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Immer weniger Französischunterricht an Schulen

Immer weniger Schüler:innen möchten die französische Sprache in der Schule lernen. Erstmals seit 1994/1995 erreicht sie nun einen Tiefstand von 15,3 Prozent. Dabei lassen sich im regionalen Vergleich starke Unterschiede beobachten.
Von
Luisa Janosch
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February 2023
4.2.2023
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Berlin. Französisch? Nein danke. Immer weniger Schüler:innen entscheiden sich für die französische Sprache in den Schulen. 15,3 Prozent der Schüler:innen wählten im Schuljahr 2021/2022 Französisch als Fremdsprache. Das ist der niedrigste Stand  seit 1994/1995 mit damals 15,1 Prozent. Diese Information teilte das Statistische Bundesamt am 22. Januar, dem Tag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags, mit. Der höchste Anteil an französchisch wählenden Schüler:innen wurde im Jahr 2009/2010 aufgezeichnet (19,1 Prozent).

Dabei sind starke regionale Differenzen zu erkennen. Im Jahr 2021/2022 belegten rund die Hälfte der Schüler:innen aus dem Saarland das Fach. Gefolgt von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg (ca. 25%). Das liegt wohl auch daran, dass sich diese drei Länder an der Landesgrenze zu Frankreich befinden und der Bedarf, die Sprache zu erlernen, größer erscheint als in den restlichen Bundesländern. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen beläuft sich der Wert auf ca. 11 Prozent. 

Trotz des großen Rückgangs in den letzten zehn Jahren bleibt Französisch nach Englisch die zweitbeliebteste Fremdsprache der Schüler:innen an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. 82,4 Prozent der Schüler:innen lernten 2021/2022 Englisch. Latein lernten rund 6,4 Prozent und Spanisch 5,9 Prozent. 

Die Zeit wird zeigen, wie sich diese Situation in den nächsten Jahren verändert und ob vielleicht sogar neue Fremdsprachen in den Unterricht eingeführt werden. 

Nehmt ihr auch einen stetigen Rückgang von Schüler:innen, die den Französischunterricht an eurer Schule besuchen, wahr oder kann sich die Schülerschaft noch für die Sprache begeistern? 

Schreibt es uns in die Kommentare!

Beziehungsarbeit in der Schule – Der Schlüssel zum Erfolg

Es liegt auf der Hand – eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung ist fundamental für den Lernerfolg im Klassenzimmer. Doch worauf kommt es bei dieser Form von Beziehung an und wie kann sie professionell gestaltet werden?
Von
Eva Taumberger
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February 2023
3.2.2023
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Es liegt auf der Hand, dass eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung fundamental für den Lernerfolg ist. In der Corona-Pandemie wurde das noch einmal offensichtlicher. Doch worauf kommt es bei dieser Form der Beziehung an und wie kann sie professionell gestaltet werden? Dieses Thema nehmen wir heute bei Lehrer-News etwas genauer unter die Lupe.

Mehrere Studien belegen, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung einen enormen Effekt auf den Lernerfolg hat. Unter anderem die Meta-Metastudie „Visible Learning” des neuseeländischen Wissenschaftlers John Hattie. Meta-Metastudie aus dem Grund, weil Hattie viele Metastudien zu einer Fragestellung zusammengefasst hat. Er hat für „Visible Learning” über 50.000 Einzelstudien aufgearbeitet und untersucht. Insgesamt greift die Studie auf ca. 250 Millionen Lernende zurück. Diese Studie, die 2013 ins deutsche übersetzt wurde, verdeutlicht die Auswirkung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Lehrkräften und Schüler:innen und die damit verbundenen Lernerfolge im Unterricht. Vor allem werden die lernwirksamen Einflussfaktoren untersucht und Handlungsvorschläge präsentiert. 

Eine weitere Studie, die durch die Publikation neuer Befunde wieder ins Licht gerückt wurde, ist die COACTIV-Studie von Jürgen Baumert, die 2003 und 2004 durchgeführt wurde. In dieser wurde der Einfluss der Lehrkraft auf die Leistungsentwicklung der Schüler:innen in Mathematik unter Berücksichtigung verschiedener Merkmale untersucht. Der Bildungsforscher Olaf Köller am Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel ist einer der Personen, die darum bemüht sind, dass die Studie neu diskutiert wird. Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie, die seiner Meinung nach vernachlässigt wurde, ist die Wirkung von Motivation und Begeisterung der Lehrkraft auf die Schüler:innen und die damit einhergehenden positiven Lernumstände. 

„Wenn eine Lehrkraft hoch motiviert ist und sich um den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler sorgt, dann steigt auch die Motivation der Kinder und somit die Leistung“ — Bildungsforscher Olaf Köller über die COACTIV-Studie

Eine im Jahr 2018 veröffentlichte Studie brachte wieder frischen Wind in die gesamte Thematik – die sogenannte Aldrup-Studie. Anders als bei den anderen beiden genannten Studien war hier nicht der Effekt der Beziehung auf den Lernerfolg im Fokus, sondern das Wechselspiel der positiven Auswirkung von einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schüler:innen und demnach auch der Kreislauf dieser Form von Beziehung.

Ist die Lehrkraft motiviert und fühlt sich im Unterricht wohl, so wirkt sich das im Umkehrschluss auch auf die Schüler:innen positiv aus. Eine Win-win-Situation. Doch wie kann eine solche Situation optimiert werden? 

Eines ist klar – die Lehrkraft sitzt am längeren Hebel. Hierbei ist es also besonders wichtig, dass diese Form von Macht richtig eingesetzt wird und den Schüler:innen keine falschen Werte vermittelt werden. Ein grundlegender Tipp an dieser Stelle: In der Ruhe liegt die Kraft und auch in der Zeit. Um eine Beziehung aufzubauen braucht es vor allem eines – Zeit! Dies gilt auch für eine Lehrer-Schüler-Beziehung. Von der Kennenlernphase bis hin zu den äußeren Umständen spielen hier mehrere Faktoren mit, die diese Beziehung beeinflussen. 

Tipps für eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung

Auftreten

Schon durch das Auftreten einer Person werden bestimmte Eindrücke vermittelt, daher auch der Spruch „Der erste Eindruck zählt”. Allerdings kann hier etwas nachgeholfen werden, vor allem wenn von Kindern die Rede ist. Ein freundliches Lächeln und eine ruhige, sichere Körpersprache können eine positive Atmosphäre im Klassenzimmer schaffen. 

Interesse

Sich für seine Schüler:innen zu interessieren, auch über das Schulgeschehen hinaus, kann von Vorteil sein. An dieser Stelle kann die Lehrkraft auch persönliche Geschichten mit in den Unterricht bringen und für eine auflockernde Stimmung sorgen. Auf einen Punkt sollte man dennoch Rücksicht nehmen – die Rollen im Klassenzimmer sollten erhalten bleiben, da auch eine Form von Respekt essentiell für den Unterricht ist.

Empathie

Einfühlungsvermögen ist das A und O. Sich in das Gegenüber hineinversetzen zu können ist ein pädagogischer Baustein für gute Beziehungen, auch im Klassenzimmer. Zusätzlich ermöglicht Empathie in Kombination mit aktivem Zuhören eine Chance, Vertrauen aufzubauen. 

Akzeptanz

Menschen machen Probleme, weil sie Probleme haben. Im ersten Moment ist das bei Kindern nicht ganz klar, weil oft davon ausgegangen wird, dass auffallende Verhaltensweisen vielleicht dem Alter zuzuschreiben sind. „Kinder sind nun mal so” – Ja, das stimmt. Allerdings spielen das Elternhaus und die Umstände eine große Rolle. Die Lehrkraft kann an dieser Stelle zwar kein Elternersatz sein oder eine psychologische Betreuung darstellen, aber Verständnis und Akzeptanz können trotzdem heilend wirken und eine Beziehung fördern.

Kommunikation

Namen merken schafft Sympathie! Seine Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Namen nennen können, ist ein Pluspunkt. Als Lehrkraft kann auch mit den Schüler:innen selbst über den Unterricht gesprochen werden. Dieses Feedback kann sehr nützlich sein.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung eine Win-win-Situation ist. Wenn die Lehrkraft optimistisch und motiviert ist, sind das in den meisten Fällen auch die Schüler:innen, wodurch die Gesamtzufriedenheit gesteigert wird.

Mehr Kompetenzen für den Bund: Stark-Watzinger fordert Umdenken in der Bildungspolitik

Bisher sind die Bundesländer allein für die Bildung zuständig. Das möchte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger mit mehr Kompetenzen für den Bund (FDP) ändern und stellt das neue Startchancenprogramm vor.
Von
Armend Kokollari
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February 2023
2.2.2023
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Berlin. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) möchte die alleinige Zuständigkeit der Länder in der Bildung beenden. In ihren Forderungen macht sie deutlich, dass sie die Kompetenzen des Bundes aus die Schulpolitik übertragen möchte. Zudem sollen ab dem Schuljahr 2024/25 bundesweit Schulen in sozial herausfordernder Lage mit einer Bildungsmilliarde gefördert werden. Damit antwortet Stark-Watzinger auf die großen Bildungspläne, die unter anderem durch den Ukraine-Krieg an den Rand gedrängt wurden.

„Es kann nicht sein, dass der Bund immer nur Geld geben soll, aber kein Mitspracherecht hat. Deshalb müssen wir über eine neue Aufgabenverteilung sprechen“, so Stark-Watzinger. Die Bildungsministerin könne sich Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern vorstellen und ergänzt, dass sie sich zum Ziel nimmt, zu einem Kooperationsangebot bei der Bildung zu kommen. Zudem schlug sie vor, dass der Bund unter anderem die Zuständigkeit für die Digitalisierung und die Erhebung der Leistungsergebnisse übernimmt. Nötig sei ihrer Meinung nach, dass "wir endlich genau wissen, wo wir bei der Bildung der Kinder und Jugendlichen eigentlich stehen, damit gezielt nachgesteuert werden kann". Ebenso solle der Bund einheitliche Standards setzen, damit zum Beispiel ein Umzug in ein anderes Bundesland für die Schüler:innen nicht mehr zur Herausforderung beim Schulwechsel wird. Die FDP-Politikerin wünscht sich eine bessere Vergleichbarkeit der Bildungsergebnisse der Bundesländer. "Wir müssen den Mut haben, Daten zu erheben, uns den Ergebnissen zu stellen und offen und ehrlich damit umzugehen", sagte sie. Mehr Daten seien von großer Bedeutung, um Probleme frühzeitig zu erkennen und gezielt lösen zu können.

Ein weiteres Vorhaben ist es, die Bildungsmilliarde, mit der die Bildungsversprechen eingehalten werden sollten, zu einer Startchancenmilliarde zu machen. Mit dem Startchancenprogramm wolle Stark-Watzinger einen substanziellen Beitrag leisten, um Bildungserfolg von sozialer Herkunft zu entkoppeln. Das Startchancenprogramm stellt einen Paradigmenwechsel dar – weg von der Gießkanne, hin zu einer gezielten Förderung derjenigen, die unsere Unterstützung am meisten brauchen, mit dem etwa 4000 Schulen Jahr für Jahr, auf zehn Jahre gefördert werden sollen. Das heißt konkret, dass der Königsteiner Schlüssel, nach dem sonst Gelder auf die Länder verteilt werden, teilweise ausgehebelt und durch einen Mechanismus ersetzt werden soll, der sich an Bedürftigkeit orientiert. Weiterhin geht es um die Frage, wer wie viel zahlt. Stark-Watzinger erwartet, dass der Bund die Bildungsmilliarde und die Länder eine weitere Milliarde zur Verfügung stellen – das wären dann insgesamt zwei Milliarden Euro jährlich. Somit würden pro Schule eine halbe Million Euro im Jahr bereitstehen.

Aus den Ländern ist der Vorwurf zu hören, der Bund habe den Mund zu voll genommen  – und versuche nun, die Länder zur Kasse zu bitten. In den Koalitionsverhandlungen sei das Startchancenprogramm auf zwei Milliarden Euro jährlich taxiert worden –  zu zahlen vom Bund. Die Bildungsmilliarde ist demnach aus Ländersicht keine kräftige Investition, sondern eine kräftige Kürzung um 50 Prozent. Hinzu kommt die im Zuge der Verhandlungen ausgelöste Föderalismusdebatte. Stark-Watzinger selbst hat mehrfach bestätigt, dass sie Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern sieht. Ihr Parteikollege und Bundesfinanzminister Christian Lindner hingegen forderte eine Debatte über die Entflechtung der Finanzen von Bund, Ländern und Gemeinden. Besonders die gut begründete Aufgabenteilung durch “Pakte” auszuhöhlen, müsse eingedämmt werden

Die Zukunft des Startchancenprogramms und der damit verbundenen Aufgabenteilung bei zentralen Bildungsvorhaben ist also erstmal weiterhin ungewiss und wird dem Strudel der Föderalismusdebatte trotzen müssen. Gleichzeitig müssen sich im Zuge der Verhandlungen diejenigen, die von den neuen Maßnahmen am meisten profitieren sollen – nämlich Schüler:innen und Lehrkräfte – in ihrer Geduld proben.

Sicherheit an Schulen: Eine Bestandsaufnahme

Jüngste Ereignisse beleuchten das Thema Gewalt und Mobbing an Schulen wieder neu. Ein 17-Jähriger ersticht seine 55-Jährige Lehrerin. Immer mehr Lehrkräfte klagen über Angst und Kontrollverlust in ihren Klassen. Mehr erfahrt ihr hier.
Von
Luisa Janosch
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February 2023
2.2.2023
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Ibbenbüren. Am 14. Januar wurde eine Lehrerin durch einen 17-jährigen Jugendlichen an einem Berufskolleg im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren erstochen. Der Schüler soll ein “klassischer Typ Großkotz” gewesen sein. Es ist nicht der erste Fall, bei dem es zu gewaltvollen oder sogar tödlichen Übergriffen an Schulen kommt. Seit der Corona-Pandemie haben diese zugenommen und stehen laut Verband Bildung und Erziehung (VBE) an der Tagesordnung. Dies führe unter anderem zu einem “dramatischen Rückgang der Berufszufriedenheit von Schulleitungen”, so der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann. Wie sicher sind die Schulen noch? Lehrer-News wirft einen aktuellen Blick auf die Lage.

Nicht nur Gewalt prägt an vielen Schulen Deutschlands den Schulalltag, sondern auch Mobbing, Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen nehmen zu. In den letzten Jahren habe sich die Gewalt gegen pädagogisches Personal auf einem “hohen Niveau eingependelt”, erklärt der VBE-Präsident. Beckmann betont, dass es in den letzten fünf Jahren an 20.000 allgemein berufsbildenden Schulen zu psychischer Gewalt kam. Weitere 10.000 berichten von Cybermobbing sowie körperlicher Gewalt. Der Schutz der Lehrkräfte müsse in der politischen Tagesordnung dringend mehr berücksichtigt werden.

Dabei unterscheiden sich die Arten von Gewalt je nach Schulform. So  ist der Anteil der körperlichen Gewalt, an drei von vier Sonder- und Förderschulen doppelt so hoch wie im Durchschnitt. An Gymnasien hingegen stimmten lediglich sechs Prozent der Schulleiter:innen zu. An Sonder- und Förderschulen lag der Anteil der Cybermobbing-Attacken allerdings nur bei 13 Prozent, wohingegen sich dieser Anteil an anderen Schulformen auf 45 oder mehr Prozent beläuft. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergab, dass rund 60 Prozent der Schüler:innen von Gewalt jeglicher Art in der Schule betroffen seien und jeder vierte Schüler sich unwohl und unsicher fühle. Beckmann sieht dringenden Handlungsbedarf: Jede Form von Gewalt ist für ihn zu viel und müsse unterbunden werden. Die Politik sollte dringend handeln, Schulen müssen Orte ohne Gewalt sein. "Lehrer werden im Unterricht gegen ihren Willen gefilmt, es kommt zu verbaler Gewalt und auch zu körperlichen Übergriffen", merkt der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbandes, Andreas Bartsch, an. Laut Bartsch würde es an einem strukturierten Vorgehen mangeln, welches dieses Verhalten zwischen Lehrkraft und Schüler:in auffangen könnte. Dazu kommt die Unsicherheit von Lehrer:innen, die nach solchen Ereignissen in ihnen hochkommt. Sie schämen sich dafür, haben schnell das Gefühl, ihre Klasse nicht unter Kontrolle zu haben und der nötige Respekt fehlt, um sich durchsetzen zu können. 

Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse aus Ibbenbüren meint Bartsch, dass es keine Täter:innen gäbe, die vorher nicht auf irgendeine Art und Weise aufgefallen wären. Dieses problematische Verhalten gelte es zu beobachten. “Offenheit und Transparenz” seien da wichtig, genauso wie der Einsatz psychologischer Dienste und Einrichtungen und eine verstärkte Sozialarbeit an den Schulen.

Die Frage, ob die Kolleg:innen ausreichende Unterstützung bei solchen Übergriffen bekommen hätten, verneinen ein Drittel der Schulleiter:innen. Das Problem sei laut VBE, dass viele Eltern und Schüler:innen nicht kooperationswillig seien. Aber auch die Überlastung durch die Fülle anderer Aufgabenbereiche oder der bürokratische Aufwand wurden als Gründe genannt. 34 Prozent der Schulleiter:innen gaben an, dass die Schulverwaltung diesem Anliegen nicht genug Aufmerksamkeit schenken würde und sie klein hält. Für Bartsch ist solch eine Haltung “schlichtweg ein Skandal”. Für ihn gehöre es zur Fürsorgepflicht, derartigen Anliegen gründlich nachzugehen - es sei das Mindeste, was man für Lehrer:innen tun könnte, um sie beruhigter nach Hause gehen zu lassen. 

Betrachtet man Problem- bzw. Brennpunktschulen, gibt es auch positive Wendungen. In Berlin machte ein Brandbrief die Rütli-Schule 2006 zu einer deutschlandweiten Brennpunktschule. Türen, die eingetreten wurden, Knallkörper, sowie eine anarchistische Haltung gegenüber den Lehrkräften machten die Schule in Berlin zu einem Krisen-Hotspot. Heute, mehr als 15 Jahre später, ist von der ehemaligen Problemschule nichts mehr zu erkennen. Der Campus Rütli wurde neu gegründet, knapp 1000 Schüler:innen kommen hier zum Lernen zusammen. Die Schule habe heutzutage mehr Anmeldungen als freie Plätze. 

Das Thema Gewalt jeglicher Art an Schulen rückt aktuell immer mehr in den Fokus. Es ist unabdingbar, in Zukunft strukturelle Veränderungen vorzunehmen, um Gewalttaten einzuschränken und angemessen mit ihnen umzugehen. Die steigenden Krawalle an Schulen sollten laut Expert:innen so nicht hingenommen werden.

Wie ist dieser Zustand an euren Schulen? Erlebt ihr täglich Gewalt oder Mobbing? Fühlt ihr euch in diesen Situationen unterstützt? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Politischer Auftakt für nachhaltige Bildung: “Gemeinsam Zukunft gestalten”

Die Ausrichtung der Bildung auf nachhaltige Entwicklung ist auf dem Vormarsch. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung plant für dieses Jahr konkrete Perspektiven und frische Impulse, die BNE sichtbar machen sollen.
Von
Franziska Bach
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February 2023
1.2.2023
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Düsseldorf. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) reiht sich seit Beginn 2023 auf der politischen Bildungsagenda ganz vorne ein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startet das Jahr mit neuen Vorsätzen: „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten“, so lautet es in einer  Pressemitteilung vom 2. Januar. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger führt dabei große Herausforderungen wie den Klimawandel ins Feld, der Anlass für zukunftsfähiges Denken und Handeln gebe.

Hintergrund der Kampagne

Bisher kam in die Verwirklichung von BNE nur langsam Bewegung. Der entscheidende Auftakt für eine flächendeckende Einführung im schulischen Bereich blieb bisher unangetastet, bis heute ist BNE mehr fakultativer Zusatz als ein klares Bildungsziel. Das will der BMBF nun ändern, indem BNE im gesamten Bildungssystem fest verankert wird. Hinzu kommt die Verbreitung von Impulsen, die nachhaltige Themen bildungsgerecht in Szene setzen. Zum anderen fokussiert die Kampagne auch die Gewinnung neuer Akteur:innen, die sich für eine nachhaltige Gesellschaft einsetzen wollen. Noch sei der Zugang zu dem jungen Thema schwerfällig und soll durch die Bekanntmachung mehr öffentliches Interesse finden. Demzufolge zeigt die Kampagne konkrete Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten für globale Herausforderungen auf und setzt das übergreifende Ziel, BNE strukturell bis 2030 im gesamten Bildungssystem etabliert zu haben – BNE fällt zudem unter die 17 Entwicklungsziele, die 2015 von den Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda für nachhaltige Entwicklung mit Blick auf das Jahr 2030 beschlossen worden sind.

Insbesondere für dieses Jahr sei relevant, BNE mehr in Form von Networking und Transparenz zu fördern sowie einen konstruktiven Austausch darüber ins Leben zu rufen. Dafür sind zahlreiche Veranstaltungen und Netzwerktreffen angedacht, um Chancen und Angebote durch lokale Treffen stärker auszubauen. Das erste Event fand im Rahmen der Kampagne am 23. Januar im Berliner Museum für Naturkunde statt, bei dem weit über einhundert Gäste eingeladen waren, darunter Start-Ups, Organisationen, Vereine und BNE-Aktivist:innen, die in Ausstellungen und Wrap-Ups ihre Visionen teilten. Der nächste Stammtisch am 6. Februar wird sich um die Frage drehen, wie Kommunen an der neuen BNE-Kampagne ‘Wir sind BNE’ mitwirken können. 

Ihr seid interessiert und wollt mehr zu diesem Thema erfahren? Dann werft einen Blick in den Nationalen Aktionsplan. Das BMBF hat zudem selbst einen kurzen Erklärfilm über Bildung für Nachhaltige Entwicklung gedreht. 

Mehrarbeit mit Mehrwert: Wie Hausaufgaben zur sinnvollen Lerngelegenheit werden

Hausaufgaben verlieren oft durch ihr Erteilen am Stundenende an nachhaltiger Bedeutung. Traditionell gelingt beim Aufgeben dieses Anhängsels nur selten eine wirksame Anbindung an den Unterricht. Wie aus Mehrarbeit ein Mehrwert wird, erklären wir heute.
Von
Franziska Bach
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January 2023
31.1.2023
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„Mit Hausaufgaben dehnt die Schule die ihr für Lehren und Lernen gegebene Zeit aus.”
- Dieter Wunder 

Gemachte Hausaufgaben sind zunächst eine gute Sache, wobei eine unerledigte oder gar vergessene Schularbeit schon so manche Schüler:innen in eine unangenehme Situation gebracht hat. Emotionale Belastungen, Zeitdruck und Konflikte im Elternhaus sind oftmals die Folgen. Dabei entfachen Hausaufgaben ihre individuelle Wirksamkeit erst mit der Qualität einer differenzierten Hausaufgabenpraxis – Schularbeiten für zuhause stehen daher, aufgrund ihrer eher beiläufigen und randständigen Position im Unterrichtsgeschehen, seit Dekaden im Spannungsfeld der Diskussion um Unterrichts- und Lernqualität. Deren inhaltliche und didaktische Begründungen seien häufig ohne tiefere, theoretische Verankerung im Unterricht zu beobachten. Doch wie können Lehrkräfte effektive Aufgaben für anschließendes Lernen als motivierende Methode des Unterrichts einsetzen, ohne dabei Lernziele zu verfehlen und das Pensum zu sprengen?

Hausaufgaben als individuelle Lerngelegenheit

Bildungsforscher:innen der TU Dresden befragten im Jahr 2008 1.300 Schüler:innen zur individuellen Auswirkungen von Hausaufgaben auf ihren Lernerfolg. Das Ergebnis: Bei nur etwa einem Viertel konnte ein positiver Einfluss von Schularbeiten im Zusammenhang mit Noten festgestellt werden. 

Mit einer positiven Bedeutungszuschreibung hingegen kann die Hausaufgabengestaltung weitreichende Lerneffekte erzielen. Dafür ist wichtig zu wissen, dass hier auch, wie im Unterricht, unterschiedliche Lernbedürfnisse vorherrschen und die Unterstützung durch das Elternhaus eine entscheidende Rolle spielt - Differenzierung bei Hausaufgaben garantiert Erfolge für jedes Individuum, denn nicht alle haben denselben Übungsbedarf und kommen mit dem gleichen Aufgabenumfang zurecht. Die Lernenden werden oft selbstverständlich zur Einteilung ihrer Termine und Aufgaben angehalten, aber auch diese Kompetenz muss mit den Jahren erst erworben werden. Zeitmanagement, Organisation und Selbstständigkeit sind hochkomplexe Prozesse, die wir durch Hausaufgaben nachhaltig fördern können – dafür müssen Schüler:innen diese ohne Hilfestellung mit Erfolg bewältigen können. Über den Sinn und Zweck der einzelnen Hausaufgaben ist somit nachzudenken und der tägliche Umgang zu reflektieren. Rückmeldungen von Schüler:innen und Eltern sind in dieser Hinsicht als wertvolle Einschätzung anzuerkennen.

Integration in den Unterricht 

Hausaufgaben sind in den Lehr-Lernprozess zu integrieren und nicht als losgelöster Bestandteil des Unterrichts zu betrachten – nimmt man keinen Bezug oder vergleicht die Lösungen nicht, so wird der Wert der Aufgabe stark vermindert. Folglich sinkt mit diesen Erfahrungen die Anstrengungsbereitschaft der Schüler:innen. Erledigte Hausaufgaben sollten darum weiterhin mehr Wertschätzung seitens der Lehrperson erhalten. Kinder und Jugendliche opfern wertvolle Freizeit für die Erledigung von Hausaufgaben und sehen statt einer echten Lernchance diese zum Teil als lästige Notwendigkeit, die ohne Verstand abgearbeitet werden muss. 

Der Aufwand kann dabei ganz unterschiedlich zeitlich intensiv sein, denn alle Schüler:innen verfügen über unterschiedliche Lernverhalten. Daher sollte der inhaltliche Umfang im Blick behalten und ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt werden, damit Hausaufgaben stressfrei zu einem Lernerfolg beitragen können, denn Anspannung ist nicht unbedingt ein Freund des Lernens, sondern schränkt sogar unsere Behaltensleistung ein. Im Vorfeld sollten Lehrkräfte darum die Einsatzkriterien und klare Nutzungsvorstellungen der gestellten Aufgabe bedenken und konkrete Aufgabenstellungen formulieren – eine genaue Instruktion durch die Lehrkraft ist daher ebenfalls ein maßgeblicher Indikator für eine gelingende Bewältigung von Hausaufgaben. Auch die Kinder müssen die Sinnhaftigkeit und den Vorteil hinter der Aufgabe verinnerlicht haben, damit sie diese auch mit Zuversicht erledigen. Eine ausgebildete Routine bei der Vergabe der Hausaufgaben ist unerlässlich. Ferien sollten generell als Ruhepausen freigehalten werden und nicht jeden Tag muss es grundsätzlich Hausaufgaben geben. Häufigkeit und Menge sollten auf die jeweilige Lerngruppe angepasst werden. Eine alternative Lernumgebung an Schulen zu schaffen erleichtert es Schüler:innen überdies, sich nach dem Unterricht erneut mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen.

Das alles können Hausaufgaben sein

Hausaufgaben gehören zum festen Bestandteil des schulischen Alltags und sind klassisch betrachtet als Fortsetzung bzw. Vertiefung des Wissens zu sehen. Das heimisch konstruierte Lernen kann, abseits der zusätzlichen Übungszeit, den Unterricht auch qualitativ erweitern oder vorbereiten und zugleich eine große Entlastung für Lehrkräfte bedeuten. Die Form der Hausaufgabe ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Wir haben einige „Good Practice“-Beispiele aus der Schulpraxis für euch herausgefunden, die eine Bereicherung für euren Unterricht sein könnten:

  • Etwas Mitgebrachtes aufgreifen
  • Zu einem Thema informieren
  • Forscher- und Suchaufträge 
  • Ein Rätsel lösen
  • Eltern befragen
  • Einen Text lesen
  • Fotodokumentation 
  • Ein Experiment durchführen
  • Lernwörter der Woche 
  • Rechengeschichten ausdenken

Hausaufgaben sollten keine Herausforderungen sein. Die aufgezeigten Formate bereiten den Unterricht vor, statt echte Lernzeit in Form von Kontrollen und Vergleichen zu beanspruchen. Damit gelingt auch der thematische Transfer und eine aktive „time on task“ sowohl im Unterricht als auch im häuslichen Lernumfeld. Wiederkehrende Formate, die sich den Lernenden als eine machbare Lerngelegenheit präsentieren und Kommunikation anregen, versprechen damit wohl den größten Lernerfolg. 

Gemeinsamer Religionsunterricht? Hamburg und Niedersachsen machen es vor

Bisher war es üblich, Konfessionen im Religionsunterricht getrennt voneinander zu unterrichten. In Hamburg und Niedersachsen möchte man dieses Verständnis mit einem interreligiösen Unterricht, der Dialog und Toleranz ins Zentrum rückt, aufbrechen.
Von
Armend Kokollari
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January 2023
29.1.2023
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Hannover/Hamburg. Interreligiöser Unterricht – Ein Begriff, unter dem man sich viel vorstellen kann und dennoch klingt er ungewöhnlich, da er im Schulalltag größtenteils nicht wirklich umgesetzt wurde. In Deutschland wird der Religionsunterricht in den meisten Bundesländern immer noch nach Konfessionen getrennt. Knapp 400 Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges, in dem sich beide christlichen Kirchen bis aufs Blut bekämpften, möchten Hamburg und Niedersachen nun Vorreiter werden und ihren Schüler:innen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht ermöglichen. Das Modell soll mehrere Vorteile hinsichtlich Toleranz, Dialogbereitschaft und Religionsvielfalt bieten. Hinzu kommt der immer stärkere Rückgang konfessioneller Schüler:innen, der die Zusammenlegung des Unterrichts möglich macht, da somit Kosten für zusätzliches Personal eingespart werden.

"Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach", heißt es in Art. 7, Abs. 3 des Grundgesetzes und ist damit als einziges Fach in der Verfassung verankert. Die Regelung wird aber aufgrund der Hoheit der Länder unterschiedlich umgesetzt. In den meisten Bundesländern gilt grundsätzlich eine Teilnahmepflicht am bekennenden Religionsunterricht. Gleichzeitig wird das Recht gewährt, sich vom Religionsunterricht befreien zu lassen, denn auch das garantiert die Religionsfreiheit. Einerseits, da in Deutschland die Freiheit des Religionsbekenntnisses aus Artikel 4 GG gilt, sodass kein Schüler und keine Schülerin zur Teilnahme an religiösen Übungen gezwungen werden darf. Andererseits macht die Bremer Klausel eine wichtige Ausnahme vom Grundsatz, dass Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ein ordentliches Lehrfach ist – derzeit ist das in Bremen, Brandenburg und Berlin der Fall, wo regulär Ethik, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde oder christliche Religionskunde unterrichtet wird. Religionen werden dort bekenntnisfrei unterrichtet. Außerdem dürfen religionsmündige Schüler:innen grundsätzlich ab dem 14. Lebensjahr selbst entscheiden, ob sie an “Reli” teilnehmen möchten. Vorher liegt die Entscheidungshoheit bei den Eltern.

In Niedersachsen sprachen sich sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche dafür aus, mit der Landesregierung den nächsten Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen christlichen Religionsunterricht gehen. Ziel sei es, den nach Konfessionen getrennten Unterricht zu ersetzen. Ein gemeinsamer Religionsunterricht wäre bundesweit einzigartig. Ab dem Schuljahr 2025/26 könnte das Fach an allen allgemein- und berufsbildenden Schulen unterrichtet werden. Der nicht konfessionelle christliche Religionsunterricht soll auch allen interessierten Schüler:innen offenstehen, die nicht evangelisch oder katholisch sind. Im niedersächsischen Kultusministerium hatte man bereits im Oktober Offenheit für den Vorschlag signalisiert.

Hamburg ist einen bedeutenden Schritt weiter und hat schon vergangenen Herbst angefangen, den gemeinsamen Religionsunterricht sukzessive an allen staatlichen Schulen einzuführen. Das katholische Erzbistum Hamburg habe diesen Plänen zugestimmt, teilten die Schulbehörde und das Bistum am Donnerstag mit. Konfessionen werden dort im Religionsunterricht nicht mehr getrennt voneinander, sondern ebenfalls gemeinsam unterrichtet. Auch konfessionslose beziehungsweise atheistische Kinder sollen teilnehmen. Das Modell “umfasst jetzt alle bedeutenden Religionsgemeinschaften und kann damit Impulse für ganz Deutschland setzen”, verspricht sich Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) von der Neuerung. Der Unterricht wird, anders als in anderen Bundesländern, weiter ausschließlich von staatlichen Lehrkräften erteilt werden, heißt es vom Schulsenat. Geistliche und Mitarbeiter der Religionsgemeinschaften blieben ausgeschlossen.

Mit diesen Bildungsplänen möchte man in Hamburg und Niedersachen Kinder und Jugendliche zusammenführen, statt sie in die kleinsten Konfessionen aufzuspalten. Durch den gemeinsamen Unterricht soll der Dialog von Schüler:innen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Weltanschauungen ermöglicht werden. Zudem soll er dazu verhelfen, anderen Religionen, die damit verbundenen Überzeugungen kennenzulernen und sich ein differenziertes Urteil über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bilden zu können. Persönliche Auffassungen zu Themen wie Freiheit und Wahrheit können im gemeinsamen Austausch reflektiert und so die eigene religiöse Identität vertieft werden. Jene Schüler:innen ohne ausgeprägten religiösen Hintergrund können ihre kritisch-distanzierte Sichtweise im Unterricht teilen und lernen die religiösen Hintergründe ihrer Mitschüler:innen besser zu verstehen. Religiöses Mobbing lässt sich eindämmen – durch Wissensvermittlung, durch neugierige und offene Gespräche. “Wer die fremde Religion als ebenso alltäglich vermittelt bekommt wie die eigene, für den sind auch auf dem Schulhof Andersgläubige nicht seltsam, sondern einfach normale Menschen", schreibt die Autorin Ines Schipperges.

Wie findet ihr die Ansätze Niedersachsens und Hamburgs, einen interreligiösen Unterricht einzuführen? Seht ihr den Mehrwert dieser Verknüpfung in einer multikulturellen Gesellschaft? Wir freuen uns auf eure Anregungen und Kommentare!

Schule und Liebe – passt das zusammen?

In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema Liebe in der Schule von verschiedenen Perspektiven aus. Das Tabu der Annäherungen von Lehrer:innen und Schüler:innen in diesem Zusammenhang wird nicht ausgespart.
Von
Katja Kraffzik
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January 2023
29.1.2023
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Es gibt viele Varianten von Liebe und Gefühlen in unserem Alltag und so bleibt es nicht aus, dass Liebe den Weg in die Schule findet. In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema Liebesbeziehungen an Schulen von verschiedenen Perspektiven zu, auch das Tabu der Annäherungen von Lehrer:innen und Schüler:innen in diesem Zusammenhang wird nicht ausgespart. Wir stellen uns auch die Frage: Kann Schule eigentlich etwas tun für den gesunden Umgang mit Emotionen?

Sina (6 Jahre alt) kommt nach Hause und ist hocherfreut über ihre Erkenntnis: “Mama, ich möchte Emilio heiraten, der macht immer so viel Quatsch". Bereits die ganz jungen Schulkinder schwärmen für ihre Mitschüler:innen oder Lehrer:innen. Im Laufe der Schulzeit durchlaufen wir verschiedene Phasen der Annäherung des für uns interessanten Geschlechts. Ab Eintritt in die Pubertät wird es anders, intensiver. Der Gestaltwandel vollzieht sich und die Hormone beeinflussen unsere Gedankenwelt. Geliebt, gemocht, verbunden zu sein, sind urmenschliche Bedürfnisse und mit der wachsenden Welt von Gefühlen entstehen Liebesbeziehungen. Freundschaften zum Beispiel haben einen hohen Stellenwert im Jugendalter und es kann durchaus zu Eifersucht kommen, wenn der beste Freund sich mit jemand anderem trifft. 

Liebesbeziehungen zu Gleichaltrigen

Der ersten großen Liebe begegnet man meist in der Schule. Schüler:innen verbringen die meiste Zeit des Tages in der Schule und so findet der soziale Umgang überwiegend mit Schulkamerad:innen statt. Wie ist es, wenn man sich in eine Person aus der gleichen Schule oder sogar aus der gleichen Klasse verliebt, und welche Vor- und Nachteile können auftreten? Diesen Fragen widmen sich Schüler und Schülerinnen des Adam-Kraft-Gymnasiums aus Schwabach in einer Podcast Folge von “Immer diese Jugend”. 

Jugendliche sammeln ihre ersten Erfahrungen mit intimer Liebe und emotionalen Hoch- und Tiefpunkten. Gefühle und Emotionen werden neu und anders wahrgenommen und ein Umgang damit muss erlernt werden. In dieser turbulenten Zeit ist viel los im Leben der Heranwachsenden und Schule spielt nicht immer die erste Geige  – So weit so normal.

Liebesbeziehungen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen

Mia, eine Lehramtsstudierende, berichtet aus ihrer eigenen Schullaufbahn: “Oh ja, bei uns an der Schule gab es ein junges Referendariats-Paar. Beide jung, sportlich und gutaussehend – die gesamte Schülerschaft war in allen möglichen Variationen in die beiden angehenden Lehrkräfte verknallt! 😂” – auch das, soweit so normal.

Wie oft es in Deutschland hingegen zu Beziehungen zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen kommt, ist schwer zu erfassen, sagt Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Fakt ist, es ist Teil der Realität. Sowohl in den Medien als auch in der persönlichen Recherche finden wir Geschichten über Liebesbeziehungen von Lehrkräften zu Schutzbefohlenen. Tritt der Fall ein, kann es für beide Seiten ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. In der Rechtsprechung ist man sich nicht zu hundert Prozent einig darüber, unter welchen Voraussetzungen, wie und mit welcher Begründung das Verhalten von Lehrkräften strafwürdig ist, der/die sexuell mit einem:er Schüler:in verkehrt. Nach dem allgemeinen Strafrecht stellt eine sexuelle Interaktion zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen einen Verstoß gegen die Fürsorgepflicht und eine potentiell gefährliche Ausnutzung des Abhängigkeitsverhältnisses dar und ist gemäß § 174 StGB (Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen) strafbar. 

Die Website Lehrerschüler.de hat sich sehr ausführlich mit diesem Phänomen beschäftigt und kommt zu dem Fazit, dass Lehrende besonders sensible Antennen für die Reaktionen ihrer Schülerinnen und Schüler auf das unterrichtliche Handeln, zu ihrer Person und dem Rollenvorbild haben sollten. “Lehrer:innen bekommen auf jeden Fall mit, wenn ein:e Schüler:in ein Auge auf sie geworfen hat”, so auch die Meinung und Erfahrung der Lehramtsstudentin Mia.

Liebe als Themenschwerpunkt in der Schule?

Hat das Leben an der Schule Einfluss auf die Fähigkeiten, mit Liebe und Gefühlen umzugehen? Vieles kann zwischenmenschlich schief laufen. Gefühle sind komplex, sie zu beherrschen braucht Übung und Auseinandersetzung. Können wir im schulischen Kontext lernen, wie wir uns lieben? oder zumindest wie wir mit Emotionen zurechtkommen? Das Schulfach Glück gibt es bereits. “Zufriedenheit und Lebenskompetenz sind das Ziel des Schulfachs. Dazu zählen Sinnfindung, Geborgenheit, soziale Beziehungen, selbstbestimmtes Handeln, Selbstakzeptanz, Umweltbewältigung, und die persönliche Weiterentwicklung.”, berichtet der ehemalige Schuldirektor und Entwickler des Faches Ernst Fritz-Schubert im Interview mit deutschland.de. Lehrer-news hat herausgefundenl, dass “Glück” bereits an über 200 Schulen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien unterrichtet wird. Das Konzept wird von Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen gut angenommen. 

Wir leben in einer globalisierten und digitalisierten Welt, wo schulische Bildung der scheinbare Schlüssel zum Erfolg ist. In der wir aber auch mit Umweltkatastrophen, Kriegen und der immer bedeutenderen Welt des Internets zurechtkommen müssen. Die Pubertät und die Gefühlswelt der Menschen sind jedoch nicht der raschen Veränderung unterworfen. Teilweise wird den jungen Menschen eher die Rückentwicklung emotionaler Kompetenzen vorgeworfen. Fakt ist, dass auch ohne der sich schnell verändernden Lebensumstände Kinder und Jugendliche erst recht in der Pubertät, mit Gefühlen wie Liebe überfordert sein können. Fakt ist auch, dass wir durch Medien, Homeschooling und dergleichen weniger Kontakt zu unseren Mitmenschen haben. Ist es da nicht längst an der Zeit, ein Schulfach wie Glück, Liebe oder Gefühle an allen Schulen weltweit einzuführen? 

Habt ihr schon einmal Liebesbeziehungen in den verschiedensten Konstellationen an eurer Schule beobachten können und welchen Umgang mit dem Thema Liebe wünscht ihr euch an eurer Schule?

Datenschutz an Schulen: Das Wichtigste auf einen Blick

Einverständnis hier, Bestätigung dort. Die Sammlung von unseren sensiblen Daten begleitet uns überall – auch in den Schulen. Wie geht man damit um und wie sieht der Stand an den Schulen aus, wenn es um den Datenschutz geht? Das erfahrt ihr hier bei uns.
Von
Luisa Janosch
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January 2023
28.1.2023
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Vom Datenschutz hat sicherlich fast jede Lehrkraft schon einmal gehört. Aber was ist Datenschutz genau? “Datenschutz beschreibt den Schutz vor der missbräuchlichen Verarbeitung personenbezogener Daten sowie den Schutz des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung”. Zunächst hört sich das bestimmt für die meisten recht erfreulich an. Denn wie mit unseren sensiblen, privaten und vertraulichen Daten umgegangen wird, lässt oft wenig Begeisterung zurück. In einem von uns bereits veröffentlichten Artikel haben wir uns das genauer angesehen. Alle gesammelten Metadaten einer Person lassen ein klares Bild auf der anderen Seite des Displays über diese entstehen. Von angesehenen YouTube Videos über Gesprächsfetzen und besuchten Webseiten wird alles analysiert und zu einem Puzzle zusammengefügt. Dort setzt der Datenschutz an. Einen genaueren Artikel über Datenschutz findet ihr hier. Aber wie sieht es nun in der Praxis aus? Wie steht es mit dem Datenschutz an unseren Schulen? Diese Frage haben wir genauer für euch unter die Lupe genommen.

Der Umstieg auf digitale Medien und Unterrichtsmaterialien während der Corona Pandemie hat dazu geführt, dass Datenschutz auch in Schulen immer wichtiger wurde. Von Lernplattformen über Apps und digitale Kommunikation: Neue Methoden zur digitalen Schule waren an der Tagesordnung und sind es heute immer noch. Die Risiken und Nebenwirkungen einer (komplett) digitalisierten Kommunikation sind nicht für jeden gleichermaßen klar. Welche Daten werden bei der Nutzung von App X erhoben? Welche Richtlinien bestätige ich eigentlich gerade bei der Webseite Y? Für viele ist es ein nerviger Prozess, der in den meisten Fällen schnell und einfach gelöst mit ”Bestätigen” oder “Zustimmen” endet, denn die wenigsten von uns lesen gerne das Kleingedruckte. Dabei macht die Summe der kleinen Dinge das große Ganze in der digitalen Welt aus. Lehrer:innen und Eltern geraten schnell in einen Zwiespalt: Einerseits möchten sie die vertrauten Daten von den Schüler:innen schützen, andererseits wollen sie mit dem Einsatz digitaler Medien die Entwicklung des Unterrichts voranbringen. 

Aktuell gibt es wenige Empfehlungen von Datenschutzbehörden, Schulverwaltungen oder Kultusministerien, die hier ansetzen. “Welche digitalen Tools sind denn nun datenschutzkonform für unseren Unterricht?” ist eine Frage, die sich Lehrer:innen heutzutage sicherlich des Öfteren stellen. Mehr Klarheit und Struktur für Lehrer:innen und Nutzer:innen muss her. Diese Gewissheit soll es zukünftig geben. Im August 2021 entwickelten die Länder ein neues Projekt, das bei der Auswahl von digitalen Medien unterstützen soll. Das Projekt eduCheck digital soll verschiedene Methoden, Techniken und Verfahren dafür entwickeln,damit die Auswahl an geeigneten Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte schnell und sicher abläuft. Finanziert wird dieses durch Mittel aus dem DigitalPakt Schule in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. 

eduCheck und DIRECTIONS – gemeinsam für sichere Nutzung digitaler Medien 

“Data Protection Certification for Educational Information Systems“, ein Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, "Konzeptionierung, exemplarische Umsetzung und Erprobung einer nachhaltig anwendbaren Datenschutzzertifizierung für schulische Informationssysteme” zu gewährleisten. Das Projekt legt seinen Fokus auf Lernanwendungen, aber auch Infrastrukturen wie virtuelle Klassenzimmer, Videokonferenzsysteme oder Systeme, welche den Unterricht unterstützen. Durchgeführt wird das Projekt vom Karlsruher Institut für Technologie, der Universität Kassel und der Datenschutz Cert GmbH. BMBF fördert das Projekt mit 6,3 Millionen Euro. 

Datenschutz in der Praxis: Was ist an Schulen noch erlaubt was nicht?

Welche Regeln gelten in der Praxis konkret an Schulen? Lehrer:innen dürfen Schüler:innen nicht mehr namentlich zu sich rufen, wenn Ordnungs- oder Erziehungsmaßnahmen drohen. Diese müssen persönlich zu dem betroffenen Schüler oder der Schülerin gehen. Die Schulkinder dürfen ebenfalls nicht (heimlich) gefilmt werden, außer im Eingangsbereich. Ihre Daten sind auch tabu, diese dürfen nämlich von Lehrer:innen nicht an Dritte weitergegeben werden. Darunter fallen Noten, allgemeine personenbezogene Daten und Zeugnisse. Lehrer:innen dürfen somit auch nicht die Noten sowie den Notenspiegel laut vor der Klasse vorlesen, es sei denn, jeder gibt sein schriftliches Einverständnis ab. Ebenso bei Fotoaufnahmen von oder mit Schüler:innen. Diese sind im Schulkontext generell nicht nötig. Aber auch hier gilt: Wenn ein Einverständnis vorliegt, ist das Foto für das Klassenbuch oder die Aufnahmen vom Sommerfest erlaubt. 

Das Thema Datenschutz ist recht komplex und häufig undurchsichtig für Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen. Corona musste uns eine neue Weise des Lernens beibringen, womit sich gerade auch die Lehrkräfte erstmal vertraut machen mussten. Auch, wenn es um Datenverarbeitung und Datenschutz geht. Gewisse allgemeine Richtlinien sowie spezialisierte Programme erleichtern den Umgang mit Daten. 

Wie sieht es bei euch an der Schule aus? Seid ihr fit, wenn es um den Datenschutz geht oder haltet ihr das ganze für übertrieben? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Holocaustvermittlung – Mehr als nur ein Kapitel im Geschichtsunterricht

Heute jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 78. Mal mit Rückblick auf ein dunkles Kapitel der Menschheit. Wie gelingt die erfolgreiche Vermittlung der Geschichte des Holocaust im Unterricht?
Von
Armend Kokollari
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January 2023
27.1.2023
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Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik der Holocaust-Gedenktag. Bundesweit wird an diesem Tag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Jüd:innen und weitere ethnische Minderheiten in Gefangenschaft genommen, gefoltert und ermordet. Achtundsiebzig Jahre nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Auschwitz durch die sowjetischen Truppen, ist der Holocaust immer noch der zentrale Bezugspunkt des historischen Selbstverständnisses Deutschlands und gehört fest zum Lehrplan. Wir von Lehrer-News haben uns gefragt, wie die Schule für moderne Erinnerungskultur genutzt werden kann, da sie nahezu der einzige Sozialraum ist, den mehr oder weniger alle Menschen in Deutschland durchlaufen. Außerdem möchten wir aufzeigen welche Möglichkeiten und Herausforderungen beim Lehren und Lernen über den Holocaust zu beachten sind und wie den Schüler:innen praktische Zugänge und Methoden vorgestellt werden können.

Der Holocaust-Gedenktag fällt auf den 27. Januar 1945, da dieser die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen durch die Truppen der Roten Armee kennzeichnet. Es war der Ort der Vernichtung von mehr als einer Million Menschen aus ganz Europa und damit ein zentraler Ort der nationalsozialistischen Massenvernichtung. Über die gesamte NS-Herrschaft wurden schätzungsweise etwa sechs Millionen Juden und Jüdinnen ermordet. Den Bildungsminister:innen der Mitgliedsstaaten des Europarates war sehr viel daran gelegen, dieses Leid angemessen in Erinnerung zu halten, da sie im Oktober 2002 die Einführung des Gedenktages beschlossen. 

Die Grafik zeigt die geschätzte Zahl der Opfer, die durch Nationalsozialist:innen und deren Kollaborateur:innen getötet wurden. Quelle: statista

Der Themenbereich Nationalsozialismus und Holocaust ist in allen Bundesländern im Fach Geschichte bzw. – je nach Länderregelung – in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern mit einem hohen Anteil an Geschichte fest verankert und ist verpflichtender Unterrichtsgegenstand in den Jahrgangsstufen 9 oder 10, vereinzelt wird die Thematik auch in Jahrgangsstufe 8 angebahnt. Damit wird sichergestellt, dass keine Schülerin bzw. kein Schüler die Schule verlässt, ohne etwas über dieses Kapitel deutscher Geschichte erfahren zu haben. Hinzu kommt, dass das Thema auch in anderen Unterrichtsfächern, insbesondere in Deutsch und Religion/Ethik, mit einer fachspezifischen Schwerpunktsetzung besprochen wird.

Im Sekundarbereich II sind Nationalsozialismus und Holocaust in einer vertiefenden und größere Zusammenhänge aufzeigenden Weise – mit Themen wie Machterhalt, Propaganda, Funktionsweisen von Diktaturen oder die Verbindung von Juden und Christen – abermals verpflichtender Unterrichtsgegenstand. Ein Fokus auf die persönlichen Geschichten über Opfer von Verfolgung, über Flucht und Rettung eignet sich besonders gut für ein jüngeres Publikum. Ältere Schülerinnen und Schüler können bereits mit komplexeren und anspruchsvolleren Materialien arbeiten und dabei verstärkt auf geeignete Primärquellen zurückgreifen. Die Auswahl der Quellen und Lehrbücher sollte unter Bezugnahme auf diese Empfehlungen sowie unter Berücksichtigung der emotionalen Bedürfnisse und besonderen Umstände der Schüler:innen erfolgen. 

Die sprachliche Erläuterung von Begriffen unterstützt die Lernenden, Verallgemeinerungen zu vermeiden, die Unterscheidungen und Erklärungen undeutlich machen und so Missverständnissen vorzubeugen. Der Begriff „Lager“ wird zum Beispiel für eine Vielzahl von Orten und Schauplätzen verwendet. Verschiedene Lager funktionierten zu verschiedenen Zeiten auf unterschiedliche Weise. Dazu gehörten unter anderem Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager und Durchgangslager. Präzise Definitionen räumen Missverständnisse aus dem Weg und sorgen so für Genauigkeit in der Geschichtsrekonstruktion. Damit einhergehend, kann die Verwendung einer klaren Definition des Begriffs “Holocaust” (oder “Shoah”) die Verwirrung von Anfang an minimieren. Die IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) verwendet den Begriff „Holocaust“, um die staatlich organisierte systematische Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Kollaborateure zwischen 1933 und 1945 zu benennen. Einige Organisationen – sogar einige maßgebliche Institutionen – verwenden den Begriff „Holocaust“ in einem sehr weiten Sinne, so dass er alle Opfer der NS-Verfolgung umfasst. Die meisten Historikerinnen und Historiker verwenden jedoch eine präzisere Definition. Diese berücksichtigt, dass Jüdinnen und Juden in einer Weise verfolgt und ermordet wurden, die ihr Schicksal von dem anderer unterscheidet, mit der möglichen Ausnahme von Sinti und Roma. Lehrer:innen werden also dazu angehalten, zu Beginn die Definitionen klarzustellen, damit sichergestellt wird, dass ein gleichwertiges Verständnis über die Begrifflichkeiten innerhalb der Klasse besteht. Da der Holocaust sehr ambivalente Gefühle unter den Schüler:innen hervorrufen kann, sollten Lehrkräfte ihnen die Möglichkeit geben, die verschiedenen Terminologien kritisch zu hinterfragen und in gemeinsamer Runde zu diskutieren. Begriffe wie „Endlösung“ oder „Judenfrage“ beschreiben vergangene Ereignisse nicht in einer neutralen Sprache; vielmehr sind sie Euphemismen, die von den Täterinnen und Tätern im historischen Moment geschaffen und verwendet wurden, um ihre Weltsicht zu artikulieren. Derartige Begrifflichkeiten sollten dekonstruiert werden, um die unterschiedlichen Bedeutungen des Sprachgebrauchs vor, während und nach der NS-Herrschaft offenzulegen. Ein solches kritisches und reflektiertes Denken über den Holocaust, ermutigt die Schüler:innen in ihrer Fähigkeit, Holocaustleugnung oder Verharmlosung entgegenzutreten, fördert ihr gesellschaftliches Bewusstsein und die Enwicklung ihrer Persönlichkeit.

Pädagogik der Anerkennung: Perspektiven zusammenbringen

Der Holocaust war ein Wendepunkt der Weltgeschichte. Er griff über geografische Grenzen hinaus und veränderte dabei alle gesellschaftlichen Bereiche, mit denen er in Berührung kam. Auch noch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg ringen Gesellschaften mit den Hinterlassenschaften des Holocausts. Zu diesen Herausforderungen gehören anhaltender Antisemitismus und Xenophobie, drohende und stattfindene Völkermorde, die fortdauernde Migrationskrise und die Bedrohung vieler demokratischer Normen und Werte. Lehrer:innen werden dazu angehalten, kultursensible Unterrichtskonzepte zu entwerfen, da in den Klassenzimmern inzwischen viele unterschiedliche Geschichtsbilder und Narrative miteinander konkurrieren. Hier sitzen Jugendliche mit einer Einwanderungsgeschichte aus Ländern, die den Zweiten Weltkrieg aus ihrer jeweiligen Opfer-Perspektive erzählt bekamen. Neben ihnen sitzen Schüler:innen die dazu neigen, den Holocaust eng mit dem Nahost-Konflikt zu verbinden – etwa durch eine Täter-Opfer-Umkehr. “Begegnen Schüler mit Migrationshintergrund dem Holocaust im deutschen Geschichtsunterricht, sind ihre Zugänge sehr unterschiedlich“, sagt Viola B. Georgi, Leiterin des Zentrums für Bildungsintegration der Universität Hildesheim. Diese führen dazu, dass sich einige Schüler:innen von der deutschen Geschichte lossagen. Andere wiederum verwerfen die deutsche Geschichte mehr oder minder gleichgültig, weil es nicht “ihre” ist. Ein wertvoller Ansatz, um auf dieses komplizierte Sammelsurium an unterschiedlichen Narrativen und medialen Halbwissen vorbereitet zu sein, nennt sich Pädagogik der Anerkennung. Diese nimmt sich zum Ziel, dass sich alle Jugendlichen von den Pädagog:innen beziehungsweise Lehrer:innen anerkannt und von der Themenaufbereitung angesprochen fühlen. Wenn es um historisches Lernen geht, zählt nicht nur die Geschichte der deutschen Mehrheitsgesellschaft, sondern auch die Geschichten der Einwandererfamilien. Dabei gilt es, die unterschiedlichen nationalen Narrative in die große deutsche Erzählung von Schuld und Verantwortung zu integrieren. Kinder mit Migrationsgeschichte müssen mit ihrer Perspektive auf den Holocaust als Teil der Erinnerungskultur verstanden werden und das Gefühl bekommen, dass sich Pädagog:innen für ihre Lebens- und Erinnerungswelten interessieren. Das sorgt nicht zuletzt für eine größere Dialogbereitschaft unter den Kindern sowie eine differenziertere Betrachtung der Geschehnisse durch die gemeinsame Reflexion verschiedener Lebensrealitäten.

Über die Grenzen des Geschichtsunterrichts hinaus

Letztlich können die Integration anderer Formen des Zugangs, neben dem Geschichtsunterricht, Brücken schlagen, um die Relevanz und den Kontext des Holocausts besser zu vermitteln. Sie sollen helfen, dass Schüler:innen fächerübergreifend ein besseres Verständnis für aktuelle Themen wie Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung, Völkermord und die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit erhalten. Dies kann die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, jene Umstände zu identifizieren, die zur Aushöhlung solcher Strukturen beitragen, und über ihre eigene Rolle und Verantwortung beim Schutz dieser Prinzipien nachzudenken, um so Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen, die Massenmord den Weg bereiten können. Der Literaturwissenschaftler Peter Carrier findet, dass man ergänzend zum pädagogischen Bereich, die Literatur, die Kunst und vor allem Praxis hinzuziehen sollte. Auch die Interessenvertretung der Deutschlehrkräfte fordert, Literatur über den Holocaust stärker in der schulischen Erinnerungsarbeit zu nutzen – zum Beispiel in Form von Comics, Graphic Novels, Filmen oder digitalen Angeboten. Hier haben wir euch Spielfilme über die NS-Zeit und im Besonderen der Verfolgung und Ermordung von Juden und anderen Minderheiten verlinkt, die für den Geschichtsunterricht genutzt werden können. Die Filme sollten einerseits geschichtliches Wissen vermitteln, andererseits besteht die Gefahr, dass Dokumentationen von den Schüler:innen schnell als zu langweilig oder bieder angesehen werden können. Ein deutscher Klassiker, der an einer Schule spielt, ist und bleibt wohl “Die Welle (2008)”.

Der Film zeigt anhand eines sozialen Experimentes in einer Klasse, wie sich Strukturen verselbstständigen, wie Macht und Gewalt als Ergebnis eines Gruppenprozesses plötzlich ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln und verdeutlicht, wie leicht es sein kann, sich von den Ideen der Nationalsozialisten beeinflussen zu lassen. Weitere Empfehlungen sind der Spielfilm “Der Junge im gestreiften Pyjama (2008)", welcher nach der Romanvorlage von John Boyne adaptiert wurde und sich ebenso als Unterrichtslektüre anbietet. Das “Tagebuch der Anne Frank (1947)” öffnet den Schüler:innen den Zugang zu einem Werk aus der Weltliteratur und ist heute sogar als Video-Tagebuch zu sehen. Dadurch, dass das Tagebuch durch eine Kamera ersetzt wurde, können sich junge Menschen gut in die damalige Situation hineinversetzen.

Peter Carrier schlussfolgert seinen Verweis auf mehr Praxis in der Schule: “Das heißt: Gedenkstätten besuchen. “Oder einfach auf die Straße gehen und sich umschauen. In Deutschland gibt es an jeder Ecke Denkmäler, Gebäude und andere Überbleibsel, die an diese Zeit und ihre Menschen erinnert und die den Schüler:innen helfen können, sie zu sich selbst in Beziehung zu setzen”. Derartige Exkursionen bringen viel hinsichtlich der tatsächlichen Wahrnehmung des Holocaust. Ob ein Besuch eines früheren Konzentrationslagers oder die Suche nach Stolpersteinen in der Umgebung, sie unterstützen die Wahrnehmung, dass das, was sie im Geschichtsunterricht gelernt haben oder im Geschichtsbuch gelesen haben, wirklich statttgefunden hat. Diese Erfahrungen können wiederum durch einen Vortrag oder ein Gespräch mit Zeitzeugen, also Holocaust-Überlebenden die von ihren Erlebnisse berichten, verstärkt werden. Zu merken, was diese Menschen erlebt haben, dass sie möglicherweise ins Stocken kommen, plötzlich Seufzen bei der Erinnerung und man dadurch das Schreckliche möglicherweise ein bisschen erfassen kann, was diese Menschen erlebt haben. Die wenigen verbliebenen Zeitzeugen werden in den nächsten Jahren verstummen. Um gegen die Verstummung anzukämpfen, wurde unter anderem der Verein Zweitzeugen e.V. ins Leben gerufen und möchte einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten, indem sie (Über-)Lebensgeschichten der Opfer des Nationalsozialismus sammeln. Vor Kurzem durften wir die Projektleiterin Bernadette Schendina interviewen. Sie entwickelt mit ihrem Team seit 2022 digitale Geschichten von Zeitzeugen zur Weitergabe der Geschichten von Holocaust-Überlebenden. Das Interview könnt ihr hier nachlesen.

Wir hoffen, dass euch dieser Artikel einige Impulse für euren Geschichtsunterricht mitgibt und haben hierfür ergänzende Unterrichtsmaterialien rausgesucht, die euch durch eine Vielzahl an Schwerpunkten in der Holocaustvermittlung unterstützen sollen. Diese behandeln zentrale Themen aus der Geschichte des Holocausts und sind von pädagogischen Mitarbeiter:innen für die Benutzung im Klassenzimmer und der außerschulischen Bildung entwickelt worden.

Nach Beleidigung Sitzenbleiben - FDP fordert umstrittene Maßnahmen ein

FDP-Politiker Joachim Stamp setzt klare Forderungen: Aufmüpfige Schüler:innen, die Lehrkräfte beleidigen, sollen als Strafe die Klasse wiederholen. Bei Experten stieß der Vorschlag auf Kritik, aber es gab auch Zustimmung.
Von
Luisa Janosch
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January 2023
27.1.2023
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Düsseldorf. Joachim Stamp (52) ist ehemaliger Minister für Flüchtlinge und Integration in Nordrhein-Westfalen. Ab Februar wird er Sonderbevollmächtigter für die Migration der Bundesregierung sein. Noch nicht mal im Amt, sorgt der FDP Politiker schon für Furore. Er wolle Schüler:innen, die durch fehlerhaftes Verhalten oder Beleidigung mehrfach auffallen, zu Wiederholern machen. So zumindest seine Vorstellung. 

 Lehrerverbands-Präsident Heinz Peter Meidinger kommentierte gegenüber der “Bild”-Zeitung, dass die Politik die Lehrer:innen unterstützen sollte und fordert mehr Respekt für seine Kolleg:innen. Seit Jahren klagen Lehrkräfte über steigende Gewalt an Schulen. Laut Angaben der Verband Bildung und Erziehung (VBE) gab es in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen fünf Jahren fast an jeder zweiten Schule Angriffe auf die Lehrkräfte, was einen Anstieg um fast ein Drittel ausmacht. 

Auch Schüler-Union-Chef Röhrich (20) stimmt Stamp teilweise zu. Es müsse definitiv an den Sanktionsmöglichkeiten für Lehrer:innen gearbeitet werden. Sie sollten auch die Möglichkeit haben, Sozialstunden anzuordnen, so Röhrich. 

Eine andere Auffassung teilt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundesfraktion Nadine Schön (39). Für sie ist es "​​Quatsch, eine Strafe wie Sitzenbleiben als Allheilmittel herauszugreifen”. Stattdessen würde sie mit Bedacht an die Sache herangehen, ein gut durchdachtes Konzept müsse her. 

Eine Umfrage der Bild liefert folgende Ergebnisse: 20 Prozent der Befragten seien derselben Meinung wie Stamp, bei wiederholter Beleidigung und Fehlverhalten sollten Schüler:innen sitzen bleiben dürfen. 38 Prozent seien sogar für einen Schulverweis, 32 Prozent halten Sozialstunden für angemessen. 

 

Wie ist eure Meinung und Erfahrung dazu? Findet ihr die Ansichten von Stamp und Co. übertrieben, oder sind solche Maßnahmen angemessen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! 

Kinder in jungen Jahren fördern: Vorschulkompetenz auf dem Prüfstand

Sprache, Mathematik, Naturwissenschaften und soziale Kompetenzen. Das alles sind Bereiche, die Kinder bereits kennenlernen sollten, bevor sie in die Schule kommen. Wie der Stand hier in Deutschland aussieht und welche Förderprogramme es gibt, erfahrt ihr hier.
Von
Luisa Janosch
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January 2023
25.1.2023
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Frühkindliche Bildung ist wichtig, denn sie bereitet Kinder auf die Schule und somit auf ihr späteres Leben vor. Bei der frühkindlichen Bildung spricht man von der Förderung von Kindern ab dem ersten Lebensjahr bis zum Schulanfang. Das Kind sollte in seinen jüngsten Jahren an die wichtigen Elementarkompetenzen wie soziale oder emotionale Kompetenzen, Sprache, Mathematik oder Naturwissenschaften spielerisch herangeführt werden. Verantwortlich für diesen Bildungsauftrag sind im besten Fall Eltern, Erziehungsberechtigte und erste Betreuungsstätten wie Kitas. Welche Fähigkeiten zur frühkindlichen Bildung gehören, wie der Stand in Deutschland aussieht und welche Förderung es bei der Entwicklung der Kinder gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Neben den Elementarkompetenzen soll die frühkindliche Bildung vor allem Eins fördern: Freude daran, neue Dinge zu erlernen. Ebenso spielt auch das Kennenlernen des sozialen Miteinanders im Fokus: Wie kommuniziere ich meine individuellen Bedürfnisse? Wie verhalte ich mich meinen Mitmenschen gegenüber? Weitere Kompetenzen im Überblick:

  1. Kreativität

Kreativität ist nicht an der Leistung orientiert, sie gibt dem Menschen (Kind) Erfüllung und Glückseligkeit. Kinder haben in frühen Jahren eine blühende Fantasie, die gefördert werden sollte. Kreativität lässt sich durch Geschichten, Bilder oder Rollenspiele fördern.

  1. Motorik und Sensomotorik 

Zur Motorik zählen alle körperlichen Fähigkeiten, um sich bewegen zu können. Was in jüngsten Tagen das Köpfchen bewegen oder sich herumdrehen für ein Kind bedeutete, wird im Laufe seines Alters zu Aufgaben der Koordination, der Balance und der Kraft. Diese Fähigkeiten sind wichtig, denn gerade das Schreiben mit dem Stift oder das Halten einer Schere muss geübt sein. Sensomotorik umfasst das Reiz-Reaktions-Modell, wobei das Kind einem Reiz ausgesetzt wird und dann darauf reagiert. 

  1. Kognitive Fähigkeiten

Wichtige kognitive Fähigkeiten sind im Kindesalter die Lösung von Problemen, das Treffen von Entscheidungen, wie plant und orientiert sich das Kind, sowie das richtige Argumentieren. 

Doch wie sieht es mit der frühkindlichen Bildung hierzulande aus? Kita-Erziehern und Erzieherinnen in Deutschland ist es wichtig, dass ihre Schützlinge ein gutes Sozialverhalten, aber auch das Sprechen erlernen. Dieses Ergebnis zeigt eine Befragung von Fachkräften des Bildungsdirektorats der OECD für Deutschland. Für weniger wichtig halten die Fachkräfte den Angaben zufolge die Grundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Gerade mal die Hälfte der Fachkräfte stufen die mathematischen Fähigkeiten der Vorschulkinder als wichtig ein. In der Türkei hingegen geben 80 Prozent an, mathematische Spiele mit den Kindern zu spielen. In Chile und Israel sind es rund 60 Prozent. Den Fakt, dass Deutschland andere Werte setzen würde, wolle Forscher Arno Engel des OECD-Bildungsdirektorats nicht bewerten. 

Für manche Kinder sei es sinnvoll, bereits in der Kita akademische Fähigkeiten zu erlernen, für andere wiederum seien soziale Kompetenzen wichtiger, so die Bildungsexpertin Josefine Koebe vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Dass das Erlernen der deutschen Sprache als wichtig eingestuft wird, liegt wohl auch daran, dass der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in etwas weniger als der Hälfte der frühkindlichen Bildungseinrichtungen bei 11 Prozent liegt. 

Trotz der hohen kulturellen Diversität in deutschen frühkindlichen Bildungseinrichtungen wird die Förderung dieser nicht groß geschrieben. Deutschland ist eines der Länder mit der geringsten Diversitäts Förderung in den Kitas. Nur knapp 40 Prozent der Befragten setzen Bücher mit Personen verschiedener kultureller Herkunft ein. Bei den Spielen sind es sogar nur 15 Prozent. Laut eigener Angaben arbeiten die Türkei, Chile und Korea zu 80 Prozent mit diversitätsfördernde Lernmitteln. 

Schlechte Deutsch- und Mathekenntnisse von Schüler:innen 

Bildungsforscher sehen Handlungsbedarf, denn die Kenntnisse von Viertklässler:innen sind in Deutsch und Mathe nicht besonders gut. Aber auch das Sozialverhalten schneidet schlecht ab. Die Wissenschaftler Felicitas Thiel und Michael Becker-Mrotzek nennen die Ergebnisse der Studie "alarmierend". Den Grundschulen gelinge es häufig nicht, Grundkompetenzen gleichermaßen an alle Schüler:innen zu vermitteln, so die Wissenschaftler. Jeder fünfte Viertklässler erreicht so nicht die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik. Fast jedes vierte sieben- bis zehnjährige Kind zeigte psychische Auffälligkeiten. Genauere Infos zum aktuellen Bildungsstand von Kindern haben wir in dem Artikel “Große Bildungslücken bei Schüler:innen – weltweit über 60 Prozent betroffen” für euch zusammengefasst.

CDU-Politiker Carsten Linnemann fordert Konsequenzen für Vorschulkinder, die bald in die erste Klasse kommen und noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben. Für ihn haben Kinder, die noch kein richtiges Deutsch können, nichts in der ersten Klasse zu suchen. Er betont, dass es nicht sein könne, dass in Duisburg 16 Prozent der baldigen Erstklässler:innen kein Deutsch können. Die Lehrerin Claudia L. ist in einer Vorbereitungsklasse tätig und schult Kinder von sechs bis zehn Jahren mit geringen Deutschkenntnissen. Sie ist der Meinung, dass zwar jedes Kind eingeschult werden sollte, betont aber auch die Wichtigkeit des Besuches dieser Förderklassen bei Kindern mit Sprachschwierigkeiten, um sie dann erfolgreich integrieren zu können. 

Haus der kleinen Forscher

Das Haus der kleinen Forscher ist eine deutsche Bildungsinitiative, die mit bundesweiten Fortbildungsprogrammen Fach- sowie Lehrkräfte unterstützt, die Kinder bei ihrem Entdeckungsweg begleiten. Dabei geht es primär nicht um die Vermittlung von faktischem Wissen, sondern vielmehr darum, Kinder neugierig auf ihre Umwelt zu machen. Die Stiftung arbeitet deutschlandweit mit mehr als 200 Netzwerkpartnern zusammen, die dann vor Ort mit weiteren Partnern kooperieren. Bereits 88 Prozent der Kitas, 85 Prozent der Horte und 75 Prozent der Grundschulen stehen diese Qualifizierungsangebote der Bildungsinitiative zur Verfügung. Bereits 83.000 pädagogische Fachkräfte und über 33.900 Kitas, Horte und Grundschulen haben an dem Fortbildungsprogramm teilgenommen. Mehr als 5.700 Kitas, Horte und Grundschulen tragen bereits das Zertifikat “Haus der kleinen Forscher”. Auf Basis aktueller Erkenntnisse aus moderner Forschung entwickelt die Bildungsinitiative ihr pädagogisch-didaktisches Konzept in den Bereichen Frühpädagogik, Entwicklungspsychologie, Fachdidaktik und Lernforschung stets weiter. 

HIPPY – Fit für den Schulbeginn 

Neben den Bildungsmöglichkeiten von Eltern, Kita und Co. gibt es auch Organisationen, welche die frühkindliche Bildung unterstützen wollen. HIPPY (Home Interaction for Parents and Preschool Youngsters) ist ein Angebot in der Nähe von Bremen, welches sich an die Eltern von vier bis sechsjährigen Kindern richtet, um diese zu entlasten und ihren Kindern einen guten Start in die Schullaufbahn ermöglichen soll. Eltern, die an dem HIPPY Programm teilnehmen, erhalten Lernmaterialien, mit denen sie gemeinsam mit ihren Kindern lernen können. Dabei ist das Programm spezialisiert auf die Entwicklung der Sprachkenntnisse der Kinder. Neben der Bereitstellung von Materialien statten die HIPPY-Mitarbeiter (sog. Hausmütter) den Familien Besuche ab und klären Fragen, sofern Bedarf besteht. In einigen Stadtteilen finden sogar alle zwei Wochen Treffen zwischen den HIPPY-Müttern statt.

Richtig angesetzte frühkindliche Bildung ist unumgänglich für ein späteres, erfolgreiches, integriertes Leben eines Kindes. Verschiedene Kompetenzen wie das Erlernen der Sprache oder motorische Fähigkeiten erleichtern ihnen den Start in die Schule. Die Förderung der verschiedenen Kompetenzen ist in Deutschland allerdings im Vergleich zu anderen Ländern und auf Basis einer Befragung nicht immer gegeben. Der Fokus liegt in Deutschland eher auf der Entwicklung der Sprache. Verschiedene Förderprogramme unterstützen Kinder und ermöglichen den Eltern eine Unterstützung. Ob sich der Fokus der frühkindlichen Kompetenzen in den nächsten Jahren verändern wird, bleibt abzuwarten. 

Wie sind eure Erfahrungen? Stellt ihr auch fehlende Kompetenzen bei euren Sprösslingen fest? Wie wirken diese sich auf den Unterricht aus? Schreibt es uns doch gerne mal in die Kommentare, wir freuen uns auf Feedback! 

„Fake it till you make it” – Welchen Wert hat künstliche Intelligenz für die Bildung?

Was ist künstliche Intelligenz und was hat das mit Bildung zu tun? Ist künstliche Intelligenz eine Chance für den Unterricht an Schulen oder wird diese Erfindung in Zukunft sogar eine Gefahr für die Bildung?
Von
Eva Taumberger
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January 2023
25.1.2023
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Wir schreiben das Jahr 2023, eine künstliche Intelligenz namens ChatGPT lenkt alle Augen auf sich und wirft so einige Fragen in den Raum. Doch was ist künstliche Intelligenz überhaupt und was hat das mit Bildung zu tun? Künstliche Intelligenz wird in vielen Bereichen der Bildung bereits eingesetzt. Ein interessanter Aspekt ist auch der Kontext zum Schummeln bei Prüfungen und Tests. „Fake it till you make it“ lautet die Devise, also kurzgesagt so zu tun als ob, bis man das angestrebte Ziel erreicht hat. ChatGPT könnte viele Schüler:innenherzen höher schlagen lassen, denn dank der KI wird das Fälschen von Leistung ohne viel Aufwand möglich. Hier stellt sich nun eine weitere Frage — Ist künstliche Intelligenz eine Chance oder Gefahr für den Unterricht an Schulen?

KI im Unterricht — ChatGPT im Fokus

Seit Siri und Alexa unser Zeitalter bereichert haben, hatten viele bereits die Gelegenheit, sich mit dieser neuen Technologie zu beschäftigen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind mit solchen Technologien vertraut und integrieren die Sprachassistenten in ihren Alltag. Doch das war erst der Anfang. In der Bildung wird künstliche Intelligenz immer relevanter. Lernsysteme sollen Schüler:innen beim Lernen helfen und Lehrkräfte unterstützen. Ebenso sind individuelle Stundenpläne, die anhand von KI generiert werden, um auf die Lernbedürfnisse der Schüler:innen genauer eingehen zu können, immer mehr gefragt.

Eine wichtige Frage steht hier allerdings noch offen — Was ist künstliche Intelligenz überhaupt? Kurz gesagt ist KI ein Computerprogramm mit der Fähigkeit, menschliches Denken nachzuahmen. Eine künstliche Intelligenz kann auch eigenständig Antworten finden, indem neue Informationen gesammelt werden und das Programm mit diesem Prozess dazulernt. An dieser Stelle haben wir ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer), eine von dem kalifornischen Unternehmen Open AI erfundene textbasierte KI-Software, gleich mal gefragt, wie sie sich selbst definiert und in kürzester Zeit eine plausible Erklärung bekommen.

Chat-Ausschnitt von ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer)

Dieser Chatbot ist also dazu fähig Texte problemlos zu generieren. Bei genauerer Betrachtung fallen die Wortwiederholungen allerdings schon des Öfteren ins Auge, wenn längere Textpassagen erstellt werden. Ebenfalls scheitert die KI bei komplexeren Fragestellungen, da hier einfach noch das grundlegende Verständnis wie bei uns Menschen fehlt. Als Hilfestellung bei der Recherche und Ideenfindung macht die KI ihren Job dennoch richtig gut.

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf  die Fähigkeiten von ChatGPT – Was kann ich alles damit machen?

  • Erklärung von komplexen Themen: Beispielsweise eine einfache Erläuterung, wieso es schwarze Löcher gibt. Hierbei sind fast keine Grenzen gesetzt. Wenn man dann auch noch bei der Frage dazu schreibt „Erkläre das Thema so, als wäre ich 5”, dann bekommt man eine extra simple Antwort auf schwierige Sachverhalte. 
  • Lösen von mathematischen Aufgaben: Hier ist ChatGPT richtig stark, egal ob es komplexe Aufgaben sind oder ganz einfache Brüche. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollten die Probleme allerdings prägnant dargestellt werden.
  • Code schreiben: Völlig egal ob Programmierer oder Anfänger, der Chatbot kann bei dieser Angelegenheit richtig zaubern. Wenn man einen Code für ein Problem haben möchte, dann kann das auch in der gewünschten Programmiersprache sein. Darüber hinaus kann auf stundenlanges Fehlersuchen bei Codes verzichtet werden, da die KI das Problem ganz einfach eingrenzen kann.
  • Vorbereitung für Vorstellungsgespräche: ChatGPT hilft dabei, mögliche Fragen bei einem Jobinterview zu generieren und hat auch nützliche Tipps parat. Bei der Erstellung eines Anschreibens oder Lebenslaufes kann die KI ebenso Abhilfe schaffen.
  • Generieren von Musik: An dieser Stelle erweist sich der Chatbot als unglaublich kreatives Hilfsmittel. In beinahe allen Genres können Liedertexte generiert werden.

Das waren ein paar wichtige Beispiele, dennoch geht die Liste weiter. Hierzu muss gesagt werden, dass man ChatGPT einfach selbst ausprobieren sollte, um die Dimension an Möglichkeiten auszukosten.  

Wenn allerdings gefragt wird, was ChatGPT über die gemeinnützige Organisation Zukunft Digitale Bildung weiß, dann bekommt man nur die Antwort: „Ich habe keine Informationen über eine spezifische gemeinnützige Organisation mit dem Namen "Zukunft Digitale Bildung". Es kann sein, dass es sich um eine Organisation handelt, die sich auf die Förderung der Verwendung von Technologie in der Bildung konzentriert, um Schülerinnen und Schülern bessere Lernmöglichkeiten zu bieten und die digitale Kompetenz von Lehrern und Schülern zu fördern, aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, da ich keine Informationen darüber habe.” Wie man sieht, gibt es also doch Grenzen. Zudem hat ChatGPT nur Zugriff auf Daten bis zum Jahr 2021, wodurch aktuelle Themen nicht berücksichtigt werden.

Gefahr oder Potenzial für den Unterricht?

Wenn eine Unterhaltung mit ChatGPT länger anhält, wird man merken, dass der Chatbot kein menschliches Wesen ersetzen kann. Es fehlt die Emotion hinter den Texten. Allerdings werden sich vermutlich einige Schüler:innen an einen Schummelversuch wagen, denn die Verlockung und die einfache Handhabung dieser KI ist gegeben. Wenn dann aber die ganze Klasse auf die gleiche Idee kommt und ChatGPT als kleines Helferlein herbeizieht, kann das schnell nach hinten los gehen. Die KI spuckt nämlich bei ähnlichen Fragestellungen oft dieselben Antworten aus. Demnach dürften Lehrkräfte bei der Korrektur von Prüfungen wohl nicht hinters Licht geführt werden.

Ein weiterer Faktor in Bezug auf Herausforderungen könnte der Datenschutz und die damit verbundenen Datenschutzverletzungen werden. Da ChatGPT durch Sammlung von Informationen lernt, werden auch sehr sensible Inhalte abgespeichert. Zu beachten ist auch, dass der Chatbot auf bereits vorhandene Texte zurückgreift und das Internet durchsuchen kann, was wiederum bei Fakten kritisch betrachtet werden sollte, da sich diese im Laufe der Zeit geändert haben könnten. Es ist offenbar sogar die Rede davon, dass ChatGPT Teil von Microsoft Office wird und dadurch automatisch erzeugte Texte und E-Mails ermöglicht. 

Bei all diesen Risiken und Herausforderungen sollten wir aber eines nicht vergessen – künstliche Intelligenz ist eine Chance für die Bildung, wenn sie richtig eingesetzt und genutzt wird. Ein interessantes Beispiel beschreibt Hauke Pölert in seinem Artikel über künstliche Intelligenz im Klassenzimmer – Im Unterricht stellt er dem OpenAI-Chat alle Fragen, die die Schüler:innen während des Unterrichts erwähnen, und ergänzt sein Wissen mit den Antworten der KI. Mit dieser Methode lernt man die neue Technologie besser kennen und kann gezielter arbeiten, schreibt Pölert. Der Chatbot kann Lehrkräfte im Unterricht assistieren, indem zum Beispiel Erklärungen, Tipps, Abläufe, Rechenwege oder vieles mehr in kurzer Zeit generiert werden können. Dadurch kann enorm viel Zeit eingespart werden, die sonst mit Recherchearbeit benötigt werden würde. 

Doch wie können Schüler:innen von der KI profitieren? Denn einfach nur Texte abschreiben ohne viel zu hinterfragen ist definitiv nicht die Lösung für gutes Lernen. Eine Gegenüberstellung der selbst erarbeiteten Fakten mit den Antworten der KI kann zu optimalen Ergebnissen führen. Hier sind allerdings die Lehrkräfte gefragt, die den Schüler:innen verdeutlichen sollen, wie der Chatbot richtig eingesetzt wird. Nämlich als Werkzeug und Unterstützung für den Unterricht.

Welche Erfahrungen habt ihr mit KI-basierten Programmen gesammelt und konnten diese vielleicht schon in den Unterricht integriert werden? Lasst es uns gerne in den Kommentaren  wissen.


24. Januar: UNESCO richtet internationalen Tag der Bildung aus

Der Weltbildungstag steht für die Sicherstellung von Chancengleichheit und ungehinderten Zugang zu hochwertiger Bildung. Ein Tag, der ins Freie tritt, was gute Bildungsorte brauchen – hier, in Europa und international.
Von
Franziska Bach
|
24
.
January 2023
24.1.2023
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Bonn. Bildung gehört den grundlegenden Menschenrechten an und soll allen auf der Welt zugänglich sein. Der 24. Januar steht daher seit 2019 für den Internationalen Tag der Bildung. Dieser jährt sich heute zum fünften Mal. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen rief im Jahr 2018 am 24. Januar den Welttag der Bildung aus, um auf das öffentliche Gut aufmerksam zu machen. An diesem Aktionstag wird die Rolle von Bildung in unserer Welt für Frieden und Entwicklung ins Zentrum gerückt. Ergebnisse aus den Auflagen von Weltbildungsberichten der vergangenen Jahre gaben Anlass zur Dringlichkeit, anhaltend deutliche Forderungen zu stellen – 244 Millionen Kinder und Jugendliche ohne Zugang zu schulischer Bildung wurden 2021 weltweit gezählt. 

Auf internationaler Ebene prägt Herkunft in jeder Hinsicht die Chancen auf eine Gleichstellung in den Bildungssystemen. Dagegen anzukommen, muss das Recht auf Chancengleichheit global verbessert werden. Dafür braucht es an erster Stelle eine lebenslange und qualitativ hohe Bildungsgestaltung in allen Bereichen des Lern-und Ausbildungssektors. Aber wie gelangen wir zur Erfüllung dieses Ziels?
Und was bewirkt der Internationale Tag der Bildung? 

Umsetzung der Agenda Bildung 2030

"Lernen für Menschen, Planeten, Wohlstand und Frieden" – Im Einklang mit den fünf Kernbotschaften der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung steht eine Hochwertige Bildung als eines der 17 Global Goals. Sie haben zum Ziel, auf gemeinsame Bildungsbestrebungen der Weltgemeinschaft aufmerksam zu machen und jene als Richtungsweiser für diese Querschnittsaufgabe zu betrachten. Auf ihren Beschluss einigten sich alle UN-Mitgliedstaaten in der globalen Bildungsagenda 2030.

Agenda Bildung 2030 – Das Globale Nachhaltigkeitsziel 4:
“Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten
zum lebenslangen Lernen sicherstellen”

UNESCO Kommission

Der Weltbildungstag zielt dabei, ähnlich zum UNESCO Weltalphabetisierungstag, auf die Gesamtbildung von Menschen ab. Die Initiative für die internationale Durchführung und Koordination des Weltbildungstages entstand aus einem Zusammenschluss der UNESCO Weltkulturorganisation und der UNO-Flüchtlingshilfe. Beide Vertreter betreuen die Umsetzung für das 2030 angesetzte Vorhaben und veröffentlichen jährlich erreichte Fortschritte der Bildungsagenda. Zur Feier 2020 wurde Bildung und Lernen als wertvollste nachhaltige Ressource unserer Zeit beschrieben – ein Grundrecht für alle, so dokumentiert es das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Eingeladen werden hochrangige Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft, sowie Stiftungs- und Bildungswirkende.

Lagebericht zu Deutschland 

Chancenungleichheit ist kein Problem von Entwicklungsländern. Auch in Deutschland besteht der
Bedarf nach Qualitätsentwicklung für eine starke Grundbildung in allen Bildungszweigen. Gleiche Teilhabebedingungen und qualifiziertes Bildungspersonal stellen deutschlandweit zwei der zentralen Herausforderungen dar. Dieser Zustand wird in einer UNESCO-Pressemitteilung aus dem Jahr 2019 deutlich:


„Der Bildungsstand des Elternhauses ist noch immer ausschlaggebend für das Erreichen der Hochschulreife. Wir müssen intensiv daran arbeiten, dass die vorhandenen Bildungsmöglichkeiten auch bildungsferneren Familien und Migrantinnen und Migranten vermehrt zugutekommen“

betont Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Erfolge bei der Bildungsbeteiligung und Höherqualifizierung konnten hingegen über die Jahre verzeichnet werden. „Hier sind wir auf dem richtigen Weg“, bekräftigt Böhmer. Lehrkräfte zu gewinnen und auf diese Aufgabe vorzubereiten, ist nunmehr von essentieller Bedeutung für die Umsetzung der Agenda Bildung 2030.

Der internationale Tag der Bildung rückt Bildungs- und Lebensbedürfnisse ins Bewusstsein der Öffentlichkeit – einen sicheren Zugang zu Bildung erhalten, dem Armutskreislauf entkommen, Inklusion erlebbar machen: Für all das und mehr steht der Weltbildungstag. Bildung verfügt über die größten Wirkungseffekte auf die Verwirklichung einer friedvollen Welt sowie ein selbstbestimmtes Leben. Die UNESCO Kommission setzt sich damit für die Gewährleistung einer unabhängigen Grundbildung ein, um eine nachhaltige Lebensweise der globalen Bevölkerung zu ermöglichen. Sie schafft den dafür notwendigen Austausch und macht Bildungserfolge sichtbar, welche engagierte Bildungsmacher:innen bereits erreichen konnten.

Bei LehrerNews ist jeder Tag ein ‘Tag der Bildung’. Wofür steht der Weltbildungstag eurer Meinung nach noch? Schreibt uns eure Vorschläge!

Für ein gutes Ganztagsangebot – Neue KMK-Präsidentin Busse setzt auf Qualität

Die neue Kultusministerkonferenz-Präsidentin Astrid-Sabine Busse will das Ganztagsangebot an Schulen ausbauen und setzt auf Qualität. Die GEW fordert allerdings bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und ruft zum Streik auf.
Von
Eva Taumberger
|
24
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January 2023
24.1.2023
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Berlin. Seit Jahresbeginn gibt es eine neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK). Astrid-Sabine Busse (SPD) leitete 30 Jahre eine Grundschule in Berlin und bringt demnach viel Erfahrungen für diese Position mit. Busse ist Bildungssenatorin und verfolgt das Ziel, die qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe voranzutreiben.Der Fokus soll aber auch auf den Fachkräftemangel gesetzt werden. Soziale Kompetenzen würden durch ein gut ausgebautes Ganztagsangebot, welches den Schüler:innen Spaß macht, gefördert, erklärt Busse. 

In Deutschland wurden die Ganztagsstrukturen in den letzten Jahren ausgebaut, jedoch muss es jetzt um Qualitätsförderung gehen. So soll beispielsweise die Vor- und Nachbereitungszeit für Erzieher:innen, wie sie in Berlin schon vorgesehen ist, oder auch die verstärkte Kooperation mit externen Partnern thematisiert werden. Da die Zielgruppe entscheidend ist, wird es auch einen Kinderkongress geben, damit die Vorstellungen der Schüler:innen einbezogen werden können. Ab 2026 ist der gesetzliche Anspruch auf die Ganztagsschule festgelegt, bis dahin muss sich aber noch einiges ändern, meint Busse. 

Auf die nächste Wahl möchte auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hinweisen. Sie will die Parteien an ihre Wahlprogramme erinnern und fordert bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte. Bei einem zweitägigen Warnstreik soll auf die aktuelle Situation in Schulen aufmerksam gemacht werden. Gefordert sind kleinere Schulklassen und Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen. Der Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik, Udo Mertens, weist außerdem darauf hin, dass in Schulen Sozialarbeiter:innen fehlen. Um diese Angelegenheiten zu verhandeln, brauche es die Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), so der Senat. Der TdL lehnt eine Verhandlung allerdings ab.

„Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss", betont der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Gerhard Brand. Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem – und klare Ideen, erklärt er.

Smart, praktisch und kinderleicht – Tools für euren Grundschulunterricht

Ihr wollt euren Grundschulunterricht digital und unterhaltsam gestalten? Unsere Auswahl zeigt euch, wie ihr eure Schüler:innen mit Hilfe praktischer Tools im Zeitalter der Digitalisierung fördert, fordert und den Spaßfaktor erhaltet.
Von
Armend Kokollari
|
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January 2023
23.1.2023
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Immer mehr Kinder werden immer früher bewusst in der altersgemäßen, selbstbestimmten und verantwortungsvollen Nutzung von Medien geschult. Eltern und Lehrer:innen werden dazu angehalten, die neuzeitigen Potenziale ihrer Schützlinge nutzen und medienpädagogische Arbeit mit digitalen Medien als festen Bestandteil des Schulalltages in Grundschulen implementieren zu können. Vor kurzem haben wir uns für euch bereits auf dem Markt der digitalen Tools umgeschaut. In diesem Artikel stellen wir euch ergänzend dazu, verschiedene Lern-Apps und Programme für die Grundschule vor, mit denen ihr eure Schüler:innen von Mathematik über Deutsch bis hin zum Sachkunde- und Musikunterricht digital begleiten und sie beim Lesen, Schreiben und Rechnen individuell und umfassend fördern könnt.

Edurino — Mit Spielfiguren auf Lernreise gehen

Das erste Tool, dass wir euch vorstellen möchten, nennt sich Edurino. Mit Edurino sollen Kinder im Alter von 4-8 Jahren spielerisch und verantwortungsbewusst an digitale Medien herangeführt werden. Analoges und digitales Lernen treffen hier altersgerecht aufeinander. Die Lern-App eignet sich hervorragend, um Vorschulkindern Grundlagen wie Lesen, Rechnen oder erstes Englisch beizubringen und sie fit für die Schule zu machen. Um Edurino nutzen zu können, benötigt man ein sogenanntes Edurino-Starterset. Das Edurino-Set kommt ohne Elektronik aus, womit auch die mitunter nervenaufreibende Suche nach passenden Batterien entfällt.

Die Box enthält:

  • Eine kleine Spielfigur für die jeweilige Themenwelt
  • Einen ergonomisch geformten Eingabestift mit einer weichen Spitze
  • Eine Schnellstartanleitung sowie zwei Aufkleber


Bevor mit dem Lernspaß begonnen werden kann, muss lediglich die kostenlose Edurino-App installiert werden. Diese ist sowohl für iOS- als auch Android-Geräte verfügbar. Besonders positiv fällt dabei der gänzliche Verzicht auf Werbung und In-App-Käufen auf, somit steht der Lernfortschritt im Vordergrund. Vor der ersten Nutzung kann für jeden Spieler ein eigener Account angelegt werden, so lassen sich die Lernfortschritte individuell abspeichern. Außerdem können dort Voreinstellungen wie maximale Spielzeiten eingestellt werden. Kurz bevor diese erreicht ist, kündigt das jeweilige Lerntier die letzte Aufgabe an, die daraufhin fertig gespielt wird – erst danach wird das Programm beendet. Die Spielfiguren, die auf das Tablet gelegt werden, ähneln in ihrer Funktionsweise den Tonies der Toniebox und werden benötigt, um die jeweiligen Lernwelten in der App zu aktivieren. Mit der Figur begeben sich die Kinder auf die Reise durch ein fiktives Universum, in dem sie den Unfug der Chaos-Monster wieder in Ordnung bringen. Waschbär Robin verkörpert Mathe. Hier geht es um Zahlen, Mengen, Formen und erstes Rechnen. Fuchs Mika bringt Deutsch näher und trainiert Anlaute, Buchstaben, Wortlängen, Silben und Reime. Der bunte Vogel Niki redet nur Englisch und vermittelt erste Alltagsbegriffe und Vokabeln in der Fremdsprache. Neu unter den Figuren ist der Hund Luka, durch den die Kinder mit dem Themengebiet Logik und Coding vertraut gemacht werden, indem sie Rätsel und Knobelaufgaben bearbeiten, nach Problemlösungen schauen, Strukturen und Muster erkennen und ihr logisches Denken dadurch gefördert wird. Das Wissen wird sowohl aktiv abgefragt als auch komplett indirekt bei Spielen vermittelt. Alle Lerninhalte werden in Zusammenarbeit mit Pädagog:innen und Expert:innen entwickelt und regelmäßig mit Kindern in Partner-Kindergärten getestet. Nebenbei wird mit dem von Ergotherapeut:innen entwickelten magischen Stift, die richtige Stifthaltung und Schreibmotorik unterstützt.

ANTON — umfangreich, einfach und effektiv 

ANTON ist eine der bekanntesten Lernumgebungen, die Übungsaufgaben für individuelles Lernen anbietet. In den verschiedensten Fächern werden die Kinder angeleitet, ihre Fähigkeiten zu erweitern und zu trainieren. Sie können in Mathematik die Schreibrichtungen der Zahlen lernen, in Deutsch Rechtschreibung üben, im Sachunterricht das Sonnensystem kennenlernen und im Musikunterricht Noten lesen. Gerade im DaZ- oder Englischunterricht kann ANTON einen noch größeren Stellenwert in der Wortschatz- und Vokabelarbeit einnehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Klasse gemeinsam in einem Raum sitzt oder ob Kinder in anderen Settings lernen. Um ANTON zu nutzen, braucht es dafür lediglich eine Internetverbindung, eine einmalige Anmeldung per E-Mail und ein entsprechendes digitales Endgerät (Laptop, PC, Tablet oder Smartphone). Angedacht ist der Einsatz auf Distanz (wie in Zeiten der Corona-Pandemie) oder in asynchronen Lernphasen, etwa als Hausaufgabe. In Phasen der Vertiefung können die Kinder individuell zeigen, ob sie den Unterrichtsstoff verstanden haben und selbstständig umsetzen können.

Die App kann unter iOS, Android oder auch direkt im Browser genutzt werden. ANTON überzeugt vor allem mit einem übersichtlichen Design ohne Ablenkung und sticht durch seinen umfassenden, werbefreien und kindgerechten Aufbau heraus. Die schnellen individuellen Rückmeldungen und Feedbackfunktionen können die Motivation und den Lernzuwachs enorm fördern. Auch die Möglichkeit, sich Inhalte vorlesen zu lassen, kann Lehrkräfte entlasten. Der Login per (QR-)Code unterstützt Lehrer:innen dabei, den virtuellen Klassenraum vorzubereiten und macht das umständliche Verwalten von Anmeldenamen und Passwörtern überflüssig. Je nach Gerät scannt die Klasse den Code oder gibt ihn ein und ist eingeloggt. Die durch Lehrkräfte individuell auswählbaren Inhalte runden die sinnvolle Ergänzung des eigenen Unterrichts ab. Entweder werden passende Inhalte zum aktuellen Lerngegenstand ausgewählt oder die Klasse kann auf das gesamte Angebot zugreifen. Der Lernfortschritt wird individuell gespeichert und kann durch die Lehrkraft eingesehen und ausgewertet werden.

Leseludi – individuelles Lesetraining

Um Kinder, die Leseschwierigkeiten haben, zu motivieren und ihnen den Druck durch etwaige Leistungsanforderungen in der Schule und im Elternhaus zu nehmen, bietet sich Leseludi als Online Lesetrainingsprogramm für Leseanfänger:innen der 1. bis 3. Klasse an. Das Programm kann auf allen Computern, Tablets oder Smartphones gestartet werden und richtet sich an Schüler:innen, welche bereits Buchstaben erlernt haben und diese zu Wörtern verbinden können. Die Lehrkräfte oder Eltern weisen individuelle Leseaufgaben zu und können im Anschluss den Fortschritt verfolgen. Für Lehrer:innen sind die Funktionen der Klassenverwaltung und Kompetenztests besonders ansprechend. Dabei bieten sich ihnen eine Auswahl aus über 8.000 spielerischen, lehrplanbasierten Leseübungen. Durch die farbige Hervorhebung der Silben werden die Kinder beim Erlesen von Wörtern unterstützt. Außerdem gibt es eine Systematik im steigenden Schwierigkeitsgrad.

Für den Beginn eignen sich ganz einfache Übungseinheiten wie Silbenrätsel, bei denen die passende Silbe für ein vorgegebenes Wort, das bildlich dargestellt wird, ausgewählt werden muss. Daneben müssen die Kinder in den Bilderrätseln das Wort auswählen, das am besten zum Bild passt. Bei “Wie weiter” wird ein Satz vorgegeben, den die Kinder mit einem Wort vollenden müssen. Etwas anspruchsvoller wird es bei den Mini-Texten: Die Kinder lesen drei kurze Sätze aufmerksam durch und müssen eine Frage beantworten, die sich auf die zuvor gelesenen Sätze bezieht. Für jede richtige Lösung erhält das Kind einen Punkt und bekommt sofortiges Feedback. 

Abgerundet wird das Tool durch die visuelle Darstellung der Punkte, die mit jedem Punkt weiter wächst und der Möglichkeit, sich bei einer bestimmten Punktzahl jeweils Lesepässe auszudrucken. Auf dieser Grundlage werden die Kinder zunehmend besser Bücher lesen können und sich Geschichten und Sachtexte müheloser erschließen. Leseludi beeindruckt allen voran mit seinem Fokus auf inklusive Pädagogik, da das Leseprogramm für Kinder mit Förderbedarf zur optimalen und motivierenden Leseförderung gedacht ist. Damit möchte es der Vielschichtigkeit und Bandbreite von heterogenen Voraussetzungen, die die Schüler:innen mitbringen, gerecht werden. 

Lernrudi — Deutsch als Zweitsprache

Vom gleichen Anbieter gibt es mit Lernrudi außerdem noch ein Lernportal für Deutsch als Zweitsprache und Ergänzung zu analogen DaZ-Materialien. Das Online-Angebot verspricht auf den jeweiligen Lernstand angepasste Aufgaben und individualisierte Förderung mit dem Löwen Rudi. Lehrkräfte können jedem Kind ganz einfach und individuell die genau seinem Leistungsniveau entsprechenden Aufgaben zuweisen und ihnen eigene Zugänge erteilen, sodass diese auch von unterwegs oder zu Hause Deutsch lernen können und neue Aufgaben zugeteilt bekommen. 

Die Lernfortschritte sind ähnlich wie bei Leseludi ausgerichtet. Zudem können Lernstandserhebungen vorgenommen werden. Das Punktesystem ist Ansporn und Motivation, um kontinuierlich an den Übungen dranzubleiben. In zahlreichen Aufgabenformaten, darunter Zuordnungen, Multiple Choice oder Artikel- und Bilderrätsel, bietet das Tool eine Sprachausgabe von Wörtern, Wortgruppen oder Texten. Durch die immer neuen Möglichkeiten der Übung kommt keine Langeweile auf. Schüler:innen können sich somit die Aussprache beliebig oft anhören, diese nachahmen und die Sprache selbstständig erkunden. Die Sprachausgabefunktion ist für den Aufbau der deutschen Sprache und die Erweiterung des Wortschatzes in kindgerechten Zusammenhängen besonders wertvoll. Für das Tool muss eine kostenpflichtige Lizenz erworben werden, der Testzugang für Schulen und Lehrer:innen beträgt 14 Tage und für Eltern 24 Stunden. Vorher können die Funktionen kostenfrei getestet werden.

Wir hoffen, dass euch unsere Auswahl einige Inspirationen für eure zukünftige Unterrichtsgestaltung bieten konnte und euch dabei unterstützt, die Potenziale eurer Schüler:innen durch eine ansprechende digitale Didaktik auszuschöpfen. Wie findet ihr die vorgestellten Tools? Seht ihr darin eine zeitgemäße Ergänzung für euren Unterricht oder gibt es wichtige Funktionen, die euch fehlen? Wir freuen uns, in den Kommentaren von euch zu hören!

Kulturen gemeinsam entdecken: Das Chinesische Neujahr

Etwas über andere Kulturen zu erfahren erweitert nicht nur den eigenen Horizont, sondern schafft auch Voraussetzungen für gesellschaftlichen Austausch. Wie aus einer Monster-Legende das Frühlingsfest in China wurde, erfährst du in diesem Beitrag.
Von
Franziska Bach
|
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January 2023
23.1.2023
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Interkulturelle Bildung fördert Schlüsselkompetenzen für eine globalisierte, von Vielfalt geprägte Welt. Damit Kulturen nicht nebeneinander, sondern miteinander leben, braucht es Wertschätzung und Anerkennung für Lebensunterschiede und Identitäten aller Menschen. Alteritätserfahrungen fest im Unterricht zu integrieren kann zu einem wachsenden Bewusstsein für andere Kulturen beitragen.

Das Chinesische Neujahr zeigt Traditionen einer vollkommen anderen Weltanschauung und hat kaum Berührungspunkte mit dem westlichen Silvester. Das fängt bereits beim Datum an: Viele Länder im ostasiatischen Raum beginnen das neue Jahr genau heute. Laut dem Tierkreiskalender wird 2023 im Zeichen des Hasen stehen. Aus welchen Bedeutungen dieser und andere Bräuche entstanden sind und weitere wissenswerte Fakten zum Chinesischen Neujahrsfest, haben wir euch für eine gelingende Lerneinheit im Unterricht recherchiert.

Vom Entstehungsmythos zum Frühlingsfest

Eine alte Legende besagt, dass ein menschenfressendes Monster jährlich aus den Bergen oder, je nach Überlieferung, aus dem Meer kam, um seinen Hunger nach dem Tiefschlaf zu stillen. Zum Schutz behalfen sich die Menschen mit Lärm, Feuer und Farbe, um die Vertreibung des Monsters zu vollziehen. Heute wird der Jahreswechsel nach dem hiesigen Ungeheuer benannt: Gou nian. Das Chinesische Neujahr vertreibt somit die bösen Geister des vergangenen Jahres, um alles Alte hinter sich zu lassen.

Der traditionelle Feiertag fällt immer auf den zweiten Neumond zwischen Januar und Februar nach der Wintersonnenwende. In diesem Jahr fällt er damit auf den heutigen Freitag. So verschiebt sich der Neujahrstag von Jahr zu Jahr. Die Festbegehung und Reinigung vom alten Jahr dauert 15 Tage an und endet mit Beginn des Laternenfestes am ersten Vollmond des neuen Jahres. 

Während sich der uns bekannte, gregorianische Kalender nach dem Lauf der Erde um die Sonne ausrichtet, geht das neue Jahr in China von einem sogenannten Mondkalender aus. Mit dem Neujahrsfest werden nach der chinesischen Astrologie wechselhafte Zyklen von zwölf verschiedenen Erdzweigen verbunden. Jedes Jahr wird durch eines der zwölf Tiere des Tierkreiszeichens repräsentiert und ist mit seinen Attributen und einem Himmelsstamm verbunden. So zum Beispiel „Wasser und Yin“. Daraus entsteht 兔 - Das Jahr 2023 des Wasser-Hasen. Es dauert genau zwölf Mondzyklen an und damit 355 Tage. Der wichtigste Feiertag in China ist ganz allgemein im chinesischen Kulturkreis auf der ganzen Welt verbreitet. In Taiwan, Hongkong und Singapur feiert man diesen Tag genauso wie in Thailand, Vietnam, den Philippinen,Südkorea und vielen weiteren nicht-chinesischsprachigen Ländern. Festlichkeiten anlässlich des chinesischen Jahreswechsels finden sich so überall wieder, auch in New York, Paris, London oder Sydney, dem Ort mit dem größten chinesischen Neujahrsfest außerhalb Asiens.

Eine Parade anlässlich des Chinesischen Neujahrs in Sydney’s Chinatown

Bräuche und Rituale

Wie auch bei uns veranlasst das chinesische Neujahrsfest Menschen dazu, Verwandte zu besuchen und den familiären Zusammenhalt zu zelebrieren. Gefühlt halb China ist um die Zeit des Jahreswechsels auf Schienen und Straßen unterwegs, um die Familie zu besuchen. Städte leeren sich, denn viele führt der Weg zurück aufs Land zu den Eltern. Ahnen und Götter werden feierlich verehrt. In der chinesischen Tradition steigen an diesem Tag die Götter in den Himmel, um dem Jadekaiser Yu Di zu huldigen. Im kollektiven Imaginären geht es historisch betrachtet um die Vertreibung von Ängsten. Mehrere Tage werden heute noch dafür aufgewandt, sich von Schwierigkeiten und Problemen des vergangenen Jahres zu befreien. Manchmal kann ein großes Festessen fünf bis sieben Tage andauern, wo feierliche Rituale praktiziert und Geschenke überreicht werden. Alles soll zu Glück und Wohlergehen führen.

Während der 15 Tage, an denen das Frühlingsfest gefeiert wird, finden bunte Umzüge statt. Je intensiver die Farben, desto mehr Geister können vertrieben werden. Von Menschen bewegte Drachen tanzen zu lauten Trommelklängen und Laternen leuchten bis in die Nächte. Symbolisch betrachtet ist der Drache ein Schutzschild, der Unglück abwehren soll. Je länger der Drache durch Menschen getragen wird, desto größer
seine Macht.

Generell ist das chinesische Neujahr stark auf Gemeinschaft, anstatt auf eigene Vorsätze ausgerichtet. Im Vergleich zu diesem Tag spielen individuelle Geburtstage im traditionellen China kaum eine Rolle. Es hat sich daher der Brauch bewahrt, dass in der Zeit des chinesischen Neujahrs die Bevölkerung ein Jahr älter wird. Mit der Ausführung glücksbringender Gebräuche steigert sich nach kulturellem Bewusstsein die Chance auf Gesundheit, Frieden und Wohlstand. Mit dem Öffnen von Fenstern und Türen, um das Glück während des Festes hereinzulassen, oder das Haus zu putzen, damit dieses gleich am ersten Tag des neuen Jahres Platz finden kann, werden Handlungen zur Vorsorge für den gemeinen Segen. Aufgrund der tiefen Verbundenheit zum Glauben und zur Tradition sind die eigenen Taten im Leben der asiatischen Kultur von hoher Bedeutung.

Kultur zum Thema machen

Traditionen entdecken und erleben, ohne Orte oder Menschen zu besuchen, kann äußerst herausfordernd sein. Die Montessori - App stellt Anschauungsmaterial von Postkarten und kostümierten Kindern in geschmückten Klassenzimmern bereit, damit die Vorstellungsbildung gelingt. Mit ihr können sogar Mandarin als fremde Sprache kennengelernt und einige Wörter selbst angeeignet werden. Der Englischunterricht eignet sich außerdem hervorragend für das Lernen von Eigenschaftswörtern der Tiere im chinesischen Kalender. Zum Einstieg empfehlen wir ein Video des MDR, in dem aus Kindersicht zum Thema hingeführt wird.

Jahr für Jahr zeigt sich uns das Frühjahrsfest mit seinem großen kulturellen Reichtum. Das ist vor allem für die westliche Bevölkerung interessant, die einer historisch betrachtet weniger ausladenden Traditionen um die Jahreswende folgt. Für Kinder ist eine offene Sicht für die Gewohnheiten anderer ein wichtiger Baustein in ihrer Persönlichkeitsbildung. Über kulturelle Rituale und Feste zu sprechen, fördert gegenseitiges Vertrauen, das unser Zugehörigkeitsgefühl als Teil einer Gemeinschaft stärkt. Traditionen leben und schätzen lernen, sollte daher ein wichtiges Element der schulischen Zeit darstellen.

Lehrermangel in NRW: Rund 8.000 Stellen unbesetzt

Der Lehrermangel in NRW nimmt neue Ausmaße an. An den Schulen sind aktuell rund 8.000 Lehrstellen unbesetzt – die Belastung der Lehrerinnen und Lehrer nimmt zu. NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat dagegen jetzt ein Maßnahmenkonzept vorgestellt.
Von
Armend Kokollari
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January 2023
21.1.2023
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Düsseldorf. Immer neue Studien belegen, wie dramatisch es in manchen Fällen um die Bildung von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen bestellt ist. In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland fehlen schon heute tausende Lehrerinnen und Lehrer. Vor allem an den Grundschulen ist die Personalnot groß. Um dagegen anzukämpfen, hat NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ein neues Maßnahmenkonzept gegen den Lehrermangel vorgestellt, mit dessen Hilfe der Beruf wieder attraktiver, zugänglicher und gefragter werden soll.

Die bundesweit angespannte Lage auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt ist kein Geheimnis. Die Lage in Nordrhein-Westfalen ist besonders gravierend. An 415 Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Position der Schulleitung nicht besetzt, was einem Anteil von knapp 9 Prozent aller öffentlichen Schulen entspricht. Die meisten Führungskräfte fehlen an den Grundschulen – dort sind insgesamt 270 Vakanzen unbesetzt. Die Aufgaben der Schulleiterinnen und Schulleiter seien vielfältig, herausfordernd und verantwortungsvoll, hieß es in Düsseldorf. “Das Schulministerium unternimmt daher große Anstrengungen, um Schulleitungen umfangreich und intensiv zu unterstützen und angehende Schulleitungen auf ihre zukünftige Aufgabe vorzubereiten”. Für alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Leitung einer Schule werde entsprechende Zeit eingeräumt, wie zum Beispiel Entlastungsstunden von der Unterrichtstätigkeit. Diese Leitungszeit sei in den vergangenen Jahren mehrfach erhöht worden. Schulverwaltungsassistenten sollten zudem Schulleitung und Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben entlasten – dafür gebe es 825 Stellen landesweit.

8.000 Lehrstellen unbesetzt — Größter Bedarf an Grundschulen

Neben den Schulleitungen fehlt es an klassischem Lehrpersonal. Anfang Dezember hatte die Landesregierung Zahlen veröffentlicht, die darauf hinweisen, dass an den Schulen NRWs derzeit rund 8.000 Lehrstellen nicht besetzt sind. Nach wie vor fehlen die meisten Lehrerinnen und Lehrer an den Grundschulen. Den jüngsten Statistiken des Bildungsministeriums nach sind mehr als 3.400 Stellen vakant – Ende 2021 waren es noch 3.066. An Gymnasien waren Anfang Dezember 2022 1.491 Stellen vakant – Ende 2021 waren es noch 568. Den Gesamtschulen fehlten 1.296 Lehrkräfte – hier lag die Zahl Ende 2021 noch bei 476. Für die Förderschulen wurden 892 offene Stellen gezählt  – Ende 2021 waren es 883. In den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Informatik und Physik aber auch den sogenannten “Talentfächern” wie Musik und Kunst besteht ein sehr großer Bedarf, um eine bessere Unterrichtsversorgung und Bildungsqualität für die rund 2,47 Millionen Schülerinnen und Schüler im bevölkerungsreichsten Bundesland gewährleisten zu können.

Jüngst hat Schulministerin Feller ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das den Lehrkräftemangel lindern soll und unter anderem mehr Seiteneinsteiger, Alltagshelfer, weniger Klassenarbeiten und rigorosere Abordnungen vorsieht. Vor allem Grundschulen, die besonders von Lehrermangel betroffen sind, sollen die Möglichkeit bekommen, Quereinsteiger zu beschäftigen, um den Engpass zu reduzieren. Auch Fachkräfte mit der Befähigung zum Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen sollen die Möglichkeit erhalten, dauerhaft an einer Grundschule eingestellt zu werden. Hierfür müssen diese verpflichtend eine Weiterbildung für den Bereich Grundschulmethodik- und didaktik durchlaufen. Daneben werden Alltagshelfer auf nicht zu besetzende Lehrstellen befristet eingestellt. Laut Feller sollen diese – ähnlich wie bereits in den Kitas gehandhabt – im Unterricht eingesetzt werden, um etwa das Klassenzimmer für den Unterricht vorzubereiten oder die Schülerinnen und Schüler zur Ruhe zu bringen. Weniger Klassenarbeiten sollen ebenfalls zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen. Die Bandbreite der verpflichtend zu schreibenden Klassenarbeiten in den Fächern mit ZP-10 soll demnach an allen Schulformen von vier bis fünf auf drei bis fünf abgesenkt werden. Schließlich sollen Abordnungen von Lehrkräften an besonders belasteten Schulen intensiver genutzt werden. Ein vorübergehender Einsatz an einer anderen Schule sollte auch länger als ein Schulhalbjahr dauern können, sagte Feller. Sie denke an bis zu zwei Jahre. Bei Neueinstellungen sollte das an allen Schulformen künftig klar sein. Für eine umfassende Werbekampagne zur Rekrutierung des Lehrer:innennachwuchses sind für 2023 rund eine Million Euro vorgesehen. 

Ob und inwieweit die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und den Notstand in den Schulen lindern können, werden wir beobachten. Bis dahin bleibt die bildungspolitische Lage, wie in so vielen Bundesländern, weiterhin angespannt.

Die Fokusmonate von Lern-Fair - Alles rund ums Thema Social Media

Lern-Fair e.V. ist eine von Studierenden gegründete webbasierte Plattform, auf der kostenlos und deutschlandweit Bildungsmöglichkeiten für Schüler:innen angeboten werden. Im Februar widmet sich Lern-Fair Fokus dem Thema Social Media.
Von
Redaktion
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January 2023
19.1.2023
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Lern-Fair e.V. ist eine von Studierenden gegründete webbasierte Plattform, auf der kostenlos und deutschlandweit Bildungsmöglichkeiten für Schüler:innen angeboten werden. Der Verein ist davon überzeugt, dass Bildungsgerechtigkeit allen Schüler:innen in Deutschland zusteht – und zwar unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und sozioökonomischem Status.

In dem Programm Lern-Fair Fokus wird Schüler:innen die kostenlose Möglichkeit geboten, innerhalb eines Monats digital in neue Gebiete reinzuschnuppern und sich mit außerschulischen Themen intensiver zu beschäftigen. Dafür kooperiert Lern-Fair mit verschiedenen Vereinen, Organisationen oder ehrenamtlichen Helfer:innen und konzipiert so ein buntes Angebot.

Im Februar widmet sich Lern-Fair Fokus dem Thema Social Media. In unterschiedlichen Kursen wird den  Schüler:innen ermöglicht, mehr über gängige Plattformen wie Tiktok, Instagram oder BeReal zu erfahren. Außerdem soll der Monat die Medienkompetenz der Schüler:innen fördern und Raum geben, neue Fähigkeiten in Workshops kreativ auszuprobieren. Tätigkeiten im Medienbereich sind für viele Jugendliche ein attraktives Berufsfeld. Aus diesem Grund schafft der Monat unterschiedliche Einblicke in die vielen beruflichen Möglichkeiten von Influencern über Moderator:innen bis hin zu Gamern. Durch die Thematisierung von Cybermobbing und Fake News sollen die Schüler:innen auch für Gefahren von sozialen Medien sensibilisiert werden.

Mehr Informationen zu Lern-Fair Fokus findet ihr hier: https://www.lern-fair.de/schueler/fokus. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie Schüler:innen auf unser Angebot aufmerksam machen!

Logik – komplex und tief in uns verankert

Am 14. Januar war der internationale Tag der Logik. Wir nehmen euch mit auf einen spannenden Ausflug rund um das Thema Logik. Was umfasst den Begriff und warum feiern wir diesen doch etwas skurrilen Tag?
Von
Katja Kraffzik
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January 2023
19.1.2023
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Manuel ist ein Jahr alt, sitzt auf dem Bauteppich und hat viel Freude daran, Duplosteine zusammenzustecken oder gebaute Türme umfallen zu lassen. Schon sehr früh beginnen Kinder die Welt der Naturwissenschaften und somit auch Logik zu entdecken. Am 14. Januar war Weltlogiktag. Wir nehmen euch mit auf einen spannenden Ausflug rund um das Thema Logik, und wie ihr sie in eurem Unterricht vermitteln könnt.

Die Rolle der Logik in unserer Geschichte

Eines der prägendsten Merkmale der Menschheit ist die Fähigkeit zu denken. In verschiedenen Kulturen wird die Definition von Menschlichkeit mit Begriffen wie Bewusstsein, Wissen und Vernunft in Verbindung gebracht. Nach klassisch westlicher Tradition werden Menschen als „rationale“ oder „logische Tiere“ definiert. Logik als Untersuchung der Prinzipien des logischen Denkens wurde im Laufe der Geschichte von diversen Zivilisationen studiert und hat seit ihren frühesten Formulierungen eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Philosophie und der Wissenschaften gespielt.

Zwei der prominentesten Logiker des 20. Jahrhunderts sind maßgeblich an der Wahl des Datums, dem 14. Januar, beteiligt. Es entspricht dem Todesdatum von Kurt Gödel und dem Geburtsdatum von Alfred Tarski. Am 26. November 2019 verabschiedete die 40. Generalkonferenz der UNESCO den Welttag der Logik. Der Conseil International de Philosophie et des Sciences Humaines (CIPSH) und seine Mitgliedsorganisationen, koordinieren die globale jährliche Feier des World Logic Day mit dem Ziel, die internationale Zusammenarbeit zu fördern und die Entwicklung der Logik sowohl in Forschung als auch in der Lehre voran zu bringen. Sie unterstützen die Aktivitäten von Verbänden, Universitäten und anderen Institutionen, die sich damit befassen, und das öffentliche Verständnis der Logik und ihrer Auswirkungen zu verbessern.

Grundlagen der Logik

Im Allgemeinen wird in der Logik das vernünftige Schlussfolgern und im Besonderen dessen Lehre – die Schlussfolgerungslehre oder auch Denklehre – bezeichnet. Es wird die Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht, unabhängig vom Inhalt der Aussagen. Bereits in diesem Sinne spricht man auch von „formaler“ Logik. Logik ist ein Teil der Philosophie und hat sich ursprünglich einhergehend mit der Rhetorik entwickelt. Seit dem 20. Jahrhundert versteht man unter Logik überwiegend symbolische Logik, die auch als grundlegende Strukturwissenschaft, zum Beispiel innerhalb der Mathematik und der theoretischen Informatik, behandelt wird.

“Die Logik ist die Wissenschaft vom formal richtigen Denken.", so Herbert Paukert (ehemaliger Lehrer unter anderem für Mathematik und Informatik) in seinem Manuskript zu den Grundlagen des logischen Denkens.

Um zu erläutern, was damit gemeint ist, gibt er unter anderem folgende Beispiele an.

Beispiel 1.1: Immer wenn es regnet (a), dann ist es nass (b). Es ist nicht nass (¬b). Also regnet es nicht (¬a)

Es entsteht eine Verknüpfung von sprachlichen Aussagen, welche sicherlich von jedem:r Leser:in als folgerichtig bewertet werden. Die Logik versucht nun aufzudecken, worin diese Folgerichtigkeit besteht. Eine zwingende Folgerichtigkeit liegt jedoch nicht immer vor.

Beispiel 1.2: Immer wenn es regnet (a), dann ist es trocken (b). Es regnet (a). Also ist es trocken (b).  Daran ist zu erkennen, dass die Aussagen formal folgerichtig sind, aber inhaltlich schlicht und einfach falsch. Vögel können fliegen. Ein Pinguin ist ein Vogel. Also kann ein Pinguin fliegen, ist ein anderes Beispiel dafür, dass die Richtigkeit des Schlusses nicht an der Gültigkeit der Einzelaussagen hängt. Anhand der ersten Beispiele sollen die Arbeitsweisen des logischen Denkens analysiert werden. Die getroffenen Aussagen – Aussagen-Logik, welche für sämtliche Teilbereiche der Mathematik von grundlegender Bedeutung ist – werden folgendermaßen formalisiert: Beispiel 1.1: ((a → b) ∧ ¬b) → ¬a , Beispiel 1.3: ((a → b) ∧ a) → b

Die Auseinandersetzung mit logischen Zusammenhängen findet auch im Informatikunterricht statt. Der Computer zum Beispiel besteht aus einem Netzwerk von Schaltelementen (Schaltkreis). In einem Schaltkreis werden die Signalzustände an den Eingängen durch die jeweilige Schaltung zu den Signalzuständen an den Ausgängen umgeformt. Offensichtlich liegt eine Entsprechung zwischen solchen Schaltungen und den Aussagenverbindungen unseres sprachlichen Denkens (und auch unserer neuronalen Gehirnstrukturen) vor, so die Ausführungen von Herrn Paukert. Logische Tätigkeiten vollführen wir täglich, wenn wir Rechnungen ausführen und auch Entscheidungen fällen, welche ebenfalls die Hauptleistungen der zentralen Prozessoreinheit eines Computers sind. Eine spannende Erkenntnis, die man mit in den Philosophy-, Physik, oder Informatikunterricht nehmen kann. Hier könnt ihr viele hilfreiche Ideen für euren Unterricht finden.

Weitere Teilgebiete sind Klassische Logik, Nichtklassische Logik, Philosophische Logik, Mehrwertige Logik und Fuzzylogik

Ein typisches Logik Bilderrätzel:

Differenzierung des Begriffes Logik 

Umgangssprachlich werden Ausdrücke wie Logik oder logisches Denken oft in einem völlig anderen Kontext verwendet. Ebenso gibt es den Begriff der „Frauenlogik“, „Männerlogik“, „Alltagslogik“ – bekannt auch als „gesunder Menschenverstand“. In diesen Bereichen bezieht sich Logik oft auf Formen des Handelns. Ein Argument wird umgangssprachlich als logisch bezeichnet, wenn dieses stichhaltig, einleuchtend und klar erscheint. Hier soll die Fertigkeit des Denkens zum Ausdruck kommen. Es ist unumstritten, dass die Theorie des korrekten Schlussfolgerns den Kern der Logik ausmacht. Umstritten ist jedoch, welche Theorien noch der Logik zuzurechnen sind und welche nicht. Strittige Fälle sind etwa die Mengenlehre, die Argumentationstheorie (die sich etwa unter pragmatischer Rücksicht mit Fehlschlüssen beschäftigt) und die Sprechakttheorie.

Das Thema ist vielschichtig und Manuel hat Zeit und Neugierde, um logische Erkenntnisse zu sammeln, tief in die Materie einzutauchen und vielleicht sogar die Welt mit seinem Forscherdrang zu bereichern. Ziehen wir ein Zitat von Audrey Azoulay Generaldirektorin der UNESCO heran: “Zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts – in der Tat jetzt mehr denn je – ist die Disziplin der Logik für unsere Gesellschaften und Volkswirtschaften von entscheidender Bedeutung. Informatik und Digitaltechnik, die die Struktur heutiger Lebensweisen vorgeben, wurzeln in logischem und algorithmischem Denken.”

Die Feier des Weltlogiktages kann deshalb auch zur Förderung einer Kultur des Friedens, des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses beitragen, die auf dem Fortschritt von Bildung und Wissenschaft basiert.

Mentale Probleme und Wissensrückstände – Die Nachwirkungen der Pandemie

Auch wenn sich die Corona Pandemie langsam dem Ende neigt, zeigen sich in vielen Bereichen Nachwirkungen. So auch bei jungen Menschen, die sowohl in der Schule als auch mit mentalen Problemen zu kämpfen haben. Wie die aktuelle Lage dazu aussieht, erfahrt ihr.
Von
Luisa Janosch
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January 2023
19.1.2023
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Berlin. Am 11. März 2020 wurde das Corona Virus von der WHO zu einer weltweiten Pandemie ausgerufen. Nach etlichen Schließungen, Auflagen, Corona-Regeln und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Virus neigt sich die Pandemie aktuell langsam ihrem  Ende zu. Besonders Schüler:innen und Jugendliche sind noch immer von den Spätfolgen der Pandemie betroffen. Welche Auswirkungen hat Corona bei Ihnen hinterlassen, auch mit Blick auf die Lage an den Schulen? 

Während der Hochphase der Pandemie wurden die Nachwirkungen dessen auf Schüler:innen und Jugendliche des Öfteren kleingeredet. Fakt ist, dass sie im Schnitt 85 Tage lang fern vom Präsenzunterricht waren. Dies spiegelt sich auch in dem Lernstand wider. Bei einer Befragung des Allensbach-Instituts im Herbst 2022 wurden 1.000 Schüler:innen zu ihrem Lernstand befragt – dabei sagten 12 Prozent der Befragten, dass sie das Gefühl haben, im Rückstand zu sein. Im Jahr zuvor betrug der Anteil 27 Prozent. 47 Prozent gaben an, etwas im Rückstand zu sein. Nur 17 Prozent stellten fest, keine Befürchtungen bezüglich eines Lernrückstandes zu spüren.

Neben schulischen Defiziten litt auch die mentale Gesundheit der jungen Menschen. Die Anzahl an Kindern mit psychischen Problemen hat sich im Vergleich zu vor der Pandemie von 15 auf 30 Prozent verdoppelt. Zu diesem Schluss kam die COPSY-Studie des Hamburger UKE. Kinderärztin Claudia Haupt stimmt diesen Ergebnissen zu: “Chronische Bauchschmerzen und chronische Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen: Das hat alles wahnsinnig zugenommen in der Pandemie. Das ist auch immer noch da", betont sie. 

Gerade Jugendliche aus einer sozioökonomisch benachteiligten Familie treffe dies, sowie die, “die auf beengtem Raum leben”, so COPSY-Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Aber auch Jugendliche, die schon vor der Pandemie psychisch belastet waren. Diejenigen, die vor der Pandemie ihre Therapie-Sitzungen beendet hatten, sind jetzt wieder in psychologischer Betreuung, berichtet der Kinderpsychologe Julian Schmitz.

Trotz der großen Anfrage nach Therapieplätzen steht für viele Kinder und Jugendliche erstmal “Warten” auf dem Plan, denn auch die Wartezeit hat sich laut Forschungsdaten verdoppelt. Im Bundesdurchschnitt sind es sechs Monate, in ländlichen Regionen sogar circa ein Jahr, meint der Kinderpsychologe. 

Forschungen der Uni Stanford zeigen, dass sich auch die Gehirne der Jugendlichen verändert hätten. Die Studie, welche von Experten um Dr. Ian Gotlib durchgeführt wurde, basiert auf einer vor der Pandemie gestarteten Langzeituntersuchung von 163 Kindern und Jugendlichen. Ihre Gehirne wurden mittels MRT gescannt. Damals zielte man nicht auf die Auswirkungen der Pandemie auf Gehirne junger Menschen ab, sondern auf die Auswirkungen von Depressionen während der Pubertät. Das Ergebnis: Es zeigten sich deutliche Veränderungen an der Struktur des Gehirns. Die Studie soll in Zukunft weitergeführt werden, welche genauen Effekte diese strukturellen Veränderungen allerdings aufweisen, muss weiter erforscht werden, so der Studienautor Jonas Miller. 

Die Corona Pandemie zeigt nachhaltige Veränderungen und Probleme im Leben der jungen Menschen. Gerade die Psyche leidet weiterhin bei vielen und Hilfe ist nicht immer in absehbarer Ferne zu finden. Ebenso hinterlässt die Pandemie Lücken in der Bildung, welche nach und nach aufgearbeitet werden müssen. Wie sich diese Rückstände in Zukunft entwickeln, bleibt abzuwarten. Die Pandemie jedenfalls hat in diesem Fall keine positiven Nebenwirkungen gehabt. 

Instagram-Channel für Lehrer:innen: Achtsamkeit & Soziales

Zu sich selbst, zum Lehrerberuf und der Verschiedenheit in Klassen stehen. Wie schult man Aufmerksamkeit für das, was Bildung wirklich ausmacht? Wir haben vier Bildungsinfluencer gefunden, die eine nachhaltige Wirkung von Achtsamkeit erleben.
Von
Franziska Bach
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January 2023
18.1.2023
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„Der achtsame Umgang mit den Lernenden kann nur gelingen, wenn man auch achtsam mit sich selbst ist. Dazu muss man sich als Lehrkraft ständig reflektieren und fragen, in was für einer Welt man leben möchte.”  the_educationalist 

Um in der schulischen Arbeit auf verfügbare innere und äußere Ressourcen zugreifen zu können, kann es sinnvoll sein, sich von bestimmten Handlungsmustern zu lösen und offene  Denkhaltungen einzunehmen. Das gilt sowohl für die persönliche Entwicklung, als auch für zwischenmenschliche Bindungen, die aus der gemeinsamen Zeit mit Kindern und Jugendlichen entstehen. Wer die eigene Entwicklung bewusster Wahrnehmung verfolgt, kann dafür nach geeigneten Impulsen suchen. Auf Instagram gibt es erfahrene Bildungsinfluencer, die sich mit dem Fachgebiet der positiven Psychologie beschäftigen und anregenden Content darüber veröffentlichen. Wir stellen euch vier bekannte Kraftquellen vor und laden zu einer wertneutralen (Selbst-)Erkundung ein.

liniert.kariert – Tipps auf Augenhöhe

Als Lehrerin für die Primarstufe wirkt und lebt Saskia mit ihrer Familie in Hannover. 2017 begann sie auf ihrem Blog liniert-kariert über ihre beruflichen, aber auch privaten Beziehungserfahrungen in Form von introspektiver Prosa zu schreiben. Heute ist Saskia nicht nur seit über 10 Jahren Lehrerin, sondern auch Podcasterin, Kolumnistin und Autorin. Im März dieses Jahres wird Saskias erstes Buch veröffentlicht. Auf ihrem gleichnamigen Insta-Account erreicht sie mittlerweile 125.000 Follower zum Thema Beziehungsorientierung und teilt Erkenntnisse zu besonderen, aber auch basalen Bedürfnissen von Schüler:innen. Durch ihr eigenes Leben mit ADHS und Hochbegabung bildet das eine ganz persönliche Kategorie. In ihren Features erfährt man nähere Hintergründe zu Neurodiversität und inklusiven Ansätzen für die Schulpraxis. Damit regt sie Lehrkräfte an, Lernende in ihren Dispositionen anzuerkennen und gibt Orientierung für einen individuellen und fairen Umgang mit Kindern aus Sicht eines Elternteils. Aus ihrer bedürfnisorientierten Haltung heraus verfolgt sie kindzentrierte Lehr-Lernmethoden und gibt Anregungen für einen differenzierteren Unterricht. Darunter befinden sich zum Beispiel Konzentrationstipps und Konfliktlösungsmethoden.

learnlearning.withcaroline – Mach Lernen zum Fest

Caroline zeigt als Bildungsaktivistin Perspektiven für gelingendes Lernen auf. Begonnen hat ihr Weg dorthin als Begleiterin für Kinder mit erschwerten Lernbedingungen, wobei sie ihre Leidenschaft für das Entfachen von Motivation fand – seither begreift sie Lernen anders. Ihrem Instagram-Channel, den sie 2020 ins Leben gerufen hat, folgen 125.000 Lehrkräfte und Personen, die sich für ein Umdenken in der Schulbildung interessieren. Sie macht Mut, entwicklungsorientierte Theorien in die Tat umzusetzen und engagiert sich für Chancengleichheit in unserem Bildungssystem. Die Berlinerin ist vor allem bekannt für ihre Reels zu “growth mindset”.

Neben dem findet man bei learnlearning.withcaroline kreative Methoden und Stützstrategien für Lernprozesse, die auf ein dynamisches Selbstbild von Lernenden ausgerichtet sind. In einem Gemeinschaftsprojekt mit ihrer Instagram-Community entwarf sie Mut-Mach-Karten zur Förderung eines positiven Mind-Sets in Lernsituationen, die auf ihrer Website zu finden sind. Dort findest du auch eine Stärkenliste mit positiven Adjektiven zur Beschreibung deiner Schüler:innen. Ideal für die Formulierung von Zeugnissen.

colorful_classroom – Für mehr Austausch und Vielfalt

Hinter dem Kanal colorful_classroom steckt Lena, die mit voller Freude Grundschullehrerin ist sowie Co-Autorin eines Ratgebers zur Vorbeugung von Anti-Rassismus für Lehrer:innen aller Schularten. Auf ihrem Blog gibt sie Erfahrungen gelebter Diversität und materialisierte Unterrichtsideen weiter. Derzeit lebt sie in Stuttgart, wo sie an einer kleinen Schule arbeitet und die Inspiration für Herzensstunden entstehen. Die Gestaltung ihrer Beiträge sind dabei, wie der Name schon sagt, farbenfroh und spiegeln ihren Sinn für Gleichberechtigung wider. Als Beispiel kann ihr Positive Self Talk Kalender genannt werden, der sich für eine tägliche Auseinandersetzung der eigenen Selbstwahrnehmung mit Kindern eignet.

Im November 2017 fing sie an, auf Instagram aktiv zu werden und begeistert inzwischen 105.000 Follower mit ihrem Content zu sozialen Kompetenzen und Stärkenorientierung im Lehrberuf. In Kooperation mit anderen Bildungs-Influencern entwickelte sie eine Themenreihe namens "EquALity" für die Schulung geschlechtersensibler Wahrnehmung bei Kindern. Wie auch in ihrem Buch geht es ihr darum, Haltungen zu reflektieren und Diskriminierung achtsam zu begegnen.

the_educationalist – Mit Herz und Kompetenz

Mit the_educationalist ist Alina 2017 gestartet und erfährt seither mehr und mehr Bekanntheit. Auf ihrem Instagram-Channel hat sie 3500 Follower für sich gewonnen. Die Grundschullehrerin und Fachleiterin aus Lübeck absolviert derzeit ein Studium in Schulmanagement und Qualitätsentwicklung, das ihr Möglichkeiten schafft, eine Lehrkräfteausbildung mit Potential zu verfolgen. Unter den Posts findet sich im Kern die Betrachtung von Themen aus inklusiver Perspektive wieder. Alina ist es ein Anliegen, die Selbsttätigkeit von Kindern ins Zentrum zu rücken und denkt bei ihren Beiträgen zu Materialien und Unterrichtskonzepten immer zuerst vom Kind aus – Damit hat sie eine humanistische Haltung eingenommen. Dieser Link führt beispielsweise zu Alternativen des Klassischen Erzählkreises auf ihrem Instagram-Channel. Viele ihrer Ideen haben Einflüsse aus der Montessori-Pädagogik, in der sie 2020 ein Diplom erwarb. Vor kurzem stellte sie auf Spotify eine Playlist zu pädagogischen Podcasts zusammen, die sich unter anderem mit Ritualen, Bindung oder Gesprächsführung auseinandersetzen. Ein weiterer Grund, auf ihrer Seite vorbeizuschauen, sind die positiven Affirmationen, welche sie fast täglich mit ihrer wachsenden Community teilt.

Was wir von Sinnfluencern lernen können

Instagram ist über die Jahre zu einem reichen Materialdepot geworden. Wie dieses einzusetzen ist und welche Grundlagen unabdingbar sind, geht tief unter die Oberfläche des reinen Unterrichtsgeschehens. Diese klar zu erkennen und damit der breiten Schülerlandschaft entgegenzukommen, bleibt in vielen Aspekten der Ausbildung ausgespart. Unsere Auswahl an sinnstiftenden Fachleuten für Achtsamkeit & Soziales schafft gemeinsam mit anderen ein Zentrum des digitalen Austauschs, auf die wir angewiesen sind, um nicht allein dem Lehrplan nachzueifern. Sie erinnern außerdem daran, auf eigene Kompetenzen zu vertrauen. 

Setzt ihr euch für die Förderung bedeutsamer Denkhaltungen ein? Und bietet euer Arbeitsort den Raum für Achtsamkeit und reflektiertes Handeln? Wir freuen uns über Kommentare!

Notstand bei Kitas: 384.000 Plätze fehlen

Zu viele Kinder haben keinen Anspruch auf den rechtlich vorgegebenen Kita-Platz. Für das Jahr 2023 fehlen 384.000 Plätze. Ein verstärkter Personalmangel erschwert die Situation. Wie ist die aktuelle Situation und welche Zahlen gibt es?
Von
Luisa Janosch
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January 2023
17.1.2023
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Berlin. Seit 1996 hat laut Gesetz jedes Kind ab dem vollendeten dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz. Die Realität sieht jedoch anders aus. Aktuell fehlen für das Jahr 2023 über 384.000 Kita-Plätze. Im Westen des Landes ist der Bedarf an Betreuungsplätzen dabei signifikant höher als im Osten. Über 360.000 Plätze fehlen im Westen, gerade mal etwas über 21.000 im Osten. Eltern klagen und kämpfen um einen Betreuungsplatz, “die Hütte brennt", betont die  Juristin Nele Trenner, die auf Kita-Platz-Klagen spezialisiert ist.

Der Personalmangel macht die aktuelle Kita-Situation nicht einfacher. Zu dem bereits vorhandenen Personal fehlen rund 99.000 Betreuer:innen. Die Kosten für die Betreuenden würden sich auf 4,3 Milliarden Euro pro Jahr an Personalkosten belaufen, wobei auch hier die Verteilung der Kosten zum Großteil auf den Westen fällt. Neben zusätzlichen Kosten für Betriebs- und Baukosten stellt sich die Frage, wie man dem Personalmangel entgegenwirken kann. 

Der größte Mangel an Kita-Plätzen fällt dabei auf Nordrhein-Westfalen. Hier werden über 100.000 Plätze benötigt. Ganz im Gegenteil zu Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen: Hier sind genug Betreuungsplätze vorhanden. Die Stadtstaaten weisen ebenfalls Defizite in der Kita-Platz Versorgung auf. In Berlin braucht es 17.000 Kita-Plätze, in Bremen 5.400 und in Hamburg 3700. 

Der größte Bedarf an Kita-Plätzen wird für Kinder unter drei Jahren vorgesehen. In Westdeutschland sind das ganze 250.300 fehlende Plätze, im Osten 20.700. 

“Trotz des massiven Kita-Ausbaus in den vergangenen Jahren finden noch immer zu viele Eltern keinen Platz für ihre Kinder", meint Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. Das ist in doppelter Hinsicht untragbar: Die Eltern müssten die Betreuung selbst organisieren, während den Kindern ihr Recht auf professionelle Begleitung in der frühkindlichen Bildung vorenthalten wird. Schon jetzt ist abzusehen, dass sich der gesetzlich verankerte Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung auch 2023 vielerorts nicht einlösen lässt. Ähnliche Ansichten teilt auch Christine Finke, Stadträtin in Konstanz. Sie ist der Meinung, dass sich die aktuelle Situation stark verschlechtern würde und das System kurz vor dem Zusammenbruch sei. 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in diesem Jahr weiterentwickelt und ob eines Tages jedes Kind einen ihm zustehenden Kita-Platz bekommen wird. Die Aussichten darauf sind aktuell weniger vielversprechend. 

60 Jahre nach “I have a dream” – Wer war Martin Luther King und was bleibt von ihm?

Martin Luther King gilt als Anführer der Bürgerrechtsbewegung gegen die Rassentrennung in den USA. Er träumte von einer gerechteren Welt, in der alle Menschen in gleicher Weise behandelt werden. Wer war Martin Luther King und welches Erbe hinterlässt er?
Von
Armend Kokollari
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January 2023
16.1.2023
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Heute jährt sich Martin Luther Kings “I have a dream” Rede zum 60. Mal. King, der in den 60er-Jahren die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung anführte, gilt bis heute als Ikone des Freiheitskampfes und zählt zu den einflussreichsten Bürgerrechtler:innen, indem er sich für die Aufhebung der Apartheid und Diskriminierung von Afroamerikaner:innen einsetzte. Seine Predigten von Gewaltlosigkeit mitsamt friedlicher Protestbewegungen halfen, die Gleichberechtigung der Afroamerikaner:innen voranzutreiben. Seit 1986 wird dieser geschichtsträchtige Gedenktag, immer am dritten Montag im Januar gefeiert – in diesem Jahr fällt dieser auf den 16. Januar. 

Wir schauen auf das Leben des Martin Luther King, was ihn in seinem Kampf gegen die Apartheid antrieb und wie er es schaffte, tausende Menschen zu begeistern mit ihm zu protestieren. Was bleibt von seinem einstigen Kampf und den Träumen, die er für sein Land sah und wie sehr begegnet er uns heute noch in der Gesellschaft und im Schulunterricht?

Vom kleinen Jungen aus der Mittelschicht zum visionären Sozialreformer

Martin Luther King wurde als Michael King Jr. am 15. Januar 1929 in Atlanta im Bundesstaat Georgia als Sohn einer Lehrerin und eines Baptistenpredigers geboren. Während einer Europareise ließ der Vater später den Namen seines Sohnes in Martin Luther King Junior ändern. Er ehrte damit Martin Luther, den Anstifter der Reformation im 16. Jahrhundert. Seine Kindheit war von der damals tief in der Gesellschaft verwurzelten Apartheid gekennzeichnet. Sie trennte alle Bereiche des täglichen Lebens in schwarz und weiß – er musste gesonderte Schulen besuchen, durfte nicht mit Weißen in einem Bus fahren, im selben Restaurant essen oder am selben Arbeitsplatz tätig sein. Als die Ausgrenzungserfahrungen zunahmen und er nach der Grundschule keinen Kontakt mehr zu seinem langjährigen weißen Freund haben durfte, bewegte ihn diese Erfahrungen dazu, sich stärker für die Rechte von Schwarzen einzusetzen – dieses Credo sollte er bis an sein tragisches Lebensende beibehalten. Mit 17 Jahren wurde er Hilfsprediger seines Vaters in Atlanta. Durch die damals anhaltende Apartheid besuchte er ab 1944 die einzige Hochschule für Schwarze im Süden der USA, das Morehouse College, wo er 1948 seinen Abschluss in Soziologie machte. Anschließend führte ihn sein Weg in das Crozer Theological Seminary. Hier festigte er seinen Glauben durch ein Studium der Theologie. Er befürchtete jedoch, den Ansprüchen der Weißen nicht gerecht zu werden und lernte umso mehr, wodurch er dieses mit einem Bachelor of Divinity 1951 als Jahrgangsbester abschloss. Hiernach begann Martin Luther King als Pfarrer in Montgomery, Alabama, zu arbeiten. 

Mitte der Fünfzigerjahre begannen erste Proteste gegen die Apartheid. In Montgomery, Kings Wohnort, weigerte sich die afroamerikanische Bevölkerung unter ihnen die Bürgerrechtlerin Rosa Parks, auf ihre Sitzplätze im Bus zugunsten der Weißen zu verzichten. Martin Luther King, damals 26 Jahre alt, wurde zum Leiter einer Gruppe ernannt, die den sogenannten Boykott organisierte: Die Southern Christian Leadership Conference (SCLC). Anschließend kündigte er seine Pfarrstelle in Montgomery und zog zurück nach Atlanta zu seinem Vater. Von hier aus bereiste er den amerikanischen Süden, um Reden zu halten und weitere friedliche Protestaktionen zu organisieren unter anderem die “Freedom Rides” in Georgia bei denen Schwarze gewaltfrei in kleinen Gruppen gegen die Apartheid im öffentlichen Raum demonstrierten. Die landesweiten Proteste zeigten Wirkung – Im Juni 1963 legte Präsident John F. Kennedy den "Civil Rights Act" vor, der die weitgehende landesweite Gleichberechtigung vorsah.

I have a dream – Sternstunden der 68er

Bis heute wird ein besonderes Ereignis immer wieder mit Martin Luther King in Verbindung gebracht. Wir schreiben den 28. August 1963 in Washington, DC. Über 250.000 Menschen haben sich auf den Stufen und auf dem Platz vor dem Lincoln Memorial versammelt. Sie sind dem Aufruf zum “March on Washington” für Arbeit und Freiheit gefolgt, um für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung zu demonstrieren. Zu diesem Anlass hielt King vor 60 Jahren vor der tobenden Menschenmenge eine Rede, die bis heute als die Beste der wichtigsten 100 politischen Reden Amerikas gilt. “Von der Aufmerksamkeit, die er erhält, kann es der Marsch mit der Mondlandung aufnehmen", so Historiker William G. Thomas. Seine legendäre Rede wurde unter dem Titel “I have a dream” (auf Deutsch: “Ich habe einen Traum”) bekannt. Martin Luther King drückt in ihr seinen Schmerz und die Sehnsucht nach Gleichberechtigung und Emanzipation der Afroamerikaner:innen aus. “Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden”, so seine Verkündung “Ich habe einen Traum", predigt King. 

King gelang es in seiner Rede die Bürgerrechte für die Afroamerikaner:innen einzufordern, ohne gegen die weiße Bevölkerung der USA Stimmung zu machen. Er verbindet Ideen der Bibel und der Unabhängigkeitserklärung mit den Anliegen der Afroamerikaner:innen und konstatiert, dass die Vereinigten Staaten erst dann ihren Gründungsidealen entsprechen wird, wenn die Rechte, die in der Unabhängigkeitserklärung eingefordert werden, für alle Bürger und Bürgerinnen gelten.

Martin Luther Kings Kampf für die Umsetzung der Gleichberechtigung hatte Erfolg. Nur ein Jahr nach seiner berühmten Traum-Rede wurde in den USA per Gesetz die Apartheid aufgehoben und wenig später das uneingeschränkte Wahlrecht für die gesamte schwarze Bevölkerung verabschiedet. Kings Strahlkraft sorgte für weltweites Aufsehen. Für seinen gewaltlosen Widerstand erhielt King 1964 die größte Auszeichnung, die die Menschheit zu vergeben hat – den Friedensnobelpreis.

Was ist geblieben von seinem Traum?

Heute gilt für Afroamerikaner:innen und Weiße formal gleiches Recht. Fast 60 Jahre nach dem „Marsch auf Washington“ 1963 hat sich in Sachen Gleichberechtigung in den USA einiges getan – nicht zuletzt durch den ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama. Doch zeigen die Entwicklungen der vergangenen Jahre – die anhaltende Polizeigewalt gegen Schwarze, die alltägliche Diskriminierung und die immer noch vorherrschende soziale Schere zwischen Schwarz und Weiß, dass die US-amerikanische Gesellschaft diesen Traum noch nicht gänzlich lebt. Die „Washington Post“ hat ermittelt, dass schwarze Amerikaner:innen deutlich häufiger von der Polizei erschossen werden als weiße: Obwohl sie nur 13 Prozent der US-Bevölkerung stellen, hat jedes vierte Opfer eine schwarze Hautfarbe. Die Tötung von George Floyd durch den weißen Polizisten Derek Chauvin im Mai 2020 markierte einen traurigen Höhepunkt und sorgte für weltweite Anteilnahme und Proteste. Heute stehen vielmehr Polizeigewalt und struktureller Rassismus im Zentrum der weltweiten Proteste, die nicht zuletzt durch die antirassistische Bewegung Black Lives Matter, die 2020 ihren Höhepunkt erreicht hat, an Bedeutung gewinnen. Zudem gibt es zahlreiche soziologische Studien der vergangenen Jahre, die den Schluss nahelegen, dass die durch den Civil Rights Act eingeleitete “Durchmischung” (desegregation) der amerikanischen Gesellschaft inzwischen zum Stillstand gekommen ist und sich insbesondere an öffentlichen Schulen abzeichnet. Viele Programme der sogenannten Affirmative Action sollten die Benachteiligungen der Afroamerikaner:innen kompensieren, indem sie ihnen beispielsweise Studienplätze reservierte. Doch bis heute ist die weiße Mehrheitsbevölkerung im Schnitt wohlhabender, höher gebildet und gesünder. Die Erfüllung von Martin Luther Kings Traum ist also noch lange nicht erreicht.

Der Februar gilt in den Vereinigten Staaten und Kanada als Black History Month oder African American History Month. Während dieser Zeit werden wichtige Persönlichkeiten der Geschichte für ihre Beiträge zur Gleichberechtigung, ihre Bemühungen um die Entwicklung starker Gemeinschaften und ihre Gaben zur kulturellen Bereicherung und Unterhaltung aller anerkannt und in Erinnerung gerufen. Martin Luther King wird hier ebenfalls jährlich für seine Errungenschaften angedacht. Seine Redebeiträge eignen sich aufgrund der anhaltenden Aktualität hervorragend in diversen Unterrichtsfächern. Für den Religionsunterricht lassen sich die Textbausteine zu seinen gewaltlosen Aktionen aus den “Jahresringen” der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen in den Unterricht einbauen. Die Schüler:innen sollen dabei Aggressionen in unserer Lebenswelt wahrnehmen, herausfinden, wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit, Gewalt und Aggression fördert und lernen Martin Luther King als einen Menschen kennen, der aufgrund seines Glaubens Gewalt erkennt, beim Namen nennt und dagegen angeht. Einen Audiobeitrag mit Unterrichtsvorschlägen für den Geschichts- und Ethikunterricht stellt der BR zur Verfügung. Der Beitrag schildert den Aufstieg Martin Luther Kings und wirft gleichzeitig auch ein Schlaglicht auf die Gesellschaft in den USA der 1960er Jahre, wobei deutlich wird, dass der Mord zwar das Leben von Martin Luther King zu zerstören vermochte, seine Ideen aber keineswegs.

Habt ihr das Leben des Martin Luther King schon einmal im Unterricht behandelt? Was waren eure ersten Eindrücke von seiner geschichtsträchtigen “I have a dream” Rede? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

204 Minuten – JIM-Studie untersucht Internetverhalten von Jugendlichen

Die durchlebte Pandemie hat engen Kontakt zu digitalen Medien geschaffen. 2022 hat die Internetnutzung von Jugendlichen erstmals wieder vorpandemisches Level erreicht. Wie das Netz die Freizeit der Jugend heute durchdringt, zeigen Ergebnisse der JIM-Studie.
Von
Franziska Bach
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January 2023
15.1.2023
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Stuttgart. Ein Großteil von uns ist täglich im Netz unterwegs. Die weltweite Verbreitung des Internets hat Einzug in die meisten Lebensbereiche gehalten und ist vor allem zum Tummelplatz der heranwachsenden Bevölkerung geworden. Aber weichen Freizeitpläne deshalb zunehmend der ständigen Mediennutzung? Seit 1998 geht die JIM-Studie im jährlichen Turnus dem Medienumgang der Zwölf- bis 19-Jährigen nach. Ergebnisse der aktuellen Erhebung für 2022 des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest liefern unerwartete Einsichten in den Wandel der letzten pandemiegeprägten Jahre von 1.200 befragten Jugendlichen. 

Für die Kommunikation mit Freunden, Gaming, Unterhaltung bis hin zur Informationssuche gehen Jugendliche online. Seit 2020 ließ die Corona-Pandemie Freizeit- und Medienaktivitäten, auch ohne genaue Zahlen zu sehen, spürbar ansteigen. Im Jahr 2020 erreichte sie ihr Hoch bei 258 Minuten pro Tag. Im Folgejahr 2021 war ein minimaler Rückgang der durchschnittlichen Onlinezeit zu beobachten (241 Minuten). Erst im letzten Jahr näherte sich die tägliche Nutzungszeit wieder der vor Pandemiebeginn an. Dies spiegeln die 2022 erhobenen Daten der JIM- Langzeitstudie wider: “Jugendliche verbringen in ihrer Freizeit täglich durchschnittlich 204 Minuten online”, womit sich diese jetzt wieder auf dem Niveau von 2019 (205 Minuten) befindet. 

84 Prozent der repräsentativ Befragten waren letztes Jahr täglich im Netz unterwegs. Das sind 5 Prozent weniger als noch 2020. Nur 6 Prozent nutzen das Internet seltener als vorher, wobei das Geschlecht dabei kaum Einfluss nimmt. Allerdings erhöht sich mit steigendem Alter der Jugendlichen die Internetnutzung signifikant. Zwölf- bis 13-Jährige verbringen im Schnitt 13 Prozent weniger Zeit im Internet als 18- bis 19-Jährige. Die Daten bilden weiterhin ab, dass Gymnasiast:innen mit einer erhöhten Tagesnutzung (88 Prozent) gegenüber Jugendlichen an Haupt- und Realschulen (80 Prozent) auffallen. Daneben ist allen gemeinsam, dass Desinformation und Beleidigungen zum digitalen Alltag gehören. Über 50 Prozent aller medienaffinen Jugendlichen geben an, täglich Fake-News zu begegnen. Ein Drittel der Befragten wurde im letzten Jahr mit Hassbotschaften konfrontiert. 

Ergebnisse der JIM-Studie 

An erster Stelle vermittelt uns die JIM-Studie ein sich veränderndes Bild nach der Pandemie. Über vier Stunden pro Tag waren Jugendliche zeitweise vom Internet begleitet. Dass dieser Wert wieder bei dreieinhalb liegt, ist als Fortschritt zu sehen, allmählich zu gewohnten Lebensverhältnissen vor der Pandemie zurückzukehren. Heute treffen sich Jugendliche wieder mehr mit Freunden und besuchen Sportveranstaltungen. Anders als bei den übrigen Altersgruppen nutzen sie dafür die Werktage, um ihre neu gewonnenen Freiheiten auszuleben, denn der meiste Webkonsum findet laut eigenen Angaben bei der Hälfte der Jugendlichen vor allem an den Wochenenden statt.

Neben der jährlichen Standortbestimmung werden die Daten zur Erarbeitung von Strategien und Konzepten im Bereich Bildung verwendet, wodurch eine kontinuierliche Untersuchung allgemeiner Medienentwicklungen und aktueller Trends erfolgt. Die JIM-Studie entstand aus der Zusammenarbeit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und wird dieses Jahr in den Monaten Juni und Juli fortgesetzt.

Wir sind gespannt, ob die Mediennutzung weiterhin abnimmt oder ein neues Maximum der Internetzeit erreicht werden kann. Was sagt ihr zu 204 Minuten Internetzeit? Schreibt es in die Kommentare!

Lehrerverbandspräsident Meidinger sorgt mit Forderung nach Migrationsquoten für Kontroverse

Der Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger fordert eine Migrationsquote an Schulen. Das sorgt für heftigen Diskussionsstoff innerhalb der Gesellschaft. Die Stimmen zum Vorschlag und was die Ausschreitungen an Silvester damit zu tun, lest ihr hier.
Von
Armend Kokollari
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January 2023
13.1.2023
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Berlin. "Wir haben ein Integrationsproblem in Deutschland" – Mit diesen Worten wendet sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, an die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft und spricht sich für Quoten von Schüler:innen mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen aus. Meidinger zu Folge würde die Klassenleistung ab einem Anteil von 35 Prozent an Kindern mit Migrationshintergrund in einer Klasse die Klassenleistung überproportional abnehmen. Die Bildungsdebatte in Bezug auf Migration und Integration entbrannte seitdem neu auf und fordert die Bildungs- und Sozialpolitik zum Handeln auf.

Schaut man sich die Zahlen des Mikrozensus aus 2021 an, die auf einer repräsentativen Befragung von rund 810.000 Personen basieren, stellt sich die Frage, wie eine flächendeckende Umsetzung der Migrationsquote stattfinden soll. Auswertungen zeigen, dass heute bereits mehr als ein Drittel (rund 39 Prozent) der Schüler:innen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland über einen Migrationshintergrund verfügen. Wie genau ein Migrationshintergrund sich eigentlich definiert, ist ebenso unklar. Oft wird darunter verstanden, dass mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Die rechtliche Ausgestaltung einer solchen Quote wirft juristische Fragen auf. So darf laut Grundgesetz in Deutschland niemand aufgrund “seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden”. Auch Schulen als öffentliche Institutionen müssen diese Gleichheit gewährleisten.

Wie Meidinger erklärte, benötige erfolgreiche Integration “verpflichtende vorschulische Förderung, flächendeckende Sprachstandtests und Migrationsquoten”. Seiner Auffassung nach gelinge Integration nicht, wenn zum Beispiel in Klassen an Brennpunktschulen 95

Prozent nichtdeutsche Schüler vertreten sind. Darüber, wie hoch die Quote genau sein sollte, äußerte sich Meidinger bisher nicht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hingegen hält nichts von dem Vorschlag einer Migrationsquote. Sie glaube nicht, dass man "die Probleme mit Quoten löst", sagte sie in einem RTL-Interview. Wie Faeser betonte, müssten Problemviertel lokalisiert werden, in denen Bildung und Integration nicht funktionieren, um dann gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Auch NRW-Landtagsabgeordnete Dilek Engin (SPD) spricht sich gegen den Vorschlag Meidingers aus. Ihrer Auffassung nach seien die Probleme im Schulsystem andere – Lehrkräftemangel, marode Schulen, überfüllte Klassen, nicht entschlackte Lehrpläne und eine defizitäre digitale Infrastruktur müssten angegangen werden, um ChancengleichheiVorsitzende des Grundschulverbands Edgar Bohnt an unseren Schulen zu gewährleisten. “Wir leben in Deutschland bereits seit langer Zeit in einer multikulturellen Gesellschaft. "Als Spiegelbild dessen ist ebenso selbstverständlich auch unsere Schülerschaft zusammengesetzt", bekräftigt sie. 

Jüngst positionierte sich CDU-Chef Friedrich Merz in der ZDF-Talkshow Markus Lanz zur Sicherheits- und Migrationspolitik an Schulen. Anlass dafür waren vor allem die Ausschreitungen und Angriffe in der Silvesternacht an verschiedenen Orten, darunter besonders in Berlin, gegenüber Rettungskräften und Polizei, wodurch eine Debatte über Migration und Rassismus ausgelöst wurde. Merz sieht mangelnde Integration als einen wesentlichen Grund für die Ausschreitungen. Für den CDU-Chef ist das Anlass zur verbalen Offensive: “Wir sprechen hier über Leute, die eigentlich in Deutschland nichts zu suchen haben”. Er fordert verbindliche Sprach- und Einschulungstests für alle Kinder in Deutschland, da Lehrer:innen in den Grundschulen “verbale Gewalt” erleben und verweist damit insbesondere auf arabischstämmige Familien. Lehrerverbandspräsident Meidinger stimmte Merz Aussagen zu: “Kinder trügen teilweise Einstellungen von zu Hause in die Schulen hinein und es komme vor, dass Väter sich weigerten, mit weiblichen Lehrkräften zu reden”. 

Der deutsche Grundschulverband kritisierte die Äußerungen von Merz. So entgegnete dessen Vorsitzender Edgar Bohn diese wie folgt: “Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend”. Ihm sei bekannt, dass es immer wieder vereinzelt Eltern gibt, die unabhängig von deren Status und Herkunft unangemessen gegenüber Lehrkräften der Grundschulen unabhängig von deren Geschlecht auftreten.

Ob die  Einführung einer Migrationsquote an Schulen realisierbar ist, bleibt vorerst offen. Verbände und Politiker:innen sind sich nach wie vor uneinig und die Bewertung des Vorschlags sorgt weiterhin für große Meinungsverschiedenheiten. Zuletzt wurde das Thema Integration auf einem Jugendgipfel in Berlin diskutiert, der im Nachgang der Silvester-Randale ins Leben gerufen wurde. Die dort vertretenen Experten aus der Integrations- und Sozialarbeit kamen zu dem Ergebnis, dass mehr finanzielle Mittel zur Präventionsarbeit in die Hand genommen werden müssen. Welche Vorschläge die anderen Bundesländer hierzu vorsehen, ist derzeit noch ungewiss.

YouTube Kanäle für euren Deutsch Unterricht

Deutsch ist keine einfache Sprache. Wenn die Schüler:innen dann noch komplexe Texte und Literatur verstehen müssen, fällt es vielen nicht mehr so einfach, mitzukommen. YouTube-Videos für den Deutschunterricht können da helfen.
Von
Luisa Janosch
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January 2023
13.1.2023
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Neben der Lese-, Schreib-, Sprech- und Hörkompetenz beschäftigen sich Lehrer:innen und Schüler:innen im Deutschunterricht auch mit deutschsprachiger Literatur, sowie Weltliteratur aus den letzten Jahrhunderten. An der Tagesordnung im Deutschunterricht stehen Gedichte analysieren, Kurzgeschichten schreiben und Sachtexte bearbeiten. Eine ganze Menge an Wissen, welches vermittelt werden will. Das fällt nicht allen Schüler:innen leicht. Gerade Schüler:innen mit Migrationshintergrund haben öfter Schwierigkeiten, im Deutschunterricht mitzukommen. YouTube Videos können dazu beitragen, schwierige Themen über ein anderes Medium leichter zu verstehen. Welche Kanäle wir empfehlen, erfahrt ihr hier.

Lernfoerderung

“Lernfoerderung” ist der Kanal von Uta Reimann-Höhn. Sie stellt seit 1997 kostenfreie, pädagogische Lerntipps zur Verfügung und ist seit 2009 auf YouTube aktiv. Bei der gelernten  Diplom-Pädagogin, Autorin, Chefredakteurin und Lerntherapeutin geht es um die Fächer Mathe und Deutsch, aber auch um allgemeine Lerntipps. Schwerpunkt des Kanals sind allgemeine Lerntipps, wie beispielsweise “7 einfache Schritte für eine gute Zusammenfassung” oder “Aussagekräftige Verben für den perfekten Aufsatz”. Die Autorin nutzt eine leicht verständliche Sprache und geht Schritt für Schritt in ihren Videos vor. Der Kanal eignet sich somit gut für die Sekundarstufe 1, da er die “Basics” behandelt und allgemeingültige Tipps und Tricks gibt, wie die gezielte Verwendung verschiedener Verben in Texten. 

YouTube: Lernfoerderung

Deutsch verstehen

“Deutsch verstehen” ist ein YouTube Kanal, derversucht, Schüler:innen die deutsche Sprache näher zu bringen und verständlicher zu machen. Die Videos helfen beim Deutsch sprechen, hören, lesen und schreiben und sind besonders gut für Schüler:innen geeignet, die nach Deutschland gekommen sind und die Sprache anfangen zu lernen, oder anhaltend mit dem Verständnis der Sprache Schwierigkeiten haben. Seit 2018 produziert “Deutsch verstehen” Videos und zählt mittlerweile über 51 Millionen Aufrufe. Mit animierten Figuren erklärt der Channel langsam die Sprache auf eine einfache und witzige Art und Weise. 

YouTube: Deutsch verstehen

Sommers Weltliteratur to go

Sommers Weltliteratur to go” ist ein alter Hase unter den Deutsch YouTube-Kanälen. Seit 2009 lädt Sommers Weltliteratur to go regelmäßig Videos auf seinem Kanal hoch und hat damit fast 26 Millionen Aufrufe und über 160.000 Abonnenten erreicht. Mit Playmobil Figuren stellt er wöchentlich ein Werk aus der Weltliteratur vor und erreicht, gepaart mit seinem selbsternannten “platten Humor”, interessierte Zuschauer:innen. Die Werke stellt der Youtuber in knappen und einfach gehaltenen Zusammenfassungen vor. 

Die Playmobil Figuren stellen die Charaktere aus literarischen Werken dar. Seine Videos erreichen einhunderttausende Aufrufe, wobei seine beliebtesten Videos die Klassiker “Faust to go” und “Nathan der Weise” sind. Wenn ihr wissen wollt, wie man diese Videos gezielt auch im Unterricht einsetzen kann, schaut gerne hier vorbei. 

YouTube: Sommers Weltliteratur to go

Die deutsche Sprache ist definitiv keine einfache Sprache und viele Schüler:innen haben ihre Schwierigkeiten mit dem Fach. Aber auch für Lehrer:innen ist die Plattform für den Unterricht geeignet. YouTube-Videos helfen Lernenden, die Thematiken besser oder vielleicht sogar einfacher zu verstehen und geben hier und da eine Art kostenfreie Nachhilfe.

Weitere Empfehlungen aus unserer YouTube Kanal-Reihe für Mathe, Biologie, Politik oder Ethik findet ihr bei uns. Habt ihr schon einmal YouTube Videos für den Deutschunterricht genutzt? Wenn ja, wie ist eure Erfahrung? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

Europa EdTech – das Ranking der 200 wichtigsten Startups im Bildungswesen

HolonIQ hat die jährliche Liste der 200 vielversprechendsten EdTech-Startups veröffentlicht. Fast die Hälfte der diesjährigen Liste ist im Personalsektor tätig. Welche Startups digitale Bildungsprozesse weiter vorantreiben, erfahrt ihr im Artikel.
Von
Katja Kraffzik
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January 2023
12.1.2023
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New York. Das Analyse-Unternehmen “HolonIQ” hat mit dem Ranking “EdTech Europe” in diesem Jahr wieder die 200 vielversprechendsten EdTech-Startups, wie Nachhilfe-Apps oder E-Learning-Plattformen, aus Europa vorgestellt. Die Liste konzentriert sich auf die Identifizierung junger, schnell wachsender und innovativer Lern-, Lehr- und Weiterbildungs-Startups in ganz Europa. Wir stellen euch die Ergebnisse vor. 

Unter dem Begriff EdTech lassen sich innovative und technologieorientierte Unternehmen und Startups zusammenfassen, die Lösungen, Services und Produkte im Bereich der Lern- und Bildungsanwendungen anbieten, um zum Beispiel bessere Lernerfahrungen zu machen.

HolonIQ wurde 2018 gegründet und verfolgt das Ziel, Entscheidungsträger aus den Sozial- und Umweltsystemen der Welt, wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Energie und ökologische Nachhaltigkeit mit ihrer Plattform zu unterstützen.

Ergebnisse des Edtech Startup Rankings

Das 2022 Europe EdTech 200 Ranking zeigt, dass Lösungen zur Unterstützung der Infrastruktur für das Lernen und Organisieren von Bildungsprozessen 20 Prozent der diesjährigen Liste ausmachen, da Institutionen und Unternehmen bestrebt sind, ihre digitalen Initiativen voranzutreiben. Es dominieren Plattformen und Lernumgebungen, einschließlich solcher, die zur Unterstützung von gemischten (Rise Up, FeedbackFruits), Mikro- und mobilem Lernen (Code of Talent) und Kreation beitragen. Startups, die sich auf Arbeitskräfte, Fähigkeiten und Jobs konzentrieren, machen weitere 20 Prozent aus.

Die Mehrheit der diesjährigen Liste betreibt ein Direct to Consumer Modell mit Startups, die das Sprachenlernen (AllRight, Beelinguapp, Tandem), Bildungsressourcen und Studienunterstützung (Plume, Sharpen, Wuolah) sowie die Direct to Learner Ausbildung unterstützen möchten. Buisness to Buisness Modelle unterstützen Schulen, Universitäten und Unternehmen bei der Erfassung und Entwicklung von Talenten (CoachHub, SkillGym,TechWolf), Bewertung und Feedback (Nurture) und Lehrerunterstützung (Kimple Education).

Das Ranking weist ein ausgewogenes Verhältnis von Altersprofilen mit einer starken Gruppe von Unternehmen in der Wachstumsphase auf. Ein Viertel der Unternehmen auf der Liste wurden vor weniger als 3 Jahren gegründet. 44 Prozent der genannten Unternehmen befinden sich in der Wachstumsphase von vier bis sechs Jahren, darunter die immersiven Lernlösungen Uptale, Virti und Moonhub. Festgestellt wurde auch, dass die größeren Märkte Großbritannien, Frankreich und Deutschland die Liste dominieren, mit größer werdenden Anteilen aus Spanien und Italien. 

 “Noch nie war der Einsatz höher, noch nie war die Chance größer. Regierungen, Hochschulen, Unternehmen und Investoren auf der ganzen Welt benötigen relevante, vertrauenswürdige und global vernetzte Daten und Erkenntnisse, um Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen, die die Zukunft der Menschheit prägen werden”, so die Idee der Gründer:innen der Plattform HolonIQ.

Bildung online: Wie man hochwertige Lernvideos erkennt

Immer mehr Schülerinnen und Schüler unterstützen ihren Lernprozess mit Erklärvideos, die sie in den meisten Fällen bei YouTube finden. Lerntherapeutin und Pädagogin Uta Reimann-Höhn erklärt, woran ihr hochwertige Lernvideos erkennen könnt.
Von
Redaktion
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January 2023
11.1.2023
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Immer mehr Schülerinnen und Schüler unterstützen ihren Lernprozess mit Erklärvideos, die sie in den meisten Fällen bei YouTube finden. Lernvideos haben sehr viele Vorteile. Sie sind in der Regel kurz und leicht verdaulich, mit anschaulichen Grafiken unterlegt und bringen das Thema schnell auf den Punkt. Zu jedem Lerninhalt gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Videos, die jeweils auf eine andere Art und durch einen anderen Vermittler den Lernprozess unterstützen. Außerdem sind sie kostenlos, können beliebig oft angesehen werden und sind zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar. Ein Gastbeitrag von Uta Reimann-Höhn

Erklärvideos nicht boykottieren, sondern mitmachen

Schulen und Universitäten können da nicht mithalten. Und sie sollen es auch gar nicht, sondern viel eher Lernvideos zur Ergänzung des Unterrichts nutzen.

Warum einen Prozess verhindern wollen, der nicht mehr aufzuhalten ist? Viel sinnvoller ist es doch, den Schülerinnen und Schülern und den Studierenden Kriterien an die Hand zu geben, wie sie gute von schlechten Lernvideos unterscheiden können. Und darum geht es in diesem Beitrag.

Das Angebot an Lernvideos ist gigantisch.

Täglich werden Tausende von neuen Lernvideos in 80 verschiedenen Sprachen produziert und auf die Plattform YouTube hochgeladen. Mit über 2 Milliarden Nutzerinnen und Nutzern gehört YouTube zurzeit zu den beliebtesten sozialen Netzwerken und hat sich zu einer mächtigen Suchmaschine entwickelt.

Die Vielzahl der angebotenen Videos zu den verschiedensten Themen macht es gar nicht so leicht, hier das Passende zu finden. Unabhängig von der Qualität des Inhaltes, die selbstverständlich stimmen muss, gibt es sieben äußere Faktoren, auf die Schülerinnen und Schüler zunächst einmal achten sollten.

7 äußerliche Kriterien, die ein gutes Lernvideo ausmachen

1. Das Video ist gut strukturiert und klar gegliedert.

2. Es verwendet visuelle Hilfen, Grafiken, Tabellen, Animationen oder Diagramme, um den Inhalt zu veranschaulichen.

3. Es konzentriert sich auf das Thema und schweift nicht in unwichtige Detailfragen ab.

4. Es ist klar verständlich und spricht ihre Zielgruppe auf eine natürliche Art an.

5. Es enthält Übungen oder Aufgaben, um das Gelernte zu vertiefen. Entweder direkt im Video oder als kostenloser Download auf einer begleitenden Internetseite.

6. Sowohl die Ton- als auch die Bildqualität eines Lernvideos sollte aktuellen Standards entsprechen.

7. Komplexe Themen sollten in mehrere Videos aufgeteilt sein, da die Aufmerksamkeitsspanne nach wenigen Minuten stark nachlässt.

Alle diese Punkte sind für einen optimalen Lernprozess sehr wichtig. Eine klare Gliederung und Struktur helfen den Schülerinnen und Schülern dabei, sich auf den Inhalt des Videos einzustellen. Daher beginnen gute Lernvideos steht’s damit, den folgenden Inhalt kurz vorzustellen. Dieser wird dann Schritt für Schritt erklärt. Dabei geht es zunächst immer um die Grundlagen, die eventuell durch Details ergänzt werden können.

So können Schülerinnen und Schüler die Qualität eines Lernvideos testen

Noch wichtiger als eine professionelle Darstellung ist natürlich der Wahrheitsgehalt des Lernvideos. Selbst hoch professionell gestaltete Erklärvideos können falsche Inhalte enthalten. Dies zu überprüfen sollte selbstverständlich sein und muss den Schülerinnen und Schülern unbedingt vermittelt werden.

5 Anhaltspunkte für gute Qualität:

1. Ein großer Kanal mit vielen Abonnenten und zahlreichen Videos ist häufig vertrauenswürdiger als ein kleiner Kanal.

2. Große Kanäle haben viele Kommentare zu den entsprechenden Videos, aus denen sehr gut heraus zu lesen ist, wie es um die Qualität des Videos bestellt ist. Besonders gut ist es, wenn Videos dieses Kanals bereits von Lehrerinnen und Lehrern im Unterricht genutzt werden oder als Hausaufgabe aufgegeben werden.

3. Jeder seriöse YouTube Kanal hat ein Impressum, in dem der oder die Verantwortliche für den Inhalt zu finden sind. Bei Schulvideos sind erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen zunächst vertrauenswürdiger als unbekannte Creator.

4. Wenn der Kanal bereits viele hervorragende Videos produziert hat, ist anzunehmen, dass auch die Qualität der anderen Videos hoch ist.

5. Von Gleichaltrigen oder Klassenkameraden oft geteilte Videos sprechen ebenfalls häufig für gute Qualität.

Wer unsicher ist, sollte sich mehrere Videos von unterschiedlichen Kanälen zum gleichen Thema ansehen und die Informationen vergleichen.

Und dann ist da noch der persönliche Aspekt...

Lernvideos werden in der Regel von einer Person präsentiert, die in Ton und oft auch in Bild und Video auftaucht. Die Stimme dieser Person oder deren Erscheinungsbild stößt, wie im echten Leben auch, auf unterschiedliche Akzeptanz. Viele Nutzer von Erklärvideos vertrauen einer Person, mögen deren Stimme und fühlen sich von der Art der Präsentation der Videos angesprochen. Anderen wiederum gefällt das nicht und sie suchen sich einen anderen Kanal. Über die Jahre entstehen hier Bindungen, auch durch Interaktion über Kommentare oder durch Live-Chats, die sehr stark sein können.

Wie finden Schülerinnen und Schüler das passende Video?

Zunächst einmal werden die meisten Lernvideos über die YouTube Suche gefunden. Der YouTube Algorithmus zeigt dabei beliebte und möglichst lang angesehene Videos an oberster Stelle an. Er berücksichtigt aber auch den Suchverlauf der suchenden Person. Lernvideos finden sich aber auch auf vielen Internetseiten, wo sie über YouTube eingebunden sind.

Häufig ist für das Ansehen eines Lernvideos ein gutes Thumbnail, also ein Vorschaubild, enorm wichtig. Diese Bilder werden ebenfalls vom Creator erstellt und sollten den Inhalt so genau wie möglich abbilden. Ein klar strukturiertes Thumbnail lässt auch auf ein klar strukturiertes Video schließen.

Haben Schülerinnen und Schüler erst mal einen Kanal gefunden, der ihre Frage so gut wie möglich beantworten oder erklären kann, können Sie diesen abonnieren. Zum einen finden sie den Kanal so schnell wieder, zum anderen werden sie stets über neue Videos dieses Kanals informiert. Wenn die Form der Video Erklärung beim Lernenden gut ankommt, wird dies vermutlich auch bei den nächsten Videos genauso sein.

Das sollten YouTuber wissen

⦁ Gute Lernvideo-Kanäle produzieren regelmäßig Content und verbessern ihre Qualität kontinuierlich. Alte Videos, die einen schlechtere Bild- oder Tonqualität haben, werden selten gelöscht, sondern einfach wieder neu und besser produziert.

⦁ Gute Videokanäle haben nicht nur strukturierte Videos, sondern sie sind selber gut aufgeräumt und übersichtlich. Die angebotenen Themen sollten in Playlists sortiert sein, damit gerade bei großen Kanälen die Suche nach einem Thema oder einem neueren Video zum Thema leicht ist.

⦁ Die Präsentation eines Lernvideos kann ganz individuell genutzt werden. Da so ein Erklärvideo für sehr viele und sehr unterschiedliche Lernende produziert wird, ist es sicherlich für einige zu schnell und für andere zu langsam. Hilfreich ist dabei die Möglichkeit, das Video schneller oder langsamer abspielen zu können. Und selbstverständlich können einzelne Stellen angehalten und wiederholt angesehen werden.

Die AutorinMein Name ist Uta Reimann-Höhn, ich bin Diplom Pädagogin und Lerntherapeutin und betreibe mit Begeisterung den YouTube Kanal www.youtube.com/lernfoerderung mit derzeit rund 1000 Erklärvideos rund ums Lernen. Ich veröffentliche jede Woche zwei neue Videos und gehe dabei auch gerne auf Wünsche meiner Abonnenten ein.

Wie können Schulen das Thema Islam im Unterricht behandeln?

Viele Lehrkräfte in Deutschland sind unsicher im Umgang mit dem Thema Islam – und wünschen sich mehr Informationsmaterial und Hilfestellung. Das Museum für Islamische Kunst Berlin macht vor, wie’s geht – und bietet Lehrkräften bundesweit Unterstützung an.
Von
Redaktion
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January 2023
10.1.2023
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Berlin, 14. Dezember 2022 – Viele Lehrkräfte in Deutschland sind unsicher im Umgang mit dem Thema Islam – und wünschen sich mehr Informationsmaterial und Hilfestellung. Das Museum für Islamische Kunst in Berlin stellt Schulen und außerschulischen Lernorten deshalb ab sofort vielfältige transkulturelle Bildungsangebote kostenlos zur Verfügung.  Das Ziel: Lehrkräfte, Pädagog:innen der Jugendarbeit und Schüler:innen, aber auch Schulbuchredaktionen sollen für Stereotype sensibilisiert werden und sich ein vielseitigeres Bild islamisch geprägter Kulturen machen können. Gefördert wurde das Projekt unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Unterstützt wird es von der Unabhängigen Beauftragten für Antidiskriminierung Ferda Ataman.

„Mit den Bildungsangeboten möchten wir einen Beitrag zu einer wertschätzenden, inklusiven Gesellschaft leisten und populistischen und extremistischen Narrativen entgegenwirken“, erklärt Prof. Dr. Stefan Weber, Islamwissenschaftler und Direktor des Museums, das im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin beheimatet ist.  „Wenn man sich die historisch gewachsenen transkulturellen Verflechtungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt bewusst macht, dann stellt sich heraus, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns trennt“, so Weber weiter.

Das sieht auch die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung Ferda Ataman so: „Europa in der einen Ecke, die Islamische Welt weit weg in der anderen? Die Vorstellung stimmt heute nicht und war auch vor Jahrhunderten schon falsch. Trotzdem hält sie sich hartnäckig in den Köpfen und bildet den Nährboden für Diskriminierung. Genau hier setzt das Bildungsprojekt „Gemeinsame Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“ des Museums für Islamische Kunst an. Durch seine Unterrichtsmaterialien macht es transkulturelle Verflechtungen sichtbar, stellt falsche Vorstellungen von Fremdheit und Zugehörigkeit infrage und hilft so dabei, diskriminierende Einstellungen abzubauen.“

Unter Mitwirkung von Lehrkräften, Künstler:innen und Partnern wie dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut sind verschiedene Formate für unterschiedliche Bildungsakteur:innen entstanden, die im Bereich „Digitales Lernen“ des übergeordneten Online-Portals „Islamic·Art“ zu finden sind.

Das sind zum einen speziell an die Lehrpläne der Länder angepasste digitale Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4 bis 12 in zahlreichen Fächern wie Kunst, Musik, Ethik/Religion, Geschichte oder Politik. Zum anderen ergänzen digitale und analoge Workshop-Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte die Unterrichtsmodule. Für die außerschulische Bildungs- und Jugendarbeit stehen darüber hinaus die im Rahmen des Projekts TAMAM gemeinsam mit deutschen Moscheegemeinden erarbeiteten Materialien zur Verfügung.

Ergänzt wird das Angebot durch das historische Adventure Game REMEDIO (ab 15 Jahren), das die Spielenden auf eine abenteuerliche Erkundungsreise in die Welt des Wissens in Südeuropa, Nordafrika, West- und Zentralasiens im 14. Jahrhundert mitnimmt. Bildungseinrichtungen können das Spiel kostenfrei bestellen.

Für moderierte Diskussionsformate eignet sich die Toolbox „Gemeinsame Zukunft“. Interaktive Spiele und Übungen zu den Alltagsthemen Essen, Orte und Musik erleichtern den Zugang zu den Themenfeldern Migration, Mobilität und Transkulturalität sowie Ausgrenzung und Inklusion. Die Toolbox richtet sich an Schulen und Jugendeinrichtungen in Berlin und wird vor Ort kostenfrei durchgeführt.

„Für viele Lehrkräfte ist das Thema Islam im Unterricht eine Herausforderung“, sagt Abdurrahman Kulaç aus eigener Erfahrung. Der Lehrer für Geschichte, Politik, Geografie, Ethik und Biologie an der Wolfgang-Borchert-Schule in Berlin-Spandau hatte bereits die Möglichkeit, das Material zu begutachten. Sein Fazit: „Wissenschaftlich fundierte, praxisnahe Unterrichtsmaterialien, die sich ohne großen Aufwand auch digital und für verschiedene Fächer einsetzen lassen – das ist genau das, was wir als Pädagog:innen brauchen, um auch mit solchen Themen sicher umgehen zu können, die mit Stereotypen belastet sind.“

Die Göttinger Professorin Riem Spielhaus, Leiterin der Abteilung Wissen im Umbruch im Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, sagt über das Bildungsprojekt: „In den Schulbüchern liegt, wenn es um das Thema Islam geht, der Fokus weitgehend auf Extremismus und Terrorismus. Dabei ist es wichtig für das Zusammenleben, dass Kinder und Jugendliche auch das normale Leben des Islam – den Alltag, die Kunst und die Wissenschaften – kennenlernen. Wissen darüber kann gefährlichen Polarisierungen entgegenwirken. Es ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander.“

Auch Sozialaktivist und #metwo-Begründer Ali Can empfiehlt Schulen, die Bildungsangebote zu nutzen: „Algebra habe ich in der Schule nicht sehr gemocht. Doch das Thema wurde mir sympathisch als ich erfuhr, dass sein Ursprung bei arabischen Gelehrten liegt. Dann wurde ich neugierig und entdeckte so viele weitere Kulturgüter, Wörter, Entwicklungen, die ihren Ursprung in der muslimischen Welt haben. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung dafür. Genau das wollen die Bildungsmaterialien des Museums für Islamische Kunst bewirken“, so der kürzlich mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnete ehemalige Lehramtsstudent.

Danach gaben 19,42 Prozent der befragten Grundschul-, Sekundarschul- und Berufsschul-Lehrkräfte an, sie seien „sehr unsicher und mit dem Thema überfordert“, 13,99 Prozent von ihnen, sie seien „eher unsicher, ich wünsche mir mehr Material und Hilfestellung“, 18,72 Prozent antworteten, „sicher, ich habe das Thema im Unterricht bereits besprochen“. „Kann ich so pauschal nicht sagen“, antworteten 44,75 Prozent. Die Fragestellung lautete: „Wie sicher fühlen Sie sich, mit Ihren Schülerinnen und Schülern über den Islam zu sprechen?“

Weitere Informationen unter: http://www.smb.museum/gemeinsame-zukunft

Aris Auftrag – Eine Serie kämpft gegen Verschwörungstheorien an

Verschwörungserzählungen fordern unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus. Wie man ihnen auf zielgerichtete Weise argumentativ entgegen tritt, demonstriert die Aris Youtube Kampagne für junge Mediennutzende.
Von
Franziska Bach
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January 2023
10.1.2023
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Berlin. “Wahnsinn, was die Leute so erzählen! – Anzweifeln oder erstmal glauben, ausdiskutieren, ernst nehmen oder drüber lachen?” Wir empfangen durch unsere allgegenwärtige Internetnutzung und Social Media zunehmend mehr Inhalte, wodurch man  leicht an Fake News gerät. Da Verschwörungsglauben ein signifikantes Symptom von Krisen darstellen, reagiert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gemeinsam mit dem Team von modus|zad mit einer Kampagne gegen die digitale Verbreitung von Verschwörungserzählungen, die seit dem 4. Dezember 2022 auf Youtube zu sehen ist.

Das Videoprojekt nimmt sich dabei der angewandten Deradikalisierungsforschung an. Wie sich zeigt, erreicht faktenbasierte Kommunikation oft nicht die betroffenen Gesellschaftsgruppen. Die vierteilige Serie „Aris Auftrag“ vermittelt, wie Verschwörungstheorien erkannt werden können. Sie schildert auf kreative, unterhaltsame Weise mögliche Handlungsoptionen. Damit gelingt Aufklärung über die emotionale Involviertheit der Zuschauer:innen, ohne mit Druck überzeugen zu wollen. Dazu liefert die Kampagne passendes Begleitmaterial für Pädagog:innen zur Ausbildung von kritischer Medienkompetenz in hoher Erzähl- und Produktionsqualität, um Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Meinungsbildung zu stärken. 

Der Schlüssel von Aris ist die zielgruppengenaue Gestaltung der Narrative für junge Leute zwischen 12 und 17 Jahren. Damit soll der Youtube Kanal auf die Herausforderungen dieser Epoche aufmerksam machen und bietet eine Lernplattform zur Schulung eines sicheren Umgangs mit Verschwörungsideologien im Alltag. Basis dafür ist sogenanntes Storytelling, das auf neuesten Forschungserkenntnissen zur Wirkung von fiktiven Geschichten auf reale Meinungen fußt. Eine Heldengeschichte zur Rettung der Wahrheit, berichtet auf emotionaler statt argumentativer Ebene. Zusammen mit einem außerirdischen Charakter namens Ari wird stilistisch eine fiktive Anime-Comic-Geschichte aufgebaut, mit der Mission Desinformationen zu enttarnen und deren Verbreitung zu stoppen. Indem Ari von seinen Erfahrungen mit den weitreichenden Folgen digitaler Verschwörungserzählungen auf seinem Zukunftsplaneten berichtet, tauchen medienaffine Nutzer:innen in die Welt der gesellschaftlichen Ereignisse ein und lernen diese zu verstehen. Die Macher der Videos nutzen hierfür die subjektive Verbindung zu Ari. Dass Spaltung in der Gesellschaft Wirklichkeit werden kann, wenn Verschwörungserzählungen ihre Wirkung entfalten, gelingt ihnen über die bildhafte Darstellung eines solchen Szenarios. 

Quelle: Youtube Aris Auftrag Trailer by modus zad

Anknüpfungspunkte zu real kursierenden Verschwörungserzählungen gibt es dabei nicht. „Aris Auftrag“ ist ein rein abstraktes Narrativ, das für neutrale Diskussionen zum Thema sorgen soll. Die Kampagne ermöglicht Jugendlichen auf diese Weise einen sensiblen Zugang zu einem kontroversen Themenkomplex und macht sie mit Konsequenzen vertraut, wenn kritisches Denken ausbleibt. Mit den angebotenen Videos kann daran auf den Grund gegangen werden, wie genau derartige Theorien funktionieren, wer von ihnen profitiert und ob sie gefährlich werden können. Definitiv ein Youtube Channel, den man sich genauer anschauen sollte und Kausalzusammenhänge sowie vermeintliche Muster, die täglich unser Meinungsbild beeinflussen, erklären kann.

Fünf gute Gründe, Lehrer zu werden und zu bleiben

Stimmt die These, dass der Lehrberuf wirklich so unattraktiv ist, wie es von allen Seiten schallt? Eine kleine Erinnerungsstütze an jene, die schon dort arbeiten und eine Einladung an alle, dort anzufangen.
Von
Franziska Bach
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January 2023
9.1.2023
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Im neuen Jahr stehen einige Zeichen für unsere Gesellschaft anders. Von dieser Diagnose bleibt auch das Bildungssystem nicht unberührt. Selbst dieses wirkt krank. Was das Wasser für den Baum ist, sind es die Lehrkräfte für die Schulen. Sie versorgen das System Jahr für Jahr mit ihrem Wissen um Bildung und lassen Schulen aufblühen - Solche poetischen Metaphern bekommen Lehrende nicht oft zu hören. Ganz im Gegenteil, die gesellschaftliche aber auch menschliche Anerkennung von Lehrern scheint so weit unten wie noch nie. Lehrkräfte fühlen sich ihrem Arbeitsort dadurch immer weniger verbunden.

Nicht nur, dass es überall an motivierten Lehrern fehlt, auch die Aktiven können zwischen den Jahren nicht mehr aufatmen. “Manche Bundesländer gehen schon ungewöhnliche Wege, um mehr Menschen für diese Jobs zu motivieren.” Das Bildungswesen pflegt somit nicht gerade einen nachhaltigen Umgang mit seinen Lehrenden, sondern sieht diese als nachwachsenden Rohstoff, der niemals ausgehen wird. DLF Kultur schrieb zu Beginn des Jahres einen Artikel über tausend Lehrende, an denen es als überlebenswichtiger Stoff für das System mangeln wird. Aber warum heute noch Lehrer:in werden?
Wir nennen fünf Gründe zum Jahresauftakt, warum man sich immer wieder für den Lehrberuf entscheiden sollte.

1. Potenziale fördern und Sinn stiften

Unsere erste Wahl fällt definitiv auf den sozialen Hintergrund, mit Menschen zu arbeiten. Lehrer:innen sind prägend für die Entwicklung jeden Schülers und beeinflussen maßgeblich das frühe Leben. Schule ist daher ein wichtiger Baustein für die Gesellschaft und hält diese zusammen. Ein Teil davon zu sein und den Tag vieler Kinder zu einem besonderen zu machen, gibt ein unglaubliches Gefühl der Selbstwirksamkeit. Du zeigst Perspektiven auf, warum sich Lernen lohnt und hilfst ihnen dabei, zu mündigen Menschen heranzuwachsen. Der gemeinsame Weg dahin formt auch dich, denn du erlebst erinnerungswürdige Momente, aus denen du Lektionen für dein eigenes Leben ziehen kannst.

2. Pädagogische Freiheit und Autonomie

Nichts ist schöner, als nach dem Referendariat das erste Mal völlig in Ruhe und nach den eigenen Maßstäben seinen Unterricht zu planen. Danach trägst du pädagogische Verantwortung und wirst Schritt für Schritt immer selbstbewusster in deiner Arbeit. Zu merken, wie deine Schüler:innen dir Dank und Anerkennung für gelungene Stunden entgegenbringen, lässt dich immer mehr in deiner Rolle aufgehen. Wie du an dieses Ziel kommst, steht dir vollkommen frei, solange du den Leitlinien folgst. Egal ob mit Freiarbeit oder im Frontalunterricht. 

3. Kreativität und Abwechslungsreichtum

Keine Frage, der Lehrberuf bedarf einem kreativen und ideenreichen Geist. Denn wie du den Stoff in die Köpfe bekommst, ist dir überlassen. Klar helfen da Arbeitshefte und Bücher, aber es gibt unheimlich viele Methoden, mit denen du Feuerwerke erzeugen kannst, an die sich deine Klassen ewig erinnern werden. Neben all den schnelllebigen Ereignissen des Unterrichts ist es aber auch von Vorteil, Organisationstalent zu besitzen, denn nur dann bewahrt man den Überblick über die wilde Fahrt durchs Schuljahr. 

4. Bewegung und sozialer Kontakt

An einer Schule ist man generell immer in Bewegung und die Zeit vergeht wie im Flug. Langatmige Bürostunden gibt es in der Lehrer:innenwelt, außer beim Zeugnisse schreiben und Korrigieren, eher selten. Als Lehrkraft hast du unmittelbaren Kontakt zu Menschen, der echt und unverstellt ist. Es ist ein Beruf, in dem viel geredet wird und viel von deiner Energie abverlangt wird. Jedoch bist du nie allein, kannst viel für deine Schüler:innen bewirken und Werte vorleben. Jeden Tag erreichst du kleine Ziele und erntest die Früchte deiner Tätigkeit. Dabei handelt es sich nicht um Verkaufszahlen, sondern echte Menschlichkeit, Gefühle und Verbundenheit. 

5. Sichere Berufsaussichten 

Natürlich sind gute Chancen auf eine Einstellung nach dem Abschluss eine Orientierung für manche, die sich eine sichere Zukunft wünschen. Auch finanziell sieht es für Lehrkräfte nicht schlecht aus, vor allem, wenn man sich für die Verbeamtung entscheidet. Um eine Pleite des Betriebs braucht man nicht fürchten und gekündigt wird meist nur bei Härtefällen. Da alle ähnlichen Aufgaben nachgehen, kommt es außerdem kaum zu Konkurrenzen um Aufstieg und Neid nach gleichem Gehalt. 

Also Lehrer:in sein?

Der Lehrberuf ist eine Hingabe, der in hohem Maße die eigene Persönlichkeit und Einstellung beeinflusst. Lehrer:in sein und bleiben ist deshalb maßgeblich davon abhängig, ob man selbst dafür brennt. Wer sich dem Beruf aufgrund von reichlich Ferien hingibt, wird diesen nicht lange glücklich ausüben. Wir könnten noch 100 Gründe für den Beruf aufzählen. Was die Schulpolitik nun tun muss, ist die fundamentale Veränderung der Umstände, unter denen Lehrer:innen ihren Zielen für ihre Arbeit wieder nachkommen können, ohne sich selbst dafür aufzubrauchen. 

Unsere Autorin Franziska ist Lehrerin an Grundschulen. Sie möchte mit diesem Artikel das Image des Lehrberufs schützen und an dessen positive Seiten erinnern.

Gendern in der Schule: Gleichberechtigung oder doch nur Sprachverhunzung?

Sprache schafft Wirklichkeit heißt es - Ob und in welcher Form Sprache geschlechtersensibel sein soll, darüber scheiden sich die Geister nach wie vor. Wie steht es um die Einführung des Genderns in den Schulen?
Von
Armend Kokollari
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January 2023
7.1.2023
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Die Debatte um das Gendern ist in vollem Gange: In etlichen Artikeln und Talkshows, in den sozialen Medien und in der Wissenschaft wird über die Sinnhaftigkeit der Einführung von geschlechtersensibler Sprache seit Jahren leidenschaftlich diskutiert. Wir fragen uns, welche Rolle das Gendern heutzutage im Unterricht spielt oder spielen soll. Schließlich sind es die Schülerinnen und Schüler, die den Sprachwandel der Zukunft maßgeblich anstoßen und mitgestalten können. Kritische Stimmen verschiedener Ausprägungen sind tief in der Debatte verankert – viele sprechen von einer Sprachzensur oder dem Eindruck, ein Sprachkorsett auferlegt zu bekommen und führen dadurch zu vermehrten Widerstand gegen die neue Sprachform. Wir schauen auf die Entstehung des Genderns, stellen die Positionen verschiedener Befürworter:innen und Gegner:innen der geschlechtergerechten Sprache vor und möchten im Anschluss daran Empfehlungen für Schulen im weiteren Umgang mit der Thematik implizieren. 

Die Grundlagen des Genderns

Das Wort “gender” kommt aus dem Englischen und bedeutet Geschlecht. Wenn also vom “gendern” die Rede ist, geht es primär um geschlechtergerechte Sprache, mit der sich nicht nur Männer oder Frauen, sondern alle weiteren Geschlechtsidentitäten – das können intersexuelle oder auch nicht-binäre Menschen sein – angesprochen fühlen sollen. Zudem soll sie die Akzeptanz von Trans- und Intersexualität fördern. Viele Wörter in der deutschen Sprache gibt es in einer männlichen und in einer weiblichen Form, zum Beispiel: Lehrer und Lehrerin. Beim Schreiben oder Sprechen benutzen viele Menschen aber nur die männliche Form eines Wortes. Das sogenannte generische Maskulinum und zahlreiche Berufsbezeichnungen wie “Feuerwehrmann” oder “Krankenschwester” zeigen, dass unser Sprachgebrauch bis heute von stereotypen Vorstellungen über Geschlechter und den damit verbundenen Klischees geprägt ist. Gendergerechte Sprache kann verschieden aussehen: Die Nutzung von Paarformen (Schülerinnen und Schüler), neutrale Formen (Lehrkräfte) oder Genderzeichen wie dem Asterisk oder Doppelpunkt (* oder :), die im Mündlichen durch eine kurze Sprechpause ausgedrückt werden können - beim Wort Schüler:innen zum Beispiel vor dem Wortteil "-innen".

Die aufgeladene Debatte in und um Schulen

Die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie der Universität Leipzig findet, dass sich eine Auseinandersetzung mit geschlechtergerechter Sprache lohnt, da sie bedeutet sensibel zu sein, für verschiedene Realitäten, Differenzen und Diskriminierung. Diese Sprachsensibilität – die angesichts der soziokulturellen Vielfalt unter den Schüler:innen immer weiter zunehmen wird – kann damit zu einem wichtigen Hebel für mehr Respekt, Fairness und Anerkennung gegenüber den Mitmenschen werden. Sprache und Schrift als zentrales, wie komplexes System menschlicher Kommunikation beeinflussen unsere Wahrnehmung und Interpretation der Realität, die letztendlich in Haltungen und Verhalten resultieren. Hinzu kommen die Einstellung, Wertvorstellungen und Bedeutungen, durch die sie nicht neutral ist, und sich mit gesellschaftlichen Erwartungen und Entwicklungen verändert, so die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie. Sprache hat sich immer schon verändert. Während sich die Grammatik seit 200 Jahren kaum verändert hat, wandelt und wächst unser Wortschatz permanent. Wolfgang Klein, Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sagt: “In den letzten hundert Jahren hat sich der Wortschatz, der tatsächlich verwendet wird, um fast ein Drittel vergrößert, das ist schon gigantisch''. Außerdem lässt sich bei jungen Menschen eine Vermischung der Sprache mit neu hinzukommenden Anglizismen beobachten. In dieser Entwicklung spielt das Internet eine große Rolle und bereichert den Wortschatz nachhaltig. Sie wachsen beispielsweise mit Tiktok und Youtube auf. Sie sehen und hören Menschen, die anders sind als sie. Ein kurzes Reel kann genügen, um dem Begriff „Gendern“ eine erste Kontur zu geben. Die Offenheit und Neugier junger Menschen könnte von den Lehrkräften als Potenzial gesehen werden, die sprachlichen Normen in der Schule zu reformieren. Das Deutsche Schulportal zeigt auf, wie die Schulen diese umsetzen und mit Schüler:innen an ihrer Sprachsensibilität arbeiten können. Im Fach Deutsch, aber auch zum Beispiel im Geschichtsunterricht und in den sozialwissenschaftlichen Fächern können zusammen mit den Schüler:innen viele spannende Fragen bearbeitet werden: 

  • Wie kommt es, dass die Sprache lange Zeit ausschließlich das generische Maskulinum oder männliche Berufsbezeichnungen verwendet hat? 
  • Wie kam es dazu, dass man andere Formen aufgebracht hat? 
  • Wie stehe ich zur gendergerechten Sprache? 
  • Was bedeutet es, wenn ich von „Schüler*innen“ – mit einer Pause gesprochen – oder nur von „Schülern“ beziehungsweise „Schülerinnen“, also ohne Pause, spreche? 

In der öffentlichen Debatte kommt von der Gegenseite immer wieder der Vorwurf, Gendern wird vielen Leuten durch einer “Bildungselite”, Institutionen und Medien gegen ihren Willen aufgezwungen, fördere dadurch die Reaktanz in der Bevölkerung und schließt entgegen seiner ursprünglichen Idee Menschen aus. “Bei aller Diskussion solle auch die "pädagogische Freiheit der Lehrkräfte" berücksichtigt werden”, so Landeselternsprecherin von Rheinland-Pfalz Kirsten Hillert. Und auch die Freiheit der Schüler:innen sollte gewahrt bleiben, findet Estella McColgan von der Landesschüler:innenvertretung (LSV). Die LSV selbst nutzt den Genderstern, McColgan sieht eine mögliche Verpflichtung zu Gendersprache aber kritisch, da sie darin eine Bestimmung von oben herab sieht. Tatsächlich findet man diese Vorbehalte in diversen Umfragen wieder. Eine Befragung von Infratest Dimap hat ergeben, dass etwa zwei Drittel (65 Prozent) der Bevölkerung eine stärkere Berücksichtigung gendergerechter Sprache in Medien und Öffentlichkeit ablehnen. Gleichwohl zeigen sich Frauen, Personen mit höherer Schulbildung und die jüngere Generation grundsätzlich offener gegenüber einer gendergerechten Sprache, aber auch unter ihnen sind die Befürworter:innen gegenwärtig in der Minderheit. In einer repräsentativen Umfrage des ZDF, wie Medien sich verhalten sollen, sind ganze 71 Prozent gegen das Einfügen von Trennungszeichen oder Sprechpausen. Nur gut ein Viertel hält es für sinnvoll. Rund 73 Prozent finden Gendern nicht oder überhaupt nicht wichtig. Es bleibt also abzuwarten, welche Sprachverwendung sich durchsetzen wird, da wir gegenwärtig noch keine einheitlichen Regelungen für eine nicht diskriminierende Sprachverwendung an Schulen haben.

In den Schulen jedenfalls zeichnet sich oftmals ein hiervon abweichender Trend ab. Die Lehrerin Laura Müller, Gymnasiallehrerin in Heidenheim nutzt in ihrem Unterricht jeden Tag Binnen-"I"s und genderneutrale Sprache. Seit drei Jahren unterrichtet sie am Gymnasium. Sie habe in ihrer Zeit an der Schule gemerkt, dass es bei den Schülerinnen und Schülern sehr viel Bedarf für genderneutrale Sprache gebe. Sie führt aus: “Wir haben viele SchülerInnen, die tatsächlich auf einen zukommen und sagen: Ich möchte nicht, dass man mich 'sie' nennt, auch wenn ich vielleicht aussehe wie ein Mädchen”. Diese Entwicklungen haben bei ihr dafür gesorgt, dass sie sich intensiver mit Sprachsensibilität beschäftigt und gendersensible Ausdrucksweisen in ihrem Sprachgebrauch übernommen hat, da sie wenn sie die Chance hat diese Kinder nicht zu diskriminieren, auch einfach ein Zeichen setzen möchte. Bei ihren Schüler:innen kommt das überwiegend gut an.

Von klein auf verfestigen sich stereotype Vorstellungen von Geschlechtern – und finden durch Sprache in unsere Köpfe. Im folgenden Video wird dieses Dilemma anhand einer Grundschule in England verdeutlicht. Die Schüler:innen werden gebeten einen “firefighter, surgeon, and fighter pilot” zu malen und zeichneten daraufhin zumeist männliche Figuren. Die Reaktionen der Kinder, als daraufhin echte Vertreterinnen dieser Berufsgruppen den Raum betreten ist besonders spannend:

Wie wichtig, wie förderlich, wie erstrebenswert ist eine Sprache, die alle Geschlechter sichtbar und hörbar macht in einer Gesellschaft, die immer diverser wird und sich die Gleichberechtigung und Befreiung von stereotypen Vorstellungen dieser Geschlechter zur Aufgabe gemacht hat? Haben wir einfach wichtigere Probleme? Die Ergebnisse der aktuellen Trendstudie “Jugend in Deutschland - Sommer 2022” zeigen, dass die Überlagerung von Krisen, wie Kriege oder Klimawandel, die psychische Gesundheit junger Menschen überstrapaziert. In Zahlen stellen sich die größten Sorgen der Generation nach den Umfrageresultaten so dar: Das Thema Krieg in Europa, das 68 Prozent Sorge bereitet, ist sprunghaft an die erste Stelle getreten. Die bislang dominierende Angst vor dem Klimawandel (55 Prozent) folgt jetzt an zweiter Stelle. Auch die Sorgen vor einer Inflation (46 Prozent), einer sozialen Spaltung der Gesellschaft (40 Prozent) und einer Wirtschaftskrise (39 Prozent) bleiben präsent. Diese gewaltigen, oftmals geopolitischen Sorgen gehen mit einem Kontrollverlust einher, da insbesondere Kinder und Jugendliche keine Verantwortung für deren Entstehung tragen. Neben diesen Sorgen wirkt es fast schon pathetisch, wenn wir darüber diskutieren, ob wir jetzt von Schülern oder Schüler:innen sprechen. Um Selbstwirksamkeit zu erfahren, können junge Menschen durch den bewussten Einsatz einer geschlechtersensiblen Sprache, die letztlich nicht nur die gelebten Realitäten abbildet, sondern auch neue Wirklichkeiten schafft, in ihrem Alltag mit einem vergleichsweise geringen Aufwand, einen Beitrag zur Herstellung von Gerechtigkeit und Teilhabe leisten.

Was nehmen wir von alledem mit? 

Geschlechtergerechte Sprache ist der Versuch, alle Menschen gleichberechtigt zu adressieren und ihr Geschlecht in Wort- und Schriftsprache zu berücksichtigen und anzuerkennen. Sie hat keineswegs den Anspruch, perfekt zu sein oder gar Menschen, die sie nicht benutzen, zu tadeln oder vom gesellschaftlichen Diskurs auszuschließen. Zwar birgt sie durchaus Stolperfallen – wie die Sprache allgemein mit ihren zahlreichen Regeln zur Rechtschreibung und Grammatik. Dennoch zeigt die Realität und nicht zuletzt die aufgeladenen Diskussionen rund um das Gendern, dass Sprache im Unterricht und in den Lehrplänen einen größeren Raum einnehmen muss, da sie nicht nur Wirklichkeit abbildet, sondern diese auch prägt. Es geht nicht um Vorschriften, sondern darum, einen sensiblen und kreativen Umgang mit Sprache zu erfahren – denn es gibt nicht die diskriminierungsfreie Sprache.  Besonders Schulen können darin eine Möglichkeit sehen, in der Ansprache und Einbindung ihrer vielfältigen Schüler:innen und Mitarbeitenden sämtliche Geschlechterpositionen anzuerkennen. Schließlich vollzieht sich unser Denken in Sprache, die Welt bildet sich in Wörtern ab, das meiste, was wir wissen, wissen wir nur vermittelt über Sprache. Auswirkungen durch den Gebrauch einer nicht sensiblen Sprache müssen ernst genommen werden, indem die Schüler:innen lernen zu reflektieren, welche tiefreichenden Botschaften in den Worten die sie tagtäglich verwenden stecken und wie es für alle gelingt, unter Einhaltung der pädagogischen Freiheit von Lehrkräften und der persönlichen Entwicklung der Schüler:innen, diese Lebenswirklichkeiten gemeinsam im Unterricht zu leben.

Gesunde Nutzung digitaler Medien – Elternsache oder Aufgabe der Lehrkräfte?

98 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren nutzen digitale Endgeräte. Dazu die vermehrte Verwendung von Smartboards im Unterricht. Wie wirkt sich dies auf die geistige und körperliche Entwicklung der Schüler:innen aus?
Von
Katja Kraffzik
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January 2023
5.1.2023
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Der digitale Wandel in Unterricht und Alltag ist ein laufender Prozess. Arbeitsabläufe werden vereinfacht und Ressourcen gespart. 98 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren nutzen digitale Endgeräte. Die Entwicklung neuer Technologien und deren Nutzung hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Sprich: Wir verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen. Dass dies Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Verhalten hat, ist unumstritten. In diesem Artikel widmen wir uns Fragen wie: Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat das vermehrte Nutzen von digitalen Medien auf Schüler:innen? Und wie trägt die Handhabung jener Medien in der Schule dazu bei? 

Im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom, wurden mehr als 900 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren über ihren Medienkonsum befragt, mit dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche mit digitalen Medien und Geräten sehr früh in Kontakt kommen. 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nutzen Tablets – vor allem die Jüngeren zwischen 6 und 9 Jahren (86 Prozent). Smartphones gehören ab dem Grundschulalter zum Alltag dazu. Wie in der Grafik abzulesen ist, gibt es kaum ein Kind ab dem Alter von 12 Jahren ohne Smartphone.

Fakt ist, dass die Bildschirmzeit mit dem Heranwachsen zunimmt und somit auch eventuelle gesundheitliche Folgen eintreten könnten. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass die unkontrollierte und zu starke Beschäftigung mit digitalen Endgeräten auf eine Reihe von körperlichen und geistigen Entwicklungen Einfluss haben kann. Dazu gehört zum Beispiel der Schlaf-Wach-Rhythmus. Die erste Metaanalyse aus dem Jahr 2016 kam zu dem Ergebnis , dass der Zugriff auf Mediengeräten vor dem Schlafengehen signifikant mit nachteiligen Schlafergebnissen verbunden ist und zu schlechten gesundheitlichen Ergebnissen führt. Das blaue Licht von Bildschirmen könnte unseren Schlafrhythmus durcheinander bringen. Tatsächlich hemmt blaues und weißes Licht die abendliche Bildung des körpereigenen Schlafhormons Melatonin. 

Ein neuer Ansatz ist die Vermutung, dass blaues Licht zur Entwicklung der Kurzsichtigkeit beitragen könnte. Die Fehlentwicklung nimmt gerade epidemisch zu. In Europa betrifft es mittlerweile fast jedes zweite Schulkind, in Asien sind es bereits rund 90 Prozent der jungen Menschen. Naharbeit bei Kindern und Jugendlichen, damit ist das Lesen und Schauen auf den Bildschirm von Handy oder Computer gemeint, scheint die Entwicklung der Kurzsichtigkeit zu fördern, so Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Eine Kurzsichtigkeit ist Folge eines zu starken Längenwachstums des Augapfels im Kindes- und Jugendalter, vor allem zwischen dem achten und 15. Lebensjahr –  in jenem Alter, in dem die Nutzung von Smartphones und Tablets sowie im Zuge des digitalen Wandels auch in Schulen mehr Verwendung finden. Den Zusammenhang von Kurzsichtigkeit und Naharbeit konnte man wissenschaftlich jedoch nicht zweifelsfrei belegen. Einen anderen hingegen schon: Kinder, die sich viel im Freien aufhalten, haben ein deutlich reduziertes Risiko, kurzsichtig zu werden. Für die gesunde Entwicklung des Auges brauchen Kinder Tageslicht.

Die Bildschirmnutzung wird mit Veränderungen von Verhaltenseffekten verbunden, insbesondere bei Kindern. Laut einer psychologischen Studie der UCLA können die sozialen Fähigkeiten von Kindern nachlassen, da sie weniger Zeit für persönliche Interaktionen haben. Die Studie brachte hervor, dass Kinder mit mehr realen Erfahrungen deutlich emphatischer sind. Depressive Verstimmungen oder aggressive Ausbrüche von Kindern und Jugendlichen können ebenfalls Nebenwirkungen sein. Hinzu kommt die körperliche Entwicklung. Da die Beschäftigung mit digitalen Medien überwiegend in sitzender Tätigkeit in Räumlichkeiten verbracht wird, kommen Bewegung, frische Luft und Tageslicht zu kurz. Wie wir alle wissen, braucht unser körperliches und geistiges System eine abwechslungsreichen Lebensalltag, um sich nachhaltig gesund zu entwickeln. Ist die sogenannte Verrohung unserer Gesellschaft und die zunehmende Fettleibigkeit eventuell schon eine Folge der digitalisierten Welt? Mehr Bildschirmzeit führt im Allgemeinen auch zu weniger Zeit und Verbundenheit mit der Natur.

Die Verwendung von digitalen Medien im Alltag unserer Schulen steigt. Die Klickzahlen unserer digitalen Tools Artikel erfahren eine hohe Nachfrage, was vermuten lässt, dass Bildschirmzeiten auch in den Schulen länger werden. Verlässliche und vergleichbare Studien zu Auswirkungen auf die Gesundheit von digitalen Lernmitteln gibt es nicht. Auf einen Post von isa.digital.teaching zu diesem Thema gibt es zahlreiche Kommentare für und gegen die digitalen Technologien. Einerseits scheint die Lehrerschaft es als großartige Bereicherung zu empfinden und macht das Erlernen verschiedener Tools und der Geräte als Kernkompetenz (21st Century Skills) aus. Andererseits nehmen Lehrer:innen negative soziale Auswirkungen und Konzentrationsschwierigkeiten ihrer Schüler:innen wahr. Über gesundheitliche Risiken wird sich kaum ausgetauscht. Dies gehört laut der Kommentare zu den Aufgaben der Erziehungsberechtigten.

Die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als jeweilige Obergrenze empfohlenen Medienzeiten für Kinder und Jugendliche sind:

  • von 0 bis 3 Jahren: keine Bildschirmmedien nutzen 
  • von 3 bis 6 Jahren: höchstens 30 Minuten täglich
  • von 6 bis 10 Jahren: höchstens 45 bis 60 Minuten täglich
  • von 10 bis 12 Jahren: eine Stunde pro Tag beziehungsweise sieben Stunden pro Woche
  • für 13- und 14-Jährige: 1,5 Stunden pro Tag beziehungsweise 10,5 Stunden pro Woche
  • für 15- und 16-Jährige: zwei bis 2,5 Stunden pro Tag beziehungsweise 14 bis 17,5 Stunden pro Woche

Welche Konsequenz ziehen wir aus diesen Informationen? Ist es wirklich einzig und allein Aufgabe der Eltern, den Medienkonsum und damit auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu achten? Oder wird auch das eine neue Herausforderung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Fachkräften und Eltern sein? Die empfohlenen Medienzeiten werden zum Teil im Schulalltag bereits überschritten. Noch sind diese in unseren Schulen sehr unterschiedlich. Der DigitalPakt, sowie neue erforderliche und gewünschte Kompetenzen in Bezug auf Digitalisierung werden dazu beitragen, dass es einheitliche Standards im Schulwesen gibt. Dazu wird es mehr Studien und gesicherte Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen geben. Für Arbeitnehmer:innen, die täglich vor dem Bildschirm sitzen, sind die aufgezählten eventuellen gesundheitlichen Risiken oder auch erwiesenen Nebenwirkungen längst Wirklichkeit. Für die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz werden zunehmend geeignete Ausstattung bereitgestellt und mit Bürosport, Augenübungen und Ähnlichem versucht, entgegenzuwirken.

Depressionen, Muskel-Nackenverspannungen sind bereits Standard in unserem Gesundheitswesen. Sollten Techniken zur Gesunderhaltung mit dem Einzug der digitalen Lehre im Unterricht gleichzeitig beigebracht werden? Was meint ihr?

Welt-Braille-Tag: Wie steht es um die Inklusion blinder und sehbehinderter Schüler?

Heute ist Welt-Braille-Tag – der Internationale Tag der Blindenschrift. Wir werfen einen Blick auf den Hintergrund dieses Tages und fragen uns, wie der aktuelle Stand der Inklusion blinder und sehbehinderter Kinder an deutschen Schulen ist.
Von
Armend Kokollari
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4
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January 2023
4.1.2023
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Am 4. Januar 1809 wurde Louis Braille geboren. Im Alter von nur vier Jahren verletzte er sich in der Werkstatt seines Vaters mit einer Ahle am Auge. Dieser Unfall führte kurz darauf zu seiner vollständigen Erblindung. Braille wollte sich jedoch nicht mit den Nachteilen seiner Sehbehinderung abfinden, worauf er 1825 im Alter von gerade einmal 16 Jahren ein eigenes Schriftsystem entwickelte, mit dem sich Buchstaben durch die Kombination von jeweils sechs ertastbaren Punkten in Doppelreihen darstellen ließen – die Brailleschrift oder auch im Volksmund Blindenschrift genannt. Ihm zu Ehren erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2018 den 4. Januar zum Internationalen Welt-Braille-Tag. Mit diesem Aktionstag soll mehr Aufmerksamkeit auf die zentrale Bedeutung der Blindenschrift und die Situation blinder und sehbehinderter Menschen gerichtet werden. Schließlich bedeutet die Brailleschrift  neben Selbstbestimmung und Unabhängigkeit die Möglichkeit, mittels pädagogischer Förderung und Bildungskonzepte am Betrieb der allgemeinen Schulen teilnehmen zu können.

Wir von der Lehrer-News Redaktion möchten anlässlich des Welt-Braille-Tages genauer hinsehen und über die Lage blinder und sehbehinderter Schüler:innen in Deutschland berichten. Mit einem Blick auf die derzeitigen Entwicklungen von Inklusion und Integration in Förder- und allgemeinbildenden Schulen, sollen die Chancen und Herausforderungen der Schüler:innen aufgezeigt und die Umsetzung inklusiver Bildung innerhalb des Schulsystems beleuchtet werden.

In Deutschland besuchen laut Kultusministerkonferenz etwa 7.000 Kinder Schulen mit dem Förderschwerpunkt Sehen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) schätzt jedoch, dass es mindestens 14.000 blinde und sehbehinderte Schüler:innen  bundesweit gibt. Berücksichtigt man diese Zahlen, sind das etwa 0,1 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent aller Schüler:innen in Deutschland. Angesichts dieses relativ kleinen Anteils werden deren Bedürfnisse von der Bildungspolitik nicht ausreichend umgesetzt. Dabei stehen für blinde und sehbehinderte Schüler:innen heute ausgereifte pädagogische Konzepte bereit, durch die sie genauso lernen können wie Kinder ohne Sehbeeinträchtigung. Dennoch stellt die Umsetzung der Inklusion an Schulen eine der größten bildungspolitischen und pädagogischen Entwicklungsaufgaben dar – warum ist das so? Der Bildungsbericht 2014 stellt die Errungenschaften und Herausforderungen in seinem Schwerpunktkapitel "Menschen mit Behinderungen im Bildungssystem" ausführlich dar. Die Kultusministerkonferenz hat mit der Empfehlung "Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Schulen" vom 20. Oktober 2011 die Grundlage für ein höchstmögliches Maß an gleichberechtigter Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderungen an Bildung geschaffen. Die Empfehlung stellt die Rahmenbedingungen einer zunehmend inklusiven pädagogischen Praxis in den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen dar. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat auch den notwendigen Rahmen geschaffen, damit die Lehrkräfte die für inklusive Bildung nötigen Kompetenzen erwerben können. Von 1996 bis 2000 verabschiedete die KMK darüber hinaus Empfehlungen zu den spezifischen Förderschwerpunkten wie Lernen, Sprache, Sehen, Hören, geistige Entwicklung und weiteren. Die Empfehlungen zur inklusiven Bildung knüpfen an die Grundpositionen der Beschlüsse der KMK von 1994 an, die unter anderem den Rahmen für Ziele und Aufgaben in der Sonderpädagogik, der Realisierung sonderpädagogischer Förderung durch Erziehung im Unterricht und Förderschwerpunkte sowie dem Einsatz und der Qualifikation des Personals festlegen. Mit der Blindenschrift wird die Grundlage für den Förderschwerpunkt Sehen gebildet. Durch sie können blinde und sehbehinderte Schüler:innen lesen, schreiben und rechnen, Musik nach Noten spielen und komplizierte mathematische Formeln bearbeiten. Gleichzeitig wird ihr Tastsinn geschult, indem sie mit tastbaren Unterrichtsmaterialien, wie Landkarten oder naturwissenschaftlichen Modellen und Skizzen, eine bessere Vorstellung von der Welt bekommen. Das alles klingt in der Theorie zunächst sehr vielversprechend, doch in der Praxis sind die Errungenschaften in der Förderung und Bildung aktuell durch verschiedene reale Entwicklungen bedroht: 

  • Finanzielle Einsparungen im Sozial- und Bildungssektor werden oft zuerst innerhalb kleinerer Gruppen - wie die blinden und sehbehinderten Schüler:innen - getroffen.
  • Bildungspolitik und auch Sonderpädagogik streben zunehmend an, die spezielle Förderung von blinden und sehbehinderten Schüler:innen einzuschränken zugunsten einer allgemeinen „Mainstreamförderung“, die versucht, allen Besonderheiten der Schüler gerecht zu werden.
  • In der föderalen Struktur der Bundesrepublik liegt die Verantwortung für Bildung bei den Bundesländern. So entstehen gerade für blinde und sehbehinderte Schüler:innen Bildungsangebote von sehr unterschiedlicher Qualität.
  • Die Förderschulen für Blinde und Sehbehinderte haben teils kaum Lehrkräfte mit einer Qualifikation als Blinden- und Sehbehindertenpädagogen.

Die Forderungen von Verbänden und Initiativen

Wie bereits angesprochen, setzen diese sich zum einen aus angemessenen sozial- und bildungspolitischen Rahmenbedingungen zusammen. Bildungsangebote müssen demnach bundesweit in gleicher Mindestqualität zur Verfügung stehen und nicht nach Landesregelungen nach unten abweichen. Eine Finanzierung des Mehraufwands an Förderung, Lern- und Hilfsmitteln muss grundsätzlich ermöglicht werden, da eine Finanzierung einzelner Leistungen nicht ausreicht. Damit einhergehend muss Bildung für blinde und sehbehinderte Schüler:innen in Förderschulen und allgemeinbildenden Schulen personell und materiell gleichwertig ausgestattet werden. Die Schwerpunktsetzung auf pädagogische Kriterien bei der Wahl der Schulform durch die Schüler:innen und ihren Eltern sowie der Wechsel zwischen den Schulformen muss gewährleistet und darf in diesem Zusammenhang nicht durch finanzielle Aspekte außer Betracht gelassen werden. Der Verein Anderes Sehen setzt sich besonders stark für die Verbesserung beziehungsweise die Schaffung von Voraussetzungen, die zu einem selbstbestimmten Leben blinder und sehbehinderter Kinder führen sollen. Zu den Erfolgen zählen, dass die Kinder schon in den ersten fünf Lebensjahren mit Klicksonar, Blindenstockgebrauch, Punktschriftangebot und der Keine-Grenzen-Haltung gefördert werden. Außerdem haben sie die ersten inklusiven, für blinde Kinder frei verfügbaren, taktil illustrierten Bilderbücher und Erstlesebücher herausgebracht.

Weiterhin ist die Anerkennung und Implementierung einer Grundrehabilitation in den Bereichen “Lebenspraktische Fähigkeiten” und “Orientierung und Mobilität” besonders wichtig, damit sie ihr Leben so unabhängig und selbstständig gestalten können wie ihre Altersgenossen. Der Sportunterricht birgt weitere Problemfelder, da Bewegungserziehung gerade für Schüler:innen mit Seheinschränkung besonders wichtig ist und für die Kinder im normalen Umfang stattfinden muss. Das sollte idealerweise mit Sportarten, die für sie möglich sind und sie zudem in ihrer Bewegung, Körperkoordination und Orientierung fördern, erfolgen.

Lehrer:innen und Schulpädagog:innen müssen als Treiber von Inklusion und Integration blinder und sehbehinderter Schüler:innen an Förderschulen für Blinde und Sehbehinderte und auch für die Förderung an allgemeinen Schulen verstanden werden. Dafür müssen ausreichend qualifizierte Blinden- und Sehbehindertenpädagogen zur Verfügung stehen. Der Studiengang Blindenpädagogik ist ein Schwerpunkt im Rahmen der Sonderschullehrausbildung, erläutert Frank Laemers, Projektmitarbeiter der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften an der Universität Dortmund. Mehrwöchige Praktika bilden eine weitere wichtige Säule während des Studiums, die sowohl im Bereich der allgemeinen als auch der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik liegen. Dennoch fehlt es wie so oft an Nachwuchskräften: "Der Arbeitsmarkt ist hervorragend.'' “Vor allem im Süden Deutschlands werde dringend nach Nachwuchs gesucht.'' “In der Zukunft werden wir einen Mangel an Blindenlehrern haben", so Professor Paul Nater vom Institut für Rehabilitationswissenschaften an der Humboldt Universität Berlin.

Karla Grasst, Lehrerin an einem Gymnasium, erinnert sich zurück. Sie war überrumpelt und fühlte sich überfordert, als ihr kurz vor Schuljahresbeginn mitgeteilt wurde, dass eine neue blinde Schülerin namens Lisa auf die Schule kommen würde. Dabei war ihr Inklusion selbst nicht fremd, regelmäßig unterrichtete sie das Thema “Behinderungen” im Biologieunterricht der Mittelstufe. Mithilfe von Schlafbrillen und Kopfhörern habe sie Inklusion von blinden beziehungsweise gehörlosen Schüler:innen in ihrer Klasse geübt. Der Alltag ist dann doch komplizierter als gedacht. Lisa braucht bei den vielen visuellen Eindrücken „Dolmetscher“, die beschreiben, was zu sehen ist. Manchmal sind das ihre Mitschüler, die sie auch in neue Klassenräume führen. Häufig sitzt neben Lisa dann doch der Förderlehrer oder ihre Schulbegleiterin, ausgestattet mit speziellen Hilfsmitteln für ­Sehbehinderte – zum Beispiel Extrazeichenbrettern. Darauf kann man Linien zeichnen, die emporgehoben sind, sodass Lisa mit den Fingern Diagramme ertasten kann. “Ich bin einfach nicht ausgebildet für Schüler mit Förderbedarf”, so Karla Grasst.

In Anbetracht dessen strebt die Modell-Leistungsbeschreibung “Bildung, Erziehung und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Kinder und Jugendlicher in einer inklusiven Schule in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland - Standards, Spezifisches Curriculum” an, blinde und sehbehinderte Schüler:innen und ihre Eltern über die für sie vorgesehenen speziellen Förderungen zu informieren. Ferner brauchen Verantwortliche in Politik und Verwaltung Maßstäbe, welche Förderung gewährleistet werden muss und welche Maßnahmen gegebenenfalls zu ergreifen sind. Nicht zuletzt brauchen, wie der Fall von Karla Grasst gezeigt hat – vor allem Lehrkräfte und Blinden- und Sehbehindertenpädagog:innen – Richtlinien, die ihnen aufzeigen, welche Förderung sie blinden und sehbehinderten Lernenden anbieten müssen. 

Wie soll es mit der Inklusion weitergehen?

Was bleibt, ist die unbequeme Frage, ob unser Bildungswesen an der Aufgabe “Inklusion” gescheitert ist? Inklusion kann nicht von heute auf morgen in das bestehende Schulsystem eingeführt werden – soweit nichts Ungewöhnliches – es bedarf der Bereitschaft verschiedener Verantwortungsträger aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Durch die kontinuierliche Weiterbildung von Lehrkräften und Pädagog:innen, und der frühzeitigen Aufklärung hinsichtlich Schüler:innen mit Behinderungen und Prävention von Diskriminierung in Regelschulen, soll die Teilhabe innerhalb der Klassengemeinschaft sichergestellt werden. Blinde und sehbehinderte Schüler:innen meistern enorme Herausforderungen, um mit dem Unterricht an allgemeinen Schulen Schritt zu halten. Damit ihr Schulbesuch künftig noch inklusiver wird, bedarf es der Adaptivität von Bildungsinhalten durch zum Beispiel taktile Zeichentafeln und alternativen Lernangeboten, die von Lehrer:innen gemeinsam mit Sonderpädagog:innen oder Assistenzkräften erabeitet und an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. Dies setzt wiederum voraus, dass deutlich mehr Gelder für Ausbildung und Zusatzqualifikation der Lehrkräfte in die Hand genommen werden. Diese erworbenen sonderpädagogischen Kenntnisse können dann wiederum im Unterricht entfaltet werden. Das bedeutet jedoch, dass wir gleichzeitig mehr Investitionen in barrierefreie Räume und gute technische Ausstattungen an Schulen benötigen, um intensive sonderpädagogische Bildung praktisch umsetzen zu können.

Wir haben also wichtige Schritte in eine positive Richtung gemacht, jedoch gilt es diese nun auszubauen, damit bald einmal jedes Kind dieselben Chancen auf eine gute, inklusive und erfolgreiche Teilnahme in der Schule bekommt.

YouTube Kanäle für euren Ethikunterricht

Ethik unterscheidet sich von stark theoretisch basierten Fächern wie Mathe oder Biologie. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Passende YouTube Kanäle können unterstützen. Hier stellen wir euch unsere Auswahl genauer vor.
Von
Luisa Janosch
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January 2023
3.1.2023
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Ethik ist ein Schulfach, welches je nach Bundesland schon ab der fünften Klasse unterrichtet wird. Dabei unterscheidet sich dieses von den üblichen Fächern wie Mathe, Biologie oder Deutsch. Bei dem Fach Ethik handelt es sich um ein Teilgebiet der Philosophie, wobei Schüler:innen sich mit philosophischen Fragen wie “Haben Tiere Rechte?” oder “Woran erkennt man wahre Freundschaft?” beschäftigen. Sie setzen sich dabei mit der Moral des Einzelnen oder der Gesamtheit der Menschen auseinander. Ziele der Ethik sind das Nachdenken über bestehende Wertvorstellungen der Gesellschaft, ein friedvolles Miteinander und den Respekt dem Gegenüber zu entwickeln. Gerade bei so sensiblen Themen ist es wichtig, die goldene Mitte zu finden und die unterschiedlichsten Werte richtig zu übermitteln. YouTube Videos können hier an der ein oder anderen Stelle Abhilfe schaffen. Sie ermöglichen es, Klarheit in komplexe Zusammenhänge zu bringen oder einen Perspektivwechsel zu wagen. Wir stellen euch in diesem Artikel unsere Auswahl vor. 

Ethik-Abi by BOE 

Ethik-Abi by BOE” ist ein YouTube Kanal, der seit September 2021 aktiv ist und mittlerweile mehr als 500.000 Aufrufe generiert hat. “BOE” bietet verschiedene Videos rund um das Thema Ethik und Philosophie für die Abiturstufe. Sie unterrichtet seit über 12 Jahren und ist somit ein richtiger Profi auf ihrem Gebiet. Neben Videos wie “Können sie denken? Descartes und Kant – Tierethik” oder “Kant kompakt – Menschenbild” bietet der Youtube- Kanal die Möglichkeit, mit einem Quizlet-Lernset im Anschluss an die Videos oder nach dem Lernen den Wissensstand zu überprüfen. Somit eignet sich der Channel gut für die Vorbereitung auf das Abitur und die Selbsteinschätzung der Schüler:innen. Wie diese Videos auch als Lehrer für den Unterricht gezielt eingesetzt werden können, erfahrt ihr in unserem Artikel So nutzt ihr YouTube-Videos im Unterricht. BOE arbeitet in ihren Videos mit anschaulichen Bildern und Grafiken, um für ein einfaches Verständnis des Inhaltes zu sorgen.

Samuel Jalalian

“Samuel Jalalian” ist ein weiterer Kanal auf YouTube, der sich mit philosophischen und soziologischen Themen auseinandersetzt. Seit Oktober 2020 ist der Kanal aktiv und hat mittlerweile auch schon über 680.000 Aufrufe erreicht. Die Videos dienen laut dem Creator des Accounts für die Schule zum Lernen, aber auch für die Ausbildung oder das Studium. Ähnlich wie Ethik-Abi by BOE gestaltet Samuel Jalalian seine Videos mit übersichtlichen Tabellen oder Grafiken und sorgt so für ein einfaches Verständnis.

Ethik — Hörbuch 

Ethik – Hörbuch” ist kein klassischer Videokanal auf YouTube. Der Channel bietet Hörbücher rund um den Buddhismus und sind somit bestens geeignet, wenn es im Ethik Unterricht um buddhistische Themen geht. Die Hörbücher gehen dabei teils über eine Stunde und bieten Wissenswertes von verschiedenen bekannten Persönlichkeiten wie Hellmuth Hecker, Paul Debes oder  Alfred Weil. Die Hörbücher eignen sich somit auch gut dafür, sie als Wiederholung nebenbei laufen zu lassen und bieten eine Alternative zu klassischen Videos, bei denen man auch mit den Augen stets präsent und aufmerksam sein muss. 

Ethik ist definitiv ein Fach, welches viel Fingerspitzengefühl verlangt und nicht so theoretisch und faktenbasiert wie Mathematik oder Biologie ist. In diesem Fall kann es hilfreich sein, auf bestimmte Unterrichtsthemen einen anderen Blick zu werfen, um komplizierte Themen einfacher zu verstehen. Falls euch die oben genannten Fächer auch interessieren, findet ihr in unserer Reihe “YouTube-Kanal Reihe für euren Unterricht” noch mehr Artikel. Habt ihr Erfahrung mit YouTube Videos im Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

Silvester – Vorhang auf für eine Reise um die Welt

Warum feiern wir Silvester und woher kommt der Name eigentlich? Die Klasse 10b präsentiert ihre Ergebnisse der Projektwoche zu “Silvestertraditionen” in einem Theaterstück, welches sich sehen lassen kann.
Von
Katja Kraffzik
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28
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December 2022
28.12.2022
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Während Frau Miller mit einem Glas Sekt auf den Countdown wartet, kommt ihr kurz der Gedanke an die letzte Schulwoche vor Weihnachten ins Gedächtnis. Sie hat mit ihrer Klasse das Projekt “Silvester rund um die Welt” erarbeitet und mit Freude beobachtet, was ihre Schüler und Schülerinnen sich haben einfallen lassen. Ihre Klasse präsentiert die Ergebnisse in einem Theaterstück. Kommt mit uns auf eine Reise in ferne Länder und ihrer Silvesterbräuche. 

Silvesterbräuche rund um die Welt

In der Turnhalle der Schule ist leises Getuschel zu vernehmen, alle sind ein wenig aufgeregt. Heute, am letzten Schultag findet die Vorführung statt. Der Trommelwirbel setzt ein, das Licht wird gedämpft und das Publikum schaut leise und gespannt nach vorn. Silvio kommt als Papst hinter dem Vorhang hervor und beginnt mit verstellter Stimme eine kurze Rede.

Warum feiern wir Silvester?

Silvester wird bereits seit dem Jahr 153 v. Chr. im Römischen Reich unter dem Namen Jahresendfest gefeiert. Seit 1582, zur Einführung des Gregorianischen Kalenders, verbinden die Menschen das Jahresende mit dem Namen Silvester (dt. Waldmensch, von lateinisch silva Wald). Silvester († 31. Dezember 335) war von 314 bis 335 Papst und unter seinem Pontifikat vollzog sich die Einführung des Christentums als Staatsreligion.” Mit lautem Getöse und Getrommel, von Leinen und Wolldecken bekleideter Menschen, wird Papst Silvester unterbrochen. Die “Meute” zieht durchs Publikum davon und Silvio beendet seinen Text. Um böse Geister zu vertreiben, führten die Germanen den Brauch der Feuerfeste und lautes Trommeln ein. “Seht nun, welche Bräuche in anderen Ländern begangen werden.”

Der Vorhang fällt und zu sehen ist ein Wohnzimmer. Auf dem Teppich steht ein gedeckter Tisch mit acht Stühlen drumherum, ein Fernseher in der rechten Ecke und allerlei Bilder, Gebimsel und Gebamsel an der Pappkulisse im Hintergrund. Am linken Ende des Raumes steht eine Kommode mit Feuerzangenbowle, einer Menge Sekt und anderen Getränken.  Denn die hier vertretenen Gäste feiern im Allgemeinen gern und mit viel Alkohol. Für jedes Land hat Deutschland Glücksbringer wie ein Schwein aus Marzipan, gehäkelte Kleeblätter oder kleine Schornsteinfeger bereitgestellt. 

Nacheinander kommen die Schüler:innen in den Flaggen diverser Nationalitäten in den Raum und ein:e jede:r bringt die Nationalspeise der Heimat mit. In den meisten Ländern auf der Welt wird am 31.12. festlich geschmaust. Griechenland bringt die Vassilopitta, einen Neujahrskuchen mit und holt sogleich Poker- und Kartenspiele heraus, denn bei ihnen spielt man den ganzen Abend über Glücksspiele, bei denen um Geld gespielt wird. Man glaubt, dass derjenige, der jetzt gewinnt, im folgenden Jahr besonders glücklich sein wird.

Brasilien stellt die Linsensuppe auf den Tisch und ist in weiße Kleider gehüllt, welche die Reinheit und den Neuanfang symbolisieren sollen. Die Frauen tragen zudem rote Unterwäsche, in der Hoffnung, das Liebesglück im neuen Jahr zu erhöhen. Außerdem hat sie Kerzen und Blumen dabei. Später geht sie zum Strand, um die Kerzen im Sand zu verteilen und die Blumen ins Meer zu legen, um die Meeresgöttin Yemanja zu ehren. In Kuba wird ein Eimer Wasser vom Balkon auf die Straße gekippt, um die Probleme und den Ballast des alten Jahres wegzuwaschen.

Japan ist bereits super entspannt und stellt den Reiskuchen zum Buffet dazu. Dort  sind seit dem 29.12. die Geschäfte geschlossen und heute beginnt der erste von vier Feiertagen. Anstatt sich zu den anderen Beiden zu gesellen, kehrt Japan mit dem Besen die restlichen Staubkörner weg und schmückt dann den Raum mit Lichtern und Girlanden. Zu den wichtigsten Bräuchen zählen Tempelbesuche und ein im Fernsehen übertragener Gesangswettstreit. Die Mikrofone liegen bereit. Das goldbraun gebratene Hähnchen stellt Finnland auf den Tisch und erklärt sein Mitbringsel: “Es ist Silvestertradition, ein Hufeisen einzuschmelzen und in eiskaltem Wasser erstarren zu lassen, um so die Zukunft zu deuten. Deutschland freut sich sehr darüber, denn an die Zutaten zum Bleigießen hat es nicht gedacht. Dafür gibt es gekochten Karpfen, Zutaten für Raclette und Kartoffeln im Überfluss. Über den Fisch freut sich nun auch die Bahamas. Bahamas ist gekleidet wie beim Karneval in Rio und überreicht den gegrillten Fisch mit einer Chilli Kokosmilchsuppe. Da Bahamas nicht zu Hause beim Junkanoo, einem Straßenfest mit dem Ursprung aus der Zeit der Sklaverei, dabei sein kann, eröffnet sie den Abend spontan mit einem traditionellen Tanz und lauter Musik aus der Bluetooth Box. Die anderen Gäste sind begeistert und steigen sogleich mit ein. Doch der Gastgeber Deutschland unterbindet das frohe Treiben und bittet zu Tisch. Außer Atem und mit lächelndem und zum Teil hochgezogenen Augenbrauen setzen sich alle und beginnen zu essen. Deutschland stellt derweil den Fernseher an und unter großen Worten der Tradition beginnt der Film Dinner for One. Nach dem Essen wird gespielt und Karaoke gesungen. Es ist ein lustiges und fröhliches Miteinander. Das Tanzbein wird geschwungen und der ein oder andere Gast wirkt leicht beschwipst. Die Uhr geht auf Mitternacht zu, da klingelt es an der Tür. Es ist Spanien. Mit einem Korb voll Weintrauben tritt Spanien ein und verteilt 12 Stück an jeden Gast. In Spanien gibt es den Brauch zum Jahreswechsel, 12 Trauben bei jedem Glockenschlag zu essen. Sie stehen für die nächsten 12 Monate und sollen Glück bringen. Challenge accepted… Es wird der Countdown eingeläutet und die Trauben verspeist. Draußen hört man die Silvesterraketen und so endet unser Fest. 

Quelle: drinksco.de

In dieser schwierigen Zeit haben wir etwas Wunderbares geschaffen. Das war wirklich ein gelungener Auftritt, denkt Frau Miller noch. Wenn sich nur alle Länder der Welt mit ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden so friedlich miteinander vergnügen könnten. Mit einem lauten: “Frohes neues Jahr!”, wird sie aus ihren Gedanken gerissen, umarmt und gedrückt.

Hier gibt es ein YouTube-Video, welches verschiedene Silvesterbräuche kurz und knackig erklärt. Kommt alle gesund und munter in das Jahr 2023 – eure Lehrer-News Redaktion.

Große Bildungslücke bei Schüler:innen – weltweit über 60 Prozent betroffen

Laut einer Untersuchung des ifo-Instituts weisen über 60 Prozent der Schüler:innen weltweit Bildungslücken auf. In Deutschland sind es knapp 24 Prozent. Was bedeutet das für die Zukunft und welche Maßnahmen werden getroffen?
Von
Luisa Janosch
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27
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December 2022
27.12.2022
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Berlin. Bildung ist wichtig, sie entwickelt die eigene Persönlichkeit und sorgt für Wissen und Kompetenzen, die es den Menschen ermöglicht, neue Ideen zu entwickeln und unsere Welt voranzutreiben. Die Realität ist leider eine andere: Schüler:innen und Jugendliche weisen große Lücken und Lernschwierigkeiten in der Schule auf, ein Problem, das nicht nur deutsche Schüler:innen und Jugendliche betrifft. In anderen Ländern hängen die Lernenden laut einer Ifo Studie sogar noch weiter hinterher. Zwei Drittel der jungen Menschen weltweit besitzen laut Studie nicht die grundlegenden Fähigkeiten, welche sie bereits erworben haben sollten. Für Ludger Wößmann, Bildungsexperte, sind das “erschreckende Zahlen”. 

In Deutschland liegt der Anteil der Schüler:innen, die das Niveau der Bildungsstandards nicht erreichen, bei knapp 24 Prozent. Anfang Oktober zeigte die IQB Bildungsstudie für Deutschland, dass ungefähr jeder fünfte Lernende aus der Klassenstufe 4 die Mindeststandards in Mathematik, im Lesen und der Fähigkeit des Zuhörens, nicht erfüllt. 

“Alles in allem entgeht der Welt eine Wirtschaftsleistung über das verbleibende Jahrhundert von über 700 Billionen Dollar”, so Ifo-Forscherin Sarah Gust. Auch in anderen Ländern zeichnet sich ein solcher Verlust der Lernqualität ab. In Nordamerika um die 24 Prozent, 89 Prozent in Südasien und ganze 94 Prozent in Afrika. In 101 Ländern entspricht der Anteil der Bildungslücken über 50 Prozent, in 36 Ländern über 90 Prozent. 

Dieser Zustand soll nicht so hingenommen werden, die  Ergebnisse sollen als “Weckruf” verstanden werden weitere Handlungsschritte mitsichziehen, so die Wissenschaftler Felicitas Thiel und Michael Becker-Mrotzek in der Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Gutachten für die Kultusministerkonferenz, welche in Berlin vorgestellt wurde. Es sei dabei für die Grundschullehrer:innen nicht einfach, gleiches Wissen an alle Schüler:innen zu vermitteln, so Thiel und Becker-Mrotzek weiter. Dabei sei es fatal, die Schuld nur den Grundschulen zuzuweisen. Maßnahmen könnten schon in der Kita getroffen werden. Wissenschaftler schlagen verschiedene Ansätze vor, die bereits in der Kita umgesetzt werden sollten. Darunter fällt unter anderem die Stärkung sprachlicher Förderung, gerade von Kindern, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Die Kooperation zwischen der Schule und den Eltern verbessern mit verpflichtenden Lern- und Entwicklungsgesprächen sowie das Einführen von mindestens 3 Fortbildungstagen pro Jahr für Erziehende/Lehrende. 

Für die Wissenschaftler:innen ist klar, dass dies ein längerer Prozess ist und nicht aus den Augen verloren werden darf.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Zahlen im weiteren Verlauf entwickeln und welche Maßnahmen wie umgesetzt werden können. Dabei ist zu hoffen, dass verschiedene Programme und Herangehensweise dort helfen, wo Hilfe benötigt wird und so Schüler:innen in Zukunft näher an die Bildungsstandards ihrer Altersgruppe herankommen können.

Weihnachten als sozialer Raum: Worum geht es uns eigentlich?

Mit der Weihnachtszeit verbinden wir Besinnlichkeit, Herzlichkeit und Familie. Doch wie sieht das Fest der Liebe bei denjenigen aus, die nicht christlich geprägt sind und wie denkt man in Kinder- und Jugendheimen über das Fest der Liebe?
Von
Armend Kokollari
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23
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December 2022
23.12.2022
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Weihnachten steht vor der Tür und mit den Festtagen werden vor allem Werte wie Familie, Besinnlichkeit und Zusammengehörigkeit propagiert. Anlässlich der bevorstehenden Feierlichkeiten möchten wir den Blick auf Weihnachten und die dahinterstehenden Menschen werfen, die sonst im Weihnachtsfieber oftmals zu kurz kommen. Wir schauen auf Menschen, die nicht christlich geprägt sind und Kinder und Jugendliche, die in Kinder- und Jugendheimen beziehungsweise betreuten Wohnanlagen aufwachsen. Dabei stellen wir uns die Frage, wie interkulturell und inklusiv das Weihnachtsfest eigentlich wahrgenommen wird und suchen Antworten darauf, was Familie im Kern eigentlich ausmacht und wie stark das Gefühl der sozialen Teilhabe ist.

Weihnachten unter Nichtchrist:innen: Interkulturelles Miteinander und gemeinsamer Austausch

Auf statista wurde Ende November diesen Jahres eine Statistik über die Anzahl der Christ:innen in Deutschland veröffentlicht. Demnach lebten im Jahr 2021 insgesamt rund 45 Millionen Christ:innen in Deutschland. Das macht auf die Gesamtbevölkerung verteilt, etwas mehr als die Hälfte aller in Deutschland lebenden Menschen aus. Was im Umkehrschluss wiederum bedeutet, dass – zumindest rein statistisch betrachtet – etwas weniger als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen keiner christlichen Religion angehören. Schaut man sich nun die Entwicklungen der Kirchenaustritte im Jahr 2021 an, so kommen die Evangelische und Katholische Kirche zusammen auf etwa 640.000 Kirchenaustritte und damit einen neuen Rekordwert. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sind im Zuge der Industrialisierung, der Globalisierung und durch Kriege und Verfolgung, Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen und unterschiedlicher Konfessionen nach Deutschland emigriert. Durch diesen interkulturellen Austausch, der neben Schulen auf der Arbeit, in den Medien und der Politik tagtäglich stattfindet, erweitern wir unseren Horizont hinsichtlich weiterer religiöser Feste. Dazu zählen unter anderem das Eid al-Adha beziehungsweise Opferfest bei den Muslim:innen oder das derzeit und bis zum Abend des 26. Dezembers stattfindende Chanukka oder Lichterfest der Jüd:innen.

In einer Tagung der Universität Tübingen wird aufgezeigt, wie “Weihnachten in der multikulturellen Stadt” im Spannungsfeld zwischen Integration und Abgrenzung steht. Dabei erscheint ein Aspekt besonders wichtig: “Weihnachten ist zwar ein christliches Fest. Aber es ist auch ein kulturell geprägtes Fest. Man könnte die Behauptung aufstellen: “Weihnachten ist eher ein kulturelles Fest als ein religiöses", so Kulturwissenschaftlerin Monique Scheer. Einerseits besteht Weihnachten aus religiösen Elementen, die für Nichtchrist:innen ungewohnt sein können. Dennoch zeichnet sich Weihnachten daneben durch eine Fülle von weltlichen Traditionen und Bräuchen aus. Man denke an Weihnachtsmärkte, Weihnachtsgebäck, Weihnachtsfeiern an Schulen oder im Betrieb, Weihnachtsmusik im Radio, im Fernsehen und im öffentlichen Raum. Diese Traditionen sind auch ein Angebot an Nichtchrist:innen, im Weihnachtsbetrieb mitzumachen, ohne die eigene Religion aufs Spiel zu setzen. Durch die Partizipation am Weihnachtsfest, fänden schließlich viele Nichtchrist:innen etwa Zugang zur christlich dominierten Gesellschaft, die sonst über das Jahr gesehen wenige solcher unmittelbaren Festlichkeiten bietet. Das Zusammenkommen und der Gemeinschaftssinn stehen an kaum einem Feiertag so sehr im Vordergrund, wie zur Weihnachtszeit. Es lässt sich festhalten, dass gelebte Vielfalt und Toleranz nicht nur qua Gesetz auch die religiöse Vielfalt miteinschließt. Es lässt sich also beobachten, dass Weihnachten zusätzliche Integrationsmaßnahmen bietet. Menschen die nicht christlich geprägt sind, erhalten durch den eher weltlichen Charakter der Weihnachten durch Traditionen, Bräuche und Gemeinschaft beigemessen wird weitere Möglichkeiten, um einerseits von der Gesellschaft in die kulturellen Festlichkeiten eingebunden zu werden und lernen somit die regionalen Unterschiede kennen. Eigene kulturelle Bräuche können dann wiederum geteilt werden und somit das Gesamtverständnis zu Feiertagen in anderen Religionen, wie beispielsweise das bereits genannte Chanukka der Jüd:innen verstärkt werden. Durch diese Wechselwirkung können Vorurteile durch den direkten Austausch auf beiden Seiten abgebaut werden, indem das interkulturelle Miteinander im Vordergrund steht.

Weihnachten in Kinder- und Jugendheimen: Gemeinschaft stärken und Werte vermitteln

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Kinder- und Jugendheimen oder betreuten Wohngruppen aufwachsen, nimmt seit Jahren stetig zu. Allein im Betrachtungszeitraum von 2008 bis Ende 2016 stieg die Zahl von gut 58.700 auf 95.582 Kinder und Jugendliche. Kinder landen heute schneller im Kinder- und Jugendheim als noch vor einem Jahrzehnt, sagt Michael Böwer, Professor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Es gibt vielfältige Gründe, warum die Kinder und Jugendlichen dort leben. Manche werden durch das Jugendamt aus den Familien genommen, teils sind Eltern schlichtweg überfordert, und einige Jugendliche bitten sogar selbst darum, aus den Familien genommen zu werden. Für sie sind die Erinnerungen an Feste, die im Zeichen der Familie stehen, oftmals belastend. Kinder- und Jugendheime schaffen hier die Möglichkeit, diese Erinnerungen in ein positives kollektives Erlebnis zu lenken und das Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe zu stärken – eine Gruppe, in der viele ähnliche Schicksale zusammenkommen. Jana, die mit sieben Jahren in das Kinderheim der Initiative für Intensivpädagogik kam, wurde damals von der Geschäftsführerin Renate Harms-Tapken betreut. Heute lebt sie in einer eigenen Wohnung, wird jedoch weiterhin von den Pädagog:innen des Kinder- und Jugendheimes betreut. Sie erinnert sich gerne an die Weihnachtsfeste zurück: “Es ist zwar manchmal auch anstrengend, wenn einige Kinder oder Jugendliche nicht das richtige Geschenk bekommen, aber irgendwie immer schön. Für mich ist das hier mein Elternhaus”. In gemeinsamen Aktivitäten werden Weihnachtsbäume geschmückt, bei großzügigem Buffet gespeist und selbst die Bescherung kommt hier nicht zu kurz. Im Vorfeld können sich die Kinder und Jugendlichen nämlich Geschenke im Wert von 50 Euro wünschen. Hinzu kommen Spenden, die manchmal sogar zusätzliche Geschenke ermöglichen. Joanna habe sich vor einigen Jahren selbst beim Jugendamt gemeldet. Zu oft kam es zu Streitigkeiten mit ihren Eltern, wodurch sie es Zuhause nicht mehr aushielt. Für sie ist das schönste am Weihnachtsabend und der größte Unterschied zur früheren Weihnacht, das Essen. Sie lobt das Buffet und die Gemeinschaft, die durch das gemeinsame Essen entsteht.

Christiane Heinen von der Kinder- und Jugendlichenhilfe St. Josef der Caritas Köln sagt, dass auch für Kinder in Kinderheimen Weihnachten Familie, Geschenke und Besinnlichkeit bedeuten kann. In der Einrichtung fangen die Rituale, wie gewöhnlich, schon in der Adventszeit an. Den Kindern wird ein Adventskalender überreicht, den sie am Abend aufmachen dürfen und je nach Gruppe, vorher eine Geschichte vorgelesen wird. Neben dem rituellen Teil sollen den Kindern in der Weihnachtszeit soziale Aspekte näher gebracht werden. So packen die Kinder beispielsweise Tüten für Wohnungslose – und bekommen dadurch neben festlichen Riten auch Werte vermittelt. Mit dem Schwerpunkt auf Riten und Wohltaten, habe die abendliche, besinnliche Zeit mit Kerzen, Weihnachtsliedern und Geschichten etwas, was die Gemeinschaft enorm fördere. Bei den gemeinsamen Bescherungen lernen die Kinder und Jugendlichen nicht nur selbst, beschenkt zu werden – sie machen auch anderen Freude. Im Strausberger Kinder- und Jugendheim der AWO, überreichen Elias und Jenny eine Geschenktüte mit Fotos von Ausflügen des Jahres und einigen Fanartikeln von Hertha BSC an Ute Daum. Die Betreuerin ist merklich gerührt von dieser Geste und dem Einsatz, den sie mitbringen. “Ich bin stolz, dass sie sich merken, was ich mag, und sich überlegen, was sie mit ihrem begrenzten Taschengeld machen können", berichtet Ute Daum, und gibt den beiden eine Umarmung. Es sind Momente wie diese, die einen demütig werden lassen und aufzeigen, wie erfolgreich die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in diesem Umfeld sein kann. Neben Dankbarkeit und Gemeinschaft sind es Riten und Werte, wie Nächstenliebe und Solidarität, durch die sich eine besinnliche Weihnachtszeit auszeichnet – und diesem Gefühl des gesellschaftlichen Miteinanders werden Kinder- und Jugendheime wie auch betreute Wohngruppen gerecht.

Um das Weihnachtsfest in diesem Jahr mit der richtigen Festtagsstimmung einzuläuten, haben wir euch hier eine Auswahl der schönsten Weihnachtsfilme verlinkt. Die schönsten Weihnachtsklassiker sorgen für die richtige musikalische Untermalung in der Vorweihnachtszeit und am Tag der Bescherung. Außerdem finden die Neugierigen unter Euch hier eine Zusammenstellung verschiedener Weihnachtsbräuche rund um den Globus.

Challenge accepted – Mit coolen Games zur Gewinner:in deiner Klasse werden

Gaming & Coding heben das Lernen auf ein ganz neues Level. Was für Schüler:innen schon zu ihrer Lebenswelt gehört, kann für Lehrende aber auch als neue Version des Unterrichts funktionieren. Wir nehmen euch mit in die virtuelle Realität der Tools.
Von
Franziska Bach
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21
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December 2022
21.12.2022
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“Mehr als jedes andere Medium können Spiele Menschen zu bestimmten Handlungen motivieren.” Das bestätigt die Planspielstudie PlayING der TU Braunschweig. Digitale Spiele und Lernen sind zwei Handlungsfelder, die Lehrkräfte noch bis vor einigen Jahren getrennt voneinander dachten. Nicht selten dürften Spiele auch heute noch als Gegenteil des trockenen Auswendiglernens verstanden werden. Dass das nicht stimmt, beweisen Lernspiele, die für den Einsatz im pädagogischen Kontext konzipiert sind und dabei ein bestimmtes Lernziel verfolgen. Lerninhalte werden darin in Form von Spielaufgaben moduliert. Game-Based Learning (GBL) entsteht also, wenn Lernprozesse mit Spiel(en) zusammentreffen. Damit kommen wir nicht nur der von KMK beschlossenen Medienbildung nach, sondern fördern gleichzeitig systemisches Denken, Problemlösekompetenz, sensomotische Fähigkeiten und die Kognitionsleistungen unserer Lernenden. Es gibt also zahlreiche positive Effekte digitaler Spiele für die Wissens- und Kompetenzvermittlung, sodass für Schüler:innen damit auf alle Fälle ein Highlight gesetzt werden kann. 

Deine Schule verfügt über technische Voraussetzungen? Dann beglückwünschen wir dich hiermit. Damit hast du dein erstes Match schon gewonnen. Wir haben einige Games im Zuge unserer E-Learning Themenwoche durchgespielt. Hier kommt unsere Auswahl aus der Welt der Spiele.

LEGO Education 

Unser erstes Lernsystem ist ein echter Klassiker für fächerübergreifende MINT-Bildung und sogar auf Lehrplanthemen abgestimmt. Mit altbekannten und farbenfrohen Legosteinen können Schüler:innen aller Altersgruppen erste Konstruktions- und Programmiererfahrung machen, die an komplexe Simulationen der Realität angelehnt sind. In den einzelnen Lerneinheiten verbinden sich kreatives Verbauen von LEGO Technic Elementen mit Grundlagen der Programmierung und Robotik in einer App-Software zum funktionierenden Modell. Minifiguren mit individuellen Persönlichkeiten stehen den jungen Entdecker:innen dabei zur Seite, leiten mit Videos in Problemlöseprozesse ein und helfen beim Entwickeln technischer Gegenstände – Je nach Story soll eine Schaukel mit bestimmter Geschwindigkeit konstruiert oder ein Programm für ein selbst fahrendes Taxi umgesetzt werden. Auch können deine Schüler:innen dabei helfen, kuriose Erfindungen der Zukunft zu erschaffen, so zum Beispiel ein “müllfressendes” Monster zur Bekämpfung des Abfallproblems. Mithilfe von handlungsorientierten Anleitungen und kindgerechter Drag and Drop Software kann spielend leicht dazu motiviert werden, sich selbstständig mit mathematischen Denkweisen auseinanderzusetzen und verschiedene Varianten zu kreieren. Die Installation der App auf Tablets ist unkompliziert. Auch wenn du es dir vielleicht noch nicht vorstellen kannst: Alle deine Schüler:innen haben ein intuitives Gespür für die Realisierung technischer Innovationen!

Ein Auto aus Lego mit programmierter Fernsteuerung und Sensoren.
Prinzipien der Informationsverarbeitung werden daran leicht erkannt. 

Minecraft Education 

Unsere zweite (Wieder-)Entdeckung ist das Computerspiel Minecraft. Hier können deine Schüler:innen im Kreativmodus mit unbegrenzten Ressourcen ganze Welten aus würfelartigen Blöcken erbauen. Die Spieler:innen tragen Ressourcen ab, um beispielsweise Häuser oder Werkzeuge zu erschaffen. Als Lehrer:in hast du unter anderem die Möglichkeit, digitale Lernumgebungen zu gestalten und mit Storytelling deine Klasse anhand von Narrativen in den Bann zu ziehen.

Deine Schüler:innen können sich dort frei bewegen und eigenen Interessen oder festgelegten Aufträgen nachgehen. Vor allem geht es aber darum, Räume zu errichten und gemeinsam wahrzunehmen. Erkundet wird aus der Perspektive eines Avatars. Lehrplanthemen wie Würfelgebäude oder Ansichten können so mal ganz anders dargestellt oder der Aufbau des neuen Schulgartens geplant werden.

Minecraft ist somit ideal für forschendes Lernen und die Dokumentation von Lernergebnissen. Neben der lizenzpflichtigen Education Variante gibt es eine voll funktionsfähige kostenfreie Version, mit deren Zugang 25 Lehrkräfte und jeweils 10 Lernende Minecraft testen können. In Minecraft Education arbeiten deine Schüler:innen am gemeinsamen Lerngegenstand.

Makeymakey

Dieses Tool ist nicht so populär wie LEGO oder Minecraft, aber dafür umso interessanter. Es wurde von Forscher:innen des MIT zur Anregung technischer Ideenvielfalt bei Kindern entwickelt. Makeymakey ist eine elektronische Leiterplatine, mit der ganz alltägliche Dinge wie Knetmasse, Bleistifte oder Früchte in Tasten für Lieblingsspiele auf dem PC verwandelt werden können. Auch Töne für ein neues Musikinstrument gelingt es damit zu erfinden.

– Das klingt jetzt erst mal verrückt, aber wird dich und deine Klasse sicherlich zum Staunen bringen. Dahinter verbirgt sich die Eigenschaft der Leitfähigkeit von Objekten und Materialien, die dadurch zum Leben erweckt werden. Hieran erproben deine Schüler:innen den Nutzen von elektrischer Energie und erweitern ihre Vorerfahrungen über einfache Stromkreisläufe auf das Entwickeln und Bauen technischer Objekte. Um den Tastendruck zu erkennen, benötigst du Leitungen und einen USB Anschluss zur Übertragung des Signals. Die Funktion von Strom muss also nicht immer anhand kleiner Glühbirnen vermittelt, sondern kann auch zu einem kreativen Projekt gemacht werden.

Begegnung mit Robotern und Automaten

Zum Schluss möchten wir dir noch kleine Freunde auf Rollen vorstellen, die bereits in zahlreichen europäischen Ländern erfolgreich an Schulen im Einsatz sind und den Schüler:innen auf spielerische Art und Weise das Thema Programmierung näherbringen. Bodenroboter können Farben sehen, Linien folgen und Schnittpunkte auf Formen erkennen, die auf Papier oder digital gezeichnet werden. Sie sind auf mehrere Farbcodes programmiert, sodass Lernende ihre eigenen Bewegungsabläufe für die Mini-Robots planen können, die diese in einer schrittweisen Abfolge ausführen. Je nach Modell sind sie in der Lage, sich zu drehen, nach vorne oder rückwärts zu fahren und dabei bunt zu blinken. Manche verfügen sogar über eine erstaunliche Merkfähigkeit von über 200 Kommandos. Auf speziellen Matten und mittels zugehöriger Karten planen die Kinder den Weg zu einem vorgegebenen Ziel. Anhand der Technologie dieser kleinen Bots lernen deine Schüler:innen die Strukturen logischer algorithmischer Zusammenhänge kennen. Von uns aus gesehen ein klares Must-have. Manche Schulen haben es auch geschafft, eine Roboter AG auf den Weg zu bringen, die über den Unterricht hinaus eine regelmäßige Beschäftigung mit dem Thema ermöglicht.

Ein Vorreiter der Lernroboter - Heute gibt es diese als kleine Bots

Unser Testergebnis

Spielen bedeutet nicht immer “minds-off”, sondern fördert allem voran das Ausprobieren neuer Dinge. Manche erfordern sogar ziemlich aktive Prozesse der Interaktion und bringen unseren Heranwachsenden Ordnung und Struktur bei, was deren Regelbewusstsein stärkt. Schüler:innen sollten das auch auf diese Weise im schulischen Alltag kennenlernen. 

Selbst wenn vorgefertigte Sets und Anleitungen erst einmal nichts für dich sind, kannst du hier nach passenden Spielideen für deine Klasse stöbern. Auch mit kleinen Online Quizspielen, Rätseln und Puzzles kannst du deinen Schüler:innen das alles ermöglichen. Es muss bei weitem nicht immer der teure Bausatz sein. Wie sieht es bei euch im Klassenzimmer aus? Findet man dort schon das ein oder andere Tool? Teilt gerne eure liebsten Games und Coding Tools, die zu coolen Schulstunden geführt haben.

Die besten Konferenz-Tools im Überblick

Durch die Corona-Pandemie haben vor allem Online-Tools an Bedeutung gewonnen. Welche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Programmen? Und wie ist es jeweils um den Datenschutz bestellt? Wir stellen euch ein paar Tools für euren Unterricht genauer vor.
Von
Erik Schimpf
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December 2022
20.12.2022
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BigBlueButton – Open-Source im Unterricht 

Quelle: BigBlueButton

Durch die Corona-Pandemie haben vor allem Online-Tools an Bedeutung gewonnen. Open-Source-Software wie "BigBlueButton" und der damit verbundene Online-Unterricht haben eine erhöhte Nachfrage erfahren. Open-Source-Software ist gerade für viele Schulen sehr interessant geworden, da die angebotenen Programme meist vom Prinzip her betriebssystemunabhängig sind. Neben Funktionen wie der Audio- und Videoübertragung bietet das Programm auch eine Chatfunktion sowie ein virtuelles Whiteboard für Präsentationen. Zugangscode sichern bei Bedarf zusätzliche Räume für parallele Konferenzen wie beispielsweise Gruppendiskussionen, zudem lassen sich die einzelnen Konferenzen aufzeichnen. Das Erstellen und Aufzeichnen von Konferenzen muss mit einem Konto erfolgen, die Registrierung ist bei BigBlueButton grundsätzlich kostenlos. Anschließend können Sie einen Raum erstellen und per Link dazu einladen. Um an einem Meeting  teilnehmen zu können, benötigt man einen Link zu einer Konferenz, zusätzlich lassen sich die Teilnehmer durch einen Zugangscode begrenzen. Bei der Anmeldung zu einer Konferenz trägt man seinen Namen ein und drückt auf "Teilnehmen" und wählt dann, ob man per Mikrofon zuhören oder  ohne Mikrofon teilnehmen möchte. Da BigBlueButton ein Open-Source-Programm ist und der Quellcode öffentlich einsehbar ist, bietet es hohe Sicherheit. Da die Software zunächst auf dem eigenen Server der Schule, Uni oder eines beauftragten Dienstleisters installiert wird. Dadurch bleiben alle Daten und Informationen auf dem verwendeten Server und - sofern Big Blue Button korrekt konfiguriert ist - werden diese nur verschlüsselt gesendet. Während einer Konferenz lassen sich zusätzlich eine private  und eine öffentliche Chat-Funktion nutzen sowie ein digitales Whiteboard und sogenannte Breakout-Räume. Um virtuelle Gruppenarbeiten in Breakout-Räumen zu beginnen, wählt man das Einstellungssymbol in der linken Menüleiste. Nun, klickt man in dem neu erschienenen Menü auf "Breakout-Räume erstellen", danach wählt man die  Anzahl der Räume, die Dauer der Konferenz und klickt anschließend auf "Zufällig zuordnen" oder weist den Teilnehmer:innen einen Raum zu. 

Tipp: Der Daten-Sparmodus kann in der Online-Lehre  viel Ärger ersparen. Sollte das Bild oder der Ton eurer Schüler:innen oder der eigene PC oder Internetanschluss betroffen sein, oben rechts unter den drei Menüpunkten den Reiter „Einstellungen öffnen” anwählen danach geht ihr auf  „Datensparmodus” schiebt dann die beiden Regler auf  „Bildschirmfreigabe aktivieren” und „Webcams aktivieren” auf Aus. 

Zoom – ein Tool für alle(s)

Quelle: Zoom Cloud Meetings

Die Anwendung "Zoom Cloud Meetings" ist mit einer Vielzahl von starken Funktionen ein  komfortabler Anbieter in Sachen “Konferenz-Tools”. Der Dienst bietet eine cloud-basierte Videokonferenz-Lösung, mit der sich Video-Meetings, Videokonferenzen, Webinare und Live-Chats erstellen lassen. Bei einem Meeting besteht  die Möglichkeit als Moderator den  Bildschirm zu teilen oder nur ausgewählte Teile eines Programms oder Anwendung zu zeigen. Das Whiteboard bietet den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, noch einmal bestimmte Themen oder Punkte in einem Meeting zu visualisieren. Die Kontrolle über Maus und Tastatur kann dabei auch an andere Teilnehmer:innen weitergegeben werden. Innerhalb des Meetings lassen sich zudem Textnachrichten oder Dateien im Chat versenden. "Zoom Cloud Meetings" bietet eine Demoversion, die grundsätzlich kostenlos verfügbar ist, wobei zu beachten ist, dass persönliche Gespräche und Gruppenkonferenzen mit einem Zeitlimit von 40 Minuten begrenzt sind. Der monatliche Preis von einem Abonnement beträgt 13,99 Euro pro Moderator.

Tipp: Für Google Chrome oder Firefox gibt es eine Browser-Erweiterung "Zoom Redirector", diese ermöglicht es auch, einem Zoom-Meeting auch ganz ohne Installation des Desktop-Clients beizutreten. Die  Installation des Desktop-Clients ist damit nicht mehr nötig und man kann dadurch der Videokonferenz direkt über den Browser beitreten. Zoom steht auch als kompakt Lösung zur Verfügung, also als nativer Windows-Client und bietet mobile Apps für iOS und Android. Die App-Version bietet dabei die gleichen Features: Meetings eröffnen, teilnehmen und planen, Gruppentext, Bilder und Nachrichten senden. Als Moderator kann man entweder eine Besprechungs-ID erstellen oder einen direkten Link zur Software hinterlegen. Ein Konto bei Zoom  ist nicht notwendig, wenn man an einer Konferenz teilnehmen möchte. Jedoch muss die  Software oder die App auf dem Smartphone oder PC installiert sein. 

Kostenlose Programme 

Für Schulen sind diese kostenlosen Programme im Zusammenhang mit dem Datenschutz eher weniger geeignet, auch nicht mit Einwilligung der Schüler:innen und Lehrer:innen. Schulen sind verpflichtet, Schüler:innen zu schützen und können die zusätzliche Datenpflege beziehungsweise den Datenschutz bei derartigen Angeboten nicht leisten. Wenn Lehrer:innen kostenlose Programme austauschen, bleibt das eher ihre persönliche Entscheidung.  Offizielle Konferenzen können mit kostenlosen Angebote kommerzieller Anbieter nicht genutzt werden, da sowohl die Auswertung der Nutzerdaten und die rechtlichen Voraussetzungen fehlen. 

Kommerzielle Anbieter – kostenpflichtig

Vor der eigentlichen Nutzung müssen Schulen  einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung datenschutzrechtlich unterzeichnen. Der Vertrag garantiert, dass  anfallende Daten nur für die Zwecke des Verantwortlichen, hier der Schule, verarbeitet werden und nicht für die eigenen. Ideal ist eine solche Konstellation für eine schulische Nutzung allerdings trotzdem nicht. Unberücksichtigt bleibt zum Beispiel  die Gestaltung der Nutzungsbedingungen und die auf der Plattform selbst möglichen Datenschutz-Voreinstellungen. Besser geeignet sind US Anbieter, wenn sie für Nutzer in der EU Server Standorte in Europa anbieten. Datenschutzkonform sind dabei eher Programme von europäischen oder deutschen Anbieter wie z.B. Programme wie alfaview, Jitsi. Die kostenlose Web-App "Jitsi Meet" erlaubt, Videokonferenzen direkt im Browser zu starten. Das Erstellen eines Accounts oder die Installation einer Software ist dafür nicht notwendig, Meetings lassen sich problemlos im Browser erstellen.

Jitsi Meet – Meeting ohne Software und Anmeldung

Das Open-Source-Tools ist vollständig verschlüsselt und sammelt keine personenbezogenen Daten, da kein Account für die Nutzung notwendig ist. Ein Meeting lässt sich außerdem per Passwort gegen die Teilnahme von Unbefugten sichern.

Ein Jitsi-Meeting startet über eine einfache URL, die man selber festlegen kann. Neben dem klassischen Funktionen wie Video-Chat, Bildschirmfreigabe, Meetings kann man auch YouTube-Videos teilen. Ein Text-Chat-Fenster ist ebenso vorhanden wie integrierte Filter, um den Hintergrund weich zu zeichnen. 

Tipp:  Gut an der Anwendung, Jitsi Meet lässt sich direkt im Browser nutzen. Störende Hintergrundgeräusche lassen sich durch  stumm schalten aller Teilnehmer:innen aufheben. Man benötigt keinen Account oder zusätzliche Software, um das Open-Source-Tool nutzen zu können. Jitsi Meet ist als Web-App sowie als Smartphone-App für Android und iOS verfügbar. Einem Meeting kann über den PC oder über das Smartphone beitreten. Um einem Videochat über das Smartphone teilnehmen zu können, braucht man nur den Konferenznamen des Meetings in das Eingabefeld am oberen Bildschirmrand der App eingeben. Der Moderator legt, ähnlich wie bei BigBlueButton, am Anfang einen Konferenz-Namen fest. Dieser ist die Basis für einen Einladungslink. Gibt man den Link nun in seiner Browser-Suchleiste ein, kann man automatisch daran teilnehmen.

Konferenz-Tools bieten gerade in Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung  eine gute Möglichkeit, Schüler:innen gezielt zu erreichen. In den nächsten Jahren 

Schnell und einfach Grafiken für den Unterricht erstellen  

Man wollte zwar nur eine kleine Grafik für den Unterricht erstellen, doch daraus wird eine langwierige Suche. Damit das nicht passiert, stellen wir euch die bekanntesten kostenlosen Tools in Sachen Grafik und Layout vor.
Von
Erik Schimpf
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December 2022
19.12.2022
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Grafik- und Layoutprogramme gibt es mittlerweile von zahlreichen Herausgebern. Jedoch sind nicht alle Nutzerfreundlich, häufig sind Vorkenntnisse nötig, um mit bestimmten Programmen umgehen zu können. Auch wenn man nur schnell ein Bild einfügen oder eine kleine Grafik für den Unterricht erstellen will, wird daraus manchmal eine zeitintensive Suche im Internet. Damit das nicht passiert, stellen wir eine der bekanntesten kostenlosen Einsteiger-Tools in Sachen Grafik und Layout vor. Den beiden  gratis Bildbearbeitungsprogrammen gibt es  mittlerweile  definitiv einige Punkte, die der teuren Konkurrenz in nichts mehr nachstehen. 

Bildbearbeitung mit GIMP

Quelle: GIMP

Die Software GIMP ist einer der Pioniere der letzten Jahre. Grund dafür ist, dass das Programm kostenlos angeboten wird und große Ähnlichkeit in der Benutzeroberfläche zu Adobe Photoshop besitzt. Gerade für Bildbearbeitungs-Einsteiger, die Photoshop erst einmal kennenlernen wollen, ist GIMP eine gute Anlaufstelle. Die vorhandenen Elemente weisen eine hohe Qualität auf, die es jedem Nutzer:in erlaubt, gute Ergebnisse zu erzielen. In der digitalisierten Welt ist es keine Besonderheit mehr, Grundlagen der Bildbearbeitung zu besitzen, im Internet finden sich etliche Tutorials, um erfolgreich eigene Projekte umzusetzen. Das Programm ist sowohl für Windows, Linux  als auch für macOS erhältlich.

Gimp in der Praxis 

Wenn Gimp erstmalig gestartet wird, erscheinen dem  Nutzer:in drei Fenster auf dem Bildschirm: links, der Werkzeugkasten, in der Mitte das Fenster, in dem das geöffnete Bild später erscheint und rechts befindet sich das sogenannte Dock. In den verschiedene Einstellungsmöglichkeiten hinterlegt sind zum Beispiel die Einstellung von Details wie dem Stil, der Erstellung und dem Hinzufügen von Ebenen. 

Öffnen von Bildern 

Über den Reiter Datei „Öffnen” oben links fügt man beispielsweise Bilder ein. In den weiteren Punkten findet man nützliche Hilfen zum Bearbeiten von Bildern.  Das  Inhaltsverzeichnis von GIMP bietet die Möglichkeit, einzelne  Punkte noch einmal nachzuschlagen. Einigen Bildern fehlt es manchmal an Lebendigkeit, die Farben wirken blass, das bedeutet, dass die Farbgebung vielleicht nicht stimmt. Gimp lässt den Nutzer:innen dabei viel Gestaltungsfreiraum ein Bild optisch aufzuwerten. Bei der Gestaltung gibt es zwei Varianten: einmal die manuelle oder die automatische, wie bei einer klassischen Foto-App auf dem Smartphone. Bei dem Menüpunkt „Farbe” klappen mehrere Optionen, nun klickt man auf „Automatisch” und in diesem Untermenü geht man dann auf „Farbverbesserung”. GIMP verbessert das Bild nun von selbst, im unteren rechten Bereich kann man zudem einen Vorher/Nachher-Vergleich machen. Die Manuelle-Alternative ist effektiver, da man individuell und präzise gewünschte Ergebnisse erhält. Folgenden Optionen wären möglich um die Farbigkeit zu verbessern: dazu wählt man den Menüpunkt „Kontrast/Helligkeit” unter „Farben” an, folgende Fenster erscheinen: Helligkeit/Kontrast, Farbton/Farbsättigung, hier gilt weniger ist mehr. 

Tipp:  Je mehr ein Bild über Schwarz und Weiß verfügt,  viele helle und dunkle Stellen besitzt, desto  kontrastreicher ist es. Wenn es viele Töne zwischen Schwarz und Weiß aufweist, ist das Bild eher dem mittleren Kontrast zuzuordnen. Bilder mit viel Licht zum Beispiel tendieren eher dazu, als zu "hell'' wahrgenommen zu werden, deswegen sollte man dort den Kontrast reduzieren. Hier gilt auch der Satz: Einfach ausprobieren!

Das Zuschneiden von Bildern ist bei GIMP relativ intuitiv. Dazu wählt man das Skalpell-Werkzeug an. Weiß man gerade nicht, welches Werkzeug man benutzt, kann man einfach mit dem Mauszeiger über die Icons wandern, die genaue Bezeichnung wird dann angezeigt. Nun beginnt man in einer Ecke des Bildes, indem man die Maustaste gedrückt hält. Jetzt kann man mit dem Mauszeiger  einen Bereich auswählen, der übernommen werden soll.

Die Größe kann auch verändert werden, dazu die Linien oder Ecken des ausgewählten Bereichs mit gedrückter Maustaste an die richtige Position schieben. Wenn der richtige Bereich ausgewählt ist, mit einem Doppelklick der Maus im Bereich der Auswahl festlegen, das Bild ist ausgeschnitten.

Inkscape – kostenlose Konkurrenz 

Quelle: Inkscape

Logo-Design, Infografiken oder technische Illustrationen entwerfen, das bietet die Open-Source-Software „Inkscape“. Das Zeichentool ist mittlerweile durch einige Updates eine echte Alternative zu teuren kommerziellen Anbietern wie Adobe Illustrator oder InDesign geworden. Inkscape verfügt über alle wichtigen Kreativ-Werkzeuge, um Vektorobjekte und Rasterelemente  zu erstellen und zu bearbeiten. Sie ist für Einsteiger sowie für erfahrene Könner geeignet. Neben üblichen Formaten wie JPEG, PNG und TIFF-Formaten sind auch PostScript, EPS, EMF-Formate importierbar. Das klassische Vektorgrafikformat SVG (Scalable-Vector-Graphics) lässt sich problemlos laden. Fertige Zeichnungen können unter anderem als JPG, TIF, PNG gespeichert werden. Das Programm ist für alle aktuellen Betriebssysteme vorhanden.

Vektorgrafik erstellen und bearbeiten

Das Programm bietet eine große Palette an  Werkzeugen, neben Rechtecken, Quadraten, Kreisen und vielem mehr sind auch 3D-Boxen, Freihandzeichnungen oder Kalligraphie schreiben möglich. Bekannte Tools wie aus dem  klassischen Windows-Programm Paint, wie der Farbeimer, die Sprühdose  oder die Farbpipette fehlen ebenso wenig. Vektorobjekte lassen sich im Gegensatz zu Rasterobjekten über verschiedene Knotenpunkte nach Wunsch biegen, verformen, drehen, verschieben, in der Größe ändern, kombinieren, klonen, vereinigen, zerlegen. Auch die eigenen Unterschrift als Vektor zu transformieren ist für die alltägliche Arbeit sehr nützlich, dazu gibt es mittlerweile sehr gute Tutorials, eines dazu findet ihr hier.

Tipp: Grundsätzlich helfen Ebenen, um verschiedene Vektoren zu bearbeiten. Beim  grafischen Arbeiten ist dies sogar unerlässlich, im Prinzip sind Ebenen transparente Ordner, die Bildmaterial enthalten. Wird die Struktur der Ordner geändert, ändert sich auch die Reihenfolge der Elemente im Bildmaterial, kurz gesagt dient es der Übersichtlichkeit und Effizienz. Bei Inkscape sind die Ebenen an der rechten Seite des Formates angeordnet, hier lassen sich diese durch einen Rechtsklick auf „Ebene” und dann durch den Reiter „neue Ebene erstellen” , mehrere Arbeitsebenen erstellen.

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LibreOffice Draw – Grafik-Projekte umsetzen

Quelle: LibreOffice

LibreOffice enthält neben klassischen Anwendungen für den Büroalltag das Grafikprogramm Draw. Das Programm ist für Nutzer:innen geeignet, die grundlegende Funktionen für die Bildbearbeitung benötigen, aber auch für  Anwendern:innen, die präzise und aufwendige Änderungen am Bild vornehmen möchten. Neue Bilder erstellen und illustrieren ist genauso möglich wie der Vorteil, dass die Funktionen innerhalb des Programms kostenlos verfügbar sind. Draw bietet ein großes Angebot, das von Gestaltung, Bildbearbeitung und technischer Zeichnung reicht. Es  bedient damit praktisch alle grafischen Aufgaben, die Lehrer:innen benötigen. Draw ist eher puristisch aufgebaut und bietet  nicht alle Fähigkeiten wie GIMP oder Inkscape. LibreOffice ist ein umfassendes Softwarepaket, die Programme können nicht einzeln heruntergeladen werden. Um Draw nutzen zu können, benötigt man zunächst die ganze LibreOffice-Programmsammlung, um das Grafikprogramm auszuführen.  Von der Bedienbarkeit ist Draw wie andere Textprogramme aufgebaut –  einfach und zweckmäßig. Die neueste Version ist für alle Betriebssysteme wie Linux, Windows und macOS auf der aktuellen Webseite hier zu finden.

Wo findet man kostenlose Vorlagen und Layouts? 

Eine erste Institution ist der Online-Dienst Canva. Ein Basiskonto ist kostenlos und bietet über 250.000 Vorlagen für Arbeitsblätterund Lernvorlagen. Dazu kommen noch unzählige Grafiken und Fotos, die bei einem kostenlosen Account enthalten sind. Zudem bietet das Basis-Konto bei Canva 5 Gigabyte Cloud Speicherplatz, um seine Vorlagen beliebig zu speichern und wiederzufinden. Alternativen zu Canva sind: Adobe Spark, Visme, Design Wizard, Snappa, Crello.

Für aktuelle und kostenlose Fotos gibt es die Seiten: Unsplash, StockSnap, Flickr, Pexels, Gratisography. Diese sind im Grundsatz alle kostenlos, jedoch gilt lizenzfrei heißt nicht urheberrechtsfrei, dies ist unbedingt  zu beachten. Denn die Nutzungslizenz bedeutet, dass das Bild zwar weiterbearbeitet werden darf, jedoch nicht bedeutet, dass die Nutzung kostenlos bleibt. Hier sollte man auf die CC0-Lizenz achten, genauere Erklärung zum Thema findet ihr hier. 

Berliner Senat plant flächendeckende Ausstattung mit Tablets ab Klasse 7

Berlin macht es vor: Sie wollen die Schulen ab 2023 auf den neusten Stand in Sachen Digitalisierung bringen. Bessere Ausstattung an mobilen Endgeräten der Sekundarstufe soll die angedachte Medienbildung unterstützen.
Von
Luisa Janosch
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18
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December 2022
18.12.2022
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Berlin. Die Welt wird immer digitaler, auch die Schulen bleiben hier nicht außen vor. Berlin macht es vor und will der voranschreitenden Digitalisierung entgegenkommen. Am 22. November wurde vom Berliner Senat das Konzept “Mobile Endgeräte für Schülerinnen und Schüler” beschlossen. Demnach ist ab der Klassenstufe 7 eine “flächendeckende Ausstattung” geplant, so der Senat. Dennoch ist die technische Ausstattung in deutschen Schulen eher hager. Eine Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Urbanistik zeigt, dass sieben von zehn Kommunen einen großen Bedarf an Investitionen für Digitalisierungsmaßnahmen in Schulen sehen. 

Gerade in der Sekundarstufe 2 bestehe ein hoher Bedarf, die Lernenden zu unterstützen. Im Jahr 2023 sollen 15 Millionen Euro für die Beschaffung mobiler Endgeräte zur Verfügung stehen. Ganze 96 Prozent der Kommunen in Berlin gehen davon aus, dass die Anschaffung mobiler Endgeräte keine einmalige Angelegenheit sein wird. Viele Maßnahmen der Digitalisierung wurden bereits 2021/2022 zu Beginn des neuen Schuljahres umgesetzt: Die Anschaffung von Tablets lag bei 78 Prozent, WLAN Installationen bei 73 Prozent  und die Anschaffung moderner Präsentationstechniken bei 67 Prozent. Einer der größten Handlungsfelder bestehe dabei bei den Lernplattformen und Cloud Lösungen, um den digitalen Unterricht leichter zu gestalten. Hier sind bereits 46 Prozent der Kommunen tätig geworden, ca. 38 Prozent planen weitere Maßnahmen und 17 Prozent sehen den einen Bedarf darin, haben aber noch keine konkreten Maßnahmen ergriffen. Bei der Anschaffung der mobilen Endgeräte wird über die Finanzierungsmöglichkeit des Leasings nachgedacht. Der Senat sieht zwei Vorteile im Modell des Leasings: Zum Einen haben die Geräte nach Ablauf der Nutzungszeit einen gewissen Rückkaufswert, andererseits schützt der Leasingvertragspartner die Geräte vor Überalterung, da er sie rechtzeitig zur Anschlussnutzung oder Weiterverwertung vermittelt. Das kommt wiederum der Umwelt zugute.

Kommendes Jahr wird sich  zeigen, wie dieses Vorhaben umgesetzt wurde und welchen Nutzen Schüler:innen und Lehrkräfte aus dem digitalisierten Lernen und Lehren ziehen können und ob weitere Bundesländer folgen. 

Klein aber fein – Nützliche Tools die deinen Schulalltag smarter machen

Im Zeitalter der Digitalisierung kann der Schulunterricht inzwischen durch den Einsatz simpler Tools ansprechender für Schüler:innen und Lehrkräfte gestaltet werden. Wir stellen Euch Tools zusammen, die euren Schulalltag mit nur wenig Aufwand entlasten.
Von
Armend Kokollari
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December 2022
18.12.2022
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Im dritten Teil unserer Themenwoche widmen wir uns Hilfstools, die sich schnell und einfach in den Unterricht integrieren lassen. Damit gestaltet ihr euren Unterricht digitaler und sorgt gleichzeitig für mehr Entlastung im Vergleich zu längst überholten analogen Varianten. Wir werden euch einige nützliche Helferlein, die sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler:innen gedacht sind, näher vorstellen.

Entzettelt: Digitalisiere deinen Schulalltag

Mit der App entzettelt wird Schüler:innen ein lern- und entwicklungsförderndes Feedback durch die Lehrkräfte ermöglicht, bei der die Bewertung über Noten hinausgeht. Damit möchte die App eine Antwort auf das in vielen Branchen bereits fest etablierte Arbeiten mit mobilen Geräten wie Tablets oder Laptops finden. Lehrer:innen, die ihren Arbeitsplatz mehrfach täglich wechseln, wird damit eine Lösung geboten, mit der man auf alle Schüler:innen, Klassen oder Gruppen zurückgreifen kann – unkompliziert, ortsunabhängig und datenschutzkonform. Mit den individualisierbaren Listen lassen sich Listen zu jedem Anlass erstellen. Diese reichen von Hausaufgaben bis hin zu Notenübersichten. Außerdem lassen sich einzelne Beobachtungslisten erstellen, Kompetenzen erfassen, Ergebnisse von Klassenarbeiten detailliert und aussagekräftig notieren oder Checklisten und Rücklauflisten erstellen. Es ergeben sich quasi unzählige Möglichkeiten zur Dokumentation des Schulalltags.

Die wichtigsten Funktionen in der Übersicht:

Kerngedanke der App ist die Digitalisierung des Lehrer-Schreibtisches. Mit der ersten Funktion wird diesem Versprechen durch die Verwaltung von Schüler:innen und der Zuweisung in Klassen, Gruppen oder Jahrgängen nachgekommen. Auf dem Startbildschirm lassen sich diese Aktionen über die oberen drei Button ansteuern. Aufgeteilt werden diese einerseits in “Schüler:innen” zum Anlegen und Aktualisieren neuer und bestehender Schüler:innen. In einem weiteren Schritt können die angelegten Schüler:innen den verschiedenen "Klassen", die zuvor erstellt wurden, zugeordnet werden. In der Pro-Version erweitern sich die Strukturierungsmöglichkeiten durch die zusätzliche Option “Gruppen”. Damit lassen sich nach dem gleichen Prinzip Teile einer Klasse oder Kinder aus verschiedenen Klassen zusammenfassen.

  • Das Büro wird auch als Herzstück bezeichnet. Neben diversen Listen, wie zum Beispiel einfache Checklisten oder Rücklauflisten, lassen sich hier Klassenarbeiten perfekt organisieren und auswerten. Je nach Listenart werden mittels verschiedener Variablen wie Name, Farbe (Unterrichtsfach) und Schüler:innen noch gezieltere Listen angelegt. 
  • Mit dem Kalender lassen sich alle Informationen nicht nur in der chronologisch korrekten Reihenfolge anzeigen; man hat die Möglichkeit, Termine zu planen. Besonders praktisch ist die Synchronisierung der Geburtstage von Schüler:innen und der Schulferien in Deutschland, so verpasst man kein wichtiges Ereignis mehr.
  • Um die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen, die entzettelt benutzen, zu vereinfachen, kann man sich im Kollegium miteinander vernetzen und Inhalte untereinander teilen. Mit der Option, verschiedene Rechte an ausgewählten Elementen an Kolleg:innen zu übertragen, können der Zugriff auf Anwesenheitslisten untereinander erteilt und Eintragungen darin vorgenommen werden. Das funktioniert auch mit Listen zur Mitarbeit oder zum Arbeitsverhalten. Besonders förderlich ist das Kollegium Feature damit für den multilateralen Austausch zu Schüler:innen.

Durch die spezielle Programmierung als “Progressive Web App” (PWA) ist es möglich, entzettelt auch im Offline-Modus zu nutzen. Dadurch lässt sich auch bei Netzausfällen oder Internetabbrüchen zuverlässig auf den digitalen Schreibtisch zugreifen. Dadurch wird die nötige Flexibilität geboten, die aufgrund des Zeitmangels im Schulalltag von besonderem Vorteil ist. Näheres zu den Versionen, in denen entzettelt erhältlich ist, und die Preise für die Lizenzen könnt ihr hier einsehen.

Online-Übersetzer: Google Translate versus DeepL

Sowohl Google Translate als auch DeepL zählen zu den beliebtesten und am häufigsten genutzten Übersetzungstools. In den Anfängen des Übergangs von analogen Übersetzern bis hin zu den zeitgemäßen Online-Übersetzern war Google Translate das wohl etablierteste Tool zur Fremdsprachenübersetzung. Für die gängigsten Fremdsprachen an Schulen nutzt Google mit Neutral Machine Translation System (GNMT) eine verbesserte Version, die wie DeepL auf neuronalen Netzwerken basiert. Das bedeutet konkret, dass nicht jedes Wort einzeln zu einem Kauderwelsch übersetzt wird, sondern ganze Sätze und Wörter in Kontext zueinander gesetzt werden und oftmals die jeweiligen orthografischen Standards erfüllen. Bei Google Translate befindet sich das Eingabefeld für die zu übersetzenden Texte links und das Ausgabe- oder Ergebnisfeld, erscheint nach einem kurzen Puffer rechts auf dem Bildschirm.

DeepL behauptet von sich selbst, “der präziseste und differenzierteste maschinelle Übersetzer der Welt” zu sein. Die künstlichen neuronalen Netzwerke von DeepL laufen auf einer Art Supercomputer in Island. Laut DeepLs eigenen Informationen sind die Übersetzungen dreimal besser als die der Konkurrenz. Die neuronale Übersetzungsmaschine hat das Software-Unternehmen mit mehr als 5.100.000.000.000.000 (5,1 Billiarden) Rechenoperationen pro Sekunde trainiert und ist dadurch so leistungsstark, dass eine Million Wörter in weniger als einer Sekunde übersetzt werden. Die Benutzeroberfläche folgt demselben Schema wie Google Translate. Die Option, sich auch Synonyme oder alternative Formulierungen anzeigen zu lassen, per Klick auf das zu verändernde Wort im Satz, eignet sich hervorragend zur Verbesserung des eigenen Wortschatzes und dem Gebrauch abwechslungsreicher und ansprechender Sätze. Wie auch bei dem Google Translator ist die Texteingabe auf ca. 5.000 Zeichen beschränkt, diese Einschränkung kann jedoch sehr einfach durch mehrmaliges Löschen und erneuter Eingabe des folgenden Textabschnitts umgangen werden. Auf den Schulunterricht bezogen lassen sich anspruchsvollere Gedichte oder philosophische Texte demnach mit DeepL zuverlässiger übersetzen. Einzelne Vokabeln und einfach gehaltene Texte hingegen können unkompliziert von beiden Tools bespielt werden, ohne dass es dabei einen merklichen Unterschied gibt. In einem Blindtest, in dem die Übersetzungsqualität von DeepL unter anderem mit dem Translator von Google verglichen und von professionellen Übersetzern beurteilt wurde, gewannen DeepLs Übersetzungen dreimal so häufig wie die der Konkurrenz.

Im direkten Vergleich schneidet der Übersetzer des Kölner Start-Ups DeepL damit deutlich besser ab als der seit 2006 bestehende Google Translator. Vor allem bei komplexeren Texten und Satzkonstruktionen schaffen es die Übersetzungen von DeepL, einzelne Wörter in ihrem Kontext zu verstehen und auf dessen Grundlage präzisere Sätze zu fassen. Neben dem technologischen Fortschritt und dem schier endlosen Zugriff auf inzwischen sehr viele Fremdsprachen durch die Nutzung der vorgestellten Übersetzungstools möchten wir vor diesem Hintergrund auch kritisch auf die Verwendung von digitalen Übersetzern im Schulalltag blicken. Durch den leichten Zugang zu Online-Übersetzern wie Google Translate und DeepL müssen Lehrkräfte in Zukunft nicht nur häufiger abwägen, welche Schüler:innen sehr viel Zeit und Mühe in den Aufsatz gesteckt haben und welche ihren Text lediglich durch den Übersetzer gejagt und die generierten Vorschläge stumpf übernommen haben. Vielmehr erschließt sich eine viel weitreichendere Frage: Welchen Anreiz haben Schüler:innen in Zukunft überhaupt noch eine Fremdsprache zu lernen, wenn es eine intelligente Maschine gibt, die sich jederzeit bespielen lässt und diesen Job binnen Sekunden für sie ausführt? 

Wir möchten den Teufel nicht gleich an die Wand malen, natürlich sollen Schüler:innen ganz dem eigenen Interesse nach auf Übersetzungstools zurückgreifen können. Diese stärken nicht nur Digitalkompetenz, sondern auch das Interesse, sich proaktiv mit diversen Sprachen, die im Fremdsprachenangebot der Schule nicht bereitgestellt werden können, auseinanderzusetzen. Nichtsdestotrotz ist das Lernen von neuen Sprachen in einer globalisierten Welt sehr hilfreich und mittlerweile nahezu unverzichtbar geworden, um mit möglichst vielen Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt kommunizieren zu können. Dabei zeichnet sich insbesondere der Fremdsprachenunterricht an Schulen, im Gegensatz zu Online-Übersetzungstools, vor allem durch das Erleben von Sprache in all ihren Nuancen, dem wechselseitigen Austausch in einer Gruppe und alltagsnahen Gesprächen aus. Der Sprachunterricht an Schulen schafft somit als Ergänzung zu den unbegrenzten Möglichkeiten durch Online-Tools ideale Rahmenbedingungen für eine selbstständige und kompetente Sprachverwendung.

Quiz Apps: Mentimeter und QuizAcademy

Neben den bereits genannten Tools erfreuen sich Quizprogramme immer größerer Beliebtheit. Sie sollen den Unterricht auf spielerische Art und Weise bereichern und abwechslungsreicher gestalten. Dabei helfen sie, ein vorgegebenes Thema näher an die Schüler:innen heranzuführen, und bieten damit einen Kontrast zu herkömmlichen Lehrmethoden wie Vorträge oder Frontalunterricht.

Mentimeter verspricht, das Wissen der Schüler:innen durch interaktive Präsentationen zu ersetzen, in denen Fragen, Abstimmungen, Quizze, Folien, Fotos, GIFs und weitere Medien ergänzt werden können. Dabei liegt der besondere Fokus von Mentimeter auf Live-Quizzen. Für Schulen gibt es zudem eine Education-Version, die mit weiteren Rabatten für Schüler:innen und Lehrkräfte lockt. Die App selbst ist auf Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch verfügbar, wodurch sie auch hervorragend in den Fremdsprachenunterricht integriert werden kann. Ihr könnt Mentimeter im Browser verwenden oder bei iOS und Android Geräten die App downloaden. Für die Teilnahme an Quizzen benötigen die Schüler:innen keinen eigenen Account. Weitere Einzelheiten zu den Features und Quiz-Regeln findet ihr auch in unserem Service-Artikel über Mentimeter.

Bei QuizAcademy wird Datenschutz groß geschrieben. So speichert und verwendet die App vergleichsweise wenig Daten – von Schüler:innen werden keine eigenen Konten benötigt. Als Lehrkraft kann man ähnlich wie bei Mentimeter eigene Quizze, Karteikarten und Umfragen anlegen, seinen Schüler:innen zur Verfügung stellen und die Ergebnisse analysieren. Hinsichtlich der Features in der School Edition unterscheidet sich QuizAcademy nicht großartig von ihren Konkurrenten. Lehrkräfte können Kurse erstellen, beispielsweise zu einem bestimmten Unterrichtsfach wie Deutsch oder Mathe und diese mit Inhalten befüllen. Schüler:innen können mittels Karteikarten im Web und in den Apps für Android und iOS jederzeit und überall (auch offline) für die Kursinhalte lernen und ihren eigenen Lernstand überprüfen. Ein Manko ist sicherlich, dass lediglich ein Kurs erstellt werden kann und E-Prüfungen auf fünf Teilnehmer:innen begrenzt sind. Hinzu kommen die kostenpflichtigen Lizenzen, über die Nutzer:innen und Kursanzahlen bestimmt werden. Eine Preisübersicht für die Education-Pakete findet ihr hier. Alle weiteren Informationen zur App findet ihr in unserem ausführlichen Service-Artikel.

Habt ihr die genannten Tools bereits ausprobiert? Wie waren eure Erfahrungen? Gibt es weitere Apps oder Helferlein, die für euch unbedingt zur digitalen Lehre gehören und von uns in Zukunft vorgestellt werden sollten? Schreibt uns eure Empfehlungen in die Kommentare!

Digital Lernen – wie Videoplattformen beim Lehren und Lernen unterstützen

Die Digitalisierung ist längst in einigen Schulen angekommen. Früher mussten Schüler:innen noch die dicken Bücher pauken, heute können sie bequem mit der neuesten Technik arbeiten. Aber welche Videoplattformen eignen sich für den Unterricht?
Von
Luisa Janosch
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December 2022
17.12.2022
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Die Digitalisierung hat uns längst erreicht, das haben auch die Schulen bemerkt. Videoplattformen haben gerade in Zeiten von Corona einen großen Nutzen erfüllt. Wo direkter Kontakt und eine mündliche Kommunikation tabu waren, haben uns die Bildschirme gerettet, denn sie ermöglichten uns eine gute Alternative, um den Stoff für Schüler:innen zu visualisieren und anschaulich zu gestalten. Aber auch heute noch bieten die verschiedenen Plattformen eine gute Möglichkeit, flexibel und effizient zu arbeiten. Welche wir empfehlen euch in diesem Artikel der "Digitale Tools" Reihe, welche Plattformen wir gut finden und wie ihr diese nutzen könnt.

Mundo

Mundo ist ein frei zugängliches Medienportal für Lehrende, Lernende und Erziehungsberechtigte, um diese in ihrer täglichen Arbeit zur Seite zu stehen.Umgesetzt wird Mundo durch das FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gGmbH, welches das Medieninstitut der einzelnen Länder ist. Mundo sucht für Nutzer:innen nach frei verfügbaren digitalen Medien im Netz und prüft diese anhand bestimmter Bildungsstandards für den Einsatz im Unterricht. Mundo setzt dabei auf zentrale Auffindbarkeit von qualitativ geprüften, lizenzrechtlichen und rechtssicheren Inhalten für das Lehren und Lernen. Seit Mai 2022 ist es möglich, dass registrierte Nutzer:innen eigene Materialien einreichen, um diese anderen Lehrenden zur Verfügung zu stellen. Vorab werden diese durch die Mundo Produktion geprüft und dann erst freigegeben. 

Dabei stehen den Nutzer:innen die vorgestellten Inhalte stets zur Verfügung. Neben dem vorhandenen Material wird Mundo immer weiter ausgebaut und weiterentwickelt. Mundo selbst gibt an, dass es bald sogar möglich sein soll, eigene, individuell erstellte Materialien einzureichen. Neben lehrreichen Videos findet man auf Mundo auch zahlreiche Audiodateien oder Handbücher. 

Flipgrid

Flipgrid ist eine interaktive Videoplattform für euren Unterricht. Diese Plattform ermöglicht es Lehrenden, Videoantworten aus der Klasse zu erhalten, nachdem sie ihren Schüler:innen multimediale und interaktive Aufgaben gestellt haben. Patrick Brauweiler, ehemaliger Lehrer eines Gymnasiums für Fremdsprachen, ist Gründer der Videoplattform. Gerade während der Corona Zeit und den dadurch bedingten Schulschließungen waren die Flipgrid-Videos eine “super Möglichkeit, um die Mündlichkeit in den Fremdsprachenunterricht zu bringen und um etwas Nähe durch das Bild und den Ton aufzubauen”, so Brauweiler. Die kurzen Videobotschaften von Schüler:innen können kreativ mit Filtern oder Stickern bearbeitet werden, ähnlich zu den sozialen Medien wie Instagram, Snapchat oder TikTok. So kommt es zu einer Interaktion im Videoformat. 

Doch wie wendet man die kurzen Videos gezielt zum Lernen an? Für Brauweiler seien die Videos gut geeignet, um Fremdsprachen zu lernen. Je nach Niveaustufe würde er den Schüler:innen beispielsweise die Aufgabe geben, ein kurzes Vorstellungsvideo zu erstellen, oder einen Text in der jeweiligen Fremdsprache vorzutragen. Bei den höheren Klassenstufen könne es auch mal zu einem politischen Talk oder einem Daily-Vlog aus der Sicht einer Romanfigur werden, erläutert Brauweiler.

YouTube

YouTube bietet eine große Plattform, wenn es darum geht, Lehrende und Lernende mit zahlreichen Lernvideos und Tutorials zu versorgen. YouTube Videos kann jeder erstellen, der über einen Account verfügt. YouTube gibt es schon seit 2006, weshalb mittlerweile auch viele, sehr bekannte YouTube Kanäle etabliert sind, die sich seit ihrem Start eine große Reichweite aufgebaut haben und monatlich viele Klicks von Wissbegierigen generieren, wenn es um das Lernen und Verstehen in den unterschiedlichsten Fächern geht. Einige Kanäle zu den Themen Mathematik, Politik und Biologie haben wir euch schon in unserer YouTube-Reihe vorgestellt, weitere werden folgen. YouTube Videos lassen sich auf verschiedene Arten für den Unterricht verwenden, sowohl für Lehrende als auch Lernende. Einige interessante Kanäle für Lehrer:innen findest du auch bei uns. Lehrende können die Videos gezielt verwenden, um den Unterrichtsstoff vor einer Stunde zu wiederholen, oder nach einer Stunde als Hausaufgabe aufgeben, um diesen zu vertiefen. YouTube Videos sind kostenlos und können daher immer wieder aufgerufen und pausiert werden. Dies ist gerade für Schüler:innen wichtig, sie können in ihrem eigenen Tempo lernen und sich die Videos bei Bedarf mehrfach ansehen. Ebenso haben sie die Möglichkeit, sich über Inhalte auszutauschen und gemeinsam mit Mitschüler:innen Lösungen zu finden, oder unverständliche Punkte in der nächsten Stunde anzusprechen. YouTube-Videos ersetzen keinen Unterricht, sind aber sowohl für Schüler:innen, als auch für Lehrende eine große Unterstützung. Weitere Tipps zu “Wie nutze ich Youtube Videos im Unterricht” findest du in unserem Artikel

Videoplattformen erleichtern Lehrenden und Lernenden das Schulleben und ermöglichen einen flexiblen Austausch, Möglichkeiten zum Lernen, und das ganz ohne ein persönliches Treffen. Gerade zu Zeiten von Corona hat man diese Möglichkeiten des Austausches besonders geschätzt, aber auch heute noch lassen sich Videos gut im Unterricht einbringen.

Habt ihr schon mal Videoplattformen im Unterricht genutzt? Wie ist eure Erfahrung? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Zwischen Sicherheit und Freiheit – Ist Verbeamtung noch auf der Höhe der Zeit?

Verbeamtung ist bekannt als sicherer Hafen für Lehrkräfte. Wer dort anlegt, empfängt vor allem soziale Zuwendung. Was das kosten kann, ist vielen unbewusst. Wir geben euch eine Zusammenschau von Vor- und Nachteilen eines Beamt:innenstatus auf Lebenszeit.
Von
Franziska Bach
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December 2022
17.12.2022
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Die Verbeamtung ist eine verbindliche Angelegenheit, die nicht unüberlegt und halb informiert angegangen werden sollte. Sie umfasst ein enges Dienst- und Treueverhältnis zwischen Beamten und deren vorgesetzten Dienstbehörden – aus mehreren Perspektiven betrachtet haben die Ernennungen von Lehrkräften sowohl Sicherheiten als auch Ungerechtigkeit geschaffen. Welche Besonderheiten mit diesem Arbeitsverhältnis einhergehen und ob eine Karriere im Staatsdienst für Lehrende immer ein gutes Pflaster ist, zeigt dieser Artikel auf. 

Verbeamtungspraxis der Bundesländer bei Lehrkräften

Wir verbeamten! – Der Rückkehr zur Verbeamtung von Lehrkräften schließen sich bundesweit nun alle Länder an. Berlin schaffte sie damals im Jahr 2004 ab. Heute folgt das Bundesland vielen anderen Regierungen in Deutschland und stellt seit Sommer 2022 nachkommende Lehrer:innen wieder im Beamtenverhältnis ein. Grundsätzlich betrachtet gehört das Lehramt durch seine beamtenrechtliche Prägung in Deutschland zu den klassischen Beamtenberufen. Wer das Staatsexamen erwirbt, hat laut Gesetz laufbahnrechtliche Voraussetzung für die Ernennung in ein Lehr-„Amt“.

Infolge fehlender Planstellen in den 90er-Jahren wurden Lehrkräfte phasenweise als Angestellte mit dem Lehrberuf betraut. Nachdem der von Heide Simonis, damals Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins geprägte „Ent-Verbeamtungs-Kurs“ streckenweise aufgehoben wurde, entschieden nun seit der Föderalismusreform im Jahr 2006 alle Länder unabhängig über die Vergütung ihrer Lehrpersonen. In Deutschland unterrichten derzeit rund 800.000 Lehrkräfte, von denen etwa 200.000 in einem tariflichen Angestelltenverhältnis arbeiten. Damit werden 75 Prozent der Lehrer:innen mit Berufseintritt verbeamtet, die nach entsprechenden Besoldungstabellen bezahlt werden. Gegenwärtig herrscht dennoch erneut eine politische Debatte darüber, ob die Verbeamtung der Lehrerschaft generell „notwendig“ sei. Aus finanzieller Sicht wäre gemäß Bund der Deutschen Steuerzahler die "Verbeamtungswelle" ein Schaden für die Länderhaushalte. Nicht nur Lehrende stehen somit vor der Entscheidung, das Für und Wider des Beamtenstatus abzuwägen. 

Berlins Gründe für eine Wiederaufnahme der Verbeamtungen sind jedoch nachvollziehbar – der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte ist hart umkämpft. So gesehen stellt eine Nichtverbeamtung einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Bundesländern dar, die Lehrkräfte damit an ihren aussichtsreichen Standort ziehen. Schaffe man laut dem Deutschen Lehrerband die Verbeamtung zentral ab, hätte man einen “noch größeren Lehrkräftemangel zu befürchten”. Die Lehrkräftebedarfsprognosen für Berlin könnten für das kommende Schuljahr nicht dramatischer sein. Die GEW verkündet den Einstellungsbedarf von rund 3000 Personen. Schätzungsweise würden diesem nur knapp 1000 voll ausgebildete Bewerber:innen entgegentreten.

Vor- und Nachteile des Beamtenstatus

Das Beamtentum ist keine neue Erfindung. Es existiert schon seit langer Zeit und erfüllt seither einen entscheidenden Zweck. Egal ob als Amtsträger im Alten Ägypten oder Magistrate im historischen Rom: Öffentlicher Dienst bedeutete, den Weisungen der Höhergestellten Folge zu leisten. Dieses Prinzip trägt sich bis heute nach wie vor. In Bezug auf die Übernahme in Beamtenverhältnisse von Lehrkräften wird das Schulwesen als Dienstherr dadurch entlastet, insbesondere finanziell.

„Sie befreit ihn vom Zwang, Arbeits- und Entgeltbedingungen mit den Tarifvertragsparteien auszuhandeln und abzustimmen. Dementsprechend liegt es in seinem Gestaltungsspielraum, die wöchentliche Arbeitszeit oder die Festsetzung des Ruhestandsalters zu bestimmen. Das Beamtenverhältnis erlaubt dem Dienstherrn einen flexiblen Einsatz der Beschäftigten.“

Tatsächlich sind Beamte weiterhin stark an die Landeshoheiten gebunden. Vielen fällt dies erst nach ihrer Ernennung auf, indem sie einen Mangel an Selbstbestimmtheit erfahren. Zum Beispiel, wenn sie der Abordnung an eine andere Schule nachkommen müssen und aufgrund der Zuweisung umziehen, ein Auto anschaffen oder weit pendeln, um den landesweiten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen. Das gilt auch in Krisen, denn der Staat ist verpflichtet, Bildung auch dann zu gewährleisten. Gleichzeitig schützt die Verbeamtung vor interessenpolitischer Einflussnahme und Unterrichtsausfällen durch Streiks.

Die Lehrerlaufbahn gilt trotz dessen als einer der krisensichersten Berufe, der ein vergleichsweise hohes Gehalt für soziales Arbeiten in Aussicht stellt. Viele beamtete Lehrer:innen erfreuen sich an Kündigungsschutz, der Befreiung von Sozialabgaben, einer guten Altersvorsorge, der Beihilfe und im Krankheitsfall einer weiteren Zahlung bei Arbeitsunfähigkeit. Durch die Aufnahme in die private Krankenversicherung sparen Beamt:innen außerdem bares Geld. Gleichzeitig erhalten sie dadurch eine teilweise bessere Gesundheitsversorgung im Vergleich zu gesetzlich versicherten Personen.

Den Beamtenstatus zu erreichen und damit die Vorzüge des Beamtendaseins zu genießen, erfolgt nach strenger Überprüfung aller notwendigen Voraussetzungen. Schließlich möchte der Staat als Arbeitgeber sicher sein, dass langanhaltend von dem Arbeitspotenzial der Beamten und deren gesetzestreuer Loyalität gegenüber dem Bildungssystem profitiert werden kann. Entscheidungen über Aufnahmen in Beamtenverhältnisse sind vor allem von wirtschaftlichem Interesse. Nicht allen Bewerbenden wird daher die Möglichkeit eröffnet, stellvertretend für den Dienstherrn tätig zu sein. Kriterien, an denen eine Verbeamtung oft scheitert, sind meist die gesundheitliche Eignung und Altersgrenzen, bei denen gerade ältere Lehrkräfte zwischen 40 bis 50 aus dem Raster fallen und in Bezug auf die soziale Absicherung und Finanzierung von ihren verbeamteten Kolleg:innen abgehangen werden. Dabei unterscheiden sich die allgemeinen Pflichten des Arbeitnehmers nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) kaum von denen des Beamtenrechts. Ungleichheit wird so reproduziert und führt zu Spaltungen der Lehrkörper an Schulen. Ließen sich Planungssicherheit und Stabilität nicht einheitlich für alle außerhalb eines Beamtenverhältnisses garantieren, wenn doch die Anforderungen gleich hoch sind?

Der beamtenrechtliche Rahmen – unsere Bilanz

Beamte nehmen sich als Berufsgruppe besonderer Aufgaben auf landesweiter Ebene an. Um diese zu gewinnen und zu halten, sind es auch die Alimentation und Privilegien, die Lehrkräften wie Gold in ihren Händen erscheinen. Beschreibt man es mit Eduard Stuckens Phrase aus dem Buch “Die weißen Götter”, so kann es schnell passieren, die "Gitterstäbe des goldenen Käfigs zu übersehen".

Das Prinzip bewährt sich für verbeamtete Lehrkräfte dauerhaft nur, solange die private Entwicklung nicht entgegen der starren Rahmenbedingungen des Beamtenstatus verläuft. Berufliche Neuorientierung und das damit verbundene Ausleben in der freien Wirtschaft fällt deshalb oft in den Bereich des Undenkbaren, da in die gesetzliche Renten- und Arbeitslosenversicherung bisher nicht eingezahlt werden musste. Auf erarbeitete Ansprüche zu verzichten und Kürzungen in Kauf zu nehmen, macht es dann umso schwerer, sich in neue Berufsfelder außerhalb des geregelten Beamtenverhältnisses zu wagen. 

Du stehst vor der Entscheidung einer Verbeamtung? Hier findest du weitere Informationen und Ansprechpartner:innen, die dich bei deiner Perspektivplanung unterstützen können.

Neue Infektionswelle überrollt Schulen

Zahlreiche Schulen und Arztpraxen müssen in Folge der aktuellen Krankheitswelle dicht machen. Ist das Tragen von Masken schuld daran? Was sind die Gründe der Infektionen und wie sieht der Ausblick aus?
Von
Katja Kraffzik
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December 2022
16.12.2022
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Berlin. “Sehr geehrte Eltern, leider muss ich Sie bitten, Ihre Kinder bis Weihnachten direkt nach dem Unterricht abzuholen.” So oder ähnlich beginnen E-Mails, die von Schulleiter:innen derzeit versendet werden. Die Krankheitswelle trifft im Moment auf ein ohnehin schon überlastetes Bildungssystem. Was sind die Gründe der Infektionen und welche Fakten gibt es zur Debatte beizutragen?

Das RKI schreibt in seinem Wochenbericht, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung im Vergleich zur Vorwoche stabil ist. Sie liegt in der Kalenderwoche 49/2022 mit ca. 9,3 Millionen aktuell weiterhin über dem Niveau der Vorjahre. Überwiegend zirkulieren Influenzaviren und RS-Viren, gefolgt von Rhinoviren.

Ein Extremfall ist ein Beispiel aus Berlin Pankow: An der dortigen Klecks-Grundschule sind nach Angaben zahlreicher Eltern mehr als 200 von gut 500 Schülern erkrankt. Ähnlich ist die Situation an einigen Schulen in Halle und Naumburg. Dort bedeutet der hohe Krankenstand in Zahlen an der Ottfried Preußler Grundschule: 17 von 33 Lehrer:innen, also mehr als die Hälfte, sind krank. Bei den Schülern fehlt aktuell jeder Dritte. Auch die "Salztorschule" in Naumburg meldet einen Krankenstand von der Hälfte der Lehrerschaft und über 40 Prozent der Schüler. Einzelne Klassen müssen deshalb tageweise in den Distanzunterricht gehen. Aufgrund der aktuellen Situation gibt es in Leipzig, Zwickau und Chemnitz kurzfristig die Möglichkeit, über das Programm der Unterrichtsversorgung in allen Schularten angestellt zu werden. In Sachsen ist das Programm Bestandteil des Bildungssystems. 

In Kommentaren der sozialen Medien wird über das Tragen von Masken debattiert. Sollte es wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen und somit auch für Schüler:innen geben, oder hat das Tragen der Maske erst zu schwachen Immunsystemen geführt? "Grundsätzlich funktioniert das Immunsystem nicht wie ein Muskel, der schwächer wird, wenn man ihn weniger benutzt", sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). Seiner Meinung nach, hat sich unser Immunsystem auch in Zeiten von Corona fleißig mit Keimen auseinandergesetzt, trotz Maske im Gesicht und Desinfektionsmittel auf den Händen. Der Schleimhautschutz könnte in unserem Rachen zwar geschwächt sein, jedoch wird der Körper mit hunderten Erregern konfrontiert und gegen die gängigen Atemwegsinfektionen bauen wir keinen langanhaltenden Schutz auf. Das Tragen von Masken mindert weiterhin das Risiko für einen schweren Verlauf oder die Ansteckung mit Atemwegserkrankungen. Am Dienstag sprach Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht im WDR-Interview von über 200 verschiedenen grippalen Infekterregern. Diese kämen nun zurück und die Immunität werde wieder aufgefrischt. "Unser Immunsystem ist plötzlich erschrocken und sagt: “Hoppla, das Virus ist ja immer noch da. Da muss ich wohl wieder was tun. Und das ist genau der Grund, weshalb wir jetzt so viele relativ starke Infekte sehen", so Specht. 

Wenn ihr euch intensiver mit der Thematik auseinandersetzen wollt, dann findet ihr auf der Internetseite Kinderverstehen einen Artikel vom Mediziner Dr. med. Herbert Renz-Polster. In diesem beschreibt er, dass Menschen ein ziemlich vielfältiges Ökosystem sind, bei dem viele Rädchen ineinander greifen, innere wie äußere. 

Das Ende des aktuell hohen Krankenstands ist bisher noch nicht in Sicht, ebenso wenig eine Rückkehr punktueller Schutzmaßnahmen. Unser Immunsystem erhält derzeit eine Auffrischung und es ist Fakt, dass Masken uns nach wie vor schützen können. Fakt ist auch, dass wir in den Bundesländern eine bessere Notfallversorgung des Unterrichts, wie zum Beispiel in Sachsen benötigen.

E-Learning und digitale Tools sind nicht mehr wegzudenken

Digitale Tools, what? – Der weltweite E-Learning-Markt wird im Jahr 2026 voraussichtlich 336,98 Milliarden US Dollar wert sein. Die Lehrer-News Themenwoche “Digitale Tools” wird mit der Beschreibung der Entwicklung des digitalen Lernens eröffnet.
Von
Katja Kraffzik
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December 2022
16.12.2022
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Digitale Tools
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Stellt euch vor, wir wären im Jahr 2019. Bald ist Weihnachten und die Jahresplanung für 2020 steht. Doch was in den nächsten Monaten und nun schon seit über zwei Jahren passiert, hätte sich niemand vorstellen können. Wenn wir eins aus der Pandemie mitnehmen können, dann, dass die Digitalisierung verschiedenster Lebensbereiche unausweichlich ist. Unverzichtbar sind mit Beginn der Schulschließungen die digitalen Tools für den Unterricht. Gemeinsam werfen wir in unserer Themenwoche “Digitale Tools” einen Blick auf viele Hilfsmittel, die euch durch die Pandemie begleitet haben – und was mittlerweile neu hinzugekommen ist. Zum Einstieg beschäftigen wir uns mit der Verbreitung und den Zukunftsaussichten des digitalen Lernens.

Verbreitung des digitalen Lernens

Fakt ist, dass die Pandemie aufgezeigt hat, wie unterschiedlich die Zugänge und Voraussetzungen zu technischen und inhaltlichen Möglichkeiten sind. Die Ergebnisse des Berkmann Kleins Centers (BKC Sprint) bestätigen die steigenden Ungleichheiten im Zusammenhang mit der plötzlichen Umstellung auf digitales Lehren und Lernen. Dies sollten wir im Hinterkopf bei folgenden Aufzählungen behalten, wenn wir einen Blick in die Statistik werfen. In den USA werden seit Ende der 1990er Jahre Technologien wie Fernseher, CDs, PCs und das Internet eingesetzt, um das Lernen der Schüler zu ergänzen. Laut einer Statistik von 2019 nutzen 57 Prozent aller K-12-Schüler:innen (Kindergarten bis 12. Schuljahr) in den USA digitale Lerntools für ihre tägliche Ausbildung.

Digitale Bildung war in Dänemark ebenfalls vor der Corona-Pandemie breitflächig etabliert. Fast jede Schule in Dänemark hat eine Lernplattform, auf die Schüler:innen und Lehrer:innen Zugriff haben. Estlands Schulen sind bereits seit 1999 ans Internet angeschlossen. Multimedialer Unterricht gehört zum normalen Alltag für estnische Schüler. Das Bildungsministerium in Frankreich stellt virtuelle Klassenzimmer über die staatliche Webschule CNED (Centre national de l’Enseignement à distance) zur Verfügung. Die Webschule beinhaltet ein Unterrichtsprogramm von der Vorschule bis zum Abitur. Italien nutzt die Business-Plattform Zoom oder die US-amerikanische Lernplattform Edmodo. 

Bei uns hat das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) im Auftrag der 16 Länder das ländergemeinsame/bundesweite Medienportal MUNDO konzipiert. Auf der Seite der Kultusministerkonferenz findet ihr eine Übersicht der digitalen Lernangebote der einzelnen Bundesländer. Durch den Föderalismus ist die Umsetzung der verschiedenen Angebote unterschiedlich. Hamburg hat Beispielsweise zwei Portale für ihre Bildungseinrichtungen geschaffen. Das eduPort ist das Portal für Hamburger allgemeinbildende Schulen und die WiBeS ist das Portal für berufsbildende Schulen. Unterdessen arbeitet Hessen mit einer geschlossenen Plattform für Lehrer:innen und Schüler:innen. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen bringt Logineo, eine geschützte Arbeitsplattform für optimale Kommunikation, Organisation und Datenverwaltung, auf den Markt.

Zukunftsaussichten

Verschiedene Marktbeobachter schätzen die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des E-Learning-Marktes von 2018 bis 2026 auf 9,1 Prozent. Der weltweite E-Learning-Markt wird im Jahr 2026 voraussichtlich 336,98 Milliarden US-Dollar wert sein.

Auch Statista bestätigt in der Untersuchung zur Größe des E-Learning-Marktes in 2014 und 2022 den Anstieg in der Branche. Wie aus der Grafik hervorgeht, betrug das Wachstum weltweit 78,44 Millionen U.S. Dollar. Durch die Corona Pandemie angetrieben, streben immer mehr Anbieter für digitale Tools auf den Markt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Zum einen wird es Schüler und Schülerinnen leichter ermöglicht, an Bildung teilzuhaben. Lehrer:innen können ihrer Profession nachgehen, und E-Learning und digitale Tools scheinen gut für die Umwelt zu sein, da sie laut research.com über 85 Prozent der Kohlendioxidemissionen/CO2-Emissionen einsparen. Weitere Punkte sind:

  • 35 Prozent der Lehrer und Schulverwalter glauben, dass das E-Learning-System ihnen dabei hilft, personalisierte Anweisungen zu geben, die besser zu den Fähigkeiten ihrer Schüler passen.
  • Sieben von zehn Lehrern stimmen zu, dass E-Learning-Tools für Schüler hilfreich sind, wenn sie Dinge selbstständig lernen. 
  • 96 Prozent der Schüler, insbesondere Kinder, sagen, dass die Verwendung von E-Learning-Tools Spaß macht und ihnen dabei hilft, Dinge eigenständig zu lernen.

Es ist also zu erkennen, dass digitale Tools in Bildungseinrichtungen, aber auch für zu Hause sehr hilfreich und nicht mehr wegzudenken sind. Durch den Einsatz digitaler Medien kann der Lernprozess besser angepasst und angenehmer gestaltet werden. Denn um nachhaltig zu lernen, soll es ja vor allem auch Spaß machen. Nicht zu vergessen für den Erfolg des Einsatzes von digitalen Möglichkeiten ist, dass Ungleichheiten im Zugang und Umgang mit neuen Geräten und Formaten angegangen werden müssen. Unsere neue  Lehrer-News Themenwoche “Digitale Tools” führt euch zu Videoplattformen, nützlichen Helferleins bis hin zu Konferenz- und Gaming Tools.

Digitale Bildung auf dem Land: Wie steht es um den DigitalPakt?

Um Teilhabe und Zugänglichkeit in der schnelllebigen und digitalen Welt zu erfahren, benötigt es nicht nur "Medienkompetenzen'' und "digitale Souveränität", sondern auch digitale Infrastruktur, kurz gesagt einen schnellen Internetanschluss.
Von
Erik Schimpf
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15
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December 2022
15.12.2022
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Bus verpasst und schon wieder kein LTE? Digitalisierung ist ein weit gestreuter  Begriff  in der Medienbildung – gerade durch die Corona-Pandemie. Es ist nicht zu leugnen, dass Smartphones und Tablets eine wachsende Bedeutung in der  Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen einnehmen. Verabredungen werden über WhatsApp geschlossen und statt ein Buch zur Hand zu nehmen, wird im World Wide Web danach "gegoogelt''. Digitale Geräte erschließen Schüler:innen grundsätzlich neue Denkansätze auch in Bezug auf ihren Schulalltag. Wissensvermittlung funktioniert dabei nicht mehr nur einseitig und wird durch technische Unterstützung vermittelt, sondern durch praktisches und eigenständiges Anwenden im Lebensalltag erlernt. Um Teilhabe und Zugänglichkeit  in der  schnelllebigen und digitalen Welt zu erfahren, benötigt es nicht nur "Medienkompetenzen'' und "digitale Souveränität", sondern auch digitale Infrastruktur, kurz gesagt, einen schnellen Internetanschluss. 

Dem stehen mehrere negative Faktoren gegenüber, wie die institutionelle Vermittlung, die von den jeweiligen Schulen unterschiedlich praktiziert wird, aber auch die Beschaffung von Endgeräten und nicht zuletzt den großen Oberbegriff der „Digitalisierung” an Schulen. Denn was nutzen Tablets, neueste Computer oder Smartboards, wenn diese nicht intelligent vernetzt sind und sich damit im Unterricht nicht effektiv nutzen lassen? Gerade im ländlichen Bereich streiten Land und kommunale Schulträger über die damit einhergehenden Kosten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt auf der aktuellen Webseite zum DigitalPakt Schule dazu: „Digitalisierung ist ein Prozess, kein Zustand. Förderfähig sind insbesondere die breitbandige Verkabelung innerhalb der Schulen bis zum Klassenzimmer, die WLAN-Ausleuchtung sowie stationäre Endgeräte wie zum Beispiel interaktive Tafeln. Für die genannten Investitionen reichen die vorgesehenen 6,5 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen erhebliche Bundesmittel aus dem Breitbandförderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur für den schnellen Internet-Anschluss der Schulstandorte” Der Bundesrechnungshof äußerte sich zum DigitalPakt in diesem Jahr kritisch: „Auch angesichts der Finanzlage sollte sich der Bund auf seine verfassungsmäßigen Aufgaben konzentrieren. Schulangelegenheiten gehören nicht dazu”. Die Prüfer:innen bemängelten die grundsätzlichen Ausgaben von 6,5 Millionen Euro für die IT-Ausstattung insgesamt. Die höheren finanziellen Aufwendungen für den DigitalPaket Schule sollten laut des Bundesrechnungshofes überdacht werden. Der Bund sollte dabei die Kontrollrechte über die Finanzhilfen verfügen, so die Prüfer:innen.

„Schulen werden so nicht genug entlastet, sondern mit weiteren Aufgaben belastet.” Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels und zahlreicher gesellschaftlicher Krisen, die Schulen im Besonderen betreffen, ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert Jürgen Böhm, Vorstandsmitglied des Didacta Verbandes.

In Sachsen-Anhalt versucht man mit der Initiative „Schule ans Netz” die Schritte der Digitalisierung weiter zu unterstützen. „Als erstes Bundesland überhaupt haben wir Ende 2019 damit begonnen, flächendeckend die Schulen des Landes zwischen Zeitz und Arendsee mit diesem Gigabit-Anschluss auszustatten“, verkündet Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales. Bis Ende des Jahres 2022 sollen in Sachsen-Anhalt 890 Schulstandorte ans gemeinschaftliche Glasfasernetz angeschlossen werden. Mit dem Projekt möchte die Landesregierung den digitalen Unterricht fördern. In diesem Zusammenhang gibt es die „Schule ans Netz”-App. Die Karte der App gibt Aufschluss über den Fortschritt der einzelnen Schulen, die detailliert Auskunft über die jeweiligen Planungsstände geben und übermitteln, ob diese bereits an das  Glasfasernetz angeschlossen sind. Auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist bei der flächendeckenden Versorgung mit LTE und 5G gut ausgestattet. Mehr als 80 Prozent der Landesfläche werden nach aktuellen Berechnungen von IT.NRW aktuell durch mindestens einen Netzbetreiber mit 5G versorgt. 

„Der DigitalPakt 2.0 muss kommen. Doch es darf kein weiteres, reines Investitionsprogramm werden. Schulen auf der einen Seite und die Bildungswirtschaft auf der anderen Seite benötigen Planungssicherheit, um die digitale Transformation der Schullandschaft im Sinne der Schülerinnen und Schüler umzusetzen. Dafür benötigen sie langfristige, gesicherte Finanzierungs- und Verwaltungsstrukturen sowie pädagogische Konzepte und Freiräume“, so das Vorstandsmitglied des Didacta Verbandes Jürgen Böhm. Bundesländer mit einer hohen Anzahl von Ortschaften sowie kleineren Städten, sind  demografisch gesehen auf mittlere und größere Städte angewiesen, doch um auch den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten und einer sogenannten „Landflucht” entgegenzuwirken, werden unter anderem Dörfer mit Glasfaser ausgestattet. Eine repräsentative Umfrage des ZDF fand heraus, dass 15 Prozent der deutschen Bevölkerung in Ortschaften mit weniger als 5.000 Einwohner:innen und etwa 77 Prozent in Städten und Ballungsgebieten wohnen. Jedoch wünschen sich 44 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland ein Leben auf dem Land. Vorteile sind zum einen günstigere Mieten und niedrige Immobilienpreise für ein Eigenheim. Nachteile für das ländliche Leben seien unter anderem ein Mangel an Kulturangeboten, Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und guter Infrastruktur. 

Schule geht auch anders: Lehrer-News im Gespräch mit der “Demokratischen Schule X”

Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Partizipation. Wir haben eine Schule gefunden, bei der all dies Möglich scheint. Könnte die "Demokratische Schule X” Vorbild für ein anderes, besseres Bildungssystem sein?
Von
Katja Kraffzik
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December 2022
14.12.2022
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Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Partizipation – Wir haben eine Schule gefunden, bei der all dies Möglich scheint. Die Demokratische Schule X hat sich diese Grundsätze zur Aufgabe gemacht. Bereits für unsere Anfrage hat das Komitee für Öffentlichkeitsarbeit getagt und den Mitarbeiter Nico Holtkamp dazu auserkoren, mit uns ein Interview zu führen. 

Was ist die Demokratische Schule X?

Die Demokratische Schule X ist eine Gemeinschaftsschule in Berlin Reinickendorf und folgt unter anderem den Prinzipien der Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Seit 2010 können Schüler:innen vom ersten bis zum zehnten Schuljahr ein Konzept des demokratischen Lehrens und Lernens erfahren und mitgestalten. In regelmäßigen Schulversammlungen, in denen Schüler:innen und Mitarbeiter:innen gemeinsam Entscheidungen treffen, zeigt sich der demokratische Ansatz. Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und konsequentes Handeln sind tragende Säulen des internen Systems. 

Lehrer-News im Gespräch mit Nico Holtkamp von der Demokratischen Schule X

Lehrer-News: Wie viele Schüler:innen und wie viele Mitarbeiter:innen lernen und lehren aktuell bei Ihnen? Herrscht auch bei Ihnen Personalmangel?

Holtkamp: Derzeit haben wir 81 Schüler:innen in der 1. bis zur 10. Klassenstufe an unserer Schule. Diese gestalten den Schulalltag gemeinsam mit 17 Mitarbeiter:innen (davon zwei junge Menschen, die bei uns ihr Freiwilliges Jahr Beteiligung absolvieren) und 4 Honorarkräften. Die Mitarbeiter:innen und Honorarkräfte sind jedoch nicht in Vollzeit bei uns tätig. Viele davon machen Lernangebote und alle sind in Verwaltungstätigkeiten eingebunden. Es mangelt nicht dringend an Personal, aber natürlich wäre es toll, wenn wir mehr Geld hätten, um mehr Betreuungszeit bezahlen zu können.

Lehrer-News: Sie legen viel Wert auf das Miteinander. Partizipation, Versammlungen oder die Rechtsverhandlungen sind fester Bestandteil ihres Schulalltags. Wie nehmen die Schüler und Schülerinnen dieses Verfahren an? Wie wird mit Eltern im Hinblick auf Unrecht oder Kritik kommuniziert? 

Holtkamp: Da die Teilnahme an der Schulversammlung, der Rechtsversammlung (außer als Beteiligte an einem konkreten Fall) und den verschiedenen Komitees und AGs freiwillig ist, möchte ich hier hervorheben, dass sich beispielsweise über 40 unserer 81 Schüler:innen  als gewählte Richter:innen an der Rechtsversammlung beteiligen. Dort nehmen sie eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Rolle für das soziale Miteinander in der Schule ein, lösen Konflikte, debattieren über die Auslegung und Sinnhaftigkeit von Regeln, finden geeignete Konsequenzen für das Verhalten ihrer Mitschüler:innen und der Mitarbeiter:innen und sind in besonderer Weise mit den Erwachsenen an der Schule gleichgestellt. In Komitees, AGs und und der Schulversammlung schwankt die Partizipation in der Regel mit dem Grad an Interesse und Betroffenheit der individuellen Schüler:innen. Außerdem braucht es natürlich Zeit, gerade für jüngere oder neue Schulmitglieder, sich in unsere Strukturen einzufinden und aktiv einzubringen. 

Lehrer-News: “Jeder einzelne Schüler bestimmt – im Rahmen staatlicher Vorgaben – Art und Umfang seines Lernens selbst.” So steht es in Ihren Grundsätzen. Wie gelingt dabei die Realisierung des Rahmenlehrplans? 

Holtkamp: An unserer Schule sind Schüler:innen selbst für ihre Bildung verantwortlich. Wir unterstützen sie dabei, sich selbst einzuschätzen und sich zu orientieren. Jede:r Schüler:in hat eine:n Mentor:in, diese:r begleitet diese Selbsteinschätzung und Orientierung. Die Lernangebote orientieren sich in vielen Fällen an den Rahmenlehrplänen, die Teilnahme an Angeboten ist aber freiwillig. Unsere Erfahrung zeigt, dass fast alle Schüler:innen einen Abschluss machen wollen und auch schaffen. Da wir den Rahmenlehrplan als Instrument ansehen, das unter anderem auf einen erfolgreichen Schulabschluss hinwirken soll, gehen wir davon aus, dass uns die Umsetzung des Lehrplans in dieser Hinsicht definitiv gelingt. An unserer Schule ist die intensive Beschäftigung mit Themenkomplexen und besonderen Interessen möglich, deshalb werden die inhaltlichen Ziele des Rahmenlehrplans individuell an vielen Stellen weit übertroffen. 

Lehrer-News: Die Kinder dürfen bei Ihnen selbst entscheiden, ob und wer über ihre Entwicklung informiert wird. Wie setzen Sie den Grundsatz um, wenn Eltern nach dem Entwicklungsstand und Ergebnissen fragen, das Kind die Informationsweitergabe jedoch verweigert?

Holtkamp: Die Eltern unserer Schüler:innen haben die Möglichkeit, in regelmäßigen Elterngesprächen mit dem/der vom Kind gewählten Mentor:in über die Entwicklung ihrer Kinder informiert zu werden. Allerdings haben die Kinder das Recht an diesen Gesprächen teilzunehmen und auch um die Nicht-Weitergabe von ihrer Meinung nach sensiblen Informationen zu bitten. Im Fall, dass bei einem Kind durch die Rechtsversammlung eine schwere Regelverletzung festgestellt wird und es in der Folge von der Schule für einige Tage suspendiert wird, werden die Eltern grundsätzlich über den Sachverhalt aufgeklärt. Meiner Einschätzung nach haben wir eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Eltern und Sorgeberechtigten unserer Kinder.

Lehrer-News: In Ihrem Youtube-Video sagen Sie, dass es viele Regeln an der Schule gibt. Zum Beispiel den Umgang mit den zu absolvierenden Unterrichtsstunden. Was passiert, wenn die erbrachte Anwesenheit am Ende der Woche nicht stimmt? 

Holtkamp: Bei der zu erbringenden Anwesenheit unserer Schüler:innen handelt es sich nicht um Unterrichtsstunden sondern um Zeit, die sie in unserer Schule verbringen. Ob diese Zeit mit formellem Unterricht oder anderen Aktivitäten verbracht wird, liegt bei den Kindern, denn sie sind verantwortlich für ihr eigenes Lernen. Wenn die Mindestanwesenheitszeit am Ende einer Woche nicht erbracht wird, tritt eine automatische Konsequenz in Kraft. Je nach Ausmaß des Stundenversäumnisses kann das ein nachholen der verpassten Stunden in der Folgewoche sein oder auch feste Anwesenheitszeiten. Unsere Schüler:innen genießen das Privileg eines Gleitzeit-Schulalltags und werden in einem solchen Fall dieses Privilegs beraubt. 

Lehrer-News: Die aktive Rolle des Lerners und die Eigenmotivation stehen in der Schule X im Vordergrund. Kinder lernen früh Entscheidungen zu treffen. Wie werden Schulanfänger, für die alles aufregend, neu und die vielleicht aus einem fremdbestimmten Erziehungsstil kommen, bei Ihnen begleitet? 

Holtkamp: Alle unsere Schüler:innen werden grundsätzlich von einem:r durch sie selbst gewählten Mentor:in begleitet und können bei dieser Vertrauensperson Hilfe, Tipps, Beistand und Beratung bekommen. Auch ist der:die Mentor:in für die Zusammenarbeit mit den Eltern/Sorgeberechtigten des Kindes zuständig. So kann in Zusammenarbeit mit Kind und Familie für einen gelungenen Einstieg in unsere Schulwelt gesorgt werden. Es kommt zudem extrem selten vor, dass Kinder in deren Familie ein fremdbestimmter Erziehungsstil gefahren wird, an unsere Schule kommen. Grundsätzlich sind alle Maßnahmen, die wir gemeinsam ergreifen, individuell auf die Kinder zugeschnitten, sodass mir eine kurze, aussagekräftige Antwort an dieser Stelle schwer fällt. Uns ist jedoch bewusst, dass ein selbstbestimmtes Leben für die meisten Kinder an unserer Schule eine große Herausforderung darstellt, denn frei zu sein bedeutet eben auch, konstant selbst denken, abwägen, zweifeln und Entscheidungen treffen zu müssen. Bei dieser Herausforderung begleiten wir die Kinder an unserer Schule so gut wir können.

Lehrer-News: Gibt es Schüler:innen bei Ihnen, die “lernunwillig”, gelangweilt sind oder schon abgeschaltet haben, wie es zum Teil in Regelschulen der Fall ist? Wenn ja, wie gehen sie damit um?

Holtkamp: Nicht vergessen dürfen wir, dass unsere Schüler:innen Kompetenzen, die sich in keinem Lehrplan finden, bei uns von der Pieke auf lernen. Dazu gehören zum Beispiel die selbstständige Strukturierung ihres Alltags, das sinnvolle Treffen von Entscheidungen über das eigene Leben und das eigene Lernen sowie der Umgang mit Ideenlosigkeit oder Langeweile.

Lehrer-News: Die meisten Schüler:innen wollen einen staatlich anerkannten Abschluss machen. Wie sieht die Vorbereitung dafür aus und gibt es auch währenddessen nie Frontalunterricht? Werden Referate tatsächlich freiwillig gehalten?

Holtkamp: Sobald unsere Schüler:innen die 7. Klassenstufe erreicht haben, werden sie von unserem Abschluss- und Berufsorientierungskomitee auf ihre Zukunftspläne angesprochen. Wenn ein:e Schüler:in einen Schulabschluss oder ein bestimmtes Berufsziel erreichen möchte, werden gemeinsam die dafür notwendigen Schritte, Lerninhalte und Kurse erörtert. Danach finden regelmäßig Reflektionsgespräche statt, bei denen die Schüler:innen dabei unterstützt werden, ihre Ziele zu erreichen. In unseren Kursen und Lernangeboten gibt es durchaus Frontalunterricht, oft auch auf Wunsch der Schüler:innen. So wie die Teilnahme an den Kursen und Lernangeboten freiwillig ist, sind es auch die Referate. Die meisten Schüler:innen haben Lust darauf, ein oder mehrere Referate zu halten, denn viele halten es für eine sinnvolle Fähigkeit, die geübt sein will. 

Lehrer-News: In ihrem Konzept wird auch die Wichtigkeit der Digitalisierung thematisiert. Hat auch Ihre Schule Hardware vom Senat bekommen? Wie wird der digitale Wandel bei Ihnen vollzogen?

Holtkamp: Zu den bereits vorhandenen Geräten wurden weitere Laptops und Tablets angeschafft, die über den Digitalpakt gefördert wurden. Über diesen  wird zudem die Datenkabelstruktur in unserem neuen Schulgebäude finanziert. Bezüglich des digitalen Wandels bin ich der Meinung, dass unsere Schule durchaus in einer Vorreiterposition ist, denn wir verfügen über eine gemeinsame Cloud auf der Schüler:innen, Mitarbeiter:innen und auch aktive Eltern Zugriff auf für die relevante Daten und Ordner bekommen, miteinander chatten und Videocalls durchführen können, auf gemeinsame Kalender und viele weitere Funktionen zurückgreifen können. Da wir diese Cloud mit all ihren Funktionen bereits vor der Corona-Krise umgesetzt haben, konnten wir auch in der Pandemie von unseren digitalen Möglichkeiten profitieren.

Lehrer-News: In letzter Zeit geraten private Schulen in die Kritik. Durch die Unterwanderung von rechtem Gedankengut zum Beispiel. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Holtkamp: Diese Entwicklungen an privaten Schulen beunruhigen uns sehr, jedoch ist das Phänomen ja auch schon seit vielen Jahren in Kitas und Kindergärten zu beobachten. Rechtsextreme und Faschisten versuchen bereits seit einiger Zeit systematisch Betreuungs- und Bildungseinrichtungen zu unterwandern. Grundsätzlich ist es so, dass verschiedene Menschen aus unterschiedlichsten Gründen das staatliche Schulsystem meiden – eine rechtsextreme politische Einstellung kann ein Grund dafür sein. Dass organisierte Rechtsextreme ihre Anstrengungen dann darauf verwenden, Privatschulen, die anfällig dafür sind, zu unterwandern, ist aus deren Sicht nur folgerichtig. An vielen privaten Schulen mangelt es an klaren inhaltlichen Linien und die gesamte Ausrichtung der Schule kann sich mit einem neu besetzten Vorstand im Trägerverein ändern. Oft fehlt es an klaren und fairen Verfahren im Umgang mit Menschen, die diese Grundsätze brechen. Das macht leider anfällig für Übernahmeversuche. Unsere Schule ist ein Ort, an dem größter Wert auf die freie Meinungsentfaltung der Schüler:innen gelegt wird und an der kein Platz für Diskriminierung in jeglicher Form sein soll. Dies schlägt sich in unserem Konzept, unseren Schulregeln, unserem Schulvertrag mit den Eltern und den Arbeitsverträgen nieder. Zudem legen wir Wert auf klare Verfahrensweisen bei der Umsetzung unserer Grundsätze. Deshalb sind wir der Meinung, wehrhaft und sehr unattraktiv für rechtsextreme Unterwanderung zu sein.

Lehrer-News: Inwiefern denken Sie, bereitet Ihr Konzept der demokratischen Schule die Kinder und Jugendlichen besser auf das Leben vor?

Holtkamp: Kinder können an unserer Schule von Anfang an das tun, was sie ihr gesamtes Leben tun müssen: eigene Entscheidungen treffen, selbstgesteckte Ziele verfolgen, Verantwortung für ihr Handeln, Lernen und ihr Umfeld übernehmen und in einer sozialen Gruppe von gleichberechtigten Menschen zurechtkommen. Diese wichtigen Fähigkeiten können Menschen schwerlich durch künstliche Probleme und Aufgaben an konventionellen Schulen erlangen, während sie bei uns täglich gelebt und vertieft werden. Sie ermöglichen es unseren Schüler:innen auch nach der Schule ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben zu führen.

Camp Founders wollen Lernen und Arbeiten nachhaltig verändern

Camp Founders wollen die Zukunft maßgeblich verändern. Sie wollen das Lernen und Arbeiten in der Gesellschaft auf ein neues Level bringen und so international glänzen. Was ihre Visionen aussehen und wie sie diese umsetzen, erfahrt ihr hier.
Von
Luisa Janosch
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December 2022
14.12.2022
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Heilbronn. Die Idee hinter dem Projekt der “Camp Founders” klingt erfolgversprechend: Menschen dazu bringen, anzufangen, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Mit ihrem Vorzeigeprojekt, dem LearnTech Hub, wollen sie das Lernen und Arbeiten auf ein neues Level bringen und im Zuge dessen Innovationen und Technologien international glänzen lassen. Dabei setzen die Camp Founders auf “praktische Erfahrungen, fortschrittlichste Methoden, gründerfreundliche finanzielle Starthilfen und ein internationales Netzwerk”.

Schon seit einigen Jahren unterstützen die Camp Founders die nächsten Gründer:innen, Start-Ups oder Innovator:innen auf ihrem Weg, das Morgen und die Zukunft nachhaltig zu verändern. Ebenfalls sind sie strategische Partner des Learn Tech Hubs in Heilbronn. Weitere Unternehmen sowie Partner:innen sollen mit eingebettet werden, um ein europaweites Interesse zu erzielen. In einem Ökosystem möchten die Gründer in den Bereichen Bildung und Arbeit die Zukunft beeinflussen.

Die Camp Founders und der Learn Tech Hub befinden sich in Heilbronn auf dem Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung. Elf Einrichtungen in den Bereichen Bildung und Wissenschaft bieten ein breites Spektrum an Angeboten für alle Aspekte der Bildung. Ihr Motto: Lebenslanges Lernen in einer der wirtschaftlichsten Regionen Deutschlands. 

“Das Learn Tech Hub ist ein absolutes Leuchtturmprojekt der Camp Founders. Wir streben ein europäisches Spitzenzentrum an, aus dem wegweisende Innovationen und revolutionäre Ideen für den Wohlstand zukünftiger Generationen hervorgehen. Das ist der Anspruch, an dem wir uns messen lassen wollen”, sagt Oliver Hanisch, CEO der Camp Founders. Die Entwicklung der Edtech, HR Tech und New Work wird durch das Learn Hub unterstützt und vorangetrieben. 

Das Projekt der Camp Founders macht Hoffnungen auf eine Zukunft revolutionärer Ideen und begleitet junge Leute auf ihrem Weg in eine vielversprechende Zukunft. Es bleibt abzuwarten, was man in Zukunft noch von dem Projekt hören wird.

G8 oder G9? Ein Blick in die Bundesländer beim Streitthema Abitur

Schulpolitik ist Ländersache. Während die Ost-Bundesländer weiterhin auf G8 setzen, kehren immer mehr West-Bundesländer zu G9 zurück. In der öffentlichen Debatte stößt man dabei immer wieder auf ein geteiltes Echo. Wie ist der aktuelle Stand? – Eine Übersicht
Von
Armend Kokollari
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December 2022
13.12.2022
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Berlin. G8 oder G9? Nach wie vor gibt es kaum ein bildungspolitisches Thema, das in der Öffentlichkeit mehr diskutiert wird als die Frage, wie lange die Schulzeit nach der Grundschule bis zum Abitur dauern soll. Wir werfen einen Blick auf den aktuellen Stand und die Umsetzung in den einzelnen Bundesländern.

In den vergangenen Jahren stand in Nordrhein-Westfalen kaum ein anderes landespolitisches Thema derart im Fokus der Öffentlichkeit wie die Schulzeitverkürzung. Nach der G8-Einführung im Jahr 2005 hat die praktische Umsetzung von G8, nach fast zwanzig Jahren, nicht dauerhaft die notwendige Akzeptanz an Schulen in der Öffentlichkeit gefunden. Zu groß war die Belastung, die Schüler:innen durch die G8-Reform erfuhren. Viele Schüler:innen hatten kaum noch Freizeit. Dabei mussten Hobbys wie Musikunterricht und Sportvereine aufgegeben werden, um dem enormen Lernpensum nachkommen und in der Schule bestehen zu können. Auf diese Entwicklung hin begrüßte die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer die Leitentscheidung des Kabinetts zum Schuljahr 2019/2020 in den Jahrgängen 5 und 6 an allen Gymnasien, mit der Umstellung auf G9 zu beginnen. Damit wird es zum Schuljahr 2023/2024 an den umgestellten Gymnasien, erstmals wieder eine Klasse 10 in der Sekundarstufe I geben. Die Reform hat die Landesregierung zugleich für einen Modernisierungsschub genutzt. Dieser sieht vor, dass die Kernlehrpläne der Gymnasien künftig an die Bedingungen einer digitalisierten Welt angepasst werden. Das bedeutet konkret, dass die Vermittlung von Medienkompetenz und Medienbildung auf Grundlage des Medienkompetenzrahmens NRW fächerübergreifend verankert wird. 

Das Saarland führte bereits 2001 das sogenannte "Turbo-Abitur" an Gymnasien ein, wo Schüler:innen innerhalb von 8 Jahren den Abschluss erreichten. Der ehemalige Ministerpräsident Peter Müller begründete diesen Schritt damals noch mit Wettbewerbsnachteilen gegenüber den europäischen Nachbarländern. Nun möchte der einstige G8-Vorreiter jedoch wieder zum G9-System zurückkehren. In der Zwischenzeit haben sich die Anforderungen an gute Bildung weitreichend verändert – Schüler:innen seien durch Digitalisierung und Globalisierung vor neue Herausforderungen gestellt worden. “Das Gymnasium braucht mehr Herzblut, um fitte Schüler zu haben, die am Ende die Abiturprüfung ablegen”, so Ministerpräsident Tobias Hans. Er bekräftigte, dass es mehr Zeit für die Erlangung des höchsten deutschen Schulabschlusses brauche. Den Schüler:innen soll damit mehr Zeit zum Lernen, zum Arbeiten und zum Forschen gegeben werden. Seit dem laufenden Schuljahr 2022/2023 wurde die Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien umgesetzt. Hiervon sind alle Schüler:innen betroffen, die zum Schulstart in die Klassenstufen fünf und sechs übergegangen sind. Niedersachsen ist das erste Bundesland gewesen, in dem man bereits zum Schuljahr 2015/2016 zu G9 zurückkehrte. Nachdem Schüler:innen und Lehrkräfte in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen haben, dass die Belastung am Gymnasium mit G8 durch die Verdichtung der Unterrichtsthemen und hohen wöchentlichen Pflichtstundenzahlen zunimmt, soll mit der Rückkehr zu G9 für mehr Entlastung gesorgt werden.

Aufgrund der anhaltenden Kritik haben weitere Bundesländer die Rückkehr zu G9 für sich beschlossen. Hierzu zählen Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein. In Baden-Württemberg will eine Gruppe von Eltern das Abitur in neun Jahren wieder zum Standard an staatlichen Gymnasien machen. Dafür hat die Initiative “G9 jetzt!” einen Volksantrag beim Landtag eingereicht. Die grün-schwarze Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf die Beibehaltung des G8-Modells als Regelform verständigt. 

Rheinland-Pfalz ist das einzige West-Bundesland, in dem der Regelbetrieb an den Gymnasien seit jeher dem G9-Modell folgt. Es besteht die Möglichkeit, das Abitur mittels Antragstellung durch Schule, Eltern und Schulträger auf acht Jahre zu verkürzen. Hinzu kommt, dass G8 nur zusammen im Ganztagsbetrieb in der 7. bis 9. Jahrgangsstufe angeboten wird, weshalb man auch von G8GTS spricht. Das Abitur nach neun Jahren ist weiterhin landesweiter Standard.

Ost-Länder halten weiterhin an G8 fest

In Sachsen setzt man bereits seit 1992 auf das G8-Modell – mit großem Erfolg. Der Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes Jens Weichelt sieht insbesondere die Stetigkeit des sächsischen Bildungssystems durch G8 als wesentlichen Grund für die Belegung der Spitzenplätze in Vergleichsstudien wie z.B. dem INSM-Bildungsmonitor. Auch in Thüringen ist G8 fest im Bildungssystem verankert – im Bundesvergleich schneiden die Thüringer Schüler:innen im PISA-Vergleich ebenfalls überdurchschnittlich gut ab. Dennoch gab es in den letzten Jahren vermehrt Forderungen der Thüringer Gymnasiallehrkräfte, flächendeckend auf G9 umzustellen. Lehrer:innen hätten an den Thüringer Gymnasien in den letzten Jahren zunehmend Schwierigkeiten hinsichtlich der Sicherung von Unterrichtsqualität, Lern- und Übungszeit sowie der persönlichen Entwicklung der Schüler:innen festgestellt. Claudia Koch, Sprecherin der Landeselternvertretung, sieht die Einführung eines 13. Schuljahres kritisch. Zwar gebe es Missstände im Schulwesen, doch es ist fraglich, ob dafür das ganze System geändert werden müsse. Sie bekräftigt, dass der Lehrermangel  tragender Faktor für die aufkommenden Defizite sei. Schüler:innen in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt folgen gleichermaßen dem G8-Modell und legen ihr Abitur nach zwölf Schuljahren ab, wobei in Mecklenburg-Vorpommern das Gymnasium erst ab Klasse 7 beginnt. 

Der Bildungsföderalismus hinterlässt seine Spuren in der Umsetzung von G8 und G9, und stößt damit immer wieder auf ein geteiltes Echo. Befürworter:innen und Gegner:innen gibt es auf beiden Seiten.

Wie steht ihr zur G8/G9 Thematik? Findet ihr, dass die überdurchschnittlichen Platzierungen der traditionellen G8-Bundesländer die Aufrechterhaltung des Abiturs nach acht Jahren rechtfertigen, oder sollte dem Wunsch vieler Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften nach G9 entsprochen werden? Schreibt es uns in die Kommentare!

Marode Schulgebäude und Sanierungsstau: Bleibt das so?

Schulen müssen schließen aufgrund von Schimmelbefall, Fenster werden monatelang notdürftig zugeklebt, dazu sollen Heizungen runter gedreht werden, um Energie zu sparen. Lehrer-News wirft einen Blick auf den aktuellen Zustand unserer Schulgebäude.
Von
Katja Kraffzik
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December 2022
13.12.2022
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Schulen, die wegen Schimmelbefalls geschlossen werden müssen, Fenster, die monatelang notdürftig zugeklebt werden. Heizungen, die in schlecht gedämmten Gebäuden jetzt runtergedreht werden, um Energie zu sparen. Dies sind nur einige Meldungen, die in der letzten Zeit über den Zustand unserer Schulgebäude zu lesen waren. Doch wie sieht das Gesamtbild momentan wirklich aus? Lehrer-News wirft einen Blick auf die bauliche Lage unserer Schulen. 

Wer ist zuständig?

Für den Schulbau, das heißt Neubau, Sanierung, Modernisierung und Bewirtschaftung sind die Schulträger zuständig, die vom Finanzhaushalt der Kommunen abhängig sind. Das bedeutet, es ist die Aufgabe der Landespolitik, Rahmenbedingungen für kommunale Investitionen zu schaffen. Verschiedene Förderprogramme unterstützen den Bau oder die Sanierung von Schulgebäuden. Eine der führenden Förderunternehmen weltweit ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Sie wird durch staatliche Mittel finanziert und setzt sich unter Aufsicht des Bundesministeriums für Finanzen für Lebensbedingungen ein. Im letzten Jahr hat die KfW ein Fördervolumen von 107 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt.

Sanierungsstau in Kommunen

Laut aktueller Sonderauswertung von KfW Research 2022 melden rund 17 Prozent der Kommunen einen gravierenden Sanierungsrückstand bei den Schulgebäuden und damit insgesamt ein Investitionsdefizit von mehr als 45 Mrd. Euro. Städte, Gemeinden und Kreise haben in den vergangenen Jahren auf die neuen Anforderungen durch Inklusion, Digitalisierung und die Erfordernisse der Corona-Pandemie reagiert und auch ihre Investitionen für die Schulinfrastruktur gesteigert, wie die Analyse zeigt. Jedoch bleibt die prekäre Situation durch die steigenden Baupreise und die Energie-Krise bestehen.

Im laufenden Jahr wollen die Kommunen 10,8 Mrd. Euro in Schulgebäude investieren. Durch zum Beispiel geringerer Steuereinnahmen in finanzschwachen Regionen, ist leider auch zu beobachten, dass die Schere zwischen Arm und Reich auch in diesem Bereich weiter auseinander geht, so die Einschätzung des Schulbau Report 2020 von Building Radar und des KfW-Panels. 

Wie sieht die Zukunft aus?

GEW-Vorsitzende Maike Finnern macht sich für ein 100-Milliarden-Euro-Sofortprogramm stark, um allein den Sanierungsstau in den Bildungseinrichtungen in Deutschland aufzulösen. Das 100-Milliarden-Euro-Programm soll nach den Vorstellungen der GEW über ein Sondervermögen finanziert werden. „Ungleiches muss ungleich behandelt werden: Die Ressourcen müssen so gesteuert werden, dass sie da ankommen, wo sie am meisten benötigt werden: Bei den Schulen in schwierigen sozialen Lagen”, so Finnern. Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte dazu: „Es ist höchste Zeit, dass der Sanierungsstau von Schulgebäuden, insbesondere was die energetische Grundsanierung angeht, endlich aufgelöst wird. Seit 10 Jahren empfiehlt das Umweltbundesamt dringend den Einbau solcher Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, getan hat sich fast nichts.” Weiter führte er aus, dass nur 10 Prozent aller Schulen mit solchen Systemen ausgestattet sind, die neben der Energieeinsparung auch die Raumluft verbessern und die Aerosolbelastung reduzieren. Bei der Nutzung von Schuldächern für Solaranlagen gäbe es ebenfalls noch viel Luft nach oben.

Damit die Herausforderungen im Schulbau bewältigt werden können, müssen Schulträger von der Politik gestärkt werden. Die Investitionsfähigkeit der Kommunen müsste in allen Landesteilen sichergestellt werden. „Dies hilft dabei, die Regionen Deutschlands wettbewerbsfähig zu halten und den Menschen auf ihrem Lebensweg neue Chancen zu eröffnen, und es trägt gleichzeitig dazu bei, dass das Land die vor ihm liegenden großen Herausforderungen überhaupt bewältigen kann", resümiert Dr. Fritzi Köhler-Geib von der KfW.

Die Bestandsaufnahme zum Zustand der Schulgebäude zeigt auf, dass die Probleme erkannt werden und bereits investiert wird. Dem Ungleichgewicht der Finanzverteilung scheint jedoch mehr Gewicht entgegengebracht werden zu müssen. Um auch dem Investitionsrückstand Herr zu werden, ist die Politik aufgefordert, Stellung zu beziehen und an den richtigen Stellschrauben zu drehen, damit unser Bildungssystem nicht noch mehr den Halt unter dem Boden verliert.

Kommentar: Warum eine Prämie uns nicht entgegenkommt, sondern uns zusammenstoßen lässt

Kann Anerkennung sozialer Berufsgruppen mit Geld erbracht und gleichzeitig der Lehrer:innenmangel aufgehalten werden? Eine Meinung zu Stark-Watzingers polarisierendem Prämienmodell mit Blick auf die Praxis.
Von
Franziska Bach
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December 2022
12.12.2022
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Das Instagram-Lehrerzimmer wirkt überrascht. Geschickt verpackt und pünktlich zur Weihnachtszeit unterbreitet Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) die Idee eines Belohnungssystems zur Einfuhr erstrebenswerter Leistungsprämien für Lehrende zum Wohle der Zukunft unseres Bildungssystems.

Damit richtete sie sich vor allem an jene, die sich mit Motivation und besonderem Engagement zum Prädikat auszeichnen möchten und lockt mit monetären Anreizen in Krisen. Aber in welche Richtung werden die Weichen gestellt, wenn die Zeit am Kind berechnend wird?

Denken wir an den klassischen Leistungsbegriff während der Ausbildungszeit, erinnern wir uns: Leistung kommt durch Anstrengungsbereitschaft. Watzinger bewirbt dieses Konzept nun in neuem Glanz und reagiert damit vermutlich auf eingebrochene Schulleistungen, womit Lehrende implizit für Bildungslücken mitverantwortlich gemacht werden. Füllen wir diese auf, hebe das auch unsere Anerkennung, durch Anerkennung in Form von privatem Geld, das anhand von Erfolgen berechnet werden soll. Beruflicher Aufstieg oder die Betrachtung anderer Variablen werden dabei gänzlich außer Acht gelassen. Woran werden die bisher nur wenig definierten Leistungen bemessen? Was sind die Kriterien? Wer beurteilt mein pädagogisches Handeln? Und wie wird die Korrektur aussehen? Oder werde ich vielleicht sogar irgendwann ausgelesen? Bettina Stark-Watzinger lässt viele Fragen zum nächtlichen Nachdenken offen.

Der Aufgabenkatalog, der seit Jahren auf den Schultern von Lehrer:innen lastet, ist lang und scheint noch nicht lang genug zu sein. Orientieren sich deutsche Lehrpersonen an Watzingers attraktivem Angebot, bis zu 10 Prozent mehr zu verdienen, droht das System wie bisher auf der Felge zu fahren. Mit mehr Konkurrenz als Kooperation, wiederkehrender Normorientierung statt Individualisierung und einem zweifellos harten Leistungsdruck bei allen Schüler:innen in einem Schulwesen, dem ein “Befriedigend” nicht mehr ausreicht.

Wer sich für das Amt der Lehrenden entscheidet, widmet sich diesem aufgrund der sozialen Bildungsarbeit mit Menschen. Alles, was dafür benötigt wird, ist kein Übermaß an Leistungsbereitschaft, das durch schnelle Politik entlohnt wird, sondern Unterstützung jener Lehrerinnen und Lehrer, die diese Aufgabe aus Überzeugung annehmen. Gebraucht wird lediglich Geld, das unbürokratisch zugänglich ist und finanzielle Investitionen an Schulen.

Unsere Autorin Franziska Bach ist Lehrerin an Grundschulen. Ihr erster Gedanke dazu war, dass sich ihr gesamtes Kollegium eine Prämie für besondere Leistungen verdient hätte.

Kommt ein LOGINEO-Update? – Neues von NRWs digitaler Schulplattform

Für LOGINEO steht der Zukunfts-Check an. Das Land Nordrhein-Westfalen will die Entwicklung der digitalen Arbeitsplattform einer ständigen Qualitätssicherung unterziehen. Doch wie steht es aktuell um deren Umsetzung?
Von
Franziska Bach
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December 2022
12.12.2022
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Düsseldorf. „Eine geschützte Arbeitsplattform für optimale Kommunikation, Organisation und Dateiverwaltung“ verspricht das Schulministerium Nordrhein-Westfalen erstmals im Jahr 2011 für Lehrkräfte aller Schulformen mit dem Ansinnen, die Automatisierbarkeit schulischer Prozesse voranzutreiben. Nach einem Jahrzehnt bahnt sich das zentralisierte Lernmanagementsystem LOGINEO nun seinen Weg durch das Bundesland, nachdem ungelöste technische Probleme, Datenschutzbedenken und die Vernachlässigung der Barrierefreiheit eine flächendeckende Einführung der Softwarelösung zunächst zurückhielten. Aktuell fällt die Verantwortlichkeit für den Einsatz von LOGINEO auf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Sie wolle „schulische Abläufe vereinfachen“ und stehe damit auch für die Erfolgsrate des Projekts im Fokus, in das während der Entwicklung bereits 5,8 Millionen Euro flossen.

Noch vor Beginn der Pandemie ging das Hauptsystem der Arbeits- und Kommunikationsplattform im November 2019 online. „Das lange Warten hat ein Ende. LOGINEO NRW ist da und funktioniert“, so Staatssekretär Mathias Richter, der LOGINEO zu dieser Zeit als ein „echtes Update für das digitale Arbeiten in unseren Schulen“ bezeichnete.

Seither versuchen sich rund 60 Prozent der Schulen in NRW an den einzelnen Systemen der kostenlosen LOGINEO-Produktfamilie. Am häufigsten sei auf das Lernmanagementsystem LOGINEO NRW LMS zurückgegriffen worden. 2700 Schulen integrieren dieses in ihre Unterrichtsarbeit und stellen damit Texte, Videos und andere Unterrichtsmaterialien online bereit. Ministerin Gebauer betonte im März 2022 die Funktionalität der Anwendungen von LOGINEO, die sich „immer größerer Beliebtheit erfreuen“ würden und versicherte unterdessen weiterhin die Wirkung des DigitalPakts.

Kritik an der Benutzer:innentauglichkeit

Die Implementierung der Logineo-Plattform, deren technischer Rahmen als veraltet gilt, wird allerdings auch von zahlreichen Kritiken begleitet. Es seien mehr „drei Produkte“, weniger interdisziplinäre Anwendungen, so IT- Experte Dieter Pannen, welche Schulen als einheitlich zufriedenstellende Lösungen dargeboten werden. Hierzu zählen die Schulplattform LOGINEO NRW, das Lernmanagementsystem LOGINEO NRW LMS und dem LOGINEO NRW Messenger mit Videokonferenzoption. Der Spiegel machte ebenfalls die Feststellung, dass die Plattform nicht zukunftsfähig sei, da eine Nutzung seitens der Schüler:innen selbst nach Beginn der Pandemie nicht gewährleistet werden konnte. Bereits seit 2017 werde an der Software “herumgedoktert”. Erst 140 von 5.100 nordrhein-westfälischen Schulen sei es bisher möglich gewesen, aktiv mit den Lernenden über LOGINEO zu interagieren. 

Aktuelle Entwicklungstendenzen

Das nun zur Verfügung stehende Angebot wird inzwischen nach nur kurzer Laufzeit auf den Prüfstand gestellt. Hierzu startete Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller zum Ende dieses Jahres einen durch das Fraunhofer-Institut angeleiteten „Zukunfts-Check“. Damit will die Landesregierung Erfahrungen aus der Praxis, sowie die Gesamtarchitektur in einem immanenten systematischen Feedback evaluieren. Leitidee ist, sich künftig an den Bedürfnissen der User:innen zu orientieren und diese in Form eines Praxisausschusses einzubeziehen. Erste Ergebnisse zum Check-Up sollen voraussichtlich im Jahr 2023 vorliegen. Weiterhin verkündete der Landtag die Planung einer benutzerfreundlichen Zusammenführung der drei Komponenten von LOGINEO und weitere innovative Features. Im April 2022 gelang erstmals die Bereitstellung unterschiedlicher Sprachpakete für mehrsprachige Navigation.

Du unterrichtest in NRW und denkst über ein Login an eurer Schule nach? Hiermit gelingen euch die ersten Schritte. 

Die Erinnerung lebendig halten: Lehrer-News im Gespräch mit den “Zweitzeugen”

Der Zweitzeugen e.V. erzählt (Über)Lebensgeschichten von Betroffenen und Opfern des Nationalsozialismus. Lehrer-News sprach dabei mit Bernadette Schendina, einer Projektleiterin des Vereins. Mehr als 20.000 junge Menschen konnte der Verein schon erreichen.
Von
Erik Schimpf
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December 2022
10.12.2022
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Der Verein Zweitzeugen e.V. sammelt  (Über)Lebensgeschichten von Opfern und Betroffenen des Nationalsozialismus  und möchte damit einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur  leisten, gegen das Vergessen. Am Tag der Menschenrechte wird nicht nur der Allgemeinen Erklärung und Bekennung zu den Menschenrechten der Generalversammlungen der Vereinten Nation von 1948 gedacht, sondern auch an das aktive Handeln und Einstehen für Freiheit, Würde und Gleichberechtigung und gegen Ideologien, Unterdrückung und Intoleranz. Lehrer-News durfte  mit der Projektleiterin Bernadette Schendina über ihre Arbeit bei Zweitzeugen  e.V. sprechen. Mit ihrem vierköpfigen Team  entwickelt sie seit 2022 digitale Geschichten von Zeitzeugen für die Lernplattform ›Werde Zweitzeug:in‹. Damit  junge Menschen auf vielfältige Weise ermutigt und befähigt durch das Weitergeben der Geschichten von Überlebenden des Holocaust selbst zu zweiten Zeug:innen werden. Dabei lernen Kinder und Jugendlich  wie sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen in unsere Gesellschaft einsetzen können. Mittlerweile ist der ZWEITZEUGEN  e.V. 12 Jahre jung und hat  insgesamt schon über 20.000 junge Menschen zu Zweitzeug:innen gemacht.

Lehrer-News: Könntest Du ein bisschen über deine eigene Person und das Projekt erzählen, wie bist Du zu dem Projekt gekommen, mit welchem Gedanken ist es entstanden?

Schendina: Als ich ZWEITZEUGEN e.V. kennengelernt habe, war ich gerade 20 Jahre alt, lebte in Bochum und habe meinen Bachelor in Geschichte gemacht. Mein Kommilitone erzählte beim Kaffeetrinken von diesem Verein, der sich Holocaust-Education für junge Menschen durch die Weitergabe von Lebensgeschichten von Zeitzeug:innen zur Aufgabe gemacht hat. Ständig haben wir im Studium diskutiert: Was passiert, wenn die Zeitzeug:innen des Holocaust nicht mehr leben? Um vielleicht eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, wollte ich mich im Verein engagieren. Ein paar Wochen später stand ich dann bereits vor meiner ersten Klasse und habe 12-jährigen Jugendlichen von der Holocaust-Überlebenden Schwester Johanna erzählt. Davon, wie sie ab 1933 diskriminiert wurde und wie sie nach 1945 zurück nach Recklinghausen ging, ins Kloster eintrat und das Jüdische Museum in Dorsten mitgründete. Die Klasse saß vor mir, ganz still und aufmerksam und später mit vielen Fragen, die wir diskutierten. Sechs Unterrichtsstunden später schaute ich in die mitfühlenden Augen von über 20 neuen Zweitzeug:innen. Sie schrieben Schwester Johanna Briefe, in denen sie ihr dankten, ihren Mut bewunderten und ihr gute Wünsche schickten. Das ist jetzt fast fünf Jahre her. Seitdem habe ich viel im Verein gelernt und meine Expertise einbringen können. Inzwischen leite ich zusammen mit meiner Kollegin das Team Ausstellungen und habe maßgeblich am Podcast des Vereins mitgearbeitet – aktuell erarbeiten wir die 2. Staffel. 

Lehrer-News: Aus welchen Sparten der Vermittlung kommt euer Team?

Schendina: Wir erzählen in unserer Arbeit von Zeitzeug:innen des Holocaust und des Nationalsozialismus. Wie Diskriminierungen anfingen, sich auf jedes einzelne Leben auswirken und welche Erfahrungen sie machen. Wir berichten auch von Mut, Freund:innenschaften, Träumen, dem Verliebtsein und wie es für die Zeitzeug:innen nach 1945 weiter ging – was sie ermutigte, weiterzuleben und zu erzählen. Holocaust-Education ist der Inhalt unserer Workshops, AGs, Projektwochen, in unserer Ausstellung, aber auch in unserem Podcast, in Vorträgen und auf unserer neuen Lernplattform. Mit rund 130 Ehrenamtlichen, circa 20 Hauptamtlichen und unserem Beirat sind wir im Verein fachlich breit aufgestellt und bringen viele verschiedene Fähigkeiten und Perspektiven ein. Ein Beispiel: Unser ›Team Bildung‹, das vor allem die Workshops durchführt und Methoden erarbeitet, besteht zu einem großen Teil aus (ehemaligen) Student:innen der Geschichte bzw. Public History, der Soziologie und Sozialwissenschaften. Auch unser ›Team Digitale Bildung‹ ist interdisziplinär aufgestellt: Eine unserer Bildungsreferent:innen ist ›im echten Leben‹, wie sie immer so schön sagt, Grundschullehrerin. Unsere zweite Bildungsreferentin arbeitet hauptberuflich an einer Hochschule und hat dort Schwerpunkte in den Themen Digitalisierung und Partizipation. Der dritte im Bunde ist unser Programmierer und Designer. Ich selbst leite als studierte Public Historian das Projekt.

Lehrer-News: Warum hat genau dieses Thema aktuell so große Bedeutung?

Schendina: Schauen wir uns doch einmal um! Antisemitische Vorfälle nehmen in ihrer Häufigkeit zu und rechtsextreme Parteien gewinnen in ganz Europa seit Jahren zulauf. Deswegen wollen wir insbesondere junge Menschen stark machen, sich gegen Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung einzusetzen und eine offene demokratische Gesellschaft mitzugestalten. Dabei nimmt Digitalisierung, insbesondere katalysiert durch die Corona-Krise, eine immer präsentere und wichtigere Rolle in unserer Gesellschaft und in unserem Bildungssystem ein. Deshalb beginnen wir damit, digitale Holcoaust-Education mit ihren vielseitigen Chancen zu gestalten.

Lehrer-News: Menschen uneingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ist euch sehr wichtig. Wie gelingt euch das in der Erinnerungspraxis?

Schendina: Ich selbst muss mich emotional angesprochen fühlen, möchte Selbstwirksamkeit und Wertschätzung spüren, ich möchte gefördert und gefordert, aber nicht überfordert werden. Um das mit unserer Bildungsarbeit zu bieten, möchten wir die persönlichen Geschichten der Zeitzeug:innen allen Menschen zugänglich machen. Vermitteln, wie wichtig es ist, sich zu engagieren und sie mit Blick auf ihre Bedarfe und Möglichkeiten ermutigen und befähigen, aktiv zu werden, Verantwortung zu übernehmen und in einem geschützten Raum frei zu gestalten. Für junge Menschen mit Deutsch als Zweitsprache, und mit Seh- und Höreinschränkungen bieten wir Material in leichter Sprache, lassen nach und nach Videos in deutscher Gebärdensprache erstellen. Um unsere Angebot gezielt jungen Menschen anzubieten, die weniger Zugangsmöglichkeiten in ihrem Alltag haben, arbeiten wir mit Förderschulen für seh- und hörbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche und mit Schulen in sogenannten Brennpunktbezirken. Wir wollen ZWEITZEUGEN-Bildung für alle ermöglichen, auch unabhängig von Workshops mit uns. Deshalb haben wir unsere digitale Lernplattform ›Werde Zweitzeug:in‹ entwickelt, auf der junge Menschen durch Digital Storytellings von Überlebensgeschichten zu Zweitzeug:innen werden können. Diese ist kostenlos, frei zugänglich und kann von Lehrkräften ganz einfach in ihren Unterricht eingebunden werden.

Lehrer-News: Eine persönliche Erinnerung von Menschen, die (Über)Lebensgeschichte zu hören und weiterzugeben, ist bestimmt sehr berührend. Wie begegnet ihr diesen Menschen?

Schendina: Bei jedem der 37 von uns geführten Interviews spürten wir Herzlichkeit, Dankbarkeit und den Wunsch, die Taten der Nationalsozialist:innen niemals zu vergessen. Jede einzelne Begegnung war besonders und berührend. Häufig haben uns die Zeitzeug:innen in ihr Zuhause eingeladen und uns mit Leckereien versorgt. Es war also immer eine sehr intime und tatsächlich auch schnell eine sehr vertraute Situation. Wir sprechen dann meist stundenlang über ihr ganzes Leben – vor und nach dem Holocaust. Das ist wichtig. Denn auch den Kindern und Jugendlichen wollen wir von den Menschen erzählen vom ganzen Leben. Aus diesen Begegnungen sind schon tiefe Freundschaften entstanden und wenn die Zeitzeug*innen selbst verstorben sind, versuchen wir, den Kontakt zu ihren Familien aufrechtzuerhalten.

Lehrer-News: Auf eurer Website ist zulesen  das Kinder und Jugendliche „Zugang zu dem abstrakten Thema Holocaust” erhalten sollen. Wie begegnet ihr Kindern und Jugendlichen, die sich mit dem Holocoust noch nicht beschäftigt haben?

Schendina: Oft stehen die Themen Holocaust und Nationalsozialismus in Verbindung mit großen Zahlen, vielen verschiedenen Ortsnamen, Namen und Entscheidungen von Politiker:innen oder es werden Fotos von Bergen an Kleidung oder Brillen gezeigt. Wir möchten von diesen abstrakten Darstellungen hin zum Konkreten. Wir erzählen von Rolf, der gerne Fußball spielte und es dann plötzlich nicht mehr durfte, von Frieda, deren ganzen Einsen in der Schule einfach auf einmal zu Sechsen wurden, von Henny, die später mal das Kino von ihrem Vater übernehmen wollte, der es dann jedoch abgeben musste, um ihr Leben zu retten. Und von Elisheva, die sich verliebte, doch ihren Freund nie wieder sah – die jeweils ersten sind Themen, die Kinder und Jugendliche kennen, bei denen sie die Möglichkeit bekommen, mitzufühlen und dann die Ungerechtigkeit der Veränderungen erkennen und diese klar zum Ausdruck bringen. So möchten wir die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abholen und ihnen einen Zugang zum sehr abstrakten Thema Holocaust bieten. Außerdem fragen wir in den Workshops danach, was die Teilnehmenden bereits wissen. Meistens sind die Antworten überraschend und die Teilnehmer:innen wissen viel mehr über das Thema, als wir denken – oder haben zumindest schon von Begriffen und Daten gehört, die sie jedoch nicht einordnen können. Das im Workshop mit einzubeziehen, ist ein wichtiger Bestandteil. Die (Über)Lebensgeschichten ermöglichen Identifikation-Momente und können Anlass zu Mitgefühl sein. 

Lehrer-News: Wo setzt ihr als Team in der Vermittlung eure Schwerpunkte?

Schendina: Wir arbeiten mit verschiedenen Methoden, wie z.B. “Ein ganz normaler Tag” vom Anne Frank Zentrum. Bei dieser Methode lernen die Kinder und Jugendlichen anhand ihrer eigenen Alltagsaktivitäten verstehen, wie unzählige antijüdische Gesetze zwischen 1933-1945 das Leben von als Juden:Jüdinnen Verfolgten sukzessive massiv eingeschränkt haben – häufig erkennen wir bereits hier, wie ungerecht sie das finden. Wir entscheiden jedes Mal bewusst, welche Geschichte wir in welcher Klasse erzählen. In jüngeren Stufen erzählen wir beispielsweise Überlebensgeschichten von Zeitzeug:innen, die viel über ihre eigene Kindheit erzählt haben und so einen Zugang bieten. Überlebensgeschichten, in denen es um die erste große Liebe geht, erzählen wir in älteren Klassen, in denen das Thema vielleicht auch gerade eine große Rolle spielt. Ein dritter Punkt, bei dem wir die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abholen, ist der Einsatz von digitalen Elementen. Das ist durch die Corona-Krise auch bei uns im Verein stark gefördert worden und schon jetzt nicht mehr aus unseren Workshops wegzudenken. Seien es einfache Umfragen bis hin zum Einsatz unserer Digital Storytellings. Und unsere erste Evaluation zeigt: Der Einsatz des Digitalen begeistert die Kinder und Jugendlichen sehr stark!

Lehrer-News: Wie führt ihr die Workshops durch und was macht gerade diese Form der Vermittlung besonders für Lehrkräfte so interessant?

Schendina: Zu Beginn sammeln und ordnen wir erst einmal das Vorwissen der Teilnehmenden, anschließend wird die eben erwähnte Methode ›Ein ganz normaler Tag‹ durchgeführt. Danach kommt dann das Herzstück eines jeden Workshops: Das Kennenlernen einer Überlebensgeschichte, die von der Workshopleiter:in erzählt wird. Je nach Format lernen die Teilnehmenden weitere Überlebensgeschichten kennen (entweder analog durch unsere didaktischen Hefte oder digital durch die Storytellings). Im Anschluss haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit, einen Brief an den:die Überlebende:n oder die Familien zu schreiben, bevor der Workshop mit einer Methode zum Transfer bzw. Übertrag ins Heute beendet wird. Manche Gruppen malen auch Bilder, gestalten Plakate oder sogar ganze Ausstellungen. Es sind auch schon Podcast-Episoden entstanden, Gedenkveranstaltungen geplant und kurze Filme gedreht worden. Die jungen Menschen sind oft so kreativ und haben wunderbare Ideen ihre eigene Erinnerungskultur zu gestalten. Grundsätzlich ist es für uns ein Vorteil in den Klassen, dass wir von außen kommen und eben nicht die Lehrkräfte sind, die die Schüler:innen immer sehen. Es ist mal was anderes als der klassische Unterricht und deswegen auch von Vorteil für die Lehrkräfte. Aber: Um unsere Vision, dass alle Kinder und Jugendlichen Zweitzeug:innen werden, zu erreichen, sind wir auf die Lehrkräfte angewiesen. Wir schaffen es nicht ohne sie. Deshalb haben wir auch unser neues Blended Learning-Workshop Format ZWEITZEUGEN+ entwickelt: damit können Lehrkräfte einen aktiven Teil der ZWEITZEUGEN-Bildung in Form einer von uns bereitgestellten digitalen Vor- und Nachbereitung übernehmen. Das ist ein erster Schritt, um sie selbst zu Multiplikator:innen unserer Arbeit zu machen.

Lehrer-News: Was müsste sich an Schulen zum Thema Erinnerungskultur verändern? Hast du was das betrifft bestimmte Ideen oder Wünsche?

Schendina: Erinnerungskultur an Schulen muss aktiver gestaltet werden. Es geht nicht nur darum, Zahlen und Fakten aus Geschichtsbüchern zu lernen, sondern über einen persönlichen Zugang das eigene Erinnern an den Holocaust zu gestalten. Kinder und Jugendliche sollten ihre eigene Form der Erinnerungskultur finden. Dafür gibt es, wie schon gesagt, ganz beeindruckende Beispiele, die in oder nach einem Workshop mit uns entstanden sind: Ein Berufskolleg hat eine eigene Online-Ausstellung über mehrere Überlebensgeschichten gemacht. Eine Grundschule hat ein Stop-Motion Video über eine Überlebensgeschichte erstellt. Eine Gesamtschule hat einen Podcast über Zweitzeug:innenschaft aufgezeichnet.

Lehrer-News: In Bezug auf die Digitalisierung ist eure Website eine gute Anlaufstelle, um sich mit dem Thema Erinnerungskultur in der Praxis zu beschäftigen. Gibt es bald noch mehr Projekte, auf die ihr euch in der Zukunft schon freut?

Schendina: Woran es bei uns im Verein niemals mangelt, sind kreative, großartige Ideen und Visionen. Doch manchmal müssen wir uns selbst bremsen und kleine Schritte machen – vor allem erst einmal die bestehenden Angebote testen, evaluieren und alles miteinander verknüpfen. In unserer digitalen Bildungsarbeit freuen wir uns schon darauf, Ende 2022 eine vierte Überlebensgeschichte zu veröffentlichen: von der Zeitzeugin Erna de Vries – für 16-18 Jährige. Im Frühjahr 2023 planen wir die Veröffentlichung einer zweiten Staffel unseres Podcasts ›Geschichten, die bleiben‹. Im Analogen freuen wir uns schon auf unsere neue Ausstellung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, die wir ab Januar 2023 zeigen werden. Für alle weiteren Neuigkeiten lohnt es sich für Lehrkräfte und Multiplikator:innen der Bildungsarbeit unseren gezielt für sie konzipierten Newsletter zu abonnieren und uns auf Instagram zu folgen!

Keine Lehre ohne Lehrer: Lehrermangel in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt werden händeringend Lehrer:innen gesucht. Das Bildungsministerium stellte diesbezüglich einige Maßnahmen gegen den Lehrermangel vor, einige sind wohl nur ein Provisorium. Wie soll dem Lehrermangel gerecht werden?
Von
Erik Schimpf
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December 2022
9.12.2022
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Magdeburg. In Sachsen-Anhalt herrscht, wie auch in anderen Bundesländern, ein Defizit an Lehrer:innen. Die Unterrichtsversorgung stagniert auf 93,5 Prozent und ist somit auf einem ähnlich niedrigen Wert wie im Vorjahr. Die negativen Folgen, die sich für Schüler:innen daraus ergeben werden, sind nur ansatzweise abzusehen. 

„Dass die Lage an Sachsen-Anhalts Schulen durch den bundesweiten, enormen Lehrkräftebedarf weiter angespannt ist und vorerst bleibt, liegt auf der Hand. Allerdings konnten wir den Durchschnittswert der Unterrichtsversorgung binnen eines Jahres in etwa halten. Und das, obwohl durch den Krieg gegen die Ukraine und andere Migrationsbewegungen jetzt mehr als 5.500 Kinder zusätzlich an Sachsen-Anhalts Schulen unterrichtet werden“, so die Bildungsministerin von Sachsen-Anhalt, Eva Feußner. Gegenüber der Magdeburger Volksstimme erklärte die Ministerin in einem Interview, dass mit einer Entlastung der Unterrichtsversorgung auf 103 Prozent voraussichtlich in den 2030er Jahren gerechnet werden könnte. Die maximale Abdeckung aller Unterrichtsfächer unter anderem, wenn Lehrer:innen beispielsweise durch Krankheit ausfallen, kann erst ab diesem Wert erreicht werden. Der Fokus liegt nun auf dem Ausbau der Lehrkräftegewinnung und der Situation am Fachkräftemarkt, die sich als kompliziert erweist. Die aktuelle Reaktion des  Bildungsministeriums, um der Mangelversorgung entgegenzuwirken, ist eine dauerhafte Bewerbungsmöglichkeit und erleichterte Zugangsvoraussetzungen für Quereinsteiger als Lehrkraft. Darüber hinaus sollen zur besseren Vergütung Arbeitszeitkonten und ein Zuschlags- und Zulagensystem für bestimmte Stellenangebote eingeführt werden. In einem Artikel mit dem Thema „Gedanken zum Lehrkräftemangel in Sachsen-Anhalt” schrieb der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Torsten Wahl dazu “Diese Arbeitszeitkonten konnten durch Einmalzahlung (und einen nahezu 50 Prozent ,Verlust’), durch monatsweises Auszahlen oder durch Freizeit abgegolten werden. Letzteres erwies sich im Bereich der Sekundarschulen als sehr schwierig.” 

Zur Leherkräftegewinnung sollen zudem die Arbeit mit sogenannten Personalrekrutierungs-Agenturen intensiviert werden, diese werben im In- Ausland für Sachsen-Anhalts Schulen. Knapp 750.000 Euro sollen in die beauftragten Headhunter-Agenturen investiert worden sein, rund 10.000 Euro pro Kopf für jede eingestellte Lehrkraft. Ab 2023 soll der Betrag für die Agenturen auf eine Million Euro aufgestockt werden. Anreize für Lehramtsstudierenden soll die Anhebung der Besoldungsstufe auf A13 bieten. „Einige der Maßnahmen benötigen Zeit, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten. Andere wirken bereits kurzfristig und helfen, in diesen für alle schwierigen Zeiten positiv nach vorne zu blicken. Mein Dank und meine Wertschätzung gelten dabei natürlich den Lehrkräften und Schulleitungen, den Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Eltern, den Schülerinnen und Schülern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesschulamtes und des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) – für Kraft, Durchhaltevermögen und Verständnis.“ so die Bildungsministerin weiter.

In einem Modellprojekt 4+1 an zwölf Sekundar- und Gemeinschaftsschulen schlägt das Bildungsministerium Landes Sachsen-Anhalt eine 4-Tage-Woche vor. Der fünfte Tag soll für Praktika in Betrieben oder für den digitalen Unterricht genutzt werden. Der Modellversuch soll Schulen mehr Spielraum bei der Unterrichtsplanung und -durchführung geben. Das Landesschulamt und das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung sollen das Projekt dabei begleiten und evaluieren. Eine genaue Umsetzung, Planung und individuelle Lösungsansätze sowie die Ressourcenbeschaffung für den hybrid Unterricht, die Zeiteinteilung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen für die einzelnen Schulen wird hierbei nicht berücksichtigt. „Das vorgeschlagene Modell ist amtlich sanktionierter Unterrichtsausfall und wälzt das Problem des Mangels auf die Schulen selbst ab, die ohne erkennbare Unterstützung mal eben nebenbei ein solches Projekt umsetzen sollen,“ sagt Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt. 

Nun soll im Januar 2023 ein Schulgipfel mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), geplant werden. Anlass sei laut der oppositionellen Linksfraktion der massive Druck von Eltern, Lehrern und Schulleitung, die in Brandbriefen die inakzeptablen Bedingungen an einzelnen Schulen angeprangert hätten. Die Landesvorsitzende der GEW-Sachsen-Anhalt, Eva Gerth, mahnte, dass die Gespräche unter anderem zur Lehrerausbildung umfangreich vorbereitet und besprochen werden müssten.

Zwischen Tutoring for All und 100 Prozent-Schule: Ein Gespräch mit Ekkehard Thümler

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf Schüler? Wie sieht die aktuelle Situation an den Schulen aus? Mit dem Bildungsforscher Ekkehard Thümler hat LehrerNews ein Gespräch über die drohende Bildungskatastrophe und mögliche Gegenmaßnahmen geführt.
Von
Julia Wessner
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December 2022
9.12.2022
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Digitalisierung in Schulen ist ein Muss, darin sind sich die meisten Menschen einig. Aber wie kann dieser Vorgang von einzelnen Personen beschleunigt werden? Um das herauszufinden, haben wir Dr. Ekkehard Thümler befragt. Dieser setzt sich schon seit geraumer Zeit für eine bessere Digitalisierung an deutschen Schulen ein. Er ist Gründer und Geschäftsführer von "Tutoring for All”, einem digitalen Tutoring-Programm zur wirksamen Leseförderung in Grundschulen. Zudem ist er ein Senior Fellow am Centre for Social Investment (CSI) der Universität Heidelberg, war in Führungspositionen an vier deutschen Bildungsstiftungen tätig und leitete an der Universität Heidelberg ein internationales Forschungsprogramm zu sozialer Wirkung und Innovation. Wir haben mit ihm ein Gespräch über die aktuelle Lage der Schulen und seine Projekte geführt.

Lehrer-News: Die Themen Bildung und Schule haben einen großen Platz in Ihrem Leben, wie kam es dazu?

Thümler: Seit dem ersten Tag meiner Schulzeit war Bildung für mich eine Quelle von Freude und Erfolgserlebnissen. Ich finde es schwer zu ertragen, dass viele Kinder genauso neugierig und vergnügt in die Schule kommen, wie ich damals – und dann vom ersten Tag an die Erfahrung machen, dass sie nicht gut genug sind. Außerdem halte ich es für einen Skandal, dass heute jedes vierte Kind neun Jahre lang jeden Tag zur Schule geht und am Ende die grundlegendsten Fähigkeiten nicht gelernt hat.Ich möchte unbedingt einen Beitrag dazu leisten, dass sich an diesem Zustand etwas ändert.

Lehrer-News: Sie sind Gründer des Projekts “Tutoring for All”, wie sind Sie auf die Idee für das Konzept gekommen?

Thümler: In der Corona-Pandemie habe ich nach einem Ansatz gesucht, mit dem sich Lernverluste durch die Schulschließungen erfolgreich ausgleichen lassen. Dabei bin ich auf das digitale Tutoring-Programm der US-amerikanischen Success for All Foundation aufmerksam geworden. International gilt Tutoring als eine der wirksamsten Maßnahmen zur Förderung, gerade von benachteiligten Schüler:innen. Mit dem System von Success for All bringen wir deshalb ein wissenschaftlich fundiertes, praxiserprobtes und positiv evaluiertes Tutoring-Programm nach Deutschland. Wir wollen damit gerade für diejenigen Kinder einen echten Unterschied machen, die besonders auf wirksame Förderung angewiesen sind.

Lehrer-News: Bei “Tutoring for All” wird der Bildungsgrad vieler Schüler nach der Schullaufbahn kritisiert. Welche elementaren Fehler haben die Schulen Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren gemacht?

Thümler: Zwischen den Schulen und der Gesellschaft ist in den letzten Jahrzehnten eine Kluft entstanden, die immer größer wird. Einer zusehends globalen, digitalisierten und beschleunigten Welt steht ein Schulsystem gegenüber, das sich im Modus von business as usual eingerichtet hat und Veränderung vorwiegend nach dem Prinzip „mehr desselben“ organisiert. Das kann nicht gut gehen. Die unzureichende Reaktion auf die Corona-Krise und eine ständig sinkende Leistungsfähigkeit der Schulen sind die Quittung dafür. Ich finde es schwer zu verstehen, dass so wenig unternommen wird, um an diesem Zustand etwas zu ändern.

Lehrer-News: Und was können Schulen und Lehrer:innen besser machen?

Thümler: Die Idee, dass die Entwicklung neuer Lösungen von einzelnen Schulen und ihren Lehrer:innen ausgehen sollte, halte ich angesichts der Größe der Herausforderungen für gleichermaßen unfair wie aussichtslos. Hier ist wirklich das Engagement der ganzen Gesellschaft gefragt. Der Ausgangspunkt für die anstehende Transformation muss das Eingeständnis sein, dass die Maßnahmen der letzten Jahrzehnte versagt haben und wir ganz neue Strategien entwickeln müssen. Dafür müssen wir zunächst einmal die Ursachen der langjährigen Stagnation verstehen. Wir brauchen eine Initiative, die eine sorgfältige Situationsanalyse durchführt und auf dieser Grundlage ganz neue Instrumente entwickelt, die uns aus der Sackgasse herausführen könnten. Zweitens müssen wir nach neuen Ressourcen Ausschau halten, mit denen eine echte Entwicklungsdynamik erzeugt werden kann. Die digitalen Technologien sind der wichtigste Kandidat dafür. Hier stehen wir heute noch ganz am Anfang, aber in den kommenden Jahren werden wir im Bereich der digitalen Bildung enorme Entwicklungssprünge sehen. Darin liegt wirklich eine Generationenchance. Es wäre gut, wenn Deutschland diese Chance erkennen und ergreifen würde.

Lehrer-News: Wie bewerten Sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die schulische Ausbildung von Kindern, wie gravierend ist die Lage?

Thümler: Die Zahlen sind ja bekannt: Laut IQB-Bildungstrend verfehlen mehr als 40 Prozent aller Kinder am Ende der Grundschulzeit die Regelstandards in Lesen. In Mathematik sind es sogar 45 Prozent. Rund jedes fünfte Kind erreicht nicht einmal die Mindeststandards. Weil in den weiterführenden Schulen kaum gegengesteuert werden kann, dürften sich die Zahlen in den kommenden Jahren immer weiter verschlechtern. Wir bewegen uns auf eine Situation zu, in der die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler nach neun Jahren nur unzureichend lesen, schreiben und rechnen kann. In fünf Jahren könnten bis zu 30 Prozent der Schüler:innen die Schule als funktionale Analphabeten verlassen.

Lehrer-News: Sie haben das Konzept der 100-Prozent-Schulen vorgeschlagen. Wie genau soll das aussehen?

Thümler: Angesichts der aktuellen Situation wird häufig ein neuer PISA-Schock ausgerufen. Der wird aber nicht eintreten, denn die Probleme sind ja seit langem bekannt und ein Schock lässt sich nicht herbeireden. Ich schlage vor, genau andersherum vorzugehen. Wir sollten uns wirklich ambitionierte und begeisternde Ziele setzen, die eine neue Aufbruchstimmung hervorrufen können. 100-Prozent-Schulen wären ein solches Ziel. Damit meine ich Schulen, in denen praktisch alle Schüler:innen die Regelstandards in Lesen, Schreiben und Rechnen erreichen – zuverlässig und dauerhaft. Aus der Forschung und vielen herausragend erfolgreichen Schulen wissen wir heute schon eine ganze Menge darüber, wie das auch unter schwierigen Bedingungen gelingen kann. Ich will einmal die folgenden Punkte nennen: 100-Prozent-Schulen müssen unterschiedliche Maßnahmen miteinander kombinieren. Dazu zählen ein deutlich größeres Zeitbudget für die Vermittlung von Basiskompetenzen. Ein Unterricht, der auf individuelle Bedürfnisse der Kinder maßgeschneidert ist und auf regelmäßiger Lernstandsdiagnose beruht. Der Aufbau eines Sicherheitsnetzes aus qualitativ hochwertigem Tutoring in Kleingruppen. Und die Fähigkeit, auch weitere Barrieren wie etwa gesundheitliche Probleme oder Absentismus erkennen und abbauen zu können. 100-Prozent-Schulen sind nicht länger isolierte Einzelschulen. Sie organisieren sich in kleinen Schulverbünden, deren Arbeit von spezialisierten Organisationen koordiniert wird. Und sie erhalten von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Unterstützung bei der Umsetzung ihrer gemeinsamen Mission. Mit den genannten Maßnahmen lassen sich zwar zügige Verbesserungen erzielen, aber sie können nur ein Anfang sein. Der Weg zu echten 100-Prozent-Schulen ist noch lang. Deshalb muss in den Schulen ein Prozess dauerhafter Innovation und Verbesserung in Gang gesetzt werden, der immer das langfristige Ziel vor Augen hat.

Lehrer-News: Was denken Sie über die Nationale Bildungsplattform und die daran geäußerte Kritik?

Thümler: Der Staat kümmert sich ja in vielen gesellschaftlichen Bereichen um Aufbau und Unterhalt von Infrastruktur. Ich verstehe die Bildungsplattform als einen Versuch, diesen Ansatz auf den Bereich der digitalen Bildung zu übertragen. Die Idee, auf diesem Weg einheitliche Standards und Schnittstellen zu definieren und die unterschiedlichsten digitalen Bildungsangebote miteinander kompatibel und leicht zugänglich zu machen, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Etwas skeptisch stimmt mich der Umstand, dass es dem BMBF bis heute nicht wirklich gelungen ist, deutlich zu machen, für welche konkreten Probleme die Nationale Bildungsplattform eigentlich die Lösung darstellt. Letztlich kommt es aber darauf an, was aus diesem Ansatz am Ende gemacht wird – insofern würde ich sagen:

The jury is still out.

Tag des Ehrenamts – "Ehre, wem Ehre gebührt"

Am 5.12.2022 war der internationale Tag des Ehrenamts. An diesem Tag werden freiwillige Helfer in unserer Gesellschaft besonders geehrt. Passend dazu hat die Bundesregierung ein Programm veröffentlicht, welches Ehrenämter unterstützt.
Von
Luisa Janosch
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December 2022
9.12.2022
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Am vergangenen Montag, dem 5. Dezember 2022, war der internationale Tag des Ehrenamts. Die Bundesregierung hat passend dazu eine Kampagne gestartet, die den Leitsatz “Ehre, wem Ehre gebührt” trägt. Als ehrenamtliche Arbeit definiert das Deutsche Ehrenamt die Arbeit von Personen für Organisationen auf freiwilliger Basis ohne Vergütung. Früher bezog sich der Begriff “Ehrenamt” eher auf die Übernahme eines öffentlich geführten Amtes in einem Verein, wie beispielsweise ein Vorstand. Mittlerweile hat sich die Tätigkeit des Ehrenamtes auf viele weitere Bereiche ausgeweitet.

Um die 31 Millionen Menschen sind in Deutschland an einem Ehrenamt beschäftigt und engagieren sich so in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft auf verschiedenste Art und Weise. Darunter fallen die Betreuung alter oder kranker Menschen, die freiwillige Feuerwehr, die Jugendhilfe, der Tierschutz, politische oder kirchliche Ehrenämter, Flüchtlingshilfe, Umweltschutz, Obdachlosenhilfe und viele mehr. Laut dem Deutschen Ehrenamt ist das Ehrenamt als solches eine “starke Schulter der Gesellschaft”, welche dazu beiträgt, "das gesellschaftliche Leben zu stützen und in der uns bekannten Form zu ermöglichen”. 

Programm der Bundesregierung für das Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Relevanz des Ehrenamtes erkannt und einen internationalen Tag des Ehrenamts eingeführt. “Man kann das Ehrenamt nicht hoch genug schätzen. Es ist ja nicht irgendetwas, sondern das ist etwas, was Menschen neben ihrer alltäglichen Arbeit und ihrer Familie organisieren”, betonte auch die Bildungsministerin Nancy Faeser. Im Zuge des internationalen Ehrenamts hat die Bundesregierung ein Programm veröffentlicht, das verschiedene Maßnahmen und Initiativen umfasst.

  1. Das Programm “Demokratie leben”, bei dem Projekte unterstützt werden, die sich für ein gemeinsames und fürsorgliches Miteinander einsetzen. Aktuell fördert das Programm etwa 600 Projekte, der Bund investiert jährlich rund 165 Millionen Euro. Dabei geht es um Demokratieförderung von Kindern/Jugendichen, das Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus, bishin zur Extremismusprävention.
  1. Das Programm “Zusammenhalt durch Teilhabe”, bei welchem das primäre Ziel ist, “Projekte für demokratische Teilhabe speziell in ländlichen und strukturschwachen Regionen zu fördern”. 12 Millionen Euro wurden dafür zur Verfügung gestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei “regional verankerte Vereine, Verbände und Multiplikatoren”.
  1. Die Bundesregierung ehrt durch herausragenden freiwilligen Einsatz mit dem “Deutschen Engagementpreis” insgesamt wurden 460 Personen sowie Initiativen nominiert. 
  1. Um die 530 Mehrgenerationenhäuser werden durch den Bund finanziert und gefördert. Diese stehen laut der Bundesregierung für “Dialog, Bürgerbeteiligung und die Stärke des Zusammenhalts vor Ort”. 

Was ist das passende Ehrenamt für mich?

In sämtlichen Bereichen kann man Gutes tun und sich ehrenamtlich engagieren. Neben regionalen und lokalen Angeboten gibt es auch verschiedene bundesweite Plattformen zur Vermittlung. Einen Überblick legt beispielsweise die Ehrenamtsseite des Bundesministeriums dar. Eine weitere Möglichkeit, sich freiwillig zu engagieren, bieten auch diverse Freiwilligendienste wie den Bundesfreiwilligendienst, ein freiwilliges soziales oder auch ökologisches Jahr. Dies eignet sich besonders gut für Schüler:innen nach ihrem Schulabgang. 

Ehrenamtliche Dienste sind unersetzbar. Sie unterstützen die Gesellschaft und sind zwingend notwendig, um das Gesamtsystem aufrechtzuerhalten. Aufgrund dessen wurde der Tag des Ehrenamts eingeführt, um den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer zu schätzen und deutlich zu machen, wie wichtig diese für unsere Gesellschaft sind.

Habt ihr euch schon mal ehrenamtlich betätigt oder habt es noch vor? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

Tag der Bildung – Forsa Umfrage zeigt, woran gearbeitet werden muss

Heute ist Tag der Bildung. Zwei Drittel der Schüler und Schülerinnen glauben nicht an Chancengleichheit. Ein Ergebnis der aktuellen Forsa-Umfrage. Diese und die Arbeit der Initiative für Bildung werden in diesem Artikel skizziert.
Von
Katja Kraffzik
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December 2022
8.12.2022
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Berlin. Heute ist Tag der Bildung. Aktuelle Umfragewerte des Forsa Meinungsforschungsinstituts und die Arbeit der Initiative Tag der Bildung werden heute im Rampenlicht stehen. Seit 2015 richtet sich der Aktionstag in Deutschland jährlich an die wesentlichen Akteure aus Politik, Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. 

Die Initiative Tag der Bildung (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, SOS Kinderdörfer weltweit, Stifterverband) setzt sich für die Sichtbarkeit des Themas in der Öffentlichkeit ein. Ziel ist es, Bildung positiv zu besetzen, es sollen Aufmerksamkeit und politische Impulse geschaffen werden sowie das Zusammenkommen verschiedener Bildungsakteure ermöglichen, um zum Mitmachen und nachhaltiger Veränderung anzuregen. Die Aktionslinie läuft über das gesamte Jahr und findet ihren Höhepunkt als Aktionstag am 8. Dezember. In diesem Jahr lautet das Motto: „Gute Bildung in schwierigen Zeiten“. Auf der zentralen Fachveranstaltung wird die Frage diskutiert: “Wie sehen gute Bildungsorte in Krisenzeiten – innerhalb und außerhalb von Kita und Schule, in Deutschland wie international – aus?” Der Fokus wird vor allem auch darauf gelegt, was bereits geleistet wurde und wie man die Lernenden mit einbeziehen kann.

Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa fühlen sich etwas mehr als die Hälfte der Schüler:innen, Auszubildenden und Studierenden eher weniger (42 Prozent) oder gar nicht (11 Prozent), in dieser belastenden Zeit von ihrem Bildungsinstitut, unterstützt. Ein Ergebnis ist auch, dass die große Mehrheit der Befragten sich Mitspracherecht und Beteiligung wünschen und für einen guten Bildungserfolg als sehr wichtig einstufen.

Von den mehr als Tausend Befragten im Alter von 14-21 Jahren glauben etwa zwei Drittel nicht, dass alle Kinder in Deutschland im Großen und Ganzen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Seit sieben Jahren wird die Frage nach der Chancengleichheit jährlich gestellt. Die Wahrnehmung dessen liegt damit auf dem geringsten Stand seit 2015. 

Wie die Umfrage und die aktuelle Notlage an den Schulen zeigen, ist es gut, dass wir sogar zwei Tage der Bildung haben. Auch die Unesco hat im Jahr 2018 ein internationales Datum, den 24. Januar festgelegt. “Es ist an der Zeit, unser kollektives Engagement für Bildung neu zu entfachen.", so der UN-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner Botschaft für das Jahr 2022. Das gemeinsame Handeln wird dringender denn je benötigt. So hoffen auch wir, mit unserer Öffentlichkeitsarbeit bei Lehrer-News einen kleinen Teil zur nachhaltigen Verbesserung des Bildungssystems beizutragen. 

Prävention im Unterricht – Rechten Ideologien entgegentreten

Extremismus ist für unsere demokratische Gesellschaft eine Gefahr, um Schüler:innen die Probleme und Risiken näherzubringen, gibt es zahlreiche Apps und Präventionsprojekte. Werden die Themen dadurch lebendiger im Unterricht vermittelt? Welche Apps gibt es?
Von
Erik Schimpf
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December 2022
7.12.2022
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Rechtspopulistische Parteien haben in den vergangenen Jahren in der Gesellschaft in Deutschland an Einfluss gewonnen. Ein aktuelles Beispiel veranschaulicht, wie gefährlich ideologische Einflussnahme enden kann, Reichsbürger und moderne Rechte versuchen immer wieder die verfassungsmäßige Ordnung in Deutschland abzusetzen und schrecken mittlerweile auch vor massiver Gewalt nicht mehr zurück, wie der aktuell Artikel der Tagesschau zeigt. Radikale Rechte befeuern antidemokratische und rassistische Ideologien, missachten Fakten und verbreiten Verschwörungstheorien, um den politischen Diskurs zu verdrehen. Krisensituationen wie die Corona-Pandemie oder die Herausforderungen einer Klimakrise werden bewusst  instrumentalisiert und vereinnahmt.

Die Begriffe „Volk“ und „Elite“ werden in Gegenüberstellungen von Rechtspopulisten als exklusive Anti-Establishment-Haltung vertreten, um sich von anderen Parteien abzugrenzen. Das „Volk“ versteht sich, in der Realität von Rechtspopulisten, als ausgegrenzte und auserwählte Minderheit, dieser Minderheit steht eine abgehobene Elite in Politik, Medien und Justiz  gegenüber. Häufig geht es Rechtspopulisten nicht um die reale Ausgrenzung, die sie selbst meist nicht erleben, sondern um die Angst vor Verlust. Schon seit Langem werden Nationalsozialismus und seine Folgen im Unterricht kritisch thematisiert, die Aufarbeitung der NS-Zeit ist fest in den Bildungsplänen verankert. 

Die Aufklärung über Extremismus in Geschichte und Gegenwart ist in unserer demokratischen Gesellschaft gerade in Zeiten von Krisen, Konflikten, Flucht und Unsicherheit, wie wir sie gegenwärtig erleben, wichtig, um Schüler:innen mit den Gefahren und Risiken, die sich daraus ergeben, zu konfrontieren. Besonders junge Erwachsene sind empfänglich für extremistische Gruppen, die sie scheinbar auffangen, ihnen Sicherheit und Stabilität geben oder eine Art von Familie bieten. Werte wie Toleranz, Selbstbestimmung und Freiheit, gesicherte Grundrechte und das Leben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sollten Schüler:innen ständig vor Augen gehalten werden. Ihnen sollte bewusst sein, dass diese Werte in unserer heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr sind, weder in der Schule noch im Alltag und diese verteidigt werden müssen. 

Die Bildungspläne sehen für die Fächer Gemeinschaftskunde, Gesellschaftslehre und Sozialkunde vor, den Schüler:innen Kompetenzen im Bereich des politischen Willensbildungsprozesses sowie demokratische Prozesse in der Gesellschaft zu vermitteln. Mögliche Warnsignale zu verstehen und zu erkennen, beispielsweise politischen Extremismus, die Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, Stereotypen oder ideologischen Dogmatismus. Die Schüler:innen sollen dabei  Kompetenzbereiche in den Bereichen Empathie, Toleranz und reflektierter und verantwortlicher Lebensführung erhalten. Doch wie kann Empathie durch Arbeitsblätter vermittelt werden? Durch die Einbeziehung von digitalen Tools wie Apps im analogen Unterricht können in der Vermittlung Brücken zwischen Schulalltag und digitaler Lebenswelt der Schüler:innen geschaffen werden. Zum Beispiel Twitter-Kommentare von User:innen nutzen und zeitgeschichtliche Ereignisse diskutieren, eine demokratische Streitkultur im Unterricht schaffen. Aktuelle Zusammenhänge zu realen Ereignissen können dabei helfen, Themen wie den Ukraine Krieg oder die vergangene italienische Parlamentswahl, in der die post-faschistische Partei Fratelli d’Italia („Brüder Italiens“) unter Giorgia Meloni gewonnen hatte, tiefgreifender im Unterricht mit den Schüler:innen zu analysieren und Parallelen zu Unterrichtsthemen herzustellen.

Projekte und  Apps als Intervention gegen Rechts? 

Arbeitsaufgaben in der didaktischen Vermittlung können die Erarbeitung eines Plakates, von Flugblättern, Broschüren, Zeitschriften, Webseiten oder eines Blogs sein, um den Unterricht aufzulockern. Gerade durch die voranschreitende Digitalisierung verlegen sich aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten in den digitalen Raum. Bestimmte Apps können zusätzlich im Unterricht unterstützen, Themen wie Rechtsextremismus und Nationalsozialismus durch multimediale Inhalte lebendiger im Klassenraum zu vermitteln. Ein Beispiel hierfür ist das Spiel „Hidden Codes", (iOS/Android) das für den Einsatz im Unterricht konzipiert wurde. Es ist als App entwickelt worden und kann auf dem Smartphone gespielt werden. In einem simulierten sozialen Netzwerk setzen sich die Schüler:innen mit dem Thema rechte und islamistische Radikalisierung auseinander. Die Schüler:innen lösen in einer Episode-Reihe verschiedene Fälle, indem sie mit realitätsnahen Charakteren chatten, deren Profile durchstöbern und auf Posts und Kommentare anderer Nutzer:innen reagieren. Geeignet ist die App für Jugendliche ab 14 Jahren. Auf Anfrage bei der Bildungsstätte Anne Frank e.V. erhalten Lehrkräfte Zugang zur App sowie Begleitmaterialien. Außerdem bietet die Bildungsstätte begleitende Schulungen für Pädagog:innen zu Themen wie Radikalisierung, Rassismus und Antisemitismus. Auch die App „Stand-Up” (iOS/Android) soll Schüler:innen helfen, gegen Populismus zu argumentieren.  Themen wie Verschwörungsideologien, Fake News, Gewalt Metaphern oder Hate Speech halten dabei schon länger in den Smartphones von Schüler:innen Einzug. Die App soll dabei Jugendliche ab 14 Jahren unterstützen, auf populistische Aussagen durch einen demokratischen und wertschätzenden Dialog reagieren zu können. Thematisch behandelt die App neben verschwörungsideologischen und rassistischen Inhalten auch Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie sowie Ausländerfeindlichkeit. Zusätzlich erhalten die Schüler:innen Hintergrundinformationen und allgemeine Hinweise zur deeskalierenden Gesprächsführung. Initiativen wie die  Schule ohne Rassismus Schule mit Courage setzen  sich seit über 25 Jahren mit zahlreichen Projekten und Hilfestellungen für ein offenes und tolerantes Schulbild ein. Bevor eine Schule dabei zu einer Schule mit Courage wird, stimmen die Schüler:innen selbstverpflichtend dafür sich gegen Diskriminierung und Rassismus einzusetzen. Dabei müssen mindestens 70 Prozent der gesamten Schülerschaft zugestimmt haben. Das Projekt ist an die Bedingung der Selbstverpflichtung geknüpft, das heißt, die Schüler:innen setzen sich selbständig mit ihrer Schulkultur auseinander. Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zusammen mit dem Cornelsen Verlag setzt sich mit dem Praxisprojekt „fair@school - Schulen gegen Diskriminierung“ für ein demokratisches Zusammenleben ein. Demokratische Einzelprojekte, die kontinuierlich an Schulen durchgeführt werden, können Schüler:innen helfen, ihre Selbstwirksamkeit zu erkennen und  das Schulbild aktiv mitzugestalten. 

Politikunterricht kann dabei nicht nur digitaler, sondern lebendiger gestaltet werden. Das praktische Lernen etabliert dabei ein neues Verständnis von Lernprozessen in den Schulen,  die aktive Auseinandersetzungen mit aktuellen Debatten aus dem Lebensalltag der Schüler:innen fördern kann. Die Institution Schule kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten, um Jugendlichen ein demokratisches und  tolerantes Zusammenleben zu vermitteln. Einen Ort der Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Partizipation. 

Neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Die Änderungen im Bildungswesen erklärt

Deutschland will sein Einwanderungsrecht grundlegend modernisieren. Ein entsprechendes Eckpunktepapier wurde vergangene Woche von der Bundesregierung vorgelegt. Ziel ist die Erleichterung von Fachkräfteeinwanderung mit Hilfe eines Punktekatalogs.
Von
Marcel Kunzmann
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December 2022
7.12.2022
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Berlin. Deutschland will sein Einwanderungsrecht grundlegend modernisieren. Ein entsprechendes Eckpunktepapier wurde vergangene Woche von der Bundesregierung vorgelegt. Ziel ist die Erleichterung von Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten mit Hilfe eines Punktekatalogs. Damit will die Koalition ein “starkes Signal für die Zukunft der deutschen Wirtschaft und des deutschen Arbeitsmarkts” setzen, heißt es in der Pressemitteilung zur Ankündigung.

Die Corona-Pandemie hat den bereits vorher präsenten Fachkräftemangel massiv verschärft. Von der Industrie über das Handwerk bis zur Pflege klagen immer mehr Betriebe über Personalnot.  “Wir wollen, dass Fachkräfte schnell nach Deutschland kommen und durchstarten können. Bürokratische Hürden wollen wir aus dem Weg räumen. Wenn Menschen Berufserfahrung oder persönliches Potenzial mitbringen, werden wir es ihnen ermöglichen, sich in Deutschland weiter zu qualifizieren und auf unserem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD).

Mit dem vorliegenden Eckpunktepapier zu einem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) soll ein Rahmen geschaffen werden, mit dem insbesondere qualifizierte Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern einfacher in Deutschland arbeiten können. Für das Bildungswesen gibt es dabei einige Neuerungen. So soll z.B. für Ausbildungsaufenthalte eine Vorrangprüfung eingeführt werden. Ausländische Studierende sollen künftig leichter neben ihrem Studium in Deutschland arbeiten dürfen. Auch Schülerpraktika sollen einfacher werden.

Von Wirtschaftsverbänden wurde der Entwurf bislang begrüßt. Es handle sich um einen “notwendigen Schritt in die richtige Richtung”, berichtet das ZDF über die Stimmung aus dem Sektor. Der Digitalverband Bitkom kritisierte hingegen die hohen Hürden bei den Sprachvoraussetzungen, da in der IT-Branche Englisch als Geschäftssprache ausreiche. Die Gewerkschaften begrüßten die künftig vorgesehenen Gehaltsuntergrenzen. “Wir fordern schon lange, dass Menschen, die zu uns zum Arbeiten kommen, nicht automatisch in prekärer und ausbeuterischer Arbeit landen”, sagte DGB-Vorsitzende Anja Piel. 

Laut Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fehlen in Deutschland bis 2035 insgesamt sieben Millionen Fachkräfte.

Frieren statt heizen? Wie die Energiekrise Schulen betrifft

Die Energiekrise ist schon längst auch in den Schulen angekommen. Überall wird gespart, Heizungen werden heruntergedreht und dazu fordert die Pandemie frische, kalte Luft. Wie ist das zu vereinbaren?
Von
Luisa Janosch
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December 2022
6.12.2022
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Berlin. Es ist kalt und es wird noch kälter. Deutschland bereitet sich auf den Winter vor, die ansteigenden Energiepreise machen es einem nicht leichter. Davon sind nicht nur Erwachsene betroffen, sondern auch die Schüler:innen in den Schulen. Heizkosten gehen durch die Decke, gelüftet werden sollte regelmäßig und frieren möchten Schüler:innen auch nicht. 

Die Corona Pandemie und auch die aktuelle Erkältungs-/Grippewelle haben wir noch nicht hinter uns gelassen, weshalb gerade in Räumen, wo sich viele Personen aufhalten, Lüften unumgänglich ist, auch in Schulen. Laut dem Bundesamt für Umwelt ist regelmäßiges Lüften in Schulen wichtig, um die Aerosolkonzentration in den Räumen zu senken. So wird zum einen die Feuchtigkeit aus den Räumen transportiert, um die Chance auf eine Covid Erkrankung zu verringern oder um Schimmel zu vermeiden. Dabei kühlt die Raumtemperatur natürlich herunter, was mehr heizen nach sich zieht und somit die Energiekosten nach oben treibt. 

Weiter rät das Bundesamt für Umwelt, alle 20 Minuten zu lüften und das für drei bis fünf Minuten. In Räumen, in denen sich keine großen Fenster befinden, ist ein zusätzlicher Luftfilter notwendig, dessen Stromverbrauch allerdings nicht zu unterschätzen sei. Der Verbrauch dieser Luftfilter ist demnach die kostenintensivere Variante zum Stoßlüften. 

Appelliert wird schon seit Längerem in Hinblick auf den Verbrauch von Energie. Das Motto der Bundesregierung: möglichst wenig Energie zu nutzen, um den Verbrauch niedrig zu halten. Auch in Schulen solle sich daran orientiert werden. Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, sagt, dass die Schulen trotz der bitteren Energiekrise offen bleiben in dieser Herbst-/Wintersaison. Schulen sollten “besonders geschützt werden”, so auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin. Gerade nach der Pandemie sei dies den Schüler:innen nicht auch noch zuzumuten. Auch Ethikratsvorsitzende Alena Buyx teilt eine ähnliche Auffassung. Schüler:innen sollten “nicht noch einmal derart einseitig in ihrer Lebensentfaltung beschränkt werden”.

Möglichkeiten, um Energie gezielt in den Schulen zu sparen, wäre unter anderem das Herunterschalten elektrischer Geräte auf den Stand-by-Modus. Das Licht sollte nur eingeschaltet sein, wenn das Tageslicht nicht ausreichend Licht liefert. 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Energiekrise noch entwickelt und wie sie die Schulen weiterhin beeinflusst. Aktuell gibt es genannte Möglichkeiten, um den Energieverbrauch zumindest ein wenig zu reduzieren. 

Arbeitsbedingungen in der Kita – schlecht bezahlt und überfüllt?

Erzieher:innen kommt gegenwärtig eine größere Aufmerksamkeit zu, da diese Berufsgruppe zu den sogenannten Schlüssel-Berufen gehört. In politischen Debatten fällt dabei häufig der Begriff: Zukunft. Doch wie ist es um die Zukunft von Erzieher:innen bestellt?
Von
Erik Schimpf
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December 2022
5.12.2022
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Bestimmte Berufsgruppen sind in einer funktionierenden Gesellschaft elementar, so auch der Beruf der Erzieher:in. „Den ganzen Tag nur basteln und spielen!“ – Diese Vorurteile hatten bestimmt schon einige Menschen vor Augen, als sie an den Beruf Erzieher:in dachten. Doch die eigentliche pädagogische Arbeit beginnt, wie es heißt „am Kind”, Kuscheltiere suchen, Spielzeugautos reparieren oder Sandburgen bauen gehören zum pädagogischen Alltag. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass diese Berufsgruppe mehr Wertschätzung verdient. Zum allseits bekannten Morgenkreis kommen zum Arbeitsalltag eines Erziehers Themen wie Vielfalt, Inklusion, Diversität und Mehrsprachigkeit. Dabei müssen Erzieher:innen die soziale Gemeinschaft beobachten und fördern, Dokumentationen schreiben und jedes Kind individuell in seiner Entwicklung fördern, dazu Ausflüge planen, Kitafeste vorbereiten und Kindergeburtstage gebührend feiern. Ohne diese Berufsgruppe, die pädagogischen Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen ist es für viele Eltern schwierig, Familien- und Arbeitsalltag in Balance zu halten. Die frühkindliche Bildung, für die Erzieher:innen verantwortlich sind, kann von vielen Eltern nicht ersatzlos übernommen werden. Seit der Corona-Pandemie werden immer wieder Forderungen nach einer  Aufwertung dieser Berufsgruppe laut. Ihnen kommt gegenwärtig eine größere Aufmerksamkeit zu, da sie  zu den sogenannten Schlüssel-Berufen gehören. In politischen Debatten fällt dabei häufig der Begriff: Zukunft. Doch wie ist es um die Zukunft von Erzieher:innen bestellt?

Wie bewerten Erzieher:innen ihre Arbeit, belastend? Wie zufrieden sind sie mit ihrer Arbeit? 

Diesen Fragen ging das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie nach. Da in Deutschland mit einem Anteil von 94 Prozent fast nur Frauen in der Kindertagesbetreuung tätig sind, betrachtet die Studie überwiegend weibliche Beschäftigte. Unter anderem wurden in dem Bericht Berufsgruppen und Berufsbilder mit denen einer Erzieher:in verglichen, die ähnliche soziale Dienstleistungen anbieten oder ein vergleichbares Ausbildungsniveau besitzen. Die Ausgangslage der Studie lag vor der Corona-Pandemie, das ist aus Befragter Sicht wichtig, da die Fragen in Corona-Zeiten anders beantwortet worden wären als in  „normalen“ Zeiten. Damit wäre die Handlungsempfehlung nicht auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation abzuleiten. Mehr als ein Drittel der Befragten  Erzieher:innen fühlte sich demnach durch ein unangemessenes Gehalt belastet, zu viel Zeitdruck und mehr Arbeitsstunden sind ebenfalls Belastungsfaktoren bei der Arbeit. Die Erzieher:innen, die mehr als 32 Stunden pro Woche arbeiten, würden rund  39 Prozent gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Zudem fehle es an der Anerkennung des Vorgesetzten an  pädagogischen Leistungen, sieben von zehn Erzieherinnen empfinden laut der Studie so, drei Viertel sehen schlechte Aufstiegschancen. 

In Zeiten des Fachkräftemangels haben Erzieher:innen oft die Wahl, bei welchem Träger sie sich bewerben wollen. Die Kita-Träger müssen dabei der Notwendigkeit nachkommen, ansprechende Arbeitsbedingungen für Fachkräfte anzubieten. Doch nicht nur um Bewerber:innen anzuziehen, sondern bestehende Beschäftigte zu halten. Gerade im urbanen Raum müssen sich Träger von der Konkurrenz abheben, um attraktiv zu bleiben. Wichtigstes Merkmal dürfte eine angemessene Bezahlung sein. Bestätigt wird dies in einer Studie von GEW und DGB im Jahr 2017, bei der 69 Prozent der befragten Erzieher:innen ihr Einkommen für ihre Arbeitsleistung für unangemessen halten. Großstreiks wie der damalige im Jahr 2009 oder 2015 im Sozial- und Erziehungsdienst haben gezeigt, dass für Erzieher:innen, wie auch in anderen Berufen, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung eine relevanten Stellenwert haben. Deswegen ist es wichtig, das Erzieher:innen ihr  Gehalt auf Basis des TVöD gezahlt bekommen. Dieser Tarifvertrag ist die sogenannte Leitwährung bei der Bezahlung: Neben den Kommunen zahlt z.B. auch die Caritas und viele Wohlfahrtsverbände auf diesem Niveau.

Neben einem hohen Arbeitspensum kommen aber auch Faktoren wie Lärm, Krankheiten und Stress hinzu. Eine nicht-repräsentative Studie des Wissenschaftlichen Institutes der Krankenkasse AOK zeigt, dass unter anderem Berufe, die einer Präsenzpflicht unterlagen, häufiger von einer Covid Infektion betroffen waren. Eine der am häufigsten vertretenen Berufsgruppen waren die Erzieher:innen. Grundlage der Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) waren die Daten von 13,2 Millionen AOK-Versicherten bis Ende November. Die Einschätzungen der 155.610 Krankschreibungen sind letztendlich nicht repräsentativ für ganz Deutschland, doch zeigt es auch strukturelle Probleme. „Ich fühle mich bei der Arbeit in der Kita nach wie vor nicht geschützt! Ich arbeite in einer Kita mit 5 Gruppen. Wir sind häufig unterbesetzt, wie sollen wir da jedem Kind gerecht werden?” sagte uns eine Erzieherin aus Leipzig. Die Corona-Pandemie hat dabei wie ein Katalysator gewirkt und grundlegende Probleme nochmals verstärkt. Jedes Kind zwischen einem und vier Jahren hat dabei in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, beziehungsweise eine Mindestbetreuungszeit. Jedoch fehlen immer noch zu viele pädagogische Fachkräfte, um dem Betreuungsangebot gerecht zu werden. Laut dem statistischen Bundesamts lag der Personalschlüssel am 1. März 2020 im Durchschnitt bei 3,8 ganztags betreuten Kindern pro pädagogisch tätiger Vollzeitkraft bundesweit. Im Vergleich zu 2019 haben sich die Personalschlüssel für Gruppen mit Kindern im Alter von unter drei Jahren in der Mehrheit der Länder verbessert oder sind stabil geblieben. In Gruppen mit Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt waren es 8,1 Kinder, 2012 lag der Wert noch bei 9,3. Ein kindgerechter Personalschlüssel ist dabei in wenigen Bundesländern anzutreffen, laut dem Ländermonitoring der Bertelsmann-Stiftung. Gerade das Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschen Bundesländern ist immer noch zu groß. Der Wert wird in diesem Fall in Prozenten angegeben, um so höher die Prozentpunkte ausfallen, desto schlechter der dortige Personalschlüssel. In Sachsen-Anhalt liegt dieser momentan bei 91,4 Prozent und in Nordrhein-Westfalen dagegen bei 71,5 Prozent. Wieso sind Kitas dann unterbesetzt? Weil man vom IST-Zustand ausgeht, nicht von der aktuellen Situation. Das bedeutet, dass zum Beispiel die Corona-Pandemie oder auch die damalige hohe Zahl von Kindern von Geflüchteten Familien nicht berücksichtigt wurden. Zudem kommen noch die Krankentage oder interne Probleme wie Versetzungen, Kollegen, die in Rente gehen oder auch fehlende Kita-Plätze hinzu und werden dort nicht berücksichtigt. 

„Wenn ich darüber nachdenke, dass manche Städte und Gemeinden hier eventuell noch vorhaben Stellen zu kürzen, ist das für mich ein Zeichen von Geringschätzung für unseren Beruf.” sagt eine Erzieher:in aus Halle gegenüber “Lehrer-News”. 

2023 werden in Deutschland insgesamt rund 383.600 KiTa-Plätze fehlen. Das gibt die Bertelsmann Stiftung in ihrem Ländermonitor an. Diese Plätze müssen aber vorhanden sein, um die Betreuungswünsche von allen Eltern für ihre Kinder, unter Dreijährige wie über Dreijährige, zu erfüllen. In Westdeutschland fehlen rund 362.400 Plätze, in Ostdeutschland rund 21.200. Hinzu kommen die Kosten für je einen Kita-Platz, in Westdeutschland entstünden zusätzliche Personalkosten in Höhe von 4,1 Milliarden Euro jährlich. In Ostdeutschland dagegen nur 2.200 Millionen Euro. Auch auf der Leitungsebene muss entlastet werden. Dazu gehört eine angemessene Freistellung für Leitungsaufgaben und Unterstützung bei der Ausstattung durch den Träger. Die Aufwertung der Leitungstätigkeit durch die ständigen Vertretungen im TVöD als Entlastung in größeren Einrichtungen ist ein wichtiges Signal, dass von Trägern ernst genommen werden sollte. Gleichzeitig müssen auch die Träger daran arbeiten, mehr Menschen zum Berufseinstieg in die Kita zu gewinnen. Dies darf nicht alleine der Politik überlassen werden, Fachkräfte sollten dabei schlechte Arbeitsbedingungen nicht widerspruchslos akzeptieren. Eine hohe Fluktuation im Team sollte grundsätzlich als ernstes Warnsignal gesehen werden. Daher sind sowohl die Träger als auch die Leitung in der Pflicht nach den Gründen, zum anderen aber auch nach Wegen zu suchen , die Arbeitsbedingungen aktiv zu verbessern. Dazu gehört auch eine offene und aufrichtige Kommunikation gegenüber den Beschäftigten und sich selbst als Leitungskraft. Kritik auszuhalten, kann manchmal hart sein, schafft aber immer auch Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und trägt zur Teamkultur bei.

YouTube Kanäle für euren Biologieunterricht

Nicht jeder liebt Naturwissenschaften oder versteht die teils sehr komplexen biologischen Vorgänge ohne Probleme. YouTube Videos können hier Abhilfe schaffen. Welche Kanäle wir für den Unterricht empfehlen, erfahrt ihr hier.
Von
Luisa Janosch
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December 2022
3.12.2022
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Biologieunterricht geht längst nicht mehr nur um den menschlichen Körper und Evolutionstheorie. Ob Entwicklungsbiologie, Genetik, Neurobiologie, Ökologie, Zellbiologie, heute werden viele Fachbereiche  im Schulfach Biologie behandelt. Nicht für jeden Lernenden ist es einfach, die komplexenZusammenhänge und Mechanismen auf Anhieb zu verstehen. Laut einer PISA Studie liefern 15-Jährige bei uns im Ländervergleich zwar gute Leistungen in Naturwissenschaften ab, das Interesse daran lässt jedoch zu Wünschen übrig. Youtube-Videos können da Abhilfe schaffen, indem sie Schüler:innen den doch oft sehr theoretischen und komplexen Stoff einfacher und mit viel Freude vermitteln. Einen Artikel dazu, wie ihr diese richtig nutzt, findet ihr hier bei uns. Welche Kanäle konkret für euren Biologie-Unterricht interessant sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Biologie – simpleclub

Einen der Channel von “simpleclub” haben wir euch bereits in unserem Artikel “YouTube Kanäle für den Matheunterricht” vorgestellt. Die beiden Jungs Nikolai Schork und Alexander Giesecke betreiben neben ihrem Mathe-Kanal auch einen Biologie-Channel. Mit über 110 Millionen Aufrufen und 660.000 Abonnenten sind sie ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, Schüler:innen Biologie einfach und auf eine humoristische Art näher zu bringen. Im Folgenden seht ihr einen kleinen Ausschnitt aus dem Video der beiden YouTuber “Stammbaumanalyse einfach erklärt”. Sie nutzen gerne kleine Figuren oder Bilder, um komplizierte Inhalte verständlich zu machen. Dies scheint bei den Schüler:innen gut anzukommen, knapp 26 Prozent der Schüler:innen nutzen “simpleclub” regelmäßig zum Lernen.

Quelle: YouTube/Biologie – simpleclub

Dinge Erklärt – Kurzgesagt

“Dinge Erklärt – Kurzgesagt” ist ein Wissenschaftschannel der vielfältige Themen aus Raumfahrt, Physik, Biologie und Politik verständlich und in einer animierten Darstellungsweise mit kleinen Tieren oder Figuren präsentieren. Jede zweite Woche lädt der Kanal, welche vom öffentlich-rechtlichen Online Netzwerk Funk betrieben wird, ein neues, lehrreiches Video hoch. Ihr Kanal hat über 1,94 Millionen Abonnenten und über 214 Millionen Aufrufe. So wird das Immunsystem kinderleicht erklärt, dafür arbeiten die Produzenten gerne mit Personifikationen. Somit werden aus Zellen Soldaten, Anführer oder beispielsweise Geheimagenten. Ihre Videos erreichen teils mehrere Millionen Aufrufe.

Quelle: YouTube/Dinge erklärt – Kurzgesagt

Einfach Schule

“Einfach Schule” ist ein weiterer YouTube Kanal, der Schüler:innen die Welt des Lernens vereinfachen soll. Sie stellen sich selbst so vor: “Dein Lehrer erklärt dir stundenlang ein Thema und du hast es immer noch nicht verstanden? Du möchtest den Schulstoff nochmal besser verinnerlichen? Oder dich auf die nächste Arbeit vorbereiten?” “Einfach Schule” will  Lernenden helfen in den verschiedensten Themenbereichen/Fächern, unter anderem auch in Biologie. Ähnlich zu “Dinge erklärt - Kurzgesagt” nutzt auch “Einfach Schule” animierte Darstellungen, um den Schüler:innen den hier beispielsweise komplizierten Aufbau einer Zelle deutlich und verständlich zu erklären.

Quelle: YouTube/Einfach Schule

Es ist für Lehrende nicht immer einfach, Wissen zu vermitteln, welches die Schüler:innen auch wirklich erreicht. YouTube Videos helfen und erleichtern es Lehrenden und Lernenden, erfolgreich in Biologie durchzustarten.

Digitalisierung an Grundschulen: Aktuelle App-Tipps für euren Unterricht

Die Vielzahl an Apps ist über die Jahre immer multimedialer geworden, mittlerweile gibt es ein breites Angebot von ihnen. Doch welche der Apps lassen sich in der Vermittlung sinnvoll einsetzen? Infos, Tipps und Kriterien geben wir euch in diesem Artikel.
Von
Erik Schimpf
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December 2022
2.12.2022
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Die verschiedenen Angebote an Apps sind über die Jahre immer multimedialer geworden. Mittlerweile gibt es auch für die Grundschule ein breites Angebot von Apps mit reinem Unterhaltungswert, Geschicklichkeitsspiele, animierte Bilderbücher, digitale Malbücher bis hin zu speziellen Lern-Apps. Doch welche der Apps lassen sich in der Vermittlung sinnvoll einsetzen – Infos, Tipps und konkrete Empfehlungen geben wir euch in diesem Artikel.

Was sollte man bei Apps und Lernprogrammen für Kinder grundsätzlich beachten?

Die App sollte sich sinnvoll in den Lebensalltag der Kinder einbinden lassen, kindliche Bezüge, der Inhalt, Umfang von Information bei der Vermittlung, Spieldauer und Bedienfreundlichkeit sollten auf den individuellen Entwicklungsstand von Kindern angepasst sein. Animationen oder Bilder sollten sinnvoll und qualitativ eingesetzt werden und nicht vom eigentlichen Inhalt ablenken. Bei Kindern, die noch nicht richtig lesen oder schreiben können, ist die Verwendung von Erzählstimmen oder sprachgestützten Anleitungen wichtiger Bestandteil, damit diese eigenständige Erfahrungen mit einzelnen Programmen machen. Im folgenden Artikel stellen wir euch eine aktuelle Auswahl vor:

Energie Wimmelapp – Energie ist überall 

Quelle: Energie-Wimmelapp

Viele Kinder beschäftigen sich in ihrem Schulalltag mit einer grundsätzlichen Frage: Wie funktioniert das? Wieso, weshalb, warum? Diesen Fragen stellt sich auch die App  der Stiftung Haus der kleinen Forscher. Die “Energie Wimmelapp” (iOS/Android) geht durch Fragestellungen, Informationen und Experimenten mit verbundenen Lebensbezügen verschiedenen naturwissenschaftlichen Themen durch Wimmel-Szenen nach. Die Schüler werden zu Entdecker:innen und Forscher:innen. Die App enthält insgesamt sechs interaktive Wimmelbild-Szenen mit den Bereichen Schule, Stadt und Land. Dazu kommen fünfzehn sogenannte Pop-up-Fenster mit weiterführenden Fragestellungen und Anregung sowie einzelne Lernspiele und kleinere Filme. Dank der Fragestellungen in der App, entstehen immer wieder unterschiedliche Gesprächsanlässe, die im Unterricht zum Ideenaustausch oder zum Philosophieren genutzt werden könnten. Hinter manchen Infoboxen verbergen sich auch Versuchsanleitungen, Videos oder Experimente, die ergänzend eingebunden werden können. Naturwissenschaftliche Zusammenhänge werden im Lernkontext spielerisch vermittelt. Verknüpfungen zwischen digitalem und analogem Lernen lassen sich vor allem durch die Integration der vielfältigen Szenen der Kurzfilme und Forschungsaufträge in unterschiedliche Anschlussmöglichkeiten in andere Unterrichtsfächer gut fortführen. Durch ein komplett didaktisch aufgearbeitetes Konzept, zur Nutzung im Unterricht, lässt sich die App auch als Einzelnutzung oder im Eltern-Kind-Gespräch weiterempfehlen. Die App wird dabei komplett kostenlos und ohne Werbung angeboten und lässt sich auch als Web-Version nutzen.

Multimediale Bücher erstellen mit Book Creator

Quelle: Book Creator

Mit Book Creator (iOS/Android) kann man multimediale bzw. interaktive Bücher intuitiv und einfach erstellen. Beispielsweise können Audiodateien, Videos oder Links unkompliziert einem Buch hinzugefügt und abgespielt werden. Die benutzerfreundliche und intuitive Erstellung von solchen Büchern ist sowohl für Lehrer:innen als auch für Schüler:innen interessant und unkompliziert. Grundsätzlich könnte man die App in unterschiedlichen Bereichen einbinden. Die Book Creator App ist als browserbasierte Online-Version oder eigenständige App für das Smartphone oder Tablet verfügbar. Interessant dabei ist, dass bei der Online-Version Schüler:innen auch ohne die dazugehörige Installation der App Zugriff auf Bücher mittels der Freigabe der Lehrkraft bekommen können, ohne dass sie sich mit einer Mail-Adresse registrieren müssen. Die Lehrkraft muss sich lediglich bei Book Creator kostenlos anmelden, dies geschieht entweder über den Browser oder die App. Die Schüler:innen erhalten dabei  Zugriff durch einen QR-Code oder Link, den die Lehrer:in erstellt. Multimediale Bücher zu erstellen ist dabei relativ einfach. Wenn man sich bei Book Creator eingeloggt hat, gelangt man auf das Startmenü, von dort erhält man Zugang zu seiner persönlichen Bibliotheken . Die Bibliothek dient als Speicherort für verschiedene Bücher. Bearbeitete Bücher werden automatisch in einer eigenen “Library” gespeichert und lassen sich von dort aus wieder abrufen. Jedes gespeicherte Buch erhält einen privaten Link der sich beliebig aktivieren oder deaktivieren lässt, mit diesem kann jeder auf das Buch zugreifen und es lesen. Die kostenpflichtige Variante von Book Creator bietet  sowohl eine größere Auswahl von digitalen Büchern als auch mehr Speicherplatz. Die kostenlose Version verfügt über eine Bibliothek mit 40 verfügbaren Büchern.

Quizlet  – digitale Lernsets und Karteikarten

Quelle: Quizlet

Mit Quizlet (iOS/Android) können Lehrer:innen digitale Lernsets und Karteikarten mit wenig Aufwand ganz einfach erstellen. Nach der kostenlosen Registrierung auf der Website lassen sich in der kostenlosen Version bis zu acht Kurse anlegen. Die Datenbank enthält dabei eine Vielzahl von frei zugänglichen  Lernsets, die nach Themenbereichen oder Kapiteln von Benutzern angelegt wurden. Die Schüler:innen können üben, sich selbst testen und verschiedene lustige Lernspiele spielen. So lassen sich durch einfaches Wiederholen Vokabeln, Fakten und Begriffe einfacher üben und festigen. Zudem gibt es die Möglichkeit Quizlet Live-Spiele im Unterricht zu veranstalten, um zum Beispiel einen klassischen Vokabeltest zu ersetzen und zum anderen die Schüler:innen für den Unterricht zu begeistern. Gut geeignet ist die Anwendung für den Fremdsprachenunterricht, da sowohl die Rechtschreibung als auch die Aussprache eines Wortes geübt werden. Quizlet lässt sich fächerübergreifend nutzen, beispielsweise im Geschichts-, Biologie- oder Deutschunterricht, also überall dort, wo Fakten und Begriffe gelernt werden müssen. Grundvoraussetzung um Quizlet effektiv im Unterricht zu nutzen ist, dass die Schüler:innen vorher grundlegende Medienkompetenzen besitzen und schnell und flüssig lesen können, empfohlen eher ab der dritten Klassenstufe. Der webbasierte Dienst ist dabei kostenlos, erst wenn man existierende Karten kopieren oder verändern möchte, benötigt man ein Konto. Zusätzliche Dienste sind dann nur gegen Geld zu erhalten. Eine Anleitung und erste Schritt, wie man Quizlet im Unterricht nutzen kann, ist hier zu finden.

Welche Apps verwendet ihr für eure Grundschüler im Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Warnstreik in Berlin: GEW fordert kleinere Klassen

Vergangenen Freitag forderten 2.500 Lehrer:innen mit einem Warnstreik in Berlin kleinere Klassen an allen Schulen. Die Gewerkschaft GEW will angesichts der Inflation zudem für angestellte Lehrer:innen einen fairen Ausgleich von bis zu rund 900 Euro erreichen.
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Erik Schimpf
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December 2022
1.12.2022
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Berlin. Am 25. November haben mehr als 2500 Lehrkräfte an einem Warnstreik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilgenommen. Die Lehrkräfte fordern damit  zum sechsten Mal einen Tarifvertrag für kleinere Klassen an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Mit einem Tarifvertrag soll das zahlenmäßige Verhältnis von Schüler:innen zu Lehrkräften und damit die Klassengröße verbindlich geregelt werden. 

„Hätte die Koalition ihr Versprechen gehalten und wie vereinbart ab 2018 jedes Jahr 2.000 Lehrkräfte ausgebildet, hätten wir zum neuen Schuljahr grob gerechnet rund 6.600 Lehrkräfte mehr. Unsere Forderung nach kleineren Klassen könnte problemlos erfüllt werden!“ sagte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik bei der GEW. „Die Solidarität von Eltern und Schüler:innen zeigt, wie sehr sich unsere Stadtgesellschaft bessere Bedingungen in den Schulen wünscht!“, so Albers weiter. „Jede Partei, die im Februar ins Rote Rathaus einziehen will, muss sich dieser berechtigten Forderung annehmen. Gute Bildung muss endlich Priorität haben“. Die GEW BERLIN fordert konkret kleinere Schulklassen, in Grundschulen soll die Zahl der Schüler:innen auf 19 statt 24 Schüler:innen reduziert werden. In Jahrgangsstufe 7 sollen laut Forderung der GEW nicht mehr als 21, in der Jahrgangsstufe acht nur noch 13 maximal 24 Jugendliche die Klassen füllen. An Berufsschulen sollen es nach dem Willen der GEW maximal 21 Jugendliche pro Klasse sein. Zudem setzt sich die GEW für mehr Arbeitsplätze für Schulpsychologen und Sozialpädagogen an Schulen ein.

Die GEW BERLIN führte in diesem Zusammenhang eine Befragung unter angestellten Lehrkräften durch, darin zeigte sich, dass die Klassengröße die wirksamste Stellschraube bei der Senkung der Arbeitsbelastung ist.

In einer Stellungnahme vom Montag kritisierte die GEW Berlin zudem, dass die Entlohnung und die geplante Zulage von angestellten Lehrer:innen, die nicht verbeamtet sind, in keiner Relation stehe. „Die Unterschiede zwischen verbeamteten und angestellten Lehrkräften sind mit 250 oder 300 Euro nicht auszugleichen. Dabei wäre anderes möglich“, sagte Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik der GEW Berlin. „Die von der GEW schon lange vorgeschlagene Lösung im geltenden Tarifvertrag sieht die Möglichkeit einer Zulage von bis zu 900 Euro vor. Rot-Grün-Rot will sich hierauf nicht einlassen, weil es eben nicht um einen fairen Nachteilsausgleich und eine faire Verbeamtung geht", so der Experte weiter. 

Der Tarifvertrag TV-L (§ 16 Abs. 5 TV-L) regelt die Vorweggewährung von Erfahrungsstufen sowie die Zahlung von Zulagen von bis zu rund 900 Euro. Ein Beispiel wären die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die es ermöglichen würden, eine tarifvertragliche Einstufung von ein bis zwei Stufen vorzunehmen, damit Lehrer:innen ohne Vorberatung ein höheres Entgelt erhalten könnten.

Welt Aids Tag – ein Tag für Sichtbarkeit und Toleranz

“Ich bin HIV-positiv!” Oliver ist Psychologiestudent und wirbt mit seiner Geschichte in einer Kampagne für Toleranz gegenüber HIV-positiven Menschen. Hier gibt es aktuelle Fakten und Maßnahmen zur Prävention.
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Katja Kraffzik
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December 2022
1.12.2022
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“Ich bin HIV-positiv!” Oliver ist Psychologiestudent und teilt seine Geschichte in der Gemeinschaftskampagne Ich sags dir: Ich bin positiv!. Nicht nur Oliver (25) teilt seine Erfahrungen mit Diskriminierung, auch Sabine (60, HIV Aktivistin), Julia (31, Heilerzieherinn) und viele andere Betroffene. Am heutigen Welt-Aids-Tag wollen wir von Lehrer-News Aufmerksamkeit für das Thema generieren, für Basiswissen sorgen und somit einen Teil zur Toleranz und Prävention beitragen.

Was ist HIV?

HIV ist ein Virus. Anfang der 1980er-Jahre hat sich die Verbreitung zu einer Pandemie entwickelt, die bis heute ungefähr 39 Millionen Menschenleben gefordert hat. Übertragen wird das Virus beim Geschlechtsverkehr, über Spritzen beim Drogenkonsum und sehr selten bei Bluttransfusionen. Die Latenzzeit dauert im Durchschnitt neun bis elf Jahre, in der ohne Behandlung die Abwehrkräfte des Körpers geschädigt werden. Das Krankheitsbild AIDS gilt bei Erwachsenen und Jugendlichen dann, wenn ein Nachweis der HIV-Infektion und einer AIDS-definierenden Erkrankung nachgewiesen ist. Aids ist seit dem 1. Dezember 1981 als eigenständige Krankheit anerkannt und ist heute gut behandelbar. Medikamente verhindern die Vermehrung der Viren im Körper. Meist genügt täglich eine Tablette. Eine Heilung ist bislang allerdings nicht möglich.

Aktuelle Daten zu HIV/Aids 

Die Statistik vom 10.08.22 zeigt ausgewählte Kennzahlen zur weltweiten Verbreitung des HI-Virus in den Jahren 2010 bis 2021. Im Jahr 2021 schätzte das gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (Unaids) die weltweite Zahl von HIV/ AIDS-Erkrankten auf rund 38,4 Millionen Menschen. Das Robert Koch Institut schreibt in seiner Pressemitteilung vom 24.11.22 über die Situation in Deutschland. Im letzten Jahr haben sich ca. 1.800 Personen mit HIV infiziert, genauso viele wie 2020. In Deutschland lag die Zahl der Menschen mit HIV Ende 2021 bei 90.800. Davon sind etwa 8.600 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert worden. Etwa ein Drittel aller neu diagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2021 erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt festgestellt, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild AIDS. Das RKI gibt an, dass HIV in erster Linie durch Menschen übertragen wird, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Zudem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher. Den Berichten zufolge können die Daten durch die Einschränkungen aufgrund der Corona Pandemie allerdings nicht verlässlich eingeschätzt werden. Mehr Fakten findet ihr auch auf der Seite welt-aids-tag.de.

Therapie und Prävention

Die antiretrovirale Therapie erhalten in Deutschland rund 96 Prozent der an Aids erkrankten Menschen. Hierbei werden verschiedene Wirkstoffe kombiniert, um die Vermehrung der Viren im Körper zu unterdrücken. Bei fast allen Patienten ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind. Ein Instrument zur Verhinderung einer Infektion ist die Präexpositionsprophylaxe (PrEP), wobei ein Medikament eingenommen wird, um die eventuelle Vermehrung des Virus zu verhindern. Sie wird seit September 2021 von den Krankenkassen für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko oder Schwangeren übernommen. Kondome zu benutzen, bleibt ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Erregern. Wie in unserem Artikel zur Cannabis-Legalisierung erwähnt, ist auch hier das wichtigste Tool zur Prävention – Aufklärung! Im Jahr 1987 hat die Bundeszentrale die Kampagne “Gib Aids keine Chance“ eine der größten und umfassendsten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Deutschland umgesetzt. Dazu gehören massenmediale Angebote, Telefon- und Onlineberatung, personale kommunikative Aktivitäten sowie vielfältige interaktive Angebote im Internet. Auf der Website Liebesleben.de zum Beispiel finden Lehrkräfte ein umfangreiches Angebot für die Sexualaufklärung. Unter anderem findet man das Projekt JugendFilmTage, welches bereits im Jahr 2000 von verschiedenen Hamburger Institutionen gemeinsam mit der BZgA entwickelt wurde.

                                       

Wenn man weiß, dass man sich mit dem Virus infiziert hat und sich in Behandlung begibt, kann man heute mit HIV alt werden und leben wie alle anderen Menschen. Es sei denn, man wird Opfer von Diskriminierung. Darum geht es in diesem Jahr in der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe, herausgegebenen Kampagne. Oliver und die zahlreichen anderen Teilnehmer engagieren und zeigen sich, um darüber aufzuklären, das Leben der erkrankten Menschen zu verbessern und der immer noch zu hohen Ansteckung entgegenzuwirken.

Zwischen Vision und Realität: Wo stehen Lehrkräfte im digitalen Wandel?

Die IPSOS-Befragung befasst sich im Auftrag der Vodafone Stiftung mit dem aktuellen Stand der Wahrnehmung und Umsetzung der Digitalisierung an Schulen in Europa. Was läuft gut, wo hakt es und was muss noch getan werden?
Von
Katja Kraffzik
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November 2022
30.11.2022
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Berlin. 55 Prozent der deutschen Lehrer:innen halten Schulen nur ausreichend zur Vermittlung digitaler Kompetenzen ausgestattet. Lediglich 17 Prozent sehen in digitalen Tools eine Hilfe, um die schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Doch ob im Alltag oder auf der Arbeit: digitale Medien und Geräte sind allgegenwärtig. Die Notwendigkeit der Digitalisierung ist seit Beginn der Corona Pandemie endgültig in allen Lebensbereichen angekommen, wie die Befragung “Zwischen Vision und Realität” von Ipsos im Auftrag der Vodafone Stiftung ergeben hat. Die Ipsos SA ist ein international tätiges Marktforschungsunternehmen. Die Umfrage befasst sich mit dem aktuellen Stand der Wahrnehmung und Umsetzung der Digitalisierung an Schulen in Europa.

Trotz der Umstellung auf digitales Lehren und Lernen zeigt die Studie, dass die digitalen Kompetenzen der europäischen Lehrer:innen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. In Deutschland stufen 38 Prozent der Lehrkräfte (48 Prozent im europäischen Vergleich) ihre digitalen Kompetenzen als hoch ein. 24 Prozent der befragten deutschen Lehrkräfte geben an, dass sie wenig oder gar keine Erfahrung mit der Nutzung digitaler Technologien im Unterricht haben. Bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen durch Schulen sind die in Deutschland befragten Lehrkräfte im Vergleich pessimistischer eingestellt. Zwei Lehrkräfte wurden interviewt und gaben unter anderem an, dass wir aus der Lernpsychologie wissen, dass der ausschließliche Frontalunterricht nicht nachhaltig ist. Deshalb muss sich die Unterrichtsform ändern und der Einsatz von digitalen Technologien kann dabei helfen.  

Beispielsweise könne der Unterricht viel umfänglicher und einfacher differenziert und individualisiert werden. Schüler:innen können in Gruppen kooperativ eine Präsentation erstellen und einen interaktiven Vortrag halten und das im virtuellen und im analogen Raum. Sie erstellen digitale Erklärvideos und schneiden diese selbstständig. Heute haben sie in diesen Bereichen viel mehr Stärken und Kompetenzen als noch vor 10 Jahren. Insgesamt wird dieses Potenzial jedoch noch nicht anerkannt. Im Zuge des OECD Projekts Future of Education and Skills 2030 wurde ein Rahmenkonzept entwickelt und im Mai 2019 in seiner englischen Originalausgabe einem internationalen Publikum in Vancouver vorgestellt. Daraus gingen die “21st Century Skills” hervor und neben digitalen Kompetenzen oder Verantwortungsbewusstsein geht es auch um Flexibilität und Resilienz. Im internationalen Vergleich fällt auf, dass Lehrkräfte in Deutschland den “21st Century Skills” ihrer Schüler:innen eine hohe, aber etwas geringere Relevanz zuschreiben als ihre europäischen Kolleg:innen. Die Befragung zeigt auf, dass es an der Infrastruktur liegen könnte. Denn 55 Prozent der deutschen Lehrer:innen halten Schulen nur ausreichend zur Vermittlung digitaler Kompetenzen ausgestattet. 78 Prozent der europäischen Lehrkräfte sehen sich beim digitalen Unterricht einem Erwartungsdruck der Politik ausgesetzt, den sie derzeit nicht erfüllen können. Lehrpläne müssten umgestaltet werden, damit Lehrkräfte mehr Freiraum für die flexiblere digitale Umsetzung des Lernstoffes haben. 

Die Studie Schule digital – der Länderindikator 2021 hat sich ebenso mit der Thematik auseinandergesetzt und zeigt vergleichbare Ergebnisse und Analysen im Bundesländervergleich im Jahr 2021 an. 

Es wird deutlich, dass nach dem erzwungenen schnellen Handeln das Ziel sein sollte, Bewährtes mit Neuem zu verknüpfen. Weiterhin muss an der technischen Umsetzung in den Ländern gearbeitet werden. Aber nicht nur die Infrastruktur bleibt ausbaufähig, auch die Haltung zum Nutzen von digitalen Medien und dessen Chance zum kompetenzbasierten Lehren und Lernen kann verbessert werden.

Wer sich tiefergehend mit der Verbesserung des digitalen Lehrens und Lernens auseinandersetzen möchte, kann sich die aktuellen Handlungsempfehlungen der ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK) ansehen.

“EveryNameCounts” – gemeinsam ein digitales Denkmal bauen

Die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts des Arolsen Archives möchte mit Schüler:innen ein digitales Denkmal bauen – mit dem Ziel, der Erinnerungskultur über die Verbrechen des NS-Regimes mehr Lebendigkeit zu verleihen.
Von
Erik Schimpf
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November 2022
30.11.2022
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Die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts des Arolsen Archives möchten zukünftig unter anderem mit Schüler:innen ein digitales Denkmal bauen – mit dem Ziel, der aktuellen Erinnerungskultur mehr Lebendigkeit zu verleihen und der aktuellen Bedrohung demokratischer Werte aktiv entgegenzutreten.

Die historische Sammlung des Arolsen Archives, die zum UNESCO Weltdokumentenerbe gehört, enthält 30 Millionen Dokumente sowie Hinweise auf die Schicksale von 17.5 Millionen Menschen der NS-Verbrechen. Die Initiative #everynamecounts möchte zukünftig digitale Zugänglichkeit zur Erinnerungskultur und eine aktive Mitgestaltung bieten, indem Briefe und andere Dokumente von Häftlingen der Konzentrationslager, Zwangsarbeiter:innen und Opfern des Hitler-Regimes online veröffentlicht werden. Das Ziel ist es, bis 2025 die Namen der Betroffenen online sichtbar zu machen. Die Dokumentensammlung soll dann einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. 

Die Generalkonsulin des Auswärtigen Amtes Michaela Küchler sagte dazu: „Der Name identifiziert den Menschen. Diesen Namen auf ein digitales Denkmal zu setzen passt in die heutige Zeit. Es wird weltweit verfügbar sein und dafür sorgen, dass dieses größte Menschheitsverbrechen nie vergessen wird.”

In der schulischen Arbeit soll das Projekt gerade für die neue Generation den Gen-Z der 16 bis 25-jährigen mehr Zugänge bieten. In einer tiefenpsychologischen Studie hat das Rheingold Institut im Auftrag der Arolsen Archives die Einstellung von 1.100 Befragten zur NS-Geschichte untersucht. Dabei wurde die Fragestellung untersucht, wie eine lebendige Erinnerung heute funktionieren kann. Laut der Studie ist ein akuter Faktor der neuen Generationen, der wieder aufkeimende Rassismus und die Diskriminierung in der Gesellschaft – hierbei lassen sich Parallelen zum Nationalsozialismus herstellen. Die jungen Erwachsenen erwarten von digitalen Projekten leicht verständliche Angebote, die sich mit ihrem Lebensalltag verbinden lassen.

Hierbei wird #everynamecounts ab Mitte Januar 2023 als ergänzendes Bildungsmaterial mit einer eigenen Bildungsplattform für den  Unterricht erscheinen. Die digitale Einführung für das Projekt steht dabei in englischer, deutscher, polnischer, französischer und spanischer Sprache zur Verfügung. Die Materialien sollen dann für eine 90-minütige Unterrichtseinheit oder bis hin zur Gestaltung ganzer Projekttage reichen. Anwendungsbeispiele für den Unterricht im Zusammenhang mit #everynamecounts sind Recherchen nach individuellen Verfolgungswegen von KZ-Häftlingen, Verfolgungsschicksale von Sinti und Roma oder die Auseinandersetzung mit den Quellen aus der digitalen Einführung. Empfohlen wird das Projekt für Lerngruppen ab der Jahrgangsstufe sieben. Die technische Voraussetzung um #everynamecounts im Unterricht einzubinden ist ein Tablet oder Computer und der Zugang zum Internet.

Am kommenden Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, sowie am internationalen Tag gegen Rassismus, dem 21. März 2023, sind verschiedene bundesweite Aktionen rund um #everynamecounts geplant. Daher eignen sich diese Tage besonders, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Vorab kann man sich hier für den Bildungs-Newsletter anmelden, um kein Bildungsangebot, Einladungen zur Vorstellung und Updates zu verpassen.

So unterscheiden sich das deutsche und skandinavische Schulsystem

Skandinavien vs. Deutschland: Zwei Schulsysteme, die unterschiedlicher nicht sein könnten? Oder gibt es Parallelen? Was die beiden Schulsysteme auszeichnet und wo ihre Schwerpunkte liegen erfahrt ihr in diesem Artikel.
Von
Luisa Janosch
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November 2022
29.11.2022
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Bildung entwickelt die Persönlichkeit und gibt zugleich Chancen auf ein selbstbestimmendes, erfüllendes Leben. Nicht überall auf der Welt sind die Bildungschancen gleich. Heute blicken wir auf Skandinavien und Deutschland im Hinblick auf deren Schulsysteme. Skandinavien ist ein Teil Nordeuropas und besteht aus den Ländern Schweden, Norwegen und Dänemark. Wie sehen die Schulsysteme in den doch relativ nah beieinander liegenden Ländern aus und wie unterscheiden sie sich voneinander? Das erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Das deutsche Schulsystem

Unser Schulsystem besteht aus vier verschiedenen Bildungsbereichen. Dem Elementarbereich, dem Primarbereich und dem Sekundarbereich I + II. In Deutschland gilt die Schulpflicht von sechs bis 18 Jahren. Der Besuch staatlicher Schulen ist in Deutschland kostenlos für Kinder. Vor dem sechsten Lebensjahr können Kinder Vorschulen, Kindergärten oder Krippen besuchen. Diese fördern die sozialen Kontakte und bereiten auf den Primarbereich, die Grundschule, vor. Ebenfalls entlasten diese die Eltern. Kinder besuchen den Primarbereich von der ersten bis zur vierten Klasse. Ab Ende der zweiten Klasse werden die Kinder benotet, die Noten gehen von eins bis sechs, wobei 6 die schlechteste Note darstellt. Anschließend nach diesen vier Jahren, können Eltern selbst entscheiden, auf welche Schule sie ihre Kinder schicken möchten. Unterschieden wird zwischen Haupt- und Realschule, Gymnasium sowie einer integrierten Gesamtschule. Die Sekundarstufe I umfasst dabei die Klassen 5-10, die Sekundarstufe II die Stufen 11-12/13. Nach Abschluss der 9. Klasse erlangen Kinder ihren Hauptschulabschluss, nach der 10. Klasse den Realschulabschluss und nach weiteren 2-3 Jahren den in Deutschland höchsten Schulabschluss: das Abitur. Nach dem Haupt- sowie Realschulabschluss können Schüler:innen eine Ausbildung machen, nach dem Abitur haben sie sowohl die Möglichkeit einer Ausbildung als auch den Besuch einer Universität/Fachhochschule. 

Das skandinavische Schulsystem

In Skandinavien besuchen die meisten Kinder die Vorschule ab dem vierten oder fünften Lebensjahr. Diese dient den Kindern in ihrer Entwicklung, indem sie lernen, mit anderen Kindern soziale Kontakte aufzubauen. Ab dem sechsten Lebensjahr herrscht in Skandinavien die Schulpflicht. Die Schulpflicht ist gesetzlich vom sechsten bis zum 16. Lebensjahr. Die Schule ist ab dem sechsten Jahr für Kinder kostenlos, drei bis sechsjährige können nicht kostenlos zur Schule gehen. In Schweden beispielsweise besuchen alle Schüler:innen neun Jahre lang eine Art Grundschule, woraufhin eine freiwillige, dreijährige, gymnasiale Schule beginnt. Diese ist jedoch nicht mit dem deutschen Gymnasium zu vergleichen. Bereits in der Zeit des Gymnasiums finden viele Ausbildungsprogramme statt. Dabei wird sich nicht erst nach einem bestimmten Abschluss um eine anschließende Weiterbildung gekümmert, sondern bereits in der Schulzeit. Noten gibt es ab der sechsten Klasse. Unterschieden wird hier in nur drei Noten, wobei die beste “sehr gut” erreicht wird, wenn mindestens 75 Prozent korrekt sind. Dies entspricht in Deutschland einer Drei. In Schweden und Norwegen gibt es nicht wie in Deutschland eine Abschlussprüfung, um einen bestimmten Abschluss zu absolvieren, dort muss lediglich an bestimmten Fächern teilgenommen werden. Der Schulalltag wird in Schweden nicht von einem strikten Unterrichts- und Stundenplan geleitet, die Schüler:innen planen gemeinsam mit den Lehrenden die Woche und legen fest, wann selbstständig und wann in Gruppen gearbeitet wird. Die Entwicklung des eigenständigen Lernens steht hier im Vordergrund.

In Dänemark ist es den Eltern überlassen, ob sie ihre Kinder zu Hause unterrichten oder an eine Schule schicken. Die Kinder werden hierbei entweder von den Eltern oder Lehrpersonen unterstützt. Die Grundschulzeit kann so, nach einem Antrag der zuständigen Gemeinde, zu Hause verbracht werden. Die Kinder bekommen während der neunten Klasse eine Einladung zur Abschlussprüfung, welche sie nach der Grundschulzeit zu absolvieren haben. Ohne diesen Test kann man keine weiterführende Schule (Gymnasium) besuchen und somit auch keine Universitätszulassung bekommen. 

Der Vergleich: Wie unterscheiden sich die beiden Schulsysteme?

Deutschland folgt einem ziemlich strikten und geordneten Schulsystem. Die Schüler:innen werden schon ab der zweiten Klasse benotet, welches den Lernenden bereits in jungen Jahren den Eindruck einer Leistungsgesellschaft vermittelt. Wer keine guten Noten hat, wird im schlimmsten Fall nicht in die nächste Jahrgangsstufe versetzt. Hier setzt Skandinavien auf andere Lernstrukturen. Dort werden Schüler:innen erst ab der sechsten Klasse benotet. Ebenso bleiben Lernende weniger oft sitzen. Laut dem Gesetz sei diese Entscheidung auch durch Absprache mit den Eltern zu beschließen, da dies für leistungsschwächere Schüler:innen kaum von Vorteil sei. In Skandinavien wird eine chancengleiche Bildung und ein starkes soziales Miteinander großgeschrieben. Dieses Miteinander spiegelt sich auch in den Klassen wider, in Schweden bleiben die Lernenden bis zur neunten Klasse gemeinsam in einer Klasse, in Deutschland wechselt die Klassenzusammensetzung alle 2-4 Jahre. Außerdem unterscheiden sich beide Schulsysteme, wenn man auf die verschiedenen Schularten blickt. Deutschland bietet verschiedenen Lernniveaus in Form von Schulen mit dazu passenden Lernanforderungen. Hier kann schon während der Grundschulzeit geschaut werden, welche Schule zum Lernenden passen könnte, eine Empfehlung der Schule erleichtert dem ein oder anderen Elternteil die Entscheidung. Dies erschwert möglicherweise aber auch die späteren Chancen auf bestimmte Berufe, aber auch im sozialen Bereich kann es zu Problemen kommen. Schüler:innen könnten aufgrund ihres Abschlusses sozial benachteiligt werden. In Schweden ist den Schüler:innen frei überlassen, ob sie nach den neun Jahren “Grundschule” noch weitermachen möchten. Diese Option nehmen aber um die 90 Prozent der Lernenden an, um eine ausgeweitete, berufliche Chance zu erlangen. 

Beide Schulsysteme zeigen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Gerade die persönliche Entwicklung, das soziale Miteinander und die chancengerechte Bildung wird in Skandinavien großgeschrieben. Deutschland setzt hingegen eher auf akkurate Noten, was gerade für junge Schüler:innen zum Problem werden kann. 

Habt ihr Erfahrungen mit einem der skandinavischen Schulsysteme gesammelt? Was ist eure Meinung dazu? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

GEW fordert gleiche Bezahlung für alle Lehrkräfte

Die GEW fordert gerechte Entlohnung für Lehrkräfte bundesweit und gleiche Bezahlung für alle. Wie ist der aktuelle Stand? Wo gibt es unterschiede? Lehrer News erklärt, wo Lehrkräfte bald besser bezahlt werden.
Von
Erik Schimpf
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November 2022
29.11.2022
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Berlin – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich seit Jahren mit ihrer JA 13-Kampagne dafür ein, dass Lehrkräfte in Grundschulen und der Sekundarstufe I nach der TVÖD-Tarifgruppe A13 bezahlt werden. Bundesweit werden an  Grundschulen Gehälter der Besoldungsstufe A12 bzw. EG11 gezahlt, 90 Prozent der Lehrkräfte an Grundschulen sind dabei Frauen. Lehrkräfte in Deutschland schneiden laut einer arbeitswissenschaftlichen Studie der GEW zum Equal Pay Day im internationalen Vergleich schlechter als alle anderen voll ausgebildeten Lehrkräfte an Grundschulen mit ähnlich vergleichbaren qualifizierten Berufsgruppen ab.

In Bundesländern wie Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen ist die Lohnanpassung bereits teilweise gelungen. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beispielsweise, steht eine entsprechende Anpassung noch aus. Nach den Wahlen in NRW und Niedersachsen kündigten beide Länder an, Grundschul- und Sekundarschullehrkräfte schrittweise mit den Lehrer:innen etwa an Gymnasien gleichzustellen.

In den Koalitionsverhandlungen in Niedersachsen zwischen der SPD und den Grünen wurde festgeschrieben, dass für alle Grund-, Real-, Haupt-, Ober-, und Gesamtschulen die Gehälter schrittweise auf A13 angehoben werden. Laut dem Minister der Finanzen Dr. Marcus Optendrenk in NRW geht es nun darum, die rechtlichen Grundlagen für die schrittweise Überführung der Lehrkräfte der Primarstufe und Sekundarstufe I in die Besoldungsgruppe A 13 zu schaffen. Die Überführung von A12 hin zu A13 wird in fünf Schritten bis 2026 andauern und schätzungsweise Mehrausgaben von 2022 an 900 Millionen betragen. Lehrer:innen, die vergleichbar tarifbeschäftigt sind, werden ebenfalls einbezogen, d.h. dass keine Unterscheidung zwischen Lehrkräften, die nach dem Lehrerausbildungsgesetz 2009 und nach altem Recht ausgebildet worden sind, vorgenommen wird. Laut Frauke Gützkow, Vorstandsmitglied für Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik bei der GEW, ist bessere Bezahlung ein wichtiger Baustein, um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Besonders an den Grundschulen fehlten sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, so die Expertin.

In Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg werden Grundschullehrer:innen immer noch nach A12 bezahlt. Obwohl die Ausbildung gleichermaßen intensiv ist und Lehrkräfte dringend gebraucht werden. Unterschiede gibt es auch bei den Sekundarstufen, die Bestandsaufnahme hin zu A13 ist teilweise besser umgesetzt worden. Jedoch sind gesetzliche Vorgaben zu den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. In Niedersachsen wird beispielsweise nach wie vor A12 Besoldung gezahlt, aber eine Stellenzulage für verbeamtete Lehrkräfte eingeführt. Der niedersächsische Landtag beschloss, zu dem die Neuregelung des Niedersächsischen Besoldungsgesetzes sowie ein weiteres Gesetz zur Umsetzung von Anforderungen an die amtsangemessene Alimentation. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder kündigte laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im September an, einen schrittweisen Ausstieg aus A12, für alle bayerischen Lehrkräfte. Schrittweise sollen dabei Mittelschulen in den Fokus rücken. Die Bildungsministerin Sachsen-Anhalts Eva Feußner hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, Grundschullehrkräfte besser zu bezahlen. Im Haushaltsentwurf für 2023 sei das Geld jedoch nicht eingeplant, erklärte das Bildungsministerium im Ausschuss auf Nachfrage einer Abgeordneten. Das Land würde die neue Lehrerbesoldung schätzungsweise einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, um Grundschullehrer:innen hochzustufen.

Die GEW hat in diesem Zusammenhang eine sogenannte Ampelkarte erstellt, um die Besoldung der einzelne Bundesländer grafisch darzustellen. Der aktuelle Ländercheck der GEW ist hier zu finden.

Hybridunterricht an Unis: Ein Modell mit Zukunft?

Während der Hochphase der Corona Pandemie wurde an vielen Universitäten nur noch digital unterrichtet. Wie Studierende heute zu mehr Hybridveranstaltungen stehen, hat jetzt eine neue Umfrage ermittelt.
Von
Julia Wessner
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November 2022
28.11.2022
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München/Danzig. Die meisten Universitäten und Hochschulen sind im Oktober in das Wintersemester gestartet. Nach einigen Online-Semestern findet dieses hauptsächlich in Präsenz statt, obwohl mehr als die Hälfte der befragten Studierenden bei einer Umfrage angaben, dass sie sich im Rahmen ihres Studiums mehr Remote-Veranstatungen  wünschen würden. 

Nicht nur Schulen, sondern auch Universitäten und Hochschulen mussten durch die Corona-Pandemie auf Präsenzunterricht verzichten. Seminare wurden online abgehalten, Prüfungen zu Hause geschrieben und auch Vorlesungen gab es nur noch digital. Wie die Studenten damit umgegangen sind und wie sie sich den Unterricht in Zukunft wünschen, hat eine Umfrage der europäischen Webinar- und Videokonferenzplattform ClickMeeting untersucht. Vor allem bei Tests und Prüfungen wünschen sich mit 71 Prozent besonders viele Studierende, diese auch in Zukunft digital ablegen zu können. Über drei Viertel der Befragten wünschen sich, dass die Universitäten und Hochschulen in Zukunft mehr auf Hybridmodelle setzen, also sowohl digitale Veranstaltungen als auch Präsenzunterricht anbieten. 

Remote-Veranstaltungen sind grundsätzlich beliebt, die Studierenden haben dadurch ein besseres Zeitmanagement und mehr Zeit für sich selbst gaben 68 Prozent beziehungsweise 66 Prozent der Befragten an. Als weitere Vorteile wurden die Möglichkeit, Aufzeichnungen von Vorlesungen zu nutzen (54 Prozent), die Verwendung von Multimedia-Materialien (43 Prozent) und die stärkere Konzentration auf die Vorlesungen (20 Prozent) angegeben. 82 Prozent der Befragten sehen ihre Hochschule oder Universität technisch gut oder sehr gut auf eine mögliche Rückkehr zu reiner Distanz-Lehre vorbereitet. 15 Prozent der befragten Studierenden sehen ihre Einrichtung als schlecht oder sehr schlecht für dieses Szenario gerüstet. 

Die Studenten wünschen sich also flexibler zu sein. An Vorlesungen und Prüfungen möchten sie auch mal von Zuhause oder unterwegs teilnehmen können. Eine Situation wie mitten in der Corona-Pandemie, wo nur Distanzunterricht möglich war, möchte hingegen fast niemand mehr. 69 Prozent der befragten Studierenden klagten damals über ein mangelndes Sozialleben, 43 Prozent gaben an, Probleme bei der Einschätzung des Lernstoffs zu haben. Hybridunterricht könnte also tatsächlich eine Lösung sein, mit der alle zufrieden sind.

Cannabis-Legalisierung: Herausforderung für Schulprävention?

Künftig soll Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft und somit entkriminalisiert werden. Was beinhaltet der Entwurf des Eckpunktepapiers, was ergeben Umfragen und wie wirkt sich die geplante Legalisierung auf die Präventionsarbeit an Schulen aus?
Von
Katja Kraffzik
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November 2022
26.11.2022
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Für die geplante und umstrittene Cannabis-Legalisierung hat das Bundeskabinett sogenannte Eckpunkte beschlossen. Künftig sollen Cannabis und der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft und somit entkriminalisiert werden. Was beinhaltet der Entwurf des Eckpunktepapiers, was sagen Umfragen und Studien und wie wirkt sich die geplante Legalisierung auf die Präventionsarbeit an Schulen aus?

Die Pflanze

Hanf (lateinisch Cannabis) zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Aus verschiedenen Pflanzenteilen können Produkte wie Seile, Speiseöl oder eben auch Marihunana hergestellt werden. Heiler in China und Ägypten behandelten schon vor über 1000 Jahren Kranke mit Cannabis. In Europa gibt es sie seit dem 19. Jahrhundert. Für Patienten mit chronischen Schmerzen oder bei einer Krebsbehandlung kann die Therapie mit medizinischen Cannabis Präparaten wirkungsvoll sein. Seit März 2017 dürfen in Deutschland Arzneimittel aus Cannabis verschrieben werden. 

Die Eckpunkte im Überblick

Um eine kontrollierte Abgabe von Cannabis im Sinne des Jugend- und Gesundheitsschutzes umzusetzen, beinhaltet das Eckpunktepapier der Bundesregierung folgende Maßnahmen:

  • Cannabis soll in lizenzierten Geschäften an Erwachsene zu Genusszwecken abgegeben werden. Damit soll erreicht werden, dass die Cannabis-Qualität kontrolliert wird und keine verunreinigten Substanzen abgegeben werden. Der Jugendschutz soll gewährleistet werden. Cannabis soll ausschließlich an Volljährige abgegeben werden.
  • Der gewerbliche Anbau und Vertrieb von Genuss-Cannabis soll staatlich lizenziert und kontrolliert sein. Der Schwarzmarkt und die organisierte Drogenkriminalität sollen damit eingedämmt werden. Ebenso ist neben der Umsatzsteuer auf Verkäufe eine gesonderte „Cannabissteuer“ geplant.
  • Erwerb und Besitz von Cannabis zum Eigenkonsum sollen zulässig sein, allerdings nur bis zu einer Höchstmenge von 20 bis 30 Gramm. Auch der private Eigenanbau soll zulässig sein, begrenzt auf drei Pflanzen für jede volljährige Person.
  • Die Präventionsangebote zu Cannabis sollen ausgeweitet werden. Anstelle einer strafrechtlichen Verfolgung sollen konsumierende Minderjährige zum Beispiel an verbindlichen Präventionsprogrammen teilnehmen. Es wird ein generelles Werbeverbot geben.
  • Die gesellschaftlichen Auswirkungen des Gesetzes sollen nach vier Jahren und darüber hinaus evaluiert werden.

Cannabislegalisierung – ein umstrittenes Thema

Laut Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe das bisherige Verbot nichts gebracht, es sei Zeit für einen neuen Ansatz. “Wir wollen keinen ausgeweiteten Cannabiskonsum, sondern einen besseren Kinder- und Jugendschutz und einen besseren Gesundheitsschutz erreichen'', so Lauterbach. Dr. Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer, kritisiert die geplante Legalisierung: "Die Legalisierung einer Substanz, von der wir wissen, dass sie hirnorganische Veränderungen produziert, zu Verhaltensauffälligkeiten führt, Abhängigkeiten produziert und psychische Veränderungen auslöst, finden wir im Grundsatz erschütternd." Auch Simone Borchardt, drogenpolitische Sprecherin von CDU und CSU warnt vor Langzeitfolgen des Cannabis-Konsums. Sie bemängelt Unklarheiten über die Obergrenzen des Anbaus sowie des Kaufes. Die Aussage des Gesundheitsministers, dass die Drogenpolitik erneuert werden müsse, stützt auch die aktuelle Studie der Bundeszentrale für Gesundheit aus dem Jahr 2021. Aus der geht hervor, dass der Konsum von Cannabis leicht ansteigt.

Zur Drogenpolitik gehört aber nicht nur der Umgang mit illegalen Drogen, sondern auch mit legalen Drogen wie Alkohol und Zigaretten. Interessant ist dazu die Studie des britischen Psychiaters David Nutt, der die Gefährlichkeit verschiedener Substanzen in einer Studie verglichen hat:

Es lässt sich ablesen, dass Alkohol um einiges schädlicher als Cannabis ist, sowohl für sich selbst als auch für andere. Vergleichbare Resultate fand die Umfrage von frontiersin.org heraus. Aus anderen Studien geht hervor, dass  Alkohol und Zigaretten die Einstiegsdrogen Nummer eins für junge Menschen sind. Das könnte an der gesetzlichen Altersbegrenzung mit 16 Jahren, zur Einnahme von Bier und Sekt, liegen. Das Eckpunktepapier sieht die Freigabe zur Nutzung von Cannabis frühestens ab 18 Jahren vor. 

Nicht nur in Deutschland ist das Thema Legalisierung von Cannabis seit Jahren Gegenstand von Diskussionen. Andere Länder wie Portugal, Kanada, Niederlande oder Teile der USA haben den Schritt zur Entkriminalisierung gewagt. Portugal scheint ein Vorzeigeland im Umgang mit dem Konsum und der Legalisierung zu sein. Hier wird seit 2001 der Konsument nicht als Krimineller, sondern im gegebenen Fall als Suchtkranker behandelt. Portugal setzt auf frühe und flächendeckende Aufklärung und Hilfsangebote. Es gibt derzeit noch keine wissenschaftlich fundierten Studien, welche die Auswirkungen der Legalisierung klar einordnet. Es kristallisiert sich durch Befragungen aber der Trend zur positiven Veränderung auf dem Schwarzmarkt ab. In einem aktuellen Video von Quarks werden die Risiken und eventuellen Folgen einer Legalisierung wissenschaftlich aufgearbeitet. Das Argument der Entkriminalisierung hätte auch den Vorteil, dass sich der Staat die Kosten der Strafverfolgung sparen kann. Laut der Studie von Prof. Dr. Justus Haucap und seines Teams, würden über eine Milliarde Euro jährlich eingespart und mit einer Steuer auf Cannabisprodukte jährlich 650 Millionen Euro in die Staatskassen gespült werden.

Welche Auswirkungen gibt es auf die Suchtprävention an Schulen?

Unabhängig von der aktuellen Debatte der Legalisierung, hätte der bereits beobachtbare steigende Konsum längst Auswirkungen auf die Suchtprävention an Schulen haben müssen. Die Suchtprävention an Schulen ist Ländersache, daher gibt es kein einheitliches Konzept oder gesetzliche Vorgaben für Lehrer und Lehrerinnen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beschreibt in Ihren Zielen als Schwerpunkt den Umgang mit Alkohol und Tabak. Was mit anderen Konsumgütern? Denn nicht nur der Cannabiskonsum, vor allem aber auch der Medienkonsum ist seit Jahren enorm angestiegen. Es gibt gute Beispiele, wie man den Schüler:innen Suchtprävention näher bringen kann. Zum Beispiel das Projekt S.P.A.S. im Landkreis Vorpommern-Rügen. Seit 2021 wird es erstmalig getestet. Durch Suchtpräventionsfachkräfte werden vorerst die Pädagog:innen geschult und im weiteren Verlauf die Schüler und Schülerinnen. Der Umfang des Präventionsprojektes beläuft sich auf drei Jahre. Mehr Informationen findet ihr hier. In allen Bundesländern gibt es ähnliche Projekte, die nicht nur das Thema Drogenkonsum, sondern auch Essstörungen oder Medienkonsum unter die Lupe nehmen. Auch werden zunehmend die Schüler:innen selbst zu sogenannten Multiplikatoren ausgebildet und tragen so zur gesundheitlichen Aufklärung bei. Die Statistik zeigt, dass die Konsument:innen steigen und mit einer Legalisierung, sei sie noch so gut vorbereitet, die Herausforderungen für die Suchtprävention an Schulen wachsen werden. Fakten und Informationen diesbezüglich aus den oben genannten Ländern sind kaum zu finden. Tendenzen zeigen, dass eine Legalisierung kaum Einfluss auf die verfrühte oder missbräuchliche Nutzung von Cannabis hat. 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es richtige und wichtige Argumente, für und gegen eine Legalisierung von Cannabis, gibt. Die gesundheitlichen Risiken, gerade für die jungen Mitmenschen, sind nicht unerheblich. Langzeitfolgen einer Legalisierung von Cannabis sind noch nicht gut genug erforscht. Was aber gut erforscht ist, sind die Auswirkungen des Missbrauchs von Alkohol. Sollte vielleicht umgekehrt gedacht werden und der Alkoholmissbrauch stärker in den Fokus von Jugendschutz und Prävention rücken? Wirksame und nachhaltige Schritte zur Suchtprävention wurden bereits verpasst. Sollte die EU-Kommission also entscheiden, dass die geplanten Maßnahmen zur Cannabis-Legalisierung rechtlich umsetzbar sind, wäre eine Aktualisierung der bisherigen Präventionsprogramme und das Schaffen der dazugehörigen Infrastruktur, vor dem in Kraft treten des neuen Gesetzes, wünschenswert. Wenn dann wirklich qualitativ und quantitativ hochwertige Arbeit im Vorhinein geleistet wurde, bleibt abzuwarten, ob der Weg der Legalisierung wirklich der Bessere ist.

Was meint ihr, ist der Weg der Legalisierung von Cannabis der Richtige und welche Erfahrungen habt ihr mit Suchtpräventionsangeboten gemacht?

Memes – Die Sprache der Jugendkultur

Memes sind gerade bei jungen Leuten sehr populär, ganze 43 Prozent der 16-29 Jährigen nutzen sie regelmäßig. Doch was sind Memes eigentlich und was macht sie so beliebt? Wie kann man sie als Lehrer:in sogar im Unterricht nutzen?
Von
Luisa Janosch
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25
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November 2022
25.11.2022
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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieser Spruch passt zu “Memes” wie die Faust aufs Auge. Einer Umfrage des Digital Branchenverbands Bitkom zu Folge, wüssten 39 Prozent der 16-29 Jährigen, was Memes sind und 43 Prozent nutzen diese regelmäßig. Memes gehören zu den Internet-Phänomenen und dürften gerade der älteren Generation nicht unbedingt ein Begriff sein. Was Memes sind und wieso sie gerade bei Jugendlichen nicht mehr wegzudenken sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Was genau sind “Memes”?

Unter Memes versteht man ein Bild oder einen kurzen Videoclip, die häufig mit einem kurzen Satz versehen sind. Memes sind meistens dazu da, um sich über etwas bestimmtes lustig zu machen oder um sich über eine andere, zum Meme passende Angelegenheit zu amüsieren. Nahezu jedes Foto, aber auch Zeichen, Symbole oder Sprüche können zu Memes werden. Bilder oder Videoclips können extra als Memes erstellt worden sein, es gibt aber auch Bilder, die aus dem eigentlichen Kontext heraus als Memes genutzt werden. Diese Bilder oder Clips gehen von Politikern, Babys und Tieren über Gegenstände zu Werbeslogans oder Songzeilen. Ein Meme kann also theoretisch alles werden. Memes werden in bestimmten Lebens- bzw. Alltagssituationen genutzt, indem gerade die Bilder oder Clips an Freunde gesendet oder mit dem Internet geteilt werden. Memes können lustig, humoristisch und sarkastisch, aber auch fies und mit viel schwarzem Humor gestaltet sein.

Woher kommt das “Meme”?

Ursprünglich kommt das Wort “Meme” aus dem Griechischen, abgeleitet von “mimema”, welches so viel wie “nachgeahmtes” bedeutet. 1976 wurde dieser Begriff erstmals von dem Biologen Richard Dawkins verwendet, allerdings in einem anderen Kontext. Er beschrieb Gene, welche Menschen damals durch reine Imitation aneinander weitergaben.

Bekannte Memes und ihre Erklärung 

Es gibt einige Memes, die schon vor einiger Zeit entstanden sind und das Internet erkundet haben. Memes, die nicht nur in Deutschland, sondern auch im amerikanischen Netz weit verbreitet sind. Zwei moderne Klassiker:

Nr.1: Die unfreundlich schauende Katze: “Grumpy Cat” 

https://www.india.com/viral/21-grumpy-cat-memes-you-can-relate-to-every-monday-of-your-life-687135/

Diese Katze ist eigentlich gar keine “Grumpy Cat” zu deutsch: mürrische Katze. Ihre Rasse macht es aus, dass sie so ein “mürrisches” Gesicht hat. Obwohl dies eine eigentlich normale Katze ist, wurde sie im Internet zum Hit. “Grumpy Cat”, mit richtigem Namen Tadar Sauce , hat sogar dank ihrer Internet-Berühmtheit einen eigenen Wikipedia-Artikel bekommen. Zahlreiche Memes wurden schon zu ihr erstellt, hier eines der Exemplare mit der deutschen Bildunterschrift “Der schlimmste Part meines Montags ist es zu hören, wie ihr euch über euren beschwert”. Passend dazu das grimmige Gesicht der Katze, welches eine Stimmung repräsentieren soll. Text und Bild gehen somit in Einklang. 

Nr. 2: “Disaster Girl - Burning House” Meme

https://medienkompass.de/memes-internetphaenomen-schnell-erklaert/

Ein Foto, welches eigentlich nie ein Meme werden sollte. Auf diesem Foto sieht man Zoë Roth im Jahre 2005. Zu diesem Zeitpunkt war das dort abgebildete Mädchen fünf Jahre alt. Eigentlich war dieses Foto aus reinem Zufall entstanden und ohne jegliche Absicht, je damit Internetgeschichte zu schreiben. Das Interessante an diesem Bild ist dabei das schelmische Grinsen des Mädchens im Kontext zu dem brennenden Haus im Hintergrund. Etliche Memes wurden daraufhin erstellt, unter anderem dieses. Das Mädchen “verkörpert” hierbei das Corona-Virus und das Feuer im Hintergrund das Jahr 2020. Gemeint ist damit ganz einfach gesagt, dass Corona das Jahr 2020 hat “brennen lassen”, es sozusagen eingenommen hat. Dies ist nur eine Variante der etlichen “Disaster Girl” Memes. Die Original Datei des Bildes verkaufte Zoë laut basicthinking.de für nun umgerechnet 460.000 Euro. 

Wieso sind Memes so beliebt?

Memes sind gerade für junge Leute kaum noch wegzudenken. Obwohl die häufige Kombination aus Bild und Text recht einfach erscheint, ist es gerade das, was Memes so aussagekräftig macht. Warum ist das so? Laut der Meme-Forscherin Idil Galip erfüllen diese simplen Bildchen verschiedene Anforderungen, darunter politische, kulturelle und gesellschaftliche. Betrachtet man z.B. den politischen Aspekt, dann vermitteln die Memes eine Botschaft der Gruppenzugehörigkeit. Man könnte sagen, dass durch Memes kommuniziert wird und Gleichgesinnte damit erreicht werden. Über häufig komplexe Themen wird sich mittels eines Bildes mit Text lustig gemacht, um so vielleicht auch die Ernsthaftigkeit mancher Tatsachen zu entschärfen. Memes können auf jegliche Situation oder Themen angepasst werden, weshalb sie eine große Reichweite ansprechen. 

Memes für den Unterricht nutzen

Auch im Unterricht können Lehrende Memes verwenden. Dies eignet sich gut vor Beginn eines neuen Themas, zur Wiederholung oder zur einfachen Auflockerung trockener  Unterrichtseinheiten. Die Schüler:innen selbst können auch mittels Meme Generatoren selbst welche erstellen, passend zum aktuellen Unterrichtsthema. Einige bekannte Meme Generatoren sind imgflip, Kapwing oder iloveimg

https://kms-b.de/2020/07/24/memes-im-unterricht-einsetzen-erstellen/

Ein Meme ist ein Internet-Phänomen, das ohne Erklärung manchmal unverständlich wirken kann. Gerade von jungen Leuten werden diese häufig genutzt oder versendet. Die Bilder oder kurzen Videoclips vermitteln dabei in verschiedenen Kontexten eine klare, aber einfach dargestellte Botschaft. Das fördert das Gemeinschafts- sowie Zugehörigkeitsgefühl, welches Memes noch beliebter macht.

Lehrermangel bringt Thüringen an seine Grenzen

Wie dramatisch der Lehrermangel im Freistaat Thüringen aussieht, zeigen aktuelle Schlagzeilen. Kann Hybridunterricht nach sächsischem Vorbild die Lösung sein und Welche Maßnahmen werden noch in Angriff genommen?
Von
Katja Kraffzik
|
25
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November 2022
25.11.2022
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Erfurt. Wir setzen unsere Reihe über den Lehrermangel in den einzelnen Bundesländern fort. Wie dramatisch es im Freistaat aussieht, zeigen die aktuellen Schlagzeilen. Es ist von Hybridunterricht, klagenden Eltern und Problemen im öffentlichen Nahverkehr zu lesen. 

In Thüringen fehlen aktuell 709 Lehrkräfte. An 806 staatlichen Schulen arbeiten laut Bildungsministerium 16.901 Lehrer und Lehrerinnen. Gründe für den Mangel sind unter anderem auch hier der demografische Wandel, steigende Schülerzahlen und Krankheitsausfälle. An Grundschulen und Gymnasien ist die Zahl der Lehrkräfte konstant, jedoch müssen die gleichen Lehrer:innen mehr Schüler unterrichten – dieses Ungleichgewicht hat auch Unterrichtsausfall zur Folge. 

Wie “in süd Thüringen.de” berichtet, wirkt sich in Erfurt der Unterrichtsausfall sogar auf den ÖPNV aus. Sind die freien Stunden zu lang, melden sich Schulen bei den Busunternehmen und bitten die Schüler und Schülerinnen abzuholen. Dies bringt wiederum Fahrpläne durcheinander und erfordert mehr Personal. Am Perthes-Gymnasium in Friedrichroda gehen Eltern mit einer Eilklage gegen das Land Thüringen vor. Obwohl die Schule eine neu zu besetzende Lehrerstelle rechtzeitig bekannt gab, kümmerte sich das zuständige Bildungsministerium zu spät und lehnte eine Einstellung eines Bewerbers aus Kostengründen ab. Mehr zu den Hintergründen findet ihr hier.

Eine Lösung des akuten Lehrermangels sieht der Bildungsminister Helmut Holter (Linke) in der Möglichkeit des Hybridunterrichts. In Sachsen startet dazu gerade ein Modellversuch. Im Fall des Perthes-Gymnasium würde es bedeuten, dass verschiedene Klassen aus mehreren Schulen gleichzeitig online geschalten sind und von einem Fachlehrer unterrichtet werden. “Das müsste man aber rechtlich klären, auch Datenschutzfragen gilt es zu beachten”, so Holter zur Nachrichtenagentur dpa.

Große Zustimmung erhält der Landesminister nicht. CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner meint, dass fehlende Lehrkräfte nicht durch Distanz- oder Hybridunterricht ersetzt werden können. Trotzdessen wird unter anderem gerade über eine rechtliche Grundlage für Distanzunterricht diskutiert. Im Juli 2021 gab es dazu im Landtagsbeschluss die Einigung über das Schaffen von Rechtsgrundlagen und Konzepten. FDP-Politikerin Franziska Baum schlägt vor, Nicht-Akademiker zeitweise für das Unterrichten zuzulassen. Seiteneinsteiger, die einen Hoch- oder Uniabschluss haben, arbeiten bereits vermehrt an Schulen. Weitere Lösungsansätze sind die Einführung von vereinfachten Bewerbungsverfahren und unbefristeten Arbeitsverträgen. Um dem Unterrichtsausfall möglichst gering zu halten, wird das gesamte Jahr über eingestellt. Damit jungen Lehrkräften Anreize geboten werden, in Thüringen zu bleiben, gibt es zwischen den Schularten in Thüringen seit 2021 keine Gehaltsunterschiede mehr. Seit Oktober 2022 sollen zudem Zulagen an Lehrerinnen und Lehrer ausgezahlt werden, die dort unterrichten, wo sie am dringendsten gebraucht werden. 

Trotz der eingeführten Maßnahmen bleibt die Lage in Thüringen angespannt. Die Meldungen der letzten Tage weisen auf eine uneinige Führung seitens der Politik hin. Besorgte und verärgerte Eltern und andere Betroffene, wie der ÖPNV in Erfurt, kommen hinzu. Vielleicht wäre der Hybridunterricht mit den bereits vorhandenen Maßnahmen, wie die Gehaltsanpassungen und Möglichkeiten zum Quereinstieg, eine effiziente Methode. Denn der demografische Wandel vor allem in den ländlichen Gebieten Thüringens lässt sich nicht aufhalten.

“Krautreporter”-Recherchen: Waldorfschulen in der Kritik

In der letzten Folge des ZDF-Magazin Royal am 18. November ging es um das Thema Waldorfschulen und über die teilweise bedenklichen Zustände an einzelnen Lehreinrichtungen. Als Basis diente eine ausführliche Recherche des digitalen Magazins Krautreporter.
Von
Erik Schimpf
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November 2022
23.11.2022
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Das ZDF Magazin mit Moderator Jan Böhmermann ist mittlerweile für seine investigativen Recherchen bekannt. In der letzten Folge, die am 18. November erschien, ging es um das Thema Waldorfschulen. Unter dem Titel „Wenn freie Entfaltung auf gefährliche Weltanschauung trifft”, wurden Informationen über die teilweise prekären Zustände an einzelnen Waldorfschulen bekannt. Als Basis diente eine ausführliche Recherche des Onlinemagazins Krautreporter über die esoterisch beeinflusste Ausbildung von Waldorflehrer:innen und die unkontrollierte Schulfinanzierung von Waldorfschulen. Zusätzlich brachten die Recherchen zu Tage, dass Fälle von gewalttätigen Lehrkräften und sexuellen Übergriffen jahrelang unentdeckt geblieben waren – vermutlich mit systemischen Ursachen. Anlass der Nachforschung waren Berichte von Betroffenen, die sich über mehrere Jahre an Waldorfschulen zugetragen hatten, unter anderem in einer Schule in Weimar.

Gewalt an Waldorfschulen

Schon im Jahr 2010 wandte sich die Elternschaft der Weimarer Waldorfschule mit einem Schreiben an den Schulvorstand, in dem sie diesen dazu aufforderte, das Verhalten der besagten Lehrkräfte zu unterbinden und diese zu entlassen. In einem offenen Brief der Eltern von 2019 heißt es: „Wir sind Eltern, die selbst oder deren Kinder (teilweise über Jahre) pädagogische Unzulänglichkeiten und Übergriffigkeiten durch Lehrer:innen unserer Schule erlebt haben oder von diesen erfuhren.” Weiter heißt es darin: „Wir sehen zwei Problemfelder, einzelne pädagogisch unvermögend/ übergriffig handelnde Lehrer und das System der Weimarer Waldorfschule, das eine Auseinandersetzung dazu nicht zugelassen hat bzw. nicht zulässt.” Die Elternschaft versuchte darin, die Schulleitung zum Eingreifen zu bringen, da interne Kontrollmechanismen versagt hatten. Die Vorfälle ereigneten sich im Jahr 2006 unter anderem an einer Waldorfschule in Weimar. Vierzehn Jahre später, also 2020, wurden die Anschuldigungen von über 40 Schüler:innen, die selbst betroffen waren, in einem offenen Brief zusätzlich bestätigt. Die Übergriffe sollen als „pädagogisch wertvoll und der Inkarnation dienend“ oder als „physischer Ruck“ durch die besagten Lehrkräfte dargestellt worden sein. In diesem Zeitraum hätten die Schüler:innen es schwer gehabt, Unterstützung zu finden und die Probleme zu benennen. Erst 2021 wurde eine Schulkonferenz, bestehend aus Schüler:innen, Eltern und Lehrerschaft, eingeführt, welche die Probleme hätte schlichten können. In diesem Zeitraum waren einzelne Lehrkräfte, die mit den Anschuldigungen konfrontiert wurden, immer noch im Schulbetrieb tätig.

Immer wieder kommt es zu Kritik an dem Schulsystem der Waldorfschulen und anderen freien Schulen, da diese quasi selbstverwaltet handeln. Sie haben größere Freiheiten und müssen sich in der Tendenz an dem orientieren, was staatliche Schulen leisten, beispielsweise damit die Schüler:innen ihr Abitur ablegen können.  Der Gestaltungsspielraum, der dafür angewendet wird, um einzelne Schuljahre und Lehrpläne konkret zu gestalten, ist höher und freie Schulen nutzen diesen “Freiraum” häufig, um sich von staatlichen Schulen deutlicher abzugrenzen. Das macht freie Schulen für Eltern durch ganzheitliche Angebote so interessant. Durch eine offene Schulgemeinschaft bietet das Konzept der freien Schulen jedoch auch Einfallstor für esoterische oder auch extreme Ideologien, wie das Beispiel einer Schule in Minden in Mecklenburg-Vorpommern belegt. 

Finanzierung per Gesetz

Was wenig bekannt ist: Die Finanzierung der freien Waldorfschulen übernimmt zu einem großen Teil der Staat, im Durchschnitt finanzieren sie sich zu 72% aus staatlichen Mitteln, in der Spitze bis zu 87%. Die Städte und Gemeinden übernehmen dabei die  Kosten für Bau, Renovierung oder Erweiterungen der Ersatzschulen. Laut dem Privatschulgesetz Artikel 7 § 4 genießen Privatschulen und freie Schulen zusätzliche Unterstützung durch staatliche Mittel.

Esoterik im Unterricht?

„Waldorfschulen in Deutschland fallen auf durch ihre verquere Esoterik und inherente Pseudowissenschaft, durch übergriffige Lehrer mit antiquierten Erziehungsmethoden und durch ihren Okkultismus gepaart mit weit verbreiteter Geheimniskrämerei” heißt es in einem Post, welcher von einem:er Nutzer:in auf einem Anthroposophie-Blog stammt und in der ZDF-Sendung ausgestrahlt wurde. Der Nutzer liegt mit dieser Aussage nicht falsch. Tatsächlich fußt die Waldorfpädagogik auf der sogenannten Anthroposophie, deren Begründer Rudolf Steiner war. Die Anthroposophie ist hierbei eher als eine Weltanschauung zu verstehen, in der nicht nur eine irdische reale Welt existiert, sondern auch eine geistige, übersinnliche Dimension. Rudolf Steiner beschäftigte sich dabei nicht nur mit naturwissenschaftlichen Schriften, sondern auch mit theosophischen Denkweisen und dem Christentum, die  Anthroposophie ist durch diese Elemente stark geprägt. Rudolf Steiner lebte im Deutschen Reich, in diese Zeit war ein Gesellschaftsbild vorherrschend welches verschiedene ethnische Gruppen als Stereotyp abgewertete und diskriminierte. Ein Beispiel für die Prägung ist die Rassenlehre Steiners welche er auch im Unterricht anwendete: „Da werden wir begreifen, daß die indianische Bevölkerung Amerikas, die uns so rätselhaft erscheint mit ihren sozialen Gliederungen und ihren eigentümlichen Instinkten, ganz anders sein muß. Wieder anders ist die afrikanische, die äthiopische, die Negerrasse. Da sind Instinkte, welche sich an das niedere Menschliche anknüpfen. Und bei den Malayen finden wir ein gewisses traumhaftes Element. (…) die mongolische Rasse [wird] es immer ablehnen, eine pantheistische Anschauung anzunehmen. Ihre Religion ist ein Dämonenglaube, ein Totenkult. Die Bevölkerung, die man die kaukasische Rasse [d.h. „die Weisse Rasse“ – A.M.] nennt, stellt die eigentliche Kulturrasse dar, welche (…) nicht mehr die magischen Kräfte handhaben kann, sondern sich auf das Mechanische verlassen muß.“

Die Zitate und Schriften von Rudolf Steiner sind mittlerweile über 100 Jahre alt und trotzdem finden sie im aktuellen Lehrbetrieb, Seminaren, Schulungen und der Fachausbildung noch Anwendung. Der Bund der freien Waldorfschulen distanzierte sich in einer Stellungnahme mit dem Namen „Stuttgarter Erklärung" von Steiners Theorien. An staatlichen Schulen und Universitäten wird natürlich auch mit literarischen Werken die über 200 Jahre alt sind gelehrt, aber nur die wenigsten enthalten Einteilungen des Menschenbildes in physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und dem sogenannten „Ich“ nach der Lehre der Anthroposophie. In einer Leseprobe des Fernstudiums der Waldorfpädagogik wird darauf eingegangen „Wenn  wir  ein  Kind  anschauen,  so  können  wir  wahrnehmen,  dass  sein  Körper, der  da  vor  uns  steht,  nicht  den  ganzen  Menschen  ausdrückt.  Er  ist  lediglich  Teil, eine  Dimension  des  Kindes. Hinzugesehen  werden  müssen  seine  Seele  und  sein Geist. Mit „Sehen“ ist hier ein Inneres gemeint, denn für die äußeren Augen sind der Geist  und die Seele  unsichtbar … “. Auch die wissenschaftsbasierte Evidenz, mit der an Schulen gelehrt wird, scheint in dem Lehrmittel in Frage gestellt zu werden „Der Lehrer … wenn er seinen Auftrag  so  versteht,  dass  er  es  in  einem  bestimmten Entwicklungszustand übernimmt und nun seine Fähigkeiten zu trainieren beginnt nach  Maßgabe  gesellschaftlich-politischer  Modetrends,  nach  populären  sogenannten  wissenschaftlichen  Erkenntnissen  und  nicht  zuletzt  nach  eigenen  Einschätzungen  dessen,  was  man für  wichtig  hält.  Ein  solches  Training  zur  Anpassung  lässt das Kind zum Objekt verkümmern...”. Das Lehrmittel zeigt, dass ohne Trennschärfe und Objektivität im Bereich Kindererziehung esoterische und unwissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt  werden. Einer genauen Anwendungspraxis im späteren Berufsalltag von Waldorfpädagogik:innen durch spezifische und sorgfältige Beantwortung  entzieht sie sich durch Verallgemeinerungen und subjektive Interpretationen. Die Qualifikationen der Lehrer:innen an Waldorfschulen unterliegen hierbei dem gleichen Gesetz wie auch staatliche Schulen, dem Grundgesetz. Laut Artikel 7 § 4 des Grundgesetzes:

 „ … Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lernzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird.” Das Privatschulgesetz regelt dabei eher den Ist-Zustand, die Verhältnisse bei einer Neugründung einer freien Schule. Lehrer:innen an Waldorfschulen dürfen nämlich auch ohne staatliche Genehmigung Fächer unterrichten, wenn diese schon vorher ein nicht staatlich anerkanntes  Studium zum „Klassenlehrer” absolviert haben. Laut einer Broschüre vom Bund der freien Waldorfschulen heißt es: „Waldorflehrer erwerben diese Fähigkeiten in ihrem Studium durch fachliche, anthroposophische und pädagogische Studien sowie durch intensive künstlerische Schulung.” Lehrangebote wie Eurythmie, Werken oder Gartenbau können dann nach den Vorstellungen der Lehrkraft im Klassenverband frei vermittelt werden, anthroposophische Lehren eingeschlossen. Waldorfschulen gehen dabei auch gegen Kritiker vor, der Leiter des Instituts für Verbraucherjournalismus, Christoph Fasel erstellte im Auftrag der Waldorfschulen im Jahr 2022 ein Gutachten, um den Journalisten Oliver Rautenberg der seit 2013 die kritische Webseite „Anthroposophie.blog“ betreibt zu verunglimpfen. Das Gutachten ist dabei eher niederschwellig aufgebaut und nennt keine wissenschaftlichen Quellen und kritisiert hierbei mehr die Person Oliver Rautenberg als auf Rautenbergs Feststellungen einzugehen. Waldorfschulen stemmen sich dabei mit allen rechtlichen Mitteln gegen Kritiker. Ein Beispiel hierfür ist die Beauftragung der Kanzlei Redeker Sellner Dahs, die im Auftrag der Anthroposophische Gesellschaft Rautenberg ein Verfahren durchführt. Die Großkanzlei gilt in der Branche als hochprofessionell, ein Schwergewicht, die beispielsweise Jan Böhmermann der im Jahr 2016 ein Schmähgedicht über den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan im ZDF Magazin Royal veröffentlichte, vertrat. 

Laut einer aktuellen Presseerklärung bekennt sich der Bund der Freien Waldorfschulen „selbstverständlich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung, die den Betrieb als Schule in freier Trägerschaft erst ermögliche”. Schutzkonzepte zur Gewaltprävention sollen zukünftig von den einzelnen Schulen erstellt werden. Reichsbürger, Neue Recht oder Anhänger von Verschwörungsideologien hätten in Waldorfschulen nichts zu suchen, hieß es in einer Erklärung.

Den aktuellen Krautreporter-Bericht zu Waldorfschulen kann man kostenlos auf deren Website einsehen. Unten findet ihr den Beitrag aus dem ZDF-Magazin:

Nationale Bildungsplattform: Kritik hält an

Die Nationale Bildungsplattform wurde bereits vom Bundesrechnungshof kritisiert. Eine neu veröffentlichte Studie äußert jetzt ebenfalls Kritik an dem Vorhaben und fordert eine Neuausrichtung des Projekts.
Von
Julia Wessner
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November 2022
22.11.2022
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Berlin. Die Nationale Bildungsplattform, ein Projekt, welches das digitale Bildungsangebot Deutschlands bündeln soll und seit Anfang 2021 in Planung ist, gerät wieder in Kritik. Eine neu veröffentlichte Studie zu dem Projekt fordert eine  Neuausrichtung der Bildungsplattform. 

Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) soll die Nationale Bildungsplattform eine “Meta-Plattform im Bildungsraum” sein. Sie verfolgt das Ziel, Schüler:innen das Lernen in digital unterstützten Lernräumen zu ermöglichen und somit für einen vereinfachten Zugang zu digitalen Bildungsangeboten und mehr Chancengleichheit zu sorgen. 

Doch ein solch großes Projekt hat seinen Preis: 630 Millionen Euro soll die Plattform kosten. Für diesen Preis erwartet man Großes, aber bis jetzt sorgte das Projekt hauptsächlich für viel Kritik. Schon im Januar 2022 legte der Bundesrechnungshof einen Prüfbericht vor, der das Vorhaben stark kritisiert: „Die Bemühungen des BMBF, bundesweit übergreifende Maßnahmen und einheitliche Standards für die Digitalisierung der Schulen zu befördern, hält der Bundesrechnungshof für gescheitert. Von weiteren eigenen Strategien und Begleitprojekten zur Digitalisierung der Schulen außerhalb des ‚DigitalPakts Schule muss das BMBF absehen. Es fehlt ihm hierfür nicht nur die Zuständigkeit. Seine Initiativen führen vielmehr zu Angeboten, die redundant zu denen der Länder und damit unwirtschaftlich sind”, so der Bericht.

Im November diesen Jahres wurde erneut eine neue Studie zu dem Thema veröffentlicht, bei der die Umsetzung erneut in der Kritik stand. In Auftrag gegeben wurde diese von Wikimedia Deutschland mit dem Ziel, die “Werte und Strukturen der Nationalen Bildungsplattform” zu untersuchen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Konzept der Plattform nicht neutral genug sei. Institutionen wie Schulen und Educational-Tech-Start-Ups würden sich bei der Gestaltung ihrer Angebote daran orientieren, was die Nationale Bildungsplattform unter Bildung versteht. Als Lösung schlägt das Studienteam zwei Wege zur Neuausrichtung der Bildungsplattform vor, entweder einen Neustart oder eine Reform. In beiden Fällen wird auf eine Änderung der Ziele mit Einbeziehung der Zivilgesellschaft plädiert. Zudem soll das System besser auf die Bedürfnisse junger Menschen ausgerichtet werden. 

Nachdem die Phase, in der verschiedene Prototypen getestet wurden, im Juni 2022 endete, wird die Nationale Bildungsplattform demnächst technisch realisiert. 

Tag der internationalen Konvention der Kinderrechte

Der 20. November ist der Tag der internationalen Konvention der Kinderrechte. Dieser Artikel befasst sich mit den Fragen: "Seit wann gibt es die Konvention und worum geht es bei Kinderrechten und wie viele Kindertage gibt es eigentlich?"
Von
Katja Kraffzik
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November 2022
20.11.2022
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20. November. Der Tag der internationalen Kinderrechte. Vor 33 Jahren beschlossen 145 von damals 159 Staaten der Vereinten Nationen, bei der UN-Vollversammlung die Kinderrechtskonvention. Während meiner Recherchen zu diesem Tag gab es jedoch einige Verwirrung. Denn in Deutschland gibt es drei Daten mit den Überschriften “internationaler Kindertag”, “Weltkindertag” oder eben “internationaler Tag der Kinderrechte”. Im weiteren Verlauf schildere ich die Geschichte der Kindertage und gebe euch Hintergrundinformationen, mit denen ihr vielleicht noch mal anders in Kontakt zu diesem so wichtigen Thema tretet.

Die Evolution des Kindertages und der Kinderrechte

Die Idee, einen Tag zu Ehren von Kindern ins Leben zu rufen, liegt weit zurück. Sie entspringt der Tatsache, dass vor allem Kinder in der Geschichte der Menschheit keinerlei Ansprüche an ihre Umwelt oder an Erwachsene hatten. Sie liefen mit, hatten Folge zu leisten oder sich still zu verhalten. Nach dem ersten Weltkrieg war das Elend der Flüchtlingskinder nicht zu ignorieren und so warb die englische Grundschullehrerin Eglantyne Jebb beim Völkerbund für eine Konvention über die Rechte von Kindern. Sie gründete unter anderem “Save the Children” und mit ihrem Mitwirken wurde 1924 die erste Erklärung der Kinderrechte verabschiedet. Bekannt wurde diese unter dem Namen Déclaration de Genéve. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Konvention erweitert und trug den Titel “Deklaration über die Rechte des Kindes”. Jene erste Fassungen bildeten die Grundlage für die heute gültige Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Die Türkei ist das erste Land, welches bereits 1920 den Tag des Kindes zelebrierte. Im Zuge diverser Entwicklungen führten einige Länder wie Paraguay 1948, die DDR 1950 und die BRD 1954 Kindertage ein. Durch gesellschaftspolitische Veränderungen in einigen Ländern wie unserem, gibt es in manchen Staaten mehrere Tage im Jahr, an denen an das Wohl der Kinder erinnert wird. Es gibt daher kein einheitliches internationales Datum.

Drei Tage eine Bedeutung

In den ostdeutschen Landesteilen wird am 1. Juni der internationale Kindertag gefeiert. Das Datum wird in vielen sozialistisch geprägten Ländern verwendet, da es 1949 im Zuge der Ratstagung in Moskau festgelegt wurde. In den westlichen Bundesländern gilt der 20. September als Weltkindertag. Hintergrund dessen ist, dass am 21. September 1954 die Vereinten Nationen einen weltweiten Kindertag empfahlen. Anders als in der ehemaligen DDR wurde der Tag hier kaum wahrgenommen. Erst mit der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention am 20. November 1989 - der dritte Ehrentag der Kinder, wurde er neu belebt. Heute werden am 1. Juni und am 20. September in Gesamtdeutschland Feste und Veranstaltungen für Kinder, aber auch Demonstrationen und Kundgebungen organisiert. Seit dem ersten Juni 2019 ist der internationale Kindertag sogar ein offizieller Feiertag in Thüringen. Am Tag der Kinderrechtskonvention wird vor allem auf die aktuelle Situation der Kinder weltweit aufmerksam gemacht. Denn wie bei der UN-Vollversammlung beschlossen, stehen all diese Tage für die besonderen Bedürfnisse von Kindern und das Recht auf einen guten Start ins Leben.

Was beinhaltet die Konvention und wie wird sie durchgesetzt?

Die Konvention der Kinderrechte ist das erste rechtlich bindende Abkommen zum Schutz der Rechte von Kindern weltweit. Die Staaten, die sie ratifiziert haben, sind dazu verpflichtet, das Einhalten jenes Regelwerkes sicherzustellen. Dazu gehören zum Beispiel das Recht auf Bildung, das Recht auf Schutz vor Gewalt oder das Recht auf Gleichheit, welches bedeutet, dass alle Kinder die gleichen Rechte haben, egal woher sie kommen, welche Sprache sie sprechen oder welches Geschlecht sie haben. In Deutschland gilt die Konvention seit 1992. Allerdings ist sie nicht gleichzusetzen mit unserem Grundgesetz. In diesem wird über Kinder jedoch nicht für Kinder sorge getragen. Die Kampagne, “Kinderrechte ins Grundgesetz” des Aktionsbündnis Kinderrechte setzt sich genau dafür ein. Auf der Website findet ihr ein Video, welches die Diskrepanz von Grundgesetz und Kinderrechtskonvention erläutert.

Zu den Partnern des Aktionsbündnis Kinderrechte gehören UNICEF, der Kinderschutzbund und das deutsche Kinderhilfswerk. Diese und viele andere engagierte Vereine und Menschen tragen dazu bei, dass die Konvention der Kinderrechte auch weiterhin aktualisiert wird und durch die geforderte Verankerung im Grundgesetz bessere Möglichkeiten der Durchsetzung vorhanden sind.

In diesem Jahr, am 20.November 2022 ruft Unicef erneut zu der Aktion “Turn The World Blue” auf. Die Situation der Kinder weltweit hat sich durch anhaltende oder neue Kriege und Konflikte durch die Klimakrise und der Corona Pandemie dramatisch verschlechtert. Eglantyne Jebb hat damals mit kleinen Hilfsaktionen begonnen und viel für die Kinder in der gesamten Welt erreicht. Die Website fuer-kinderrechte.de teilt Inspirationen für Groß und Klein. Fühlt euch hiermit eingeladen, euch zu beteiligen, sei es für Kinderrechte oder eine saubere Umwelt, um für unsere jungen schutzbefohlenen Mitmenschen bessere Bedingungen zu schaffen.

YouTube Kanäle für den Matheunterricht

Mathematik fällt vielen Schüler:innen schwer. Durch YouTube Videos sollen Lehrende und Lernende unterstützt werden, indem sie ergänzend zum Unterricht genutzt werden. Doch wie können Lehrende diese gezielt einsetzen?
Von
Luisa Janosch
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19
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November 2022
19.11.2022
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Der Mathematikunterricht in der Schule ist mehr oder weniger beliebt bei Schüler:innen. Mathematik verlangt logisches und analytisches Denken, was nicht jedem unbedingt in den Schoß fällt. Dazu kommt, dass Mathe im Unterricht oft sehr trocken erklärt wird und nicht immer das Wissen vorhanden ist, wie man Schüler:innen die Inhalte auf eine interessante und spannende Art vermittelt. Lehrreiche YouTube Videos über Mathematik können Abhilfe schaffen und dafür sorgen, dass Lernende nochmal eine andere Perspektive auf bestimmte Themen erlangen. Im folgenden Artikel wollen wir einige Mathe Youtube-Kanäle vorstellen, die ihr gezielt für den Unterricht nutzen könnt.

Mathe-Simple Club

Der Kanal “Mathe-SimpleClub” ist sozusagen ein alter Hase unter den YouTube (Mathe-) Kanälen. Seit 2011 veröffentlichen die Gründer Nikolai Schork und Alexander Giesecke regelmäßig Videos rund um das Thema. Einfach und auf eine humorvolle Art und Weise erklärt, versuchen die beiden, Schülern und Schülerinnen Mathe verständlich zu machen. Dazu nutzen sie unter anderem Figuren, Bilder, bunte Grafiken und eine Schritt für Schritt Anleitung, wie man beispielsweise Matrizen berechnet. Mit über 142 Millionen Videoaufrufen ein klarer Vorreiter für Mathe-Tipps. Eine Online-Befragung von 1251 Schüler:innen zwischen 11-19 Jahren aus dem Jahr 2020 ergab, dass 26 Prozent der Lehrer:innen SimpleClub regelmäßig für den Unterricht nutzen. 43 Prozent nutzten SimpleClub gelegentlich im Unterricht.

DorFuchs

Ein Channel, bei dem sich Schüler:innen mittels rhythmischer Melodien und gereimter Texte Matheformeln und Anwendungen einfacher merken sollen. Formeln und “Regeln” in der Mathematik sind oft schwierig zu merken. Wenn dann noch fehlendes Verständnis dazu kommt, fällt es den Lernenden nicht einfach, diesen Unterrichtsstoff in der nächsten Klausur richtig anzuwenden. Der Channel “DorFuchs” schafft da Abhilfe, indem er Schüler:innen unterstützt,  sich komplizierte Formeln einfach zu merken. Ein Beispiel dafür ist “Die Ableitung von Sinus ist der Kosinus”, die “DorFuchs” singend mit seiner Gitarre untermalt. 

MathemaTrick

MathemaTrick” bringt Schüler:innen Mathematik Schritt für Schritt bei. Auch sie, Susanne Scherer, hat über 320.000 Follower und lädt regelmäßig Mathematikvideos hoch um Schüler:innen eine Art Nachhilfe zu geben. Ob es um Ableitungsregeln, Sinus und Cosinus oder Vektoren geht, bei “MathemaTrick” kommen die Schüler:innen leicht mit, da alles sorgfältig erklärt und sich Zeit genommen wird. Ein guter Basic Channel, um den Lernenden komplizierte Sachverhalte in der Mathematik näherzubringen oder zu vertiefen.

Für Lehrende ist es nicht immer einfach, Wissen zielgerichtet und verständlich zu vermitteln. Daher bietet es sich an, YouTube Videos mit in den Unterricht einzubauen und es dadurch Schüler:innen zu vereinfachen, Unterrichtsinhalte zu verstehen. Den Artikel “So nutzt ihr YouTube Videos im Unterricht'' findet ihr auch bei uns. 

Nutzt ihr YouTube regelmäßig auch für Mathe und Naturwissenschaften? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Aufgehobene Isolationspflicht an Schulen

Lange galt die Isolationspflicht für Corona-Infizierte. Doch nun ändert sich dieses Vorhaben schlagartig. Baden-Württemberg und Bayern machen es vor. Trotz einer Corona Infektion sollen Schüler:innen und Lehrende in die Schule kommen.
Von
Luisa Janosch
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18
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November 2022
18.11.2022
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Corona bleibt an den Schulen weiterhin ein heikles Thema. Die Corona Infektionszahlen steigen in der Herbst- und Wintersaison wieder an. Trotz dieser Tatsache heben Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein ihre Isolationspflicht auf. Weitere Bundesländer wollen nachziehen. Was ist dann mit den Schulen?

Bis heute gelten gerade in Schulen strenge Corona-Auflagen. Maskenpflicht, AHA-Regeln, Isolation bei Erkrankung. Trotz der immer wieder ansteigenden Zahlen peilen Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein nun ein anderes Ziel an, nämlich Schüler:innen und Lehrkräfte trotz einer Corona-Infektion in die Schulen kommen zu lassen. Diese sollten dann ganz normal am Unterrichtsgeschehen teilnehmen, müssen jedoch Maske tragen und Abstand halten. Andere Bundesländer wie Hessen ziehen mit, ab nächster Woche Mittwoch soll auch dort die Isolationspflicht wegfallen. Anfang der kommende Woche wolle das Kabinett einen Beschluss fassen, so die Staatskanzlei. Dieser Schritt sei aktuell "verantwortbar und geboten" so Kai Klose von den Grünen.

Allerdings gibt es auch Kritik. Die GEW in Schleswig-Holstein bezeichnet die Aufhebung der Isolationspflicht als eine “absolute Fehlentscheidung”. Aufgrund des mangelnden Fachpersonals komme es so zum Unterrichtsausfall, berichtet die Landesvorsitzende Astrid Henke. Anderer Meinung ist Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha. Aus “infektiologischer Sicht” sei die Isolationspflicht aktuell nicht nötig, so Lucha. Dennoch betonte er, dass diejenigen mit Symptomen weiterhin Zuhause bleiben sollten. 

Corona bleibt weiterhin ein Thema mit zahlreichen Meinungen. Gerade wenn es um Schulen oder Kitas geht, spalten sich die Ansichten. Bleibt abzuwarten, wie sich dieses Vorhaben entwickelt und auf das Infektionsgeschehen auswirkt. 

Lehrer-Online.de – Die Inspirationsquelle für Lehrkräfte

Im folgenden Artikel stellen wir Lehrer-Online.de vor. Wir geben einen Ausblick darauf, wie die Website ihren Schulalltag bereichern kann und Ihr mit neuen Inspirationen frischen Wind ins Klassen- oder Lehrerzimmer bekommt.
Von
Katja Kraffzik
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November 2022
18.11.2022
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Frau Miller, seit 10 Jahren Lehrerin, sitzt an ihrem Schreibtisch. Die Ferien neigen sich dem Ende zu und sie beginnt mit den Unterrichtsvorbereitungen. Sie freut sich auf Ihre Schüler und Schülerinnen. Während des Planens spürt sie eine gewisse Unzufriedenheit. Sie hätte gern neue Impulse für Ihren Unterricht. Daher beginnt sie zu recherchieren und stößt dabei auf die Website Lehrer-Online.de.

Lehrer-Online.de ist das führende redaktionell betreute Material- und Service-Portal für Lehrkräfte aller Schulformen und -stufen. Seit 1998 finden Lehrkräfte hier qualitativ hochwertiges und pädagogisch geprüftes Unterrichtsmaterial, das frei und rechtssicher im Unterricht verwendet werden kann. 

Wie ist die Seite aufgebaut?

Auf der Startseite im Kopfbereich befindet sich die Navigation: Fächer, Themen, Services, Vorteile & Preise, Blog und Shop. Hier findet ihr klar strukturiert die einzelnen Inhalte und Angebote von Lehrer-Online. Im Content Bereich, dem Hauptteil der Homepage, werden unter anderem aktuelle Materialien, Tipps für den Unterricht und Nachrichten aus der Bildungswelt publiziert. Ebenso erfahren wir, wer für Lehrer-Online.de arbeitet und warum sowie Rezensionen der Nutzer. Darunter befindet sich der Footer. Im Footer erwarten die Besucher:innen noch mal die Auflistung aller Unterrichtsfächer sowie unter anderem die Links zum Impressum, zur Kontaktseite und zu den Partnern der Website.

Welche Möglichkeiten bietet Lehrer-Online.de?

Es gibt drei Registrierungsoptionen, im zahlenden Bereich haben die Nutzer:innen Zugriff auf das vollumfängliche Angebot. Lehrpersonen haben hier nicht nur die Möglichkeit, sich inspirieren zu lassen, sondern auch konkrete methodische Vorgehensweisen inklusive der dazugehörigen Unterrichtsmaterialien zu finden. Ihr könnt euch zu allen Unterrichtsfächern, Schulformen sowie zu gesellschaftspolitischen oder kulturellen Themen informieren und für euren Unterricht das Zutreffende verwenden. Im Shop können weitere Unterrichtsmaterialien erworben werden.

Hervorzuheben sind auch die Blogs, ein Unterhaltungssektor mit Mehrwert. Der Blog von Grundschullehrer “Herr Klafki” unterhält mit lustigen Anekdoten aus dem Schulalltag des Lehrers. Einige Texte regen zum Innehalten und zum Austausch an. Die Geschichte über seinen ersten Schultag nach den Ferien ist ein Beispiel, wie man mit Humor und Witz den Neustart betrachten kann und warum man am ersten Tag lieber keine neuen Schuhe anziehen sollte.

In dem Blog “Digitale Schule” wird von verschiedenen Autor:innen in diversen Formaten wie Interviews, Fachartikel, Podcasts oder Erfahrungsberichten über die Entwicklung des Digitalisierungsprozesses in der Schullandschaft aufgeklärt und informiert. Der Blogbeitrag von Dr. Peter Kührt handelt unter anderem von der erfolgreichen Zusammenarbeit verschiedener Auszubildenden aus unterschiedlichen Unternehmen. In zahlreichen Projekten zum Thema “Wirtschaft und Finanzen” experimentierten die Teilnehmer und stellen den Jugendlichen in Deutschland inzwischen eine ganze Reihe von erprobten Erklärvideos und digitalen Selbstlernmodulen zur Verfügung. 

Anna ́s Blog “Mein Referendariat, mein Weg zur Lehrerin.” beschreibt das Jahr der Referendarin mit allen Höhen und Tiefen, die diese spannende und lehrreiche Zeit zu bieten hat. Sie thematisiert ihre “Ref-Müdigkeit”, lässt uns daran teilhaben, wie es zu Beginn der Pandemie war und wie es nun ist, endlich “echte Lehrerin” zu sein. Als Leser:in des Blogs ist man beinahe live dabei und fiebert mit.

Was macht Lehrer-Online.de besonders?

Die Homepage hat bereits eine längere Geschichte und konnte sich dem Wandel stetig anpassen und Vorreiter des digitalen Lernens werden. Das bedeutet, dass ein enormer Erfahrungsschatz vorhanden ist. Dies macht die Inhalte qualitativ und quantitativ hochwertig. Die Vielfältigkeit, Aktualität, die Möglichkeit, sich auszutauschen, selbst Akteur zu werden oder sich durch Blogbeiträge zum Beispiel verstanden und gesehen zu fühlen, macht Lehrer-Online.de so besonders.

Frau Miller geht es genauso. Sie wird einige Ideen übernehmen und ihren Unterricht mit Hilfe von Lehrer-Online.de aktueller und mit frischer Energie gestalten. Mit einem Schmunzeln im Gesicht, in Gedanken noch bei Herrn Klafki´s erstem Schultag, schreitet sie frohen Mutes ihrem ersten Arbeitstag entgegen.

So nutzt ihr YouTube-Videos im Unterricht

Youtube-Videos sind bei vielen Jugendlichen und Schüler:innen beliebt, knapp 42 Prozent der 14-21 Jährigen bevorzugen Videos zum Lernen. Können Youtube-Videos Schüler:innen besser lernen lassen und wie nutzt man diese gezielt im Unterricht?
Von
Luisa Janosch
|
17
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November 2022
17.11.2022
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Die Videoplattform YouTube gehört zum Internet-Riesen Google und wurde 2005 gegründet. Die Anzahl der monatlichen Nutzer:innen beträgt weltweit ca. 2,56 Milliarden, wobei alleine in Deutschland die Tagesreichweite bei knapp 35 Prozent liegt (Statista, 2021). Gerade Jugendliche verbringen gerne Zeit auf der kostenlosen Videoplattform. 42 Prozent der befragten Schüler:innen zwischen 14 und 21 Jahren nutzen Videos, als die mit Abstand bevorzugte Lernmethode (iwd, 2019). Woran das liegt und welchen positiven Effekt Lehrende daraus für ihren Unterricht ziehen können, wird im folgenden Artikel erläutert.

YouTube und Motivation

Für junge Schüler:innen und Jugendliche ist es wichtig, Freude am Lernen zu haben. YouTube kann helfen, sich die Inhalte auch zum Teil nicht so beliebter Fächer besser und langfristig merken zu können. Es bringt ihnen wenig, wenn sie sich nicht mit dem Inhalt identifizieren können bzw. ihn erst gar nicht verstehen. Oft ist es für Lehrende nicht so einfach, die Schüler:innen an der richtigen Stelle abzuholen, da sie häufig Wissen von ihrem Standpunkt aus vermitteln. Es fällt nicht allen leicht, sich in die Köpfe der Schüler:innen zu versetzen. Der Unterrichtsstoff ist nicht selten eher theoretisch und für viele zu komplex gestaltet, sodass Youtube-Videos zusätzliche Abhilfe schaffen können. Diese Videoclips erklären den Sachverhalt oft nochmal auf eine andere, für Schüler:innen besser verständliche Art und Weise, sodass es ihnen leicht fällt, einen Bezug zum Unterrichtsthema herzustellen und ihn schließlich auch zu verstehen. Die Mischung macht es bekanntlich.

YouTube im Unterricht nutzen

Jeder, der über ein Google Konto verfügt, ist berechtigt, Videos bei YouTube hochzuladen. Daher findet man neben einer Menge Unterhaltungsvideos auch Videos, die Wissen vermitteln und somit auch für schulische Zwecke genutzt werden können. Um Videos zu schauen, wird kein Konto benötigt. Die Videos sind im Netz immer abrufbar und können beliebig oft geschaut oder vor- und zurückgespult werden. Dieses bietet gerade für diejenigen Schüler:innen einen enormen Vorteil, denen es oft zu schnell geht im Unterricht, da diese immer wieder an bestimmte Stelle zurückspulen können. Es gibt einige Funktionen, die es erleichtern, Youtube zu nutzen. Videos können auch ganz ohne einen Mausklick an den Anfang zurückgespult werden, indem man auf die Taste “0” klickt. Der Buchstabe “T” kann gedrückt werden, wenn das Bild vergrößert und dann auch wieder verkleinert werden soll. Ein weiterer Tipp ist gerade für das Vorbereiten des Unterrichts interessant. Mit einem Youtube Konto lassen sich Playlists erstellen. So können zu jedem Thema verschiedene Listen mit passenden Videos erstellt werden, je nachdem welches die Lehrer:innen als passend erachten. Unter dem Video steht ein “Speichern” Button, bei dem man die Funktion des Erstellens ganz einfach abrufen kann. Häufig kommt es vor, dass in den Videos zu schnell gesprochen wird. Den Untertitel kann man unter dem Video bei dem kleinen Zahnrad einfach aktivieren oder die Wiedergabegeschwindigkeit des Gesprochenen verlangsamen / beschleunigen.

Was gilt es als Lehrer:in bei der Nutzung von YouTube zu beachten?

Es ist wichtig für Lehrkräfte, sich über die Plattform YouTube zu informieren, um so eventuelle Gefahren und Risiken für die Schüler:innen möglichst zu vermeiden. Die Plattform zeigt auch Videos, die nicht für minderjährige Zuschauer geeignet sind. Wichtig ist hier Transparenz. Mit den Eltern von Minderjährigen abgesprochen, ist die Nutzung der Lernclips im Unterricht oder außerhalb des Unterrichtes zu schulischen Zwecken kein Problem. Eine kurze Einführung in die Verwendung von YouTube ist gerade für jüngere Schüler:innen wichtig, da nicht alle YouTube aktiv nutzen.

Youtube Kanäle, die auch für Lehrer:innen interessant sein könnten

Unter vielen YouTube-Kanälen und Videos für Schüler:innen gibt es auch solche, die speziell für Lehrer:innen interessant, unterhaltend oder einfach wissenswert sein können. Der Channel “Lehrer-Tricks” unterstützt Lehrende dabei, indem er ihnen Tipps und Tricks zu verschiedensten Themenbereichen des Lehrens und Lernens gibt. Wie beispielsweise das Klassenklima und die Körpersprache oder die Steigerung der Produktivität und Effizienz im Beruf. Ähnlich der Kanal “Alpha Lernen", welcher fast täglich neue Lernvideos zu den unterschiedlichsten Fächern wissensreich, spannend und lustig präsentiert. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass YouTube für Lehrer:innen und Schüler:innen gleichermaßen Vorteile bietet. Lehrende können die Videos als Vorbereitung, Nachbereitung oder Ergänzung zum Unterricht nutzen. Schüler:innen profitieren von den verschiedenen, oft gut verständlichen Erklärungsansätzen, die eine Abwechslung zum herkömmlichen Schulalltag aufzeigen. Dennoch sollte der Umgang mit der Plattform gerade bei Minderjährigen zuvor im Unterricht oder mit den Eltern besprochen werden und über Risiken aufgeklärt werden.

Habt ihr schon mal YouTube in euren Klassenzimmern eingesetzt und wenn ja, wie war die Resonanz?

Welttag der Toleranz: Wie Schulen gegen Diskriminierung kämpfen

Am 16. November wird der Internationale Tag der Toleranz gefeiert. Das Thema wird auch in Schulen groß geschrieben, aber wie sieht die aktuelle Lage dort aus? Welche Maßnahmen werden ergriffen? Und was können Lehrkräfte tun?
Von
Julia Wessner
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16
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November 2022
16.11.2022
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Am 16. November ist Welttag der Toleranz. 185 Mitgliedstaaten der UNESCO haben vor 25 Jahren die Erklärung der Prinzipien der Toleranz unterschrieben. An diesem Tag erinnert die UNESCO seitdem jährlich an die Regeln, die ein menschenwürdiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen auf unserem Planeten ermöglichen. Toleranz sei für ein friedliches Zusammenleben essentiell. Aber wie sieht es mit der Toleranz in Deutschland eigentlich aus?

Aus Studien der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass die Deutschen mit der Zeit offener und toleranter werden. Während 1990 noch 64 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass man deutsche Staatsbürger Ausländern gegenüber auf dem Arbeitsmarkt bevorzugen solle, lag dieser Wert 2013 bei 43 Prozent. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern liegen diese Einstellungswerte im durchschnittlichen Bereich. Innerhalb des Landes zeigt sich eine starke Spaltung, während 45 Prozent der Gesamtbevölkerung der Meinung sind, man solle Einwanderung stark begrenzen, sind unter Vertretern der gesellschaftlichen Elite nur fünf Prozent dieser Meinung. 

Um die Toleranz gegenüber Menschen aus anderen Ländern oder Kulturkreisen zu stärken, wird das Thema schon in Schulen thematisiert. Momentan sind etwa 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, bei der Hälfte handelt es sich um Kinder. Mit diesen geflüchteten Kindern kommen auch die Schüler:innen hierzulande in Kontakt. Es ist wichtig, dass sie schon in jungen Jahren lernen, tolerant und offen gegenüber Kindern zu sein, die eine andere Herkunft oder ein anderes Aussehen haben als sie selbst. 

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Ein Netzwerk, das dieses Ziel verfolgt, ist “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”. Über 3500 Schulen nehmen an dem Projekt bereits teil, sodass über zwei Millionen Schüler:innen mittlerweile eine Schule besuchen, deren Mitglieder sich dazu verpflichtet haben, sich für die Gleichwertigkeit aller Menschen und gegen jegliche Form der Diskriminierung einzusetzen. Die Schüler:innen der teilnehmenden Schulen können selbst entscheiden, mit welchem zu dem Thema passenden Aspekt sie sich genauer auseinandersetzen möchten, da sich die Schule durch ihre Teilnahme an dem Projekt dazu verpflichtet, nachhaltige Projekte, Aktionen und Veranstaltungen durchzuführen, um alle Formen der Diskriminierung, insbesondere Rassismus, zu überwinden.

Unterstützt werden die Schulen durch die Landes- und Regionalkoordinator:innen, die Angebote der Kooperationspartner, die Bundeskoordination und Pat:innen. Bei letzterem handelt es sich meistens um Personen des öffentlichen Lebens, wie Sportler:innen, Musiker:innen, Politiker:innen, aber auch Zeitzeug:innen, Sportvereine, Bäcker:innen oder Sozialarbeiter:innen, die eine Schule bei ihrem Engagement unterstützen.

Mittlerweile gibt es 1326 Pat:innen, darunter sind unter anderem Reiner Calmund, Mario Götze, Simon Gosejohann und auch Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier.

Um auf das Projekt aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln, werden zum Beispiel Konzerte veranstaltet, an denen sich die Schüler:innen und Pat:innen beteiligen. 

Mehr Toleranz unter Schülern: Das können Lehrkräfte tun

Sind Kinder oder Jugendliche häufig Diskriminierung ausgesetzt, kann das gravierende Auswirkungen auf ihre spätere Schullaufbahn und somit ihr gesamtes Leben haben. Daher ist es wichtig, dass das Thema Toleranz schon im Schulunterricht seinen festen Platz hat. Auf Kinder, die ausgegrenzt und diskriminiert werden, zum Beispiel weil sie geflüchtet sind und/oder die Sprache nicht gut beherrschen, sollte man als Lehrer:in besonders achten. Man sollte sichergehen, dass die Kinder die Sprache lernen, damit sie sich mit ihren Mitschülern unterhalten können. Sobald klar ist, dass ein Kind nicht angemessen behandelt wird, sollte eingeschritten werden. Die Lehrkraft sollte mit beiden Seiten und den jeweiligen Eltern sprechen und sich eventuell an professionelle Hilfe wenden. 

Der Welttag der Toleranz ist heute aktueller denn je. Zurzeit kommen als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine viele ukrainische Kinder als Flüchtlinge an deutsche Schulen. In Situationen wie diesen sind Intoleranz und Diskriminierung immer eine Gefahr. Lehrer:innen haben in dem Fall die wichtige Aufgabe, ihre Schüler:innen so gut wie möglich aufzuklären, das Thema direkt und offen anzusprechen und die geflüchteten Kinder so gut es geht zu unterstützen. Auch Projekte wie “Schule ohne Rassismus” haben es sich zur Aufgabe gemacht, für mehr Toleranz im Klassenzimmer zu kämpfen.

Habt ihr schon Diskriminierung unter Schülern erlebt? Welche Maßnahmen ergreifen eure Schulen dagegen? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Mit dem DSSCamp22 TikTok zum Lernen nutzen

Das Projekt DigitalSchoolStory lädt zum diesjährigen Online-Format DSSCamp22. Lehrkräfte, Förderer und Neugierige sind dazu eingeladen, fleißig mitzudiskutieren, zuzuhören und eigene Themenvorschläge einzubringen.
Von
Erik Schimpf
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November 2022
15.11.2022
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Im Unterricht herrscht Flaute und auf dem Schulhof reden alle von TikTok? – DigitalSchoolStory könnte dabei helfen, frischen Wind in die Klassenzimmer zu bringen. 

Digitales Storytelling erweist sich hierbei als effektives Vermittler- Instrument, um fachliche Themen wie Mathematik, Englisch oder Deutsch altersgerecht und schülernah zu transportieren. Im Juni 2020 ging aus dem Hackathon #WirfürSchule die Projektinitiative hervor. Der damalige Hackathon hatte das Ziel, kreative und digitale Ideen für die Schule zu suchen. Das Projekt DigitalSchoolStory wurde im Bereich Zukunftskompetenz zu einem der Gewinnerprojekte ausgezeichnet. Nach der Idee folgte die Pilotphase mit drei Klassen, das Projekt kam dabei so gut an, dass Nina Mülhens und Siegfried Baldauf die DigitalSchoolStory gUG gründeten.

Die Projekte sollen Schüler:innen helfen, aus einer einseitigen Konsumentenhaltung in eine bewusste und reflektierende und letztendlich auch kritische Auseinandersetzung mit digitalen Medien zu kommen.

Das DSSCamp22 lädt dazu Lehrkräfte, Förderer und Neugierige zum Austausch über die unterschiedlichen Formate ein und stellt Angebote für Schulen, Hochschulen und Unternehmen vor. Die Teilnehmer:innen sind dazu eingeladen, fleißig mitzudiskutieren, zuzuhören und eigene Themenvorschläge einzubringen. Ein Online-Barcamp zum Thema Video-Kreation als Lernmethode, Social Media und Lerninhalte der Schule, dem Lebensalltag der Schüler:innen werden hierbei vorgestellt. Kinder und Jugendliche sollen dafür stark gemacht werden, sich im Unterricht und im Netz einzubringen – Digitale Medien werden zum Vermittler von Zukunftskompetenzen für Lehrer:innen wie auch für Schüler:innen. TikTok zum Lernen nutzen, verstehen, warum es Chancen bietet, für beide Seiten.

DigitalSchoolStory möchte mit seinen Angeboten dazu beitragen, dass Jugendliche mit sozialen und flexiblen Fähigkeiten auf das moderne Arbeitsleben vorbereitet sind.

Das Konzept sieht vor, Jugendlichen soziale und methodische Zukunftskompetenzen wie digitale Medienproduktion, Selbstpräsentation und agiles Zusammenarbeiten im Team zu vermitteln. Lehrer:innen werden zum Content-Creator, sollen dabei die Schüler:innen beratend unterstützen und in einer digitalen Frage-Antwort-Runde Feedback geben.  Die Klasse wird zum experimentellen Feldlabor.

Plätze für das DSSCamp22 sind hier zu finden.

Wie Neonazis Privatschulen unterwandern

Eine freie Schule, selbstverwaltet von Eltern und Lehrern, ist für viele eine Alternative. Doch auch Rechtsextreme nutzen die Freiheit, um ihre Ideologie auszuspielen. Welche Strategien verfolgen sie, und wie sieht die Lage an Deutschlands Privatschulen?
Von
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November 2022
14.11.2022
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Privatschulen sind im Trend, seit Anfang der 90er Jahre ist ihre Zahl um 80 Prozent gestiegen auf bundesweit 5850 Schulen. Eine freie Schule, selbstverwaltet von Eltern und Lehrern, ist für viele eine Alternative. Kreatives Lernen, ökologische Bezüge, mehr handwerkliche Angebote und kleinere Klassengemeinschaften versprechen bessere Lernbedingungen. Doch auch Rechtsextreme nutzen die Freiheit, um ihre Ideologie auszuspielen. Welche Strategien verfolgen sie, und wie sieht die Lage an Deutschlands Privatschulen aus und wie können sie sich diese gegen Neonazis schützen?

Schleichend und meist unbemerkt engagieren sich Lehrer:innen oder Eltern mit rechtsextremer Gesinnung im Schulbetrieb freier Bildungseinrichtungen, während diese versuchen, Eltern und Lehrerschaft stärker in den Schulalltag zu involvieren. Ein persönlicher Kontakt von Eltern besteht häufiger, genauso wie Angebote von Arbeitsgemeinschaften, begleitete Wandertage, Sachspenden oder zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten. Selbstverwaltet ermöglichen freie Schulen durch mehr Mitspracherecht die Gelegenheit für ideologische Einflussnahme auf Kinder und Lehrinhalte. Die  Schlupflöcher bieten ganz gezielt ein Einfallstor und können dadurch für unterschiedliche Zwecke missbraucht werden, um beispielsweise einen politischen Gemeinschaftswillen aufzuzwingen.

In der am 27. Januar 2021 ausgestrahlten WDR-Dokumentation „Wenn Rechtsextremisten freie Schulen unterwandern", hatte ein ehemaliger Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen eine Schule in Mecklenburg-Vorpommern erhoben. Die Schulleitung würde Kontakte zu Holocaustleugnern pflegen, rassistische Sichtweisen im Unterricht stärken und die Geschichte des Nationalsozialismus relativieren. Die Schulleitung bezeichnete die Tagebücher der Anne Frank im Deutschunterricht als Fälschungen, der  Holocaustleugner Bernhard  Schaub soll zudem engen Kontakt zum Kollegium gepflegt haben.  Inzwischen seien die gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichtsfächer inhaltlich und personell gestärkt worden, teilt die Senatsbildungsverwaltung mit. Die Schulleitung und das  Kollegium nehmen an einem  Qualifizierungsprogramm teil, das neben der Thematik Rechtsextremismus vor allem pädagogische Themen zur Entwicklung der Unterrichtsqualität und zur sonderpädagogischen Förderung umfasst. Demnach wurden neue Lehrkräfte eingestellt, damit künftig nur Pädagog:innen mit entsprechender Unterrichtsgenehmigung den Unterricht in allen Fächern  erteilen. 21 Lehrer:innen sind aktuell an der Schule beschäftigt, von denen 15 Personen eine unbefristete und fünf nur eine befristete Unterrichtsgenehmigung besitzen. Besuche durch die Schulaufsicht seien auch im neuen Schuljahr vorgesehen, so der Staatssekretär Alexander Slotty (SPD).

Prävention als Schlüssel

Doch wie können Schulen sich gegen solche Unterwanderungsversuche schützen? Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie von 2022 halten sich organisierte Faschisten und deren Ideologie beharrlich in der deutschen Gesellschaft. Die repräsentative Langzeiterhebung bietet Einblicke in aktuelle gesellschaftliche Entwicklung zu Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit in Deutschland. Stark rechtsextreme Weltbilder nehmen laut der Studie ab, gleichzeitig verfestigen sich die aktuellen extremen Milieus immer weiter. Nur sechs von zehn Befragten sind mit der gelebten Demokratie in Deutschland zufrieden. 38,4 Prozent der Befragten in Ostdeutschland stimmten der Aussage "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet" zu, bei den Personen in Westdeutschland lebenden waren es 22,7 Prozent. Vor zwei Jahren lag dieser Wert bei den Personen in Ostdeutschland noch bei knapp 25 Prozent. Die Bürger:innen sehen durch einzelne Krisen und Konflikte  jedoch immer weniger den Sinn, ihre demokratische Teilhabe auszuüben. Dadurch könnten sogenannte Brückenidologien entstehen, Rechtsextreme hätten viel mehr Möglichkeiten, in der Mitte der Gesellschaft Anschluss zu finden.

Entpolitisierung, die Verharmlosung von  Signalen in der Deutung “Das war vielleicht mal ein Ausrutscher, oder das war bestimmt nicht so gemeint”, reichen aus, um Debatten zu relativieren. Rechtsextreme können sich so unentdeckt über Jahre hinweg einen festen Platz in der  Schule erarbeiten. Erst dann, wenn es gar nicht mehr zu leugnen ist, wenn Fotos und Belege im Internet eine starke Positionierung über extreme Gesinnung nachweisen, kann die Schulaufsicht agieren.

Freie Schulen sind genau wie staatliche Einrichtungen der Schulaufsichtsbehörde unterstellt. Im Falle schwerer Verstöße, wie der Leugnung des Holocaust, darf die Schulbehörde einschreiten, Lehrer entlassen oder sogar Schulen schließen. Jedoch ist ein konkreter Nachweis schwer und es gibt in freien Schulen weniger innerschulische Kontrollmechanismen als in staatlichen Schulen. Eine Fachaufsicht im schulischen Kontext gibt es durch die Fachleitungen und die Fachbereichsleitungen, wobei die  Schulleitung dabei immer einzubeziehen ist. Die Prüfung einzelner Fälle übernimmt dabei als Kontrollorgan die Schulaufsichtsbehörde. Die Schulaufsicht kann dabei die Lehrgenehmigung oder die Unterrichtsgenehmigung einer bestimmten Lehrkraft entziehen, wenn konkrete Beweise und Anschuldigungen nicht widerlegt werden können. 

Bundesweit gibt es demokratiepädagogische Initiativen, die in diesem Zusammenhang mit mobilen Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus, Anlaufstellen und Hilfe bieten.

Politik-Videos auf YouTube: Diese Kanäle helfen euch im Unterricht

Politik ist für viele Schüler oft zu trocken und theoretisch. Wir stellen euch vier beliebte YouTube-Kanäle vor, deren Videos ihr nutzen könnt, um euren Unterricht für Schüler interessanter zu gestalten.
Von
Julia Wessner
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November 2022
13.11.2022
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YouTube ist heute eine der beliebtesten Internetseiten der Welt. In Deutschland landete die Plattform 2021 mit fast 360 Millionen Besuchern auf dem zweiten Platz der meistbesuchten Webseiten. Neben Entertainment, Musik, Sport und vielem mehr findet man dort auch unzählige Lehrvideos. Diese sind geeignet für Schüler:innen, Lehrer:innen und Menschen, die sich einfach weiterbilden wollen. Wir stellen euch in den nächsten Wochen YouTube-Kanäle zu unterschiedlichen Fächern vor, die ihr gezielt im Unterricht einsetzen könnt. Heute starten wir mit Politik.

MrWissen2go

Der Kanal “MrWissen2go” wird von dem deutschen Journalist, Moderator und Autor Mirko Drotschmann betrieben. Mit 1,96 Millionen Abonnenten ist er einer der beliebtesten YouTube Info-Kanäle im deutschsprachigen Raum. 

Der Kanal ist ein Teil des Online-Medienangebots funk von ARD und ZDF. In den Videos werden unter anderem politische Situationen verschiedener Länder aufgezeigt, deutsche und internationale Wahlen erklärt, wichtige Politiker vorgestellt und internationale Konflikte anschaulich dargestellt. Es handelt sich um vergleichsweise kurze Videos, die meisten haben eine Länge von zehn bis 15 Minuten. Neben den knapp 100 Videos zum Thema “Politische Themen erklärt” und anderen politischen Videos, gibt es auf dem Kanal auch zahlreiche Clips zu anderen, für Schüler:innen relevanten Themen wie zum Beispiel Geschichte, Allgemeinwissen und Religion. 

DIE DA OBEN

Der Kanal “DIE DA OBEN” wird ebenfalls vom öffentlich-rechtlichen funk-Team produziert . Die Moderatoren Jan Schipmann und Aline Abboud informieren über die neuesten Geschehnisse aus dem politischen Berlin. In den Videos dieses Kanals geht es fast ausschließlich um nationale Probleme, die politische Lage Deutschlands, einzelne Politiker oder gesellschaftliche Themen. Die Länge der Videos ist sehr unterschiedlich, von knapp zweiminütigen Kurzclips bis hin zu  50 Minuten ist fast alles dabei.

EinfachSchule

EinfachSchule” ist ein Kanal der sich auf Schüler:innen der Klassen fünf bis zwölf spezialisiert hat. Neben anderen Schulfächern wie Mathematik, Biologie und Deutsch wird auch eine große Auswahl an Videos über Politik angeboten. In relativ kurzen Videos, die meistens zwischen drei und zehn Minuten dauern, wird Basiswissen der Politik einfach erklärt. Besonders hilfreich sind beispielsweise die Videos zum Thema Brexit oder zum Prinzip der Wahlmänner in den USA. Zudem werden speziell Themen der deutschen Politik, zum Beispiel die Bundestagswahl, der Gesetzgebungsprozess oder Verfassungsorgane, genauer erläutert.

Bundeszentrale für politische Bildung / bpb

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung hat einen eigenen YouTube-Kanal

Bei den Videos handelt es sich nicht um klassische Erklärvideos wie bei den anderen Kanälen. Hier werden häufig Interviews und Gesprächsrunden zu aktuellen Themen gepostet, in denen unterschiedliche Meinungen vertreten und diskutiert werden. Die Videos haben unterschiedliche Längen, von zehn Minuten bis zwei Stunden ist fast alles dabei. 

Zudem wird auch eine große Auswahl an Podcasts bereitgestellt, wie zum Beispiel aus dem Magazin APuZ ( “Aus Politik und Zeitgeschichte”). Die Folgen dauern in der Regel eine halbe Stunde und behandeln Themen wie Kinder und Politik, Verschwörungstheorien oder den Zustand der Demokratie

YouTube ist nicht ohne Grund eine sehr beliebte Plattform, auch im Bereich des Lehrens und Lernens. Die Webseite ist kostenlos, einfach und ohne Anmeldung bedienbar und die Auswahl zu fast jedem Thema ist riesig. Da das Fach Politik im Unterricht schnell theoretisch und trocken wirken kann und dadurch oft nicht leicht verständlich ist, sind Erklärvideos, wie von den vorgestellten Kanälen, eine sinnvolle Ergänzung des Unterrichts. Sie können dabei helfen, dass Schüler:innen ein Thema besser verstehen und sich dadurch aktiver am Unterricht beteiligen.

Nutzt ihr den ein oder anderen Kanal aus unserer Liste vielleicht schon regelmäßig  im Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

TimeRide: Virtuelle Zeitreise zu deutscher Geschichte

Anlässlich des „Schicksalstages“ der deutschen Geschichte am 9. November eröffnet TimeRide eine emotionale wie neuartige Gesamtschau auf die Vergangenheit Deutschlands. Die Experience erschließt rund 2000 Jahre deutsche Geschichte wie im Flug.
Von
Redaktion
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November 2022
11.11.2022
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Anlässlich des „Schicksalstages“ der deutschen Geschichte am 9. November eröffnet TimeRide eine emotionale wie neuartige Gesamtschau auf die Vergangenheit Deutschlands. Die Experience erschließt rund 2000 Jahre deutsche Geschichte wie im Flug. Mithilfe der Virtual-Reality Technik können Schüler:innen den kritischen Umgang mit digitalen und immersiven Medien erproben. Das Projekt unterstützt zudem Pädagog:innen bei der Schärfung ihrer mediendidaktischen Kompetenzen.

Das Virtual-Reality-Erlebnis führt auf einer rasanten virtuellen Reise zu Meilensteinen der deutschen Geschichte von den Römern am Limes bis hin zum Fall der Berliner Mauer. In kompakten 10 Minuten verdichtet es über 2000 Jahre deutsche Historie. Schüler:innen tauchen dabei mit Virtual Reality hautnah in die historischen Szenen ein und werden selbst zu Zeitzeug:innen von Wendepunkten der Geschichte Deutschlands.

Die virtuelle Tour ermöglicht dank 360-Grad-Bewegtbild-Szenerien einen eindrucksvollen Überblick prägender Ereignisse und Schauplätze. Schlaglichtartig werden 14 Szenen aus unterschiedlichen Städten und Epochen beleuchtet: beispielsweise der Aufbruch Kaiser Barbarossas zum Kreuzzug in Regensburg, Ritterturniere in München, aber auch der Sprung in die Neuzeit ins Frankfurt des 19. Jahrhunderts. Köln zeigt sich im Spiegel der Moderne: von den lebensfrohen 1920er- Jahren verläuft die Reise in der Domstadt zu den dramatischen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Zeitreise endet schließlich im Berlin des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von der stark kriegsversehrten Stadt 1945 beobachten sie den Mauerbau und erleben Fall der Mauer am 9. November 1989 mit.

„Mit der sehr kompakten ‚Deutschland-Zeitreise‘ wollen wir Menschen für die Geschichte Deutschlands begeistern“, erklärt Jonas Rothe, Gründer und Geschäftsführer der TimeRide GmbH. „Das unmittelbare Eintauchen in kurze historische Video-Sequenzen eröffnet besonders Schülerinnen und Schülern eine völlig neue Erfahrung von Geschichte“.

Erlebt werden kann die „Deutschland-Zeitreise“ in Kombination mit der VR-Tour ins geteilte Berlin oder als eigenständiger Programmpunkt. Die Zeitreise mit dem historischen Bus ins geteilte Berlin läuft als eigenständige Attraktion weiter.

Lehrkräftemangel in Bremen: Gibt es eine Lösung?

In unserer Serie „Lehrermangel in Deutschland" schauen wir uns heute das Bundesland Bremen an. Hier ist die Lage prekär. Lehrer:innen und nicht unterrichtendes Fachpersonal fehlen und die bisherigen Maßnahmen fruchten nicht. Eine Zusammenfassung der aktuellen
Von
Katja Kraffzik
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November 2022
10.11.2022
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Bremen. In der Hansestadt hat sich der Lehrermangel in jüngster Zeit weiter verschärft. In einem Beitrag des Lokalmagazins buten un binnen wird berichtet, dass 273 Lehrkräfte neu eingestellt wurden, während 96 Vollzeitstellen unbesetzt blieben. Durch Krankheit, Pension oder Elternzeit fehlen insgesamt 170 Vollzeitstellen, in Bremerhaven sind es fast 70 Lehrerstellen. Es bleibt eine enorme Lücke in der Lehrerschaft. Hinzu kommt, dass der Mangel ungleich verteilt ist. Prekär ist die Situation vor allem an Inklusions- und Oberschulen. Zusätzlich zum Lehrpersonal fehlen auch Sonderpädagog:innen und Erzieher:innen. Somit ist unter anderem die Ganztagsbetreuung an diesen Schulen stark gefährdet. Zum Teil fällt bereits jetzt der Unterricht aus.

In den letzten Jahren wurden durch Maßnahmen wie Gehaltsanpassungen – ab August 2022 wurde für alle neuen Lehrkräfte die Besoldungsstufe von A12 auf A13 angehoben – und die erhöhte Zahl an Referendariatsplätzen versucht, dem Problem zu begegnen. Ebenso ersetzen Studierende fehlendes Lehrpersonal. In Bremerhaven gibt es Stipendien für Lehramtsstudent:innen, mit attraktiven Leistungen seitens der Stadt inklusive einer vertraglichen Bindung von 5 Jahren. Eine signifikante Verbesserung der Situation haben diese Maßnahmen bisher nicht herbeigeführt.

Die Situation des Lehrkräftemangels scheint schlimmer als je zuvor. Denn wie in Gesamtdeutschland und in unserem Artikel zum Lehrermangel in Berlin bereits beschrieben, wurde die Stellenplanung falsch kalkuliert und die wachsende Schülerzahl außer Acht gelassen. Hinzukommen die geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine und anderen EU-Ländern. Diese besuchen Vorkurse oder Willkommensklassen, welche händeringend Lehrpersonal und Räumlichkeiten benötigen. 

Weitere Lösungsansätze sind, die Unterrichtszeiten der Lehrer und Lehrerinnen zu minimieren, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Sascha Aulepp, Senatorin für Kinder und Bildung der freien Hansestadt Bremen, fordert mehr Ausbildungskapazitäten an Universitäten und Hochschulen zu schaffen. Sie möchte den Zugang zum Quereinstieg erleichtern sowie das Verfahren der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen beschleunigen. Auch die Mitarbeiterakquise für die nicht unterrichtenden Fachkräfte soll vereinfacht werden. Hier soll nicht mehr nur der Ausbildungsabschluss einer staatlich anerkannten Erzieherin z.B. ausschlaggebend sein, sondern die individuelle Eignung der Person in den Vordergrund rücken.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es viele Lösungsansätze gibt und einiges versucht wird, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen. Wenn die neuen Ideen schnell umgesetzt werden, lässt sich hoffen, dass es doch nachhaltige Verbesserungen für Lehrer:innen und Schülerinnen in Bremen gibt. 

Vorlesemonitor 2022: In Deutschland wird zu wenig vorgelesen

Die Ergebnisse des Vorlesemonitors 2022 geben einen Einblick, wie es um das Vorlesen bei Kindern in Deutschland bestellt es ist. Wie viel wird heute vorgelesen? Welche Veränderungen und Trends sind zu beobachten?
Von
Erik Schimpf
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November 2022
10.11.2022
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Vorlesen ist wichtig! Wie der Vorlesemonitor 2022 zeigt, passiert dies jedoch immer weniger. So bekommen 39 Prozent der ein- bis achtjährigen Kinder der 839 befragten Eltern selten oder nie vorgelesen. Die Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Simone Ehmig, sagt dazu, dass die Ergebnisse bundesweit repräsentativ für Familien mit Kindern in dieser Altersgruppe sind. 2019 lag die Quote noch bei 32 Prozent. Das hat Auswirkungen auf die Bildung. 

Grund dafür sind hier laut der Studie auch der mangelnde Vorlestoff. Je mehr Kinderbücher in einem Haushalt zur Verfügung stehen, desto mehr Eltern würden frühe Impulse für das (Vor-)Lesen setzen. Dazu kommt, dass umso mehr Bücher in einem Haushalt vorhanden sind, tendenziell mehr vorgelesen wird. Zudem geben 44 Prozent der Eltern an, maximal zehn Kinderbücher zu besitzen. 71 Prozent der Eltern geben an, mehr als 20 Bücher zu besitzen und regelmäßig ihrem Kind daraus vorzulesen. In der Kategorie der befragten Eltern mit weniger als sechs Büchern geben 54 Prozent an, selten bis nie vorzulesen. 

Die bisherigen Fördermaßnahmen reichten laut Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer der ZEIT Verlagsgruppe nicht aus. Esser fordert die Verfügbarkeit von Büchern und digitalen Vorlesematerialien zu verbessern. Auch die Bildungsvoraussetzungen der Eltern haben Einfluss darauf, wie oft Kindern vorgelesen wird. Kinder aus einem Haushalt mit geringer Bildung würde seltener vorgelesen werden, mehr als die Hälfte der Eltern dieser Haushalte liest ihren Kindern nur selten oder nie vor. Der Anteil der Eltern mit Zuwanderungsgeschichte sei ebenfalls in der Studie untersucht worden, dort wurde weniger die Zuwanderungsgeschichte als der  formale Bildungsstand untersucht. Die parallelen Werte zu Eltern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte und weniger formaler Bildung waren dabei ähnlich. Dadurch werden Kinder schon vor dem Schuleintrittsalter benachteiligt. Durch gezielte Unterstützung der Eltern mit geringer Bildung könnte eine Trendwende geschaffen werden und die Chancen der nächsten Generation verbessern, ihren eigenen Kindern vorzulesen, so Jürgen Kornmann, Leiter Marketing & PR der Deutschen Bahn und Beauftragter Leseförderung der Deutsche Bahn Stiftung. 

In jedem zweiten Fall werden Apps zum Vorlesen genutzt 

Der Lesealltag von Kindern wird immer digitaler, 44 Prozent der Eltern haben schon einmal Apps zum Vorlesen genutzt und 32 Prozent nutzen digitale Bücher und Kinderbuch-Apps. Zusätzlich wurden Eltern zu den einzelnen Aktivitäten der genutzten Apps befragt. 50 Prozent nutzen Apps zum Vorlesen, 32 Prozent der Eltern nutzen sie sogar mehrmals pro Woche. 84 Prozent der 365 Eltern gaben an, Apps zum Spielen für ihre Kinder zur Verfügung zu stellen. Deswegen muss die Bedeutung des Vorlesens in der Gesellschaft wachsen und mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten, so Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. Kinder bekommen erst von ihren Eltern mit dem zweiten Geburtstag etwas vorgelesen und  meist wird mit dem Schuleintritt kaum oder gar nicht mehr vorgelesen. Eltern im Vorlesen zu bestärken, sei wichtig sowie den Vorlesebegriff breiter aufzustellen, zum Beispiel durch Erzählen und Betrachten von Bildern, bereits ab dem ersten Lebensjahr der Kinder. Eltern sollten in diesem Zusammenhang die  Vorlesebiografie ihrer Kinder durch Kontinuierlichkeit fördern und ihre Lesemotivation im Alltag nicht abreißen lassen. Vorlesen eröffnet Kindern die Welt der Geschichten und legt wie keine andere Aktivität den Grundstein für Bildung und Zukunftschancen, so der Experte.

Die komplette Studie zum Vorlesemonitor 2022 ist hier als PDF zu finden.

Interessen fördern in Live-Online-Kursen mit buya

buya ist eine Lernplattform für interaktive Live-Online-Kurse für Kinder ab 3 Jahren. Unabhängige Online-Lehrer:innen können hier eine Vielzahl unterschiedlichster Kurse und Aktivitäten anbieten. Ziel ist die Schließung von Lücken des Bildungssystems.
Von
Redaktion
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November 2022
10.11.2022
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 buya ist eine Lernplattform für interaktive Live-Online-Kurse für Kinder ab 3 Jahren. Unabhängige Online-Lehrer:innen können hier eine Vielzahl unterschiedlichster Kurse anbieten. Kinder sollen dabei unterstützt werden, Neues auszuprobieren und eigene Interessen zu erforschen und ihre Talente gefördert werden.

Wir sind fest davon überzeugt, dass viele Erwachsene tolle Online-Kurse anbieten können, die auf ihren Erfahrungen, Kenntnissen und persönlichen Interessenbasieren. Uns ist bewusst, dass Lehrer:innen an unseren Schulen schon vielleisten. Aber wir denken, dass es sicher auch Dinge gibt, für die so im Unterricht oder Lehrplan keine Zeit ist.“ – Gründer Björn Schmuck

Im Gegensatz zu anderen Anbietern konzentriert sich buya nicht nur auf die schulische Nachhilfe, sondern bietet vor allem außerschulische Aktivitäten an: Zeichnen, tanzen, musizieren, programmieren, Live-Skills und vieles mehr. Bei buya geht es weniger um Paukerei, sondern mehr um spielerische Vermittlung von Wissen und Know-how.
Es soll die Lücken im Bildungssystem schließen und Lehrer:innen die Chance geben, ihre Hobbys und Leidenschaften zu vermitteln.  

Online-Kurse auf buya müssen nicht an Lehrplanstandards ausgerichtet sein. Wir bestärken buya-Teacher darin, die Themen zu unterrichten, für die sie wirklich brennen. Dadurch entsteht eine hochwertige und unglaublich vielfältige, kollaborative Lernplattform, die es so bisher nicht gab.“ – Gründer Moritz Otterbach

Wie funktioniert die Plattform?

buya-Teachern steht eine wunderschöne Kursseite mit eigenem Lehrerprofil zur Verfügung. Über einen eigenen Web-Messenger-Dienst können die Familien kontaktiert werden. Die Kurse finden über die integrierte Video-Call-Funktion statt. Wann und wie oft die Kurse stattfinden, entscheidet jede:r für sich und setzt auch selber die Preise fest. Es gibt keine Mindeststundenanzahl. Alles kann ganz nach den eigenen inhaltlichen und zeitlichen Präferenzen eingerichtet werden.
Die Vermarktung und Zahlungsabwicklung übernimmt buya. Außerdem gibt es einenpersönlichen Support per Live-Chat, E-Mail und Telefon.

Wie werde ich buya-Teacher?

Um bei buya Online-Kurse geben zu können, muss jede:r ein kurzes Bewerbungsformular ausfüllen. Nach genauer Prüfung wird dieses meist innerhalb von 1-2 Tagen freigegeben und man kann dann seine Kurse einstellen. Alle wichtigen Informationen findet man auf der Online-Lehrer:in-werden Seite. -> Jetzt buya-Teacher werden

Über buya

2020 gegründet, ging buya im August 2021 live. Die beiden Gründer Björn Schmuck und Moritz Otterbach sind ursprünglich Banker und haben schon früher zusammengearbeitet. Sie sind selbst Väter und kennen die Defizite desklassischen Bildungssystems: „Unser Bildungssystem wird heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht, wie PISA-Studien und jüngst auch die Pandemie gezeigt haben. Mit unserer Plattformschaffen wir einen niedrigschwelligen Zugang zu holistischer Bildung undergänzen das schulische Angebot“, erklären sie.


Das Angebot von buya umfasst bereits rund 700 unterschiedliche interaktive Bildungsthemen. Die Onlineklassen richten sich an Drei- bis Achtzehnjährige, sind auf maximal 18 Kinder beschränkt und kosten im Schnitt zwischen 12 und 25 Euro. Vermittelt werden die Bildungsinhalte von mehr als 1.000 geprüften Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pädagogik, Kunst und Wissenschaft. Die interaktiven Onlinekurse umfassen diverse Interessen, Disziplinen undFachrichtungen wie Sprachen, Programmieren, Gitarre spielen oder Malen bis hinzu Astronomie und Social-Skills Kursen. Schulische Inhalte undHausaufgabenbetreuung runden das Angebot ab.

Bildungspolitik in Zeiten von Krieg und Krisen

Bildungsgerechtigkeit während der Corona-Krise war ein relevantes Thema und nur unzureichend im Blickfeld bildungspolitischer Diskussionen. Im Fokus der Debatten stehen soziale Ungleichheiten der Schülerschaft. Was hat sich während Corona verändert?
Von
Erik Schimpf
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November 2022
9.11.2022
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Die Corona-Pandemie hat eine gesamtgesellschaftliche und bildungspolitische Diskussion über die Tragweite und die Umsetzbarkeit von Bildungsgerechtigkeit und gleichgestellter Teilhabe hervorgebracht. Gerade das Thema Digitalisierung wurde als wichtiger Faktor von Bildungsungleichheit erkannt, da die (Hoch-)Schulen gefordert waren, Lehrangebote mit Hilfe digitaler Medien umzusetzen. Die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit während der Corona-Krise war somit ein relevantes Thema und nur unzureichend im Blickfeld bildungspolitischer Diskussionen. Im Fokus der Debatte stehen häufig soziale Ungleichheiten und die unterschiedlichen, aber zusammenhängenden Lebenswelten der Schülerschaft.

Die Bildungspolitik hat das Ziel, bildungspolitische Interventionen, gesellschaftliche Teilhabe, den Abbau von Diskriminierung und die Schaffung eines chancengleichen Zugangs zu (digitaler) Bildung zu ermöglichen. Jedoch geht aus einer repräsentativen Umfrage der Robert Bosch Stiftung hervor, dass Lehrer auch im dritten Corona-Schuljahr einer hohen Belastung ausgesetzt waren. Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte sehen sich körperlicher und 46 Prozent mentaler Erschöpfung ausgesetzt. Dabei auf jede:n Schüler:in gerecht einzugehen und diese für den Schulunterricht zu begeistern, ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Zusätzlich zum normalen Schulalltag müssen Lehrkräfte mit Themen wie der Digitalisierung, Fachkräftemangel und Lernrückständen zurechtkommen. Dazu kommt die steigende Zahl von geflüchteten ukrainischen Kindern und Jugendlichen, die an Schulen integriert werden sollen. Der aktuelle Bedarf von Lehrkräften reicht nicht aus. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die seit Kriegsbeginn vom Ausländerzentralregister erfasst wurden, lag bei 351.548 (Stand 17. Oktober). Bereits 196.000 Kinder und Jugendliche sind bereits an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen aufgenommen. 

Der aktuelle Diskurs zum Thema Bildungsgerechtigkeit wird zum Beispiel auch durch die PISA Debatten geprägt. Soziale Herkunft und der Bildungserfolg werden in diesem Zusammenhang thematisiert.  Durch die Verlagerung des Lehrens in den digitalen Raum, ergaben sich Fragen nach der Beschaffung von digitalen Ressourcen, zum Beispiel leistungsfähigen Computern oder einem vernünftigen Internetzugang. Die Anschaffung von digitalen Endgeräten ist ein erster richtiger Schritt um Grundbedingungen der Digitalisierung an Schulen zu erfüllen, jedoch liegt die Entscheidung, wie diese im Unterricht effizient und inhaltlich genutzt werden, bei den Lehrer:innen.

Wie werden Lerninhalte für bestimmte Lernende-Gruppen zugänglich? Welche Hindernisse tragen zur Benachteiligung bei und erzeugen damit Bildungsungleichheiten? 

Das Projekt "Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise“, kurz ProBiKri-Studie, der Fernuniversität in Hagen ging dieser Frage nach. Der Fokus liegt hierbei auf dem Einfluss  des Handelns der Lehrpersonen und deren Erhalt und der Schaffung von Bildungsgerechtigkeit.

Chancengerechte Bildung – Auf digitalen Wegen? 

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Schulen erstmals im März 2020 in allen Bundesländern immer wieder geschlossen. Die Universitäten und (Fach)-Hochschulen, wechselten in den sogenannten Notbetrieb. Der Unterricht, Vorlesungen und Seminare wurden mit dem Einsatz digitaler Medien durchgeführt und verlagerten sich in den digitalen Raum. Schulen waren in ihrer technischen Ausstattung sehr unterschiedlich aufgestellt. Die Kommunikation mit Schüler:innen fand häufig auf digitalen Wegen statt, zum Beispiel per E-Mail oder Smartphone. Vor dem Hintergrund einer chancengerechten Bildungsteilhabe der Lernenden wurden Lehrkräfte zu ihrem professionellen Handeln befragt. Der Großteil der Befragten gab an, individuell auf den Lernenden einzugehen, gleiche Chancen für die Bearbeitung der von ihnen bereitgestellten Materialen sei wichtig. Die gleichberechtigte Teilhabe der Schüler- und Studierendenschaft sehen 44,9 Prozent der Befragten als gefährdet, 3,3 Prozent stimmen dem überhaupt nicht zu. Diese Zahlen zeigen, dass viele Schüler:innen in der Zeit des Fernunterrichts nicht erreicht werden konnten und dass der Kommunikationsverlust sich möglicherweise nachteilig auf den Lernerfolg der Schüler:innen auswirkt. Der Kontaktverlust resultiert zum einen durch die mangelnde technische Ausstattung der Schüler:innen, jedoch auch durch die fehlenden Medienkompetenzen der Lehrkräfte, wie eine Studie der Stiftervereinigung der Presse zeigt. Medienkompetenzen gehören nach wie vor zu den wichtigen Herausforderungen im Lehrbetrieb. In NRW beispielsweise verzahnt man verbindliche Medienkompetenzen im Schulunterricht mit dem sogenannten Medienkompetenzrahmen. Laut einer Forsa-Studie zum Thema Corona-Krise sprachen sich 67 Prozent der Schulleiter:innen in NRW  dafür aus,dass Lehrkräfte ihre Weiterbildungen besuchen können, trotz Lehrermangel.  Für 75 Prozent, ist eine stärkere Orientierung des staatlichen Fortbildungsangebotes an den Herausforderungen der jeweiligen Schule besonders wichtig. Laut des Bildungsberichts 2022 ist mit  33 Prozent die Fortbildungsquote bei pädagogischem Personal deutlich höher  als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen. 43 Prozent der Lehrkräfte haben im Jahr 2019 an weiterführenden Schulen und 41 Prozent der Lehrer:innen an berufsbildenden Schulen eine Fortbildung absolviert.

Durch das Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona", möchte die Bundesregierung mit zwei Milliarden Euro den coronabedingten Lernrückständen entgegenwirken. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt im Rahmen der bestehenden Strukturen durch die einzelnen Länder. Das Programm baut sich dabei in vier Themenbereichen auf, zum einen der Abbau der Lernrückstände, Förderung der frühkindlichen Bildung, Unterstützung für Ferienfreizeiten und außerschulische Angebote, Kinder und Jugendliche im Alltag und in der Schule begleiten und unterstützen. Mit dem vorläufigen Abschlussbericht, der im März erscheinen wird, soll dann die gesamte Bilanz über die Umsetzung der Maßnahmen und ihre Wirksamkeit gezogen werden. Der aktuelle Zwischenbericht ist hier zu finden. 

Der deutsche Städtetag sieht in diesem Zusammenhang eine Chance in bewährten Strukturen. Die Kinder- und Jugendhilfe, psychosozialen Beratungsangebote, Erziehungsberatung, Ganztagsbetreuung, Schulsozialarbeit sowie Unterstützungsstrukturen der Schulpsychologie, müssten laut des Positionspapiers  des Städtetags quantitativ und qualitativ gestärkt werden. Die kommunalen Bildungslandschaften verfügten laut Städtetag bereits über die notwendigen Kooperationsstrukturen und ein entsprechendes Erfahrungswissen, um alle zentralen Akteure vor Ort an einen Tisch zu bringen. 

Lernorte sind in der Regel für Präsenzveranstaltungen konzipiert und angelegt, die Nutzung unterschiedlicher digitaler Tools erfordert einen kompetenten Umgang mit Medien. Neben einer digitalen Infrastruktur ist es notwendig, in Aus- und Fortbildungsangebote für Lehrpersonen  zu investieren, damit überhaupt erst die Voraussetzungen für einen digitalen Schulwandel gewährleistet sind. Bildungsgerechtigkeit beginnt jedoch nicht im Klassenzimmer, sondern  auf politischer Ebene. 

Twitch und Discord für Lehrkräfte

Die Live-Streaming-Portale Twitch und Discord werden bei Jugendlichen immer beliebter. Aber wie sicher sind diese Plattformen eigentlich und wie sollten Lehrer:innen damit umgehen? Wir haben sie uns einmal genauer angeschaut.
Von
Julia Wessner
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November 2022
7.11.2022
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Dass sich junge Menschen gerne im Internet aufhalten und viel Zeit in sozialen Medien verbringen, ist den meisten Menschen bewusst. Aber auf welchen Plattformen sich die Kinder und Jugendlichen herumtreiben und wie diese eigentlich funktionieren, ist vielen nicht klar. Was sollen Lehrer:innen über solche Webseiten wissen? Und können sie diese vielleicht auch selber nutzen? Wir stellen heute die bei Schüler:innen sehr beliebten Plattformen Twitch und Discord vor.

Was ist Twitch?

Bei Twitch handelt es sich um ein Live-Streaming-Videoportal bei dem sich jeder anmelden kann, der mindestens dreizehn Jahre alt ist. Hauptsächlich wird es für Live-Übertragungen von Videospielen genutzt, bei sogenannten “Let’s Plays” filmen sich User während sie Computerspiele spielen. Die Zuschauer können über einen Chat live kommentieren und mit dem Spieler kommunizieren. Auch Live-Streams zu anderen Themen werden angeboten, zum Beispiel werden professionelle Live-Shows veranstaltet, große E-Sport-Turniere ausgerichtet sowie Koch- und Bastel-Videos oder Talkshows gestreamt. Das Gefühl, live dabei zu sein und sich mit anderen Menschen über sein Hobby auszutauschen, spricht vor allem junge Menschen an. Sie können mit ihren Idolen direkt in Kontakt treten oder auch einfach selbst Videos streamen.  

Kritik an dem Streamingportal

Mitte des Jahres geriet die Plattform in Kritik. Neben Livestreams von Videospielen war es bei den Zuschauern inzwischen fast genauso beliebt, an Livestreams von Krypto-Glücksspielen teilzunehmen. Die bekanntesten Influencer wurden dabei von den jeweiligen Webseiten mit bis zu einer Million Dollar pro Monat gesponsert. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wurden einige Zuschauer dieser Streams infolgedessen  süchtig nach Glücksspielen. Als Reaktion auf die Kritik hat Twitch die Livestreams von Krypto-Glücksspielen verboten.

Das reine Anschauen von Streams ist kostenlos und sogar ohne Anmeldung möglich, für einige Twitch- Dienste können allerdings Gebühren anfallen.

Was ist Discord?

Auch die Plattform Discord ist vor allem bei Gamern beliebt. Laut eigenen Angaben sind weltweit 250 Millionen User registriert, drei Millionen davon in Deutschland. Die App ist in einigen Bereichen ähnlich wie WhatsApp, sie kann für Instant Messaging, Chats, Sprach- und Videoanrufe genutzt werden. Die Nutzer können sich während sie ein Videospiel spielen miteinander verbinden und live über die Geschehnisse kommunizieren. Ähnlich wie bei Twitch ist auch Discord durch die Live-Spiele besonders beliebt bei Jugendlichen und Kindern. Installieren kann man Discord sowohl auf dem Smartphone als auch an einem Tablet oder Computer.

Die User können auf Twitch eigene “Server” eröffnen, die wie themenbasierte Chaträume funktionieren. In Chaträumen von beliebten Videospielen, wie zum Beispiel Fortnight, sind in der Regel zwischen 100.000 und 200.000 Nutzer gleichzeitig aktiv. Neben dem Hauptthema Gaming gibt es auch einige Chaträume zu anderen Themen, zum Beispiel Musik, Wissenschaft & Technik und Unterhaltung.

Auch Discord ist grundsätzlich kosten- und werbefrei, es sind aber auch kostenpflichtige Abonnements verfügbar.

Kritik an Discord gibt es in Bezug auf die Datenschutzbestimmungen, die nicht den hiesigen Anforderungen entsprechen. 

Plattformen wie Twitch und Discord, über die junge Menschen live kommunizieren und dabei gemeinsam Videospiele spielen können, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Gefahr, dass die User Opfer von sexueller Belästigung, Cybermobbing, Drohungen oder Erpressungen werden, ist genauso gegeben, wie auf anderen Internetseiten auch. Als Elternteil sollte man offen mit dem Kind darüber sprechen und Regeln festlegen, zum Beispiel dass kein Geld ausgegeben werden soll oder keine Geschenke von Fremden angenommen werden. 

Wie sollten Lehrkräfte mit solchen Plattformen umgehen?

Auch für Lehrer:innen sind diese Plattformen interessant. Als Teil der Medienerziehung können sie ihre Schüler:innen über die Plattformen und ihre Risiken aufklären und auch auf Elternabenden bietet sich dieses Thema an. Für eine Live-Übertragung des Unterrichts wurden die Portale während der Corona Pandemie ebenfalls schon genutzt. Wer Discord für den Online-Unterricht nutzen möchte, findet hier eine Anleitung. Unumstritten ist das Nutzen von Twitch und Discord in der Schule allerdings nicht. Laut dem Thüringer Landesdatenschutzbeauftragten Dr. Lutz Hasse nutzt Discord die gespeicherten Daten gezielt für Profilanalysen. „Es ist gruselig, welche Daten dieser Onlinedienst nach außen schießt. Das können wir nicht ignorieren.“

Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob und wie er diese Plattformen nutzt. Da es bei vielen Jugendlichen eine große Rolle im Leben spielt, ist es als Lehrer aber wichtig darüber Bescheid zu wissen. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit Streaming-Plattformen wie Twitch und Discord gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Neues Gutachten veröffentlicht: Muss Digitalisierung an Schulen neu gedacht werden?

Ein Gutachten hat untersucht, wie sich die Digitalisierung des Schulalltags auf die Lernerfolge der Schüler:innen auswirkt. Die Analyse, die im Auftrag des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde, kommt zu einem unerwarteten Ergebnis.
Von
Julia Wessner
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November 2022
5.11.2022
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Düsseldorf. Schon lange wird daran gearbeitet, dass Schulen digital besser ausgestattet werden. Ein neues Gutachten hat jetzt untersucht, wie sich die Digitalisierung des Schulalltags auf die Lernerfolge der Schüler:innen auswirkt. Die Analyse, die im Auftrag des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde, kommt zu einem unerwarteten Ergebnis.

Das im Frühjahr 2022 in Auftrag gegebene Gutachten bezieht sich auf die Digitalisierungsstrategie der deutschen Bildungspolitik. Exemplarisch dargelegt am „Impulspapier II“ des nordrhein-westfälischen Schulministeriums und an den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zum „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“.

Der verstärkte Einsatz digitaler Medien im Unterricht und im Schulalltag führt dem Gutachten zufolge nicht zu deutlich besseren Lernergebnissen der Schüler:innen. Die bisherigen „empirischen Ergebnisse zu Lerneffekten fallen keineswegs so eindeutig positiv aus, wie sie es müssten, um die Forderung nach einer umfassenden Digitalisierung hinreichend zu rechtfertigen“ schreibt der Heidelberger Pädagoge Karl-Heinz Dammer in dem Gutachten.

Die Zahlen geben dem Ergebnis Recht: Laut dem kürzlich von der KMK vorgestellten IQB-Bildungstrend sind die Kompetenzen der nordrhein-westfälischen Viertklässler in den Fächern Mathe und Deutsch im Fünf-Jahres-Vergleich deutlich gesunken. 

Das Thema Digitalisierung an Schulen hat also nicht nur positive Seiten. Sie kostet mehrere Milliarden Euro und dafür werden Ergebnisse erwartet. Ein weiterer Punkt, der kritisiert wird, ist die eventuelle Chancenungleichheit, die mit der voranschreitenden Digitalisierung einhergeht. Während der Corona Pandemie zeigten sich eindeutige Nachteile für Schüler:innen aus ärmeren Verhältnissen, deren Eltern sich einige technische Geräte nicht leisten konnten.

Die Digitalisierung der Schulen muss auch Dammer zufolge kritischer betrachtet werden. Es ist unstrittig, dass sich die Schulen der Digitalisierung stellen müssen, das Ausmaß und die genaue Zielrichtung der schulischen Digitalisierung sollen aber ergebnisoffen diskutiert werden.

Gute Podcasts für Lehrkräfte – Unsere Tipps für den Herbst

Das Radio auf Knopfdruck ist durch das Smartphone immer dabei, auch im Schulalltag. In diesem Artikel stellen wir euch einige interessante Podcast für den Lehralltag genauer vor. Welche Angebote gibt es?
Von
Erik Schimpf
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November 2022
3.11.2022
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Die kalte und dunkle Jahreszeit bietet einen Freifahrtschein, um viel Aktivitäten nach drinnen zu verlegen, so wie das Podcast hören – egal ob Spotify, Deezer, Apple oder Google Podcast und Co. das Radio auf Knopfdruck ist durch das Smartphone in unserem Alltag immer dabei. Im Auto, Zug auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück, Podcasts bieten eine hohe Flexibilität, hat man gerade keine Zeit zum Weiterhören, kann man seine Lieblingsfolge einfach pausieren und zum Beispiel später Zuhause auf der Couch genießen. Die Grenzen und Themengebiete sind fließend und bieten spannende Angebote für Lehrpersonen. In diesem Artikel haben wir in einige Podcasts genauer hineingehört und stellen euch diese vor. 

Campus & Karriere

Bildquelle: Deutschlandfunk

Das Format, welches durch den Deutschlandfunk betrieben wird, bietet kurze gebündelte Informationen aus beispielsweise der aktuellen bildungspolitischen Lage zur kulturellen Bildung, Hochschulalltag und Schulen in Deutschland oder Ausland. Der Podcast lässt dabei auch Expert:innen und Betroffene in kurzen Interviews zu Wort kommen. Die einzelnen Folgen werden bei unterschiedlichen Podcast-Plattformen gestaffelt angeboten oder in einzelnen Themen. Eine Folge hat eine Wiedergabedauer von knapp 25 Minuten.

Bildungsbuffet

Bildquelle: Bildungsbuffet

Wie sieht der Lehralltag, die Lehramtsausbildung oder das Lehramtsstudium aus – Welche Abläufe gibt es? Die beiden Moderator:innen Pia und Dominik, die selbst vor Herausforderungen ihres Referendariats an zwei Berliner Hochschulen stehen, stellen in ihrem Podcast das Berufsbild einer angehenden Lehrkraft vor. Sie reflektieren kritisch und humorvoll ihre eigenen Einblicke in die Komplexität des Schulalltags und ihre Aufgaben. In den maximal 45 minütigen Folgen werden unter anderem Gäste und Expert:innen aus dem Bildungswesen eingeladen. 

Hallo Kinder! Hallo Zukunft!

Bildquelle: Hallo Kinder! Hallo Zukunft!

Der Podcast richtet sich an Pädagog:innen, Lehrkräfte, Studierende und Auszubildende in diesen Bereichen, aber auch an Eltern. Der Hauptfokus der einzelnen Folgen liegt auf Personen, die mit Kindern arbeiten und versuchen, zugänglich für verschiedene Ideen und Anreize, Berührungspunkte im Bildungsbereich herzustellen. Die Podcaster:innen Benedikt Lang, Franziska Gebuhr, Patrick Niedhart und Jens Maxeiner sprechen über Themen, die über neue Lernformen und Formate im Schulalltag reichen oder den Umgang mit Werten beim Sport, der Familie, Toleranz im Alltag oder Demokratie. Der Podcast ist auf allen Plattformen wie Spotify, Deezer und anderen unter "Hallo Kinder! Hallo Zukunft!" verfügbar.

Lehrerbüro-Podcast 

Bildquelle: Lehrerbüro

Die größte Internet-Plattform Lehrerbüro für digitale Unterrichtsmaterialien und Lehrer-Fachinformationen unterstützen Lehrer:innen auch mit dem Format eines Podcasts. Das Angebot bietet Lehrpersonen kurze, schnelle Informationen und direkt anwendbare praktische Tipps zu allen wichtigen Themen rund um den Schulalltag und Beruf. Dabei sind die einzelnen Folgen prägnant und stichhaltig zusammengefasst, die Hördauer beträgt im Schnitt zehn bis fünf Minuten. Themen wie Entspannungsübungen bei Prüfungsstress oder das Erarbeiten von Klassenregeln gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen werden hier in praktischen Übungen erklärt. Das Format versteht sich als Ergänzung zu den unterschiedlichen Angeboten der Plattform selbst. Grundgedanke dahinter ist ein ganzheitliches Serviceangebot für Lehrkräfte, welches jederzeit und von überall abrufbar ist, um die Unterrichtsgestaltung – für alle wichtigen Lehrplanthemen sämtlicher Schulfächer - aufzubereiten. Hörbar ist der Podcast auf Plattformen wie Spotify, Apple Podcast und SoundCloud.

Schulsprecher

Bildquelle: Schulsprecher

Die Moderatoren und Lehrer Christoph Herburg und Thomas Brandt geben in ihrem Podcast eine Einsicht über ihren Arbeitsalltag. Sie tauschen sich über Erfahrungen und Erlebnisse in der Schule aus. Die Erkenntnisse, pädagogischen Herausforderungen und Probleme, die in ihrem Unterricht auftreten, thematisieren sie in diesem Format. Beispielsweise die voranschreitende Digitalisierung und die verschiedenen Tools der digitalen Endgeräte, wie diese im Unterricht zum Einsatz kommen. Wie nutze ich ein IPad effektiv im Unterricht? Welche Kompetenzen brauchen Schüler:innen im digitalen Klassenzimmer? Diese und andere praktische und pädagogische Einblicke werden in den einstündigen Folgen diskutiert. Das Format  wird nur auf der Apple Podcast Plattform für das Smartphone angeboten.

Welchen Podcast könnt ihr noch empfehlen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Weltpolitik und Demokratie an Schulen leben – Wie gelingt das?

Weltpolitik im Klassenzimmer – Globale Ereignisse sind auch im Schulunterricht in Deutschland spürbar. Themen wie der Klimawandel, die Globalisierung oder der aktuelle Ukraine-Krieg werfen Fragen für die Schüler:innen auf – Wie begegnet man diesen Themen?
Von
Erik Schimpf
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November 2022
3.11.2022
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Die Folgen globaler Ereignisse, die unsere Lebenswelt nachhaltig verändern, sind naturgemäß auch im Schulunterricht in Deutschland spürbar. Generationsübergreifende Themen wie der Klimawandel, die Globalisierung oder der aktuelle Ukraine-Krieg werfen Fragen für Schüler:innen auf und beschäftigen sie auch im Alltag. Lehrpersonen sind „Fachleute für das Lernen“ (Kultusministerkonferenz) und neben gesetzlichen und formalen Rahmenbedingungen ist auch das Eigenengagement für eine gelingende Demokratiebildung in der Schule ausschlaggebend. Doch der aktuelle Schulunterricht richtet sich überwiegend auf die Vermittlung von Wissen. Klassische Unterrichtsfächer wie Englisch, Mathematik und Deutsch sind notwendige Kompetenzbereiche, um im späteren Berufsfeld vorbereitet zu sein. Die Lehrpläne werden häufig an der Lebenswirklichkeit der Schüler:innen vorbei geplant und höchstens in den  Pausenzeiten oder Fächern wie Ethik, Religion oder Sozialkunde berücksichtigt. 

Aus einer Analyse der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2018 zum Thema Demokratiebildung an Schulen, in denen die Sichtweise von Lehrkräften hierbei untersucht wurde, geht hervor, dass 60 Prozent der Lehrer:innen ihren Schüler:innen demokratische Kompetenzen vermitteln. Bei rund einem Drittel der Lehrkräfte (33,9 Prozent) werden sie in hohem Maße vermittelt. Die Lehrformate, die im Unterricht zur  Demokratiebildung eingesetzt werden, sind in der Relation gering, nur 41,3 Prozent geben an, diese auch einzusetzen. Menschenrechte und moralische Denkweisen sind im Unterricht stark vertreten, laut der Analyse haben das Verstehen ökonomischer Zusammenhänge, das Verstehen von Religionen, Möglichkeiten der politischen Teilhabe, Sexismus sowie Homo- und Transphobie unterdurchschnittliche Werte. Lehrer:innen sind gefordert, diesen Themen im Unterricht einen Raum zu geben und auf Fragen der Schüler:innen einzugehen.

Fragen wie: Warum lerne ich das eigentlich gerade? Brauche ich das für mein späteres Leben? Schüler:innen möchten sich auch mit den Lerninhalten identifizieren können und Zusammenhänge aus ihrem eigenen Leben außerhalb der Schule herstellen. Obwohl Kinder und Jugendliche ihr Schulumfeld gerne mitgestalten, kommen Themen wie Mitsprache oder demokratische Teilhabe zu kurz im Unterricht. Darum geht es nicht zu entscheiden, wo die nächste Klassenfahrt für die Schüler:innen hingeht oder welches Thema die Projektwoche haben soll, sondern um die Verbesserung des Unterrichts oder das Leitbild der Schule.

Dennoch gibt es vielfältige Konzepte, die es Schüler:innen ermöglichen, demokratische Mitsprache, Mitbestimmung und Mitgestaltung in der Schule zu erleben. Demokratieförderung, das bedeutet auch, Einschränkungen sichtbar  zu machen und zu erklären. Denn sowohl Rede- als auch Streitkultur gehören zur Basis jeder demokratischen und vielfältigen Gesellschaft. Argumente glaubwürdig und präzise vermitteln zu können, erscheint dabei genauso wichtig wie das aufmerksame Zuhören und das aufeinander eingehen. Das kann z. B. im Unterricht geschehen, indem man am Anfang des Schuljahres mit den Schüler:innen den Lehrplan bespricht und die dort vorgegebenen Rahmenbedingungen und Lehrziele erklärt.  

Club-of-Rome-Schulen – Weltpolitik als Lehrauftrag?

Nach dem Motto „global denken, lokal handeln" rief im Jahr 2004 die Deutsche Gesellschaft des Club of Rome, gemeinsam mit Schulen aus ganz Deutschland, das Netzwerk der Club-of-Rome-Schulen ins Leben. Die Schüler:innen an Club-of-Rome-Schulen lernen,  grenzübergreifend zu denken, globale Denkweisen einzunehmen und im lokalen Umfeld aktiv anzuwenden. Club-of-Rome-Schulen sind als Denkfabrik gedacht, an denen Schüler ihre Selbstwirksamkeit in großen und kleinen Zusammenhängen entdecken und ihre Potentiale entfalten können. Das Projekt setzt sich mit einem ganzheitlichen Konzept dafür ein, Schüler:innen Themen wie Nachhaltigkeit, Globalität und Gemeinschaft näherzubringen.

Das Engagement und das Potenzial jedes Einzelnen trägt zur Weiterentwicklung des Lehr - Alltags bei. Partizipation, Toleranz, Vielfalt und Respekt sind hierbei eine Grundvoraussetzung, um langfristig eine Vertrauenskultur im Schulalltag zu schaffen. Insgesamt haben sich aktuell 16 Schulen in unterschiedlichen Bundesländern für Club-of-Rome-Schulen qualifiziert oder requalifiziert. Dazu gehört beispielsweise  das Thomas-Strittmatter-Gymnasium St. Georgen, welche das reguläre Schulprogramm mit zusätzlichen Angeboten, wie einem Deutsch-kolumbianischem Theaterprojekt oder dem Reiseprojekt Welt:Klasse ergänzen. In diesem reisen die Schüler:innen vier Wochen in ein ausgewähltes Land wie Südamerika oder Indien und lernen durch einen Perspektivenwechsel unterschiedliche gesellschaftliche Betrachtungswinkel kennen. Die Schüler:innen lernen, Beobachtungen aus ihrer direkten Lebenswelt in globale Zusammenhänge einzuordnen und andersherum die Auswirkungen globaler Entwicklungen auf ihre eigene Umwelt zu übertragen.  Im Lernformat Frei-Day, entwickelt von der Bildungsorganisation Schule im Aufbruch, bietet es Schüler:innen  einen notwendigen Raum zur strukturellen Verankerung des BNE und orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Die Idee dahinter ist, Kindern und Jugendlichen einen Freiraum zu bieten – vier Stunden jede Woche und im Stundenplan verankert, arbeiten die  Schüler:innen an Projekten mit Fragestellungen,  welche  sie selbst bestimmen. Es soll Kinder ermutigen,  selbstbestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen.

Soziale Gemeinschaft – durch Weltpolitik in der Schule?

Die folgenden Beispiele zeigen, wie Beteiligungsprozesse im Lehrbetrieb funktionieren und zur Demokratiebildung beitragen können. In Bayern möchte man unter der Initiative „Werte machen Schule“, Schüler:innen mit einer einwöchigen Weiterbildung zum Wertebotschafter:in den Schulalltag stärker mitgestalten lassen. Zielgruppe hierbei ist die Schülerschaft der achten und neunten Klassenstufe. Die Reichweite der   Projektbeispiele ist enorm und erstreckt sich von Werte-Stunden mit der eigenen Klasse, Werte-Projekttagen oder ganzen Werte-Wochen für die ganze Schule. Das Forschungsinstitut für Betriebliche Bildung (fbb) führt regelmäßig dazu eine externe Evaluation der Pilotphase (2018-2023) durch – zur Verbesserung der Fortbildung und zur Erarbeitung weiterer Handlungszusammenhänge für die schulische Wertearbeit. 

Die deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. setzt sich für das Verstehen internationaler Prozesse und das Lernen in einer interaktiven Schulstunde ein. Das Format  „UN im Klassenzimmer” bietet die Möglichkeit, die Arbeits- und Funktionsweise der Vereinten Nationen kennenzulernen. Die Schüler:innen nehmen die Rolle verschiedener Länder oder Delegierte ein und diskutieren die politische Haltung zu Konflikten. Zudem werden in unterschiedlichen Sitzungen Resolutionen verabschiedet und verhandelt, Anträge gestellt und versucht,  akzeptable Kompromisse zu finden. Grundlegend geht es um das Verstehen und Entwickeln eines kritisch begründeten Sach- und Werturteiles, um auf diese Weise die Fähigkeit der politischen Mündigkeit im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu erlangen.

Das Bundesnetzwerk Europaschule  lehrt beispielsweise zwischen dem eigentlichen Lehrplan Grund- und Menschenrechte der europäischen Wertegemeinschaft und bereitet Schüler:innen  auf das Leben als europäischer Staatsbürger vor. Dazu gehören mehrere Fremdsprachenkompetenzen als auch die Vorbereitung auf Sprachdiplome unter anderem KMK-Fremdsprachenzertifikate im berufsbildenden Bereich. Mittlerweile gibt es mehrere anerkannte Schulen, die die Kriterien einer Europaschule erfüllen. Das Programm Europa macht Schule unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten ist hier zu erwähnen. Dort nehmen Studierende aus aller Welt teil, um zu Botschaftern ihres Landes zu werden. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, der Schulklasse ihr Herkunftsland aus ihrer  persönlichen Perspektive vorzustellen und treten dabei in einen Austausch mit deutschen Schüler:innen verschiedener Klassenstufen. Vorurteile und Stereotypen einer Kultur sollen überwunden und Einstellungen von stereotypischen Zuschreibungen reflektiert werden. Ziel ist die Erarbeitung eines individuellen Projekts mit der Schulklasse, welches einen Umfang von drei bis fünf Unterrichtsstunden umfasst,  zum Abschluss werden die Ergebnisse gemeinsam präsentiert. 

Der Ukraine-Krieg oder auch die Corona Pandemie zeigen, dass Schüler:innen interessiert auf die unterschiedlichen politischen Weltbühnen schauen. Das Portal frieden-fragen.de zum Beispiel verzeichnet einen großen Zuwachs an Fragen zum Thema Krieg. Das Portal bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Fragen zu ihren aktuellen Sorgen zu stellen. Laut der Shell Studie von 2019 ist auch die Zahl der 12-25 Jährigen in Deutschland, die sich für Politik interessieren, weiterhin stabil und liegt bei knapp 41 Prozent. Der Umweltschutz und Klimawandel sind für die jüngere Generation sehr wichtig, 71 Prozent gaben an, Angst vor den Folgen der Umweltverschmutzung zu haben. Die Zufriedenheit der Befragten mit der Demokratie in Deutschland liegt hier bei 77 Prozent, jedoch fühlen sich 71 Prozent der Kinder und jungen Erwachsenen nicht ausreichend an der politischen Entwicklung beteiligt. Schülerinnen und Schüler sind durch die Corona-Pandemie, den Klimawandel und den  Ukraine-Krieg stark belastet. Bei all diesen Themen geht es um ihr zukünftiges Leben, ihre Perspektive. Schüler:innen brauchen in dieser Zeit einen  Raum, um  eigene Visionen eines friedlichen Zusammenlebens zu entwickeln. Deswegen sind Formate und Projekte im Schulalltag wichtig, damit Schüler:innen sich ihrer eigenen Selbstwirksamkeit bewusst werden und umsichtig handeln. Jedoch kann dies kein Unterrichtsfach leisten, diese Grundwerte der Demokratie müssen täglich im Schulalltag gelebt werden.

Schwangere Lehrerinnen: Wieso sie so lange aus dem Präsenzunterricht verbannt wurden

Aus Gründen des Infektionsschutzes waren schwangere Lehrerinnen Monate länger zu Hause als ihre Schüler. Gesundheitsschutz, Selbstbestimmung und der allumfassende Lehrermangel – hier kommen viele Werte zum Tragen. “Lehrer News” wirft einen Blick auf die Lage
Von
Ida Hinze
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November 2022
2.11.2022
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München. Wir sind immer noch in einer Pandemie, obwohl die Maßnahmen kaum noch bemerkbar sind. Aus Sicht der Bildung hat sich der Alltag wieder eingestellt: Alle sind zurück in den Schulen. Alle, bis auf bis auf schwangere Lehrerinnen. Doch weshalb ist diese Gruppe noch immer nicht zurück an den Tafeln?

Seit gut zwei Jahren dürfen schwangere Lehrerinnen nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen. Laut RKI ist das Risiko einer Corona-Ansteckung für Schwangere zu hoch. Der Infektionsverlauf sei bei Schwangeren im Vergleich zu Nicht-Schwangeren schwerer, daher sollten diese besonders geschützt werden. Während die Kolleg:innenen und Schüler:innen zurück in die Schule kehrten, blieben schwangere Lehrerinnen ins Home Office verbannt. Klausuren korrigieren und Videokonferenzen abhalten, sind zwar auch so möglich, aber angesichts des Lehrermangels nicht ausreichend. Denn der Lehrermangel ist zu drastisch: Dieses Jahr fehlten 40.000 Lehrkräfte. Deutschlandweit sind 2.800 schwangere Lehrerinnen nicht im vollen Einsatz. Besonders stark betroffen sind Grundschulen. Daher wird seit Juni über ihre Rückkehr zwischen Kultusministerium und Lehrerverbänden diskutiert. Die BLLV- Präsidentin Simone Fleischmann ist der Meinung: “Es wäre fatal, wenn der Personalmangel höher wiegt als der Gesundheitsschutz“.  

Inzwischen lasse das Infektionsgeschehen laut des Ministerrats entsprechende Lockerungen zu. Und auch die Stimmen der schwangeren Lehrerinnen wurden lauter, mit dem Wunsch, wieder in Präsenz unterrichten zu dürfen. Die Allgemeinverfügung ist seit Anfang Oktober aufgehoben. Schulleitungen und schwangere Lehrerinnen hatten gehofft, dass letztere am 4. Oktober wieder zurückkehren dürften. Jedoch erscheinen von Seite des Kultusministeriums 70 Seiten lange Unterlagen, die erklären, wie die Schulleitung die “Gefährdungsbeurteilung” durchführen solle. Die Verantwortung liegt wieder bei den Schulleitungen, die nun “anlassbezogene Gefährdungsbeurteilungen im Laufe der nächsten Zeit durchführen" können. Auch wird kritisiert, dass der akute Lehrermangel Druck auf die Schulleitungen und Lehrkräfte ausübe. Die freiwillige Entscheidung könnte durch diese Krise besonders schwer zu fällen sein.

Unterm Strich liegt die Entscheidung nunmehr tatsächlich bei den schwangeren Lehrkräften, womit sie  wieder mehr Selbstbestimmung erhalten. Zudem könnten die wiederkehrenden Lehrkräfte Unterrichtsausfällen entgegenwirken. Dennoch ist die Kommunikationskultur der Kultusministerien gegenüber den Schulleitungen zu kritisieren. Die umfangreichen bürokratischen Auflagen entlasten die Situation keineswegs.  Bis schwangere Lehrerinnen tatsächlich wieder unterrichten können, wird es wohl noch dauern.

Lehrermangel in Berlin: Quereinstieg als Lösung?

Lehrermangel ist schon lange ein bekanntes Problem in ganz Deutschland. Zum Start einer Reihe durch alle Bundesländer haben wir uns in diesem Artikel die aktuelle Situation in Berlin genauer angeschaut.
Von
Julia Wessner
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November 2022
1.11.2022
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Das Problem des Lehrermangels ist in Deutschland altbekannt. Lehrer:innen und Schüler:innen leiden seit Jahren darunter und niemand scheint das Problem in den Griff zu bekommen. Lehrermangel heißt aber nicht gleich Lehrermangel, die Situation ist in unterschiedlichen Schulformen und von Bundesland zu Bundesland verschieden. Deshalb schauen wir uns in einer Serie nacheinander die aktuelle Situation in den Bundesländern an. Heute starten wir mit Berlin. 

Warum gibt es einen Lehrermangel?

Die Lage ist nicht überall gleich dramatisch, im Osten Deutschlands ist die Situation zum Beispiel deutlich angespannter als im Westen des Landes. An Gymnasien ist der Lehrermangel oft kaum zu sehen, es herrscht teilweise sogar ein Überangebot an Lehrer:innen und an Grund-und Berufsschulen ist man verzweifelt.

Ein Grund für den aktuellen Lehrermangel ist laut Klaus Klemm, pensionierter Professor für Bildungsforschung und Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, dass die zuständigen Ministerien lange Zeit mit sinkenden Schülerzahlen gerechnet haben und daher die Ausbildungskapazitäten zu stark zurückgefahren hätten. Neben Kindern von Zugewanderten und Geflüchteten ist in den letzten Jahren die Geburtenrate in Deutschland  aber so deutlich gestiegen, dass diese Prognosen nicht mehr stimmen. In Berlin gibt es  dieses Jahr 37.000 Erstklässler, so viele wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.  Dazu kommt, dass sehr viele Lehrer:innen in der Zeit bis in die Achtziger Jahre eingestellt wurden, um die Kinder aus dem “Babyboom” der Nachkriegsjahre zu unterrichten. Diese Lehrkräfte gehen jetzt oder sind bereits alle in Rente. Zudem werden Lehrkräfte regelmäßig freigestellt und können deshalb nicht immer unterrichten. Unter anderem bilden sie als Seminarleiter:innen angehende Lehrer:innen aus, oder besuchen Fort- oder Weiterbildungen. In Berlin werden Lehrkräfte alleine dafür für 7.000 beziehungsweise  4.300 Stunden pro Schuljahr freigestellt. 

Was wird dagegen getan?

Eine Lösung für das Problem des Lehrermangels sind die sogenannten Quereinsteiger. Wer ein Fach-, aber kein Lehramtsstudium abgeschlossen hat, kann in fast allen Bundesländern Zusatzqualifikationen erwerben und dadurch als Quereinsteiger an einer Schule lehren. Ein Beispiel für eine solche Laufbahn wäre ein Absolvent der Archäologie, der nun an einer Schule Geschichte lehrt. Dieses Verfahren ist allerdings nicht unumstritten. 2019 redete der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, im Bezug auf Quereinsteiger und deren fehlende Ausbildung, von einem “Verbrechen an den Kindern”. 

Die Anzahl der Quereinsteiger an Berliner Schulen hat mittlerweile ein gewaltiges Ausmaß erreicht. Zum Beginn des Schuljahres 2018/2019 konnte das Bundesland zwar alle offenen Stellen besetzen, allerdings hatten nur 1047 von 2700 neu eingestellten Lehrer:innen ein abgeschlossenes Lehramtsstudium, das sind lediglich 39 Prozent. 

Auch im Schuljahr 2019/2020 waren fast zwei Drittel der 2734 neu eingestellten Lehrer:innen Quer- oder Seiteneinsteiger. Zu Beginn des Schuljahres 2022/2023 hat sich die Situation noch einmal verschärft, 875 Vollzeitstellen waren an den Berliner Schulen zum Schulstart noch offen, zudem arbeiten etwa ein Drittel der beschäftigten Lehrer:innen nur in Teilzeit. Unter den neu besetzten Lehrer:innen waren 455 Quereinsteiger. 

Infolgedessen wurden in  Willkommensklassen auch Masterstudenten, Pensionäre, einstige Vertretungslehrkräfte und WIllkommenslehrkräfte eingesetzt.

SPD-Bildungsexperte Marcel Hopp forderte bereits Kürzungen bei der Stundentafel, diese legt fest, wie viele Stunden in welchem Fach unterrichtet werden. Schon im Juni forderte der Landeselternausschuss, Stundenpläne einzukürzen und nicht besetzbare Stellen umzuwandeln, damit zum Beispiel auch Theaterpädagogen an einer Schule beschäftigt werden könnten. Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) plant zudem, Lehre:innen gezielter nach Bedarf  zu verteilen. So soll verhindert werden, dass Schulen in manchen Stadtteilen zu viel Personal haben und andere – zum Beispiel in sozialen Brennpunkten – extremen Personalmangel haben.

 

Der Lehrermangel in Berlin ist also ein echtes Problem, das schon seit mehreren Jahren existiert. Unter den Folgen leiden sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen. Aktuelle Lösungsansätze sind Umverteilungen und Kürzungen, zum Beispiel bei der Stundentafel sowie die Wiedereinstellung von Pensionären. Eine wichtige Maßnahme ist zudem die vermehrte Verpflichtung von Quereinsteigern. Eine andere Idee wäre, langfristig mehr Fachkräfte einzustellen, welche die nicht-pädagogische Arbeiten übernehmen. So sollen Lehrkräfte von administrativen Aufgaben entlastet werden. Die meisten solcher Ideen scheinen aber nicht optimal und werden häufig kritisiert. Laut Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, gibt es kurzfristig keine Lösungen, nur Notmaßnahmen. Die Suche nach echten Lösungen für das Problem Lehrermangel geht also weiter. 

Wie nehmt ihr die Situation in Berlin wahr? Welche Lösungsvorschläge habt ihr? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

IQB-Bildungstrend zieht ernüchternde Bilanz

Das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen hat den diesjährigen Bildungstrend 2022 ausgewertet – was hat sich deutschlandweit an Schulen getan? Wie haben sich die Lehrbedingung unter der Corona-Pandemie entwickelt?
Von
Erik Schimpf
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November 2022
1.11.2022
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Berlin. Der diesjährige Bildungstrend des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zieht in der Gesamtheit der Ergebnisse eine ernüchternde Bilanz und sieht weiteren Handlungsbedarf, um Leistungsunterschiede zwischen Schüler:innen der einzelnen Bundesländer anzupassen. Diese Ungleichheit zeigt sich zum Beispiel bei der Kompetenz Lesen im Fach Deutsch. Der Mittelwert für das Schuljahr 2021 liegt hier bei 471 Punkten, 2016 waren es noch 493 von maximal 500 zu erreichenden Punkten. Bremen und Sachsen liegen im Vergleich bei der  Kompetenz Lesen ein Jahr auseinander. Zudem gaben im Fach Deutsch 18 Prozent und im Fach Mathematik  23 Prozent an, eine hohe Ängstlichkeit im Bezug auf die Leistungsanforderungen zu erleben. Der Anteil der Schüler:innen, die den Mindeststandard nicht erreichen, hat in teilweise allen Kompetenzbereichen deutlich zugenommen. 

Der Bildungstrend  sieht  negative Faktoren unter anderem in der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Folgen wie Schulschließungen, Wechselunterricht und Distanzlernen. Die Lernbedingungen, die räumliche und technische Ausstattung der Schüler:innen in dieser Zeit variierten stark und hätten den Lernerfolg sogar negativ beeinträchtigt. Gerade  für Kinder mit Zuwanderungshintergrund der ersten Generation, die selbst im Ausland geboren sind, fallen die Kompetenzeinbußen überwiegend größer aus als bei Kinder ohne Zuwanderungshintergrund. Besonderes Augenmerk gilt für die Sicherung der Mindeststandards und für Schüler:innen, die aus weniger privilegierten Familien kommen und einem höherem Risiko ausgesetzt sind, abgehängt zu werden. 

Die Diversität  und Heterogenität der Schüler:innen in Deutschland  hat sich seit 2016 erheblich verändert. Der Schulunterricht gestaltet sich zunehmend inklusiver, was auch eine Herausforderung für Lehrkräfte darstellt. Der IQB-Bildungstrend sieht unabhängig von den pandemiebedingten Problemen einen negativ Trend in Bezug auf das Erfüllen der Mindestanforderungen, welcher sich schon zwischen 2011 und 2016 entwickelte. Der Bildungstrend kommt zu der Empfehlung, dass Kinder schon in der Kita gezielter durch verbindliche Diagnostik des Sprachstandes und darauf bezogene verbindliche Förderung mit evidenzbasierten Programmen unterstützt werden sollten. Die 16 Bundesländer nutzen dabei fast genauso viele unterschiedliche Diagnostikverfahren. Die bundesweit geltenden Mindeststandards der KMK sollten, laut Empfehlung, genauer ausgearbeitet und ihre Rolle als Grundlage der Qualitätsentwicklung in Schulen deutlich gestärkt werden.

Schule digital – Ist das wirklich ressourceneffizient?

Das Ziel den Papierverbrauch zu senken ist oft ein Argument für die Beschaffung von Tablets & Co. Ein Gerät kann tausende Blätter Papier ersetzen. Doch ist die digitale Lösung unterm Strich wirklich umweltfreundlicher?
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October 2022
28.10.2022
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Weniger Autofahren, um fossile Brennstoffe zu sparen, Reisen am liebsten ohne Flugzeug und nur ganz wenig Fleisch essen – das wachsende Umweltbewusstsein zeigt sich im gesellschaftlichen Verhalten des letzten Jahrzehnts. Ressourcen sparen ist angesagt, auch in Anbetracht des Ukraine-Kriegs, der daraus folgenden Inflation und steigenden Energiepreisen. Die Industrie betreffend sind sich Experten einig: Digitalisierte Unternehmen verbrauchen weniger Ressourcen. Doch wie sieht es im Bildungssektor aus? Sind strombetriebene Endgeräte wirklich ressourcenschonender als Papier? Wie kann Digitalität in Schulen den Verbrauch von Ressourcen senken?

Wann ist Schule digital?

Zunächst: Was ist überhaupt eine digitale Schule? Der Branchenverband Bitkom zeichnet Smart Schools aus. Laut den Unternehmen seien Smart Schools Ökosysteme, bestehend aus einer digitalen Infrastruktur, digital vollumfänglichen pädagogischen Konzept und Lehrerfortbildungen, mit welchen digitale Bildungsinhalte im Praxisbetrieb angewendet werden können.

Das deutsche Schulportal stellt unter der Überschrift “Digitale Schule” die Realschule am Europakanal in Erlangen vor. Digitaler Unterricht und der Gebrauch von Tablets und Smartphones im Unterricht sind hier fester Bestandteil des Unterrichtsalltags. Die Schule hat eine umfängliche WLAN Infrastruktur, Tablets, worauf auch Schulbücher in Form von interaktiven Lernbüchern genutzt werden, Whiteboards statt Tafeln und eine Lernplattform, auf welche die Schüler:innen jederzeit zugreifen können.

Digitalität an Schulen scheint sich also hauptsächlich auf digitalisiertes Lehren und Lernen zu beziehen. Es sollen technische Kompetenzen vermittelt und digitale Medien sowie technische Hilfsmittel im Unterricht verwendet werden. Dazu sind eine zeitgemäße, digitale Infrastruktur und Ausstattung sowie ein leistungsfähiger Breitbandanschluss für den digitalen Unterricht unverzichtbar. 

Welche Ressourcen können durch Digitalität gespart werden? 

Die Ressourcen, die am meisten in der Schule verbraucht werden, sind Energie, also Gas und Strom, Holz (Papier) und nicht zuletzt die Ressource Mensch. Im Durchschnitt verbraucht eine Schule in Deutschland 3,4 Millionen Blätter Papier pro Jahr. Zusätzlich fallen für die Schüler:innen Schulbücher und Hefte an, die im klassischen Unterricht ebenfalls aus Papier und Pappe hergestellt sind. Unter der Ressource Mensch versteht sich die Arbeitszeit und -komfort der Lehrkräfte.

Smarte Energie an Schulen – Zukunftsmusik

Große Gebäude sind sehr ressourcenintensiv – Allein in der EU sind Gebäude bereits für 40 Prozent des Energieverbrauchs sowie für 36 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Bildungseinrichtungen werden in Deutschland hauptsächlich vom Staat finanziert und haben dadurch meist ein enges Budget. Die Gebäude sind häufig älter und zusammengespart, um das Geld für die Lehre sowie zur Besserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zur Verfügung zu haben. Smart Buildings, also hochdigitalisierte Gebäude gibt es kaum unter deutschen Schulen. Sie erreichen Ressourcenschonung durch eigene Energieanlagen, zum Beispiel Photovoltaik, und intelligente Raumbeheizung sowie Beleuchtung. Dadurch wird nur geheizt und beleuchtet, wenn die Räume genutzt werden. Um jedoch dieses Konzept an deutschen Schulen flächendeckend einzusetzen, fehlt schlichtweg das Geld. Ein erster Schritt ist es, Strom und Gas von Herstellern zu beziehen, die erneuerbare Energiequellen nutzen. Die TU Dortmund hat Ende 2020 das Projekt “SENSOr - Smart Energy Smart Schools” ins Leben gerufen. Im Rahmen von Projektwochen werden digital gestützte Daten zum Energieverbrauch gesammelt und ausgewertet. Daraufhin werden mit den Schüler:innen Maßnahmen entwickelt, um Ressourcen zu sparen. Umfassende Veränderungen bzw. Erweiterung der Architektur oder Heiz- und Belüftungsanlagen sind jedoch im Rahmen des Projekts nicht möglich.

Papier vs. Tablet & Co.

Der Papierverbrauch wird durch einen digitalisierten Unterricht am meisten zurückgefahren. Ob Arbeitsblätter, Schulhefte und Schulbücher – alles ist aus Papier beziehungsweise Holz hergestellt. Holz ist eine nachwachsende Ressource, bei dem europäischen Verbrauch kommt jedoch kein Wald hinterher. ­­Daher greifen wir auf Holz aus anderen Ländern zurück und verbrauchen bei der Produktion wiederum andere Ressourcen. Tablets, welche wir hier hauptsächlich zum Vergleich heranziehen, bestehen aus wertvollen, teilweise endlichen Ressourcen wie zum Beispiel Lithium (Akku). Es gibt in der Forschung kein abschließendes Ergebnis, ob und wenn ja, wie viel mehr die Tabletbenutzung im Vergleich zu Papier an Ressourcen spart. Dies liegt daran dass unterschiedliche Tablets auch jeweils unterschiedlich viele Ressourcen gebrauchen und Produktionsfaktoren schwanken können. Nach einem Forschungsprojekt von Armin Mühlematter, in welchem drei Tablets von verschiedenen Herstellern betrachtet wurden, ist eins der drei Tablets ökologischer als Recyclingpapier. Es gibt Kritik, dass der Ressourcenverbrauch der Tablets zu niedrig angesetzt war und keines der drei umweltfreundlicher als Recyclingpapier ist. Der Autor verweist jedoch auf etwas Entscheidendes: das Nutzerverhalten. 

Durch das Wissen und die Umsetzungen eines energieeffizienten Umgangs mit mobilen Geräten kann bis zu 50 Prozent der gebrauchten Energie eingespart werden. Was muss man also beim Kauf und Benutzung von technischen Geräten beachten?

-   Leistung des Geräts an Anspruch anpassen: Mehr Leistung bedeutet einen höheren Energieverbrauch,

-   Stromeffiziente Produkte kaufen (geringer Stromverbrauch teilweise an Labeln erkennbar: Blauer Engel, EU-Energielabel),

-   Akku schonen: Das Gerät am besten zwischen 20 und 80 Prozent Akkustand halten, Ladevorgänge nicht unterbrechen, möglichst nicht über Nacht laden, Ladekabel des Herstellers nutzen, Gerät vor Temperaturextremen schützen,

-   Hersteller unterstützen, die auf Ressourcenverbrauch in der Produktion oder den Lieferketten und der eigenen Stromversorgung achten,

-   Günstig reparierbare Geräte kaufen.

Natürlich muss die Rechnung alle Jahre neu gemacht werden, da die Herstellung technischer Geräte ständig optimiert wird und, in Anbetracht des Trends zu mehr Nachhaltigkeit, Richtung Ressourcensparsamkeit strebt. Generell gilt, je länger das digitale Gerät in Betrieb ist, desto besser die Ressourcenbilanz. Auch wenn durch die im Hintergrund benötigte Infrastruktur aus Rechenzentren und Datenleistungen ständig Energie verbraucht wird, benötigt die Herstellung der meisten Geräte am meisten Ressourcen.

Entlastungspotential für Lehrkräfte – Wenn alle mitmachen

Nicht zuletzt wird durch einen digitalisierten Unterricht auch das Lehrpersonal unterstützt. Die digitalen Hilfsmittel sind, wenn alles richtig läuft, eine Entlastung – sowohl die Vorbereitungszeit, Anstrengung während der Arbeit als auch die totale Arbeitszeit betreffend. Durch die digitale Vernetzung können aufbereitete Lerninhalte einfach mit Kollegen ausgetauscht und auch auf frei verfügbare Lehrinhalte zurückgegriffen werden. Die Aufmerksamkeit der Schüler:innen wird von der Lehrkraft immer wieder auf die mediale Unterstützung gerichtet. Das kann psychischen Stress im Lehrerberuf mindern. Damit durch das Digitalwerden des Unterrichts auch tatsächlich Ressourcen gespart werden, ist es wichtig, dass einheitlich gehandelt wird. Wenn digitale und analoge Lehre nebeneinander laufen und Kollegen die Potenziale nicht ausnutzen, kann es zu einem insgesamt höheren Ressourcenverbrauch kommen.

Versucht eure Schule Ressourcen durch digitale Lösungen zu schonen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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