage an den Bildungssenat, ob ich an einer Grundschule mein Referendariat absolvieren darf, kam die Antwort: „Nein, Sie können in der Ausbildung Ihr Referendariat nicht an einer Grundschule absolvieren, da Sie ja nicht auf Grundschullehramt studiert haben.“ Komisch, ich darf nicht an die Grundschule, weil ich kein Grundschullehramt studierte, aber ich soll ans Gymnasium, was ich ebenso nicht studierte und für das ich in Hessen eigentlich sogar zwei Semester länger studieren müsste? In Berlin existiert meine studierte Schulform übrigens seit Jahren nicht mehr. Die Begründung fiel bei fast jeder Anfrage an den Senat oder die Kultusministerkonferenz anders aus. Manchmal lag es auch daran, dass ich keine Mathematik studiert habe. Tja, es gibt jedoch auch Bundesländer, in denen man Grundschullehramt ohne Mathematik studieren kann, in dem Fall dürfte ich laut Senat jedoch an einer Grundschule das Referendariat absolvieren, auch ohne Mathematik. Ein wesentlicher Widerspruch betrifft dabei auch die ehemalige Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse, die in der ersten Zeit meines Engagements im Amt war. Diese studierte Politik und Geografie auf Lehramt, keine Mathematik und kein Deutsch, absolvierte jedoch trotzdem damals ihr Referendariat an einer Grundschule in Berlin. Heute ist sie Präsidentin der KMK und entspricht nicht einmal selbst dem, was die KMK und der Bildungssenat als Begründung für meine Ablehnung an der Grundschule nennen.
Zweimal bewarb ich mich für das Referendariat. Nach dem zweiten Versuch erhielt ich prompt eine Art Absage vom Senat: „Ihrem Wunsch den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Grundschulen zu absolvieren kann nicht entsprochen werden“. Seiteneinsteiger ohne Lehramtsstudium dürfen als Lehrkraft arbeiten, selbst wenn sie aus einem komplett anderen Bereich kommen und nicht studiert haben. Mit der Zeit fasse ich dies so auf, dass ich den Bildungsministerien zu unqualifiziert bin. Es ist mittlerweile einfacher, ohne Lehramtsstudium an einer Schule zu arbeiten, als mit einem Lehramtsstudium an einer anderen Schulform zu arbeiten.
Auch Lehrkräfte, die körperliche Gewalt gegen Schüler:innen anwenden, dürfen weiterhin als Lehrkraft arbeiten, da die Gesetzeslage derzeit noch keine Sanktionen für diese Situation vorsieht. Es scheint schon etwas willkürlich, dass die Bildungsministerien Gewalt an Schüler:innen dulden, wie Vorkommnisse in Krefeld, Berlin-Pankow oder kürzlich in Gießen zeigen, aber Lehramtsabsolvent:innen keine Wahlfreiheit der Schulform oder andere Lockerungen gewähren.
Der Bildungssenat riet mir, zurück nach Hessen zu gehen – zweimal – in offiziellen Schreiben. Ich bin immer noch etwas baff, wenn ich darüber nachdenke, da in Berlin Grundschullehrkräfte dringend gesucht werden. In Hessen dürfte ich das Referendariat ebenso nicht an einer Grundschule absolvieren und dort wohne ich auch schon lange nicht mehr. Ich denke, das wusste der Senat auch und man hielt sich an das Motto „Sollen sich doch andere kümmern“. Ist das der richtige Weg neue Lehrkräfte anzuwerben?
Mehrere Male versuchte ich 2023 Kontakt zu der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch aufzunehmen. Zunächst war ich über die Rückmeldung recht erstaunt. Das Sekretariat teilte mir mit, dass man „wirklich sehr gewillt [ist], allen Anliegen tätig zu werden und zu helfen“ und „bei der Senatsleitung von Frau Günther-Wünsch […] Ihre Nachricht in den richtigen und guten Händen“ ist. Mittlerweile weiß ich, dass dies nur ein Ablenkungsmanöver war. Man ist weder gewillt, tätig zu werden, noch werden die Anliegen ernst genommen. Nach all dem Schriftverkehr mit dem Bildungssenat Berlin, den Bildungsministerien anderer Bundesländer und der KMK stelle ich allmählich fest, dass diese Institutionen keinen Bezug zur Realität haben – derweil erkennt man die daraus folgenden Auswirkungen.
Jetzt sind es fast zwei Jahre, in denen ich mich für eine Reformierung einsetze. Ich hatte Kontakt mit den regierenden Parteien Berlins, mit Antidiskriminierungsstellen, der GEW, habe versucht, die Senatorin zu kontaktieren und war mehrfach in der Presse – zusammengekommen sind insgesamt rund 200 Seiten Schriftverkehr. All das wird von dem Bildungssenat und einigen Parteien ignoriert, Änderungsvorschläge und Kritik sind unerwünscht, Missstände und Widersprüche werden damit vertuscht. Zunächst fingiertes Interesse wendete sich schnell zu Gleichgültigkeit und Ausreden, um nichts an dem Schulsystem verändern zu müssen. Werde ich doch vielleicht eher wegen der Behinderung ausgegrenzt? Oder sind es die anhaltenden Geschlechter-Klischees? Ist es mein Engagement? Ich weiß es nicht.
Theoretisch hätte ich das Referendariat im Sommer 2024 abgeschlossen und hätte voll als Lehrer an einer Grundschule arbeiten können. Stattdessen arbeite ich in der Öffentlichkeitsarbeit eines Start-ups, während jemand mit einem Studium für diesen Beruf jetzt als Lehrkraft an einer Grundschule arbeitet – irgendwie verdreht. Ich bin jedoch dankbar, dass mir das Unternehmen die Chance gab, dort zu arbeiten, da man mit einem Lehramtsstudium oft stigmatisiert wird.
Es gibt sehr viele junge Lehrkräfte und Absolvent:innen in meiner Situation, dies bestätigte die GEW und selbst der Senat. Das sind alles potenzielle und motivierte Lehrkräfte, die aufgrund der Bürokratie und der nachlassenden Mitbestimmungsmöglichkeiten der Bildungsakteure entweder nachgeben oder den Lehrerberuf an den Nagel hängen müssen. Währenddessen arbeiten Menschen aus ganz anderen Bereichen als Lehrkräfte. Da fragt man sich doch, wozu man noch auf Lehramt studieren soll.
Die Berliner Morgenpost hat für mich mit der Bildungssenatorin in Berlin Kontakt aufgenommen. Diese wollte die Angelegenheit noch einmal überprüfen lassen. Das Ganze ist schon einige Monate her. Erfahrungsgemäß ist dies eher ein Täuschungsmanöver um Ruhe zu haben, eine Antwort brauche ich nicht mehr zu erwarten. Es ist schon grotesk, wenn man immer wieder liest, dass Lehrkräfte händeringend gesucht werden, die Bildungsministerien jedoch angehende Lehrkräfte in verschiedenen Situation ignorieren.
Ich habe mich schweren Herzens dazu entschieden, das Referendariat nicht mehr zu absolvieren. Hätte ich es gleich nach meinem Studium beginnen dürfen, würde ich diesen Sommer das Referendariat abschließen. Man will mich nicht und nach zwei Jahren Schweiß, Tränen und psychischer Belastung muss ich das akzeptieren. Ich bin einer von vielen, denen durch die Bürokratie und die abstrakten Vorstellungen der KMK sowie der Bildungsministerien der Eintritt in den Lehrerberuf versagt wurde.
Man mag sich jetzt vielleicht fragen, warum ich mir den „Hintern“ so aufreiße, oder? Unser Schulsystem befindet sich in einer unübersehbaren Krise. Es muss sich viel ändern und dazu zählt auch die Lehrerausbildung und -einstellung, die oftmals vernachlässigt wird. Wir brauchen mehr Flexibilität, Chancengleichheit und primär Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Bildungsakteure.
Zum Autor: Paul Messall hat von 2018 bis 2022 Lehramt in Hessen studiert. Seit einigen Jahren leidet er an der Augenkrankheit Keratokonus und einer Myopie auf dem linken Auge sowie einer Hyperopie auf dem rechten. Seit Mai 2022 setzt sich Messall als Bildungsaktivist für die Reformierung und Lockerung in der Lehrkräfteausbildung und dem Referendariat ein. Dabei arbeitet er mit verschiedenen bildungspolitischen Organisationen zusammen. Derzeit arbeitet er im Bereich Öffentlichkeitsarbeit in einem Berliner Unternehmen. Sein Traum ist es weiterhin, Lehrer zu werden. Das Referendariat möchte er jedoch nicht mehr absolvieren.
Unterrichtsvorbereitung, Recherche, Klausurkorrektur — als Lehrkraft verbringt ihr oft viele Stunden am Schreibtisch. Schon nach wenigen Momenten beginnt es manchmal im Nacken zu ziehen und im Rücken zu stechen. Ihr wisst schon gar nicht mehr, wie ihr die restlichen Stunden hinter euch bringen sollt, wenn das so weiter geht? Auch im Unterricht sitzt ihr wieder, wenn eure Schüler:innen selbstständig arbeiten und die Rückenschmerzen beginnen wieder von vorne. Wenn das vertraut für euch klingt, ist ein ergonomischer Schreibtischstuhl vielleicht eine Idee für euch. Wir stellen euch die besten Modelle vor!
Als Lehrkraft verbringt ihr mehrere Stunden im Sitzen. In dieser beruflichen Realität spielt der richtige Schreibtischstuhl eine entscheidende Rolle, um Gesundheit, Komfort und Produktivität zu gewährleisten. Ein ergonomischer Stuhl bietet die nötige Unterstützung, um Belastungen des Rückens, Nackens und der Schultern zu minimieren, die durch längeres Sitzen entstehen können.
Außerdem könnt ihr mit dem richtigen Stuhl eure Wirbelsäule unterstützen und somit eine natürliche Sitzhaltung fördern. Dies reduziert das Risiko von Rückenschmerzen, die häufig durch eine falsche Körperhaltung oder mangelnde Unterstützung entstehen.
Moderne ergonomische Schreibtischstühle bieten oft verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, die es euch ermöglichen, eure Sitzposition anzupassen und sich frei zu bewegen. Weiterhin leistet ihr damit eine langfristige Investition in die eigene Gesundheit, indem ihr auf eure körperliche Gesundheit achtet, könnt ihr Rückenproblemen und Haltungsschäden vorbeugen.
Komfort am Arbeitsplatz ist außerdem entscheidend für die Produktivität. Ein ergonomischer Schreibtischstuhl ermöglicht es euch, euch auf eure Aufgaben zu konzentrieren, ohne von Unbehagen oder Ablenkungen durch Rückenbeschwerden abgelenkt zu werden. Dies kann zu einer effizienteren Unterrichtsvorbereitung und einem besseren Unterrichtserlebnis führen.
Als Lehrer:innen wisst ihr, wie wichtig ein guter Schreibtischstuhl für euren Arbeitsalltag ist. Doch worauf solltet ihr bei der Auswahl eines ergonomischen Stuhls achten? Hier sind einige wichtige Punkte:
Verstellbare Sitzhöhe: Achtet darauf, dass der Schreibtischstuhl eine verstellbare Sitzhöhe hat, damit ihr ihn an eure individuelle Körpergröße anpassen könnt. Dadurch könnt ihr sicherstellen, dass eure Füße fest auf dem Boden stehen und eure Knie in einem rechten Winkel gebeugt sind.
Unterstützende Rückenlehne: Die Rückenlehne des Stuhls sollte ergonomisch geformt sein und euren Rücken optimal stützen. Idealerweise sollte sie in der Höhe verstellbar sein, um sich an verschiedene Körpergrößen anzupassen, und über eine Lordosenstütze (verstärkte Polsterung im Bereich des unteren Rückens) verfügen, um euren unteren Rücken zu entlasten.
Einstellbare Armlehnen: Achtet darauf, dass die Armlehnen verstellbar sind, um eure Arme in einer bequemen Position zu halten und Nacken- sowie Schulterverspannungen zu vermeiden. Die Höhe und Breite der Armlehnen sollte anpassbar sein, um eine optimale Unterstützung zu gewährleisten.
Sitztiefe und Sitzneigung: Achtet darauf, dass die Sitzfläche des Stuhls in der Tiefe verstellbar ist, um sicherzustellen, dass eure Oberschenkel vollständig auf der Sitzfläche aufliegen und eure Kniekehlen etwa eine Handbreit Platz haben. Eine verstellbare Sitzneigung ermöglicht es euch, die optimale Position für eure Arbeit einzustellen und eine gute Durchblutung zu fördern.
Armlehnen: Euer Schreibtischstuhl sollte über verstellbare Armlehnen verfügen, um euren Arbeitskomfort zu maximieren und Nacken- sowie Schulterverspannungen zu reduzieren. Achtet darauf, dass die Armlehnen sowohl in der Höhe als auch in der Breite anpassbar sind. So könnt ihr sicherstellen, dass eure Arme in einer natürlichen Position ruhen und euer Arbeitsplatz optimal auf eure Bedürfnisse abgestimmt ist.
Qualität der Polsterung und Materialien: Achtet auf hochwertige Polsterung und atmungsaktive Materialien, um Komfort während langer Arbeitsstunden zu gewährleisten und Druckstellen zu vermeiden. Ein Stoffbezug, der leicht zu reinigen ist, kann ebenfalls von Vorteil sein.
Der hjh OFFICE PRO-TEC 400 ist ein ergonomischer Bürostuhl, der sowohl für große und schwere Personen bis zu 210 cm Körpergröße als auch für kleinere oder durchschnittliche Personen geeignet ist. Er bietet individuelle Einstellmöglichkeiten für die Sitzhöhe, Sitztiefe und Höhe der Rückenlehne, um eine optimale Anpassung an die Bedürfnisse des Nutzers zu gewährleisten. Mit einer verstellbaren Kopfstütze für regelmäßige Entspannung, stabil in Position, und 4D-Armlehnen für zusätzlichen Komfort und Flexibilität bietet dieser Stuhl ein Höchstmaß an Komfort. Die dick gepolsterte Sitzfläche, Rückenlehne und Kopfstütze mit strapazierfähigem Bezug (80.000 Scheuertouren im Martindale Test) sorgen für Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit. Die Synchronmechanik ermöglicht eine feine und dynamische Anpassung an das Körpergewicht und ist optional arretierbar. Den Stuhl findet ihr online für knapp 500 Euro. Einen ausführlichen Test könnt ihr euch auch bei Youtube ansehen.
Der Trendoffice to-strike comfort pro wurde von Stiftung Warentest als Testsieger ausgezeichnet und erhielt die Gesamtnote 2,0 (Ausgabe 09/2021). Diese Auszeichnung unterstreicht seine Qualität und Leistungsfähigkeit. Mit einer höhenverstellbaren Polster-Rückenlehne (58–65 cm) inklusive integrierter Lordosenstütze bietet er eine optimale Unterstützung für den Rücken. Der Schiebesitz ist sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe stufenlos verstellbar (Sitzbreite: 51 cm), während die 4F-Armlehnen mit 4 Funktionen (Höhe, Breite, Tiefe) ausgestattet sind und sich um 25° radial schwenken lassen. Zusätzlich bietet der Stuhl 5 Jahre Garantie und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen auch nach dem Garantiezeitraum auf Anfrage. Mit lastabhängig gebremsten Rollen für harte und weiche Böden sowie einem ausgeglichenen Rollwiderstand sorgt er für optimalen Komfort und ein angenehmes Sitzgefühl. Mit ca. 350 Euro befindet ihr euch mit diesem Modell ebenfalls im preislichen Mittelfeld. Einen ausführlichen Test zu diesem Modell findet ihr bei YouTube.
Der Topstar Open Point SY Deluxe Bürostuhl wurde speziell für Personen mit Bandscheibenproblemen entwickelt, um diesen vorzubeugen und eine verbesserte Ergonomie zu bieten. Die Rückenlehne stabilisiert die Wirbelsäule und unterstützt die natürliche Haltung des Rückens. Als ergonomischer Syncro-Bandscheibendrehstuhl verfügt er über höhenverstellbare Armlehnen und eine atmungsaktive Rückenlehne. Mit einer Belastbarkeit von bis zu 110 kg bietet er Stabilität und Komfort für den täglichen Gebrauch. Dieser Bürostuhl kostet nur um die 160 Euro und ist eine der günstigsten Alternativen, wenn ihr nicht so viel Geld in die Hand nehmen wollt. Wenn ihr einen genaueren Blick auf dieses Modell werfen wollt, könnt ihr euch den Stuhl auch bei YouTube ansehen.
Der Ikea Drehstuhl Markus ist nicht nur praktisch, sondern auch schick und ergonomisch gestaltet. Mit einem Preis von 149 Euro ist er zudem erschwinglich. Dieser Stuhl bietet verschiedene Anpassungsmöglichkeiten, um den Komfort am Schreibtisch zu maximieren. Die Sitzhöhe kann nach den eigenen Wünschen eingestellt werden und dank des Netzgeflechts bleibt die Luftzirkulation auch an heißen Tagen gewährleistet. Die Wippfunktion sorgt für ein entspanntes Sitzen, und verschiedene Sitzneigungen unterstützen dich bei deiner Arbeit. Der Stuhl bietet ein angenehmes Sitzgefühl und die Möglichkeit, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Auch zu diesem Stuhl findet ihr online ausführliche Videos
Der FlexiSpot BS8 Pro ist inspiriert von der Form eines Flamingos, was eine natürliche S-Form der Wirbelsäule unterstützt. Mit einer großen Sitzfläche bietet er langanhaltenden Komfort. Die zweigeteilte, Mesh-bezogene Rückenlehne ist in der Höhe verstellbar und dreifach neigbar, wobei die obere Lehne nach hinten geschwungen ist, um entspanntes Zurücklehnen und eine Kopfauflage zu ermöglichen. Die 3D-Armlehnen sind um 360° drehbar, wodurch der Stuhl eine ausgezeichnete Flexibilität und Anpassungsfähigkeit besitzt. FlexiSpot ist bekannt für qualitativ hochwertiges und vielseitiges ergonomisches Zubehör, und der BS8 Pro ist keine Ausnahme. Er ist in Schwarz und Grau erhältlich, für ein Körpergewicht von bis zu 150 kg geeignet und kostet ca. 300 Euro. Hier findet ihr ein kurzes Review zu diesem Modell.
Normale Bürostühle sind typischerweise für Personen mit einer Körpergröße von 1,65 bis 1,90 m konzipiert. Allerdings sind Frauen im Durchschnitt nur etwa 1,66 m groß. Dies führt oft dazu, dass die meisten Standard-Bürostühle nicht optimal passen, da der Sitz zu tief und die Rückenlehne zu hoch ist. Eine solche unergonomische Haltung kann zu Rückenschmerzen und anderen Beschwerden führen. Frauen haben im Durchschnitt eine schwächere Muskulatur und benötigen daher mehr Unterstützung, insbesondere für den Rücken. Außerdem sind ihre Schultern im Vergleich zum Becken schmaler, was spezielle Anforderungen an den Stuhl stellt, um eine angenehme und gesunde Sitzposition zu ermöglichen. Deshalb stellen wir euch Stühle für, die explizit für Frauen konzipiert sind!
Der Topstar Lady Sitness Deluxe ist ein Bürostuhl, der gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Mit einer ergonomisch geformten Lehne bietet er optimalen Komfort und Unterstützung während des Arbeitens. Die Sitzbreite ist speziell auf die Anatomie von Frauen abgestimmt, um eine bequeme und ergonomische Sitzposition zu gewährleisten. Höhenverstellbare Armlehnen ermöglichen eine individuelle Anpassung an die persönlichen Bedürfnisse. Trotz seiner auf Frauen zugeschnittenen Konstruktion trägt der Stuhl ein beeindruckendes Gewicht von bis zu 110 kg und ist mit dem GS-Logo für geprüfte Sicherheit ausgezeichnet. Zusätzlich steht eine Auswahl an verschiedenen Farben zur Verfügung, um persönliche Vorlieben und Einrichtungsstile zu berücksichtigen.
Der Valkenstol M3 ist ein Schreibtischstuhl, der sich optimal für Frauen mit einer Körpergröße ab 1,50 m eignet. Mit einer 2-fach verstellbaren Kopfstütze bietet er individuellen Komfort und Unterstützung für den Nackenbereich. Die verstellbare Lordosenstütze ermöglicht eine optimale Unterstützung des Rückens und trägt zu einer gesunden Sitzhaltung bei. Durch die Möglichkeit, den Sitz in Höhe und Tiefe anzupassen, kann eine ergonomische Sitzposition erreicht werden. Zusätzlich sind die Armlehnen höhenverstellbar, um den Komfort weiter zu verbessern. Der atmungsaktive Netzrücken sorgt für eine gute Belüftung während des Sitzens, was besonders bei längeren Arbeitszeiten von Vorteil ist. Trotz seiner speziellen Ausrichtung auf Frauen trägt der Valkenstol M3 ein beeindruckendes Gewicht von bis zu 150 kg. Damit bietet er nicht nur Komfort, sondern auch Stabilität und Strapazierfähigkeit für den täglichen Gebrauch. Der Stuhl ist online für 230 Euro verfügbar.
Habt ihr bereits einen ergonomischen Schreibtischstuhl? Was sind eure Erfahrungen damit? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Halle (Saale). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt einen Ausbau der Zahl der Professuren sowie eine Stabilisierung der Beschäftigungsverhältnisse in der Erziehungswissenschaft an. „Das ist eine notwendige Konsequenz aus den Ergebnissen des neuen ‚Datenreports Erziehungswissenschaft 2024‘“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, während der Eröffnung des 29. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) am Montag in der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Laut Datenreport hat sich das erziehungswissenschaftliche Personal an den Universitäten in den vergangenen beiden Jahrzehnten zwar parallel zu den steigenden Studierendenzahlen erhöht, dieser Trend schlage sich in den einzelnen Personalkategorien aber sehr unterschiedlich nieder. „Während bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein deutlicher Anstieg um rund ein Drittel zu beobachten ist, hat sich die Zahl der Professorinnen und Professoren nur um ein Zehntel erhöht. Rund 1.100 Professorinnen und Professoren stehen über 4.500 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber, hinzu kommen knapp 1.000 Lehrkräfte für besondere Aufgaben sowie fast 4.000 nebenberufliche Lehrbeauftragte. Das ist insofern problematisch, als sogar der Akkreditierungsrat verlangt, dass die Verbindung von Forschung und Lehre insbesondere durch hauptberuflich tätige Professorinnen und Professoren gewährleistet wird“, sagte Keller.
Der GEW-Hochschulexperte ergänzte, dass 86 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befristet beschäftigt seien. Bei den Teilzeitbeschäftigen, die mit 60 Prozent die Mehrheit der wissenschaftlich Mitarbeitenden darstellt, betrage der Befristungsanteil sogar 93 Prozent. „Eine derart prekäre Personalstruktur gefährdet nicht nur die Attraktivität des Arbeitsplatzes Universität, sondern untergräbt auch die Kontinuität von Forschung und Lehre - und damit die Qualität der Ausbildung der Lehrkräfte und anderer Pädagoginnen und Pädagogen. Das ist besonders fatal, da wir schon jetzt mit einem massiven Fachkräftemangel in pädagogischen Berufen konfrontiert sind“, betonte Keller.
Er machte sich für einen Ausbau der Zahl der Professuren sowie für eine „Entfristungsoffensive“ im akademischen Mittelbau in der Erziehungswissenschaft stark: „Wir brauchen mehr und besser qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen sowie eine leistungsfähige Bildungsforschung. Das setzt bessere Betreuungsrelationen und faire Beschäftigungsbedingungen an den Universitäten voraus“, mahnte Keller.
Info: Der „Datenreport Erziehungswissenschaft 2024“ wurde von der Max-Traeger-Stiftung der GEW gefördert und wird morgen auf dem 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgestellt. Der Report ist im Verlag Barbara Budrich erschienen und als E-Book kostenlos im open access verfügbar.
Beim DGfE-Kongress präsentiert sich die GEW mit einem Infostand in der Ausstellung sowie heute ab 20 Uhr mit dem traditionellen GEW-Abend.
Es ist mal wieder so weit: Der 14. März ist seit 2019 der Internationale Tag der Mathematik. Auch bekannt als Pi-Tag, da die mathematische Konstante Pi (rund 3,14) mit der amerikanischen Datumsschreibweise 3/14/2024 korrespondiert. Es handelt sich um ein Ereignis, das weltweit von Mathematiker:innen und Mathematik-Enthusiast:innen gefeiert wird, um auf die Bedeutung und Schönheit der Mathematik aufmerksam zu machen. Der Tag bietet eine hervorragende Gelegenheit, das Bewusstsein für die Rolle der Mathematik in unserem täglichen Leben zu schärfen und die mathematische Bildung zu verbessern.
Nachdem wir im vergangenen Jahr einen Blick auf die Bedeutung des Mathetags und seine Rolle in der Förderung mathematischer Bildung geworfen haben, richten wir dieses Jahr unser Augenmerk auf diejenigen, die täglich die Fackel der mathematischen Neugierde entzünden: Mathematiklehrkräfte! Wir konnten mit einer Lehrkraft sprechen, die gleichzeitig auch Mathematik-Creatorin ist, und die gerne ihre Perspektiven und Erfahrungen mit euch teilen möchte.
Unsere Interviewpartnerin, online bekannt unter dem Alias Mathfee, ist Lehrerin und Studienrätin an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Als Lehrkraft für die Sekundarstufen I und II bringt sie ihren Schüler:innen Mathematik und weitere Fächer bei und ist auch als Medienberaterin und Digitalisierungsbeauftragte tätig. Ihre Expertise und Kreativität spiegeln sich in ihrem Instagram-Kanal wider, der sich hauptsächlich um den Einsatz von iPads im Unterricht und nützliche Materialtipps dreht. Vielleicht kennt ihr sie bereits aus unserem LehrerWiki.
Lehrer News: Wie hat sich dein Interesse und deine Leidenschaft für das Unterrichtsfach Mathematik entwickelt?
Mathfee: Mein Interesse und meine Leidenschaft für das Unterrichtsfach Mathematik haben sich im Laufe der Zeit entwickelt. Bereits in der Grundschule wurde mir zunächst klar, dass Mathematik zu meinen stärksten Fächern zählte, da ich die Inhalte in diesem Fach schnell erfassen konnte im Vergleich zu den anderen Fächern. Diese frühe Begeisterung begleitete mich durch meine schulische Laufbahn bis zur Oberstufe, wo ich Mathematik als Leistungskurs wählte. Parallel dazu wählte ich Sozialwissenschaften als zweiten Leistungskurs, um mein Interesse an gesellschaftlichen Themen und Zusammenhängen zu vertiefen. Nach meinem Abitur war für mich klar, dass ich meine Leidenschaften auch beruflich verfolgen möchte. Daher entschied ich mich dafür, Mathematik und Sozialwissenschaften auf Lehramt zu studieren, um als Lehrerin die Freude und Begeisterung für diese Fächer an meine Schüler:innen weitergeben zu können. Ich mag die Kombination meiner beiden Fächer im Schulalltag auch sehr, da z.B. wirtschaftliche Themen wie Konjunkturpolitik oder Finanzpolitik mit der Mathematik häufig in Berührung kommen.
Lehrer News: Aus deiner Erfahrung, warum wird Mathematik oft als unbeliebtes Fach angesehen?
Mathfee: Mathematik wird oft aus verschiedenen Gründen leider als unbeliebtes Fach angesehen. Ich habe aus meiner unterrichtlichen Erfahrung bzw. auch im Austausch mit meinen Schüler:innen verschiedene Situationen beobachtet.
Die Mathematik hat eine gewisse Komplexität und erfordert somit auch eine Anstrengung, deshalb empfinden Schüler:innen die Mathematik als zu anspruchsvoll. Sie haben große Schwierigkeiten, eine mathematische Vorstellung aufzubauen und fühlen sich überfordert. Auch eine mangelnde Eigeninitiative führt bereits im Matheunterricht zu diesen Problemen. Einige geben sich nicht genug Mühe, Mathematik zu lernen oder sie erwarten zu schnell, dass sie die Logik dahinter sofort verstehen, ohne sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Der Spruch „Ohne Fleiß kein Preis“ bringt es sehr gut auf den Punkt.
Ein weiteres Problem ist, dass die Schüler:innen oft nur oberflächlich zuhören, insbesondere wenn sie am Anfang nicht aufmerksam waren, verpassen sie dadurch wichtige Grundlagen, die es schwierig machen, den Anschluss wiederzufinden. Das liegt auch nicht unbedingt am Desinteresse zum Fach, sondern häufiger auch an sozialen Problemen, wie der Corona-Pandemie oder Kriegen. Die Schüler:innen verbringen sehr viel Zeit in sozialen Netzwerken und sind sehr stark von „Doomscrolling“ betroffen. Sie beschäftigen sich ständig mit verschiedenen Themen und können sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren. Dies kann zu einer Abnahme der Konzentrationsfähigkeit führen. Weiterhin auf das Fach bezogen, kann die Vielzahl an Zahlen und Variablen für einige überwältigend sein und zu Verwirrung führen. Viele empfinden Mathematik deshalb als zu schwer und zu kompliziert. Dies kann zusätzlich dazu führen, dass das Fach für sie als uninteressant und sogar frustrierend erscheint.
Auch der Mangel an weiblichen Mathematiklehrerinnen kann als Faktor für die Unbeliebtheit des Faches beitragen. Schüler:innen nehmen Lehrkräfte oft als Vorbilder wahr. Lehrkräfte spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben, da sie nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte, Verhaltensweisen und Einstellungen prägen können. An vielen Schulen gibt es einen Mangel an weiblichen Mathematiklehrkräften, was dazu führen kann, dass Schülerinnen weniger motiviert sind, sich für das Fach zu interessieren. Die Rolle der Lehrkraft, wie sie die Inhalte vermittelt und dabei den Zugang zu den Schüler:innen findet, ist auch entscheidend für das Fach Mathematik, denn auch Lehrkräfte verarbeiten Emotionen unterschiedlich.
Lehrer News: Welche Ansätze oder Methoden nutzt du, um Mathematik zugänglicher und interessanter zu gestalten, insbesondere für Schüler:innen, die Schwierigkeiten damit haben?
Mathfee: Ich betone stets die Herausforderungen, die das Fach Mathematik mit sich bringt – sowohl für die Schüler:innen als auch für mich selbst, wenn ich nicht aktiv lerne bzw. gelernt hätte. Es ist mir wichtig, eine Atmosphäre des Verständnisses und der Offenheit zu schaffen, in der es in Ordnung ist, Schwierigkeiten anzuerkennen und nach Lösungen zu suchen. Indem ich meine eigenen Lernprozesse transparent mache und aufzeige, dass auch ich mich heute noch kontinuierlich mit dem Fach auseinandersetzen muss, möchte ich meine Schüler:innen dazu ermutigen, sich aktiv mit Mathematik zu beschäftigen und nicht bei Schwierigkeiten aufzugeben. Diese Offenheit schafft eine positive Lernumgebung, in der wir gemeinsam daran arbeiten, die Mathematik zu verstehen und zu meistern.
Ein besonderes Anliegen ist es mir auch, den Schüler:innen die Bedeutung und Relevanz des Themas klarzumachen. Ich möchte, dass sie nicht nur z.B. „Formeln“ verstehen, sondern auch verstehen, warum es wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Durch diese Herangehensweise möchte ich eine tiefere Verbindung und ein besseres Verständnis für Mathematik bei ihnen fördern. Anstatt nur das Auswendiglernen von Formeln zu fördern, lege ich den Fokus auf die Anwendungen der Mathematik im realen Leben. Durch viele Übungen und Beispiele können die Schüler:innen einen besseren Zugang zum Fach erlangen.
Auch bemühe ich mich, die zentralen Themen mehrfach und auf verschiedene Weise zu erklären, um sicherzustellen, dass alle sie verstehen können. Dabei wähle ich gegebenenfalls auch sehr einfache Begriffe, um den Sachverhalt noch verständlicher zu machen. Zusätzlich ermutige ich die Schüler:innen häufiger dazu, den Sachverhalt z.B. in einer Gruppenarbeit den Gruppenmitgliedern nochmal zu erklären und Fragen zu klären. Das gibt mir zusätzlich das Gefühl, dass sie das Thema wirklich verinnerlicht haben. Des Weiteren lege ich sehr viel Wert auf die Transparenz in meinem Unterricht. Hierzu verwende ich Kompetenz-Checklisten, damit die Schüler:innen den Lernfortschritt verfolgen können und um zu zeigen, welche Schritte sie bereits gemeistert haben und welche noch folgen.
Lehrer News: Was kannst du uns etwas über die Rolle von digitalen Medien und Technologie im Mathematikunterricht erzählen?
Mathfee: Ich unterrichte gerne in iPad-Klassen, denn sie bieten eine Vielzahl von Vorteilen im Mathematikunterricht. Mit iPads können interaktive Lernmittel genutzt oder Simulationen durchgeführt werden. Diese ermöglichen es den Schüler:innen z.B. mathematische Körper visuell und interaktiv zu erkunden. Zudem können Konstruktionen über eine Geometriesoftware oder Apps besser durchgeführt werden. Durch die Konstruktion eines Dreiecks z.B. mit GeoGebra wird zugleich eine Konstruktionsbeschreibung erstellt, die als Arbeitsanweisung für eine Konstruktion mit Zirkel und Lineal dienen kann. Mit dem Einsatz von iPads im Matheunterricht kann ich ad hoc die individuellen Bedürfnisse meiner Schüler:innen leichter berücksichtigen. Falls sie noch Lücken zu verschiedenen Themen haben, sende ich ihnen per AirDrop Arbeitsblätter mit dem Titel „freiwilliges Üben“ zu und wenn sie andernfalls schnell fertig sind, sende ich ihnen die Arbeitsblätter „zusätzliches Üben“ zum Vertiefen zu.
Mein Unterrichtsmaterial gestalte ich insbesondere noch so, dass es ansprechend aussieht und die Aufmerksamkeit der Schüler:innen auf sich zieht. Ich hatte mit dem Kontext „Super Mario“ zuletzt eine Präsentationsvorlage erstellt, mithilfe dieser Vorlage konnte ich alle meine Schüler:innen für das Fach Mathematik motivieren. In meiner Unterrichtsplanung nutze ich häufig Video-Games als Inspiration, da sie eine Vielzahl von Eigenschaften bieten, die den Lernprozess bereichern. Es ist auch die Lebenswelt der Schüler:innen. Video-Games beinhalten wertvolle Eigenschaften für den Lernprozess, wie z.B. Interaktivität, Unterhaltung, Lernmöglichkeiten, Kreativität, Belohnungssysteme, Realitätsflucht und Technologien wie 3D-Grafiken, die ich häufiger in meinem Unterricht einbeziehe und so fast alle meine Schüler:innen für das Fach gewinne. Somit ermöglichen iPads den Zugang zu einer Vielzahl von multimedialen Materialien, wie Videos, Grafiken, Animationen etc.
Durch die Verwendung von iPads im Matheunterricht können Schüler:innen gemeinsam an Projekten arbeiten, ihre Ergebnisse teilen und sich gegenseitig verbessern. Ein Beispiel für solche Projekte wären Brettspiele. Brettspiele, die im Mathematikunterricht von den Schüler:innen erstellt werden, bieten eine Vielzahl von pädagogischen und interaktiven Vorteilen, wie Kreativität und Gestaltungsfähigkeit, Anwendung von Mathematik, Problem- und Lösungsorientierung, sowie Motivation und Engagement. Dies fördert zugleich die Teamarbeit und den Austausch von Ideen, nicht nur im Fach Mathematik, auch in anderen Fächern.
Lehrer News: Abschließend, wenn du die Möglichkeit hättest, etwas am Mathematikunterricht zu ändern, was wäre es und warum?
Mathfee: Die Schüler:innen stehen oft unter Zeitdruck. Sie brauchen wesentlich mehr Zeit und Raum zum Experimentieren und Vertiefen, um ihre mathematischen Fähigkeiten auf eine kreativere und praxisorientiertere Weise entwickeln zu können. Mein Wunsch ist es, die Anzahl der Klassenarbeiten und Klausuren noch weiter zu reduzieren und stattdessen mehr Zeit für kreative Aufgaben, Projekte und praktische Anwendungen einplanen. In diesem Schuljahr sind wir dem Wunsch in NRW auch näher gekommen, denn eine Klassenarbeit konnte in der Sekundarstufe I bereits gestrichen werden. Dies gibt den Schüler:innen die Möglichkeit, ihr mathematisches Wissen auf vielfältige Weise zu zeigen und zu festigen.
Schüler:innen, die Schwierigkeiten mit Mathematik haben, sind oft in einem Teufelskreis gefangen, da sie oft schlechte Noten erhalten, was ihr negatives Bild vom Fach verstärken kann. Diese schlechten Noten können zu einem Mangel an Selbstvertrauen führen und ein Leben lang die Mathematik zum unbeliebtesten Fach machen. Ich möchte mit meinen Schüler:innen mehr ins Gespräch kommen und ein Growth Mindset entwickeln. Das erfordert Zeit. Es ist zugleich wichtig, den Teufelskreis mit Gesprächen zu durchbrechen, um den Schüler:innen mit Schwierigkeiten im Fach Mathematik zu helfen. Insgesamt ist es wichtig, als Lehrkraft eine offene Kommunikation zu pflegen und Empathie zu zeigen. Dies trägt nicht nur dazu bei, mathematische Schwierigkeiten zu überwinden, sondern fördert auch ein positives Lernklima und unterstützt nachhaltig die persönliche Entwicklung der Schüler:innen.
Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!
Im Interview mit Mathfee wird deutlich, dass sie mit großer Hingabe und Leidenschaft unterrichtet. Doch hinter dieser Begeisterung verbirgt sich eine drängende Realität: der Mangel an qualifizierten Lehrkräften, insbesondere in den MINT-Fächern. Diese Lücke stellt eine ernsthafte Herausforderung dar, da sie das Potenzial hat, das langfristige Interesse und Verständnis für diese Schlüsselbereiche der Naturwissenschaften zu beeinträchtigen.
Berlin. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien sieht die Fortsetzung des Digitalpakts für Schulen gefährdet und übt scharfe Kritik an Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. “Es steht zu befürchten, dass der Ministerin die für die Digitalpakt-Fortsetzung erforderlichen zusätzlichen Mittel in Milliardenhöhe nicht zur Verfügung stehen”, sagte die CDU-Politikerin in einem Interview mit dem Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda.
Verhandlungstermine, die Teil des vereinbarten Zeitplans waren, seien abgesagt worden. Auch der diese Woche zu nennende Jahresbetrag des Bundes für den Digitalpakt 2.0 bleibt weiterhin unklar. “Wenn die Bundesministerin dann auch noch in Interviews völlig neue Forderungen an die Länder in den Raum stellt verbunden mit dem Scheinargument, die Digitalisierung sei über den Digitalpakt in den Schulen kaum vorangekommen, dann ist die Botschaft offensichtlich”, so Prien.
Die ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz fordert von der Bundesbildungsministerin klare Ansagen. Anstatt mit den Ländern nach Lösungen zu suchen, versuche die BMBF-Chefin gegenüber Medienvertretern andere Gründe vorzuschieben. Zwar bekräftigte Stark-Watzinger zuletzt, dass der neue Digitalpakt kommen müsse, ließ aber weitere Details zur Finanzierung offen.
Stark-Watzinger wolle mit einem Mal die vom Bund nicht ausfinanzierten "Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten" über den Digitalpakt 2.0 laufen lassen, obwohl es aus Sicht der Länder keinen inhaltlichen Zusammenhang gebe, äußerte Prien.
Prien spricht von einem “Vertrauensbruch”, wenn die bisher vereinbarten Zeitpläne und inhaltlichen Kompromisse über Bord geworfen werden sollten. “Der Föderalismus erleidet durch solche Aktionen einen weiteren Reputationsschaden”, sagte Prien. Beim heutigen Besuch Stark-Watzingers in der Kultusministerkonferenz werde man eine “klare Stellungnahme einfordern und davon die weiteren Verhandlungsschritte mit dem Bund abhängig machen. In allen Feldern”.
Angesichts der kommenden Kultusministerkonferenz am 14. und 15. März appelliert der Deutsche Philologenverband (DPhV) an die Kultusministerkonferenz (KMK), der einphasigen dualen Lehrkräftebildung eine klare Absage zu erteilen.
„Eine Absenkung der Ausbildungsqualität – und nichts anderes sind einphasige duale Lehramtsstudiengänge, die keinen konsequenten kumulativen Kompetenzaufbau für Lehrkräfte verfolgen – hätte verheerende Folgen“, sagte DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. „Die Zweiphasigkeit der Lehrkräftebildung hat sich bewährt: Die universitäre Lehrkräftebildung mit der Kernaufgabe der fachwissenschaftlichen Bildung in der ersten Phase und dem anschließenden unterrichtspraktischen Vorbereitungsdienst in der zweiten Phase sind die beiden Qualitätssäulen der Lehrkräftebildung. Konsequent mit dem Abschluss des Staatsexamens umgesetzt, kann die Studienzeit gegenüber polyvalenten Bachelor-Master-Studiengängen sogar verkürzt und ein zweijähriger Vorbereitungsdienst kann angeschlossen werden. Dafür setzen wir uns ein!“, so Lin-Klitzing weiter.
Die jüngsten Schulleistungsstudien zeigten leider nachlassende Kompetenzen der Schüler und Schülerinnen. Die Antwort darauf könne nur hochwertiger Unterricht sein und eben keine Aufweichung und Qualitätsabsenkung in der Lehrkräftebildung, wie sie – bedingt durch den Lehrkräftemangel – in manchen Bundesländern Einzug halten solle. Lin-Klitzing: „Der Ausnahmefall darf nicht zu einer anhaltenden Erosion der Qualität führen. Dann wird die Ausnahme irgendwann zu einer schlechten Regel!“
Der DPhV spricht sich zudem grundsätzlich für das Zwei-Fächer-Studium für das Lehramt aus. Lin-Klitzing: „Wir verlangen von den Lehrkräften, dass sie mit den Schülerinnen und Schülern fachübergreifend arbeiten und dass sie aus verschiedenen Fachperspektiven auf die Unterrichtsgegenstände und Schlüsselprobleme dieser Welt analysierend und handlungsorientierend schauen. Eine grundsätzliche Verengung der Lehrkräftebildung auf ein Fach steht dem entgegen. Abgesehen davon, würde die Einfach-Lehrkraft die Schulen vor gewaltige organisatorische Herausforderungen stellen. Auch bei einem Quer- oder Seiteneinstieg sollte die lehramtsgemäße universitäre Nachqualifikation im zweiten Unterrichtsfach der regelhafte zweite Weg für diejenigen sein, die die Lehramtsfakultas für ein sog. Mangelfach bereits erworben haben.“
Zudem betonte Lin-Klitzing, dass für Lehrkräfte aus dem Ausland die souveräne Beherrschung der deutschen Sprache selbstverständliche Voraussetzung sein muss: „Das C2-Niveau ist die Voraussetzung für eine Anstellung als Lehrkraft. Eine regelhafte Verpflichtung einzustellender Lehrkräfte, das Niveau C2 nachlaufend berufsbegleitend zu erwerben, reicht nicht aus.“
Um die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen, sind aus Sicht des DPhV u.a. folgende Maßnahmen sinnvoll: so weit wie möglich abzubauende Zulassungsbeschränkungen für das Lehramtsstudium, verbesserte Teilzeitmöglichkeiten, das Erhöhen der Bezüge während des Vorbereitungsdienstes und bessere Finanzierungsmöglichkeiten und Stipendien während des Lehramtsstudiums.
Für Lehrer:innen bietet die Möglichkeit, einen Nebenberuf aufzubauen, nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten in unterschiedlichen Bereichen zu entfalten. Der Lehrerberuf ist zweifellos erfüllend, aber manchmal entstehen Bedürfnisse, die über den Rahmen des Klassenzimmers hinausgehen. Ob es darum geht, zusätzliches Einkommen zu generieren, sich beruflich weiterzuentwickeln oder einfach eine Leidenschaft zu verfolgen – die Gründe für einen Nebenberuf sind vielfältig.
Lehrkräfte sind nicht nur Pädagog:innen, sondern oft auch kreative Köpfe, Technikexpert:innen oder Expert:innen in anderen Fachbereichen. Die Frage lautet daher nicht nur "Warum einen Nebenberuf aufbauen?", sondern auch "Welche Fähigkeiten und Leidenschaften kann ich in meine Nebentätigkeit einbringen?". In diesem Artikel werfen wir einen umfassenden Blick auf die Möglichkeiten, die Nebentätigkeiten für Lehrer:innen bringen können und was es dabei zu beachten gibt.
Die Entscheidung, einen Nebenjob als Lehrer:in anzunehmen, kann durch verschiedene Motive begründet sein und birgt zahlreiche Vorteile. Insbesondere in Zeiten von Lehrermangel und überlasteten Lehrkräften stellt sich jedoch die Frage, ob Nebenjobs überhaupt Sinn machen.
Zum einen bietet ein Nebenjob finanzielle Möglichkeiten, die es ermöglichen, Fixkosten im Studium wie Miete, Semesterbeiträge, Versicherungen und Lebensmittel zu decken und somit eine finanzielle Unabhängigkeit zu gewährleisten. Neben den üblichen Finanzierungsoptionen wie BAföG, Stipendien oder Studienkrediten eröffnen Nebenjobs auch nach dem Studium im Berufsalltag eine zusätzliche Einnahmequelle. Allerdings kann die Ausübung eines Nebenjobs auch dazu beitragen, die bereits überlasteten Lehrkräfte weiter zu belasten und den Lehrermangel zu verschärfen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Zeit und Energie, die in den Nebenjob investiert werden, von der Vorbereitung auf den Lehrberuf abgezogen wird, was langfristig zu einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität führen könnte. Insgesamt ist es daher wichtig, dass ihr bei der Entscheidung für einen Nebenjob sorgfältig abwägt, ob die potenziellen Vorteile die möglichen negativen Auswirkungen überwiegen.
Wenn es um Nebenjobs als Lehrer:in geht, sind die gesetzlichen Regelungen entscheidend. Gemäß den Vorschriften im Bundesbeamtengesetz und den jeweiligen Landesgesetzen dürfen Nebenjobs grundsätzlich nur außerhalb der normalen Arbeitszeit stattfinden. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Regeln je nach Bundesland variieren können, daher sollte ihr euch mit den genauen Bestimmungen vertraut machen.
Besonders relevant ist die sogenannte Ein-Fünftel-Regel. Diese Regel besagt, dass die Arbeitszeit für Nebenjobs ein Fünftel der regulären wöchentlichen Arbeitszeit nicht überschreiten darf. Das gilt besonders für euch, wenn ihr in Teilzeit oder während einer Beurlaubung arbeiten wollt.
Die Anmeldung für Nebenjobs erfolgt normalerweise schriftlich oder elektronisch und erfordert Angaben zur Art der Tätigkeit, zum zeitlichen Aufwand und zur Bezahlung. Die Zustimmung der Schulleitung oder Dienstbehörde ist wichtig, und alle Informationen sollten klar und korrekt sein. Das Verständnis der gesetzlichen Rahmenbedingungen schützt nicht nur vor Problemen, sondern ermöglicht es auch, Nebenjobs effektiv und im Einklang mit den eigenen Verpflichtungen zu gestalten.
Wenn es um das finanzielle und zeitliche Engagement in Nebenjobs als Lehrer:in geht, sind klare Grenzen gesetzt. Laut dem Bundesbeamtengesetz und den jeweiligen Landesgesetzen dürfen die Gesamteinkünfte aus Nebentätigkeiten einen bestimmten Prozentsatz des jährlichen Grundgehalts nicht überschreiten. Diese Verdienstgrenze liegt in der Regel bei 40 Prozent des Jahresgrundgehalts.
Besonders wichtig ist die detaillierte Übersicht über die spezifischen Regelungen in den verschiedenen Bundesländern. Einige Länder, wie beispielsweise Baden-Württemberg, haben klare Grenzen für die Gesamtvergütung aus Nebentätigkeiten festgelegt. Hier gilt eine Genehmigung als erteilt, wenn die Vergütungen insgesamt 1200 Euro im Kalenderjahr nicht überschreiten. In Bayern liegt die Obergrenze bei 30 Prozent der jährlichen Dienstbezüge. Auch hier gibt es nach Bundesland also unterschiedliche Regelungen, mit denen ihr euch vorher vertraut machen solltet.
Neben den finanziellen Aspekten gibt es auch zeitliche Begrenzungen. In einigen Bundesländern dürfen Lehrer:innen maximal 8 Stunden pro Woche in Nebenjobs arbeiten. Diese Regelung zielt darauf ab, sicherzustellen, dass die Haupttätigkeit als Lehrer:in nicht beeinträchtigt wird und genügend Zeit für Erholung und persönliche Angelegenheiten bleibt. Daher ist es entscheidend, die spezifischen Regelungen des jeweiligen Bundeslandes zu kennen und einzuhalten. In vielen Fällen wird die genaue Anzahl der erlaubten Stunden für Nebentätigkeiten nicht explizit genannt, stattdessen wird betont, dass die Nebentätigkeit nicht dazu führen darf, dass dienstliche Pflichten vernachlässigt werden.
Als verbeamtete Lehrkraft benötigt ihr für Nebentätigkeiten die Zustimmung eures Dienstherrn, unabhängig von unterschiedlichen Landesregelungen. Die Anmeldung oder Genehmigung einer Nebentätigkeit als Lehrer:in ist ein strukturiertes Verfahren, das einige klare Schritte erfordert, die oftmals erschlagend wirken können.
Antragsstellung: Ähnlich wie bei anderen Formalitäten im Beamtenwesen erfolgt die Anmeldung oder Genehmigung schriftlich oder elektronisch. Die Bildungsbehörde des jeweiligen Bundeslandes ist die Anlaufstelle für diesen Antrag.
Ort der Tätigkeit: Es ist wichtig anzugeben, wo genau die Nebentätigkeit ausgeübt wird. Dies könnte beispielsweise eine bestimmte Firma, Institution oder ein anderer Standort sein.
Arbeitsstunden: Die geplante wöchentliche Arbeitszeit muss angegeben werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass sie die gesetzlichen Höchstgrenzen nicht überschreitet.
Vergütung: Die Höhe der Vergütung oder anderer geldwerter Vorteile aus der Nebentätigkeit muss transparent gemacht werden. Dies ist besonders wichtig, da die finanziellen Einkünfte Grenzen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen nicht überschreiten dürfen.
Die Angabe dieser Informationen wird in §99 des Bundesbeamtengesetzes geregelt. Ein sorgfältig ausgefüllter Antrag, der alle relevanten Informationen enthält, bildet die Grundlage für eine reibungslose Bearbeitung seitens der Bildungsbehörde und trägt dazu bei, Unklarheiten oder Probleme im Genehmigungsprozess zu vermeiden. Den Antrag für eure Nebentätigkeit findet ihr bei der jeweiligen Bildungsbehörde eures Bundeslandes.
Die Erteilung einer Genehmigung für eine Nebentätigkeit als Lehrer:in ist ein wichtiger Schritt, der jedoch unter gewissen Umständen rückgängig gemacht werden kann. Gemäß Paragraf 99 Absatz 4 besteht die Option, eine bereits erteilte Genehmigung zurückzunehmen, wenn dienstliche Interessen beeinträchtigt werden. Dieser Schritt wird jedoch nicht leichtfertig vollzogen und erfordert eine deutliche und nachweisbare Beeinträchtigung.
Damit eine Genehmigung zurückgenommen werden kann, müssen die Beeinträchtigungen klar definiert sein. Beispiele hierfür könnten Situationen sein, in denen eure Nebentätigkeit das Ansehen der öffentlichen Verwaltung schädigt oder konkrete Konflikte mit den dienstlichen Pflichten entstehen.
Euer Dienstherr kann jedoch auch bereits im Vorfeld die Genehmigung versagen, wenn er befürchtet, dass dienstliche Interessen beeinträchtigt werden.
Eine Möglichkeit für einen Nebenjob wäre es, Nachhilfe anzubieten. Dies ist für viele Lehrer:innen nicht nur aus finanziellen Gründen eine Option, sondern auch wegen der Aussicht, Schüler:innen zu besseren Noten zu verhelfen. Auch Eltern schätzen die Möglichkeit, Verantwortung für den Nachhilfeunterricht ihrer Kinder an erfahrene Pädagog:innen abzugeben.
Nicht nur die steigende Flüchtlingsthematik, sondern auch die Globalisierung hat zu einer wachsenden Nachfrage nach Deutschkursen geführt. In diesem Kontext eröffnet sich für euch eine besonders interessante Option – die Übernahme von Sprachunterricht als Nebenjob. Ihr könntet zum Beispiel Ferienkurse organisieren und damit nicht nur dazu beitragen, Sprachkenntnisse zu vermitteln, sondern gleichzeitig eure eigene Urlaubskasse aufbessern. Die Flexibilität von Ferienkursen ermöglicht es euch, eure pädagogischen Fähigkeiten auch außerhalb des regulären Schulbetriebs einzusetzen.
Als erfahrene Pädagog:innen habt ihr die Möglichkeit, als Lektor:in für Schulbuchverlage tätig zu werden und somit einen direkten Einfluss auf die Gestaltung von Lehrmaterialien zu nehmen. Durch diese Nebentätigkeit könnt ihr die praxisnahe Perspektive von Lehrer:innen in die Entwicklung von Schulbüchern einfließen lassen.
Wenn ihr außerdem namentlich im Impressum eines erfolgreichen Schulbuchs genannt werdet, ist das auch ein zusätzlicher Schritt in eurer beruflichen Laufbahn, der euer fachliches Ansehen stärken kann und Eindruck schindet.
Eine Weiterbildung in systemischer Beratung eröffnet euch nicht nur neue Horizonte, sondern schafft auch die Möglichkeit, als Mediator:in nebenberuflich tätig zu werden. Hier spielt ihr eine entscheidende Rolle in der Konfliktlösung und könnt mit eurer Expertise dazu beitragen, Familien in Entwicklungsprozessen zu begleiten. Die Arbeit als Mediator:in ist nicht nur erfüllend, sondern ermöglicht es euch auch, wertvolle Fähigkeiten im Bereich der Konfliktbewältigung zu vertiefen.
Die Bezahlung von Lehrtätigkeiten an Hochschulen lässt oft zu wünschen übrig, und der Traum vom Bloggen als Einkommensquelle ist leider auch keine sichere Alternative. Eine Option könnte jedoch der Verkauf eigener Unterrichtsmaterialien sein. Allerdings sollte beachtet werden, dass der Stundenlohn aufgrund des hohen Aufwands für die Erstellung dieser Materialien oft nicht optimal ist.
Eine kreative Möglichkeit könnte für euch auch darin bestehen, eure Erfahrung in der Lehre auf einer Kleinkunstbühne oder in einem Improvisationstheater einzusetzen. Als Künstler:in könnt ihr eure pädagogischen Fähigkeiten auf unkonventionelle Weise präsentieren und so eure Vielseitigkeit unter Beweis stellen.
Übt ihr nebenbei noch eine andere Tätigkeit aus? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
München. Die bayerische Staatsregierung hat einen Gesetzentwurf zur “Förderung der Bundeswehr in Bayern” vorgelegt. Der Schritt erfolgt als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Mit dem Gesetz soll die Interaktion der Bundeswehr mit Bildungseinrichtungen gefördert werden.
Der Entwurf enthält eine Ergänzung des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG). Dem Artikel 2 soll folgender Absatz hinzugefügt werden: “Die Schulen arbeiten mit den Jugendoffizieren der Bundeswehr im Rahmen der politischen Bildung zusammen. Die Karriereberater der Bundeswehr und Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben dürfen im Rahmen schulischer Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung über Berufs- und Einsatzmöglichkeiten in ihrem Bereich informieren”.
Die Jugendoffiziere und -offizierinnen sind Bestandteil der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr. Nach Angaben der Bundeswehr sind die Jugendoffizier:innen erfahrene und praxisnahe Referent:innen, die deutschlandweit die “Herausforderungen einer bündnisorientierten Sicherheitspolitik” vermitteln sollen. Ihr Angebot soll sich an Lehrkräfte richten, die in den Jahrgängen 9 bis 13 unterrichten. So sollen die Jugendoffizier:innen einen Beitrag zur politischen Bildung leisten, indem sie auf aktuelle (welt-)politische Ereignisse eingehen und mit den Schüler:innen ins Gespräch kommen.
Die Arbeit der Jugendoffizier:innen der Bundeswehr wird durch den sogenannten Beutelsbacher Konsens geregelt. Der Beutelsbacher Konsens ist ein in den 1970er Jahren formulierter Minimalkonsens für den Politikunterricht in Deutschland, der drei Prinzipien festlegt: das Überwältigungsverbot (keine Indoktrination), das Gebot der Kontroversität (Beachtung kontroverser Positionen in Wissenschaft und Politik im Unterricht) und die Schülerorientierung (Befähigung der Schüler:innen, in politischen Situationen ihre eigenen Interessen zu analysieren).
2022 hat sich die Wahrnehmung sicherheitspolitischer Herausforderungen, Risiken und Bedrohungen durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine schlagartig verändert, was zu einem großen Interesse der Bevölkerung an den Themen Krieg und Frieden führte. Wie aus dem Jahresbericht 2022 hervorgeht, erfuhren die Jugendoffizier:innen der Bundeswehr im ersten Halbjahr 2022 eine sehr starke Nachfrage, die zeitweise das Fünffache im Vergleich zum coronadominierten 2021 betrug. 2022 wurden insgesamt 5.931 Veranstaltungen mit 150.021 Teilnehmer:innen durchgeführt, 123.928 davon Schüler:innen und Studierende. Damit gab es 147,6 Prozent mehr Veranstaltungen im Vergleich zum Vorjahr bzw. 4,6 Prozent mehr im Vergleich zu 2019. Knapp 73 Prozent der Veranstaltungen waren Vorträge.
Doch die Arbeit der Jugendoffiziere ist nicht unumstritten. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat sich seit langem gegen den Einfluss der Bundeswehr an Schulen positioniert. Sie beobachtet mit Sorge, dass die Bundeswehr verstärkt um größeren Einfluss in den Schulen bemüht ist und wendet sich entschieden gegen den zunehmenden Einfluss der Bundeswehr auf die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts und der Lehraus- und Fortbildung. 2011 veröffentlichte die GEW zusammen mit der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) die Broschüre “Einsatzgebiet Klassenzimmer – die Bundeswehr in der Schule”. Jüngst äußerte sich Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW, gegenüber dem WDR ablehnend: “Gezielte Imagepflege und verdeckte Werbung seitens Bundeswehr, um an Heranwachsende heranzukommen, sie zu beeinflussen, im besten Fall zu rekrutieren. Und wir sagen: Schule ist nicht der Ort von Rekrutierung. Und wenn es um politische Bildung gehen soll, haben wir dafür Experten, das sind die Lehrkräfte”.
Indes sprach sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für die Besuche von Jugendoffizier:innen an Schulen aus. Berichten des WDR zu Folge habe sich durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine viel verändert, weshalb die Besuche von Jugendoffizier:innen zur Pflicht werden sollten. Erst kürzlich sprach sich Söder für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus.
Euer Traum ist es Lehrer:in zu werden, doch euch fehlt noch der Überblick zur Lehrerausbildung? Dann seid ihr hier genau richtig! Nachdem wir euch in unserer Reihe bereits das Lehramtsstudium in Bayern, sowie in Baden-Württemberg vorgestellt haben, geht es in diesem Artikel um das Lehramtsstudium in Schleswig-Holstein. Was erwartet euch und was gibt es für Besonderheiten?
Die erste große Entscheidung, die ihr treffen müsst, betrifft die verschiedenen Lehramtstypen. In Schleswig-Holstein kann man folgende Lehrämter studieren: Grundschule, Gymnasium, Gemeinschaftsschulen, Sonderpädagogik und berufsbildende Schulen. Allerdings solltet ihr beachten, dass nicht jedes Lehramt an jedem Standort angeboten wird. Jedes Studium vermittelt Kompetenzen im Bereich “Pädagogik und Bildung” und unterteilt sich in zwei bzw. drei Ausbildungsphasen. Die erste umfasst ein Bachelorstudium von sechs Semestern bis zum Bachelor of Arts in Bildungswissenschaften. Ihr wählt in dieser Zeit außerdem die zwei Fächer (Teilstudiengänge), die sie zukünftig unterrichten wollen und belegen den dritten obligatorischen Teilstudiengang “Bildung, Erziehung, Gesellschaft”. Danach folgt ein viersemestriges Masterstudium mit dem Abschluss Master of Education, welches entscheidet, für welche Schulform Sie ihre Lehrbefähigung erlangen. Ein 18-monatiger Vorbereitungsdienst/Referendariat an der jeweiligen Schule bildet die letzte Ausbildungsphase. An dieser Stelle haben Sie zwar ihre Lehramtsausbildung abgeschlossen, der Lehrer:innenberuf verlangt jedoch nach stetiger Fort- und Weiterbildung!
Das Grundschullehramt umfasst neben dem Pädagogikbereich und zwei gewählten Fächern noch zwei (inter-)disziplinäre Lernbereiche. Mathe, Deutsch, Englisch oder Sachkunde muss in mindestens einem Studiengang gewählt werden. Ansonsten können die Fächer Mathe, Deutsch, katholische oder evangelisch Religion, Sport, Kunst, Musik, Dänisch, Englisch, Philosophie, Sachunterricht und darstellendes Spiel/Theater gewählt werden. Beim disziplinären Lernbereich müsst ihr euch zwischen Deutsch, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und Mathe entscheiden. Für den interdisziplinären Lernbereich stehen Bewegung und Gesundheit, darstellendes Spiel, Ernährung, Friesisch, Globales Lernen, ästhetisch-kultureller Lernbereich, Niederdeutsch und Umgang mit normativen Fragen zur Auswahl. Falls ihr Deutsch allerdings nicht als Teilstudiengang gewählt habt, müsst ihr zwingend den Lernbereich Deutsch oder Deutsch als Zweit- und Fremdsprache wählen. Das gleiche gilt für Mathematik.
Das Lehramtsstudium für Gymnasien ist an den verschiedenen Universitäten etwas unterschiedlich aufgebaut. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel habt ihr z.B. einen Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang, sowie einen Zwei-Fächer-Masterstudiengang. In Abhängigkeit der gewählten Fächer schließt ihr mit einem Bachelor of Arts oder Science ab. Das Fach Kunst studiert ihr teilweise an der Muthesius Kunsthochschule. Zudem ist Kunst das einzige Fach, für das es einen Ein-Fach-Masterstudiengang gibt. Mehr Informationen zu den jeweiligen Fächerkombinationen und einzelnen Modulen findet ihr hier. Da für einige Studiengänge der Nachweis einer praktischen Tätigkeit oder Fremdsprache notwendig ist, solltet ihr euch darüber im Voraus in der Studienqualifikationssatzung informieren. Außerdem gibt es teilweise die Möglichkeit, ein Erweiterungs- oder Ergänzungsfach zu wählen, das ausgenommen von Griechisch und Informatik, ab dem dritten Fachsemester dazu kommt. Dies gibt euch die Möglichkeit, später ein drittes Fach unterrichten zu dürfen. An der Europa-Universität in Flensburg können sogar alle Fächer miteinander kombiniert werden. Wer Musiklehrer:in werden möchte, kann Musik und ein zweites wissenschaftliches Fach an der Musikhochschule Lübeck studieren. Da für die Studienzulassung allerdings Eignungsprüfungen gefordert sind, solltet ihr euch hier darüber informieren.
Kommen wir nun zum Lehramtsstudium für Gemeinschaftsschulen. Dieses schließt ihr nach dem Bachelorstudium mit einem Master of Education für das Lehramt an Sekundarschulen mit Schwerpunkt Sekundarstufe 1 ab. Für dieses Lehramt wählt ihr ebenfalls zwei Fächer. In dem einen erhaltet ihr letztendlich die Lehrbefähigung für die Sekundarstufe 1 und im zweiten Fach die Lehrbefähigung für die Sekundarstufe 1 und 2. Falls per Landesverordnung ein dringender schulischer Bedarf an Lehrenden für dieses Fach vorliegt, kann das zum Lehren in der Sekundarstufe 2 befähigende Fach durch ein Fach, das zum Unterrichten in der Sekundarstufe 1 befähigt, ersetzt werden. Ganz genau könnt ihr das in der Kapazitätsverordnung Lehrkräfte nachlesen. Zwei Fächer aus dem Bereich der Sekundarstufe 2 können nicht gewählt werden, da dies zum Erlangen des Lehramts an Gymnasien führen würde. Alle Infos zu den möglichen Fächerkombinationen könnt ihr hier finden.
Im Lehramtsstudium für Sonderpädagogik müsst ihr zwei von vier sonderpädagogischen Fachrichtungen auswählen, die ihr sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium absolviert. Die sonderpädagogischen Fachrichtungen sind: Pädagogik und Didaktik zur Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung, Pädagogik bei Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung, Sonderpädagogik des Lernens und Pädagogik bei Beeinträchtigung von Sprache und Kommunikation. Verpflichtend für alle ist der Teilstudiengang Sonderpädagogische Psychologie. Zudem wählt ihr ein Fach aus, das ihr entweder mit Schwerpunkt Primar- oder Sekundarstufe studiert. Welche Fächer ihr zur Wahl habt, erfahrt ihr hier.
Beim Lehramt für berufsbildende Schulen müsst ihr euch für eine von drei Ausrichtungen entscheiden: Ernährungs- und Haushaltswissenschaft, gewerblich-technisch oder Wirtschaftswissenschaft mit dem Profil Wirtschaftspädagogik.
Das Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen mit Ausrichtung Ernährungs- und Haushaltswissenschaften, sowie das Studium mit gewerblich-technischer Ausrichtung hat zwei Voraussetzungen: einen Bachelor- oder Diplomabschluss in Elektrotechnik, Informationstechnik, Fahrzeugtechnik, Metalltechnik oder ein gleichwertiges Studium und ein mindestens 12-monatiges Betriebs- oder Berufspraktikum. Im viersemestrigen Masterstudium gibt es dann ein Modul zur Berufspädagogik und ihr müsst euch für euer allgemeines Fach zwischen Englisch, Mathe, Physik oder Wirtschaft/Politik entscheiden.
Als dritte Option kann das Lehramt für berufsbildende Schulen durch den Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften mit Profil Wirtschaftspädagogik und den gleichnamigen Zwei-Fächer-Masterstudiengang erlangt werden. Ob der Abschluss ein Bachelor bzw. Master of Arts oder Science ist, richtet sich nach der jeweiligen Fächerkombination. Wurde ein Kombifach aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich gewählt, wird der Bachelor/Master of Arts vergeben und wenn aus dem mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereich gewählt wurde, ist der Abschluss Master/Bachelor of Science.
Laut dem Lehrkräftebildungsgesetz Schleswig-Holstein (LehrBG) sind während des Lehramtsstudiums mehrere Praktika zu absolvieren. Da das Lehramtsstudium dazu tendiert, sehr theoretisch zu sein, ist es für angehende Lehrer:innen wichtig, frühzeitig erste praktische Erfahrungen im Zuge von Praktika zu sammeln. Daher werdet ihr im Bachelorstudium neben einem dreiwöchigen Orientierungs- bzw. pädagogischen Praktikum ebenso ein dreiwöchiges fachdidaktisches Praktikum absolvieren. Im Master ist ein Praxissemester Pflicht. An der Musikhochschule in Lübeck sind im Bachelor neben einem Einführungspraktikum und einem vierwöchigen Schulpraktikum noch 150 Stunden Musikvermittlung verpflichtend. Studiert ihr Lehramt für berufsbildende Schulen, werdet ihr ein fachdidaktisches Schulpraktikum im Bachelorstudium und das Praxismodul “Komplementäre Unterrichts-/Didaktikkompetenz” im Master durchlaufen.
In Schleswig-Holstein könnt ihr an mehreren Hochschulen bzw. Universitäten Lehramt studieren. An der Christian-Albrechts-Universität in Kiel (CAU) könnt ihr das Studium Lehramt für Gymnasien und berufsbildende Schulen absolvieren. Mit knapp 5.100 Lehramtstudierenden in 21 Fächern ist sie die größte Hochschule Schleswig-Holsteins, an der Lehramt studiert werden kann. Um das Studium so praxisorientiert wie möglich zu gestalten, wurde 2012 an der CAU in Zusammenarbeit mit dem Leibniz Institut die Kieler Forschungswerkstatt für Naturwissenschaften und Mathematik gegründet. Bei Fragen rund ums Studium sowie bei der Vertretung ihrer Interessen steht den Studierenden das AStA-Lehramtsreferat zur Verfügung.
An der Europa-Universität Flensburg ist das Lehramtsstudium für alle Lehramtstypen möglich. Das Lehramt auf gymnasialer Ebene im Fach Musik kann außerdem an der Musikhochschule Lübeck studiert werden und das Fach Kunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
Alle Studienorte geben euch nicht nur die Möglichkeit, in beruflicher Hinsicht fachliche Kompetenzen zu erwerben, sondern lehren euch auch, sachgerecht zu handeln, kritisch zu denken und persönlich zu wachsen. Es kann vorkommen, dass eines der von euch gewählten Fächer zulassungsfrei und das andere zulassungsbeschränkt ist. Oder aber dass beide Fächer einen unterschiedlichen Numerus Clausus haben. Daher solltet ihr euch immer individuell auf der Website der jeweiligen Hochschule oder Universität informieren und insbesondere auch die Bewerbungsfristen im Blick behalten.
An rund 800 Schulen bemühen sich jeden Tag ca. 28.000 Lehrer:innen, ihren Schüler:innen mathematische Formeln, Fremdsprachen, historische Entwicklungen und vieles mehr nahezubringen. Doch wie auch in vielen anderen Bundesländern herrscht in Schleswig-Holstein großer Lehrkräftemangel. Laut einer im Januar 2024 durchgeführten NDR-Umfrage gaben 48 Prozent der 2.901 Befragten an, dass der Lehrermangel der häufigste Grund für Unterrichtsausfälle sei. Um dem entgegenzuwirken, hat das Bildungsministerium einen Maßnahmenkatalog vorgestellt. Dieser zielt unter anderem darauf ab, Lehrkräfte freiwillig von Gymnasien an Gemeinschaftsschulen zu bewegen, einen monatlichen Bonus von 250 Euro für Referendar:innen in Mangelregionen und die Erhöhung der Stundenkontingente der Lehrkräfte. Die FDP, SPD, sowie die SSW fordern unter anderem zusätzlich einen berufsbegleitenden Aufbau-Masterstudiengang für Quer- und Seiteneinsteiger, einen dualen Studiengang und mehr Geld für die ausbildenden Hochschulen. Wie der Quer- und Seiteneinstieg in die Lehrtätigkeit funktioniert, kann auf der Seite der Landesregierung Schleswig-Holstein nachgelesen werden.
Als weitere Maßnahme schlägt der Landeselternbeirat vor, Nebenfächer zu kürzen und das Augenmerk auf die Hauptfächer zu legen. Der Philologenverband fordert die unterrichtsfernen Aufgaben der Lehrer:innen zu kürzen. Festzustellen ist auch, dass die meisten Nachwuchskräfte Gymnasiallehrkraft werden, obwohl dort der geringste Mangel besteht. Darüber hinaus waren vor Corona 300 Menschen mehr im Vorbereitungsdienst. Martin Habersaat, Bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion betont: “Das Land muss die Zahl der Referendare so aufstocken, dass sie den prognostizierbaren Lücken gerecht wird”. Zudem gibt es ein Überangebot an Lehrkräften für Geschichte, wohingegen immer weniger Lehramtsanwärter Mathematik studieren.
Falls ihr plant Lehramt zu studieren oder schon mittendrin steckt, schreibt gerne eure Erfahrung in die Kommentare!
Fast die Hälfte der Mädchen und ein Drittel der Jungen berichten laut der aktuell veröffentlichten „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“-Studie über multiple psychosomatische Gesundheitsbeschwerden. Zudem sinkt im Fünfjahresvergleich die Lebenszufriedenheit signifikant. Dies kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand:
„Kinder und Jugendliche lernen am besten, wenn sie gesund und gut ernährt sind. Dann können sie auch kurzzeitige Belastungssituationen, etwa vor Prüfungen, gut wegstecken. Allerdings fehlt es vielen an dem Wissen, wie sie sich gesundhalten können. Grundlagenwissen hierzu wird auch an Schule vermittelt. Allerdings fehlt es an Zeit und Möglichkeiten, dies zu vertiefen. Hier kommen Schulgesundheits-fachkräfte ins Spiel. Wir fordern deren bedarfsgerechten, flächendeckenden Einsatz als Teil des multiprofessionellen Teams an Schulen.“ Und das seit 2017 – zum Beispiel gemeinsam mit dem Berufsverband Kinder- und Jugendärzte, der österreichischen Partnergewerkschaft GÖD-aps sowie der Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe.
Schulgesundheitsfachkräfte haben insbesondere drei Betätigungsfelder. Neben der akuten Hilfe und der Unterstützung bei der Versorgung chronisch kranker Kinder ist es ihre maßgebliche Aufgabe, Präventionsangebote für alle an Schule Beteiligten zu unterbreiten. Der VBE-Chef betont: „Für ein gesundes Aufwachsen ist es äußerst wichtig, Gesundheitswissen zu erlangen und es umsetzen zu können. Schulgesundheitsfachkräfte können diese Aufgabe fachgerecht übernehmen – und entlasten damit auch Lehrkräfte, die sich auf anderes konzentrieren können.“
Jungendaustausch To Go geht in die dritte Runde. Am 11. April 2024 findet wieder das beliebte Online-Format der Initiative Schule:Global statt. Mit kurzen und prägnanten Präsentationen in Form von Elevator Pitches (Kurzvorträge 90 Sekunden) stellen Organisationen und Initiativen ihre Fördermöglichkeiten, Programme und Projekte vor, mit denen Schulen internationale Begegnungen realisieren können. Jugendaustausch To Go bietet einen schnellen Überblick, wer Lehrkräfte beispielsweise beim Finden einer Partnerschule im Ausland oder bei der Finanzierung oder Umsetzung eines Austauschprogramms unterstützen kann. Mit dabei sind folgende Organisationen:
Jugendaustausch To Go ist für Lehrkräfte aller Schulformen offen, die interkulturelle und internationale Bildung an ihrer Schule fördern oder etablieren wollen. Im Anschluss an die Präsentationen können sich die Lehrkräfte persönlich beraten lassen und Impulse für die eigene Schule mitnehmen.
Die Veranstaltung findet am 11. April von 16:00 - 17:15 Uhr online statt. Eine Anmeldung kann unter folgendem Link erfolgen: https://aja-org.de/schuleglobal/schuleglobal-jugendaustausch-to-go/
Das Siegel Schule:Global wird an Schulen verliehen, die im Bereich internationaler Austausch, interkulturelle Kompetenz und Diversität aktiv sind oder es werden wollen. Mit der Verleihung des Siegels wird die Schule Teil eines Netzwerkes, in dem Synergien für mehr Austausch geschaffen werden. Den Schulen wird ein Coach zur Seite gestellt, der sie begleitet und sie bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützt. Zusätzlich erhalten Lehrerinnen und Lehrer Zugriff auf exklusive Unterrichts-Materialien wie Arbeitsblätter, Methoden und Handreichungen zum Thema interkulturelle Bildung. Schule:Global ist eine Initiative des AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch und seiner Mitgliedsorganisationen. Mehr Informationen unter www.schule-global.de
In der Bildungslandschaft ist die Forderung nach gerechter Bezahlung von Lehrkräften ein allgegenwärtiges Thema, das nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch politische Entscheidungsträger:innen und die Öffentlichkeit gleichermaßen beschäftigt. Der Grundsatz "gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" ist ein fundamentales Prinzip der Arbeitswelt, doch im Lehrerberuf bleibt dieses Ideal oft eine Herausforderung. Zum internationalen Frauentag am 8. März werfen wir deshalb einen Blick auf die Diskrepanz zwischen der Verantwortung und den Qualifikationen von Lehrkräften und ihrer tatsächlichen Bezahlung.
Drei von vier Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen sind Frauen. Frauke Gützkow, Pressesprecherin der GEW, ordnete dies im Gespräch mit Lehrer News wie folgt ein: „Das Grundschullehramt ist der Beruf, in dem Frauen zu ungefähr 90 Prozent arbeiten, weshalb die unangemessene Eingruppierung dieser Lehrkräfte als mittelbare Diskriminierung aufgrund des Geschlechts betrachtet werden kann“.
Mit der Kampagne JA13! Weil Grundschullehrerinnen es verdienen versucht die Gewerkschaft auf diese Situation aufmerksam zu machen. Grundschullehrer:innen werden in drei Bundesländern noch immer nach Besoldungsgruppe A12 vergütet, während ihre Kolleg:innen an anderen Schulformen in der Regel nach A13 bezahlt werden. In einigen Bundesländern erhalten sogar Lehrkräfte in der Sekundarstufe I teilweise noch die niedrigere Vergütung nach A12. Nur die Lehrkräfte mit „neuem“ Masterabschluss werden direkt in die Besoldungsgruppe A13 eingruppiert, sogenannte Bestandslehrkräfte behalten ihre niedrigere Besoldungsgruppe bei.
Die Initiative zur Einführung der Kampagne begann, als bereits acht Bundesländer Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt hatten. Dies ging einher mit einer Angleichung der Studiensemester und ECTS-Punkte in allen Bundesländern. „Damit konnten wir ein zusätzliches Argument vorbringen: Wenn Lehrkräfte eine einheitliche Ausbildung erhalten, sollten sie auch gleich bezahlt werden“, fasst Gützkow die Ausgangssituation zusammen. Die Kampagne startete im Jahr 2016 und bereits ein Jahr später waren Berlin und Brandenburg die ersten Bundesländer, die Grundschullehrer:innen nach A13 vergüteten. Auch im Jahr 2023 konnte dahingehend ein großer Erfolg verzeichnet werden. „Letztes Jahr sind die Länder Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen nachgezogen, was die Höhergruppierung von Grundschullehrkräften betrifft. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden sogar die Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 noch in A12 eingruppiert. Die profitieren auch davon“, sagt Gützkow.
In Bezug auf die aktuelle Situation äußerte sich Gützkow: "Wir wissen, dass wahrscheinlich kein Ministerpräsident schlaflose Nächte hat, weil er Frauen bei der Eingruppierung von Grundschullehrkräften diskriminiert. Diese Maßnahme ist auch eine Reaktion auf den Fachkräftemangel, um den Beruf attraktiver zu gestalten.“ Es ist unter anderem zu beobachten, dass sich viele Absolvent:innen der Lehramtsstudiengänge nach ihrem Abschluss in ein anderes Bundesland orientieren. Ein Grund für die Abwanderung von Lehrkräften ist die unterschiedliche Bezahlung in den verschiedenen Bundesländern. Eine Grundschullehrerin, die in Ulm unterrichtet, bekommt zum Beispiel 500 Euro weniger als für die gleiche Arbeit in Neu-Ulm. Die Sorge vor der Abwanderung von Lehrkräften nimmt dementsprechend zu, besonders in den Ländern, die an andere Länder angrenzen und höhere Gehälter bieten, wie es bei Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz der Fall ist.
Der Fachkräftemangel steht jedoch auch in engem Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen, insbesondere mit der Arbeitsbelastung und der Bezahlung. Dies führt dazu, dass Männer häufiger Führungspositionen in Lehrberufen einnehmen. "Männer sind in Relation zu ihrem Anteil an Beschäftigten überproportional in Führungspositionen vertreten“, erklärt Gützkow. Sie geht davon aus, dass die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit, die hauptsächlich von Frauen geleistet wird, dazu führe, dass Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren und ihre Chancen auf Führungspositionen verringern. Dies liegt unter anderem daran, dass Lehrkräfte in Leitungspositionen weiterhin unterrichten müssen. „Teilzeitkräfte haben daher einen Nachteil bei der Übernahme solcher Positionen“, so Gützkow.
Ein Modell, welches dabei Hilfe leisten kann, ist das Job-Sharing, bei dem eine Vollzeitstelle von zwei oder mehreren Mitarbeiter:innen ausgeführt wird. Gützkow sagte dazu im Gespräch mit Lehrer News: "Wir kämpfen stark für die Möglichkeit, Führungspositionen zu teilen. Es gibt verschiedene Modelle wie Job-Sharing. Aufgrund des Beamtenrechts ist dies jedoch nicht immer einfach umzusetzen. Unsere Kolleg:innen in Baden-Württemberg, Bremen und Berlin sind besonders daran interessiert, dieses Modell zu etablieren. Es müssen jedoch für jedes Land spezifische Regelungen in Erlassen und Dienstvereinbarungen getroffen werden".
Grundsätzlich ist es wichtig, sich für allgemeine verbesserte Arbeitsbedingungen einzusetzen, darunter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Teilzeitoptionen für junge Familien aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten.
Köln, 05.03.2023 – In der Schule richtig lesen zulernen, das ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr: Inzwischen scheitert jedes vierte Kind am Ende der Grundschule an simplen Texten. Ebenfalls rund ein Viertel der jungen Menschen können auch mit 15 Jahren noch nicht ausreichend lesen. Das ermittelten die großen Bildungsstudien IGLU 2021 bzw. PISA 2022.
Die ehrenamtlichen Lesementor:innen von MENTOR – Die Leselernhelfer engagieren sich deutschlandweit, um das zu ändern. Dafür verzeichnet der Bundesverband von MENTOR 2023 ein erfreuliches Wachstum, das er jetzt bekannt gibt: 15.000 Lesementor:innen fördern 19.000 junge Menschen in wöchentlichen individuellen Lesestunden, zu denen sie sich in den Schulen verabreden.
Zuvor engagierten sich unter dem Dach des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V.bereits 13.000 ehrenamtliche Lesementor:innen. Sie förderten 16.600 Kinder und Jugendliche. Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende, MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. resümiert: „Wenn ein Viertel unserer Schüler:innen am Ende der Grundschulzeit und sogar im Jugendalter nicht ausreichend lesen können, steht nicht nur ihre Zukunft auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft unserer Gesellschaft als Ganzes. Daher ist es unabdingbar, dass immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, die Kinder und Jugendlichen jetzt zu unterstützen. Der Bedarf ist so groß, wie in den letzten 20 Jahren nicht.“
Die Fähigkeit zu lesen ist das Fundament für den Zugang zu Wissen, zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und zur Entfaltung individueller Potenziale. Eine Gesellschaft, in der ein bedeutender Teil der Bevölkerung nicht über grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten verfügt, wird langfristig mit Herausforderungen wie Bildungsungleichheit, sozialer Ausgrenzung und wirtschaftlicher Stagnation konfrontiert sein. Daher ist es unerlässlich, die Arbeit der bildungsrelevante Initiativen, insbesondere im Bereich der Leseförderung, durch eine Spende oder personell zu unterstützen. Weiterführende Informationen auf der Webseite www.mentor-bundesverband.de
Das erfolgreiche Förderprinzip von MENTOR – Die Leselernhelfer beruht auf drei Säulen: Dem 1:1-Prinzip, d.h., jedes Kind wird ganz individuell betreut, einmal pro Woche, mindestens ein Jahr lang. Außerdem sind die Erfolgsfaktoren: Bildung durch Bindung und eine entspannte Lernatmosphäre. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Der erste MENTOR-Verein wurde 2003 in Hannover gegründet, aktuell gibt es bundesweit 123 Vereine. Der Bundesverband mit Sitz in Köln gründete sich 2008. Er sorgt vor allem für die Qualifizierung der Lesementor:innen und das Bereitstellen von Materialien, damit sie ihr Ehrenamt gut vorbereitet aufnehmen und bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe begleitet werden. Die Schirmherrschaft haben Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier inne.
Förderschüler:innen haben es trotz einer abgeschlossenen Schullaufbahn im Vergleich zu Jugendlichen ohne Förderbedarf häufig viel schwieriger, den Einstieg ins Berufsleben zu meistern. Dieser Umstand ist seit Jahren und Jahrzehnten bekannt, doch bisher hat sich nicht grundlegend etwas daran geändert. Immer wieder werden in diesem Zusammenhang verschiedene neue Modelle diskutiert, die dazu führen sollen, dass uns gesamtgesellschaftlich betrachtet Inklusion im Schulsystem und am Arbeitsmarkt besser gelingt. Flächendeckend durchgesetzt hat sich noch keines der Modelle. Dazu sind die Unterschiede im Umgang mit diesem Thema je nach Bundesland sehr groß. In diesem Artikel soll ein Status quo der Situation für Schüler:innen mit Förderbedarf mit Blick auf ihre Chancen am Arbeitsmarkt abgebildet werden.
Die Regierung in Sachsen-Anhalt möchte für Förderschüler:innen bessere Möglichkeiten schaffen, den Hauptschulabschluss zu erwerben. Das Kultusministerium hat Ende Februar 2024 mitgeteilt, dass ab dem nächsten Schuljahr die Option besteht, an Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen eine Klasse zum Erwerb des Hauptschulabschlusses einzurichten. Es sollen auch Kooperationen zwischen mehreren Förderschulen möglich sein, damit eine solche Klasse angeboten werden kann. Hintergrund ist, dass Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Lernen häufig unterhalb der Lehrplananforderungen der allgemeinen Schulen unterrichtet werden würden. Damit erreichen sie keinen anerkannten Schulabschluss, sondern erhalten nur ein Abgangszeugnis, das am Arbeitsmarkt oft als weniger wertvoll wahrgenommen wird.
Bislang konnten Förderschüler:innen mit dem Schwerpunkt Lernen, die die leistungsmäßigen Voraussetzungen erfüllten, an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen eine Kooperationsklasse besuchen, um den Hauptschulabschluss zu erlangen. Die Regierung in Sachsen-Anhalt möchte den Förderschüler:innen aber die Möglichkeit geben, in einer gewohnten, vielleicht besser abgestimmten Umgebung, ihren Hauptschulabschluss zu machen. Bildungsministerin Eva Feußner erklärte das wie folgt: „Damit schaffen wir eine gezielte Förderung für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen und eröffnen ihnen neue Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss in einem für sie passenden Umfeld. Unser Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt gerechte Bildungschancen zu bieten und ihre individuellen Bedürfnisse bestmöglich zu unterstützen".
Eine gemeinsame Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hat Ende 2021 gezeigt, dass Förderschüler:innen mit Hauptschulabschluss bessere Chancen am Arbeitsmarkt haben, als Förderschüler:innen ohne Abschluss. Aber die Zahlen sind immer noch erschreckend gering. Demnach haben etwa 23 Prozent der ehemaligen Förderschüler:innen sechs Jahre nach dem Besuch der 9. Klasse noch keine Ausbildung gefunden. Bei den Jugendlichen von Regelschulen, die maximal einen Hauptschulabschluss erlangt haben, waren es dagegen 13 Prozent. Schüler:innen von Förderschulen verbringen außerdem mehr Monate in berufsvorbereitenden Maßnahmen als ehemalige Regelschüler:innen mit Hauptschulabschluss. Zudem hatten nur 35 Prozent der Jugendlichen von Förderschulen ihre Ausbildung im Zeitraum von September 2011 bis Oktober 2016 erfolgreich abgeschlossen, bei den Jugendlichen von Regelschulen waren das 43 Prozent. Die Perspektiven von Schüler:innen mit Förderbedarf, die eine Förderschule besucht haben, sind also weniger aussichtsreich, als die von Jugendlichen anderer Schulen. Kritiker:innen zweifeln auch deshalb die Sinnhaftigkeit solcher Förderschulen an und wollen andere Modelle zum Standard machen.
Auch die Regierung in Rheinland-Pfalz hat im Bereich Förderschüler:innen im “Übergang zum Arbeitsmarkt” Handlungsbedarf erkannt. In den vergangenen Jahren hätten dort laut Bildungsministerium jährlich zwischen 2.000 und 3.000 Schüler:innen die Schule ohne Berufsreife verlassen. Deutlich mehr als die Hälfte davon waren im Schuljahr 2021/22 Schüler:innen mit einem Förderbedarf. Die hohen Zahlen bei Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ließen sich laut Ministerium damit erklären, dass Schüler:innen mit Abschlusszeugnissen in zwei von insgesamt sieben sonderpädagogischen Förderschwerpunkten als Abgänge ohne Berufsreife in die Statistik eingingen. Konkret treffe das auf die Förderschwerpunkte “Lernen” und “ganzheitliche Entwicklung” zu. In denen werde laut Ministerium mit rund 87 Prozent der Großteil der Schüler:innen an Förderschulen unterrichtet. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sieht hier Bedarf für Veränderung und sagte in diesem Zuge der Deutschen Presse-Agentur, auch junge Menschen, die im Förderschwerpunkt Lernen unterrichtet würden, sollten im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Berufsreifeabschluss anstreben können, sei es an Realschulen plus oder Integrierten Gesamtschulen, im freiwilligen zehnten Schuljahr an Förderschulen, im Rahmen des Projekts “Keine/r ohne Abschluss” oder in einem Berufsvorbereitungsjahr. Das Bildungsministerium will die Chancen beim Einstieg von Förderschüler:innen am Arbeitsmarkt verbessern, indem man die Inklusion an Regelschulen stärker in den Fokus nehme. Förderschulen würden in den kommenden Jahren ihre Konzepte verstärkt darauf ausrichten, dass Schüler:innen, die die Berufsreife anstrebten, Anschluss an den Unterricht in Regelschulen finden, so die Bildungsministerin.
Die Beispiele von Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zeigen nur exemplarisch, wie unterschiedlich die Strategien der Länder sind, um Schüler:innen mit Förderbedarf den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Eine deutschlandweite Linie, die wissenschaftlich gestützt wäre, gibt es noch nicht. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, würde im Angesicht seiner Aussagen zum Thema aber wohl eher das Modell aus Rheinland-Pfalz unterstützen.
Dusel selbst ist von Geburt an stark sehbeeinträchtigt, hat aber eine Regelschule besuchen können. Gegenüber dem Deutschen Schulportal sagte er: “Ich kann aus Erfahrung sagen: Inklusion an Schulen ist gut für die Kinder und Jugendlichen – und zwar für die mit und ebenso für die ohne Behinderungen”. Neben den positiven Aspekten schulischer Inklusion stellt er aber auch noch eine weitere interessante Seite an der Diskussion heraus: “Es gibt noch einen anderen Grund, der Inklusion an Schulen alternativlos macht: Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist ein Menschenrecht. Es geht nicht nur um ein “Nice to have“, sondern auch um die Umsetzung fundamentaler Grundrechte: also der Würde des Menschen, der Entfaltung der Persönlichkeit und der Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Deutschland hat 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ratifiziert. Damit ist dieser völkerrechtliche Vertrag geltendes Recht in Deutschland geworden, der sowohl für die Bildung als auch für die Arbeitswelt, die Mobilität, das Wohnen oder etwa das Gesundheitswesen eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen vorsieht”.
Im Kern sind sich die Akteur:innen aus der Bildungspolitik einig: Schüler:innen mit Förderbedarf, insbesondere mit dem Förderschwerpunkt Lernen, müssen bessere Zugangschancen für den Arbeitsmarkt bekommen. Wie man dieses Ziel gesellschaftlich erreichen kann, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Hierbei zeigen sich mal wieder gleichermaßen die Stärken und Schwächen des Bildungsföderalismus. Einerseits kann jedes Land sein eigenes Süppchen brauen und dies kann bedeuten, dass Förderschüler:innen, abhängig davon wo sie wohnen, unterschiedlich gute Chancen auf einen guten Berufseinstieg haben. Andererseits bietet das System Chancen, dass Länder ihre ausgewählten Modelle schneller umsetzen und ausprobieren können. Hierbei können auch Vorbildrollen entstehen und andere Länder könnten davon wiederum profitieren.
Welcher Ansatz ist eurer Meinung nach der Richtige? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
München. Die jüngsten Reformpläne des bayerischen Kultusministeriums sind auf massive Kritik gestoßen. Als Reaktion auf das schlechte Abschneiden in der Pisa-Studie sollen an bayerischen Grundschulen die Fächer Mathematik und Deutsch stärker unterrichtet werden – Kunst, Musik und Werken hingegen zu einem Fächerverbund zusammengeschlossen werden. So zumindest klang es vergangene Woche, als die Pläne erstmals angekündigt worden sind. Jetzt hat das Kultusministerium zurückgerudert und versucht sich an einer Klarstellung.
“Fatal” und “populistisch” nannte der deutsche Musikrat die Vorschläge zur Zusammenlegung der drei Fächer, während gleichzeitig der Religionsunterricht nicht angetastet wird. Auch aus den Reihen des Fachverbands für Kunstpädagogik hagelte es Kritik: “Kunst ist das Fach, in dem alle Kinder lernen, Bilder und visuelle Medien als Schlüssel zum Verständnis unserer komplexen Welt zu lesen, zu gestalten und damit kompetent umzugehen”, sagt Barbara Lutz-Sterzenbach, Professorin für Kunstpädagogik und Visual Literacy an der Universität Passau gegenüber dem Spiegel. Kinder mit Zuwanderungsgeschichte oder von Armut betroffene Familien, die sich keine Zusatzbildung leisten können, seien von Kürzungen der Fächer Kunst und Musik besonders betroffen.
Eine Petition gegen die Zusammenlegung von Musik, Werken und Kunst erreichte 30 Stunden nach ihrem Start durch eine Mutter und eine Lehrerin mehr als 42.000 Unterschriften.
Insgesamt sollte die Stundenzahl an der Grundschule trotz vier zusätzlicher Stunden Deutsch und zwei Stunden Mathematik nicht ansteigen, also musste woanders reduziert werden. Sport und Religion waren zum Tabu erklärt worden, Heimat- und Sachkunde zählt für die Übertrittsnote an weiterführende Schulen. Also blieben Englisch und die kreativen Fächer. Letztlich können die 2418 Grundschulen individuell entscheiden, wo sie Zeit abknapsen.
In einem Schreiben an alle Grundschulen stellte Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) jetzt klar, dass Kunst, Musik und Werken als Einzelfächer grundsätzlich weiterhin einzeln ausgewiesen werden. In dem dreiseitigen Papier betont das Ministerium, es sei keine Streichung ganzer Fächer geplant. Außerdem werde es auch “keine Zusammenlegung von einzelnen Unterrichtsfächern geben”. “Die Schule kann sich dafür entscheiden, den Stundenansatz auf vier Stunden zu reduzieren. Dieser Schritt ist aber nicht zwingend”, heißt es darin. Als Alternative biete sich an, die in der Stundentafel verankerte flexible Stunde für eines der drei Fächer zu verwenden. “Jede Schule entscheidet im Einvernehmen mit der Schulaufsicht eigenverantwortlich und mit Blick auf Schülerschaft, Schulstandort und Schulprofil, welche der gegebenen Flexibilisierungsmöglichkeiten genutzt werden.”
Köln, 29.02.2024 – Das in Köln ansässige EdTech-Startup studyspace stellt seine Lernapp ab sofort bis zum Abitur 2024 kostenfrei für alle Schüler:innen von Schulen mit einem Sozialindex ab 4 in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Diese Initiative zielt darauf ab, die Bildungschancen zu verbessern und allen Jugendlichen unabhängig von ihrem sozialen und ökonomischen Hintergrund eine faire Chance auf Erfolg im Abitur zu bieten.
studyspace ist eine digitale Lernplattform, die speziell für die Abiturvorbereitung konzipiert wurde. Sie bietet umfangreiche Lernmaterialien und interaktive Übungen, die auf den Lehrplan von NRW zugeschnitten sind. Die App nutzt die neuesten Technologien im Bereich des interaktiven Lernens, um den Lernprozess zu optimieren.
„Mit unserer Initiative möchten wir einen Beitrag zur Verringerung der Bildungsungleichheit leisten und sicherstellen, dass alle Schülerinnen in NRW die Unterstützung erhalten, die sie für eine erfolgreiche Abiturvorbereitung benötigen“, sagt Katharina Farkas, Geschäftsführerin von studyspace.
Schulen und Lehrkräfte, die an diesem Programm teilnehmen möchten, können sich direkt über die Website des Unternehmens für den Zugang registrieren.
Über studyspace:
studyspace ist eine digitale Lernplattform, die das Lernen durch den Einsatz innovativer Technologien individueller, effektiver und attraktiver macht. Das Kölner EdTech-Startup wird von den seinen Gründern Katharina Farkas und Jonathan Vossen geleitet. 2023 wurde studyspace mit dem Gründerstipendium NRW ausgezeichnet.
Während draußen die Sonne strahlt und die Natur lebendig ist, scheint es, als ob unser Schulgarten ein wenig an tierischer Gesellschaft vermisst. Die Schnecken sind wohl in einer Versteckspielmeisterschaft vertieft, die Vögel machen einen Bogen um den verwaisten Baum und die Bienen haben beschlossen, sich für ihre Pollensuche woanders umzusehen. Es scheint, als ob der Schulgarten ein bisschen mehr "Wildlife" gebrauchen könnte.
In diesem Artikel sind wir auf Rettungsmission für den Schulgarten. Wir schauen uns an, wie ihr von der Pflanzenwahl über den Bau von Insektenhotels bis hin zu einem Teich für Frösche und Co. den Schulgarten in eine blühende Landschaft verwandeln könnt. Wie ihr euren Schulgarten igelfreundlicher gestalten könnt, haben wir uns bereits in diesem Artikel angesehen. Aber vielleicht helfen euch auch diese Tipps dabei, ein paar Schüler:innen aus ihren "Natur ist langweilig"-Träumen aufzuwecken.
Roter Klatschmohn, lila Lavendel, gelbe Sonnenblumen und blaue Kornblumen — wenn der Schulgarten in bunten Farben blüht, ist das nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein wahres Paradies für Bienen, Hummeln und Käfer. Für diese und viele weitere Sechsbeiner ist dieses Blumenmeer nämlich Nahrungsquelle und Nistmöglichkeit.
Eine Blumenwiese legt ihr am besten an, indem ihr einen sonnigen Platz in eurem Schulgarten wählt. Danach solltet ihr den Boden vorbereiten. Das heißt: Unkraut jäten, und die Erde auflockern. Am besten wählt ihr eine Saatenmischung mit einheimischen Wildblumen, die ihr in jedem Baumarkt bekommen könnt. Diese Samen sät ihr dann gleichmäßig auf der vorbereitete Fläche aus und bewässert die Wiese gut und vor allem regelmäßig. Ihr könnt die Blumenwiese zusammen mit euren Schüler:innen erkunden und kartieren. Material, wie ihr dabei vorgehen könnt und worauf ihr achten solltet, findet ihr hier in einer praktischen Broschüre der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (PDF).
Wenn euch das Summen auf der Blumenwiese noch nicht genug ist, könnt ihr mit euren Schüler:innen auch ein Insektenhotel bauen. Dabei werdet ihr nicht nur kreativ tätig, sondern fördert auch die Biodiversität in eurem Schulgarten.
Mit seinem vielfältigen Angebot an Unterschlupf und Nistmöglichkeiten lockt das Insektenhotel eine bunte Vielfalt von Insekten an, darunter Wildbienen und Marienkäfer . Ähnlich wie bei der Blumenwiese ist auch hier die Auswahl des Standorts entscheidend. Ein sonniger Platz mit wenig Wind ist ideal für den Bau eines Insektenhotels. Bevor ihr jedoch mit dem Bau beginnt, solltet ihr das benötigte Material sammeln und den Bau des Hotels mit euren Schüler:innen planen. Verwendet dabei am besten natürliche Materialien wie Holzstücke, Halme aus Stroh und Lehm, um den Insekten eine Vielzahl von Nistmöglichkeiten anzubieten. Eine Anleitung dazu findet ihr zum Beispiel hier auf den Seiten von Geolino. Ihr solltet dabei jedoch immer auf die Bedürfnisse der Insekten achten: also keine ausgefransten Löcher, den hier können sich die Tiere ihre Flügel verletzen. Nach Fertigstellung des Insektenhotels könnt ihr es dann gemeinsam mit eurer Klasse im Schulgarten aufstellen und die Tiere bei ihrem regen Treiben beobachten.
Die Schaffung eines Teiches oder einer Wasserstelle im Schulgarten bietet euch nicht nur eine attraktive landschaftliche Funktion, sondern auch einen wertvollen Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Wasservögel, Frösche, Libellen und andere Wasserlebewesen finden hier Nahrung, Schutz und Nistmöglichkeiten.
Das Anlegen eines Teiches ist jedoch mit einem hohen Aufwand verbunden, ihr solltet euch vorher deshalb über eventuelle Genehmigungen oder Vorschriften informieren, die hier gelten könnten. Auch die Wahl des Standorts ist wieder von Bedeutung. Wählt einen sonnigen Bereich im Schulgarten, der jedoch nicht vollständig der prallen Sonne ausgesetzt ist, um eine Überhitzung des Wassers zu vermeiden.
Wasserlilien, Schilfrohr und Seerosen sind nur einige Beispiele für Pflanzen, die sich gut für die Uferzone eignen. Nach Fertigstellung des Teiches oder wenn ihr bereits einen im Schulgarten habt, könnt ihr diesen zunächst aus der Ferne beobachten, indem ihr mit eurer Klasse still im Gras sitzt oder durch die Fenster des Klassenzimmers schaut. Dadurch erhaltet ihr einen Überblick über das gesamte Biotop und könnt das Leben dort gut verfolgen. Anschließend könnt ihr gemeinsam das Ufer erforschen, wobei es wichtig ist, zuvor Sicherheitsregeln zu besprechen. Am Teichrand könnt ihr das Tierreich hautnah erkunden. Auch wenn Vögel und Frösche wahrscheinlich bereits verschwunden sind, könnt ihr Bienen, Käfer und Spinnen beobachten, die sich von euch kaum gestört fühlen werden. Dies bietet eine großartige Gelegenheit, die vielfältige Tierwelt zu entdecken und zu studieren, die sich um den Teich herum ansiedelt. Hier findet ihr zahlreiche Ideen für Projekte, die sich rund um den Schulteich drehen.
Wenn ihr mit eurer Klasse das Verhalten und die Lebensweise verschiedener Vögel beobachten wollt, ist die Installation von Nistkästen und Vogelfutterstellen eine gute Möglichkeit dafür. Ihr könnt eure Schüler:innen auch hier in den Prozess des Baus und der Installation einbeziehen, indem ihr beispielsweise Nistkästen und Futterstellen gemeinsam zusammenbaut. Hier findet ihr eine Anleitung dafür. Ihr solltet darauf achten, dass das Futter für die Vögel regelmäßig kontrolliert und nachgefüllt wird, um die Vögel das ganze Jahr zu unterstützen. Bei der Auswahl und Platzierung von Futterstellen und Nistkästen ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Kästen einen geeigneten Schutz vor Witterungseinflüssen und Raubtieren bieten. Dann steht eurem Vogel-Beobachten nichts mehr im Weg.
Bei der Gestaltung eurer Schulgartens ist es immer wichtig, auf den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln zu verzichten und stattdessen auf natürliche Methoden zur Schädlingsbekämpfung und Bodenverbesserung zu setzen. Dann habt ihr zusammen mit unseren Tipps einen tollen Ort, um die Tier- und Pflanzenwelt zusammen mit euren Schüler:innen zu beobachten, zu erleben und zu dokumentieren.
Wie nutzt ihr euren Schulgarten für den Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Die Zeit des Nationalsozialismus ist ein zentraler Bestandteil des Geschichtsunterrichts, doch erlauben es die vollen Lehrpläne und der Mangel an Lehrkräften oft nicht, diesem wichtigen Thema die Zeit und Tiefe zu widmen, die es verdient. Eine Projektwoche bietet hier eine wertvolle Gelegenheit zum Ausgleich. Sie ermöglicht es den Schüler:innen, sich intensiver mit der NS-Zeit auseinanderzusetzen, Fragen zu stellen und tiefergehende Diskussionen zu führen. In diesem Artikel werden wir euch verschiedene kostenlose digitale Materialien und Formate mit an die Hand geben, die dazu beitragen können, diese wichtige Unterrichtseinheit auf ansprechende und informative Weise zu gestalten, beispielsweise in Form von Projekttagen oder einer Projektwoche.
Das Lebendige Museum Online (LeMO) ist ein umfangreiches Online-Portal zur deutschen Geschichte. Es bietet neben Jahreschroniken und einem interaktiven Zeitstrahl auch spezifische Materialsammlungen zum NS-Regime und Zweiten Weltkrieg. Dazu gehören unter anderem Zeitzeugenberichte, Biografien und das Unterrichtsmaterial “Farbe bekennen”. All diese Inhalte werden durch eine Vielzahl an Texten, Medien, Zeitzeugenberichten und Dokumenten gestützt.
Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt auf ihrer Webseite Daten zum Ausbruch, Verlauf und Ende des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung. Im Dossier zum Zweiten Weltkrieg finden sich auch Artikel zu den Themen:
Die Online-Plattform ZUM-Unterrichten ist eine weitere vielseitige Quelle für den Geschichtsunterricht. Als Projekt der Zentralen für Unterrichtsmedien im Internet (ZUM), einer Gemeinschaft von Lehrkräften und Interessierten, zielt sie darauf ab, freie Lehr- und Lernangebote im Netz zu verbreiten. Für verschiedene Fächer bietet ZUM-Unterrichten eine Art Wikipedia. Im Fach Geschichte finden sich zahlreiche Beiträge zu Themen wie Deutschland 1933-1945, Machtergreifung, Zweiter Weltkrieg, Antisemitismus sowie historische Stichworte zu Faschismus und NSDAP. Die einzelnen Themen und Unterthemen sind miteinander verknüpft und bündeln eine Fülle von Informationen, Weblinks, Lernmodulen und Materialien.
Seit dem vergangenen Jahr stellt das ZDF in seiner Mediathek die dreiteilige Doku-Reihe “Hitlers Macht” von Terra X zur Verfügung. Die Trilogie wird durch eine Vielzahl an Begleitmaterialien ergänzt. Dazu gehören Video-Einordnungen von Heiko Drotschmann, zahlreiche Videobeiträge zu Themen wie Nationalsozialismus und Holocaust sowie methodisch-didaktisches Material (Download im pdf.-Format). Dieses wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christian Bunnenberg, Professor für Didaktik der Geschichte und Public History an der Ruhr-Universität Bochum, erstellt.
Auf dem YouTube Kanal von Heiko Drotschmann MrWissen2go Geschichte | Terra X gibt es weitere Playlisten zu den Themen:
In der ARD Mediathek finden sich zahlreiche Videos zu Themen wie Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, Zeitzeugen, Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime, Opfer des Nationalsozialismus und Leben unter dem Hakenkreuz. Einen besonderen Mehrwert für den Schulunterricht bietet die Reihe über den Krieg aus Sicht der Kinder “Der Krieg und ich”. Die Beiträge dieser Reihe sind auch für Schüler:innen der jüngeren Jahrgänge geeignet und bieten einen einzigartigen Einblick, da jede Folge die Perspektive eines anderen Kindes oder Jugendlichen zeigt.
Das Online-Portal Zukunft braucht Erinnerung ist eine umfangreiche Ressource für alle, die sich intensiv mit Themen Drittes Reich, Geschichte der Juden, Antisemitismus und Zweiter Weltkrieg auseinandersetzen möchten. Es handelt sich um Beiträge, die ehrenamtlich von Wissenschaftler:innen und Studierenden erstellt werden. Ziel des Arbeitskreises ist es, sich wissenschaftlich und didaktisch mit den Themen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Holocaust sowie ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart auseinanderzusetzen. Die langen und fundierten Beiträge sind aufgrund ihrer Tiefe und Komplexität besonders für Schüler:innen der höheren Jahrgänge geeignet.
Für die Arbeit mit jüngeren Schüler:innen können wir den Leitfaden “Wie mit Kindern über den NS reden?” vom Jungen Museum Frankfurt empfehlen. In den unteren Jahrgängen bietet sich zudem das Vorlesen an. Von der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz gibt es ein Buch mit dem Titel “Mit Kindern über den Nationalsozialismus sprechen”, das in Teilen online verfügbar ist. Begleitend dazu gibt es eine Handreichung für die Arbeit mit Kindern zwischen neun und zwölf Jahren sowie ein Lexikon.
Die Webseite selbstgesteuert entwickelnder geschichtsunterricht (segu) bietet eine große Bandbreite an interaktiven Inhalten zu den Themen Nationalsozialismus, Judenverfolung und Holocaust sowie Zweiter Weltkrieg an. Eine kurze Beschreibung der einzelnen Module gibt einen Überblick über Inhalt, Umfang und Schwierigkeitsgrad der Inhalte. Zudem gibt es eine Auswahl an Arbeitsblättern zum Themenbereich Nationalsozialismus und Leitfäden zur Untersuchung von Denkmälern und Kriegerdenkmälern.
Das Deutsche Historische Museum (DHM) bietet ein interaktives Lernportal zum Thema Deutschland im Nationalsozialismus an. Unter dem Titel “Nichts davon gewusst?” werden verschiedene Aspekte dieser Epoche behandelt, darunter Machtübernahme, Ausgrenzung und Terror, Außenpolitik, Zweiter Weltkrieg, Völkermord und Verantwortung. Das Portal stellt zudem Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe 1 bereit. Es finden sich dort auch interaktive Übungen und verschiedene Aufgaben, die das Verständnis der Themen vertiefen. Zudem wird aufbereitetes Quellenmaterial des Museums zur Verfügung gestellt. Zwei interaktive Zeitstrahlen ermöglichen es den Lernenden, die historischen Ereignisse in einen zeitlichen Kontext zu setzen.
Dieser Artikel bietet eine Vielzahl von Anregungen und Ressourcen für die Gestaltung von Teilen einer Projektwoche zum Thema Nationalsozialismus. Teilt eure Erfahrungen und Ideen in den Kommentaren. Habt ihr weitere Vorschläge für Inhalte oder Materialien? Welche Methoden habt ihr in eurem Unterricht erfolgreich eingesetzt?
München, 01. März 2024 – Lässig und cool, wenn das nicht mal passt! Das Lifestyle-Unternehmen LÄSSIG wird neben dem Ernst Klett Grundschulverlag Förderer des Social Startups COOLLAMA.
Damit trägt LÄSSIG zu Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit im Primarbereich bei. Die Fördergelder werden verwendet, um auch zukünftig lustige Online-Mathespiele und Übungsblätter kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Mit der Unterstützung von LÄSSIG baut COOLLAMA darüber hinaus das bestehende Portfolio der aktuell über 250 Online-Mathespiele weiter aus und erschließt eine ganz neue Zielgruppe.
Die Marke, die ein Reh inmitten ihres Logos zeigt, als Zeichen für Schutzbedürftigkeit und Umweltbewusstsein, bietet ein umfangreiches Sortiment an cool designten Kindergartenrucksäcken und Schulranzen. Die Förderung von LÄSSIG ermöglicht COOLLAMA die Entwicklung von Online-Aufgaben für Vorschulkinder.
Der Fokus der neuen Spiele liegt insbesondere auf der Mengenerfassung, eine wichtige Vorläuferfähigkeit für weitere mathematischen Kompetenzen. In der sicheren und intuitiven COOLLAMA-Onlineumgebung erwerben die Jüngsten außerdem erste Medienkompetenz.
“Das innovative digitale Angebot von COOLLAMA hat uns auf Anhieb begeistert. Mit einer benutzerfreundlichen und humorvollen Plattform vermittelt es Mathematik auf eine lockere und ansprechende Weise an Grundschulkinder. Dieser Einsatz entspricht unserem Wert, den Alltag von Familien verantwortungsvoll zu unterstützen und zu erleichtern", teilt Claudia Lässig, geschäftsführende Gesellschafterin der Lässig GmbH mit.”
"Wir freuen uns riesig, dass wir bald auch Vorschulkinder bei ihren ersten Schritten in die Welt der Mathematik begleiten dürfen. So können wir -mit dem gewohnten Lama-Spaßfaktor- bereits zu Beginn Freude an Zahlen und Mengen und somit dem Fach Mathe vermitteln", sagt Anja Wee, Gründerin von COOLLAMA. "Unser großer Dank und unsere Wertschätzung gilt LÄSSIG, die es uns erlauben unsere Aktivitäten zur gezielten Nachwuchsförderung im MINT-Bereich nicht nur fortzusetzen, sondern weiter auszubauen."
Mehr Informationen zu LÄSSIG findet Ihr hier: ÜBER LÄSSIG
Über COOLLAMA
COOLLAMA ist ein Lernportal für Grundschulkinder mit Online-Mathespielen und Übungsmaterialien rund um die vier Grundrechenarten. Liebenswerte Lamas sorgen für digitales Lernen mit Spaßfaktor: zugänglich für alle via Rechner, Tablet oder Smartphone und vollständig kostenfrei. COOLLAMA leistet damit einen Beitrag zu (digitaler) Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit im Primarbereich.
Mehr Informationen zu COOLLSMS unter www.coollama.de
Berlin. Eine Mehrheit der deutschen Bürger:innen ist mit dem Schulsystem und der Bildungspolitik unzufrieden: Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschlands (RND) ergeben. Demnach sehen etwa 68 Prozent der Befragten die Qualifikation der Schulabgänger:innen heute schlechter an als noch vor 30 Jahren. Nur 10 Prozent sehen eine Verbesserung. Anlass der Befragung von 1.008 Personen Mitte Februar waren die neuesten Ergebnisse der PISA-Studie, die einen starken Leistungsabfall deutscher Schüler:innen in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaft zeigt.
Ein Großteil der Befragten, insgesamt 70 Prozent, unter den Eltern sogar 80 Prozent, führt den Lehrkräftemangel als Hauptgrund für die enttäuschenden PISA-Ergebnisse an. 59 Prozent vermuten, dass es zu viele Schüler:innen gibt, die über keine oder zu geringe Deutschkenntnisse verfügen. Jeweils 57 Prozent geben eine schlechte Ausstattung der Schulen und veraltete Lehrpläne und Methoden als Grund für die Verschlechterung an. Am wenigsten (27 Prozent) halten die Befragten unmotivierte Lehrer:innen für den Grund der PISA-Ergebnisse. Auch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Schulschließungen sehen die Befragten als großes Problem. 71 Prozent der Eltern mit Schulkindern betrachten die Maßnahmen der Schulen, die Versäumnisse aufzuholen, als ungenügend. Nur ein Viertel sieht die Anstrengungen als ausreichend an.
Zusätzlich wurden die Gründe für den Lehrkräftemangel erfasst. Die häufigste Ursache, die von 62 Prozent der Befragten genannt wurde, ist die unzureichende Bedarfsplanung der Bundesländer. Etwa die Hälfte der Teilnehmer:innen führt den anstrengenden Alltag des Lehrerberufs als Grund an. 41 Prozent betrachten das geringe Ansehen des Berufs als eine Ursache. Eine unzureichende Bezahlung sehen nur 37 Prozent der Befragten als Faktor für den Lehrermangel an. Schüler:innen und Studierende unter den Befragten sehen dies anders: Etwa die Hälfte von ihnen sieht die Bezahlung und die mangelnde Attraktivität des Studiums als Hauptgründe für fehlende Lehrkräfte. Den Lehrer:innen selbst stehen die Befragten positiv gegenüber. 57 Prozent geben an, die Lehrkräfte machen eine sehr gute oder gute Arbeit. Nur 19 Prozent sehen die Arbeit als weniger gut oder schlecht an.
Auch bei der Lösung der Probleme ist sich die Mehrheit der Befragten einig: Bund, Länder und Kommunen sollten besser zusammenarbeiten. 63 Prozent der Befragten fordern eine stärkere Zentralisierung und Vereinheitlichung der Schulsysteme. Nur ein Viertel hält die alleinige Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer für sinnvoll. „Die Umfrageergebnisse zeigen einmal mehr die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit unserem Bildungsföderalismus“, so der Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen), zu den Ergebnissen im Gespräch mit dem RND. Damit schließen sich die Stimmen der Bürger:innen den immer wieder aufkommenden Forderungen für ein einheitliches Bildungssystem an.
Besonders in Ostdeutschland scheinen die Stimmen kritischer zu sein. Die Meinung, dass Schulen damals besser waren, sehen 69 Prozent der Ostdeutschen, im Westen halten 55 Prozent die Schulen vor 30 bis 40 Jahren für die besseren. Auch der Wunsch nach stärkerer Zentralisierung ist bei Befragten aus Ostdeutschland mit fast 80 Prozent besonders hoch. Grund dafür könnten die Erfahrungen mit dem Schulsystem der DDR sein, das mit ihren einheitlichen Lehrplänen und Prüfungen heute noch von vielen geschätzt wird.
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) teilt die Einschätzung der Befragten aus Ostdeutschland, die Schüler:innen seien heutzutage schlechter qualifiziert, nicht. „Nicht die Anforderungen an unsere Schülerinnen und Schüler sind geringer geworden, sondern die Herausforderungen für gute schulische Bildung anspruchsvoller“, sagte der Minister im Gespräch mit der Leipziger Volkszeitung. Damit spielt er unter anderem auf die Nutzung digitaler Medien und dem laut Piwarz damit einhergehenden “ungebremsten Medienkonsum” in Schulen an. GEW-Landeschef Burkhard Neumann dagegen stimmt den Ergebnissen der Befragung großteils zu und sieht ähnliche Probleme durch die Pandemie, die veralteten Lehrpläne und eine versäumte Digitalisierung. Gleichzeitig kritisiert er die Landesregierung Sachsens, sich nicht “auf guten Ergebnissen bei nationalen Vergleichsstudium auszuruhen, wenn die Ergebnisse insgesamt absinken”. Laut Neumann würde die Politik den Problemen nicht genügend nachgehen.
Stuttgart. In Baden-Württemberg steht die Bildungspolitik vor einer wegweisenden Entscheidung: die mögliche Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium, kurz G9. Diese Diskussion, die seit langem emotional geführt wird, spaltet die politische Landschaft und wirft wichtige Fragen zur Zukunft des Bildungssystems auf.
Seit der Einführung des verkürzten Gymnasiums (G8) vor einigen Jahren war die Bildungslandschaft in Baden-Württemberg von kontroversen Debatten geprägt. Eltern, Schüler:innen und Lehrkräfte kritisierten gleichermaßen die hohen Anforderungen und den damit verbundenen Stress. Mehr als 100.00 Unterschriften wurden von einer Elterninitiative gesammelt, die die Rückkehr zu G9 als Möglichkeit betrachtet, diesen Belastungen entgegenzuwirken und den Schüler:innen mehr Zeit zur Entfaltung und Vertiefung ihres Wissens zu geben.
Allerdings sind die Meinungen über den Zeitpunkt und die Ausgestaltung der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium gespalten. Während Kultusministerin Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen) einen Zeitrahmen für das Schuljahr 2025/2026 vorschlägt, plädiert die CDU für ein grundständig aufwachsendes G9 ab demselben Zeitpunkt. Eine zentrale Frage dabei ist, ob die Schulen die Option haben sollten, sowohl G9- als auch G8-Klassen anzubieten, um den individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht zu werden.
Auch die Rolle der verbindlichen Grundschulempfehlung wird in diesem Zusammenhang diskutiert. Die Möglichkeit, dass Eltern über den Bildungsweg ihrer Kinder entscheiden, führte in der Vergangenheit zu einem verstärkten Andrang auf neunjährige Gymnasien. Die Wiedereinführung einer verbindlichen Empfehlung könnte diese Ungleichheiten ausgleichen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage nach der frühkindlichen Bildung und Sprachförderung. Fast jedes fünfte Kind der vierten Klasse hat bei einer Bildungsstudie aus dem Jahr 2022 die Mindeststandards in Mathe und Deutsch nicht erfüllt. Die Landesregierung sieht in der Sprachförderung einen Schlüssel zur Verbesserung der Bildungschancen und will verpflichtende Sprachtests für Vierjährige einführen, um Defizite frühzeitig zu erkennen und gezielt zu fördern.
Inmitten dieser Debatte betonen Experten die Notwendigkeit, neben der Rückkehr zu G9 auch andere dringende Bildungsfragen anzugehen, darunter den Lehrkräftemangel und die Integration von Geflüchteten. Es gilt, einen ausgewogenen Weg zu finden, der den individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht wird und gleichzeitig die Qualität und Vielfalt des Bildungssystems in Baden-Württemberg sicherstellt. Die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden, werden einen langfristigen Einfluss auf die Bildungslandschaft des Landes haben.
Ihr sehnt euch nach einem Tapetenwechsel? Dann ist die Arbeit an einer Deutschen Auslandsschule vielleicht genau das Richtige für euch. Die Möglichkeit, in einem fremden Land zu arbeiten, bietet nicht nur die Chance, neue Kulturen kennenzulernen, sondern eröffnet auch eine Vielzahl beruflicher und persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten und Erfahrungen. Das Konzept und die Ziele der Auslandsschulen haben wir euch bereits vorgestellt. In diesem Artikel wollen wir euch helfen, den Traum vom Arbeiten im Ausland zu erfüllen, was es dazu braucht, wie die Bewerbung läuft und was es sonst noch zu beachten gibt.
Insgesamt gibt es weltweit 135 von der Bundesrepublik betreute und geförderte Deutsche Auslandsschulen (DAS), die von über 85.000 Schüler:innenin mehr als 70 Ländern besucht werden. Diese Schulen dienen als interkulturelle Begegnungsschulen für im Ausland lebende deutsche Familien, die dort eine deutschsprachige Bildung suchen. Die Schüler:innen können an den Auslandsschulen sowohl einen in Deutschland als auch vom Gastland anerkannten Abschluss erlangen. Damit haben sie es leichter, wieder in das deutsche Bildungssystem einzusteigen, falls sie dorthin zurückkehren wollen. Das Lehrpersonal besteht hauptsächlich aus qualifizierten Lehrkräften aus Deutschland, da der Unterricht vollständig oder teilweise auf Deutsch mit deutschen Lehrplänen gehalten wird. Jährlich werden etwa 2.000 Lehrkräfte für den Auslandseinsatz freigestellt, wobei sie für eine Dauer von in der Regel drei Jahren vor Ort tätig sind.
Falls ihr davon träumt, im Ausland an einer Schule zu arbeiten, habt ihr je nach Ausgangslage oder Tätigkeitsfeld zwei Möglichkeiten, an eine Deutsche Auslandsschule zu kommen: Die Vermittlung aus Deutschland von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) aus, als Auslandsdienstlehrkraft (ADLK), Bundesprogrammlehrkraft (BPLK) und Landesprogrammlehrkraft (LPLK), oder durch eine direkte Bewerbung an den ausländischen Schulen, als Ortslehrkraft (OLK) bzw. für Erzieher:innen und andere pädagogische Fachkräfte als Ortskraft (OK). Wenn ihr euch nicht sicher seid, welcher Weg zu euch passt, könnt ihr einen Test vom Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA) machen, der euch bei der Orientierung helfen kann. Die verschiedenen Wege unterscheiden sich sowohl im rechtlichen Status als auch bei den Tätigkeiten. Braucht ihr noch mehr Einblicke, Erfahrungen und Tipps, bevor ihr eure Planung startet? Hier könnt ihr Erfahrungsberichte von Lehrkräften finden.
Die Tätigkeit als ADLK ist für fest verbeamtete oder unbefristete Angestellte. In der Regel ist die Beschäftigung an einer Auslandsschule für drei Jahre, bis maximal sechs Jahre angesetzt.
Die Laufbahn der BPLK steht in der Regel für Lehrkräfte offen, die im Moment nicht fest angestellt sind, aber auch für verbeamtete und angestellte Lehrkräfte. Auch direkt nach dem Referendariat oder mit Master in Deutsch als Fremdsprache könnt ihr euch bewerben. Die Beschäftigung ist normalerweise für zwei Jahre, bis maximal sechs Jahre angesetzt.
Stellen für diese beiden Laufbahnen werden von der ZfA vermittelt. Die Bewerbung für ADLK und BPLK erfolgen beide in zweifacher Ausführung über den Dienstweg. Das heißt, euer Arbeitgeber bzw. Dienstherr (meistens also das Bundesland) muss euch für den Zeitraum freistellen und beurlauben lassen. Eure Bewerbung reicht ihr bei eurem Schulleiter ein, dieser gibt sie an die zuständige Heimatschulbehörde weiter, die dann die Bewerbung und ihre Zulässigkeit prüft. Sofern alle Voraussetzungen stimmen, werdet ihr in das Vermittlungsverfahren und in eine Datenbank für alle Bewerber:innen aufgenommen.
Zusätzlich zur schriftlichen Bewerbung meldet ihr euch online für die jeweiligen Wege im Bewerbungsportal des Bundesamtes für Auswärtige Angelegenheiten an und ladet dort eure Unterlagen hoch (BLPK, ALPK). Dort müsst ihr auch einen Personalbogen ausfüllen, den ihr dort herunterladen könnt. In diesem tragt ihr jegliche Informationen zu eurer Person, eurem Lehrberuf und eurer Schule ein. Habt ihr Wunschorte bzw. Orte, die für euch eher nicht in Frage kommen? Das könnt ihr in diesem Formular auch angeben. Generell soll eine weltweite Einsatzbereitschaft gewährleistet werden, ihr könnt aber zwei Einsatzgebiete ausschließen. Falls ihr eine:n Ehepartner:in und/oder Kinder habt, und diese mit euch mitkommen, sind im Formular auch Informationen über deren Beschäftigung und Gesundheitsstand zu geben.
Habt ihr die Bewerbungsunterlagen abgeschickt, werden diese geprüft. Bewerber:innen für die BLPK-Laufbahn, die nicht verbeamtet oder angestellt sind, müssen zusätzlich ein Auswahlverfahren absolvieren, um in die Datenbank zu kommen. Dieses besteht aus einem schriftlichen Test und einem Interview. Seid ihr erfolgreich in die Datenbank der ZfA aufgenommen worden, liegt es nun an den Schulleiter:innen der Auslandsschulen. Diese haben Zugriff auf die Datenbank und somit auf alle hinterlegten Bewerber:innen. Falls eure Bewerbung überzeugt, wird sich die Schule persönlich bei euch melden. Für bestimmte Schulen – vor allem für staatliche Schulen in z. B. Ost- und Mitteleuropa, vergibt die ZfA Stellen an Bewerber:innen.
Welche Unterlagen ihr für die Bewerbung benötigt, sowie viele weitere Informationen zur Bewerbung und den Einsatzgebieten findet ihr detailliert online für die Laufbahn ADLK und für die Laufbahn BPLK.
Die Tätigkeit LPLK ist eine Laufbahn für Verbeamtete oder Angestellte im Landesschuldienst, die Lehrbefähigung in Deutsch, Deutsch als Zweitsprache oder anderen modernen Fremdsprachen haben. Die Hauptaufgabe von Landesprogrammlehrkräften besteht darin, die Förderung und den Ausbau der deutschen Sprache als Fremdsprache im Ausland zu unterstützen. Als LPLK werdet ihr also hauptsächlich Deutsch bzw. Deutsch als Zweitsprache unterrichten. Die Bewerbung erfolgt über den Dienstweg, diesmal aber nicht über das ZfA, sondern über das Lehrerentsendeprogramm des Bundeslandes, in dem ihr angestellt seid. Ihr müsst euch also hierfür bei der zuständigen Behörde informieren. Mehr Informationen zur Bewerbung und den Einsatzgebieten für LPLK findet ihr hier.
Deutsche Auslandsschulen beschäftigen auch Lehrer:innen als sogenannte Ortslehrkräfte (OLK). Dies ist für Lehrkräfte mit einer deutschen Lehrbefähigung oder der eines anderen Landes. Unterschied zu den anderen genannten Wegen ist die Bewerbung, die diesmal direkt bei den Schulen von euch aus erfolgt. Alle verfügbaren Stellen werden hier aufgelistet, oder ihr schaut auf der Weltkarte des WDA nach. Die Dauer der Beschäftigung kann je nach Ausschreibung unterschiedlich sein. Zusätzlich zur direkten Bewerbung an den Schulen könnt ihr euch auch in die Datenbank des ZfA aufnehmen lassen, um dadurch von den Schulleiter:innen ausgewählt zu werden. Dann erhöhen sich eure Chancen nochmal, da sich dann die deutschen Auslandsschulen bei Interesse bei euch melden können. Das könnt ihr in den Bewerbungsformularen für ADLK und BPLK angeben.
Fristen: Um euch für eine Auslandsstelle zu bewerben, müsst ihr jünger als 61 Jahre sein. Dann könnt ihr euch jederzeit für den Vermittlungsprozess der ZfA bewerben. Bei der LPLK-Laufbahn können je nach Bundesland Fristen entstehen, darüber müsst ihr euch dann beim jeweiligen Landesprogramm informieren. Auch bei der Planung solltet ihr euch früh genug Gedanken machen. Empfohlen wird, mindestens ein Jahr vorher mit der Planung anzufangen. Die Vorbereitung für Freistellung und Beurlaubung sollte ebenfalls rechtzeitig, am Besten so früh wie möglich, passieren. Es kann durchaus sein, dass es lange dauern wird, bis ihr für eine Schule per ZfA-Vermittlung ausgewählt werdet. Hier müsst ihr Geduld haben, denn natürlich kommt es immer auf eure Fächer und die Einsatzgebiete an, die ihr ausgewählt habt. Daher kann es Sinn machen, alle Einsatzgebiete offen zu lassen, um eure Chancen auf einen Platz zu erhöhen.
Reisevorbereitung: Eine gute Vorbereitung ist das A und O für euren zukünftigen Auslandstrip. Solltet ihr an einer Schule angenommen sein, gibt es von der ZfA einen Beratungstag und einen Vorbereitungslehrgang, in denen zumindest einige finanzielle und organisatorische Fragen geklärt werden. Es ist aber natürlich unerlässlich, euch vorher auch kulturell und sprachlich gut vorzubereiten. Ihr solltet ausreichend Sprachkenntnisse haben und euch mit den kulturellen Eigenheiten, Höflichkeitsformen und Gesetzen vertraut machen. Das Lernen der Sprache müsst ihr selbst in die Hand nehmen, hierfür bietet die ZfA keine Hilfe an. Auch das Thema Versicherungen, Wohnungssuche, Reise- und Transportmöglichkeiten, Pass und sonstiger Papierkram, der vorher erledigt werden muss, wird viel Zeit und Nerven kosten, daher solltet ihr euch damit auch so früh wie möglich auseinandersetzen. Eure Auslandsschule kann euch bei vielen dieser Fragen weiterhelfen und unterstützt häufig bei der Wohnungssuche. Sinnvoll ist, eine Checkliste anzulegen, damit ihr auch nichts vergesst. Hier habt ihr eine Liste mit ersten wichtigen Erledigungen, die vor einem Auslandstrip getätigt werden sollten. Generell ist es zu empfehlen, bereits früh Kontakt mit eurer Schule und dem Kollegium aufzunehmen, damit ihr es später einfacher habt, euch in die neue Umgebung einzuleben.
Gesundheitscheck: In bestimmten Einsatzgebieten ist ein Nachweis über eure gesundheitliche Eignung nötig, den ihr den Bewerbungsunterlagen beilegen müsst. Die sogenannte “Tropentauglichkeit” wird in der Regel von Ärzt:innen, die zusätzlich die Bezeichnung Tropenmedizin führen, durchgeführt. Dabei werdet ihr über die klimatischen und medizinischen Bedingungen des Reiseorts aufgeklärt. Außerdem wird im Rahmen einer allgemeinen Anamnese euer körperlicher Zustand festgestellt und Tests verordnet. Auch eine Auffrischung von Impfungen wird euch wahrscheinlich angeraten.
Fächer- und Lehrbedarf: Bedarf besteht hauptsächlich an Lehrkräften für die Sekundarstufe II. Besonders werden die Fächer Deutsch, auch als Zweitsprache, Fremdsprachen allgemein sowie Mint-Fächer, gesucht. Ihr habt aber auch mit anderen Fächerkombinationen und für andere Lehrämter Chancen auf einen Platz.
Vergütung: Lehrkräfte, die aus dem Inlandsschuldienst beurlaubt sind und als ADLK arbeiten, behalten ihre Inlandsvergütung bei und erhalten zusätzlich Pauschalen für die Besonderheiten des Auslandsschuldienstes. Das ist so auch größtenteils für die LPLK-Laufbahn. BPLK erhalten eine monatliche Zuwendungspauschale, während es je nach Standort der Auslandsschule möglicherweise auch ein Ortsgehalt gibt, das die Schule zahlt, an der ihr dann unterrichtet. Mehr zu den finanziellen Leistungen der ADLK- und BPLK-Laufbahn findet ihr hier. Ortslehrkräfte schließen ihren Arbeitsvertrag mit der ausländischen Schule, der die Einzelheiten, wie Gehalt, Reisekosten, sonstige Zuschüsse dementsprechend individuell geregelt. Außerdem bekommt ihr eine Mietzuwendung sowie die Reise- und Umzugskosten erstattet.
Ehepartner:in und Kinder: Falls ihr Kinder und/oder eine:n Partner:in mit ins Ausland nehmen wollt, gibt es ebenfalls einiges zu beachten. Falls der/die Partner:in ebenfalls Lehrkraft ist, kann er/sie sich ebenfalls beurlauben lassen und mit etwas Glück als Ortslehrkraft an der Schule arbeiten. Außerhalb der Schule ist die Jobsuche aber nur schwer möglich. Für schulpflichtige Kinder solltet ihr euch vorher informieren, ob sie an der Auslandsschule aufgenommen werden können, besonders im Hinblick auf die zu lernende Landessprache und die Anforderungen der Lerninhalte. Der Schulbesuch wird in der Regel von der ZfA bezahlt. Empfohlen wird der Auslandsaufenthalt auch eher für Personen ohne Kinder, bzw. für kleinere Kinder, die noch keine Schule in Deutschland besuchen. Hier bekommt ihr mehr Informationen zur Familienmitnahme.
Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, an einer Auslandsschule zu arbeiten? Schreibt es uns in die Kommentare.
In einer Zeit, in der Bildung immer mehr auf digitale Medien und theoretisches Wissen ausgerichtet ist, bleibt die Bedeutung des Spielens als pädagogisches Werkzeug oft unbeachtet. Spiele im Unterricht können nicht nur die Lernmotivation steigern, sondern auch soziale Kompetenzen fördern und kreatives Denken anregen. Insbesondere Spiele, die auf Kommunikation und Interaktion setzen, bieten eine wertvolle Ergänzung zum traditionellen Lehrplan.
OHA!, ein innovatives Kartenspiel aus dem Hause ATM Gaming, steht exemplarisch für die Art von Lernmittel, die den Unterricht bereichern können. Das Spielprinzip ist einfach: Eine Person, meistens der Lehrer, zieht eine Fragekarte. Auf dieser Karte steht ein Satz mit einer Lücke. Jetzt sind die anderen Spieler dran. Jeder hat Karten mit möglichen, oft lustigen, Antworten in der Hand. Die Aufgabe ist es, aus diesen Karten die auszuwählen, die am besten (oder am witzigsten) in die Lücke passt. Zum Beispiel könnte die Frage lauten: „Wusstest du, dass Alexander von Humboldt _______ entdeckt hat?“ Und die Antworten könnten sein: „Das Grab des Familienhamsters“, „Dagi Bee“ oder „Charlies Schokoladenfabrik“. Die Person, die die lustigste Kombination kreiert, gewinnt die Runde. Mit 360 Antwortkarten bietet das Spiel auch für große Gruppen ab 8 Jahren 15-30 Minuten bester Unterhaltung.
Die Verbindung zwischen dem spielerischen Ansatz von OHA! und dem Bildungswert für den Unterricht liegt auf der Hand. Es ist nicht nur ein Spiel, das für Lacher und gute Stimmung sorgt – es ist auch ein pädagogisches Werkzeug, das vielfältige Fähigkeiten fördert. Indem es das Humorverständnis schärft, kreatives Denken anregt und die Fähigkeit zur Wortassoziation verbessert, bereichert es den Unterricht auf eine spielerische Art und Weise. Darüber hinaus trägt OHA! dazu bei, den Zusammenhalt innerhalb der Klassengemeinschaft zu stärken, indem es eine gemeinsame Basis für Spaß und Interaktion bietet und so ein inklusives und unterstützendes Klassenklima fördert.
In einer Bildungslandschaft, die zunehmend von Leistungsdruck und Prüfungsstress geprägt ist, bietet OHA! eine willkommene Abwechslung. Durch die Integration von Spielen wie OHA! in den Unterricht können Lehrkräfte nicht nur die Lernmotivation ihrer Schülerinnen und Schüler steigern, sondern auch einen Beitrag zu einem positiven und kreativen Lernumfeld leisten. Spiele im Unterricht sind somit nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern ein Schlüssel zum ganzheitlichen Lernerfolg.
In einer Welt, die von rapide voranschreitenden technologischen Fortschritten und globalen Veränderungen geprägt ist, steht der Klimawandel als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit im Mittelpunkt. Die einleitenden Worte „Nach der Stein-, der Bronze- und der Eisenzeit haben wir jetzt die Plastikzeit“ aus der Dokumentation 'Plastic Planet' treffen den Nagel auf den Kopf und illustrieren eindringlich die epochalen Auswirkungen menschlichen Handelns auf unseren Planeten. Der Klimawandel, in seinen verschiedenen Facetten von der Erderwärmung bis hin zur Versauerung der Ozeane, ist nicht nur ein naturwissenschaftliches Phänomen, sondern auch ein soziales, politisches und ethisches Dilemma. Für euch als Lehrkräfte kann es daher spannend sein, das Bewusstsein bei euren Schüler:innen für diese Themen zu schaffen. In diesem Zusammenhang bieten Dokumentarfilme eine einzigartige Möglichkeit, komplexe Themen zugänglich zu machen und die individuelle Reflexion anzustoßen. Dafür haben wir euch vier fesselnde Dokus rausgesucht. Von der Plastikverschmutzung der Ozeane bis hin zur unerbittlichen Eskalation des Klimawandels — diese Filme bieten nicht nur einen Einblick in die drängenden Probleme unserer Welt, sondern auch eine dringende Aufforderung zum Handeln.
Seid ihr bereit für eine Klima-Expedition mit Leo? "Before the Flood" ist weit mehr als nur eine Dokumentation über den Klimawandel. Produziert von Fisher Stevens und Leonardo DiCaprio, der auch als Erzähler auftritt, entführt uns der Film in eine Reise durch die bedrohten Landschaften unserer Welt und die Gedanken führender Experten auf diesem Gebiet. Mit einer Laufzeit von 96 Minuten entfaltet er eine fesselnde Erzählung über die gegenwärtigen und zukünftigen Folgen des Klimawandels.
Die Geschichte beginnt mit DiCaprios eindringlicher Rede vor den Vereinten Nationen, die den Auftakt zu einer Reise bildet, in der euch DiCaprio zu bedrohten Orten wie den eisigen Gefilden des Nordpols bis zu den von Überflutungen gefährdeten Küsten Miamis mitnimmt. Dabei wird der Klimawandel aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, indem er die Perspektiven von Politiker:innen, Wissenschaftler:innen und betroffenen Gemeinschaften aus der ganzen Welt präsentiert.
Was “Before the Flood” so besonders macht, ist der Fokus auf die Gerechtigkeitsdebatte im Film. Diskussionen über Energieverbrauch, Klimaschutzmaßnahmen und die Auswirkungen des westlichen Lebensstils auf Entwicklungsländer werden eindrücklich dargestellt. Der Appell zum Handeln hebt diese Dokumentation ebenfalls von anderen Vertretern ab. Der Film inspiriert nicht nur zum Nachdenken, sondern bietet konkrete Lösungsansätze und individuelle Handlungsmöglichkeiten. Von Interviews mit Elon Musk über klimafreundliche Mobilität bis hin zur Schlusszeremonie für das Pariser Klima-Abkommen, in der DiCaprio als Redner auftritt und sowohl Diplomaten als auch Zuschauer aufruft, die Welt zu erhalten, bietet "Before the Flood" einen Aufruf zur dringend benötigten Veränderung.
Der Film ist auf dem YouTube-Kanal von National Geographic kostenlos verfügbar.
In einer Welt, in der Kunststoff allgegenwärtig ist und unser tägliches Leben durchdringt, wirft der Kinodokumentarfilm "Plastic Planet" von Regisseur Werner Boote einen kritischen Blick auf die verheerenden Auswirkungen dieses Materials auf unsere Umwelt und unsere Gesundheit. Der Film, der durch Bootes persönliche Verbindung zu der Thematik eine besondere Intensität erhält, nimmt uns mit auf eine Reise von seiner Kindheit bis in die Gegenwart, um die weitreichenden Konsequenzen der Plastikproduktion und -verwendung zu erkunden.
Boote beginnt den Film mit einem Blick in seine eigene Familiengeschichte, insbesondere auf seinen Großvater, der als Geschäftsführer der deutschen Interplastik-Werke tätig war. Von dieser persönlichen Verbindung ausgehend begibt er sich auf eine Reise um die Welt, um Menschen in verschiedenen Lebenssituationen zu begegnen — von wohlhabenden Familien in Einfamilienhäusern bis hin zu denjenigen, die in einfachsten Verhältnissen in Entwicklungsländern leben. Dabei wird deutlich, wie weitreichend und universell das Problem der Plastikverschmutzung ist
Durch Interviews mit Expert:innen aus der Kunststoffindustrie und Wissenschaftler:innen, die die gesundheitlichen Risiken von Plastikzusätzen, insbesondere von Weichmachern, diskutieren, bietet der Film Einblicke in die komplexen Zusammenhänge zwischen Kunststoffen und menschlicher Gesundheit.
Ein zentraler Schwerpunkt des Films liegt auf der Umweltverschmutzung durch Plastik. Boote zeigt eindrücklich, wie Kunststoffabfälle bis in die entlegensten Gebiete der Erde gelangen und dabei verheerende Auswirkungen auf die Ökosysteme haben. Doch "Plastic Planet" ist nicht nur eine Bestandsaufnahme der Probleme, sondern auch ein Aufruf zum Handeln. Boote stellt kritische Fragen, die uns alle angehen: Warum ändern wir unser Konsumverhalten nicht? Warum reagiert die Industrie nicht angemessen auf die Gefahren? Wer ist verantwortlich für die Müllberge in Wüsten und Meeren? Und vor allem, wer gewinnt dabei und wer verliert?
Den Film könnt ihr hier sehen und auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung findet ihr Ideen, wie ihr den Film in den Unterricht einbauen könnt.
Die französische Schauspielerin Mélanie Laurent und Autor Cyril Dion brechen in diesem Dokumentarfilm auf, um weltweit nach neuen und realistischen Lösungen gegen den Klimawandel zu suchen. Sie tauchen tief ein und besuchen Umweltschützer:innen, Wissenschaftler:innen und Klima-Organisationen, um deren Ansätze und Ideen zu erforschen. Ihr Ziel ist es, ein positives Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es für Nachhaltigkeit und Umweltschutz noch lange nicht zu spät ist.
Ausgangspunkt des Films ist eine beunruhigende Studie, die den Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren prognostiziert. Entschlossenheit statt Resignation ist dabei die Devise von Laurent und Dion. Sie erkennen, dass bestehende Ansätze nicht ausreichen, um breite Teile der Bevölkerung zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen. Also machen sie sich auf die Suche nach Menschen, die bereits erfolgreich nachhaltige Projekte initiiert haben.
Während ihrer Reisen in zehn Ländern erkunden sie verschiedene Bereiche wie Demokratie, Bildung, Ökonomie, Energie und Landwirtschaft. Dabei stoßen sie auf inspirierende Beispiele wie Kopenhagen, das bis 2025 „CO2-neutral“ werden will, oder die französische Überseeinsel Réunion, die bis 2025 ihren Eigenbedarf an Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen decken möchte. Diese Beispiele zeigen, dass eine bessere Zukunft möglich ist, wenn wir jetzt handeln. Der Film ist voller Hoffnung und regt zum Nachdenken über eigene Lösungsansätze an.
Ihr könnt den Film kostenlos bei YouTube sehen, jedoch auf französisch mit deutschen Untertiteln.
Im Jahr 2006 präsentierte der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore den Dokumentarfilm des Jahres, "Eine unbequeme Wahrheit". Der Film setzt sich intensiv mit den Herausforderungen der globalen Erwärmung auseinander und konfrontiert die Zuschauer:innen mit den dringenden Realitäten des Klimawandels.
In eindringlichen Präsentationen, die im Film zu sehen sind, vermittelt Al Gore wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Aspekte der globalen Erwärmung. Er zeigt auf, wie der Klimawandel bereits damals schon Überschwemmungen, Dürren, Hurrikane und Klimaflucht verursachte und wie diese Phänomene sich in Zukunft noch verschlimmern könnten. Gore stellt eine klare Botschaft heraus: Die globale Erwärmung ist keine ferne Bedrohung, sondern eine unmittelbare und reale Gefahr für unseren Planeten und unsere Gesellschaft.
Der Film räumt mit Mythen und Missverständnissen auf und überbringt eine dringliche Aufforderung zum Handeln. Gore argumentiert überzeugend dafür, dass wir jetzt handeln müssen, um die Erde zu retten. Jeder einzelne Mensch kann im täglichen Leben Veränderungen bewirken und so zu einem Teil der Lösung werden.
"Eine unbequeme Wahrheit" war für viele Menschen ein Weckruf, die sich bisher nicht intensiv mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinandergesetzt haben. Obwohl "Eine unbequeme Wahrheit" vor knapp 15 Jahren veröffentlicht wurde, sind die Botschaften des Films heute relevanter denn je. Die bestehenden Herausforderungen des Klimawandels sind mittlerweile noch deutlicher zu erkennen, und Al Gores Warnungen erscheinen tragischerweise immer mehr bestätigt zu werden. Dennoch bietet der Film auch Hoffnung und zeigt auf, dass es möglich ist, die Klimakrise zu bekämpfen, wenn wir jetzt gemeinsam handeln.
Welche Dokus haben euch bewegt? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Kaum ein Beruf auf der Welt ist wahrscheinlich so schön und gleichzeitig so herausfordernd wie der Lehrkraft-Beruf. Viele starten mit großen Idealen und Prinzipien in diesen Job und möchten viel bewegen, junge Menschen in ihrer Entwicklung fördern und sich gegen das System stemmen. Doch die Realität prallt hier recht schnell und heftig auf die Berufseinsteiger:innen. Viel Bürokratie, heftige Auseinandersetzungen mit Eltern und Schüler:innen, überfüllte Klassenräume, ein extrem großes Arbeitspensum und zum Teil sehr wenig Anerkennung – all das gehört häufig auch zum Lehrkraftleben dazu. Was bewegt Menschen trotzdem dazu, sich für diesen Beruf zu entscheiden? Das wollten wir von euch wissen.
Auch heute gibt es noch Menschen, die schon als Kind ganz genau wissen, welchen Beruf sie später einmal machen möchten und trotz all der verschiedenen Möglichkeiten, die sich auf dem Weg dahin ergeben, sich diesen Traum erhalten. Zu ihnen gehört auch Delia (@muggle_lehrerin): “Dass ich Lehrerin werden möchte, wusste ich schon, bevor ich überhaupt selber zur Schule ging. Mein Nachbarsjunge, der drei Jahre älter war als ich, erzählte mir begeistert von all den tollen Dingen, die er bereits gelernt hatte und spielte mit mir zu Hause Schule nach. Von diesem Zeitpunkt an fesselte mich die Schule, die ich bereits als Schülerin gerne besuchte. Meine Lehrerin in der 5./6. Klasse habe ich bewundert, sie hat ebenfalls entscheidend zu meinem Berufswunsch beigetragen”. Häufig sind es aber ganz explizite Vorbilder, denen man nacheifert, wie bei Benni (@bennicullen): “Ich war selbst an einer Mittelschule und hatte tolle Lehrkräfte zum Vorbild. Das hat mich ermutigt, ebenfalls Lehrer an einer Mittelschule zu werden.”
Ganz ähnlich klingt die Geschichte von Frances (@the_focused_moment). Auch ihre Story klingt wie vorherbestimmt: “Ich wollte schon als kleines Mädchen Lehrerin werden. Habe damals meine kleine Schwester und Nachbarskinder zusammengetrommelt und mit ihnen Schule gespielt. Das war mein absoluter Traumberuf.” Barbara (@dieachtsamelehrerin) hatte das große Vorbild sogar direkt mit im Haushalt und durfte früh die Luft des Lehrkraft-Zimmers schnuppern: “Ich war als kleines Mädchen schon mit meiner Mama in der Schule und wollte immer alle Hefte ihrer Schüler:innen korrigieren. Natürlich durfte ich das nicht, aber sie ließ mich die Sticker einkleben.”
Und auch der Weg von Lehrer News Followerin Nadja schien schon lange vorher bestimmt: “Erster Schultag in der ersten Klasse und meine Lehrer müssen mich so begeistert haben, dass ich nach Hause gegangen bin und zu meiner Mutter gesagt habe: Ich werde Lehrerin! Das hat sich nicht geändert und jetzt sitze ich hier mit 26 und bin fertige Lehrkraft.”
In kaum einem anderen Beruf kann man einen so großen Impact auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben, wie als Lehrkraft. Trotz aller widrigen Umstände, haben viele Lehrkräfte noch immer große und weitreichende Ziele, um jungen Menschen etwas mit auf ihren Lebensweg zu geben. Dazu gehört auch Janina (@4steps2stressless): “Ich möchte Menschen etwas mit auf den Weg in ihr Leben geben – möchte ihnen die Natur und ihren Schutz nahebringen. Außerdem möchte ich ihnen Wissen darüber vermitteln, wie sie ihren Körper gesund halten können und wie wichtig Sport für ihre Gesundheit ist. Und ich möchte ihnen dabei helfen, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten. Das alles sind Themen, um glücklich zu sein und zu bleiben.” Janina ist für ihre Ziele gut aufgestellt, sie ist Bio- und Sportlehrerin.
Diana hat bei Instagram auf die Story von Lehrer News geantwortet: “Ich möchte Grundsteine legen. Habe gemerkt, wie sehr mich selbst die Grundschulzeit geprägt hat.” Und auch ein weiterer User, der auf unsere Story geantwortet hat, hat eine Motivation für seinen Beruf, der weit darüber hinausgehen dürfte, was viele Menschen für ihre Berufe motiviert. Er möchte “Vorbild für Kinder mit bildungsfernen Haushalt und Migrationsgeschichte” sein.
Friedo (@inklusion_digital) hat aus seiner Passion direkt einen weiterführenden Job gemacht: “Zum Lehrerberuf kam ich relativ einfach. Nach meiner Schulzeit habe ich Zivildienst geleistet. Über die Mutter meines besten Freundes habe ich bei einer Sozialstation einen Platz bekommen, die einerseits ältere Menschen im Alltag unterstützt hat und andererseits auch Schulbegleitung für Kinder in der Schule angeboten hat. Ich habe vormittags einen Jungen mit einer Schwerst-mehrfachbehinderung begleitet. Das hat mir Spaß gemacht. Daraufhin habe ich mir den Beruf des Sonderpädqogen näher angeguckt und mich dann für das Studium entschieden. Seit einem Jahr habe ich meinen Beruf aber gewechselt. Ich habe zusammen mit Sebastian Trapp die Inklusion-Digital GmbH gegründet und SPLINT gebaut. Heute bin ich Geschäftsführer und das macht mir auch Spaß. Geschäftsführer bin ich aber nur geworden, weil ich Lehrer war und wenn ich gefragt werde, was mein main Job ist, sage ich auch fast immer noch Sonderpädagoge. Lehrer sein, ist eben mehr als ein Beruf. Es ist meine Berufung.”
Auch Janina (@dottedpaper.de) hat ihre Berufung, wie Friedo, im sonderpädagogischen Bereich gefunden: “Ich bin zwar noch keine Lehrerin, sondern studiere noch Lehramt für sonderpädagogische Förderung im Master, aber meine Motivation ist, dass ich Kinder und Jugendliche bei ihre Entwicklung begleiten möchte und ihnen Kompetenzen und Fähigkeiten für ihr Leben an die Hand geben möchte. Darüber hinaus würde ich gerne das Schulsystem so gut ich kann mitgestalten und zukunftsfähig machen.”
Nicht alle Lehrkräfte wissen seit ihrem ersten Schultag, dass sie später mal eine Klasse unterrichten werden. Der Beruf empfiehlt sich in verschiedenen Bereichen auch immer noch für Quereinsteiger:innen an und bietet Platz für Orientierung, wenn man nach dem Schulabschluss vielleicht noch unsicher ist, welchen Weg man gehen möchte. Über Umwege ging es auch bei Claudi (@lianovasunshine): “Ich habe einen Beruf erlernt, wollte dann aber nicht darin arbeiten, sondern selbst Jugendliche ausbilden.”
Auch bei Susanne (@mrs.rupad) hat sich der Weg zur Lehrkraft kurviger gestaltet, als bei denen, die diese Vision bereits seit dem Kindesalter haben: “Ursprünglich wollte ich nach dem Abi irgendwas mit Medien machen. Ich hatte auch große Pläne in Hamburg, doch dann kam mir die große Liebe dazwischen und es war klar, dass ich in der Pfalz bleibe. Glücklicherweise. Ein Praktikum bei meiner alten Grundschullehrerin, das ich aus sentimentalen Erinnerungsgründen absolvierte, entpuppte sich als Glücksgriff und ich studierte Grundschulpädagogik. Wenn mich jemand fragt, weshalb ich Grundschullehrerin bin, antworte ich mit einem Zitat meines Mentors: Ich arbeite mit den ehrlichsten Menschen der Welt zusammen!” Mittlerweile hat Susanne aber doch noch “irgendwas mit Medien” mit ihrem Beruf verbunden. Sie ist nun Lehrerin, Bloggerin und Autorin.
Auch innerhalb der Lehrkraft-Ausbildung kann es noch Überraschungen und Wendungen geben, zeigt das Beispiel von Annika (@anika.osthoff): “Ich wollte gerne in den Lehrberuf — ursprünglich als Sonderpädagogin. Das Studium hat mir gut gefallen, ich habe aber gemerkt, dass ich mir nicht vorstellen kann, diesen Job Jahrzehnte lang zu machen. Ich bin dann ins Regelschullehramt gewechselt und fühle mich damit sehr wohl. Mein sonderpädagogisches Grundwissen hilft mir dabei oft sehr.”
Und manchmal scheint der Weg in den Lehrkraft-Besuch geradezu schicksalhaft zu sein, wie bei Deborah (@halloferien): “Im Sommer nach meinem Abitur bin ich für eine Sprachreise nach Los Angeles geflogen. Im Flugzeug saß ich neben einer Frau, die Grundschullehrerin war und mir voller Begeisterung zehn Stunden lang von ihrem Beruf erzählte. Beworben auf das Grundschullehramt hatte ich mich bis dato schon - eingeschrieben habe ich mich gleich nach meiner Rückkehr.
Wir danken den User:innen und Influencer:innen ganz herzlich für das Teilen ihrer Motivationen und verschiedenen Wege für und in den Lehrberuf. Was motiviert euch für diesen wunderbaren Beruf? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Die sogenannte Sexualaufklärung ist gerade im schulischen Kontext ein sehr emotionales Thema. Ein Knackpunkt ist hier das Gefühl des Kontrollverlusts einiger Eltern. Für Schulen ist es deshalb ein sensibler Bereich, wenn sie sich mit einem Angebot der sexuellen Informationsarbeit an Schüler:innen richten. Ein weiterer großer Punkt ist, dass solche Kurse an Schulen häufig von freien Trägern angeboten werden. Hierbei gibt es auch Organisationen, die zum Beispiel stark konservative bzw. religiös intendierte Inhalte vermitteln, die in vielen Punkten nicht an die Lebensrealität der Schüler:innen anknüpfen können und auch nicht den aktuellen wissenschaftlichen Stand abbilden können oder wollen. Aber auch bewährte Träger solcher Kurse halten zum Teil nicht mit der Entwicklung in der Gesellschaft Schritt. Bei Themen wie Geschlechtsidentitäten, die Rolle sozialer Medien bei der Sexualität oder Inklusion fehlt einigen Organisationen der Fokus oder die Kompetenz, diese zu vermitteln.
Fünf ehemalige Mitglieder der Kölner Hochschulgruppe für inklusive sexuelle Bildung bilden gerade einen Verein, um hier Lücken zu schließen und ein sexualpädagogisches Angebot zu schaffen, das zeitgemäß und zielgruppengerecht auf junge Menschen zugeschnitten sein soll. Lehrer-News hat das sich in Gründung befindende “Kölner Institut für sexuelle Selbstbestimmung” schriftlich interviewt, um herauszufinden, wo seine Gründungsmitglieder Eva, Lena, Tobi, Franzi und Anna Entwicklungspotenzial im sexualpädagogischen Bereich sehen.
Lehrer-News: Mit welcher Intention gründet ihr euch gerade?
Kiss: Wir möchten in erster Linie einen Beitrag leisten, inklusionssensible, selbstbestimmte sexuelle Bildung, die auf der Anerkennung vielfältiger Lebensweisen beruht, in Köln zu institutionalisieren. Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, sowie Erwachsene jeden Alters mit verschiedenen Aufklärungsbedarfen und Herkunftsgeschichten sollen durch unsere Workshops gestärkt werden, selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können, die ihre Sexualität betreffen. Dabei ist uns ein bedürfnisorientierter Ansatz wichtig, der unsere
Adressat:innen dort abholt, wo sie gerade stehen. Unsere Vision ist es, langfristig eine Aus-, Fort-, und Weiterbildungsstätte für Multiplikator:innen zu werden, um Bildung zur sexuellen Selbstbestimmung flächendeckend zu ermöglichen. Damit wollen wir dazu beitragen, Bildungseinrichtungen und andere pädagogische Institutionen zu entlasten und als Orientierungshilfe für Lehrer:innen, Eltern und Heranwachsende auftreten.
Lehrer-News: Wie erarbeitet ihr euer Konzept, das Grundlage für eure Arbeit sein soll?
Kiss: Wir alle haben an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln studiert. Leider sieht der Studienplan weder im Fachbereich Erziehungswissenschaft noch im Lehramtsstudium einen Raum für Sexuelle Bildung vor. Unsere Gruppe hat sich dann während des ehrenamtlichen Engagements in der Hochschulgruppe InseB (inklusive sexuelle Bildung für angehende Pädagog:innen) kennen- und lieben gelernt. InseB ist ein Zusammenschluss aus Studierenden, die unter fachlicher Anleitung sexualpädagogisch ausgebildet werden und Workshops an Schulen geben. Unser Konzept für die sexualpädagogische Arbeit basiert also auf den Prinzipien und Erfahrungen, die wir dort gesammelt haben. Wir legen großen Wert darauf, unser Konzept auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu erarbeiten. Gleichzeitig sind wir im Austausch mit anderen sexualpädagogisch arbeitenden Vereinen. Durch diesen Dialog können wir uns kontinuierlich reflektieren und weiterentwickeln. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen demokratische Werte, Bildung, Zugänglichkeit, Inklusion, Intersektionalität und eine machtkritische Perspektive. Unser Ansatz ist bedürfnisorientiert und partizipativ. Wir gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche bereits viel Wissen in sich tragen und helfen ihnen dabei, dieses zu artikulieren. Wir berücksichtigen verschiedene Lebensrealitäten und Diskriminierungserfahrungen. Unser Team besteht aus multiprofessionellen Fachleuten aus einem breiten pädagogischen Berufsspektrum. Die pädagogischen Perspektiven jedes einzelnen Mitglieds speisen sich aus Arbeitserfahrungen in verschiedenen Fachbereichen wie KiTa, Schule, Jugendhilfe, Geflüchtetenhilfe, Erwachsenenbildung und Heilpädagogik. Der Großteil von uns hat seine Abschlussarbeiten im Bereich der sexuellen Bildung verfasst. Diese praktischen und theoretischen Erfahrungen bilden eine solide Grundlage und einen prismatischen Blick für unsere Konzeptarbeit beim KISS. Wir streben trotzdem danach, uns weiter fortzubilden und haben den Anspruch, Konzepte zu entwickeln, die nicht nur fundiert und aktuell sind, sondern auch den vielfältigen Bedürfnissen unserer Zielgruppen gerecht werden.
Lehrer-News: Es gibt ja bereits sexualpädagogische Angebote, warum braucht es euch zusätzlich?
Kiss: Zum einen gibt es ein strukturelles Problem: Der Bedarf ist höher als das Angebot. Wir haben schon jetzt vor unserer Vereinsgründung zahlreiche Anfragen von unterschiedlichen Institutionen. Das freut uns natürlich und zeigt, dass die Nachfrage unser Angebot rechtfertigt.
Zum Anderen decken bestehende Angebote oft die Vielfalt menschlicher Erfahrungen nicht vollständig ab. Viele Konzepte fokussieren sich auf ein heteronormatives und geschlechterbinäres Verständnis, was die Bedürfnisse von vielen Menschen vernachlässigt. Unser Ansatz in der sexuellen Bildung geht über die traditionellen Themen wie Verhütung, Geschlechtskrankheiten und penetrativen Sex hinaus. Wir verstehen Sexualpädagogik als eine ganzheitliche Bildung, die Sexualität als einen fließenden und integralen Bestandteil des Lebens betrachtet. Wir wollen eine Praxis etablieren, die (wenn möglich) geschlechtergetrennte Gruppen vermeidet und die Lebensrealitäten aller Menschen normalisiert. Dabei legen wir großen Wert darauf, nicht nur über Prävention zu informieren, sondern auch Themen wie Körperwahrnehmung, die Reflexion der eigenen Sexualität, Konsens, verschiedene Formen von Sexualität und Empowerment zu behandeln. Es ist uns wichtig, dass die Teilnehmenden lernen, eigene Entscheidungen zu treffen, die sich für sie richtig und gut anfühlen. Wir erkennen die Herausforderungen im hierarchischen Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schüler:innen, besonders bei der Notenvergabe. Als Externe umgehen wir diese Problematik, fördern schamfreien Austausch und erweitern unser Angebot für Erwachsene und Fachkräfte. Unser Ziel: eine inklusive, diversitätsbewusste und stärkende sexuelle Bildung, die einen offenen Dialog über Sexualität ermöglicht.
Lehrer-News: Wie seht ihr den Status quo in der sexualpädagogischen Bildung in Deutschland?
Kiss: Bundesweit existieren bereits großartige Angebote im Bereich der sexuellen Bildung, wie beispielsweise die von BIKO Berlin. Diese Angebote sind wichtige Ressourcen, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass innerhalb der Schulen noch immer große Herausforderungen bestehen. Oft wird die Verantwortung für die sexuelle Aufklärung den Biologie-Lehrkräften übertragen, unabhängig davon, wie wohl sie sich mit diesem Thema fühlen. Besorgniserregend sind außerdem Gegenbewegungen aus dem rechtspopulistischen Spektrum, die versuchen, sexuelle Bildung an Schulen aufgrund vermeintlicher Frühsexualisierung zu unterbinden. Das ist besonders problematisch, da sexuelle Bildung in der Kindheit und Jugend eine fundamentale Rolle für die Entwicklung eines gesunden Selbstverständnisses und respektvollen Umgangs mit anderen spielt.
Lehrer-News: Wo gibt es Defizite in der sexualpädagogischen Bildung, wie sie aktuell häufig angeboten wird?
Kiss: Neben der mangelnden Berücksichtigung von Diversität und Inklusion, einem überwiegenden Fokus auf heteronormative Narrative und einer unzureichenden Auseinandersetzung mit sexueller Vielfalt und Identität, sehen wir ein grundlegendes Problem in der begrenzten Zeit und der zu geringe Raum, der diesem wichtigen Thema in Schulen eingeräumt wird. Oft werden relevante Inhalte auf spätere Schuljahre verschoben, obwohl Kinder und Jugendliche bereits im jüngeren Alter Interesse und Bedarfe zeigen. Häufig beschränkt sich die sexuelle Aufklärung auf eine Unterrichtseinheit in der sechsten Klasse, was ja bei weitem nicht ausreicht. Zudem sind diese Einheiten meist geschlechtergetrennt, was eine Verbesonderung bestimmter Themen fördert und die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten ignoriert. In der Oberstufe besteht kaum noch Zugang zu sexueller Bildung. Die vorhandenen Angebote konzentrieren sich zu sehr auf Verhütungsinformationen, Geschlechtskrankheiten und Prävention, ohne die tatsächlichen Bedürfnisse und Fragen der Schüler:innen ausreichend zu adressieren.
Lehrer-News: Was möchtet ihr konkret anders machen?
Kiss: An dieser Stelle führen wir am Besten mal ein paar Beispiele an, um zu illustrieren, wie wir unsere Arbeit gestalten und was uns dabei besonders am Herzen liegt. Unsere Methoden und Materialien spiegeln einen inklusionssensiblen Ansatz wider, indem wir “Vielfalt von der Vielfalt aus denken” anstatt sexuelle Identitäten, die von der Norm abweichen, additiv zu nennen. Das bedeutet, wenn wir von Familie sprechen, werden beispielsweise gleichgeschlechtliche Paare auf Karten abgebildet, ohne dass dies zusätzlich thematisiert wird. Zwei Mütter, die mit ihrem Kind zu sehen sind, werden genauso unkommentiert abgebildet wie eine Familie mit einem Vater und einer Mutter. Das Bild ist einfach da, ganz natürlich. Das ist für uns nur ein Weg, Vielfalt zu normalisieren. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche sehen: Es gibt nicht nur eine Art von Familie. Außerdem legen wir zu Beginn unserer Workshops gemeinsam mit den Teilnehmenden eine verbindliche Sprachregelung fest. Dabei legen wir großen Wert auf eine diskriminierungs- und gendersensible Sprachverwendung, sind jedoch ebenso darauf bedacht, den Sprachgebrauch der Jugendlichen zu berücksichtigen.
Was vielleicht banal klingt, aber nicht selbstverständlich ist: wir versuchen, die Workshops so zu gestalten, dass sie für alle interessant, altersgerecht und zugänglich sind. Das bedeutet unter Anderem, dass wir die Heranwachsenden mittels einer vorab aufgestellten anonymen Box fragen, was sie interessiert, und bauen diese Fragen in unsere Workshops ein. Diese Fragen sind erfrischend ehrlich und lebensnah. Beispielsweise wurde neulich auf einen Zettel geschrieben “Kann eine Oma Kinder kriegen?” oder “Wie rasiere ich mir den Po”? Diese anonymen Fragen haben den Vorteil, dass sich niemand vor allen mit einer Frage öffnen muss und trotzdem Orientierungshilfen bekommt.
Lehrer-News: Von Kritiker:innen kommt ja immer mal wieder der Vorwurf, dass sexuelle Bildung Kinder und Jugendliche erst zu sexuellen Handlungen verführen würde. Wie entgegnet ihr solcher Kritik?
Kiss: Sexuelle Bildung ist ein umfassendes Konzept, das weit über den Aspekt des Geschlechtsverkehrs hinausgeht. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) liefern hierüber wissenschaftlich fundierte Informationen. Wir sind uns bewusst, dass das Thema besonders bei Eltern polarisiert, weil sie denken, dass ihre Kinder mit Themen der Erwachsenensexualität konfrontiert werden. Das ist leider ein Denkfehler, der im Zuge großer Besorgnis und Unwissenheit passiert, wenn über kindliche Sexualität gesprochen wird. Es ist wichtig, dass sexuelle Bildung bei Kindern nicht mit Erwachsenensexualität gleichgesetzt wird. Sexualität ist ein Teil der menschlichen Entwicklung von der Kindheit an. Körperempfinden, Bindung und Beziehungsgestaltung beginnen bereits zwischen dem ungeborenen Kind und den Bezugspersonen während der Schwangerschaft und ziehen sich auch nach der Geburt durch die ganze Phase der Kindheit.
Durch das Offenlegen und Besprechen dieser Themenbereiche können wir Kinder unterstützen und ihnen helfen, ein positives Selbstbild zu entwickeln. Unser Hauptziel ist die Stärkung von Entscheidungskompetenzen, um Selbstbestimmtheit von Heranwachsenden zu fördern. Diese Fähigkeiten sind essentiell, nicht nur für die persönliche Entwicklung, sondern auch für die Prävention von sexualisierter Gewalt. Kinder, die in der Lage sind, ihre Körperteile korrekt zu benennen, können später beispielsweise auch klarer kommunizieren, dass sie unangemessen berührt worden sind. Die Realität zeigt außerdem, dass Kinder und Jugendliche heute durch Medien und das Internet oft unfreiwillig mit sexuellen Inhalten konfrontiert werden. In einer Welt, in der Tabuisierung und Schamgefühle Unsicherheiten verstärken, ist es umso wichtiger, dass junge Menschen lernen, wie sie verantwortungsvoll mit Informationen umgehen und wo sie seriöse Beratungsangebote finden können. Die eingangs genannte Kritik weisen wir daher dank fundierter Forschung zurück.
Lehrer-News: Könnt ihr mal konkret ein Beispiel zu einer Einheit beschreiben, wie ihr sie durchführt bzw. durchführen möchtet?
Kiss: Vor jedem Workshop in einer Schulklasse steht ein Gespräch mit den Lehrkräften, in dem Informationen über die Klassen in Erfahrung gebracht werden. Dabei geht es nicht nur um den Wissensstand, sondern auch um Dynamiken, besondere Vorkommnisse und Konflikte in der Klasse. Es ist Teil unseres Konzepts, flexible Angebote für die verschiedene Bedarfe zu konzipieren, und arbeiten daher dynamisch. Nachdem wir anfangs mit den Teilnehmer:innen die Umgangsregeln besprechen, die uns wichtig sind, führen wir anschließend häufig eine Einheit durch, um eine gemeinsame Sprache zu finden. In Kleingruppen notieren Teilnehmer:innen Begriffe zu Liebe, Sexualität, Körper und Beziehungen auf Plakaten, ohne Bewertung. Je mehr desto besser! Bei Anfangsschwierigkeiten helfen wir aus und flüstern beispielsweise Begriffe wie Knutschen, Brüste, oder Kondom zu, um die Hemmschwelle zu überwinden. Diese Methode ermöglicht Einblicke in Gruppendynamik und Wissensstand. Nach dem Brainstorming diskutieren wir im Plenum die gesammelten Begriffe, klären Unbekanntes und adressieren Gefühle, die bestimmte Wörter auslösen. Beleidigende oder diskriminierende Ausdrücke werden identifiziert, erklärt und ausgeschlossen.
Andere Begriffe und Konzepte, die zum Beispiel die Selbstbezeichnung der eigenen Genitalien betrifft, können diskutiert werden. Wir diskutieren auch die korrekte Benennung von Genitalien, um anatomische Klarheit zu schaffen, und fordern dazu auf, übernommene Begriffe aus der Peer-Group kritisch zu reflektieren. Ziel ist eine gendersensible und diskriminierungsfreie Kommunikation. Bei Nachfragen besprechen wir auch diese in möglicher Kürze und nötiger Ausführlichkeit. Werden Begriffe wie Mumu, Schwanz und Arschloch aufgeschrieben benennen wir beispielsweise die Unterschiede von Vulva und Vagina, warum wir das Wort Scheide vermeiden und besprechen die neutralen Begriffe Penis, anal und ihre Konnotationen. Dies fördert eine auf Konsens basierende Verbindung und erleichtert den Dialog. Auch, wenn jeder Workshop anders ist, bietet diese Methode beginnend viele Einblicke in die Gruppendynamik und Vorkenntnisse, bespricht bereits viele inhaltliche Themen und fragt das Interesse und die Teilnahmebereitschaft der Teilnehmer:innen ab, weswegen wir sie für wertvoll erachten.
Lehrer-News: Vielen Dank für die Antworten auf Fragen zu einem gesellschaftlich so wichtigen Thema!
Hinter dem sich derzeit gründenden Institut für sexuelle Selbstbestimmung stehen im Kern fünf Personen. Diese sollen hier nochmal kurz vorgestellt werden:
Köln. Am heutigen Samstag ist die diesjährige Ausgabe der Bildungsmesse didacta in Köln zu Ende gegangen. Nach Angaben der Veranstalter waren rund 730 ausstellende Unternehmen und Organisationen präsent, die auf der Messe eine große Vielfalt an pädagogischen Konzepten und Methoden vorstellten. Erstmals stand in diesem Jahr das Thema KI und Schule im Mittelpunkt, zu dem zahlreiche Hersteller Vorträge und Materialien für das interessierte Publikum bereithielten. “Die Digitalisierung treibt die gesamte Bildungsbranche um”, schreibt der didacta-Verband in seiner Pressemitteilung zur Messe.
Eröffnet wurde die Messe am Dienstag durch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Am Mittwoch fand die Ehrung der “Bildungsbotschafter” statt. Für seinen Einsatz im Bildungsbereich wurde dieses Jahr der Journalist, Autor und Moderator Mirko Drotschmann ausgezeichnet. Er ist auf YouTube als MrWissen2go bekannt und bringt dort Bildung und Wissen auf unterhaltsame Weise und journalistisch fundiert einer jungen Zielgruppe näher.
Auf dem Programm standen auch hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema DigitalPakt Schule: “Anschluss verpasst? Wie die Digitalisierung in Schulen noch gelingen kann”. Vertretende aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sprachen dort darüber, wie eine erfolgreiche Digitalisierung der Schulen in Deutschland umzusetzen ist. Auch in der beruflichen Bildung war das Thema Digitalisierung präsent. Die Gesprächsrunde zum Thema “Digitale Prüfungsvorbereitung in der beruflichen Bildung – wegweisend für andere Schularten?” beleuchtet den aktuellen Stand und wirft einen Blick in die Zukunft.
Gefragt waren auch die Psycholog:innen von “Teach Love”, die ihr pädagogisches Angebot für moderne wissenschaftliche Sexualaufklärung vorstellen. Von Tinder bis zum Umgang mit Pornos deckt die “Akademie für psychologischen Wissenstransfer” ein breites Spektrum an Themen ab, “die manchen vielleicht schwerfallen im Unterricht anzusprechen”, sagt die Mitinitiatorin Dr. Johanna Degen von der Universität Flensburg.
Neben Verlagen, Unternehmen und Bildungsverbänden waren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen wie Brot für die Welt, Amnesty International und die DKMS vertreten, um auf ihre Angebote für Schulen aufmerksam zu machen.
“Die Themen hier sind absolut relevant und breit diskutiert”, sagt der Gründer der Dortmunder Berufsbildungs-App FUJOUR, Geert-Jan Gorter, gegenüber Lehrer News. Er möchte mit seinem Angebot einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten, indem Schüler:innen mit Hilfe von KI und psychologisch fundierten Fragen kostenlos zum eigenen Profil passende Praktika vermittelt werden. “Es ist bedauerlich, dass die Berufsorientierung im Unterricht kaum Beachtung findet, eine Tendenz, die sich dieses Jahr noch verstärkt hat. Es gibt immer mehr offene Stellen. Obwohl das Problem von der Politik erkannt wurde, mangelt es bisher an wirksamen Programmen. Die Messe ist genau der richtige Ort, um sich über diese Fragen auszutauschen”, so Gorter.
Die nächste Ausgabe der didacta findet vom 11. bis 15. Februar 2025 in Stuttgart statt.
Das Erlernen von Deutsch als Fremdsprache kann zweifellos eine Herausforderung sein. Der komplizierte Satzbau, die vielen Zeitformen und nicht zu vergessen die oft schwierige Aussprache und die langen Wörter können selbst den motiviertesten Lernenden verzweifeln lassen. Doch in der heutigen digitalen Ära bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Deutsch auf innovative und unterhaltsame Weise zu erlernen.
YouTube bietet dafür spannende Kanäle mit Videos, die von Grammatiklektionen bis hin zu kulturellen Einblicken für Lernende aller Niveaus und Interessen geeignet sind. Nachdem wir bereits eine Auswahl an Instagram-Kanälen für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) vorgestellt haben, möchten wir euch nun einige YouTube-Kanäle zeigen, die ebenfalls für euren Unterricht nützlich sein können.
Auf dem Kanal Lingster Academy hilft Julia, die als Deutschdozentin an einer Universität arbeitet, auf effektive und freundliche Weise Deutsch als Zweitsprache zu vermitteln. Ihr Fokus ist dabei, bereits erlernte Grammatik weiter zu verbessern und den Wortschatz zu erweitern. Julias Videos sind nicht nur informativ, sondern auch visuell ansprechend gestaltet. Durch viele Einblendungen und Bilder werden selbst komplizierte Konzepte leicht verständlich, sodass Zuschauer:innen mühelos folgen und lernen können. Mit ihrer klaren und langsamen Aussprache sorgt Julia dafür, dass Jede:r problemlos mitkommt. Wer noch zusätzliche Hilfe braucht, kann Untertitel auf Deutsch und viele andere Sprachen einstellen.
Im Unterricht können die Videos als zusätzliche Lernmaterialien dienen, die ihr zu einer bestimmten Lerneinheit hinzunehmen könnt. Durch thematisch geordnete Playlists, zum Beispiel zu Grammatik, Vokabeln und Prüfungsvorbereitung, findet ihr genau die Inhalte, die ihr braucht. Wir empfehlen besonders ihre Grammatikvideos, die detailliert auf spezifische Themen, wie die verschiedenen Zeitformen oder den Satzbau, eingehen. Alle Videos kennzeichnet Julia mit dem entsprechenden Sprachniveau, beispielsweise B1/B2, sodass Lernende gezielt nach Inhalten suchen können, die ihrem aktuellen Kenntnisstand entsprechen. Dadurch habt ihr es als Lehrkraft auch einfacher, Lektionen zu finden, die dem Lernfortschritt eurer Klasse entsprechen.
Easy German wurde von den deutschen Moderatoren Cari und Janusz gegründet. Ihr Ziel ist es, eine entspannte und authentische Umgebung zu schaffen, um Deutsch zu lernen, indem sie Gespräche mit Menschen auf der Straße führen. Sie reisen durch verschiedene Städte in Deutschland und sprechen mit Einheimischen über verschiedene Themen wie Kultur, Essen, Traditionen, Alltag und mehr. Die Interviews sind normalerweise ungezwungen und spontan, was den Zuschauer:innen die Möglichkeit gibt, natürliche Gespräche, häufig in Umgangssprache oder Dialekt, zu hören und gleichzeitig ihren Wortschatz und ihr Hörverständnis zu verbessern. Damit jeder folgen kann, werden immer deutsche und englische Untertitel eingeblendet. Die Videos sind hochwertig produziert und bekommen durch ihre sympathischen und lustigen Moderator:innen einen besonderen Charme. Zusätzlich zu den Straßeninterviews bietet der Kanal auch andere Arten von Inhalten an, darunter Grammatiklektionen und Live-Streams, in denen Zuschauer:innen direkt mit den Moderator:innen interagieren können. In den Lektionsvideos wird sehr langsam und deutlich gesprochen, womit diese auch für Anfänger:innen ideal sind.
Im Unterricht könnt ihr die Videos zum Beispiel als Hörverständnisübung abspielen und die Schüler:innen dann Fragen beantworten lassen. Oder ihr lasst eure Schüler:innen in Rollenspielen Situationen aus den Videos nachspielen, damit sie die Umgangssprache und verwendeten Ausdrücke selbst anwenden können. Wenn über kulturelle Themen gesprochen wird, könntet ihr dies zum Anlass nehmen, eure Schüler:innen nach ihren Erfahrungen und Meinungen zu fragen. Dank der Sortierung nach Sprachniveau in den Playlists findet ihr immer genau die passenden Videos für euren Unterricht.
Bei Lingoni GERMAN erkundet Sprachcoach Jenny gemeinsam mit euch verschiedene alltägliche Situationen und zeigt dabei, welche Wörter, Ausdrücke und Redewendungen zum Einsatz kommen können. Dabei wiederholt sie die Sätze sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch, um sicherzustellen, dass man jeden Schritt versteht. Besonders empfehlenswert sind die Shorts des Kanals, die sich perfekt für den Einsatz im Unterricht eignen. In diesen kurzen Videos dreht sich alles um spezifische Ausdrücke, die in alltäglichen Dialogen unverzichtbar sind. Jenny wiederholt die Sätze deutlich und langsam, damit man sie leicht nachsprechen kann. Zum Beispiel wird gezeigt, wie auf Deutsch Freude ausdrückt wird oder wie man Komplimente macht und darauf reagiert.
Die Schüler:innen können hierbei selbst in Dialogen die Ausdrücke, die in den Shorts gezeigt werden, verwenden. So lernen sie nicht nur die korrekte Verwendung in Gesprächen, sondern auch den authentischen Gebrauch von Umgangssprache. Die Übungen auf diesem Kanal sind für Deutschlernende auf den Niveaus A1 bis B2 gedacht. Ihr findet für jedes Niveau praktische Playlists, damit ihr alle Videos eines Levels gleich zusammen habt.
Dein Sprachcoach aka Maria kommt ursprünglich aus Russland und kam vor 14 Jahren nach Deutschland. Sie musste sich viel selbst beibringen und hilft auf ihrem YouTube-Kanal bei vielen Problemen, die das Deutschlernen so mit sich bringt. Als Nicht-Muttersprachlerin teilt sie nicht nur ihre eigenen Erfahrungen und ihre Probleme beim Erlernen der deutschen Sprache, wie der schwierigen Aussprache, sondern gibt auch wertvolle Einblicke und Insider-Tipps, wie sie Deutschland erlebt. Mit ihrer humorvollen, aber trotzdem verständlichen und informativen Art zeigt sie eine Vielzahl von “typisch” deutschen Situationen, vom Besuch beim Metzger über Vorstellungsgespräche bis hin zum Ausfüllen von Formularen. Ihre Videos haben deutsche Untertitel und werden durch hilfreiche Einblendungen der Wörter mit Lautschrift versehen.
Für den Unterricht lohnen sich die Inhalte zu dem Thema Leben in Deutschland, die ihr auf der gleichnamigen Playlist findet. Zu den Situationen werden Dialoge mit passenden Ausdrücken und Redewendungen eingesetzt, wodurch Umgangssprache gelernt und der Wortschatz erweitert wird. Diese eignen sich auch gut für Rollenspiele. Die Schüler:innen können die Szenen nachspielen und so praktisch anwenden, was sie gelernt haben. Auch zum Thema Aussprache bietet Maria viele Videos, die ihr in der passenden Playlist finden könnt. Von diesen könnt ihr einige Tipps für eure Schüler:innen mitnehmen, da Maria durch ihren Hintergrund einige Methoden entwickelt hat, um ihre eigene Aussprache zu verbessern. Im Unterricht könnt ihr durch die Videos Unterschiede in der Aussprache verdeutlichen und die Schüler:innen einzelne, je nach Sprachlevel, schwierige Wörter nachsprechen lassen, die auch Maria behandelt. Obwohl ihre Videos eher für fortgeschrittene Sprecher:innen geeignet sind, bietet sie auch Inhalte für ein niedrigeres Sprachniveau an, die entsprechend gekennzeichnet sind.
Kennt ihr noch mehr interessante Kanäle zum Deutsch lernen? Schreibt es uns in die Kommentare.
Berlin. Berliner Lehrkräfte leiden an „digitalem Stress“. Das zeigt eine neue wissenschaftliche Studie, beauftragt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die die zunehmende Belastung der Lehrkräfte in Berlin durch die Digitalisierung aufdeckt. Von über 2000 Befragten empfinden alarmierende 71 Prozent die Digitalisierung als zusätzliche Last, während nur eine marginale Minderheit von sechs Prozent einen Rückgang der Belastung sieht.
Die Hauptstressfaktoren seien dabei die permanente Präsenz digitaler Medien, unzureichende Vorbereitungszeit und technische Probleme, die Lehrkräfte in einen Spagat zwischen digitaler und analoger Unterrichtsvorbereitung zwingen. Die Verwendung digitaler Medien an Schulen ist mittlerweile zur Regel geworden. Zwei Drittel der Lehrkräfte nutzen sie jeden Tag, 93 Prozent sogar jede Woche. Allerdings stehen die Lehrkräfte vor Herausforderungen wie unzureichender technischer Ausstattung und Verbindungsschwierigkeiten. Dazu kommt die oft illegale Nutzung privater Geräte. „Nur ein Drittel der Lehrkräfte nutzt das von der Senatsverwaltung herausgegebene persönliche digitale Endgerät regelmäßig mindestens wöchentlich", so Studienleiter Mußmann. "Unter anderem, weil es sich nicht mit der digitalen Tafel in der Schule oder einem Drucker verbinden lässt."
Besorgniserregend ist, dass 55 Prozent der Befragten einen "stärkeren" bis „sehr starken digitalen Stress“ erleben. Mußmann warnt vor langfristigen gesundheitlichen Problemen, wie Burn-out, und schlägt mehr Weiterbildungen, bessere IT-Infrastruktur und einen Abbau der Hürden für die Nutzung dienstlicher Endgeräte vor.
Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW Berlin, schlägt Alarm und kritisiert die Politik für ihr angebliches Verschlafen der Digitalisierung in den Schulen. „Die Ergebnisse sollten Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch endgültig wachrütteln, denn bisher wird die Schuldigitalisierung von den politisch Verantwortlichen verschlafen.“
Die Bildungsverwaltung betont dagegen ihre Bemühungen zur Entlastung der Lehrkräfte, unter anderem durch zusätzliche Verwaltungsleistungen, IT-Betreuung und Lernmanagementsysteme. Trotz der Herausforderungen wird die Schuldigitalisierung konsequent vorangetrieben, mit dem erklärten Ziel, bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode 2026 alle öffentlichen Schulen mit schnellem Internet auszustatten.
In den letzten Jahren hat das finnische Bildungssystem weltweit Aufmerksamkeit erregt und Bewunderung geweckt. Von seinem Fokus auf Chancengleichheit bis hin zu seinem autonomen Lehransatz gilt es vielen anderen Ländern als Paradebeispiel für erfolgreiche Bildungssysteme. Doch während es einst als Vorbild galt, zeigen die jüngsten PISA-Ergebnisse einen Abwärtstrend. In unserer Serie Bildungssysteme der Welt werfen wir nun nach Ländern wie Japan, den USA und Belgien einen genaueren Blick auf das Schulsystem des glücklichsten Landes der Welt: Finnland!
Das finnische Bildungssystem ist in mehrere Stufen gegliedert. In Finnland herrscht eine Lernpflicht und keine Schulpflicht, das heißt, Kinder sind verpflichtet, Grundbildung zu erhalten, aber nicht unbedingt durch das Teilnehmen an einer Schule. Viele Eltern unterrichten ihre Kinder beispielsweise zu Hause. Die Lernpflicht beginnt mit dem siebten Lebensjahr und endet mit der neunten Klasse mit ungefähr 16 Jahren.
Vorschulische Bildung (Esikoulu): Die meisten finnischen Kinder beginnen ihre Bildung in der einjährigen Vorschule im Alter von sechs Jahren. Alle Kinder haben das Recht, einen Platz in einer Vorschule zu bekommen. Sie ist aber nicht obligatorisch. Bereits hier werden erste Stärken und Schwächen der Kinder herausgearbeitet, um sie gut auf die Schule vorzubereiten. Es werden bereits Fächer wie Mathe, Kunst oder Ethik gelehrt, die Vermittlung passiert aber spielerisch. Im Fokus liegt die Förderung der Lernbereitschaft durch Aktivitäten und Spiele, um so das erste Grundwissen sowie erste Lese- und Schreibfähigkeit zu erlernen. Eine Bewertung findet nicht statt, nur der Entwicklungsprozess wird festgehalten.
Gemeinschaftsschule (Peruskoulu): Die Gemeinschaftsschule in Finnland ist für alle Kinder obligatorisch und dauert in der Regel neun Jahre, von der ersten bis zur neunten Klasse. Anders als z. B. in Deutschland ist man also vom siebten bis zum 16. Lebensjahr in einer einheitlichen Schulart. Der Lehrplan der Gemeinschaftsschule ist breit gefächert und umfasst Fächer wie Mathematik, Naturwissenschaften, Sprachen, Kunst und Handwerk. Die ersten sechs Jahre unterrichtet ein Klassenlehrer die meisten Fächer, in den letzten drei Jahren übernimmt dann eine Fachlehrkraft für jedes Fach. Auch das Thema Noten wird in Finnland anders angegangen: In den ersten vier Jahren gibt es keine Bewertung in Form von Noten. Ab der fünften Klasse können Noten vergeben werden, vorgeschrieben ist es aber erst ab der neunten Klasse. Dann wird auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn die beste Note ist, bewertet. Zu jeder Note muss es laut Gesetz einen Kommentar bzw. eine schriftliche Bewertung geben. Eine Gesamtbewertung der einzelnen Schüler:innen findet immer zum Schuljahresende statt, wobei dann auch entschieden wird, ob diese:r in die nächste Klassenstufe kann. Am Ende der Gemeinschaftsschule gibt es keine Prüfung, nur ein Zeugnis, das den Besuch bestätigt und die Bewerbung an die weiterführenden Schulen ermöglicht.
Weiterführende Bildung: Nach Abschluss der Gemeinschaftsschule haben die Schüler:innen die Möglichkeit, ihre Bildung in einem weiterführenden Gymnasium (Lukio) oder einer Berufsschule (Ammattikoulu) fortzusetzen. Über 90 Prozent aller finnischen Jugendlichen machen ihren Abschluss in den weiterführenden Schulen. Beide Abschlüsse qualifizieren für einen Hochschulzugang.
Im Gymnasium, das in der Regel drei Jahre dauert, können sich die Schüler:innen relativ frei ihren eigenen Lernplan zusammenstellen und sind nicht in Klassen geteilt, sondern wählen Pflicht- und Wahlfächer. Auch Fächer aus der beruflichen Schule sind wählbar. Am Ende wird eine Abiturprüfung geschrieben über vier Fächer: Finnisch, eine Fremdsprache, Mathematik oder ein Fach der Geistes- oder Naturwissenschaft. Ca. 60 Prozent entscheiden sich für das Gymnasium.
In der Berufsschule, die drei Jahre dauert, kann zwischen acht Ausbildungswegen mit 52 Fachrichtungen gewählt werden. Mindestens ein halbes Jahr Praktikum im Betrieb ist auch angesetzt. Auch hier können Pflicht- und Wahlmodule gewählt werden. Bewertet werden die Schüler:innen in praktischen Leistungsnachweisen, die der fachlichen Anforderung des Berufes entsprechen. Damit werden sie authentisch bereits in eine Arbeitsumgebung eingeführt. Betriebe und Unternehmen arbeiten dabei eng mit den Schulen zusammen und beschließen zusammen die Qualifikationen und Ausbildungsanforderungen. Ca. 40 Prozent der Schüler:innen machen auf der Berufsschule weiter.
Finnlands Schulsystem wird häufig als besonders gerecht und zugänglich beschrieben. Von der Vorschule bis zu den höheren Bildungswegen ist Bildung kostenfrei, dazu zählen auch die Schulmaterialien und das Schulessen. Privatschulen oder Sonderschulen gibt es nur wenige, wodurch jedes Kind die gleiche Bildung angeboten bekommt. Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten werden in die normale Gemeinschaftsschule aufgenommen und dort dann durch Zusatzprogramme und Betreuung speziell gefördert.
Im Unterricht, bei dem statt Frontalunterricht oftmals Gruppenarbeit im Fokus steht, wird großer Wert auf individuelle Förderung statt Leistungskonkurrenz und Bewertung gelegt. Auch die Klassen sind mit durchschnittlich 20 Schüler:innen relativ klein, sodass die Lehrkraft besser auf einzelne Fragen eingehen kann. Da schwächere und stärkere Schüler:innen zusammen unterrichtet werden, setzt das Konzept der Gemeinschaftsschule auf gegenseitige Hilfe auch unter den Mitschüler:innen. Wenn jemand schneller eine Aufgabe erledigt hat, hilft er denjenigen, die noch Hilfe brauchen. Auch Sonderpädagog:innen sowie Psycholog:innen unterstützen die Lehrkräfte im Unterricht. Da der Klassenlehrer die ersten sechs Jahre eine eigene Klasse betreut, entsteht eine vertraute Beziehung, sodass das Verhältnis zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen locker und herzlich ist. In der Regel duzen sie sich sogar und essen gemeinsam Mittagessen. Außerdem besitzen die Schulen und Lehrkräfte selbst viel Autonomie in der Gestaltung ihrer Lehrpläne und entscheiden selbst, welche Lernmethoden oder Materialien sie benutzen wollen. Damit können sich die Lehrer:innen besser an ihre Schüler:innen anpassen.
Anders als in Deutschland werden die Kinder nicht durch ihre Grundschulleistungen in verschiedene Schularten unterteilt. Sie bleiben in der Gemeinschaftsschule bis zum 16 Lebensjahr zusammen. Dieses Konzept ist laut Schulentwicklungsforscherin Marja Martikainen einer der Gründe für Finnlands gute Bildungsergebnisse. Dadurch kann besser eingeschätzt werden, was die Kinder können, da sie mehr Zeit haben, ihre Interessen und Stärken herauszubilden und sich zu entwickeln, so Martikainen. Die spätere Trennung, die in Finnland erst mit 16. Jahren bzw. in der neunten Klasse passiert, entscheidet dann nur noch, welchen weiteren Bildungsweg sie absolvieren wollen, also Studium oder Ausbildung. Eine Vorselektion und damit oftmals eine Vorverurteilung, wie häufig die Kritik am deutschen Schulsystem lautet, passiert also nicht. Ab der siebten Klasse bekommen die Kinder auch Orientierungshilfe und Beratungsangebote für ihre weiteren Bildungsmöglichkeiten. Entweder im Einzelgespräch oder durch Unterrichtseinheiten mit speziell ausgebildeten Beratungslehrer:innen können sich die Schüler:innen jederzeit bei Problemen und Unsicherheit melden und über ihre Wünsche und Zukunftspläne reden.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist laut Martikainen die Lehrer:innenausbildung. Die Lehrkräfte haben in Finnland eine hohe soziale Stellung. Daher ist das Lehramtsstudium eine gefragte Studienrichtung, nur etwa 10 Prozent der Bewerber:innen werden überhaupt für einen Platz genommen. Anders als in Deutschland spielen die Abiturnoten dabei keine Rolle. Stattdessen müssen die Bewerber:innen ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen. In einer schriftlichen Prüfung werden ihre akademischen Fähigkeiten, wie Studienverständnis, getestet. Danach gibt es weitere Eignungstests und Interviews. Nicht nur die Lehrer:innen, sondern auch Erzieher:innen für Kitas absolvieren eine universitäre Ausbildung.
Ein weitere Besonderheit Finnlands ist das seit 2016 verfolgte Phenomenon-Based Learning (PhenoBL) bzw. der Phänomenunterricht in Schulen. PhenoBL ist eine pädagogische Methode, die darauf abzielt, verschiedene Schulfächer und Themenbereiche miteinander zu verschmelzen. Anstatt jedes Fach isoliert zu unterrichten, werden Themen oder Phänomene in Projekten gelehrt, die gleich mehrere Disziplinen umfassen. Beispielsweise wird der Zweite Weltkrieg aus geschichtlicher, geographischer und mathematischer Sicht behandelt. Alle Schulen müssen so ein Projekt, das dann mehrere Wochen umspannt, mindestens einmal im Jahr anbieten. Dabei wird den Schulen und Lehrkräften aber viel Freiraum gelassen.
Im Phänomenunterricht arbeiten die Schüler:innen oft in Gruppen zusammen, um komplexe Probleme zu erforschen und Zusammenhänge zu erkennen. Dabei geht es auch um die praktische Anwendung des Wissens in realen Situationen. Anstatt nur theoretisches Wissen zu vermitteln, werden die Schüler:innen ermutigt, ihr gelerntes Wissen in konkreten Projekten anzuwenden, sei es durch Experimente, Feldstudien oder andere praktische Aktivitäten.
Die aktuellen PISA-Ergebnisse stellen nicht nur für Deutschland, sondern auch für Finnland, das einst als Bildungsvorbild galt, eine Enttäuschung dar. Seit 2006 verschlechterte sich die Leistung Finnlands. Strukturell hat sich im finnischen Bildungssystem zwar nichts geändert, seit Ende der 1990er Jahre wurden aber verstärkt pädagogische Konzepte verbreitet, die das selbstgesteuerte Lernen fokussieren. Im Gespräch mit Schulportal sieht der finnische Bildungshistoriker Jari Salminen von der Universität Helsinki die Einführung solcher Konzepte als kritisch an, da sie, um gut zu funktionieren, sorgfältig entwickelt und ausprobiert werden müssen. In Finnland allerdings seien diese viel zu schnell eingeführt worden. Das durchschnittliche Kind könne nicht selbstgesteuert arbeiten, so der Historiker. Damit einhergehend steht auch die Einführung von Schulen ohne Klassenzimmer bei Lehrkräften und Forschenden in der Kritik. Auch die fortschreitende Digitalisierung ist ein viel kritisiertes Thema. Eltern und Lehrkräfte sehen eine starke Ablenkung und sinkende Konzentration durch Smartphones. Ein Handyverbot für Schulen steht schon länger im Raum. Zusätzlich will die neue rechtskonservative finnische Regierung die Mittel für die Grundbildung um 200 Millionen Euro aufstocken, um sicherzustellen, dass die Schüler:innen die grundlegenden Fähigkeiten für das Lesen, Schreiben und Mathematik erwerben. Trotz des Abwärtstrends gehört Finnland immer noch zu den Spitzenreitern und schneidet in allen drei Bereichen über dem Durschnitt ab.
Kann sich das deutsche Schulsystem von Finnland etwas abschauen? Schreibt es uns in die Kommentare!
Manchmal sind Bilder in der Lage auszudrücken, was mit einfachen Worten nicht möglich ist. Durch eindrucksvolle visuelle Darstellungen können komplexe biologische Konzepte auf eine Weise veranschaulicht werden, die eure Schüler:innen besser verstehen und einprägen können als durch rein textbasierte Erklärungen. Filme können auch dazu beitragen, das Interesse der Schüler:innen zu wecken und sie zu motivieren, sich tiefer mit biologischen Themen auseinanderzusetzen.
Auch im Biologieunterricht könnt ihr euch genau diese Möglichkeit zu Nutze machen. Deshalb stellen wir euch in diesem Artikel vier Filme vor, die nicht nur faszinierende Einblicke in die Natur und ihre Prozesse bieten, sondern auch Anreiz für Diskussionen sein können.
"Es war einmal… das Leben" ist eine animierte französische Zeichentrickserie, die seit ihrer Entstehung im Jahr 1986 Generationen von Zuschauer:innen fasziniert. Die Reihe bietet eine unterhaltsame und lehrreiche Erkundung der komplexen Vorgänge im menschlichen Körper. Die Serie ist Teil einer Reihe von "Es war einmal …"-Serien, die sich eher an jüngere Klassen richten.
In der Serie folgen wir den Abenteuern einer Gruppe von Jugendlichen, die durch den menschlichen Körper reisen und auf anthropomorphe Elemente der mikroskopischen Welt treffen. Dabei erleben sie Lebensvorgänge wie Essen, Stoffwechsel und Krankheiten auf humorvolle und einfache Weise. Die Protagonisten der Serie werden durch verschiedene Elemente des Immunsystems dargestellt, darunter weiße Blutkörperchen (Leukozyten), die als weiße Polizisten agieren, und Fresszellen (Makrophagen), die als Fahrzeugs-Reinigungskolonne durch den Körper reisen. Die Serie erklärt daneben verschiedene Krankheiten auf liebenswürdige Weise, von Leukämie bis hin zu Bindehautentzündungen, wobei humorvolle Darstellungen und einfache Erklärungen verwendet werden, um auch schwierige Konzepte verständlich zu machen.
„Es war einmal … das Leben“ ist auf Netflix verfügbar, und einige Folgen könnt ihr auch auf YouTube finden.
Wenn ihr mit euren Schüler:innen mal etwas anderes ausprobieren wollt, ist der Film GATTACA vielleicht eine Idee für euch. GATTACA ist ein dystopischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1997, der sich mit Fragen der Genmanipulation und Bioethik auseinandersetzt. Der Film spielt in einer Zukunft, in der Menschen in zwei Kategorien eingeteilt werden: die genetisch perfekten "Retortenmenschen" und die "Invaliden" mit genetischen Defekten. Der Protagonist Vincent Freeman, ein "Invalid", träumt davon, seine genetischen Einschränkungen zu überwinden und seinen Traum zu verwirklichen, zum Saturnmond Titan zu reisen.
GATTACA bietet eine Möglichkeit, ethische Fragen im Zusammenhang mit Genmanipulation und Gentechnik zu diskutieren. Der Film zeigt, wie die Gesellschaft Menschen aufgrund ihrer genetischen Merkmale beurteilt und diskriminiert. Darüber hinaus verdeutlicht er die potenziellen Konsequenzen und Herausforderungen einer Gesellschaft, in der genetische Perfektion angestrebt wird. Im Biologieunterricht kann "GATTACA" als Einführung in Themen Genetik, Evolution oder Bioethik dienen. Durch die Diskussion von Szenarien aus dem Film können eure Schüler:innen ein besseres Verständnis für die ethischen Implikationen von Genmanipulation und die möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft entwickeln.
Die Reise in der Dokumentation „Unsere Erde“ beginnt 1.200 km südlich des Nordpols im März, wenn die Polarnacht endet. Eine Eisbärenmutter verlässt ihre Höhle mit ihren Jungen, während ein Männchen auf den schmelzenden Eisschollen nach Nahrung sucht. Von dort aus begleiten wir die Wölfen durch die Tundra, wo sie den riesigen Karibu-Herden folgen, und begeben uns in die Taiga, Heimat von Luchsen und dem extrem seltenen Amurleopard. „Unsere Erde“ ist ein faszinierender Dokumentarfilm, der die Vielfalt der Lebensräume auf unserem Planeten durch beeindruckende Aufnahmen einfängt und Umweltprobleme beleuchtet.
Für euren Biologieunterricht eignet sich "Unsere Erde", da eure Schüler:innen nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt verschiedener Ökosysteme kennenlernen, sondern auch die Wechselwirkungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt verstehen. Die beeindruckenden Darstellungen ermöglichen es, biologische Konzepte wie Anpassungen, Nahrungsketten, Lebenszyklen und ökologische Zusammenhänge auf lebendige und anschauliche Weise zu erforschen.
Sehen könnt ihr diese Doku bei den gängigen Streaming-Diensten oder auf DVD.
Craig Foster hat acht Jahre lang die seltene Tierwelt vor der Küste Südafrikas erforscht und durch seine täglichen Beobachtungen eines wilden Tintenfischs in einem Kelpwald eine enge Bindung zu diesem Tier entwickelt. Diese bewegende Geschichte könnt ihr in der Dokumentation „Mein Lehrer, der Krake“ sehen, die mit eindrucksvollen Aufnahmen die Wunder, aber auch die Brutalität der Natur in dieser faszinierenden Unterwasserwelt zeigt.
Für den Biologieunterricht bietet "Mein Lehrer, der Krake" eine Möglichkeit, die faszinierende Welt unter der Meeresoberfläche zu erkunden. Eure Schüler:innen können nicht nur Einblicke in die Vielfalt und das Verhalten der Meeresbewohner gewinnen, sondern auch Erkenntnisse über die Anpassungsfähigkeit und Intelligenz von Tieren sammeln. Die Beobachtungen von Foster zeigen, wie der Tintenfisch Einfallsreichtum und schnellen Witz zeigt, was auf eine hoch entwickelte Intelligenz hinweist. "Mein Lehrer, der Krake" ist eine inspirierende Geschichte über die Beziehung zwischen Mensch und Tier und eine Lehrstunde über die Bedeutung des Respekts und des Schutzes unserer Ozeane.
Welche Filme zeigt ihr gerne im Biologieunterricht? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Das Startchancen-Programm von Bund und Ländern wird Kommunen und Schulen vor große Herausforderungen stellen: 20 Milliarden Euro sollen von 2024 bis 2035 zielgerichtet, perspektivisch und bedarfsgerecht vor Ort eingesetzt werden. Die Gründerin und Geschäftsführerin des sozialen Familienunternehmens »mizufa – Mission Zukunft für alle«, Dr. Anne Werz, startet daher als Non-Profit-Initiative das »Bündnis Startchancen-Schulen«. Sie lädt Bundes-, Landes- und Berufsverbände aus Bildung, Handwerk, Kultur, Wirtschaft und Industrie, regionale und überregionale Vereine, Unternehmen, Gewerbe sowie Einzelpersonen vor Ort ein, ihre jeweiligen Angebote, die zur Realisierung des Startchancen-Programmes dienen, auf der Informationsplattform www.startchancen-schulen.de bekannt zu machen. Ziel ist es, dass die öffentlichen Träger und Schulen Ideen und konkrete Handlungsoptionen aufgezeigt bekommen, wie und wer sie bei baulichen, personellen und sonstigen Maßnahmen unterstützen kann.
21. Februar 2024
Das Startchancen-Programm – Es ist das größte bildungspolitische Programm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: von 2024 bis 2034 werden von Bund und Ländern 20 Milliarden Euro investiert; gefördert werden 4.000 Schulen im sozialen Brennpunkt; 1 Million Schülerinnen und Schüler werden profitieren.
4.000 Schulen werden vom »Bündnis Startchancen-Schulen« profitieren. Alle Startchancen-Schulen, die im Frühsommer 2024 bekannt gegeben werden, werden vor der Herausforderung stehen, die Fördermaßnahmen des Startchancen-Programms umsetzen zu müssen. Schulleitungen und Kollegien haben meist bereits ihre Belastungsgrenze überschritten und benötigen aktive Unterstützung bei einer nachhaltigen Realisierung der Förderung.
Es braucht den gemeinsamen Schulterschluss: Ministerien, Kommunen und Schulen sowie Unternehmen, Einzelpersonen, Bildungseinrichtungen, Vereine und Betriebe müssen vor Ort (!) kooperieren und sich in einem ersten Schritt finden. Hierfür müssen öffentliche Träger und Schulen ein Angebot aufgezeigt bekommen, wie und wer sie in den verschiedenen Fördersäulen des Startchancen-Programms unterstützen kann.
Informationsplattform mit Angeboten zu den verschiedenen Fördersäulen. Auf www.startchancen-schulen.de werden ab Juni/Juli 2024 Schulen, Kommunen und Ministerien Ideen und zugleich Kooperationspartner finden können, die zur jeweiligen Schule und ihren Bedarfen passen können. Die verschiedenen Angebote werden von den Mitgliedern des »Bündnisses Startchancen-Schulen« nach den Fördersäulen I–III kategorisiert und auf der Informationsplattform so gegliedert sein.
Aufruf an Verbände, Vereine, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Einzelpersonen. Ob Spitzenverbände, Vereine, Unternehmen oder Einzelpersonen – alle, die sich im Bereich der schulischen Bildung dafür einsetzen, dass Schulen Orte der Bildung und Chancengerechtigkeit werden, können dem Bündnis kostenlos beitreten, um auf der Informationsplattform über ihre Angebote zu informieren. Egal ob der deutschlandweit wirkende Verband für Musikschulen, der auf Landesebene agierende Inklusionsverein, das regionale Nachhilfe-Institut oder die Logopädin im benachbarten Stadtteil – für das Startchancen-Programm sollen Kräfte gebündelt und Vernetzung geschaffen werden.
Gründerin und Geschäftsführerin Dr. Anne Werz: „Das »Bündnis Startchancen-Schulen« vernetzt, macht Bildung zum gesamtgesellschaftlichen Auftrag und trägt dazu bei, dass die 20 Milliarden Euro dort ankommen, wo sie gebraucht werden: bei den Schülerinnen und Schülern der Startchancen-Schulen. Ich lade alle ein, die sich für Teilhabe und Bildung engagieren und einsetzen, dass wir gemeinsam daran arbeiten, Zukunft für alle zu ermöglichen.“
Mehr Infos
Wer über das »Bündnis Startchancen-Schulen« seine Angebote aufzeigen will, kann sich unter folgendem Link registrieren: https://startchancen-schule.de/registrierung/. Ein Gremium befindet über die Aufnahme in das Bündnis.
Berlin/Hanau, 20. Februar 2024 – Heute startet die Bewerbungsphase für den „Deutschen Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ 2024 anlässlich der Bildungsmesse didacta in Köln. Gesucht werden engagierte Lehrkräfte, Lehrkräfte-Teams und vorbildliche Schulleitungen aller deutschen Schulformen (auch im Ausland). Von heute an können Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge 2023/2024, Lehrkräfte-Teams und Kollegien ihre Vorschläge bzw. Bewerbungen unter www.lehrkraeftepreis.de bis zum 15.09.2024 einreichen.
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes: „Es ist uns ein besonderes Anliegen und eine große Freude in der 15. Wettbewerbsrunde des Deutschen Lehrkräftepreises ausgezeichnete Lehrkräfte, innovative Unterrichtskonzepte sowie vorbildliche Schulleitungen prämieren zu können – stellvertretend für viele Tausend andere hoch engagierte Lehrkräfte. Damit würdigen wir nicht nur ihr herausragendes Engagement, wir honorieren auch den enormen gesellschaftlichen Beitrag von Lehrkräften und Schulleitungen. Sie eröffnen den Schülerinnen und Schülern dieses Landes kontinuierlich fachliche Expertise, neue Wege und Perspektiven, sie sensibilisieren sie auch für die drängenden Fragen und Herausforderungen der Gegenwart, prägen sie in der Ausgestaltung ihrer Lebensentwürfe und Wertvorstellungen und wappnen sie somit nicht zuletzt für die Zukunft.“
Alexandra Heraeus, Vorstandsvorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung: „Mit dem Deutschen Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ zeigen wir, was Lehrkräfte und Schulleitungen täglich leisten, welche Kompetenz und Kreativität in der Schule stecken und wo es leuchtende Modelle und Beispiele zur Orientierung gibt. Wir stärken damit die großartigen Persönlichkeiten in der Schule – Lehrkräfte und Schulleitungen von der Grundschule über das Gymnasium bis hin zu beruflichen Schulen.“
In der Kategorie „Ausgezeichnete Lehrkräfte“ sind Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge 2023/2024 an weiterführenden Schulen aufgerufen, besonders engagierte und von ihnen geschätzte Lehrkräfte vorzuschlagen, die sich für ein verantwortungsvolles Miteinander in der Schule einsetzen. Für die Kategorie „Unterricht innovativ“ des Wettbewerbs können Lehrkräfte aus dem Sekundarbereich deutscher Schulen (auch im Ausland), die fächerübergreifend unterrichten und im Team zusammenarbeiten, ihre zukunftsweisenden Projekte einreichen. Die Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“ bietet Kollegien die Möglichkeit, ihre engagierten Schulleitungen zu nominieren.
Der Sonderpreis „Umwelt und Nachhaltigkeit“, gestiftet vom langjährigen Wettbewerbspartner Cornelsen Verlag, zeichnet Unterrichtsprojekte, Lehrkräfte oder Schulleitungen aus, die sich besonders für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Schule einsetzen. Die Kriterien dafür sind: Implementierung eines Themenschwerpunkts „Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimaschutz“ mit außerschulischen Kooperationen, innovativen Ansätzen, Interdisziplinarität, Partizipation sowie Übertragbarkeit in die Praxis.
Der Sonderpreis „Kulturelle Bildung“, vergeben von der PwC-Stiftung, zeichnet Kooperationsprojekte von Schulen mit Kultureinrichtungen aus, die sich nicht in der Teilnahme von Schulklassen an Kulturveranstaltungen erschöpfen, sondern auf eine systematische und multiperspektivische Beschäftigung mit kulturästhetischen Fragestellungen abzielen. Die Auswahlkriterien lauten: Außerschulischer Lernort, kulturelles Erbe und kulturelle Vielfalt, Persönlichkeitsbildung, innovative Vermittlung, Partizipation und Interdisziplinarität.
Über die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger des „Deutschen Lehrkräftepreises – Unterricht innovativ“ entscheidet nach einer intensiven Gutachterphase eine hochkarätig besetzte Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. David-S. Di Fuccia (Universität Kassel). Die Preisgelder im Wert von rund 60.000 Euro (inkl. Teilnahme an einem jährlichen Exzellenzcamp) sind zweckgebunden und sollen für Projekte im Unterricht verwendet werden. Darüber hinaus werden alle Preisträgerinnen und Preisträger Alumni eines Exzellenz-Netzwerks.
Neben dem Vorsitzenden Prof. Dr. David-S. Di Fuccia und vier Vertretungen aus der Schülerschaft sind als Juroren vorgesehen: Florence Brokowski-Shekete, Fachbereichsleiterin Sekundarstufe 1 am Staatlichen Schulamt Mannheim und Mitglied des Hochschulrates der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd; Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Professorin für Empirische Schulforschung an der Bergischen Universität Wuppertal, Institut für Bildungsforschung (IfB); die Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes; Peter Haase, Schulleiter in Bremen a.D.; Christine Hauck, Geschäftsführerin Didaktik & Content Cornelsen Verlag; Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Sachbuchautor, Sprachwissenschaftler und Honorarprofessor an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft; Prof. Dr. Dr. h.c. Eckhard Klieme, Research Fellow DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation Frankfurt/Main; Andrej Priboschek, Herausgeber von news4teachers; Julia Röhrich, Programmleitung Lernen & Partizipation der Schöpflin Stiftung; Lutz Roschker, Vorstand PwC-Stiftung; Sylvia Ruppel, Leiterin des Staatlichen Schulamts Hanau a.D.; Martin Spiewak, Mitglied der Redaktion Wissen der Wochenzeitung DIE ZEIT. Darüber hinaus vertreten Martin Fugmann, Vorstand der Heraeus Bildungsstiftung, sowie Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, die Träger des Wettbewerbs.
Die Träger des Wettbewerbs, der Deutsche Philologenverband und die Heraeus Bildungsstiftung, wollen mit der Auszeichnung die Leistungen von Lehrkräften und Schulleitungen würdigen und in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rücken. Förderpartner der Wettbewerbsrunde 2024 sind der Cornelsen Verlag, die PwC-Stiftung und die Schöpflin Stiftung. Die Preisverleihung für die Wettbewerbsrunde 2023 findet am 29.04.2024 in Berlin statt.
Dobry dźeń! – Nah, erkennt ihr die Sprache? Falls ihr an Tschechisch oder Polnisch dachtet, liegt ihr gar nicht so falsch. Sorbisch ist allerdings eine eigene Sprache, die zu den autochthonen Minderheitensprachen in Deutschland gehört. Verwandt ist sie mit anderen slawischen Sprachen wie Tschechisch, Polnisch und Slowakisch. Der Fortbestand dieser einzigartigen Sprache und damit auch der ganzen sorbischen Kultur ist allerdings gefährdet. Immer weniger Menschen haben Sorbisch als ihre Muttersprache und an Schulen wird das Vermitteln der sorbischen Sprache durch Probleme wie den Lehrkräftemangel zunehmend schwieriger. Zum Tag der Muttersprache wollen wir einen Blick auf die sorbische Sprache werfen, wie und wo sie heute noch gesprochen wird und wie versucht wird, diese besondere Sprache mit all ihrer Geschichte und Kultur an die nächsten Generationen weiterzugeben und zu bewahren.
Sorben gehören zur slawischen Völkergemeinschaft. Vor rund 1.500 Jahren kamen slawische Stämme im Zuge der slawischen Völkerwanderung nach Mitteleuropa und besiedelten unter anderem den gesamten heutigen Osten Deutschlands. Die heutigen Sorben sind die Nachfahren der Stämme der Lusitzi und Milzener, die sich vor allem im Gebiet der Niederlausitz bzw. der Oberlausitz niederließen. Über Jahrhunderte hinweg haben die Sorben es geschafft, ihre Sprache und Kultur zu bewahren. Und das, obwohl sie in ihrer Vergangenheit viele Hindernisse überwinden mussten. Im 10. Jahrhundert verringerte sich durch Germanisierung, also die Verbreitung der germanischen Kultur und Sprache, das Siedlungsgebiet der Sorben erheblich. Darunter litt auch die Sprache, die durch viele Einwanderer aus anderen Gebieten immer weniger gesprochen wurde. Auch in der Weimarer Republik und im Dritten Reich wurde die sorbische Bevölkerung durch Sprachverbote und Einschränkungen öffentlicher sorbischer Veranstaltungen, wie Gottesdienste und Vereine, weiter zurückgedrängt. In der DDR wurde die Eigenständigkeit der Sorben im kulturellen, schulischen und wissenschaftlichen Bereich dann wieder gefördert, z.B. durch zweisprachige Orts- und Straßenschilder. Die Industrialisierung in der Lausitz führte jedoch zu vielen deutschsprachigen Zuwanderern, wodurch die Sorben in der Region bald in der Minderheit waren. Seit der deutschen Wiedervereinigung gewährleisten das brandenburgische Sorben/Wenden-Gesetz von 1994 sowie das sächsische Sorbengesetz von 1999 dem sorbischen Volk und ihrer Kultur einen besonderen Schutz und Förderung.
Heute leben die Sorben ausschließlich in der Oberlausitz (Sachsen) und der Niederlausitz (Brandenburg). Es gibt noch etwa 50.000 bis 60.000 Angehörige des sorbischen Volkes, davon leben ein Drittel in Brandenburg und zwei Drittel in Sachsen. Neben dem Begriff “Sorben” wird manchmal noch der Begriff “Wenden” als Bezeichnung verwendet. Dieser geht auf römische Geschichtsschreiber zurück, die unbekannte Stämme im Osten mit dem Begriff “Veneti“ bezeichneten, woraus später im Deutschen der Begriff “Wenden“ wurde. In der Oberlausitz wird der Begriff eher als abwertend befunden und wird nur selten als Selbstbezeichnung gebraucht. Sich selbst nennen Sorben in ihrer Muttersprache lieber “Serby”.
Es gibt zwei sorbische Sprachen: Obersorbisch (hornjoserbšćina) und Niedersorbisch (dolnoserbšćina), mit vielen Dialekten. Die Grenze der Sprachgebiete verläuft etwa an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Das Sorbische gehört zu den westslawischen Sprachen und wird von rund 20.000 bis 30.000 Sorben noch aktiv gesprochen. Das Obersorbische ist dem Tschechischen und Slowakischen näher, während das Niedersorbische dem Polnischen ähnlicher ist. Wobei das Obersorbische von viel mehr Menschen noch aktiv gesprochen wird. In der Niederlausitz wird Niedersorbisch als “Sorbisch/Wendisch” bezeichnet, da dort der deutsche Name “Sorbsich” von der älteren Bevölkerung eher abgelehnt wird und “Wendisch” mehr Gebrauch findet.
In der Lausitz ist das Sorbische aus dem Alltag nicht wegzudenken. Straßenschilder, Gebäudeschriftzüge und Tafeln sind in der Regel zweisprachig auf Deutsch und Sorbisch. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der sorbischen Kultur. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) produziert mit einem Team von über 30 Mitarbeiter:innen aus dem MDR-Studio in Bautzen ein obersorbisches Radio- und Fernsehprogramm. Das Radio Berlin-Brandenburg (RBB) sendet wöchentlich elfeinhalb Stunden lang ein niedersorbisches Radioprogramm aus dem RBB-Studio Cottbus. Auch im Fernsehen wird einmal im Monat für 30 Minuten die sorbische Nachrichtensendung "Wuhladko", was so viel heißt wie “Ausblick”, gezeigt.
Seit 1999 werden das Obersorbische und das Niedersorbische offiziell als eigenständige Sprachen anerkannt, dank der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Trotzdem gelten die Sprachen als gefährdete Sprache (Obersorbisch) und als ernsthaft gefährdete Sprache (Niedersorbisch). Niedersorbisch ist eine der bedrohtesten Sprachen in der EU und steht kurz vor dem Aussterben. Im Alltag wird dem Sorbischen immer weniger Bedeutung zugeschrieben. Selbst in Regionen, in denen überwiegend Sorben leben, würde vieles nur auf Deutsch sein, wie Julian Nitzsche, Mitglied im Rat für sorbische Angelegenheiten, letztes Jahr vor dem Sächsischen Landtag betonte. Er fordert mehr Repräsentation, auch in anderen alltäglichen Situationen, wie Bahndurchsagen, Hinweisschildern und Behörden. Nicht zuletzt, weil es dadurch auch einfacher wäre, jungen Menschen die Relevanz der Sprache zu vermitteln. Besonders in den Medien sei eine Repräsentation wichtig. Die jetzigen Programme sieht er als zu wenig an.
Auch das Problem des Lehrkräftemangels ist an sorbischsprachigen Schulen zu spüren. Zwar wird versucht, Lehrkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, jedoch müsse die Attraktivität des Berufs hier gesteigert werden, wie Petra Čagalj Sejdi (Bündnis 90/Die Grünen) vor dem sächsischen Landtag plädiert. Besonders die bürokratischen Hürden würden verhindern, dass Lehrkräfte an sorbische Schulen kämen, so Čagalj Sejdi. Auch die Landesregierung müsse mehr für die Unterstützung der Sprache, aber auch der Kultur als Ganzes tun. Sie sei auch Teil der sächsischen Kultur und würde diese bereichern. Čagalj Sejdi fordert deshalb eine Ausweitung der Förderung über das Siedlungsgebiet hinaus, da viele Sorben auch in Großstädten wie Leipzig, Dresden oder Chemnitz wohnen.
Umso wichtiger sind Verbände und Organisationen, die sich für die Weiterführung und Verbreitung der sorbischen Sprache engagieren. 1998 hat der Sorbische Schulverein e. V. (SVV), der unter dem Dachverband Domowina agiert, das Projekt WITAJ (sorbisch für Willkommen) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, von der KITA bis zum Abitur eine zweisprachige Erziehung und Bildung zu ermöglichen. Dafür stellt das Programm Unterrichtsmaterialien sowie Lernkonzepte bereit und fördert Konzepte für den Erhalt der sorbischen Sprache und Kultur. Das Projekt hat zwei Sprachzentren eröffnet, eines in Bautzen für Obersorbisch und eines in Cottbus für Niedersorbisch.
Die Erlernung und Förderung der Sprache, sowohl für Muttersprachler als auch für sorbische Familien ohne Sprachkenntnisse, ist sogar im Gesetz der Länder festgehalten. Nach §5 des Brandenburgischen Schulgesetz und im sächsischen Schulgesetz nach §2 muss Kindern, die oder deren Eltern es wünschen, die sorbische Sprache zu erlernen, die Möglichkeit dafür gegeben werden und Fächer zweisprachig oder ganz in Sorbisch angeboten werden.
Im sorbischen Siedlungsgebiet Sachsens sind daher Schulen mit zweisprachigem Unterricht ganz normal, also in denen sowohl auf Deutsch als auch auf Sorbisch unterrichtet wird. Daneben gibt es auch Schulen, an denen Sorbisch als Zweitsprache gelehrt wird. Manchmal werden ausgewählte Fächer sogar von zwei Lehrkräften unterrichtet. Das Projekt WITAJ hat dafür das Konzept 2plus, also “2” für die Sprachen Deutsch und Sorbisch und “plus” für weitere Fremdsprachen, entwickelt. Dabei sollen Schüler:innen nicht nur besser das Sprechen und Schreiben beider Sprachen lernen, sondern durch das deutsch-sorbisch geprägte Schulleben auch Toleranz und Verständnis gegenüber anderen Kulturen erfahren. Das wird in Sachsen an neun Grundschulen, sechs Oberschulen und einem Gymnasium gelehrt. Außerdem stehen in allen sächsischen Schulen sorbische Kultur und Geschichte auf dem Lehrplan. Auch schon in der Kita soll die Zweisprachigkeit gefördert werden, indem die Kinder sorbische Kitas, die ebenfalls von der Witaj eingeführt wurden, besuchen. Dadurch kommen die Schüler:innen früh intensiv mit Mehrsprachigkeit in Kontakt.
Auch im Siedlungsgebiet der Niederlausitz in Brandenburg fördert das Witaj mit dem Sprachzentrum in Cottbus den zweisprachigen Unterricht. An sechs Grundschulen, einer Oberschule und einem Gymnasium wird neben dem Deutschen teilweise oder vollständig in mindestens zwei Fächern auf Sorbisch/Wendisch gelernt. Auch hier wird in vielen Schulen außerhalb des Sprachgebiets Sorbisch/Wendisch als Fremdsprache und in Arbeitsgemeinschaften angeboten.
Beide Sprachzentren bieten in Bautzen und Cottbus auch sorbische Internate, in denen Kinder von der 5. bis zur 12. Klasse in einem sorbischen Umfeld lernen und leben können. Da die sorbischen Gymnasien nur in Innenstädten vorhanden sind, und viele Sorben in ländlichen Gegenden leben, sollen die Internate ein Zuhause bieten, in denen Schüler:innen das Sorbische in einem natürlichen Umfeld erleben können. Das Internat bietet auch Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen, damit die Schüler:innen aktiv in der sorbischen Gemeinschaft mitwirken und die Traditionen erfahren können.
Um eine gute Vermittlung der sorbischen Sprache zu gewährleisten, gibt es an der Universität Leipzig sogar den Studiengang Sorabistik. Er bildet nicht nur Lehrer:innen aus, sondern bringt auch Expert:innen für sorbische Kultur und Geschichte hervor. Diese Fachkräfte sind in verschiedenen Bereichen unverzichtbar. In sorbischen Medien können sie dazu beitragen, dass die Sprache präsent bleibt und neue Generationen von Sorbischsprachigen inspiriert. In Museen und Forschungsinstituten sorgen sie dafür, das kulturelle Erbe der Sorben zu bewahren und zu erforschen. Zudem können sie in sorbischen Organisationen und Behörden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Interessen der sorbischen Gemeinschaft zu vertreten und den Erhalt der Sprache auf politischer Ebene zu unterstützen. Dadurch wird der Erhalt der Sprache gesichert, was letztendlich entscheidend ist, um die gesamte Kultur und Identität der sorbischen Bevölkerung zu bewahren.
Habt ihr schon Erfahrungen mit dem Sorbischen gemacht oder sprecht vielleicht selbst Sorbisch? Schreibt es uns in die Kommentare.
Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) wagt derzeit einen weiteren Vorstoß für mehr Mitspracherecht des Bundes in der Bildungspolitik. Dies könne ein möglicher Weg sein, die Bildung in Deutschland zu verbessern, so die Ministerin. Vor allem bei der Digitalisierung sehe sie durch eine veränderte Bildungspolitik großes Potenzial. "Wir brauchen mehr Tempo bei der Bildung. Bisher kann der Bund dabei immer nur in begrenztem Umfang mit allen Ländern zusammenarbeiten", sagte die FDP-Politikerin der Rheinischen Post.
Derzeit darf der Bund nur in Technik in den Schulen investieren. “Aber ein Gerät allein macht Unterricht noch nicht digital. Es wäre besser, wenn der Bund im Sinne einer nachhaltigen Wirksamkeit mehr mitreden könnte”, sagte sie im Interview. Indem sie diese Debatte rund um den Bildungsföderalismus wieder anschiebt, stellt sie sich in eine lange Tradition von Bildungsminister:innen, die das seit Jahrzehnten immer wieder versuchen. So startete etwa auch ihre Vorgängerin Anja Karliczek (CDU) vergeblich mehrere Anläufe, um das Bildungssystem in eine entsprechende Richtung zu verändern.
Stark-Watzinger sieht allerdings den ganz aktuellen, dringenden Handlungsbedarf für eine Reform des Bildungssystems hin zu mehr Mitspracherecht des Bundes. Hintergrund sind zum Beispiel die schlechten Ergebnisse aus der letzten Pisa-Studie oder dem ICB-Bildungstrend. Außerdem sehe die Ministerin auch einen Wunsch danach in der Gesellschaft: "Die Umfragen sind eindeutig: Die Menschen wollen ein einheitlicheres Bildungssystem in unserem Land.”
In eine ähnliche Kerbe schlägt der kürzlich ausgeschiedene Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD). Bei einer OECD-Veranstaltung kritisierte er diverse aktuelle Probleme im deutschen Bildungssystem und warf einigen Länder-Regierungen vor, gar nicht wirklich zu wollen, dass die Bildung für Kinder und Jugendliche besser werde. Einige Länder hätten sich aus Rabes Ministerium beraten lassen, seine Fachleute seien aber aufgrund fehlender Bereitschaft für Veränderungen zum Teil frustriert zurückgekommen. Welche Länder er genau meine, sagte er nicht. Der Hamburger Schulsenator kann sich Kritik an anderen Ländern zumindest aufgrund seiner Erfolge leisten. Rabe hatte das Amt 13 Jahre lang inne. Die Lesefähigkeiten von Hamburgs Viertklässler, waren bei den Lesefähigkeiten seit 2011 im bundesweiten Vergleich vom drittletzten auf den dritten Platz vorgerückt, in Mathe verbesserten sie sich immerhin um sechs Plätze. Einen solchen Aufstieg hat kein anderes Bundesland geschafft. Der Bildungssenator ist nun aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten.
Stark-Watzingers Forderung nach mehr Mitspracherecht des Bundes offenbart nochmal die tiefen Gräben zwischen Bund und Ländern beim Thema Bildungspolitik. Diese hatten sich zuletzt sehr deutlich beim letzten Bildungsgipfel 2023 gezeigt. Die Bildungsminister:innen und -Senator:innen der Länder hatten der Bundesbildungsministerin damals schlechte Kommunikation und unrealistische Erwartungen vorgeworfen. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte damals, der Bund solle sich in die Angelegenheiten der Länder nicht einmischen und sie in Ruhe arbeiten lassen. Trotz großer Zustimmung in der Bevölkerung für Stark-Watzingers Forderung lässt sich derzeit kein schnelles Zusammenkommen von Bund und Ländern in der Bildungspolitik erkennen.
Als Europas führende Bildungsmesse bringt die didacta vom 20.-24. Februar 2024 unter dem Motto „Bildung mit Zukunft – Jetzt gestalten!“ die gesamte Bildungsbranche in Köln zusammen. Die Messe spannt den Bogen von der frühen Bildung über die schulische und außerschulische Bildung bis hin zur beruflichen Aus- und Weiterbildung/myQ-Qualifizierung. Rund 730 ausstellende Unternehmen präsentieren während der Messe eine große Vielfalt an innovativen pädagogischen Konzepten, Technologien und Dienstleistungen.
Als der größte und wichtigste Treffpunkt für Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen, Unternehmen, Verbände, Politik und Wissenschaft fördert die didacta den direkten Austausch und Diskurs im gesamten Bildungsbereich. Mit fünf Foren, über 1.500 Vorträgen und Seminaren, die in diesem Jahr auf drei Hallen des Kölner Messegeländes verteilt sind, bietet die didacta ein vielfältiges Event- und Rahmenprogramm, das ihre Position als größter Weiterbildungskongress der Branche stärkt. Nicht nur der Didacta Verband als ideeller Träger der Messe hat hochkarätig besetzte Veranstaltungen im Angebot. Auch die ausstellenden Unternehmen bieten auf ihren Ständen und in der Speakers' Area Workshops, Panels und Vorträge zu aktuellen Themen. Das gesamte Event- und Rahmenprogramm der didacta 2024 ist auf der Messewebsite einsehbar.
Die Eröffnung durch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Hendrik Wüst am 20. Februar, um 10:00 Uhr, markiert den Beginn der fünftägigen Veranstaltung, die sowohl die wirtschaftliche als auch die gesellschaftliche Bedeutung der Bildung betont. Die Anwesenheit von Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller während der Messe unterstreicht das Engagement des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, das 2024 die Schirmherrschaft der didacta übernimmt.
Für seinen Einsatz im Bildungsbereich wird dieses Jahr Journalist, Autor und Moderator Mirko Drotschmann ausgezeichnet. Er ist auf YouTube als MrWissen2go bekannt und bringt dort Bildung und Wissen auf unterhaltsame Weise und journalistisch fundiert einer jungen Zielgruppe näher. Die Ehrung zum Bildungsbotschafter findet am 21. Februar 2024 auf der didacta statt.
Verschiedene Sonderschauen rücken relevante Themen wie die Inklusionsarbeit in den Fokus und schaffen Raum, gemeinsam Ideen und Lösungen zu entwickeln. Im Rahmen der Inklusionssprechstunde vom Didacta Verband e. V. in Kooperation mit der Koelnmesse GmbH können Besuchende mit Expertinnen und Experten in den Dialog treten. In dem Vortrag „Zwischen Anspruch und Realität: Inklusion in der Schule“, berichten unterschiedliche Gäste von Erfolgen, Erfordernissen und Perspektiven dieser facettenreichen Arbeit.
Aktiv beteiligen können sich die Besucherinnen und Besucher der Bildungsmesse auch in der Sonderschau „Lernen zum Anfassen“, in dieser der Didacta Verband e. V. ein großes Spektrum an Mitmachangeboten präsentiert, die in den Schulunterricht integriert werden können und dem außerschulischen Lernen dienen.
Die Digitalisierung treibt die gesamte Bildungsbranche um. Digitale Tools und KI-basierte Anwendungen bieten große Chancen, um Fachkräfte zu entlasten. Gleichzeitig haben sie starke Auswirkungen auf administrative und finanzielle Aspekte des Bildungssektors. Die Fragestellungen und Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, werden im Zuge von Podiumsdiskussionen und Vorträgen von Vertretenden aller Bildungsbereiche auf der didacta beleuchtet.
Dazu zählt unter anderem die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema DigitalPakt Schule: „Anschluss verpasst? Wie die Digitalisierung in Schulen noch gelingen kann“. Vertretende aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sprechen darüber, wie eine erfolgreiche Digitalisierung der Schulen in Deutschland aussehen muss und wie diese umzusetzen ist.
Auch in der beruflichen Bildung ist das Thema Digitalisierung präsent. Die Gesprächsrunde zum Thema „Digitale Prüfungsvorbereitung in der beruflichen Bildung – wegweisend für andere Schularten?“ beleuchtet den aktuellen Stand und wirft einen Blick in die Zukunft.
Im Bereich der frühen Bildung stehen Akteurinnen und Akteure ebenfalls vor Herausforderungen, insbesondere im Zuge des akuten Fachkräftemangels. Dieser belastet Kindertageseinrichtungen, sodass pädagogische Fachkräfte ihren Kernaufgaben immer weniger gerecht werden können. Dennoch herrscht eine spürbare Aufbruchsstimmung, die den Wunsch nach Erneuerung und aktiver Zukunftsgestaltung widerspiegelt. Einen ersten Einblick in diese Thematik gibt der Vortrag „Die pädagogische Fachkraft im Fokus: Ich bin – ich habe – ich kann – ich werde! - Gemeinsam Zukunft gestalten.“
Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, beleuchtet darüber hinaus im Gespräch mit weiteren Gästen das Thema „Sprachbildung und -förderung in Kitas“, welches die Fachkräfte seit zehn Jahren verstärkt begleitet.
Mit der Veröffentlichung der aktuellen PISA-Studienergebnisse zeigt sich erneut die Unabdingbarkeit und Bedeutung der didacta als Treffpunkt der Bildungsbranche - insbesondere für den schulischen und außerschulischen Bildungsbereich. Die Podiumsdiskussion „Rolltreppe abwärts? 20 Jahre nach dem PISA-Schock“ vom Didacta Verband e. V. zieht eine kritische Bilanz: Wie sehen die aktuellen Ergebnisse aus und welche Konsequenzen müssen jetzt folgen?
Die Diskussionsrunde „Ganztag in Kita und Schulen - Betreuung UND Bildung besser ausbauen“ setzt sich ebenfalls mit einer Thematik auseinander, die alle Beteiligten bereits seit mehreren Jahren umtreibt. Doch wie kann der Ausbau umgesetzt werden – finanziell und personell?
Auf der didacta finden auch akute Fragestellungen ihren Platz. Angesichts des aktuellen Nahostkrieges stehen Lehrende häufig vor der Herausforderung, den Konflikt im Unterricht zu behandeln. Der Didacta Verband e. V. stellt in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung im Vortrag „Konflikt ohne Ende? Der Nahostkonflikt als Thema der politischen Bildung“ Materialien und konkrete Beispiele vor.
Die Verknüpfung schulischer und außerschulischer Lernorte bereichert die Bildung ganzheitlich. Lehrkräfte fördern dabei den Transfer zwischen Theorie und Praxis sowie das fächerübergreifende Lernen nachhaltig. Die Diskussionsrunde „Ein Bund fürs Leben - Schulische und Außerschulische Lernorte effizient verknüpfen“, u. a. mit Jürgen Böhm, Bildungsstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt, beschäftigt sich mit der stärkeren Verzahnung von schulischem und außerschulischem Lernen.
Tickets für die didacta – die Bildungsmesse 2024 sind im Ticket-Shop erhältlich.
Ideeller Träger der didacta – die Bildungsmesse ist der Didacta Verband e. V., Darmstadt.
Über die didacta
Als größte und wichtigste Bildungsmesse Europas präsentiert die didacta alle relevanten Bildungsthemen und fördert den Dialog in der Bildungswirtschaft. Die didacta bildet alle Segmente von der frühkindlichen über die schulische Bildung inklusive der außerschulischen Einrichtungen bis hin zur beruflichen Aus- und Weiterbildung ab. Damit fördert sie das lebenslange Lernen. Gleichzeitig fungiert die Messe als größte europäische Weiterbildungsveranstaltung und zentraler Branchentreffpunkt für pädagogische Fachkräfte, Bildungsanbieter, Entscheidungstragende sowie Interessierte, um gemeinsam die Zukunft der Bildung zu gestalten. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.didacta-messe.de
Neunzig Prozent der deutschen Lehrkräfte geben laut dem deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung an, dass ihr Kollegium hoch belastet ist, 2/3 leiden an körperlicher Erschöpfung und rund die Hälfte gibt stressbedingten Folgeerkrankungen an, die sich aufgrund von Überbelastung und Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ergeben. Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass LehrerInnen überdurchschnittlich oft – im Schnitt jede/r Zweite einmal während seiner Dienstzeit – an Burnout erkranken. Dazu kommen eine Reihe weiterer stressbedingter Folgeerkrankungen, wie Depressionen, Migräne, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Verdauungsbeschwerden oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 2/3 der Lehrkräfte sieht auch die psychische Gesundheit der Schüler:innen gefährdet.
Dennoch wird das System nicht entlastet sondern zusätzlich belastet: Coronareglements, Umstellung von G8 auf G9, Lehrermangel, Verwaltungsaufgaben, Inklusion und die zunehmenden Klassengrößen führen dazu, dass in Vollzeit arbeitende Lehrkräfte weit über 40 Wochenstunden arbeiten, um alle Aufgaben neben ihrem Kerngeschäft, dem Unterricht, zu bewältigen. Ein Dauerzustand der krank macht.
Die aktuell besorgniserregende Kündigungswelle der Lehrkräfte in NRW und vor allem im Ruhrgebiet, das durch Lehrermangel und ein anspruchsvolles soziales Milieu gekennzeichnet ist, ist auf diese Überbelastung zurückzuführen. Dieser Kausalzusammenhang wird von der NRW- Schulministerin Dorothee Feller (CDU) dahingehend negiert, dass dies eine unbedenkliche Entwicklung sei, die sich mit der sich verändernden Arbeitsmentalität der jungen Erwachsenen begründen ließe.
Infolge dieser und ähnlicher Reaktionen aus der Bildungspolitik, wie auch der von Andreas Schleicher angesichts der PISA-Ergebnisse, ist eine zeitnahe Entlastung der Lehrkräfte und eine Verbesserung der Schulorganisationsstrukturen, z.B. durch zusätzliche Sozialarbeiter, AlltagshelferInnen, Verwaltungskräften oder stoffreduzierte Lehrpläne nicht zu erwarten. Anstelle von Lösungsansätzen zur Entlastung, möchte man die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung beschränken und verpflichten, weitere Inhalte zusätzlich zur Fakultas zu unterrichten, um den Lehrermangel auszugleichen. Ein Zeichen, das im Lichte der aktuellen Kündigungswelle sehr bedenklich wirkt, will man den Lehrermangel nicht zukünftig noch verstärken.
Wenn sich das System nur schleppend zugunsten der Lehrkräfte weiterentwickelt, stellt sich die Frage, wie Lehrkräfte weiterhin gesund und motiviert ihrer Berufung nachgehen können, ohne zum Systemaussteiger werden zu müssen, um sich vor Stress, Druck und Folgeerkrankungen zu schützen.
Eine Ansatz, um zumindest die zukünftigen Lehrkräfte zu schützen, wäre die Erweiterung des Curriculums in der Lehrerausbildung. Die Lehrergesundheit sollte stärker in den Fokus gerückt werden und die LehramtsanwärterInnen mit Hilfe geeigneter Konzepte zu Stressmanagement und Resilienz vorbereitet werden, um selbst gesund zu bleiben, als Schülervorbild gesundheitsorientiert handeln zu können und schulintern Verbesserungen initiieren zu können. Anbieten würden sich die Kernseminare in der Lehrerausbildung, die diese Themen aktuell nur oberflächlich integrieren.
Weiterhin gibt es eine Bandbreite an Fortbildungen zur Förderung der Lehrergesundheit, die über verschiedene Bildungsportale wie z.B. dem Bildungsportal NRW gebucht werden können. Inhaltlich geht es hier um Zeitmanagement, Resilienz, Achtsamkeit oder Salutogenese. Ansätze, die auf der Verhaltensebene ihre stressreduzierende Wirkung entfalten und nicht auf eine Verhältnisveränderung – im Sinne der Veränderung des Bildungssystems – angewiesen sind. So kann jede Lehrkraft an individuellen Stressfaktoren arbeiten und Stress resilienter entgegentreten. Nichtsdestotrotz bedarf es auch hier einem persönlichen Zeitinvestment oder einer Genehmigung, wenn die Fortbildung während der Arbeitszeit stattfinden soll.
Ein weiteres innovatives Konzept, das aktuell als schulinterne Fortbildung angeboten wird, verbindet die Verhaltens- und Verhältnisebene, um Stress ganzheitlich zu lösen. Während Achtsamkeits- oder Resilienztraining sich im Kern mit dem Individuum und der Verhaltensebene beschäftigen und aus einem bestimmten Blickwinkel auf Stress schauen, kombiniert der 4-Schritte-Plan von Stress/Less alle Ebenen des Stressmanagements: Mindset, Embodiment, Networking und Structure.
Mit Hilfe einer Eingangsdiagnose wird dieses Konzept an das jeweilige Kollegium (oder die Schülerschaft) und individuelle sowie schulinterne Stressfaktoren angepasst und über den 4-Schritte-Plan persönliche Resilienz, Selbstfürsorge und ein kollektives gesundheitsorientiertes Growth Mindset aufgebaut, das die Basis bildet für die Veränderung schulinterner (Organisations)Strukturen, Rückzugsorte- und Zeiten sowie Networkingstrategien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und auch Abgrenzung. Ebenfalls kann es genutzt werden, um gesundheitsorientierte Schülerprojekte zu konzipieren, die von Lehrpersonen als Multiplikatoren umgesetzt werden. Ein individueller und ganzheitlicher (Schul)Weg hin zu mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Erfolg im Lehrberuf.
Es bedarf aufgrund der langwierigen Veränderungsprozesse des Schulsystems und der fragwürdigen Einstellung der Bildungspolitik weiterhin viel Eigenengagement, um im Lehrberuf seine Berufung zu finden und dort zufrieden, gesund und erfolgreich zu bestehen. Aber es ist auch genau dieses Engagement, das von den Lehrkräften an die nächste Generation weitergegeben wird, um Gesellschaft, Bildung und Politik zu verändern.
Ein Gasteitrag von Janine Heisterman.
Unsere Autorin unterrichtet Biologie, Pädagogik und Sport am städtischen Einstein Gymnasium in Rheda-Wiedenbrück. Seit sechs Jahren gibt sie dort einen zweijährigen Wahlpflichtkurs für die Mittelstufe zu gesundheitlichen Themen wie Stress, Achtsamkeit, Salutogenese, Entspannungsmethoden uvm.
Das Thema Gesundheitsmanagement auf Lehrer- und Schülerseite liegt ihr besonders am Herzen, weshalb sie eine Reihe Fortbildungen und zwei halbjährige Seminare zu den Themen Lehrer:innengesundheit, Psychomotorik, Salutogenese, Achtsamkeit, Stimmschulung, Bewegung macht Schule, gute gesunde Schule und myofasziales Taping besucht hat.
Kommt ihr aus Baden-Württemberg und plant Lehramt zu studieren, habt aber noch keine richtige Idee, was ihr für Möglichkeiten habt? Wir wollen euch das Lehramtsstudium in Baden-Württemberg vorstellen, wo ihr die in Deutschland einzigartigen pädagogischen Hochschulen besuchen könnt. Nachdem wir zuvor das Lehramtsstudium in Bayern unter die Lupe genommen haben, wollen wir euch in diesem Artikel Orientierungshilfe für Baden-Württemberg bieten. Welche Lehrämter und Unis gibt es und wie steht es im Südwesten um eure Zukunftschancen als Lehrkraft aus?
Bevor ihr ein Lehramtsstudium beginnen könnt, müsst ihr eine Art Eignungstest abschließen, den Lehrerorientierungstest (Tour 1: „Soll ich ein Lehrerstudium beginnen?“). Die Teilnahmebescheinigung könnt ihr euch am Ende des Test herunterladen und müsst diese bei der Bewerbung für ein Lehramtsstudium vorlegen. Ihr seid euch noch nicht sicher, ob ihr für den Lehrer:innenberuf geeignet seid? Dann lohnt sich der Test ebenfalls. Er stellt Fragen zu euren Interessen, Charaktereigenschaften und Vorerfahrungen mit Kindern und prüft so, ob ihr günstige Voraussetzungen für den Beruf mitbringt. Außerdem gibt er euch Informationen über die Tätigkeit von Lehrer:innen.
Die gleiche Seite bietet euch außerdem Tests zur “Selbsterkundung”. Auch hier könnt ihr eure Interessen, Erfahrungen und Wünsche für den Beruf reflektieren. Natürlich dienen diese Tests nicht dazu, eure endgültige Eignung zum Lehrerberuf zu bestimmen. Sie können euch aber eine erste Hilfe sein, um euch damit auseinanderzusetzen, was es bedeutet, Lehrer:in zu sein und inwiefern eure persönliche Art dazu passt.
Die Wahl des Lehramts ist eine der wichtigsten Entscheidungen in eurer Lehrkraftlaufbahn. Ihr habt fünf mögliche Lehrämter zur Auswahl: Grundschule, Sekundarstufe 1, Gymnasium, Sonderpädagogik und das höhere Lehramt an beruflichen Schulen. Die Sekundarstufe 1 umfasst die Werkreal-, Haupt- und Realschule. Das Grundschullehramt hat eine Regelstudienzeit von acht Semestern, die restlichen können in jeweils zehn Semestern abgeschlossen werden.
In den allgemeinen Schularten, also Grundschule, Sekundarstufe 1 und Gymnasium, werdet ihr in Bildungswissenschaften, schulpraktischen Studien und euren zwei gewählten Fächern ausgebildet. Im Grundschullehramt müsst ihr zwingend entweder Deutsch oder Mathe wählen, da ihr dort später als Klassenlehrer eingesetzt werdet.
Das Berufsschullehramt bietet euch in Baden-Württemberg drei Bereiche an, in denen ihr studieren könnt: Gewerbliche Schulen, kaufmännische Schulen und sozialpädagogische, pflegerische, hauswirtschaftliche und landwirtschaftliche Schulen. Welche berufliche Fachrichtung jeweils angeboten wird und an welchen Unis ihr was studieren könnt, könnt ihr hier nachschauen.
Im Sonderpädagogiklehramt habt ihr sowohl das grundbildende Fach Deutsch oder Mathe aus dem Grundschullehramt, ein Fach aus dem Sekundarstufenlehramt sowie sonderpädagogische Grundlagen und Fachrichtungen. Euch stehen hier mehrere zur Auswahl, von denen ihr zwei wählen könnt. Welche es gibt, könnt ihr hier nachschauen.
Für welche Schulart ihr euch am Ende entscheidet, hängt davon ab, welche Altersgruppe ihr unterrichten wollt und was am Ende euer Ziel als Lehrer:in sein soll. Außerdem seid ihr später nicht gezwungen, auch im studierten Lehramt zu unterrichten. In Baden-Württemberg ist es beispielsweise für Gymnasiallehrer:innen möglich, unter bestimmten Umständen, auch für Sekundarstufe 1 bzw. Grundschule eingesetzt zu werden. Dazu benötigen sie eine Zusatzqualifizierung, die schulbegleitend durchgeführt wird.
Für alle wichtigen Informationen zu den einzelnen Lehramtsarten findet ihr hier ausführliche Merkblätter.
Welche Fächer ihr wählen könnt, solltet ihr immer an eurer zukünftigen Uni nachschauen, da nicht jede Uni alle Fächerkombinationen anbietet. Auf der Seite “Studieren in BW” findet ihr für jedes Lehramt Studienfächer, die ihr wählen könnt. Wählt einfach die gewünschte Lehramtsart an der Seite aus, dann findet ihr jeweils eine Grafik, mit allen Fächern und auch gleich wo ihr diese studieren könnt.
Das Kultusministerium hat eine “Most Wanted” Liste erstellt, mit Fächern, die besonders gefragt sind und für die dringend Lehrkräfte gesucht werden. Trotzdem solltet ihr eure Fächer in erster Linie nach eurer Präferenz auswählen.
Das Lehramtsstudium in Baden-Württemberg ist in zwei Stufen aufgeteilt. In der ersten Hälfte absolviert ihr einen Bachelorstudiengang, dem ein Masterstudiengang folgt. Am Ende des Studiums habt ihr den Abschluss ”Master of Education”. Die zweite Hälfte besteht aus dem 18 monatigen Referendariat, in dem ihr dann endlich praxisnah an einer Schule arbeiten werdet und eigenständig Unterricht übernehmt. Mehr zum Referendariat könnt ihr in unseren Artikeln zu dem Thema erfahren.
Je nachdem welche Schulart ihr wählt, müsst ihr verschiedene Praktika absolvieren. In allen werden ein Orientierungspraktikum und ein Schulpraxissemester absolviert. Das Orientierungspraktikum, das in den ersten drei Semestern des Studiums stattfindet, gibt einen ersten Einblick in den Beruf und dauert drei Wochen. Der Zweck des Praktikums ist es, euch den Alltag des Berufs und die Eigenheiten der Lehramtsart aufzuzeigen. Ihr sollt diese Zeit also nutzen, um herauszufinden, ob ihr das richtige Lehramt gewählt habt, bzw. ob der Beruf euch zusagt. Später im Studium legt ihr das “Integrierte Semesterpraktikum” ab, das mindestens zwölf Wochen lang an einer Schule stattfindet. Ihr werdet hospitieren, also den Unterricht beobachten und auch selbst angeleitet unterrichten, um ein besseres Verständnis für die schulische Praxis zu entwickeln. Gegebenenfalls gibt es weitere Praktika. Dies hängt von der Uni ab.
Im Berufsschullehramt werdet ihr in der Regel noch ein Betriebspraktikum von mindestens einem Jahr absolvieren müssen. Dies muss in einem Betrieb passend zur Fachrichtung gewählt werden. Wenn ihr bereits eine Ausbildung abgeschlossen habt, kann diese das Praktikum ersetzen. Ein Schulpraxissemester muss trotzdem gemacht werden.
Das Lehramt der Sonderpädagogik beinhaltet noch ein Blockpraktikum, in der Regel für vier Wochen, das ihr im Master macht. Auch hier habt ihr die Möglichkeit, noch weitere Praktika anzuhängen.
In Baden-Württemberg habt ihr die Möglichkeit, an vielen verschiedenen Universitäten zu studieren. Gymnasiallehramt kann an allen Universitäten sowie an Kunst- und Musikhochschulen studiert werden. Ein besonderes Merkmal ist, dass Baden-Württemberg das einzige Bundesland mit Pädagogischen Hochschulen (PH) ist, die speziell auf das Lehramtsstudium ausgerichtet sind. Hier könnt ihr Grundschule, Sekundarstufe 1 und Sonderpädagogik studieren. Berufsschullehramt könnt ihr sowohl an Unis als auch an PHs studieren sowie an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Eine Liste aller verfügbaren Hochschulen, nach Städten sortiert, findet ihr hier. Was die einzelnen Unis ausmacht, steht auch schon dabei. Übrigens ist Heidelberg der einzige Standort in Baden-Württemberg, der alle Lehramtsstudiengänge anbietet.
Für die meisten Lehramtsstudiengänge an Unis und PHs ist die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) erforderlich. Mit einer Fachhochschulreife kann dagegen nur an Fachhochschulen studiert werden. Mit einer fachgebundenen Hochschulreife ist Studieren generell an allen Hochschulen möglich, allerdings seid ihr auf die Wahl der Studienfächer eingeschränkt. In Baden-Württemberg habt ihr aber mit der sogenannten Delta-Prüfung die Möglichkeit, auch ohne Abitur an Unis und PHs zu studieren. Wenn ihr also eine fachgebundene Hochschulreife oder eine Fachhochschulreife habt, könnt ihr damit diesen “Abstand” ausgleichen.
Normalerweise sind Studiengänge ohne Zulassungsbeschränkung, außer bestimmte, sehr nachgefragte Fächer. Ob dies der Fall ist, solltet ihr für die jeweilige Uni nachschauen. Da die Pädagogischen Hochschulen sehr beliebt sind, überschreiten die Bewerbungen regelmäßig die Zahl der verfügbaren Plätze. Daher sind diese für Grundschule, Sekundarstufe 1 und Sonderpädagogik zulassungsbeschränkt. Dann werden die Plätze in den meisten Fällen nach der Durchschnittsnote vergeben. Daneben können auch gesammelte praktische Erfahrungen, wie Ehrenämter, die Chancen erhöhen.
Für Musik, Kunst und Sport sind außerdem vorher Eignungsprüfungen abzulegen. Für die verschiedenen Religionsfächer (Islamisch, Katholisch, Evangelisch, Jüdisch) braucht ihr außerdem Nachweise über Sprachkenntnisse. Für Islamisch muss Arabisch nachgewiesen werden, für Jüdisch Hebräisch und für Evangelisch und Katholisch das Latinum und Griechisch.
Wollt ihr euch für einen Studienplatz bewerben, müsst ihr die Fristen beachten. Für zulassungsbeschränkte Studiengänge endet die Bewerbungsfrist für das Wintersemester am 15. Juli, für das Sommersemester am 15. Januar. Bei zulassungsfreien Studiengängen ist die Bewerbungsfrist für das Wintersemester der 15. September, für das Sommersemester der 15. März. Dabei kann es aber auch zu Abweichungen kommen. Es ist daher zu empfehlen, sich frühzeitig bei eurer Wunschhochschule über die genauen Termine zu informieren!
Bevor ihr das Lehramtsstudium antretet, solltet ihr euch auch Gedanken darum machen, wie es um den Lehrer:innenberuf in Baden-Württemberg gestellt ist. Wir geben euch eine Auswahl an politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Problemen, die im baden-württembergischen Bildungssystem existieren und euch als Lehramtsstudent:innen und später als Lehrer:innen betreffen würden.
Eine der größten Krisen des Bildungssystems ist der Lehrkräftemangel, der in ganz Deutschland und somit auch in Baden-Württemberg für viele Probleme sorgt. Für das neue Schuljahr konnten an den 4.500 Schulen im Land 565 Stellen nicht besetzt werden. Dies führte bereits wenige Wochen nach Schulbeginn dazu, dass an vielen Schulen kein Regelbetrieb möglich war. Umso wunderlicher ist der Umgang mit jungen Lehrkräften in Baden-Württemberg. Referendar:innen berichten davon, dass die Schulverwaltung ihre Wunschschule ablehne, weshalb teilweise lange Wege gependelt werden müssen. Das Kultusministerium erklärt dies damit, dass sie einen flächendeckenden Einsatz bräuchten. Deshalb würden viele Referendar:innen in dörfliche Gegenden versetzt werden. Knapp ein Viertel dieser konnte daher in den letzten fünf Jahren nicht an ihren Wunschorte unterrichten. SPD-Landesvorsitzender Andreas Stoch befürchtet, dass viele Referendar:innen dadurch in anderen Bundesländern ihren Dienst ableisten werden. Dies sei besonders im Kontext des Lehrkräftemangels fatal, wie die Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Monika Stein warnt. Sie fürchtet durch die mögliche Abwanderung noch mehr Unterrichtsausfälle. Auch die schlechtere Bezahlung könnte dazu führen, dass mehr Lehrkräfte das Land verlassen. Baden-Württemberg ist eines der drei Bundesländer, das ihre Grundschullehrer:innen und einen Teil der Haupt- und Werkrealschul-Lehrkräften nicht nach der Gehaltsgruppe A13/E13 bezahlt. Ein wenig Hoffnung gab es, nachdem sich die Grünen für eine bessere Bezahlung im Mai letzten Jahres einsetzten. Auch wenn dies laut Kultusministerin im Moment nicht im Budget liege, sieht die GEW dies als gutes Zeichen, da endlich mehr Druck ausgeübt werden würde. Lösungsansätze, um den Beruf attraktiver zu machen und den Lehrkräftemangel zu reduzieren, gibt es viele: mehr Studienplätze, kleinere Klassen und Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger:innen sind nur einige der Vorschläge der Bildungsverbände für die Regierung.
Auch das Studium selbst wird kritisiert. Schon seit Jahren fordern Studierende mehr Praxisphasen im Studium. „Die erste nennenswerte Praxiserfahrung machen wir leider erst im achten Semester derzeit”, sagt David Löwe, Sprecher der Studierendenvertretung an der PH Weingarten bereits 2018. Dementsprechend fordern viele auch die Rückkehr zum Staatsexamen. In 2015 wurde das klassische Lehramtsstudium, das mit dem ersten Staatsexamen endete, durch eine Bachelor- und Masterkombination ersetzt. Dadurch würden viel zu spät im Studium praktische Erfahrungen gemacht, die aber sehr entscheidend sind, um herauszufinden, ob der Beruf wirklich etwas für einen ist, so Löwe.
Eine mögliche Lösung könnten die Modellversuche eines dualen Masterstudiums sein, die im Wintersemester 23/24 an mehreren Standorten in Baden-Württemberg starteten. Je 20 Studienplätze wurden an der PH Karlsruhe, der Universität Freiburg und der Universität Stuttgart eingerichtet. Im ersten Fach kann je nach Standort entweder Physik, Informatik und Elektro- oder Informationstechnik studiert werden, das zweite Fach ist Mathematik. Um die Attraktivität des Lehramtsstudiums zu erhöhen, verspricht das neue duale Studium mehr Praxiserfahrung, eine Vergütung bereits im Studium und eine Ausbildungsdauer, die das Masterstudium und den Vorbereitungsdienst auf drei Jahre reduziert.
Möchtet ihr mehr über das Lehramtsstudium in Baden-Württemberg erfahren, findet ihr auf der Website der Kampagne #lieberlehramt viele Informationen oder ihr schaut auf dem Instagram-Kanal vorbei.
Plant ihr Lehramt zu studieren? Schreibt es uns in die Kommentare.
Willkommen zum zweiten Teil unserer Reihe über die besten Literaturverfilmungen! Nachdem wir im ersten Teil einige herausragende Filme besprochen haben, die auf literarischen Meisterwerken basieren, freuen wir uns darauf, euch eine weitere Auswahl von Filmen vorzustellen, die es von Buchseiten auf die Leinwand geschafft haben. Literaturverfilmungen bieten nicht nur eine visuelle Interpretation von bekannten Geschichten, sondern ermöglichen es auch, tiefer in die Welt der Literatur einzutauchen und die Kraft der Erzählkunst sowohl im Buch als auch auf der Leinwand zu erleben. In diesem Artikel werden wir weitere Filme erkunden, die in ihren Adaptionen die Essenz der zugrunde liegenden Bücher einfangen und neue Perspektiven auf zeitlose Geschichten bieten.
Das Sams erzählt die Geschichte von Bruno Taschenbier, einem Mann, der ein geordnetes Leben in einer Kleinstadt führt. Doch sein Alltag wird von seinem strengen Chef und seiner miesepetrigen Vermieterin, Frau Rotkohl, geprägt. Alles ändert sich jedoch, als das Sams in sein Leben tritt — ein merkwürdiges kleines Wesen mit Rüsselnase und roten Haaren, das frech, laut und unordentlich ist und nichts als Chaos stiftet. Herr Taschenbier entdeckt bald, dass er sich mit Hilfe des Sams alle Wünsche erfüllen kann, was sein Leben schlagartig verändert. Der Film, basierend auf den ersten drei Bänden der Kinderbuchreihe von Paul Maar, begeistert seit 2001 Zuschauer:innen und hat auch 16 Jahre später nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Das Sams bietet eine hervorragende Möglichkeit, verschiedene Aspekte im Unterricht zu behandeln. Durch das reichliche Vorkommen von Reimen im Sams könnt ihr die Sprachfertigkeiten euer Schüler:innen fördern. Darüber hinaus thematisiert der Film wichtige Werte wie Freundschaft, Mut und Anderssein, die in Diskussionen im Unterricht vertieft werden können. Hier findet ihr zum Beispiel Materialien, um euren Unterricht rund um den Film zu gestalten.
Der Film hat keine Altersbegrenzung und ist auf DVD und im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar.
Die Farbe Lila von 1985 erzählt die bewegende Geschichte einer jungen Afroamerikanerin, die Anfang des 20. Jahrhunderts in eine gewalttätige Ehe gezwungen wird. Über viele Jahre hinweg ist sie in der Ehe gefangen. Durch die Freundschaft und Liebe zu einer Sängerin beginnt sie sich zu emanzipieren. Diese Neuverfilmung des Romans von Alice Walker basiert auf einem erfolgreichen Bühnen-Musical und schafft so eine eindrucksvolle Verbindung aus harter Realität und emotionalen Musiksequenzen, die die Emanzipation der Hauptfigur verdeutlichen.
Der Film behandelt die Probleme der Rassen- und Frauendiskriminierung und eignet sich besonders im Black History Month für euren Unterricht. Hier findet ihr einige Materialien, die sich auf das Buch beziehen, sich aber auch gut für die Behandlung des Films in eurer Klasse eignen.
Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar.
August „Auggie“ Pullmann, 10 Jahre alt, witzig, intelligent und liebevoll ist der Hauptcharakter dieses Films. Aufgrund eines Gendefekts, welcher sein Gesicht betrifft, ist er seit seiner Geburt ein Außenseiter. Am liebsten versteckt er sein Gesicht unter einem Astronautenhelm. Als Auggie nun zum ersten Mal in die reguläre Schule geht, muss er lernen, sich alleine zu behaupten und mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Debütroman von R.J. Palacio und erzählt eine herzergreifende Geschichte über Freundschaft und Toleranz, die ihr sehr gut in eurem Unterricht aufgreifen könnt. Auch die verschiedenen Charaktere und Perspektiven bieten euch reichlich Material. Hier findet ihr Ideen, wie ihr die Geschichte von Auggie für euren Unterricht nutzen könnt.
Der Film ist ab 0 Jahren freigegeben und sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar.
Effi Briest ist wohl das bekannteste Werk von Theodor Fontane und wurde in fünf verschiedenen Verfilmungen adaptiert, die jeweils die Kontexte ihrer Zeit widerspiegeln. Wir stellen euch die Version von Hermine Huntgeburth aus dem Jahr 2009 vor, die den Fokus auf die Emanzipation der Hauptfigur legt.
Die 17-jährige Effi wird gegen ihren Willen mit einem älteren Baron verheiratet und ist in ihrer Ehe einsam und unglücklich. In ihrer Verzweiflung beginnt sie eine Affäre mit dem Major Crampas, was zwei Jahre später zu einem Duell zwischen dem Major und ihrem Ehemann führt. Die Verfilmung bietet, vor allem vor dem Hintergrund der anderen Versionen, reichlich Material für Diskussion und Interpretationen über den freien Umgang mit Werken. Materialien dazu findet ihr zum Beispiel hier.
Der Film hat keine Altersbegrenzung und ist sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar.
Die Schwestern Jo, Meg, Beth und Amy teilen ihre Jugendfreuden und -sorgen miteinander, von ihren künstlerischen Interessen bis hin zu den gesellschaftlichen Erwartungen, die an junge Frauen im 19. Jahrhundert gestellt werden. Zwischen Etikette und dem Wunsch nach Selbstbestimmung navigieren sie durch das ländliche Massachusetts.
Greta Gerwigs Adaption steht in einer langen Reihe von Verfilmungen des Romans von Louisa May Alcott. Das Drama wirft einen Blick auf die Rolle der Frau in einer gesellschaftlich festgelegten Ordnung. Für euren Unterricht lässt sich dieser nutzen, um zu zeigen, dass klassische Werke zeitlos sein können, aber auch von gesellschaftlichen Normen beeinflusst werden. Der Film bietet außerdem eine Grundlage, um Themen wie Frauenrechte und die Frauenbewegung zu diskutieren. Hier findet ihr einige Materialien dazu.
Der Film ist ab 0 Jahren freigegeben und sowohl auf DVD als auch im Abo bei verschiedenen Streaming-Anbietern verfügbar.
Habt ihr die Filme bereits mit eurer Klasse gesehen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Der Film “The Holdovers” ist mit vielen Vorschusslorbeeren in die deutschen Kinos gestartet. Von Kritiker:innen gelobt, auf Filmfestivals gefeiert und sogar in gleich fünf Kategorien für einen Oscar nominiert — sogar als “bester Film”. Der NDR schreibt vom “schönsten Lehrerfilm seit Club der toten Dichter”. Doch das große positive Echo in sozialen Netzwerken nach seinem Start in den deutschen Kinos ist ausgeblieben. Ist der Film vielleicht nur etwas für Kino-Liebhaber:innen, aber nicht für die breite Masse?
Disclaimer: Der Autor dieser Rezension ist kein ausgewiesener Filmexperte, sondern ein normaler Kinozuschauer und hat den Film mit der deutschen Synchronisation gesehen.
Paul Hunham (Paul Giamatti) arbeitet seit Jahrzehnten an der Privatschule Barton als Geschichtslehrer. Er gilt dort als so etwas wie eine verhasste Institution. Das liegt vor allem an seiner strengen und zum Teil herablassenden Art, an der diverse Schüler der Jungenschule verzweifeln. Hunham ist ein Einzelgänger – an der Schule und auch im Privaten. Dies kompensiert er mit einem übermäßigen Hang zum Alkohol. Auch der Barton-Schulleiter kann den grantigen Lehrer nicht leiden und verdonnert ihn dazu, über die Weihnachtsferien die Jungen zu beaufsichtigen, die aus verschiedenen Gründen nicht zu ihren Eltern heimfahren können. Die Gruppe der Zurückgelassenen reduziert sich aber schnell und übrig bleiben zuletzt Lehrer Hunham, der aufmüpfige Schüler Angus Tully (Dominic Sessa), der sehr unter der Trennung seiner Eltern und dem Desinteresse seiner Mutter leidet, und die Köchin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph), die um ihren im Krieg gefallen Sohn trauert.
Der Film zeigt liebevoll, welche Päckchen die drei einzelnen Charaktere zu schleppen haben. Im Verlauf des Films nähern sie sich weiter an und bringen zusammen einen für alle heilsamen Weg hinter sich. Der Verlauf der Story ist nicht unheimlich originell, aber sie nimmt die Zuschauer:innen unaufgeregt an die Hand.
In den ersten Minuten des Filmes muss man sich tatsächlich kurz fragen, ob dieser Film nicht ein Original aus den 1970er oder 80er-Jahren ist. Regisseur Alexander Payne und sein Team haben es geschafft, eine perfekte Illusion eines “alten Streifens” zu erschaffen. Die leicht körnigen Aufnahmen, die unkonventionelle Art des Schnitts und natürlich inhaltliche Elemente, wie Kulisse und Kleidung der Schauspieler:innen führen dazu, dass man sich dem Schein eines alten Klassikers hingeben kann. Die Oscar-Nominierung für “den besten Schnitt” ist absolut verdient.
“The Holdovers” ist ein Film, der im Kleinen überzeugen kann. Kleine Gesten, starkes Mimikspiel und auch der Humor wird dezent eingesetzt, um in den richtigen Situationen die Szenen aufzulockern. Schauspiel-Urgestein Paul Giamatti ist die Rolle des grantigen und frustrierten Lehrers auf den Leib geschneidert. Man lernt ihn bereits in den ersten Minuten des Filmes innig zu hassen. Diese bewusst verspielte Sympathie erobert er sich nach und nach zurück, weil Giamatti die innere Zerrissenheit des Lehrers ganz wunderbar greifbar machen kann. Da’Vine Joy Randolph ist als die trauernde Köchin das Herz der Geschichte. Ihrer Figur hat das Schicksal übel mitgespielt, sie trägt den Kopf aber als Chefin in der Schulküche weiterhin erhoben. Ihre weichen Momente, ihre herzlichen Einwürfe in den Dialogen mit den anderen beiden Einzelgängern geben dem Film Innigkeit. Man mag sie im Filmverlauf ganz häufig fest in den Arm nehmen und gleichzeitig den eigenen Kopf an ihre starke Schulter anlehnen. Da’Vine Joy Randolph hat es geschafft, den aufgeschriebenen Facettenreichtum ihrer Rolle fühlbar zu machen. Und zuletzt liefert Dominic Sessa als verzweifelter Schüler Angus Tully ein starkes Filmdebüt. An einigen Stellen irritiert Sessa mit einer übertriebenen Darstellung, manchmal wirkt sein Spiel ungewöhnlich, aber es fügt sich im Ganzen trotzdem passend in die Figur des Angus Tully ein. Bei all dieser überzeugenden schauspielerischen Leistung bleibt nur ein Problem. Dem Film fehlt der Zug, die Spannung. Man möchte so sehr mit den stark interpretierten Figuren mitfühlen und sie auf ihrem Weg begleiten, doch ihre Reise ist so langsam wie die Entwicklung der Figuren. Somit packt einen der Film nie so ganz, sondern bleibt trotz einiger emotionaler Momente in gewisser Weise auf Distanz zu den Zuschauenden. Diese Umgangsweise mit der Dramaturgie des Films hätte die Möglichkeit, einen möglichst realistischen Eindruck der Interaktionen zu vermitteln. Aber auch das funktioniert nicht so richtig, weil die Dialoge mitunter verkopft wirken.
So stark die Antipathie für Lehrer Hunham auch zu Beginn des Filmes ist, so geht es doch recht schnell, dass man Verständnis für seine Handlungen entwickelt. Hunham ist mit Idealen in den Lehrkraft-Beruf gestartet und ist an der Realität gescheitert. In seinem eng gesteckten Rahmen kann er noch immer nach seinen Prinzipien unterrichten, doch das System vermag er nicht zu ändern. Diese frustrierende Situation können sicherlich viele Lehrkräfte nachfühlen. Den Kampf gegen Windmühlen, das Rennen gegen Mauern – exakt dieses Gefühl der Machtlosigkeit und der daraus resultierenden Resignation vermittelt “The Holdovers” sehr gut. Was der Film vielleicht sogar besser umsetzt, als der Lehrerfilm-Klassiker “Club der toten Dichter” und andere Filme mit einem ähnlichen Setting – er romantisiert nicht. Hunham wird nicht zum Liebling der Schule, gewinnt nicht die Herzen aller Schüler:innen für sich und kann das System auch nicht ändern, sondern sich nur mit ihm arrangieren oder mit ihm brechen. Es ist ein schönes Gefühl, hier keine verklärte Version der Realität serviert zu bekommen, sondern eine Geschichte zu erleben, die sich in dieser Hinsicht glaubhaft anfühlt.
Unverständlicherweise ist “The Holdovers” nicht zur Weihnachtszeit in den Kinos angelaufen, obwohl sowohl die Story als auch das Gefühl des Films super in diese Zeit gepasst hätten. Der Film hat aber das Zeug, sich zu einem Weihnachtsklassiker auf den Streamingplattformen zu entwickeln. Eine Beobachtung, die der Autor dieses Textes bei seinem Filmbesuch gemacht hat, fasst die abschließende Bewertung des Films recht gut zusammen. Eine Frau stand nach dem Film aus ihrem Kinosessel auf, streckte sich und sagte: “Endlich mal wieder so ein ganz netter Film.” So wie es diese Frau auch erlebt hat, lässt es sich bei “The Holdovers” gut entspannen, man kann sich in die wirklich gut gemachte Atmosphäre des Film einlassen, ohne dabei nervlich oder gedanklich besonders gefordert zu werden. Wer so ein Filmerlebnis, ohne das ganz große Drama, den überzogenen Witz oder die extreme Action sucht, der findet in “The Holdovers” viel “Nettes”.
In den Vereinigten Staaten ist der Black History Month ein etablierter Bestandteil des kulturellen Kalenders, der jedes Jahr im Februar gefeiert wird. Ursprünglich ins Leben gerufen, um die historischen Errungenschaften und den Beitrag schwarzer Amerikaner:innen zu würdigen, hat dieser Monat auch über die Grenzen der USA hinaus einen bedeutenden Einfluss erlangt. Auch in Deutschland gewinnt der Black History Month zunehmend an Relevanz, da die Auseinandersetzung mit der Geschichte, den Erfahrungen und den Beiträgen schwarzer Menschen in der deutschen Gesellschaft immer mehr in den Fokus der Gesellschaft rückt..
Im ersten Teil haben wir uns mit der Lage des Rassismus an Schulen in den USA beschäftigt und wie ihr diese euren Schüler:innen vermitteln könnt. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Situation in Deutschland und geben euch Materialien für euren Unterricht mit an die Hand.
Der Black History Month ist eine jährliche Feier, die im Februar stattfindet und der Anerkennung der historischen Errungenschaften und den gesellschaftlichen Beiträgen von Afroamerikaner:innen gewidmet ist. Er wurde erstmals 1926 als "Negro History Week" von Carter G. Woodson ins Leben gerufen. Der Februar wurde gewählt, um die Geburtstage von Abraham Lincoln und Frederick Douglass zu ehren, zwei bedeutende Figuren in der Geschichte der Abschaffung der Sklaverei und im Kampf für die Rechte schwarzer Menschen in den USA.
In den 1970er Jahren wurde die "Negro History Week" schließlich zum Black History Month ausgeweitet, der in den Vereinigten Staaten durch verschiedene Veranstaltungen, Vorträge, Schulprojekte, Ausstellungen und andere kulturelle Programme gefeiert wird. Ziel ist es, die Kenntnis und Wertschätzung der schwarzen Geschichte und Kultur zu fördern sowie die fortgesetzte Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung zu unterstützen.
In Deutschland wird der Black History Month seit den 1990er Jahren gefeiert und will auch hier bundesweit mit verschiedenen Aktionen für mehr Sichtbarkeit Schwarzer Perspektiven sorgen. Eingeführt wurde er von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (IDS) und verfolgt das gleiche Ziel wie sein Vorbild: der Schwarzen Geschichte ein Gesicht geben und die Errungenschaften afrodeutscher Persönlichkeiten hervorheben.
In Berlin haben sich 2019 verschiedene afrodeutsche Organisationen wie der ISD, Each One Teach One, Generation ADEFRA und die Werkstatt der Kulturen zusammengeschlossen, um wichtige Community-Events zu organisieren, die über afrodeutsches Leben informieren und diskutieren. Diese Veranstaltungen werden bundesweit vom ISD und anderen Schwarzen Organisationen organisiert und umfassen ein breites Angebot von Vernetzungstreffen, Diskussionen über Schwarzes und queeres Leben in Deutschland sowie Lesungen und Filmvorführungen mit prominenten Schwarzen Gästen.
Trotz einiger Fortschritte ist Rassismus immer noch ein Problem in Deutschland. Besonders im Bildungssystem fehlen oft die Perspektiven schwarzer Menschen in Geschichtsbüchern. Das bedeutet, dass wichtige Teile der Geschichte und Kultur nicht ausreichend repräsentiert werden, was zu einem unvollständigen Verständnis der Vielfalt in Deutschland führen kann. Im Folgenden werfen wir einen kleinen Blick in die Geschichte mit Materialien für euren Politik- oder Geschichtsunterricht.
Der deutsche Kolonialismus kennzeichnet eine Periode der Geschichte, in der das Deutsche Reich Kolonien in verschiedenen Teilen der Welt kontrollierte, beginnend gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Diese Kolonien erstreckten sich über Regionen wie Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun, Togo und einige pazifische Inseln.
Der deutsche Kolonialismus war geprägt von imperialistischen Bestrebungen nach wirtschaftlichem Gewinn, territorialer Expansion und nationaler Macht. Dabei kam es oft zu rücksichtsloser Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung, was zu zahlreichen Konflikten und Aufständen führte und weitreichende Auswirkungen auf kulturelle, soziale und politische Strukturen hatte.
Obwohl die Behandlung der deutschen Kolonialgeschichte je nach Bundesland variiert und oft aus einer Täterperspektive betrachtet wird, ist es wichtig, verschiedene Perspektiven im Unterricht zu berücksichtigen und Kontroversen einzubeziehen. Der Bildungsserver bietet euch dazu einige Materialien.
Dennoch ist es oft schwer, Material zu finden, das die Perspektive der kolonisierten Menschen darstellt. Im Unterricht wird Kolonialismus meist unter der Überschrift Imperialismus behandelt, wobei er den Fokus darauf legt, wie Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt wurde. Dabei ist es auch entscheidend, vorhandenes Material kritisch zu betrachten und aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel der Podcast von SWR Wissen, in dem verschiedene Standpunkte aufgegriffen und kritisch betrachtet werden. Diesen könnt ihr mit euren Schüler:innen im Unterricht hören. Auch der Verband Hessischer Geschichtslehrerinnen und -lehrer hat auf seiner Seite viele Materialien zusammengetragen, die den Kolonialismus aus verschiedenen Perspektiven aufarbeiten.
Hierzulande organisierten sich schwarze Menschen erstmals in der Weimarer Republik 1918 wurde der Afrikanische Hilfsverein gegründet, um Unterstützung bei der Wohnungssuche, Arbeitssuche und im Kampf gegen Ausgrenzung und Rassismus zu bieten.
Im Jahr 1919 richtete eine Gruppe von ehemaligen Kolonialmigranten aus Kamerun und Deutsch-Ostafrika eine Eingabe an die Nationalversammlung in Weimar, in der sie gleiche Rechte und gleiche Gesetze für alle forderten. Ihr könntet diese Petition mit euren Schüler:innen lesen und in die historischen Kontexte einordnen.
Trotz ihrer Bemühungen verschärften sich die rassistischen Anfeindungen und Diskriminierungen gegen schwarze Menschen nach dem Verlust der Kolonien erheblich. Viele verloren ihre Jobs und hatten kaum Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der rechtliche Status der einstigen Kolonialmigranten verschlechterte sich dramatisch, und sie wurden praktisch staatenlos gemacht.
Mit der Machtergreifung Hitlers endete der politische Aktivismus schwarzer Menschen abrupt. Viele von ihnen flohen vor dem nationalsozialistischen Regime nach Paris, London oder zurück in ihre Herkunftsregion auf dem afrikanischen Kontinent, um dem rassistischen Terror zu entkommen. Die einzige Überlebensstrategie im nationalsozialistischen Deutschland war die des "Nichtauffallens".
Eine Möglichkeit für euren Unterricht wäre es, sich zum Beispiel mit einzelnen Biografien betroffener Menschen zu beschäftigen. Ein bekannter Fall ist Johny Vosté, der das KZ Dachau überlebte und dessen Schicksal gut dokumentiert ist. Auch das Buch Deutsch sein und Schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen von Theodor Wonja Michael, wäre eine guter für euren Unterricht. Es ist eine Autobiographie von Wonja Michael, der als Kind in sogenannten “Menschenzoos” ausgestellt wurde, den Holocaust und dessen Folgen überlebte.
Erst Nach dem Zweiten Weltkrieg endete die offene Diskriminierung und Verfolgung der Afrodeutschen, jedoch blieben große Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber Schwarzen. Kinder aus afroamerikanisch-deutschen Beziehungen waren Diskriminierung ausgesetzt, und viele von ihnen wurden zur Adoption freigegeben.
In den 1980er Jahren entwickelte sich ein stärkeres Bewusstsein für Identität und gemeinsame Interessen unter Afrodeutschen, angeregt durch Aktivisten wie Audre Lorde. Die Neue Schwarze Bewegung entstand, um politisches und identitäres Bewusstsein sowie Netzwerke unter Schwarzen in Deutschland zu fördern. Die Aufarbeitung der afro-deutschen Geschichte spielte dabei eine zentrale Rolle und trägt bis heute dazu bei, die Erfahrungen und Herausforderungen Schwarzer Menschen in der Weimarer Republik und der NS-Zeit zu verstehen und anzuerkennen.
Eine Möglichkeit, euren Schüler:innen die afrodeutsche Geschichte näher zu bringen, ist die Dokumentation Schwarz und deutsch — Die Geschichte der Afrodeutschen, in der Frauen und Männer aus vier Generationen ihre bewegenden und stolzen Geschichten erzählen.
Auch die sozialen Medien bieten euch viele Möglichkeiten das Thema adäquat in euren Unterricht einzubauen — ihr könntet zum Beispiel einen Blick auf den Instagram-Kanal der Autorin Tupoka Ogette werfen, die sich mit Rassismus auseinandersetzt und die versucht, einen offenen Umgang zu etablieren.
Wie thematisiert ihr afrodeutsche Geschichte im Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Frankfurt am Main. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Bundesregierung gewarnt, die geplante Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) ohne substanzielle Verbesserungen auf den Weg zu bringen. „Fast ein Dreivierteljahr hat die Bundesregierung über dem WissZeitVG-Referentenentwurf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gebrütet. Nachdem sich Abgeordnete von SPD und Grünen anfangs von dem Papier distanziert und auf Nachbesserungen gepocht hatten, dürfen deren Ministerinnen und Minister den Entwurf im Kabinett jetzt nicht einfach durchwinken. Der Regierungsentwurf würde dann eins zu eins den Vorstellungen der Bundesforschungsministerin Bettina Stark Watzinger (FDP) sowie der in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen zusammengeschlossenen Wissenschaftsarbeitgeber folgen, aber die Interessen der Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen ignorieren. Das Kabinett muss das verhindern und einen fairen Interessenausgleich statt eines Arbeitgeberdiktats durchsetzen“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und -Hochschulexperte, mit Blick auf einen Bericht im Blog des Bildungsjournalisten Jan-Martin Wiarda.
Wiarda zufolge hätten sich die Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie Arbeit und Soziales darauf geeinigt, strittige Fragen wie die Befristung promovierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Postdocs) oder die Lockerung der Tarifsperre dem Parlament zu überlassen. „Dass Bundestag und Bundesrat einen Gesetzentwurf der Bundesregierung ändern können, ist ebenso trivial wie fatal. Wie sollen SPD und Grüne die FDP im Parlament überzeugen, wenn sich Forschungsministerin Stark-Watzinger im Kabinett durchsetzt? Es wäre eine Bankrotterklärung der Ampelkoalition, wenn der missglückte Referentenentwurf vom Juni 2023 unverändert auf den Weg gebracht würde. Die Abgeordneten von SPD, Grünen und FDP müssen sich jetzt ein Herz fassen und den Gesetzentwurf gründlich gegen den Strich bürsten“, mahnte Keller. Er erinnerte an den Vorschlag der GEW, Postdocs entweder Dauerstellen oder eine verbindliche Zusage zur Entfristung anzubieten, wenn sie festgelegte Kriterien erfüllen. Die Tarifsperre, die Gewerkschaften und Arbeitgebern verbietet, vom Gesetz abweichende Regelungen auszuhandeln, müsse ersatzlos gestrichen werden.
Berlin. Deutschland hat mit 12 Prozent die vierthöchste Schulabbrecherquote in der EU. Das ergeben die aktuellen Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat aus dem Jahr 2022. Nur in Rumänien (15,96 Prozent), Spanien (13,9 Prozent) und Ungarn (12,4 Prozent) brechen noch mehr Kinder und Jugendliche die Schule ab. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Deutschland eine leichte Verbesserung um 0,3 Prozentpunkte verzeichnen.
Die EU-weite Schulabbrecherquote sank allerdings auch von 10,5 Prozent (2018) auf 9,6 Prozent (2022). Deutschland liegt seit 2019 über dem EU-Durchschnitt, nachdem es 2018 noch darunter lag. In die Statistik der "frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger" werden Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren, die höchstens einen Abschluss der Sekundarstufe I haben und keine weiterführende Bildung verfolgen, einbezogen.
Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern scheint das Problem akut zu sein, was deutlich an den aktuellen Zahlen zu erkennen ist. In Sachsen-Anhalt erhielten 2022 11,8 Prozent der Schüler:innen keinen anerkannten Schulabschluss. Das Bundesland erzielte damit den schlechtesten Wert in ganz Deutschland. Darauf folgen Thüringen mit einer Quote von 9,5 Prozent und Sachsen mit 8,1 Prozent. Allerdings werden auch Förderschüler:innen mit in diese Statistik einbezogen, obwohl sie die Schule regulär verlassen. Dies kann zu einer Verzerrung der Daten führen.
Es gibt eine große Anzahl an Programmen zur Verhinderung von Schulabbrüchen, die sich jedoch nicht gezielt an Förderschüler:innen richten, obwohl sie einen signifikanten Anteil der Schulabbrecher:innen ausmachen. Zudem erschweren der Lehrkräftemangel und finanzielle Engpässe die Umsetzung von Präventionsprogrammen, die möglicherweise einen positiven Einfluss auf die Schulabbrecherquote haben könnten.
Die Zahlen für 2023 liegen derzeit noch nicht vor. Jedoch können die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie voraussichtlich langfristige negative Folgen auf die Schulabbrecherquoten haben. Die Unterbrechungen im Unterricht, der Wechsel zum Fernunterricht und die sozialen Auswirkungen der Pandemie könnten zu einem Anstieg der Schulabbrecher:innen führen, der sich in den kommenden Jahren zeigen wird.
Berlin. Gute Bildung ist der nachhaltig wertvollste Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft, der Demokratie und einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Die im Vorstand des Stifterverbandes engagierten Unternehmen haben daher die Gemeinschaftsinitiative Zukunftsmission Bildung gestartet. Ziel ist es, ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu gestalten, das schnell mehr Menschen mit den notwendigen Kompetenzen aus- und weiterbildet - für Deutschland in einer Welt im Wandel. Die Initiatoren rufen alle Engagierten auf, die Zukunftsmission Bildung mitzugestalten und gemeinschaftlich weiterzuentwickeln.
Lehrkräftemangel bekämpfen, Bildungspotenziale heben, Fachkräfte sichern und Zukunftskompetenzen fördern - für diese gewaltigen Herausforderungen in der Schul- und Hochschulbildung gestaltet die Zukunftsmission Bildung Lösungswege. Um unser Bildungssystem wirkungsvoll zu verbessern, werden private Anstrengungen gebündelt und die Zusammenarbeit mit Politik und Bildungseinrichtungen gesucht.
Die Initiatoren der Zukunftsmission Bildung sind sich einig: Deutschland braucht dringend einen Aufbruch im Bildungsbereich. Es müssen mehr junge Menschen mit den Kompetenzen ausgestattet werden, die benötigt werden, um in einer Welt im Wandel orientierungs- und handlungsfähig zu sein. Bei allen aktuellen Krisen und Notlagen sei die Lösung der Probleme im Bildungsbereich der nachhaltig wertvollste Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft, heißt es in dem Aufruf des Stifterverbandes "Deutschland braucht eine Zukunftsmission Bildung!", den die im Vorstand engagierten Unternehmen und Verbände unterzeichnet haben. "Deutschland hat Zukunftsmissionen für die Energie-, Klima- und Mobilitätswende. Gegen einen drohenden Bildungsnotstand brauchen wir aber auch eine Zukunftsmission Bildung", sagt Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes. "Allein kann der Staat die gewaltigen Herausforderungen nicht lösen. Wir brauchen ein starkes, wirksames Engagement gesellschaftlicher Akteure für diese große Aufgabe. Deshalb wollen wir gemeinsam mit den Unternehmen, und Stiftungen im Stifterverband und unseren Partnern den Aufbruch in der Bildung gestalten."
In der Zukunftsmission Bildung koordiniert und unterstützt der Stifterverband vier starke Allianzen, die zentrale Herausforderungen im Schulsystem, in der hochschulischen und beruflichen Bildung angehen werden:
Der Stifterverband ruft Unternehmen und Stiftungen auf, sich an der Zukunftsmission Bildung in den umsetzungsstarken Allianzen zu beteiligen. Ziel ist es, die vielen privaten Anstrengungen zur Förderung von Bildungsinstitutionen zu bündeln und einen orchestrierten Beitrag zu einer dringend benötigten nationalen Roadmap für ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu leisten.
Wer sich für die Zukunftsmission Bildung engagieren will, kann sich an folgende E-Mail-Adresse wenden: zukunftsmission@stifterverband.de
Den Aufruf des Stifterverbandes "Deutschland braucht eine Zukunftsmission Bildung!" sowie weitere Informationen zur Zukunftsmission Bildung und die Liste aller Unternehmen und Verbände, die den Aufruf zur Zukunftsmission Bildung unterzeichnet haben, finden Sie unter: www.zukunftsmission-bildung.de
Der Stifterverband ist eine Gemeinschaft von rund 3.500 engagierten Menschen, Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel seiner Arbeit ist, Bildung und Wissenschaft neu zu denken und zu gestalten, um die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Als zentraler Impulsgeber analysiert er aktuelle Herausforderungen, fördert Modellprojekte und ermöglicht deren Verbreitung in vielfältigen Netzwerken. Er vernetzt Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, entwickelt gemeinsam Ideen und stößt politische Reformen an. In seinem Wirken konzentriert er sich auf zwei Handlungsfelder: Bildung und Kompetenzen sowie Kollaborative Forschung und Innovation. www.stifterverband.org
Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen kündigen offenbar immer mehr Lehrkräfte ihren Job. Das geht aus einem Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hervor. Demnach sei die Zahl der Lehrkräfte, die ihren Job aufgegeben haben, im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmal um 16 Prozent gestiegen. Besonders eindrücklich zeigt sich die Lage der ausgestiegenen Lehrkräfte im Zehn-Jahres-Vergleich. 2013 verzeichnete das Land laut dem Bericht noch 299 Dienstaustritte von verbeamteten Lehrkräften und angestelltem Schulpersonal. 2023 lag die Zahl schon bei 930. Die Zahlen haben sich also verdreifacht.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erkennt darin nur eine leichte Steigerung und findet die Zahlen nicht auffällig. Gegenüber dem WDR hat Feller mitgeteilt, dass es heute nun mal so sei, dass junge Menschen nicht auf Dauer bei einem Arbeitgeber bleiben würden. Diese Entwicklung sehe man auch in der Privatwirtschaft. Den Trend, den die Schulministerin hier aufzeigt, gibt es tatsächlich. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn sich diese gesellschaftliche Entwicklung auch bei Lehrkräften bemerkbar macht. Das Problem dabei: Das Land interessiert sich offenbar nicht für die genauen Beweggründe der kündigenden Lehrkräfte. Der WDR zeigt dies am Beispiel einer Lehrerin, die sich in ihrem Berufsalltag unter anderem mehr Unterstützung etwa durch Sonderpädagog:innen gewünscht hätte. Sie kann nicht nachvollziehen, warum Lehrkräfte, die diesen Beruf nicht weiter ausüben wollen oder können, nicht nach ihren Beweggründen für ihre Kündigung gefragt werden.
Besonders viele Kündigungen hat es dem Bericht nach im Regierungsbezirk Düsseldorf gegeben, zu dem auch das Ruhrgebiet zählt. Dort hätten im letzten Jahr 278 Lehrkräfte gekündigt. Ein Grund dafür könnte sein, dass es in dem Bezirk viele Schulen in benachteiligten Stadtteilen gibt. Dort herrscht in Teilen besonders starker Lehrkräftemangel und dementsprechend eine hohe Belastung für die Lehrkräfte.
Die anhaltend schwierige Situation und die hohe Zahl kündigender Lehrkräfte sorgt auch dafür, dass es Kritik an der Arbeit der NRW-Schulministerin gibt. Feller hatte zum Beispiel versprochen, dass insbesondere Grundschullehrer entlastet werden sollen. Dies solle auch durch Alltagshelfende erreicht werden. Von denen gibt es mittlerweile 1200 an Schulen in NRW, das sorgt aber wohl nur punktuell für Entlastung. Nicht mal jede zweite Grundschule hat bisher eine Alltagshelferin oder einen Alltagshelfer. Zudem müssten diese auch zunächst eingearbeitet werden, was zusätzliche Ressourcen in Anspruch nehme, bis sie tatsächlich eine Unterstützung im Alltag der Schule sein könnten. Auch von der Opposition in Nordrhein-Westfalen gibt es Kritik. Von der schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Franziska Müller-Rech, heißt es etwa: "Wie viele Lehrkräfte müssen noch ihren einstigen Traumberuf an den Nagel hängen, damit die NRW-Landesregierung reagiert?"
Vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) kommt Gegenwind für Fellers Relativierung der Zahlen. Die NRW-Vorsitzende Anne Deimel sagte gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: “Der Lehrerberuf ist einer der schönsten, und es ist fatal, dass Menschen, die bereits im System sind, das Handtuch werfen, weil die schlechten Arbeitsbedingungen und die Überlastung sie dazu nötigen.” Die Regierung dürfe den Verlust nicht “herunterspielen”.
Ihr seid gerade aus der Schule oder überlegt anderweitig, den Lehrer:innenberuf einzuschlagen? Dann seid ihr hier genau richtig, denn wir wollen euch in unserer neuen Reihe das Lehramtsstudium in den verschiedenen Bundesländern vorstellen. Heute geht es um das Studieren in Bayern. In unserem Artikel zeigen wir euch alles Wichtige, was ihr zum Lehramtsstudium wissen müsst und was ihr beachten solltet, falls ihr vorhabt, Lehrer:in in Bayern zu werden.
Bevor ihr ins Studium starten könnt, müsst ihr die erste große Entscheidung treffen. Welches Lehramt möchte ich machen? In Bayern könnt ihr zwischen verschiedenen Lehramtstypen wählen: Grundschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium, berufliche Schule und Sonderpädagogik. Ihr seid euch noch nicht ganz sicher, welcher Weg zu euch passt? Die Seite des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. (BLLV) bietet euch persönliche Einblicke von Studierenden, um aus erster Hand Einsichten in die jeweiligen Typen zu erfahren. Denn: Es macht einen erheblichen Unterschied, an welcher Schulart ihr am Ende unterrichten werdet. Während ihr am Gymnasium die Schüler:innen auf das Abitur und damit auf eine akademische Laufbahn vorbereitet, werdet ihr beim Lehramt der Sonderpädagogik an einer Förderschule mit Kindern arbeiten, die eine geistliche oder körperliche Behinderung haben. Dort liegt der Fokus weniger auf der fachlichen Kompetenzvermittlung und mehr auf der pädagogischen Förderung der individuellen Entwicklung der Schüler:innen. Wollt ihr etwas praxisnaher arbeiten, mit Schwerpunkt auf Handwerkliches oder Technisches? Dann ist das Berufsschullehramt zu empfehlen. Hier könnt ihr beispielsweise den Studiengang Berufspädagogik mit den Richtungen Elektrotechnik und Informationstechnik oder Metalltechnik studieren (Friedrich-Alexander-Universität). Auf welche Schulart letztendlich eure Wahl fällt, hängt von eurer Präferenz ab, welche Altersgruppe ihr unterrichten wollt und was am Ende eurer Ziel als Lehrer:in sein soll. Was es bedeutet, die jeweiligen Schularten zu unterrichten und welche Anforderungen euch erwarten, könnt ihr auf der Seite des bayerischen Kultusministeriums nochmal genau nachlesen.
Zusätzlich könnt ihr euch einmal die Reihe “Lohnt sich das?” vom BR anschauen. Diese begleitet neben vielen anderen Berufen auch bayerische Lehrer:innen der Grundschule, Mittelschule, Realschule, und Berufsschule. Mit Fokus auf das Gehalt und Ausgaben der gezeigten Lehrer:innen gibt die Reihe auch Einblicke in die Tagesabläufe, die Arbeitsweise und die Schulen.
Übrigens ist es für euch auch später möglich, an einer anderen Schulart als eurer Lehramt zu arbeiten. Dafür müsst ihr euer Studium um Erweiterungsfächer ergänzen, beispielsweise können Mittelschullehrer:innen an Grundschulen arbeiten, falls sie zusätzlich das Fach “Didaktik der Grundschule” wählen.
Die zweite wichtige Entscheidung ist die Fächerwahl. Im Grundschul- und Mittelschullehramt wählt ihr ein Unterrichtsfach, für das Realschul- und Gymnasiallehramt wählt ihr zwei Fächer. Im Berufsschullehramt müsst ihr eine berufliche Fachrichtung und ein allgemeinbildendes Unterrichtsfach auswählen. Studierende des Sonderpädagogiklehramts wählen zwei sonderpädagogische Fachrichtungen. Welche Fächerkombinationen für die jeweilige Schulart möglich sind, könnt ihr hier nachlesen. Trotzdem solltet ihr euch an eurer zukünftigen Uni erkundigen, welche Fächer angeboten werden, da nicht jede Uni jede Fächerkombination anbietet. Außerdem habt ihr noch die Möglichkeit, eure Fächer um ein weiteres Fach zu erweitern. Erweiterungsfächer sind sozusagen keine vollwertigen Unterrichtsfächer, die nur einen kleineren Umfang im Studium einnehmen. Eine Auswahl je nach Schulart findet ihr hier.
Das Studium besteht hauptsächlich aus drei Bereichen: Erziehungswissenschaften, Fachwissen und Didaktik. Ihr beschäftigt euch während des Studiums inhaltlich intensiv mit den Fächern, die ihr ausgewählt habt, sowie mit den Besonderheiten eurer zukünftigen Schulform. Wie die jeweiligen Lehramtsstudiengänge aufgebaut sind, könnt ihr hier nachlesen.
Die Regelstudienzeit für Grundschulen, Mittelschulen und Realschulen beträgt sieben Semester. Gymnasium sowie Sonderpädagogik können in neun Semestern abgeschlossen werden. Das Berufsschullehramt dauert in der Regel zehn Semester. Je nachdem, welche Fächerkombination ihr wählt, kann dies jedoch variieren. Nach dem sechsten Semester erhält man an manchen Universitäten nach Erwerb von 180 Leistungspunkten je nach Fachstudium einen Bachelorgrad, also z.B Bachelor of Arts, Science oder Education. Danach folgt die erste Staatsexamsprüfung oder im beruflichen Lehramt die Masterprüfung. Habt ihr die erfolgreich überstanden, ist damit euer Studium abgeschlossen. Für die weitere Ausbildung zum Lehrer:in folgt danach noch der zweijährige Vorbereitungsdienst, auch Referendariat genannt, in dem ihr endlich eigenverantwortlich an einer Schule unterrichtet. Mehr Einblicke ins Referendariat könnt ihr in unseren Artikeln zum Thema bekommen. Darauf folgt die zweite Staatsprüfung, die aus Lehrproben sowie mündlichen und schriftlichen Prüfungen besteht. Habt ihr diese bestanden, habt ihr eure Lehramtsausbildung abgeschlossen.
Außerdem werdet ihr in eurem Lehramtsstudium mehrere Praktika absolvieren. Alle Lehrämter haben mindestens ein Betriebspraktikum in einem nicht-pädagogischen Rahmen von acht Wochen, ein Orientierungspraktikum von drei bis vier Wochen, dass vor dem Studium stattfindet, ein Schulpraktikum von 150-160 Unterrichtsstunden sowie ein studienbegleitendes fachdidaktisches Praktikum abzuleisten.
Die Praktika dienen vor allem dazu, mehr Praxis in das Studium einfließen zu lassen, das durchaus theorielastig sein kann. Durch die vielen Praktika soll sichergestellt werden, dass sich die Student:innen genügend ausprobieren und auch in andere Bereiche schnuppern können. Allerdings werdet ihr in den Praktika, die in der Schule stattfinden, hauptsächlich beobachten. Ihr sitzt also die meiste Zeit im Klassenzimmer und schaut euch den Unterricht an. Ihr werdet aber auch die Möglichkeit bekommen, eigenständige Unterrichtseinheiten zu gestalten. Mehr Infos zu den verschiedenen Praktika findet ihr auf der Seite des bayerischen Philologenverbandes (bvp).
In Bayern stehen euch viele verschiedene Universitäten zur Auswahl, an denen ihr Lehramt studieren könnt. Manche Unis bieten allerdings nicht alle Lehramtstypen an. Je nachdem, für welche Schulart ihr euch entscheidet, solltet ihr euch also vorher gut informieren. Förderschullehramt und Berufsschullehramt sind separat zu betrachten und nur an ausgewählten Unis verfügbar. Eine Liste der verfügbaren Unis, unterteilt nach Schulart, findet ihr hier. Zusätzlich zu den klassischen Universitäten, habt ihr auch die Möglichkeit, euer Studium an einer Musik- oder Kunsthochschule zu machen, wenn ihr entsprechend Musik oder Kunst als ein Fach unterrichten wollt. Die Akademie der Bildenden Künste München bietet beispielsweise die Fachrichtung Kunst im Doppelfach an. Allerdings muss ein solches Fachstudium auch von einem erziehungswissenschaftlichen Studiumsteil begleitet werden, der dann meistens an einer anderen Uni abgelegt wird. Alle näheren Informationen findet ihr dazu auf den jeweiligen Webseiten der Universitäten.
Auch für die Zulassungsvoraussetzungen solltet ihr euch je nach Uni vorher informieren. Generell sind die Studiengänge für Lehramt zulassungsfrei. Für manche Fächer gilt aber der Numerus Clausus, auch dies müsst ihr individuell für eure Uni und eure Fächer nachschauen. Für alle Lehramtsstudiengänge aber ist das Abitur bzw. die allgemeine Hochschulreife ein Muss. Auch mit der fachgebundenen Hochschulreife könnt ihr Lehramt studieren. Hier ist der Studiengang aber abhängig von den jeweiligen Ausbildungsrichtungen. Mehr dazu und welche Studiengänge euch dann offen stehen, findet ihr hier. Die Fachhochschulreife, die beispielsweise an Fachoberschulen oder Berufsoberschulen abgeschlossen wird, berechtigt dagegen nur zum Studium an Fachhochschulen, an denen in der Regel keine Lehramtsstudiengänge studiert werden können. Ausnahme ist das Berufsschullehramt, das beispielsweise auch an Fachhochschulen studiert werden kann, wenn anschließend ein Masterstudium an einer Universität abgeschlossen wird. Dies bietet beispielsweise die Technische Hochschule Amberg-Weiden im Studiengang Ingenieurpädagogik in Kooperation mit der Technischen Universität München an.
Außerdem gibt es für manche Fächer Eignungsprüfungen, die für die Zulassung zum Studium notwendig sind. Dies kann je nach Uni für die Fächer Sport, Kunst, Musik und in manchen Fällen auch für Englisch vorliegen.
Für mehr Informationen, sowie Tipps zum Unileben findet ihr auf der Seite des BLLV.
Falls ihr beschließt, Lehramt zu studieren, solltet ihr euch auch Gedanken darum machen, wie es in Zukunft um den Lehrerberuf und die Ausübung dessen in Bayern steht. Wir wollen euch nur eine kleine Auswahl an vergangenen und im Moment diskutierten Problemen und Änderungen geben, die das bayerische Schulsystem betreffen.
Erst kürzlich hatte Söder (CSU) massiv Kritik erhalten, nachdem er ankündigte, die Teilzeitquote bei Lehrkräften zu reduzieren (LehrerNews berichtete). Dieses Vorhaben würde die Attraktivität des Berufs schmälern, was vor allem in Zeiten des Lehrkräftemangels nicht von Vorteil wäre, wie Simone Fleischmann vom BLLV bemerkt.
Bundesweit stecken die Schulen in einer Krise: Neben der mangelnden Digitalisierung ist der Lehrkräftemangel auch in Bayern zu spüren. Der ehemalige Kultusminister Michael Piazolo bestätigte im September zwar, es wären genug Lehrkräfte für dieses Jahr eingestellt worden, trotzdem gab es von vielen Bildungsverbänden und der Opposition Kritik: Lehrer:innen würden verheizt, seien überlastet und könnten die vielen Aufgaben nicht angemessen erledigen. Dabei kommt es immer wieder zu Unterrichtsausfällen. Dieses Schuljahr starteten nochmals rund 30.000 Schüler:innen mehr als noch im vergangenen Jahr. Dazu kommen 30.000 ukrainische Kinder, die integriert werden müssen. Die bayerische Regierung plant den Mangel zum einen durch Quereinsteiger:innen zu reduzieren. Diese haben die fachliche Kompetenz aber müssen das pädagogische Studium per Crashkurs im Referendariat nachholen. Für das Schuljahr 23/24 werden ca. 330 Bewerbungen erwartet. Die andere Maßnahme ist die Nachqualifizierung von Hilfskräften, die also bereits an einer Schule arbeiten, allerdings nicht als Lehrer:in. Auch diese können nun durch eine nachträgliche Ausbildung den pädagogischen Teil nachholen. Auch Studierende sollen gegen den Mangel in Form eines Praxissemesters eingesetzt werden. Dies kann aber nur mit nötiger Betreuung funktionieren, wie die BLLV betont. Außerdem kündigte Söder im Januar 2023 an, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abzuwerben, indem man sie durch Prämien und ein besseres Gehalt locken könne.
Dementsprechend gut sieht die Lehrerbedarfsprognose, die jedes Jahr vom Kultusministerium veröffentlicht wird, eure Einstellungschancen an. Im Moment gibt es sehr gute Einstellungsaussichten für Lehramtsabsolvent:innen in allen Lehrämtern in den nächsten zehn Jahren. Laut GEW ist diese Prognose allerdings “meist ziemlich nutzlos”, da jedes Jahr die Rahmenbedingungen dafür verändert werden. Es kommt auch immer auf eure Fächerkombination und Schulart an. Je nachdem, was eher gebraucht wird, ist die Einstellungschance entsprechend höher.
Auch so einige politische Entscheidungen, werfen einen Schatten auf den Lehrberuf in Bayern. Das Gender-Verbot an bayerischen Schulen und Behörden hatte erst im Dezember zu großer Aufmerksamkeit geführt. Ministerpräsident Söder kündigte damals an: “(...) Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben. Wir werden das Gendern in Schulen und Verwaltungen sogar untersagen.“ Wann und in welcher Form das Gender-Verbot kommen soll, ist Stand Februar immer noch nicht bekannt. Kritik erfuhr diese Aussage damals von vielen Bildungsverbänden, besonders weil es dadurch zur weiteren Spaltung und Polarisierung in der Schulgemeinschaft kommen könne, wie der Vorsitzende Ulrich Babl der bvp erklärt hat.
Bayern gilt generell als Nachzügler in Bezug auf LGBTQIA+-Rechte, da es beispielsweise das einzige Bundesland ist, das noch keinen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit erarbeitet hat, obwohl ein solcher von Söder versprochen wurde. Das Gender-Verbot sei bei der Umsetzung eines solchen Aktionsplan allerdings widersprüchlich, da die geschlechtliche Vielfalt ebenso in der Sprache ermöglicht werden müsse, wie Kai Kundrath, Geschäftsführer des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums München e.V. betont.
Auch das Studium selbst bleibt nicht von Kritik verschont. Eine Umfrage vom letzten Jahr unter 3.000 Student:innen zeigt einige Probleme auf. Dabei stehen vor allem die Praktika und die Betreuung in der Kritik der Befragten. Nur 20 Prozent sehen die Praktika als sinnvoll an, besonders das Berufspraktikum nehme zu viel Platz ein und hätte keinen Sinn. Des Weiteren seien die Lehrkräfte und Dozent:innen überarbeitet und fachfremd, antworten mehr als die Hälfte der Befragten. Auch das erste Staatsexamen sei laut Umfrage “völlig unangemessen und nicht zeitgemäß”. Außerdem beenden laut BLLV rund 40 Prozent der eingeschriebenen Studierenden das Studium nicht. Auch hier wird das Staatsexamen als Grund genannt, das eine zu große Hürde darstelle. Der Landesstudierenderant fordert deshalb eine Überarbeitung der Ausbildung, mitsamt Referendariat sowie des Staatsexamens.
Denkt ihr darüber nach Lehramt zu studieren? Schreibt es uns in die Kommentare.
Also, wo geht's hier zur Toilette? Eine scheinbar einfache Frage, aber für manche ist die Antwort alles andere als klar. Auch die Stadt Hannover beschäftigt diese Frage: Vier der 31 Schulen in der Trägerschaft der Verwaltung haben geschlechtsneutrale Toiletten (Stand 2022). Dabei gibt es keine einheitlichen Vorgaben. "Soweit ein Bedarf an Gender-Toiletten entsteht, werden vorhandene Räumlichkeiten umgebaut beziehungsweise umgewidmet", äußerte sich die Region. Diese Entwicklung steht im Kontext einer breiteren Diskussion über Inklusion, Gleichberechtigung und des Respekts für die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Geschlechtsneutrale Toiletten, auch als genderneutrale oder unisex Toiletten bekannt, sind eine Antwort auf die Bedürfnisse von Schüler:innen und Lehrer:innen, die sich nicht in das traditionelle binäre Geschlechtssystem einordnen möchten oder können. Die Pro und Contra Argumente zur Debatte um geschlechtsneutrale Toiletten haben wir uns bereits in diesem Artikel angesehen.
Im Bundesland Niedersachsen gewinnen geschlechtsneutrale Toiletten an Schulen zunehmend an Bedeutung. Während sie noch nicht flächendeckend eingeführt sind, werden sie in einigen Regionen bereits als Antwort auf die Bedürfnisse von Schüler:innen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren, angeboten. Es gibt noch keine einheitlichen Vorgaben. Insbesondere im Landkreis Harburg sollen Unisex-Toiletten bei Schulneubauten zur Regel werden, auch andere Kreise erwägen ähnliche Maßnahmen. „Die Stadt Hannover verfolgt das Ziel, bei allen Neubauten und größeren Sanierungsvorhaben grundsätzlich nur noch geschlechterneutrale WC-Anlagen zu errichten. Bei den laufenden Planungen wird dies bereits berücksichtigt“, so die Pressesprecherin der Stadt Hannover, Susanne Stroppe, auf Nachfrage von Lehrer News.
Die Anfragen nach geschlechtsneutralen Toiletten nehmen von Seiten der Schüler:innen zu. Niedersachsens Kultusministerin, Julia Willie Hamburg (Grüne), unterstützt die Initiative: „Wenn die Wünsche und Bedarfe vor Ort entsprechend sind, dann wollen wir das auch ermöglichen“. Schulen, die geschlechtsneutrale Toiletten einführen wollen, werden dabei von der Stadt Hannover „beraten und unterstützt“, äußerte sich Stroppe. „Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten werden Umsetzungsmaßnahmen geprüft und durchgeführt.“ Diese Unterstützung kommt dabei aus verschiedenen Bereichen: „dem Gleichstellungsbüro — Referat für Frauen und Gleichstellung, Gleichstellungsbeauftragte und von den Beauftragten für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“, so Stroppe. Allerdings gebe es in einigen Kreisen wenig Interesse an der Einführung von Unisex-Toiletten.
Ein weiteres Projekt, das parallel dazu läuft, ist die Bereitstellung kostenloser Hygieneartikel, das in vielen Städten und Kreisen positiv aufgenommen wird. Dazu wird nach einer einheitlichen Regelung gesucht, um die Produkte für die Schüler:innen verfügbar zu machen. Sie werden in den WC-Räumen kostenlos ausgelegt oder über Automaten bereitgestellt. Eine andere Möglichkeit, die einige Schulen anbieten, ist die Möglichkeit, Hygieneartikel an bestimmten Ausgabestellen, etwa im Sekretariat oder bei Sozialarbeiter:innen, zu erhalten.
Auch andere Städte führten in den letzten Jahren Unisex-Toiletten in Schulen ein. In Darmstadt wurden geschlechtsneutrale Toiletten errichtet, nachdem die Stadtverordneten in einer Sitzung beschlossen haben, das Konzept an drei bis fünf Schulen versuchsweise umzusetzen. Dieses Konzept umfasst auch inklusive Schultoiletten sowie kostenfreie Hygieneartikel an Schulen. „Unhygienische Zustände, Schmierereien und Vandalismus an Schultoiletten haben wohl schon alle erlebt“, meint Schuldezernent Holger Klötzner (Volt). Unisex-Toiletten sollen dafür eine Lösung darstellen. Klötzner hebt außerdem hervor, dass diese Pilotprojekte eine neue Haltung zu Schultoiletten etablieren sollen, die als Blaupause für andere Schulen dienen können. In die Planung werden Schulleitungen, Elternvertretungen und der Stadtschüler:innenrat einbezogen, um Diskriminierungen zu beenden und Schultoiletten auf Unisex auszulegen.
Auf der anderen Seite wird betont, dass Toiletten auch Rückzugs- und Schutzräume sind, insbesondere für Menschen mit Menstruation. Das Frauenbüro schlägt vor, sowohl Unisextoiletten als auch getrennte Männer- und Frauentoiletten einzurichten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Aufgrund von Beschädigungen bei Pilotprojekten im Vorjahr mit Hygieneautomaten sollen individuelle Lösungen für die Bereitstellung von Hygieneartikeln gefunden werden.
Auch an der Sägefeldschule in Ulm wurde eine wegweisende Maßnahme umgesetzt: Statt getrennter Toiletten für Jungen und Mädchen gibt es nun eine gemeinsame Toilette für alle älteren Schüler:innen. Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem der Zustand der bisherigen Schultoiletten als desolat beschrieben wurde. Die Einführung einer "Toilette für alle" sollte auch hier Lösungen für Probleme wie Beschädigungen und Vandalismus bieten. Die neu gestaltete Toilette verfügt ausschließlich über Kabinen. Die Waschbecken sind durch die bodentiefen Fenster gut einsehbar und die Toiletten wurden mit einem digitalen Zugangssystem ausgestattet, durch das Schüler:innen außerhalb der Pausen nur mit einem Chip Zugang zu den Toiletten haben.
Trotz anfänglicher Bedenken haben sich Schüler:innen und Lehrkräfte schnell an die neue Regelung gewöhnt und schätzen die verbesserte Ausstattung. Michael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats in Baden-Württemberg, sieht in Unisex-Toiletten einen „pragmatischen und wirtschaftlichen Ansatz“.
Geschlechtsneutrale Toiletten sind in Deutschland noch nicht weit verbreitet, aber es gibt zunehmende Forderungen nach ihrer Einführung. Cornelia Euchner, Schulleiterin der Sägefeldschule, ist überzeugt, dass sich die Gesellschaft in Richtung einer Toilette für alle entwickelt und betont, dass ihre Schule hier bereits Vorreiter ist.
Gibt es an eurer Schule geschlechtsneutrale Toiletten? Wie steht ihr dazu?
Von Schüler:innen manchmal belächelt, aber auch hoch geschätzt als Abwechslung zum sonstigen Schulalltag, bietet der Sportunterricht Lehrkräften eine breite Palette an Möglichkeiten, um Dinge auszuprobieren und neue Wege zu gehen. Doch zum Teil ist es gar nicht so einfach, an Impulse und neue Ideen für die Konzeption des eigenen Sportunterrichts zu kommen. Im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Fächern etwa ist das Unterstützungsangebot im Bereich des Sportunterrichts häufig viel kleiner. Es gibt natürlich trotzdem Wege, wie ihr euren Sportunterricht weiterentwickeln und euren Schüler:innen Abwechslung bieten könnt. Wir haben euch einige Seiten und Anlaufstellen zusammengetragen, damit ihr frischen Wind in eure Sportklassen bringen könnt.
Für engagierte Lehrkräfte dürfte der Bildungsserver keine Neuigkeit mehr sein, aber der Vollständigkeit halber soll er auch in dieser Aufzählung nicht fehlen. Auch zum Sportunterricht finden sich auf dem Bildungsserver Materialsammlungen, gesamte Unterrichtskonzepte und Anregungen für ausgefallene Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts. Sowie in anderen Fächern auch, ist der Bildungsserver nur eine Plattform, auf der Inhalte anderer Anbieter gesammelt werden. Die Seite greift auf Angebote anderer Webseiten zu und verlinkt diese. Die Auswahl findet in der Regel sehr sorgsam statt, aber dadurch, dass der Bildungsserver die Inhalte nicht selbst produziert und pflegt, hat er auch keinen Einfluss darauf, ob Inhalte aktuell gehalten werden. Für einen ersten Überblick zu verschiedenen Sportthemen lohnt sich der Klick auf den Bildungsserver aber in jedem Fall.
Die Seite Wimasu setzt eher auf Qualität statt Quantität. Die Webseite ist übersichtlich und modern gestaltet und lässt sich ganz angenehm nutzen. Nach eigenen Angaben hilft Wimasu “Sportlehrkräften dabei, ihren Sportunterricht zu gestalten. Zudem werden neue und innovative Unterrichtsideen aufgegriffen und thematisiert”. Die Beiträge auf der Seite lesen sich frisch und nicht so, als ob der Sportlehrer oder die Sportlehrerin aus eurer eigenen Schulzeit sie geschrieben hat. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Unterrichtsplanung nicht bei der Auswahl von Spielen aufhört, sondern auf der Webseite auch thematisiert wird, wie man etwa Teams am besten einteilen sollte. Dieser Ansatz spricht für eine Awareness, die sich auf der Seite an verschiedenen Stellen immer wieder findet.
Die Organisation arbeitet bei der Gestaltung ihrer Beiträge mit ansprechenden Grafiken, die Lust darauf machen, sich mit den Themen auseinanderzusetzen. Unter dem Reiter “Unterrichtsideen” kann man gezielt nach Kategorien filtern, die für einen selbst interessant sind. Die Ideen zur Unterrichtsgestaltung sind zum Teil unkonventionell und überraschend, was es gerade für ambitionierte Sportlehrkräfte spannend macht. Die Beschreibungen der Einheiten sind kurz, knapp und auf den Punkt formuliert. Hilfreich sind zudem auch die grafischen Darstellungen, wie zum Beispiel bei Spielen die Sporthalle aufgeteilt sein muss. Unter dem Punkt “Wissen” gibt Wimasu theoretischen Input, um sich mit etwas abstrakten Themen wie etwa “Fairness” zu beschäftigen. Wimasu betreibt auch einen eigenen Youtube-Channel, was es Lehrkräften noch leichter macht, neue Übungen und Spiele zu verstehen und sie dann besser umsetzen zu können. Außerdem bietet euch die Seite Werkzeuge, die die Planung eures Sportunterrichts zusätzlich erleichtern können. Zum Beispiel könnt ihr mit dem Hallenplaner digital eure Sporthalle nachbauen und für die jeweiligen Einheiten planen, damit ihr für eure Stunden top vorbereitet seid. Was ihr unbedingt wissen solltet: Wimasu ist ein Unternehmen und möchte auch Geld verdienen. Viele der Materialien werden gratis zur Verfügung gestellt, aber Zusatzmaterialien, wie der Hallen-Planer, sehr ausgefeilte Unterrichtskonzepte oder Fortbildungen bietet Wimasu gegen Geld an.
Viele von uns schätzen es mittlerweile sehr, wenn sie wissen, wer genau hinter Inhalten steckt. In sozialen Medien lässt sich dieses Bedürfnis gut befriedigen, weil hier Influencer:innen Beiträge kuratieren und ihre Follower:innen zum Teil sehr intensiv in Entwicklungsprozesse einbinden. Dies kann zum Beispiel dadurch passieren, dass man ihnen per Nachricht oder Kommentar Fragen zusendet und sie dann explizit darauf antworten können. Wir können hier nur einen kleinen Teil der Sportunterricht-Influencer:innen abbilden und nicht detailliert auf alle eingehen, aber vielleicht ergibt sich für euch ja hieraus die Möglichkeit, die Kanäle der vorgestellten Accounts genau abzuchecken. Ein Beispiel für einen solchen Kanal ist “bewegungserna”. Sie ist Lehrerin an einer Grundschule, kooperiert mit Wimasu und postet eher unregelmäßig neuen Content. “Sport_professor” stellt regelmäßig neues Material für Lehrkräfte online, einige Inhalte sind allerdings kostenpflichtig. Und auch die Plattform “Wimasu” hat einen sehr aktiven Instagram-Account, auf dem regelmäßig neue Ideen und hilfreicher Content platziert werden. Im Gegensatz zu anderen Fächern scheint der Sportunterricht bei Bildungs-Influencer:innen noch wenig besetzt zu sein. Solltet ihr euch dazu berufen fühlen, wäre hier auf jeden Fall die Möglichkeit, eine Nische zu besetzen, für die Bedarf und Interesse besteht.
Wenn es mal nicht ganz so schnell gehen muss, dann lohnt es sich, mal einen Blick auf lehrer-online.de zu werfen. Mit Hilfe der Filterfunktion lässt sich relativ gut Material finden, das auf die individuellen Wünsche passt. Es ist aber auch einfach empfehlenswert, mal durch das Angebot auf der Seite zu scrollen. Die Seite wartet mit einigen unkonventionellen Unterrichtsvorschlägen auf, die starre Sportunterrichtskonzepte durchbrechen können. Lehrkräfte bekommen dabei einen hilfreichen Input zur Planung der Stunden. Die Beschreibungen der Ideen sind kurz gehalten, aber an den meisten Stellen trotzdem gut verständlich. Das Angebot auf der Seite ist etwas kleiner als bei den anderen Anbietern, aber für nette Ideen reicht es allemal. Es gibt allerdings noch einen Haken: Um Zugriff auf alle Unterrichtsmaterialien zu erhalten, ist eine Premium-Mitgliedschaft notwendig. Diese kostet im günstigsten angebotenen Tarif 4,49€ im Monat.
Eine absolut bewährte Größe in der Szene ist die Seite Sportunterricht.de. Ehrlicherweise wirkt die Webseite so, als wäre sie nie ganz im 21. Jahrhundert angekommen, aber dieser Eindruck spiegelt nicht das gesammelte Angebot wider. Denn in verschiedenen Kategorien finden sich auf der Seite Übungsbeispiele, Schaubilder, Apps und Querverweise zu anderen Anbietern entsprechender Infos. Nehmen wir zum Beispiel Aerobic. Diese Einheit gehört für viele Schüler:innen sicherlich nicht zu den beliebtesten Sportarten ihrer Sportunterricht-Karriere, dennoch wird sie in Teilen curricular vorgeschrieben und ist zudem auch einfach sinnvoll, um die Varianz von Sportarten im Unterricht abzubilden. Sportunterricht.de bietet auch einen Aufbau-, Organisations- und Taktikplaner, um Übungen und die Sporthallengestaltung möglichst effektiv machen zu können. Hier sind kostenfreie Versionen zu nutzen, die nicht besonders schön, aber nützlich sind.
Um auf Material und Tipps zum Thema Aerobic zu kommen, verfolgt man auf der Seite einfach den Reiter “Bewegung, Spiel und Sport”. Darunter sind alle Sportarten, zu denen Material gesammelt ist, alphabetisch geordnet. Hier lässt sich die Unterseite “Aerobic / Aerobic in der Schule” öffnen. Zunächst werden dort Beiträge und Artikel zum Thema gesammelt. Diese lassen sich zum Beispiel dafür nutzen, um einen theoretischen Einstieg in den Unterricht zu schaffen. Zudem werden auch Praxisbeispiele gesammelt. Diese reichen von einfachen ersten Grundschritten über die Anleitung zur Erarbeitung einer eigenen Choreografie zur Erweiterung des klassischen Aerobics — etwa durch Drum Aerobic oder dem Einsatz von Bällen in Aerobic-Sessions. Und zum Teil gibt es auch Verweise auf Videos zu den Themen oder auf Bücher, die sich damit befassen. Alles in allem, lassen sich auf Sportunterricht.de viele hilfreiche Impulse finden. Das Nutzungserlebnis der Seite ist nur nicht besonders angenehm. Und es ist nicht immer deutlich, ob die gesammelten Materialien auf dem neuesten Stand sind oder sie vielleicht bereits als überholt gelten könnten.
Mit Blick auf die Vielfalt der angebotenen Unterstützungsmöglichkeiten und Gestaltungsideen für den Sportunterricht, zeigt sich wieder, wie abwechslungsreich dieses Fach in der Schule sein kann. Mit etwas Hingabe und Recherche können eure Schüler:innen richtig viel aus dem Sportunterricht mitnehmen und ihn als so bereichernd erleben, wie ihr selbst dieses tolle Fach empfindet. Habt ihr noch andere hilfreiche Anlaufstellen für Unterrichtsmaterialien und Ideen für den Sportunterricht? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Moin! Hamburg, die beliebte Metropole an der Elbe, ist nicht nur für die leckeren Fischbrötchen und die Reeperbahn, die niemals schläft, bekannt. Für Schulklassen auf Entdeckungstour bietet die Hansestadt ebenso viele spannende Ausflugsziele. Von Hafenrundfahrten bis zu außergewöhnlichen Museumswelten – wir präsentieren euch vier Ausflugsideen, die nicht nur euren Bildungshorizont erweitern, sondern auch für jede Menge Spaß sorgen. Sucht ihr Ausflugsziele für andere Bundesländer? Hier könnt ihr mehr Ideen durchstöbern!
Was in Hamburg auf gar keinen Fall fehlen darf: Der berühmte Hafen der Hansestadt! Anstatt aber eine durchschnittliche Hafenrundfahrt zu unternehmen, gibt es viel spannendere Möglichkeiten, den Hafen zu erkunden. Das Unternehmen Hafenkompass bietet seit zehn Jahren verschiedene Exkursionen für Schulklassen am Hamburger Hafen an. Zusammen mit Diplomgeographen entdeckt ihr den Hafen auf einer lehrreichen Orientierungstour. Ihr führt Experimente mit Karten, Kompass und GPS durch. Das heißt: Unbedingt warme, wasserfeste Kleidung und feste Schuhe! Das Angebot eignet sich für die 4. Klasse bis zur 13. Klasse, besonders in den Fächern Geografie und Technik. Ihr habt die Auswahl zwischen verschiedenen Exkursionen, die jeweils ca. drei Stunden dauern. Die Preise sind abhängig von der Teilnehmer:innenzahl und dem gewünschten Programm.
Die Exkursion für Schüler:innen der Klasse vier bis sechs bietet z.B. praxisnahe Lernmöglichkeiten. Die Tour führt euch von den Landungsbrücken durch Hafenkanäle, Brücken und Industriegebiete. Hauptaufgaben eines Hafens werden erläutert und der Umgang mit Karten und Kompass geübt. Ein Besuch in einer Schatzkammer mit Gewürzen, Kaffee und Kakao vermittelt geographisches Wissen über die Herkunftsländer der Waren und den Weg der Güter in den Hamburger Hafen. Vorab könnt ihr auch Expert:innengespräche vereinbaren. Mehr zu diesem Angebot Informationen findet ihr hier.
Für Schüler:innen ab der 6. Klasse gibt es die Möglichkeit, den Seezollhafen als GPS-Tour zu Fuß zu entdecken. Die Klasse erkundet den Hafen durch Geocaching und lernt dabei die Arbeitsweisen des Hafens kennen. Außerdem werden die beruflichen Perspektiven des Logistikstandorts Hamburg vorgestellt und gezeigt. Mehr Infos findet ihr hier.
Für die 10. - 13. Klassen könnt ihr euch für Exkursionen mit den Schwerpunkten auf Container und die Logistik der Hafenwirtschaft oder nachhaltiger Transport und Klima entscheiden. Mehr Details zu den einzelnen Exkursionen findet ihr hier.
Der Start aller Exkursionen ist die Stintfang Aussichtsterrasse in der Nähe der Landungsbrücken. Mit dem ÖPNV ist sie gut zu erreichen, der Bahnhof Hamburg Landungsbrücken mit U-Bahn und S-Bahn-Anbindung ist ganz in der Nähe. Von dort führt eine Fußgängerbrücke hinüber. Übrigens: Genau auf der Aussichtsplattform befindet sich die Jugendherberge „Auf dem Stintfang“.
Wollt ihr mal ein etwas anderes Museumserlebnis? Die Ausstellung des Dialoghaus Hamburg “Dialog im Dunkeln“ bietet für Gruppen eine besondere Führung. Denn: Blinde oder sehbehinderte Guides führen euch in kleinen Gruppen durch die lichtlose Ausstellung, die mit verschiedenen Parcourabschnitten versehen ist. Nur mit einem Langstock ausgestattet, nutzt ihr die anderen Sinnesorgane und erfahrt die alltägliche Welt durch Tasten, Hören und Riechen. Dabei helfen euch die Guides, um die verschiedenen Stationen zu bewältigen. Im Preis inbegriffen ist das Dialog Lab, mit der Ausstellung „Mittendrin“, dass sich im Foyer des Museums befindet. Dort können die Schüler:innen in den Wartezeiten eigenständig Stationen mit dem Thema Barrierefreiheit erkunden. Am Ende der Tour gibt es noch die Möglichkeit in der Dunkelbar, in völliger Dunkelheit etwas zu bestellen und zu bezahlen. Dort können Schüler:innen dann auch in einer offenen Diskussionsrunde Fragen an ihre Guides stellen.
Das Check-in beginnt 20 Minuten vorher, die Tour dauert ca. 60 Minuten. Wichtig ist, dass keine Gegenstände mit in die Ausstellung genommen werden sollen. Diese können in die Schließfächer vor Ort eingeschlossen werden. Wenn ihr wollt, könnt ihr Geld für die Dunkelbar in die Hosentasche tun. Pro acht Personen kostet die Tour 128 Euro. Empfohlen ist die Tour ab der 2. Klasse, allerdings sollte vorher abgeklärt werden, dass die Schüler:innen keine Probleme haben, 90 Minuten in völliger Dunkelheit zu verbringen.
Die Ausstellung befindet sich in der Speicherstadt. Mit der U-Bahnlinie U1 ist es von der U-Bahnstation Meßberg ein ca. vier Minuten Fußweg bis zum Dialoghaus. Alternativ könnt ihr mit der Buslinie 3 an die Haltestelle Bei St. Annen fahren. Vom Hauptbahnhof ist es ca. zehn Minuten zu Fuß.
Übrigens gibt es gleich nebenan die Ausstellung “Dialog im Stillen“, bei der ihr in völliger Stille Einblicke in das Leben von gehörlosen Menschen gewinnen könnt.
Mehr Informationen zu den Ausstellungen findet ihr hier
Ihr habt Lust auf ein naturnahes Erlebnis? Das Umweltzentrum Gut Karlshöhe bietet auf dem rund neun Hektar großen Grundstück in Hamburg-Bramfeld eine riesige Erlebniswelt für einen besonderen Ausflugstag im Freien. Das Gut ist mit dem NUN-Zertifikat als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit ausgezeichnet und bietet zahlreiche Bildungsangebote von der Vorschule bis zur Oberstufe. Ein Angebot ist zum Beispiel die KinderForscherWerkstatt, in der die Schüler:innen zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft selbst tüfteln und experimentieren können. Wenn ihr lieber etwas draußen unternehmen wollt, gibt es auch viele Kurse, die im Außengelände stattfinden.
Die meisten Kurse dauern zwischen zwei und drei Stunden. Je nach Kurs sind die Preise unterschiedlich, meistens kosten sie aber zwischen ca. 70 Euro und 200 Euro. Einige sind auch kostenlos. Welche Bildungsangebote es gibt, könnt ihr auf der Website nachschauen. Hier könnt ihr mithilfe von drei Filtern das passende Angebot aus der Liste finden. Zu den Angeboten gibt es Begleitmaterial und Infoblätter zum Ausdrucken, die ihr zur Vorbereitung oder zur Nachbesprechung im Unterricht verwenden könnt.
Ihr wollt auf eigene Faust das Grundstück und seine Natur erkunden? Dann lohnt sich der ca. 1 km lange “EntdeckerRundweg”. Auf diesem könnt ihr das Gelände spielerisch und durch Infotafeln an verschiedenen Stationen, wie den Bienenhäusern oder der Wetterstation, entdecken. Außerdem könnt ihr hier viele Tiere, z.B. die Schafe des Hofs, kennenlernen. Hierfür bietet das Gut auf ihrer Website einen Ralleybogen zum Ausfüllen an, den ihr vorher ausdrucken könnt. Der Rundweg ist kostenlos ganzjährig ab neun Uhr geöffnet. Auch für Stärkung ist auf dem Gut gesorgt. Auf dem Gelände gibt es ein Bistro und ein Restaurant.
Das Gut Karlshöhe liegt außerhalb Hamburgs und ist am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Vom Bahnhof-Barmbek im Norden Hamburgs fahrt ihr mit der Buslinie 17 bis zur Haltestelle Karlshöhe oder mit der 18 bis zur Haltestelle Am Stühn Süd. Von da ist es dann noch ein zehn Minuten Fußweg.
Wie ihr seht, bietet Hamburg viele spannende Exkursionen und Museumsbesuche, die den nächsten Schulausflug zu einem einzigartigen Ereignis machen! Habt ihr noch mehr Ideen für interessante Exkursionsziele in der Hansestadt?
Berlin. Immer öfter kursieren im Internet und in den sozialen Medien falsche Informationen, die absichtlich und auch koordiniert verbreitet werden, um zu täuschen und zu manipulieren – sogenannte Desinformationen. Besonders häufig treten sie im Kontext von Wahlen auf, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und das Vertrauen in die Demokratie zu schwächen. Um dem entgegenzuwirken, haben die Bertelsmann Stiftung, die Amadeu Antonio Stiftung und der gemeinnützige Verein codetekt e.V. die Initiative „faktenstark“ in Sachsen gestartet, wo in diesem Jahr die Landtagswahl ansteht. „Wir wollen die Demokratie schützen und deshalb die Menschen im Umgang mit Desinformationen nicht allein lassen. Bei ‚faktenstark‘ erfahren Bürgerinnen, wie sie sich vor Manipulationen schützen und was sie tun können, wenn sie auf Desinformationen stoßen“, erklärt Julia Tegeler, Projektmanagerin bei der Bertelsmann Stiftung.
Dafür setzt das „faktenstark“-Team auf verschiedene Informations- und Bildungsangebote. Dazu gehören vor allem Workshops, die von April bis August online und in Sachsen vor Ort stattfinden. Sie richten sich an alle interessierten Bürgerinnen ab 18 Jahren, die in ihrem Beruf, ihrem Ehrenamt oder in ihrer Freizeit mit Desinformationen in Berührung kommen und sich dagegen wappnen möchten. Neben Hintergrundwissen vermitteln die Workshops konkrete Strategien für den Alltag, um Desinformationen zu erkennen und wirkungsvoll zu begegnen.
Niedrigschwellig an das Thema Desinformationen heranführen
Zudem entwickelt das „faktenstark“-Team zwei digitale Werkzeuge, um Nachrichtenkompetenz zu stärken. „Es ist nicht einfach, Behauptungen auf einzelne Fakten zu prüfen. Wir wollen daher niedrigschwellig an das Thema ‚Desinformation im Kontext von Wahlen‘ heranführen und Bürgerinnen dazu motivieren und befähigen, die allgemeine Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten im Internet einzuschätzen – auch ohne fachliche Expertise und zeitaufwendige Recherche“, erläutert Christina Quast, Projektleiterin von „faktenstark“ bei codetekt. Die Werkzeuge werden auf der „faktenstark“-Website frei zugänglich sein. Fachkräfte der politischen Bildung und andere Multiplikatorinnen können sie mithilfe von Begleitmaterial in ihre Bildungsarbeit integrieren.
Als weiteres Informationsangebot startet im März der „faktenstark“- Podcast. Die Episoden vermitteln grundlegendes Wissen, aktuelle Informationen und praktische Tipps rund um das Thema Desinformation und Wahlen. Darüber hinaus hat das „faktenstark“-Team im Januar ein regelmäßiges Monitoring sozialer Medien gestartet. „Beim Monitoring nehmen wir demokratiegefährdende Desinformationen im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen systematisch unter die Lupe. Wir untersuchen, welche Desinformationen auf unterschiedlichen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Telegram verbreitet werden, wer die Absender*innen sind, welche Strategien dahinterstecken und welche Trends es gibt. Gleichzeitig analysieren wir deren Wirkung, also die Debatten, die daraus in der digitalen Öffentlichkeit entstehen“, erklärt Una Titz, Projektleiterin von „faktenstark” bei der Amadeu Antonio Stiftung. Die Erkenntnisse des „faktenstark“-Monitorings werden auf der Website veröffentlicht und sollen auch in die Workshops, die digitalen Tools und in den Podcast einfließen.
„faktenstark“ ist Teil des umfangreicheren Projekts Upgrade Democracy der Bertelsmann Stiftung, das Lösungen erarbeitet, um Desinformation entgegenzuwirken und Demokratie im digitalen Raum zu stärken. Weitere Informationen zur Initiative gibt es auf www.faktenstark.de.
Stuttgart. Die AfD bleibt im Südwesten ohne Einfluss auf die Landeszentrale für politische Bildung. Der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg verkündete seine Entscheidung bezüglich der Besetzung des Kuratoriums der Landeszentrale für politische Bildung. Er kam zu dem Urteil, dass die AfD keinen Anspruch darauf hat, ihre Kandidat:innen in das Kuratorium zu entsenden. Seit Jahren versucht die AfD erfolglos, Mitglieder ihrer Fraktion in das Gremium wählen zu lassen.
Das Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ist ein Gremium, das die Überparteilichkeit ihrer Arbeit sicherstellen soll. Es ist für die Festlegung der Arbeitsschwerpunkte, die Aufstellung des Haushaltsplans und die Entgegennahme des Jahresberichts der Direktion verantwortlich. 24 Mitglieder hat das Kuratorium insgesamt, 17 davon sind Landtagsabgeordnete. Zuvor wurden die Landtagsfraktionen entsprechend ihrer Stärke im Kuratorium vertreten, demnach stünden der AfD-Fraktion zwei Sitze zu. Das Gremium hat sich inzwischen ohne die Vertreter der AfD konstituiert.
Im November argumentierte die AfD, dass die Ablehnung ihrer Kandidat:innen für das Kuratorium ihr Recht auf Gleichbehandlung als parlamentarische Minderheit verletze. Sie betonte, dass die Ablehnung ihr die Möglichkeit einer effektiven Kontrolle der Regierung nehmen würde. Der Landtag vertrat den Standpunkt, dass der Grundsatz der Gleichbehandlung in diesem Fall nicht gelte, da es sich um ein außerparlamentarisches Gremium handle, in dem keine parlamentarische Arbeit stattfinde. Weiterhin beschränke sich das Recht auf Chancengleichheit lediglich auf das Vorschlagsrecht, welches der AfD gewährt wurde.
Malte Graßhof, Vertreter des Gerichts, betonte, dass politische Willensbildung nicht automatisch in Gremien wie dem Kuratorium stattfinde, selbst wenn Landtagsabgeordnete darin vertreten seien. Diese Entscheidung betrachte er als eine Grundsatzentscheidung für die Besetzung außerparlamentarischer Gremien und gelte nicht spezifisch der AfD, sondern für alle Fraktionen.
AfD-Fraktionschef Anton Baron hingegen bezeichnete das Urteil als Demokratiebruch. Er argumentierte, dass eine effektive Kontrolle der Regierung durch die Ausgrenzung seiner Fraktion beeinträchtigt werde. Baron sieht darin eine Missachtung des Rechts auf gleichberechtigte und faire Mitwirkung von gewählten Abgeordneten, was seiner Ansicht nach grundgesetzliche Demokratieprinzipien verletzt.
Die SPD in Baden-Württemberg begrüßte die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs. Sascha Binder, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, teilte mit, dass das Gericht ihr Vorgehen bestätigt und die Demokratie gestärkt habe. Er betonte, dass niemand den Abgeordneten vorschreiben könne, wen sie für das gesamte Parlament in Gremien entsenden sollten. Somit bleibe die AfD ohne Einfluss auf die Landeszentrale für politische Bildung, was aus Sicht der SPD richtig sei.
Der AfD ist es zum neunten Mal nicht gelungen, Vertreter für das Gremium wählen zu lassen. Bei der Abstimmung in der vergangenen Woche erhielten ihre Kandidaten Bernhard Eisenhut und Uwe Hellstern nicht genügend Zustimmung von den anderen Landtagsfraktionen. In der geheimen Wahl mit insgesamt 131 abgegebenen Stimmen erhielt Eisenhut 15 Ja- und 112 Nein-Stimmen, während Hellstern 14 Ja- und 113 Nein-Stimmen bekam.
Bei einer gemeinsamen Veranstaltung an der St. Felicitas Schule in Vreden gab die Bildungsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Dorothee Feller, gemeinsam mit SPLINT-Gründer Friedo Scharf den Startschuss für den Einsatz der Förderplanungs-App an Schulen in Nordrhein-Westfalen (Lehrer News berichtete).
7000 Lehrkräfte, die im Regierungsbezirk Münster tätig sind, können SPLINT in den nächsten zwei Jahren kostenlos nutzen.
"Der Förderbedarf an den Schulen ist riesig", betonte die Ministerin im Rahmen der gestrigen Auftaktveranstaltung.
Der Schulleiter der St. Felicitas Schule, Sven Kruse, stellte SPLINT vor: Die Entwicklung von individuellen Förderplänen und die Umsetzung der Maßnahmen wird durch SPLINT enorm vereinfacht und sorgt für zeitliche Entlastung bei den Lehrkräften. In Zeiten von Lehrkräftemangel ein wichtiger Faktor.
Außerdem gibt SPLINT auch Quereinsteiger:innen und Lehrkräften ohne spezielle Inklusionsausbildung Sicherheit beim Umgang mit den Kindern.
Am Ende ist aber nach Einschätzung der Ministerin vor allem wichtig, dass förderbedürftige Kinder in Zukunft eine Chance haben, an der Gesellschaft teilzunehmen. Ein ehrgeiziges Ziel, wie Dorothee Feller bei der Auftaktveranstaltung betonte, aber mit digitaler Unterstützung ist diese Herausforderung zu meistern.
Das Thema Inklusion ist natürlich auch in allen anderen Bundesländern von enormer Bedeutung. Bereits heute schreiben in Deutschland über 25.000 Pädagog:innen ihre Förderpläne mit Unterstützung von SPLINT. Durch die Einbindung in die Schulorganisationssoftware WebUntis ist die Inklusions-App für die meisten Lehrkräfte leicht zu erreichen. Alle anderen Interessierten, die SPLINT testen möchten, können sich jederzeit auf https://splint.schule/ informieren und die App sechs Wochen kostenlos in der Praxis ausprobieren.
In den bunten Farben von Kostümen und Konfetti, begleitet von fröhlicher Musik und ausgelassener Stimmung, nähert sich die "Fünfte Jahreszeit" — der Karneval, auch unter den verschiedenen regionalen Namen wie Fastnacht, Fasnet, Fasching bekannt. Dieses traditionsreiche Fest, das vor der vierzigtägigen Fastenzeit gefeiert wird, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands und darüber hinaus eine Vielzahl von Bräuchen und Traditionen hervorgebracht.
Karneval wird auf unterschiedliche Weise im gesamten deutschsprachigen Raum zelebriert. Vom rheinischen Karneval in den Städten Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf bis hin zu den Fastnachtsbräuchen in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Franken, Baden-Württemberg und Bayern — jede Region hat ihre eigene Art, diese Zeit zu begehen. Der Begriff "Fasching" hingegen wird vor allem in Bayern, Österreich und Sachsen verwendet, wobei er sich über die Jahrhunderte auch in Norddeutschland etabliert hat. Doch egal, ob Karneval, Fastnacht oder Fasching: Die Wurzeln dieser Bräuche liegen in der Vorbereitung auf die Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt und auf das Osterfest hinweist.
Im schulischen Kontext nehmen die Feierlichkeiten eine besondere Form an, in der Lehrer:innen und Schüler:innen gleichermaßen in die festliche Atmosphäre eintauchen. Von Karnevalsumzügen und musikalischen Darbietungen bis hin zu farbenfrohen Kostümen und festlichen Masken spielen verschiedene Traditionen eine Rolle. In diesem Artikel wollen wir einige dieser schulischen Bräuche vorstellen und euch Ideen mit an die Hand geben, wie ihr mit euren Schüler:innen die Karnevalszeit gestalten könnt.
Selbstverständlich steht der wohl bekannteste Brauch des Karnevals direkt vorne mit dabei – die kunterbunten Kostüme, die nicht nur das Klassenzimmer, sondern die gesamte Schule in ein farbenfrohes Spektakel verwandeln. Schüler:innen wie Lehrkräfte verwandeln sich in ihre Lieblingsfiguren, stellen historische Persönlichkeiten dar oder leben einfach ihre Fantasie in Form von farbenfrohen Verkleidungen aus.
Die Herstellung von Karnevalskostümen könnt ihr bereits im Unterricht als kreative Aktivität integrieren. Das gemeinsame Basteln fördert nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern ermöglicht euren Schüler:innen auch, ihre Fantasie auszuleben. Online lassen sich viele Anleitungen für einfache Kostüme finden. Zum Beispiel könnt ihr mit eurer Klasse zusammen ein Krokodilskostüm gestalten. Es sollten jedoch die jeweiligen Schulordnungen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass keine unangemessenen Elemente, wie Waffen, verwendet werden.
Eine weitere Möglichkeit ist das Schminken von Tiergesichtern. Auch dafür stehen online zahlreiche Arbeitsblätter zur Verfügung, die ihr im Unterricht nutzen könnt.
Die Kostüme entfalten ihre volle Pracht oft in Verbindung mit Faschingsumzügen. Einige Schulen nehmen aktiv an lokalen Umzügen teil, oder ziehen kostümiert durch die Straßen der Nachbarschaft. In vielen Schulen gehört eine Kostümparade und ein Wettbewerb zum festen Bestandteil der Karnevalsfeierlichkeiten. Schüler:innen sowie Lehrer:innen nehmen an einer bunten Parade durch die Schule teil, und oft gibt es einen Wettbewerb für das kreativste und originellste Kostüm.
Zusätzlich zu den Umzügen organisieren viele Schulen Faschingsfeiern im Klassenzimmer. Die Klassenräume und die Schulhalle werden festlich geschmückt, und es gibt Spiele, Musik, Tanz und nicht zuletzt süße Leckereien wie Krapfen, um die festliche Atmosphäre zu unterstreichen.
Der Gumpige Donnerstag, auch als "schmotziger Donnerstag" bekannt, ist im schwäbisch-alemannischen Raum ein Höhepunkt der Faschingszeit. Ein Element dieser Tradition ist die Schülerbefreiung, die zum Beispiel in Wangen im Allgäu mit dem Verteilen von Fasnetsbrezeln einhergeht.
Am Morgen dieses besonderen Donnerstags findet zunächst regulärer Unterricht statt, bis die Narren eintreffen. Viele Lehrer:innen nutzen diese Zeit für Faschingsfeiern, zu denen Schüler:innen und Lehrkräfte kostümiert erscheinen. Die Hästräger (Verkleideten) ziehen im Laufe des Vormittags von Schule zu Schule — mit Schellengeläut und Narrenrufen, stürmen sie die Schulen, um die Schüler:innen zu befreien. Der genaue Zeitpunkt des Eintreffens ist dabei nicht bekannt. Diese Überraschungsaktion, begleitet vom Lärm der Mäschkerle (Maskierte), sorgt für freudige Erwartung bei den Schüler:innen. In kleinen Gruppen werden die Klassen befreit, und als Belohnung erhalten die Schüler Fasnetsbrezeln aus den großen Körben der Narren. Die Schule ist damit offiziell beendet und für Schüler:innen und Lehrer:innen brechen die Ferien und die Fasnet an.
Die Tradition des Brezelverteilens ist eine der ältesten Bräuche der Wangener Narrenzunft. Fest im Programm verankert, findet die Schülerbefreiung mit Brezelverteilen seit den 1950er Jahren nahezu unverändert statt.
Das gemeinsame Essen von Pfannkuchen, Berlinern oder Krapfen während der Karnevalszeit ist in vielen Schulen ein Brauch, der auf verschiedenste Weise realisiert wird.
Ursprünglich sollten diese mit Puderzucker bestreuten oder mit Konfitüre gefüllten Köstlichkeiten den Abschied von üppigem Genuss vor der Fastenzeit symbolisieren. Heutzutage sind sie jedoch viel mehr als nur ein kulinarisches Statement — sie sind Ausdruck von Fröhlichkeit und Tradition.
Jede Region pflegt ihre eigene Art, Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen zuzubereiten. Ob mit Pflaumenmus, Aprikosenmarmelade oder einer leckeren Zimtfüllung – die regionalen Varianten spiegeln die Vielfalt der deutschen Küche wider. In einigen Gegenden werden sie sogar mit einem speziellen Faschingsmotiv, wie einem kleinen Faschingskrapfen, dekoriert.
Im schulischen Kontext bieten Pfannkuchen, Berliner oder Krapfen eine Möglichkeit, die Karnevalszeit zu zelebrieren. Ihr könnt beispielsweise eine Backaktion im Unterricht organisieren oder die Schüler:innen einladen, traditionelle Rezepte zu erkunden.
In vielen Schulen wird die Wahl eines schuleigenen Prinzenpaares gefeiert. Die Karnevalsprinzessin und der Karnevalsprinz üben dann eine symbolische Regentschaft über die Schule aus. Sie haben das Privileg, an Schulsitzungen teilzunehmen und bei schulischen Veranstaltungen wie Faschingsfeiern oder Umzügen im Mittelpunkt zu stehen.
Die Idee der Faschingsprinzen und -prinzessinnen hat historische Wurzeln im Karneval. Ursprünglich geschaffen, um den Karneval zu personifizieren, repräsentierten sie die lebendige Tradition und den Frohsinn der fünften Jahreszeit. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 entwickelte sich aus dem ursprünglichen Helden Karneval der "Prinz Karneval". Diese Symbolfiguren stehen heute nicht nur für Jugendlichkeit, Zukunft, Veränderung und Hoffnung, sondern sind auch das Herzstück des modernen Karnevals.
Welche Bräuche feiert ihr in eurer Schule zum Karneval? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Die German Toilet Organization (GTO) ruft gemeinsam mit der Bundesschülerkonferenz und dem Bundeselternrat einen neuen bundesweiten Wettbewerb für bessere Schultoiletten aus. Schulen, die am Wettbewerb teilnehmen, winkt ein doppelter Gewinn: nachhaltig verbesserte Schultoiletten und dazu Preise im Gesamtwert von 50.000 Euro. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Schulen in Deutschland. Einsendeschluss ist der 23. April 2024.
Kein Toilettenpapier, üble Gerüche, verschlossen Klokabinen und keine Möglichkeit sich die Hände abzutrocknen. Das ist weiterhin die Realität an vielen Schulen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der GTO und des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn belegten. Eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler meidet den Gang zur Schultoilette, und mehr als ein Viertel trinkt und isst deswegen weniger, mit drastischen Folgen für die Gesundheit und die Konzentration im Unterricht.
Der neue bundesweite Schulwettbewerb Toiletten machen Schule® soll nun Schulen darin befähigen, ihre Situation rund um die Schultoiletten- und Waschräume langfristig und nachhaltig in den Griff zu bekommen, denn die wissenschaftliche Studie zeigte auch, dass eine nachhaltige Verbesserung der Situation erreicht werden kann.
Im Rahmen des Wettbewerbs werden teilnehmende Schulen in 4 Schritten angeleitet ein Team zu gründen, eine Bestandsaufnahme und Problemanalyse durchzuführen und auf dessen Basis nachhaltige Ideen und Aktivitäten zu entwickeln und umzusetzen. Um diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten, wurde eigens ein Webportal (toiletten-machen-schule.de) programmiert, über das Schulen ihr Konzept digital bearbeiten und einreichen können. „Das neue Wettbewerbsportal ist einzigartig in Deutschland. Die angebotenen Methoden, Tipps und Ratschläge werden auch über die Laufzeit des Wettbewerbs hinaus angeboten, damit Schulen endlich die Hilfestellung bekommen, die sie benötigen“, sagt Thilo Panzerbieter, Geschäftsführer der GTO.
Welche Bedeutung das häufig tabuisierte und von der Politik oft vernachlässigte Thema für Schüler*innen und ihre Eltern hat, zeigt die Beteiligung der Bundesschülerkonferenz und des Bundeselternrats am Wettbewerb. „Die Schultoiletten sind ein Spiegelbild unserer Prioritäten im Bildungssystem. Sie sind kein Nebenschauplatz, sondern ein integraler Bestandteil eines schulischen Umfelds, das die physische und mentale Gesundheit sowie die Lernfähigkeit unserer Schülerinnen und Schüler maßgeblich beeinflusst“, so der Vorsitzende des Bundeselternrats Dirk Heyartz im Rahmen der Pressekonferenz zum Start des Wettbewerbs am 10. Januar in Berlin. Florian Fabricius, Generalsekretär der Bundeschülerkonferenz, betonte die Relevanz der Einbindung der Schülerinnen und Schüler in Entscheidungsprozesse: „Unsere Schulen stecken in einer chronischen Toilettenkrise und wir Schüler sind diejenigen, die darunter leiden. Es ist höchste Zeit, uns in Entscheidungen mit einzubeziehen und mit an Bord zu holen. Schultoiletten können nur dann zu echten Wohlfühlorten werden, wenn wir Schüler mitgestalten und mitentscheiden dürfen.“
Engagierte und Schulen, die am Wettbewerb teilnehmen möchten, können sich ab jetzt unverbindlich über das Webportal registrieren. Der Einsendeschluss für die Konzepte der Schulen ist der 23. April 2024. Eine unabhängige Jury wird die Qualität der Lösungsansätze bewerten und darauf achten, ob sich eine breite Basis von Unterstützerinnen und Unterstützern an den Schulen findet. Zu gewinnen sind Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von 50.000 Euro.
Weitere Infos
www.toiletten-machen-schule.de
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 spielen soziale Netzwerke eine bedeutende und vielfach unterschätzte Rolle bei der Verbreitung von Terrorpropaganda, Falschinformationen, Israelhass, Antisemitismus und Verschwörungsnarrativen.
Die Bildungsstätte Anne Frank fasst in diesem Report, der im Februar 2024 publiziert wurde, die Beobachtungen relevanter Plattformen aus den ersten drei Monaten nach dem Terroranschlag in einer ad-hoc-Analyse zusammen.
Der Report legt den Schwerpunkt auf TikTok – das unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebteste und reichweitenstärkste Netzwerk– und schildert die drastischen Auswirkungen des TikTok-Konsums auf die politische Meinungsbildung der jungen Zielgruppe. Unser Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Der Weg für das milliardenschwere Startchancen-Programm für Schulen ist frei. Die Kultusministerkonferenz hat den Plänen jetzt zugestimmt. Ziel des Programms ist es, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Der Bund will dafür jährlich bis zu einer Milliarde Euro geben, die Länder sollen sich jeweils anteilig in gleicher Höhe beteiligen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wären das 20 Milliarden Euro, die Schulen in schwierigen sozialen Lagen zur Verfügung gestellt werden sollen. 4000 Schulen und damit rund eine Million Schüler:innen sollen insgesamt von der zusätzlichen Förderung profitieren. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die Pläne als “das größte und langfristige Bildungsprojekt der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland” bezeichnet. Kritiker:innen finden aber, dass längst nicht genügend Kinder und Jugendliche von dem Programm profitieren würden.
Das Programm war bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben: “Mit dem neuen Programm Startchancen wollen wir Kindern und Jugendlichen besser Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen”. Die Auswahl der entsprechenden Schulen werden die Länder vornehmen. Dazu schreibt das Bundesbildungsministerium: “Die Auswahl der Startchancen-Schulen erfolgt auf Basis wissenschaftsgeleiteter und an der Zielsetzung des Startchancen-Programms ausgerichteter Kriterien durch die Länder. Dabei soll mindestens der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die von Armut betroffen sind oder eine Migrationsgeschichte haben, berücksichtigt werden. Die Wissenschaft hat hier einen Zusammenhang mit Bildungsteilhabe und Bildungserfolg ermittelt. Länder, die bereits eigene Sozialindizes entwickelt haben, sollen diese nutzen können.”
Wie das Geld investiert werden soll, ist bereits genau geregelt. Dies soll sich an drei Programmsäulen orientieren. 40 Prozent der Mittel sollen für “eine bessere und damit lernförderlichere Infrastruktur und Ausstattung der Schulen eingesetzt werden”. 30 Prozent der Förderung soll “in bedarfsgerechte Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung”, beispielsweise zusätzliche, gezielte Lernförderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik fließen. Und 30 Prozent sollen für multiprofessionelle Teams eingesetzt werden. Damit wäre es zum Beispiel möglich, “allein aus Bundesmitteln jeder Schule in sozial schwieriger Lage eine volle Stelle für schulische Sozialarbeit zuzuweisen”. Die Orientierung an den drei Programmsäulen stellt eine Abkehr von der Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel dar, der sonst in der Regel bei solchen Förderprogrammen Anwendung findet. Dieser Schritt findet unter politischen Akteur:innen Zustimmung. „Bei der Abkehr vom Königsteiner Schlüssel ist uns etwas Großes gelungen“, sagte etwa die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Ria Schröder, gegenüber der taz. Bei der Auswahl der Schulen sollen die Länder Sozialkriterien gemäß der Programmvorgaben festlegen. Bis zum 1. Juni dieses Jahres sollen die Schulen feststehen. Die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern sowie die Finanzhilfevereinbarung sollen nun an die Regierungen der Länder verschickt und von Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger unterzeichnet werden. Damit das Programm am 1. August 2024 starten kann, muss das Finanzausgleichsgesetz geändert werden.
Der Fokus des Programms soll auf der Förderung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen liegen. ICB-Bildungstrend und Pisa-Studie haben zuletzt bestätigt, dass in diesen Bereichen offenbar enormer Nachholbedarf in Deutschland besteht und gerade das Problem der ungleichen Voraussetzungen zu steigender Bildungsgerechtigkeit führt.
Über die Einigung fürs Startchancen-Programm von Bund und Ländern haben sich verschiedene Akteur:innen und Organisationen aus dem Bildungssektor sehr erfreut gezeigt, an der geplanten Ausgestaltung des Programms wird allerdings Kritik geübt. Das zeigt sich auch am Beispiel der Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW). Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern zeigte sich im Grunde erfreut über die Nachricht der Einigung: “Es ist gelungen, dass ein Teil der Gelder nach Sozialindex verteilt wird. Das ist im Vergleich zur Vergangenheit und der Mittelvergabe nach dem ‚Königsteiner Schlüssel‘ ein echter Durchbruch. Endlich kann ein Teil der Gelder zielgerichtet dort eingesetzt werden, wo er am meisten benötigt wird: in armen Stadtvierteln und Regionen, für arme Familien“. Aber sie schob auch direkt Kritik nach: “Das Startchancenprogramm erreicht nur rund zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler. Gut 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind jedoch arm beziehungsweise armutsgefährdet. Zudem beträgt allein der Sanierungsstau an Schulen rund 45 Milliarden Euro. Um diesen ernsthaft anzugehen, brauchen wir einen eigenständigen Finanzierungstopf. Das Startchancenprogramm kann nur ein Einstieg in eine dauerhafte, solide Finanzierung benachteiligter Schulen sein. Es muss über die zehnjährige Laufzeit hinaus verstetigt und besser ausfinanziert werden”, sagt Finnern.
Aus den Reihen der Schüler:innen gibt es ebenfalls eine zwiespältige Reaktion. Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Florian Fabricius, sagte, dass das neue Programm ein “Gamechanger” sein könne, weil erstmals zielgerichtet Geld verteilt werde an Schulen, die dies besonders nötig hätten. Er kritisiert aber gleichzeitig, dass die Investitionen nicht in dringend notwendige Sanierungs- und Instandsetzungen gehe. Das sei absurd, weil diese Reparaturen am nötigsten seien. Zudem könne das Programm nichts am Lehrkräftemangel oder den Problemen mit der Digitalisierung ändern.
Einige kritisieren, dass nicht genügend Kinder und Jugendliche von den Investitionen profitieren würden. Zu ihnen gehört auch Daniela Ludwig, Berichterstatterin für Schulbildung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie sagte: “Nur jeder elfte Schüler wird von dem Startchancen-Programm überhaupt profitieren. Das ist zu wenig.” Sie bezeichnet die Pläne als “Tropfen auf dem heißen Stein”.
Aber nicht die gesamte CDU kritisiert das Programm so scharf. Karin Prien, Kultusministerin von Schleswig-Holstein, hat an den Plänen mitgearbeitet und wirkt optimistischer: “Wir haben etwas konzipiert, von dem wir ausgehen, dass es wirklich etwas verändern kann. Und wir haben gezeigt: Der Bildungsföderalismus funktioniert.”
Die Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, unterstützt das Programm an sich auch, aber hält eine Erweiterung für nötig: “Es wäre notwendig, das Programm auf zumindest die Hälfte der Schulen auszuweiten. Die Finanzierung wäre zweifellos ein Kraftakt, von dem aber unsere Volkswirtschaft als Ganzes profitieren würde.”
Wahrscheinlich hattet ihr in eurem Lehrberuf auch schon mindestens einmal mit dem Nachteilsausgleich zu tun. Dieser Mechanismus funktioniert allerdings zum Teil sehr individuell, deshalb wollen wir ihn hier nochmal grundlegend erklären und euch die Vielfalt der Auslegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. Im Kern soll dieser Mechanismus sicherstellen, dass Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen oder individuellen Beeinträchtigungen die gleichen Bildungschancen haben wie ihre Mitschüler:innen. Der Nachteilsausgleich soll bestehende Benachteiligungen kompensieren und eine inklusive Bildung fördern. Zum Beispiel können Schüler:innen mit Dyskalkulie durch zusätzliche Lernhilfen bei der Bearbeitung von mathematischen Themen unterstützt werden.
Am Prinzip des Nachteilsausgleichs gibt es auch immer mal wieder Kritik. Das Leistungsprinzip würde hiermit verwaschen werden. Wichtig dabei zu beachten ist, dass der Nachteilsausgleich nicht dazu dient, die Anforderungen an die Bildung zu senken, sondern vielmehr darauf abzielt, gleiche Chancen und Zugangsmöglichkeiten zu gewährleisten.
Der Nachteilsausgleich ist für Schüler:innen gedacht, die es aufgrund ihrer physischen oder psychischen Voraussetzungen schwerer haben, am Unterricht teilzunehmen oder zu lernen. Zu körperlichen Beeinträchtigungen können etwa Muskelerkrankungen gehören, die die Mobilität der Schüler:innen einschränken. Genauso können Hör- und Sehschwierigkeiten die Kriterien für einen Nachteilsausgleich erfüllen. Und auch chronische Krankheiten können hierzu zählen, wenn sie etwa dazu führen, dass die Schüler:innen eine höhere Zahl an Fehltagen haben.
Zu den weiteren Gründen für einen Nachteilsausgleich gelten Diagnosen von Lernschwierigkeiten wie Legasthenie oder Dyskalkulie. Auch psychische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Angststörungen oder ADHS können dazu führen, dass Schüler:innen einen Nachteilsausgleich zugesprochen bekommen. Dabei bleibt immer zu beachten, dass die Absprache, Antragstellung und Ausgestaltung des Nachteilsausgleichs immer auch ein stark individueller Prozess sind. Eine Übersicht zu einer möglichen Diagnostik bei Schüler:innen bietet unter anderem das Bildungsministerium für Mecklenburg-Vorpommern.
Hier gibt es ganz unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist möglich, den betreffenden Schüler:innen zusätzliches oder speziell angepasstes Lernmaterial zur Verfügung zu stellen, mit dem sie besser am Unterricht teilnehmen können. Die Aufgaben in Klausuren können angepasst und auch die Unterrichtsmethoden können für die betreffenden Schüler:innen bedürfnisorientierter zugeschnitten werden.
Der Nachteilsausgleich wird nicht auf dem Zeugnis vermerkt. Im Feld Bemerkungen wird allerdings notiert, wenn bei der Leistungsbewertung von der Norm abgewichen wurde. Ein Nachteilsausgleich kann auch damit verbunden sein, dass ein Notenschutz angewendet wird. Dieser bewirkt, dass Schüler:innen zwar benotet werden, ein bestimmtes Gebiet aber nicht in die Gesamtnote eines Fachs einbezogen wird oder dies anders gewichtet wird. Der Notenschutz kann zum Beispiel bei Legasthenie greifen. Hierbei fließt dann in verschiedenen Fächern die Rechtschreibung weniger stark oder gar nicht in die Benotung ein. Bei Schüler:innen, die etwa Probleme dabei haben, Worte zu finden oder sich sprachlich verständlich mitzuteilen, nimmt die Bedeutung von mündlichen Prüfungen bzw. einer mündlichen Beteiligung ab oder wird angepasst.
Erziehungsberechtigte können den Nachteilsausgleich für ihr Kind bei der Schule oder der Ausbildungsstätte beantragen. Das Vorgehen unterscheidet sich dabei von Bundesland zu Bundesland ein wenig. Der Antrag kann zum Teil einfach mündlich mit der Direktorin oder dem Direktor vereinbart besprochen werden, empfehlenswerter ist aber ein formloser schriftlicher Antrag, um das Verfahren festhalten, um etwas vorweisen zu können, falls es zu juristischen Auseinandersetzungen kommen sollte. Die Entscheidung über den Antrag fällt dann das zuständige Schulamt. Im formlosen Antrag sollten einige entscheidende Punkte unbedingt enthalten sein. Zunächst empfiehlt es sich, den Wunsch auf Gewährung eines Nachteilsausgleichs zu formulieren. Der Grund dafür sollte ausführlich beschrieben sein und die Art der gewünschten Unterstützung sollte ebenfalls schon so genau wie möglich im Schreiben enthalten sein. Es gilt: je detaillierter die Beschreibung ist, desto gezielter können Maßnahmen geplant werden. Dem Antrag muss in den meisten Fällen auch ein medizinisches Attest hinzugefügt werden.
Um diese Frage zu klären, haben hat Lehrer News Friedo Scharf gefragt. Er ist Sonderpädagoge und Entwickler der SPLINT-App für die kollaborative Förderplanung. Er antwortet darauf:
“Dass Kinder einen Nachteilsausgleich (NTA) haben und bekommen, ist in erster Linie etwas, dass niemand sonst wissen muss. Wenn Fragen kommen oder Unverständnis von anderen Kindern geäußert wird, ist es völlig ausreichend, darauf zu verweisen, dass es immer und überall Unterschiede gibt und es auch absolut in Ordnung ist, dass nicht alle immer die gleichen Aufgaben bekommen oder die gleichen Rahmenbedingungen haben. In Absprache mit dem Kind kann man sich natürlich entscheiden, das Thema auch mit der Klasse zu besprechen. Mir ist es dann immer besonders wichtig gewesen, hervorzuheben, dass es beim NTA darum geht, vergleichbare Voraussetzungen zu schaffen. In Absprache mit dem Kind, kann man z.B. ein paar Infos zu dem Grund des NTAs zu referieren. Z.B. ein kleiner Vortrag zu LRS und wie sich diese auswirkt. Auf dieser Grundlage kann man dann recht einfach erklären, warum es einen NTA gibt. Kindern fällt die Wichtigkeit des NTAs oft leichter zu verstehen, wenn es um sichtbare und offensichtliche Beispiele geht. "Wenn wir in einem Leichtathletik-Wettkampf einen Athleten in einem Rollstuhl im gleichen Rennen starten lassen, wie einen Athleten, der gehend und voll austrainiert ist - wer würde am Ende gewinnen? Empfindest du es als fair, die beiden gegeneinander starten zu lassen? Wenn wir dieses Rennen fair gestalten wollten, was müssten wir dann machen?" Die Antworten dieser Fragen führen oft sehr einfach und für jeden nachvollziehbar zu einem NTA.”
Mit Hilfe des Nachteilsausgleichs kann mehr Inklusion und individuelle Förderung erreicht werden. Die Kommunikation innerhalb einer Klasse, in der es Schüler:innen gibt, die einen Nachteilsausgleich bekommen, sollte transparent und offen sein. Die Mitschüler:innen haben auch einen Anspruch darauf zu wissen, warum es eine unterschiedliche Behandlung innerhalb einer Klasse gibt. Vielleicht bietet das Thema einen tollen Anlass dafür, über den Nutzen und Funktionsweise von Inklusion im Unterricht zu sprechen.
Wie sind eure Erfahrungen mit dem Nachteilsausgleich? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Berlin. Die Ampel-Fraktionen haben ihre Verhandlungen über das geplante Cannabis-Gesetz abgeschlossen. Wie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Maria Klein-Schmeink, am Freitag in Berlin erklärte, könne das Gesetz zum 1. April in Kraft treten. Der Bundestag muss über den Entwurf noch abstimmen. Als Zeitraum für die Verabschiedung durch das Parlament nannte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Woche vom 19. bis 23. Februar, auch der Bundesrat muss sich mit den Plänen noch befassen.
Die Vize-Fraktionschefs Konstantin Kuhle (FDP), Maria Klein-Schmeink (Grüne) und Dagmar Schmidt (SPD) erklärten gegenüber der dpa: "Die Regelungen sind ein echter Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik, mit der die Prävention gestärkt und der Gesundheits-, Kinder- und Jugendschutz verbessert werden." Darüber hinaus würden Konsumentinnen und Konsumenten entkriminalisiert sowie der Schwarzmarkt effektiv bekämpft.
Die Auswirkungen des Gesetzes auf den Kinder- und Jugendschutz sowie auf die organisierte Kriminalität sollen "zeitnah" evaluiert werden. Dabei werde auch die Expertise des Bundeskriminalamts einbezogen (Lehrer News berichtete).
Inhaltlich soll es gegenüber den bereits angekündigten Plänen keine größeren Änderungen mehr geben. Demnach wird Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen des Betäubungsmittelgesetzes gestrichen. Der Anbau und Besitz bestimmter Mengen soll für Volljährige ab dem 1. April möglich sein. Ab dem 1. Juli sollen sich Clubs für den gemeinsamen Anbau und Abgabe an Mitglieder konstituieren können.
Kritik an dem Gesetz wurde insbesondere mit Blick auf den Jugendschutz laut. Die Freigabe für Erwachsene führe dazu, dass auch Minderjährige leichter an die Droge kommen, kommentierte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll. Ob sich unter eine Gruppe volljähriger Schüler:innen auch Minderjährige mischen würden, werde nicht überprüft. Düll zu Folge stelle sich die Frage, wer vorgesehene Schutzabstände von 200 Metern etwa um Schulen kontrolliere.
Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sind die Bedenken unter Eltern groß. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren befürchten, dass die Hemmschwelle Minderjähriger sinkt, wenn Kiffen für Erwachsene legal wird. 73 Prozent der Eltern befürchten Gehirnschäden beim Nachwuchs, wenn dieser Cannabis konsumiert. Fast ebenso vielen (70 Prozent) machen mögliche psychische Auffälligkeiten wie Stimmungsschwankungen oder Angstzustände Sorgen. Immerhin 69 Prozent der Eltern fürchten, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht, 64 Prozent denken an einen Leistungsabfall in der Schule.
Für die Untersuchung befragte das Meinungsforschungsinstitut vom 2. bis 16. Januar online und repräsentativ bundesweit 1.000 Elternteile mit Kindern unter 18 Jahren.
Auch aus der Forschung kamen mahnende Stimmen mit Blick auf den Jugendschutz. Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig erklärte, Cannabinoide wirkten sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns: “Diese Hirnregion verleiht uns die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten, sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.” Außerdem könne starker Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktivieren, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen können.
Bayern plant indes, mit neuen Onlinekursen die Präventionsarbeit zu stärken. "Schulen spielen bei der Prävention eine ganz besondere Rolle", erklärte die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). "Mit unserem neuen Online-Angebot wollen wir Lehrkräfte, regionale pädagogische Fachkräfte für Suchtprävention und Fachkräfte der Jugend- und Schulsozialarbeit für den Umgang mit Cannabis fit machen." Ziel sei es, das Angebot im Sommer 2024 bundesweit zur Verfügung zu stellen.
Bonn. Mit einer neuen Marketingkampagne macht die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) seit dem 1. Februar 2024 Interessierte auf den Bundesfreiwilligendienst (BFD) im THW aufmerksam. Ziel der neuen, multimedial angelegten Kampagne ist es, die allgemeine Bekanntheit des BFD im THW zu steigern, über dessen vielfältige Betätigungsfelder, die der Unterstützung des Ehren- und Hauptamtes im THW dienen – etwa bei Ausbildungen und Übungen, bei der Öffentlichkeitsarbeit oder auf Messen – zu informieren und qualifizierte Bewerbungen zu generieren.
„Bei Uns Findest Du Immer…“ – Der bereits bekannte Werbeslogan für den BFD im THW bleibt auch in der neuen BFD-Kampagne erhalten. In dem verheißungsvollen Teilsatz verbirgt sich deren zentrales Motiv: Die einzelnen Anfangsbuchstaben neu zusammengesetzt ergeben das Schlüsselwort „BUFDI“ – die Abkürzung für Bundesfreiwilligendienstleistende. Neu ist nun, dass die bisher beworbenen Kategorien Technik, Medien, Menschen und Verwaltung aufgebrochen werden, um den mannigfaltigen Betätigungsfeldern, mit denen THW-Bufdis in den bundesweiten Einsatzstellen betraut werden, gerecht zu werden. Zu diesem Zweck wurden fünf neue Claims und dazugehörige Motive entwickelt:
Aufgaben, die etwas bewegen
Hier wird angepackt: Als Bufdi unterstützt du die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden des THW in ihren vielfältigen Betätigungsfeldern. Dich erwarten Aufgaben, die nicht nur Muskeln, sondern die Welt bewegen.
Neue Skills, die dich weiterbringen
Erkunde spannende Berufsfelder und stärke deine sozialen Kompetenzen. Das hilft dir dabei, deine eigenen Talente zu entdecken oder auch Entscheidungen für deinen zukünftigen Beruf oder deine Ausbildung zu treffen.
Vielfalt und Team-Spirit
Zusammenhalt und Toleranz stehen im THW an erster Stelle. Erlebe eine Gemeinschaft, in der unterschiedliche Stärken und Interessen geschätzt werden. Deine Einzigartigkeit ist hier genau richtig!
Projekte, die dich inspirieren
Langeweile war gestern! Tauche ein in spannende Projekte, die nicht nur deine Kreativität anregen, sondern auch einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft haben.
Begeisterung für die gute Sache
Dein Einsatz zählt! Mit deinem Engagement stärkst du den Zivil- und Katastrophenschutz und damit das Allgemeinwohl in Deutschland. Erlebe, wie deine Motivation und Hingabe Positives bewirken.
Passend zu den neuen Claims sind bei einem dreitägigen Dreh und Fotoshooting im THW-Ausbildungszentrum in Hoya fünf neue Motive entstanden, die Bufdis in beispielhaften Arbeitssituationen zeigen. Die Kampagne umfasst neben kurzen Werbespots auch Bildmaterial für Druck- und Online-Werbung. Interessierte können sich auf der Webseite www.thw-bufdi.de informieren oder gleich für ein BFD-Jahr im THW bewerben. Auch auf dem Instagram-Account @thw_bufdi lassen sich seit dem 1. Februar die neuen Motive und Slogans bestaunen.
Eine Bewerbungsfrist für den BFD im THW gibt es nicht. Interessierte können sich jederzeit über das auf der Webseite bereitgestellte Online-Formular bewerben. Das Startdatum für das BFD-Jahr wird mit der jeweiligen Einsatzstelle abgestimmt.
Das THW ist die ehrenamtlich getragene Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit rund 88.000 Freiwilligen bildet die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinen Fachleuten, seiner Technik und seinen Erfahrungen ist das THW im Auftrag der Bundesregierung weltweit gefragt, wenn Notlagen dies erfordern. Neben bilateralen Hilfen gehören dazu auch technische und logistische Aufgaben im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von VN-Organisationen. Mehr Informationen zum Engagement des THW im In- und Ausland finden Sie hier: www.jetzt.thw.de.
Jedes Jahr wird der Februar zum Black History Month erklärt. In den USA und Kanada werden in diesem Monat die historischen Leistungen, kulturellen Beiträge und Errungenschaften von afroamerikanischen Menschen gefeiert und gewürdigt. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist dabei ein wichtiger Teil und bietet sich für eine Aufarbeitung im Unterricht an. Nach Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865 folgte für die afroamerikanische Bevölkerung, besonders in den Südstaaten, eine Zeit, die durch institutionellen Rassismus, systematische Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit gekennzeichnet war. Auch in Bildungseinrichtungen war dies spürbar, denn schwarze und weiße Schüler:innen mussten in vielen Staaten auf getrennte Schulen gehen. In diesem Kontext wollen wir euch in diesem Artikel Materialien an die Hand geben, die ihr im Unterricht benutzen könnt, um die Geschichte des Rassismus an amerikanischen Schulen zu behandeln.
Für eine thematische Auseinandersetzung mit der Rassentrennung an Schulen macht es Sinn, sich zuerst mit der geschichtlichen Entwicklung des Rassismus in den USA zu beschäftigen. Nach dem Bürgerkrieg wurden mehrere Gesetze verabschiedet, um die Rechte der befreiten Sklaven zu schützen und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die sogenannten Recronstruction Acts wurden jedoch mit der Einführung der Jim Crow-Gesetzen in den Südstaaten der USA wieder aufgehoben. Diese Gesetze waren darauf ausgerichtet, die Rassentrennung zu institutionalisieren und in alle öffentliche Einrichtungen zu bringen. Wollt ihr diese Gesetze näher besprechen, um ihre Inhalte und Auswirkungen zu diskutieren, findet ihr hier eine Auflistung einiger. Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was diese Gesetze im Alltag bedeuteten, können Archivmaterialien wie Fotografien und Zeitungsartikel aus dieser Zeit gezeigt werden. Diese visuellen Quellen bieten Einblicke in die Vorurteile und Stereotypen, die während der Rassentrennung weit verbreitet waren. Fotografiesammlungen aus dieser Zeit könnt ihr ganz einfach online finden. Auch Artikel und Anzeigen aus lokalen Zeitungen können bei der Vermittlung helfen, hier findet ihr Auschnitte aus verschiedenen Zeitungen der Stadt Ypsilanti, die stark von institutionellem Rassismus und der Diskriminierung geprägt war.
Für einen allgemeinen geschichtlichen Einstieg bietet die Seite StudySmarter eine übersichtliche Einorndung zum Thema Rassentrennung, wobei wichtige Meilensteine und Begriffe erläutert werden. Für jüngere Schüler:innen bietet sich das Video von MrWissen2Go auf YouTube an, das die geschichtliche Entwicklung mit dem Beginn der Sklaverei und die Zusammenhänge zu heute in einfacher Sprache erläutert.
Durch die Doktrin "Separate but equal", die durch den Fall Plessy v. Ferguson von 1986 des Obersten Gerichtshofs legalisiert wurde, waren getrennte Einrichtungen für Weiße und Schwarze rechtlich zulässig, solange sie als vergleichbar angesehen wurden. Das heißt also, obwohl die Einrichtungen durch eine Einteilung nach “Rassen” getrennt waren, sollten sie dennoch den gleichen Standard an Bildung oder Dienstleistungen anbieten.
Dies wurde aber in der Praxis nur selten umgesetzt, denn viele Einrichtungen für Afroamerikaner:innen waren von schlechterer Qualität und Ausstattung. Auch in Schulen waren diese Unterschiede zu spüren, die zu einer erheblichen Ungleichheit der Bildungschancen führten. Afroamerikanische Schulen waren unterfinanziert und in schlechtem Zustand. Dagegen hatten weiße Schulen bessere Lehrmaterialien, Einrichtungen und Lehrkräfte. Wie diese Ungleichheit aussah, könnt ihr beispielsweise anhand dieser Fotos zeigen. Daran könnt ihr die Schüler:innen erläutern lassen, welche Unterschiede sie zwischen den Schulen ausmachen können und welche Auswirkungen diese auf die Bildung der Kinder auf den Bildern haben könnten. Näheres zu den Bildern und mögliche Diskussionsansätze findet ihr hier.
Um näher auf die Situationen der Schulen, die von Rassentrennung betroffen waren, einzugehen, können durch konkrete Fallbeispiele die Auswirkungen auf die Schüler:innen und Lehrkräfte aufgezeigt und diskutiert werden. Beispielsweise könntet ihr hier die Little Rock Central High School in Arkansas behandeln. Diese Schule wurde 1957 zum Symbol für den Kampf gegen die diskriminierende Trennung, als neun afroamerikanische Schüler, bekannt als die "Little Rock Nine", versuchten, die Schule zu besuchen. Ihr Eintritt wurde von der Nationalgarde und einem aufgebrachten weißen Mob blockiert, was zu einer nationalen Kontroverse führte, sodass sogar Präsident Eisenhower eingreifen musste. Eine Übersicht über die Ereignisse findet ihr vom WDR aufgearbeitet und im Podcast “ZeitZeichen”.
Das Ende der Rassentrennung in den USA leitete das Urteil Brown v. Board of Education des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 1954 ein. Die Klage wurde im Namen von Linda Brown eingereicht, einem schwarzen Mädchen, das in Topeka (Kansas) zur Schule gehen wollte, dort aber aufgrund ihrer Hautfarbe abgewiesen wurde. Das Gericht entschied einstimmig, dass die Rassentrennung in öffentlichen Schulen gegen den 14. Verfassungszusatz der Vereinigten Staaten verstößt, der allen Bürger:innen den gleichen Schutz vor dem Gesetz garantiert.
Brown v. Board of Education war ein Meilenstein im Kampf für Bürgerrechte in den Vereinigten Staaten und leitete eine Ära des Wandels in Bezug auf die Rassentrennung ein. Jack Greenberg, einer der Anwälte im Fall Brown, sagte später "Brown war das Aufbruchssignal für die Sit-ins und die Märsche der Bürgerrechtsbewegung". Martin Luther Kings ziviler Widerstand gewann dadurch ebenfalls an Einfluss. Mehr zu Kings Jr. Werdegang und Materialien für den Unterricht über ihn könnt ihr in unserem Artikel nachlesen. Mit dem Civil Rights Act von 1964 wurde die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft in öffentlichen Einrichtungen, am Arbeitsplatz und im Bildungseinrichtungen schließlich verboten.
Passend dafür bietet BR radioWissen eine Sendung über die Bürgerrechtsbewegung und die Civil Rights Act mit Arbeitsblättern an, die zur Nachbearbeitung der Sendung ausgefüllt werden können. Außerdem findet ihr dort ein Glossar mit wichtigen Begriffen zur Bürgerrechtsbewegung. Auf dieser Seite findet ihr außerdem Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien, um sich mit dem Thema Rassismus und dem Civil Rights Movement mit den wichtigsten Akteur:innen auseinanderzusetzen. Die Materialien sind ab der 9. Klasse empfohlen und eignen sich für Geschichte, Englisch, Politik und Ethik.
Trotz des Urteils von Brown v. Board of Education und den Civil Right Acts ist die Gleichstellung von Schwarzen und Weißen in vielen Bereichen, auch der Bildung, auch heute noch nicht erreicht. Schüler:innen geraten oftmals in eine Negativspirale. Anschaulich wird diese Problematik in diesem kurzen Video der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erklärt. Wie die Trennung weißer und schwarzer Menschen von damals bis heute Auswirkungen hat, wird in diesem englischen Video gezeigt. Darin werden durch Grafiken die bis heute noch getrennten Nachbarschaften dargestellt, die sich durch die geschichtliche Segregation der Arbeits- und Wohnsituation entwickelt haben. Im Dossier “Getrennte Klassenzimmer” von der bpb wird zusätzlich ein geschichtlicher Überblick über die Rassentrennung an Schulen und die bis heute spürbaren Auswirkungen gegeben.
Sinnvoll ist es ebenso, Zeitzeugenberichte und Betroffenenaussagen in den Unterricht einzubauen. Sie geben authentische Einblicke in historische Ereignisse und vermitteln die Gedanken und Erfahrungen derjenigen, die sie erlebt haben, eindringlich. Besonders im Kontext der Rassentrennung an amerikansichen Schulen ermöglichen Zeitzeugenberichte den Schülern:innen ein tiefes Verständnis für die Auswirkungen, indem sie die persönlichen Geschichten und Erlebnisse der Betroffenen aus erster Hand erfahren. Ihr könnt zum Beispiel Ausschnitte aus Büchern nehmen und diese dann besprechen.
Hierfür eignen sich die Memoiren von Melba Pattillo Beals “Warriors Don't Cry”, die eine der "Little Rock Nine" war. Das Buch ist auf deutsch und englisch verfügbar, ihr könnt es also im geschichtlichen Kontext verwenden, oder auch für eine Analyse im Englisch-Unterricht.
Ein weiteres Buch ist “Brown Girl Dreaming”, in dem die Kindheitserinnerungen der Autorin Jacqueline Woodson erzählt werden. Es bietet Einblicke in ihre Erfahrungen mit Rassentrennung und Diskriminierung unter anderem in der Schule während der 1960er und 1970er Jahre durch die Jim-Crow-Laws. Passagen aus den Memoiren findet ihr kostenlos online. Die Uni Gießen bietet für den Roman Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterialien an, die sich für Englisch, Ethik, Geschichte und Politik eignen.
Auch einige Dokumentarfilmen, die sich mit der Geschichte der Rassentrennung in den USA befassen und Interviews mit Zeitzeugen enthalten, eignen sich für eine Besprechung im Unterricht. So zum Beispiel der Dokumentarfilm "I Am Not Your Negro" aus dem Jahr 2016, basierend auf dem Manuskript "Remember This House" von James Baldwin. Aus der Sicht Baldwins wird der Rassismus in den USA gezeigt, indem er Leben und Tod von Bürgerrechtsaktivisten wie Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King Jr. beleuchtet. Der Film enthält viele Archivaufnahmen und Ausschnitte aus Reden, Nachrichten und Fernsehsendungen. Der Film ist kostenlos online verfügbar. Die bpb stellt euch Arbeitsblätter auf deutsch und englisch bereit und gibt Vorschläge zum Einsatz im Unterricht.
Habt ihr das Thema Rassismus in den USA schon mal im Unterricht behandelt und wenn ja, wie seid ihr dabei vorgegangen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Eine Recherche von netzpolitik.org und BR Data hat im Januar offengelegt, dass Deutschlands wichtigster und einzig anerkannter Jugendschutzfilter JusProg nicht zuverlässig funktioniert. In zahlreichen Fällen wurden Aufklärungsseiten zu sensiblen Themen wie etwa NS-Zeit, Verhütung oder Coming-Out fälschlicherweise als "ab 18" eingestuft und somit blockiert, darunter auch Angebote von öffentlichen Stellen.
Das Jugendschutzprogramm, kurz JusProg, ist eine vom gemeinnützigen Verein JusProg e.V. entwickelte Jugendschutzsoftware, die Kinder und Jugendliche im Internet schützen soll. Es handelt sich um das derzeit einzige in Deutschland offiziell anerkannte Filterprogramm für Internetseiten. Die kostenlose Software, die sowohl für Windows, MacOS als auch für Mobilgeräte mit Android und iOS verfügbar ist, soll Webseiten nach Altersgruppen kategorisieren und es Eltern und Lehrkräften ermöglichen, den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten zu kontrollieren.
JusProg klassifiziert Webseiten in verschiedene Altersgruppen, um den Internetzugang für Kinder und Jugendliche zu regulieren:
Zusätzlich wird ein automatisiertes System genutzt, das Webseiten auf Wortebene bewertet, um sie in die verschiedenen Altersgruppen einzuteilen. Es stellte sich heraus, dass häufig Webseiten mit dem Wort “queer” und auch “quer” fälschlicherweise als jugendgefährdend eingestuft wurden. Darüber hinaus wertete Softwareentwicklerin Lilith Wittmann mehr als vier Millionen Domains aus und fand dabei 25.211 Seiten mit einem Mindestalter von 18 Jahren und 10.957 Seiten mit einem Mindestalter von 16 Jahren. Zu den blockierten Seiten gehörten unter anderem die Webangebote der KZ-Gedenkstätten Kaltenkirchen und Osthofen. Die Aufklärungsseiten hessen-ist-geil.de (Präventionsprojekt der Aidshilfe in Hessen) und wissen-verdoppeln.hiv (Informationsseite über HIV unter Therapie) waren ebenfalls betroffen, worüber sich die Deutsche Aidshilfe bestürzt zeigte.
Auch BayernWLAN, ein öffentliches WLAN-Netz, das vom Freistaat Bayern finanziert und von Vodafone technisch umgesetzt wird, nutzt JusProg. Der Filter ist an mehr als 44.000 Hotspots aktiv und verwehrt nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen den Zugang zu bestimmten Webseiten, wenn JusProg diese für 18 Jahre und älter einstuft. Obwohl das bayerische Finanzministerium für das BayernWLAN verantwortlich ist, hat es keinen Einfluss auf die Funktionsweise des Filters. Vodafone hält den Einsatz eines Jugendschutzfilters für unerlässlich, um Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten im Internet zu schützen. Die Filterliste wird jedoch ausschließlich vom Verein JusProg verwaltet, so Vodafones Jugendschutzbeauftragte Endemann, ebenfalls Vorstandsmitglied bei JusProg.
Kritik an JusProg gibt es seit langem, mehr dazu bei taz, schau-hin und heise. Neben “Overblocking” im großen Stil wird vor allem mangelnde Transparenz kritisiert. Wittmann stellt unter dem Titel “JugendschutzSchutzProgramm” nun ein Werkzeug zur Verfügung, um die Einstufung von Webseiten selbstständig abzufragen. Zudem hat JusProg selbst auch mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen: “Während meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass ich wiederholt beim Aufsuchen des Onlineangebot des Jugendschutzprogrammes auf eine Scam-Webseite weitergeleitet wurde. Das liegt daran, dass die Webseite auf Basis von Wordpress sowie veralteten Wordpress-Plugins entwickelt wurde und Betrüger eine Sicherheitslücke fanden, um die Webseite zu übernehmen”, so Wittmann in ihrem Beitrag. JusProg räumte ein: “Wir dachten, wir haben alle Schadsoftware gefunden und das System ist wieder sicher, aber leider war das offenbar nicht so”. Man bemühe sich aber um mehr Sicherheit und wolle JusProg weiter verbessern.
Bonjour, comment allez-vous?
Die französische Sprache, oft als die "Sprache der Liebe" bezeichnet, ist mit 280 Millionen Sprecher:innen unter den Top 5 der am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt. Frankreich hat einen enormen kulturellen Reichtum: Die französische Kultur hat einen enormen Einfluss auf Kunst, Mode, Kochkunst und Philosophie. Von den Boulevards von Paris bis zu den sonnenverwöhnten Lavendelfeldern der Provence bietet die Sprache eine reiche kulturelle Erfahrung.
Für euch als Lehrkraft ist es eine besondere Herausforderung, nicht nur die Grammatik und Vokabeln, sondern auch die kulturelle Tiefe dieser Sprache zu vermitteln. Deshalb stellen wir euch in diesem Artikel einige YouTube-Kanäle vor, die euch dabei helfen, eure Liebe zum Französischen zu vertiefen und diese Begeisterung auf eure Schüler:innen zu übertragen.
Auf dem Kanal von Jicki erwartet euch ein bunter Mix aus Sprachen und um euch in diesem vielfältigen Angebot zurechtzufinden, empfehlen wir die Playlist-Funktion, die alle französischen Videos gebündelt präsentiert. Die Französisch-Lernvideos sind der ideale Startpunkt für Anfänger:innen und bieten eine gut durchdachte Herangehensweise, um die Grundlagen der Sprache zu erfassen. Ihr habt hier die Möglichkeit, gezielt die Lektionen auszuwählen, die am besten zu euren Interessen und Bedürfnissen passen.
In der ersten Folge der Playlist werdet ihr Schritt für Schritt durch den Prozess geführt, in dem euch der Aufbau und die Vorgehensweise der Videos erklärt wird. Hier werden die Grundlagen vermittelt und der Weg für ein erfolgreiches Sprachabenteuer geebnet. Besonderes Augenmerk legt Jicki darauf, euch die korrekte Aussprache französischer Wörter beizubringen. Durch Hervorheben von Sätzen in den Videos wird sichergestellt, dass ihr nicht nur versteht, sondern auch authentisch sprechen könnt.
Für diejenigen unter euch, die es eilig haben, hat Jicki auch YouTube-Shorts im Angebot. Diese kurzen, knackigen Lernhäppchen eignen sich perfekt für unterwegs und bieten eine schnelle Möglichkeit, die Sprachkenntnisse zu vertiefen. Die ausführlicheren Erklärvideos von Jicki gehen in die Tiefe, was insbesondere für euch als Lehrkraft sehr wertvoll sein kann. Hier werden komplexe Themen gründlich behandelt, was euch dabei unterstützen kann, euren Schüler:innen ein solides Verständnis zu vermitteln.
Der Kanal Comme une Française eignet sich vor allem für diejenigen, die im Französischen schon etwas fortgeschrittener sind. Géraldine, eine waschechte Pariserin, nimmt euch dabei mit auf eine spannende Reise durch die französische Kultur. Bei ihren Videos steht nicht unbedingt die Sprache im Mittelpunkt, sondern vor allem die faszinierende Welt der französischen Kultur, Sitten und kulinarischen Genüsse. Dabei lernt ihr vieles über die Verhaltensregeln bei Dinnerpartys über Smalltalk bis zur Etikette bei Besuchen. Die Videos von Comme une Française bieten euch Insider-Einblicke in die vielfältige französische Lebensart.
Mit ihrer humorvollen Art hilft euch Géraldine, Alltagssituationen zu meistern. Ein kleiner Haken ist, dass die Videos an ein englischsprachiges Publikum gerichtet sind — ihr solltet also auch in dieser Sprache relativ fit sein. Für euren französisch Unterricht eignen sie sich dennoch sehr gut, um euren Schüler:innen einen ersten Vorgeschmack auf die französische Kultur zu vermitteln.
Haben eure Schüler bereits erste grundlegende Kenntnisse im Französischen, ist auch der Kanal von Français avec Pierre etwas für euch. Die Videos auf seinem Kanal sind komplett auf französisch, aber Pierre spricht dabei sehr langsam und deutlich, sodass eure Schüler:innen ein erstes Gefühl für den Klang der Sprache bekommen können. Dadurch eignen sich seine Videos auch sehr gut, um euer Sprachgefühl zu vertiefen und das Verständnis zu festigen.
Dabei geht Français avec Pierre nicht nach Schema F vor, sondern hat auf seinem Kanal verschiedene Playlists mit Interviews und Dialogen zu den verschiedensten Themen zusammengestellt, wodurch ihr die Vokabeln in unterschiedlichen Bereichen festigen könnt. Der Fokus von Pierre liegt nicht nur auf Aussprache und Grammatik, sondern darauf, typische Fehler zu verstehen und somit die Nuancen der französischen Sprache zu beherrschen.
Für euren Unterricht könnt ihr die Videos zum Beispiel nutzen, indem ihr eure Schüler:innen Diktate schreiben lasst, um so ihre Hör- und Schreibfähigkeiten zu verbessern. Eine andere Möglichkeit wäre auch, eigene Sätze zu den behandelten Themen zu verfassen. Außerdem gibt es eine Playlist mit Französisch-Tests, die Kenntnisse in Grammatik und Orthografie abfragen und die ihr sowohl für eure Schüler:innen verwenden könnt oder selbst euer Wissen überprüft.
Der französische Komiker Norman Thavaud betreibt den Kanal NormanFaitDesVidéos und bietet darauf eine etwas andere und humorvolle Art des Französisch Lernens. Der Kanal spielte eine Schlüsselrolle beim Start von Norman Thavauds Karriere, mit dem er sich zu einem der beliebtesten französischen Video-Blogger auf YouTube entwickelt hat.
NormanFaitDesVidéos teilt in seinen Videos Gedanken zu verschiedenen Aspekten des alltäglichen Lebens und nutzt dabei vor allem die französische Umgangssprache. Mit einem Fokus auf neuen Slang-Wörtern bietet der Kanal euch somit eine lehrreiche, aber keineswegs trockene Lernmethode. Ihr könnt also nicht nur eure eigenen Sprachkenntnisse und die eurer Schüler:innen fördern, sondern auch das Verständnis von kulturellen Nuancen und Witzen.
Da die Videos von NormanFaitDesVidéos komplett auf französisch sind, eignet sich der Kanal besonders gut für etwas fortgeschrittenere Lernende. Falls ihr dennoch Probleme beim Verstehen des Gesagten haben solltet, gibt es auch hier die Möglichkeit, englische Untertitel einzuschalten. Für euren Unterricht könnt ihr die Videos von Norman nutzen, indem eure Schüler:innen zum Beispiel bestimmte Ausdrücke oder Witze identifizieren und erklären müssen und somit ein besseres Verständnis für die französische Alltagssprache erhalten.
Würdet ihr YouTube im Unterricht nutzen? Und haben wir Französisch-Kanäle vergessen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Frankfurt. Der Pädagoge Luca S. ist am Mittwoch vom Frankfurter Landgericht unter anderem wegen Landfriedensbruch zu sieben Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden. Nach dem gestrigen ersten Urteil gingen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Verteidiger von Luca in Berufung. Das Frankfurter Landgericht hat daraufhin nicht nur das Urteil des Amtsgerichts bestätigt, sondern es sogar durch die Verschärfung mit einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe intensiviert. Deshalb wird Luca nun der Einstieg in sein Referendariat verwehrt und die Rufe, die dem Staat die Durchführung von Berufsverboten vorwerfen, werden laut.
In den Fluren der Bildungseinrichtungen, wo das Streben nach Wissen und Offenheit gegenüber verschiedenen Perspektiven im Mittelpunkt stehen sollte, verweilt noch immer der Schatten einer dunklen Vergangenheit. Der Griff zu "Berufsverboten" war in der Geschichte Deutschlands keine unbekannte Maßnahme, besonders im Kontext des Radikalenerlasses von 1972.
Berufsverbote bezeichnen staatliche Maßnahmen, die bestimmten Personen den Zugang zu bestimmten Berufen untersagen. In der deutschen Geschichte ist vor allem der Radikalenerlass von 1972 bekannt, der darauf abzielte, vermeintlich extremistische Personen aus dem öffentlichen Dienst, vor allem dem Bildungsbereich, auszuschließen. Dies führte dazu, dass einige Personen aufgrund politischer Überzeugungen oder Aktivitäten ihre berufliche Tätigkeit verloren oder gar nicht erst antreten konnten. Die Frage nach der Legitimität und Anwendung solcher Berufsverbote gibt bis heute Anlass zu Diskussionen. Aber ist das nur ein vergessenes Kapitel oder hat dieser Schatten immer noch Einfluss auf die Lehrerzimmer von heute?
In den Räumen einer Gesamtschule in Frankfurt am Main wirft der Fall des 27-jährigen Pädagogen Luca Fragen auf. Trotz Wertschätzung seitens der Schüler:innen und Kolleg:innen, sieht sich Luca mit einer Ablehnung für das Referendariat konfrontiert. Der Grund hierfür ist eine rechtskräftige Verurteilung zu einer hohen Geldstrafe, resultierend aus einem Vorfall während einer Demonstration am 1. Mai 2021.
Luca bestreitet diese Anschuldigungen vehement und gibt an, er habe lediglich einer verletzten Person helfen wollen. Die Polizei habe nach dem Zünden von Böllern massiv interveniert, woraufhin Luca Rauchtöpfe beiseite warf, jedoch nicht gezielt auf die Polizisten. Der Vorwurf lautete, dass Luca einen Rauchtopf gezielt auf einen Polizisten geworfen haben soll. „Der Vorwurf ist, meiner Meinung nach, eine komplette Konstruktion", erklärt Luca im Gespräch mit Lehrer News. „Dass ich einen, von mir nicht entzündeten, nicht von mir mitgebrachten Rauchtopf weitergekehrt habe, ohne überhaupt zu sehen, wo ich den hinrolle.“
Das Gericht folgte jedoch der Darstellung der Polizisten, die von einem Angriff auf ihren Kollegen sprachen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), deren Mitglied Luca ist, wirft ebenfalls Fragen auf, da der vernommene Polizist in Widersprüche verwickelt scheint und das Bildmaterial der Demonstration den erhobenen Tatvorwurf nicht eindeutig unterstützt. „Der Landeort ist auf dem Video nicht zu sehen und der Zeuge widerspricht sich wiederholt“, beschreibt Luca. Trotz dieser unklaren Beweislage wird ihm der Eintritt in den Vorbereitungsdienst mit Verweis auf mangelnde Eignung verwehrt.
Obwohl das Urteil zu dem Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig war, trägt Luca den Stempel der Vorbestrafung und die Geldstrafe wurde bereits in seinem Führungszeugnis vermerkt. Die Behörde verweigerte daraufhin seine Übernahme ins Referendariat. Sie stützt sich dabei auf das belastende Urteil und begründet die Ablehnung mit seiner mangelnden Eignung. „Ich bin mittlerweile zweimal vom Kultusministerium abgelehnt worden“, erklärt Luca. „Allerdings nicht, wie im Falle der historischen Berufsverbote, auf Grundlage einer Organisationszugehörigkeit, sondern auf dem klassischen Weg: auf Grundlage der Annahme einer Vorstrafe“.
Luca wurde letztendlich zu einer Geldstrafe verurteilt. Am 31. Januar findet sein Berufungsverfahren statt und ihm droht eine Erhöhung der Strafe. Das widersprüchliche an Lucas Fall ist, dass er zur Zeit dennoch an einer Schule lehren darf. „Ich arbeite mit einem TV-H-Vertrag fast Vollzeit. Das Schulamt scheint es also nicht zu stören“.
Auf die Frage, ob Luca etwas an seinem politischen Engagement ändern würde, antwortet er: „Ich habe eher die umgekehrte Erfahrung gemacht, dass ich jetzt angefangen habe, nochmal stärker politisch zu wirken. Ich würde auch nichts an meinem Verhalten auf einer Demonstration ändern, in meinem Fall kam dies nur dazu, weil ich einer schwerverletzten Person helfen wollte“.
Mit der Verschärfung des Urteil auf eine siebenmonatige Haftstrafe verringert sich die Wahrscheinlichkeit immens, dass Luca noch Lehrer werden kann. Trotz der Gerichtsentscheidung hat Luca angekündigt, in Revision zu gehen. Gegenüber Lehrer News sagte er: „Mich bekommt niemand klein“.
Auch die GEW Hessen stimmt Luca in seiner Ansicht zu und schreibt in einem Dringlichkeitsantrag an die Landesdelegiertenversammlung: „Gerade im Schuldienst, wo Kinder und Jugendliche zu Demokratie, Kritikfähigkeit und Meinungsfreiheit erzogen werden sollen, braucht es politisch engagierte Lehrkräfte, die genau das auch leben und nicht nur lehren. Es ist scheinheilig, die Politikverdrossenheit junger Menschen zu beklagen, wenn man ihnen gleichzeitig immer wieder mit Instrumenten wie dem Berufsverbot vor Augen führt, dass politisches Engagement nur in engen Grenzen zulässig ist, und bestraft wird, sobald eine grundlegende gesellschaftliche Kritik enthalten ist“.
Doch woher kommt diese Praxis eigentlich? Ein Blick in die Geschichte hilft, die Ursprünge und die Entwicklung dieser Praxis zu verstehen.
In der deutschen Geschichte sind Berufsverbote, insbesondere im Kontext des Radikalenerlasses (auch bekannt als Extremistenbeschluss) von 1972, als staatliche Maßnahmen bekannt, die darauf abzielt, vermeintliche Verfassungsfeinde insbesondere aus dem linken politischen Lager, vom öffentlichen Dienst auszuschließen. Diese Maßnahmen wurden unter Anwendung des §35 Beamtenrechtsrahmengesetz (BRRG) durchgeführt, der Beamt:innen zur Verfassungstreue verpflichtete. Besonders betroffen war der Bildungsbereich, und der Erlass hatte weitreichende Auswirkungen auf die Berufstätigkeit von Lehrkräften.
Der Radikalenerlass wurde von der Regierungskoalition aus SPD und FDP erlassen und führte dazu, dass Personen, die bestimmten politischen Überzeugungen zugeordnet wurden, ihre berufliche Tätigkeit verloren oder gar nicht erst antreten konnten. Dies geschah durch die Einführung von Regelanfragen beim Verfassungsschutz vor Einstellung oder während bestehender Dienstverhältnisse. Dadurch wurden Bewerber:innen aus dem Dienst entlassen oder nicht eingestellt, wenn sie als verfassungsfeindlich eingestufte Aktivitäten entwickelten. Im Rahmen dieses Erlasses wurden 1250 als linksextrem bewertete Lehrer und Hochschullehrer nicht eingestellt, und etwa 260 Personen wurden entlassen.
Eine politische Übereinstimmung über den Erlass bestand nicht mehr und der Unmut in der Bevölkerung darüber wuchs zunehmend, was 1979 zu seiner einseitigen Aufkündigung führte. Die SPD-regierten Länder hoben den Erlass im Laufe der Jahre stückweise auf. Erst ab 1985 wurde die Regelanfrage komplett abgeschafft, zuletzt 1991 in Bayern. Trotzdem hinterließ der Erlass tiefe Spuren, und die Frage nach der Legitimität und Anwendung solcher Berufsverbote wird bis heute kontrovers diskutiert.
Die GEW Hessen kommentiert: „Auch für die aus den 70er Jahren betroffenen Kolleg:innen ist das Thema weiter aktuell: Ein öffentliches Eingeständnis, dass der Radikalenerlass Tausenden von Menschen die berufliche Perspektive genommen und sie in schwerwiegende Existenzprobleme gestürzt hatte, ist bis heute unterblieben. Eine materielle, moralische und politische Rehabilitierung der Betroffenen hat nicht stattgefunden. Eine politische Auseinandersetzung über die schwerwiegende Beschädigung der demokratischen Kultur durch die Berufsverbotspolitik steht bis heute aus“.
In den meisten Bundesländern wird heute eine sogenannte Bedarfsanfrage beim Verfassungsschutz durchgeführt, wenn sich Zweifel daran ergeben, ob der Bewerber jederzeit für die freiheitliche und demokratische Grundordnung eintreten wird. Im Fall von Luca handelt es sich also nicht um einen klassischen Fall von Berufsverboten, „weil es eben diesen Umweg über den Zivilprozess gibt“, erklärt Luca. „Das ist zumindest ungewöhnlich, aber nicht ganz: zehn bis zwanzig Prozent der früheren Berufsverbotsfälle seit den 1970ern fanden auch auf diesem Weg statt.“ Dennoch hat es für Luca den Eindruck, dass es hier um das gleiche geht: „Um die Ausschaltung von missliebigen Stimmen, die einfach viel Kritik an unserem Bildungssystem haben“.
Auch andere Beispiele wie der Fall von Michael Csaszkóczy, dem aufgrund seiner Mitgliedschaft in einer antifaschistischen Initiative die Einstellung als Lehrer verweigert wurde, oder der von Kerem Schamberger, der aufgrund seiner politischen Haltung als Kommunist keine Stelle als Doktorand erhielt, verdeutlichen, dass das Thema Berufsverbote weiterhin präsent ist. Diese Fälle zeigen auf, dass politische Überzeugungen und Aktivitäten auch heute noch Einfluss auf berufliche Perspektiven im Bildungsbereich haben können.
Die Frage nach der Legitimität und Anwendung von Berufsverboten bleibt somit ein aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema, insbesondere in Zeiten des Lehrermangels. Die Debatte darüber, inwieweit politisches Engagement und persönliche Überzeugungen die berufliche Eignung beeinflussen sollten, ist nicht nur in der Vergangenheit relevant, sondern prägt auch die gegenwärtige Bildungslandschaft. Der Frage, wie politisch Lehrkräfte sein dürfen, gehen wir auch in dem Artikel Proteste gegen Rechts: Wie neutral müssen Lehrkräfte sein? nach.
Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht sich für eine Umgestaltung der Lehrer:innenausbildung aus. Auf einer Fachtagung am Montag haben Vertreter:innen der Gewerkschaft die wichtigsten Eckpunkte einer solchen Reform vorgestellt. Demnach fordert die GEW vor allem den Ausbau der Ausbildungskapazitäten, bessere Studien- und Arbeitsbedingungen sowie die verstärkte Förderung und Weiterbildung von Quereinsteiger:innen und Berufseinsteiger:innen.
Schon seit vielen Jahren macht die GEW auf die reformbedürftige Lehrer:innenausbildung aufmerksam. Mittlerweile wird die Debatte um einen verschärften Lehrkräftemangel ergänzt. Auf der Tagung betont die GEW die Wichtigkeit einer Reform der Lehrerausbildung, da diese unmittelbar mit dem verschärften Lehrkräftemangel zusammenhänge. “Es kann nicht sein, dass die Länder einerseits den Lehrkräftemangel beklagen, andererseits Studienberechtigte am Numerus clausus scheitern und Studierende ihr Studium wegen schlechter Rahmenbedingungen abbrechen“, betont Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender.
Einen zentralen Grund für den Lehrkräftemangel sieht die GEW unter anderem in den schlechten Arbeitsbedingungen. Durch Maßnahmen wie kleinere Klassen, Aufgabenentlastung und bessere Vergütung nach mindestens A13 bzw. E12 soll der Lehrerberuf attraktiver gestaltet werden. Auch das Lehramtsstudium soll durch Reformen mehr Student:innen ansprechen. Um die Ausbildungskapazität auszubauen, sollen “Zulassungsbeschränkungen per Numerus clausus […] überwunden, Zugangsbeschränkungen beim Übergang zum Masterstudium abgeschafft werden”. Die GEW fordert außerdem von den Ländern eine Offenlegung der Berechnungen für den Bedarf an Lehrkräften, um den langfristigen Ausbau an Studienplätzen zu gewährleisten. Weitere Maßnahmen, die das Studium attraktiver gestalten können, beinhalten individuelle Beratungsangebote, die Reduzierung der Prüfungslast sowie eine BAföG-Reform.
Ein weiterer wichtiger Schritt zur Reform ist laut GEW die Weiterentwicklung des Vorbereitungsdienstes. Neben einer deutlich erhöhten Vergütung und der Vermeidung von Wartezeiten nach dem Studium durch mehr Kapazität soll das Referendariat wieder mehr Fokus auf die Ausbildung der angehenden Lehrkräfte legen. Er solle “nicht zur Bedarfsdeckung missbraucht werden”, so die GEW in ihren Forderungen.
Zusätzlich spricht sie sich für die Einleitung von Modellversuchen für ein einphasiges duales Masterstudium mit integriertem Vorbereitungsdienst aus. Bereits 2022 hatte die GEW ähnliche Konzepte für die Ausbildung von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen befürwortet. Jetzt sollen sie für alle Lehrämter eingeleitet werden. “Wenn die Qualität und Wissenschaftlichkeit des Studiums gesichert, Theorie- und Praxisanteile systematisch verzahnt sind und die Gleichwertigkeit der Abschlüsse mit den herkömmlichen Staatsexamina gewährleistet ist, sollten entsprechende Modellversuche auch für andere Lehrämter gestartet werde“, sagt Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung.
Weitere Maßnahmen sollen laut GEW die Beschleunigung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie die Einführung einer mehrjährigen Berufseinstiegsphase sein. Außerdem müssten Quereinsteiger:innen gezielte Nachqualifizierung und Fortbildungsangebote erhalten, um eine gleichwertige Ausbildung wie auf dem Regelweg zu garantieren. Quereinsteiger:innen seien zwar essentiell für den Lehrkräftemangel, aber “die Sicherung der Unterrichtsversorgung darf nicht auf Kosten der Unterrichtsqualität gehen”, wie Anje Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied, betont.
Alle Forderungen könnt ihr hier nachlesen.
Ob alte Klassiker oder moderne Abenteuergeschichten: Bücher faszinieren uns auf vielfältige Weise. Kein Wunder, dass sich Filmemacher oft Geschichten aus Büchern zum Vorbild nehmen, wobei sich mal mehr, mal weniger an die Vorlage gehalten wird. Vor allem die Buchkenner kommen dann oft zum Ergebnis: Das Buch ist besser als der Film. Allerdings gibt es neben den altbekannten Adaptionen, die nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken sind, durchaus zahlreiche Buchverfilmungen, die mühelos mit ihrer literarischen Vorlage mithalten können.
Auch im Unterricht kann das Einsetzen von Buchverfilmung sinnvoll sein. Als Abschlussstunde nach dem Lesen der Lektüre oder für eine Diskussion Buch vs. Film – Buchverfilmungen können auf vielfätige Weise in den Unterricht integriert werden. Vielleicht könnt ihr euren Schüler:innen damit sogar Lust machen, das Buch zu lesen.
In diesem Artikel präsentieren wir euch sechs Buchverfilmungen, die sich nicht nur ideal für einen gemütlichen Filmabend zuhause eignen, sondern auch den Unterricht bereichern und aufwerten können. Von spannender Verbrecherjagd bis zu bedrohlicher Dystopie ist für jede Altersgruppe etwas dabei.
Die beliebte Kinderbuchreihe “Rico und Oskar" wurde schon in drei Filmen adaptiert. Die erste Verfilmung “Rico, Oskar und die Tieferschatten" von 2014 basiert auf dem ersten Band der beliebten Kinderbuchreihe von Andreas Steinhöfel. Die Geschichte handelt von den Freunden Rico, der sich selbst als “tiefbegabt” bezeichnet, und dem hochbegabten Oskar, die in Berlin wohnen und gemeinsam Abenteuer erleben. Zusammen lösen sie Kriminalfälle und gehen auf Verbrecherjagd. Dabei geraten sie allerdings immer wieder in Schwierigkeiten, denn eines Tages verschwindet Oskar spurlos und Rico muss sich auf die Suche nach seinem Freund machen. Die Geschichte ist besonders für junge Kinder ansprechend, da sie von Freundschaft und Vertrauen handelt und durch die Dynamik der jungen Schauspieler absolut authentisch wirkt. Der Film bietet eine gelungene Mischung aus Spannung, Humor und Emotionen, wobei die Handlung geschickt inszeniert wird, um sowohl junge als auch erwachsene Zuschauer anzusprechen. Dabei bleibt der Film aber der Atmosphäre und dem Charme der Buchreihe treu. Falls ihr das Buch in der Schule lest, lohnt sich der Film als Ergänzung optimal. Der Film hat keine Altersbeschränkung und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.
Der Film "Tschick" ist die Adaption des gleichnamigen Romans des Autors Wolfgang Herrndorf von 2010. Der Film wurde 2016 unter der Regie von Fatih Akin veröffentlicht. Die Handlung dreht sich um die beiden jugendlichen Hauptcharaktere Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt "Tschick". Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch Deutschland, wobei sie in einem gestohlenen Lada Niva unterwegs sind. Auf dem Weg begegnen sie verschiedensten Menschen und treffen unter anderem die obdachlose Jugendliche Isa, die sie auf ihrem Trip begleitet. Die Coming-of-Age-Geschichte zeichnet sich besonders durch die Darstellung der Jugendlichen aus, die lernen müssen, wie sie auf sich alleine gestellt neue Herausforderungen meistern müssen. Auch die Bildsprache fängt das Gefühl eines Road-Trips perfekt ein und trägt durch die Landschaften und den Soundtrack zur besonderen Atmosphäre bei. Der Film ist eine gelungene Adaption des Buches und schafft es, die Kernthemen des auf humorvolle und authentische Weise darzustellen. Er ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.
Der Film “Sonne und Beton” (2023) basiert auf dem autobiografischen Roman des Comedians Felix Lobrecht. Die Coming-of-Age-Geschichte spielt im Hochsommer 2003 in Neukölln und erzählt aus dem Leben der vier jungen Protagonisten Lukas, Julius, Gino und Sanchez. Die Ereignisse sind teilweise eins zu eins aus Lobrechts Leben wiedergegeben, teilweise frei erfunden. Wie Lobrecht wachsen die Jugendlichen in Berlin-Gropiusstadt im Plattenbau auf. Ihr Alltag ist von Drogen, Schlägereien und Mädchen geprägt. Auch zuhause haben die Jungs Probleme. Nach einer Schlägerei gerät Julius in Schwierigkeiten und muss seine Freunde um Hilfe bitten.Nicht nur die autobiografische Natur, sondern auch die glaubwürdigen Dialoge sowie die vier jungen Schauspieler lassen die Geschichte real und authentisch wirken. Besonders die Dynamik zwischen den Freunden macht den Film für ein junges Publikum ansprechend. Auch die Musikauswahl passt perfekt zu den 2000ern und wird durch alte und neue Hip-Hop-Tracks ergänzt. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und zum Kauf auf Streaming-Diensten verfügbar.
Das Buch “Die Welle” von Morton Rhue, das 1981 erschienen ist, ist eine der klassischen Schullektüren. Die deutsche Adaption von 2008 zeigt die Geschichte eines Schulprojekts, das als Experiment zum Thema Autokratie startet und am Ende völlig aus dem Ruder läuft. Der Film begleitet die verschiedenen Schüler:innen und Lehrer Herrn Wenger in den folgenden Projekttagen und zeigt, wie ihnen die Welle mit jedem Tag mehr entgleitet. Im Gegensatz zum Buch, das in den USA spielt, findet die Handlung des Films an einer deutschen Schule statt. Somit wird ein besonderer Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus aufgebaut. Während die amerikanische Klasse im Buch durch KZ-Aufnahmen schockiert ist, sind die deutschen Schüler:innen der Meinung, bereits ausreichend aufgeklärt zu sein. Sie sind dem Thema überdrüssig und gehen davon aus, dass sich ein Drittes Reich in der heutigen Zeit nicht wiederholen könne. Dabei setzt der Film die Prämisse zeitgemäß um. Beispielsweise gründen die Schüler:innen Gang-ähnliche Gruppierungen, versprühen Graffitis, verteilen Sticker und verbreiten die Welle im Internet. Der Film schafft sich dadurch von der Vorlage abzuheben und ist eine moderne Adaption, die sich auch perfekt zum Schauen im Unterricht eignet. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.
“The Hate U Give” basiert auf dem 2017 erschienenen gleichnamigen Jugendroman von Angie Thomas. Die 16-jährige Highschool-Schülerin Starr navigiert zwischen zwei Welten: Zuhause im überwiegend von Afroamerikaner:innen bewohnten Stadtviertel Garden Heights und ihrer Schule in einem reichen, weißen Stadtviertel. Für beide Welten spielt sie ”Rollen”, um Konflikte mit der jeweiligen anderen zu vermeiden. Nach einem traumatischen Erlebnis bei einer Polizeikontrolle versucht sie, die Rollen normal weiterzuspielen, allerdings beginnen sich die beiden Welten zu vermischen. Der Film behandelt aktuelle Themen wie Rassismus, Racial Profiling und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner:innen in den USA. Die teilweise gewaltsamen Konflikte werden aus den Augen der Teenagerin gezeigt. Der Film schafft es dadurch, die alltägliche Realität ungeschönt zu zeigen und die damit verbundenen Ängste, Frustration und den Unmut der schwarzen Community aufgrund der systematischen Unterdrückung einem jungen Publikum näher zu bringen. Nicht zuletzt durch die überzeugenden jungen Schauspieler:innen und die glaubwürdigen, zugänglichen Dialoge schafft der Film einen effektiven Zugang zu diesen teils komplexen Themen. Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und im Abo auf Streaming-Diensten verfügbar.
Die im Jahr 1984 erschienene Version des Films “1984“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von 1949 ist auch heute noch ein Paradebeispiel einer dystopischen Welt. Der Film stellt fesselnd den totalitären Überwachungsstaat dar, den der Autor George Orwell damals schuf. Durch raffinierte Kamerabilder und die Verwendung von grauen und tristen Filtern fängt er geschickt die unterdrückende und kontrollierende Macht des fiktiven Staates Ozeanien ein. Der Film bleibt dem Originalwerk eng verbunden und präsentiert den Zuschauer:innen eindringlich die einschüchternden und beklemmenden Situationen, die der Protagonist Winston innerhalb dieser dystopischen Gesellschaft durchlebt. Durch Voiceovers ermöglicht er den Betrachter:innen einen Einblick in Winstons inneren Monolog und vermittelt so die Wiedersprüche, die er in dieser totalitären Welt vorfindet. Wie das Buch erzeugt auch der Film ein beklemmendes Gefühl und ist daher eher für ältere Schüler:innen zu empfehlen, die sich mit anspruchsvollen Themen auseinandersetzen können. Trotzdem ist der Film eine gelungene Adaption, die perfekt die besondere Atmosphäre des Buches einfängt. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben und ist auf DVD, Blu-Ray und zum Kauf auf Streaming-Diensten verfügbar.
Was sind eure liebsten Buchverfilmungen? Schreibt es uns in die Kommentare!
Der Arbeitsalltag als Lehrkraft ist stressig. An manchen Tagen bleibt zwischen Lehrerzimmer und Unterrichtsstunden kaum Zeit zum Verschnaufen. Richtig stressig wird es dann, wenn auch noch eine Vertretungsstunde ansteht und die freie Stunde wegfällt. Dann besteht die Gefahr, dass keine Zeit zum Essen bleibt. Eine einfache Lösung für diesen Fall sollen Trinkmahlzeiten bieten. Leckere Shakes, die versprechen, euch satt zu machen und in kurzer Zeit alle notwendigen Nährstoffe zu liefern? Doch halten sie wirklich, was sie versprechen? Wir haben uns einmal angeschaut, ob sie eine gesunde Option für einen vollgepackten Schultag darstellen.
In den letzten Jahren hat sich ein immer breiteres Angebot an Trinkmahlzeiten im Handel zusammengefunden. In den Supermarktregalen versprechen uns Marken wie yfood, HUEL, Ehrmann, Saturo oder nupo eine vollwertige Mahlzeit, verpackt in meist 500ml Plastikflaschen oder Tetrapaks. Für in der Regel drei bis vier Euro sollen euch die Drinks ausreichend Proteine, Vitamine, Ballaststoffe und Mineralien liefern. Mit wenigen Schlucken werdet ihr satt, seid gut genährt und könnt damit euer Essen ersetzen, so das Werbeversprechen.
In den Onlineshops der Hersteller erhaltet ihr auch kostengünstigeres Pulver in großen Verpackungen, um die Drinks in einem Shaker ganz einfach selbst zusammen zu rühren oder eben zu schütteln. Das erfordert zwar etwas Vorplanung, wenn ihr sie in die Schule mitnehmen wollt, dafür spart ihr etwas Plastikmüll und könnt für euch die richtige Menge abfüllen. Egal welche Variante ihr wählt, verglichen mit Kochen oder Essen gehen/holen, sind Trinkmahlzeiten der wesentlich schnellere Weg. Sie eignen sich damit gerade an den Tagen, an denen euch als Vertretung oder Pausenaufsicht einfach die Zeit und Ruhe zum Essen fehlt. Auch preislich geht das Angebot an Nährstoffen in Ordnung und ihr könnt leicht überblicken, wie viele Kalorien ihr zu euch genommen habt.
Gerade wenn es euch schwer fällt, in stressigen Phasen ans Essen zu denken, können die Drinks eine hilfreiche Lösung sein. Sie sind auch gesünder, als auf Fastfood zurückzugreifen oder sich mit Snacks wie Schokoriegeln durchzufuttern. Geschmacklich sind die meisten Produkte mit Milchshakes vergleichbar und durch klassische Geschmacksrichtungen wie Schoko, Vanille und Erdbeere sehr beliebt. Einige Hersteller haben dazu noch exotischere Sorten im Angebot, nur herzhafte Varianten gibt es keine.
Die meisten Produkte werden mit dem Label “ohne Zucker(-zusatz)” beworben, damit ist dann gemeint, dass kein raffinierter Zucker zugesetzt wurde. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe verrät allerdings, dass in den Kohlenhydraten natürlicher Zucker enthalten ist. Dieser ist nicht kennzeichnungspflichtig. Dafür ist bei den Herstellern das Süßungsmittel Sucralose sehr beliebt. Es schmeckt im Verhältnis 400-mal süßer als Zucker und wird deshalb oft gering dosiert eingesetzt, um der Flüssignahrung den süßen Geschmack zu verleihen. Das Mittel gilt in diesen Mengen zwar als gesundheitlich unbedenklich, es besteht allerdings der Verdacht, dass es unseren Hunger auf Süßes anfeuert. Die Falle für euch wäre, dass ihr nach der Trinkmahlzeit zusätzlich zu Süßigkeiten greift, um diesem Bedürfnis nachzugeben. Gesund ist die Ernährung mit Trinkmahlzeiten in Summe dann nicht mehr.
Auch Maltodextrin ist ein häufig genutzter Inhaltsstoff und eine Zuckerart, die aus Stärke gewonnen wird. Er ist vor allem bei Sportler:innen als schneller Energielieferant beliebt. Wenn ihr diesen Zucker nach dem Verzehr aber nicht in Bewegung setzt, wirkt er wie raffinierter Zucker und ist genauso ungesund. Eine Alternative stellt laut Vergleichstest von FAZ.NET die Bio-Trinkmahlzeit von Bertrand, die ohne Süßstoffe und ohne künstliche Zusätze auskommt. Mit den vielfältigen süßen Geschmacksrichtungen können sie aber nicht mithalten, bieten dafür aber etwas Crunch durch enthaltene Mandelstückchen.
Um zu sagen, wie gesund die Drinks tatsächlich sind, braucht es eine differenzierte Betrachtung. Theoretisch würden sich die Trinkmahlzeiten dazu eignen, die Ernährung langfristig zu decken, sagt Ernährungswissenschaftler Achim Sam gegenüber ikk-classic. Auch in einem Selbstexperiment vom BR-Format PULS Reportage, bei dem die Reporterin eine Woche täglich zwei Mahlzeiten durch solche Drinks ersetzt, bestätigen dies die Blutwerte.
Trotzdem raten Ernährungsexpert:innen nur zum gelegentlichen Konsum der Produkte. Ein Argument ist, dass unser Körperauf feste Nahrung eingestellt ist. Kauen und die Enzyme im Speichel zerlegen unser Essen so, dass es besser vom Körper aufgenommen und verdaut werden kann. Außerdem haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Kauen die Durchblutung im Kopf fördert, sich positiv auf das Nervensystem auswirkt, Stress abbaut und sogar beim Abnehmen helfen kann. Zudem handelt es sich schlicht um verarbeitete Produkte, bei denen beispielsweise gesunde sekundäre Pflanzenstoffe verloren gehen, so Sam. Er weist auch darauf hin, dass natürliche Vitamine und Mineralstoffe vom Körper besser verwertet werden können. Auch unser Magen ist darauf ausgelegt, die Nahrung erst zu zerkleinern und mit Verdauungssäften zu durchmischen. Bei der Flüssignahrung fehlt die Zeit für diesen Verdauungsprozess, weil die Magenentleerung schneller beginnt.
Als Mahlzeitersatz-Produkte unterliegen die Drinks der Diätverordnung, weshalb sie sogar alle essentiellen Nährstoffe enthalten müssen. Paradoxerweise können sie dadurch das Gegenteil eines Diätziels bewirken, da sie zu Überernährung verführen. Trinkmahlzeiten sollten euer Essen daher für die jeweilige Mahlzeit ersetzen und nicht als Ergänzung zwischendurch, schluckweise gesnackt werden. Wenn ihr aber mehrere eurer täglichen Mahlzeiten durch Drinks ersetzen würdet, wären einzelne Nährstoffe möglicherweise überdosiert. Über einen längeren Zeitraum kann das für den Körper ungesund sein. Greift ihr auf Trinkmahlzeiten zurück, solltet ihr also im Blick behalten, wie sich das mit eurer sonstigen Ernährung ergänzt.
Es gibt auch noch einen weiteren Grund, warum sich Zeit für richtiges Essen zu nehmen, wertvoll ist. Das Beißen und der Geschmack verschiedener Lebensmittel ist gut für den Kopf, weil es die Sinne anregt. Zwar ist die Flüssignahrung sättigend, aber es kann sein, dass euch das feste Essen fehlt und ihr zusätzlichen Heißhunger bekommt. Essen ist schließlich auch ein Genuss und die Lebensmittelvielfalt ist eben viel größer als die einer Flüssigkeit mit ein paar verschiedenen Aromen.
Dauerhaft ersetzen können Trinkmahlzeiten eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht. Zumindest bei langfristiger, regelmäßiger Einnahme gibt es gesundheitliche Bedenken. Hin und wieder ist es aber kein Problem, wenn ihr in stressigen Phasen auf die Flüssignahrung zurückgreift. Es lohnt sich jedenfalls, einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen – je weniger Zucker und Süßungsmittel, desto besser. Und ihr solltet darauf achten, dass ihr wirklich eine Mahlzeit damit ersetzt und die Flüssignahrung nicht als zusätzlichen Snack konsumiert. Ob der süße Geschmack für euch das Richtige ist, oder ihr davon noch mehr Lust auf ungesunde Süßigkeiten bekommt, müsst ihr selbst rausfinden. Letztlich ist es wie bei fast allem: Die Menge macht's. Eine gute ausgewogene Ernährung besteht nicht nur aus einem Nahrungsmittel, auch wenn die Drinks ausgewogen zusammengestellt sind. Und wenn ihr euch die Zeit nehmt, etwas Festes zu essen, dann verschafft ihr euch damit auch eine Pause. In euren Arbeitsalltag tut die Ruhephase oder der sich ergebende Austausch mit Kolleg:innen sicher gut.
Findet ihr an euren Arbeitstagen die Zeit, um in Ruhe zu essen? Oder habt ihr schon mal auf eine Trinkmahlzeit zurückgegriffen? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare.
Nach den jüngsten Äußerungen des Koordinators der PISA-Studien, Andreas Schleicher, fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die KMK auf, weitere Teilnahmen Deutschlands an PISA auszusetzen, solange Andreas Schleicher der internationale PISA-Koordinator ist.
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Keine Bildungsstudie wird in Deutschland so öffentlichkeitswirksam rezipiert wie PISA. Deren Koordination und Kommunikation geht mit einem hohen Maß an Verantwortung einher. Wir haben kein Vertrauen mehr in die seriöse Interpretation der PISA-Daten durch deren internationalen Koordinator Andreas Schleicher. Mit seinen Äußerungen, dass der Lehrerberuf intellektuell nicht anspruchsvoll sei, Lehrkräfte ‚Befehlsempfänger´ seien und sich ein Beispiel an China nehmen sollten, wird er seiner Verantwortung nicht gerecht.“
Die den Lehrkräften von ihm zugeschriebene Aufgabe, dass die Schule die Probleme der Gesellschaft lösen solle, könne keine Lehrkraft und keine Schule erfüllen. Zusammen mit Schleichers fortgesetztem Lob der Schulsysteme undemokratischer Staaten könnte man zudem annehmen, dass der PISA-Koordinator dem Missbrauch schulischer Bildung durch totalitäre Systeme nachgerade das Wort rede.
„Ob sich die seriöse empirische Bildungsforschung von dem Schaden und Vertrauensverlust erholt, den Andreas Schleicher ihr in Deutschland zufügt, bezweifeln wir. Es liegt nun in der Verantwortung der KMK, ob sie sich vor ihre Lehrkräfte stellt oder weiter zusehen will“, so Lin-Klitzing, die damit die KMK zum Handeln auffordert.
Schnaufen, schmatzen, fauchen und markerschütternde Schreie — welches Tier kommt euch hier in den Sinn? Ein Tiger, Löwe oder Esel? Bestimmt nicht der Igel, aber um genau den soll es heute gehen. Über diese kleinen süßen Tiere gibt es viel zu wissen und lernen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die 8.000 Stacheln der Igel hohl sind? Oder dass Igel laktoseintolerant sind und Milch für sie giftig sein kann?
In Zusammenarbeit mit Pro Igel e.V. zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr den Lebensraum der Igel zusammen mit euren Schüler:innen naturnah gestalten könnt.
Die Tiere sind nicht nämlich nur süß anzusehen, sondern spielen auch eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem, da sie Insekten, Würmer, Larven und Schnecken fressen und den Garten somit von Schädlingen befreien. Jedoch nimmt der Bestand der Igel ab, und in einigen Ländern werden sie sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Modernisierte Land- und Forstwirtschaft haben dazu geführt, dass ihre Lebensräume schwinden, weshalb es immer wichtiger wird, sich aktiv für den Schutz dieser faszinierenden Tiere einzusetzen. Pro Igel e.V. schätzt die Situation der Igel ebenfalls als prekär ein: „Der Lebensraum des Igels ist schon lange nicht mehr in Ordnung. Haus- und Kleingärten, sowie Parks und öffentliche Grünanlagen sind fast die letzten Rückzugsräume des Wildtiers in unserer Nachbarschaft. Doch dort schwinden Lebensraum und insbesondere deren Qualität.“
An dieser Stelle könnt ihr Initiative ergreifen, indem ihr zum Beispiel den Schulgarten zusammen mit eurer Klasse igelfreundlicher gestaltet, ein Bewusstsein schafft und eure Schüler:innen für die Bedeutung des Igels sensibilisiert.
Der Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e.V., Pro Igel, engagiert sich bundesweit für den Schutz der Igel. Die Organisation informiert die Öffentlichkeit über die Probleme der Igel und fördert Maßnahmen zu ihrem Schutz. Darüber hinaus unterstützt er Vorhaben zur Erforschung von Verhalten, Biologie und Lebensräumen der Tiere. Der Verein setzt sich für die qualifizierte Betreuung notleidender Igel ein, sammelt und vermittelt relevante Informationen.
„Ohnehin werden Lebensräume für Igel qualitativ immer schlechter und kleiner. Es kann durchaus helfen, Schulhöfe oder Schulgärten so zu gestalten, dass Igel sich von selbst dort einstellen und möglicherweise in der Dämmerung dort auch beobachten lassen“, sagen Heike Philipps und Ulli Seewald, Vorsitzende und Geschäftsführer, von Pro Igel e.V. im Gespräch mit Lehrer News. Und Schulhöfe eignen sich perfekt dafür, da deren Fläche „in Deutschland insgesamt gesehen sehr groß [ist], jedoch überwiegend versiegelt, lieb- und baumlos.“ Phillips und Seewald sehen in den Schulhöfen jedoch ein großes Potential, da deren Fläche kaum wirklich genutzt wird – während der Ferien zum Beispiel gar nicht. „Solche Flächen zu entsiegeln und aufzuwerten nützt allen Lebewesen und ermöglicht Schülerinnen und Schülern den Blick auf die Natur quasi vor der Schultür, besonders denen, die genau das vor der eigenen Haustür kaum mehr erfahren.“
Wir geben euch Tipps, was ihr für einen igelfreundlichen Schulgarten beachten solltet und wie ihr diesen gestalten könnt.
Zum einen ist die naturnahe Gestaltung des Gartens essenziell. Dadurch werden den Igeln fast automatisch Nahrung, Unterschlüpfe und Nistmöglichkeiten geboten. Dies könnt ihr mit einfachen Mitteln erreichen, indem ihr den Garten für Igel zugänglich macht. Die Freizügigkeit der Tiere ist enorm begrenzt, da „Menschen alles dicht machen“, sagen Phillips und Seewald, „Vielerorts ist am Gartenzaun Endstation: Kleinsäuger, Kröten und Jungvögel kommen gar nicht mehr rein.“ Dies könnt ihr umgehen, indem ihr Hecken und Lattenzäune als Abgrenzung nutzt und auf Drahtzäune verzichtet. Denn wenn diese bis zum Boden reichen, können sich die Igel sehr leicht darin verfangen.
Indem ihr einheimische Pflanzen in eurem Schulgarten pflanzt, könnt ihr den Lebensraum der Igel ebenfalls naturnah gestalten. Einheimische Pflanzen sind besser an die Böden und das Klima in Deutschland angepasst und bieten einen Lebensraum für Insekten, Vögel und eben auch Igel. Exotische Pflanzen mögen zwar schön aussehen, sind jedoch wenig nützlich für die einheimische Tierwelt.
Zudem könntet ihr natürliche Unterschlüpfe durch dichte Hecken und Laubhaufen schaffen, in denen sich die Igel zurückziehen können. Natürliche Unterschlüpfe wie zum Beispiel Baumwurzelhöhlen solltet ihr ebenfalls unbedingt erhalten. Im Herbst ist es sinnvoll, sich mit Aufräumarbeiten zurückzuhalten und das Laub unter Büschen und Hecken liegen zu lassen, da Igel diese ebenfalls als Unterschlupf nutzen. Außerdem freuen sich die Tiere, wenn ihr ihnen ermöglicht, eine Stelle zum Trinken zu finden. „Igel und Co. haben kaum noch Zugang zu öffentlichen Wasserstellen“, sagen Phillips und Seewald. „Deshalb solltet ihr einen Teich, wenn er vorhanden ist, unbedingt beibehalten. Ein flacher Uferbereich hilft Igeln in trockenen Sommern, zu überleben.“ Da ein Teich nicht immer vorhanden ist und Risiken für Schüler:innen birgt, könnt ihr auch auf Schalen mit frischem Wasser zurückgreifen.
Habt ihr bereits einen igelfreundlichen Schulgarten, könnt ihr diesen mit einfachen Hilfsmitteln weiter aufwerten, indem ihr zum Beispiel auf umweltfreundliche Pflegepraktiken zurückgreift. Verwendet keine Pestizide oder Unkrautvernichter, um so die Nahrungskette der Igel zu schützen. Sollten die Schädlinge im Schulgarten jedoch überhand nehmen, setzt lieber auf ökologisch verträgliche Methoden. Düngen könnt ihr auch mit Rindenmulch oder Komposterde — ihr müsst also nicht auf Kunstdünger zurückgreifen.
Auf kurzgemähtem Rasen finden Igel leichter Nahrung, zum Beispiel Würmer und Insekten. An den Gartenrändern und im Gebüsch solltet ihr jedoch höchstens zwei Mal im Jahr mähen, damit ihr den Lebensraum der Igel nicht zerstört. Und vergesst nicht, vorher gründlich zu untersuchen, ob sich vielleicht gerade ein Igel darin aufhält!
Ihr könnt zudem auch gezielt Bereiche schaffen, in denen sich die Igel zum Nisten und Ruhen aufhalten können. Dazu könnt ihr unter anderem Igelhäuser anbieten: selbstgebaute oder gekaufte Igelhäuser bieten zusätzlichen Schutz für die Igel. Pro Igel e.V. stellen auf ihrer Seite Anleitungen für verschiedene Igelunerschlüpfe zur Verfügung, die ihr so mit eurer Klasse zum Beispiel im Werkunterricht nachbauen könnt. Künstliche Unterschlüpfe sollten jedoch einmal jährlich nach dem Winterschlaf gesäubert und mit neuem Nistmaterial befüllt werden.
Wenn ihr den Igeln Futter zukommen lassen wollt, rät Pro Igel e.V. von einer ganzjährigen Fütterung ab, da es für die natürliche Nahrung noch keinen vollwertigen Ersatz gibt: „Die Fütterung von Igelpfleglingen geht nicht mal eben mit billigem Discounter-Katzenfutter, sondern muss in der Zusammensetzung den Bedürfnissen des Wildtiers entsprechen – das ist auch kein Nebenschauplatz.“ Die Fütterung sollte also nur im Notfall passieren und sowohl zeitlich als auch mengenmäßig begrenzt sein. Ihr könnt zum Beispiel im Herbst eine abendliche Futterstelle einrichten — dabei solltet ihr maximal über drei Wochen zwei bis drei Esslöffel artgerechtes Futter bereitstellen. Die zeitliche Begrenzung ergibt sich daraus, dass Igel Winterschlaf halten und nicht künstlich wach gehalten werden sollten. Diese Tatsache lässt sich auch gut in den Biologieunterricht integrieren, wenn ihr den Winterschlaf der Tiere thematisiert.
Des „Igels „Lebensmotto“ ist: Nisten – fressen – sich verstecken – und sich fortpflanzen“, sagen Phillips und Seewald. „Also kann nur die Schaffung und Erhaltung von durchgängigem Lebensraum für Igel & Co. nachhaltige Hilfe bedeuten. So lässt sich auch die Zahl in Not geratener Tiere minimieren. Vorbeugen ist besser als helfen und heilen!“
„Menschen entfernen sich immer mehr von der Natur - hier sind Bemühungen wichtig, Schulkinder wieder an die Natur heranzuholen, ihnen zu zeigen, dass Blätterhaufen, Hecken und Bäume nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen und damit auch auf dem Schulhof wichtig und nützlich sind“, erklären Phillips und Seewald im Gespräch mit Lehrer News. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Gründung einer Igel-AG, die euch und euren Schüler:innen den Raum gibt, zu lernen und einen Lebensraum zu gestalten. Ihr könnt die AG nutzen, um die Igel gemeinsam mit den Schüler:innen in der Dämmerung zu beobachten. Phillips und Seewald schlagen zudem vor, dass: „Schulkinder einen künstlichen Bachlauf oder eine Vogelbadewanne modellieren könnten, zudem ließe sich eine Schüler-AG anregen, die Igelunterkünfte im Werkunterricht baut, die sich beim Sommerfest oder beim Tag der offenen Tür verkaufen lassen.“ Eure Schüler:innen können so ein tiefes Naturverständnis entwickeln und ein starkes ökologisches Bewusstsein aufbauen.
Die Igelthemen können auch in den regulären Schulunterricht integriert werden. Fächer wie Biologie, Umweltkunde oder Ethik bieten die ideale Plattform, um das Wissen über Igel zu vertiefen und mit dem AG-Geschehen zu verbinden. Auf der Seite von Pro Igel e.V. findet ihr reichlich Materialien, wie Flyer und Merkblätter, die ihr euch herunterladen könnt. Zudem gibt es dort weitere Veröffentlichungen, die noch weiter in die Tiefe gehen und die ihr euch (kostenpflichtig) als Unterstützung für euren Unterricht bestellen könnt.
Die Begegnung mit einem hilfsbedürftigen Igel im Schulgarten ist zweifellos eine bewegende Situation. Doch bevor ihr euch selbst an die Pflege dieser faszinierenden Tiere wagt, ist es ratsam, Rat von Expert:innen einzuholen. Ihr könnt euch dafür an eine nahegelegene Igelstation oder Tierexperten wenden. Durch diese Kooperation sichert ihr nicht nur das Wohl der Igel, sondern auch die Beachtung ihrer spezifischen Bedürfnisse und die Einhaltung aller notwendigen Pflegestandards.
„Es muss nicht Fridays for Future und laut sein, es geht schon im Kleinen. Kinder sollen, ja müssen wieder lernen, Natur als Wert zu erkennen und damit Nachhaltigkeit zu fördern!“, sagen Phillips und Seewald im Gespräch mit Lehrer News. „Wildtiere von den Bienen bis zu den Igeln kann man ansiedeln helfen. Beeren, Salat und Erbsen kann man anpflanzen und ernten, nicht nur im Supermarkt kaufen.... um nur weniges praktisch zu nennen. Und dann macht das alles den jungen Menschen auch noch Spaß!“
Habt ihr im Unterricht schon mal Igel behandelt? Und habt ihr sogar einen igelfreundlichen Schulgarten? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Die Rolle von Lehrer:innen hat sich in den letzten Jahren entscheidend verändert, da digitale Werkzeuge nicht nur Einzug in den Unterricht, sondern auch in die Verwaltung von Schülerdaten gefunden haben. In diesem Zusammenhang gewinnt der Datenschutz eine herausragende Bedeutung, die weit über die bloße Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinausgeht. Die Einführung digitaler Technologien im Klassenzimmer ermöglicht nicht nur innovative Lehrmethoden, sondern eröffnet auch den Zugang zu einer Fülle von Ressourcen. Gleichzeitig steigt jedoch die Verantwortung der Lehrer:innen, sensibel mit personenbezogenen Daten umzugehen.
Der 28. Januar ist der europäische Datenschutztag, der das Ziel verfolgt, das Bewusstsein der Menschen in Europa für die Erhebung und Verarbeitung ihrer persönlichen Daten zu schärfen. Die Sensibilisierung soll nicht nur das Verständnis darüber fördern, welche Daten von wem und zu welchem Zweck gesammelt werden, sondern auch die eigenen Rechte im Umgang mit diesen Daten verdeutlichen.
Deshalb schauen wir uns heute an, welche Aspekte für euch als Lehrkräfte in Bezug auf den Datenschutz im Schulalltag relevant sind. Dabei gibt es viele Punkte, die zu beachten sind, um die Integrität und den Schutz von Schülerdaten zu gewährleisten.
Datenschutz in der Schule bedeutet, dass ihr sicherstellt, dass die persönlichen Informationen aller Beteiligten, einschließlich Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern, geschützt und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Das Hauptziel dabei ist es, die Vertraulichkeit und die Kontrolle über persönliche Informationen zu wahren.
In der Schule fallen viele Arten von persönlichen Daten an, wie zum Beispiel Noten, Kontaktdaten, Gesundheitsinformationen und Fotos. Es ist wichtig, dass ihr diese Daten vor unautorisiertem Zugriff schützt und sie ausschließlich für schulische Zwecke verwendet.
Der Datenschutz in der Schule beinhaltet nicht nur das Befolgen von Gesetzen, sondern auch das Beachten von ethischen Grundsätzen. Achtet darauf, dass Schüler:innen, Eltern und andere Beteiligte darüber informiert sind, wie ihre Daten verwendet werden, und dass ihr dafür deren Zustimmung einholt, insbesondere bei sensiblen Informationen.
Die Verantwortlichkeiten in der Schule sind dabei in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) klar aufgeteilt: Der Schulträger ist für die IT-Ausstattung verantwortlich, während die Schulleitung für interne Schulangelegenheiten und den Datenschutz zuständig ist. Zudem sollte jede Schule einen Datenschutzbeauftragten bestellen, der die Leitung bei ihren Aufgaben unterstützt.
Es ist wichtig zu betonen, dass der IT-Admin und der Datenschutzbeauftragte nicht dieselbe Person sein sollten, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. Der Datenschutzbeauftragte sollte außerdem nicht mit Tätigkeiten betraut werden, die zu Interessenkonflikten führen könnten. Im Gespräch mit dem deutschen Schulportal sagt Schulrechtsexperte Tomas Böhm: „Solche Interessenkonflikte kann es bei der gleichzeitigen Wahrnehmung der Aufgaben als IT-Admin und Datenschutzbeauftragter nach meiner Auffassung geben.“
Als Lehrkraft ist es wichtig, dass ihr die Einwilligung der Schüler:innen oder ihrer Eltern für die Verarbeitung bestimmter Daten einholt. Die Einwilligung sollte freiwillig erfolgen, und die Betroffenen müssen über den Zweck, die Übermittlung und die Möglichkeit des Widerrufs informiert werden. Es ist empfehlenswert, dass ihr die Einwilligung schriftlich einholt. Diese gilt bis zum Ende der Schulzeit und kann jederzeit widerrufen werden. Schüler:innen gelten als einwilligungsfähig, sobald sie 16 Jahre alt sind. Generelle Einwilligungen für mehrere Jahre sind nicht zulässig, und Einwilligungen für Fotos müssen zweckgebunden sein. An dieser Stelle zeigen wir euch, wie ihr in einigen exemplarische Situationen vorgehen solltet:
Für das Veröffentlichen und Schießen von Fotos von Schüler:innen ist die Einwilligung der Erziehungsberechtigten erforderlich. Ab 14 Jahren ist zusätzlich die Einwilligung der Jugendlichen selbst notwendig. Auch der Schulfotograf benötigt eine Einwilligung. Bei Schulfesten dürfen Eltern für das Familienalbum fotografieren, jedoch ist die Veröffentlichung in sozialen Medien untersagt. Die Schule muss die Teilnehmer:innen informieren und den Verwendungszweck sowie die Informationspflichten angeben.
Das Versenden von E-Mails an die Eltern ist natürlich ohne Einwilligung legitim. Achtet jedoch darauf, vertrauliche E-Mails an einen geschützten E-Mail-Verteiler zu senden. Eine Möglichkeit wäre es, die Empfänger-Adressen per bcc, also als Blindkopie, zu versenden.
Die Kontaktdaten der Erziehungsberechtigten dürfen durch die Schulverwaltung erst an die Elternvertretung weitergegeben werden, wenn die Eltern vorher ihre Einwilligung gegeben haben. Die Kontaktdaten könnt ihr am besten direkt beim Klassenpflegschaftsabend erheben.
Jegliche Weitergabe von Schülerdaten an Dritte, einschließlich Privatpersonen und Stellen außerhalb des öffentlichen Bereichs, ist untersagt. Eine Einwilligung oder Schweigepflichtentbindung ist erforderlich, wenn eine Weitergabe an Schulbegleitungen oder Betreuungspersonen erfolgen soll.
Als Lehrer:in ist es wichtig, sensibel mit der Erfassung und Verarbeitung von Schülerdaten umzugehen. Schulinterne Systeme, Software und Plattformen sollten dabei verantwortungsbewusst genutzt werden. Was ihr über die Weitergabe bestimmter Daten im Schulkontext wissen solltet, zeigen wir euch an dieser Stelle.
Die Online-Einsicht in den Vertretungsplan ist zulässig, jedoch abhängig von verschiedenen Faktoren. Zum einen sollte der Zugang beschränkt und nicht für alle Schulangehörigen einsehbar sein. Außerdem sollten die übermittelten Daten keine sensiblen Informationen enthalten. „Unterlassen sollte man möglichst auch die Angabe von Namen, es genügt, wenn deutlich ist, welches Fach entfällt und ob es eine fachbezogene Vertretung gibt oder stattdessen ein anderes Fach unterrichtet wird“, rät Böhm.
Das namentliche Aufrufen von Schüler:innen bei Ordnungsmaßnahmen ist nicht erlaubt. Stattdessen müsst ihr diese persönlich ansprechen.
Auch die Noten dürft ihr nicht laut im Klassenzimmer vortragen, stattdessen ist eine persönliche Mitteilung erforderlich, um die Privatsphäre der Schüler:innen zu schützen.
Bei der Veröffentlichung von personenbezogenen Daten auf der Schulhomepage solltet ihr stets beachten, dass diese im Internet veröffentlicht werden und somit weltweit jeder Zugang zu diesen Informationen hat. Deshalb ist bei der Veröffentlichung von Namen und/oder Bildern stets die Einwilligung von Eltern und Schüler:innen notwendig.
Ein anderer Fall ist es bei Mitgliedern der Schulelternvertretung und der Schülervertretung — diese dürfen ohne Einwilligung genannt werden. (Bei Klassensprecher:innen ist dies jedoch nicht der Fall). Berichtet ihr auf der Schulhomepage über besondere Ereignisse, dürft ihr die Namen der Teilnehmer:innen nur dann ohne Einwilligung nennen, wenn diese Person in ihrer Funktion als Vertreter:in der Schule an dem Ereignis teilgenommen hat.
Die Nutzung privater Geräte für schulische Zwecke gestaltet sich in den meisten schwierig, ist jedoch grundsätzlich erlaubt. Es gibt jedoch einige Aspekte, die ihr dabei beachten solltet.
Zum einen bedarf es der Genehmigung der Schulleitung, solltet ihr ein privates Gerät für den Schulalltag nutzen wollen. Bezüglich des Datenschutzes bei der Heimarbeit gelten für euch die gleichen Regeln wie auch für die analoge Datenverarbeitung. „Die Verarbeitung muss zur Erfüllung schulischer Aufgaben erforderlich sein“, sagt Böhm und gibt auch den Tipp, dass Lehrkräfte „darauf bestehen, dass ihnen ein dienstliches Gerät zur Verfügung gestellt wird.“ Grund dafür sind die vielen Vorgaben und technischen Voraussetzungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind und teils nur schwer zu erfüllen sind.
Auch für Leihgeräte gibt es Verträge, in denen Regelungen formuliert sein sollten, wie zum Beispiel die Haftung und Verbote für bestimmte Inhalte: „Zu den Nutzungsbedingungen gehört zum Beispiel das Verbot, verfassungsfeindliche, rassistische, gewaltverherrlichende oder pornografische Inhalte abzurufen, zu speichern oder zu verbreiten“, spezifiziert Böhm.
Eine Datenschutzverletzung liegt vor, wenn Schüler-, Lehrer-, oder Elterndaten ohne (wirksame) Einwilligung erhoben, gespeichert oder verarbeitet werden. Auch die Nutzung unsicherer Software oder ungeschützter Übermittlungswege stellt eine Datenschutzverletzung dar. Sollte dies passiert sein, solltet ihr sofort handeln und diese umgehend an die Aufsichtsbehörde melden.
Schwere Datenschutzverletzungen müssen von euch gemeldet werden, da Verstöße als Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten geahndet werden können. Dabei sind Geldbußen bis in Millionenhöhe oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahre möglich.
Zu eurer Beruhigung: Gegenüber Lehrkräften und Schulleitungen können Bußgelder im Normalfall nicht verhängt werden, da euch dafür ein vorsätzliches Handeln nachgewiesen werden muss. Böhm findet ebenfalls beruhigende Worte: „Schulleitungen und Lehrkräfte erfüllen sicherlich nicht die Voraussetzungen für Verstöße gegen den Datenschutz, die mit einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe geahndet werden. Sie müssten dann beispielsweise gewerbsmäßig handeln oder gegen Entgelt oder in der Absicht, sich zu bereichern oder andere zu schädigen.“
In der Praxis reagiert die Schulaufsicht in der Regel mit Hinweisen und Weisungen, nur bei schwerwiegenden Fällen und Uneinsichtigkeit können disziplinarrechtliche Maßnahmen ergriffen werden.
Die Sensibilisierung für Datenschutzbestimmungen, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die ethisch verantwortungsbewusste Handhabung persönlicher Informationen sind eine herausfordernde Aufgabe, bei der viel zu beachten ist. Hattet ihr schon Kontakt mit datenschutzrechtlichen Problemen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Heute gedenken wir der Opfer des Holocaust. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die Nationalsozialisten ermordeten dort zwischen 1942 und 1944 über eine Million Menschen. Gerade in Zeiten, in denen ein Rechtsruck in ganz Europa erlebt wird, ist es wichtig, zu erinnern – an all die Leben, die der NS-Völkermord nahm und an das, was Rassismus anrichten kann. Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust werfen wir einen Blick auf den Stand der Wissensvermittlung und Bildungsarbeit rund um das Thema.
Die Berichte von Zeitzeugen sind von unermesslichem Wert für sowohl Bildungsarbeit als auch Geschichtsschreibung, denn ein akkurates Abbild der Zeit und der Geschehnisse können wir nicht erlangen. Einen kleine Auswahl online einsehbarer Zeitzeugenberichte findet sich beispielsweise in diesem Slidepost der Deutschen Welle. Doch 80 Jahre nach Kriegsbeginn bleiben immer weniger Holocaust-Überlebende, die über die Jahre vor 1945 berichten können. Einige Projekte und Institutionen haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Erinnern fortzuführen und auf moderne Art zu präservieren.
Abgesehen davon, den letzten Überlebenden Gehör zu verschaffen, liegt die greifbarste Möglichkeit des Erinnerns in der Begehung der Orte, von denen sie erzählen. Der Besuch von Konzentrationslagern ist ein essenzieller Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Die Gedenkstätte Bergen-Belsen hat als eines der zentralsten ehemaligen Konzentrationslager eine besondere Initiative ins Leben gerufen, die Besucher:innen um ein Vielfaches näher an die Geschichte des Ortes bringt: Hier kann man mit VR-Brillen (Virtual Reality) mittels Augmented Reality entdecken, wie das Gelände und die dortigen Gebäude ursprünglich ausgesehen haben. In einem kurzen Projektfilm des BR sind Eindrücke der zugehörigen Augmented Reality-App zu finden.
Auch das Konzentrationslager Sachsenhausen setzt auf die Möglichkeiten der VR: Hier kann man dem jüdischen Zeitzeugen Ernst Grube “gegenübertreten”. Das ganze funktioniert mit einem volumetrischen Interview. In der Pressemitteilung des KZ Sachsenhausen heißt es dazu: "Der 'begehbare Film' lädt nachfolgende Generationen auf einzigartige Art und Weise dazu ein, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das virtuelle Zeitzeugenprotokoll leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur."
Der klassischste Berührungspunkt für Schüler:innen ist seit Generationen der gemeinsame Besuch einer Gedenkstätte bzw. eines ehemaligen KZ. Umfragen zufolge sind Besuche von Gedenkstätten jedoch meistens noch nicht verpflichtend. Um die Erinnerungskultur der NS-Zeit trotz dieser Entwicklung auch für jüngere (Schüler-)generationen am Leben zu halten, ist beispielsweise der Bildungsreferent Christoph Mauny in der Bildungsarbeit zur Thematik aktiv. Mit innovativen Projekten zur Erinnerung an den Holocaust möchte er Jugendliche aktiv miteinbinden.
Ein weiterer, etwas unkonventioneller Zugang zur Erinnerungskultur ist das PC-Spiel “Through the Darkest of Times.” Es handelt sich dabei laut Watson.de um ein interaktives Computerspiel, bei dem man sich auf der Seite des Widerstands durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs kämpft. Vor einer Empfehlung an jugendliche Schüler:innen solltet ihr euch jedoch erst selbst einen Überblick über das Spiel verschaffen, sowie dieses unbedingt mit der Klasse vor- und nachbesprechen, wie ein Historiker auch dem Spiegel gegenüber rät.
Ähnlich nah an der Lebensrealität von Schüler:innen angesiedelt ist die TikTok-Shoah-Bildungsinitiative: Die Initiative möchte mit verschiedenen Workshopreihen in Zukunft näher auf Schulen zugehen, um in Zusammenarbeit mit mittlerweile 14 Holocaust-Gedenkstätten “neue Zielgruppen zu erreichen und die notwendige Erinnerungskultur über Generationen hinweg weiterzutragen,” wie einer Meldung des TikTok-Newsroom entnommen werden kann. Das Projekt und vor allem die Plattform TikTok als eher unerwarteter Kooperationspartner schlägt bereits Wellen, die Optimismus zum gemeinsamen Vorhaben offenlegen: Israels Botschafter zeigt sich “beeindruckt, mit welchem Engagement TikTok und alle Beteiligten der Initiative diese riesige Plattform nutzen, um über den Holocaust aufzuklären und zu erinnern. Museen und Gedenkstätten erreichen damit junge und ganz neue Zielgruppen. Für die Weitergabe der Erinnerung an die Shoah ist dies ungeheuer wichtig. Dafür bin ich Ihnen allen sehr dankbar.”
Auf der Website des Deutschen Bildungsserver sind außerdem einige Materialien und Arbeitsblätter zu finden, die euch bei der Behandlung des heutigen Gedenktag der Opfer des Holocaust in eurem Unterricht unterstützen. Auch auf Lehrer-News findet sich bereits eine Sammlung an Ressourcen zur Holocaustvermittlung im Unterricht. Verknüpft zu diesem Themenblock und der derzeitigen gesellschaftlichen Brisanz sei an dieser Stelle auch auf das politische Neutralitätsgebot hingewiesen, das für euch als Lehrkräfte besteht. Näheres dazu, wie aktiv ihr beispielsweise in den “Protesten gegen rechts” sein dürft, findet ihr in unserem Artikel dazu.
Nicht zuletzt ist noch einmal ein kleiner Appell dazu sehr wichtig: Als Lehrkräfte seid ihr in den meisten Fällen die ersten Personen, die junge Schüler:innen in Kontakt mit diesem Teil der Geschichte bringen. Auch wenn es zum Standardrepertoire einer umsichtigen Unterrichtsführung gehört, kann es besonders bei dieser Thematik daher nicht schaden, ein genaues Auge auf die Emotionen und Fragen eurer Schüler:innen zu haben – die Art, wie ihnen hierbei begegnet wird, kann prägend dafür sein, wie sie im weiteren Verlauf von Schulkarriere und Leben die Wichtigkeit einer lebendigen Erinnerungskultur erachten. Das berühmte Zitat des Überlebenden Max Mannheimer wird für immer treffend bleiben: "Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon."
Der Lehrermangel ist eines der größten Probleme im deutschen Bildungssystem und fast alle Menschen im Land sind sich dessen bewusst. Zumindest sagen das die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des NDR, bei der 89 Prozent dieses Thema als ein Kernproblem ausmachen. Wir wollen die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung zum Mangel, der Gewinnung und Überlastung von Lehrkräften aufgreifen. Etwas Hoffnung macht eine Info der Bertelsmann Stiftung, die prognostiziert, dass die Demografie das Personaldefizit zumindest an den Grundschulen bald erledigen könnte.
Für sein Format “#NDRfragt” hat der öffentlich-rechtliche Sender über 17 Tausend Personen nach ihrer Einschätzung zum Schulbetrieb in ihren Bundesländern befragt. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf Norddeutschland und die Umfrage ist auch nicht repräsentativ, jedoch wurde versucht, Verzerrungen sofern möglich heraus zu rechnen. Ein interessantes Stimmungsbild kann die Befragung auf jeden Fall bieten. Immerhin 40 Prozent gaben an, Kinder, Enkel oder nahe Verwandte zu haben, die Schüler:innen sind und weitere 10 Prozent sind oder waren Lehrer:in bzw. gehen noch selbst zur Schule.
Tatsächlich war bei den befragten Lehrer:innen der Lehrkräftemangel mit 17 Prozent die meistgenannte “größte Herausforderung” im Beruf. Im Vergleich entfielen auf den Mangel an Sozialarbeit/Förderpädagogen noch 14 Prozent und die Themen Bürokratie, Integration, das Verhalten der Schüler:innen sowie Leistungsunterschiede/Überforderung in der Klasse jeweils 10 Prozent. Einig waren sich die Lehrkräfte selbst darüber, eine eher hohe (38%) oder sehr hohe (56%) Arbeitsbelastung zu verspüren. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Handlungsbedarf hoch ist.
Die hohe Belastung im Beruf ist nämlich auch der Grund, weshalb viele Lehrkräfte nur Teilzeit arbeiten möchten. In der Sendung “NDR Info - Redezeit” spricht auch Kathrin Langel, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrats Niedersachsen, diesen Punkt an: “Was Sorge machen sollte, ist der Anteil an jungen Lehrkräften die gar keine Familie haben und trotzdem Stunden reduzieren, weil sie eben sagen, sie sind überlastet, überfrachtet mit Aufgaben”. Dies zeigt, dass die Debatte darum, diesen das Recht auf Teilzeit einzuschränken, wie es unter anderem Markus Söder kürzlich tat (Lehrer-News berichtete), nicht zielführend ist. “Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, um nicht vor die Hunde zu gehen”, erklärt Kerstin Felgner nüchtern ihre Entscheidung für eine Teilzeitstelle in einem TV-Beitrag von NDR Info.
Schüler:innen und Eltern nehmen deutlich wahr, wie die Lehrer:innen unter den Umständen leiden: “Die Lage ist prekär. Viel zu wenig Lehrer, viel zu viel Bürokratie”, erklärt Claudia Langula im Fernsehbeitrag über die Schule ihrer Kinder. ”Manchmal ist es auch so, dass die Lehrer zwei Klassen zu betreuen haben. (...) Der Lehrer rennt dann immer von einer Klasse zur anderen”, schildert sie ihre Erfahrungen. Auch die Schülerin Emma Hansen sieht eine große Belastung in der Vertretungsarbeit, die Lehrer:innen leisten müssen: “Dadurch kommen wir in einen Teufelskreis. Weil die werden dann auch krank, bleiben dann auch länger weg”, schildert sie in der “Redezeit”-Sendung. Großes Verständnis zeigt sie in diesem Zusammenhang für ihre Lehrer:innen: “Da steht auch ein Mensch vor mir, der auch ausgelaugt ist, der gerade vielleicht an seinem oder ihrem Limit ist und trotzdem hierhin geht und versucht, uns was beizubringen”, zeigt sie sich besorgt. Deutlich wird bei diesen Aussagen, dass es letztendlich sofort Entlastung für diejenigen braucht, die täglich an ihrer Schule kämpfen, um den Mangel aufzufangen.
Der NDR hat auch danach gefragt, wie man die Pädagog:innen im Berufsalltag kurzfristig entlasten könnte. Die Wunschlösung für 64 Prozent der Betroffenen selbst wären demnach kleinere Klassen, für die es aber Personal bräuchte. Auch externe Vertretungspersonen mit Fachkenntnis (44%), mehr Entscheidungsfreiraum in Bezug auf den Lehrplan und Prüfungen (35%) und bessere technische/digitale Ausstattung (21%) würden den Stress für die Lehrer:innen entlasten. Doch es stellt sich die Frage, woher die benötigten Lehrkräfte kommen sollen, damit sich die Lage nachhaltig verbessert.
Eine viel diskutierte Lösung ist es, mehr Quereinsteiger:innen für das Lehramt zu gewinnen, um den Mangel zu bekämpfen. Über 80 Prozent aller Befragten sehen diesen Ansatz positiv und befürworten Quereinsteiger:innen grundsätzlich im Schuldienst. Etwas mehr als ein Viertel sieht im erleichterten Einstieg von Quereinsteiger:innen auch tatsächlich den richtigen Lösungsansatz, knapp vor der höheren Attraktivität von Studium/Referendariat (24%) und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen (19%). Die Lehrkräfte selbst sehen in letzterem den viel wichtigeren Punkt, wenn es darum geht, neue Menschen zum Schuldienst zu begeistern. Jede:r zweite von ihnen nennt bessere Arbeitsbedingungen als beste Maßnahme, die erleichterte Zulassung für Quereinsteiger:innen nur 11 Prozent. Daher ergibt sich das logische Ziel, mehr Menschen für den Beruf zu begeistern und ins Lehramt zu bringen. 58 Prozent aller Teilnehmenden waren sich einig, dass man mehr Lehrkräfte einstellen müsse. Mit Quereinsteiger:innen alleine ist dem großen Bedarf aber kaum nachzukommen.
Eine bessere Bezahlung sehen die wenigsten Befragten (5%) als wichtigen Ansatz bei der Lehrkräftegewinnung. Auch Anna, eine 42-jährige Lehrerin aus Schleswig-Holstein macht dies im Rahmen der Befragung deutlich: “Natürlich wäre ein höheres Gehalt in Fächern mit Lehrermangel zunächst eine Verlockung. Allerdings löst das Gehalt die Probleme nicht. Lehrer müssen bei uns zu viele andere Aufgaben übernehmen. Hier sollte Entlastung stattfinden”. Diese wäre sowohl für das vorhandene Personal dringend notwendig, als auch ein Argument, wenn es darum geht, mehr Menschen in den Schuldienst zu bringen.
Eine aktuell veröffentlichte Prognose der Bertelsmann Stiftung stellt zumindest für Grundschulen ein baldiges Ende in Sachen Lehrermangel in Aussicht. Schon ab dem kommenden Schuljahr stünden demnach etwa 2300 Grundschullehrer:innen mehr als Stellen zur Verfügung. Bis 2035 könnten es laut Einschätzung der Experten sogar über 45 Tausend fertig Ausgebildete sein. Grund dafür ist die demografische Entwicklung, so die Herausgeber. Weil in den letzten beiden Jahren wieder weniger Kinder geboren wurden als noch bis 2021, unterscheidet sich die neueste Prognose deutlich von älteren Vorhersagen. Erst Ende letzten Jahres hatten die Berechnungen der Kultusministerkonferenz einen Überschuss von nur 6300 Absolventen im Primarbereich ergeben. Dirk Zorn, Co-Autor der Bertelsmann Studie, nennt die Ergebnisse einen “Lichtblick” für die sonst eher düstere Lage im deutschen Bildungswesen. Dennoch weist er darauf hin, dass sich der Effekt je nach Bundesland unterschiedlich schnell bemerkbar mache und eine Überversorgung in der Großstadt keinen Mangel im ländlichen Raum ausschließe.
Trotz der positiven Nachricht, warnt der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, vor voreiligen Schlüssen und mahnt an, dass die Bedarfszahlen sich nur am Status Quo orientieren würden: “Die Prognosen müssen sich endlich an den tatsächlichen Aufgaben (...) orientieren. Inklusion, Ganztag und die zunehmende Heterogenität stellen Anforderungen an Lehrkräfte, die nicht allein zu stemmen sind”. Auch Klassengrößen zu verringern sei ein dringender Schritt, so Brand. “Jetzt ist es an der Zeit, sie zu entlasten”, fordert er von der Bildungspolitik eine Aufstockung des Personals, auch mit Verweis darauf, wie viel Lehrkräfte krankheitsbedingte Abwesenheiten von Kolleg:innen auffangen müssten. Auch die Studienherausgeber haben ihre Veröffentlichung mit dem Verweis versehen, man solle das Personal unter anderem für den Ausbau von Ganztagsangeboten nutzen, sozial benachteiligter Schüler:innen gezielter zu fördern und das Schulsystem resilienter für beispielsweise große Fluchtbewegungen machen.
Dennoch, “vor allem in den nicht-gymnasialen weiterführenden Schulen sowie in den MINT-Fächern herrscht noch auf absehbare Zeit ein großer Mangel an Lehrkräften”, so die Verfasser der Studie. Diesen Handlungsbedarf unterstreicht auch das Bild, das die sonstige Befragung des NDR ergeben hat. 62 Prozent sind der Meinung, es wird an Schulen insgesamt zu wenig Wissen vermittelt, 17 Prozent davon empfinden es sogar als “viel zu wenig”. Ähnlich ernüchternd zeigt sich auch welche Schulnoten die Befragten den Schulen generell gegeben haben: Die meisten Antworten entfielen auf "befriedigend" (31%) oder “ausreichend” (30%) und noch jede:r Fünfte gab ein “mangelhaft”. Für “gut” (8 Prozent) und “sehr gut” (0%) wurden die Schulen kaum befunden.
Sicherlich stehen die Umfrageergebnisse auch unter dem Eindruck der schlechten Pisa-Ergebnisse. Eine große Zahl an Problemen im Bildungssektor und besonders der Mangel an Lehrkräften scheint jedoch den meisten Menschen sehr bewusst zu sein. Egal welchen Weg die Politik gehen möchte, um dieses Defizit zu beheben, es braucht große Investitionen in unser Schulsystem. Vielleicht können zumindest die Grundschulen schon bald von einer indirekten Personalaufstockung profitieren.
Welche Ergebnisse der Umfrage haben euch überrascht? Und was sollte eurer Meinung nach dringend getan werden, um Lehrkräfte zu entlasten? Schreibt es uns in die Kommentare!
Deutschlandweit gehen derzeit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Die genauen politischen Ziele und Haltungen innerhalb der losen Protestbündnisse sind dabei ganz divers und schwer zusammenzufassen. Das führt auch dazu, dass Menschen aus fast allen Milieus und gesellschaftlichen Gruppen an den Protesten teilnehmen – natürlich auch Lehrkräfte. Auch von Verbandsseite kommt Rückendeckung für die Proteste. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagte dazu: “Die verbale Aufrüstung führt zu immer schärferen Debatten und auch Diskursverschiebungen. Es wird offen darüber gesprochen, was undenkbar bleiben muss. Dass die Menschen in Deutschland sich so zahlreich an Demonstrationen für die Demokratie beteiligen, setzt ein notwendiges und richtiges Zeichen. Das unterstützen wir.”
Doch welche Regeln gelten hier eigentlich für Lehrkräfte? Und welcher Umgang etwa mit Fotos von Demonstrationen in sozialen Medien empfiehlt sich? Wir haben einen Blick auf die rechtliche Lage geworfen.
Zunächst haben Lehrkräfte in Deutschland grundsätzlich das Recht auf Meinungsfreiheit und das Recht, sich politisch zu engagieren. Diese Rechte sind im Grundgesetz, zum Beispiel in Artikel 5, verankert. Aus ihrer beruflichen Rolle heraus ergeben sich aber Einschränkungen und Pflichten, denen sie gerecht werden müssen.
Für Lehrkräfte gelten innerhalb und außerhalb der Schule jeweils nicht die gleichen Regeln. Für den direkten Kontakt mit Schüler:innen ist im Beamtenrecht der Grundsatz verankert, dass sie “bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren [haben], die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergibt". Das bedeutet keineswegs, dass Lehrkräfte im Unterricht keine politische Meinung vertreten dürfen oder kontroverse politische Diskussionen begleiten dürfen. Im Gegenteil: Im staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag ist sogar als Ziel schulischer Bildung festgehalten, dass ein Demokratieverständnis von Schüler:innen gefördert werden soll. Dafür ist es notwendig, die politische Diversität und das persönliche Vertreten politischer Meinungen auch im Unterricht zu thematisieren. Das häufig hervorgebrachte Argument eines Gebots zur völligen politischen Neutralität von Lehrkräften hat keine rechtliche Grundlage.
Die im Beamtenrecht festgehaltene “Mäßigung” hat einen abgesteckten Rahmen, der zum Beispiel die Formulierung eigener politischer Meinungen nicht verhindert. Allerdings müssen weitere Voraussetzungen erfüllt sein, um dem Grundsatz der “Mäßigung” gerecht zu werden. Das Gebot der politischen Neutralität wird zum Beispiel verletzt, wenn Lehrkräfte vor und mit ihren Schüler:innen ausschließlich einseitige politische Positionen vertreten oder etwa für eine Partei Werbung machen. Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt dazu: “[Das] gilt auch dann, wenn sie Anti-Werbung gegenüber Parteien betreiben, die dem demokratischen Spektrum angehören, oder diese gezielt diffamieren.” Im Falle der Thematisierung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) gilt dies im ersten Schritt ebenfalls, da die Partei demokratisch gewählt wurde. Die AfD bildet aber auch eine Grauzone. Kritiker:innen und Politikwissenschaftler:innen stellen in Frage, ob eine Partei überhaupt demokratisch sein kann, wenn sie im Kern antidemokratische Ziele verfolgt.
Wenn Lehrkräfte sich an den aktuellen Protesten gegen Rechtsextremismus beteiligen, bewegen sie sich dabei innerhalb des legalen Rahmens. Rechtliche Konsequenzen für ihre Arbeit drohen Lehrkräften erst, wenn sie öffentlich menschen- oder verfassungsfeindliche Positionen vertreten. Das gilt übrigens auch für die angestellten Lehrpersonen, die nicht verbeamtet sind.
Schüler:innen haben rund um die Proteste gegen Rechtsextremismus zum Teil viele Fragen bezüglich der AfD (für Lehrkräfte gilt das natürlich ebenfalls), gegen die in diesem Zusammenhang auch explizit demonstriert wird. Einige häufig gestellte Fragen, wollen wir hier kurz aufgreifen, um euch Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ihr darauf reagieren könnt. Dabei bleibt zu beachten, dass die juristischen Bewertungen einer Partei dynamisch sind und sich durch aktuelle Vorgänge stetig ändern können, außerdem werden die Antworten auf die Fragen hier kurz gehalten, um die Aussagen übersichtlich zu halten :
Ist die AfD rechtsextrem?
Teile der AfD gelten als gesichert rechtsextrem. Dazu gehören etwa der AfD-Landesverband in Sachsen oder die Landesverbände der Jugendorganisation Junge Alternative. Diese Einschätzung haben Bundesverfassungsschutz-Behörden der Länder vorgenommen. Es gibt aber durchaus auch Organisationen, die die gesamte AfD als rechtsextrem bezeichnen.
Ist die AfD verfassungsfeindlich?
Teile der AfD verfolgen gesichert verfassungsfeindliche Ziele. Auch hier lässt sich der Landesverband in Sachsen als Beispiel hinzuziehen. Laut dem Verfassungsschutzpräsident von Sachsen, Dirk-Martin Christian, hätte eine mehrjährige juristische Prüfung "unzweifelhaft" ergeben, dass der AfD-Landesverband "verfassungsfeindliche Ziele" verfolge.
Ist die AfD menschenfeindlich?
Der Begriff “menschenfeindlich” ist schwer eindeutig zu fassen. Grundlegend werden so Handlungen und Denkweisen bezeichnet, die gegen die grundlegenden Bedürfnisse von Menschen gerichtet sind. Zum Beispiel schafft das Asylrecht die rechtliche Voraussetzung, um Menschen ein sicheres Leben zu ermöglichen. Das neue “Rückführungsverbesserungsgesetz” verschärft das Asylrecht. Kritiker:innen bezeichnen dies schon als menschenfeindlich. Die AfD bezieht deutlich extremere Positionen gegen bestimmte Menschengruppen, weshalb der Begriff “menschenfeindlich” argumentativ haltbar angebracht werden kann. AfD-Politiker:innen reicht der verschärfte Kurs bei Abschiebungen, den die Regierung derzeit fährt, noch nicht aus.
Kann die AfD verboten werden?
Hier gibt es einfache Antwort: Ja. Die AfD kann vom Bundesverfassungsgericht verboten werden. Die Grundlage dafür bildet folgender Passus im Grundgesetz: “Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig.” Politiker:innen und die Justiz müssen diese Entscheidung aber wohlüberlegt treffen, denn das Verbot einer Partei ist ein großer Einschnitt ins demokratische Geschehen. Die Folgen eines solchen Verbots sind zudem nur schwer absehbar.
Die Antworten auf diese Fragen sind sehr verkürzt dargestellt, um eine schnelle Hilfe zu geben. Zu jeder der Fragen empfiehlt es sich, sich weiter mit der Materie zu beschäftigen und sich eine individuelle Position zu dem Thema zu erarbeiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lehrkräfte sich unbedingt politisch engagieren sollten und ihre politische Meinung auch im Unterricht offen zeigen dürfen. Voraussetzung dafür ist allerdings immer, dass sie sich im demokratischen und verfassungsgemäßen Rahmen bewegen und im Unterricht zwingend Platz für die Entfaltung weiterer politischer Meinungen ihrer Schüler:innen lassen. Für die aktuellen Proteste gegen Rechtsextremismus und Faschismus bedeutet das, dass Lehrkräfte sich definitiv an ihnen beteiligen dürfen.
Wie stark zeigt ihr eure politische Meinung im Diskurs mit euren Schüler:innen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Berlin. Die Bundesländer stehen vor der Herausforderung, eine neue Vereinbarung für den Digitalpakt Schule zu treffen, da die bisherige Regelung Mitte des Jahres ausläuft. Bundesbildungsministerin formuliert dafür ihre Forderungen. Der Digitalpakt Schule hat das Ziel, flächendeckend digitales Lehren und Lernen zu fördern, um die schulischen Leistungen zu steigern. Aktuell profitieren rund 28.000 Schulen deutschlandweit von diesem Programm, das bis Mai 2024 läuft. Sollte der Digitalpakt 2.0 ausbleiben, stünde Schulen kein weiteres Geld für neue Vorhaben im Bereich der Digitalisierung zur Verfügung.
Der ursprüngliche Digitalpakt für deutsche Schulen sah sieben Milliarden Euro vor, wovon der Bund fünf Milliarden Euro und die Länder eine halbe Milliarde Euro bereitstellten. Während der Pandemie erhöhte der Bund seinen Anteil um weitere 1,5 Milliarden Euro. Die Gelder wurden für die Anschaffung digitaler Endgeräte, Cloud-Diensten oder einer WLAN-Verbindung bereitgestellt. Obwohl die Bundesregierung trotz haushalterischer Rahmenbedingungen einen "Digitalpakt 2.0" plant, gibt es Diskussionen über die Fortführung des Digitalpakts über 2024 hinaus. Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern eine solche Fortführung.
Das Bundesbildungsministerium in Berlin unterstützt den Digitalpakt 2.0 und gibt an, dass bis Juni 2023 insgesamt 2,3 Milliarden Euro Bundesmittel für den Digitalpakt 1 abgeflossen sind. Die Gewerkschaft GEW betont jedoch, dass die Anschaffung von Geräten allein nicht als Digitalisierung betrachtet werden kann. Trotz 95 Prozent verplanter Mittel gibt es weiterhin Herausforderungen, wie fehlende Administration für Endgeräte und Mangel an Unternehmen für Internetanschlüsse und Technikeinrichtungen. Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) erklärte gegenüber MDR AKTUELL: „Wir etablieren an Schulen schrittweise eine Kultur der Digitalität, stemmen eine Generationenaufgabe und bestimmen die Grundstruktur der Schule für die kommenden Jahrzehnte, führen grundlegend neue Arbeitsmethoden ein. Das muss sich auch in einem Digitalpakt 2.0 abbilden." In Thüringen und Sachsen geben die Ministerien an, im Plan zu sein und die Gelder aus dem ersten Digitalpakt voll auszuschöpfen.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) knüpft die Fortschreibung des Digitalpakts an Bedingungen. Sie bekennt sich zum Digitalpakt 2.0 ab 2025, fügte jedoch im Gespräch mit dem RND hinzu: „Bevor wir als Bund neues Geld in die Hand nehmen, müssen die Mittel aus dem ersten Digitalpakt genutzt werden“. Stark-Watzinger betont die Notwendigkeit einer unbürokratischen Umsetzung des neuen Digitalpakts, außerdem solle er „die Kommunen miteinbeziehen und auch die Fortbildung der Lehrer und die Wartung der Geräte berücksichtigen“.
Nach Angaben des Bildungsministeriums sind von den 6,5 Milliarden Euro des Digitalpakts I noch 4,2 Milliarden Euro nicht abgeflossen, Anträge können bis Mai gestellt werden. Stark-Watzinger fordert weiterhin eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern angesichts schlechter Pisa-Ergebnisse. Der Bund müsse mit einer Gruppe von Ländern als einer "Koalition der Willigen" schneller zusammenarbeiten können
Die Ministerin betont die Wichtigkeit frühkindlicher Bildung und kritisiert, dass in einigen Bundesländern noch immer keine verpflichtenden Sprachtests in Kitas durchgeführt werden. „Es muss etwas passieren, wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende“, sagte Stark-Watzinger und mahnte die Länder vor einer Verzögerung des geplanten Startchancen-Programms für Schulen in sozial schwierigen Lagen. „Es war vereinbart, dass Bund und Länder bis Ende des Monats zu einer abschließenden Verständigung kommen. Es darf jetzt keine große Verzögerung seitens der Länder geben“, forderte sie.
Lernen befähigt die Menschen, ihre eigene Zukunft und die unserer Gesellschaft zu entwickeln und zu verbessern. Hunderte Millionen von Kindern weltweit können nicht zur Schule gehen, doch auch in das deutsche Bildungssystem muss dringend investiert werden, um zukunftsfähig zu sein. Am 24. Januar will die UNESCO mit dem Internationalen Tag der Bildung auf das Thema Aufmerksam machen. Er dient dazu, die Weltgemeinschaft an einen wichtigen Teil der UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 zu erinnern. Nämlich das Ziel, bis zu jenem Jahr “eine hochwertige, inklusive und chancengerechte Bildung für Menschen weltweit und ein Leben lang sicherzustellen”. Wir möchten zum Aktionstag daher den Nachholbedarf der deutschen Schulpolitik in den Fokus nehmen und einen Blick darauf werfen, wie es weltweit um die Bildungsziele der Vereinten Nationen steht.
Es braucht keine niederschmetternden Pisa-Ergebnisse, um zu erkennen, dass in der deutschen Bildungspolitik Handlungsbedarf herrscht. Deutschlands Lehrkräfte sind überlastet und machen größtenteils Überstunden. Einer der vielen Gründe dafür ist schlicht die Masse an Aufgaben, die erledigt werden müssen. Es braucht mehr flankierendes Personal, beispielsweise in der Schulpsychologie und -sozialarbeit, um den komplexen Problemen von Kindern gerecht werden zu können. Außerdem müssen dringend zeitaufwändige Verwaltungsaufgaben und Datenschutzanforderungen vereinfacht werden. Diese nehmen zu viel Zeit in Anspruch, weshalb sich die Pädagog:innen zu wenig auf ihre Stärken und Aufgaben im Unterricht konzentrieren können. Ein weiterer Grund ist der Lehrkräftemangel. Dabei würde es schon helfen, die Arbeitsumstände für diesen Beruf durch die genannten Punkte zu verbessern. Aber auch gesellschaftliche und politische Wertschätzung ist dringend erforderlich, damit sich junge Menschen für ein Lehramtsstudium entscheiden. Da hilft es eben nicht, wenn der Pisa-Chef heftige Kritik an Lehrkräften übt oder Markus Söder diesen zu viel Teilzeitarbeit vorwirft und so ein negatives Bild der Berufsgruppe zeichnet.
Auch die marode Infrastruktur darf nicht länger für Ablenkung und Belastung im Schulalltag sorgen. Vergangenes Jahr betrug der Sanierungsstau an deutschen Schulen laut KfW rund 50 Milliarden Euro. Zu wenig Platz, heruntergekommene Klassenräume und Turnhallen oder Schimmel in den Toiletten. Überall machen sich fehlende Investitionen bemerkbar. Ebenso verhindert eine mangelhafte technische Ausstattung effizientes Lehren, Digitalisierung im Unterricht und damit auch die Vermittlung von Medienkompetenz an die Kinder. Trotz des Digitalpakts und den Planungen für einen Digitalpakt 2.0 fehlt es hier schlicht an Tempo. Es kommt auf die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen an, damit Investitionen nicht durch Zuständigkeits-Streitereien verschleppt werden.
All diese Defizite verhindern, dass unser Bildungssystem angemessen auf die unzähligen Herausforderungen im Schulalltag eingehen kann. Denn so können Lehrkräfte mit der Integration von Geflüchteten, Lernrückständen aus der Pandemie, wachsenden Unterschieden im Bildungsniveau abhängig von der sozialen Herkunft und weiteren Problemen nicht gerecht werden. Der internationale Tag der Bildung ist ein guter Anlass, um die Gesellschaft eindringlich darauf aufmerksam zu machen. Die UNESCO möchte die Mitgliedstaaten damit direkt daran erinnern, ihren Verpflichtungen in diesem Bereich nachzukommen. Doch woher kommt der Tag eigentlich?
Im September 2015 haben die Vereinten Nationen 17 Nachhaltigkeitsziele ausgegeben. Unter der sogenannten Agenda 2030 formulierten sie einen “Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten”. Bildung ist dabei das vierte Nachhaltigkeitsziel, um allen Menschen “Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung" sowie die “Möglichkeiten des lebenslangen Lernens” zu gewährleisten, so die UN. Wie der SDG-Fortschrittsbericht 2023 des UN-Generalsekretärs António Guterres zeigt, geht es beim Erreichen der Ziele in vielen Ländern zu langsam voran. Auch 2030 würden demnach “etwa 84 Millionen Kinder und Jugendliche (...) noch keine Schule besuchen, und etwa 300 Millionen Schülerinnen und Schüler werden nicht über die für den späteren Erfolg im Leben notwendigen Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen verfügen”, lautet die erschreckende Erkenntnis im Bericht.
Zum internationalen Tag der Bildung legt auch Bildungsinfluencer Nico Colsmann, Gründer der Zukunft Digitale Bildung gGmbH (ZDB), den Finger in die Wunde: “Jedes Kind hat das Recht auf eine Schulausbildung und jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine Lernbedürfnisse zu befriedigen”. Diese Rechte würden verletzt, wenn heute 250 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen können und 763 Millionen Erwachsene noch Analphabeten seien, wie Colsmann in seinem Statement erklärt. “Jeder Tag ohne Bildung ist ein Schritt zurück”, bringt der Experte das Problem auf den Punkt.
Für den Aktionstag in diesem Jahr hat die UNESCO das Motto “Lernen für dauerhaften Frieden” ausgerufen. Die Organisation begründet dies in einer “Welle gewaltsamer Konflikte”, die die Welt erlebe und zeigt sich alarmiert vom damit einhergehenden Anstieg von “Diskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hassrede”. Konkret adressiert die UNESCO mit ihrem Motto den Anstieg an Hassbotschaften im Netz. Weil man den Kampf dagegen nur mit Bildung gewinnen könne, erklärt sie:
“Lernen für den Frieden muss transformativ sein und dazu beitragen, den Lernenden das notwendige Wissen, die Werte, Einstellungen sowie Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu vermitteln, damit sie in ihren Gemeinschaften zu Friedensstiftern werden können.”
Wenn in diesen Tagen Hunderttausende Menschen auf die Straße gehen, um gegen “Rechts” und damit gegen Fremdenhass, Rassismus und Diskriminierung zu demonstrieren wird sichtbar, wie aktuell dieses Thema in Deutschland ist. Auch durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Eskalation im Nahostkonflikt hat die Polarisierung in öffentlichen Debatten zugenommen. Kinder werden damit früh konfrontiert, weshalb hier die Bildung in die Verantwortung rückt. Wie ihr schwierigen Themen in eurem Unterricht begegnen könnt, haben wir für die Lage in Israel in einem Artikel erklärt. Die Schule ist der Ort, an dem alle Kinder, unabhängig von ihrem sozialen, religiösen oder politischen Umfeld, die Chance erhalten, sich ein Wissen aufzubauen, um damit umgehen zu können.
Das sieht auch ZDB-Gründer Colsmann so, der in seinem Statement ebenfalls erklärt: “Es ist die kollektive Pflicht aller Bürger, jeden Alters zu befähigen, Hass zu dekonstruieren und eine Grundlage für eine integrative, demokratische und gerechte Gesellschaft zu legen”. Er weist in diesem Zusammenhang auch direkt auf die Menschen hin, die bei dieser Herausforderung den Unterschied machen. “An vorderster Front stehen Lehrende”, zeigt er auf und führt aus: “Ihnen steht bei der Überwindung dieser Problematik die größte Aufgabe zu, Hass durch Bildung zu unterbinden”. Dass diese Aufgabe gerade für Lehrkräfte auch in einem reichen Land wie Deutschland eine Herausforderung ist, zeigt der Blick, den wir eingangs auf unser Schulsystem geworfen haben.
Was sind eurer Meinung nach die dringendsten Baustellen der deutschen Schulpolitik? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
Wenn ihr noch mehr darüber lesen wollt, wo die deutsche Bildungspolitik dringend ansetzen sollte, dann sind vielleicht die Gastbeiträge von Stefan Düll, dem Präsidenten des deutschen Lehrerverbandes und von Susanne Lin-Klitzing vom Deutschen Philologenverband interessant. Lehrer-News hat die Beiden zum Jahreswechsel gebeten, ihre Forderungen für 2024 auszuführen.
Als Lehrkraft kennt ihr das bestimmt: Ihr kommt morgens in eure Klasse und bemerkt, dass sich die Atmosphäre von einem Tag auf den anderen geändert hat. Irgendetwas scheint nach der Schule passiert zu sein. Bei Nachfrage stellt sich heraus: Im Klassenchat hat sich gestern so einiges abgespielt.
Heutzutage enden Konflikte nicht mit dem Ertönen des Schulgongs, vielmehr werden sie dann an einen anderen Ort verlagert: den Klassenchat. Egal, ob es um Hausaufgaben, die nächste Klausur oder die Wochenendpläne geht – der Klassenchat ist für viele Schüler:innen ein unverzichtbarer Ort, um in Verbindung zu bleiben und sich auszutauschen. Als Lehrer:in hat man oft wenig Einfluss auf das, was innerhalb dieses Chats passiert, was Situationen, wie die anfangs beschrieben, schwieriger zu meistern macht.
Auch viele Lehrkräfte greifen auf Messenger-Dienste oder sogar soziale Netzwerke zurück, um mit ihren Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers zu kommunizieren. Meistens gründen die Schüler:innen aber trotzdem einen eigenen Klassenchat. Beliebt ist hierbei vor allem WhatsApp. Obwohl laut Nutzungsbedingungen die App erst ab 16 Jahren zulässig ist, nutzen es auch viele jüngere Kinder. Laut der KIM-Studie 2022 sind 58 Prozent der Schulkinder, die WhatsApp benutzen, in einer Gruppe mit ihren Mitschüler:innen.
In diesem Artikel zeigen wir euch, was ihr über die Kommunikation via Klassenchat wissen müsst, welche Alternativen es gibt und wie ihr zumindest etwas Einfluss auf den gemeinsamen Chat eurer Schüler:innen nehmen könnt.
Falls ihr einen Klassenchat in Messenger-Apps wie WhatsApp plant oder über andere soziale Medien mit euren Schüler:innen kommunizieren wollt, müsst ihr euch an die Vorgaben der jeweiligen Bundesländer halten. Die Verwendung von Social Media im schulischen Rahmen ist Ländersache und wird von jedem Bundesland anders geregelt. In einigen Bundesländern, wie beispielsweise Baden-Württemberg ist es Lehrkräften prinzipiell nicht gestattet, mit Schüler:innen gemeinsam über soziale Medien oder Messenger-Dienste zu kommunizieren. Grund hierfür ist der oftmals mangelnde Datenschutz der Dienste. Daher ist von der Nutzung solcher Apps oder Netzwerke zu dienstlichen Kommunikationszwecken abzusehen, sofern diese den geltenden Standards der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) nicht entsprechen. In anderen Ländern wird davon abgeraten, prinzipiell ist es aber erlaubt. Übrigens: Der Messenger-Dienst Signal ist einer der Dienste, die datenschutzkonform agieren und eine gute Alternative zu WhatsApp.
Wenn ihr einen solchen Kommunikationsweg plant, solltet ihr euch vorher gründlich über die Regelungen für euer Bundesland informieren, viele stellen hierfür Handreichungen zur Verfügung. Gegebenenfalls könnt ihr auch bei eurer Schule nachfragen.
Wenn ihr also einen Klassenchat erstellen oder über andere soziale Dienste kommunizieren wollt, müsst ihr neben den rechtlichen Regelungen vorher einige Dinge beachten:
Wenn ihr mit euren Schüler:innen keine gemeinsame Klassengruppe habt, empfiehlt es sich trotzdem, gemeinsam über die schülereigene Gruppe zu sprechen. Dies bietet sich zum Beispiel zu Beginn des Schuljahres für die fünfte Klasse an, wenn sich die Klasse neu zusammengestellt hat. Es lohnt sich aber noch darüber zu reden, wenn eure Schüler:innen bereits einen Klassenchat haben und in höheren Klassen sind. Dies lässt sich gut in Form einer Unterrichtseinheit gestalten.
Wenn die Chatgruppe noch nicht erstellt wurde, kann es vorab hilfreich sein, dass die Schüler:innen sich zuerst einigen, für welchen Zweck die Klassengruppe verwendet werden soll. So können sie vorher schon entscheiden, ob in der Gruppe z. B. nur schulische Angelegenheiten besprochen werden sollen. Sollten die Schüler:innen sich auch über andere Dinge austauschen wollen, kann eine zweite Gruppe aufgemacht werden, die für private Gespräche und das Teilen von Memes etc. benutzt werden kann.
Anschließend könnt ihr mit euren Schüler:innen gemeinsam Regeln für die Gruppe erstellen. Dabei könnt ihr euch auch an bereits bestehenden Klassenregeln orientieren. Weitere könnt ihr dann gemeinsam erörtern, dies lässt sich auch als Gruppenarbeit einbauen. Die Schüler:innen sollen sich dann überlegen, was ihnen in einer gemeinsamen Gruppe wichtig wäre und was sie nicht haben wollen. Da vielleicht einige jüngere Schüler:innen noch wenig Erfahrung mit Chatgruppen und sozialen Medien haben, macht es Sinn, vorher zusätzlich über Themen wie Datenschutz und Cybermobbing aufzuklären. Die gemeinnützige Organisation Digitale Helden hat für die Vorbereitung einer Unterrichtseinheit zu verschiedenen Themen der Mediennutzung kostenlose Kurse zur Verfügung gestellt.
Wichtig ist auch das regelmäßige Nachfragen, ob die Regeln noch eingehalten werden, was gut läuft und was die Schüler:innen in ihrer Gruppe nervt. Somit können auch im Laufe des Schuljahres bzw. im nächsten neue Regeln aufgestellt werden und gegebenenfalls alte erneuert oder entfernt werden. Das ist auch eine gute Gelegenheit, gleich bestehende Konflikte und problematische Entwicklungen unter den Mitschüler:innen zu besprechen und nochmals auf Grenzen aufmerksam zu machen. Bei der Besprechung des Regelwerks ist es wichtig, den Schüler:innen genug Chancen zu geben, selbst Vorschläge zu geben, da die Regeln eher akzeptiert werden, wenn sie eigenständig entwickelt wurden.
Als Starthilfe, haben wir euch einige wichtige Punkte zusammengefasst, die eure Schüler:innen für ihre Klassengruppen übernehmen können:
Zusätzlich zu den Regeln könnt ihr euren Schüler:innen auch einige App-Einstellungen an die Hand geben, um den Umgang mit dem Klassenchat zu erleichtern.
Unter dem Reiter “Datenschutz”:
Eine gute Alternative zu den gewohnten Apps und sozialen Netzwerken ist die datenschutzfreundliche Online-Lernplattform Moodle. Moodle ist eine Plattform für E-Learning, die von Lehrer:innen, Dozent:innen und Bildungseinrichtungen genutzt wird, um Online-Kurse zu erstellen und zu verwalten. Mit Moodle können Lehrer:innen Lernmaterialien hochladen, Aufgaben verteilen, Foren für Diskussionen einrichten und vieles mehr.
Moodle bietet euch daneben auch die Möglichkeit an, einen Gruppenchat für eure Klasse zu erstellen. Ähnlich wie bei WhatsApp könnt ihr hier Informationen und Ankündigungen austauschen.
Falls ihr bereits Moodle benutzt und Kurse schon angelegt habt, geht ihr bei der Erstellung eines Gruppenchats wie folgt vor:
Wichtige Informationen können so direkt an die Klasse weitergegeben werden. Die Schüler:innen können auch direkt darauf antworten, wenn z. B. Fragen bestehen. Damit die Schüler:innen die Nachrichten auch rechtzeitig empfangen, können sie sich die Moodle-App auf das Smartphone laden. Auch hier sollte vorher alles mit den Schüler:innen abgeklärt werden, damit sich niemand gezwungen oder unter Druck gesetzt fühlt. Für den Moodle-Chat ist es sinnvoll, die bereits genannten Regeln einzuführen.
Falls ihr Moodle noch nicht nutzt, hat die Seite Lehrerinnenfortbildung Baden-Württemberg für euch die ersten Schritte zur Installation und Einrichtung übersichtlich erklärt. Mehr hilfreiche Nutzungsmöglichkeiten für Moodle findet ihr außerdem in unserem Artikel dazu.
Habt ihr einen Klassenchat mit euren Schüler:innen oder nutzt ihr andere Wege, um mit eurer Klasse zu kommunizieren? Schreibt es uns in die Kommentare.
Bereits im März 2023 startete das Startup LearnMate in Zusammenarbeit mit dem Verein ROCKID.one ein erstes KI-Projekt mit einem Chatbot, um Grundschulkinder langsam und behutsam an das Thema künstliche Intelligenz (KI) heranzuführen. Unter anderem lernten die Kinder, den Nutzen von KI zu verstehen und vor allem die Unterschiede zwischen Mensch und Technologie sowie die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten zu erkennen. „Es ist äußerst wichtig, dass wir Kindern den Zugang zu sicheren KI-Umgebungen ermöglichen, die sie fördern und ihnen gleichzeitig ein Verständnis für den zukünftigen Einsatz von KI in ihrer Lebens- und Arbeitswelt vermitteln“, so Payman Supervizer, Mitgründer von LearnMate.
Die Kinder nutzten die Plattform im Rahmen des Projektes „Azubis an Schulen“, in dem der Verein ROCKID.one gemeinsam mit Azubis ortsansässiger Unternehmen, Lehrkräfte unterstützt, digitale Bildung und Medienkompetenz an die Kinder zu vermitteln. Aus den ersten Projektschritten, wo die Kinder sensibel an das Thema KI herangeführt wurden, lernten sie nicht nur die Anwendung und Nutzung des Chatbots, sondern auch damit verbunden, dessen Informationen kritisch zu hinterfragen und auf Fakenews zu prüfen.
Nächster Schritt: Einbindung in das Lernverhalten
Mit der nächsten Weiterentwicklung des Chatbots sollen die Kinder nun individuell die Möglichkeit haben, sich selbst, z. B. in Mathe weiterzuentwickeln. „Dazu können sie dann selbstständig an ihren Fähigkeiten feilen“, so Mario Schwarz, 1. Vorsitzender vom Verein ROCKID.one.
Durch die Einbindung von LearnMate in das Projekt ROCKID.one soll die Anwendung optimiert und weiterentwickelt werden, die Kindern hilft sich bildungsgerecht entfalten zu können und deren Eltern dabei aus der Position der Lehrkraft herausnimmt, das dies häufig ein Grund für Stresssituationen beim Lernen ist. Darüber hinaus können die Kinder bei Stundenausfall trotzdem fachbezogen lernen und Lehrkräfte erhalten mehr Freiraum für pädagogische Aspekte, wie z. B. der Unterstützung und Motivation der Kinder.
Am 28. Und 29. Feb. 2024 sowie am 1. März 2024 finden jeweils 2 Informations-Webinare statt zu denen sich jeder Interessierte unter info@learnmate.ai oder info@rockid.one anmelden kann. Die Uhrzeiten sind: 28.2 um 14 und 16 Uhr, 29.2 und 1.3 jeweils um 13 und 15 Uhr.
„LearnMate soll sich zu einer anwendernahen Lernplattform entwickeln, die sowohl in der Schule als auch z. B. Nachhilfe und als Unterstützung für Lehrkräfte eingesetzt werden kann“, erläutert Payman Supervizer.
Über LearnMate
LearnMate ist eine interaktive Bildungsplattform, die personalisiertes und unterhaltsames Lernen für SchülerInnen anbietet. Die KI-Nachhilfe-App der Plattform erstellt individuelle Lernkonzepte, die sich an Wissen, Fähigkeiten und Lernstil des Kindes anpassen und kontinuierlich an dessen Bedürfnisse und Lerntempo angepasst werden. Verfügbar rund um die Uhr, ermöglicht sie flexibles Lernen zu Hause oder unterwegs auf verschiedenen Geräten.
Über Rockid.One
Der ROCKID.one e.V. wurde im Sommer 2021 gegründet und hat sich mit dem Projekt „Azubis an Schulen“ zum Ziel gesetzt, bundesweit Grundschüler:innen hinsichtlich digitaler Bildung und Medienkompetenz zu fördern. Im gleichen Zuge sollen Grundschulen dort unterstützt werden, wo Ressourcen in den Bereichen wenig oder gar nicht vorhanden sind. Durch die Kooperation mit Unternehmen und deren Azubis entstehen Vorteile für alle Beteiligten, die das Projekt skalierbar machen. Aktuell sind wir in 30 Städten tätig und betreuen rund 80 Schulen und mehr als 6.500 Schüler:innen mit 260 Azubis.
Zusätzlich entwickelt der Verein auch Konzepte für Digi-Labs oder Makerspaces – einer davon wurde z. B. in einem Förderprojekt 2022 gemeinsam mit der Stadtbibliothek Leverkusen umgesetzt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.rockid.one
Mit harten Worten hat Prof. Andreas Schleicher die deutschen Lehrkräfte für die schlechten Pisa-Ergebnisse verantwortlich gemacht. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung (StZ) bemängelt der Bildungsdirektor der OECD die Haltung der Lehrer:innen, welche “in keinem anderen Job akzeptiert” würde. Seine provokanten Äußerungen sorgten in den vergangenen Tagen für große Aufregung und riefen harsche Kritik von den Verbänden hervor.
Vergangenen Freitag hat die StZ ihr Interview mit dem Pisa-Chef veröffentlicht. Vor allem seine Aussagen zu den Lehrer:innen schlugen in der Folge hohe Wellen. Er habe “wenig Verständnis für Lehrer, die nur darauf pochen, dass sie überlastet seien“, sagte er und verwies auf eine sehr gute Bezahlung im internationalen Vergleich. “Lehrkräfte können sich nicht einfach darauf zurückziehen, dass sie viel zu tun haben”, fordert Schleicher mehr Engagement ein und unterstellte Lehrer:innen die Ausrede, dass diese sich “deshalb nicht gemeinsam mit Kollegen treffen könnten, um bessere Unterrichtskonzepte zu entwickeln“. Außerdem kritisierte er die gesamte Berufsgruppe für ihre Einstellung: „Zu viele Lehrer sehen sich in erster Linie als Befehlsempfänger, die im Klassenzimmer statisch einen Lehrplan abarbeiten müssen.“
Zwar sehe er viel Verbesserungsbedarf im Arbeitsalltag der Lehrer:innen und sei dafür, deren Zeit “anders zu organisieren und sie insbesondere von Verwaltungsaufgaben zu entlasten”. Doch zeigt sich in dem Interview auch ein verklärtes Bild von der Berufsrealität , wenn Schleicher davon erzählt, wie “ein guter Lehrer” auch den Eltern als Bezugsperson zur Seite stehen müsse: “Er kennt die Eltern und besucht sie, wenn nötig, zu Hause.”
Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, zeigte sich gegenüber dem Spiegel verärgert darüber, dass der Pisa-Chef die Realität des Schulalltags in Deutschland derart verkenne. “Das sind schöne, nette Gedanken”, sagt Düll gegenüber dem Magazin und erklärt: “Lehrer betreuen meist aber mehrere Klassen. Wenn die Klassen kleiner sind, kann man das vielleicht machen”. Der Verbandspräsident kritisiert die destruktive Haltung Schleichers. “Das ist Lehrerbashing, das führt uns nicht weiter", mahnte er und verglich “die Mär von den wehleidigen Lehrkräften” mit “Stammtischparolen”.
Ins gleiche Horn bläst auch der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, indem er sich zynisch “bei Andreas Schleicher für die weisen Worte und Ratschläge aus dem Elfenbeinturm” bedankt. Mit seinen Äußerungen leiste dieser “dem Berufsbild einen absoluten Bärendienst”. Brand forderte ihn daher auf, “über seinen Tellerrand hinauszuschauen und sich mit Belastungsstudien von Lehrkräften zu befassen, die wissenschaftlich fundiert zu völlig anderen Aussagen kommen”.
Darauf verweist auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die sich ebenfalls zu einer Reaktion auf das Interview verpflichtet sah. „Wer ausblendet, dass in Deutschland der größte Lehrkräftemangel in der Geschichte herrscht, der die Lehrerinnen und Lehrer seit Jahren ans Belastungslimit bringt und die notwendigen Reformen blockiert, argumentiert nicht seriös”, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnen mit Verweis auf die “Arbeitszeit- und Belastungsstudien", die “belegen, dass der Lehrberuf extrem herausfordernd ist”. Attraktive Arbeitsbedingungen seien wichtig, um dem größten Lehrkräftemangel in der Geschichte zu begegnen, erklärt sie in der Pressemitteilung der GEW. Schleichers Aussagen hingegen bezeichnet Finnen als “kontraproduktiv”, da diese “am Alltag der Lehrkräfte völlig vorbei” gingen. Es sei realitätsfern “jetzt Lehrkräfte-Bashig zu betreiben” und “diejenigen zum Buhmann” zu machen, die “wichtige Motoren” seien, wenn es darum gehe, Deutschlands Schulsystem zu entwickeln.
Schleicher versuchte zwar auch, sich mit einem konstruktiven Appell an die Lehrkräfte zu richten: „Machen Sie sich auf den Weg! Schauen Sie nicht nach oben, sondern im Lehrerzimmer direkt zur Kollegin oder zum Kollegen neben sich. Lehrer können gemeinsam an Schulen viel zum Guten verändern. Dafür braucht es keinen Erlass aus dem Kultusministerium“. Dieser positiv formulierte Ansatz dürfte jedoch zwischen all seinen provokanten Aussagen untergehen. Es scheint schwer vorstellbar, dass er mit seiner im Interview gezeigten Haltung und Wortwahl bei den Lehrkräften überhaupt Gehör findet.
Was haltet ihr von den Aussagen des Pisa-Chefs? Schreibt uns dazu gerne eure Meinung in die Kommentare.
Schönes Wetter, Fußball und die herzliche Bevölkerung — diese Dinge fallen wohl den meisten ein, wenn sie an Portugal denken. Aber wie sieht es aus mit dem portugiesischen Bildungssystem? Hinter den malerischen Kulissen des Landes verbirgt sich ein Bildungssystem, das die kulturellen Werte und die geschichtliche Entwicklung der iberischen Nation widerspiegelt. Portugals Bildungssystem durchlief in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Wandel, geprägt von Reformen und Anpassungen, um den wachsenden Anforderungen der globalisierten Welt gerecht zu werden.
Wie das portugiesische Bildungssystem jetzt aussieht, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an. Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr euch auch gerne in unseren anderen Beiträgen dieser Reihe über die Bildungssysteme in Schweden, Vietnam, Belgien, Kuba oder Polen vorbeischauen.
Die allgemeine Schulpflicht wurde in Portugal erst in den 1970er Jahren eingeführt. 55 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren können keinen Abschluss einer weiterführenden Schule vorweisen. Dazu kam die Eurokrise im Jahr 2009: Die daraus resultierenden Sparmaßnahmen hätten eine noch größere Gefahr für Portugals Bildung werden können. Aber statt alle Ausgaben zu reduzieren, traf Portugals Regierung wichtige Entscheidungen, die in der Bevölkerung nicht immer gut ankamen: zum Beispiel erhöhte sie die allgemeine Klassengröße.
Seit der neuen Regierung unter Antonio Costa (Partido Socialista) investiert Portugal wieder zunehmend mehr in die Bildung. Mit 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegt Portugal damit sogar über dem EU-Durchschnitt. Hinzu kommen weitere Maßnahmen, wie kostenlose Schulbücher oder der Ausbau kostenloser Vorschulen, die Portugals Bildungssystem zu einem Aufschwung verhelfen, der sich auch in den Ergebnissen der PISA-Studien der letzten Jahre zeigt.
Im Jahr 2000 fand sich Portugal noch am unteren Ende der PISA-Liste wieder, doch bis 2018 verzeichnete es einen Anstieg auf 492 Punkte, leicht über dem OECD-Durchschnitt von 489 Punkten und sogar über dem reicheren Nachbarn Spanien, der 481 Punkte erreichte. Diese positive Entwicklung bezeichnet OECD-Direktor Andreas Schleicher als die "größte Erfolgsgeschichte" der PISA-Studie in Europa. Die Schulabbrecherquote, die 2002 noch bei über 40 Prozent lag, ist auf bemerkenswerte 11,8 Prozent gesunken, während der EU-Durchschnitt bei 10,6 Prozent liegt.
Diese Fortschritte sind umso beeindruckender, wenn man historische Herausforderungen berücksichtigt, wie beispielsweise einen hohen Analphabetismus im Jahr 1974 von 45 Prozent. Heute verfügen fast alle Lehrer:innen in Portugal über einen Masterabschluss. Die Bildungsreformen zielen darauf ab, sozialen Aufstieg durch eine starke öffentliche Bildung zu fördern.
Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung war die Schließung von privaten, staatlich finanzierten Schulen zugunsten des öffentlichen Schulsystems. Die Schülerzahlen für staatliche Privatschulen haben sich dadurch auf nur noch vier Prozent reduziert. Diese Entwicklungen unterstreichen nicht nur den Bildungswandel in Portugal, sondern auch das Engagement des Landes für eine nachhaltige und integrative Bildungspolitik.
Das portugiesische Bildungssystem wird durch das Bildungsministerium reguliert, während das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung (Ministério da Ciência, Tecnologia e Ensino Superior – MCTES) die Politik und Budgets für die Hochschulbildung überwacht. Das Bildungswesen ist dabei in vier Stufen unterteilt: Educação Pré-escolar (Vorschulbildung), Ensino básico (Grund-/Erstbildung), Ensino secundário (Sekundarschulbildung) und Ensino superior (Hochschulbildung). Schüler:innen vom sechsten bis zum achtzehnten Lebensjahr unterliegen in Portugal der Schulpflicht. Nach der neunten Klasse folgen drei weitere Pflichtjahre, in denen die Schüler:innen das Abitur oder eine Berufsausbildung anstreben können.
Das Bildungssystem Portugals weist eine vielfältige Struktur auf, wobei staatlich finanzierte Privatschulen etwa vier Prozent ausmachen, öffentliche Schulen knapp 83 Prozent und die verbleibenden 13 Prozent auf private Einrichtungen entfallen, für die ausschließlich die Eltern bezahlen. Interessanterweise unterhält die römisch-katholische Kirche in Portugal Hunderte Schulen und bietet gemäß dem Konkordat von 2004 auch Religionsunterricht in öffentlichen Schulen an, jedoch nur mit Zustimmung der Eltern.
Die Vorschulbildung in Portugal, auch bekannt als Educação Pré-escolar, wird für Kinder unter drei Jahren durch das Ministerium für Arbeit, Solidarität und Soziale Sicherheit (Ministério do Trabalho, Solidariedade e Segurança Social) reguliert. Eltern haben die Möglichkeit, zwischen Kindergärten (creches) oder Tagesmüttern (amas) zu wählen, um die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder zu erfüllen.
Für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren steht die Vorschule zur Verfügung, auch wenn der Besuch nicht verpflichtend ist. Dennoch wird sie von vielen berufstätigen Eltern als eine wertvolle Option wahrgenommen. Sowohl öffentliche als auch private Vorschulen bieten ihre Dienste an, wodurch Eltern je nach ihren Präferenzen und Bedürfnissen die geeignete Einrichtung für ihre Kinder auswählen können.
Die Grundschulbildung (Ensino Básico) ist in Portugal von sechs bis fünfzehn Jahren obligatorisch. Dieser Bildungsabschnitt ist in drei Zyklen unterteilt: der erste Zyklus von Klassenstufe eins bis vier, der zweite Zyklus von der fünften bis zur sechsten Klasse) und der dritte Zyklus geht von der siebten bis zur neunten Klasse.
Im ersten Zyklus werden Schüler:innen in den Fächern Mathematik, Portugiesisch, Englisch (als erste Fremdsprache), Kunst und Sport unterrichtet. Zusätzlich bietet der öffentliche Grundschulbereich in Portugal weitere Pflichtstunden, darunter Studienhilfe und Aufgabenbetreuung.
Im zweiten Zyklus werden die Schüler:innen auf einer Skala von eins bis fünf bewertet. Dabei ist die fünf (excelente), im Gegensatz zum deutschen Notensystem, die beste Note, die Schüler:innen bekommen können und eine eins (fraco) bedeutet ungenügend.
Zu den Fächern des ersten Zyklus kommen weitere Naturwissenschaften, Geschichte und Geografie, Musik sowie Moral- oder Religionsunterricht und Informatik hinzu. Zudem ist jede öffentliche Schule verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Stunden für Hausaufgabenbetreuung anzubieten.
Im dritten Zyklus wird das Angebot durch eine zweite Fremdsprache ergänzt, die frei wählbar ist (z.B. Spanisch, Französisch, Deutsch), sowie Fächer wie Physik und Chemie. Diese Struktur stellt sicher, dass die Schülerinnen und Schüler eine breite Grundbildung erhalten und gleichzeitig die Möglichkeit haben, ihre Interessen zu vertiefen und ihre Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen zu entwickeln.
Die Sekundarschulbildung in Portugal erstreckt sich von fünfzehn bis achtzehn Jahren und ist verpflichtend. Während dieser Phase haben die Schüler:innen die Möglichkeit, verschiedene Ausrichtungen zu wählen, die ihren Interessen oder beruflichen Zielen entsprechen. Die öffentliche Sekundarschulbildung in Portugal ist nicht nur kostenlos, sondern auch qualitativ hochwertig. Daneben gibt es private Schulen, oft katholische Einrichtungen, internationale Schulen und Internate, die alternative Bildungsmöglichkeiten anbieten.
Von der zehnten bis zur zwölften Klasse ist die Sekundarschulbildung anders organisiert. Studierende müssen ein Profil wählen und können zwischen verschiedenen Optionen entscheiden:
Die Bewertung erfolgt nun auf einer linearen Skala von 1 bis 20, wobei auch Dezimalwerte wie 10,1 oder 18,3 verwendet werden können. Um die Sekundarschule abzuschließen, müssen Schüler:innen alle Fächer bestehen, und es gibt verpflichtende Prüfungen am Ende der elften und zwölften Klasse.
Kindern aus einkommensschwachen Familien stehen finanzielle Unterstützung und Stipendien zur Verfügung. Außerdem können Eltern finanzielle Hilfe über Ação Social Escolar (ASE) beantragen. Diese Unterstützung erstreckt sich auch auf Kinder mit Behinderungen. Portugal strebt ein inklusives Bildungssystem (educação inclusiva) an, und die meisten Regelschulen bieten Programme für besondere Bildungsbedürfnisse (SEN) an.
Die Hochschulbildung in Portugal umfasst staatliche und private Universitäten sowie Fachhochschulen. Studiengebühren sind üblich, wobei die Kosten an staatlichen Einrichtungen tendenziell niedriger sind als an privaten, und zudem je nach Fachrichtung variieren. Der Abschluss der Hochschulreife allein reicht für den Zugang zu einer Hochschulbildung nicht aus, da das Bewerbungsverfahren dabei in der Hand der Hochschulen liegt.
Das portugiesische Bildungssystem zeigt eine beeindruckende Entwicklung und Anpassung an die Herausforderungen der globalisierten Welt. Von historischen Herausforderungen wie einem hohen Analphabetismus bis hin zu aktuellen Reformen und Investitionen hat Portugal erfolgreich seinen Weg zu einem Bildungssystem geebnet, das nicht nur nationale kulturelle Werte widerspiegelt, sondern auch international Anerkennung findet. Die Fortschritte, insbesondere im Rahmen der PISA-Studien, unterstreichen die Erfolgsgeschichte und das Engagement Portugals für eine inklusive, nachhaltige Bildungspolitik. Mit einem Fokus auf sozialen Aufstieg, Gleichstellung und vielfältige Bildungsmöglichkeiten zeigt Portugal, dass Bildung der Schlüssel zu einer vielversprechenden Zukunft ist.
Was haltet ihr vom portugiesischen Bildungssystem? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Berlin. Das Bundesbildungsministerium hat einen ersten Entwurf für eine Bafög-Reform vorgelegt, der auf deutliche Kritik gestoßen ist. Der Entwurf sieht aktuell nicht vor, die BAföG-Sätze an sich anzuheben. Das Bundesbildungsministerium hält das laut einer Sprecherin derzeit nicht für notwendig: “Studien zufolge gibt ein großer Teil der Studierenden im Schnitt lediglich 986 Euro monatlich aus”. Voll geförderte Studierende mit Kindergeldanspruch bekommen laut Bundesbildungsministerium monatlich bis zu 1184 Euro an staatlicher Unterstützung.
Hauptpunkt der BAföG-Reform ist eine Starthilfe-Zahlung von einmalig 1000 Euro an bedürftige Studierende. Von dieser dürfte aber nur ein sehr begrenzter Kreis von Betroffenen profitieren. Weitere Reformpunkte betreffen etwa die Studienzeit oder die Wahl des Studienfachs. Für Studierende würde das bedeuten, dass sie ein Semester länger BAföG beziehen und flexibler das Studienfach wechseln könnten. Zudem soll die Verdienstobergrenze von Eltern von Studierenden, Schüler:innen und Fachschüler:innen angehoben werden. Der BAföG-Satz richtet sich unter anderem nach dem Einkommen der Eltern.
Kritik an den Reformvorschlägen kommt von verschiedenen Seiten – auch aus der Regierung selbst. Der SPD-Bildungspolitiker Oliver Kaczmarek erklärte, der Entwurf enthalte viele gute Elemente. “Wenn jetzt noch eine Anpassung der Bafög-Höhe an gestiegene Lebenshaltungskosten und ein Mechanismus zur regelmäßigen Anpassung des Bafögs hinzukommen, dann ist das Bild aus Sicht der SPD vollständig”, sagte der SPD-Politiker.
Aber auch von der Opposition gibt es Kritik – Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) sagte: “Der vorliegende Entwurf geht völlig an der Lebensrealität der Studierenden vorbei und ist nichts als Augenwischerei. Statt die Bedarfssätze endlich deutlich anzuheben, versteckt man sich hinter bürokratischen Vorschlägen, die am Ende nichts bringen werden”.
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes (CDU), legt in ihrer Kritik den Fokus auf den bürokratischen Akt hinter der Reform: “Die geplante BAföG-Reform bedeutet großen Verwaltungsaufwand und kaum Hilfe für Studentinnen und Studenten. Die geplante Reform geht an der Lebenswirklichkeit der Studentinnen und Studenten völlig vorbei.”
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert die “BAföG-Nullrunde”. Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender, sagte dazu: „Das Papier ist ein Schlag ins Gesicht aller Studierenden, die nicht mehr wissen, wie sie die explodierenden Mietpreise und Lebenshaltungskosten bezahlen sollen. Das Ministerium will den Studierenden nicht einmal einen Inflationsausgleich zahlen, sondern verordnet ihnen eiskalt eine Nullrunde. Die BAföG-Strukturreform, die die Ampelkoalition 2021 versprochen hat, fällt aus. Das ist verantwortungslos.”
Der Dachverband der Studierendenvertretung fordert umfassendere Reformen. Zum Beispiel solle ein Mechanismus eingeführt werden, der die Sätze automatisch an die Lebenshaltungskosten anpasst.
Das Bundesbildungsministerium wird nach dem ersten Vorschlag seine Ideen nochmal überarbeiten müssen. Die Umsetzung der Reformen soll im Wintersemester 2024/25 erfolgen.
Die erschütternden Nachrichten über schwere Erdbeben in türkischem und syrischem Gebiet im Februar 2023 liegen mittlerweile fast ein Jahr zurück. Über 15 Millionen Menschen sind oder waren laut einem Bericht von UNICEF direkt davon betroffen. Unzählige Wohnhäuser, Dörfer und die zugehörige Infrastruktur wurden in Mitleidenschaft gerissen, und auch finanziell hinterließ diese Naturkatastrophe ein riesiges Loch – neben viel zu vielen Todesopfern und Verletzten als größten Verlust der Tragödie. Unter den Überlebenden finden sich auch zahlreiche Kinder, die oftmals sowohl ihr Zuhause, als auch ihre Schulen und Teile der Schulgemeinschaft verloren haben. Sie müssen nun mit massiven Einschnitten in diesen beiden zentralen Bereichen ihres Lebens ihren Weg zurück in einen (kindgerechten) Alltag finden. Zum Abschluss der Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” werfen wir einen Blick darauf, wie es circa ein Jahr nach dem Erdbeben um Schulen in der Region steht, welche Formen der Hilfeleistung und Selbstorganisation sich herausbilden konnten, und in welchen Bereichen es noch erhebliche Defizite auszugleichen gilt.
Der UNICEF-Bericht legt offen, dass der Zugang zu Bildung durch die Folgen des gravierenden Erdbebens für mindestens vier Millionen Kinder im Gebiet behindert wurde – beinahe so viele, wie insgesamt als vom Erdbeben betroffen verzeichnet wurden. Darunter befanden sich auch 350.000 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die sich beispielsweise aufgrund des andauernden Krieges in Syrien in der Türkei befanden. Der Beginn des neuen Schuljahres wurde daher in den betroffenen türkischen Provinzen auf den 01. März 2023 verschoben.
Neben der Verlagerung in temporäre Unterbringungszentren wurden zahlreiche Schüler:innen auf die übrigen 71 Provinzen des Landes aufgeteilt, um die dortigen Schulen besuchen zu können. Da jedoch schon vorauszusehen war, dass auch dieser Ansatz die dortigen Kapazitäten sprengen würde, antizipierte die UNICEF bereits im Februar 2023 “vorhersehbaren Lernverlust, Schulabbrüche und psychosoziale Not” unter Schüler:innen. Der Bedarf an finanzieller und humanitärer Hilfeleistung ist sehr groß: Allein für die ersten drei Monate legte UNICEF die Erfordernis von 196 Millionen USD offen, um damit circa drei Millionen Menschen in der Erdbebenregion erreichen zu können.
Zwei junge Schülerinnen berichten in einer Episode des Podcasts “The Take” davon, seit dem Erdbeben jegliche Form der Stabilität verloren zu haben: Familienmitglieder, Schule, ihr Zuhause und jedes einzelne Kuscheltier wurden für sie ausgetauscht durch das ständige Umziehen von einer Übergangsunterkunft in die nächste. Immer mit dabei: das Trauma, das diese Überlebenden davongetragen haben, und die Suche nach Bewältigungsmechanismen für ebendieses. Die Stimmen betroffener Kinder gleichen sich alle in ihren Aussagen, zum Beispiel: “Hätte ich einen Zauberstab, würde ich ein neues Leben wollen. Ich würde wollen, dass all die Gebäude wieder intakt sind, um wieder zu den alten Zeiten zurückzugehen.”
Der arabische Nachrichtendienst Aljazeera berichtet im eben genannten Podcast davon, wie Schüler:innen nach dem Disaster langsam wieder ihren Weg zurück in die Schulen finden. In der Podcastfolge zu Gast ist Ceyda Yelkalan, Sprecherin der Organisation Save the Children. Sie berichtet davon, dass mit der Arbeit von Kinderpsycholog:innen bereits Besserungen in der mentalen Gesundheit von Schüler:innen beobachtbar sind. Dafür wurden “kinderfreundliche Bereiche” eingerichtet, in denen auf kindgerechte Weise aktive Traumaverarbeitung genauso gefördert wird wie die Möglichkeit, einfach mal wieder ein Kind sein zu können: Spielen, Lernen, und Tools zum Umgang mit ihren Erfahrungen der letzten Monate erlernen gehen hier Hand in Hand. “Ich fühle mich hier so, also hätte ich das Erdbeben fast vergessen. Nach dem Erdbeben können wir Kinder jetzt [wieder] Spiele spielen, hier Zeit verbringen und diese schlimmen Dinge einfach vergessen,” erzählt ein junger Schüler, der in einem der Zentren Obhut gefunden hat.
Einzelne Schulen in der Türkei haben die Naturkatastrophe trotz geographischer Lage in der Erdbebenregion gut überstanden, wie einem kurzen Beitrag der Global Facility for Disaster Reduction and Recovery (GFDRR) entnommen werden kann. Erst jüngst seien dort Schulgebäude errichtet worden, die resistent gegen seismische Aktivität sind. Durch das Wegfallen von “herkömmlichen” Schulen, die vom Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind diese besonderen Schulgebäude daher immerhin zu einigen wenigen Zentren der sicheren Unterkunft geworden, für Schüler:innen, Lehrkräfte sowie bedürftige Familien. Der türkische Bildungsminister Umut Gür zeigt sich dankbar um diese verbleibenden Anlaufstellen: “Es gab keinen ernsten Schaden an unseren Schulen. Ich kann sogar sagen, dass sie so gut wie gar nicht von den Erdbeben berührt worden sind. Natürlich ist das kein Anlass zur Glücklichkeit für uns, aber nach diesem riesigen Desaster und dem großen Schmerz, ist es dennoch ein echter Trost.” Diese Schulen konnten damit gleichzeitig zu Orten des Unterrichts auch Verteilungszentren für humanitäre Hilfsgüter werden – ein wahrer Lichtblick für die Familien, die in diesen Gebäuden sichere Häfen finden konnten. “Wir haben Horror erfahren, doch wir sind dankbar dafür, dass wir am Leben sind, dass unsere Kinder am Leben sind,” erzählt im Bericht eine Mutter, die in einer der Schulen einen sicheren Ort für die Übergangszeit gefunden hat.
Leider ist ein so positives Bild und ein normalisierter (Schul-)alltag noch immer nur die Ausnahme für Kinder und Schulen, die inmitten der Folgen des Erdbebens im letzten Jahr leben. Kontakte vor Ort berichten uns von den momentanen Entwicklungen auf Schulebene – als Lehrer:innen direkt in der Erdbebenregion der Türkei können sie ein besonders akkurates Bild der Lage wiedergeben. Viele Menschen in der Region leben demnach noch immer in den Zelten oder temporär aufgestellten Notfallunterkünften, die direkt nach dem Erdbeben etabliert wurden. Auch der Schulalltag laufe deshalb noch zu großen Teilen in ebendiesen Zelten oder Containern ab. Als Übergangslösung wären mittlerweile auch Container-Camps für Lehrkräfte errichtet worden, in denen sie zu zweit oder zu dritt untergebracht seien. Lediglich Lehrer:innen mit Ehepartnern und/oder Kindern bekämen separate Container gestellt. Für das Vorhandensein dieser Container als Räumlichkeiten für sowohl den Unterricht als auch private Zwecke gebe es jedoch kaum staatliche Hilfe – es liege an den Lehrkräften selbst, sie zu organisieren oder für ihre Klasse zu beanspruchen.
Lehrkräfte vor Ort fordern natürlich einen schnellen Wiederaufbau zertrümmerter Schulgebäude und zugehöriger (Infra-)strukturen, doch nach Angaben unserer Kontakte sei die Aufarbeiten der türkischen und vor allem der syrischen Regierung nicht fokussiert genug auf die Bedürfnisse des Bildungssystems und dessen benötigte Stabilisierung und Unterstützung. Auch in logistischer Hinsicht habe sich die Lage seit unmittelbar nach der Umweltkatastrophe kaum verändert: Alle möglichen Wege waren selbsterklärend von Trümmern übersät oder anderweitig unbenutzbar, weshalb sowohl Baumaßnahmen an zerfallenen Gebäuden als auch das Durchdringen mit Hilfsgütern und ähnlichem noch immer eine “Mammutaufgabe” darstellen würden.
Es bleibt demnach zu hoffen, dass humanitäre Hilfsorganisationen wie UNICEF oder Save the Children weiterhin einen Beitrag zur Besserung der Situation vor Ort leisten können. Auch der Wiederaufbau von Schulgebäuden sowie Akkomodationsbauten zur privaten Unterbringung von Familien und Lehrkräften ist weiterhin eine dringliche Forderung an die Regierungen der beiden betroffenen Staaten des schweren Erdbebens, um die sichere Zukunft und Bildung der Jüngsten des Landes sicherstellen zu können.
Seit Beginn des aktuellen Gaza-Krieges tauchen die Schulen in Gaza und dem Westjordanland wieder häufig in den Schlagzeilen auf. Zumeist sind es Berichte über Zerstörung, Bombenangriffe, Beschuss und Anschläge von und auf palästinensische Schulen und Bildungseinrichtungen, die oftmals zahlreiche Opfer fordern. Obwohl Bildung ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, das maßgeblich zur persönlichen Entwicklung und zum gesellschaftlichen Fortschritt beiträgt, bleibt dieses Recht in von Krieg und Besatzung geprägten Regionen allzu oft verwehrt. In unserer Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” richten wir den Blick auf das Bildungssystem in den palästinensischen Gebieten und gehen der Frage nach, inwiefern das Schulsystem während des Krieges funktioniert und vor welchen Herausforderungen die Bildungslandschaft in Palästina steht.
Das moderne Bildungswesen im Westjordanland und Gaza hat seine Wurzeln im Osloer Abkommen, das im September 1993 unterzeichnet wurde und in dessem Rahmen die Verwaltung des Bildungssystems an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) übertragen worden ist. In Folge dessen gründete die PA im Jahr 1994 das erste palästinensische Ministerium für Bildung mit Sitz in Ramallah. Neben der Regierung spielt vor allem das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Geflüchtete im Nahen Osten (UNRWA) eine bedeutende Rolle im Bildungsbereich, das Bildungseinrichtungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Autonomiegebiete für palästinensische Geflüchtete betreibt. Daher existieren drei Schulformen in Palästina: 1.474 staatliche, 147 private, meist von kirchlichen Trägern, und 253 von der UNRWA gegründete Schulen. Während die Schulen im Westjordanland der PA-Verwaltung unterstehen, kontrolliert im Gazastreifen seit 2006 die islamistische Hamas das Bildungswesen.
Heutzutage tragen in den PA-Gebieten laut der Palästinensischen Mission in Deutschland drei Ministerien die Verantwortung für die Verbesserung der bildungsrelevanten Infrastruktur, die Schulung und Weiterbildung von Lehrkräften, die Standardisierung der Lehrpläne sowie für die Etablierung eines umfassenden Bildungssystems in Palästina: das Ministerium für Bildung, das Ministerium für Höhere Bildung (Hochschulwesen) und das Ministerium für Arbeit. Zwischenzeitlich wurden das Ministerium für Bildung und das Ministerium für Höhere Bildung zusammengeführt und zuletzt 2019 wieder getrennt. Zusätzlich existiert ein Zentrum zur Entwicklung des Curriculums, und im palästinensischen Legislativrat wurde ein Ausschuss gebildet, der sich unter anderem mit bildungsrelevanten Gesetzen befasst.
Sowohl die diplomatische Vertretung Palästinas in Deutschland als auch das katarische Medium Al-Jazeera betonen die zwangsläufig erfolgten Schulschließungen durch die israelische Armee während der beiden Intifadas (1987 und 2000), die den Zugang zu Bildung für Palästinenser:innen versperrte und zu entschlossenen Reaktionen der Bevölkerung in Form von privaten Initiativen und Nichtregierungsorganisationen führte, die sich bis heute für verbesserte Bedingungen in der Bildung einsetzen.
In Palästina gilt eine allgemeine Schulpflicht für Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren. Im Unterschied zu Deutschland, wo ein dreigliedriges Schulsystem besteht, gibt es in Palästina bis zur zehnten Klasse eine einheitliche Schulausbildung. Der weitere schulische Werdegang hängt vom Notendurchschnitt ab, der darüber entscheidet, ob die Jugendlichen eine weiterführende Schule besuchen dürfen. Dort absolvieren sie innerhalb von zwei Jahren das Abitur, auch als Tawjihi bekannt.
Das Abitur in Palästina ist vielfältig gestaltet. Neben dem allgemeinen “akademischen” Abitur, das sich auf Natur- oder Literaturwissenschaften konzentriert, besteht die Möglichkeit, ein Fachabitur in Bereichen wie Wirtschaft, Industrie, Landwirtschaft oder Gesundheitspflege zu absolvieren. Schüler:innen, die das “akademische” Abitur erwerben, können sich im Anschluss an Universitäten einschreiben, während das Fachabitur den Zugang zu einem College-Studium ermöglicht. Seit dem Schuljahr 1994/95 werden die Abiturprüfungen von den zuständigen palästinensischen Behörden durchgeführt.
Ein Schuljahr beginnt immer Ende August oder Anfang September und endet im Mai des folgenden Jahres. Dadurch umfasst das Unterrichtsjahr entweder 210–215 Schultage (mit einem freien Tag in der Woche) oder 175–180 Schultage (mit zwei freien Tagen).
Im palästinensischen Curriculum von 1998, wie in einem UNESCO-Bildungsbericht über Palästina von 2011 festgehalten, wird die Notwendigkeit für Bildungsinhalte betont, die die palästinensische Identität widerzuspiegeln. Es legt außerdem Wert auf die islamische Zugehörigkeit, strebe die Einheit der arabischen und islamischen Welt an und setze sich für die Freiheit Palästinas ein. Der Gebrauch der arabischen Sprache als Kommunikationsmittel werde als grundlegend betrachtet, während auch die Lehre von Fremdsprachen betont wird. Die Auswahl von Wissen, Kultur und Wissenschaft stehe im Fokus, insbesondere in Bereichen wie Technologie, Ökologie und Demografie. Die Ausbildung ziele darauf ab, kritisches Denken zu fördern und ausgewogene Persönlichkeiten zu fördern.
Jedoch kritisierte die israelische NGO IMPACT-se den palästinensischen Lehrplan für das Schuljahr 2020/21. Die Vorwürfe betrafen antisemitische Inhalte, die Ablehnung des Friedens mit Israel und das Fehlen von Toleranz und Koexistenz. Kritiker:innen bemängeln stereotype Darstellungen von Jüdinnen und Juden als korrupt und kontrollierend sowie die Verherrlichung von Personen mit antisemitischen Ansichten. Zudem wird die Förderung von Märtyrertum und dem Dschihad in Gedichten und Texten kritisiert. Die Einbindung von Gewaltdarstellungen in naturwissenschaftliche und mathematische Unterrichtsinhalte wird als unangemessen und politisch motiviert betrachtet. Insgesamt wecken die Vorwürfe Bedenken hinsichtlich der politischen Beeinflussung und des Mangels einer ausgewogenen und friedlichen Lernumgebung. Es sei jedoch angemerkt, dass auch israelische Schulbücher bereits in der Kritik standen, Vorurteile gegenüber der palästinensischen Bevölkerung zu verbreiten, deren Vertreibung 1948 zu verschweigen und diese als Terroristen zu brandmarken.
Die Komplexität und die eigene Betroffenheit spiegeln sich unvermeidlich in den Bildungssystemen der beiden Konfliktparteien wider. Die Herausforderung besteht einerseits darin, einen Ausgleich zu finden, der Frieden, Verständnis und Respekt fördert. Auf der anderen Seite verhindern und erschweren die täglichen Herausforderungen durch den allgegenwärtigen Krieg das Lernen.
Seit mehr als sieben Jahrzehnten befinden sich Israel und Palästina in einem Konflikt, der sich nicht nur in den Bildungsinhalten abzeichnet. Auch auf dem täglichen Schulweg, bei der Beschaffung von Unterrichtsmaterialien und Schuluniformen sowie in den unsicheren Schulgebäuden müssen die Kinder, Eltern und Lehrkräfte teilweise beschwerliche Strapazen auf sich nehmen. Schon seit Jahren bedeutet der jährliche Schulbeginn eine Herausforderung für alle Beteiligten, da beispielsweise die Eltern teuren Schulbedarf und Uniformen beschaffen und die Schulen mit den vom Krieg traumatisierten Kindern umgehen müssen.
Durch die jüngsten Entwicklungen seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober hat sich die Situation noch verschärft. Laut UNICEF sind derzeit alle Schulen in Gaza geschlossen. Viele dieser Schulen dienen jetzt als Notunterkünfte für Geflüchtete, statt Unterricht wird gekocht und geschlafen. Ein weiterer problematischer Aspekt ist die Nutzung der Bildungseinrichtungen von der Hamas als Waffenverstecke und Stützpunkte, was von Israel kritisiert wird. Die Kinder und Jugendlichen sind nach wie vor die Hauptleidtragenden des Konflikts, da ihnen das grundlegende Recht auf Bildung verwehrt wird, und sie gleichzeitig unter der konstanten psychischen Belastung und dem Stress durch die anhaltenden Konflikte leiden.
Das Bildungssystem in den palästinensischen Gebieten ist heute mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Diese stammen nicht nur aus den strukturellen Belastungen des Schulsystems unter dem politischen Druck, sondern spiegeln auch die politischen und sozialen Realitäten der Region wider. Denn schon vor dem aktuellen Krieg galt: Ein palästinensischer Abschluss, egal ob in Gaza oder im Westjordanland, ist aufgrund der Staatenlosigkeit der Bevölkerung und der ruinösen wirtschaftlichen Situation nicht viel wert. Im Jahr 2017 lag die Jugendarbeitslosigkeit in Gaza bei 60 Prozent. Die fehlende berufliche Perspektive zählt zu den größten strukturellen Problemen der Bildungslandschaft in den besetzten Gebieten.
Trotz der Bemühungen der PA, der UNRWA und anderer Akteure, Bildung weiterhin zugänglich zu machen, stehen die Kinder und Jugendlichen vor gravierenden Schwierigkeiten. Der andauernde Krieg erschwert nicht nur den Schulalltag, sondern beeinträchtigt auch die psychosoziale Entwicklung der Schüler:innen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die internationale Gemeinschaft, lokale Akteure und die Konfliktparteien selbst verstärkt den Schutz und die Förderung des Bildungswesens trotz widriger Umstände in dieser Region einsetzen.
Im Schulkontext stehen Lehrer:innen vor immer mehr Herausforderungen: Kriege, Naturkatastrophen und traumatisierende Erfahrungen prägen sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen. Um eine sichere Lernumgebung zu schaffen, ist es wichtig, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Im Rahmen unserer Themenwoche Bildung in Krieg und Krise haben wir mit Ina Bagdenand gesprochen, die von ihren Erfahrungen und Einschätzungen als Lernbegleiterin berichtet. Nach einem Bachelor in Erziehungs- und Geschichtswissenschaften konnte sie auch viele Erfahrungen in dem berufsbezogenen Master in Beratungswissenschaften sammeln, in welchem sie sich auf die Begleitung von Bildungseinrichtungen spezialisierte. Zahlreiche Kenntnisse erlangte sie auch im Regionalzentrum für demokratische Kultur und in der Ausbildung von Lehrkräften.
Lehrer News: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie feststellen, dass ein:e Schüler:in möglicherweise traumatisiert ist?
Bagdenand: Wenn ich das Gefühl habe, dass es jemandem mit einem Thema nicht gut geht, versuche ich, mit der Person ins Gespräch zu kommen. Das beschäftigt mich zunehmend, besonders da wir auch in den Medien mit Trigger-Meldungen konfrontiert sind. Da ich unter anderem viel mit der Thematik Diskriminierung zu tun habe, habe ich darüber nachgedacht, vorab darauf hinzuweisen, dass es eine Möglichkeit gibt, bei Bedarf persönlich mit mir zu sprechen. Das wäre eine erster Schritt – ein Gespräch anbieten.
Lehrer News: Der Unterricht und die Schule sind ein großer Bestandteil des Lebens der Schüler:innen. Welche Möglichkeiten gibt es, den Unterricht an die Bedürfnisse von geflüchteten/traumatisierten Schüler:innen anzupassen?
Bagdenand: Ich würde diesen Raum sogar noch weiter öffnen und sagen, dass sich die Schule noch stärker den Gegebenheiten der Schüler:innen anpassen müsste. Meiner Meinung nach ist das aktuelle Schulsystem zu starr und gibt vielen Schüler:innen nicht genug Möglichkeiten, ihren Raum zum Lernen zu finden. Sobald wir aber eine Öffnung innerhalb der Schule haben und uns mit Individualität beschäftigen, müssen wir auch die Biografien der Menschen in unserem Umfeld berücksichtigen. Die gesamte Struktur müsste dafür aber grundlegend anders sein. Jeder Mensch hat seine Biografie und diese sollte ihren Platz bekommen.
Lehrer News: Welche Fächer oder Themen eignen sich besonders, um einen sicheren Lernraum zu schaffen und welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Zusammenhang?
Bagdenand: Alle! Ich würde da kein Fach ausschließen. Die Herausforderung besteht darin, dass ich keine Annahmen darüber machen kann, was traumatisierend sein könnte oder was eine traumatisierte Person ansprechen könnte. Ich stelle mich damit schon wieder eine Stufe höher, weil ich das ja gar nicht beurteilen kann. Es liegt immer beim Individuum selbst. Und es können Situationen sein, die für mich erstmal ein bisschen komisch wirken: Nehmen wir mal ein Beispiel: Ich frage mich: „Wieso ist das denn jetzt so doof für die Person? Das verstehe ich gar nicht.“ Aber ich muss nicht verstehen, warum es so ist, sondern Raum für die Person schaffen und respektieren, dass es für sie schwierig ist, unabhängig vom Fach.
Lehrer News: Geflüchtete und/oder traumatisierte Schüler:innen haben häufig verschiedene kulturelle Hintergründe. Wie können diese Unterschiede den Lernprozess beeinflussen und wie können Lehrer:innen darauf eingehen?
Bagdenand: Ich würde dazu tendieren, das gar nicht so voneinander zu trennen, da jeder Mensch seinen eigenen kulturellen Hintergrund hat. Ich könnte auch das Nord-Süd/Ost-West-Gefälle in Deutschland nehmen – auch hier gibt es bereits Unterschiede. Wenn ich nun den Fokus auf einen kulturellen Unterschied außerhalb von Deutschland richte, habe ich das Gefühl, dass ich wiederum dazu neige, in gewisser Weise zu kategorisieren: Was aus Deutschland kommt, wird als normal betrachtet, während das Andere als nicht normal erscheint. Es ist wichtig, sich auf die individuellen Bedarfe in einer Klasse einzustellen, unabhängig davon, ob sie aus verschiedenen Kulturen innerhalb oder außerhalb Deutschlands stammen. Kulturelle Unterschiede existieren überall, und ich muss immer darauf achten, welche Bedarfe die Schüler:innen haben und was sie mitbringen, sodass ich vorab gar nicht sagen könnte, was ich wie machen würde. Das kommt immer auf die Situation an.
Lehrer News: Oft ist es schwer zu erkennen, was Schüler:innen gerade durchmachen und erlebt haben. Wie erkennen Sie individuelle Bedürfnisse Ihrer Schüler:innen?
Bagdenand: Das hat viel mit einem sorgfältigen Beobachten und Wahrnehmen zu tun – dann auch wiederum mit einem sensiblen Umgang des Ansprechens. Aber dieses Ansprechen sollte immer von meiner persönlichen Wahrnehmung ausgehen. Zum Beispiel: "Ich habe das Gefühl“ oder „Ich spüre, dass es dir nicht so gut geht, aber vielleicht irre ich mich auch." Es ist wichtig, einfühlsam vorzugehen und sich selbst als Ausgangspunkt zu nehmen.
Lehrer News: Neben der Schule ist auch das persönliche Umfeld der geflüchteten Schüler:innen maßgeblich. Wie beziehen Sie die Eltern oder Erziehungsberechtigten in den Bildungsprozess mit ein?
Bagdenand: Klar, gehört das Umfeld dazu, aber auch da gilt, dass ich immer sensibel damit umgehen muss. Wenn ich eine:n Jugendliche:n anspreche, frage ich die Person, inwieweit es für sie in Ordnung ist, und beziehe sie mit ein. Bei jüngeren Kindern ist es ein anderer Modus: Hier ist es schwieriger, die Entscheidung dem Kind zu überlassen, ob man mit der Familie in Kontakt tritt oder nicht. Hier würde ich mir Unterstützung von Fachexpert:innen holen, die sich bereits lange mit solchen Themen auseinandersetzen und da sicherlich auch wichtige Erfahrungen gesammelt haben.
Lehrer News: Es gibt viele verschiedene Herangehensweisen, um traumatisierten Schüler:innen zu begegnen. Welche pädagogischen Ansätze würden Sie empfehlen, um diese Schüler:innen in den Unterricht zu integrieren und ihre individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen?
Bagdenand: Das ist ein bisschen schwierig. Pädagogische Konzepte sind wichtig und man kann in unterschiedlichen Einrichtungen mit verschiedenen Konzepten arbeiten, aber ich denke, dass es letztendlich auf meine Haltung, Werte und Einstellung zum Thema ankommt. Das setzt natürlich voraus, dass ich mich mit politischen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetze und dazu eine Haltung entwickle. Deshalb kann ich das nicht auf ein spezielles Konzept übertragen. Außerdem muss ich in der Lage sein, zu reflektieren. Das bedeutet auch, dass ich nicht immer alles „richtig“ mache, sondern auch reflektiere, wenn ich das Gefühl habe, dass im Unterricht etwas vielleicht nicht passend war. Ich würde nicht sagen, dass es da ein spezielles Konzept gibt. Es hängt von meiner Sensibilität, Reflexionsfähigkeit und Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen ab. Es gibt keine spezifische Lösung, sondern es ist situativ und erfordert ständige Reflexion.
Lehrer News: Traumatisierende Erfahrungen von Schüler:innen können auch für Lehrkräfte ein belastendes Thema sein. Wie können Lehrer:innen, die sich mit diesen Themen konfrontiert sehen, selbst damit umgehen?
Bagdenand: Die Schulkultur müsste sich stark ändern, weil ich es wichtig finde, dass pädagogische Fachkräfte regelmäßig Supervision, auch Einzelsupervision, erhalten sollten. Es ist wichtig, dass ein solches Kulturverständnis im Schulalltag präsent ist. Ich finde es auch sehr wichtig, dass die pädagogischen Fachkräfte sich untereinander austauschen können. Aber leider gibt es dafür überhaupt kein Zeitfenster: Die Lehrpläne und die Abschlüsse, die erreicht werden müssen, das ist alles so eng gestrickt und so voll. Leider ist durch dieses begrenzte Zeitfenster und die Fülle an Lehrstoff für dieses Innehalten, in Austausch gehen und reflektieren oft keine Zeit.
Lehrer News: Und welche Unterstützung können sie dabei von Schulen oder anderen Organisationen erhalten?
Bagdenand: Fortbildungen sind eine Option, aber auch dafür brauche ich Zeit. Ich muss mir überlegen, wie ich das Wissen integrieren und mit in die Schule bringen kann. Verbände und staatliche Institutionen bieten viel an, aber es bedarf einer intensiven Aktivität seitens der Lehrpersonen. Ein Netzwerk von Institutionen um die Schulen, wie es in den skandinavischen Ländern der Fall ist, unterstützt durch Verbände und staatliche Institutionen, könnte hier einen positiven Beitrag leisten.
Der Umgang mit traumatisierten und/oder geflüchteten Schüler:innen ist ein herausforderndes Thema. Wie man sensibel damit umgehen könnte, hat uns Ina Bagdenand im Interview erklärt. Dennoch gibt es viel Handlungsbedarf, insbesondere in den Strukturen der Schulen, die oftmals nicht genug Zeit einräumen, um den Schüler:innen gerecht zu begegnen. Habt ihr bereits Erfahrungen in diesem Bereich gemacht?
Weltweit bekommen Menschen die Auswirkungen des sich verändernden Klimas zu spüren. Während an einigen Orten auf der Welt die Bedingungen zunehmend lebensfeindlich werden, sind extremere Wettersituationen und sich häufende Naturkatastrophen fast überall eine Folge dieser Entwicklung. Eindrücklich für Deutschland wurde dies im Juli 2021, als es in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu extremen Niederschlägen kam, die in einer Flut endeten. Besonders betroffen davon war das Ahrtal, wo die Folgen dieses Ereignisses an den Schulen noch heute omnipräsent sind. Wir sprechen mit Betroffenen aus der Region und blicken darauf darauf, was die Folgen von Naturkatastrophen für das Bildungssystem auch bei uns bedeuten können.
Erst vor einigen Tagen riefen die Überschwemmungen im Norden Deutschlands wieder Erinnerungen an Geschehnisse aus der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 und deren Folgen hervor. Zweieinhalb Jahre ist es her, als das Ahrtal von unvorstellbarem Starkregen überrascht wurde, der in rasendem Tempo die Flussläufe füllte, sodass die Ahr meterhoch über die Ufer trat. Menschen starben, verloren ihr Zuhause und eine ganze Region hat ein Trauma erlitten und stand vor riesigen Trümmerhaufen. Auch an einigen Schulen vor Ort sind die Folgen der Katastrophe überall sichtbar und spürbar. Die Bilder davon haben uns in Deutschland gezeigt, dass unsere Schulen nicht sicher sind, in Anbetracht dessen, dass sich extreme Wetterereignisse durch den Klimawandel auch hierzulande häufen werden. Denn die Schäden des Unglücks sind dort noch lange nicht behoben, die Instandsetzung von Unterrichtsräumen und Turnhallen wird noch andauern und viel Geld kosten.
Um zu sehen, wie genau die Situation an den Schulen im Ahrtal heute ist, haben wir mit zwei Schulleitern aus Bad-Neuenahr Ahrweiler gesprochen. Einer davon ist Marco Bastiaansen von der Erich-Kästner-Realschule plus (EKS): “Schüler und Lehrkräfte sind besonders in der ersten Zeit nach der Flut über sich hinaus gewachsen. Das “Wir-Gefühl”, besser bekannt als “SolidAhrität” hat die Schulgemeinschaft zusammenwachsen lassen. Davon profitieren wir noch heute. Wir konnten zwischenzeitlich wieder einige schulische Einrichtungen z.B. die Mensa der Ganztagsschule in Betrieb nehmen und auch Fachräume stehen wieder zur Verfügung. Dies ist für jeden sichtbar und vermittelt einen positiven Eindruck. Die Menschen bleiben zuversichtlich und sehen an vielen Stellen Licht am Ende des Tunnels.”
Dr. Klaus Müller ist Lehrer an der Berufsbildenden Schule des Landkreises (BBS) und seit August letzten Jahres kommissarischer Schulleiter. Dort wurden von der Flut zwei Drittel der Klassenräume sowie Räumlichkeiten für die Ausbildungsberufe zerstört. “Unserer Schule geht es eigentlich gut, in dem Sinne, dass wir uns mit der Flut arrangiert haben. Wir haben in den letzten zwei Jahren Provisorien erhalten. Das sind drei Hallen mit jeweils 20 Klassenräumen. Dazu haben wir seit diesem Schuljahr eine Halle mit vier Werkstatträumen, die in Betrieb, sodass wir auch den fachpraktischen Unterricht wieder anbieten können”, beschreibt Müller die aktuelle Situation. “Wir sind froh über die Räume, weil anders könnten wir den Schulunterricht nicht fortführen”, führt er weiter aus. Denn seine Schüler:innen mussten zwischenzeitlich an sechs Standorte verteilt werden und dafür bis zu zweistündige Schulwege in Kauf nehmen.
Müller verdeutlicht jedoch, dass der Schulalltag an der BBS trotzdem noch lange Zeit mit einer Mehrbelastung verbunden sein wird: “Diese Hallen bestehen aus 60 Millimeter dünnen Sandwichpaneelen, aus Blech und Bauschaum. Das heißt, selbst Unterricht bei normaler Lautstärke ist im Nachbarraum hörbar. Das ist für die Schülerschaft und die Kolleginnen und Kollegen natürlich sehr anstrengend. Die Schulgemeinschaft hat sich daran weitestgehend gewöhnt, aber es ist natürlich eine Belastung. Jetzt kommt die Marathonstrecke”, findet Müller ein Bild, um die Situation zu beschreiben. Denn der Wiederaufbau des Schulgebäudes wird erst für die Planung ausgeschrieben. Bis alle Räumlichkeiten wieder bezugsfertig sind, wird es noch lange dauern.
Auch wenn die Flut im Ahrtal (noch) ein Ausnahmeereignis darstellt, wird deutlich, wie wichtig die Sicherheit unserer Infrastruktur ist. Auch bei den Wiederaufbaumaßnahmen an den beiden Schulen findet der Hochwasserschutz eine besondere Beachtung, wie Marco Bastiaansen erklärt: “Bei allen Bemühungen des Aufbaus und der Gestaltung steht das Nachhaltigkeitsprinzip an oberster Stelle. Es wird gründlich abgewogen und mit vielen Stellen und Beteiligten entschieden, wie gebaut werden soll. Die Hochwassersicherheit steht an oberster Stelle. Der Beteiligungsprozess kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, dafür steht am Ende eine qualitativ hochwertige und dauerhafte Lösung, die noch dazu modernen Ansprüchen gerecht wird”. Für den Hochwasserschutz gibt es verschiedene Richtwerte. Einer davon ist die HQ100-Linie, die anzeigt, mit welchem Pegelstand einmal alle 100 Jahre zu rechnen ist. Müller erklärt, was das für seine Schule bedeutet: “Das hatte schon zur Folge, dass die letzten Provisorien Gebäude bereits auf ein Meter hohen Stelzen errichtet worden sind. Auch beim Wiederaufbau müssen die Richtlinien berücksichtigt werden. Naturwissenschaftliche Räume sind jetzt im ersten Stock neu errichtet worden, um Räume mit kostbarer Einrichtung, auch Computerräume, zu schützen. Wie das für die Werkstätten und Großküchen wird, muss die Zukunft zeigen und die Aufgabe der Planer und Architekten.”
Doch es wird wichtig sein, dass die Kommunen bundesweit bei zukünftigen Baumaßnahmen und Investitionen in die Infrastruktur den Katastrophenschutz mehr berücksichtigen. Schließlich handelt es sich dabei um langfristige Investitionen, die sich in Jahrzehnten bei den zunehmenden Extremwetterlagen auszahlen könnten.
Auch die psychische Belastung infolge der Katastrophe ist im Ahrtal noch immer spürbar. Erst im November berichtete der SWR, dass die Anfragen für Therapieplätze sogar weiter anstiegen. Die Nachfrage nach psychotherapeutischen Beratungsterminen im Traumahilfezentrum des Ahrtals sei noch immer größer als das Angebot. Ende 2021 war das Zentrum eröffnet worden und hat seither nach eigenen Angaben weit über 300 Kinder betreut und beraten. Ähnlich groß sei weiterhin auch die Inanspruchnahme von Hilfe direkt an der Schule. Die beiden Schulleiter aus Bad-Neuenahr Ahrweiler zeigen dankbar für jene psychologische Betreuungsangebote und die Sozialpädagog:innen an ihrer Schule, die vieles auffangen würden.
Doch Bastiaansen und Müller schaffen es, auch positiv in die Zukunft zu blicken. “Die Schulgemeinschaft ist seit der Flut besonders zusammengerückt, das Bewusstsein über das gemeinsame Schicksal ist in der gesamten Schulgemeinschaft sehr präsent. Schüler und Lehrkräfte identifizieren sich mehr denn je mit der Schule", beschreibt Bastiaansen. “Die selbstlose Hilfe für andere, oftmals fremde Menschen, wirkt auf mich noch immer sehr beeindruckend. In unserer Schule treffe ich auf freundliche, offene und auch dankbare Kinder, die sich bei uns sichtlich wohl fühlen und eine positive Schulatmosphäre prägen.” Auch Müller zeigt sich hoffnungsvoll, weil “die meisten Menschen einfach positiv herangehen, mit einem ‚Wir schaffen das‘. Viele sind selbst betroffen gewesen, konnten nicht mehr in ihren Wohnungen und Häusern wohnen. Und die Leute haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern haben gesagt: Es muss weitergehen. Das hat mich unglaublich beeindruckt und ich glaube, es gibt auch vielen Leuten Kraft für die Zukunft.”
Während Deutschland von unregelmäßigen Extremen betroffen ist, leben laut den Ergebnissen des UNICEF-Klima-Risiko-Indexes weltweit eine Milliarde Kinder in einem Land, das aufgrund der Klimakrise extrem stark gefährdet ist. Das Kinderhilfswerk bemüht sich schon lange, Druck auf die relevanten Akteur:innen aus Wirtschaft und Politik auszuüben, indem sie darauf hinweist, dass Kinder besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden. Es zitiert seine ehemalige Exekutivdirektorin Henrietta Fore (201 8-2021 im Amt) in einer Pressemitteilung dazu: “Wenn wir den Zugang von Kindern zur Grundversorgung verbessern, beispielsweise zu Wasser und sanitären Einrichtungen, zu Gesundheitsversorgung und Bildung, kann sich auch ihre Fähigkeit, Klimagefahren zu überleben, erheblich verbessern”. UNICEF hat bezogen auf die Bildung weiterführend eine klare Forderung formuliert. Man müsse “Kindern Kenntnisse im Bereich Klima und Umweltschutz vermitteln”. Dies sei entscheidend “für die Anpassung an und die Vorbereitung auf die Auswirkungen des Klimawandels” der Kinder.
Welche Verknüpfungen dazu führen, dass im globalen Süden vielerorts auch die Bildung unter der Erderwärmung leiden, erklärt die Österreichische Entwicklungsorganisation Jugend eine Welt anschaulich: “Überschwemmungen zerstören Schulen, Stürme zwingen Menschen zur Flucht, Dürren führen dazu, dass Kinder weite Wege zurücklegen müssen, um Wasser zu holen oder Tiere zu versorgen. Folglich bleibt weniger Zeit für wichtige Schulbildung oder noch schlimmer: Familien können es sich schlicht nicht mehr leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken.” Daraus ergibt sich ein Problem, denn Bildung hilft Menschen dabei, sich aus der Armut zu befreien. Doch wenn arme Menschen besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden und dadurch deren Kindern der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt, dann lässt sich daraus eine Negativspirale ableiten.
Ein weiteres Problem in vielen betroffenen Regionen ist, dass die Infrastruktur extrem gefährdet ist. Dort werden Naturkatastrophen zunehmend zur Regel und so müssen die Menschen mit Wechseln von Dürre und Starkregen umgehen. Diesen Umständen können die Schulen teilweise nicht mehr standhalten, wie UNICEF an einem Beispiel aus Malawi in Südostafrika schildert: Im ersten Halbjahr 2023 konnten die Schüler:innen der Chikuli Primary School im Süden des Landes für längere Zeit nicht zur Schule gehen, weil die Gebäude während des Zyklons, einem schweren Tropensturm im Februar, geschlossen waren oder als Auffanglager für diejenigen dienten, die ihr Zuhause verloren haben. Doch auch die Schulen selbst nehmen Schaden, wenn beispielsweise sanitäre Anlagen von den Fluten mitgerissen und Wassersysteme zerstört werden. Solche Probleme sorgen dafür, dass sich Infektionskrankheiten schneller verbreiten können. In Malawi war dies ein Mitgrund zu einem Ausbruch von Cholera, weshalb viele Schulen für einige Zeit erneut schließen mussten.
Besonders Mädchen sind die Leidtragenden unter diesen Umständen. Aufgrund der Armut ihrer Familien werden sie oft sehr früh verheiratet, um von den Eltern nicht mehr selbst versorgt werden zu müssen. Das bedeutet in der Regel, dass sie nicht mehr zur Schule gehen dürfen, falls sie das überhaupt durften. Wie UNICEF in ihrem Beispiel aus Malawi hinweist, sind Mädchen auf Sanitäranlagen und eine Wasserversorgung angewiesen, da sie sonst “während ihrer Menstruation nicht in die Schule gehen können”. Das Kinderhilfswerk baut in einem Projekt Wassersysteme in Malawi, von denen die Dörfer und Schulen profitieren. Besonders jedoch die weibliche Bevölkerung, da in den Haushalten die Frauen und an den Schulen die Schüler:innen für das Wasserholen zuständig waren, was bis zu drei Stunden in Anspruch genommen hat.
Wenn Naturkatastrophen diese Infrastruktur zerstören, werden die Fortschritte zunichtegemacht, allen Kindern ihr Grundrecht auf Bildung zu ermöglichen. Das ist besonders in den Ländern tragisch, die hier ohnehin die größten Defizite haben. Es sind arme Regionen, im globalen Süden, die besonders unter der Klimakrise leiden.
Am Beispiel Ahrtal zeigt sich, wie wichtig ein gutes Bildungsangebot für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen ist. Die beiden Schulleiter, die wir interviewt haben, machten genau diesen Punkt deutlich. “Wir bemühen uns, den schulischen Alltag wie vor der Flut aufrechtzuerhalten und den Kindern ein Stück ‘Normalität’ anzubieten. Bildung steht dabei absolut im Zentrum. Wir nutzen dazu alle pädagogischen Spielräume und suchen Lösungen, die dem einzelnen Schüler gerecht werden”, macht Bastiaansen die Herangehensweise seiner Schule deutlich. “Das waren auch unsere Erlebnisse direkt nach der Flut”, bestätigt Müller diesen Aspekt. “Unsere Schüler sagten, wir sind froh, dass wir Unterricht haben, wir sind froh, dass wir Normalität haben, dass wir herkommen können und wissen, es geht hier weiter in der Berufsausbildung” sagt er und bezieht sich dabei sogar auf die Zeit als seine Schüler:innen noch auf weit entfernte Standorte verteilt waren. Umso wichtiger ist es, dass Schulen als kritische Infrastruktur anerkannt werden und Kindern ihr Grundrecht auf Bildung auch im Krisenfall erhalten bleibt.
Eines von zehn Kindern weltweit muss arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Diese erschütternde Statistik legt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) als Teil der Vereinten Nationen (UN) offen. In konkreten Zahlen seien es circa 160 Millionen Kinder, die einer Form der entlohnten Arbeit nachgehen, anstatt die Schule zu besuchen – genaueren Erhebungsverfahren in Zusammenarbeit mit UNICEF zufolge leben über die Hälfte davon in Afrika südlich der Sahara. Die Gründe dafür differieren stark. Im Rahmen unserer Themenwoche “Bildung in Krieg und Krise” beleuchten wir einen Blickwinkel auf Schule und Kinder, der hierzulande nur allzu leicht übersehen wird.
Eines von unzähligen Beispielen: Ein zwölfjähriger Junge aus dem Jemen, der davon berichtet, täglich elf Stunden lang schwere körperliche Arbeit zu verrichten. In einem kurzen Reportageclip legt er einem Team der UNICEF auch die Gründe dafür offen: Sein Vater sei bereits verstorben, und seine Familie habe keine andere Möglichkeit, finanziell zurechtzukommen. Deshalb arbeite er seitdem in einer Eisenwerkstatt unter Bedingungen, die nicht annähernd genug Schutz bieten können. Dass seine schulische Bildung darunter leidet, darüber wirkt der junge Anas ebenso reflektiert wie entschieden: “Ich gehe nicht mehr zur Schule, weil meine Familie keinerlei Unterstützung hat. Deshalb schicke ich stattdessen meine Brüder in die Schule, damit sie zur Universität gehen und danach Arbeit finden können”, führt er mit einer solchen Entschlossenheit aus, die fast vergessen lässt, dass ein Kind in die Kamera spricht. Nicht nur ist er sich demnach der Wichtigkeit schulischer Bildung bewusst, sondern auch der Hierarchie, in der sich diese befindet und dem Privileg, das es braucht, um ihr nachgehen zu können.
Anas’ Lebensrealität spiegelt einen der häufigsten Gründe für Kinderarbeit auf der ganzen Welt wieder. Die finanzielle Abhängigkeit von Familien zu ihren Kindern als bezahlte Arbeitskräfte ist ein globales Problem, das obendrein nur bedingt in Zahlen zu fassen ist. Zwar existiert nach dem bereits erwähnten Bericht von 2021 der Wert von etwa 160 Millionen arbeitenden Kindern auf der Welt, die in ihrem Alter eigentlich ihrer schulischen Bildung nachgehen müssten. Doch wie Aussagen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) entnommen werden kann, werden beispielsweise Hilfsarbeiten für die Arbeitsverhältnisse von Eltern im Agrarsektor offiziell nicht als Kinderarbeit gewertet. Da laut FAO einerseits fast 70 Prozent der bereits erfassten Kinderarbeit in landwirtschaftlilchen Tätigkeiten verrichtet wird, und andererseits die gesamte Statistik von Kinderarbeit derzeit zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder einen Anstieg erlebt, liegt es sehr nahe, dass auch die verrichteten “Hilfsarbeiten” in unsicheren und körperlich überfordernden Umgebungen der globalen Landwirtschaft eine viel zu hohe Zahl schwer arbeitendener Kinder hervorbringen.
Dennoch kann Eltern in einer solchen Armut kaum vorgeworfen werden, sie seien Schuld an den Verhältnissen, in denen ihre Familien leben. Der Generaldirektor der ILO, Gilbert Houngbo, äußerte sich dazu am diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit: “Kinderarbeit gibt es nur seltenst weil Eltern schlecht in ihrer Rolle sind, oder sich nicht um ihre Kinder sorgen. Vielmehr rührt sie von einem Mangel an sozialer Gerechtigkeit.” Geeignete Lösungen seien für ihn solche, die die Wurzel des Problems anpacken und es schmälern. Familien in größter Armut ist nicht geholfen durch ein Verbot von Kinderarbeit, sondern durch sozial gerechte Systeme, die Eltern nicht die Entscheidung treffen lassen müssen, die Bildung und Kindheit ihrer Kinder für winzig ausbezahlte Überlebenschancen einzutauschen.
Die Organsation Compassion International stellt auf YouTube vier große Ansatzpunkte vor, deren Inangriffnahme bzw. Umsetzung die die Basis für den Kampf gegen Kinderarbeit bilden sollen:
1. Gesetzgebung: Es brauche eine bestimmtere Haltung des Gesetzes gegen Kinderarbeit. Je nach Land bedeutet das, dass bereits bestehende Gesetze angepasst und ihre Nichteinhaltung stärker sanktioniert werden muss – oder aber, dass überhaupt erst Gesetze zum Verbot der Kinderarbeit verabschiedet werden müssen.
2. Zeit und Geld: Bei Problemen solcher Reichweite helfen individualistische Ansätze nur bedingt. Deshalb ist es für die Bekämpfung und Prävention von Kinderarbeit wichtig, bereits im Feld agierende NGOs und Nonprofit-Organisationen zu unterstzützen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Sowohl Zeit als auch Geld sind wertvolle Ressourcen, die Organisationen maßgeblich in ihrer Arbeit unterstützen und voranbringen. Durch finanzielle Unterstützung können sie, wie im Videobeitrag aufgezeigt, beispielsweise die Schulgebühren für Kinder übernehmen, deren Familien andernfalls keine andere Alternative hätten, außer sie mit arbeiten zu lassen.
3. Bewusster Konsum: Unsere Kaufentscheidungen stehen oft in Verbindung zu industriellen Prozessen, die auf Kinderarbeit beruhen – sehr wahrscheinlich öfter, als man als Laie vermuten würde. Sich vor seinem Kauf also darüber zu informieren, wo Konsumgüter genau herkommen und wie die Umstände ihrer Produktion aussehen, ist ein wichtiger erster Schritt, um die Unterstützung des Systems auf ein Minimum zu reduzieren.
4. (Weiter-)bildung: Auch den Impact, den wir auf unsere Umwelt und Mitmenschen haben, sollte nicht unterschätzt werden. Sich selbst immer weiter dazu zu informieren,wie Kinderarbeit funktioniert und an welchen Faktoren man auch als Privatperson beteiligt ist, ist ein Schritt in die Richtung eines größeren, kollektiven Bewusstseins für die Problematik und all ihren kleinen Fäden. Genauso kann jedes Gespräch mit Mitmenschen schon einen kleinen Unterschied bewirken, und auch das aktive Ansprechen von Unternehmen, die ihre Ressourcen aus den Händen von Kindern beziehen, kann in der Häufung etwas bewirken. Wie Compassion International es treffend festhält: “Je besser wir die Problematik verstehen, desto besser sind wir darauf vorbereitet, zu handeln”.
Der wichtigste Punkt bei der Behandlung der Thematik ist es, Schüler:innen bewusst zu machen, dass es tatsächlich ein Privileg ist, überhaupt die Schule besuchen zu können. Dabei geht es natürlich nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu predigen, sondern vor allem um die Vermittlung des Wissens darüber, dass es viele Kinder auf der Welt und in ihrem Alter gibt, deren Lebensrealität ganz anders aussieht als die eigene. Ein geeignetes Einstiegsthema dafür wären beispielsweise die geltenden Kinderrechte nach der UN-Kinderrechtskonvention. Darin verankert findet sich das Recht auf Bildung. Ihr könntet also eure Schüler:innen daran heranführen, dass manche Kinder einen ganz anderen Alltag haben, als sie selbst – weil sie nämlich arbeiten müssen. Dabei unterscheidet sie sonst gar nicht so viel von eurer Schulklasse, wozu im Klassenverband einige Ideen gesammelt werden können. Schließlich wirft man das weitere verbindende Element zwischen euren Schüler:innen und Kindern, die nicht zur Schule können oder dürfen, nämlich ihr gemeinsames Recht auf Bildung. Unterstützendes Material findet sich beispielsweise in Form von kurzen Reportagen zum Thema (z.B. von BBC oder UNICEF), womit etabliert werden kann, wie man sich arbeitende Kinder überhaupt vorstellen muss. Eine kindgerechte Einführung zur Problematik der Kinderarbeit findet sich in Videoform auf dem YouTube-Kanal von Brot für die Welt. Auch die Bundeszentrale politische Bildung (bpb) hat eine Überblicksseite zum Thema, mit der ihr gleichzeitig thematisch tiefer einsteigen und Quellenarbeit einüben lassen könnt. Solltet ihr etwas mehr Zeit zur Verfügung haben, bietet sich auch diese 25-minütige ARTE-Reportage an, die Kinderarbeit in der syrischen Ölindustrie thematisiert.
Die gesamte Thematik rund um Kinderarbeit, Armut und soziale Ungerechtigkeit ist natürlich weder leichte Kost, noch sind all diese verwobenen Probleme schnell und einfach lösbar. Mit dem gemeinsamen Besprechen im Unterricht kann aber zumindest etwas Bewusstsein dafür geschaffen werden, sodass eure Schüler:innen sich vielleicht beim nächsten Handykauf daran erinnern, wie die meisten Lithiumbatterien produziert werden, und kommen mit Freunden oder ihren Eltern darüber ins Gespräch. Welche Fäden der im Unterricht vermittelte Inhalt später spinnen wird, kann man ohnehin nie wissen – und vielleicht werden sich zukünftige Aktivist:innen einmal noch ganz genau an eure Stunde zum Thema Kinderarbeit erinnern. Und auch wenn nicht: Bildung und miteinander ins Gespräch kommen sind, wie oben bereits erwähnt, essenzielle Schritte im Kamp gegen Kinderarbeit. Lasst uns also mehr darüber reden und Schritt für Schritt darauf hinarbeiten, dass Kinder auf der ganzen Welt eine angemessene Schulbildung genießen dürfen.
München. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder plant einen Stellenabbau im Öffentlichen Dienst: „Bis 2035 könnten insgesamt bis zu 5000 Stellen eingespart werden“, sagte Söder im Gespräch mit dem Münchener Merkur. Dies soll vor allem die Verwaltung betreffen. Die Sparmaßnahmen sollen durch den Abbau von Bürokratie, die Reduzierung von Gesetzen und verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz realisiert werden. Söder betont, dass die angekündigten zusätzlichen Stellen bei Polizei, Justiz und Lehrern erhalten bleiben sollen.
Der Bayerische Beamtenbund (BBB) äußert seine Verwunderung gegenüber Söders Vorstoß, insbesondere angesichts der bevorstehenden Schaffung neuer Stellen in anderen Bereichen. Weiterhin betont der BBB, dass künstliche Intelligenz als Arbeitserleichterung noch eine unsichere Möglichkeit sei und für deren Einführung eigentlich mehr Personal und nicht weniger nötig sei. Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl äußerte dazu: „Es ist mindestens seit der Corona-Pandemie allgemein bekannt, dass vor allem die Verwaltung im Öffentlichen Dienst mit der Arbeit nicht hinterherkommt".
Besondere Kritik entzündet sich an Söders Ankündigung, die Teilzeitquote bei Lehrkräften zu reduzieren. "Wir könnten überlegen, Familienarbeitszeit auch an das Alter der Kinder zu knüpfen. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Kind noch in die Kita geht oder volljährig ist." Weitere Vorschläge Söders sind eine Höchstdauer von Teilzeitjahren oder dass Lehrkräfte zunächst eine gewisse Zeit in Vollzeit arbeiten.
Lehrerverbände sehen dies als Gefahr für die Attraktivität des Berufsstandes. „Wenn man jetzt weniger Anreize für Teilzeit schafft und gleichzeitig die Attraktivität dieses Berufs erhöhen möchte, dann muss mir mal einer erklären, wie das zusammenpasst", bemerkte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann. Zudem erklärte sie, dass die hohe Teilzeitquote auf Arbeitsbelastung und Lehrermangel zurückzuführen sei. „Was wir daher brauchen, ist massive Entlastung statt neuer Belastung der Schulen: Bürokratie abbauen, Unterstützungskräfte einstellen und ein Stopp bei neuen Konzepten, Vorhaben und Projekten – zumal in Zeiten von Lehrermangel!“, kommentierte bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl die Aussagen Söders.
Die Oppositionsparteien und Gewerkschaften fordern stattdessen konkrete Sparpläne und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Söders Pläne stoßen insgesamt auf breite Kritik, die vor allem auf die aktuellen Herausforderungen und die Notwendigkeit der Attraktivitätssteigerung im Berufsstand hinweist.
Wegen intensiver Schneefälle und Blitzeisgefahr werden am heutigen Mittwoch in verschiedenen Regionen Deutschlands äußerst riskante Straßenbedingungen entstehen. Um das Sicherheitsrisiko für Schülerinnen und Schüler zu minimieren, haben einige Landkreise in West- und Süddeutschland bereits am Dienstag Schulunterrichtsausfälle bekanntgegeben. Insbesondere in Bayern wird es zu Ausfällen kommen. Der Deutsche Wetterdienst warnt für weite Teile des Landes vor Glatteisgefahr.
Wie das bayerische Kultusministerium in München am Mittwochmorgen mitteilte, betrifft der Schulausfall folgende Regionen: den gesamten Bezirk Mittelfranken sowie die Städte Aschaffenburg, Amberg, Landshut, Regensburg, Straubing, Schweinfurt, Weiden in der Oberpfalz und Würzburg. Außerdem die Landkreise Altötting, Amberg-Sulzbach, Aschaffenburg, Bad Kissingen, Cham, Ebersberg, Erding, Forchheim (Nachmittagsunterricht entfällt), Freising, Haßberge, Kelheim, Kitzingen, Landsberg am Lech, Landshut, Main-Spessart, Miltenberg, Mühldorf am Inn, Neumarkt in der Oberpfalz, Neustadt an der Waldnaab, Regensburg, Rhön-Grabfeld, Rottal-Inn, Schwandorf, Schweinfurt, Straubing-Bogen, Tirschenreuth, Würzburg sowie Weißenburg-Gunzenhausen.
In Baden-Württemberg soll der Präsenzunterricht trotz Blitzeisvorhersage wie gewohnt stattfinden. Ungeachtet eventueller Auswirkungen auf den Verkehr und den Schülertransport findet in Baden-Württemberg am Mittwoch, 17. Januar 2024, regulärer Unterricht statt“, so das Kultusministerium. Schülerinnen und Schüler, die aufgrund von Störungen im öffentlichen Nah- oder Fernverkehr nicht am Schulunterricht teilnehmen können und keine alternativen Beförderungsmöglichkeiten haben oder aufgrund der Witterungsbedingungen nicht sicher zur Schule gelangen können, dürfen in Ausnahmefällen dem Präsenzunterricht fernbleiben. Es ist jedoch erforderlich, die Schule umgehend darüber zu informieren.
In Hessen entscheiden die Schulen selbst, wie angesichts der Wetterlage vorgegangen werden soll. Es wird nur mit vereinzelten Ausfällen gerechnet, Eltern sollen sich direkt bei den Schulen informieren. In folgenden Landkreisen dürfe Schüler:innen allerdings zu Hause bleiben: Darmstadt (Stadt), Groß-Gerau, Lahn-Dill-Kreis, Limburg-Weilburg und Offenbach.
In Nordrhein-Westfalen stand bereits am Dienstagabend fest, dass einige Schulen heute nicht öffnen werden. So wurde für die Stadt Aachen, die Stadt Bonn, die Städteregion Aachen, den Kreis Düren, den Kreis Euskirchen, den Kreis Heinsberg, den Hochsauerlandkreis, den Märkischen Kreis, den Oberbergischen Kreis, den Kreis Olpe, den Rhein-Erft-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis und den Kreis Siegen-Wittgenstein entschieden, dass der Präsenzbetrieb an den Schulen wegen der Gefahr des Auftretens von starkem Schneefall ruhen wird. In Köln und Leverkusen entscheiden die Schulleitungen in Absprache mit den Schulträgern eigenverantwortlich, ob der Präsenzunterricht ausgesetzt wird oder nicht. Im Regierungsbezirk Düsseldorf dürfen die Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken.
In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden am Dienstag noch keine flächendeckenden Schulausfälle bekannt gegeben.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Christine Streichert-Clivot (SPD), hat das Ausscheiden von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) aus dem Ländergremium bedauert und ihre Verdienste gewürdigt. Für die KMK sei es ein herber Verlust, an einem Tag beide Koordinatoren von A- und B-Seite zu verlieren, sagte die saarländische Kultusministerin am Montag. Ties Rabe und Alexander Lorz haben über ein Jahrzehnt im Amt die Geschicke der KMK entscheidend mitgeprägt.
Zuvor hatte Rabe, der in der KMK die Interessen der SPD-geführten Länder koordiniert hat, nach 13 Jahren seinen Rücktritt als Hamburgs Schulsenator aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Lorz, bisher in der KMK Koordinator der unionsgeführten Länder, wechselte als Minister vom hessischen Kultus- ins Finanzministerium.
„Mit Ihrer Arbeit als A- und B-Koordinatoren haben Sie immer wieder gezeigt, mit welcher Leidenschaft sie Bildungspolitik gestalten. Hart in der Sache debattieren, aber immer wieder auch Kompromisse schließen können, immer orientiert an gemeinsamen, länderübergreifenden Handeln - das hat ihre Arbeit ausgezeichnet“, erklärte die KMK-Präsidentin.
Am 6. Februar 2024 findet der Safer Internet Day statt. Dazu bietet "BR macht Schule" zusammen mit "so geht MEDIEN" Schüler-Webtalks für alle Schularten an, um das Bewusstsein für die Gefahren im Internet zu schärfen und Medienkompetenz zu fördern. Unsere erfahrenen Medienprofis vermitteln Hintergrundwissen auf Augenhöhe und reflektieren mit den Schülerinnen und Schülern eine bewusste Nutzung von Medien.
Wir begeben wir uns auf die Spur von Fake News, überlegen, ab wann man von Handysucht sprechen und was man dagegen tun kann, zeigen, wie man Soziale Medien verstehen und verantwortungsbewusst nutzen kann und checken Fakten in Kriegszeiten. Mehr Informationen zu allen Themen finden Sie auf unserer Homepage. Melden Sie sich jetzt an und machen Sie mit beim Safer Internet Day 2024!
Hier geht es zur Anmeldung: BR macht Schule zum Safer Internet Day 2024: Mit Medienkompetenz gegen die Gefahren im Internet
In Ländern, die von Kriegen und politischer Unruhe geprägt sind, ist der Zugang zu Bildung für junge Menschen eine enorme Herausforderung. Die Auswirkungen solcher Konflikte sind deutlich sichtbar: Zerstörte Schulen, vertriebene Lehrkräfte und eine Generation von Schüler:innen, die keinen sicheren Unterricht besuchen können. Neben der ukrainischen Schulsituation werfen wir auch einen Blick auf den Zustand des Bildungswesens im Jemen und in Afghanistan, das nach Übernahme der Taliban weitreichende Änderungen erlebte. Welche Herausforderungen Lehrkräfte und Schüler:innen in diesen Regionen tagtäglich überwinden müssen und wie geholfen wird, schauen wir uns heute für unsere Themenwoche an.
Seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 leiden nach UNICEF-Schätzungen etwa 5.3 Millionen ukrainische Schulkinder unter den verheerenden Auswirkungen des Konflikts. Über 3.700 Bildungseinrichtungen wurden beschädigt, mehr als 300 komplett zerstört. Häufig sind diese Ziel von Angriffen oder werden von Truppen für militärische Zwecke genutzt. In Oblast Kiew beispielsweise besetzten russische Truppen eine Schule, richteten sie als Stützpunkt ein und hinterließen bei ihrem Abzug zerstörte Räume und mit Hassnachrichten beschmierte Wände. Was nicht zerstört wurde, wurde von den Soldaten mitgenommen, darunter wertvolle Ausstattung wie Computer und Fernseher.
Umso wichtiger sind die Bemühungen vieler Organisationen wie der UNO, die in enger Kooperation mit der Europäischen Union arbeiten, Schulen wieder aufzubauen und zu reparieren. Dies hat dazu beigetragen, viele Gebäude wieder sicher und betretbar zu machen, wodurch der Unterricht vor Ort an vielen Schulen mittlerweile wieder möglich ist. Zudem werden alternative Lösungen geschaffen, wie etwa modulare Schulen, die als Übergangslösung eine sichere Umgebung für die Kinder bieten.
Durch die beschädigten Schulen müssen viele Kinder neue Schulen besuchen oder ihren Unterricht von zu Hause aus fortsetzen. Laut UNICEF sind rund ein Drittel der Schulkinder vollständig auf Online-Unterricht angewiesen, während ein weiteres Drittel nach einem Hybrid-Modell unterrichtet wird. Doch selbst der Online-Unterricht steht vor erheblichen Herausforderungen.
Angriffe auf die wichtige Kommunikations- und Energieinfrastruktur führen zu massiven Stromausfällen, die den Online-Unterricht stark beeinträchtigen. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Ausstattung. Viele Familien können sich keine Tablets oder Laptops leisten, was den Zugang zum Online-Unterricht weiter einschränkt und die Qualität des Unterrichts vermindert, da häufig nur ein Smartphone für mehrere Kinder zur Verfügung steht. Um diesem Hindernis entgegenzuwirken, bemühen sich Hilfsorganisationen wie UNICEF um Lösungen. Seit Beginn des Krieges wurden bereits 20.000 Tablets und Laptops an Schulkinder in der Ukraine verteilt. Darüber hinaus werden Schulmaterialien wie Ranzen, Stifte, Bücher und Hefte bereitgestellt, um den Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, trotz der schwierigen Umstände ihre Bildung fortzusetzen.
Auch viele geflüchtete Kinder bleiben im Ausland weiter in ukrainische Schulen eingeschrieben und nehmen dann online am Unterricht teil. Ein Grund hierfür ist die Angst der Eltern, dass ihr Kind wegen Sprachbarrieren und unterschiedlicher Schulmentalitäten in den Schulen vor Ort nicht zurechtkommen könnte.
Auch das ukrainische Bildungsministerium verfolgt trotz der anhaltenden Kriegshandlungen weiterhin das Ziel, an möglichst vielen Schulen wieder Präsenzunterricht einzuführen oder aufrechtzuerhalten. Stand Mai 2023 ist Vollzeitunterricht allerdings nur bei rund 25 Prozent der ukrainischen Schulen möglich. Gerade in frontnahen Gebieten mache dies laut stellvertretendem Bildungsminister Staschkiw keinen Sinn, da es dort Gegenden gebe, die unter ständigem Beschuss stehen. Diese Schulen müssen daher ebenfalls auf Hybrid- oder Online-Unterricht zurückgreifen.
Eine wichtige Voraussetzung für Präsenzunterricht an einer Schule ist das Vorhandensein eines Luftschutzbunkers. Diese müssen bestimmte Vorschriften erfüllen und groß genug sein, damit jeder Platz hat. Viele Luftschutzbunker wurden mithilfe der Unterstützung von Organisationen wie UNICEF in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union gebaut. Andere benutzen dafür den bereits vorhandenen Keller der Schule.
In Schulen, die einen Luftschutzbunker besitzen und damit Präsenzunterricht durchführen, ist Luftalarm mittlerweile eine alltägliche Routine geworden. Sobald die Sirene ertönt, muss der Unterricht unterbrochen und im Bunker weitergeführt werden. Dadurch wird das Einhalten eines geregelten Schulalltags schwierig. Die Kinder werden während einer Prüfung oder Präsentation unterbrochen und müssen diese dann wiederholen. Diese Situation ist alles andere als vorteilhaft und stört die Konzentration erheblich. Andere Schulen unterrichten mittlerweile in Schichten und reduzieren ihre Stundenzahl oder wechseln wöchentlich zwischen Online- und Präsenzunterricht. Wie der Unterrichtsplan gestaltet wird, hat die Regierung den Schulleitungen größtenteils selbst überlassen. Auch die Eltern entscheiden selbst, wo und wie das Kind am Unterricht teilnehmen soll. Obwohl es noch Bedenken gibt, ist der Wunsch nach Präsenzunterricht bei allen Beteiligten groß. Es wäre ein “weiterer Indikator für die Rückkehr zur ,Normalität' des ganzen Landes”, betont der Ombudsmann für Bildung, Sergej Gorbatschow.
Neu ist auch die Einführung von Sicherheitsunterricht, den UNICEF zusammen mit der ukrainischen Regierung eingeführt hat. Mit mobilen Klassenzimmern, die in Form von Containern auf LKWs durch die Ukraine fahren, soll den Kindern der Umgang mit Minen, Waffensicherheit sowie allgemeine Überlebensregeln für gefährliche Situationen wie Kälte vermittelt werden. Dafür hat UNICEF spezielle Methoden und interaktive Tools wie Comics und Spiele entwickelt, die vor Ort von der Polizei und dem Katastrophenschutz mit den Schulkindern durchgeführt werden. Diese Fahrzeuge sollen sich vor allem in die Regionen begeben, die keinen Zugang zu diesen Informationen haben.
Auch in anderen Ländern, die unter langjährigen Kriegen, Armut, zerstörter Infrastruktur und Hunger leiden, ist die Bildungschance für Kinder erheblich beeinträchtigt. Im Jemen sind mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen derzeit nicht in der Schule. Zerstörte oder beschädigte Schulen verhindern auch hier den Zugang zu Bildung. Viele der verschonten Schulen sind in schlechtem Zustand und besitzen keine Sanitäranlagen, Fenster oder wasserdichte Dächer. Um diese Situation zu verbessern, helfen Organisationen, die Schulen vor Ort unterrichtsbereit zu machen. Auch die Bereitstellung von Schuleinrichtung wie Tischen und Tafeln, sowie Schultaschen und andere Materialien hilft den Kindern und Lehrer:innen vor Ort den Unterricht fortzusetzen. Auch die Förderung der Lehrkräfte ist von großer Bedeutung, um die Qualität des Unterrichts zu erhöhen, und wird von Projekten, beispielsweise von UNICEF, weiter ausgebaut. Schon seit mehr als vier Jahren kommt nämlich erschwerend hinzu, dass zwei Drittel der Lehrkräfte des Landes – insgesamt über 170.000 Lehrer:innen kein regelmäßiges Gehalt erhalten haben. Das führt dazu, dass die Lehrkräfte den Unterricht aufgeben, um andere Möglichkeiten zu finden, ihre Familien zu versorgen. Unterstützende Maßnahmen helfen hier, das Gehalt für Tausende Lehrkräfte zu übernehmen, damit diese weiterhin unterrichten können.
In Afghanistan, das von langanhaltenden Konflikten gezeichnet ist, hat die Machtübernahme durch die Taliban 2021 die bereits problematische Bildungssituation vor allem für junge Mädchen drastisch verändert.
Ab der siebten Klasse ist ihnen der Schulbesuch verboten. Davon sind rund 1.1 Millionen Mädchen betroffen. Trotzdem versuchen viele auf anderen Wegen an Bildung zu kommen, sei es durch geheime Schulen oder Online-Unterricht. Obwohl sie damit ein hohes Risiko eingehen, sind viele Mädchen entschlossen zu lernen. Die Initiative Shamama bietet beispielsweise Online-Kurse an, die für Kinder kostenlos verfügbar sind. Dort können sie unter anderem in den Fächern Englisch, Literatur und Dari unterrichtet werden. Allerdings sind nicht alle Mädchen in der Lage, auf diese Weise zu lernen, aufgrund von Stromausfällen und mangelnder Ausstattung mit elektronischen Geräten, wie die 16-jährige Marwa Hamidi in einem Interview mit der TAZ berichtet.
Menschenrechtsorganisationen, wie UNICEF plädieren seit dem Beschluss der Taliban für eine Wiedereröffnung der Schulen. Die mangelnde Bildung habe negative Auswirkungen auf die Entwicklung der jungen Mädchen, sowohl in Hinsicht auf ihre Zukunft, da sich das Risiko von Missbrauch und Zwangsheirat erhöhe, als auch auf die Zukunft des Landes selbst. Frauenrechtsaktivistin Nawida Khorasani formuliert einen klaren Appell an andere Staaten: “Der aktuelle Schritt der Taliban ist eine ganz klare Verletzung von Verpflichtungen, die sie bezüglich Frauenrechten eingegangen sind, und die internationale Gemeinschaft muss sie dafür zur Rechenschaft ziehen."
Berlin. Der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” hat am Sonntag im Bundestag seine Empfehlungen zum Thema Ernährung vorgestellt. Die Vorschläge des Rats könnten auch Konsequenzen für den Umgang mit Ernährung in Schulen und Kitas haben. Die Empfehlungen sind zwar nicht bindend für die Politik, doch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas versicherte, dass man die Vorschläge “sehr ernst” nehme. Der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” ist einer von neun neuen Bürgerräten in Deutschland. Ihre Teilnehmer:innen werden zufällig gelost und sollen die Demokratie stärken, indem sie Vorschläge für spezifische Themenbereiche an die Politik ausarbeiten und herantragen.
Der Bürgerrat hat insgesamt neun Vorschläge ausgearbeitet, die nach ihrer Notwendigkeit und Dringlichkeit priorisiert wurden. Am wichtigsten sei dem Rat, dass jedes Kind Zugang zu einem kostenfreien und gesunden Mittagessen bekommen solle. Bisher könnten nur armutsgefährdete Kinder und Jugendliche ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Von der Erweiterung des kostenlosen Mittagessens verspricht sich der Rat, eine Förderung von gesundem Essen in der Gesellschaft. Er schlägt zudem schon eine konkrete Umsetzung vor. Die Politik sollte das Angebot innerhalb von acht Jahren gestaffelt einführen. Beginnen sollte man in den Kitas. Und dann nach und nach dann auch den höheren Altersstufen das Angebot machen.
Auf Platz zwei der Vorschlagsliste haben die Mitglieder des Bürgerrats ein verpflichtendes staatliches Label gesetzt, das ein bewusstes Einkaufen von gesunden Lebensmitteln vereinfachen soll. Damit sollen Kunden die Produkte beim Kauf besser miteinander vergleichen können. In den Vorschlägen des Rats heißt es dazu: “Das Label soll die Bereiche Klima, Tierwohl und Gesundheit einzeln berücksichtigen und soll wissenschaftlich fundiert sein.” Damit würde es über die Kriterien von bestehenden Labeln, wie etwa dem Nutri-Score, hinausgehen.
Die weiteren Vorschläge betreffen zum Beispiel die unzureichende Transparenz im Umgang mit Tierwohl. Auch hier sollten zuverlässige Labels mehr Durchblick für die Verbraucher:innen geben. Und auch das Thema Lebensmittelverschwendung wird in den Vorschlägen behandelt. Supermärkte sollten dazu verpflichtet werden, noch genießbare Lebensmittel weiterzugeben, statt sie zu entsorgen. Und für einige eurer Schüler:innen wird wohl Punkt acht interessant sein. Beim Kauf von Energydrinks und ähnlichen Produkten soll es eine Altersgrenze geben. Sie sollten künftig erst ab 16 Jahren erhältlich sein.
Der Bürgerrat sieht außerdem viel Verbesserungspotenzial im Bereich der Mehrwertsteuer-Politik. Zusammengefasst geht es darum, dass gesunde und nachhaltige Produkte von der Mehrwertsteuer befreit werden sollen. Zucker hingegen soll mit 19 Prozent besteuert werden und damit nicht mehr als Grundnahrungsmittel mit sieben Prozent gelistet werden. Er gilt bei übermäßigem Verzehr als schädlich. Alle Vorschläge findet ihr hier nochmal zum genauen Nachlesen.
Das Konzept des Bürgerrats ist in Deutschland noch vergleichsweise neu. Die Ampel-Koalition hatte angekündigt, “neue Formen des Bürgerdialogs” nutzen zu wollen. Darunter fallen auch Bürgerräte. Für den Bürgerrat für Ernährung wurden 160 Menschen zufällig ausgelost. Für das Losverfahren gibt es ein standardisiertes Verfahren: Für einen Bürgerrat wird aus den Einwohnermelderegistern von Städten und Gemeinden zufällig eine vorgegebene Anzahl von Personen gezogen. Diese werden von Instituten, die mit der Durchführung des Bürgerrates beauftragt sind, mit einer Einladung zum Bürgerrat angeschrieben. Die am Bürgerrat Teilnehmenden sollen nach Kriterien wie Wohnort, Wohnortgröße, Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und Migrationshintergrund so verteilt sein, dass sie die Bevölkerung annähernd abbilden.
Die Vorschläge, die Bürgerräte erarbeiten, werden gebündelt und sollen im Bundestag besprochen werden, bindend sind sie für die Politiker:innen aber nicht. Die Vorschläge des ersten Bürgerrats dieser Art sind auf ein positives Echo gestoßen. Politiker:innen, Aktivist:innen oder auch Journalist:innen drücken in sozialen Netzwerken ihre Unterstützung für die Vorschläge aus. Kritik gibt es an der Zusammenstellung des Rates. Diese zeige laut einigen User:innen kein ausreichendes Abbild der Gesellschaft.
In Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention ist festgehalten, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung besitzt. Die Staaten erkennen an, dass es zu den notwendigen Voraussetzungen für das Leben eines jeden Menschen gehört, eine Schule zu besuchen, um zumindest lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Dieser Anspruch klafft in einigen Regionen der Welt weit mit der Realität auseinander. Krieg, Gewalt, Armut, Klimakatastrophen oder unzureichende Infrastruktur sorgen dafür, dass Millionen Kindern kein Zugang zu Bildung gewährt wird. In unserer neuen Themenwoche wollen wir einen genaueren Blick darauf werfen, was es bedeutet, wenn Unterricht in Krisenregionen stattfindet – oder eben nicht.
Nach älteren Schätzungen der Weltkulturorganisation UNESCO können mehr als 250 Millionen Kinder keine Grund- und weiterführenden Schulen besuchen. Die Zahlen sind umstritten, genaue Angaben lassen sich hier nicht machen. Definitiv sagen lässt sich aber, dass es für Schüler:innen, Lehrkräfte und Schulverwaltungen weltweit diverse Herausforderungen gibt, unter denen sie leiden. Um eine Vorstellung davon zu schaffen, seien hier einige Beispiele kurz dargestellt. Hierbei können nicht einmal ansatzweise all die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, unter denen Bildung global stattfindet. Es ist nur ein Ausschnitt.
Ein Beispiel für die Folgen von Naturkatastrophen auf Bildungssysteme zeigt sich derzeit in der Türkei und in Syrien. Am 6. Februar 2023 erschütterten mehrere schwere Erdbeben die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Etwa 60.000 Menschen sollen an den direkten Folgen der Erdbeben gestorben sein, Hunderttausende waren oder sind immer noch obdachlos. Auch knapp ein Jahr nach der Katastrophe sind die Konsequenzen noch überall zu sehen und zu spüren. Die Beben zerstörten große Teile der Infrastruktur vor Ort. In Bezug auf die Bildung in den Regionen heißt das: Schulgebäude wurden zerstört, Straßen unbefahrbar, Telekommunikation massiv eingeschränkt. Zudem standen Familien vor existenziellen Fragen, die das Thema Bildung für die Kinder zunächst weit in den Hintergrund rücken ließen. Hierbei kommt hinzu, dass zumindest in Syrien viele Kinder aus diversen Gründen sowieso schon keine Schule besuchen konnten. Im Laufe unserer Themenwoche werden wir uns die Situation in der Region nochmal detaillierter anschauen und aufzeigen, welche Entwicklungen es vor Ort seit den Erdbeben gegeben hat.
Wie sich Krieg und Gewalt auf das Lernen und Unterrichten auswirken, lässt sich nicht pauschal sagen. Zu unterschiedlich finden kriegerische Auseinandersetzungen, Bandenkonflikte, strukturelle Unterdrückung oder terroristische Angriffe auf Schulen in verschiedenen Ländern statt. In der Ukraine hat das Bildungssystem einen Umgang mit der Dauergefahr von weiteren Angriffen des russischen Militärs entwickelt. Lehrkräfte und Schüler:innen haben im Laufe des Krieges gegen ihr Land den Unterricht wieder aufgenommen und er findet in weiten Teilen des Landes sogar nahezu “normal” wie zu Zeiten vor dem Angriff des russischen Militärs statt. Wie das funktioniert, werden wir uns ebenfalls im Laufe der Themenwoche genauer anschauen.
Andere Schulsysteme sind durch Krieg, Gewalt und Armut nahezu zerstört. Insbesondere afrikanische Länder zählen zu der Liste von Staaten, in denen keine grundlegende Bildung für Kinder und Jugendliche gewährleistet werden kann. Etwa im Kongo, in Nigeria oder im Südsudan gibt es immer wieder Angriffe auf Schulen, was neben massiver Armut dazu führt, dass nur wenige überhaupt eine Schule besuchen können.Armut ist ein weiterer wichtiger Grund, weswegen Millionen Kinder die Schule nicht besuchen können. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, schätzt, dass weltweit etwa 160 Millionen Kinder arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen oder selbst für ihr Überleben zu sorgen. Die wenigsten Kinder haben neben der Arbeit noch die Zeit oder Energie, Bildungsgrundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen durch das Besuchen einer Schule zu erlernen.
Neben den hier genannten Auswirkungen von Gewalt, Armut und Naturkatastrophen gibt es noch diverse weitere Gründe, warum Kinder und Jugendliche keine Schule besuchen können. Im Rahmen unserer Themenwoche werden wir hierbei den Blick noch etwas weiten, ohne dem Anspruch gerecht werden zu können, alle Blickwinkel auf dieses Thema abzubilden. Dafür sind die Umstände hierbei zu komplex und vielschichtig.
Mit dem Erlernen von grundlegenden Basiskompetenzen lässt sich innerhalb einer Gesellschaft mehr Chancengleichheit herstellen. Bildung kann eine Möglichkeit sein, um gesellschaftliche Trennlinien und metaphorische Schubladen zu verlassen und zu übertreten. Fehlende Kenntnisse in Schrift, Sprache und Mathematik disqualifizieren automatisch für viele Berufe. Analphabet:innen sind zum Beispiel bei Verwaltungsaufgaben, Abrechnungen oder vergleichsweise einfachen Aufgaben des täglichen Lebens auf Hilfe von anderen angewiesen. Dies führt zum Beispiel dazu, dass Mädchen in Afghanistan in der Gefahr sind, noch stärker von ihren Ehemännern abhängig zu werden. Die regierenden Taliban schränken den Zugang zu Bildung für Mädchen massiv ein. Möglichkeiten, sich aus der Abhängigkeit zu befreien, werden immer kleiner, je schwerer Mädchen es haben, sich grundlegende Basiskompetenzen anzueignen. Diese Taktik wird von den Taliban aber auch anderen Machthabern in der Welt dazu genutzt, ihre eigene Macht in den Ländern zu manifestieren. Das Recht auf Bildung wird hier strategisch eingeschränkt, um die Kontrolle zu behalten.
Das Thema “Bildung in Krisenregionen” lässt sich auch mit euren Klassen thematisieren. Auch darauf wollen wir in unserer Themenwoche eingehen. Schüler:innen können schnell ein Gefühl für das Thema entwickeln, weil sie einen Bezug zur Schul- und Unterrichtssituation herstellen können. Für viele ist aber die Vorstellung einer Kriegs- bzw. Krisensituation sehr abstrakt. Hier kann es helfen, sich den verschiedenen Lagen der Welt über die “Brücke” Bildung anzunehmen. Um sich zum Beispiel gemeinsam die Situation von Kindern und Jugendlichen im Nahen Osten zu vergegenwärtigen, gibt es unterstützendes Unterrichtsmaterial vom Bildungsserver. Auch der Bildungsserver Berlin-Brandenburg bietet verschiedene Materialien, um sich dem Thema Krieg zu nähern.
Für einige Schüler:innen kann die Thematisierung von Krieg, Gewalt und Katastrophen retraumatisierend oder aufwühlend wirken. In einem vergangenen Artikel haben wir bereits darüber berichtet, wie man hier einfühlsame, vorsichtige Ansätze wählen kann. Im Rahmen der neuen Themenwoche werden wir euch auch vorstellen, wie Unterricht mit potentiell traumatisierten Kindern und Jugendlichen aus unmittelbar krisenbetroffenen Regionen funktionieren kann.
¡Bienvenidos, hola y buenos días!
Spanisch zählt mit 543 Millionen Sprecher:innen zu den am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt und ist auch bei Schüler:innen immer wieder eine beliebte Wahl für die zweite Fremdsprache. Ihr, die das Wissen und die Leidenschaft für diese Sprache weitergebt, wisst auch, wie wichtig es ist, den Unterricht lebendig und ansprechend zu gestalten. Dabei gibt es eine faszinierende Möglichkeit, Schüler:innen zu begeistern – und zwar auf Instagram.
In diesem Artikel stellen wir euch drei Accounts vor, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Freude am Sprachenlernen wecken. ¡Empezamos!
Wer sagt denn, dass das Lernen einer neuen Sprache langweilig sein muss? Auf @spanisch.vamos hilft euch Carolin auf unterhaltsame Weise dabei, euer Spanisch zu verbessern.
Mit Hilfe von informativen Slides werden euch grammatische Regeln verständlich erklärt. Ob Subjuntivo oder Akkusativpronomen, @spanisch.vamos schafft es, diese grammatikalischen Besonderheiten kurz und knapp zusammenzufassen. Daneben lädt Carolin auch kurze Videos hoch, in denen sie euch auf humorvolle Art die Besonderheiten der spanischen Sprache in Alltagssituationen zeigt. Durch diese Schauspielvideos zeigt @spanisch.vamos euch spielerisch, wie bestimmte Redewendungen oder Ausspracheregeln angewendet werden können. Daneben gibt es auch immer wieder zahlreiche Tipps zum besseren Lernen. Von effektiven Lernstrategien bis hin zu hilfreichen Apps ist für jeden etwas dabei.
Die Inhalte bei @spanisch.vamos sind mit viel Humor gestaltet und machen einfach Spaß anzuschauen. Man lernt nebenbei etwas Neues und fühlt sich dabei nicht wie in einem langweiligen Sprachkurs, sondern eher wie bei einer unterhaltsamen Show.
Wenn ihr also Lust habt, eure Spanischkenntnisse aufzufrischen oder die Inhalte für euren eigenen Unterricht zu nutzen, könnt ihr auf jeden Fall mal bei @spanisch.vamos vorbeischauen.
Wenn es darum geht, eine neue Sprache zu erlernen, ist es wichtig, einen Lehrer zu finden, der auf innovative Weise den Unterricht gestaltet. Genau das bietet euch Tomás auf seinem Profil @tomas.der.profe. Hier findet ihr kurze Videos, in denen er spanische Vokabeln präsentiert und dazu die korrekte Aussprache sowie die deutsche Übersetzung liefert. Besonders empfehlenswert sind seine Highlights. Dort könnt ihr nicht nur spanischsprachige Tests finden, mit denen ihr euer Wissen überprüfen könnt, sondern auch hilfreiche Vokabellisten entdecken, die ihr als Vertiefungsmaterial für euren Unterricht nutzen könnt.
In seinen Storys stellt euch @tomas.der.profe regelmäßig Übungsaufgaben zur Verfügung. Diese Aufgaben sind wie Multiple-Choice-Tests aufgebaut und ermöglichen eine aktive Teilnahme durch Abstimmung für die richtige Antwort. Dadurch könnt ihr regelmäßig interaktiv euer Wissen überprüfen.
Gut gelaunt Spanisch lernen? Das ist bei @spanischmitbelu genau das, was euch erwartet! Belu erklärt auch auf ihrem Account die spanische Sprache auf lehrreiche und unterhaltsame Weise. Sie teilt regelmäßig kurze, humorvoll gestaltete Videos, die nicht nur die Eigenheiten des Spanischen aufzeigen, sondern zum Beispiel auch die kleinen Hürden, mit denen Spanischlernende zu kämpfen haben. Von der Geschwindigkeitsphobie bis zur Grammatiküberforderung – Belu kennt die Tücken und macht euch mit einem Lächeln darauf aufmerksam.
Daneben gibt euch @spanischmitbelu auch viele Tipps mit an die Hand, wie ihr das Lernen einer Sprache in den Alltag integrieren könnt: Ihr könntet zum Beispiel beim Putzen spanische Musik hören, eine einfache, aber effektive Methode. Belu denkt aber auch an eure Reisepläne. Sie teilt Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten und weitere wertvolle Tipps für eure nächste Spanienreise.
Nutzt ihr Instagram für euren Unterricht? Und gibt es Accounts, die wir in unserer Liste vergessen haben? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Erst 2019 hat die UNESCO den Welttag der Logik ausgerufen. Jährlich am 14. Januar wird die Bedeutung des logischen Denkens “für die Entwicklung von Wissen, Wissenschaften und Technologien” gefeiert, um sie der Öffentlichkeit näherzubringen. Wir haben das zum Anlass genommen, einige Aufgaben zu sammeln, mit denen ihr euren Schüler:innen Logik im Mathematikunterricht vermitteln könnt. Das Thema bietet vielfältige Möglichkeiten, wie alltagsnahe Textaufgaben und grafische Knobeleien. Es bietet sich damit für alle Altersgruppen an und ihr könnt es immer wieder auch als abwechslungsreiches Element in euren Unterricht einstreuen.
Für einen bunten und lockeren Umgang mit Logik können wir euch die Seite Raetseldino.de empfehlen. Hier finden sich einige grafisch dargestellte Logikrätsel für Kinder und Erwachsene und damit auch für viele Klassenstufen. Die meisten bestehen aus Grafiken und Mustern, die übersichtlich auf einzelnen Downloaddateien abgebildet sind. Wenn ihr diese auf kleine Zettelchen druckt und austeilt, eignen sie sich auch als Zeitüberbrückungen für Schüler:innen, die bei der Stillarbeit schon früher fertig werden. Von leicht bis schwer ist alles dabei. Ihr müsst nur einen Blick darauf werfen, weil der Schwierigkeitsgrad nicht einheitlich und bei allen Rätseln angegeben ist. Zu den meisten aber erhaltet ihr einen Hinweis, ob sie leicht (für Kinder ab 6 Jahren), schwer oder für Erwachsene eingestuft werden.
Eine einfache Form von Logikaufgaben sind sogenannte Zahlenmauern und Rechendreiecke. Bei ersterem handelt es sich um kleine pyramidenförmig gestapelte Kästchen. In jedes Kästchen gehört eine Zahl, wobei diese immer der Summe der beiden darunterliegenden entsprechen muss. Einige der Kästchen sind leer und müssen von den Schüler:innen ausgefüllt werden. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die Rechendreiecke, bei denen die Zahlen allerdings radial angeordnet sind. Auf Matheaufgaben.net könnt ihr viele Übungsbogen mit diesen Logikrätseln herunterladen. Diese sind nach dem verwendeten Zahlenraum (1-10/100/1000) sortiert und besonders für Grundschulkinder geeignet . Für ältere Schüler:innen sind sie eine leichtere Übung, die ihr jedoch mit einem kleinen Wettbewerb auf Zeit attraktiv gestalten könnt.
Für viele kein Geheimtipp, aber eine Empfehlung Wert ist das “Känguru der Mathematik". Dabei handelt es sich um einen jährlichen mathematischen Knobelwettbewerb. In 75 Minuten gibt es für die Klassenstufen 3/4, 5/6, 7/8, 9/10, sowie 11-13 jeweils 24 Multiple-Choice-Aufgaben zu lösen. Die Aufgaben sollten im Kopf gelöst werden und viele davon erfordern logisches Denken. Weltweit können Schüler:innen gegen eine Startgebühr von 2,50€ am Wettbewerb teilnehmen. Am Wettkampftag müssen sie die Aufgaben unter Aufsicht einer Lehrkraft und ohne technische Hilfsmittel lösen. Allein in Deutschland haben im vergangenen Jahr über 800.000 Schüler:innen mitgemacht. In diesem Jahr wird er am 18. April stattfinden. Anmeldeschluss ist der 08. März.
Interessiert ihr euch nur für die Aufgaben und möchtet davon im Unterricht Gebrauch machen, könnt ihr auf der Webseite jederzeit die Aufgabenblätter und Lösungen der vergangenen Wettbewerbe seit 1998 abrufen. Jede Menge passende Logikrätsel also, mit denen ihr eine Schulstunde gestalten könnt.
Für eine anspruchsvollere Auseinandersetzung mit dem Thema Logik ist die Zusammenstellung der Universität Rostock sehr empfehlenswert. In einem Dokument wurden 20 “Aufgaben zur Entwicklung des logischen Denkens” gesammelt. Auf sieben Scherzaufgaben, bei denen die Schüler:innen aus einem Text logische Schlussfolgerungen ziehen müssen, folgen Aufgaben der Aussagenlogik, die mehr Verständnis erfordern. Bei diesen müssen Sätze formuliert oder zugeordnet werden, damit sie Negationen, Konjunktionen, Adjunktionen, Implikationen und Äquivalenzen entsprechen. Sie eignen sich daher eher für die Klassenstufen 9 und aufwärts. Die Uni Rostock setzt diese auch bei der Lehrerausbildung ein und weist darauf hin, dass auch Lehramtskandidat:innen damit oft erhebliche Probleme hätten. Das bedeutet einerseits, dass ihr euch selbst für die Verwendung dieser Aufgaben gut vorbereiten solltet, andererseits sind sie auch eher dazu gedacht, sie nur gelegentlich einzustreuen. Eine oder mehrere Unterrichtsstunden ausschließlich damit zu gestalten, wird eher nicht empfohlen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Downloadateien (als .pdf oder .doc) des Aufgabenblattes, sowie der Lösung. Sucht ihr nach anderen Übungen zum Thema Aussagenlogik, könnt ihr die Aufführung von Mathods.com anschauen. Diese ist eher auf das Wesentliche, also Formeln reduziert, bietet euch aber ebenfalls eine gute Auswahl.
Fehlt euch für die Logikaufgaben zurzeit der Zugang über den Unterricht, dann können wir euch Rätsel empfehlen, die sich mehr aus dem Alltag ableiten. Das Hoch-Begabten-Zentrum Rheinland hat drei Logikrätsel veröffentlicht, die von Kindern erstellt wurden. Die sogenannten “Logicals” zu den Themen Katzen, Rennautos und Hasen sind in Form von Tabellen gestaltet, die die Schüler:innen ausfüllen müssen. Dafür müssen sie aus bis zu zwölf Aussagen (Bsp.: “Hase 3 ist 1cm größer als Hoppel”) die korrekten Informationen ableiten, zu denen die Tabelle themenspezifische Angaben macht.
Weitere Rätsel dieser Form findet ihr auch bei LOGIKLAB. Je nach Alter eurer Klasse, könnt ihr eure Schüler:innen sicherlich für Aufgaben mit Namen wie “Harry Potter” und “Lieferantenchaos” begeistern. Beachten müsst ihr hier nur, dass die Logikrätsel online ausgefüllt werden müssen. Ihr könnt diese also entweder nachbauen, oder sie einfach mit dem Beamer vor der Klasse zeigen. Die Tabellen können sich die Kinder ganz einfach selbst aufzeichnen. Diese Logikrätsel können auch gut in Kleingruppen bearbeitet werden. Und Apropos Harry Potter: Im ersten Buch müssen Harry, Ron und Hermine auch ein Rätsel Logikrätsel lösen. Vielleicht ist ja Snapes Flaschenrätsel ein guter Einstieg zum Thema Logik in eurem Unterricht.
Welche Logikrätsel gefallen euch besonders gut und welche könnt ihr für die Arbeit mit den Schüler:innen empfehlen? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Mit ChatGPT und anderen KI-basierten Programmen drängen immer stärker sehr weit entwickelte Tools in die Klassenzimmer. Gerade für textbasierte Aufgaben, wie etwa Aufsätze oder Analysen von Artikeln oder Gedichten, ist es für Lehrkräfte extrem herausfordernd zu erkennen, ob die Aufgaben mit oder ohne den Einsatz von solchen Programmen bearbeitet wurden. Einige Lehrkräfte wehren sich gegen diese technologische Entwicklung, andere versuchen, den neuen Herausforderungen angemessen zu begegnen. Für alle ist und bleibt es eine Herausforderung. Lehrer News hat mit Joscha Falck über den Einsatz von KI im Unterricht gesprochen. Er ist Mittelschullehrer und als Schulentwicklungsmoderator Teil eines sogenannten Innovationsteams für digitale Bildung in Mittelfranken. In diesem Rahmen beschäftigt er sich mit aktuellen Entwicklungen rund um ChatGPT und Co.
Lehrer News: Mit ChatGPT und weiteren KI-Anwendungen sehen sich Lehrkräfte mit einer geradezu revolutionären technischen Entwicklung konfrontiert. Einige verweigern sich dieser Entwicklung noch und versuchen sie aus den Klassenzimmern herauszuhalten. Halten Sie das für sinnvoll?
Falck: Mit dem Ausdruck „verweigern“ wäre ich in diesem Zusammenhang vorsichtig. Die Gründe, warum Lehrkräfte das Thema Künstliche Intelligenz (noch) nicht aktiv angehen, sind ja sehr unterschiedlich. Oftmals sind es eigene Unsicherheiten und/oder datenschutzrechtliche Bedenken. Zudem fehlen in den meisten Bundesländern dienstlich bereitgestellte Tools, mit denen Lehrkräfte arbeiten können. Trotzdem halte ich es nicht für sinnvoll, Künstliche Intelligenz aus den Klassenzimmern herauszuhalten, ganz im Gegenteil. Die Schule sollte vor den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht die Augen verschließen und sich dem Thema annehmen.
Lehrer News: Schüler:innen nutzen zunehmend diese Tools, um etwa Hausaufgaben oder Aufsätze zu schreiben – auch Klassenarbeiten zu bestehen. Wie sollte das System Schule in Deutschland darauf reagieren?
Falck: Die Verfügbarkeit von generativer KI stellt die Art und Weise, wie Schule in Deutschland funktioniert, in Frage. Das gilt für Hausaufgaben, den Umgang mit Wissen und auch für Prüfungen. Bestimmte Aufgabentypen, die in Sekundenschnelle von ChatGPT gelöst werden können, brauche ich so nicht mehr zu stellen. Stattdessen wäre es sinnvoll, über neue Aufgabenstellungen nachzudenken, die einerseits kompetenzorientiert angelegt sind und auch auf Kommunikation, Kollaboration und Kreativität abzielen. Andererseits braucht es Aufgaben, die die Nutzung von KI integrieren, z. B. als Feedback-Instrument bei der Textüberarbeitung oder als Planungsassistent bei Projektaufgaben. Innerhalb des Systems müssen jetzt Beispiele für solche Aufgaben entwickelt werden, z. B. im Rahmen von Fortbildungen und/oder einem Schulentwicklungsschwerpunkt Künstliche Intelligenz.
Lehrer News: Welche Dimensionen müssen wir betrachten, wenn wir über KI in der Schule sprechen?
Falck: In Bezug auf das Thema KI besteht der Bildungsauftrag der Schule darin, Schülerinnen und Schüler fit zu machen für ein Leben in einer KI-geprägten Welt. Dazu benötigen sie einerseits Wissen über die Technik hinter ChatGPT und Co., andererseits sollten sie einen mündigen, verantwortungsvollen, reflektierten und kritischen Umgang mit derartigen Tools in der Schule erlernen. Es geht also darum, KI zum Lerngegenstand zu machen (Lernen über KI) und Künstliche Intelligenz als Werkzeug einzusetzen (Lernen mit KI). Darüber hinaus kann Künstliche Intelligenz in Form intelligenter Tutorsysteme (ITS) zum Einsatz kommen, bspw. in adaptiven Lernsystemen wie der Mathematik-Software Bettermarks. Diesen Bereich kann man als Lernen durch KI bezeichnen. Und dann bin ich überzeugt, dass die Bearbeitung von Künstlicher Intelligenz auch erfordert, grundsätzlich über sich, das eigene Lernen und Bildung in der heutigen Zeit nachzudenken, z. B. ausgehend von der Frage, warum man eigentlich noch lernen muss, was die KI besser kann als ich selbst (Lernen trotz KI). Zuletzt habe ich in einem Beitrag darauf verwiesen, dass es angesichts von immer mehr Technik und digitalen Tools aus meiner Sicht wichtig ist, Räume ohne KI zu erhalten. Damit sind zum Beispiel Projektformen gemeint, erlebnispädagogische Elemente, Theater, Musik, Sport, Formate wie der FreiDay oder praktisches Arbeiten – authentische Lernsituationen also, in denen Schülerinnen und Schüler aktiv werden und Selbstwirksamkeit in realen Beziehungen erfahren.
Lehrer News: Schüler:innen adaptieren die neuen technischen Möglichkeiten zum Teil viel schneller als Lehrkräfte. Wie können sich Lehrer:innen schnell weiterbilden, um bei dem Thema sattelfest zu sein?
Falck: Die KI-Forscherin Doris Weßels betont in diesem Zusammenhang die 4 A´s: Das erste A ist Aufklärungsarbeit in der Fläche der Schullandschaft, z. B. durch Fortbildungen. Lehrkräfte müssen umreißen, was generative KI ist und kann, wo die Grenzen liegen und welche Chancen und Risiken es gibt. Das zweite A ist das Ausprobieren der Tools, zunächst einmal für sich selbst, z. B. im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung. Dabei geht es um die (neue) Erfahrung der Mensch-Maschine-Interaktion, um die Faszination, aber auch um die Irritation, die das auslöst. Das dritte A ist Akzeptieren, dass ChatGPT und Künstliche Intelligenz keine Modeerscheinungen sind. Und das vierte A meint Aktiv werden, z. B. indem man sich austauscht, gemeinsam im Kollegium Ideen entwickelt und das Thema Künstliche Intelligenz an das schuleigene Medienkonzept ankoppelt.
Lehrer News: KI-Systeme können von Lehrkräften auf produktive Weise genutzt werden. Welche Tipps geben Sie Lehrkräften dafür mit?
Falck: KI-Tools können Lehrkräfte insbesondere in der Unterrichtsvorbereitung entlasten. Dazu kann ich ChatGPT u. a. für das Erstellen von Infotexten, für Arbeitsaufträge, für Differenzierungsmaterialien, für Übungen (Quiz, Lückentexte etc.), aber auch für Schulaufgaben, Erwartungshorizonte und sogar für Korrekturen nutzen. Bild-KI-Tools können darüber hinaus bei der Veranschaulichung von Unterrichtsinhalten nützlich sein. Zudem kann es entlastend sein, Schülerinnen und Schülern bestimmte Tools im Unterricht zur Verfügung zu stellen, um Aufgaben mit Hilfe von KI-Feedback zu überarbeiten. Das geht zum Beispiel mit dem kostenlosen Feedback-Tool PEER von der Technischen Universität München.
Lehrer News: Was muss sich auf struktureller Ebene in der Bildungspolitik tun, damit dieser Schritt der Digitalisierung nicht komplett verschlafen wird?
Falck: Derzeit scheint es so, als hätten wir 16 Kultusministerien, die sich dem Thema unabhängig voneinander annehmen. Zumindest lassen die zahlreichen verschiedenen Handlungsempfehlungen der Länder zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz darauf schließen. Da liegt der Gedanke nahe, dass Abstimmungen und Kooperationen hilfreich sein könnten. Sachsen-Anhalt stellt für Lehrkräfte mit emuKI beispielsweise eine eigene KI-Schnittstelle zur Verfügung, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz haben eine landesweite Lizenz für die fobizz-Tools gekauft, mit denen Lehrkräfte KI für sich nutzen, diese aber mit den fobizz-Klassenräumen auch ihren Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen können. Diese Initiativen sind einerseits wünschenswert und vielleicht sogar wegweisend. Andererseits fördern sie auch eine ungleiche Verteilung von Bildungschancen. Ich würde mir hier wünschen, dass Lehrkräften aller Bundesländer KI-Werkzeuge von ihren Arbeitgebern zur Verfügung gestellt werden. Zum einen als Werkzeug für die eigene Tätigkeit, zum anderen, um KI-Tools datenschutzkonform im Unterricht einsetzen zu können.
Lehrer News: Wie glauben Sie, werden KI-Systeme die Schule, wie wir sie kennen, in den nächsten zwei, drei Jahren verändern?
Falck: KI-Systeme werden dazu beitragen, dass sich viele Entwicklungen im digitalen Bereich noch einmal beschleunigen und an Komplexität gewinnen. Ich befürchte, dass sich dadurch auch die Unterschiede zwischen Schulen, die schon viel im Bereich digitaler Lehr-/Lernkultur gearbeitet haben und anderen, bei denen diese Entwicklung nachschleppt, noch einmal vergrößern. Abgesehen davon wünsche ich mir, dass die Möglichkeiten von KI als Impuls für eine Weiterentwicklung der Unterrichtskultur genutzt werden (Prüfungen, Aufgabenkultur, Individualisierungsmöglichkeiten durch adaptive Lernsysteme, Feedback durch KI etc.) und nicht einfach nur dazu beitragen, dass alles ein bisschen effektiver wird, aber im Kern so bleibt wie es ist.
Lehrer News: In welchen Bereichen nutzen Sie selbst solche Systeme und welche nutzen Sie genau?
Falck: Ich nutze ChatGPT und Microsoft Copilot für die Unterrichtsvorbereitung. Darüber hinaus arbeite ich mit meinen Schülerinnen und Schülern immer wieder mit den KI-Tools von fobizz und experimentiere mit den Feedback-Möglichkeiten von PEER und Fiete. Im Informatik-Unterricht haben wir Künstliche Intelligenz zudem umfangreich behandelt, z. B. in Bezug auf maschinelles Lernen und auf Fake News. Und in Mathematik nutzen wir an unserer Schule Bettermarks.
Lehrer News: Vielen Dank für die Antworten auf Fragen, die sich viele Lehrkräfte gerade stellen dürften!
Wie steht ihr zu diesem Thema? Sollte es etwa KI-freie Unterrichtsphasen oder KI-freie Aufgaben geben? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
"So geht sächsisch" - das Motto Sachsens verrät schon viel über die einzigartige Mischung aus urigem Charme, lebendiger Geschichte und einer Prise Humor, die diesem Bundesland seinen unverwechselbaren Charakter verleiht. Im Herzen Deutschlands eröffnen sich für euch und eure Klasse vielseitige Möglichkeiten, um dem Klassenzimmer zu entfliehen und den Unterricht nach draußen zu verlagern.
In diesem Artikel stellen wir euch einige Ausflugsziele vor, die ihr so vielleicht nicht auf dem Schirm hattet: Warum zum Beispiel nicht mal einen Alpakahof besuchen? Dieses Bundesland bietet nicht nur eine reiche Geschichte und beeindruckende Architektur, sondern auch abseits der üblichen Ausflugsziele viele überraschende Erlebnisse. Falls ihr auf der Suche nach Exkursionszielen seid und Sachsen für euch zu weit entfernt ist, haben wir auch für andere Bundesländer einige Ziele zusammengestellt, bei denen ihr sicher fündig werdet!
Mit der Auwaldstation Leipzig, Bildungszentrum und Naturschutzstation, habt ihr und eure Schulklasse die Möglichkeit an spannenden Umweltbildungsprogrammen teilzunehmen, welche den Fokus auf lebendiges, erlebnisorientiertes Lernen in der freien Natur setzen. Die Auwaldstation vermittelt dabei die fachlichen Inhalte nach dem Prinzip "Lernen mit Herz, Hand und Verstand". Eure Schüler:innen haben hier die Möglichkeit, die Natur auf eine einzigartige Weise zu erleben, dabei stets in Bewegung zu bleiben und somit einen erfrischenden Ausgleich zum Schulalltag zu finden. Insbesondere für die Fächer Naturwissenschaften und Biologie bieten die Programme die Gelegenheit, ökologische Zusammenhänge mit allen Sinnen zu erfahren. Die Auwaldstation fördert nicht nur das freie Lernen, sondern auch den Gemeinschaftssinn und die Kreativität der Teilnehmer:innen.
Die Programme sind auf verschiedene Altersgruppen abgestimmt und dauern in der Regel zwei bis drei Stunden, können aber auch ganztägig gestaltet werden. Pro Schüler:in liegen die Kosten bei drei bis fünf Euro.
Mit einer Vielzahl von Angeboten, wie beispielsweise Waldexkursionen, bei denen die Lebensräume des Waldes, die verschiedenen Stockwerke des Waldes und die Lebensweise ausgewählter Waldbewohner erkundet werden, oder interaktiven Workshops zum Klimawandel, bietet die Auwaldstation Leipzig ein breites Spektrum an Lernmöglichkeiten.
Buchen könnt ihr einen Besuch in der Auwaldstation unkompliziert per E-Mail, und auf Anfrage könnt ihr auch individuelle und selbstgewählte Themen reservieren. Die Anfahrt zur Auwaldstation ist flexibel gestaltbar: mit der Straßenbahn (Linie 11), der S-Bahn (S3 Halle-Leipzig) mit kostenfreiem Fahrradtransport oder dem Fahrrad auf dem Elster-Radweg entlang.
Einmal erleben, wie es war, in der DDR zur Schule zu gehen? Das Schulmuseum Leipzig macht es möglich und nimmt eure Schüler:innen mit auf eine faszinierende Reise durch die Leipziger Schul- und Bildungsgeschichte. Mithilfe beeindruckender Sammlungen und Bibliotheksbestände werden in der ehemaligen Stasi-Zentrale nicht nur historische Schulstunden aus der Kaiserzeit und der DDR authentisch dokumentiert, es werden auch Ausstellungen, Workshops und Projekttage über Schule und Widerstand angeboten. Der Schwerpunkt wird auf historisch-politische Bildung gelegt und eignet sich dadurch perfekt für den Geschichtsunterricht.
Schüler:innen haben hier die Möglichkeit eine authentische Unterrichtsstunde zu Kaiser- oder DDR Zeiten zu erleben und so Geschichte hautnah zu erfahren. Die Gestaltung dieser Stunden orientiert sich an Empfehlungen aus den Unterrichtshilfen für DDR-Lehrer und nutzt originale Schulbücher als Quellen. Außerdem werden auch interaktive Workshops und vielfältige Angebote für alle Altersklassen angeboten. Ihr könnt zum Beispiel das „Volksschul-Rollenspiel um 1900“ für die Klassenstufen zwei bis vier buchen oder das fesselnde Thema "Kinder in Uniform - Vergleich der Staatsjugendorganisationen FDJ und HJ" für Klassen 9 und 10. Darüber hinaus bietet das Museum auch spezifische Programme für Gymnasien, Förderschulen und berufliche Schulen an.
Der Eintritt für einen Besuch des Museums ist frei. Die Anfahrt zum Schulmuseum Leipzig ist bequem mit der Straßenbahn (Linien 1, 3, 4, 7, 9, 12, 14, 15), dem Bus (Linie 9 Thomaskirche) oder der S-Bahn (Linien S1, S2, S3, S4, S5) möglich. Anmelden könnt ihr euch ganz unkompliziert per Mail.
Die Illusionswelt in Freital, nur einen Katzensprung von Dresden entfernt, erstreckt sich über 1000m² und präsentiert über 50 verrückte Fotomotive. Hier können eure Schüler:innen faszinierende Erfahrungen über die menschliche Wahrnehmung sammeln und dabei selbst Teil der Illusion werden.
In der Illusionswelt habt ihr die Möglichkeit, spielerische Einblicke in verschiedene Kunstepochen, optische Täuschungen und Medienbildung zu bekommen. Eure Schüler:innen können sich zum Beispiel an optischen Täuschungen an einer Illusions-Lernwand versuchen, auf der ebenfalls Informationen zu den verschiedenen Phänomenen stehen. Die Illusionswelt Dresden lässt sich daher mit verschiedenen Fächern wie Literatur/Medien, Mathe, Informatik und Digitalisierung verknüpfen. Ein großer Pluspunkt, der euch die Arbeit ein bisschen erleichtert, ist, dass Handouts mit passenden Aufgaben bereitgestellt werden, die das von euch gewählte Themengebiet vertiefen.
Der Eintritt für angemeldete Schulklassen beträgt 6,50 Euro pro Person, wobei pro zehn Schüler:innen eine Begleitperson kostenfrei teilnehmen kann. Ihr werdet bei der Ankunft empfangen und eure Schüler:innen können ihre Rucksäcke sicher in einem separaten Raum verstauen. Danach steht euch die Illusionswelt zur selbstständigen Erkundung bereit, wofür ihr etwa zwei Stunden einplanen solltet.
Die Illusionswelt ist bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Von Dresden Hauptbahnhof führt die Linie 66/B in etwa 20 Minuten zur Haltestelle Windbergallee, die nur wenige Minuten von der Illusionswelt entfernt liegt.
Habt ihr Lust, mal etwas ganz anderes mit eurer Klasse zu erleben? Dann ist vielleicht ein Besuch auf Trickys Alpakahof in Geringswalde etwas für euch. Hier haben eure Schüler:innen die Möglichkeit, artgerechte Tierhaltung im Jahresverlauf kennenzulernen und dabei eine Vielzahl von Tieren zu entdecken, darunter Mini-Schweine, Hühner, Zwergziegen und natürlich die beliebten Alpakas.
Ihr erhaltet hier nicht nur einen Einblick in die Tierwelt, sondern habt auch die Möglichkeit, die Verarbeitung von Alpakawolle durch verschiedene Techniken selbst auszuprobieren. Vom Spinnen bis zum Filzen können eure Schüler:innen aktiv an handwerklichen Prozessen teilnehmen. Mit dem Programm werden auch die Themen Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung behandelt, insbesondere im Kontext von Umwelt und Natur. Die Aktivitäten eignen sich somit besonders für Fächer wie Biologie und Geografie. Durch das geschulte Personal vor Ort wird der Besuch auf Trickys Alpakahof zu einem lehrreichen und unterhaltsamen Erlebnis. Um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft, ist eine vorherige Anmeldung per Mail erforderlich. Der Kostenbeitrag beträgt 10 Euro pro Schüler:in.
Die Anfahrt zum Alpakahof ist je nach Richtung unterschiedlich: Aus Hartha kommend, folgt ihr der B175, biegt am Abzweig Talsperre Kriebstein links ab und fahrt direkt hinter dem Ortseingangsschild Altgeringswalde rechts auf den Bauernhof. Aus Richtung Mittweida kommend folgt ihr einfach dem Straßenverlauf der Hauptstraße in Altgeringswalde und biegt links hinter einem gelben Häuserblock ab.
Wie ihr seht, hat Sachsen einiges an Ausflugszielen zu bieten. Waren für euch interessante Ziele dabei oder habt ihr in unserer Auswahl welche vermisst? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Berlin, 12.01.2024 – Der Deutsche Philologenverband (DPhV) gratuliert der saarländischen Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot, zur diesjährigen Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK). Die Bundesvorsitzende des DPhV, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, sagt: „Wir wünschen Christine Streichert-Clivot in ihrer neuen Funktion viel Erfolg. Dass sie Themen wie Lehrkräftegewinnung und -qualifizierung in den Blick nimmt, begrüßen wir. In diesem Zusammenhang fragen wir: Was kann es Wichtigeres in Zeiten von Lehrkräftemangel geben, als gerade die erfahrenen Lehrkräfte möglichst lange im Dienst zu halten? Setzen Sie sich in der KMK dazu konstruktiv mit unserem Vorschlag auseinander!“
Der Blick des DPhV fällt auf die erfahrenen Kollegen und Kolleginnen, u.a. auf die sog. „Babyboomer“, auf diejenigen, die das Bildungssystem stabilisieren, die solide ausgebildet wurden, die unterrichten können und die für die Schülerinnen und Schüler möglichst lange erhalten bleiben sollten – ebenso wie für die nachfolgenden Lehrkräfte, die sie unterstützen und beraten können, wenn ihnen die Gelegenheit dazu gegeben wird. Lin-Klitzing: „Es wäre geradezu fahrlässig, ihr Potential nicht länger auszuschöpfen!“
Deutschlandweit wurden zuletzt 17% der pensionierten Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand entlassen. 59% ließen sich vorzeitig pensionieren und nur 21% erreichten die gesetzliche Altersgrenze (laut Destatis). Damit der Großteil der Lehrkräfte länger im aktiven Dienst bleiben kann, müsse die Altersermäßigung deutlich erhöht werden, so Lin-Klitzing: „Wenn Lehrkräfte ab 55 Jahren zwei Stunden, ab 60 vier Stunden und ab 62 sechs Stunden Altersermäßigung bekämen, ist meine Hypothese, dass eine große Anzahl deutlich länger im Dienst bleiben würde. Wer also bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, muss ab 63 für dasselbe Geld nur noch mit einem Dreivierteldeputat unterrichten.“
In der verbleibenden vollen Arbeitszeit sollen diese Lehrkräfte neue Kollegen und Kolleginnen, Quer- und Seiteneinsteiger unterstützen, immer noch nötige Verwaltungsaufgaben übernehmen oder beispielsweise Klassenreisen und Veranstaltungen vorbereiten. Jüngere Lehrkräfte bekämen dadurch mehr Zeit für ihre eigentliche Kernaufgabe: den Unterricht.
Lin-Klitzing: „Darüber hinaus muss in Zeiten des Lehrkräftemangels den 21% der Lehrkräfte, die mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurden, die Möglichkeit eingeräumt werden, freiwillig weiter unterrichten zu können. Deshalb sollte es keine Höchstgrenze für Zuverdienst geben. Dementsprechend ist umgehend die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte auszusetzen, damit diese mit genau dem Stundenmaß eingesetzt werden können, mit dem es ihnen selbst möglich und der aktuell notwendigen Unterrichtsversorgung dienlich ist, ohne dass die Pensionäre deshalb finanzielle Einbußen erleiden. Und selbstverständlich darf es keinen Ausschluss von Rentnern und Pensionären bei Sonderzahlungen für Lehrkräfte geben.“
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).